Papers (Review) by Teresa Hauck
Zusammenfassung:
Inklusion im Erwachsenenalter kann für Menschen mit geistiger Behinderung bedeut... more Zusammenfassung:
Inklusion im Erwachsenenalter kann für Menschen mit geistiger Behinderung bedeuten, sich Freiräume jenseits eines elterlichen oder institutionellen Protektorats anzueignen. Ambivalent ist dabei, dass Eltern zwar durch eine gewisse Behütung ihrer erwachsenen Kinder zu deren Ausschluss beitragen, ihnen gleichzeitig jedoch zahlreiche Möglichkeiten inklusiver Teilhabe eröffnen. Diese Ambivalenz wird im Beitrag ebenso beleuchtet wie die Themen Bürokratie, Infantilisierungspraxen sowie elterliche Liebe und Schuldgefühle. Dazu werden Ergebnisse der Studie von Trescher «Zwischen Herkunftsfamilie und dem Leben im ambulant betreuten Wohnen» (Laufzeit 2018–2020) herangezogen.
Résumé:
Pour les personnes avec une déficience intellectuelle, l’inclusion à l’âge adulte peut signifier s’octroyer des plages de liberté hors du giron parental ou institutionnel. Le rôle joué par les parents dans l’inclusion de leur enfant adulte est toutefois ambivalent car d’un côté, leur tendance à les surprotéger contribue à son exclusion mais d’un autre côté, ils lui ouvrent de nombreuses possibilités de participation inclusive. Cet article met en lumière cette ambivalence. Il aborde également les thèmes de la bureaucratie, des pratiques infantilisantes, ainsi que de l’amour parental marqué par le sentiment de culpabilité. Il exploite dans ce contexte les résultats de l’étude de Trescher « Zwischen Herkunftsfamilie und dem Leben im ambulant betreuten Wohnen » (durée 2018–2020).
Based on the results of the projects „Structural Problems of Inclusive Child Care‟ (Hauck 2014) a... more Based on the results of the projects „Structural Problems of Inclusive Child Care‟ (Hauck 2014) and „Inclusion as a Challenge for Inclusive Day Care‟ (Trescher 2018), the paper at hand discusses the challenges of pedagogical practice in inclusive settings. By means of structural analyses, we show to what extent mechanisms of regulation and surveillance on all structural levels of inclusive day care (personnel, architecture and design, daily routine) – as practices of subjectivation – affect children with disabilities. Using ethnographic analyses, which give insight into the daily routines of inclusive day care, we reflect upon central ambivalences of pedagogical practice in these settings. Finally, this paper aims at broadening the discourse on inclusive day care of children with and without disabilities by presenting empirical research. In this way, the paper brings attention to (a) practices of subjectivation, which result from disabling structures, and (b) ambivalences of pedagogical practice, which so far have not been sufficiently reflected upon.
KURZFASSUNG:
Fünf Sozialräume in Deutschland werden im Projekt „Kommune Inklusiv“ durch Aktion Me... more KURZFASSUNG:
Fünf Sozialräume in Deutschland werden im Projekt „Kommune Inklusiv“ durch Aktion Mensch e. V. darin unterstützt, Barrieren abzubauen und Teilhabemöglichkeiten für diejenigen zu eröffnen, die von Ausschluss bedroht oder betroffen sind. Die Goethe-Universität Frankfurt begleitet diesen Prozess wissenschaftlich. Dabei werden u. a. umfassende Sozialraumevaluationen vorgenommen, anhand derer gegenwärtige Teilhabepraxen offengelegt und etwaige Veränderungen im Projektzeitraum nachgezeichnet werden sollen. Der Beitrag stellt Ergebnisse der ersten Sozialraumanalysen zur Diskussion.
ABSTRACT:
“Inclusive municipality“ – Research and accompanying in social spaces. In the project “Kommune Inklusiv”, the non-profit organization “Aktion Mensch e. V.” supports five social spaces in different German areas in removing barriers and in opening up possibilities of participation in society for those who are excluded or at risk of being excluded. Goethe University Frankfurt accompanies this process scientifically. Based on a comprehensive analysis of the different social spaces, current practices of participation and possible changes over the course of the project are presented. The paper puts the first results of the analysis of the social spaces up for discussion.
Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts ‚Kommune Inklusiv‘ erfolgt auf drei Ebenen. Ziel is... more Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts ‚Kommune Inklusiv‘ erfolgt auf drei Ebenen. Ziel ist es zu untersuchen, wie sich fünf Modellregionen über den Zeitraum von sechs Jahren hinweg mit und durch die Bereitstellung begleitender ‚Mittel und Angebote zur Inklusion‘ verändern. Im Fokus des hiesigen Beitrags stehen die Ergebnisse ethnografischer Sozialraumbegehungen.
Raum wird in Aneignungspraxen durch Subjekte hervorgebracht, während diese in einem Verhältnis we... more Raum wird in Aneignungspraxen durch Subjekte hervorgebracht, während diese in einem Verhältnis wechselseitiger Gleichzeitigkeit als ‚Aneignungssubjekte‘ subjektiviert werden. Menschen, die als ‚behindert‘ bezeichnet werden, haben häufig nur eingeschränkte Möglichkeiten zur Aneignung bzw. können sich Raum mitunter nur als ‚Territorium der Anderen‘ aneignen. Eine solche Aneignung erfolgt zumeist (ganz wortwörtlich) über Sonderwege. Im Beitrag wird sowohl theoretisch als auch anhand der Betrachtung von Beispielen aus der Lebenspraxis, die im Rahmen des Projekts „Kommune Inklusiv“ der Aktion Mensch e.V. generiert wurden, dargelegt, inwiefern eingeschränkte Aneignungsmöglichkeiten von Raum als Behinderungspraxen wirksam werden. Schlussendlich wird diskutiert, wie Raum und Inklusion relational zusammenhängen bzw. welches Verständnis von Inklusion es bedarf, um Inklusion (in Theorie und Praxis) relational zu denken.
Der vorliegende Beitrag will dazu anstoßen, das Feld der Demenzbetreuung für (sonder)pädagogische... more Der vorliegende Beitrag will dazu anstoßen, das Feld der Demenzbetreuung für (sonder)pädagogische Diskurse zu eröffnen und in diesem Zusammenhang bzw. darüber hinaus ein Stück weit zu einer Professionalisierung der Handlungspraxis im Kontext Demenz beizutragen. Dabei knüpft er an den Beitrag von Trescher (2014): ‚Demenz als Hospitalisierungseffekt? Demenz als sonderpädagogische Herausforderung!‘, welcher in der Ausgabe 1/2014 dieser Zeitschrift erschien, an. Im Rückbezug auf verschiedene empirische Ergebnisse, die sowohl die Seite der Betreuten als auch die Seite der Betreuenden reflektieren, sollen Anforderungen für idealerweise pädagogisch gelingende Praxen formuliert werden. Im Fokus stehen dabei sowohl die im Feld Tätigen als auch die Strukturrahmen, in welchen diese tätig sind (also die Versorgungsinstitutionen). Ziel des Beitrages ist es also, bisherige Versorgungspraxen eher als pädagogische Praxen zu denken und in diesem Zusammenhang darzulegen, welchen Erfordernissen es dafür bedarf. Solche Erfordernisse im Rahmen (sonder)pädagogischer Praxen zu verankern, bedarf einer Bezugswissenschaft, die sich nicht nur als methodisch und handlungspraktisch wirksam werdende Profession, sondern auch als kritisch-reflexive Disziplin, die ein „Erkenntnisinteresse“ (Moser/Sasse 2008, S. 18) verfolgt, versteht . Eine Etablierung (sonder)pädagogischer Disziplin im Kontext der Demenzbetreuung kann dazu beitragen, diese Leerstellen theoretisch zu füllen und ermöglicht so eine Praxis, die Ambivalenzen kritisch in den Blick nimmt und nicht übergeht. Zentraler Aspekt einer solchen reflexiven Praxis ist, Handeln „nicht als Ausübung einer monologischen technischen Problemlösung […], vergleichbar mit dem Handeln eines Mechanikers, der eine Maschine repariert, sondern als eine Beziehungspraxis“ (Oevermann 1996, S. 115) zu verstehen. In diesem Verständnis von pädagogischem Handeln als ‚Beziehungspraxis‘ wird die „besondere Relevanz der Interaktion“ (Dlugosch 2005, S. 31) deutlich. Denn (pädagogisches) Handeln ist nicht losgelöst von den AdressatInnen zu denken, sondern steht in einem reziproken Verhältnis, woraus eine Konstruktion der AdressatInnen als aktiv handelnde Subjekte folgt.
Die Studie ‚Kontexte des Lebens. Lebenssituation demenziell erkrankter Menschen im Heim‘ (Trescher 2013), hat dargelegt, dass Menschen mit Demenz, die in Alten-/Pflegeheimen bzw. (dortigen) Demenzstationen leben und versorgt werden, tagtäglich teils massive Demütigung erleben müssen. Es wurden teils massive Strukturprobleme festgestellt, die pädagogisch-reflexive Praxen kaum zulassen (Trescher 2013, S. 273ff). Im Abschnitt ‚Leben im Heim – Innerinstitutionelle Lebenspraxis‘ werden diese empirischen Ergebnisse kurz zusammenfassend vorgestellt.
In o.g. Beitrag ‚Demenz als Hospitalisierungseffekt? Demenz als sonderpädagogische Herausforderung!‘ (Trescher 2014) wurde die Frage aufgeworfen, inwiefern Demenz nicht auch als ein Effekt von Hospitalisierung verstanden werden muss. Daraus wurde die Forderung abgeleitet, Demenz in der Konsequenz nicht unabhängig von der Lebenssituation der Betroffenen zu denken. Es wird eine veränderte Handlungspraxis im Kontext der Demenzbetreuung gefordert und dabei Bezug genommen auf die Sonderpädagogik, die vielversprechende Praxen und Paradigmen bereithält. Aufbauend auf dieser theoretischen Auseinandersetzung wurde eine Studie konzipiert, die InstitutionsmitarbeiterInnen aus der Betreuungs- bzw. Versorgungspraxis von bzw. für demenziell erkrankte Menschen in den Fokus nimmt und diese hinsichtlich ihres beruflichen Selbstverständnisses befragt (Hauck 2014a). Die Analyse der im Zuge der Studie erhobenen Interviews legt offen, dass die in den Einrichtungen Tätigen sich eher als Teil des institutionellen Apparates verstehen und auch dessen Wirkmechanismen auf das Subjekt nicht bzw. kaum reflektieren. Auf diese Ergebnisse wird im Abschnitt ‚Arbeiten im Heim – Perspektive der InstitutionsmitarbeiterInnen‘ näher eingegangen.
Beide Untersuchungen zeigen, dass Versorgungsinstitutionen die von ihnen betreuten Menschen mit Demenz primär als medizinisch-defizitär bzw. krank konstruieren. Die Subjekte treten dabei hinter dem Objektivkriterium ‚Demenz‘ bzw. ‚Krankheit‘ in den Hintergrund. Um dem entgegenzutreten bzw. um nicht nur einen Beitrag zur Reflexion von intrainstitutionellen Handlungspraxen, sondern darauf aufbauend auch handlungspraktische Alternativen zu entwickeln, die neue Verstehens- und Handlungskonzepte anstoßen können, wird sich der Beitrag im Abschnitt ‚Anforderungen an eine pädagogische Praxis‘ explizit mit ‚Anforderungsprofilen‘ für die Praxis beschäftigen. Dabei soll es a) um die Praxis selbst gehen, also die Beantwortung der Frage: Welche Anforderungen müssen an die in der Praxis tätigen InstitutionsmitarbeiterInnen gestellt werden?, und b) um die Strukturrahmen gehen, also um die Frage: Wie kann eine solche Praxis strukturell ermöglicht werden?.
Der Beitrag schließt mit einem Fazit, in welchem die Anforderungen an das Feld der Demenzbetreuung pointiert dekonstruktionslogisch sowie inklusionstheoretisch reflektiert werden.
Deutsch:
Der Artikel will dazu beitragen, Demenz in den Fokus pädagogischer Theorie und Praxis z... more Deutsch:
Der Artikel will dazu beitragen, Demenz in den Fokus pädagogischer Theorie und Praxis zu rücken. Ausgehend von einer kritischen Analyse dreier Diskursebenen (innerinstitutionelle Lebenspraxis von Menschen mit Demenz, InstitutionsmitarbeiterInnen und bezugswissenschaftliche, handlungsleitende Literatur) werden schlussendlich zentrale Herausforderungen inklusiven pädagogischen Handelns herausgearbeitet und diskutiert.
English:
The primary concern of the paper at hand is the plea of opening the mainly medical dominated field of dementia for pedagogical theory and practice – and thus for a socio-scientific approach. Performing a critical analysis the paper focuses on three closely related discourses: 1. ‘Intra-institutional living conditions of people with dementia’, 2. ‘Practices of staff towards the people with dementia’ and 3. ‘Scientific literature as well as more practical related guidelines’. In conclusion, key challenges of inclusion-orientated pedagogical practice are identified and discussed.
Aufbauend auf den Ergebnissen der Studie ‚Strukturprobleme integrativer Kinderbetreuung. Sequenza... more Aufbauend auf den Ergebnissen der Studie ‚Strukturprobleme integrativer Kinderbetreuung. Sequenzanalytische Strukturanalyse einer integrativen Kindertagesstätte‘ wird im vorliegenden Beitrag diskutiert, inwiefern in der untersuchten integrativen Kindertagesstätte auf allen Strukturebenen (Personalstruktur, räumliche Strukturen, Tagesstruktur) der Vollzug von Regulierungs- und Überwachungsmechanismen in Form von Subjektivierungspraxen auf die Kinder mit Behinderung wirkt. Ziel des Beitrages ist, insbesondere im Lichte des inklusionsparadigmatischen Wandels, den Diskurs um die gemeinsame Betreuung von Kindern mit und Kindern ohne Behinderung um eine empirisch fundierte Komponente zu erweitern und somit auf Subjektivierungspraxen aufmerksam zu machen, die Ausdruck von mitunter behindernden Strukturen sind und deren Reflexion bislang nur wenig stattfindet.
Chapters by Teresa Hauck
Inklusion und Raum sind relational aufeinander bezogen. Dies wird im Beitrag theoretisch entfalte... more Inklusion und Raum sind relational aufeinander bezogen. Dies wird im Beitrag theoretisch entfaltet und anhand der Ergebnisse ethnografischer Sozialraumbegehungen diskutiert, die im Rahmen der Begleitforschung des Projekts "Kommune Inklusiv" (Aktion Mensch e.V.) durchgeführt wurden.
Papers by Teresa Hauck
blind-sehbehindert, 2021
Eltern von Kindern mit komplexen Beeinträchtigungen, die außerdem blind oder sehbeeinträchtigt si... more Eltern von Kindern mit komplexen Beeinträchtigungen, die außerdem blind oder sehbeeinträchtigt sind, erleben das Familienleben
oftmals als herausfordernd. Gründe dafür werden u. a. darin gesehen, dass durch bürokratische Vorgaben in die Privatsphäre der Familien
hineinregiert und das Zusammenleben folglich in gewisser Weise von außen mitbeeinflusst wird.
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Papers (Review) by Teresa Hauck
Inklusion im Erwachsenenalter kann für Menschen mit geistiger Behinderung bedeuten, sich Freiräume jenseits eines elterlichen oder institutionellen Protektorats anzueignen. Ambivalent ist dabei, dass Eltern zwar durch eine gewisse Behütung ihrer erwachsenen Kinder zu deren Ausschluss beitragen, ihnen gleichzeitig jedoch zahlreiche Möglichkeiten inklusiver Teilhabe eröffnen. Diese Ambivalenz wird im Beitrag ebenso beleuchtet wie die Themen Bürokratie, Infantilisierungspraxen sowie elterliche Liebe und Schuldgefühle. Dazu werden Ergebnisse der Studie von Trescher «Zwischen Herkunftsfamilie und dem Leben im ambulant betreuten Wohnen» (Laufzeit 2018–2020) herangezogen.
Résumé:
Pour les personnes avec une déficience intellectuelle, l’inclusion à l’âge adulte peut signifier s’octroyer des plages de liberté hors du giron parental ou institutionnel. Le rôle joué par les parents dans l’inclusion de leur enfant adulte est toutefois ambivalent car d’un côté, leur tendance à les surprotéger contribue à son exclusion mais d’un autre côté, ils lui ouvrent de nombreuses possibilités de participation inclusive. Cet article met en lumière cette ambivalence. Il aborde également les thèmes de la bureaucratie, des pratiques infantilisantes, ainsi que de l’amour parental marqué par le sentiment de culpabilité. Il exploite dans ce contexte les résultats de l’étude de Trescher « Zwischen Herkunftsfamilie und dem Leben im ambulant betreuten Wohnen » (durée 2018–2020).
Fünf Sozialräume in Deutschland werden im Projekt „Kommune Inklusiv“ durch Aktion Mensch e. V. darin unterstützt, Barrieren abzubauen und Teilhabemöglichkeiten für diejenigen zu eröffnen, die von Ausschluss bedroht oder betroffen sind. Die Goethe-Universität Frankfurt begleitet diesen Prozess wissenschaftlich. Dabei werden u. a. umfassende Sozialraumevaluationen vorgenommen, anhand derer gegenwärtige Teilhabepraxen offengelegt und etwaige Veränderungen im Projektzeitraum nachgezeichnet werden sollen. Der Beitrag stellt Ergebnisse der ersten Sozialraumanalysen zur Diskussion.
ABSTRACT:
“Inclusive municipality“ – Research and accompanying in social spaces. In the project “Kommune Inklusiv”, the non-profit organization “Aktion Mensch e. V.” supports five social spaces in different German areas in removing barriers and in opening up possibilities of participation in society for those who are excluded or at risk of being excluded. Goethe University Frankfurt accompanies this process scientifically. Based on a comprehensive analysis of the different social spaces, current practices of participation and possible changes over the course of the project are presented. The paper puts the first results of the analysis of the social spaces up for discussion.
Die Studie ‚Kontexte des Lebens. Lebenssituation demenziell erkrankter Menschen im Heim‘ (Trescher 2013), hat dargelegt, dass Menschen mit Demenz, die in Alten-/Pflegeheimen bzw. (dortigen) Demenzstationen leben und versorgt werden, tagtäglich teils massive Demütigung erleben müssen. Es wurden teils massive Strukturprobleme festgestellt, die pädagogisch-reflexive Praxen kaum zulassen (Trescher 2013, S. 273ff). Im Abschnitt ‚Leben im Heim – Innerinstitutionelle Lebenspraxis‘ werden diese empirischen Ergebnisse kurz zusammenfassend vorgestellt.
In o.g. Beitrag ‚Demenz als Hospitalisierungseffekt? Demenz als sonderpädagogische Herausforderung!‘ (Trescher 2014) wurde die Frage aufgeworfen, inwiefern Demenz nicht auch als ein Effekt von Hospitalisierung verstanden werden muss. Daraus wurde die Forderung abgeleitet, Demenz in der Konsequenz nicht unabhängig von der Lebenssituation der Betroffenen zu denken. Es wird eine veränderte Handlungspraxis im Kontext der Demenzbetreuung gefordert und dabei Bezug genommen auf die Sonderpädagogik, die vielversprechende Praxen und Paradigmen bereithält. Aufbauend auf dieser theoretischen Auseinandersetzung wurde eine Studie konzipiert, die InstitutionsmitarbeiterInnen aus der Betreuungs- bzw. Versorgungspraxis von bzw. für demenziell erkrankte Menschen in den Fokus nimmt und diese hinsichtlich ihres beruflichen Selbstverständnisses befragt (Hauck 2014a). Die Analyse der im Zuge der Studie erhobenen Interviews legt offen, dass die in den Einrichtungen Tätigen sich eher als Teil des institutionellen Apparates verstehen und auch dessen Wirkmechanismen auf das Subjekt nicht bzw. kaum reflektieren. Auf diese Ergebnisse wird im Abschnitt ‚Arbeiten im Heim – Perspektive der InstitutionsmitarbeiterInnen‘ näher eingegangen.
Beide Untersuchungen zeigen, dass Versorgungsinstitutionen die von ihnen betreuten Menschen mit Demenz primär als medizinisch-defizitär bzw. krank konstruieren. Die Subjekte treten dabei hinter dem Objektivkriterium ‚Demenz‘ bzw. ‚Krankheit‘ in den Hintergrund. Um dem entgegenzutreten bzw. um nicht nur einen Beitrag zur Reflexion von intrainstitutionellen Handlungspraxen, sondern darauf aufbauend auch handlungspraktische Alternativen zu entwickeln, die neue Verstehens- und Handlungskonzepte anstoßen können, wird sich der Beitrag im Abschnitt ‚Anforderungen an eine pädagogische Praxis‘ explizit mit ‚Anforderungsprofilen‘ für die Praxis beschäftigen. Dabei soll es a) um die Praxis selbst gehen, also die Beantwortung der Frage: Welche Anforderungen müssen an die in der Praxis tätigen InstitutionsmitarbeiterInnen gestellt werden?, und b) um die Strukturrahmen gehen, also um die Frage: Wie kann eine solche Praxis strukturell ermöglicht werden?.
Der Beitrag schließt mit einem Fazit, in welchem die Anforderungen an das Feld der Demenzbetreuung pointiert dekonstruktionslogisch sowie inklusionstheoretisch reflektiert werden.
Der Artikel will dazu beitragen, Demenz in den Fokus pädagogischer Theorie und Praxis zu rücken. Ausgehend von einer kritischen Analyse dreier Diskursebenen (innerinstitutionelle Lebenspraxis von Menschen mit Demenz, InstitutionsmitarbeiterInnen und bezugswissenschaftliche, handlungsleitende Literatur) werden schlussendlich zentrale Herausforderungen inklusiven pädagogischen Handelns herausgearbeitet und diskutiert.
English:
The primary concern of the paper at hand is the plea of opening the mainly medical dominated field of dementia for pedagogical theory and practice – and thus for a socio-scientific approach. Performing a critical analysis the paper focuses on three closely related discourses: 1. ‘Intra-institutional living conditions of people with dementia’, 2. ‘Practices of staff towards the people with dementia’ and 3. ‘Scientific literature as well as more practical related guidelines’. In conclusion, key challenges of inclusion-orientated pedagogical practice are identified and discussed.
Chapters by Teresa Hauck
Papers by Teresa Hauck
oftmals als herausfordernd. Gründe dafür werden u. a. darin gesehen, dass durch bürokratische Vorgaben in die Privatsphäre der Familien
hineinregiert und das Zusammenleben folglich in gewisser Weise von außen mitbeeinflusst wird.
Inklusion im Erwachsenenalter kann für Menschen mit geistiger Behinderung bedeuten, sich Freiräume jenseits eines elterlichen oder institutionellen Protektorats anzueignen. Ambivalent ist dabei, dass Eltern zwar durch eine gewisse Behütung ihrer erwachsenen Kinder zu deren Ausschluss beitragen, ihnen gleichzeitig jedoch zahlreiche Möglichkeiten inklusiver Teilhabe eröffnen. Diese Ambivalenz wird im Beitrag ebenso beleuchtet wie die Themen Bürokratie, Infantilisierungspraxen sowie elterliche Liebe und Schuldgefühle. Dazu werden Ergebnisse der Studie von Trescher «Zwischen Herkunftsfamilie und dem Leben im ambulant betreuten Wohnen» (Laufzeit 2018–2020) herangezogen.
Résumé:
Pour les personnes avec une déficience intellectuelle, l’inclusion à l’âge adulte peut signifier s’octroyer des plages de liberté hors du giron parental ou institutionnel. Le rôle joué par les parents dans l’inclusion de leur enfant adulte est toutefois ambivalent car d’un côté, leur tendance à les surprotéger contribue à son exclusion mais d’un autre côté, ils lui ouvrent de nombreuses possibilités de participation inclusive. Cet article met en lumière cette ambivalence. Il aborde également les thèmes de la bureaucratie, des pratiques infantilisantes, ainsi que de l’amour parental marqué par le sentiment de culpabilité. Il exploite dans ce contexte les résultats de l’étude de Trescher « Zwischen Herkunftsfamilie und dem Leben im ambulant betreuten Wohnen » (durée 2018–2020).
Fünf Sozialräume in Deutschland werden im Projekt „Kommune Inklusiv“ durch Aktion Mensch e. V. darin unterstützt, Barrieren abzubauen und Teilhabemöglichkeiten für diejenigen zu eröffnen, die von Ausschluss bedroht oder betroffen sind. Die Goethe-Universität Frankfurt begleitet diesen Prozess wissenschaftlich. Dabei werden u. a. umfassende Sozialraumevaluationen vorgenommen, anhand derer gegenwärtige Teilhabepraxen offengelegt und etwaige Veränderungen im Projektzeitraum nachgezeichnet werden sollen. Der Beitrag stellt Ergebnisse der ersten Sozialraumanalysen zur Diskussion.
ABSTRACT:
“Inclusive municipality“ – Research and accompanying in social spaces. In the project “Kommune Inklusiv”, the non-profit organization “Aktion Mensch e. V.” supports five social spaces in different German areas in removing barriers and in opening up possibilities of participation in society for those who are excluded or at risk of being excluded. Goethe University Frankfurt accompanies this process scientifically. Based on a comprehensive analysis of the different social spaces, current practices of participation and possible changes over the course of the project are presented. The paper puts the first results of the analysis of the social spaces up for discussion.
Die Studie ‚Kontexte des Lebens. Lebenssituation demenziell erkrankter Menschen im Heim‘ (Trescher 2013), hat dargelegt, dass Menschen mit Demenz, die in Alten-/Pflegeheimen bzw. (dortigen) Demenzstationen leben und versorgt werden, tagtäglich teils massive Demütigung erleben müssen. Es wurden teils massive Strukturprobleme festgestellt, die pädagogisch-reflexive Praxen kaum zulassen (Trescher 2013, S. 273ff). Im Abschnitt ‚Leben im Heim – Innerinstitutionelle Lebenspraxis‘ werden diese empirischen Ergebnisse kurz zusammenfassend vorgestellt.
In o.g. Beitrag ‚Demenz als Hospitalisierungseffekt? Demenz als sonderpädagogische Herausforderung!‘ (Trescher 2014) wurde die Frage aufgeworfen, inwiefern Demenz nicht auch als ein Effekt von Hospitalisierung verstanden werden muss. Daraus wurde die Forderung abgeleitet, Demenz in der Konsequenz nicht unabhängig von der Lebenssituation der Betroffenen zu denken. Es wird eine veränderte Handlungspraxis im Kontext der Demenzbetreuung gefordert und dabei Bezug genommen auf die Sonderpädagogik, die vielversprechende Praxen und Paradigmen bereithält. Aufbauend auf dieser theoretischen Auseinandersetzung wurde eine Studie konzipiert, die InstitutionsmitarbeiterInnen aus der Betreuungs- bzw. Versorgungspraxis von bzw. für demenziell erkrankte Menschen in den Fokus nimmt und diese hinsichtlich ihres beruflichen Selbstverständnisses befragt (Hauck 2014a). Die Analyse der im Zuge der Studie erhobenen Interviews legt offen, dass die in den Einrichtungen Tätigen sich eher als Teil des institutionellen Apparates verstehen und auch dessen Wirkmechanismen auf das Subjekt nicht bzw. kaum reflektieren. Auf diese Ergebnisse wird im Abschnitt ‚Arbeiten im Heim – Perspektive der InstitutionsmitarbeiterInnen‘ näher eingegangen.
Beide Untersuchungen zeigen, dass Versorgungsinstitutionen die von ihnen betreuten Menschen mit Demenz primär als medizinisch-defizitär bzw. krank konstruieren. Die Subjekte treten dabei hinter dem Objektivkriterium ‚Demenz‘ bzw. ‚Krankheit‘ in den Hintergrund. Um dem entgegenzutreten bzw. um nicht nur einen Beitrag zur Reflexion von intrainstitutionellen Handlungspraxen, sondern darauf aufbauend auch handlungspraktische Alternativen zu entwickeln, die neue Verstehens- und Handlungskonzepte anstoßen können, wird sich der Beitrag im Abschnitt ‚Anforderungen an eine pädagogische Praxis‘ explizit mit ‚Anforderungsprofilen‘ für die Praxis beschäftigen. Dabei soll es a) um die Praxis selbst gehen, also die Beantwortung der Frage: Welche Anforderungen müssen an die in der Praxis tätigen InstitutionsmitarbeiterInnen gestellt werden?, und b) um die Strukturrahmen gehen, also um die Frage: Wie kann eine solche Praxis strukturell ermöglicht werden?.
Der Beitrag schließt mit einem Fazit, in welchem die Anforderungen an das Feld der Demenzbetreuung pointiert dekonstruktionslogisch sowie inklusionstheoretisch reflektiert werden.
Der Artikel will dazu beitragen, Demenz in den Fokus pädagogischer Theorie und Praxis zu rücken. Ausgehend von einer kritischen Analyse dreier Diskursebenen (innerinstitutionelle Lebenspraxis von Menschen mit Demenz, InstitutionsmitarbeiterInnen und bezugswissenschaftliche, handlungsleitende Literatur) werden schlussendlich zentrale Herausforderungen inklusiven pädagogischen Handelns herausgearbeitet und diskutiert.
English:
The primary concern of the paper at hand is the plea of opening the mainly medical dominated field of dementia for pedagogical theory and practice – and thus for a socio-scientific approach. Performing a critical analysis the paper focuses on three closely related discourses: 1. ‘Intra-institutional living conditions of people with dementia’, 2. ‘Practices of staff towards the people with dementia’ and 3. ‘Scientific literature as well as more practical related guidelines’. In conclusion, key challenges of inclusion-orientated pedagogical practice are identified and discussed.
oftmals als herausfordernd. Gründe dafür werden u. a. darin gesehen, dass durch bürokratische Vorgaben in die Privatsphäre der Familien
hineinregiert und das Zusammenleben folglich in gewisser Weise von außen mitbeeinflusst wird.