Rainer Just
Liebeskarotte / Wortgarrotte –
Beobachtungen aus dem Folterhaus der
Sprache
Abstract: Der Essay spürt dem Zusammenhang von Sprache und Liebe nach
und bedient sich hierbei der psychoanalytischen Theorie, die den libidinösen
Aspekt der Sprache stets hervorgehoben hat: Sprache ist das mächtigste Medium
des Eros und zugleich auch fundamental mit dem Todestrieb verbunden – das
„Unbehagen in der Kultur“ lässt sich immer auch als ein Unbehagen an der Liebe
lesen. Ein wichtiges Interface zwischen Sprache und Liebe bildet der kulinarische
Komplex: In Samuel Becketts Roman Der Namenlose wird die Frage nach dem
Innen und Außen, nach dem logo-libidinösen Verschlingungszusammenhang mit
dem Leitmotiv der Nahrungsaufnahme bzw. deren Verweigerung verquickt. Es ist
der Diskurs eines Hungerkünstlers, der paradigmatisch für das dunkle Begehren
der Sprache steht – und für die Kritik an der Kultur als aufgehobener Kannibalismus. Was die avantgardistische Literatur und die psychoanalytische Theorie in
den Fokus rücken, ist das „Folterhaus der Sprache“, in dem der Mensch, von der
Sprache erfasst und gepeinigt, sein Begehren unaufhörlich artikulieren muss. Die
Wahrheit (der Liebe) zeigt sich aber erst dort, wo die Sprache sich ihrer (ideologischen) Entstellungsarbeit bewusst wird und – wie es Roland Barthes nannte – zu
einer „Agape der Syntax“ findet. Literatur entpuppt sich im kulinarischen Kontext
von Liebe und Logos als niemals abzuschließende Kronos-Dekonstruktion.
Keywords: Liebe; Sprache; Nahrung; Hunger; Psychoanalyse; Beckett; Freud;
Lacan; Kronos; Namenlose
Die Sprache der Liebe – die Liebe zur Sprache – Sprache und Liebe: Wenn wir
nach der Verbindung von Sprache und Liebe fragen, nach der erotischen Macht
der Worte, muss zunächst in Frage gestellt werden, was das sei, die Liebe. Was
heißt Liebe? Wie lässt sich das Wort Liebe definieren? Wir wollen es hier mit einer
psychoanalytischen Annäherung versuchen, gerade deshalb, weil im psychoanalytischen Diskurs nach Freud die allerweiteste Verwendung des Liebes-Begriffs
im Mittelpunkt steht. Freud betonte in seinem Werk immer wieder – weil ihm
wiederholt der Vorwurf der Pansexualität gemacht wurde –, dass in seiner Trieblehre „Libido“ genau in dem offenen Bedeutungsspektrum zu begreifen sei, in
dem auch im deutschen Sprachgebrauch das Wort „Liebe“ schillert: vom rohsten
Sexualakt, dem Akt des „Liebe-Machens“, über die zärtliche Zuneigung zu den
Open Access. © 2021 Rainer Just, published by De Gruyter.
This work is licensed under the
Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International License.
https://doi.org/10.1515/9783110642032-007
76
Rainer Just
Eltern und Geschwistern bis zu den sublimsten, vergeistigtsten Formen, etwa die
christliche Agape, reicht der Spielraum der Denotationen (vgl. Freud 1999g, 98 f.).
Nur in dieser Hinsicht lässt sich auch Jacques Lacans Bemerkung verstehen, dass
in der Psychoanalyse immer nur über die Liebe gesprochen werde, ja dass das
Sprechen über die Liebe im Grunde ihr einziger Gegenstand sei: „Von Liebe zu
sprechen, in der Tat, nichts anderes tut man im analytischen Diskurs.“ (Lacan
1986, 90) Die Psychoanalyse stellt die Frage nach dem Begehren – désir, desire –,
nach dem Wunsch – wie es noch bei Freud geheißen hat –, dem Wunsch nach
Liebe, den jeder Mensch unaufhörlich und in vielfältig verwickelten Formen artikuliert, von Beginn an und bis zuletzt, bis zum Tod, und sogar darüber hinaus.
Um die Artikulation des Begehrens vom Bedürfnis zu unterscheiden, gibt die Psychoanalyse gerne ein anschauliches Beispiel aus der frühkindlichen Genese: Das
Neugeborene schreit, weil es Hunger hat, und bekommt die Mutterbrust gereicht,
die den Hunger stillt und das Bedürfnis nach Nahrung befriedigt, doch die Brust
gibt mehr als Milch, sie spendet auch Wärme, sie vermittelt das Gefühl von Geborgenheit und Zuspruch, begleitet von der Erfahrung einer sanften, beruhigenden
Stimme, die, während das Kind an der Brust saugt, zu ihm spricht. Durch die
zärtliche Fürsorge, die es so erfährt, verwandelt sich der Schrei nach Nahrung
in einen Schrei nach Liebe, in einen Anspruch auf mehr – mehr als bloß die
nackte Bedürfnisbefriedigung, die Stillung des Hungers. Das Menschenkind hat
zu begehren begonnen: Es begehrt, vom anderen beachtet, umsorgt, verwöhnt,
geliebt zu werden. Begehren ist somit, im starken psychoanalytischen Sinn,
immer Anspruch auf Liebe, ist Begehren nach dem Begehren des anderen. Und
mit dem Begehren, das nicht nur verlangt, was es unmittelbar braucht, sondern
auch nach dem sich sehnt, was darüber hinaus Lust bereitet, kommt die Sprache
ins Spiel. Die Liebe spricht. Die Liebe sagt immer: Sprich mit mir! Die Liebe, das
emphatische Begehren, verlangt nach der Sprache des anderen. Es verlangt sie im
doppelten Sinn: Das Begehren wird durch die Sprache hervorgerufen und benötigt die Sprache, um sich am Leben, am Sehnen, am Laufen zu halten. Im Zusammenhang mit der Frage nach der Angst – und Angst ist für Freud grundsätzlich
„Angst vor dem Liebesverlust“ (Freud 1999h, 483) – erzählt Freud folgende erhellende Begebenheit: „Die Aufklärung über die Herkunft der kindlichen Angst verdanke ich einem dreijährigen Knaben, den ich einmal aus einem dunklen Zimmer
bitten hörte: ‚Tante, sprich mit mir; ich fürchte mich, weil es so dunkel ist.‘ Die
Tante rief ihn an: ‚Was hast du denn davon? Du siehst mich ja nicht.‘ ‚Das macht
nichts‘, antwortete das Kind, ‚wenn jemand spricht, wird es hell.‘“ Und Freud
folgert: „Er fürchtete sich also nicht vor der Dunkelheit, sondern weil er eine
geliebte Person vermißte, und konnte versprechen sich zu beruhigen, sobald er
einen Beweis von deren Anwesenheit empfangen hatte.“ (Freud 1999c, 126) Die
Sprache, hier blitzt es deutlich auf, ist nicht nur das zentrale Instrument der Auf-
Liebeskarotte / Wortgarrotte – Beobachtungen aus dem Folterhaus der Sprache
77
klärung, der verbindlichen Erkenntnis von Wahrheit, sie ist auch – oder besser
gesagt: gerade deswegen – das mächtigste Medium der Liebe. Freud setzte bedingungslos auf die grenzenlose Macht der Sprache, sowohl im Guten als auch im
Bösen:
Worte waren ursprünglich Zauber, und das Wort hat noch heute viel von seiner alten
Zauberkraft bewahrt. Durch Worte kann ein Mensch den anderen selig machen oder zur
Verzweiflung treiben, durch Worte überträgt der Lehrer sein Wissen auf die Schüler, durch
Worte reißt der Redner die Versammlung der Zuhörer mit sich fort und bestimmt ihre Urteile
und Entscheidungen. Worte rufen Affekte hervor und sind das allgemeine Mittel zur Beeinflussung der Menschen untereinander. (Freud 1999f, 10)
Die magische Allmacht der Sprache, ihr Witz und Aber-Witz, „Verbindungsbrücken von überallher überallhin“ zu schlagen, wie es in der Schrift über Deckerinnerungen heißt (Freud 1999a, 549), ist eine zutiefst erotische. Denn wenn
wir zur Ausgangsfrage zurückkehren, zur Frage nach der Definition von Liebe,
dann ist die grundlegendste Ebene die des Eros, jenes Grundprinzips des Lebens,
das danach strebt, Verbindungen einzugehen, um durch den Zusammenschluss
mit anderen Objekten höhere, komplexere Einheiten zu schaffen. Aus zwei mach
eins! – Das ist die Zauberformel des Eros, das Simsalabim der Liebe, der Hokuspokus der Kopulation. Bekannterweise wird aber dieses „Liebesstreben“ (Freud
1999h, 478) von einem Destruktionstrieb kontrastiert, der auf die Regression, auf
die gewaltsame Bewahrung der Eigenexistenz aus ist und die höheren Einheiten
zu zerstören sucht. Hier kommt Freuds berühmter Todestrieb ins Spiel, der die
libidinösen Triebe unterwandert bzw. in ein „Jenseits des Lustprinzips“ führt.
Die „Kulturentwicklung“, schreibt Freud in „Das Unbehagen in der Kultur“, sei
gezeichnet vom „Kampf zwischen Eros und Tod, Lebenstrieb und Destruktionstrieb“. Grundsätzlich, fährt er fort, sei das „Programm der Kultur“ ein „Werk des
Eros“, „der vereinzelte menschliche Individuen, später Familien, dann Stämme,
Völker, Nationen zu einer großen Einheit, der Menschheit, zusammenfassen
wolle.“ Die „Menschenmengen sollen libidinös aneinander gebunden werden“,
was aber immer nur zum Teil gelinge, da es auch den „natürliche[n] Aggressionstrieb der Menschen“ gebe, „die Feindseligkeit eines gegen alle und aller gegen
einen“ (Freud 1999h, 481). Das Projekt der Kultur und der Aufklärung arbeitet
deshalb, wie Freud es nennt, immer mit „Liebesprämien“ (Freud 1999d, 335):
„Durch die Zumischung der erotischen Komponenten werden die eigensüchtigen
Triebe in soziale verwandelt.“ (Freud 1999d, 333) So wie jede „soziale Angst“, laut
Freud, „Angst vor dem Liebesverlust“ ist, so ist auch jede soziale Hoffnung ein
Versprechen von Liebesgewinn. In diesem Sinn ist auch jedes „Unbehagen in der
Kultur“ ein Unbehagen an der Liebe. Und man kann hinzufügen: auch ein Unbehagen an der Sprache, diesem mächtigsten Medium des Eros.
78
Rainer Just
Der Liebe entkommt man nicht, genauso wenig wie der Sprache. „Die Liebe
ist eine Karotte, die immer zieht“, heißt es in Samuel Becketts Roman „Der
Namenlose“: „L’amour, voilà une carotte qui n’a jamais raté“. In der Übersetzung
von Elmar Tophoven, die Beckett autorisiert hat: „Die Liebe ist […] eine Möhre,
die immer zieht, ich habe immer wieder irgendeine vernaschen müssen.“ (Beckett
1995, 41) Wer das sagt, ist der Namenlose, der nicht aufhören kann zu sprechen,
der nicht aufhören kann zu begehren, weil der, der spricht, immer auch der ist,
der begehrt, der weiter danach verlangt, gehört, erhört, geliebt zu werden, egal
wie zerstört die Sprache schon scheint oder der Körper, dieser Torso mit Kopf, aus
dem die eigene Stimme kommt und in dem die fremden Stimmen widerhallen, die
Kakophonie der verinnerlichten anderen. „Der Diskurs muß weitergehen“ (Beckett
1995, 10 f.), bekennt der Namenlose, er muss immer weitergehen, weil das Ziel, zu
schweigen – Hamlets Rest – lockt und weil dieses Ziel im Leben, solange es, von
der Liebeskarotte angezogen, „immer vorwärts dringt“, unerreichbar bleibt. Die
„Wut zu sprechen“ (Beckett 1995, 83), die den Namenlosen antreibt, respondiert
todesgetrieben auf die unaufhörliche Libido, als die Freud die fortwuchernden
„Kraftäußerungen des Eros“ (Freud 1999h, 480) bezeichnet hat: „schon wieder
Leben, immerzu und überall Leben“ (Beckett 1995, 86). Es lebt. Es denkt. Es
spricht. Es isst. Der Mensch ist ein unheimliches „Denkfleisch“ (Beckett 1995, 92),
ist die Hegel’sche „Amphibie“1 aus Geist und Natur, so dass der Ort seines Ichs,
der Ort des Subjekts, von dem es aus spricht, unauslotbar bleibt: „Bald in einem
Kopf, bald in einem Bauch, […] irgendwo im Ungewissen.“ (Beckett 1995, 91)
Die Frage nach dem Zusammenhang von Liebe und Sprache, die wir hier,
zumindest akzentweise, zu beantworten suchen, ist grundsätzlich „eine Frage
des Außen und Innen“ (Freud 1999i, 13), der Vermitteltheit von Subjekt und
Objekt – oder besser gesagt: eine Frage des Verschlingungszusammenhangs.
Beide, Sprache und Liebe, haben ihren Ausgangspunkt im Mund. Es ist der
Mund, der spricht. Es ist der Mund, der isst. Es ist der Mund, der küsst. Im „Unbehagen in der Kultur“ schreibt Freud, dass er seine Trieblehre anfänglich auf „den
Satz des Dichterphilosophen Schiller“ gestützt habe, auf den Schlussvers aus
dem Gedicht „Die Weltweisen“, in dem es heißt, „daß ‚Hunger und Liebe‘ das
Getriebe der Welt zusammenhalten“. Während der Hunger, so Freud, „als Vertreter jener Triebe gelten [könne], die das Einzelwesen erhalten wollen“, dienen
1 „Die geistige Bildung, der moderne Verstand bringt im Menschen diesen Gegensatz hervor, der
ihn zur Amphibie macht, indem er nun in zwei Welten zu leben hat, die sich widersprechen, so
daß in diesem Widerspruch nun auch das Bewußtsein sich umhertreibt und, von der einen Seite
herübergeworfen zu der anderen, unfähig ist, sich für sich in der einen wie in der anderen zu
befriedigen“ (Hegel 1986, 80 f.).
Liebeskarotte / Wortgarrotte – Beobachtungen aus dem Folterhaus der Sprache
79
die „aufs Objekt gerichteten ‚libidinösen‘ Triebe der Liebe“ (Freud 1999h, 476 f.)
nicht nur dem „Ichtrieb“, der egozentrischen Selbstbewahrung, sondern auch
der Eigenerweiterung, dem erotischen Zusammenschluss. Trotzdem – und hier
wird es dialektisch – hat jedoch auch die Liebe ihr Urbild im Hunger, denn in der
frühkindlichen oralen Phase werden die Objekte der Begierde im buchstäblichen
Sinn verinnerlicht: Es kommt, schreibt Freud, zum „Sicheinverleiben oder Fressen
[derselben], eine Art der Liebe, welche mit der Aufhebung der Sonderexistenz des
Objekts vereinbar ist, also als ambivalent bezeichnet werden kann“ (Freud 1999e,
231). Der Sprachgebrauch hat dieses erste Urteil der Liebe aufgehoben, um den
kannibalischen Akt im Sprachspiel zu negieren: konserviert, sublimiert, transzendiert. Geblieben sind vor allem die Redensarten: Wer liebt, verzehrt sich nach
dem anderen; die Liebenden haben einander zum Fressen gern; man liebt sich
mit Haut und Haar – kurz: Liebe geht durch den Magen, nicht nur wegen der
Schmetterlinge im Bauch. Freud stellt sogar die These auf, dass alle Urteilsfunktionen, die entweder bejahen oder verneinen oder einem Objekt eine Eigenschaft
zuschreiben, dieser kulinarischen Fragestellung folgen, denn die Frage nach „gut
oder schlecht, nützlich oder schädlich“ bedeutet in „der Sprache der ältesten,
oralen Triebregungen ausgedrückt: das will ich essen oder will es ausspucken,
und in weitergehender Übertragung: das will ich in mich einführen und das aus
mir ausschließen. Also: es soll in mir oder außer mir sein. Das ursprüngliche LustIch will […] alles Gute sich introjizieren, alles Schlechte von sich werfen. […] Es ist,
wie man sieht, wieder eine Frage des Außen und Innen.“ (Freud 1999i, 13)
Becketts Bild von der Liebeskarotte, die es immer wieder zu vernaschen gilt,
evoziert das Bild vom Esel, dem das nutritive Objekt der Begierde am Angelhaken
vor Auge und Maul gehalten wird, um weiter zu traben, um weiter zu arbeiten. Die
Liebeskarotte zieht. Sie lässt einen weitermachen – bis zum Ende – und deshalb
schließt der Roman auch mit diesem Wort: weitermachen. „[E]s sind Worte, es
gibt nichts anderes, man muß weitermachen, […] man muß Worte sagen, solange
es welche gibt, […] man muß weitermachen, ich werde weitermachen.“ (Beckett
1995, 176) Je vais continuer – dieses Kontinuum ist der Zug der Sprache, der
„Hunger und Liebe“, den Grundtriebfedern des Weltgetriebes, folgt; es ist der
Diskurs eines unendlichen Begehrens, welches sich nach dem anderen verzehrt,
ohne ihn zur Gänze verinnerlichen, verdauen zu können, weil er sich als Sprachwesen entzieht. „Als elende, vergebliche Wörter des elenden, alten Geistes habe
ich die Liebe erfunden, […] um mir zu entgehen“ (Beckett 1995, 22), bekennt der
Namenlose. Die Liebe soll dazu dienen, dem Ich zu entkommen, gleichzeitig
nährt sie aber auch das Individuum, das narzisstische Ego, hält es am Laufen,
am Sprechen, am Sich-Selbst-Versprechen. Es ist das Versprechen der Sprache,
nicht allein zu sein, das Versprechen, „von überallher nach überallhin“ Verbindungsbrücken schlagen zu können, durch die „Zauberkraft“ des logos, der die
80
Rainer Just
primär-narzisstische Weltverschmolzenheitserfahrung, das „ozeanische Gefühl“,
in der Idee der Menschheit aufhebt. Der Diskurs des Namenlosen, der nicht aufhören kann, nicht aufzuhören (wie Lacan den Todestrieb charakterisiert hat), folgt
dem Zug des Begehrens: einer Sprache, die über sich selbst hinausspricht. Die
Stimme des anderen, die die Dunkelheit der Selbstversunkenheit erhellt, ist die
größte Liebeskarotte, der größte Köder am Angelhaken des Begehrens. Vernascht
kann immer nur der Körper des anderen werden, sein Augapfel, sein Erdbeermund; was widersteht, ist der Geist der Sprache, das Skelett der Grammatik, die
unheimliche Stimme der Ver-Anderung, die – als Extimes – insistiert. Eine Karotte
ist keine Karotte ist keine Karotte … anders gesagt: Eine Karotte ist eine Rose ist
eine Zigarre ist das Ei, das der untote Hund, der in die Küche kommt, dem Koch
immer wieder entwendet, um von ihm immer wieder tot-, entzweigeschlagen zu
werden – „nach Belieben, nach Belieben“ (Beckett 1995, 127). Die Sprache zieht,
zieht hinein in die unendliche Metonymie des Begehrens, in das „Liebesrezidiv“,
das im Zentrum der psychoanalytischen Aufmerksamkeit steht,2 in die Suche
nach der verlorenen Lust, in ihre Wiederholungen, ihre Surrogatsreihen und
Supplementenketten. „An der Frauenbrust treffen sich Hunger und Liebe“ (Freud
1999b, 211), kommentiert Freud in der „Traumdeutung“ einen seiner Träume, in
dem er in die Küche geht, hungrig nach Mehlspeisen, und auf eine Wirtin trifft,
die seiner Mutter gleicht und die ihn ermahnt, seinen Appetit zu zügeln, da das
Essen noch nicht fertig sei. Triebverzicht leisten – die Lust aufschieben – die Gier
unterdrücken: Das ist der Ursprung aller Kultur, aber auch des Unbehagens in ihr,
denn die Psychoanalyse lehrt, dass es dem Menschen unmöglich sei, ganz auf eine
„einmal gekannte Lust“ zu verzichten; der Mensch suche danach, sie ein Leben
lang wiederzufinden, zu wiederholen, in welcher entstellten oder sublimierten
Form auch immer. Letztendlich ist Kultur aufgehobener Kannibalismus. Oder mit
einem bösen Aphorismus Lichtenbergs gesagt: „Wir fressen einander nicht, wir
schlachten uns bloß.“ (Lichtenberg 1992, K 224) In Freuds Urhorden-Mythos aus
„Totem und Tabu“ verspeist die Bruderschaft den ermordeten Urvater, um durch
2 „In einem Liebesrezidiv vollzieht sich der Prozeß der Genesung, wenn wir alle die mannigfaltigen Komponenten des Sexualtriebes als ‚Liebe‘ zusammenfassen, und dieses Rezidiv ist unerläßlich, denn die Symptome, wegen deren die Behandlung unternommen wurde, sind nichts
anderes als Niederschläge früherer Verdrängungs- und Wiederkehrkämpfe und können nur von
einer neuen Hochflut der nämlichen Leidenschaften gelöst und weggeschwemmt werden. Jede
psychoanalytische Behandlung ist ein Versuch, verdrängte Liebe zu befreien, die in einem Symptom einen kümmerlichen Kompromißausweg gefunden hatte. Ja, die Übereinstimmung mit dem
vom Dichter geschilderten Heilungsvorgang in der Gradiva erreicht ihre Höhe, wenn wir hinzufügen, daß auch in der analytischen Psychotherapie die wiedergeweckte Leidenschaft, sei sie
Liebe oder Haß, jedesmal die Person des Arztes zu ihrem Objekte wählt.“ (Freud 1999j, 118)
Liebeskarotte / Wortgarrotte – Beobachtungen aus dem Folterhaus der Sprache
81
diesen Bund das erste totemistische Gesetz zu etablieren, dass keiner mehr seinen
Nächsten überfallen und auffressen soll. Und Freud erwähnt auch kurz, dass in
der christlichen Eucharistie und der Agape, dem Liebesmahl, diese Urgeschichte
des Kannibalismus auf höchster, sublimster Ebene aufgehoben wurde (vgl. Freud
1999k, 186). Das Wort ist Fleisch geworden: Tatsächlich sind – Freuds hysterischer
Konversionstheorie zufolge – alle unsere Körper durchdrungen vom Wort, von
den Redensarten und Sprechweisen, von all der physiologischen Metaphorik, die
uns ins Gesicht schlägt oder unser Herz tanzen, springen, brechen lässt. Diese
Transsubstantiation durch den logos hat den nackten Hunger, die sowohl sexuell
als auch kulinarisch konnotierte „Fleischeslust“ (Beckett 1995, 62), in das Begehren verwandelt – und damit in ein Begehren der Sprache.
Wovon man nicht essen darf, darüber muss man sprechen: Becketts Diskurs
ist deshalb auch der Diskurs eines Hungerkünstlers; das Motiv der Nahrung
durchzieht den ganzen Roman.3 Der Namenlose – beziehungsweise Mahood,
einer seiner „Stellvertreter“– wohnt neben einem Schlachthof, in unmittelbarer
Nähe einer „Pferdefleischverwertung“, und ist mit der Wirtin einer Garküche
liiert, in deren Gemüsegarten er mit Blick auf die Speisekarte haust: „Hier tötet
und ißt man“ (Beckett 1995, 74), lautet seine lapidare Zusammenfassung. Er nennt
sich selbst einen „Hungerleider“, er sei ein „Krüppelrumpf im Napf“ (Beckett
1995, 39), der nicht nur mit „Kalbslunge“ und „Markknochen“ (Beckett 1995, 57)
gefüttert werde, sondern auch mit „Redensarten“. Er sagt, sie hätten ihm „eine
Sprache eingetrichtert“ (Beckett 1995, 52), eine allzu familiäre, inzestuöse
Sprache, die „Liebe zum Nächsten“ fordert und vom „Schoß der Vernunft“ spricht,
eine allzu verlogene, hohe Sprache, changierend zwischen „Kauderwelsch“ und
„Oberprimanergerede“, die ihm nicht schmeckt, weshalb er ihre „Redensarten“
wieder herauskotzen möchte (Beckett 1995, 68). Er verlangt stattdessen nach einer
einfacheren „intellektuellen Nahrung“, die sich mit basalen Geschmacksurteilen – ganz im Sinn von Freuds oralem Beurteilungsvermögen – begnügt: „Was
eine Rübe ist, weiß ich ungefähr, auch was eine Karotte ist, vor allem die zarte,
auch Möhrchen genannte.“ (Beckett 1995, 58) Doch die Sprache geht über diese
differenzierende Prädikation der Dinge hinaus. Es sind die fremden Stimmen, die
den Namenlosen quälen, das fremde Gemurmel, das ihn „würgt“, weil man es,
3 Auch in Becketts „Endspiel“ ist der Hunger/Liebes-Topos zentral und mit dem Verfall der Sprache verquickt; es wird nur noch „geschwatzt“ – und auch die Liebe „schmatzt“ nur noch: „Was in
diesem Ambiente der Humanität fortwest: daß die beiden Alten [gemeint sind Hamms Eltern Nell
und Nagg, die in Mülltonnen hausen] den letzten Zwieback miteinander teilen, wird durch den
Kontrast zur transzendentalen Bestialität abstoßend, der Rückstand der Liebe zur schmatzenden
Intimität. Soweit sie noch Menschen sind, menschelt es.“ (Adorno 1974, 302; siehe hierzu auch:
Just 2018, 234 ff.)
82
Rainer Just
wie er behauptet, in ihn „hineingestopft“ (Beckett 1995, 68) habe. Er ist mit der
Sprache der anderen gemästet, überfüttert, bis oben hin voll. Wenn die Liebe, wie
es bei Beckett heißt, eine Karotte ist, die immer zieht, so ist damit auch die
Sprache gemeint, die verlockt, verführt, einen in Bann schlägt, gefesselt hält. Une
carotte – von diesem Wort ist es, zumindest im Lautlichen, nicht weit zum französischen garrotter – knebeln, mundtot machen – und damit zur Garrotte, dem
Mord- und Hinrichtungswerkzeug, dem Würgeeisen, das erdrosselt, stranguliert.
Eine Karotte: eine Garrotte. Die Liebeskarotte ist immer auch die Sprach-, die
Wortgarrotte. Die Liebe zieht, zieht an; die Sprache würgt, fesselt, schneidet wie
die Liebe ins Fleisch. Ein brutales Möbiusband: Die Artikulation des Begehrens ist
das Begehren der Artikulation. Deshalb ist der Protagonist auch mit einem Ring
um den Hals an den Krug, in dem er haust, angebunden. Es ist sein „Halsband“,
er spricht von seinem „Pranger“ aus (Beckett 1995, 63). Wenn wir gesagt haben,
dass das mächtigste Medium bzw. Instrument des Eros die Sprache sei, weil sie
alles mit allem, auch mit dem Fernsten und Fremdesten verbinden kann, dann
muss man dieses mächtige Band auch kritisch sehen. Das Subjekt nach Freud,
Lacan und Beckett ist der Sprache unterworfen: Sub-jectus. Die Sprache ist ihm
von Geburt an „eingetrichtert“, in ihn „hineingestopft“ worden, so dass er an ihr
„würgt“, sie wieder „erbrechen“ muss. Der unaufhörliche Diskurs, den Becketts
Namenloser von sich gibt, steht deshalb auch unter dem Zeichen der Folter: „Ich
bin […] da, um gepeinigt zu werden“ (Beckett 1995, 50), heißt es an einer Stelle;
und etwas später: „Man kann sich nur noch in aller Ruhe auf die Folter strecken,
in der Wonne, zu wissen, auf ewig niemand zu sein.“ (Beckett 1995, 72) Im Gemurmel, im Gerede, im polyphonen Stimmengewirr der anderen entgrenzt sich das
Subjekt, wird namenlos, entzieht sich, indem es versucht, den Identitäten, denen
es durch die Eintrichterungen des Muttersprachenbreis, der immer auch ein ideologischer Schwedentrunk ist,4 zu entkommen. Die Sprache foltert, richtet zu, sie
schneidet ins Fleisch, würgt ab. Genauso wie es die Liebe tut: Denn durch die
neuen Verbindungen, die das Eros-Prinzip anstrebt, geht auch immer etwas an
dem, was sich da zu größeren Einheiten verbindet, zugrunde. Wenn Spinozas Satz
gilt, omnis determinatio est negatio, dann gilt auch omnis copulatio est negatio.
Slavoj Žižek hat darauf hingewiesen, dass Lacan gegen Heidegger eingewandt
habe, dass das „Haus der Sprache“, welches der Mensch bewohnt, kein gemütliches sei, in dem man es sich leicht einrichten könne – im Gegenteil: es sei ein
4 Der sogenannte Schwedentrunk war eine während des Dreißigjährigen Krieges häufig angewandte Foltermethode, bei der dem Opfer durch einen Trichter Jauche oder eine andere abstoßende Flüssigkeit in den Mund eingeführt wurde.
Liebeskarotte / Wortgarrotte – Beobachtungen aus dem Folterhaus der Sprache
83
„Folterhaus der Sprache“ (Žižek 2012).5 „In der Freudschen Perspektive“, zitiert
Žižek Lacan, „ist der Mensch das von der Sprache erfaßte und gepeinigte Subjekt.“
(Žižek 2014, 1183) Das Bild von der Karotte, das am Gängelband der Sprache den
verliebten Esel antreibt, evoziert diese Pein: Die unüberbrückbare Kluft zwischen
dem, was das Subjekt begehrt, und dem, was es zu erreichen vermag, ist auch der
unaufhebbare Einschnitt zwischen Subjekt und Sprache. Die Schlinge der
Sprache, ihr Verschlingungszusammenhang, nötigt dazu, sich aus ihrem unmittelbaren Zugriff zu befreien, was eben nur durch die Subtraktion von der gewöhnlichen Sprache funktioniert, sei es die des Alltags mit ihren dümmlich-brutalen
Sprichwort-Weisheiten – „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“; „alles hat ein Ende,
nur die Wurst hat zwei“ – oder auch des leeren Sprechens, jenes übliche Bescheidwissen im bildungsbürgerlichen oder akademischen Pfauenradschlag. Der
Namenlose fühlt sich von der Sprache gefoltert, er nimmt die Folter auf sich, um
nun seinerseits den Diskurs zu deformieren. Žižek verweist in diesem Zusammenhang auf Elfriede Jelineks Forderung „Man muß die Sprache foltern, damit sie die
Wahrheit sagt.“ (Jelinek 1995, 73) Die Suche nach dem wahren Wort, der sich die
Literatur verschrieben hat, ist sich der einschneidenden Kraft der Sprache
bewusst. Sie muss die Gewalt der Sprache auf sich nehmen, um sie in eine revolutionäre zu verwandeln. Als zusätzliche Referenz sei hier nur Kafka genannt, der
an Milena schrieb, dass er sich „mit nichts anderem als mit Gefoltert-werden und
Foltern“ beschäftige, „um aus dem verdammten Mund das verdammte Wort zu
erfahren“ (Kafka 1986, 290), oder Peter Handkes Kaspar Hauser-Stück: „Es zeigt“,
merkte dazu Handke an, „wie jemand durch Sprechen zum Sprechen gebracht
werden kann. Das Stück könnte auch ‚Sprechfolterung‘ heißen.“ (Handke 1973, 7)
Mehr noch: Die ganze avancierte Literatur – Kafka, Joyce, Beckett, Proust, Gombrowicz – könnte als eine solch semiologische tour de torture charakterisiert
werden. Sich von der grammatologischen Garrotte, dem ererbten Würgeband der
Sprache befreien, indem man sie so entstellt, so verwendet, dass – wie es Deleuze
mit Bezug auf Marcel Proust genannt hat – „eine Art Fremdsprache“, ein „AndersWerden der Sprache“ (Deleuze 2000, 16) möglich wird, ein erlösendes Delirium,
befreit vom überkommenen ideologischen Zwang: „Wenn ich ein Wort höre“,
erläuterte Jelinek in einem Interview, „muss ich sofort Alliterationen, Paraphrasen, Metathesen herstellen, Silben vertauschen. […] Es ist […] ein sehr alter
Wunsch, die Sprache selbst zu zwingen, die Wahrheit zu sagen und ihren Ideologiecharakter preiszugeben.“ (Jelinek 1995, 72 f.) Die Ent-Stellung der Sprache ist
notwendig: „Man muß versuchen, die Dinge so zu umschreiben, sie so zu ver-
5 Vgl. hierzu auch den Abschnitt „Im Folterhaus der Sprache“ in „Weniger als Nichts“ (Žižek
2014, 1182 ff.)
84
Rainer Just
zerren, daß sie zur Kenntlichkeit entstellt werden.“ (Jelinek 1995, 49) Was Jelinek
hier anspricht, ist die polymorph-perverse Poetik der Sprache, die grenzenlose
Kopulationskraft ihrer Worte, denn jedes Wort lässt sich über das metonymischmetaphorische Band, über die sinnlich-semantischen Assoziationen, mit allen
anderen Wörtern verbinden, so wie die Karotte auch die Garrotte ist und so wie im
Esel, den die Karotte zum Weitermachen verlockt, auch – von hinten genommen
und als Palindrom erkannt – der literarische Imperativ schlechthin steckt: Lese!
Die polymorph-perverse Entstellung der Worte kennt keine Grenzen und damit
auch die Entstellungen des Subjekts, das – im „Folterhaus der Sprache“ gefangen – die Worte gebraucht und missbraucht, indem es von ihnen gebraucht und
missbraucht wird, auf der Suche nach der Wahrheit, nach dem „verdammten Wort
aus dem verdammten Mund“, nach dem Namen des Namenlosen. Die Arbeit am
Begriff, die sowohl die Philosophie als auch die Literatur verrichtet, erfolgt im
Namen des Eros: Die Wahrheit der Sprache liegt in der Idee der Menschheit, im
universalen Band einer Gerechtigkeit, die auch den Letzten, das geringste,
namenlose Abjekt, mit einschließt. Denn Literatur und Philosophie richten sich
immer an alle, egal wie „gefoltert“, entstellt, zerstückelt, verwickelt oder deformiert ihre Sprache auch sein mag – im Gegenteil: Es ist gerade diese gewaltsame
Zurichtung, die an die potenzielle Freiheit jeder Leserin und jedes Lesers appelliert, es auch verstehen zu können. Es – das ist die Wahrheit. In dieser Hinsicht hat
Roland Barthes einmal von einer „Erotik des lesbaren Satzes“ gesprochen, von
einer „Nächstenliebe des Thetischen“, von einer „Agape der Syntax“: „Man kann
nie genug betonen, wieviel Liebe (zum andern, zum Leser) in der Arbeit am Satz
steckt.“ (Barthes 2006, 383) Das mag – Roland Barthes hat das auch selbstkritisch
angemerkt – wie eine „humanistisch abgeschmackte“ Idee klingen, aber sie verliert ihre Abgeschmacktheit, wenn man darauf beharrt, darauf insistiert, dass in
dieser „Agape der Syntax“, diesem literarischen Liebesmahl, die Gewalt der
ganzen Sprache mitschwingt, jene unaufhebbare Unheimlichkeit, von der das
„Folterhaus der Sprache“ durchdrungen ist. Es geht um die Notwendigkeit, dieser
entstellenden Gewalt der Sprache, ihrer Negativität ins Auge zu sehen. Es geht um
die Erkenntnis, dass – wenn die Sprache die Liebesgabe der Wahrheit sein soll –
im Lesbaren auch immer ein Unlesbares, ein Unverdauliches, stecken muss.
Zuletzt, sozusagen als Schlussstein unserer Reflexionen, sei noch an ein
antikes mythologisches Bild erinnert, das auch bei Beckett wiederkehrt. Gemeint
ist Molloy, der Protagonist des ersten Teils der Beckett’schen Romantrilogie, der
auch im „Namenlosen“ erwähnt wird und der es liebt, Kieselsteine zu lutschen:
„Es waren kleine Kiesel, aber ich nenne sie Steine. […] Ich verteilte sie gleichmäßig in meinen vier Taschen und lutschte sie nacheinander.“ (Beckett 1995b,
95) In der Mundhöhle treffen sich Hunger, Liebe und Sprache. Der Mund: er beißt,
er küsst, er saugt, er spricht. Die Dialektik der sprachlichen Gewalt ist eine von
Liebeskarotte / Wortgarrotte – Beobachtungen aus dem Folterhaus der Sprache
85
Zunge und Zahn, wie sie der griechische Mythos von Kronos darstellt: Kronos,
der grausame Titan, der perverse Urvater, frisst seine Kinder und erbricht sie
erst wieder – lebendig –, nachdem man ihm statt Fleisch einen Stein zum Essen
gegeben hat. Der Stein der Auferstehung steht freilich für den logos, für das
unaufzehrbare, unverdauliche Wort, das den Verschlingungszusammenhang der
nackten Lebensnot, den ewigen natürlichen Kreislauf des Fressen-und-GefressenWerdens unterbricht, ihn auf den Geist, die Erkenntnis des höchsten Zusammenhanges hin öffnet. In diesem Sinn spricht alle Literatur von Hunger und von Liebe;
in dieser Hinsicht ist der Diskurs der Literatur eine große, gewaltige und niemals
abzuschließende Kronos-Dekonstruktion.
Literaturverzeichnis
Adorno, Theodor W. „Versuch, das Endspiel zu verstehen“. Noten zur Literatur II, Gesammelte
Schriften Bd. 11. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1974.
Barthes, Roland. Das Rauschen der Sprache. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2006.
Beckett, Samuel. Der Namenlose. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1995.
Beckett, Samuel. Molloy. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1995b.
Deleuze, Gilles. Kritik und Klinik. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 2000.
Freud, Sigmund. „Über Deckerinnerungen“. Gesammelte Werke Bd. I. Frankfurt/M.: Fischer,
1999a.
Freud, Sigmund. „Die Traumdeutung“. Gesammelte Werke Bd. II/III. Frankfurt/M.: Fischer, 1999b.
Freud, Sigmund. „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“. Gesammelte Werke Bd. V.
Frankfurt/M.: Fischer, 1999c.
Freud, Sigmund. „Zeitgemäßes über Krieg und Tod“. Gesammelte Werke Bd. X. Frankfurt/M.:
Fischer, 1999d.
Freud, Sigmund. „Triebe und Triebschicksale“. Gesammelte Werke Bd. X. Frankfurt/M.: Fischer,
1999e.
Freud, Sigmund. „Vorlesung zur Einführung in die Psychoanalyse“. Gesammelte Werke Bd. XI.
Frankfurt/M.: Fischer, 1999f.
Freud, Sigmund. „Massenpsychologie und Ich-Analyse“. Gesammelte Werke Bd. XIII.
Frankfurt/M.: Fischer, 1999g.
Freud, Sigmund. „Das Unbehagen in der Kultur“. Gesammelte Werke Bd. XIV. Frankfurt/M.:
Fischer, 1999h.
Freud, Sigmund. „Die Verneinung“. Gesammelte Werke Bd. XIV. Frankfurt/M.: Fischer, 1999i.
Freud, Sigmund. „Der Wahn und die Träume in W. Jensens ‚Gradiva‘“. Gesammelte Werke
Bd. VII. Frankfurt/M.: Fischer, 1999j.
Freud, Sigmund. „Totem und Tabu“. Gesammelte Werke Bd. IX. Frankfurt/M.: Fischer, 1999k.
Handke, Peter. Kaspar. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1973.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich. Vorlesungen über die Ästhetik I. Frankfurt/M.: Suhrkamp,
1986.
Jelinek, Elfriede, Jutta Heinrich und Adolf-Ernst Meyer. Sturm und Zwang – Schreiben als
Geschlechterkampf. Hamburg: Klein, 1995.
86
Rainer Just
Just, Rainer. Der Tod, die Liebe, das Wort – Zum literarischen Komplex der Psychoanalyse. Wien:
Klever, 2018.
Kafka, Franz. Briefe an Milena. Frankfurt/M.: Fischer, 1986.
Lacan, Jacques. Encore – Das Seminar Buch XX. Weinheim und Berlin: Quadriga, 1986.
Lichtenberg, Georg Christoph. „Sudelbücher“. Schriften und Briefe Bd. I. Frankfurt/M.: Insel,
1992.
Žižek, Slavoj. „Dichter und Henker“. Tages-Anzeiger, 2.11.2012.
Žižek, Slavoj. Weniger als nichts – Hegel und der Schatten des dialektischen Materialismus.
Berlin: Suhrkamp, 2014.
Rainer Just, geboren 1971 in Wien, Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft und der Deutschen Philologie, lehrt seit 2004 Literaturtheorie am Institut
für Vergleichende Literaturwissenschaft der Universität Wien. Daneben diverse
essayistische und literarische Tätigkeiten. Zuletzt: Der Tod, die Liebe, das Wort –
Zum literarischen Komplex der Psychoanalyse, Wien 2018.