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Dohme, Robert
Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit: Biographien u. Charakteristiken (1,1): Kunst und Künstler Deutschlands und der Niederlande bis gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts — Leipzig, 1877

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Schultz, Alwin: Tuotilo von St. Gallen: † nach 912
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https://doi.org/10.11588/diglit.33504#0041

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Tuotilo von St. Gallen.
*]* nach 912.

Die Chroniken und Annalen, denen wir Mittheilungen über die Kunbzubände
des früheren Mittelalters verdanken, sind ausnahmslos von Geisllichen geschrieben.
Diese haben es natürlich vorgezogen die Bauten, welche in ihren Kirchen und Klö-
slern ausgeführt wurden und die verschiedenen Kunttwerke, mit denen man jene
ausschmückte, zu schildern, die Namen der kunsterfahrenen Brüder zu erwähnen
und deren Ruhm zu verbreiten, als der weltlichen Meisler zu gedenken, welche
Burgen und Schlösser, Wohnhäuser u. s. w. errichteten und mit ihren Kunstwerken
verzierten. So kommt es, dass wir von den Leibungen der Laien wenig oder gar
nichts erlahren, während dochhcher in Italien und den übrigen durch dieRömer-
herrschaft cultivirten und civilihrten Ländern die bildende Kunsl während der
nächsten Jahrhunderte, die der Auflösung des weströmischen Reiches folgten, ge-
wöhnlich von Laien geübt wurde. Nebenbei mögen Weltgeislliche und Mönche
hch in der Kunsl versucht haben, doch erscheint es immerhin wahrscheinlich,
dass in den gedachten Ländern die Laien nie aufgehört haben als Künstler
thätig zu sein.
Anders lagen die Verhältnisse, wie wir im erben Capitel gesehen, in den
Gegenden, die dem Chribenthume und gleichzeitig der Cultur erb gewonnen
werden mussten, also auch in dem grösseren Theile von Deutschland. Die
Missionäre, die da das Chribenthum predigten, die Weltgeiblichen und Mönche,
die das von jenen begonnene Werk fortsetzten, die erben Kirchen gründeten
und Klober anlegten, von denen aus Bildung und Gehttung hch unter die rohen
Mähen der Neubekehrten verbreiten sollte, alle diese konnten kaum darauf
rechnen in ihren Gemeinden Leute vorzuhnden, die ihnen Kirchen und Klober-
gebäude zu Danke auszuführen, geschweige denn die notliwendigen Bildhauer-
und Malerarbeiten zu übernehmen im Stande waren. Da mussten die Aebte und
ihre Mönche, die Bischöfe sammt ihrer Clerisei zunächb selbb Hand anlegen und
es hch angelegen sein lassen, unter ihren Hörigen hch nach und nach brauchbare
Arbeitskräfte zu erziehen. Die Aufgabe, die ein Klober in jenen Jahrhunderten
zu erfüllen hatte, war eine überaus schwere und schwierige. Abgesehen davon,
dass die Pflege der Wihenschaft wie der Kunb, den Mönchen vom Orden des
heiligen Benedict zur Pflicht gemacht wurde, dass he Schulen hielten, Bibliotheken
anlegten und durch eigene Arbeit vergrösserten, wissenschaftliche Studien trieben
und unter einander in dieser Richtung wetteiferten, die bildende Kunb wie die
 
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