Originalien
Anaesthesist 2004 · 53:543–550
DOI 10.1007/s00101-004-0679-z
Online publiziert: 14. April 2004
© Springer-Verlag 2004
A. Thierbach · T. Piepho · B. Wolcke · S. Küster · W. Dick
Klinik für Anästhesiologie, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz
Präklinische Sicherung
der Atemwege
Erfolgsraten und Komplikationen
Hintergrund und Fragestellung
SicherungundKontrollederAtemwege
zurGewährleistungeinerausreichenden
OxygenierungundzumSchutzvorAspirationgehörenzudenzentralenZielen
derpräklinischenNotfallmedizin.DieseAnforderungen entsprechen denen,
dieimRahmeneinerAllgemeinanästhesiefüreinenoperativenoderdiagnostischenEingriffzuerfüllensind.
DiepräklinischenVerhältnissesind
jedochmitdeneninderklinischenAnästhesienichtvergleichbar.Unterschiedebestehenv.a.inderQualifikationdes
Personals,denUmgebungsbedingungen,
demZustanddesPatientenundderverfügbarenAusrüstung.
DieUmgebungsbedingungeninder
präklinischenNotfallmedizinunterscheidensichhäufigdeutlichvondenenin
derklinischenAnästhesie.WitterungseinflüssewieRegenoderKälte,mangelndeBeleuchtungoderdereingeschränkte
ZugangzumPatientenstellentypische
Problemedar.
MaßnahmenzurSicherungderAtemwegewerdenpräklinischabererstdann
erforderlich, wenn eine notfallmäßigeoderdringlicheIndikationzuihrer
Durchführung vorliegt [26]. Beispiele
hierfürsindPatientenmitApnoe,schwererHypoxieodergroßerAspirationsgefahr.
DiebeschriebenenumgebungsspezifischenundpatientenimmanentenFaktorenkönnenerheblichenEinflussaufdas
präklinischeManagementderAtemwegenehmen.
In Abhängigkeit von dem ursächlichenEreignisundderQualifikationdesjenigen,derdieMaßnahmenvornimmt,
werdeninderLiteratursehrunterschiedlicheErfolgsratenfürdieendotracheale
Intubationgenannt.
NebenderreinenErfolgsratewurden
jedochdieNebenwirkungenderMaßnahmen,dieimZusammenhangmitderSicherungderAtemwegestehen,bislang
wenigbeachtet.
GefürchteteKomplikationenmitunmittelbarenKonsequenzenfürMorbiditätundMortalitätvonNotfallpatienten
sindinsbesonderedieunerkannteösophagealeFehlintubationoderdieakzidentelleExtubation,dieeinseitigeIntubationeinesHauptbronchussowiediemassiveAspirationvonMageninhalt.
Andere Komplikationen betreffen
nichtunmittelbarlebensbedrohlicheEreignisse,wietechnischeDefekte,VerletzungenderSchleimhautodervonZähnen
bzw.Broncho-undLaryngospasmen.
DieInzidenzvonKomplikationenund
unerwünschtenEreignissenbeiderSicherungderAtemwegeinderanästhesiologischenRoutineoderinderNotaufnahme
warGegenstandzahlreicherPublikationen.Exemplarischwerdenhierlediglich
einigeArbeitenaufgeführt,diesowohl
prospektiveUntersuchungenalsauchretrospektiveAnalysenvonSchadensersatzklagenumfassen[6,13,18,21,32,20].
ImGegensatzdazugibtesvergleichsweisewenigeStudien,diesichmitder
präklinischenSicherungderAtemwege
unddendabeiauftretendenKomplikationenbeschäftigen.DerGroßteildieser
UntersuchungenbeschreibtTeilaspekte
derSicherungderAtemwege,wiedieIntubationvonKindern[6,22],denEinsatz
vonMuskelrelaxanzien[19]oderdieNebenwirkungeneinzelnerHilfsmittel[2,4,
12,25,29].
Präklinische Daten aus dem angloamerikanischenRaumsindwegender
unterschiedlichenRettungsdienstsystemelediglicheingeschränktmitderSituationinMitteleuropazuvergleichen.DarüberhinauskanneineretrospektiveDatenerhebungniemalsalleKomplikationenundunerwünschtenEreignisseerfassen,diesichimZusammenhangmitdem
präklinischenManagementderAtemwegeereignen.
LediglichAdnet et al. [1] berichten
übersignifikanteUnterschiedezwischen
sog.mechanischenundallgemeinenKomplikationenbeiPatienten,dieaufgrundeinesHerz-Kreislauf-Stillstandsodereiner
anderenUrsacheintubiertwurden.
DievorliegendeUntersuchunghatte
dasZiel,nebenderErfolgsrateprospektiv
alleKomplikationenundunerwünschten
EreignisseimZusammenhangmitderSicherungderAtemwegedurchNotärzte
zuerfassen.
Studiendesign und
Untersuchungsmethoden
IneinemZeitraumvon36Monaten(August1999bisJuli2002)wurdenallePatiDie Arbeit enthält Teile der Inaugural-Dissertation
von Herrn S. Küster an der Johannes GutenbergUniversität Mainz.
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Originalien
Abb. 1 ▲ Fragebogen zur Datenerfassung
entenindieUntersuchungeinbezogen,
beidenendieNotärzteeinesStandorts
einepräklinischeSicherungderAtemwegedurchführten.
Der Notarztstandort versorgt ca.
250.000Einwohner, die in einer mittelgroßen Stadt und in Teilen eines
LandkreisesaufeinerFlächevonrund
500km2leben.
Die Datenerfassung fand prospektivaufbodengebundenenRettungsmittelnstatt,dieausschließlichdurchÄrzteeinerAnästhesieabteilungbesetztwerden.VoraussetzungfürdieärztlicheTätigkeitandiesemStandortwareineder
neuenZusatzbezeichungNotfallmedizin
vergleichbareQualifikation.DarüberhinauswurdevordemEinsatzalsNotarzt
einemindestens3-jährigeanästhesiologischeWeiterbildungvorausgesetzt;nahezu 50% der Einsätze wurden durch
FachärztefürAnästhesiedurchgeführt.
AusreichendeKenntnisseundFertigkeitendesManagementsderAtemwegesowiedieKenntnisdesinternenAlgorith-
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mus[28]wurdenregelmäßigüberprüft
undtrainiert.
AlsgenerelleIndikationenzurSicherungderAtemwegegaltendieKriterien
„Apnoe“,„ausgeprägterespiratorischeInsuffizienz“,„einWertvonwenigerals9
imGlasgow-Coma-Score“,Patientenmit
„Poly-“ oder „schweren Schädel-HirnTraumata“sowie„großerAspirationsgefahr“,diesichnichtmitwenigerinvasivenMaßnahmenbeseitigenlies.
UnabhängigvondieserUntersuchung
erfolgte die notärztliche Therapie anhandvonLeitlinienundAlgorithmen.AußerdemwurdendieProtokolleallerNotarzteinsätzedurchdenärztlichenLeiter
desNotarztstandortsregelmäßigüberprüft,umeineneinheitlichenBehandlungsstandardzugewährleisten.
DieKontrollederkorrektenLagedes
Endotrachealtubuserfolgtenacheinem
standardisiertenAblauf, der klinische
undapparativeMethodenumfasste.Bei
der Intubation wurden nach MöglichkeitderVerlaufdesTubusunddieLa-
gederschwarzenMarkierungzwischen
denStimmbändernalssicheresZeichen
derkorrektenTubuslageobjektiviert.AnschließenderfolgtenmitderAuskultationvonThoraxundEpigastrium2weitereklinischeTests,diejedochkeinesicherenZeichendarstellen.Zusätzlichwurde
anschließendeineKapnometriebegonnen,umbeiallenPatientenmitSpontankreislaufeinenweiterenNachweisder
LagedesEndotrachealtubuszuerhalten.
DieErhebungderDatenerfolgtemit
einemFragebogen(⊡Abb. 1),denderjeweiligeNotarztwährendoderunmittelbarnachjedemEinsatz,beidemMaßnahmenzurSicherungderAtemwegeerforderlichwurden,ausfüllte.DieDatenerfassungwarinBezugaufdiePatientenunddieNotärzteanonymisiert.Die
DokumentationderLeitstellennummer
dientelediglichzurKontrollederErfassungallerPatienten.
Komplikationen und unerwünschteEreignissekonntenindenimFragebogengenanntenAuswahlfeldernoder,
fallsnichtgenannt,alsFreitextfestgehaltenwerden.
MitHilfedesComputerprogramms
„FileMakerPro(Version4.1;FileMaker
Inc. USA)“ wurden die Korrelationen
dereinzelnenParameteruntereinander
überprüftundmit„SPSS(Version10.0;
SPSSInc.,USA)“ausgewertet.Einp-Wert
<0,05wurdeimWilcoxon-TestfürunverbundeneStichprobenalssignifikantangesehen.
Ergebnisse
WährendderStudienphaseerfolgtedieErfassungderDatenvoninsgesamt598Patienten.DerAltersmedianderPatienten
betrug65Jahre(Minimum1Monat;Maximum101Jahre).VondenMaßnahmen
wurden2,6%beiKindernoderJugendlichenbiszum14.Lebensjahrdurchgeführt.MännlichePatientenhatteneinen
Anteilvon61,6%.
DiedurchdenNotarztgestelltenDiagnosenbeiPatientenmiteinerIndikationzurSicherungderAtemwegebetrafen zu 72,4% nichttraumatische UrsachenwieakuteErkrankungen.BeiweiblichenPatientenwurdenkardiopulmonale(25,3%)undneurologische(15,8%)
ErkrankungenimVergleichzumännli-
Zusammenfassung · Abstract
chenPatientenhäufigeralsBegründung
fürdieSicherungderAtemwegeaufgeführt.BeimännlichenPatientenhingegenführtensowohlHerz-Kreislauf-Stillstände(38,2%)alsauchschwereTraumata(12,4%)häufigerzueinerSicherung
derAtemwege(⊡Abb. 2).
DieabsoluteErfolgsratefürdieSicherungderAtemwegelagbei100%.Kein
Patient,dereinerSicherungseinerAtemwegebedurfte,wurdemitungesicherten
Atemwegen,z.B.unterBeutel-MaskenBeatmung,ineineKlinikeingeliefert.
Von den 598 dokumentiertenAtemwegssicherungenverliefen479(80,1%)
unauffällig.Bei19,9%derPatientenwurdenunerwünschteEreignisseoderKomplikationendokumentiert.MehrereunerwünschteEreignisseoderKomplikationenließensichlediglichbei4,5%der
Patientenregistrieren.
DasamhäufigstendokumentierteunerwünschteEreigniswardieNotwendigkeitvonmehralseinemIntubationsversuchzurSicherungderAtemwege(⊡Tabelle 1).Bei85,4%allerPatientengelang
dieendotrachealeIntubationimersten
Versuch.Beilediglich2,7%warenmehr
als2Versucheerforderlich,bei1,5%(9Patienten)wurdennachdem3.erfolglosen
IntubationsversuchsupralaryngealeHilfsmittel,wiederKombitubus(7Patienten),
dieLarynxmaske(1Patient)odereineKrikothyreotomie(1Patient),angewendet.
Der Vergleich zwischen dem GeschlechtderPatientenundderAnzahl
derzurSicherungderAtemwegeerforderlichenVersuchezeigte,dassbeiMännern
signifikanthäufigeralsbeiFrauenmehr
alseinVersucherforderlichwar.WeiblichePatientenkonntenzu90,5%imerstenVersuchintubiertwerden,männliche
Patientenlediglichin81,7%(p=0,02).
PatientenmitschwerenTraumatawiesensignifikanthäufigerunerwünschte
EreignisseundKomplikationenalsnichttraumatisiertePatientenauf(p=0,001).
Bei31,1%dertraumatisiertenPatienten
wurdemindestenseinEreignisdokumentiert.ImVergleichdazulagdieRateder
nichttraumatisiertenPatientenfürein
odermehrereunerwünschteEreignisse
mit18,7%deutlichniedriger.AuchdieAnzahlderzurIntubationbenötigtenVersuchewarbeitraumatisiertenPatientensignifikanterhöht(p=0,007;⊡Abb. 3).
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Präklinische Sicherung der Atemwege. Erfolgsraten und Komplikationen
Zusammenfassung
Hintergrund. Oxygenierung und Ventilation sowie der Schutz vor Aspiration haben für Notfallpatienten eine hohe Priorität. Die präklinischen Verhältnisse sind jedoch mit denen der klinischen
Anästhesie nicht vergleichbar. Spezifische Daten
über die Häufigkeit von potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen und weniger gravierenden unerwünschten Ereignissen im Rahmen der
Sicherung der Atemwege durch Notärzte liegen
bisher nicht vor.
Material und Methoden. In einer prospektiven
Untersuchung wurden in einem Zeitraum von
36 Monaten alle – überwiegend durch Notärzte –
getroffenen Maßnahmen zur präklinischen Sicherung der Atemwege mit ihren Auswirkungen auf
die Patienten erfasst.
Ergebnisse. Insgesamt konnten 598 Patienten
in die Studie eingeschlossen werden; bei allen
wurden die Atemwege erfolgreich gesichert. In
bis zu 3 Versuchen wurden 98,5% der Patienten
orotracheal intubiert, bei 84,6% war lediglich
1 Intubationsversuch erforderlich, 9 Patienten bedurften eines anderen Verfahrens der präklinischen Sicherung der Atemwege, wie des Kombitubus. Über 80% der Maßnahmen verliefen ohne
Komplikationen oder unerwünschte Ereignisse,
potenziell lebensbedrohliche Komplikationen traten mit insgesamt 9% selten auf.
Schlussfolgerung. Erfolgt die präklinische
Sicherung der Atemwege durch in der Sicherung
der Atemwege qualifizierte Notärzte, ist mit geringer Komplikations- und hohen Erfolgsrate zu
rechnen.
Schlüsselwörter
Intubation ·
Präklinische Sicherung der Atemwege ·
Komplikationen · Morbidität · Notfallmedizin
Prehospital emergency airway management procedures.
Success rates and complications
Abstract
Background. Oxygenation and ventilation as
well as prevention of aspiration are of vital importance for emergency patients. Prehospital airway management is not comparable to clinical
anaesthesia. However, prehospital data of the
occurrence of potential life-threatening complications and less severe adverse events of airway
management procedures by emergency physicians are not yet available.
Methods. All airway management procedures
predominantly performed by emergency physicians over a period of 36 months were recorded
prospectively.
Results. Data of 598 consecutive patients were
collected, in all patients prehospital airway management could be accomplished successfully.
Of the patients 98.5% were successfully intuba-
ted endotracheally with a maximum of
3 attempts, 84.6% of patients were intubated at
the first attempt, and in 9 patients other techniques such as the Combitube were required. In
more than 80% of procedures, no complications
or adverse events were recorded and potentially
life-threatening complications occurred in 9% of
patients only.
Conclusions. Prehospital airway management
by emergency physicians experienced in anaesthesia is associated with low complication and
high success rates.
Keywords
Intubation · Prehospital airway management ·
Complications · Morbidity · Emergency medicine
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Originalien
Abb. 2 ▲ Diagnosen in Abhängigkeit vom Geschlecht der Patienten
Abb. 3 ▲ Diagnosen (n=598) in Abhängigkeit von der Anzahl der Versuche (p=0,007)
DieAspiration – für diese UntersuchungdefiniertalsimRahmenderdirektenLaryngoskopieinderGlottissichtbareFlüssigkeitenoderfesteFremdkörper
–tratmit5,0%alszweithäufigstesEreignisauf.
Bei10dervonNotärztenintubierten
PatientenergabdiesichunmittelbaranschließendeKontrolleeineösophageale
Tubusfehllage.BeijedemdieserPatientenwarderzweiteIntubationsversucherfolgreich.EineendobronchialeTubusfehllagewurdebei5Patientenerkanntund
unmittelbarkorrigiert.
Nichtärztliches RettungsdienstpersonaloderzufälliganwesendeÄrzteunternahmenbeiinsgesamt16PatientenIntubationsversuchevordemEintreffendesNotarztes.Bei9dieserPatientenbestandbeim
EintreffendesNotarzteseineprimärunerkannteösophagealeTubusfehllage,dievon
diesementwederbeiderdirektenLaryngoskopieoder–bei2Patienten–durchdie
Kapnometrienachgewiesenwurde.
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Diskussion
Die endotracheale Intubation im RahmenderqualifiziertenpräklinischenVersorgungvonNotfallpatientenwirdseit
JahrenalsMethodederWahlfürdieSicherung derAtemwege, zumindest im
RahmenvonReanimationsmaßnahmen,
bezeichnet[7].NachteiledieserTechnik
betreffen jedoch die insbesondere bei
NotfallpatientenerforderlicheErfahrung
mitderTechnikderdirektenLaryngoskopie,aberauchdieKontrolleunddieVerifikationderLagederTubusspitzeinder
Trachea.
Durch dasVorgehen anhand eines
Algorithmus,derdieeinzelnenSchritte
zurSicherungderAtemwegeinAbhängigkeitvomaktuellenStandderWissenschaft,vonderQualifikationdesPersonalssowiederverfügbarenAusrüstung
festschreibt,könnenunerwünschteEreignisseundKomplikationenreduziertwerden[8].EinstandardisiertesVorgehenan-
handvonAlgorithmenvereinfachtdie
KommunikationimTeamunddieDurchführung der Maßnahmen, wenn alle
TeammitgliederdieAbfolgedererforderlichenSchritteunddenEinsatzderAusrüstungkennen.DieimVorfeldfestgelegteAnwendungalternativersupralaryngealerTechniken,wiedesKombitubus,bei
bestimmtenIndikationenstellteineweitereMaßnahmezurVerbesserungderSicherheitderPatientendar.
DieDatenerfassungerfolgtemitHilfe
einesFragebogens.DadieerhobenenDatenvondenbeteiligtenNotärztenselbst,
wennauchinanonymisierterForm,erhobenwurden,bestehtdieGefahreiner
subjektivenInterpretationderErgebnisse.AußerdemkonntendieNotärztelediglichdiejenigenEreignisseundKomplikationenerfassen,diewährendderpräklinischenDiagnostikundTherapiedeutlichwurden.
TrotzdembetrugdieInzidenzvonunerwünschtenEreignissenundKomplikationenindervorliegendenUntersuchung
19,9%undlagdamitüberdenAngaben
vonAdnetetal.,diefürPatientenohne
Herz-Kreislauf-StillstandeineRatemechanischerKomplikationenvon15,9%
beschreiben[1].IneinigenPublikationen
wurdederVersuchunternommen,Komplikationen in lebensbedrohliche und
nichtlebensbedrohliche unerwünschte
Ereignissezuklassifizieren[14,23].Der
WerteinersolchenKlassifizierungistjedochbegrenzt,daauchprimärnichtlebensbedrohlicheunerwünschteEreignisseineinervitalenGefährdungdesPatientenresultierenkönnen.EinFunktionsfehlerderLichtquelledesLaryngoskopsist
eintypischesundinderRegelundramatischesEreignis,kannjedochohneeinunmittelbarverfügbaresErsatzgerätschwerwiegendeundpotenziellvitalbedrohlicheKomplikationennachsichziehen.
DieErfolgsratevon100%fürdieSicherungderAtemwegeliegtüberdervonanderen Studien aus der Notfallmedizin.
AuchbeimVergleichderErfolgsrateder
ersten 3Intubationsversuche konnten
diePatientenindieserUntersuchunginnerhalbvonwenigerVersuchenintubiert
werden(⊡Tabelle 2).
Adnetetal.beschriebenbeipräklinischenIntubationen,dievonFachärzten
fürAnästhesie(3,8%),erfahrenenNotärz-
ten(68,0%),Assistenzärzten(10,8%)und
Anästhesiepflegekräften(17,4%)durchgeführtwurden,eineabsoluteErfolgsrate
von99,1%undeineErfolgsratevon67,4%
imerstenVersuch[1].WährendindervorliegendenUntersuchungin2,7%eindritterVersuchoderdieAnwendungeineralternativenTechnikerforderlichwar,war
diesbeiAdnetetal.in12,1%allerPatientenerforderlich.IneinerUntersuchung
vonOrliaguetetal.[15]zurpräklinischen
ErfolgsratederendotrachealenIntubationdurchNotärztebetrugdieseimerstenVersuch74,5%.In13,3%warenmehr
als2VersucheodereinVerfahrenswechselerforderlich.
ErfolgtendieMaßnahmenzurSicherungderAtemwege–wieindenVereinigtenStaatenvonAmerika–durchnichtärztliches Rettungsdienstpersonal, lag
dieabsoluteErfolgsrateteilweiseerheblichniedriger.InAbhängigkeitvonder
AusbildungdesPersonals,derverwendetenTechnik,demEinsatzvonAnästhetikasowiederUrsachederAtemstörung
desPatientenbetrugdieabsoluteErfolgsratezwischen50%und97%[9,10,14,17,
30,31].
DiedeutlichenUnterschiedeimVergleich zwischen verschiedenen Untersuchungen sind vermutlich durch die
persönliche Erfahrung der beteiligten
NotärztemitderSicherungschwieriger
Atemwege,dasArbeitenanhanddefinierterAlgorithmenunddieVerfügbarkeit
vonbestimmtensupralaryngealenHilfsmitteln,wiedemKombitubus,bedingt.
DasGeschlechtsverhältnisvonmännlichenzuweiblichenPatientenlaginder
vorliegendenUntersuchungbei1,6.Bei
Adnetetal.[1](1,97)undJacobsetal.[9]
(2,7)wardieGeschlechtsverteilungnoch
deutlicherzumännlichenPatientenhin
verschoben.UrsachefürdiesesMissverhältniskanndieTatsachesein,dassvor
allemschwereTraumata[11]undHerzKreislauf-StillständebeiMännernhäufigeralsbeiFrauenauftreten.
BeimHerz-Kreislauf-Stillstandkann
dieNotwendigkeiteinerschnellstmöglichenSicherungderAtemwegezuunerwünschtenEreignissenundKomplikationenführen,nacheinerschwerenTraumatisierungmussimmermitdirekten
oderindirektenAuswirkungenaufdie
Atemwegegerechnetwerden.Frakturen
Tabelle 1
Alle unerwünschten Ereignisse und Komplikationen (in Prozent; n=201)
Unerwünschte Ereignisse
und Komplikationen
Gesamt
Männliche Patienten
Weibliche Patienten
Mehrere Intubationsversuchea
14,4
18,3
9,5
Aspiration
5,0
5,6
4,5
Ösophageale Tubusfehllage
3,2
3,7
2,7
Erbrechen
1,8
2,8
0,5
Schleimhautverletzung
1,7
1,4
2,3
Technischer Defekt,
z. B. des Laryngoskops
1,2
1,1
1,4
Endobronchiale Intubation
0,8
0,8
0,9
Intubation unmöglich
0,7
0,3
1,4
Bronchospasmus
0,5
0,6
0,5
Tubus abgeknickt
0,3
0,3
0,5
Zahnschäden
0,3
0,6
0,0
Glottisödem
0,2
0,3
0,0
Sonstige
3,5
4,5
2,3
aGeschlechtsspezifische Unterschiede, p=0,02
Tabelle 2
Erfolgsraten der präklinischen Sicherung der Atemwege durch Notärzte
(in Prozent)
Adnet et al. [1]
Orliaguet et al. [15]
Eigene Ergebnisse
Versuch 1
67,4
74,5
85,4
Versuch 2
20,4
14,8
10,4
Versuch 3
11,3
8,1
2,7
0,9
2,6
1,5
Anderes Verfahren
desGesichtsschädels,eineimmobilisierte Halswirbelsäule oder Blutungen in
den oberen Respirationstrakt können
dieSichtaufdenLarynxbeiderdirekten
Laryngoskopieerschweren.Häufigwird
beidieserPatientengruppeauchdiepräklinischeEinleitungeinerAllgemeinanästhesievorderIntubationerforderlich.
IndervorliegendenUntersuchungwaren
beitraumatisiertenPatientensignifikant
mehrVersuchezurSicherungderAtemwegeerforderlichalsbeinichttraumatisiertenPatienten.DieIntubationgelang
beinahezujedemdrittentraumatisiertenPatientennichtbeimerstenVersuch.
Stewartetal.beschreibenbeidieserPatientengruppesogareinedeutlichgeringereErfolgsratealsbeinichttraumatisiertenPatienten[24].
DasRisikoeinerRegurgitationund
nachfolgendenAspirationwirdv.adurch
ReanimationsmaßnahmenundeineBeutel–Masken-BeatmungdesnichtnüchternenPatientenerhöht[25].DiekonsequenteAnwendungdesKrikoiddrucksnach
SellickbeiderBeutel–Masken-Beatmung
unddieschnellstmöglicheSicherungder
Atemwegestellendiewichtigstenpräklinischen Maßnahmen zu ihrerVermeidungdar.VorEintreffendesNotarzteserfolgteindervorliegendenUntersuchung
beiallenapnoischenPatienteneineBeutel–Masken-BeatmungdurchnichtärztlichesRettungsdienstpersonal,jedochhäufigohnedieDurchführungdesKrikoiddrucks.DieAspirationsratevon5,0%in
dieserUntersuchungistmitdemErgebnisvonSchwartzetal.vergleichbar,der
überPatientenberichtet,dieineinerKlinikaußerhalbderAnästhesieabteilung
durchAnästhesistennotfallmäßigintubiertwerdenmussten[21].
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This is
BeieinemVergleichderinverschiedenenUntersuchungengenanntenAspirationsratenistjedochdiejeweiligeDefinitionunddieMethodedesNachweiseszubeachten.Indieserausschließlich
präklinischenUntersuchungkonnteeine
AspirationnurdannmitSicherheitfestgestelltwerden,wennFlüssigkeitenoder
festeFremdkörperbeiderdirektenLaryngoskopieimBereichdesKehlkopfes
sichtbarwaren.
DieÜberprüfungderkorrektenLage
desEndotrachealtubusstellteineunabdingbareMaßnahmeunmittelbarnach
jederIntubationdar,dadieunerkannte Fehlintubation des Ösophagus häufigzuschwerenhypoxischenHirnschädenoderzumToddesPatientenführt.
ZumNachweisderkorrektenTubuslage
stehteineReihevonTechnikenundMethodenzurVerfügung[27],diejedoch
unterpräklinischenBedingungennicht
diegleicheSicherheitwieinderklinischenAnästhesiebieten.Beiallen10Patienten(1,76%),beideneneineösophagealeTubusfehllagenachIntubationsversuchendurcheinenNotarztvorlag,wurdedieseunmittelbarerkanntundbehoben.InderUntersuchungvonAdnetet
al.fandsichmit5,3%(37von691Patienten)einedeutlichhöhereRateösophagealerTubusfehllagen[1],diejedochebenfallsallepräklinischerkanntundbehobenwerdenkonnten.Voneinermit1,8%
ebenfallssehrniedrigenRateösophagealerTubusfehllagenberichtenStewartet
al.,diediepräklinischeIntubationvon
779PatientendurchspeziellqualifizierteParamedicsbzw.Rettungsassistenten
analysierten[24].Vondeninsgesamtbeschriebenen14ösophagealenTubusfehllagenwurdenjedoch3erstbeiAufnahmeindieKlinikerkannt.
SehrbedenklichmussdasErgebnis
stimmen,dassvondeninsgesamt16Patienten,beidenenIntubationsversuche
durchnichtärztlichesRettungsdienstpersonaloderzufälliganwesendeÄrzteunternommenwordenwaren,9beimEintreffendesNotarzteseineprimärunerkannteösophagealeTubusfehllageaufwiesen.AufdasstrikteBefolgeneinesan
diepräklinischeSituationangepassten
AlgorithmuszurKontrollederTubuslagesolltedeswegenunbedingtgeachtet
werden.
DieIntubationeinesderbeidenHauptbronchienkann–insbesonderebeiNotfallpatientenmiteinerStörungdesGasaustausches–raschzueinerschwerwiegendenHypoxämieführen.IndervorliegendenUntersuchungtratdieseKomplikationmit0,8%lediglichsehrseltenauf.
BeiallenPatientenhandelteessichum
Erwachsene.
Bissingeretal.ermitteltenretrospektiv die Häufigkeit unentdeckter endobronchialerIntubationendurchNotärztemithilferadiologischerTechniken[3].
Hierkamin7%derFälleeinezutiefe
einseitigeIntubationerstdurchdieRöntgenaufnahmezurDarstellung.DieringförmigeMarkierungproximaldesTubuscuffs,dienachderIntubationaufHöhe
derStimmbänderliegensoll,stelltbeierwachsenenPatientendieeinzigezuverlässige Methode zurVerifizierung der
korrektenLagederSpitzedesEndotrachealtubusinderTracheaunterpräklinischenBedingungendar[16].EinezusätzlicheKontrollesolltedurchdieAuskultationderLungeerfolgen.
Fazit für die Praxis
Die Sicherung der Atemwege durch Notärzte, die im Rahmen ihrer Tätigkeit als Anästhesisten regelmäßig mit diesbezüglichen Problemen konfrontiert werden, führt zu einer hohen Erfolgsrate bei der Intubation und einer
geringen Rate von Komplikationen und unerwünschten Ergebnissen. Ein regelmäßiges Training der endotrachealen Intubation und alternativer Verfahren, eine Ausrüstung, die supraglottische Hilfsmittel umfasst, sowie die konsequente Befolgung von Algorithmen, können
zu diesem Ergebnis beitragen.
Korrespondierender Autor
Dr. med. A. Thierbach
Klinik für Anästhesiologie,
Johannes Gutenberg-Universität,
Langenbeckstr. 1, 55131, Mainz
E-Mail: Thierbach@uni-mainz.de
Interessenkonflikt: Der korrespondierende Autor
versichert, dass keine Verbindungen mit einer Firma,
deren Produkt in dem Artikel genannt ist, oder einer
Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt, bestehen.
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Der Anaesthesist 6 · 2004
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Buchbesprechung
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Der Anaesthesist 6 · 2004
J. Eckart, H. Forst, H. Burchardi (Hrsg.)
Intensivmedizin
Kompendium und Repetitorium zur interdisziplinären Weiter- und Fortbildung.
9. Ergänzungslieferung 04/2004
Landsberg/Lech: Ecomed Verlagsgesellschaft 2004.
(ISBN 3-609-10189-X)
Bei dem Loseblattwerk „Intensivmedizin“ der
Herausgeber Eckart, Forst und Burchardi handelt es sich um ein Lehrbuch der interdisziplinären Intensivmedizin mit fachübergreifenden
Autorenschaften, in dem die wichtigsten Themen der Intensivmedizin abgehandelt werden.
Die Form des Loseblattwerkes erlaubt eine
kontinuierliche Aktualisierung auf den neuesten Wissensstand und die Erweiterung um
noch nicht ausreichend behandelte Themen.
In der im April 2004 erschienenen 9. Ergänzungslieferung beschäftigt sich W. Müllges
– mit einem besonderen Augenmerk auf das
praktische Vorgehen – mit der Differentialdiagnose des prolongierten Komas. Dieser Beitrag
über ein sehr häufiges intensivmedizinisches
Krankheitsbild ist besonders für den nichtneurologischen Intensivmediziner sehr informativ
und hilfreich im klinischen Alltag.
Schwerpunkt der 9. Ergänzungslieferung
ist die Lunge. Der Beitrag von K. Lewandowski
ermöglicht es dem interessierten Leser, sich
schnell unter Berücksichtigung der aktuellsten
Literatur einen umfassenden Überblick über
Definition, Pathophysiologie, Pathogenese und
Epidemiologie des akuten Lungenversagens zu
verschaffen. Als Reaktion auf den zunehmenden Einsatz der Nicht-invasiven Beatmung in
der Intensivmedizin wurde das Kompendium
„Intensivmedizin“ um den Beitrag von B.
Schönhoffer über nicht-invasive Beatmung als
Therapie akuter respiratorischer Insuffizienz
erweitert. In diesem Beitrag werden wichtige
praxisrelevante Informationen zu dieser
neuen Beatmungsform vermittelt, die vor
allem dem Unerfahrenen es erleichtern, die
nicht-invasive Beatmung bei hyperkapnischer
oder hypoxämischer akuter respiratorischer
Insuffizienz oder zum Weaning vom Respirator
einzusetzen.
Dem hohen klinischen Stellenwert entsprechend wurde der Artikel Flüssigkeitstherapie
bei akutem Lungenversagen von J. Bettecken
und A. Benzig aktualisiert und erweitert. Auch
der Beitrag „Was ist gesichert in der Prophylaxe
und Therapie des akuten Lungenversagens?“
von R. Kopp und R. Rossaint wurde unter
Berücksichtigung der neusten Studien aktualisiert. Im Zeitalter von evidence-based medicine und der Vielfalt der klinisch eingesetzten
Therapieverfahren liegt der Schwerpunkt des
Artikels nun auf der Wertung, inwieweit die
Therapieverfahren auf gesichertem medizinischen Wissen beruhen.
In dem ebenfalls neu hinzugefügten
Kapitel „Die akute Ösophagusvarizenblutung
– Diagnostik und Therapie“ von A. Probst und
H. Messmann werden unter Berücksichtigung
der neusten Verfahren die aktuelle Diagnostik
und Therapie der akuten Ösophagusvarizenblutung dargestellt. Abgerundet wird die 9.
Ergänzungslieferung durch den Beitrag „Peritonitisbehandlung“ heute von H. Bartels und
H. J. Stein.
Wie die vorhergehenden Ergänzungen
vermittelt auch die 9. Ergänzungslieferung
aus dem Loseblattwerk „Intensivmedizin“ in
der Intensivmedizin tätigen Ärzten den theoretischen Hintergrund von praxisrelevanten
intensivmedizinischen Themen. Zudem ist sie
sehr hilfreich bei der praktischen Durchführung einer Intensivtherapie auf aktuellem und
höchsten Niveau.
René Gust (Heidelberg)