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Simon Strauß

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Simon Strauß bei der Buchpremiere seiner Novelle Zu zweit am 19. Januar 2023 in Berlin

Simon Strauß (* 1988 in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller, Theaterkritiker und Journalist.

Simon Strauß ist der Sohn des Schriftstellers und Dramatikers Botho Strauß (* 1944) und der Rundfunkautorin Manuela Reichart.[1] Sein Großvater ist der Chemiker, Pharmazeut und Medizinpublizist Eduard Strauss (1890–1971).

Strauß wuchs in der Uckermark auf. Als Schüler des Evangelischen Gymnasiums zum Grauen Kloster war Strauß Teil einer Gruppe, die sich regelmäßig mit dem jüdischen Shoah-Überlebenden und Zeitzeugen Rolf Joseph traf. Aus diesen Begegnungen ist das Buch Ich muss weitermachen – die Geschichte des Herrn Joseph hervorgegangen.[2] Die Gruppe besteht weiterhin und veranstaltet jährlich einen Wettbewerb, der Schülerinnen und Schüler dazu einlädt, sich mit jüdischer Geschichte und jüdischem Leben in Deutschland auseinanderzusetzen.[3]

Strauß studierte Altertumswissenschaften und Geschichte an der Universität Basel, der Universität Poitiers und der University of Cambridge. Darauf folgte ein Promotionsstudiengang am Berliner Sonderforschungsbereich „Transformationen der Antike“, und 2017 wurde Strauß an der Humboldt-Universität zu Berlin bei Aloys Winterling mit einer Studie über die Althistoriker Theodor Mommsen und Matthias Gelzer promoviert. Im Wintersemester 2018/19 gab er als Lehrbeauftragter der Eberhard Karls Universität Tübingen einen Kurs zur Rezeption des antiken Rom in der Publizistik des 20. und 21. Jahrhunderts.[4]

Seit 2016 ist er Redakteur im Feuilleton der FAZ als Nachfolger von Gerhard Stadelmaier.[5] Er ist außerdem als Moderator im Podcast für Deutschland der FAZ zu hören.[6] Für den Podcast produzierte er 2024 die sechsteilige Reportageserie Schaut auf diese Stadt über Prenzlau, wo er ein halbes Jahr vor der Landtagswahl in Brandenburg verbrachte.[7]

2017 veröffentlichte er sein literarisches Debüt Sieben Nächte, im Sommer 2019 folgte sein zweites Buch Römische Tage.[8] 2020 gab er das Buch Spielplan-Änderung! heraus, in dem 30 Autoren jeweils ein wenig bekanntes Stück als Vorschlag für Spielpläne deutschsprachiger Theater beschreiben, darunter zum Beispiel Daniel Kehlmann, Nino Haratischwili, Hans Magnus Enzensberger und Botho Strauß.[9]

Er ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins Arbeit an Europa e.V.[10] Strauß ist Initiator des europäischen Zeitzeugenprojekts European Archive of Voices (Europäisches Archiv der Stimmen), das u. a. von der Gerda Henkel Stiftung und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung unterstützt wurde.[11] Der Bayerischen Akademie der Schönen Künste gehört Simon Strauß als ordentliches Mitglied der Abteilung Darstellende Kunst an.[12]

Strauß lebt mit seiner Familie[13] in Frankfurt und Berlin.[14]

Die Erzählung Sieben Nächte ist das literarische Debüt von Simon Strauß. In der Erzählung geht es um einen jungen Mann, der in einer Stimmung von Tristesse über das künftige Leben als Erwachsener reflektiert. Das Buch ist gegliedert in sieben Kapitel nach überlieferten Vorstellungen von den Sieben Todsünden: Gier, Hochmut, Faulheit, Neid, Wut, Völlerei, Wollust. „Im Schutze der Nacht entwickelt er aus der Erfahrung der sieben Todsünden die Konturen einer besseren Welt, eines intensiveren Lebens.“[15]

In der taz warf Alem Grabovac Strauß Anfang 2018 vor, er bediene in Sieben Nächte „mit seiner Ultraromantik die Agenda der Rechten“.[16] Dieser Behauptung widersprachen u. a. Ijoma Mangold,[17] Tilman Krause,[18] Nora Bossong[19] und Knut Cordsen.[1] Die Debatte zog weite Kreise.[20][21][22][17]

Eine resümierende Darstellung und Kritik der gegen das Buch erhobenen Vorwürfe veröffentlichte 2021 der Literaturwissenschaftler Torsten Hoffmann in einem Aufsatz über die „Strategien neurechter Kulturpolitik“.[23] Darin stellt er fest: „Vom Kern des neurechten Identitätsangebots – von Nationalismus, Heimatfanatismus und einer völkisch konzipierten Leitkultur – findet sich in Simon Straußʼ Roman in der Tat kaum etwas.“ Darüber hinaus kommt er zu dem Schluss, dass eine Kritik, wie Grabovac sie vorgetragen hatte, entweder die Kulturpolitik der Neuen Rechten bagatellisieren oder aber das besprochene Buch dämonisieren müsse.[24]

Das Buch Sieben Nächte erreichte seine beste Platzierung auf der Bestsellerliste im Sommer 2017 (Kategorie: Hardcover Belletristik).[25]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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  • Zum Teufel mit dem Realismus![26]
  • Müllers Block. In: Zeitschrift für Ideengeschichte. Jahrgang 9 (2015), Heft 3, ISSN 1863-8937 (print) / ISSN 1863-8937 (online), S. 122–127.
  • Von Mommsen zu Gelzer? Die Konzeption römisch-republikanischer Gesellschaft in „Staatsrecht“ und „Nobilität“. Stuttgart: Steiner 2017. ISBN 978-3-515-11851-4.
  • Sieben Nächte. Berlin: Blumenbar 2017. ISBN 978-3-351-05041-2.
    • Englische Übersetzung: Seven Nights, übersetzt von Eva & Lee Bacon, Los Angeles, CA: Rare Bird Books 2019.
    • Dänische Übersetzung: Syv nætter, übersetzt von Maj Westerfeld, Aarhus: Turbine 2019.
    • Norwegische Übersetzung: Syv netter, übersetzt von Gina Tandberg, Stavanger: Pelikanen 2019.
  • Nachwort zu John Williams: Nichts als die Nacht. München: dtv 2017. ISBN 978-3-423-28129-4.
  • Wer soll euch denn noch entzünden?[27]
  • Römische Tage. Tropen. Stuttgart: Klett-Cotta 2019. ISBN 978-3-608-50436-1.
    • Dänische Übersetzung: Romerske dage, übersetzt von Maj Westerfeld, Aarhus: Turbine 2020.
    • Italienische Übersetzung: Nove settimane a Roma, ed. Accademia degli Incolti, übersetzt von Anna Lisa Amodio, Rom: Italo Svevo 2021.
  • Hrsg. Spielplan-Änderung! 30 Stücke, die das Theater heute braucht. Tropen, Stuttgart: Klett-Cotta 2020, ISBN 978-3-608-50457-6.
  • Auf dem Sprung. Der Althistoriker Matthias Gelzer und seine Zeit in Greifswald, in: Altertumswissenschaften in Greifswald. Porträts ausgewählter Gelehrter 1856 bis 1946, hrsg. von Susanne Froehlich, Stuttgart: Steiner 2021, S. 229–254.
  • Antipoden unter sich. Theodor Mommsen und Ferdinand Gregorovius gegenübergestellt, in: Ferdinand Gregorovius in seinem Jahrhundert. Der Historiker und Schriftsteller neu gelesen, hrsg. von Angela Steinsiek, Köln: Böhlau 2023, S. 23–40.
  • Zu zweit: Novelle. Tropen. Stuttgart, Klett-Cotta 2023. ISBN 978-3-608-50190-2.
    • Norwegische Übersetzung: For to, übersetzt von Eivind Lilleskjæret, Stavanger: Pelikanen 2023.
  • Nachwort zu Maria Lazar: Die vergessenen Theaterstücke. Der blinde Passagier, Die Hölle auf Erden & Die Liebe höret immer auf. Erstmals aus dem Nachlass hrsg. von Albert C. Eibl. Das vergessene Buch, Wien 2024. ISBN 978-3-903244-37-5.
  • Carolin Amlinger: Männer in der Krise: Der fragile Körperzustand der Spätmoderne in der konservativen Gegenwartsliteratur (Tellkamp, Strauß). In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur (IASL), Jg. 47 (2022), S. 9–35.
  • Thorsten Päplow: „Hauptsache nich’ Mitte 30“. Quarterlife Crisis in Simon Strauß’ „Sieben Nächte“ (2017). In: Jutta Schloon und andere (Hrsg.): Alter & Ego. (Auto)fiktionale Altersfigurationen in deutschsprachiger und nordischer Literatur (= Perspektiven. Nordeuropäische Studien zur deutschsprachigen Literatur und Kultur, Bd. 23). Iudicium, München 2022, ISBN 978-3-86205-601-9, S. 137–155 (lizenzfrei).
  • Nicolai Busch: Das ›politisch Rechte‹ der Gegenwartsliteratur (1989–2022): Mit Studien zu Christian Kracht, Simon Strauß und Uwe Tellkamp. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2023, ISBN 978-3-11-134013-5.
Commons: Simon Strauß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Verdachtsdebatte um Simon Strauß und die Rechte auf br.de vom 17. Januar 2018, abgerufen am 4. April 2019 (archivierte Version)
  2. Wie alles begann. Abgerufen am 9. April 2019 (deutsch).
  3. Der Preis. Abgerufen am 9. April 2019 (deutsch).
  4. Strauß. Abgerufen am 4. April 2019.
  5. Björn Hayer: „Sieben Nächte“: Ein gewaltiges literarisches Debüt von Simon Strauß. In: Berliner Zeitung. (berliner-zeitung.de [abgerufen am 18. Januar 2018]).
  6. Simon Strauß: Polens Verhältnis zu Deutschland nach der Wahl: Wer führt jetzt wen? In: FAZ.NET. 18. Dezember 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 26. Dezember 2023]).
  7. Steffen Wrede: Wie ist die Stimmung?: Sechsteiliges FAZ-Spezial aus Prenzlau. 7. August 2024, abgerufen am 31. August 2024.
  8. Boris Pofalla: Ein Mann sieht Rom, Die Welt, 22. Juni 2019, abgerufen am 19. August 2019
  9. Mehr Russen und mehr Sex. 28. Mai 2020, abgerufen am 12. Juni 2020.
  10. Wer wir sind. Abgerufen am 4. Juli 2020 (deutsch).
  11. Home —. Abgerufen am 27. März 2019 (Schweizer Hochdeutsch).
  12. Bayerische Akademie der Schönen Künste: Mitglieder. Abgerufen am 12. Oktober 2019.
  13. Andreas Krobok: Dürre, Hitze, Feuer: Wie die Sommerferien ihre Unschuld verloren. In: FAZ.NET. 25. Juli 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 26. Juli 2023]).
  14. https://www.klett-cotta.de/personen/simon-strauss-p-815
  15. Zitat aus: Salonfestival, abgerufen am 17. August 2019
  16. Alem Grabovac: Debatte zum Schriftsteller Simon Strauß: Treibstoff für die Reaktionären. In: Die Tageszeitung: taz. 8. Januar 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 18. Januar 2018]).
  17. a b Ijoma Mangold, Antonia Baum: Debatte: Ist der anschwellende Streit um den jungen Simon Strauß völlig aus der Luft gegriffen? In: Die Zeit. 17. Januar 2018, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 4. April 2019]).
  18. Tilman Krause: Simon-Strauß-Debatte: Wer sagt, dass Romantik rechts ist? In: Die Welt. 17. Januar 2018 (welt.de [abgerufen am 18. Januar 2018]).
  19. Nora Bossong: Debatte Vorwürfe gegen Simon Strauß: Hexenjagd auf Nassrasur. In: Die Tageszeitung: taz. 18. Januar 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 21. Januar 2018]).
  20. Fleisch essen, Held sein, große Gefühle. In: mdr Das Altpapier. 18. Januar 2018, abgerufen am 21. Januar 2018.
  21. Die Kirche im Dorf und den Messias in der Bibel lassen / über Simon Strauß und den TAZ-Artikel von Alem Grabovac - 54books. In: 54books. 10. Januar 2018 (54books.de [abgerufen am 21. Januar 2018]).
  22. Kommentar von Jens-Christian Rabe: Fatale Freund-Feind-Logik. In: sueddeutsche.de. 2018, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 21. Januar 2018]).
  23. Torsten Hoffmann: Ästhetischer Dünger: Strategien neurechter Literaturpolitik. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Band 95, Nr. 2, Juni 2021, ISSN 0012-0936, S. 219–254, doi:10.1007/s41245-021-00127-5 (springer.com [abgerufen am 19. April 2022]).
  24. „Während die Maron-Debatte zu einer kurzsichtigen Bagatellisierung des neurechten Kontextes tendiert, führt die Diskussion um Simon Strauß die Kontraproduktivität einer politischen Übersensibilität vor Augen. Denn erstens zielen die ›Kubitschekschen Visionen‹ keineswegs auf Kunst, sondern auf einen Umbau der demokratischen Gesellschaft in Richtung einer faschistisch-völkischen Gemeinschaft – nichts davon wird bei Strauß ›verwirklicht‹. Insofern betreibt die These je nach Blickrichtung eine Dämonisierung des Romans oder eine Verharmlosung der Kubitschekschen Ambitionen, die sich keineswegs mit Fleischessen, Autofahren und Männerzitaten zufriedengeben.“ doi: 10.1007/s41245-021-00127-5
  25. buchreport. Abgerufen am 11. Juli 2019 (deutsch).
  26. (Zur Lage des Theaters), FAZ im August 2015
  27. (Zur Lage des Dramaturgen), FAZ im Mai 2017
  28. Simon Strauss: Sieben Nächte, Moderation: Knut Cordsen (BR). (muenchner-kammerspiele.de [abgerufen am 18. Januar 2018]).
  29. Auszeichnung des Lübecker Buddenbrookhauses / Simon Strauß gewinnt Debütpreis. Abgerufen am 18. Januar 2018.
  30. Jewish German History Award für Simon Strauß, buchmarkt.de, 23. Januar 2018, abgerufen am 24. Januar 2018