Dr. Heinrich Pudor—Berlin: Nordisches Porzellan.
Es war im Jahre 1889, als auf der
Pariser Welt - Ausstellung die Blicke
des grösseren Publikums sich auf die kunst-
gewerblichen Erzeugnisse der Kgl. dänischen
Porzellan - Manufaktur in Kopenhagen rich-
teten. Damals schon besass die letztere in
der Avenue de l'Opera in Paris ein eigenes
Verkaufs - Magazin. Was man an diesen
Porzellan - Stücken vor allem bewunderte,
war die Delikatesse der Farbengebung. Man
war der traditionellen, kalten Repräsentations-
Vasen von Sevres und der putten- und
puppenartigen, in der Farbe oft geschmack-
losen Meissner Porzellane satt, und sehnte
sich nach einer Keramik, die zu der modernen,
intimen, präraffaelitisch differenzierten Woh-
nungs-Einrichtung passte, nach einer Keramik
im Geiste Watt's, Burne-Jones, Rossetti's,
nach einer Kunst-Töpferei, die nicht für die
in Gold und Krystall schillernden Spiegel-
Säle Ludwigs des XIV., sondern für die
A. WALLANDER.
Rörstrand'sche Fabrik—Stockholm.
A. WALLANDER.
modernen intimen, wie japanische Theehäuser
anmutenden Villen und Land-Häuser
passte. Und diesem Zug der Zeit ver-
standen die Kopenhagener und Stock-
holmer Porzellan-Fabriken am meisten
Rechnung zu tragen. — Freilich geht
diese selbe dänische und schwedische
Keramik in der Delikatesse ihrer
Farbengebung, wie so vieles andere im
modernen Kunstgewerbe zurück auf die
japanische Kleinkunst. Die Japaner sind
auch in der Keramik bis heute immer
noch unübertroffen, vielleicht sogar nicht
erreicht. — Die Entwickelung der Kgl.
dänischen Porzellan - Manufaktur war
kurz folgende: Gegründet im Jahre 1775
durch Frantz Heinrich Müller, wurde
sie ein paar Jahre später Staats-Eigen-
tum. Anfangs arbeitete sie im Rokoko-
Stil ä la Meissner. Dann brachte sie
einige Spezialitäten in Servicen heraus
— das sogenannte Monrad-Set (jedes
Stück verschieden dekoriert) und das
Muschel-China, dessen blaues Muster
eine Imitation eines japanischen Musters
ist. Weiter die »Flora danica«, ein
»Service de luxe«, jedes Stück mit einer
Rörstrand'sche Fabrik—Stockholm. dänischen wilden Blume dekoriert. —
Es war im Jahre 1889, als auf der
Pariser Welt - Ausstellung die Blicke
des grösseren Publikums sich auf die kunst-
gewerblichen Erzeugnisse der Kgl. dänischen
Porzellan - Manufaktur in Kopenhagen rich-
teten. Damals schon besass die letztere in
der Avenue de l'Opera in Paris ein eigenes
Verkaufs - Magazin. Was man an diesen
Porzellan - Stücken vor allem bewunderte,
war die Delikatesse der Farbengebung. Man
war der traditionellen, kalten Repräsentations-
Vasen von Sevres und der putten- und
puppenartigen, in der Farbe oft geschmack-
losen Meissner Porzellane satt, und sehnte
sich nach einer Keramik, die zu der modernen,
intimen, präraffaelitisch differenzierten Woh-
nungs-Einrichtung passte, nach einer Keramik
im Geiste Watt's, Burne-Jones, Rossetti's,
nach einer Kunst-Töpferei, die nicht für die
in Gold und Krystall schillernden Spiegel-
Säle Ludwigs des XIV., sondern für die
A. WALLANDER.
Rörstrand'sche Fabrik—Stockholm.
A. WALLANDER.
modernen intimen, wie japanische Theehäuser
anmutenden Villen und Land-Häuser
passte. Und diesem Zug der Zeit ver-
standen die Kopenhagener und Stock-
holmer Porzellan-Fabriken am meisten
Rechnung zu tragen. — Freilich geht
diese selbe dänische und schwedische
Keramik in der Delikatesse ihrer
Farbengebung, wie so vieles andere im
modernen Kunstgewerbe zurück auf die
japanische Kleinkunst. Die Japaner sind
auch in der Keramik bis heute immer
noch unübertroffen, vielleicht sogar nicht
erreicht. — Die Entwickelung der Kgl.
dänischen Porzellan - Manufaktur war
kurz folgende: Gegründet im Jahre 1775
durch Frantz Heinrich Müller, wurde
sie ein paar Jahre später Staats-Eigen-
tum. Anfangs arbeitete sie im Rokoko-
Stil ä la Meissner. Dann brachte sie
einige Spezialitäten in Servicen heraus
— das sogenannte Monrad-Set (jedes
Stück verschieden dekoriert) und das
Muschel-China, dessen blaues Muster
eine Imitation eines japanischen Musters
ist. Weiter die »Flora danica«, ein
»Service de luxe«, jedes Stück mit einer
Rörstrand'sche Fabrik—Stockholm. dänischen wilden Blume dekoriert. —