Books by Emanuele Sbardella
Dissertation abgegeben an der TU Berlin im Juni 2020.
Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 3. ... more Dissertation abgegeben an der TU Berlin im Juni 2020.
Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 3. September 2020 (summa cum laude).
Erste Gutachterin: Frau Prof. Bénédicte Savoy (TU Berlin); zweiter Gutachter: apl. Prof. Ralf Banken (Goethe Universität).
Geringfügig geändert, graphisch umgestaltet und veröffentlicht auf DepositOnce im November 2021.
Download-Link: https://depositonce.tu-berlin.de/bitstream/11303/13810/4/sbardella_emanuele.pdf
Förderungen:
Studienstiftung des deutschen Volkes (2016-2020);
Ursula Lachnit-Fixson Stiftung (2021).
Exposée
In seiner seit 2016 durch die Studienstiftung des deutschen Volkes geförderten, im Juni 2020 an der Technischen Universität Berlin abgegebenen Dissertation setzt sich Emanuele Sbardella mit der Entstehung und dem Aufbau der numismatischen Sammlung der Reichsbank auseinander und rekonstruiert die Mitte der 1930er Jahre angebahnte numismatische Sammeltätigkeit der Zentralbank des Deutschen Reiches. Seine historiographischen Bestrebungen gehen mit seinem Versuch einher, die untersuchten Geschehnisse epistemologisch zu deuten und in ihren kulturwissenschaftlichen Kontext einzubetten.
Während die Reichsbank (wie jede moderne Zentralbank) die staatliche Währungspolitik mitgestaltet und verwaltet hat, stellt es weltweit ein Novum der NS-Zeit dar, dass sie eine Rolle und sogar eine zentrale Rolle in der öffentlichen Sammelpolitik spielte. Sobald die bis dahin numismatischen Belangen fernstehende Reichsbank den Auftrag erhielt, die enorme Menge an numismatischem Material zu verwalten, das jüdischen Sammlern und Händlern entzogen wurde, trat eine historische und zugleich wissenschaftsgeschichtliche Zäsur ein.
Anhand eines reichhaltigen, meist bisher nicht veröffentlichten Archivmaterials aus zahlreichen deutschen, österreichischen und US-amerikanischen Städten nimmt Sbardella in der vorliegenden, durch die Ursula Lachnit-Fixson Stiftung geförderten Veröffentlichung die Erschließung der historischen Geschehnisse und der kulturellen Zusammenhänge um die Sammel- und Verwaltungstätigkeit der Reichsbank vor. Die übersichtliche Strukturierung der interdisziplinären Untersuchung soll der Leserschaft trotz dem Umfang des vorliegenden Werks (knapp 1.000 Seiten) einen erleichterten Zugang zu den verschiedenen Aspekten ermöglichen, wie das Auftreten der Reichsbank auf der numismatischen Bühne strukturelle Veränderungen in beinahe allen Bereichen des numismatischen Lebens hervorrief.
Die kulturpolitische Machtkonzentration um die Reichsbank und deren Geldmuseum führte auf der einen Seite zu einem selbstverständlichen Konflikt mit den vorbestehenden Münzkabinetten (Dimension M), der in den meisten Fällen aber letztendlich zu einer für beide Seiten profitablen Situation führte, welche die Aufgaben und die Ziele der traditionellen Aktanten der Dimension M nicht radikal veränderte. Das Geldmuseum als numismatische Variante des modernen Museums in der NS-Zeit gab sich als öffentlich berechtigter Bewahrer einer wissenschaftlich fundierten Geschichte und brauchte nur seine universellen Ansprüche zum höheren Ziel zu profilieren, um ohne Reue über die bekannten Bedingungen hinwegzusehen, welche den Zuwachs ihrer Bestände und somit die Belebung ihres wissenschaftlichen Betriebs ermöglichten. Das Geldmuseum blieb für viele Kabinettsleiter ein Gegner, mit welchem um die Erwerbung örtlich verfügbar gewordener numismatischer Objekte gerungen werden musste. Die Tatsache aber, dass sich die Reichsbank vielfach kompromissbereit zeigte, sowie das Wissen mancher Kabinettsleiter, dass ihr Geldmuseum ein übermächtiger Konkurrent und sowieso nur ein Teil des Mechanismus war, ohne welches diese Objekte gar nicht verfügbar geworden wären, führten in der Dimension M zu einer weitgehend reibungslosen und beiderseitig vorteilhaften Zusammenarbeit.
Die bei der Reichsbank durch devisenwirtschaftliche und währungspolitische Bestimmungen veranlasste Entstehung sowie durch anti-jüdische Maßnahmen bestärkte Etablierung eines numismatischen Bewusstseins bedingten vor allem in Bezug auf den Münzhandel (Dimension F) und auf das Vereinswesen (Dimension V) einschneidende, anfangs der 1930er Jahre noch schwer vorherzusehende Änderungen der jeweiligen Kernbereiche.
Nach den Liquidierungen und den sog. Arisierungen aller bis 1933 von jüdischen Münzhändlern geführten Firmen waren die verbleibenden Aktanten der Dimension F von der Reichsbank eng abhängig. Selbst bei der Verwertung jener Münzen aus ehemaligem jüdischen Besitz, welche die Reichsbank unter Verzicht auf ihr Vorkaufsrecht nicht erwarb, übte sie ihren Einfluss aus, und zwar sowohl direkt, indem die Reichsbank die Dimension F von öffentlichen Aufträgen abhängig machte, als auch indirekt, indem sie ihre gesetzlichen Aufgaben so wahrnahm, dass die Akteure der Dimension F dazu gebracht wurden, sich anzupassen und die Reichsbank zu hofieren. Die Reichsbank konnte in wenigen Jahren ihre eigene Auffassung dessen, was sammelwürdig ist und darüber hinaus was die Numismatik überhaupt ausmacht, nicht nur bei ihrer Kollektion anwenden, sondern auch bei den übrigen Akteuren beeinflussend durchsetzen. Indem die Reichsbank sowohl den Geld- als auch den Sammelmünzenumlauf steuern konnte, nutzte sie beide Hebel, um die Preisentwicklung zu lenken und den Münzhandel zu beeinflussen, der im Laufe der Jahre zwischen abundantia und caritas nummorum hin und her geschoben wurde. Durch freigiebige und gezielte Spenden, dubiose Tauschaktionen sowie durch auffällige Auktionen wurden numismatische Ressourcen in Umlauf gebracht, womit die Reichsbank einen Prozess in Gang setzte, der gegen Ende des NS-Regimes den Anschein normaler numismatischer Aktivitäten vermittelte, bei denen Sammelmünzen zirkulierten und Münzexperten sich austauschen konnten. Der Markt hatte jedoch spätestens seit 1939 nichts mehr mit dem freien Markt zu tun, wie man ihn bis zur Weltwirtschaftskrise kannte.
Auch die Dimension V ist durch das Geldmuseum in allen Landschaften wesentlich beansprucht und mutiert worden. Nicht nur wurden die traditionellen Aktanten der Dimension V, die zahlreichen numismatischen Gesellschaften, gleichgeschaltet; dieser Bereich des numismatischen Lebens wurde durch das Eintreten eines neuen Subjektes komplett funktionalisiert und für die Ziele des Regimes und der Reichsbank dienstbar gemacht. Die neu gegründeten Münzsammlergruppen der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude und zum Teil auch die herkömmlichen Vereine wandelten sich zu Gruppierungen von Leuten, die bereit waren, das zu sammeln, was ihre Zustimmung für das Regime zeigen konnte und was die Reichsbank in den Markt pumpte. Als Zeichen der Dankbarkeit für gelegentliche Geschenke boten die verschiedenen Aktanten der Dimension V ihre Dienste auch in Form von Datenaustausch und Denunzierungen an. Im Rahmen dieses Funktionalisierungsprozesses ist die vorbestehende numismatische Leidenschaft der die Dimension V animierenden Akteure auf eine geregelte Sammeltätigkeit reduziert worden, die im Einklang mit den Produktionszielen des Regimes stand. Frische Sammlerenergien wurden nur im engeren Rahmen eines ideologisch und wirtschaftlich dienenden Leitfadens gefördert.
Die Förderung deutscher und gegenwartsbezogener Sammelgebiete bzw. sogar einer entarchäologisierten Numismatik war für die Reichsbank insofern systemfunktional, als diese Veränderung bei den Sammlern eine Ausdehnung der Sammeltätigkeit garantierte, und diese Ausdehnung wiederum sorgte – trotz eines Einfuhrrückgangs und einer Verknappung antiken Münzmaterials – für die künstliche Erneuerung des Marktes. Eine Beteiligung der Münzvereine an der Propagierung der neuen Sammelgebiete war auch deswegen entscheidend, weil sie dazu beitrug, dass die Umwandlung der einst als Devisen eingezogenen Münzen in Sammelmünzen nicht als von oben kommend, sondern als ein gesellschaftliches und daher legitimes Phänomen wahrgenommen wurde.
Das Geldmuseum ‒ ein ambitioniertes Museumsprojekt (Musikalien) unter dem allgegenwärtigen Einfluss kriegsvorbereitender Rüstungspolitik (Munitionen). Die Reichsbank instrumentalisierte bewusst den kulturellen Auftrag, den die Bezeichnung Geldmuseum evoziert, um kriegswirtschaftliche Zwecke zu verfolgen: sie handelte mit Musikalien, es handelte sich jedoch um Munitionen.
Edited Books by Emanuele Sbardella
July 10, 2008, the Italian behaviourist artist Cesare Pietroiusti made a performance at MLAC Muse... more July 10, 2008, the Italian behaviourist artist Cesare Pietroiusti made a performance at MLAC Museo Laboratorio d’Arte Contemporanea at Sapienza University of Rome: the piece consisted in replying to all the questions that were made by students. He also asked to those who were presents to repeat the happening at one year distance. The performance was not recorded on electronic devices: the personal and collective memory was the only trace of the event, except for a few pictures.
Emanuele Sbardella, the curator of that performance, and I decided to accept the challenge and on July 10, 2009 and 2010 organized and curated 2 cycles of re-enactments of Pietroiusti’s original piece, performing two ourselves.
Those re-enactments involved people from different fields and experiences, such as artists, curators, photographers, video makers, writers, students and art lovers, who attended the original event or the first re-enactment, creating a community who debated on the documentation and transmission of a performance’s memory, of its personal and collective perception, and of the possibility to use of words, images, objects, new media to make a re-enactment that is just not a repetition but a re-elaboration and research on the artistic event.
Papers by Emanuele Sbardella
Ausschnitt aus meiner Hausarbeit
(die erste Phase der Recherche für das Referat hatte ich zusamm... more Ausschnitt aus meiner Hausarbeit
(die erste Phase der Recherche für das Referat hatte ich zusammen mit Adrian Porykis vorgenommen)
Praxisseminar: Auf Spurensuche im Archiv
Dozentin: Andrea Meyer
Technische Universität Berlin
Institut für Geschichte und Kunstgeschichte
WiSe 2012-13
First page of an article, which is going to be published in the Conference Proceedings: "6. Numis... more First page of an article, which is going to be published in the Conference Proceedings: "6. Numismatikertag" (Sixth Numismatics Day), Hall in Tirol, 14-16th May 2014.
Subject is the birth of the Modern Museum, making a comparison between the Art Gallery of the Belvedere (Vienna) and the Numismatic Museum of the Kunsthistorisches Museum (Vienna) at the end of the 18th century.
Language: German.
Perseo con la testa di Medusa (Perseus mit dem Medusenhaupt) ist eine Bronzeplastik, die im Auftr... more Perseo con la testa di Medusa (Perseus mit dem Medusenhaupt) ist eine Bronzeplastik, die im Auftrag von Cosimo I. de´ Medici angefertigt wurde. Dafür beauftragte 1545 der sechsundzwanzigjährige Herzog Benvenuto Cellini, der sich in jener Zeit als Hofkünstler von François I. erstmals mit der Großplastik befassen hat i . Das florentinische Bildhauerwerk sollte unweit von der 1494 aufgestellten Judith und dem 1504 aufgestellten David in Piazza della Signoria aufgenommen werden. Aufgestellt wurde tatsächlich der Perseus in der Vorderseite der linken der drei Arkaden der Loggia dei Lanzi, aber erst nach neun wechselvoller Bearbeitungsjahren, die köstlich in seiner Autobiographie geschildert wurden ii .
Die Rolle des Ornaments bei der Architektur von Herzog & de Meuron und ihre Glassfassade.
La deformazione professionale è una tendenza causata dall'abitudine ad esercitare il proprio lavo... more La deformazione professionale è una tendenza causata dall'abitudine ad esercitare il proprio lavoro, che porta a trattare con gli strumenti propri di quest'ultimo anche aspetti che esulano dal campo professionale. Invece il lavoro dell'architetto e del regista da noi scelti è in sé alla ricerca di un al di là del proprio oggetto specifico. Inoltre Zaha Hadid e David Lynch sono accomunati dall'essere anche pittori, e noi li analizzeremo in quanto produttori di immagini. La loro produzione è deformante, nel senso che mira ad un dissolvimento del proprio oggetto; è deprofessionale perché sorpassa i limiti consolidati della loro professione anche in relazione alla pratica pittorica.
Reviews by Emanuele Sbardella
Conference Programs & Invitation by Emanuele Sbardella
Die Deutsche Numismatische Gesellschaft e.V.
und der Münzverein Neumarkt/OPf. und Umgebung e. V –... more Die Deutsche Numismatische Gesellschaft e.V.
und der Münzverein Neumarkt/OPf. und Umgebung e. V – gegr. 1990
laden Sie zum 53. Süddeutschen Münzsammlertreffen herzlich ein.
Das Sammlertreffen steht unter dem Thema
Flucht und Vertreibung
Das Tagungsthema „Flucht und Vertreibung“ ist eigentlich so alt wie die Menschheit. Jeder Krieg, sei er politischer oder religiöser
Art, oder das Machtstreben einzelner Herrscher hat Not, Hunger und zahlreiche verlorene Existenzen nach sich gezogen. Wie
viele Menschen mussten allein in den letzten 100 Jahren durch Flucht und Vertreibung von heute auf morgen alles zurücklassen!
Zwei Weltkriege und zahlreiche weitere Kriege und Konflikte verursachten schreckliches Leid. Durch die aktuelle Flüchtlingskrise
verlieren fast täglich Menschen im Mittelmeer ihr Leben, die wegen Kriegen und Not die Flucht ergriffen haben.
Die sechs Referenten betrachten das Tagungsthema mit der Antike beginnend aus numismatischer Sicht und werden uns dazu
sehr interessante Vorträge präsentieren.
Mein Beitrag: "Eckhel, Mechel und die administrative Schönheit. Die numismatischen Wege zur Wiss... more Mein Beitrag: "Eckhel, Mechel und die administrative Schönheit. Die numismatischen Wege zur Wissenschaftlichkeit"
Mein Beitrag: ""Das Geldmuseum der (Deutschen) Reichsbank und dessen Zuwachs, Berlin 1931-1945"
#hortderantike
Der Workshop “Ein vergessener (H)ort der Antike” fragt nach der Rolle der Numisma... more #hortderantike
Der Workshop “Ein vergessener (H)ort der Antike” fragt nach der Rolle der Numismatik bei der Verortung der Antike in der Zeit des Nationalsozialismus in Europa.
Trotz der zentralen Rolle, die die Numismatik bei der Erforschung der Antike spielt und in der Rezeption der Antike in der nationalsozialistischen Kulturpolitik gespielt hat, bildet sie in der Forschung zur Rezeption des klassischen Altertums im Faschismus einen blinden Fleck. Der Workshop möchte diese Lücke aufarbeiten und dabei nach der Aktualisierung der Antike in Museen sowie den transnationalen europäischen Netzwerken des (legalen und illegalen) Handels mit Münzen und der damit verbundenen Sammlungsgeschichte während des Zweiten Weltkriegs fragen.
Eine Anmeldung ist erfoderlich: Bitte per Twitter an @sbardella unter dem hashtag #hortderantike oder per E-Mail an emanuele.sbardella@gmail.com
http://bit.ly/TopoiWorkshop_hortderantike
Talks & Conferences by Emanuele Sbardella
Tagung in Berlin zur Numismatik im Zweiten Weltkrieg!
Den Veranstaltern des internationalen (und englischsprachigen) Symposiums „All the Beauty of the ... more Den Veranstaltern des internationalen (und englischsprachigen) Symposiums „All the Beauty of the World”, Prof. Dr. Bénédicte Savoy (TU Berlin), Dr. Charlotte Guichard (CNRS, IHMC, Paris) und Dr. Christine Howald (TU Berlin), ist zunächst der Verdienst anzuerkennen, die Notwendigkeit gespürt und ein Re-thinking über europäischen Kulturbesitz von nicht-europäischen Artefakten thematisiert zu haben.
Darüber, wie sich dieses Re-thinking auf museologischen, ethnologischen und sammlungsgeschichtlichen Wegen entfaltet hat, haben wir einen zusammenfassenden und kommentierten Bericht (auf Deutsch) geschrieben.
Sämtliche Videos der Konferenz sind übrigens auf L.I.S.A. (das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung) unter diesem Link abrufbar: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/symposium_all_the_beauty_of_the_world._the_western_market_for_non_european_artefacts_18th_20th_century?nav_id=6481
Bericht von Sara Moini (Masterstudentin, TU Berlin) und Emanuele Sbardella (Doktorand, TU Berlin).
#conf_allthebeauty
@SaraSaraidaza und @Sbardella
https://blog.arthistoricum.net/beitrag/2017/04/06/tagungsbericht-all-the-beauty-of-the-world-western-market-for-non-european-artefacts-18th-20th/
3. Schweizerischer Kongress für Kunstgeschichte, Basel, den 24. Juni 2016.
Was wissen wir über das Geldmuseum der Reichsbank?
Was wissen wir über das Geldmuseum der Reichsb... more Was wissen wir über das Geldmuseum der Reichsbank?
Was wissen wir über das Geldmuseum der Reichsbank nicht?
Was sollten wir über das Geldmuseum der Reichsbank wissen?
Uploads
Books by Emanuele Sbardella
Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 3. September 2020 (summa cum laude).
Erste Gutachterin: Frau Prof. Bénédicte Savoy (TU Berlin); zweiter Gutachter: apl. Prof. Ralf Banken (Goethe Universität).
Geringfügig geändert, graphisch umgestaltet und veröffentlicht auf DepositOnce im November 2021.
Download-Link: https://depositonce.tu-berlin.de/bitstream/11303/13810/4/sbardella_emanuele.pdf
Förderungen:
Studienstiftung des deutschen Volkes (2016-2020);
Ursula Lachnit-Fixson Stiftung (2021).
Exposée
In seiner seit 2016 durch die Studienstiftung des deutschen Volkes geförderten, im Juni 2020 an der Technischen Universität Berlin abgegebenen Dissertation setzt sich Emanuele Sbardella mit der Entstehung und dem Aufbau der numismatischen Sammlung der Reichsbank auseinander und rekonstruiert die Mitte der 1930er Jahre angebahnte numismatische Sammeltätigkeit der Zentralbank des Deutschen Reiches. Seine historiographischen Bestrebungen gehen mit seinem Versuch einher, die untersuchten Geschehnisse epistemologisch zu deuten und in ihren kulturwissenschaftlichen Kontext einzubetten.
Während die Reichsbank (wie jede moderne Zentralbank) die staatliche Währungspolitik mitgestaltet und verwaltet hat, stellt es weltweit ein Novum der NS-Zeit dar, dass sie eine Rolle und sogar eine zentrale Rolle in der öffentlichen Sammelpolitik spielte. Sobald die bis dahin numismatischen Belangen fernstehende Reichsbank den Auftrag erhielt, die enorme Menge an numismatischem Material zu verwalten, das jüdischen Sammlern und Händlern entzogen wurde, trat eine historische und zugleich wissenschaftsgeschichtliche Zäsur ein.
Anhand eines reichhaltigen, meist bisher nicht veröffentlichten Archivmaterials aus zahlreichen deutschen, österreichischen und US-amerikanischen Städten nimmt Sbardella in der vorliegenden, durch die Ursula Lachnit-Fixson Stiftung geförderten Veröffentlichung die Erschließung der historischen Geschehnisse und der kulturellen Zusammenhänge um die Sammel- und Verwaltungstätigkeit der Reichsbank vor. Die übersichtliche Strukturierung der interdisziplinären Untersuchung soll der Leserschaft trotz dem Umfang des vorliegenden Werks (knapp 1.000 Seiten) einen erleichterten Zugang zu den verschiedenen Aspekten ermöglichen, wie das Auftreten der Reichsbank auf der numismatischen Bühne strukturelle Veränderungen in beinahe allen Bereichen des numismatischen Lebens hervorrief.
Die kulturpolitische Machtkonzentration um die Reichsbank und deren Geldmuseum führte auf der einen Seite zu einem selbstverständlichen Konflikt mit den vorbestehenden Münzkabinetten (Dimension M), der in den meisten Fällen aber letztendlich zu einer für beide Seiten profitablen Situation führte, welche die Aufgaben und die Ziele der traditionellen Aktanten der Dimension M nicht radikal veränderte. Das Geldmuseum als numismatische Variante des modernen Museums in der NS-Zeit gab sich als öffentlich berechtigter Bewahrer einer wissenschaftlich fundierten Geschichte und brauchte nur seine universellen Ansprüche zum höheren Ziel zu profilieren, um ohne Reue über die bekannten Bedingungen hinwegzusehen, welche den Zuwachs ihrer Bestände und somit die Belebung ihres wissenschaftlichen Betriebs ermöglichten. Das Geldmuseum blieb für viele Kabinettsleiter ein Gegner, mit welchem um die Erwerbung örtlich verfügbar gewordener numismatischer Objekte gerungen werden musste. Die Tatsache aber, dass sich die Reichsbank vielfach kompromissbereit zeigte, sowie das Wissen mancher Kabinettsleiter, dass ihr Geldmuseum ein übermächtiger Konkurrent und sowieso nur ein Teil des Mechanismus war, ohne welches diese Objekte gar nicht verfügbar geworden wären, führten in der Dimension M zu einer weitgehend reibungslosen und beiderseitig vorteilhaften Zusammenarbeit.
Die bei der Reichsbank durch devisenwirtschaftliche und währungspolitische Bestimmungen veranlasste Entstehung sowie durch anti-jüdische Maßnahmen bestärkte Etablierung eines numismatischen Bewusstseins bedingten vor allem in Bezug auf den Münzhandel (Dimension F) und auf das Vereinswesen (Dimension V) einschneidende, anfangs der 1930er Jahre noch schwer vorherzusehende Änderungen der jeweiligen Kernbereiche.
Nach den Liquidierungen und den sog. Arisierungen aller bis 1933 von jüdischen Münzhändlern geführten Firmen waren die verbleibenden Aktanten der Dimension F von der Reichsbank eng abhängig. Selbst bei der Verwertung jener Münzen aus ehemaligem jüdischen Besitz, welche die Reichsbank unter Verzicht auf ihr Vorkaufsrecht nicht erwarb, übte sie ihren Einfluss aus, und zwar sowohl direkt, indem die Reichsbank die Dimension F von öffentlichen Aufträgen abhängig machte, als auch indirekt, indem sie ihre gesetzlichen Aufgaben so wahrnahm, dass die Akteure der Dimension F dazu gebracht wurden, sich anzupassen und die Reichsbank zu hofieren. Die Reichsbank konnte in wenigen Jahren ihre eigene Auffassung dessen, was sammelwürdig ist und darüber hinaus was die Numismatik überhaupt ausmacht, nicht nur bei ihrer Kollektion anwenden, sondern auch bei den übrigen Akteuren beeinflussend durchsetzen. Indem die Reichsbank sowohl den Geld- als auch den Sammelmünzenumlauf steuern konnte, nutzte sie beide Hebel, um die Preisentwicklung zu lenken und den Münzhandel zu beeinflussen, der im Laufe der Jahre zwischen abundantia und caritas nummorum hin und her geschoben wurde. Durch freigiebige und gezielte Spenden, dubiose Tauschaktionen sowie durch auffällige Auktionen wurden numismatische Ressourcen in Umlauf gebracht, womit die Reichsbank einen Prozess in Gang setzte, der gegen Ende des NS-Regimes den Anschein normaler numismatischer Aktivitäten vermittelte, bei denen Sammelmünzen zirkulierten und Münzexperten sich austauschen konnten. Der Markt hatte jedoch spätestens seit 1939 nichts mehr mit dem freien Markt zu tun, wie man ihn bis zur Weltwirtschaftskrise kannte.
Auch die Dimension V ist durch das Geldmuseum in allen Landschaften wesentlich beansprucht und mutiert worden. Nicht nur wurden die traditionellen Aktanten der Dimension V, die zahlreichen numismatischen Gesellschaften, gleichgeschaltet; dieser Bereich des numismatischen Lebens wurde durch das Eintreten eines neuen Subjektes komplett funktionalisiert und für die Ziele des Regimes und der Reichsbank dienstbar gemacht. Die neu gegründeten Münzsammlergruppen der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude und zum Teil auch die herkömmlichen Vereine wandelten sich zu Gruppierungen von Leuten, die bereit waren, das zu sammeln, was ihre Zustimmung für das Regime zeigen konnte und was die Reichsbank in den Markt pumpte. Als Zeichen der Dankbarkeit für gelegentliche Geschenke boten die verschiedenen Aktanten der Dimension V ihre Dienste auch in Form von Datenaustausch und Denunzierungen an. Im Rahmen dieses Funktionalisierungsprozesses ist die vorbestehende numismatische Leidenschaft der die Dimension V animierenden Akteure auf eine geregelte Sammeltätigkeit reduziert worden, die im Einklang mit den Produktionszielen des Regimes stand. Frische Sammlerenergien wurden nur im engeren Rahmen eines ideologisch und wirtschaftlich dienenden Leitfadens gefördert.
Die Förderung deutscher und gegenwartsbezogener Sammelgebiete bzw. sogar einer entarchäologisierten Numismatik war für die Reichsbank insofern systemfunktional, als diese Veränderung bei den Sammlern eine Ausdehnung der Sammeltätigkeit garantierte, und diese Ausdehnung wiederum sorgte – trotz eines Einfuhrrückgangs und einer Verknappung antiken Münzmaterials – für die künstliche Erneuerung des Marktes. Eine Beteiligung der Münzvereine an der Propagierung der neuen Sammelgebiete war auch deswegen entscheidend, weil sie dazu beitrug, dass die Umwandlung der einst als Devisen eingezogenen Münzen in Sammelmünzen nicht als von oben kommend, sondern als ein gesellschaftliches und daher legitimes Phänomen wahrgenommen wurde.
Das Geldmuseum ‒ ein ambitioniertes Museumsprojekt (Musikalien) unter dem allgegenwärtigen Einfluss kriegsvorbereitender Rüstungspolitik (Munitionen). Die Reichsbank instrumentalisierte bewusst den kulturellen Auftrag, den die Bezeichnung Geldmuseum evoziert, um kriegswirtschaftliche Zwecke zu verfolgen: sie handelte mit Musikalien, es handelte sich jedoch um Munitionen.
Edited Books by Emanuele Sbardella
Emanuele Sbardella, the curator of that performance, and I decided to accept the challenge and on July 10, 2009 and 2010 organized and curated 2 cycles of re-enactments of Pietroiusti’s original piece, performing two ourselves.
Those re-enactments involved people from different fields and experiences, such as artists, curators, photographers, video makers, writers, students and art lovers, who attended the original event or the first re-enactment, creating a community who debated on the documentation and transmission of a performance’s memory, of its personal and collective perception, and of the possibility to use of words, images, objects, new media to make a re-enactment that is just not a repetition but a re-elaboration and research on the artistic event.
Papers by Emanuele Sbardella
(die erste Phase der Recherche für das Referat hatte ich zusammen mit Adrian Porykis vorgenommen)
Praxisseminar: Auf Spurensuche im Archiv
Dozentin: Andrea Meyer
Technische Universität Berlin
Institut für Geschichte und Kunstgeschichte
WiSe 2012-13
Subject is the birth of the Modern Museum, making a comparison between the Art Gallery of the Belvedere (Vienna) and the Numismatic Museum of the Kunsthistorisches Museum (Vienna) at the end of the 18th century.
Language: German.
Reviews by Emanuele Sbardella
Conference Programs & Invitation by Emanuele Sbardella
und der Münzverein Neumarkt/OPf. und Umgebung e. V – gegr. 1990
laden Sie zum 53. Süddeutschen Münzsammlertreffen herzlich ein.
Das Sammlertreffen steht unter dem Thema
Flucht und Vertreibung
Das Tagungsthema „Flucht und Vertreibung“ ist eigentlich so alt wie die Menschheit. Jeder Krieg, sei er politischer oder religiöser
Art, oder das Machtstreben einzelner Herrscher hat Not, Hunger und zahlreiche verlorene Existenzen nach sich gezogen. Wie
viele Menschen mussten allein in den letzten 100 Jahren durch Flucht und Vertreibung von heute auf morgen alles zurücklassen!
Zwei Weltkriege und zahlreiche weitere Kriege und Konflikte verursachten schreckliches Leid. Durch die aktuelle Flüchtlingskrise
verlieren fast täglich Menschen im Mittelmeer ihr Leben, die wegen Kriegen und Not die Flucht ergriffen haben.
Die sechs Referenten betrachten das Tagungsthema mit der Antike beginnend aus numismatischer Sicht und werden uns dazu
sehr interessante Vorträge präsentieren.
Der Workshop “Ein vergessener (H)ort der Antike” fragt nach der Rolle der Numismatik bei der Verortung der Antike in der Zeit des Nationalsozialismus in Europa.
Trotz der zentralen Rolle, die die Numismatik bei der Erforschung der Antike spielt und in der Rezeption der Antike in der nationalsozialistischen Kulturpolitik gespielt hat, bildet sie in der Forschung zur Rezeption des klassischen Altertums im Faschismus einen blinden Fleck. Der Workshop möchte diese Lücke aufarbeiten und dabei nach der Aktualisierung der Antike in Museen sowie den transnationalen europäischen Netzwerken des (legalen und illegalen) Handels mit Münzen und der damit verbundenen Sammlungsgeschichte während des Zweiten Weltkriegs fragen.
Eine Anmeldung ist erfoderlich: Bitte per Twitter an @sbardella unter dem hashtag #hortderantike oder per E-Mail an emanuele.sbardella@gmail.com
http://bit.ly/TopoiWorkshop_hortderantike
Talks & Conferences by Emanuele Sbardella
Darüber, wie sich dieses Re-thinking auf museologischen, ethnologischen und sammlungsgeschichtlichen Wegen entfaltet hat, haben wir einen zusammenfassenden und kommentierten Bericht (auf Deutsch) geschrieben.
Sämtliche Videos der Konferenz sind übrigens auf L.I.S.A. (das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung) unter diesem Link abrufbar: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/symposium_all_the_beauty_of_the_world._the_western_market_for_non_european_artefacts_18th_20th_century?nav_id=6481
Bericht von Sara Moini (Masterstudentin, TU Berlin) und Emanuele Sbardella (Doktorand, TU Berlin).
#conf_allthebeauty
@SaraSaraidaza und @Sbardella
https://blog.arthistoricum.net/beitrag/2017/04/06/tagungsbericht-all-the-beauty-of-the-world-western-market-for-non-european-artefacts-18th-20th/
Was wissen wir über das Geldmuseum der Reichsbank nicht?
Was sollten wir über das Geldmuseum der Reichsbank wissen?
Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 3. September 2020 (summa cum laude).
Erste Gutachterin: Frau Prof. Bénédicte Savoy (TU Berlin); zweiter Gutachter: apl. Prof. Ralf Banken (Goethe Universität).
Geringfügig geändert, graphisch umgestaltet und veröffentlicht auf DepositOnce im November 2021.
Download-Link: https://depositonce.tu-berlin.de/bitstream/11303/13810/4/sbardella_emanuele.pdf
Förderungen:
Studienstiftung des deutschen Volkes (2016-2020);
Ursula Lachnit-Fixson Stiftung (2021).
Exposée
In seiner seit 2016 durch die Studienstiftung des deutschen Volkes geförderten, im Juni 2020 an der Technischen Universität Berlin abgegebenen Dissertation setzt sich Emanuele Sbardella mit der Entstehung und dem Aufbau der numismatischen Sammlung der Reichsbank auseinander und rekonstruiert die Mitte der 1930er Jahre angebahnte numismatische Sammeltätigkeit der Zentralbank des Deutschen Reiches. Seine historiographischen Bestrebungen gehen mit seinem Versuch einher, die untersuchten Geschehnisse epistemologisch zu deuten und in ihren kulturwissenschaftlichen Kontext einzubetten.
Während die Reichsbank (wie jede moderne Zentralbank) die staatliche Währungspolitik mitgestaltet und verwaltet hat, stellt es weltweit ein Novum der NS-Zeit dar, dass sie eine Rolle und sogar eine zentrale Rolle in der öffentlichen Sammelpolitik spielte. Sobald die bis dahin numismatischen Belangen fernstehende Reichsbank den Auftrag erhielt, die enorme Menge an numismatischem Material zu verwalten, das jüdischen Sammlern und Händlern entzogen wurde, trat eine historische und zugleich wissenschaftsgeschichtliche Zäsur ein.
Anhand eines reichhaltigen, meist bisher nicht veröffentlichten Archivmaterials aus zahlreichen deutschen, österreichischen und US-amerikanischen Städten nimmt Sbardella in der vorliegenden, durch die Ursula Lachnit-Fixson Stiftung geförderten Veröffentlichung die Erschließung der historischen Geschehnisse und der kulturellen Zusammenhänge um die Sammel- und Verwaltungstätigkeit der Reichsbank vor. Die übersichtliche Strukturierung der interdisziplinären Untersuchung soll der Leserschaft trotz dem Umfang des vorliegenden Werks (knapp 1.000 Seiten) einen erleichterten Zugang zu den verschiedenen Aspekten ermöglichen, wie das Auftreten der Reichsbank auf der numismatischen Bühne strukturelle Veränderungen in beinahe allen Bereichen des numismatischen Lebens hervorrief.
Die kulturpolitische Machtkonzentration um die Reichsbank und deren Geldmuseum führte auf der einen Seite zu einem selbstverständlichen Konflikt mit den vorbestehenden Münzkabinetten (Dimension M), der in den meisten Fällen aber letztendlich zu einer für beide Seiten profitablen Situation führte, welche die Aufgaben und die Ziele der traditionellen Aktanten der Dimension M nicht radikal veränderte. Das Geldmuseum als numismatische Variante des modernen Museums in der NS-Zeit gab sich als öffentlich berechtigter Bewahrer einer wissenschaftlich fundierten Geschichte und brauchte nur seine universellen Ansprüche zum höheren Ziel zu profilieren, um ohne Reue über die bekannten Bedingungen hinwegzusehen, welche den Zuwachs ihrer Bestände und somit die Belebung ihres wissenschaftlichen Betriebs ermöglichten. Das Geldmuseum blieb für viele Kabinettsleiter ein Gegner, mit welchem um die Erwerbung örtlich verfügbar gewordener numismatischer Objekte gerungen werden musste. Die Tatsache aber, dass sich die Reichsbank vielfach kompromissbereit zeigte, sowie das Wissen mancher Kabinettsleiter, dass ihr Geldmuseum ein übermächtiger Konkurrent und sowieso nur ein Teil des Mechanismus war, ohne welches diese Objekte gar nicht verfügbar geworden wären, führten in der Dimension M zu einer weitgehend reibungslosen und beiderseitig vorteilhaften Zusammenarbeit.
Die bei der Reichsbank durch devisenwirtschaftliche und währungspolitische Bestimmungen veranlasste Entstehung sowie durch anti-jüdische Maßnahmen bestärkte Etablierung eines numismatischen Bewusstseins bedingten vor allem in Bezug auf den Münzhandel (Dimension F) und auf das Vereinswesen (Dimension V) einschneidende, anfangs der 1930er Jahre noch schwer vorherzusehende Änderungen der jeweiligen Kernbereiche.
Nach den Liquidierungen und den sog. Arisierungen aller bis 1933 von jüdischen Münzhändlern geführten Firmen waren die verbleibenden Aktanten der Dimension F von der Reichsbank eng abhängig. Selbst bei der Verwertung jener Münzen aus ehemaligem jüdischen Besitz, welche die Reichsbank unter Verzicht auf ihr Vorkaufsrecht nicht erwarb, übte sie ihren Einfluss aus, und zwar sowohl direkt, indem die Reichsbank die Dimension F von öffentlichen Aufträgen abhängig machte, als auch indirekt, indem sie ihre gesetzlichen Aufgaben so wahrnahm, dass die Akteure der Dimension F dazu gebracht wurden, sich anzupassen und die Reichsbank zu hofieren. Die Reichsbank konnte in wenigen Jahren ihre eigene Auffassung dessen, was sammelwürdig ist und darüber hinaus was die Numismatik überhaupt ausmacht, nicht nur bei ihrer Kollektion anwenden, sondern auch bei den übrigen Akteuren beeinflussend durchsetzen. Indem die Reichsbank sowohl den Geld- als auch den Sammelmünzenumlauf steuern konnte, nutzte sie beide Hebel, um die Preisentwicklung zu lenken und den Münzhandel zu beeinflussen, der im Laufe der Jahre zwischen abundantia und caritas nummorum hin und her geschoben wurde. Durch freigiebige und gezielte Spenden, dubiose Tauschaktionen sowie durch auffällige Auktionen wurden numismatische Ressourcen in Umlauf gebracht, womit die Reichsbank einen Prozess in Gang setzte, der gegen Ende des NS-Regimes den Anschein normaler numismatischer Aktivitäten vermittelte, bei denen Sammelmünzen zirkulierten und Münzexperten sich austauschen konnten. Der Markt hatte jedoch spätestens seit 1939 nichts mehr mit dem freien Markt zu tun, wie man ihn bis zur Weltwirtschaftskrise kannte.
Auch die Dimension V ist durch das Geldmuseum in allen Landschaften wesentlich beansprucht und mutiert worden. Nicht nur wurden die traditionellen Aktanten der Dimension V, die zahlreichen numismatischen Gesellschaften, gleichgeschaltet; dieser Bereich des numismatischen Lebens wurde durch das Eintreten eines neuen Subjektes komplett funktionalisiert und für die Ziele des Regimes und der Reichsbank dienstbar gemacht. Die neu gegründeten Münzsammlergruppen der NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude und zum Teil auch die herkömmlichen Vereine wandelten sich zu Gruppierungen von Leuten, die bereit waren, das zu sammeln, was ihre Zustimmung für das Regime zeigen konnte und was die Reichsbank in den Markt pumpte. Als Zeichen der Dankbarkeit für gelegentliche Geschenke boten die verschiedenen Aktanten der Dimension V ihre Dienste auch in Form von Datenaustausch und Denunzierungen an. Im Rahmen dieses Funktionalisierungsprozesses ist die vorbestehende numismatische Leidenschaft der die Dimension V animierenden Akteure auf eine geregelte Sammeltätigkeit reduziert worden, die im Einklang mit den Produktionszielen des Regimes stand. Frische Sammlerenergien wurden nur im engeren Rahmen eines ideologisch und wirtschaftlich dienenden Leitfadens gefördert.
Die Förderung deutscher und gegenwartsbezogener Sammelgebiete bzw. sogar einer entarchäologisierten Numismatik war für die Reichsbank insofern systemfunktional, als diese Veränderung bei den Sammlern eine Ausdehnung der Sammeltätigkeit garantierte, und diese Ausdehnung wiederum sorgte – trotz eines Einfuhrrückgangs und einer Verknappung antiken Münzmaterials – für die künstliche Erneuerung des Marktes. Eine Beteiligung der Münzvereine an der Propagierung der neuen Sammelgebiete war auch deswegen entscheidend, weil sie dazu beitrug, dass die Umwandlung der einst als Devisen eingezogenen Münzen in Sammelmünzen nicht als von oben kommend, sondern als ein gesellschaftliches und daher legitimes Phänomen wahrgenommen wurde.
Das Geldmuseum ‒ ein ambitioniertes Museumsprojekt (Musikalien) unter dem allgegenwärtigen Einfluss kriegsvorbereitender Rüstungspolitik (Munitionen). Die Reichsbank instrumentalisierte bewusst den kulturellen Auftrag, den die Bezeichnung Geldmuseum evoziert, um kriegswirtschaftliche Zwecke zu verfolgen: sie handelte mit Musikalien, es handelte sich jedoch um Munitionen.
Emanuele Sbardella, the curator of that performance, and I decided to accept the challenge and on July 10, 2009 and 2010 organized and curated 2 cycles of re-enactments of Pietroiusti’s original piece, performing two ourselves.
Those re-enactments involved people from different fields and experiences, such as artists, curators, photographers, video makers, writers, students and art lovers, who attended the original event or the first re-enactment, creating a community who debated on the documentation and transmission of a performance’s memory, of its personal and collective perception, and of the possibility to use of words, images, objects, new media to make a re-enactment that is just not a repetition but a re-elaboration and research on the artistic event.
(die erste Phase der Recherche für das Referat hatte ich zusammen mit Adrian Porykis vorgenommen)
Praxisseminar: Auf Spurensuche im Archiv
Dozentin: Andrea Meyer
Technische Universität Berlin
Institut für Geschichte und Kunstgeschichte
WiSe 2012-13
Subject is the birth of the Modern Museum, making a comparison between the Art Gallery of the Belvedere (Vienna) and the Numismatic Museum of the Kunsthistorisches Museum (Vienna) at the end of the 18th century.
Language: German.
und der Münzverein Neumarkt/OPf. und Umgebung e. V – gegr. 1990
laden Sie zum 53. Süddeutschen Münzsammlertreffen herzlich ein.
Das Sammlertreffen steht unter dem Thema
Flucht und Vertreibung
Das Tagungsthema „Flucht und Vertreibung“ ist eigentlich so alt wie die Menschheit. Jeder Krieg, sei er politischer oder religiöser
Art, oder das Machtstreben einzelner Herrscher hat Not, Hunger und zahlreiche verlorene Existenzen nach sich gezogen. Wie
viele Menschen mussten allein in den letzten 100 Jahren durch Flucht und Vertreibung von heute auf morgen alles zurücklassen!
Zwei Weltkriege und zahlreiche weitere Kriege und Konflikte verursachten schreckliches Leid. Durch die aktuelle Flüchtlingskrise
verlieren fast täglich Menschen im Mittelmeer ihr Leben, die wegen Kriegen und Not die Flucht ergriffen haben.
Die sechs Referenten betrachten das Tagungsthema mit der Antike beginnend aus numismatischer Sicht und werden uns dazu
sehr interessante Vorträge präsentieren.
Der Workshop “Ein vergessener (H)ort der Antike” fragt nach der Rolle der Numismatik bei der Verortung der Antike in der Zeit des Nationalsozialismus in Europa.
Trotz der zentralen Rolle, die die Numismatik bei der Erforschung der Antike spielt und in der Rezeption der Antike in der nationalsozialistischen Kulturpolitik gespielt hat, bildet sie in der Forschung zur Rezeption des klassischen Altertums im Faschismus einen blinden Fleck. Der Workshop möchte diese Lücke aufarbeiten und dabei nach der Aktualisierung der Antike in Museen sowie den transnationalen europäischen Netzwerken des (legalen und illegalen) Handels mit Münzen und der damit verbundenen Sammlungsgeschichte während des Zweiten Weltkriegs fragen.
Eine Anmeldung ist erfoderlich: Bitte per Twitter an @sbardella unter dem hashtag #hortderantike oder per E-Mail an emanuele.sbardella@gmail.com
http://bit.ly/TopoiWorkshop_hortderantike
Darüber, wie sich dieses Re-thinking auf museologischen, ethnologischen und sammlungsgeschichtlichen Wegen entfaltet hat, haben wir einen zusammenfassenden und kommentierten Bericht (auf Deutsch) geschrieben.
Sämtliche Videos der Konferenz sind übrigens auf L.I.S.A. (das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung) unter diesem Link abrufbar: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/symposium_all_the_beauty_of_the_world._the_western_market_for_non_european_artefacts_18th_20th_century?nav_id=6481
Bericht von Sara Moini (Masterstudentin, TU Berlin) und Emanuele Sbardella (Doktorand, TU Berlin).
#conf_allthebeauty
@SaraSaraidaza und @Sbardella
https://blog.arthistoricum.net/beitrag/2017/04/06/tagungsbericht-all-the-beauty-of-the-world-western-market-for-non-european-artefacts-18th-20th/
Was wissen wir über das Geldmuseum der Reichsbank nicht?
Was sollten wir über das Geldmuseum der Reichsbank wissen?