Seeheim (Seeheim-Jugenheim)

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Seeheim
Wappen von Seeheim
Koordinaten: 49° 46′ N, 8° 39′ OKoordinaten: 49° 46′ 4″ N, 8° 38′ 50″ O
Höhe: 138 (125–176) m ü. NN
Einwohner: 8892 (31. Dez. 2017)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 64342
Vorwahl: 06257

Seeheim (im lokalen Dialekt: See’m)[2] ist der größte Ortsteil der Gemeinde Seeheim-Jugenheim im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg. Seeheim ist Sitz der Gemeindeverwaltung.

Geographische Lage

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Seeheim liegt im Naturpark Bergstraße-Odenwald an der Bergstraße im Odenwald. Die Ortslage ist mit dem südwestlich benachbarten Jugenheim baulich fast zusammengewachsen. Die Gemarkungsgrenze zwischen beiden Ortschaften folgt im Groben dem Lauf des Stettbachs. Das Schuldorf Bergstraße liegt, auf zwei Seiten von Wald umgeben, am Ortsrand im Südwesten der Gemarkung Seeheim.

Seeheim wurde im Jahre 874 erstmals in einer Schenkung an das Kloster Lorsch urkundlich erwähnt. Die Ortsendung -heim deutet aber auf eine frühe Gründung durch die Franken hin. In den historischen Unterlagen wird Seeheim unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[3] Seheim (874–1229), Seheym (1420), Sehem (1440) und Seeheimb (1553). Dabei geht aus den Unterlagen hervor, dass:[3]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Seeheim:

„Seeheim (L. Bez. Bensheim) luth. Pfarrdorf; liegt 212 St. von Bensheim, und hat 144 Häuser und 941 Einw., die außer 5 Kath., 1 Reform und 48 Juden lutherisch sind. In der Nähe liegen die Ruinen des Schlosses Tannenberg, und sehenswerth sind auf dem Seeheimer Berge die äußerst schönen Anlagen, mit dem Landbause und den Monumenten Wenks und Höpfners. Diese Anlagen haben dem verstorbenen dortigen Amtmann, Reg. Rath Pistor Entstehung und Fortbildung zu verdanken. Aus dem hochgelegnen Hause eröffnet sich eine äußerst interessante Aussicht. Jährlich werden 2 Märkte gehalten. – Ludwig der Teutsche schenkte sein Eigenthum zu Seeheim, 874, dem Kloster Lorsch. Der Ort wurde nachher ein Zugehör des Schlosses Tannenberg, und kam an die Schenken von Erbach. In der bairischen Fehde 1504 nahm Landgraf Wilhelm II. das Dorf weg, es wurde aber 1510 mit Vorbehalt der Centgerichtsbarkeit und unter der Bedingung zurückgegeben, daß Erbach den Ort künftig von Hessen zu Lehen tragen sollte. Die vielen Streitigkeiten brachten 1527 einen neuen Vergleich zu Stande, dem zu Folge Landgraf Philipp dem Schenk Eberhard auch den Hess. Antheil an der Burg Tannenberg, oder dem dazu gehörigen Dorfe Seeheim abtrat. Die Kapelle des Dorfs war ein Filial von Bickenbach, und wurde erst nach der Reformation zu einer Mutterkirche erhoben. Im 30jährigen Krieg wurde die Kirche, Kellerei und das Pfarrhaus eingeäschert; und nachher der ganze Ort geplündert, obgleich er kurz vorher Tillys Hauptquartier gewesen. Das ganze Amt Seeheim und Tannenberg mit den Dörfern Bickenbach, Jugenheim, Seeheim, Malchen, Balkhausen, Staffel, Wurzelbach und Beedenkirchen mit mehreren andern Rechten, kam 1714 von Erbach um 221,750 fl. an Hessen, und Seeheim wurde der Sitz eines Beamten.“[4]

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, von 1897 bis 1955, verkehrte eine Dampflok-betriebene Nebenbahn zwischen Bickenbach, Alsbach, Jugenheim und Seeheim. Die Planungen für die Verbindung hatten bereits 1869 begonnen, aber es gab viele Widerstände gegen den Bau. So fürchtete man Lärm, Störung der Feldarbeit und die Abwanderung von Feriengästen. Zur damaligen Zeit war die Bergstraße ein beliebtes Erholungsgebiet für Gäste aus ganz Europa, vor allem aus den Fürstenhäusern. Die Nebenbahn verband die nördliche Bergstraße mit der wichtigen Main-Neckar-Bahn am Bahnhof Bickenbach. Neben den Feriengästen benutzte auch die einheimische Bevölkerung die „Ziggelsche“ genannte Nebenbahn. Da einige Züge bis nach Darmstadt fuhren und von Reisenden zum Besuch des Darmstädter Staatstheaters genutzt wurden, erhielten diese auch Spitznamen „Theaterzug“.[5]

Von 1895 bis 1960 hatte Seeheim mit einem eigenen Bahnhof Anschluss an das Eisenbahnnetz mit der Nebenbahnstrecke Bickenbach–Seeheim. Der Personenverkehr wurde hier schon 1955 eingestellt. Bis 1930 war der Endbahnhof der Strecke, Seeheim, sogar Lokomotivbahnhof.[6]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurden am 1. Januar 1977 die bis dahin selbstständigen Gemeinden Jugenheim a. d. Bergstraße und Seeheim kraft Landesgesetz zur neuen Gemeinde Seeheim zusammengeschlossen.[7] Die Gemeinde Seeheim wurde zum 1. Januar 1978 in Seeheim-Jugenheim umbenannt.[8] Für Seeheim wurde kein Ortsbezirk nach der Hessischen Gemeindeordnung errichtet.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten bzw. Herrschaftsgebiete und deren untergeordnete Verwaltungseinheiten, in denen Seeheim lag:[3][9][10]

Zuständiges Gericht der ersten Instanz war[3]

Einwohnerentwicklung

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• 1629: 0160 Hausgesesse[3]
• 1695: 0014 Mann[3]
• 1806: 0737 Einwohner, 126 Häuser[11]
• 1829: 0941 Einwohner, 144 Häuser[4]
• 1867: 1080 Einwohner, 174 Häuser[13]
Seeheim: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2017
Jahr  Einwohner
1791
  
686
1800
  
686
1806
  
737
1829
  
941
1834
  
968
1840
  
1.068
1846
  
1.111
1852
  
1.099
1858
  
1.043
1864
  
1.084
1871
  
1.093
1875
  
1.085
1885
  
1.118
1895
  
1.325
1905
  
1.596
1910
  
1.773
1925
  
2.048
1939
  
2.295
1946
  
3.457
1950
  
3.738
1956
  
4.076
1961
  
4.952
1967
  
6.031
1970
  
6.002
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
8.457
2017
  
8.892
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; 1791[14]; 1800[15] Zensus 2011[16]

Religionszugehörigkeit

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• 1829: 887 lutheranische (= 94,26 %), ein reformierter (= 0,11 %), 48 jüdische (= 5,10 %) und 5 katholische (= 0,53 %) Einwohner[4]
• 1961: 3867 evangelische (= 78,09 %), 815 katholische (= 16,46 %) Einwohner[3]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Die Seeheimer

Regelmäßige Veranstaltungen

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Natur und Schutzgebiete

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In der Gemarkung von Seeheim gibt es mehrere geschützte Sandbiotope: eine Teilfläche des NaturschutzgebietsKalksandkiefernwald bei Bickenbach, Pfungstadt und Seeheim-Jugenheim“ sowie das FFH-Gebiet und flächenhafte Naturdenkmal Seeheimer Düne. Die Dünen „Neben Schenkenäcker“ zwischen Seeheim und Jugenheim und „Oberste und unterste Röder nördlich Seeheim“ sind ebenfalls FFH-Gebiete. Ein weiteres Naturdenkmal ist die Sanddünenflora bei Seeheim. In den geschützten Sandrasen und Steppen-Trockenrasen leben zahlreiche seltene und bedrohte Pflanzen- und Tierarten.

Die Waldflächen in der südöstlichen Gemarkung von Seeheim sind Teil des FFH-Gebiets „Kniebrecht, Melibocus und Orbishöhe bei Seeheim-Jugenheim, Alsbach und Zwingenberg“.[19]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Tagungshotel Lufthansa Seeheim

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Die Deutsche Lufthansa AG betreibt in Seeheim-Jugenheim ihr Tagungshotel Lufthansa Seeheim, welches oberhalb des Ortskerns Seeheim liegt. Es wurde im Frühjahr 2009 als modernes Tagungshotel nach einem umfassenden Neubau wieder eröffnet.

Westlich in Ortsnähe führt die Landesstraße 3100 am Ort vorbei, parallel dazu verläuft einige hundert Meter entfernt die Bundesstraße 3. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3100.

Commons: Seeheim – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  2. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Zwingenberg) und Verwaltung.
  3. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  4. Am 1. Januar 1977 als Ortsteil zur neuen Gemeinde Seeheim.
  5. In Seeheim-Jugenheim umbenannt.

Einzelnachweise

  1. Daten des Einwohnermeldeamts Seeheim-Jugenheim, Information der Abt. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde Seeheim-Jugenheim, 20. September 2018
  2. Darmstädter Echo, Montag, 17. August 2015, S. 19
  3. a b c d e f g h Seeheim, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 217 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Schlagzeilen aus Bensheim zum 175-jährigen Bestehen des „Bergsträßer Anzeigers“ 2007. (PDF 8,61 MB) Zum Theater mit dem „Ziggelsche“. S. 48, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Oktober 2016; abgerufen am 28. Dezember 2014.
  6. Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion in Mainz vom 17. Mai 1930, Nr. 25. Bekanntmachung Nr. 345, S. 155.
  7. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Darmstadt und Dieburg und der Stadt Darmstadt (GVBl. II Nr. 330–334) vom 26. Juli 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 318 ff., § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 382 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. a b Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  12. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  13. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. nn (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 127 (Online in der HathiTrust digital library).
  15. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 132 (Online in der HathiTrust digital library).
  16. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  17. Darmstädter Echo, Mittwoch, 27. November 2019, S. 21.
  18. Darmstädter Echo, Montag, 17. Dezember 2018, S. 19.
  19. Schutzgebiete in der Gemarkung Seeheim. natureg.hessen.de, abgerufen am 28. Mai 2021.