Messe Frankfurt

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Messe Frankfurt GmbH

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Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Sitz Frankfurt am Main, Deutschland
Leitung Wolfgang Marzin (Vorsitzender),
Uwe Behm,
Detlef Braun
Mitarbeiterzahl Mehr als 2.500 Mitarbeiter[1]
Umsatz rund 718 Millionen Euro[2]
Branche Handelsmessen
Website www.messefrankfurt.com
Messe Torhaus und Messeturm am Abend
Frankfurter Messegelände – Blick von oben

Die Messe Frankfurt ist der weltweit größte Messe-, Kongress- und Eventveranstalter mit eigenem Gelände. Neben dem Betrieb des eigenen Messegeländes in Frankfurt am Main ist die Unternehmensgruppe mit einem Vertriebsnetz aus 30 Tochtergesellschaften und mehr als 60 Vertriebspartnern, weltweit in 188 Länder tätig. Im Jahr 2018 organisierte die Messe Frankfurt 148 Messen und Ausstellungen, davon 101 im Ausland. Daneben bietet die Messe Frankfurt Dienstleistungen von Messebau und Marketing bis hin zu Personaldienstleistungen und Gastronomie an.

Die heutige Messe Frankfurt GmbH wurde 1907 von der Stadt Frankfurt am Main und 16 Frankfurter Bürgern als Ausstellungs- und Festhallengesellschaft mbH gegründet. Das Kapital von drei Millionen Goldmark (entsprächen heute rund 21,7 Mio. Euro) brachten Stadt und Bürger je zur Hälfte auf. Die Stadt kaufte bis 1917 vertragsgemäß die privaten Anteile an der Gesellschaft zurück und war von 1918 bis 1951 Alleingesellschafterin.[3] Von 1920 bis 1983 firmierte die Messegesellschaft unter dem Firmennamen Messe- und Ausstellungs-Gesellschaft mbH. Das Land Hessen ist seit 1951 Gesellschafter der Messe Frankfurt.[4]

Unternehmensgruppe Messe Frankfurt

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Die Muttergesellschaft der Unternehmensgruppe ist die Messe Frankfurt GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Anteilseigner sind die Stadt Frankfurt mit 60 Prozent und das Land Hessen mit 40 Prozent.[2] Die Unternehmensgruppe beschäftigt über 2.000 Mitarbeiter. Der Messe Frankfurt GmbH gehören als 100%-Tochtergesellschaften die Messe Frankfurt Exhibition GmbH und die Messe Frankfurt Venue GmbH.[5]

Die Messe Frankfurt Exhibition GmbH veranstaltet mit ihren Tochtergesellschaften weltweit Messen.

Die Messe Frankfurt Venue GmbH betreibt das Messegelände Frankfurt.

Messegelände Frankfurt

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Frankfurt am Main ist – gemessen an der Ausstellungsfläche – nach dem National Exhibition and Convention Center (NECC) in Shanghai und nach dem Messegelände Hannover der drittgrößte Messeplatz der Welt[6]: Auf 592.127 Quadratmetern Grundfläche stehen 11 Hallen mit 372.073 Quadratmetern Ausstellungsfläche sowie rund 60.000 Quadratmeter Freigelände zur Verfügung.[7]

Das Messegelände im Westen Frankfurts liegt in den Stadtteilen Bockenheim und Westend-Süd. Im Süden grenzt es an das Gallusviertel insbesondere an dessen Entwicklungsgebiet „Europaviertel“, und im Westen schließt die Kuhwaldsiedlung an. Es hat direkten Autobahnanschluss (Bundesautobahn 648) und Parkplätze am Rebstockgelände. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es über die U-Bahn- und Straßenbahnhaltestelle Festhalle/Messe (Linien U4, 16 und 17) sowie den S-Bahnhof Frankfurt am Main Messe (Linien S3 bis S6) zu erreichen. Der S-Bahnhof mit dem Messe Torhaus liegt fast genau in der Mitte des durch die Bahnlinie zweigeteilten Messegeländes.

Architekten wie Martin Schoenmakers, Oswald Mathias Ungers, Helmut Jahn und Nicholas Grimshaw haben mit ihren Entwürfen dem Frankfurter Messegelände ein Gesicht gegeben. Keimzelle der Messe Frankfurt, erste Messehalle und das älteste Gebäude ist die 1909 fertiggestellte Festhalle, eine freitragende Kuppelkonstruktion aus Stahl und Glas. Sie wurde nach einem Entwurf des Münchner Architekten Friedrich von Thiersch in 23 Monaten erbaut und ist heute eine moderne Multifunktionshalle.[8]

Waren die Gebäude auf dem Frankfurter Messegelände vor und nach dem Zweiten Weltkrieg eher Zweckbauten, so begann dort mit dem Torhausbau 1984 (Torhaus) eine Phase mit architektonisch anspruchsvoll gestalteten Neubauten. Der erste Schritt zur Neugliederung des Geländes wurde 1982 mit dem Neubau der Halle 9 und der Galleria vollzogen. Ende der 80er Jahre entstanden die Halle 1 und der Eingang City. 1996 folgte das Congress Center mit dem angeschlossenen Maritim-Hotel.

Mit dem Erwerb von Teilen des ehemaligen Güterbahnhofs hat die Messe Frankfurt ihr innerstädtisches Gelände im Südwesten um rund 11 Hektar ausgedehnt und neu gegliedert. Es entstanden Gebäude wie die Halle 3, das Forum, die neue Dependance und das Cargo Center. Im Oktober 2007 legte die Messe Frankfurt den Grundstein für den Bau der neuen Messehalle 11 mit dem Eingangsgebäude Portalhaus. Die Bauarbeiten wurden im Juli 2009 abgeschlossen. 2014 wurde das Operation & Security Center in Betrieb genommen sowie im benachbarten Europaviertel mit Kap Europa ein zweites Kongresshaus. Im Herbst 2018 wurde auf dem Westgelände die Halle 12 sowie die damit verbundene Erweiterung der Via Mobile West fertiggestellt. Die Halle ist mit der Automechanika Mitte September in Betrieb genommen worden und bietet auf zwei Hallenebenen 33.600 Quadratmeter hochmoderne und multifunktionale Veranstaltungsfläche. Die Halle bildet den Schlussstein in der Bebauung des Westgeländes der Messe Frankfurt.[9][10]

Geschichte im Mittelalter und in der Renaissance

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Frankfurt am Main wurde insbesondere wegen der günstigen geographischen Lage zum Messestandort. Der Main besaß seit dem Mittelalter hohe Bedeutung für den Güterverkehr. Durch seinen Übergang in den Rhein verband er in nicht allzu großer Entfernung die großen Wirtschaftsräume Oberdeutschlands und der norddeutschen Hanse miteinander. Auf dem Landweg kreuzten sich dort wichtige Fernstraßen, die die Stadt u. a. mit dem südlichen Niedersachsen, Thüringen, dem deutschen Südosten und somit auch Oberitalien und dem Balkanraum verbanden.

Bereits die Karolinger hatten diese strategische Position mit der hier von Ludwig dem Frommen errichteten Kaiserpfalz politisch genutzt. Nach einem Niedergang in der Zeit der sächsischen und salischen Herrscher errichteten die Staufer unter Konrad III. Mitte des 12. Jahrhunderts eine Königsburg am Main. Binnen kurzer Zeit wuchs die bis dato wohl nur dorfähnlich um die verfallenen Pfalzgebäude auf dem Domhügel und die Salvatorkirche gruppierte Siedlung zu einer mittelalterlichen Stadt heran.

Urkunden deuten darauf hin, dass die Stadt bereits im 11. Jahrhundert zumindest als wichtiger Handelsplatz fungierte. Im Jahr 1034 wurde dem St.-Ferrutius-Kloster zu Bleidenstadt und im Jahr 1074 den Einwohnern von Worms in Frankfurt Freiheit von Durchgangszöllen gewährt, wobei der Name Frankfurt nur in der zweitgenannten Urkunde fällt. Dies ist nur ein Beweis dafür, dass Frankfurt als Ort eines Mainzolls für den königlichen Fiskus diente. Jedoch verrät die Wormser Urkunde sowie eine kaiserliche Verfügung vom 6. April 1157 auch, dass die Frankfurter Zollstätte über längere Zeiträume die einzige ihrer Art am Main war.

Während bei St. Denis bei Paris bereits im 7. Jahrhundert eine Messe urkundlich bezeugt wurde und ähnliche Nachweise für viele weitere europäische Handelsstädte in das 10. und 11. Jahrhundert datieren, ist dies für Frankfurt erst deutlich später der Fall. Um oder kurz nach 1150 sprach der Rabbi Eliezer ben Nathan aus Mainz (* um 1090; † um 1170) in seinem Talmud-Kommentar („Eben ha-'Ezer“ = „Stein der Hilfe“) von „Israeliten, die zum Markt / zur Messe der Gojim, wie in Frankfurt kommen“. Dies fällt zusammen mit der Entwicklung der Stadt, die etwa 150 Jahre brachgelegen und nun mit dem Ausbau zu einem staufischen Machtzentrum und spätestens der Wahl Friedrich Barbarossas im Jahr 1152 wieder zu einem der großen Zentren des Reiches aufgestiegen war.

Nach der bis heute gängigen Definition der Société Jean Bodin aus dem Jahre 1953 kann von Messe jedoch nur bei „large organized gatherings, at regularly spaced intervals, of merchants coming from distant regions“, also bei „großen, organisierten und in regelmäßigen Zeitabständen wiederkehrenden Zusammenkünften von Kaufleuten aus entfernten Regionen“ die Rede sein. Die bereits genannte kaiserliche Verfügung aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, nach der der Zoll immer im August sieben Tage vor und nach Mariä Himmelfahrt erhoben werden durfte, und zugleich eine Klausel, auf stromaufwärts fahrende Schiffe und den Leinpfad am Ufer benutzende Kaufleute Rücksicht zu nehmen, ist jedoch ein starkes Indiz für eine derartige Periodizität. Nur wenig später nachfolgende, urkundlich verbürgte Zollbefreiungen für Kaufleute aus ganz Süddeutschland erfüllen dann auch das Kriterium der voneinander entfernten Regionen.

Zur guten Handelsanbindung kam das Vorhandensein von Waren hinzu. Die Jahrhunderte andauernde Urbarmachung der Rhein- und Mainlande hatte zu Beginn des Hochmittelalters ein Niveau erreicht, bei dem Überschüsse anfielen. Durch die Kreuzzüge wurden die vor allem in Konstantinopel gehandelten Luxusartikel in Mitteleuropa bekannt und durch die Siedlungs- und Stadtgründungsaktivitäten jenseits der Elbe entstand Zugang zu neuen Absatzgebieten, die Frankfurt durch den „Ostruck“ geographisch in die Mitte des Reiches setzten.

Aus der anfänglichen Rolle als Umschlagplatz für die landwirtschaftlichen Überschüsse des Umlandes resultierte auch der Termin, an dem die bald als Frankfurter Herbstmesse bezeichnete Veranstaltung stattzufinden hatte, nämlich am Ende der Erntezeit an Mariä Himmelfahrt (15. August). Schon im Jahre 1240 zeigte sich eine allmählich wachsende überregionale Bedeutung der Herbstmesse. Kaiser Friedrich II. gewährte – vom Kriegslager zur Belagerung von Ascoli aus – am 11. Juli 1240 mit einem Messeprivileg, dessen Urkunde erhalten ist, allen zur Messe nach Frankfurt Reisenden Schutzgeleit. In den Jahrbüchern des Frankfurter Bartholomäusstiftes finden sich bereits 1270 Herkunftsnamen von Kaufleuten aus Frankreich, Italien, Ungarn, Böhmen und Polen.

Die fortschreitende wirtschaftliche Erschließung Osteuropas führte zu einer erheblichen Ausweitung des europäischen Fernhandels. Die Messen in der Champagne verloren an Bedeutung; andere Messeplätze traten in den Vordergrund: Brügge, Gent, Chalon-sur-Saône und Genf, später auch Lyon, Paris, Padua und Brabant.

Von den Messen dieser Zeit gewann die Frankfurter Messe, die zur Drehscheibe des Fernhandels wurde, die größte Bedeutung. Dies galt für die alte Herbstmesse, aber auch für die 1330 beginnende neue Fasten- und Frühjahrsmesse. Diese hatte Kaiser Ludwig der Bayer der Stadt Frankfurt am 25. April 1330 gewährt. Sie war hauptsächlich für Wintererzeugnisse wie Wolle oder Wein gedacht. Auch diese Messe sollte 14 Tage andauern; alle Messebesucher standen jeweils acht Tage vor und nach der Messe, also bei An- und Abreise, unter dem Schutz des Reiches. So wie zur Herbstmesse galt auch für die Frühjahrsmesse das Privileg der Messefreiheit.

Die Messe in Frankfurt wurde in den Folgejahren durch eine Reihe weiterer Privilegien abgesichert, auch vor etwaiger Konkurrenz. 1337 ließ sich die Stadt vom Kaiser zusichern, dass weder Mainz noch einer anderen Stadt Messen verliehen würden, die Frankfurt schädlich sein könnten. 1385 schloss der Rat mit dem Mainzer Erzbischof einen Vertrag über die Sicherung der Straßen rund um Frankfurt (Geleitschutz). 1360, 1376 und 1465 garantierten kaiserliche Privilegien den Gerichtsschutz der Messebesucher. Gegen eine Abgabe gewährte schließlich Papst Sixtus IV. den Frankfurtern und ihren Messegästen 1478 eine Lockerung der Fastengebote.

Die Frankfurter Buchmesse entstand im Jahre 1485 und wurde ein großer Erfolg. Schon kurze Zeit danach hatte Frankfurt den Ruf eines Zentrums des deutschen und europäischen Buchdrucks. 1596 wurden zur Buchmesse 90 Buchdrucker und Buchhändler empfangen.

Trotz allmählich stärker werdender Konkurrenz der Leipziger Messe wahrte Frankfurt zunächst seine starke Position als Messestadt. Im Jahre 1604 fanden sich auf der Herbstmesse etwa 460 Stände mit Händlern und Besuchern aus aller Herren Länder. Gehandelt wurden Seidenstoffe, Tuche, Leder, Manufakturwaren, Juwelen, Silber, Gold und Bücher; hinzu trat ein florierender Geldhandel. Der Besucherstrom zog auch Gaukler, Spielleute und sogar Theatergruppen englischer Komödianten an, die für die Unterhaltung der Messegäste sorgten.

Brief zum Ende der Frankfurter Messe, Datum 13. März 1835

Die Annahme des protestantischen Glaubens im Herzogtum Sachsen samt seinem Druckzentrum Leipzig 1539 führte dazu, dass die Leipziger Buchmesse als Umschlagplatz insbesondere für volkssprachige Literatur immer wichtiger wurde. Bereits 1586 war die Buchproduktion in Leipzig größer als in Frankfurt am Main. Über den kaiserlichen Bücherkommissar, der wiederum vom Mainzer Kurfürst vorgeschlagen wurde, wurde der Buchhandel in Frankfurt bis zum Ende des alten Reichs 1806 durch die katholische Zensur bestimmt. Im Gegensatz zu Frankfurt übte die Leipziger Bücherkommission[11] nur eine milde Zensur und keine allgemeine Aufsicht aus, überwachte vor allem die Einhaltung der landesherrlichen „privilegia impressoria“. Im 18. Jahrhundert war Leipzig das Zentrum des deutschen Buchhandels. Die gesamte deutsche Klassik und die Literatur der Aufklärung wurde in Leipzig verlegt.

Frankfurt entwickelte sich dagegen mehr und mehr zum Handels- und Industriezentrum. 1785 fand anlässlich der Herbstmesse die erste Luftreise in Deutschland statt. Von der Bornheimer Heide stieg vor Zehntausenden von Zuschauern Jean-Pierre Blanchard in einem Wasserstoffballon auf und flog damit in seinerzeit sensationellen 39 Minuten nach Weilburg an der Lahn.

Zur Zeit der Französischen Revolution geriet die Frankfurter Messe in den Niedergang. Ursache waren insbesondere die Annexion der linksrheinischen Gebiete und die Kontinentalsperre. In der Folgezeit wirkten die Gründung des Deutschen Zollvereins und die steigende Industrialisierung ebenfalls negativ. Die Frankfurter Messen hatten ab etwa 1830 nur noch Jahrmarktscharakter; hiervon zeugt noch heute die „Frankfurter Dippemess“.

Die während der Messe garantierte Messefreiheit umfassten eine Reihe von besonderen Rechten:

  • Jeder Bürger, Nicht-Bürger und Fremde durfte Waren anbieten und verkaufen. Jeder Frankfurter Bürger durfte auch Fremde beherbergen.
  • Auch die in Reichsacht befindlichen Menschen waren während der Messe sicher. Sie genossen freies Geleit.
  • Die Messebesucher hatten Gerichtsschutz. Das bedeutete, dass kein Messebesucher wegen eines laufenden Verfahrens während der Messe gerichtlich belangt werden durfte. Hierzu zählte auch das Privileg des Messegerichtsstandes, wonach für Arreste von Messebesuchern das Frankfurter Schöffengericht und nicht das der jeweiligen Heimatstadt zuständig war. Das ergab sich aus den erwähnten Kaiserlichen Privilegien von 1360, 1376 und 1465.
  • Kaufleute aus Alt-Bamberg, Nürnberg und Worms genossen aufgrund kaiserlicher Privilegien, die bis auf das Jahr 1074 zurückgehen, eine Befreiung von Zöllen. Sie mussten sich dieses Privileg allerdings jährlich in einer überlieferten Zeremonie, dem Pfeifergericht, bestätigen lassen.
  • Außerdem unterfielen die Besucher dem Geleitschutz. Dieser wurde von Geleitsherren ausgeübt, die die Händler – gegen Geleitsgeld – auf dem Weg von und nach Frankfurt vor Dieben schützten. Das Geleit erstreckte sich zunächst auf einen Umkreis von fünf Meilen um die Stadt.

Ablauf der Messe

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Die vier Tage vor Messebeginn galten als die „Geleitswoche“. Die Waren wurden ausgepackt und erste größere Geschäfte abgeschlossen, bevor noch die Läden und Stände öffneten. Die erste Messewoche war dann die „Geschäftswoche“; das war die eigentliche Messewoche, in der die Handelsabschlüsse getätigt wurden. Daran schloss sich als zweite Messewoche die „Zahlungswoche“ an. Hier wurden die Rechnungen aus den vorangegangenen Messen beglichen. So war die Frankfurter Messe nicht nur Handelsplatz, sondern diente auch als Zahlungstermin.

Ab Dienstag der Folgewoche zogen die Kaufleute mit Geleit wieder aus Frankfurt ab. Während der Herbstmesse handelten auch in der dritten Woche noch bis zum Samstag Kleinhändler mit landwirtschaftlichen Produkten. Einen festen Messeplatz oder ein Messegebäude gab es damals nicht. Als Handelsplätze wurden das Mainufer, der Römerberg, die Neue Kräme, der Liebfrauenberg, der Heumarkt und der Roßmarkt genutzt.

Entwicklung der Frankfurter Messe in der Neuzeit

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Grafische Darstellung der Frankfurter Festhalle auf einer Ansichtskarte zur Eröffnung 1909
Sängerwettbewerb zur Eröffnung 1909

Nach der Deutschen Reichsgründung im Jahre 1871 stellten zunächst die Ledermesse und der Rossmarkt kleinere erfolgreiche Messen dar. Mit der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung im Jahre 1891 gelang es Frankfurt am Main erstmals wieder zu einer Ausstellung Zehntausende von Besuchern anzuziehen. Die ersten Automobilausstellungen in den Jahren 1900 und 1904 waren ebenfalls große Erfolge.

Zum Bau und Betrieb der Festhalle wurde 1907 die Ausstellungs- und Festhallen-Gesellschaft gegründet. Nach einer kurzen Bauzeit wurde 1909 die nach einem Entwurf von Friedrich von Thiersch errichtete Festhalle eröffnet. Diese Halle bietet über 18.000 Menschen Platz. Ein Höhepunkt vor dem Ersten Weltkrieg war im Jahr 1909 die Internationale Luftschiffahrtsausstellung, auf der Zeppeline, Ballons und Flugzeuge bewundert werden konnten. Die Ausstellung hatte über 1,5 Millionen Besucher.

In den 1920er und 1930er Jahren scheiterte wegen der anhaltenden wirtschaftlichen Probleme (Reparationen, Hochinflation, ab 1929 Weltwirtschaftskrise) der Versuch einer Wiederbelebung der Frankfurter Messen, die zunächst als Mustermessen neu gestartet wurden. Schließlich konzentrierte man sich auf Fachmessen.

Während der Novemberpogrome im November 1938 wurden in der Festhalle mehr als 3.000 jüdische Männer zusammengetrieben und in die Konzentrationslager Buchenwald und Dachau deportiert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand im Herbst 1948 die erste provisorische Nachkriegsmesse in Zelten, Baracken und Hallen statt und war ein voller Erfolg. Frankfurt profitierte auch in dieser Hinsicht vom „Ausfall“ der Wirtschaftsmetropole und Messestadt Leipzig infolge der deutschen bzw. europäischen Teilung durch den Eisernen Vorhang. Seitdem werden wieder regelmäßig Frühjahrs- und Herbstmessen in Frankfurt abgehalten. In der Paulskirche wurde 1949 die erste Buchmesse nach dem Krieg veranstaltet. Sie entwickelte sich in den nächsten Jahren, dann auf dem Messegelände, zur wichtigsten alljährlichen Begegnung der internationalen Literaturwelt. Nach der schrittweisen Aufgabe des südlich und westlich der Messe gelegenen Hauptgüter- und Rangierbahnhofs der DB AG beginnend ab 1996 konnte sich die Messe auf Teile der vormaligen Bahnflächen ausdehnen und so ihre besondere Rolle als Innenstadtmesse in fußläufiger Entfernung zum Hauptbahnhof festigen. Auf den übrigen Konversionsflächen entstand das Frankfurter Europaviertel, zu dem an der Emser Brücke ein Südeingang im Bau ist.[12]

Die Corona-Pandemie stellte wie für die gesamte Messe- und Veranstaltungsbranche auch für die Messe Frankfurt einen tiefen Einschnitt dar. Der Umsatz sank von 736 Millionen € im Jahr 2019 auf 154 Millionen € im Jahr 2021.[13] Um die Kosten decken zu können, wurde die Messe Frankfurt von ihren Eigentümern Stadt Frankfurt und Land Hessen finanziell gestützt. Auf dem Messegelände in Frankfurt wurde in der Festhalle ein Impfzentrum eingerichtet.

Heutige Messeveranstaltungen

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Zahlreiche Messen finden regelmäßig in Frankfurt statt und werden größtenteils von der Messe Frankfurt selbst veranstaltet. Mehr als die Hälfte ihrer Messen veranstaltet die Messe Frankfurt im Ausland. Die Messe Frankfurt unterteilt hierbei die einzelnen Messemarken in thematisch abgegrenzte Industry Sectors:[14]

Die Branche Consumer Goods umfasst die Marken Ambiente, Beautyworld, Christmasworld, Creativeworld, Paperworld, Tendence und Nordstil.

Im Industry Sector Entertainment, Media & Creative Industries befinden sich die Musikmesse und Prolight + Sound.

Zu Mobility & Logistics zählt die Messemarke Automechanika mit weltweit siebzehn Veranstaltungen[15] sowie weitere Veranstaltungen wie zum Beispiel die Hypermotion, die Comtrans, die Motobike Istanbul, die Materials Handling Middle East und die RailLog Korea.

Die Technologie- und Investitionsgütermessen umfassen die Branchen Building Technologies, Safety, Security & Fire, Environmental Technologies, Food Technologies, Textile Care, Cleaning & Cleanroom Technologies, Electronics & Automation Technologies sowie Manufacturing Technologies & Components. Dazu gehören Marken wie die IFFA, Intersec, Intersec Forum, E2 Forum, ISH, Light+Building, Texcare und Cleanzone.

Der Branche Textiles & Textile Technologies werden die Marken Heimtextil, GREENshowroom, Ethical Fashion Show, Texworld, Techtextil und Texprocess zugeordnet.

Weltweit renommierte Gastmessen wie beispielsweise die Frankfurter Buchmesse, die IMEX und die ACHEMA haben in Frankfurt seit Jahrzehnten ihre Heimat. Zum Portfolio gehören zudem internationale Veranstaltungen wie beispielsweise die CPhI Worldwide, die Food Ingredients Europe und die Optatec.

Der Deutsche Pavillon auf der Weltausstellung Expo 2015

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Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie hat die Messe Frankfurt Bau und Betrieb des Deutschen Pavillons auf der Weltausstellung Expo Milano 2015 organisiert. Thema der Expo 2015 war „Feeding the Planet, Energy for Life“ („Den Planeten ernähren, Energie für das Leben“). Die Länderpräsentationen drehten sich um die Schlagworte Nahrung, Energie, Globus und Leben. Der Deutsche Pavillon „Fields of Ideas“ zeigte neue Lösungsansätze aus Deutschland für die Ernährung der Zukunft. Unter dem Motto „Be active!“ lud er die Besucher ein, selbst aktiv zu werden. Dieses Angebot wurde von rund drei Millionen Besuchern wahrgenommen.

Ehemalige Veranstaltungen

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Die Internationale Automobil-Ausstellung – IAA – war bis zum Jahr 2019 in Frankfurt am Main. Nach fast 70 Jahren zog sie nach München um[16].

Die Musikmesse Frankfurt (und gleichzeitig Prolight + Sound) als größte Fachmessen der Musikinstrumenten- und Liveshow-Industrie der Welt außerhalb Amerikas fanden von 1980 bis 2019 in Frankfurt statt, die Musikmesse wurde aber 2020 im Zuge der Covid-Pandemie abgesagt und seitdem eingestellt, während die Prolight + Sound seit 2022 wieder stattfindet.

  • Erich Achterberg: 1908–1958. Weitere fünfzig Jahre Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Selbstverlag, Frankfurt am Main 1960.
  • Alexander Dietz: Frankfurter Handelsgeschichte. Herman Minjon Verlag, Frankfurt am Main 1910–1925 (5 Bände).
  • Johannes Fried (Hrsg.): Die Frankfurter Messe. 750 Jahre Messen in Frankfurt. Umschau-Verlag, Frankfurt am Main 1990–1991, ISBN 3-524-69100-5. (2 Bände)
  • Handelskammer zu Frankfurt a. M. (Hrsg.): Geschichte der Handelskammer zu Frankfurt a. M. (1707–1908). Beiträge zur Frankfurter Handelsgeschichte. Verlag von Joseph Baer & Co, Frankfurt am Main 1908.
  • Rainer Koch (Hrsg.): Brücke zwischen den Völkern – Zur Geschichte der Frankfurter Messe. Historisches Museum / Union Druckerei und Verlag, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-89282-018-X (3 Bände).
  • Messe- und Ausstellungsgesellschaft m.b.H. Frankfurt am Main (Hrsg.): Am Straßenkreuz Europas. Frankfurter Messen und Ausstellungen in Vergangenheit und Gegenwart. Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Messe- und Ausstellungs-Gesellschaft mbH, Frankfurt am Main am 22. November 1957, Frankfurt 1957
  • Johann Philipp Orth: Ausführliche Abhandlung von den berühmten zwoen Reichsmessen so in der Reichsstadt Frankfurt am Main järlich gehalten werden worinnen gar viele wigtige und merkwürdige materien vorkommen und gründlich ausgefüret werden welche auch zugleich zu besserer erkäntnis und erleuterung der deutschen geschichte, stats- und bürgerlichen rechte, samt gewonheiten älterer, mittlerer und neuerer zeiten überhaupt, dienen können mit beilagen, an den zalen 1. bis 85. vieler und zum teil noch ungedruckten Kaiserlichen freiheitsbriefe, urkunden und anderer nachrichten, auch einigen zusäzen und register. Heinrich Ludwig Brönner, Frankfurt am Main 1765.
  • Werner Plumpe: „Dem Flor der hiesigen Handlung“. 200 Jahre Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-7973-1083-5.
  • Hans-Otto Schembs: Weither suchen die Völker sie auf. Die Geschichte der Frankfurter Messe. Josef Knecht Verlag, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-7820-0524-4.
Commons: Messe Frankfurt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Messe Frankfurt in Zahlen, Stand 2. Juli 2019
  2. a b Presseinformation vom 27. Juni 2019
  3. Am Straßenkreuz Europas. Frankfurter Messen und Ausstellungen in Vergangenheit und Gegenwart. Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Messe- und Ausstellungs-Gesellschaft mbH, Messe- und Ausstellungsgesellschaft m.b.H. Frankfurt am Main (Hrsg.), Frankfurt am Main am 22. November 1957, Frankfurt 1957, S. 67.
  4. Thomas Bauer: 100 Jahre unter einer Kuppel. Die Geschichte der Festhalle Frankfurt, Frankfurt am Main 2009, S. 30, 56, 62, 115 und 156.
  5. Unternehmen. Abgerufen am 28. September 2022.
  6. Branchenkennzahlen. Abgerufen am 27. Juli 2022 (deutsch).
  7. Messe Frankfurt in Zahlen. Abgerufen am 2. Juli 2019.
  8. Weitere Informationen zur Frankfurter Festhalle (Memento vom 21. Juli 2016 im Internet Archive)
  9. Weitere Informationen zur Halle 12
  10. Presseinformation vom 25. Oktober 2018
  11. Gustav Wustmann: Verbotene Bücher : aus den Censurakten der Leipziger Bücherkommission. Erschienen in: Die Grenzboten: Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst, Jg. 41 (1882) Erstes Quartal., S. 264–285 (Digitalisat)
  12. Dieter von Lüpke, Georg Speck u. a.: Die Stadt der Eisenbahn wird zum Europaviertel, Stadt- und Messeplanung in Frankfurt am Main als Prozess. Hrsg.: Dieter von Lüpke, Georg Speck. 1. Auflage. Waldemar Kramer in der Verlagshaus Römerweg GmbH, Wiesbaden 2022, ISBN 978-3-7374-0498-3.
  13. hessenschau de, Frankfurt Germany: Messe Frankfurt will Umsatz nach Ende der Corona-Zeit fast verdreifachen. 28. Juni 2022, abgerufen am 28. September 2022 (deutsch).
  14. Industry Sectors der Messe Frankfurt (Memento vom 19. Juni 2018 im Internet Archive)
  15. Website der Automechanika
  16. tag24 online abgerufen am 30. Jan. 2020

Koordinaten: 50° 6′ 41″ N, 8° 38′ 54″ O