Saillon
Saillon | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Wallis (VS) |
Bezirk: | Martigny |
BFS-Nr.: | 6140 |
Postleitzahl: | 1913 |
Koordinaten: | 580333 / 113091 |
Höhe: | 510 m ü. M. |
Höhenbereich: | 462–2764 m ü. M.[1] |
Fläche: | 13,74 km²[2] |
Einwohner: | 3094 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 225 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
20,7 % (31. Dezember 2023)[4] |
Website: | www.saillon.ch |
Dächer von Saillon
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Lage der Gemeinde | |
Saillon ist eine politische Gemeinde und eine Burgergemeinde des Bezirks Martigny im französischsprachigen Teil des Kantons Wallis in der Schweiz. Der frühere deutsche Name Schellon wird heute nicht mehr verwendet. Die Weinbaugemeinde verfügt über vier Thermalbäder.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Saillon liegt auf der Nordseite des Rhonetals zwischen Sitten und Martigny. Der mittelalterliche Ortskern liegt leicht erhöht auf dem östlichen Ausläufer des Schlosshügels. Der Grossteil des modernen Ortsteils liegt in der Ebene des Rhonetals. Die Nachbargemeinden von Saillon sind Leytron im Nordosten, Fully im Westen, Saxon im Süden und Riddes im Südosten.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Funde von Werkzeugen und Gräbern belegen eine Besiedlung von Saillon in der Steinzeit und Bronzezeit. Weiter wurden Überreste einer römischen Villa aus dem 2. Jahrhundert nahe dem Fluss Salentse gefunden. An gleicher Stelle wurden die ersten Spuren des Christentums in Saillon entdeckt. Die Fundamente dieser Begräbniskapelle sind noch heute in der St-Laurent-Kapelle sichtbar.[5]
Im Jahr 1052 wird Saillon und sein Schloss erstmals urkundlich erwähnt. Das Schloss kam in den Besitz der Savoyer, die ab 1257 die Festungsmauer verstärkten und den Bayard-Turm in die Ringmauer bauten. Das Schloss wurde 1475 zerstört, erhalten blieben der Bayard-Turm und grosse Teile der Befestigungsanlage.[6]
Die moderne Gemeinde Saillon wurde 1798 geschaffen. Dazu gehörte zunächst auch Leytron, das sich 1819 ablöste. Ab 1864 wurde die Rhone bei Saillon eingedämmt und ab 1917 folgte der Bau von Kanälen und die Trockenlegung der Sümpfe. Dies hatte die Besiedlung der Rhoneebene und einen Anstieg der Bevölkerung zur Folge. 1976 wurde das Thermalbad eröffnet. 1980 folgte der Autobahnanschluss, was zu einem erneuten Bevölkerungsanstieg führte.[7]
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat, der Conseil communal, von Saillon besteht aus fünf Mitgliedern. Die parteipolitische Zusammensetzung für die Legislaturperiode 2021–2024 ist folgendermassen: CVP 3, FDP 2. Gemeindepräsident ist Charles-Henri Thurre (CVP).[8]
Bei den Schweizer Parlamentswahlen 2019 betrugen die Wähleranteile in der Gemeinde Saillon: CVP 41,4 %, FDP 17,1 %, SP 13,5 %, SVP 12,4 %, Grüne 10,9 %.[9]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||
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Jahr | 1356 | 1792 | 1850 | 1900 | 1950 | 2000 | 2010 | 2012 | 2014 | 2016 | 2018 | 2020 |
Einwohner | 43 Feuerstätten | 136 | 208 | 422 | 788 | 1519 | 2136 | 2327 | 2459 | 2541 | 2620 | 2818 |
Weinbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit einer Anbaufläche von fast 200 Hektaren ist Saillon eine der grössten Weinbaugemeinden des Kantons Wallis.[10] Die Rebberge auf dem Gemeindegebiet von Saillon sind seit 1052 schriftlich belegt. In Saillon haben vier Rebsorten das Qualitätslabel Grand Cru AOC Wallis. Es sind dies Petite Arvine, Humagne Rouge, Cornalin und Syrah.[11]
Die Gemeinde beherbergt den kleinsten (offiziellen) Rebberg der Welt, der auf der Colline Ardente (‹Brennender Hügel›) oberhalb des mittelalterlichen Dorfkerns liegt. Der Vigne à Farinet ist 1,618 m² gross und mit drei Rebstöcken bepflanzt. Er ist seit 1999 Eigentum des Dalai Lama. Die Pflege übernehmen Winzer aus Saillon und publikumswirksam Prominente wie zum Beispiel Claudia Cardinale, Roger Moore oder Zinédine Zidane.
Marmor
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Westlich von Saillon wurde seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Marmor in einer schmalen Schichtenlage gewonnen. Die unterirdische Gewinnungsstelle liegt auf etwa 400 Meter oberhalb des Ortes an einer Steilwand. Auf Grund seines Aussehens und der besonders schwierigen Abbausituation galt er um 1900 als einer der ungewöhnlichsten Naturwerksteine in Europa. Verwendungen gibt es neben Beispielen in seiner Region ferner in Bern (Bundeshaus), Paris (Opéra Garnier) und in Aachen (Dom, Pfalzkapelle).[12][13]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde verfügt über keinen Bahnhof. Saillon liegt aber an der Buslinie Sion–Martigny und ist so mit diesen beiden relevanten Zentren verbunden.
Über die Autobahneinfahrt Riddes hat Saillon eine gute Anbindung an die Autobahn A9. Der Ort liegt an der Hauptstrasse 71, die von Ardon nach Martigny führt und das Dorf mit den Nachbarorten Leytron und Fully verbindet.[14]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zwei Teile der mittelalterlichen Burg, des Château de Saillon, gehören zum Schweizerischen Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung. Es sind dies der Bayard-Turm sowie die mittelalterliche Festungsmauer mit ihren vier Toren.[15]
- Falschgeld-Museum[16]
- Pfarrkirche und mittelalterlicher Garten
- Kapelle St-Laurent
- Vigne à Farinet: kleinster Rebberg der Welt
- Passerelle à Farinet (Hängebrücke)
Galerie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Luftaufnahme von Saillon
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Hauptstrasse in Saillon
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Stadttor
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Gemeindehaus
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Passerelle à Farinet (Hängebrücke)
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Das Versteck von Farinet
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Saillon, mit Turm
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Blick von Osten auf den Ort
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gustave Courbet (1819–1877), Maler
- Joseph-Samuel Farinet (1845–1880), Schmuggler und Falschmünzer
- Joseph Roduit (1939–2015), Abt des Klosters Saint-Maurice, in Saillon geboren
- José Vouillamoz (* 1971), Biologe, in Saillon geboren
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pierre Filliez: Saillon (Valais). (Schweizerische Kunstführer, Nr. 747, Serie 74). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 2004, ISBN 978-3-85782-747-1.
- Benjamin Roduit: Saillon (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2011.
- Benjamin Roduit: Saillon (Kastlanei). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2011.
- Henri Thurre: Du marbre au cœur des Alpes. Histoire de la carrière de Saillon. éditions faim de siècle, Fribourg 2009
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Saillon auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Gemeinde Saillon
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Histoire Saillon. Gemeinde Saillon, abgerufen am 8. Oktober 2021.
- ↑ Willi und Ursula Dolder: Das Wallis. DuMont Kunst-Reiseführer. Köln 1986, ISBN 3-7701-1316-0, S. 214 f.
- ↑ Benjamin Roduit: Saillon (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS). 29. Mai 2012, abgerufen am 8. Oktober 2021.
- ↑ Conseil Communal. Gemeinde Saillon, abgerufen am 8. Oktober 2021.
- ↑ Bundesamt für Statistik: NR - Ergebnisse Parteien (Gemeinden) (INT1). In: Eidgenössische Wahlen 2019 | opendata.swiss. Abgerufen am 24. Oktober 2021.
- ↑ Les vins. Saillon. Gemeinde Saillon, abgerufen am 8. Oktober 2021.
- ↑ Grand Cru AOC Valais. Sailon. Les vins du Valais, abgerufen am 8. Oktober 2021.
- ↑ Michel Septfontaine: Belles et utiles Pierres de chez nous. Musée cantonal de géologique, Lausanne 1999, S. 9.
- ↑ Pascal Thurre: Saillon. Édition des amis de Farinet, Saillon 2002, S. 87.
- ↑ Strassennetz Kanton Wallis. Kanton Wallis, abgerufen am 17. Dezember 2021.
- ↑ Schweizerisches Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung. Bundesamt für Bevölkerungsschutz, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2017; abgerufen am 8. Oktober 2021. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Falschgeld-Museum auf alpen-guide.de, abgerufen am 28. Januar 2022