Olaf Kragebeen
Olaf Kragebeen blickt auf Land und See:
„Stawanger-Fjord liegt noch in Schnee,
Schnee die Felsen und Schnee die Bucht,
Und doch ist der Winter schon auf der Flucht,
Ich fühl ihn in Luft und Sonne schon,
Und das Meer ein Spiegel … Steig’ ich zu Schiff?
Ueberrasch’ ich den Feind auf Kongens-Kliff?
Ihr, meine Räthe zu Land und See,
Laßt mich Eure Zeichen erspähn,
Ihr, meine Weisen, ihr meine Krähn.“
Und kaum gerufen, so sind sie da,
Setzen sich um ihn, fern und nah,
Keine, keine hüpft auf ihn zu,
Wenden sich all’, ihrer Füße Spur,
Abgewandt, rückwärts führt sie nur,
Rückwärts hüpfen sie Schritt um Schritt:
Und als er so sprach, und als er so sann,
Erik Jarl, sein Freund, tritt an ihn heran,
„König Olaf, der Däne spielt um sein Glück,
Im Oeresund hielt’s ihn nicht länger zurück,
Ist er hinaus in’s Skager-Rack,
Hundert Schiffe führt er, zehnhundert an Bord –
Auf Olaf, auf, aus Stawanger-Fjord.“
Er hört nicht mehr ihr schrill Geschrei,
„Erik Jarl“ so spricht er „Du bist mit dabei,
Du folgst. Ich führe den ersten Stoß,
Und wankt der Däne, so brichst Du los,
Nichts darf heim in den Oeresund.“
Sprach es. Und als den Feind er sah,
In goldener Rüstung stand er da;
Zu Füßen ihm, des Reiches Stolz,
Der stärkste Bogen in Norderland,
Keiner spannt ihn, nur Olafs Hand.
Und in des Feindes gedoppelte Reihn,
Olaf Kragebeen fährt jetzt mitten hinein,
Zum vernichtenden, löst er von Olaf sich los,
Neben dem Feinde legt er bei:
„Das also, Krähen, war euer Geschrei.
Verrath und durch ihn! Aber sei’s … Wohlan,
Norweg gegen Norweg. Erik Jarl, wirf gut,
Laß sehn, wer die besten Würfe thut.“
Und er nahm den Bogen, als wär es ein Spiel,
Auf seine Rüstung die Sonne fiel,
Klirrend zerbrach der Eschenschaft,
Und hüben und drüben klang es zugleich:
„Zerbrochen der Bogen, zerbrochen das Reich.“
Er schreitet bis zu des Schiffes Bug,
Statt der Krähen umschwirrt ihn ein Möwenzug,
Immer dichter flattert es um ihn her,
„Weiße Wogenkinder, Euch sendet das Meer,
Und in goldener Rüstung stieg er hinab.