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Welke Blätter

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Textdaten
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Autor:
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Titel: Welke Blätter
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 45, S. 761, 772
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1891
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[761]

Welke Blätter.
Nach dem Gemälde von Louis Doyen.

[772] Welke Blätter. (Zu dem Bilde S. 761.) Ein trübseliges Geschäft, an kühlem nebligen Herbstmorgen die von den Bäumen des Parkes gefallenen Blätter, die stummen Zeugen der ersterbenden Natur, zusammenzukehren. Ob wohl die Männer, welche wir auf unserem stimmungsvollen Bilde bei solcher Arbeit begriffen sehen, eine Empfindung dafür haben? Fast scheint es, als ob das nicht der Fall wäre. In gleichmäßiger Ruhe, mechanisch verrichten sie ihre Obliegenheit, und sie beachten wohl kaum das abgehärmte Menschenkind, welches vor ihnen auf der Bank sitzt und trüben Blickes ihrem Thun zusieht. Welke Blätter! Ja, in der Seele dieses müde zusammengebrochenen Mädchens sind auch die schönen Hoffnungen auf Liebe und Glück erstorben, ein blühender Sommer der Freude und Zuversicht ist dem tödlichen Reif des Herbstes erlegen, ihr Leben liegt vor ihr – ein welkes Blatt!

Aber der Lenz wird kommen, und seine Sonnenstrahlen werden neues Keimen und Grünen den Bäumen des Parkes entlocken. Der Frühling wird seinen heilenden Balsam auch auf die Wunden dieses armen Menschenherzens träufeln, daß es gesunde zu neuem Leben und neuer Daseinsfreude!