Der Quitzow’en Fall und Untergang
1414.
(Nach dem Alt-Märkischen.)
Und Christ im Himmel erbarmte sich:
Da gab er zum Trost uns männiglich
Unseren Markgraf Friederich,[1]
Einen Fürsten lobesamen.
In ihm sind Kraft und Muth gepaart;
Ob Laien oder wohlgelahrt,
Alle preisen seinen Namen.
Zu loben ihn uns wohl ansteht,
Gott selber in seiner Majestät
Hat ihn uns erwecket.
Seit Kaiser Karl[2] zu Prag uns starb,
Das Land verkam, das Land verdarb,
Das hat die Räuber erschrecket.
Und die ihm wollten widerstehn,
Wie der Kuckuk waren sie anzusehn,
Er war der Adler, sie waren die Krähn,
* * *
„Wir machen ihm das Land zu Leid“
Und dazu waren sie wohl bereit
Mit ihrem Ingesinde.
Ist Spielzeug nur in uns’rer Hand,
Wir sind die Herren in diesem Land
Und wollen es beweisen.
Und regnet’s Fürsten noch ein Jahr,
Er soll uns krümmen nicht ein Haar,
Nach Hause soll er reisen.
Und kommt zu Fuß er oder Pferd,
Mit Büchse, Tartschen oder Schwert,
Er muß dem Land entsagen.
Und will er nicht, es thut nicht gut,
Wir stehen muthig seinem Muth,
Zehn Schlösser sind in uns’rer Hut,
Als das die Fürstenschaft vernahm,
In Hasten alles zusammenkam;
Einem jeden wär’ es Schimpf und Scham,
Wär’ er da nicht gekommen.
Günther von Schwarzburg[4] war er genannt,
Nach Plaue hat er sich gewandt
Und die „Grethe“ mitgenommen.
Nach Golzow nahm er Ziel und Lauf
Und stellte sich vor die Veste.
Da ließ er schwenken seine Fahn’:
„Ich denke, rasch ist gut gethan,
Und jeder thue das Beste.“
Burggraf Freidrich aber vor Friesack zog,
Der Graben war tief, die Mauer war hoch,
Aber die Franken stürmten sie doch,
Ein Hagel von Pfeilen sie flugs empfing,
Da schützte nicht Schiene, nicht Panzerring,
Mancher Pfeil bis in das Herze ging
Und viele sanken zu Erden.
Da riefen die Franken: „Tritt für uns ein,
Maria, woll’ uns gnädig sein,
Auf daß der Hochmuth erliege.“
Die heilige Jungfrau, sie war es gewillt,
Ein jeder sah ihr Himmelsbild,
Und so schritten sie zum Siege.
Das Wetter war kraus und ungestalt,
Es regnete, schneite und war kalt,
Weil Gott im Himmel es wollte.
Und Golzow und Beuthen ebenso,
Sie huldigen Friedrich, und alle sind froh,
Die Fürsten lenkten heimwärts ein,
Desgleichen die Städte, groß und klein;
Viele waren geschossen durch Hüft und Bein
Und hinkten nach Haus an Krücken.
* * *
Nimm ihn gnädig in Deine Hut
Und woll’ ihn durch Dein heilig Blut
Erquicken und beglücken.
Auch seiner edlen Fraue zart,
Dann sind allbeide wohlbewahrt
In Deinem Himmel droben.
In Deinem Himmel, nach dem wir schau’n
Auf den wir all in Hoffnung bau’n,
Die wir rühmen und preisen und loben.