Books by Maximilian Becker
What role did survivors of political persecution play during the Cold War?
Maximilian Becker uses... more What role did survivors of political persecution play during the Cold War?
Maximilian Becker uses the example of the Fédération Internationale des Résistants (FIR), the most important international association of persecutees with members in East and West as well as Israel, to examine the cross-bloc and cross-border connections and activities of survivors. Central to this was educating the public about Nazi crimes, campaigning for the perpetrators to be punished, against the old and new right-wing extremism, for the preservation of memory and for the rights of survivors. The involvement of survivors in political campaigns on both sides caused conflicts, and the involvement of the communist-dominated FIR in the "peace struggle" revealed its dual character: on the one hand, it represented the interests of survivors for whom "peace" was a central concern, and on the other, it was a propaganda tool of the USSR and the Eastern Bloc.
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Welche Rolle spielten Überlebende politischer Verfolgung im Kalten Krieg?
Maximilian Becker untersucht am Beispiel der Fédération Internationale des Résistants (FIR), des bedeutendsten internationalen Verfolgtenverbands mit Mitgliedern in Ost und West sowie Israel die block- und grenzüberschreitenden Verbindungen und Aktivitäten Überlebender. Zentral waren dabei die Aufklärung der Öffentlichkeit über die NS-Verbrechen, der Einsatz für eine Bestrafung der Täter, gegen den alten und neuen Rechtsextremismus, für eine Bewahrung der Erinnerung und für die Rechte der Überlebenden. Die Beteiligung Überlebender an politischen Kampagnen auf beiden Seiten sorgte für Konflikte, die Involvierung der von Kommunisten dominierten FIR in den "Friedenskampf" offenbart ihren Doppelcharakter: Einerseits Interessenvertreterin Überlebender, für die "Frieden" ein zentrales Anliegen war, andererseits Propagandainstrument der UdSSR und des Ostblocks.
Vorwort Die vorliegende Studie ist die leicht überarbeitete Fassung meiner Magisterarbeit, die ic... more Vorwort Die vorliegende Studie ist die leicht überarbeitete Fassung meiner Magisterarbeit, die ich im Sommersemester 2007 am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität in München eingereicht habe. Wissenschaftliche Werke entstehen in aller Regel im Austausch mit Fachkollegen und akademischen Lehrern. Ihnen möchte ich danken, wobei an erster Stelle Herr Prof. Dr. Hans Günther Hockerts zu nennen ist, der die Arbeit mit großer Umsicht betreute. Zu besonderen Dank verpflichtet bin ich auch Herrn Prof. Dr. Martin Schulze Wessel, der das Zweitgutachten in allerkürzester Zeit erstellte und dessen Tür für mich immer offen stand. Dank gebührt auch den Professoren Winfried Schulze und Hubertus Kohle sowie dem Direktor der Universitätsbibliothek München Dr. Günter Heischmann, die das Werk in die geschichtswissenschaftliche Reihe der LMU-Publikationen aufgenommen haben. Danken möchte ich auch Herrn Dr. Jan Foitzik, der mir zahlreiche wertvolle Hinweise gab, die Eingang in die vorliegende Fassung gefunden haben. Außerdem hat er mir einige unveröffentlichte Archivquellen in Kopie überlassen, wofür ich ihm ebenfalls zu besonderem Dank verpflichtet bin. Dank gebührt auch Herrn Dr. Jürgen Zarusky, der sich viel Zeit für meine Probleme nahm, und Herrn Grill, der mir viele wertvolle Hinweise gab. Bedanken möchte ich mich auch bei meinen Kommilitonen, die mit mir an langen Abenden über die Arbeit diskutierten oder die sie Korrektur gelesen haben. Erwähnen möchte ich auch das Personal der diversen Bibliotheken, die ich im Laufe der Recherchen kontaktiert oder aufgesucht habe. Ihnen allen gebührt mein Dank. Besonderer Dank aber gilt meinen Eltern Helmut und Angelika, die mir mein Studium ermöglicht haben und die Entstehung der Arbeit mit Interesse verfolgten. Insbesondere mein Vater hat mir bei der Erstellung der Arbeit geholfen, indem er mir nicht nur viel zeitaufwendige Kopierarbeit abgenommen hat, sondern mir auch sonst bei manchem technischen Problem helfend zur Seite stand. München, im Oktober 2007 Maximilian Becker 6 Einleitung 1 Die Sowjets und die Kultur -in der westlichen Sichtweise des Kalten Krieges galt das als Antagonismus. Anknüpfend an ältere Vorurteile, die vom Nationalsozialismus geschürt und verstärkt worden waren, war in der westlichen Propaganda dieser Zeit von den "kulturlosen Barbaren" die Rede. Dieses Imageproblem hatten auch die Organe der sowjetischen Besatzungsverwaltung. Verstärkt wurde es noch dadurch, daß das Verhalten der Soldaten der Roten Armee bei der Eroberung des ostdeutschen Territoriums und in der Zeit danach die Vorurteile der Goebbels'schen Propaganda zu bestätigen schien. Übergriffe, Plünderungen und Vergewaltigungen waren während der gesamten Besatzungszeit an der Tagesordnung. Anders als die einfachen Rotarmisten, die häufig in abgerissenen Uniformen auftraten und sich insbesondere durch zahlreiche Alkoholexzesse auszeichneten, waren die Kulturoffiziere der Militärverwaltung kultiviert, umgänglich und häufig hilfsbereit. Teilweise entwickelten sich zwischen ihnen und deutschen Kulturschaffenden persönliche Freundschaften. 2 Zu den Aufgabenbereichen der Kulturoffiziere zählten alle Aspekte und Bereiche der Kulturpolitik der Besatzungsmacht. Die Neuordnung des gesamten kulturellen Lebens gehörte hier ebenso dazu wie die Bildungspolitik insgesamt, die von der rigorosen Entnazifizierung des Lehrkörpers von Schulen und Hochschulen bis zur Neugestaltung der schulischen und universitären Lehrpläne reichte. Die Kontrolle und Lenkung der 1 Vorbemerkung zur Schreibweise: Die Arbeit folgt -wie beinahe alle Untersuchungen zum Thema -der "alten" deutschen Rechtschreibung. Die Schreibweise russischer Eigennamen folgt in den Quellen-und Literaturangaben und Zitaten der Vorlage; außer in diesen Fällen wird durchgängig die wissenschaftliche Transliteration verwendet. Das gilt auch für die Angaben russischer Quellen. Zitate aus Dokumenten, die nur in russischer Sprache vorliegen, wurden von mir übersetzt. Der Originalwortlaut ist in kyrillischer Schrift in den Fußnoten angegeben. In den Fußnoten wird die verwendete Literatur -wie üblich -bei der ersten Nennung mit vollem Titel, danach mit Kurztitel angegeben. Da manche Autoren mehrere, unterschiedliche Werke mit dem gleichen oder ähnlich klingenden Titeln verfaßt haben, wird in diesen Fällen der Kurztitel um das Erscheinungsjahr ergänzt.
Polen im Zweiten Weltkrieg: Die deutschen Gerichte waren von Beginn an Teil des nationalsozialist... more Polen im Zweiten Weltkrieg: Die deutschen Gerichte waren von Beginn an Teil des nationalsozialistischen Besatzungsapparats und zentrale Akteure der Germanisierungspolitik, dem wichtigsten deutschen Ziel im annektierten Teil Polens. Die Justiz zielte nicht nur auf die Diskriminierung der Polen, zwischen September 1939 und Anfang 1945 verhängten die Gerichte tausende Todesurteile. Maximilian Becker analysiert die Geschichte dieser Annexionsjustiz in übergreifender Perspektive. Er untersucht die Straf- und Ziviljustiz, den Strafvollzug, das Personal und die Organisation im Kontext der Besatzungsgeschichte und geht den Ursachen für die radikale Urteilspraxis nach, die in den früh eintrainierten Verhaltensweisen wie auch in der antipolnischen Haltung und in der traditionellen Gesetzesbindung der Juristen begründet liegen. So kommt Becker zu einem überzeugenden Gesamtbild der Funktionsweisen
dieser Annexionsjustiz, das persönliche Dispositionen und institutionelle
Faktoren verbindet.
Papers by Maximilian Becker
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2019
Das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) hat zum 1. August 2017 die Arbeit an der Edition der Reden ... more Das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) hat zum 1. August 2017 die Arbeit an der Edition der Reden Adolf Hitlers von 1933 bis 1945 begonnen. Das Projekt leitet Magnus Brechtken, der im Folgenden die Motive, den Hintergrund und einige zentrale Anliegen des Projekts beschreibt. Maximilian Becker ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und liefert einen Überblick zu den bislang verfügbaren Informationen, zum Arbeitsstand und den praktischen Herausforderungen.
scilog, 2020
Das kollektive Erinnern an den Zweiten Weltkrieg betrifft auch den Widerstand und seine Protagoni... more Das kollektive Erinnern an den Zweiten Weltkrieg betrifft auch den Widerstand und seine Protagonistinnen und Protagonisten. Mit der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer wurde nun ein nicht-staatlicher Akteur untersucht. Das bringt neue Erkenntnisse über den Wandel des Begriffs Widerstand und die ehemals Verfolgten ans Licht.
Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 2018
Dass der Erinnerung an den Widerstand gegen die deutsche Besatzung zentrale
Bedeutung als Legitim... more Dass der Erinnerung an den Widerstand gegen die deutsche Besatzung zentrale
Bedeutung als Legitimationsressource für die europäische Nachkriegsordnung und
die neuen Regierungen in Ost und West zukam, ist keine neue Beobachtung. Kaum untersucht ist indessen, wie die Erinnerung in den Auseinandersetzungen des Kalten Kriegs eingesetzt wurde. Die Verbände ehemaliger KZ-Häftlinge und Angehöriger des Widerstands waren dabei wichtige erinnerungspolitische Akteure. Am Beispiel der Auseinandersetzung um die deutsche Wiederbewaffnung analysiert Maximilian Becker, wie sie die Erinnerung einsetzten und wie sie ihrerseits von den beiden Lagern des Kalten Kriegs in Dienst genommen wurden.
Seit mehreren Jahren bemühen sich die Monumenta Germaniae Historica (MGH) um eine Aufarbeitung ih... more Seit mehreren Jahren bemühen sich die Monumenta Germaniae Historica (MGH) um eine Aufarbeitung ihrer Rolle im Nationalsozialismus. Der Tagungsbericht fasst die Ergebnisse einer Konferenz zum Thema zusammen.
Fascism. Journal of Comparative Fascist Studies, 2020
During the Cold War, international associations of resistance veterans were important transnation... more During the Cold War, international associations of resistance veterans were important transnational actors. Split along the political fault lines, an 'antifascist' stance was crucial to them, both in their memories of resistance against Nazi Germany and in their involvement in the propaganda campaigns of the Cold War. Due to its manifold activities, the pro-communist Fédération Internationale des Résistants (fir) was the most important of these international associations. Liberal and anti-communist organizations, like the Fédération Internationale Libre des Déportés et Internés de la Résistance (fildir), formed the counterpart to the fir. These organizations will serve as a point of comparison. This study transcends the prevailing national perspective, instead investigating the transnational memory of the survivors. It goes on to examine the consequences of the political changes in the ussr after Stalin's death in March 1953, and Khrushchev's 'secret speech' as well as the Hungarian Uprising and its suppression in 1956.
Einsichten und Perspektiven, 2006
1 An dieser Stelle möchte ich mich für die finanzielle und organisatorische Unterstützung durch d... more 1 An dieser Stelle möchte ich mich für die finanzielle und organisatorische Unterstützung durch die Haniel-Stiftung und das Bayerische Hochschulzentrum für Mittel -, Ost -und Südosteuropa bedanken. Danken möchte ich auch all denjenigen, die mich bei meinem Aufenthalt und den Vorbereitungen dazu unterstützt und mich in meinem Entschluss gestärkt haben, insbesondere bei Prof. Dr. Edgar Hösch, Herrn Dr. Zöckler und bei meinen Eltern.
informationen. Wissenschaftliche Zeitschrift des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933-1945, 2012
During the Polish-German war in September 1939 about 4000-5000 Volksdeutschewere killed by Poles ... more During the Polish-German war in September 1939 about 4000-5000 Volksdeutschewere killed by Poles in anti-German riots. These events, which in some cases were a reaction to engagements between Polish troops and German subversives, suited German propaganda well: Newspaper articles about the incidents accused the Poles and their government of atrocities against the German minority and claimed that the killings aimed at the extinction of the whole German population in Poland. Therefore the numbers of victims was declared to amount to 58 000 in February 1940. The “September crimes” were used to intensify the negative image of the Poles. Newspaper articles about the alleged Polish atrocities were designed to justify the German occupation and the German reprisals against the Polish civilian population. In the context of propaganda, court trials played a central role. German special courts were set up in the occupied territories right after the Wehrmacht had invaded Poland. Their most important duty in 1939-40 was to penalize the alleged murder of Volksdeutsche by Poles. Because court proceedings followed a formal “legal corset”, they were assigned a high degree of credibility and were seen as objective. It was their purpose to prove the incidents and to punish the perpetrators. Moreover, the courts were asked to verify that the “mass murder” of Volksdeutsche was ordered by the Polish government and military and that “the whole Polish people were guilty” of this. With these conclusions the courts confirmed the propaganda tale. Therefore, especially in the annexed Polish territories, but also in the Reich, newspapers reported constantly about the trials. The account of the Polish crimes took up most of the space in these articles, but they also told the reader that the proceedings were held according to the law and thus emphasized the supposed objectivity of the trials. The public of the proceedings and their depiction in the newspapers enabled the courts to fulfil their core task: to legitimate the occupation and the anti-Polish measures.
This paper offers an analysis of the activities of the communist-dominated Fédération Inter-natio... more This paper offers an analysis of the activities of the communist-dominated Fédération Inter-nationale des Résistants (International Federation of Resistance Movements, FIR), the international umbrella organisation of associations of victims of Nazi persecution from both Eastern and Western Europe between the late 1980s and early 1990s. During this time, the collapse of the Soviet Bloc led to a deep crisis for the Eastern European organisations like the Polish Związek Bojowników o Wolność i Demokrację (Union of Fighters for Freedom and Democracy) representing the former anti-fascist resistance fighters and political prisoners of Nazi concentration camps, which had been part of the communist power apparatus, and therefore of FIR. The organisation, which had been mired in growing financial difficulties for at least two decades, then lost much of its influence and of its potential to spread its message among the public. Nevertheless, FIR tried to maintain its activities with a special focus on dealing with right-wing extremism, the preservation of the rights and pensions of former resistance fighters, a commitment to peace and disarmament, as well as to the politics of memory. In June 1991, the Fédération Internationale des Résistants (International Federation of Resistance Movements, hereafter FIR) held its Eleventh Ordinary Congress Moscow. Founded in Vienna in 1951 as the successor organisation to the Fédération internationale des anciens prisonniers politiques (International Federation of Former Political Prisoners, hereafter FIAPP), the first international umbrella organisation of associations of victims of Nazi persecution, FIR consolidated associations of former anti-fascist resistance fighters and partisans, organisations of former concentration camp inmates and all " other persons persecuted under Nazism and fascism " , as well as their dependents. 2 FIAPP, FIR and their national member organisations were dominated by communists. Therefore, the collapse of the communist system within the Soviet sphere of control directly affected FIR and the associations of victims of political persecution and anti-fascist resistance fighters. The congress of 1991 was strongly influenced by this crisis. 3 During this meeting, at which 69 dele gates from both Eastern and Western Europe as well as from Israel took part, the participants commemorated the fiftieth anniversary of the Nazi attack on the Soviet Union. At the same event, they celebrated the fortieth anniversary of the founding of FIR.
Book Reviews by Maximilian Becker
Filip Gańczak has written a book worth reading about the Polish lawyer and Nazi hunter Jan Sehn.
Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, 2024
Filip Gańczak: Jan Sehn und die Ahndung der Verbrechen von Auschwitz. Eine Biographie
Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, 2023
Neue Politische Literatur, 2021
Archiv für Sozialgeschichte (online) 52, 2012, URL: <http://www.fes.de/cgi-bin/afs.cgi?id=81330>
Hubert Rottleuthner, Karrieren und Kontinuitäten deutscher Justizjuristen vor und nach 1945. Mit ... more Hubert Rottleuthner, Karrieren und Kontinuitäten deutscher Justizjuristen vor und nach 1945. Mit allen Grund-und Karrieredaten auf beiliegender CD-ROM (Schriftenreihe Justizfor-schung und Rechtssoziologie, Bd. 9), Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2010, 395 S., kart., 69,00 €. 1957 gelang der DDR ein spektakulärer Propagandacoup: In einer Broschüre, die Ostberlins begna-detster Agitator Albert Norden präsentierte, wurden die Namen zahlreicher, in der Bundesrepublik Deutschland und Westberlin arbeitender Richter und Staatsanwälte präsentiert, die bereits in Hitlers Justiz tätig gewesen und dort zumeist an Sonder-und Wehrmachtgerichten Todesurteile gefällt hatten. Das Problem der personellen Kontinuität zum ‚Dritten Reich' in der westdeutschen Justiz war zu die-sem Zeitpunkt weitgehend verdrängt, seine wissenschaftliche Erforschung ließ noch lange auf sich warten. Erst in den 1990er Jahren, als dieses Thema durch die Wiedervereinigung und die Abwicklung der DDR-Justiz erneut aktuell wurde und gleichzeitig die Untersuchung der Justizgeschichte des ‚Drit-ten Reichs' Konjunktur bekam, begann sich die (rechts)historische Forschung dieser Frage verstärkt zuzuwenden. Zahlreiche Studien erschienen, die sich jedoch zumeist auf einzelne Regionen und die Nennung von Beispielen beschränkten, ohne das Ausmaß der "Renazifizierung‚ insgesamt zu unter-suchen. Eine Quantifizierung, die über regionalgeschichtliche Untersuchungen hinausgeht und die ganze ‚alte' Bundesrepublik umfasst, liefert jetzt der Berliner Rechtssoziologe Hubert Rottleuthner. Der von ihm vorgelegte Band vereint die Ergebnisse zweier Forschungsprojekte zu "Karrieren und Kontinu-itäten‚ (KuK) und zu den Hamburger Justizjuristen. Für das erstgenannte KuK-Projekt hat Rottleuthner mit einem kleinen Team in 10-jähriger Forschungs-arbeit die Karriereverläufe von über 34.000 Richtern und Staatsanwälten rekonstruiert, die zwischen 1933 und 1964 im Justizdienst des ‚Dritten Reichs' oder der Bundesrepublik standen. Die "Karriereda-ten‚ sind dem Buch auf einer CD-ROM beigegeben. Als Quelle dienten die veröffentlichten Personal-verzeichnisse, die in Fachzeitschriften und Amtsblättern erscheinenden Personalmeldungen, Justiz-handbücher und Geschäftsverteilungspläne. Für das KuK-Projekt nicht ausgewertet wurden hingegen Personalakten, weil sie teilweise nicht zugänglich waren, vor allem aber ihre schiere Masse jeden ver-tretbaren Rahmen gesprengt hätte. Rottleuthners Ergebnisse differenzieren das Bild der Justiz in der Bundesrepublik der ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte, das je nach politischem Standpunkt zwischen Reinwaschung von der NS-Vergangenheit und "Braunmalerei‚ schwankte. Rottleuthner zeigt nicht nur exakt bezifferbar auf, wie das Bundesverfassungsgericht nach und nach "nazifiziert‚ wurde, sondern belegt auch, dass große regionale Unterschiede bei der Wieder-und Weiterverwendung ehemaliger NS-Richter und-Staatsanwälte bestanden. Er untersucht die Karrieren der Richter am Bundesgerichtshof und kann so die schon länger im Raum stehende These empirisch belegen, dass die NS-Justizverbrechen aufgrund dieser personellen Kontinuitäten kaum verfolgt und fast nie bestraft wurden. In einem weiteren Kapi-tel geht er auf die Richter und Staatsanwälte am Volksgerichtshof ein und untersucht, inwieweit sie ihre Karriere nach 1945 fortsetzen konnten. Als besonders nützlich für die Justizforschung erweist sich die auf der CD-ROM enthaltene Datenbank, mit deren Hilfe sich Lücken in der Überlieferung der Personalakten schließen lassen und die für die teilweise immer noch nicht zugänglichen Unterlagen aus der Zeit nach 1945 Ersatz bietet. Gleichzeitig ist sie ein unverzichtbares Nachschlagewerk, wenn man den Karriereweg eines einzelnen Richters oder Staatsanwalts ermitteln will. Vor allem aber ermöglicht sie umfangreiche Abfragen nach Orten, Bezir-ken, Ländern oder Gerichtszweigen und ist damit ein nützliches Hilfsmittel für Forschungen zum Jus-tizpersonal. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Wiederverwendung von Juristen mit "Vergangenheit‚ in der westdeutschen Justiz nachverfolgen. Allerdings kann sie für detaillierte prosopografische Untersu-chungen die Auswertung der Personalakten nicht ersetzen. Denn in der Datenbank sind an biografi
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Books by Maximilian Becker
Maximilian Becker uses the example of the Fédération Internationale des Résistants (FIR), the most important international association of persecutees with members in East and West as well as Israel, to examine the cross-bloc and cross-border connections and activities of survivors. Central to this was educating the public about Nazi crimes, campaigning for the perpetrators to be punished, against the old and new right-wing extremism, for the preservation of memory and for the rights of survivors. The involvement of survivors in political campaigns on both sides caused conflicts, and the involvement of the communist-dominated FIR in the "peace struggle" revealed its dual character: on the one hand, it represented the interests of survivors for whom "peace" was a central concern, and on the other, it was a propaganda tool of the USSR and the Eastern Bloc.
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Welche Rolle spielten Überlebende politischer Verfolgung im Kalten Krieg?
Maximilian Becker untersucht am Beispiel der Fédération Internationale des Résistants (FIR), des bedeutendsten internationalen Verfolgtenverbands mit Mitgliedern in Ost und West sowie Israel die block- und grenzüberschreitenden Verbindungen und Aktivitäten Überlebender. Zentral waren dabei die Aufklärung der Öffentlichkeit über die NS-Verbrechen, der Einsatz für eine Bestrafung der Täter, gegen den alten und neuen Rechtsextremismus, für eine Bewahrung der Erinnerung und für die Rechte der Überlebenden. Die Beteiligung Überlebender an politischen Kampagnen auf beiden Seiten sorgte für Konflikte, die Involvierung der von Kommunisten dominierten FIR in den "Friedenskampf" offenbart ihren Doppelcharakter: Einerseits Interessenvertreterin Überlebender, für die "Frieden" ein zentrales Anliegen war, andererseits Propagandainstrument der UdSSR und des Ostblocks.
dieser Annexionsjustiz, das persönliche Dispositionen und institutionelle
Faktoren verbindet.
Papers by Maximilian Becker
Bedeutung als Legitimationsressource für die europäische Nachkriegsordnung und
die neuen Regierungen in Ost und West zukam, ist keine neue Beobachtung. Kaum untersucht ist indessen, wie die Erinnerung in den Auseinandersetzungen des Kalten Kriegs eingesetzt wurde. Die Verbände ehemaliger KZ-Häftlinge und Angehöriger des Widerstands waren dabei wichtige erinnerungspolitische Akteure. Am Beispiel der Auseinandersetzung um die deutsche Wiederbewaffnung analysiert Maximilian Becker, wie sie die Erinnerung einsetzten und wie sie ihrerseits von den beiden Lagern des Kalten Kriegs in Dienst genommen wurden.
Book Reviews by Maximilian Becker
Maximilian Becker uses the example of the Fédération Internationale des Résistants (FIR), the most important international association of persecutees with members in East and West as well as Israel, to examine the cross-bloc and cross-border connections and activities of survivors. Central to this was educating the public about Nazi crimes, campaigning for the perpetrators to be punished, against the old and new right-wing extremism, for the preservation of memory and for the rights of survivors. The involvement of survivors in political campaigns on both sides caused conflicts, and the involvement of the communist-dominated FIR in the "peace struggle" revealed its dual character: on the one hand, it represented the interests of survivors for whom "peace" was a central concern, and on the other, it was a propaganda tool of the USSR and the Eastern Bloc.
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Welche Rolle spielten Überlebende politischer Verfolgung im Kalten Krieg?
Maximilian Becker untersucht am Beispiel der Fédération Internationale des Résistants (FIR), des bedeutendsten internationalen Verfolgtenverbands mit Mitgliedern in Ost und West sowie Israel die block- und grenzüberschreitenden Verbindungen und Aktivitäten Überlebender. Zentral waren dabei die Aufklärung der Öffentlichkeit über die NS-Verbrechen, der Einsatz für eine Bestrafung der Täter, gegen den alten und neuen Rechtsextremismus, für eine Bewahrung der Erinnerung und für die Rechte der Überlebenden. Die Beteiligung Überlebender an politischen Kampagnen auf beiden Seiten sorgte für Konflikte, die Involvierung der von Kommunisten dominierten FIR in den "Friedenskampf" offenbart ihren Doppelcharakter: Einerseits Interessenvertreterin Überlebender, für die "Frieden" ein zentrales Anliegen war, andererseits Propagandainstrument der UdSSR und des Ostblocks.
dieser Annexionsjustiz, das persönliche Dispositionen und institutionelle
Faktoren verbindet.
Bedeutung als Legitimationsressource für die europäische Nachkriegsordnung und
die neuen Regierungen in Ost und West zukam, ist keine neue Beobachtung. Kaum untersucht ist indessen, wie die Erinnerung in den Auseinandersetzungen des Kalten Kriegs eingesetzt wurde. Die Verbände ehemaliger KZ-Häftlinge und Angehöriger des Widerstands waren dabei wichtige erinnerungspolitische Akteure. Am Beispiel der Auseinandersetzung um die deutsche Wiederbewaffnung analysiert Maximilian Becker, wie sie die Erinnerung einsetzten und wie sie ihrerseits von den beiden Lagern des Kalten Kriegs in Dienst genommen wurden.
Therefore, the transnational memories of the former persecutes shall be examined using the International Federation of Resistance Movements (FIR) as an example. The focus will be on the memory of the resistance, which dominated commemorative cultures in both Eastern and Western Europe. The thesis of transnational memory studies, according to which commemorative cultures were not intertwined transnationally until the memorialisation of the Holocaust in the 1980s, will be critically examined here and a contribution made to the debate on a collective European memory.
What role did the FIR play in the European discourses on memory? Did a transnational European memory of resistance exist? What stance did the FIR adopt over Holocaust remembrance, Jewish survivors and Israel? What role did the anti-fascist resistance fighters play in selected conflicts of the Cold War, such as the debate over German rearmament? How was the remembrance of Nazi crimes used in these conflicts as well as in the campaigns for compensation and the debate about limitation?
Did the male-dominated associations of former persecutees remember the participation of women in the resistance? What role did the persecution of the Jews play in the memory of FIR? How did the FIR react to the challenges of resistance memory as a result of the commemoration of the Shoah in the West from around 1979 onwards?
The central approach is the cultural studies concept of transnationality, which is used to ascertain the reciprocal connections, intertwinements and references transcending national borders between the commemorative cultures. Discourse analytical concepts will be used to examine the linguistic practices of the FIR, which served to achieve an understanding of the past and to give meaning to the present. In this way, the transformations of memory and oblivion, which is inextricably linked to remembrance, can be traced in detail. The combination of discourse analysis and the examination of memory should allow for the provision of methodical impulses for research into historical memory.
In recent years, the history of Nazi victims and their manifold activities after persecution have received increased attention in research, in which the ambivalence of former politically persecuted persons has also been addressed. For example, the associations of politically persecuted persons were involved in the exclusion of certain survivors from compensation. In the People’s Republics, they and their functionaries supported the regimes, conveyed the official view of history, and were often deeply involved in political persecutions.
This conference aims to provide a cross-section of research on the survivors and their various associations. The guiding question is therefore deliberately open and broadly formulated. The conference will focus on the relationship between society, politics, justice, memory, and the survivors and their organisations.