Parion

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Parion (lateinisch Parium) ist eine antike griechische Stadt in Mysien an der südlichen Küste des Hellesponts (Dardanellen) in der Nähe des heutigen türkischen Ortes Kemer (griechisch: Kamares).

Hemidrachme aus Parion, Stier, ca. 350–300 v. Chr. geprägt
Hemidrachme aus Parion, Rückseite, Gorgoneion, Szaivert/Sear 3894

Parion, zwischen Lampsakos und Priapos in der Nähe des Kaps von Tersana-Bounou gelegen, wurde wohl von Pariern gegründet, daher der Name. Es gehörte zum Delisch-Attischen Seebund, in hellenistischer Zeit zum Einflussbereich des Lysimachos, später zum Reich der Attaliden von Pergamon.

In römischer Zeit wurde Parion unter Augustus zur Colonia Pariana Iulia Augusta ernannt. Mehrere Inschriften nennen den Kaiser Hadrian (regierte 117–138) als Gründer der Stadt (lateinisch conditor coloniae); auf städtischen Münzprägungen dieser Zeit erscheint die Stadt als Colonia Gemella Iulia Hadriana Pariana. Es ist unklar, ob sich diese Angaben auf eine tatsächliche (Neu-)Gründung der Ortschaft beziehen oder beispielsweise auf eine Vergrößerung des Stadtareals beziehungsweise eine besondere Förderung durch diesen Kaiser.[1]

In Parion befand sich ein monumentaler Altar, der laut dem antiken Schriftsteller Strabon Seitenlängen von einem Stadion aufwies.[2] Das Bauwerk wurde teilweise sogar als eines der sieben Weltwunder eingestuft, ist archäologisch jedoch bisher nicht nachweisbar.[3]

Kirchengeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die christliche Gemeinde wurde, nach den Märtyrerakten des Hl. Onesiphoros, angeblich schon vor 180 gegründet und war ursprünglich Suffragan von Kyzikos. Seit 640 war die Gemeinde wegen ihrer Bedeutung Erzdiözese und existierte als solche bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, dann wurde sie vom byzantinischen Kaiser Andronikos II. zum Metropolitansitz unter dem Namen „Pegæ und Parium“ erhoben. Ein namentlich nicht näher bekannter lateinischer Bischof wurde 1209 von Papst Innozenz III. ernannt. 1354 wurde die Metropolie aufgehoben, ihr letzter Inhaber erhielt als Ausgleich den Sitz von Sozopolis in Thrakien.

Heute ist Parium ein Titularerzbistum der römisch-katholischen Kirche.

Bekannte Heilige
  • Menignos, unter Kaiser Decius als Märtyrer gestorben, Fest am 22. November
  • Theogenes, Bischof und Märtyrer, Fest am 3. Januar
  • Basilios, Bischof und Märtyrer (9. Jahrhundert), Fest am 12. April.
  • Parion Studies.
    • Band 1: Cevat Başaran, H. Ertuğ Ergürer (Hrsg.): Roman Theater of Parion. Excavations, architecture and finds from 2006–2015 campaigns. Ege Yayınları, Istanbul 2018, ISBN 978-605-68688-0-1.
    • Band 2: Cevat Başaran: Parion Bronz Amphora – Situlsı. Arkeoloji ve Sanat Yayınları, Istanbul 2021, ISBN 978-605-396-514-5.
    • Band 3: Vedat Keleş (Hrsg.): Propontis ve Çevre Kültürleri / Propontis and Surrounding Cultures. Ege Yayınları, Istanbul 2021, ISBN 978-605-7673-64-0.
    • Band 4: Erkan Alkaç, İsmail Akkaş, Vedat Keleş (Hrsg.): Parion’dan Amphora ve Lagynos Mühürleri, Graffito ve Dipinto Yazıtlar. Ege Yayınları, Istanbul 2021.
    • Band 5: Kasım Oyarçin, Vedat Keleş (Hrsg.): Parion Akropolü Doğu (İç) Suru Geç Roma Definesi. Ege Yayınları, Istanbul 2022.
    • Band 6: Hazar Kaba, Vedat Keleş, Sadık Tuğrul: The Beyoba Tumulus. Ege Yayınları, Istanbul 2022.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Axel Filges: Münzbild und Gemeinschaft. Die Prägungen der römischen Kolonien in Kleinasien (= Frankfurter Archäologische Schriften. Band 29). Habelt, Bonn 2015, ISBN 3-7749-3947-0, S. 30 f.
  2. Strabon, Geographie 10,5,7.
  3. Julian Schreyer: Unsichtbar präsent. Der Monumentalaltar des Hermokreon in Parion und seine Inszenierung als wiederverwertetes Heiligtum. In: Istanbuler Mitteilungen. Band 73, 2023, S. 84–97.