Kunz von der Rosen

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Kunz von der Rosen, Radierung von Daniel Hopfer, im Bestand der National Gallery of Art

Kunz von der Rosen (* um 1470 in Kaufbeuren; † 1519) war Berater des deutschen Königs und späteren Kaisers Maximilians I. Er genoss Maximilians besonderes Vertrauen und war mit Redefreiheit bei Hofe privilegiert.

Kunz von der Rosen mit „Eskortenkind“ Matthäus Schwarz im Karneval 1504
Kunz von der Rosen, nach einer Silberstiftzeichnung von Hans Holbein d. Ä.
Kunz von der Rosen, Porträtmedaille von Hans Schwarz, National Gallery of Art
Inschrift an seinem Wohnhaus in Augsburg, Jesuitengasse 18

Bekannt wurde Kunz von der Rosen durch eine Reihe von Wagstücken und Streichen. Unter anderem versuchte er den 1488 in Brügge gefangenen König Maximilian I. aus der dortigen Haft zu befreien, indem er sich als Priester verkleidet zu ihm bringen ließ, wo er mit Maximilian die Kleider tauschen und ihm so zur Flucht verhelfen wollte. Maximilian lehnte das Angebot jedoch als unehrenhaft ab. Auch ist überliefert, dass er unangemessene Gastgeschenke des venezianischen Gesandten zerschlug und dass er bei einem zur Hochzeit des Markgrafen Casimir von Brandenburg veranstalteten Turnier Zuschauer in einen Wassertrog stürzte.[1]

Kunz galt als intelligenter Mann, der es verstand, durch seine Späße und seine Anmerkungen nicht selten zum Nachdenken anzuregen: So wurde er einmal befragt, was er von einem Friedensangebot halte. Von der Rosen antwortete darauf mit der Frage, wie alt er geschätzt werde. Nach einigen Versuchen sagte er, dass er schon über 200 Jahre alt sei, da er schon mindestens zwei Friedensangebote habe in Kraft treten sehen, die beide über jeweils 100 Jahre abgeschlossen wurden.

Seine Grabstätte befindet sich in der St.-Anna-Kirche in Augsburg.[2]

Von Kunz von der Rosen ist durch eine Radierung seines Zeitgenossen Daniel Hopfer ein Bildnis überliefert, das um das Jahr 1515 geschaffen wurde. Dieses Porträt ist dadurch bekannt, dass es in zahlreichen Publikationen bis heute irrtümlich als Porträt des Seeräubers Klaus Störtebeker bezeichnet wird, nachdem es ein geschäftstüchtiger Kunsthändler im Jahr 1682 hierfür umgewidmet hatte.[3][4][5]

Literarische Bearbeitungen

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1844 erschien Gustav Freytags Stück Die Brautfahrt oder Kunz von den Rosen, ein Lustspiel über Kaiser Maximilian, für das er den Preis der Berliner Hofbühne gewann.

Heinrich Heine beschreibt im Schlusswort zu seinen Englischen Fragmenten (1830), dem letzten Text seiner Reisebilder, Kunz von der Rosen in einer Anekdote im Gespräch mit Kaiser Maximilian I. (von Heine irrtümlich Kaiser Karl V. genannt), wo von der Rosen verkleidet in des Kaisers Kerkerzelle gelangt, um ihm Zepter und Krone zu überreichen und ihn zu befreien. Der Kaiser jedoch lehnt ab und fragt: „Bin ich denn wirklich Kaiser? Ach, es ist ja der Narr, der es mir sagt!“ Dieser Text steht im Zusammenhang mit Heines Kritik an Restauration nach dem Wiener Kongress und der Hoffnung auf den Anbruch einer „neuen Zeit“, wie er Kunz von der Rosen sagen lässt. Diese ist gekennzeichnet durch die Verwirklichung der Postulate der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.[6]

Wenn sich Kunz von der Rosen (in Anekdoten) selbst als „Narr“ bezeichnete, geschah dies in Ironie, die aber immer vom hohen Selbstwertgefühl eines kaiserlichen Vertrauten getragen wurde. Von der Rosen zeichnete sich durch ein hohes Maß an natürlichem Witz aus, hatte jedoch einen ehrenwerten Charakter, verletzte durch seine „Scherze“ nie den Anstand und die guten Sitten und war in jeder Hinsicht eine achtbare Persönlichkeit. Auch wenn er später wiederholt, z. B. in literarischen Bearbeitungen, als (Hof-)Narr bezeichnet und charakterisiert wurde, stellten ihn zeitgenössische Abbildungen nie in Narrentracht dar, sondern vielmehr in männlich-ritterlicher Weise, am augenfälligsten in Hopfers Darstellung mit Barett, gerissenem Wams und Schwert.[2]

  • Ludwig Aurbacher: Kunz von der Rosen, Kaiser Maximilians lustiger Rath. München 1841.
  • Ludwig Egelhofer: Kunz von der Rosen – Narr oder Weiser? In: Kaufbeurer Geschichtsblätter. Band 12, 1990/92, S. 445–454.
  • Jakob FranckRosen, Kunz von der. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 195–197.
  • Hans Gebhart: Kunz von der Rosen, Kaiser Maximilians „lustiger“ Rat. In: Das Bayerland. Jahrgang 36, 1925, S. 349–352.
  • Clemens Jäger: Contz von der Rosen. In: Ehrenspiegel des Hauses Österreich. Band VII. Augsburg 1559, S. 661–665 (= Blatt 328–330), urn:nbn:de:bvb:12-bsb00103106-2 (digitale-sammlungen.de).
  • Gabriele Victoria Schaffner: Kunz von der Rosen. Vertrauter Maximilians und Augsburger Bürger. In: Heidrun Lange-Krach (Hrsg.): Maximilian I., 1459–1519 - Kaiser. Ritter. Bürger zu Augsburg. Ausstellungskatalog Maximilian Museum, Augsburg. Schnell & Steiner, Regensburg 2019, ISBN 978-3-7954-3414-4, S. 69–77.
  • Friedrich Schmitt: Kunz von der Rosen. Staatsmann und Schalk. In: Kaufbeurer Geschichtsblätter. Band 1, 1952/54, S. 18f. und S. 22–24.
Commons: Kunz von der Rosen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Karl Friedrich Flögel: Geschichte der Hofnarren. Liegnitz u. a. 1789, S. 195f.
  2. a b Jakob Franck: Rosen, Kunz von der. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, S. 195–197.
  3. Ralph G. Kretschmann: Nicht alle Toten schweigen: Das Erbe der Likedeeler. Edel:Books, Hamburg 2016, ISBN 978-3-95530-834-6 (books.google.de).
  4. Kurt Dröge: Bilder des Klaus Störtebeker: Zur Austauschbarkeit von Heldendarstellungen. Books on Demand, 2018, ISBN 978-3-7528-8968-0, S. 24 (books.google.de).
  5. Gregor Rohmann: Vier Männer und ein Bild : Was verbindet Kunz von der Rosen, Gonsalvo di Cordova, Klaus Störtebeker und Florian Geyer? – Über das sogenannte Störtebeker-Porträt. In: Jörgen Bracker (Hrsg.): Gottes Freund – aller Welt Feind : von Seeraub und Konvoifahrt : Störtebeker und die Folgen. Museum für Hamburgische Geschichte, 2001, ISBN 978-3-9805772-5-0, S. 36–51 (academia.edu).
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