Trzebiel
Trzebiel | ||
---|---|---|
Basisdaten | ||
Staat: | Polen
| |
Woiwodschaft: | Lebus | |
Powiat: | Żarski | |
Gmina: | Trzebiel | |
Geographische Lage: | 51° 38′ N, 14° 49′ O | |
Einwohner: | 1342 (31. März 2011[1]) | |
Postleitzahl: | 68-212 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 68 | |
Kfz-Kennzeichen: | FZA | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Droga krajowa 12 | |
Nächster int. Flughafen: | Posen
| |
Breslau |
Trzebiel [deutsch Triebel, sorbisch Trjebule) ist ein Dorf im Powiat Żarski der Woiwodschaft Lebus in Polen. Der Ort mit rund 1350 Einwohnern ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde mit etwa 5750 Einwohnern. Der größte Teil der Gemeinde gehört zum polnischen Teil der Niederlausitz.
] (Geografische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde liegt in der Euroregion Neiße am nordöstlichen Ende der geologisch bemerkenswerten Hügelkette Muskauer Faltenbogen. Die Europastraße 36 (Berlin–Cottbus–Breslau) führt nördlich an Trzebiel vorbei.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf führt das rote Hirschhorn der Biebersteiner im Wappen.
Blasonierung: In Gold eine fünfendige rote Hirschstange mit Grind.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter und frühe Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1301 wurde der Ort erstmals als opidum Trebule erwähnt, 1336 die veste Trebule (Burg Trebule). Es gehörte zum Markgrafentum Niederlausitz. In dieser Zeit lebte hier überwiegend slawische Bevölkerung. Der Ort war spätestens seit dem 14. Jahrhundert Mittelpunkt der Herrschaft Triebel. Er gehörte in dieser Zeit den Herren von Hakeborn, seit 1400 dann der Familie von Bieberstein. 1457 wurde Triebel erstmals als Stadt bezeichnet. Eine offizielle Stadtrechtsverleihung ist nicht erhalten.
Seit dem 16. Jahrhundert wurden nach der Reformation in der Kirche von Triebel Gottesdienste in niedersorbischer Sprache abgehalten. Die Stadtkirche wurde zur wendischen Kirche, für die deutsche Bevölkerung wurde eine eigene Kirche im Westteil der Kirche errichtet.
Triebel war eine Ackerbürgerstadt, mit stark ländlichem Charakter. Neben dem Anbau von Getreide, Tabak und weiterer Landwirtschaft waren Leineweber, Tuchmacher und Töpfer in der Stadt tätig.
Sächsische Herrschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1635 gehörte Triebel wie der Großteil der Niederlausitz zum Kurfürstentum Sachsen. Mit der sächsischen Germanisierungspolitik des 18. Jahrhunderts wurde die niedersorbische Sprache immer mehr zurückgedrängt. Ab 1808 gab es keine sorbischen Predigten mehr in Triebel.[2]
Preußische Herrschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1815 kam die Stadt mit der Niederlausitz zum Königreich Preußen im Kreis Sorau. Die Grenze zur Oberlausitz verlief 4 Kilometer südlich. Es wurde Sitz eines Amtsgerichts. Am 15. Juni 1898 wurde Triebel mit Eröffnung der Strecke Muskau–Sommerfeld an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Im frühen 20. Jahrhundert gab es eine Glashütte in Triebel.[3]
Bei den Kämpfen im Rahmen der Niederschlesischen Operation im Februar 1945 blieb die Stadt größtenteils verschont. Nur die Kirche und wenige Häuser in deren Nähe wurden zerstört.[4]
Polen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Krieg bezogen polnischen Neuansiedler die Anwesen, an denen Land und Nebengebäude zur Verfügung standen. Unbewohnte Gebäude, darunter das Rathaus und fast alle Bürgerhäuser rund um den Marktplatz, wurden ab 1947 abgetragen. Die Steine waren für den Wiederaufbau der Stadt Warschau vorgesehen.[4]
Nach der Übernahme durch die polnische Verwaltung verlor Trzebiel die Stadtrechte.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stadtschloss, erbaut im 16. und 17. Jahrhundert im Renaissancestil, 1729 umgebaut im Barockstil
- Stadtmauer, Reste aus dem 15. Jahrhundert
- Kirche, in den 1960er Jahren neu errichtet, davor mittelalterliche wendisch-deutsche Doppelkirche, um 1560 wurde in der Stadtkirche ein zweites querliegendes Schiff zwischen Turm und Hauptschiff eingebaut, die alte Kirche wurde von der wendischen Gemeinde genutzt, bis 18. Jahrhundert in wendischer/niedersorbischer Sprache, das querliegende Schiff nutzte die deutsche Stadtgemeinde, 1945 schwer beschädigt, dann abgerissen[5]
-
Häuser im Zentrum des Ortes
-
Kirche Matki Bozej Krolowej Polski
-
Turmruine der Stadtbefestigung
-
Ruine des Hochgalgens
Gmina
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Landgemeinde (gmina wiejska) Trzebiel besteht aus einer Reihe von Dörfern mit Schulzenämtern.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Solfa (1483–1564), niedersorbischer Arzt und Philosoph
- Thomas Mauer (1536–1575), Theologe und lateinischer Dichter
- Johann Tobias Richter (1714–1780), Ratsherr in Leipzig und Professor der Rechte[6]
- Johann Siegfried Kähler (1743–1820), Mediziner und Stadtphysikus in Sommerfeld in der Niederlausitz
- Christian August Jannowitz (1772–1839), Erbauer der Jannowitzbrücke in Berlin
- Karl Heinrich Julius Endemann (1836–1919), Pfarrer, Missionar und Sprachforscher[7]
- Otto Fischer (Theologe) (1869–1946), Sohn des Pfarrers Adolf Fischer und dessen Ehefrau Emmy, geborene Boelicke
- Wolfgang Wehowsky (1912–1981), Theologe
In der Stadt wirkende Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Balthasar Heinrich Heinze (1665–1744), Oberpfarrer 1706–1744.[8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Gottlob Worbs: Geschichte der Herrschaften Sorau und Triebel. Rauert, Sorau 1826 (Digitalisat)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Gemeinde
- Informationen zur Gemeinde auf der Website des Landkreises Żary (polnisch)
- Verzeichnis der Einwohner von Triebel 1928
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 28. Mai 2017
- ↑ Peter Kunze: Sorbische Reminiszenzen aus Forst und Umgebung. In: Lětopis. 53, 1, 2006, ISSN 0943-2787, S. 35–51.
- ↑ Otto Constantin, Erwin Stein: Monographien deutscher Landschaften Band II. Der Landkreis Sorau N.L. Berlin 1925, S. 43–45
- ↑ a b Angela Hanscke: Unvergessene Geschichte in Film und Saal. Lausitzer Rundschau, 21. August 2017, S. 15.
- ↑ Alfred Roggan: Die Große den Wenden, die kleine den Deutschen... Wendisch-deutsche Doppelkirchen in der Niederlausitz. In: Alte Kirchen. 2015 (pdf ( vom 1. Oktober 2017 im Internet Archive))
- ↑ Johann Tobias Richter Leipziger Biographie
- ↑ Karl Heinrich Julius Endemann Deutsche Biografie
- ↑ Heinsius, Balthasar Heinrich