Stefan Benedik
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Books by Stefan Benedik
Against the backdrop of the shared assumption of a “begging problem” in many “Western” European cities, I analyse the representation of a complex form of migration (i.e. transnational and ambiguous forms of movement). My point of departure is the discussion in the self-declared “begging capital of Europe”, the Austrian city of Graz, where images such as the “workshy” Romani migrant or the “begging-boss” have been used excessively since 1989 in the Austrian and Slovak press. The historical and gendered subtext of these stereotypes has been vital for the racialisation of migrants “Romani”. Additionally I argue that the images in question transgress the political realm and are trans-medially exchanged between various media including visual and written sources, such as the press, novels, visual arts, documentary film and theatre performances.
My research highlights processes that lead to the categorisation and homogenisation of groups. Consequently, I emphasise the position and agency of Romani people in regional public discourses, which in turn, allows me to deconstruct the insider/outsider categorisation. This analysis thus seeks to challenge current popular, political and academic tendencies that perceive Romani people as homogenous and a-historic. In doing so, this dissertation shall contribute to the dissection of invisibility and biologisation of “race” and gender in unified Europe.
Ein durch das gesamte Buch laufender Essay über jene Aspekte, die die Positionierung des Subjekts zu Geschichte und Raum bestimmen oder stören, stellt einen roten Faden dar. Abgebildet werden Arbeitsräume, in denen zu allen Epochen und allen Gegenden der Erde historische Forschung und Lehre betrieben wird, genauso aber auch Büros der Administration des Grazer Geschichteinstituts. Ein genauer Blick darauf zahlt sich aus, schließlich kreuzen sich am Schreibtisch der Historiker_innen die Achsen von Raum und Zeit. Er ist der Ort, wo unser Bild der Vergangenheit für eine zukünftige Rezeption gegenwärtig gemacht wird.
In an introductive overview on the character of these migrations, we argue that these movements are transnational, not only because they are circular (instead of once-and-forever), but also because they question the notion of seemingly traditional migratory patterns. One of the effects of the migrations has been the emergence of a relatively strong connection between the regions involved, highly visible in the symbolical relationship between the village of Medovce-Metete and Graz. Not only have development projects by Austrian NGOs and official support from local governments in Austria changed the situation in this village, but the presence of begging Romani people has shaped political debates and self-perceptions in Graz. These effects and relationships can most adequately be described as a transnational network that allows the movement of people, goods, money, knowledge etc.
This book is based on material from our field researches in South-central Slovakia (called the Gemer/Gömör region), and Graz, deriving first and foremost from interviews with migrants, NGO-activists, officials and non-migrating people, which we carried out from September 2010 until February 2011. The second basis for this book are images and texts from coverage in different forms of media, such as newspapers and magazines, but also graffiti in public space, bulk mail, etc., from 1989 to 2011. We set these sources in dialogue with one other and thus map a space across the borders between language and action as well as the borders of nations/regions. In doing so, it becomes visible that there are huge intersections and interdependences between perceptions of these migrations, the circumstances in which they happen and the consequences they have (like development aid).
Auch „klassisch“ historische Narrative von Städten sind auf den Verknüpfungen von Geschlecht und Nation aufgebaut, wie ein Blick auf das Beispiel Prag unmissverständlich klar macht. In diesem Fall sind die Geschichten aber nicht nur geschlechtlich/national codiert, sondern wahrscheinlich stärker als anderswo auch von Gegensätzen geprägt, die genau diese Verknüpfungen betreffen. Nicht zufällig ist daher die Historiographie zu Prag vom dichotomen Denken eines tschechisch-nationalistisch-antibürgerlich-feministisch-antisemitischen gegen ein deutsch-supranational-bürgerlich-jüdisch-antifeministisches „Lagers“ gekennzeichnet. Eine Grundabsicht dieser Auseinandersetzung wird es sein, genau diese Trennung als weder zielführend noch zulässig zu brechen, besonders weil sie den Blick auf die Tätigkeiten „deutscher“ „jüdischer“ Frauen – Angehörige vieler diskriminierter Gruppen gleichzeitig – vollkommen verstellt.
Keine Heldenmütter
Dieses Ausblenden und gezielte Marginalisieren „weiblichen“ Engagements ist Ursache und Folge der dichotomiegeprägten Annäherungen in einem, gerade dann, wenn Aktivitäten nicht mit dem Verweis auf Beiläufigkeit, Unwichtigkeit oder höchstens Mithilfe abgetan werden können oder aber sich eindeutigen Zuordnungen eher entziehen. Beides trifft auf die Tätigkeiten des „Deutschen Vereins Frauenfortschritt“ und des „Klubs deutscher Künstlerinnen“ zu. Obwohl diese Vereine wesentlich vor allem die deutsche community der Prager Zwischenkriegszeit prägten und erfolgreich spätere Berühmtheiten förderten, kommen sie in den Erzählungen etwa zum „Prager Kreis“ nicht vor. Dementsprechend einfach wäre es, diese Gruppierungen und ihre Protagonistinnen nun als quasi Wegbereiterinnen und Mäzeninnen zu rehabilitieren. Genau diese Definition über die unumgänglichen Freunde, Verwandten oder Ehemänner soll hier aber ganz bewusst vermieden werden.
Frauensache Kultur
Schließlich standen sowohl der „Frauenfortschritt“ als auch der „Künstlerinnenklub“ vollkommen selbständig für eine beinahe unüberblickbare Fülle an Veranstaltungen. Vor allem die Vorträge, die sie in diesem Rahmen verantworteten, bereicherten das kulturelle Leben der Stadt und begünstigten – durch die Einbeziehung von jungen, unbekannten KünstlerInnen oder WissenschafterInnen – innovative Zugänge. In erster Linie schufen die Vereine auf diese Art und Weise jeweils eine gut verankerte Plattform, auf der sie sich der Öffentlichkeit präsentierten und die sie zur Verbreitung von ihnen wichtigen Themen nutzten. Für eine Auseinandersetzung mit dieser Schnittstelle steht eine Menge an Datensätzen aus ihrer bürokratischen Behandlung zur Verfügung, die in erster Linie an einigen Beispielen qualitativ zu analysieren sein wird. Die drei größten Themenfelder, die sich bei einer Kategorisierung der Statements herauskristallisieren, sind besonders künstlerisch-unterhaltende Veranstaltungen, danach Vorträge mit einerseits klassisch „frauenrechtlichen“ Zugängen und andererseits solche, die sich Religion im weitesten Sinne des Wortes widmeten. Dabei war der frauenrechtliche Aspekt der Vorträge nicht ausschließlich auf Inhalte angewiesen, denn schon die Behandlung wissenschaftlicher Themen und die Schaffung einer quasi akademischen Atmosphäre durch Gruppen, die (weit überwiegend) von Frauen gebildet und geführt wurden, stellte ein deutliches Signal dar. Im Vergleich dazu sind die auch inhaltlich rein frauenrechtlich orientierten Vorträge auch was ihre symbolische Dimension betrifft viel weniger deutlich zuzuordnen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass in diesen und ähnlichen Zusammenhängen die Geschlechterverhältnisse auch als – oft sogar wesentlicher – Bestandteil einer größeren Einheit (zb. Staat oder „Nation“) aufs Tapet kamen. Als genauso häufig der Moderne zugerechnetes Phänomen wird die zweite große Gruppe der religiösen Themen erkennbar sein. Während der „Frauenfortschritt“ ein Monopol auf frauenrechtliche Themen beanspruchen konnte, scheint dies das Spezialgebiet des „Künstlerinnenklub“ gewesen zu sein. Entgegen den ursprünglichen Tendenzen, sich sehr stark Spiritismus und Philosophie zu widmen, wandte er sich dabei im Laufe der späteren 20er- und beginnenden 30er-Jahre verstärkt christlichen Elementen zu, wenn auch ein stark innovativer Zug stets ein Grundmerkmal blieb.
Der Gegenbeweis zu Einheitlichkeit und Eindeutigkeit
Als die beiden wesentlichen Charakteristika dieser Plattformen und der in ihrem Rahmen durchgeführten Veranstaltungen werden einerseits eine kaum zu fassende Themenvielfalt und andererseits inhaltliche Vieldeutigkeiten auszumachen sein. Beides verhindert im Grunde nicht nur eine Kategorisierung, sondern steht auch für die hohe Flexibilität der das tragenden Gruppenidentitäten. Nur so ist erklärbar, wie es möglich ist, dass „Praktischer Pazifismus“ und „Frauendienstpflicht“, „Die Notwendigkeit eines Matriarchats“ und „Das hauswirtschaftliche Anlernjahr“ in ein- und demselben Rahmen präsentiert werden konnten.
Neuer Staat und alte Konflikte
Der zeitliche Rahmen dieser Auseinandersetzung wird die Zwischenkriegszeit umfassen, gleichzeitig aber auf Konturen vor 1918 und nach 1939 zurückgreifen. Die beiden genannten Jahre markieren auch eine grundlegende Zäsur in politisch-institutioneller Hinsicht. Der erste Einschnitt – die Gründung der Tschechoslowakei – hatte dabei weniger Auswirkungen auf die Vereine als angenommen werden könnte. Und das, obwohl sich der Status der Gruppierungen nicht nur auf Basis einer „nationalen“ Evaluation, sondern auch als von Frauen geführte Organisationen vollkommen verschoben hatte. Selbstverständlich ergaben sich Konfliktlinien mit dem neuen Staat, die vor allem im Bereich des Sprachgebrauchs zum Ausdruck kamen: Die Verwendung des Tschechischen oder Deutschen in der Kommunikation mit den Behörden wurde besonders dann als hochsymbolisch verstanden, wenn es um Bezugnahmen auf den Namen der Stadt oder Adressen ging, da diese als „nationale“ Besitzansprüche gedeutet werden konnten. In der Praxis entstand jedoch schon wenige Jahre nach der Gründung des neuen Staates ein Kompromiss, der von beiden Vereinen – aber auch von der Vereinspolizei – relativ stringent befolgt bzw. akzeptiert wurde. Insgesamt scheinen die Gruppierungen nicht nur auf diesem Feld eine Affinität zur Tschechoslowakei entwickelt zu haben, die sich in einer staatstreuen Haltung artikulierte. Auch ihre Aktivitäten beschrieben Gesten der Begegnung: Tschechischkurse (die noch vor 1918 angeboten wurden) durchbrachen ebenso wie zweisprachige Veranstaltungen Grenzen und symbolisierten ebenso eine offene und antinationalistische Haltung wie die Nähe zur pazifistischen „Ženská liga pro mír a svobodu – Frauenliga für Frieden und Freiheit“. Es wäre aber vollkommen falsch, zu behaupten, diese Deeskalationen wären nur von diesen „deutschen“ Frauen ausgegangen: Die tschechoslowakische Republik förderte die Sozialeinrichtungen beider Vereine durch Subventionen oder Staatskredite, wobei ausgerechnet der Umstand, dass es sich dabei um deklariert „deutsche“ Institutionen handelte, die Zuweisung positiv beeinflusste. Das beweist nicht nur, dass die Behörden der 1. ČSR eine sehr hohe Sensibilität für den supranationalen Charakter des Staates entwickelt hatten, sondern auch, dass der pauschale Vorwurf der strukturellen Diskriminierung in keinster Weise der Realität entspricht.
Nicht deutsch, sondern deutsch genug
Nichtsdestoweniger nahmen beiden Vereine einen festen Platz in der Prager „deutschen“ community ein. Dass sie zu dieser gerechnet werden können, liegt ausschließlich an ihrer Selbstdefinition, womit ein entscheidender Punkt dieses Zugangs formuliert wäre: Obwohl die beiden Vereine als prominentesten und offenbar wichtigsten Faktor der Zuordnung „deutsch“ ansahen, zerrinnt dieser aus gleich zwei Gründen zwischen den Fingern: Erstens wurden keine Beschränkungen formuliert, was das „Deutschtum“ einzelner Personen anging. Wer in einem der Vereine Mitglied werden wollte, musste also lediglich deutsch genug sein. Zweitens schlossen Auffassungen von deutscher Identität, die von anderen Kreisen vertreten wurden, exakt jene Menschen aus, die die InitiatorInnen und TrägerInnen dieser Gruppierungen waren. JüdInnen spielten sowohl beim „Frauenfortschritt“ als auch beim „Künstlerinnenklub“ eine große Rolle, wenn das auch in keiner Weise bedeutet, dass ein/das JüdInnentum auch nur ansatzweise zur Sprache gekommen wäre. Gleichzeitig hatten sich beide Vereine Konzepten verschrieben, die in den „deutschen“ Organisationen der tschechoslowakischen Randgebiete massiv bekämpft wurden, wobei das Engagement für Frauenrechte und die Moderne nicht nur wesentliche, sondern sogar die zentralen Anknüpfungspunkte waren. Zusammenfassend wird in diesem Sinne einzuschränken sein, dass der „Frauenfortschritt“ und der „Künstlerinnenklub“ keineswegs deutschnational waren, sich sehr wohl aber selbst als national deutsch definierten. Darin wird ein sehr großer und für diese Perspektive unerlässlicher Unterschied liegen.
Gewollt und ermordet Nicht zuletzt deshalb ist das Ende beider Vereine ebenso paradox wie tragisch, wenn auch nicht erwähnenswert im Vergleich zum Schicksal vieler jener Menschen, die sie gebildet hatten. Die NationalsozialistInnen entschieden im Zuge der „Gleichschaltung“ aller Organisationen im „Protektorat“, dass sowohl der „Frauenfortschritt“ als auch der „Künstlerinnenklub“ weiter bestehen bleiben sollte. Da sie „deutsche“ Vereine waren, waren sie gewollt, als Träger einer – wenn auch eigentlich vollkommen anders definierten – „deutschen“ Kultur. Gleichzeitig wurden viele der VertreterInnen beider Vereine aber verfolgt, vertrieben oder deportiert. Unfassbares Leid wurde ihnen zugefügt und die Zahl der Ermordeten ist schon in diesem kleinen Beispiel unbegreiflich. Damit wurde das „deutsche“ Prag ausgerechnet von den Deutschen vernichtet. Die beiden Vereine, die als solche erwünscht waren, wurden damit zerstört, denn ihre wichtigsten ProtagonistInnen wurden vertrieben oder verschleppt und ermordet.
Papers by Stefan Benedik
The routes into mass murder were multiple and complex, rather than linear and transparent. Although the National Socialist state had proclaimed racist ideology as its state doctrine, concrete policies especially on a local level where neither identical nor homogeneous.
the effects they produce on a local level. Against the background of postcolonial critique and Cultural Theory, this article examines development projects which draw on discursive constructions and stereotypical images of migrating Romani people and specifically respond to begging migration. A case study analyses the effects of local NGOs' action on both the targeted Romani migrants and on the non-Romani inhabitants in the involved regions of origin.
Against the backdrop of the shared assumption of a “begging problem” in many “Western” European cities, I analyse the representation of a complex form of migration (i.e. transnational and ambiguous forms of movement). My point of departure is the discussion in the self-declared “begging capital of Europe”, the Austrian city of Graz, where images such as the “workshy” Romani migrant or the “begging-boss” have been used excessively since 1989 in the Austrian and Slovak press. The historical and gendered subtext of these stereotypes has been vital for the racialisation of migrants “Romani”. Additionally I argue that the images in question transgress the political realm and are trans-medially exchanged between various media including visual and written sources, such as the press, novels, visual arts, documentary film and theatre performances.
My research highlights processes that lead to the categorisation and homogenisation of groups. Consequently, I emphasise the position and agency of Romani people in regional public discourses, which in turn, allows me to deconstruct the insider/outsider categorisation. This analysis thus seeks to challenge current popular, political and academic tendencies that perceive Romani people as homogenous and a-historic. In doing so, this dissertation shall contribute to the dissection of invisibility and biologisation of “race” and gender in unified Europe.
Ein durch das gesamte Buch laufender Essay über jene Aspekte, die die Positionierung des Subjekts zu Geschichte und Raum bestimmen oder stören, stellt einen roten Faden dar. Abgebildet werden Arbeitsräume, in denen zu allen Epochen und allen Gegenden der Erde historische Forschung und Lehre betrieben wird, genauso aber auch Büros der Administration des Grazer Geschichteinstituts. Ein genauer Blick darauf zahlt sich aus, schließlich kreuzen sich am Schreibtisch der Historiker_innen die Achsen von Raum und Zeit. Er ist der Ort, wo unser Bild der Vergangenheit für eine zukünftige Rezeption gegenwärtig gemacht wird.
In an introductive overview on the character of these migrations, we argue that these movements are transnational, not only because they are circular (instead of once-and-forever), but also because they question the notion of seemingly traditional migratory patterns. One of the effects of the migrations has been the emergence of a relatively strong connection between the regions involved, highly visible in the symbolical relationship between the village of Medovce-Metete and Graz. Not only have development projects by Austrian NGOs and official support from local governments in Austria changed the situation in this village, but the presence of begging Romani people has shaped political debates and self-perceptions in Graz. These effects and relationships can most adequately be described as a transnational network that allows the movement of people, goods, money, knowledge etc.
This book is based on material from our field researches in South-central Slovakia (called the Gemer/Gömör region), and Graz, deriving first and foremost from interviews with migrants, NGO-activists, officials and non-migrating people, which we carried out from September 2010 until February 2011. The second basis for this book are images and texts from coverage in different forms of media, such as newspapers and magazines, but also graffiti in public space, bulk mail, etc., from 1989 to 2011. We set these sources in dialogue with one other and thus map a space across the borders between language and action as well as the borders of nations/regions. In doing so, it becomes visible that there are huge intersections and interdependences between perceptions of these migrations, the circumstances in which they happen and the consequences they have (like development aid).
Auch „klassisch“ historische Narrative von Städten sind auf den Verknüpfungen von Geschlecht und Nation aufgebaut, wie ein Blick auf das Beispiel Prag unmissverständlich klar macht. In diesem Fall sind die Geschichten aber nicht nur geschlechtlich/national codiert, sondern wahrscheinlich stärker als anderswo auch von Gegensätzen geprägt, die genau diese Verknüpfungen betreffen. Nicht zufällig ist daher die Historiographie zu Prag vom dichotomen Denken eines tschechisch-nationalistisch-antibürgerlich-feministisch-antisemitischen gegen ein deutsch-supranational-bürgerlich-jüdisch-antifeministisches „Lagers“ gekennzeichnet. Eine Grundabsicht dieser Auseinandersetzung wird es sein, genau diese Trennung als weder zielführend noch zulässig zu brechen, besonders weil sie den Blick auf die Tätigkeiten „deutscher“ „jüdischer“ Frauen – Angehörige vieler diskriminierter Gruppen gleichzeitig – vollkommen verstellt.
Keine Heldenmütter
Dieses Ausblenden und gezielte Marginalisieren „weiblichen“ Engagements ist Ursache und Folge der dichotomiegeprägten Annäherungen in einem, gerade dann, wenn Aktivitäten nicht mit dem Verweis auf Beiläufigkeit, Unwichtigkeit oder höchstens Mithilfe abgetan werden können oder aber sich eindeutigen Zuordnungen eher entziehen. Beides trifft auf die Tätigkeiten des „Deutschen Vereins Frauenfortschritt“ und des „Klubs deutscher Künstlerinnen“ zu. Obwohl diese Vereine wesentlich vor allem die deutsche community der Prager Zwischenkriegszeit prägten und erfolgreich spätere Berühmtheiten förderten, kommen sie in den Erzählungen etwa zum „Prager Kreis“ nicht vor. Dementsprechend einfach wäre es, diese Gruppierungen und ihre Protagonistinnen nun als quasi Wegbereiterinnen und Mäzeninnen zu rehabilitieren. Genau diese Definition über die unumgänglichen Freunde, Verwandten oder Ehemänner soll hier aber ganz bewusst vermieden werden.
Frauensache Kultur
Schließlich standen sowohl der „Frauenfortschritt“ als auch der „Künstlerinnenklub“ vollkommen selbständig für eine beinahe unüberblickbare Fülle an Veranstaltungen. Vor allem die Vorträge, die sie in diesem Rahmen verantworteten, bereicherten das kulturelle Leben der Stadt und begünstigten – durch die Einbeziehung von jungen, unbekannten KünstlerInnen oder WissenschafterInnen – innovative Zugänge. In erster Linie schufen die Vereine auf diese Art und Weise jeweils eine gut verankerte Plattform, auf der sie sich der Öffentlichkeit präsentierten und die sie zur Verbreitung von ihnen wichtigen Themen nutzten. Für eine Auseinandersetzung mit dieser Schnittstelle steht eine Menge an Datensätzen aus ihrer bürokratischen Behandlung zur Verfügung, die in erster Linie an einigen Beispielen qualitativ zu analysieren sein wird. Die drei größten Themenfelder, die sich bei einer Kategorisierung der Statements herauskristallisieren, sind besonders künstlerisch-unterhaltende Veranstaltungen, danach Vorträge mit einerseits klassisch „frauenrechtlichen“ Zugängen und andererseits solche, die sich Religion im weitesten Sinne des Wortes widmeten. Dabei war der frauenrechtliche Aspekt der Vorträge nicht ausschließlich auf Inhalte angewiesen, denn schon die Behandlung wissenschaftlicher Themen und die Schaffung einer quasi akademischen Atmosphäre durch Gruppen, die (weit überwiegend) von Frauen gebildet und geführt wurden, stellte ein deutliches Signal dar. Im Vergleich dazu sind die auch inhaltlich rein frauenrechtlich orientierten Vorträge auch was ihre symbolische Dimension betrifft viel weniger deutlich zuzuordnen. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass in diesen und ähnlichen Zusammenhängen die Geschlechterverhältnisse auch als – oft sogar wesentlicher – Bestandteil einer größeren Einheit (zb. Staat oder „Nation“) aufs Tapet kamen. Als genauso häufig der Moderne zugerechnetes Phänomen wird die zweite große Gruppe der religiösen Themen erkennbar sein. Während der „Frauenfortschritt“ ein Monopol auf frauenrechtliche Themen beanspruchen konnte, scheint dies das Spezialgebiet des „Künstlerinnenklub“ gewesen zu sein. Entgegen den ursprünglichen Tendenzen, sich sehr stark Spiritismus und Philosophie zu widmen, wandte er sich dabei im Laufe der späteren 20er- und beginnenden 30er-Jahre verstärkt christlichen Elementen zu, wenn auch ein stark innovativer Zug stets ein Grundmerkmal blieb.
Der Gegenbeweis zu Einheitlichkeit und Eindeutigkeit
Als die beiden wesentlichen Charakteristika dieser Plattformen und der in ihrem Rahmen durchgeführten Veranstaltungen werden einerseits eine kaum zu fassende Themenvielfalt und andererseits inhaltliche Vieldeutigkeiten auszumachen sein. Beides verhindert im Grunde nicht nur eine Kategorisierung, sondern steht auch für die hohe Flexibilität der das tragenden Gruppenidentitäten. Nur so ist erklärbar, wie es möglich ist, dass „Praktischer Pazifismus“ und „Frauendienstpflicht“, „Die Notwendigkeit eines Matriarchats“ und „Das hauswirtschaftliche Anlernjahr“ in ein- und demselben Rahmen präsentiert werden konnten.
Neuer Staat und alte Konflikte
Der zeitliche Rahmen dieser Auseinandersetzung wird die Zwischenkriegszeit umfassen, gleichzeitig aber auf Konturen vor 1918 und nach 1939 zurückgreifen. Die beiden genannten Jahre markieren auch eine grundlegende Zäsur in politisch-institutioneller Hinsicht. Der erste Einschnitt – die Gründung der Tschechoslowakei – hatte dabei weniger Auswirkungen auf die Vereine als angenommen werden könnte. Und das, obwohl sich der Status der Gruppierungen nicht nur auf Basis einer „nationalen“ Evaluation, sondern auch als von Frauen geführte Organisationen vollkommen verschoben hatte. Selbstverständlich ergaben sich Konfliktlinien mit dem neuen Staat, die vor allem im Bereich des Sprachgebrauchs zum Ausdruck kamen: Die Verwendung des Tschechischen oder Deutschen in der Kommunikation mit den Behörden wurde besonders dann als hochsymbolisch verstanden, wenn es um Bezugnahmen auf den Namen der Stadt oder Adressen ging, da diese als „nationale“ Besitzansprüche gedeutet werden konnten. In der Praxis entstand jedoch schon wenige Jahre nach der Gründung des neuen Staates ein Kompromiss, der von beiden Vereinen – aber auch von der Vereinspolizei – relativ stringent befolgt bzw. akzeptiert wurde. Insgesamt scheinen die Gruppierungen nicht nur auf diesem Feld eine Affinität zur Tschechoslowakei entwickelt zu haben, die sich in einer staatstreuen Haltung artikulierte. Auch ihre Aktivitäten beschrieben Gesten der Begegnung: Tschechischkurse (die noch vor 1918 angeboten wurden) durchbrachen ebenso wie zweisprachige Veranstaltungen Grenzen und symbolisierten ebenso eine offene und antinationalistische Haltung wie die Nähe zur pazifistischen „Ženská liga pro mír a svobodu – Frauenliga für Frieden und Freiheit“. Es wäre aber vollkommen falsch, zu behaupten, diese Deeskalationen wären nur von diesen „deutschen“ Frauen ausgegangen: Die tschechoslowakische Republik förderte die Sozialeinrichtungen beider Vereine durch Subventionen oder Staatskredite, wobei ausgerechnet der Umstand, dass es sich dabei um deklariert „deutsche“ Institutionen handelte, die Zuweisung positiv beeinflusste. Das beweist nicht nur, dass die Behörden der 1. ČSR eine sehr hohe Sensibilität für den supranationalen Charakter des Staates entwickelt hatten, sondern auch, dass der pauschale Vorwurf der strukturellen Diskriminierung in keinster Weise der Realität entspricht.
Nicht deutsch, sondern deutsch genug
Nichtsdestoweniger nahmen beiden Vereine einen festen Platz in der Prager „deutschen“ community ein. Dass sie zu dieser gerechnet werden können, liegt ausschließlich an ihrer Selbstdefinition, womit ein entscheidender Punkt dieses Zugangs formuliert wäre: Obwohl die beiden Vereine als prominentesten und offenbar wichtigsten Faktor der Zuordnung „deutsch“ ansahen, zerrinnt dieser aus gleich zwei Gründen zwischen den Fingern: Erstens wurden keine Beschränkungen formuliert, was das „Deutschtum“ einzelner Personen anging. Wer in einem der Vereine Mitglied werden wollte, musste also lediglich deutsch genug sein. Zweitens schlossen Auffassungen von deutscher Identität, die von anderen Kreisen vertreten wurden, exakt jene Menschen aus, die die InitiatorInnen und TrägerInnen dieser Gruppierungen waren. JüdInnen spielten sowohl beim „Frauenfortschritt“ als auch beim „Künstlerinnenklub“ eine große Rolle, wenn das auch in keiner Weise bedeutet, dass ein/das JüdInnentum auch nur ansatzweise zur Sprache gekommen wäre. Gleichzeitig hatten sich beide Vereine Konzepten verschrieben, die in den „deutschen“ Organisationen der tschechoslowakischen Randgebiete massiv bekämpft wurden, wobei das Engagement für Frauenrechte und die Moderne nicht nur wesentliche, sondern sogar die zentralen Anknüpfungspunkte waren. Zusammenfassend wird in diesem Sinne einzuschränken sein, dass der „Frauenfortschritt“ und der „Künstlerinnenklub“ keineswegs deutschnational waren, sich sehr wohl aber selbst als national deutsch definierten. Darin wird ein sehr großer und für diese Perspektive unerlässlicher Unterschied liegen.
Gewollt und ermordet Nicht zuletzt deshalb ist das Ende beider Vereine ebenso paradox wie tragisch, wenn auch nicht erwähnenswert im Vergleich zum Schicksal vieler jener Menschen, die sie gebildet hatten. Die NationalsozialistInnen entschieden im Zuge der „Gleichschaltung“ aller Organisationen im „Protektorat“, dass sowohl der „Frauenfortschritt“ als auch der „Künstlerinnenklub“ weiter bestehen bleiben sollte. Da sie „deutsche“ Vereine waren, waren sie gewollt, als Träger einer – wenn auch eigentlich vollkommen anders definierten – „deutschen“ Kultur. Gleichzeitig wurden viele der VertreterInnen beider Vereine aber verfolgt, vertrieben oder deportiert. Unfassbares Leid wurde ihnen zugefügt und die Zahl der Ermordeten ist schon in diesem kleinen Beispiel unbegreiflich. Damit wurde das „deutsche“ Prag ausgerechnet von den Deutschen vernichtet. Die beiden Vereine, die als solche erwünscht waren, wurden damit zerstört, denn ihre wichtigsten ProtagonistInnen wurden vertrieben oder verschleppt und ermordet.
The routes into mass murder were multiple and complex, rather than linear and transparent. Although the National Socialist state had proclaimed racist ideology as its state doctrine, concrete policies especially on a local level where neither identical nor homogeneous.
the effects they produce on a local level. Against the background of postcolonial critique and Cultural Theory, this article examines development projects which draw on discursive constructions and stereotypical images of migrating Romani people and specifically respond to begging migration. A case study analyses the effects of local NGOs' action on both the targeted Romani migrants and on the non-Romani inhabitants in the involved regions of origin.
In the tradition of the enlightenment the modern European arts staged Romani people as figures of backwardness, savage and myth. These narratives contribute to the establishment of a fixed, essential border between Romani and Non-Romani people, that seems to be almost impossible to cross afterwards. Milena Magnani's novel is based on this understanding, as the plot concentrates on the impossibility of assimilation within a ‘Non-gypsy”-Environment. Thus, nature is reclaiming what allegedly belongs to her and claims the Romani body to be its property. As the discussed film proves, these connections are so thoroughly linked to cultural borders, that it remains impossible to question them without putting the finger on the meta-level of narration. Apparently, it is only possible to challenge those stories in achieving a deconstruction of the way in which they are told.
analyzed movements from Romani communities in southern Slovakia to the Austrian province of Styria. The discussed Romani communities are not separated from their mostly Hungarian surroundings, either linguistically or in terms of housing. Nevertheless, the migrations and, moreover, their effects foster differentiation and partly even increase segregation. Some NGO projects in the region and the depiction in Austrian media in particular intensified othering of these Slovakian/Hungarian Roma/Romnija.