Maßgebliche gesetzliche Grundlagen für die Ernennung zum Oberfähnrich trifft die Soldatenlaufbahnverordnung (SLV) und ergänzend die Zentrale Dienstvorschrift (ZDv) 20/7. Voraussetzung zur Ernennung in den Dienstgrad Oberfähnrich ist die Zugehörigkeit zu einer der Laufbahnen der Offiziere. In den Dienstgrad Oberfähnrich können Zeitsoldaten und beorderte Reservisten befördert werden. Reserveoffizieranwärter müssen den Dienstgrad Oberfähnrich nicht durchlaufen und überspringen ihn daher meist. Die Einstellung mit dem Dienstgrad Oberfähnrich ist möglich, wenn der Bewerber über in der Verwendung verwertbare Kenntnisse verfügt.[A 3] Nach einem Wechsel von Hauptfeldwebeln in eine Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes wird der bisherige Dienstgrad in den Dienstgrad Oberfähnrich überführt. Die meisten Oberfähnriche haben zuvor aber im Dienstgrad Fähnrich gedient. Offizieranwärter können in den meisten Laufbahnen 30 Monate[A 4] (in den Laufbahnen der Offiziere des militärfachlichen Dienstes 24 Monate) nach Eintritt in diese Laufbahn zum Oberfähnrich befördert werden. Etwaige Dienstzeiten in einer vorherigen Laufbahn können (häufig aber nur anteilig und begrenzt) angerechnet werden. Beim Wechsel eines Oberfeldwebels in die Laufbahnen der Offiziere des militärfachlichen Dienstes erfolgt die Ernennung zum Oberfähnrich, nicht bevor er im Dienstgrad Oberfeldwebel ein Jahr Dienstzeit aufweist.[11][12][13][A 5]
Das Dienstgradabzeichen für Oberfähnriche zeigt am Dienstanzug und Gesellschaftsanzug einen Kopfwinkel mit der Spitze nach oben als Schulterabzeichen mit silberner Schulterklappeneinfassung[4] in Art der Paspelierung der Schulterklappen der Offiziere. Hintergrund ist, dass Oberfähnriche als besonderes Privileg den Dienst- und Gesellschaftsanzug der Offiziere tragen dürfen. Die Dienstgradabzeichen in den anderen Anzugsarten gleichen den Dienstgradabzeichen für Hauptfeldwebel: ein Kopfwinkel mit der Spitze nach oben und eine umlaufende geschlossene Tresse als Schulterabzeichen. Zur Unterscheidung von den Dienstgradabzeichen der Hauptfeldwebel tragen Oberfähnriche zu diesen Dienstgradabzeichen wie andere Offizieranwärter dann auf allen Schulterklappen zusätzlich eine silberfarbene Kordel aus Metallgespinst als Überziehschlaufe.[1]
Den Dienstgrad Oberfähnrich führen nur Heeres- und Luftwaffenuniformträger. Marineuniform tragende Offizieranwärter derselben Rangstufe führen den Dienstgrad Oberfähnrich zur See.[4] Soldaten, die nicht Offizieranwärter sind, führen die ranggleichen Dienstgrade Hauptfeldwebel (für Heeres- und Luftwaffenuniformträger) oder Hauptbootsmann (für Marineuniformträger).[4] Aus den Privilegien, dass Oberfähnriche bereits den Dienstanzug für Offiziere tragen und in der Regel bereits Zutritt zum Offizierscasino haben, ergibt sich kein formeller Dienstgradunterschied zum Hauptfeldwebel. In den Streitkräften der NATO ist der Oberfähnrich zu allen Dienstgraden mit dem NATO-Rangcode OR-8/OR-7 äquivalent.[3]
Der Oberfähnrich war in der Nationalen Volksarmee der dritthöchste Dienstgrad in der Dienstgradgruppe der Fähnriche. Die Fähnrichlaufbahnen bildeten eine eigenständige Laufbahngruppe, die zwischen den Unteroffizieren und den Offizieren angesiedelt war. Es handelte sich also nicht um Offizieranwärter, wie die Bezeichnung bei Kenntnis der Dienstgrade von Bundeswehr und Wehrmacht zunächst vermuten lässt. Offizieranwärter wurden in der Nationalen Volksarmee als Offiziersschüler bezeichnet und führten andersartige Dienstgrade.
Die Soldaten der Gruppe der Fähnriche der Nationalen Volksarmee rekrutierten sich stattdessen überwiegend aus dienstälteren hochqualifizierten Unteroffizieren mit Portepee oder Bewerbern mit höherem Schul- oder Hochschulabschluss, die nach Absolvierung einer zweijährigen Ausbildung direkt zum Fähnrich ernannt wurden. Diese Ausbildung wurde teilstreitkraftintern, beispielsweise für die Luftstreitkräfte der Nationalen Volksarmee an der MTS der LSK/LV, durchgeführt. Das vorherige Durchlaufen der Unteroffizierslaufbahn war wünschenswert, aber gegen Ende der 1980er Jahre eher selten.
In der deutschen Wehrmacht (Heer und Luftwaffe) bekamen Unteroffiziere, die die Offizierslaufbahn einschlagen wollten, die Bezeichnung Fahnenjunker (kurz: Fhj in Listen Fj) ihrem Dienstgrad vorangestellt:
Fahnenjunker-Unteroffizier (Fhj-Uffz, Fj-U),
Fahnenjunker-Unterfeldwebel (Fhj-UFw, Fj-UF),
Fahnenjunker-Feldwebel (Fhj-Fw, Fj-F),
Fahnenjunker-Oberfeldwebel (Fhj-OFw, Fj-OF) und
Oberfähnrich (Oberfeldwebel) der Luftwaffe, Montecassino, 1943.Fahnenjunker-Stabsfeldwebel (Fhj-StFw, Fj-SF).
Äquivalent zum Fahnenjunker-Oberfeldwebel waren Oberfähnrich zur See und SS-Standartenoberjunker (Waffen-SS).
In Heer und Luftwaffe waren Beförderungen in den Dienstgrad Fahnenjunker-Oberfeldwebel von 1940 bis 1943 ausgesetzt (Beförderungen zum Oberfähnrich zur See bis 1944).
↑Heeres- und Luftwaffenuniformträger dieser Dienstgradgruppe werden inoffiziell auch als Feldwebeldienstgrade zusammengefasst. Unteroffiziere mit Portepee, die entsprechende Dienstgrade für Marineuniformträger führen, werden inoffiziell auch als Bootsleute bezeichnet.
↑Die Beförderung zum Oberfähnrich erfolgt für die Offizieranwärter in den Laufbahnen der Offiziere des Truppendienstes bei Einstellung mit dem niedrigsten Dienstgrad im Regelfall also nach 30 Monaten Dienstzeit.
↑ abDer Bundesminister der Verteidigung; Abteilung Personal-, Sozial- und Zentralangelegenheiten (Hrsg.): ZDv 20/7. Bestimmungen für die Beförderung und für die Einstellung, Übernahme und Zulassung von Soldatinnen und Soldaten. Bonn 27. März 2002, Art. 635 (PDF (Memento vom 26. Oktober 2014 im Internet Archive) [abgerufen am 26. März 2014] DSK AP210100187, Neudruck Januar 2008).
↑ abDie äquivalenten, ranghöheren und rangniedrigeren Dienstgrade sind im Sinne der ZDv 14/5 B 185 angegeben, vgl. Der Bundesminister der Verteidigung (Hrsg.): ZDv 14/5. Soldatengesetz. DSK AV110100174, Änderungsstand 17. Juli 2008. Bonn 21. August 1978, Dienstgradbezeichnungen in der Bundeswehr, S.B 185 (Nicht zu verwechseln mit dem Gesetz über die Rechtsstellung der Soldaten (Soldatengesetz). Die in der Infobox dargestellte Reihenfolge der Dienstgrade entspricht nicht notwendigerweise einer der in der Soldatenlaufbahnverordnung vorgesehenen regelmäßig durchlaufenen Dienstgradabfolgen und auch nicht notwendigerweise der in der Vorgesetztenverordnung beschriebenen Dienstgradhierarchie im Sinne eines Vorgesetztenverhältnisses).