Aus den Gründerjahren des Taekwondo
orig. „People and Events of T’aekwondo’s Formative Years“
von Dakin Burdick, 1996
http://php.indiana.edu/~burdickd/tkdhist.html
übersetzt v. Thomas Kuklinski-Rhee, Seoul, 2005
Anmerkungen des Autors
Dies ist die jüngste veröffentlichte Version meines „Taekwondo“-Artikels. Sie enthält einige
Änderungen. Der Artikel wurde im Journal of Asian Martial Arts, Band 6, Ausgabe 1, 1997
veröffentlicht. Wer sich für diese Version interessiert, frage bei Michael DeMarco und den
netten Leuten von ViaMedia, die diese Zeitschrift herausgeben, nach einer Kopie. Als ich das
letzte Mal nachfragte, gab es noch ältere Ausgaben. Gegenüber der Print-Version enthält die
Internet-Version einige Änderungen:
• Nachnamen wurden einheitlich nach hinten gestellt, sodass es zu keiner
Vermischung asiatischer und europäischer Konventionen kommt.
•
Die Fußnoten wurden in den Text integriert.
•
Die Kwan-Namen werden in einer ungewöhnlichen Art und Weise dargestellt.*
• Die Reihenfolge von CHONG-WOO LEEs Name wurde korrigiert (Dank an Glenn
Uesegi).
Ich habe vor, diese Geschichte für unser nächstes Schülerhandbuch zu erweitern. Einige der
geplanten Änderungen sind:
• Diskussion der Ausübung koreanischer Kampfkünste in wenigstens einem
buddhistischen Kloster.
• Hinzufügung von Material über Hapkido und anderen koreanischen
Kampfkünsten.
Die Vervielfältigungsrechte der online-Version dieses Artikels unterliegen der GNU General
Public License, Version 2. Siehe dazu die deutsche Übersetzung unter http://www.gnu.de/gplger.html.
Sollten Sie schließlich irgendwelche inhaltlichen Vorschläge oder Berichtigungen haben,
senden Sie sie bitte an ?. Vielen Dank!
* Diese Darstellung wurde für die Übersetzung erneut geändert. Siehe zu derartigen und weiteren Punkten die
„Anmerkungen zur Übersetzung“ am Ende des Artikels.
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Der Aufstieg des Taekwondo ist eine außergewöhnliche Geschichte. Seit der Gründung vor
etwa 45 Jahren wuchs es dermaßen rasant, dass es zu einer der populärsten Kampfsportarten der
Welt wurde. In seinen jungen Jahren war Taekwondo beinahe ununterscheidbar von der
Kampfkunst, aus der es entstanden ist, nämlich dem aus Okinawa stammenden Karate-Do (das
bedeutet ursprünglich „Weg der Tang[-Dynastie]-Hand“, später dann „Weg der leeren Hand“).
Das koreanische Kongsoodo („Weg der leeren Hand“) und Tangsoodo („Weg der Tang[Dynastie]-Hand“) der späten 40er Jahre wurde zum Taesoodo („Weg der Kick-Hand“) der
1950er. In den 1960ern wurde Taesoodo in Taekwondo umbenannt und entwickelte sich mit
offizieller Unterstützung der südkoreanischen Regierung zu einer genuin koreanischen
Kampfkunst. Durch Errichtung des Kukkiwon und Gründung der World Taekwondo Federation
(WTF) in den 1970ern wurde das System des modernen Taekwondo weitgehend abgeschlossen.
Die Internationalisierung des Taekwondo begann mit General HONG-HI CHOI in den 1960ern und
wurde durch die WTF in den 1970ern fort gesetzt. Dieses mündete zunächst in die Teilnahme
des Taekwondo als Demonstrationssport an den Olympischen Spielen 1988 in Seoul und 1992 in
Barcelona und schließlich, als offizielle Sportart, 2000 in Sydney sowie 2004 in Athen. Damit ist
Taekwondo nach Judo die zweite asiatische Kampfkunst, die als offizielle olympische Sport
anerkannt wurde.
Meist verkünden freilich Texte über Taekwondo, diese Kunst sei „Tausende von Jahren alt“,
aber dem ist schlicht nicht so?. Die meisten Kampfkünste, die vor dem 19. Jahrhundert in Korea
praktiziert wurden, waren Nachahmungen chinesischer Kampfkünste. Die drei am häufigsten
herangezogenen Belege für die antike Vergangenheit des Taekwondo – die Grabmalereien von
Goguryeo, die Keumgang-Statuen sowie das „Muye Dobo Tongji“ von 1790 – zeigen nämlich,
dass frühere koreanische Kampfkünste ihren Ursprung weitgehend in China hatten.
Zunächst zu den Grabmalereien aus der Goguryeo-Dynastie (37 v.Z.-668 n.Z.). Dort sind
tatsächlich Kampfkunst-Posen dargestellt, aber diese Gräber liegen in der heutigen Mandschurei,
nicht auf koreanischem Gebiet. Das ist natürlich eine eher technische Feststellung, weil das
Goguryeo-Königreich einen großen Teil des heutigen Nordkorea und der Mandschurei umfasste,
aber man muss dabei bedenken, dass das Goguryeo-Königreich sehr stark von China beeinflusst
wurde. Tatsächlich war Goguryeo in der Han-Dynastie (206 v.Z. – 220 n.Z.) der östlichste
Außenposten Chinas, und die Kampfszenen an den Wänden des Goguryeo-Grabs ähneln sehr
den Grabmalereien des östlichen Han, die man im heutigen Osten Chinas findet. Dies weist
darauf hin, dass die Art der Kampfkünste aus der Goguryeo-Zeit offensichtlich aufgrund
chinesischer Einflüsse entstanden sind, also keine unabhängige Eigenentwicklung des frühen
Koreas darstellen.
Zweitens werden die Geumgang-Yuksa-Statuen in Sukuram zwar oft als antike Krieger in
typischer Taekwondo-Pose beschrieben. Tatsächlich stellen sie aber buddhistische
Wächterfiguren dar, die in ganz Ostasien vorkommen, sodass auch sie nicht als genuin
koreanisch angesehen werden können?.
Am überzeugendsten ist schließlich das Buch „Muye Dobo Tongji“ (etwa „Illustriertes
Handbuch der Kampfkünste“) von ca. 1790. Es beschreibt chinesische Taktiken und
Kriegstechniken, unter anderem Quan-Fa („Boxen“, wörtlich „Faustmethode“)?, zitiert
klassische chinesische Quellen und wurde von einem Gelehrten geschrieben, der für seine
Kenntnisse des klassischen Chinesisch berühmt war. Tatsächlich ist es beinahe identisch mit dem
„Jixiao Xinshu“ oder „Neuen Buch der wirksamen Erziehung“ („New Book for Effective
Discipline“) des chinesischen Generals Jiquang Qi (1528-1587) aus dem Jahr 1561. Somit
stützen die drei berühmtesten Belege für die Existenz einer antiken Form des Taekwondo
tatsächlich die gegenteilige Sichtweise und zeigen, dass koreanische Kampfkünste bis zumindest
1800 eine Nachahmung chinesischer Stile waren.
Die populärste Kampfkunst im alten Korea (vor dem 19. Jhdt.) war Kwonbeop
(„Faustmethode“, in Mandarin: Quan-Fa). Kwonbeop kam über China nach Korea, besonders
während der Goguryeo-Dynastie, als die Verbindung zu China besonders eng war (s.o.). Als
König Kwangkaeto von Goguryeo seine Krieger nach Silla sandte, um dort gegen die Wako
(japanische Piraten) auszuhelfen, trainierten diese die Silla-Krieger, die später den Kern des
berühmten Kriegerordens ausmachten, der Hwarang („Blumenknaben“). Die Hwarang-Krieger
werden oftmals als die besten Krieger der koreanischen Geschichte dargestellt?, und sie
praktizierten chinesisches Kwonbeop. Die chinesischen Kampfkünste waren besonders in der
Tang-Dynastie gefragt, und daher wird Kwonbeop manchmal als Tangsoo („Tang-Hand“)
bezeichnet. Diese große Bekanntheit fand auch im aus Okinawa stammenden Karate seinen
Ausdruck, weil Karate ursprünglich „Tang-Hand“ bedeutet. Erst GICHIN FUNAKOSHI änderte
1933 diese Bedeutung in „leere Hand“. Eine dritte Bezeichnung für chinesische Kampfkünste
war Soobak („schlagende Hand“), aber Kwonbeop war von allen Bezeichnungen die häufigste.
Die einzigen genuin koreanischen Kampfkünste vor dem 20. Jahrhundert waren Ssireum und
Taekkyon. Keiner von beiden hatte großen Einfluss auf die frühe Entwicklung des Taekwondo.
Ssireum ist eine Art Ringen oder Wrestling, das als Sport im 13. Jahrhundert beliebt war. Es wird
heute noch in Korea praktiziert, blieb aber ganz offensichtlich ohne Einfluss auf die TaekwondoEntwicklung. Taekkyon tauchte im frühen 19. Jahrhundert auf, also um dieselbe Zeit, als
chinesische Kampfkünste an Popularität einbüßten. Es ist eine Kunst, die in seiner modernen
Form vorwiegend kreisende Tritte, Fußfeger und andere Kick-Techniken, gefolgt von einem
Wurf, enthält. Scheinbar gibt es zwischen modernem Taekkyon und modernem Taekwondo eine
Verbindung, denn beide Arten bevorzugen kreisende Tritte (Roundhouse-Kick, Drehkicks) vor
geraden Tritten (Seitwärtstritt, Vorwärtstritt). Bis in die 1960er Jahre war jedoch kein Einfluss
des Taekkyon auf Taekwondo-Techniken festzustellen. Im Korea des späten 19. Jahrhunderts
legte man Wert auf Gelehrsamkeit, nicht auf Körperertüchtigung, und um 1900 war kaum
ernsthaftes Interesse an Kampfkünsten vorhanden, egal ob chinesischer oder koreanischer Art,
außer vielleicht als Kinderspiel, das auf Festen aufgeführt wird. Das Interesse am Taekkyon
verringerte sich darüber hinaus dadurch, dass es allgemein mit Schlägern und Kriminellen in
Verbindung gebracht wurde. Bis 1945 gab es nur noch zwei Meister dieser Kunst, es hatten also
nur Wenige die Möglichkeit, Taekkyon überhaupt zu erlernen. DOK-KI SONG und HWAN SONG
gaben 1958 bei einer Geburtstagsfeier des damaligen südkoreanischen Präsidenten SYNGMAN
RHEE eine Taekkyon-Vorstellung, und erst ab dann gab es ein wiedererwecktes Interesse an
dieser Kunst. Dieses erneuerte Interesse entstand also noch vor der Entwicklung des Taekwondo
in einen mehr „zirkulären“ Stil in den 1960er und 1970er Jahren. Dies lässt darauf schließen,
dass die Veränderungen im Taekwondo wenigstens teilweise auf die Tradition zirkulärer
Techniken im Taekkyon zurückzuführen sind.
Andererseits hatte auch die japanische Besatzung Koreas von 1894 bis 1945 einen enormen
Einfluss auf das koreanische Volk. Als 1894 Japan in Korea einfiel, kam China zur Hilfe, wurde
aber noch im selben Jahr von Japan (im sogenannten ersten Japanisch-Chinesischen Krieg 1894-
95) besiegt. Nachdem die koreanische Königin MIN von japanischen Agenten 1896 ermordet
wurde, suchte König KOJONG Schutz bei ausländischen Mächten, und die russische
Gesandtschaft verbarg ihn fast ein Jahr vor den Japanern. Später besiegte Japan auch Russland
im sog. Russisch-Japanischen Krieg (1904-1905), und zwar zu einem Zeitpunkt, als die USA
Japans Kontrolle über Korea durch das Taft-Katsura-Abkommen von 1905 stillschweigend
anerkannten. Japan verkleinerte daraufhin die koreanische Armee und übernahm die Regierung.
Der koreanische Herrscher wurde zwei Jahre später zum Abdanken gezwungen, und 1910
annektierte Japan Korea offiziell. Daraufhin wurden separierte öffentliche Schulen für Koreaner
und Japaner eingerichtet, wobei die „koreanischen“ Schulen eine nur minderwertige Bildung
vermittelten. Es gab nur wenig Auflehnungsversuche seitens der Koreaner, mit Ausnahme der
Ermordung des japanischen Prinzen HIROBUMI ITO 1909 und der desaströsen
Unabhängigkeitserklärung von 1919, bei der tausende koreanischer Demonstranten von der
japanischen Armee getötet wurden. Im Lauf der Jahre wurde der japanische Einfluss immer
größer und umfassender. In den Schulen wurde nicht mehr Koreanisch, sondern Japanisch
unterrichtet, und viele Koreaner, die in dieser Zeit aufwuchsen, lernten die koreanische Schrift
nie richtig. Während des zweiten Wertkriegs wurden über eine halbe Millionen Koreaner zur
Zwangsarbeit nach Japan verschleppt, hauptsächlich im Bergbau und in der Schwerindustrie,
wovon 60.000 während des Krieges in Japan umkamen. Koreanische Frauen wurden zuhause als
sogenannte Comfort Women (etwa „Trostfrauen“) für die japanische Armee zur Prostitution
gezwungen?. Als es 1945 endlich zum Frieden kam, hatten Koreaner für die Japaner keine
großen Sympathien mehr.
Die 50jährige Besatzung Koreas durch Japan hatte gewaltigen Einfluss auf die koreanischen
Kampfkünste. Das japanische Erziehungsprogramm wurde in allen Schulen durchgesetzt, und
das bedeutete, dass vor dem generellen Verbot der Ausübung von Kampfkünsten 1909 alle
koreanische Jungen in den Kampfsportarten Judo und Kendo unterrichtet wurden. Selbst das
Verbot von 1909 konnte dann die weitere Ausübung nicht mehr komplett verhindern. So meinen
z.B. YEON-HEE PARK und BONG-SOO HAN, dass dieses Verbot die Ausübung im Gegenteil noch
verstärkte, und zwar in buddhistischen Klöstern, der traditionellen Zufluchtstätte für ausrangierte
Krieger. Taekkyon dagegen wurde trotz seiner unglücklichen Beziehung zu halbstarken Pöblern
nach wie vor praktiziert, und zwar am Tan O Nol, dem „Jugendfest“, bis diese Kunst 1920
geächtet wurde. Zu seinen Ausübenden zählten DOK-KI SONG und IL-DONG HAN. Nach Hancock
lernte KEE HWANG (geb. 1914) Taekkyon bei „Freunden der Familie“ und Subakki bei „einem
Onkel“. Auch MATSUTATSU OYAMA (geboren als YONG-I CHOI) berichtete, dass er 1932 in einer
koreanischen Grundschule sowie von einem nordkoreanischem Bauern Chabi (aka Taiken, „eine
Kombination aus Kempo und Jujutsu“) lernte, wobei ihm der Bauer auf der väterlichen Farm
auch Shaolin Kung-Fu beibrachte. NAM-SUK LEE und einige seiner Freunde fingen ihr Training
an, nachdem sie einige Kampfkunst-Bücher gefunden hatten, die bei der japanischen
Bücherverbrennung übersehen wurden. Und auch KI-WHANG KIM (1920-1993) konnte noch ab
1931 in Korea Judo erlernen, trotz des japanischen Kampfkunst-Verbots.
Das Kampfkunst-Verbot erstreckte sich freilich nicht auf die Mitglieder der japanischen
Armee, die in Korea stationiert waren, und verschiedene führende Kampfkünstler begannen hier
ihre Karriere. Zur Zeit des Russisch-Japanischen Krieges lernte etwa der britische Judo-Pionier
GUNJI KOIZUMI Kenjutsu und Jujutsu in einer koreanischen Schule, die von NOBUKATSU
YAMADA geleitet wurde. Mehrere Jahre später begann TERUO YAMAGUCHI während seiner
Stationierung in Korea mit dem Training des Karate-Do.
Ebenso wenig hinderte das Verbot Koreaner daran, in Japan Kampfkünste zu erlernen.
Mindestens neun Koreaner trainierten in Japan: YONG-SUL CHOI, GEKA YUNG, HYUNG-JU CHO,
WON-KUK LEE, PYONG-JIK RO, HONG-HI CHOI, YONG-I CHOI, KI-WHANG KIM und PYUNG-IN
YUN. YONG-SUL CHOI (geb. 1904) behauptete von sich, viele Jahre unter SOKAKU TAKEDA
Daito-ryu Aikijujutsu gelernt zu haben, auch wenn seine Darstellungen von den Nachfolgern des
MORIHEI UESHIBA, dem Gründer des Aikido, nicht akzeptiert werden. Später kehrte CHOI nach
Korea zurück und unterrichtete Yusul (Jujutsu), was später von einem seiner Schüler, JI-HAN JAE,
in Hapkido („Weg der koordinierten Energie“) umbenannt wurde.Die anderen acht Koreaner
trainierten Karate-Do. GEKA YUNG etwa war Cheftrainer des Kanbukan („Koreanische
Kampfkunst-Halle“) in Japan, der später von NORIO NAKAMURA in Renbukan (etwa
„Kampfkunst-Trainingshalle“) umbenannt wurde. HYUNG-JU CHO (geb. 1907) änderte in Japan
seinen Namen in NEICHU SO, lernte Goju-ryu Karate-Do unter CHOJUN MIYAGI in der High
School und wurde schließlich 1939 Karate-Do-Trainer. Nach Hancock lernte LEE WON-KUK
Shotokan Karate-Do während seiner Schulzeit in Japan. PYONG-JIK RO, der während des zweiten
Weltkriegs an einer japanischen Universität studierte, lernte in dieser Zeit bei GICHIN
FUNAKOSHI Karate-Do und erreichte seinen 1. Dan (Schwarzgurt), bevor er 1944 nach Korea
zurück kehrte. HONG-HI CHOI (geb. 1918) und YONG-I CHOI (geb. 1923) kamen beide in den
späten 1930ern nach Japan, erhielten ihren 2. Dan, noch bevor sie 1943 in die japanische Armee
eingezogen wurden, und wurden später berühmte Karateka („Karateexperten“). HONG-HI CHOI
ging 1938 nach Japan, erlangte seinen 2. Dan in Karate-Do an der Tokyo University und
unterrichtete danach am Tokyoter YMCA. Er kehrte nach dem Krieg nach Korea zurück und
wurde später zum „Vater“ des Taekwondo. YONG-I CHOI ging 1937 nach Japan, um an einer
Jungen-Militärakademie und später an der Takushoku University in Tokyo zu studieren. Er
erlernte Karate-Do an GICHIN FUNAKOSHIs Shotokan-Dojo, diente in der japanischen Armee und
trainierte dann zwei Jahre lang Goju-ryu Karate-Do unter NEICHU SO (aka HYUNG-JU CHO, s.o.).
Er sollte später zum wohl berühmtesten Karateka der Welt werden, allerdings unter seinem
japanischen Namen MASUTATSU OYAMA, den er unter dem Zwang japanischer
Einwanderungsgesetze annehmen musste. Er wurde berühmt als Gründer das Kyokushin-Kai
Karate-Do, der Bullen mit der bloßen Hand besiegte. KI-WHANG KIM fing 1931 mit Judo an und
erlangte fünf Jahre später im Kodokan seinen 1. Dan. Danach lernte er Karate-Do an der Nihon
University in Tokyo und wurde dort unter dem Spitznamen „Taifun“ Teamcaptain. Später
verbrachte er vermutlich als Wehrpflichtiger der japanischen Armee zwei Jahre lang damit,
„Kempo und Kung-Fu in China zu lernen“. PYUNG-IN YUN (geb. 1918) wuchs in der
Mandschurei auf, wo er Quan-Fa lernte, bevor auch er sich an der Nihon University einschrieb.
Dort trainierte er mit einem der Fakultätsmitglieder, KANKEN TOYAMA (1888-1966), dem
Begründer des Shudokan Karate-Do. TOYAMA verlieh ihm darin den 4. Dan, bevor YUN nach
Korea zurück kehrte.
1943 wurde das Kampfkunst-Verbot der Japaner in Korea aufgehoben, zunächst für Judo,
danach für Karate-Do und chinesische Kampfkünste. In den folgenden zwei Jahren (bis zur
Kapitulation Japans) sollten die Kampfkünste in Korea einen neuen Aufwind erfahren.
Allerdings bleiben die Tätigkeiten koreanischer Kampfkünstler in dieser Zeit weitgehend
unbekannt.
Mindestens vier japanische Kampfkünste waren auch nach der Befreiung Koreas weiterhin
beliebt, wenn auch unter ihrem koreanischen Namen. So trainierten Koreaner jetzt Yudo (Judo),
Kumdo (Kendo), Yusul (Jujutsu) und Kongsoodo (Karate-Do). Die Korean Yudo Association
wurde im August 1945 von MUM-SUK LEE und JIN-HEE HAN gegründet, und die Korean Kumdo
Association (KKA) formierte sich 1948 in Seoul. Sie wurde am 20. November 1953 der Korean
Amateur Sports Association angegliedert. Im selben Jahr wurde das Korean Yudo College
gegründet, mit Dr. JE-HWANG LEE als erstem Präsidenten. Sowohl Yudo als auch Kumdo blieben
nahezu identisch mit ihren japanischen Namensvettern. Dagegen erfuhren Yusul und Kongsoodo
seit der Koreanischen Unabhängigkeit gewaltige Veränderungen. Yusul entwickelte sich zu
Hapkido mit all seinen Derivaten (Kuksool, Hwarang-Do etc.)?, und Kongoodo machte
irgendwann die größten Veränderungen von allen durch und entwickelte sich dabei über
Tangsoodo zum Taekwondo.
Die verschiedenen Kongsoodo-Kwans („Schulen“) behielten lange Jahre einen großen Teil
des Karate-Stils bei, unter anderem die verschiedenen Kata oder Formen, die heute noch in
vielen Tangsoodo-Schulen anzutreffen sind. So lehrte HONG-HI CHOI, der “Vater des
Taekwondo“, bis ins Jahr 1965 die Shorin-ryu- und Shorei-ryu-Formen, inklusive Heian 1-5,
Empi, Rohai, Bassai, Kusanku, Jion, Tekki 1-3, Hangetsu und Jitte, zusammen mit eigenen
Formen, dem sogenannten Changheon-Stil. Und SIHAK HENRY CHO äußerte 1968: „Taekwondo
ist mit japanischem Karate identisch“ und bemerkte, dass „einige in der koreanischen
Öffentlichkeit in Gesprächen immer noch die Bezeichnung ‚Karate’ verwenden.“?
Alle Experten sind sich darin einig, dass wenigstens fünf Karate-Kwans („Schulen“) in den
zwei Jahren nach der Unabhängigkeit in Korea entstanden. Nach John Corcoran waren dies
zuerst der Cheongdo-Kwan, der Mudeuk-Kwan und der Yeonmu-Kwan, gefolgt 1946 vom JidoKwan, Changmu-Kwan und Seongmu-Kwan?. KEE HWANG sagte, dass der Mudeuk-Kwan,
Yeonmu-Kwan, Changmu-Kwan, Cheongdo-Kwan und der Seongmu-Kwan bereits gegen Ende
der japanischen Besatzungszeit „vorhanden“ waren. Alle Schulen lagen in Seoul, mit Ausnahme
des Seongmu-Kwan, der zunächst in Gaesong entstand, später aber nach Seoul umzog.
Mindestens zwei dieser Kwans wurden von Koreanern gegründet, die Karate-Do in Japan
gelernt hatten.
WON-KUK LEE (auch WON-GOOK LEE) gründete den Cheongdo-Kwan („Halle des wahren
Weges“), nachdem er im Januar 1944 aus Japan zurück kehrte. LEEs Schule lag damals in Yong
Chun in Seoul. Nach LEEs Weggang? übernahm DUK-SUNG SON die Leitung der Schule, die eine
der größten und einflussreichsten Kwans werden sollte. SON erinnerte daran, dass es damals nach
dem zweiten Weltkrieg viele Gangster und amerikanische Soldaten in Seoul gab, mit der Folge
„zügelloser Gewalt“?. Der Cheongdo-Kwan unterstützte die Polizei, und jeder, der einen
Schwarzgurt hatte, bekam ein „Ehrenabzeichen“.
KEE HWANG (auch KI-CHANG HANG) gründete am 9. November 1945 den Mudeuk-Kwan
(etwa „Halle der Kampftugenden“). Als Arbeiter für die japanische Eisenbahn soll er ab 1936 in
der Mandschurei chinesisches Kuo-Shu gelernt haben?. Robert Shipley meint, KEE HWANG
lernte vermutlich außerdem „einen harten Karate-Stil, ähnlich dem Shaolin Kung-Fu“. Diese
Aussage wird von Hancock unterstützt, der schreibt, dass KEE HWANG den Japaner GOGEN
YAMAGUCHI „als einen persönlichen Freund“ angibt. YAMAGUCHI, mit Spitznamen „die Katze“,
war der Begründer des japanischen Goju-ryu Karate-Do, und er war ebenfalls 1939 in der
Mandschurei. HWANG könnte daher tatsächlich mit ihm trainiert haben. YAMAGUCHI war als
Offizier des japanischen Geheimdienstes nahe der russischen Grenze stationiert, und HWANG
hielt sich zumindest eine Zeit lang ebenfalls in der Nähe der russischen Grenze auf (er erwähnte
etwa den Aufenthalt in der Stadt Man Chu Li). Betrachtet man seine späteren Berichte, scheint
HWANG KEE sicherlich weit mehr vom japanischen Karate-Do beeinflusst worden zu sein als
vom chinesischen Kuo-Shu. Die grundlegenden Poomsae („Formen“) des Tangsudo sind beinahe
identisch mit den Kata („Formen“) des Shotokan Karate-Do. Sie umfassen die drei Kijo
Poomsae (welche auf den drei Taikyokyu-Kata basieren), die fünf Pyong-Ann Poomsae
(basierend auf den fünf Heian-Kata) und „Basahee“ (Bassai). Andererseits sind die
fortgeschrittenen Poomsae nach chinesischen Stilen benannt, etwa Taigukkwon („große
umfassende Faust“, oder Tai Chi Chuan) oder Jangkwon („lange Faust“).
Außer diesen zwei berühmten Kwans gab es drei oder vier andere frühe Kwans, über die
allerdings nicht viel bekannt ist?. Sowohl Corcoran als auch KEE HWANG stimmen darin überein,
dass SANG-SUP CHUN im Jahre 1945 den Yeonmu-Kwan gegründet hat?, aber alles, was wir über
CHUN wissen, ist, dass er während des Korea-Kriegs verschwand. Corcoran & Farkas schreiben,
dass YON-KUE PYANG (oder YUN-GAE BYANG, YUN-KWEI BYONG) im Jahre 1946 den JidoKwan gründete, während HWANG KEE nur meint, dass dieser vor dem Korea-Krieg existierte?.
PYUNG-IN YUN (auch BYUNG-IN YOON) eröffnete am 1. September 1946 einen Club an der
Kyung Sung Agricultural High School (Oberschule für Agrarwirtschaft). Danach eröffnete er den
Changmu-Kwan im Seouler YMCA und nannte seinen Stil Kwonbeop („Faustmethode“).
Möglicherweise hatte YUN zuvor chinesisches Quan-Fa („Faustmethode“) gelernt, welches er
dann unter der koreanischen Bezeichnung Kwonbeop unterrichtete, aber es ist wahrscheinlicher,
dass er japanisches Shotokan Karate-Do lehrte, worin er den 4. Dan hatte?. Der Grund für diese
offenbare Verschleierung ist, dass viele Mitglieder des koreanischen YMCA während der
Besatzungszeit in der Unabhängigkeitsbewegung waren, und sicherlich hätten sie darauf
bestanden, dass kein ausländischer Stil in der Schule unterrichtet wird. Ein zweiter Club wurde
am 5. Mai 1947 im Kommunikationsministerium eröffnet, in dem NAM-SUK LEE (geb. 1925)
unterrichtete. LEE übernahm die Kwan-Leitung, nachdem YUN während des Korea-Kriegs
verschwand und offiziell für tot erklärt wurde?. YUNs Schüler eröffneten am 5. Oktober 1953
einen zentralen Dojang in Seoul, und NAM-SUK LEE wurde zum zweiten Präsidenten gewählt.
PYONG-JIK RO (oder BYUNG-GIK NO, YUNG-CHIK ROH) gründete 1944 den Seongmu-Kwan?,
nachdem er in Japan in Karate-Do den 1. Dan erhalten hatte und nach Korea zurück kehrte. Er
gab zuerst Unterricht in einer Bogenschützen-Schule in Gaesong, aber ohne großen Erfolg. Er
versuchte es im Mai 1946 erneut, dieses Mal mit einem eigenen Dojang, aber er musste ihn bald
schon wegen Ausbruch des Korea-Kriegs schließen. Schließlich gelang ihm die erfolgreiche
Wiedereröffnung in Seoul gegen Ende des Korea-Kriegs 1953.
Mindestens acht weitere Schulen tauchten in der Zeit des Korea-Kriegs (1950-53) auf. Diese
Schulen umfassten den Odo-Kwan, Hanmu-Kwan, Gangdeuk-Won, Gangmu-Kwan, CheongmuKwan, Cheongkyeong-Kwan und den Gukmu-Kwan. HWANG KEE behauptet, dass es sie alle
schon vor dem Ausbruch des Korea-Kriegs gab, während Corcoran behauptet, dass der OdoKwan und der Seongmu-Kwan zwischen 1953 und 1954 eröffnet wurden, der Odo-Kwan im
Jahre 1953 und der Gangdeuk-Won im Jahre 1956 (was HWANG KEEs Ausführungen teilweise
widerspricht). Demgegenüber geben verschiedene Quellen an, dass der Seongmu-Kwan in
Gaesong vor dem Korea-Krieg gegründet wurde (was Corcoran ebenfalls teilweise widerspricht).
Daher kann die Zeit, in der die meisten Schulen auftauchten, vorerst nur als die späten 1940er
oder frühen 1950er geschätzt werden?. Die meisten der neuen Kwans waren Ableger der fünf
ursprünglichen Kwans. Der Hanmu-Kwan, gegeündet von KYO-YOON LEE, entwickelte sich aus
dem Yeonmu-Kwan. Die Schulen Gangdeuk-Won, Gangmu-Kwan und Cheongmu-Kwan waren
alle dem Changmu-Kwan verbunden, während Cheongkyeong-Kwan, Gukmu-Kwan und OdoKwan alle mit dem Chungdo-Kwan verbunden waren?.
In der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK, kurz Nordkorea) verschwanden die
Kampfkünste vermutlich, nachdem die Kommunisten in den 1950ern die Kontrolle übernommen
hatten. Es gab sie ganz sicher nicht mehr, als KARL NICOLETTI 1981 Nordkorea mit einem
Demonstrationsteam besuchte, das von HONG-HI CHOI und CHUCK SEREFF angeführt wurde.
NICOLETTI berichtet, dass „Kampfkünste allgemein, und speziell Taekwondo, in Nordkorea
praktisch unbekannt sind“. Die einzige Kampfkunst, die er entdecken konnte, war „Kuok
Sul“ (Kuksool), eine unsystematische Art des unbewaffneten Kampfes, die im Militär praktiziert
wurde. Privater Kampfkunst-Unterricht war als Unterstützung des Widerstandes gegen den Staat
verdächtig, und wie die Japaner zuvor erlaubten die Kommunisten derartigen Widerstand nicht.
Offizielle Unterdrückung der Kampfkünste gab es sicherlich beim Nachbarn Nordkoreas, dem
kommunistischen China. Nigel Sutton berichtete, dass die private Ausübung von Kampfkünsten
in der Volksrepublik China weitgehend unterdrückt wurde, weil die Kommunisten glaubten, dass
„wir in unserer sozialistischen Gesellschaft es nicht nötig haben, zu kämpfen oder uns
verteidigen zu müssen“?. So ist zumindest ein Fall bekannt, in dem ein Kampfkunst-Lehrer in
Nordkorea „von einer Menschenmenge mit Keulen totgeprügelt wurde, während sie ihn
verhöhnten, er solle sein „Gongfu“ benutzen, um sich zu verteidigen“?. Der Verlust der
nordkoreanischen Kampfkünste ist bedauerlich, denn sie könnten als exzellentes
Vergleichsmaterial zur Entwicklung des südkoreanischen Taekwondo dienen.
Die ersten ernstzunehmenden Versuche, die verschiedenen Kongsoodo-Stile (koreanisches
Karate-Do) unter einer einheitlichen nationalen Organisation zu vereinen, wurden während des
Korea-Krieges unternommen. Zuvor fand bereits 1946 die erste Konferenz statt, in der es um
eine Vereinigung ging, aber die Koreanische Kongsoodo-Vereinigung (Korea Kongsoodo
Association) formierte sich erst in den 1950ern. Nach Chung wurde die Vereinigung 1951 in
Busan gegründet, mit CHO-RYON CHI als ihrem Führer. Nach Frankovich war das Datum 25. Mai
1953, und „diese Vereinigung wählte keinen Präsidenten“. Frankovich zählt als Vize-Präsidenten
YOUNG-JOO CHO, einen Yudo-Mann, auf, und PYONG-JIK RO (Gründer des Seongmu-Kwan) als
Ausführenden Direktor (Executive Director). Direktoren waren KEE HWANG (Gründer des
Mudeuk-Kwan), CHONG-WOO LEE (Jido-Kwan), YON-KUE PYANG (Jido-Kwan), JONG-MYUNG
HYUN (Cheongdo-Kwan), NAM-SUK LEE (Changmu-Kwan) und IN-HWA KIM (Yudo). PYONGJIK RO wurde als „Cheftrainer“ sowie als „Vorsitzender der Prüfungskommission“? eingesetzt.
Irgendwann kam es zu Meinungsverschiedenheiten, und die Vereinigung wurde aufgelöst?.
Dennoch hinterließ diese Bewegung einen Eindruck. So berichtet Shipley, dass der CheongdoKwan von da ab bis 1962 seinen Stil Kongsoodo nannte.
Daneben erhob auch die Koreanische Tangsoodo-Vereinigung (Korean Tangsoodo
Association), die im Jahre 1953 von KEE HWANG gegründet wurde, Anspruch auf die
Führerschaft. HWANGs erstes Handbuch wurde 1950 veröffentlicht. Nach Shipley hieß der Stil,
der im Mudeuk-Kwan gelehrt wurde, anfangs Hwasoodo („Weg der Blumenhand“) und wurde
„in den frühen 1950ern“ in Tangsoodo umbenannt, um auf „Koreas lange kulturelle Verbindung
zu China“? hinzuweisen. Im Jahre 1957 entdeckte HWANG eine Kopie des „Muye Dobo
Tongji“ („Illustriertes Handbuch der Kampfkünste“) von ca. 1790 und fing an, es intensiv zu
studieren. Er benutzte es dafür, um Tangsoodo mit der Kampfkunst Soobak zu verbinden, die in
der Zeit vor der Besatzung verbreitet war. Diese Verbindung zusammen mit einem am 18.
September 1958 von HWANG organisierten Turnier machte Tangsoodo recht erfolgreich. An dem
Turnier zu Ehren des 60-jährigen Bestehens der Eisenbahn nahmen die verschiedenen Teams der
nationalen Eisenbahn-Gesellschaft teil, und die Mannschaft der Seouler Eisenbahn belegte den 1.
Platz. 1960 registrierte die koreanische Regierung dann Tangsoodo als „die traditionelle
Koreanische Kampfkunst“?.
Drittens machte auch HONG-HI CHOI mit seinem Taekwondo Führungsansprüche über das
Kongsoodo geltend. Wie bereits erwähnt, wurde CHOI 1938 zur Ausbildung nach Kyoto
geschickt. Kurz bevor er Korea verließ, hatte er Streit mit einem professionellen Ringer, der ihm
androhte, ihm „die Glieder einzeln“ auszureißen, falls er ihn jemals wiedersehen sollte. CHOI
sagte zu diesem Ereignis: „Ich entschloss mich dazu, während meines Aufenthaltes in Japan den
Schwarzgurt in Karate zu machen.“? Er erlernte Karate-Do an der Tokyo University, wo er den
2. Dan erreichte. Danach unterrichtete er diese Kunst am Tokyoter YMCA, bis er in die
japanische Armee eingezogen wurde. Während seiner Stationierung in Pyongyang im norden
Koreas war er als „Planer“ in der „koreanischen Unabhängigkeitsbewegung“ verwickelt, die als
„Pyongyanger Studentensoldaten-Bewegung“ bekannt ist?. Dafür kam er für 8 Monate in ein
japanisches Gefangenenlager. Er wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt und unterrichtete in
dieser Zeit seine Mitgefangenen und die Aufseher in Karate-Do. CHOI wurde bereits nach
wenigen Monaten befreit, als der Krieg im August 1945 zuende ging. Vermutlich verhalf diese
Verurteilung seiner späteren Karriere in der Koreanischen Armee, der er im Januar 1946 als
zweiter Leutnant beitrat. Er wurde zum Kompanieführer des Vierten Infanterieregiments in
Gwangju, wo er sowohl Koreaner als auch Amerikaner im Karate-Do unterrichtete. Dazu CHOI:
„Ich begann mit Karate als physischem und geistigem Training für meine Soldaten. Dabei wurde
mir klar, dass wir unsere eigene nationale Kampfkunst entwickeln müssen, die dem japanischen
Karate sowohl spirituell als auch technisch überlegen ist.“?
CHOI stieg schnell in den Rängen auf und behielt sein Interesse für den unbewaffneten Kampf.
Während seiner Stationierung in Daejeon 1946-47 unterrichtete er sowohl Koreaner als auch
Amerikaner in den Kampfkünsten. Als er 1948 Kampfkunst-Lehrer für die amerikanische
Militärpolizei-Schule in Seoul wurde, war er bereits Major. Ein Jahr darauf war er Oberst und
besuchte die Ft. Riley Ground General School in Kansas, USA. Während dieses Aufenthalts gab
CHOI die erste öffentliche Vorführung im Kongsoodo (Koreanisches Karate-Do) in den
Vereinigten Staaten.
Der Korea-Krieg verstärkte die Aufmerksamkeit auf die Kampfkünste und gab CHOIs Karriere
weiteren Auftrieb. Präsident SYNGMAN RHEE sah 1952 einer 30minütigen Vorführung
koreanischer Meister zu und war so beeindruckt von TAE-HI NAMs Bruchtest (13 Dachziegel),
dass er NAMs Vorgesetzten, HONG-HI CHOI, über diese Kunst ausfragte und daraufhin anordnete,
dass alle Soldaten Kongsoodo-Training bekommen sollten. HAENG-UNG LEE erinnerte sich
später daran, dass es Korea der frühen 1950er einen „Lehrermangel“ gab und „es war schwierig,
einen Dojang zu finden“?, vermutlich wegen des jungen Alters der Kampfkünste in Korea und
weil viele Trainer im Militärdienst waren. Verschiedene Militäreinheiten, die Kongsoodo
trainierten, zeichneten sich im Krieg aus, unter anderem die 29. Infanterie-Division (gegründet
1953 von CHOI) und die „Black Tigers“, eine Eliteeinheit, die für Spionage und
Attentatsmissionen hinter der feindlichen Linie zuständig war. Viele verloren in dem Krieg ihr
Leben, so gelten z.B. SANG-SUP CHUN (Gründer des Yeonmu-Kwan) und PYUNG-IN YUN
(Gründer des Changmu-Kwan) beide als im Einsatz verschollen. CHONG-WOO LEE übernahm
dann den Yeonmu-Kwan und NAM-SUK LEE den Changmu-Kwan. Auch nach dem Krieg fanden
verdeckte Operationen in Nordkorea weiterhin statt, und auch hier nahmen koreanische
Kampfkünstler daran teil, unter anderem HAENG-UNG LEE.
HONG-HI CHOI gründete mit Unterstützung TAE-HI NAMs 1953 den Odo-Kwan. Der neue
Kwan basierte auf den Prinzipien des Cheongdo-Kwan, den CHOI ab Ende 1954 ebenfalls leitete.
Später wird TAE-HI NAM – den CHOI 1954 als seine „rechte Hand“ bezeichnet? – nach offizieller
WTF-Darstellung der alleinige Kredit für die Gründung des Odo-Kwan zugesprochen, nachdem
CHOI ab den Mitt-1970ern in Südkorea in Ungnade gefallen ist.
Die Taekwondo-Bewegung begann 1955 mit einem Treffen der Meister am 11. April, die
erneut versuchten, Kongsoodo zu vereinigen. Nach sowohl CHOI als auch DUK-SUNG SON wurde
in dieser Konferenz der Name „Taekwondo“ („Weg der schmetternden Tritt-Faust“) beschlossen.
Außer Generalmajor CHOI nahmen HWA-CHUNG YOO, DUK-SUNG SON, Gen. HYUNG-KUN LEE,
KYUN-KYU CHO, Sen. DAE-CHUN CHUNG, CHANG-WON HAN, KYUNG-ROK CHANG, SOON-HO
HONG, KWANG-RAE KO und JONG-MYUNG HYUN daran teil. Sowohl SON als auch CHOI
beanspruchen, den Namen „Taekwondo“ erfunden zu haben. CHOI behauptet, den Namen
gewählt zu haben, weil er Ähnlichkeit zum Taekkyon aufweist und weil die Namen Tangsoodo
und Kongsoodo „an chinesische oder japanische Kampfkünste erinnern“?. Auf der anderen Seite
erklärte SON, dass er „direkt dafür verantwortlich war, den ursprünglichen Namen Tae Kwon Do
auszuwählen und bekannt zu machen“?. Während CHOI sagt, dass der Name am 11. April 1955
ausgewählt wurde, behauptet SON, dass dies beim ersten Treffen der Führungsebene des
Cheongdo-Kwan am 19. Dezember 1955 geschah.
Trotz der Angaben von CHOI und SON verhält es sich unserer Ansicht nach so, dass
Taekwondo ursprünglich Taesoodo („Weg der schmetternden Tritt-Hand“) genannt wurde?.
Sowohl KEE HWANG und PYONG-JIK RO (nach Frankovich) als auch SOO KIM (nach den
Dussaults) geben „Taesoodo“ als den frühen Namen derjenigen Kampfkunst an, die später
Taekwondo werden sollte. Ebenso unterstützt JONG-ROK KIM vom Kukkiwon diese Ansicht,
indem er sagt, dass die Koreanische Taekwondo-Vereinigung (Korean Taekwondo Association,
KTA) ursprünglich „Korean Tae Soo Do Association“ hieß. Ferner erinnert Shipley daran, dass
„die früheste Organisation, von der ich persönlich weiß, dass sie diesen Namen [Taekwondo]
verwendet hat, war um 1962 die Cheongdo-Kwan-Vereinigung (vorher lief das unter dem
Namen Kongsoodo)“?. Dieser Gebrauch des Namens „Kongsoodo“ sieben Jahre, nachdem
Taekwondo vermutlich eingeführt wurde, ist etwas paradox, weil DUK-SUNG SONG selbst der
Cheftrainer des Cheongdo-Kwan war. Daher wird hier im weiteren Verlauf der Diskussion der
nächsten paar Jahre der Name „Taesoodo“ und nicht „Taekwondo“ verwendet, selbst wenn
weder CHOI noch SON (beides wichtige Autoritäten dieser Jahre) den Gebrauch von
„Taesoodo“ anerkannten.
Nach dem Treffen 1955 ging der Wettstreit zwischen den Kwans die nächsten Jahre weiter.
Eine Zeit lang war KEE HWANGs Korean Tangsoodo Association (Koreanische TangsoodoVereinigung) ziemlich erfolgreich, und HWANGs Versuche, Tangsoodo mit der älteren Kunst
Soobak zu verbinden, schienen sich auszuzahlen. Nach einem Treffen im Juli 1959 verbanden
sich die Korean Kongsoodo Association und die Korean Tangsoodo Association und bildeten
zusammen die Soobakdo Association mit dem Ziel, bei der Korean Amateur Sports Association
(Koreanische Amateursport-Vereinigung, KASA) die Mitgliedschaft zu beantragen. Sie hofften
darauf, durch erneuerte Solidarität Zutritt zu erlangen, da die Soobakdo Association „alle
ursprünglichen Kwans in einer vereinten Gruppierung umfasste“?. Die KASA wies den Antrag
zurück?.
Nach HWANGs Fehlschlag wurde General CHOI der neue Führer des koreanischen Karate-Do.
Er verdankte den Einfluss seines Taesoodo-Stils zum großen Teil seiner Verbindung zum Militär.
Alle koreanischen Männer waren dazu verpflichtet, drei Jahre Militärdienst zu leisten, und im
Milität wurde Taesoodo trainiert, nicht Tangsoodo?. 1959 wurde mit Unterstützung von General
CHOI die Korean Taesoondo Association (KTA) erstmals gegründet. Die Soobakdo Association
ersuchte nach der Zurückweisung durch die KASA politische Unterstützung von HONG-HI CHOI.
Daraufhin fand im September 1959 eine Konferenz zwischen diesen beiden Gruppen statt, was
zur Gründung der neuen Organisation führte?. Als HEE-IL CHO (geb. 1940) 1961 als Träger des 4.
Dan im Tangsoodo zur Armee kam, wurde er Taesoodo-Lehrer und lernte CHOIs ChangheonFormen. Deshalb wird er heutzutage als einer der erstrangigsten Taekwondo-Lehrer angesehen.
Der Einfluss des Militärs war in der Kampfkunst-Szene immer schon sehr groß, und CHOI erntete
den Lohn davon. Zusätzlich wurde der Einfluss des ROK-Militärs sogar noch größer.
Am 16. Mai 1961 wurde die Zweite Republik in Südkorea durch einen Coup d’état
(Staatsstreich) gestürzt und General CHUNG-HEE PARK kam an die Macht. Er wurde Ende 1963
zum Präsidenten der Dritten Republik ausgerufen und 1967 und 1971 wiedergewählt. 1972 löste
er die Nationalversammlung (das Parlament) auf und setzte die Verfassung außer Kraft.
Daraufhin erweiterte er seine Macht und wurde Ende desselben Jahres Präsident der Vierten
Republik. Er wurde im Dezember 1978 erneut wiedergewählt, 1979 aber durch seinen eigenen
Geheimdienstchef ermordet. In dieser Zeit regierte PARK 18 Jahre lang als Diktator über
Südkorea, und sein militärischer Hintergrund hatte enormen Einfluss auf die Entwicklung des
Taekwondo.
Nach dem Staatsstreich traf sich die KTA am 14. September 1961, um General CHOI zum
neuen Präsidenten zu wählen, denn CHOIs Unterstützung des Staatsstreichs verlieh ihm viel
Einfluss bei der Militärregierung?. KEE HWANG und YON-KUE PYANG (Gründer des Jido-Kwan)
protestierten gegen die Entscheidung und verließen die Organisation für immer?. Auch der
Cheongdo-Kwan, damals „die größte zivile Sporthalle Koreas“?, unterstützte nicht KEE HWANGs
Organisation, die Soobakdo Association, sondern kämpfte für die Vereinigung unter der KTA.
Der Widerstand erwies sich als zweckslos. Die KTA wurde am 25. Juni 1962 Mitglied der
KASA und trat im Januar 1964 der Korean Athletic Association bei. Am 24. Oktober 1962
wurde Taesoodo auch offizieller Teilnehmer an den 43. jährlichen Nationalen Festspielen der
ROK?, auch wenn die KTA bis zum 3. November keine Wettbewerbsregeln aufstellte (diese
Regeln sollten bis 1967 viermal geändert werden). 1962 kehrten viele Lehrer wieder zur KTA
zurück, als man beschloss, alle Schwarzgurte erneut zu testen, um nationale Standards
durchzusetzen (was angesichts der offensichtlichen Unterstützung durch die PARK-Regierung
unheilvoll erschien).
KEE HWANG, der Gründer des Mudeuk-Kwan, blieb der auffälligste Gegner der KTA, und als
Folge wurde er von KTA-Anhängern oft belästigt. Die KTA versuchte, dem Mudeuk-Kwan die
Lizenz vom Erziehungsministerium zu entziehen, doch HWANG gewann den Fall beim obersten
Gericht?. Nach Robert Shipley wurde HWANGs Haus als Folge seines Widerstandes gegen die
Taesoodo-Bewegung sogar „von Unbekannten teilweise niedergebrannt“. HWANG zog
schließlich (im Mai 1974) in die USA, wo er seitdem Tangsoodo unterrichtete.
Die nationale Taesoodo-Vereinigung wurde von einem Hang zur Internationalisierung
begleitet. Taesoodo-Showteams besuchten 1959 Südvietnam und Taiwan und die Kunst wurde
(ebenfalls 1959) in den USA eingeführt, danach in Südvietnam (1962), Thailand (1962-63),
Malaysia (1962), Hong Kong (1962-63), Kanada (1964), Singapur (1964), Westdeutschland
(1964), Italien (1965), Türkei (1965) und die Vereinigten Arabischen Emirate (1965). HONG-HI
CHOI hatte Taesoodo 1962 als ehemaliger 2-Sterne-General und Botschafter in Malaysia
persönlich eingeführt?.
Die Bemühungen um Internationalisierung wurden nach der Tokyo-Olympiade 1964 noch
verstärkt. Am 5. August 1965 wurde die KTA in „Korean Taekwondo Association“ umbenannt,
und noch im selben Jahr führte CHOI HONG-HI bei einer Reise durch 14 Länder eine „GoodwillMission des Taekwondo“ an?. Die Tokyo-Spiele inspirierten auch den Präsidenten der KASA,
GWAN-SIK MIN, dazu, 1966 ein Trainingszentrum vorzuschlagen, in dem koreanische Sportler
auf internationale Wettkämpfe vorbereitet werden konnten. Präsident PARK stimmte dem zu. Als
Reaktion darauf wurde am 22. März 1966 die International Taekwondo Federation (ITF) mit
CHOI HONG-HI als Präsident gegründet?. Unter der ITF verbreitete sich Taekwondo in die
Niederlande (1966), nach Taiwan (1967), England (1967) und anderswo. 1967 bildete den Gipfel
von Gen. CHOIs Karriere in Korea. In diesem Jahr lud er MASUTATSU OYAMA, damals einer der
bekanntesten Karateka in Japan, nach Seoul ein, um über einen möglichen Wechsel von OYAMAs
Kyokushinkai Karate-Do zum Taekwondo zu verhandeln.
Taekwondo wurde im Korea der 1970er Jahre immer wichtiger. Am 19. November 1971
begann die Erbauung des Kukkiwon, des Seouler Taekwondo-Hauptquartiers, welches am 30.
November 1972 eingeweiht wurde. Am 14. Februar 1972 wurde Taekwondo in den offiziellen
Stundenplan koreanischer Grundschulen und am 31. August in den der Mittelschulen
aufgenommen. Am 5. Dezember 1972 wurde die National High School and Middle School
Taekwondo Federation gegründet, gefolgt am 28. Dezember von der National Collegiate
Taekwondo Federation.
Im Jahre 1973 kam es zur Spaltung zwischen HONG-HI CHOI und der KTA. CHOI hatte die
Absicht, 1974 nach Toronto zu ziehen und das ITF-Hauptquartier mit zu nehmen. Dieses
Vorhaben bestürzte UN-YONG KIM, Präsident der KTA, weil er der Meinung war, dass das
internationale Taekwondo-Hauptquartier in Korea verbleiben sollte. Die Folge war, dass KIM die
Verbindung zwischen KTA und ITF auflöste und die Bildung einer neuen Organisation
unterstützte, der World Taekwondo Federation (WTF). Sie wurde während der ersten
Taekwondo-Weltmeisterschaft, die vom 25. bis 28. Mai 1973 im Kukkiwon durchgeführt wurde,
gegründet. Das erste Treffen fand am 26. Mai statt, und am letzten Tag des Turniers wurde die
Organisation offiziell eingerichtet. CHOIs Antwort war, dass er ein Jahr später mit Hilfe von J.C.
KIM die ITF Taekwondo-Weltmeisterschaft in Montreal durchführte und damit seine Absicht klar
machte, mit der Seouler WTF zu konkurrieren.
Der Graben zwischen der ITF und der WTF vergrößerte sich mit den Jahren. HONG-HI CHOI
denunzierte ROK-Präsident CHUNG-HEE PARK öffentlich im September 1977 und beschuldigte
ihn, „Taekwon-Do für seine politischen Absichten zu benutzen“?. Auch machte CHOI Nordkorea
verschiedene Friedensangebote und führte im Jahre 1981 ein Showteam für 10 Tage in dieses
Land. Dort traf er nicht nur seinen Bruder (den er seit über 20 Jahren nicht mehr gesehen hatte)
und eine seiner Tanten, sondern auch Präsident Kim Il-Sung, der solche Audienzen nur zu sehr
seltenen Gelegenheiten gewährte. Somit ist CHOI die Ausbreitung des Taekwondo in Nordkorea
zu verdanken, und dies ist sein Beitrag zur koreanischen Wiedervereinigung. Die Folge seiner
Bemühungen um Nordkorea sind, dass ihn einige Südkoreaner als Verräter ansehen.
Dieses sind also die Gründerjahre des Taekwondo, das als Kongsoodo anfing. War es
anfänglich nahezu identisch mit japanischem Karate-Do, das während der japanischen
Besatzungszeit gelernt wurde, entwickelte Kongsoodo in den 1950ern neue nationalistische
Paradigmen, unter anderem KEE HWANGs Tangsoodo und HONG-HI CHOIs Taekwondo. HWANG
versuchte, Tangsoodo mit der chinesisch beeinflussten Kunst des Soobak zu verbinden, während
CHOI Taekwondo mit der einheimischen Kunst des Taekkyon verknüpfte. Sowohl Soobak als
auch Taekkyon repräsentierte für viele Koreaner die Reinheit der Nation vor der japanischen
Invasion. Mit dem militärischen Staatsstreich 1961 erreichte CHOIs Traum die Oberhand und
1973 war Taekwondo über die ganze Welt verteilt und erblühte als ein einzigartiger Kick-Stil.
Viele Koreaner mögen es nicht, zuzugeben, was sie den chinesischen und japanischen
Kampfkünsten verdanken, weil sie denken, dass diese frühere Abhängigkeit den gegenwärtigen
Status des Taekwondo beeinträchtigen kann. Dem ist nicht so. Erstens würden dieselben
chinesischen Wurzeln, die Taekwondo schwächen sollten, gleichermaßen Okinawa-Kempo und
japanisches Karate-Do beeinträchtigen, die beide vom chinesischen Quan-Fa abstammen.
Taekwondos Stellung als eine eigenständige Kampfkunst ist gesichert. Es ist zwar richtig, dass
Taekwondo einst bloß koreanisches Karate-Do war, aber es hat sich inzwischen, unter der
Leitung der WTF und anderer Organisationen, zu einer eigenständigen koreanischen Form
entwickelt. Zweitens fing Karate-Do, wie es heutzutage in den USA praktiziert wird, zum
großen Teil ursprünglich als Kongsoodo an. ATLEE CHITTIM lernte 1948 Kongsoodo in Korea
und schloss sich bei seiner Rückkehr der U.S. Karate Association an. 1956 ermöglichte er dem
„Vater des amerikanischen Taekwondo“, JHOON RHEE, die Einreise in die USA. Ein Schüler
RHEEs, ALLEN STEEN, wird von John Corcoran als „Pionier“ des „Amerikanischen
Karate“ bezeichnet, obgleich STEEN ursprünglich Kongsoodo gelernt hatte. Zu STEENs Schülern
zählen solche Größen wie PAT BURLESON („der ‚Pate’ der offenen Tunierkämpfe in Amerika“),
SKIPPER MULLINS („amerikanischer Karate-Champion“), FRED WREN (ein weiterer
„amerikanischer Karate-Champion“) und MIKE ANDERSON (ein „amerikanischer KaratePionier“). ERNEST LIEB lernte Kongsoodo unter IL-SUP CHUN und wurde später erster
Vorsitzender der Amateur Athletic Union (AAU), Abteilung Karate, und Präsident der American
Karate Association. Alle diese Beispiele zeigen klar, dass koreanische Trainer weitgehend für die
Verbreitung des Karate-Do in Amerika verantwortlich waren und sich dafür den Respekt der
anderen Karateka verdienten. Zuletzt, und vermutlich am wichtigsten, sind der kometenartige
Aufstieg des Taekwondo zum Ruhm und sein faktischer Bekanntheitsgrad selbst Bestätigungen
seiner Gültigkeit.
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Anmerkungen zur Übersetzung
Die vorliegende Übersetzung gibt den vollständigen Text von Dakin Burdicks TaekwondoGeschichte (in der Version vom 1. März 1999) wieder, mit folgenden Ausnahmen:
• In den „Anmerkungen des Autors“ wurden die Bemerkungen zur Art der
Romanisierung koreanischer Ausdrücke weggelassen, weil hier eine andere Schreibweise
verwendet wird;
• ebenfalls dort wurden die Angaben zum Vervielfältigungsrecht dahin gehend
zusammen gefasst, dass der ganze Artikel nunmehr unter die GNU General Public
License, Version 2, fällt.
• Im Haupttext wurde der Gründungszeitraum des Taekwondo auf „45
Jahre“ erweitert und die Olympischen Spiele „2004 in Athen“ wurden hinzu gefügt.
• Alle weiteren inhaltlichen Änderungen und Ergänzungen wurden in die Endnoten
ausgelagert.
Bei der Romanisierung koreanischer Ausdrücke orientieren wir uns in der Übersetzung
weitgehend an dem revisionierten Südkoreanischen Romanisierungssystem vom Juli 2000
(Details unter www.korea.net/korea/kor_loca.asp?code=A020303), und zwar hauptsächlich aus
dem Grund, weil uns das klassische McCune-Reischauer-System (http://mccune-reischauer.org)
von 1937 fürs Internetzeitalter nicht mehr zweckmäßig erscheint. Eigennamen werden weiterhin
in der üblichen Weise geschrieben, die Namen der Taekwondo-Schulen (Kwan) werden dagegen
allesamt nach dem koreanischen System romanisiert. Einige bekannte Ausdrücke wurden in der
alten Form beibehalten, andere wurden geändert:
•
beibehalten: Soobak, Kongsoodo, Tangsoodo, Taesoodo
•
geändert: Goguryeo, Silla, Geumgang, Muye Dobo Tongji, Kwonbeop, Ssireum
In den Endnoten wird auf zwei Arbeiten verwiesen, die in dem Originalartikel nicht
berücksichtigt werden konnten, da der erste eine deutsche Diplomarbeit ist, und der zweite
zeitlich nach dem vorliegenden Artikel veröffentlicht wurde. Die Arbeiten sind:
GU, HYOSUNG, Aggression, Nationalismus und Kampfsport in Ostasien, Uni Hamburg,
Diplomarbeit, WS 1993/94; http://www.argedon.de/akka/t_lehre/his_k.htm
KANG, WON SIK & LEE, KYONG MYONG, Portions of The Modern History of TaeKwonDo,
Bokyung Moonhwasa, Seoul 1999; zu finden unter
http://www.martialartsresource.com/anonftp/pub/the_dojang/digests/history.html, und als pdfDatei unter http://www.stanford.edu/group/Taekwondo/documents/tkd_history.pdf. (Man sei
allerdings auch vorgewarnt, dass dort die spätere Rolle der WTF, insbesondere die Kim UnYongs, der inzwischen wegen Veruntreuung und Bestechung verurteilt und verhaftet wurde, eher
einseitig dargestellt und gegen Ende zunehmend glorifiziert wird.)
Zu Fragen übersetzungstechnischer Art kontaktieren Sie bitte den Übersetzer: ?.