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Verbfunktionalität und Ergativität in der Zaza Sprache

Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit war zum einen, die Basisstruktur der Verben der Zaza-Sprache zu entwi-ckeln. Zum zweiten ging es darum das bisher nur oberflächlich behandeltes Thema Ergativität im Zaza detailliert zu untersuchen. Kapitel eins gab einen Überblick über die bedrohte irani-sche Sprache Zazaki und über einige ihre wissenswerten Eigenschaften. Kapitel zwei stellt zunächst die morphologisch und/oder syntaktisch ergativen Sprachen der Welt anhand mehre-rer Beispielen dar. Die Verbfunktionalität des Zaza wird im Kapitel drei behandelt, welches der Kern dieser Arbeit ist. Kapitel vier behandelte das Thema der Ergativität bezogen auf die Zaza-Sprache. Analytischer Ausgangspunkt des zentralen Kapitels drei der Arbeit waren die Konstrukts der Role and Reference Grammar (RRG). Dieses Kapitel nahm sich vor, die Grundstruktur der Verben im Zaza mittels der Instrumente der RRG herauszuarbeiten. Zunächst wurden die syn-taktischen Strukturen der Verben in §3.1 dargestellt. Operatoren, syntaktische Relationen, privilegierte syntaktische Argumente und Junkturen wurden im ersten Teil dieses Kapitels behandelt. Es stellte sich heraus, dass das Zaza interessante Operatoren zur Verfügung stellt. Zum zweiten wurden unter der Rubrik „Semantik“ die lexikalische Darstellung und logische Struktur der Verben sowie ihre Makrorollen untersucht. Zum dritten mussten diejenigen morphosyntaktischen Eigenschaften der Zaza-Verben untersucht werden, die innerhalb der RRG nicht behandelt worden waren. In alldem wurde versucht, meine Darstellung durch zahl-reiche Beispiele zu illustrieren und zu untermauern. Die Frage, ob die morphologischen Stammbildungstypen mit der semantischen Klassen der Verben in direkter Relation stehen, war eines der hauptsätzlichen Ziele dieser Arbeit. Die Prüfung zeigte, dass die Stammbil-dungsmorpheme für die Bildung der semantischen Klassen keine Rolle spielen. Diese Mor-pheme üben aber mehrere morphosyntaktischen Funktionen aus. Sie markieren Diathese, Transitivität, Agentivität und vieles mehr. Durch diese Morpheme sind die Kategorien der Verben eindeutig geregelt. Ein weiteres, für die Frage der Ergativität ebenfalls relevantes Re-sultat war, dass es im Zaza keine Verben gibt, die sowohl intransitiv als auch transitiv sind. Ein Verb ist entweder intransitiv oder transitiv. Die Klasse der atransitiven Verben existiert im Zaza nicht. Kapitel vier präsentierte die Entwicklung der Ergativität in den iranischen Sprachen in histori-scher Reihenfolge vom Anfang bis zu den modernen iranischen Sprachen. Die benachbarten und nahverwandten indischen Sprachen wurden in diesen Teil ebenfalls einbezogen, da sie sehr ähnliche Entwicklungen aufweisen. Anhand der Beispiele von den altiranischen Sprachen Altpersisch und Awestisch stellte sich heraus, dass diese nicht ergativ sind. Auch die altindischen Sprachen wie Vedisch wiesen dieses Charakteristikum nicht auf, sondern waren akkusativisch. Der Anfang der Ergativität liegt sowohl für das iranische als auch für das indi-sche Sprachterritorium im mittleren Stadium. Hierbei war die Entwicklung in den benachbar-ten indischen und iranischen Räumen gleichlaufend. Die Rückkehr zum akkusativischen Sys-tem im neueren Stadium zeigt ebenfalls einen synchronen Werdegang. Während einige indi-sche Sprachen noch eine gespaltene Morphologie haben, haben andere wie Oriya und Bengali eine akkusativische Morphologie. Auch im iranischen Gebiet ist der Rückgang zum ursprünglichen System nicht abgeschlossen. Dementsprechend sind die neuiranischen Sprachen in drei Gruppen zu unterteilen: a. Akkusativische iranische Sprachen (Neupersisch, Dari, Sorani) b. In Umwandlung begriffene iranische Sprachen (Kurmanji) c. (Split-)Ergative iranische Sprachen (Zaza, Pastho, Gorani) Die Ergativität im Zaza ist stabil und daher gehört die Sprache zu Gruppe c. Die ältesten Za-za-Schriften sind auf Anfang des 20. Jahrhunderts datiert. Es sind keine älteren Inschriften überliefert, daher besteht in Bezug auf die Einflüsse auf das Zaza im Hinblick auf die Ergati-vität oder andere linguistische Bereiche große Unklarheit. Obwohl sich dies nicht genau bele-gen lässt, verweisen die vorhandenen außersprachlichen Daten darauf, dass das Zaza die Er-gativität aus seiner ursprünglichen Heimat Dailam übernommen hat. Die Übernahme blieb aber auf die Morphologie beschränkt und schien keinen Einfluss auf die Syntax zu haben. Ein Beispiel von der heutzutage gesprochenen Zaza-Sprache an dieser Stelle kann das ergative System exakt präsentieren. (5.1) a. Kutık-Ø astık-i we-n-o hund-NOM knochen-OBL essenPRÄS-PRÄS-1sg ‘Der Hund frisst den Knochen.’ b. Kutık-i astık-Ø wer-d-Ø hund-OBL knochen-NOM essenPRÄS-PRÄTT2-3sgM ‘Der Hund fraß den Knochen.’ Eine direkte Beziehung zwischen der Verbsystem und der Ergativität im Zaza liegt nicht vor. Wäre das Präteritalsuffix des Zaza standardmäßig für alle Verben /-t/ bzw. /-d/, könnte von einem Zusammenhang gesprochen werden. Das ursprüngliche altiranischen /-ta/-Partizip be-schränkt sich auf eine morphologische Verbgruppe (-t) des Zaza. Diese Weiterentwicklung lässt sich nicht verallgemeinern, dass die Zaza Sprache mehrere präteritalen Suffixe hat. Au-ßerdem ist die Ergativität keine indogermanische Eigenschaft, da diese akkusativisch sind. Außer Hawramani (Gorani) stammen die sprachlichen Daten der iranischen Sprachen von Muttersprachlern, die meistens Akademiker, teilweise Sprachwissenschaftler sind. Die Daten der Informanten befinden sich in Anhang 6.5. Die Beispiele aus dem Zaza stammen aus schriftlichen oder mündlichen Quellen, und wo keine passenden Daten vorlagen, wurden die Beispiele vom Autor selbst geschaffen. Er konnte bis zum sechsten Lebensalter nur die Mut-tersprache Zaza sprechen und verstehen und lernte erst in der Schule Türkisch. In einem Dorf ist er aufgewachsen und hatte sein ganzes Leben lang großes Interesse an seiner Mutterspra-che. Er beherrscht das Zaza in allen Bereichen daher können seine Beispiele als zuverlässig betrachtet werden. Abschließend wird erneut darauf verwiesen, dass die Lage der Zaza-Sprache wie der vieler anderer bedrohter Sprachen auf der Welt keinen Anlass zu Optimismus gibt. Solange die zu-ständigen Regierungen keine gesetzlichen Regelungen zur lokalen Förderung dieser Sprachen treffen, wird ihr Aussterben in naher Zukunft kaum zu verhindern sein. Neben dem Verlust eines interessanten Forschungsgegenstandes würde dies auch den Untergang einer spezifi-schen Art der sprachlichen Weltbetrachtung bedeuten.

Verbfunktionalität‎und‎Ergativität in der Zaza-Sprache Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie (Dr. Phil) durchẊdieẊPhilosophischeẊFakultätẊder Heinrich-Heine-UniversitätẊDüsseldorf 1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Robert D. Van Valin, Jr. 2. Gutachter: Prof. Dr. Fritz Serzisko Vorgelegt von Ilyas Arslan ausẊKöln Düsseldorf,ẊFebruar 2016 ii INHALTSVERZEICHNIS 1 Einleitung .................................................................................................................. 1 1.1 Stand der Forschung ..................................................................................................... 2 1.2 Problemstellung ........................................................................................................... 3 1.2.1 Thematische Relevanz ..................................................................................................................... 5 1.2.2 Aufbau und Arbeitsmethoden ......................................................................................................... 7 Die Zaza-Spra he i 1.3 1.3.1 Verbreitungsgebiet der Zaza-Sprache ............................................................................................. 8 1.3.2 Sprachhistorie ............................................................................................................................... 10 1.3.3 Dialekte ......................................................................................................................................... 11 1.3.3.1 Phonologische Unterschiede ............................................................................................... 12 1.3.3.2 Unterschiede auf morphosyntaktischer Ebene ................................................................... 14 1.3.4 Sozio-linguistische Aspekte ........................................................................................................... 17 1.3.4.1 Im Kerngebiet der Sprache .................................................................................................. 17 1.3.4.2 Im Ausland ........................................................................................................................... 19 1.4 2 Ü er li k ...................................................................................... 7 Linguistische Merkmale .............................................................................................. 20 1.4.1 Morpho-syntax .............................................................................................................................. 20 1.4.2 Phonologisch-phonetische Merkmale ........................................................................................... 22 Theoretische und thematische Grundlagen .............................................................. 23 2.1 Verben ....................................................................................................................... 23 2.1.1 Morphologische Einteilung der Verben ........................................................................................ 25 2.1.2 Role and Reference Grammar (RRG) ............................................................................................. 31 2.1.2.1 2.1.2.1.1 2.1.3 Syntaktische Struktur ........................................................................................................... 35 Operatoren ..................................................................................................................... 36 Semantische Klassifikation der Verben ......................................................................................... 39 Ergati ität .................................................................................................................. 45 2.2 2.2.1 Morphologis he Ergativität ........................................................................................................... 50 2.2.1.1 Kasus .................................................................................................................................... 50 2.2.1.2 Kongruenz ............................................................................................................................ 52 2.2.2 2.2.1.2.1 Ergative Kongruenz als Verbaffix .................................................................................... 52 2.2.1.2.2 Akkusativische Kongruenz vs. Ergativer Kasus ................................................................ 53 Sy taktis he Ergativität ................................................................................................................. 54 2.2.2.1 Diathesenbildung ................................................................................................................. 55 2.2.2.2 NP-Tilgung ............................................................................................................................ 57 iii 2.2.2.3 2.2.3 3 Relativsätze .......................................................................................................................... 58 Gespalte e Ergativität ................................................................................................................... 59 2.2.3.1 (Pro)Nominale...................................................................................................................... 59 2.2.3.2 Spaltung nach Tempora: Tempus-Aspekt-Modus (TAM)-Split ............................................ 60 Verbfunktionalität des Zaza ..................................................................................... 62 Sy taktis he Repräse tatio ...................................................................................... 62 3.1 3.1.1 Syntaktische Relationen ................................................................................................................ 70 3.1.2 Privilegierte syntaktische Argumente ........................................................................................... 72 3.1.3 Operatoren .................................................................................................................................... 75 3.1.3.1 3.1.3.1.1 Aspekt ............................................................................................................................. 77 3.1.3.1.2 Negation .......................................................................................................................... 79 3.1.3.1.3 Directionals ..................................................................................................................... 82 3.1.3.2 Core-Operatoren ................................................................................................................. 89 3.1.3.2.1 Directionals ..................................................................................................................... 89 3.1.3.2.2 Event-Quantifikation ....................................................................................................... 96 3.1.3.2.3 Modalität ........................................................................................................................ 96 3.1.3.3 3.2 Nukleare Operatoren ........................................................................................................... 77 Clause-Operatoren............................................................................................................. 102 3.1.3.3.1 Status ............................................................................................................................ 102 3.1.3.3.2 Tense ............................................................................................................................. 102 3.1.3.3.3 Evidentials ..................................................................................................................... 106 3.1.3.3.4 Illokutio äre Kraft ......................................................................................................... 106 Semantische Darstellung ...........................................................................................109 3.2.1 Lexikalische Darstellung der Verbklassen ................................................................................... 109 3.2.2 Aspektuelle Klassifikation ............................................................................................................ 118 3.2.3 Logische Struktur der Verben ...................................................................................................... 130 3.2.4 Semantische Rollen ..................................................................................................................... 138 3.2.4.1 Thematische Relationen .................................................................................................... 139 3.2.4.2 Makrorollen ....................................................................................................................... 144 3.3 Morphosyntaktische Eigenschaften ...........................................................................151 3.3.1 Stammbildungstypen .................................................................................................................. 152 3.3.2 Diathese ...................................................................................................................................... 154 3.3.3 Voll- und Hilfsverben ................................................................................................................... 157 3.3.4 Funktionsverben.......................................................................................................................... 159 3.3.5 Trennbare/untrennbare Verben ................................................................................................. 160 3.3.6 Regel äßige/u regel äßige Ver e ......................................................................................... 162 iv 4 3.3.7 Modus ......................................................................................................................................... 163 3.3.8 Kasus ........................................................................................................................................... 165 3.3.9 Fazit ............................................................................................................................................. 167 Ergativität in der Zaza-Sprache ...............................................................................168 Die historis he E t i klu g der Ergati ität i de i do-iranischen Sprachen ...............169 4.1 4.1.1 Indische Sprachen ....................................................................................................................... 170 4.1.2 Iranische Sprachen ...................................................................................................................... 174 4.1.3 Neuiranische Sprachen ................................................................................................................ 178 4.1.3.1 Nicht-ergative iranische Sprachen ..................................................................................... 179 4.1.3.2 In Umwandlung befindliche iranische Sprachen ............................................................... 182 4.1.3.3 Split-ergative iranische Sprachen ...................................................................................... 184 4.2 Die Zaza-Sprache .......................................................................................................187 4.2.1 4.2.1.1 Nomina .............................................................................................................................. 194 4.2.1.2 Pronomina ......................................................................................................................... 197 4.2.2 Die Syntax .................................................................................................................................... 198 4.2.2.1 NP-Tilgung .......................................................................................................................... 198 4.2.2.2 Relativkonstruktionen........................................................................................................ 201 4.2.3 4.3 Die Morphologie.......................................................................................................................... 189 Dialektologische Merkmale ......................................................................................................... 203 Fazit ..........................................................................................................................206 5 Zusammenfassung .................................................................................................210 6 Anhänge ................................................................................................................213 6.1 Phonetisches Alphabet der Zaza-Sprache ...................................................................213 6.2 Verbliste ...................................................................................................................215 6.3 Tabellenverzeichniss .................................................................................................223 6.4 Abbildungsverzeichnis ...............................................................................................225 6.5 Sprachinformanten ...................................................................................................226 6.6 Literaturverzeichnis ...................................................................................................227 v vi ɑbkürzungen * ? /…../ [.....] [ABC] ‗......‘ A ABC ABS ABSS ABSA ADJ ADV ACC AKK AKT ANP ANTIPASS AOR ASP AUX BK BL BV DAT dO DIR DP DS ERG ERGA EZ EZF EZM EZP F ff. FUT IMP INF1 INF2 INFL inO intr KONJ KONT KOP KS M MOD MP MPAR MW N NOM NP Ø O OBL ungrammatische sprachliche Einheiten Keine Bedeutung Phonemische Schreibung Cross-Referenz-Stelle Semantische Merkmale SinngemäßeẊẊÜbersetzung Agens Betont Absolutiv Subjekt in Absolutiv Agens in Absolutiv Adjektiv Adverb Accusativ Akkusativ Aktiv Anredepartikel Antipassiv Aorist Aspekt Auxiliar Bindekonsonant Bindelaut Bindevokal Dativ Direktes Objekt Directional Demonstrativpronomen Diathesensuffix Ergativ Agens in Ergativ Ezafe Ezafe Feminin Ezafe Maskulin Ezafe Plural Feminin Die Seite und weitere Seiten Futur Imperfekt Infinitv1 Infinitiv2 InflexionẊfürẊPräsens Indirektes Objekt Intransitiv Konjunktiv Kontinuativ Kopula Kausativsuffix Maskulin Modalität Modalpräfix Modalpartikel Modalwort Nomen Nominativ Nominalphrase Nullmarkierung Objekt Obliquus P PAR PART PASS PERF pl PL.NOM PL.OBL PN PoP PP pp PPAR PPER PRÄS Präs.St PRÄT Prät.St PrP PS PV REF RK RP RPRO s. S. sg SG SGF SGM Ss SOV SOV Str Str S SUF SVO T1 T2 T3 T4 T5 T6 T7 T8 TNS tr V VINF1 VINF2 VKONJ VOS VPRÄS VPRÄT VS VSO VW Patiens Partikel Partizip Passiv Perfekt Personalsuffix am Verb Plural Nominativ Plural Obliquus Pronomen Postposition Personalpronomen Pluralsuffix am Nomen Past Partizip Plusquam Perfekt Präsens Präsensstamm Präteritum Präteritalstamm Präposition Personalsuffix Präverb Reflexiv Relativkomplement Richtungspartikel Reflexivpronom siehe Seite Personalsuffix Singularsuffix am Verb Singularsuffix am Nomen Feminines Singularsuffix am Nomen Maskulines Singularsuffix am Nomen Satz Subjekt-Objekt-Verb Subjekt-Objekt-Verb Transitiver Satz Subjekt kongruiert mit dem intransitiven Verb Subjekt Suffix Subjekt-Verb-Objekt Typ 1 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Typ 5 Typ 6 Typ 7 Typ 8 Tense Transitiv Verb Infinitiv1 Infinitiv2 Konjunktivstamm Verb- Objekt-Subjekt Präsensstamm Präteritalstamm Verbstamm Verb-Subjekt-Objekt Verbwurzel vii Sprachen Ain Air Ap Arm Geo Gil Gor Kur Maz Mp NZ Np Pas SZ Sem Sor Tür Altindisch Altiranisch Altpersisch Armenisch Georgisch Gilaki Gorani Kurmanji Mazandarani Mittelpersisch Norddialekt des Zaza Neupersisch Paschto SüddialektẊdesẊZaza Semnani Sorani Türkisch viii Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand in mehreren Jahren, welche meine Dissertation an der Heinrich-Heine-UniversitätẊDüsseldorfẊist.ẊWährendẊichẊdieseẊɑrbeitẊverfasste,ẊwarẊichẊgleichzeitigẊanẊderẊTunceliẊÜniversitesiẊbeiẊdemẊFachẊ„ZazaẊSpracheẊundẊLiteratur―ẊalsẊDozentẊtätig.Ẋ DieẊ MotivationẊ Ẋ umẊ dasẊ neuẊ eröffnetenẊ FachesẊ derẊ bedrohtenẊ Zaza-Sprache voranzubringen gabẊmirẊständigẊKraft,ẊauchẊunterẊzeitweiseẊverschlechtertenẊBedingungenẊdranẊzuẊbleiben. OhneẊmeinenẊBetreuerẊHerrnẊUniv.ẊProf.ẊDr.ẊVanẊValinẊwäreẊdieseẊɑrbeitẊundenkbar. Er hatte immer Geduld mit meinem langsamen Arbeitstempo. Meine Texte kontrollierte er sehr sorgfältig,ẊermutigteẊmichẊmitẊseinenẊVorschlägenẊundẊKommentaren.ẊIchẊverdankeẊihmẊdarüberẊ hinausẊ jedeẊ erdenkliche,Ẋ hilfreicheẊ UnterstützungẊ undẊ vieleẊ anregendeẊ Diskussionen. Jede Phase dieser Arbeit wurde von ihm intensiv, professionell und warmherzig begleitet. Nicht nur ich, sondern sind die meisten Zaza-Sprecher sindẊdemẊDr.ẊZülfüẊSelcanẊdankbarẊfürẊ seinen Werk "Grammatik der Zaza-Sprache". In dem erklärteẊ er die Feinheiten der ZazaSprache, wovon ich auch viel Gebrauch gemacht habe. Ein besonderer Dank geht an die SprachinformantenẊfürẊdieẊiranischen Sprachen. Mit deren Sprachkompetenz verdienen mehrere MuttersprachlerẊdesẊZazaẊeinenẊherzlichenẊDankẊfürẊdieẊBestätigungẊderẊBeispiele. Den Freunden in DeutschlandẊ binẊ ichẊ dankbar,Ẋ dieẊ jeglicheẊ bürokratischeẊ ɑngelegenheitẊ dieserẊ ɑrbeitẊfürẊmichẊerledigtẊhaben, dass ich aufgrund meines Jobs in derẊTürkeiẊeiniges aus dem Ausland nicht regeln konnte. An besonderer StelleẊwillẊmeinerẊFamilieẊerwähnen,ẊdieẊmichẊimmerẊliebevollẊunterstütztẊhat.Ẋ Meine Familie befreite mich von mehreren Pflichtaufgaben, damit ich in Ruhe arbeiten kann. Ich danke besonders meiner Tochter Rodina 'DieẊSeeleẊderẊWelt'ẊfürẊdieẊ unbewussteẊUnterstützung.ẊIhreẊɑnwesenheitẊinẊmeinemẊLebenẊwarẊdieẊgrößteẊMotivationẊmeinerẊDissertation. Diese Arbeit ist meiner Familie gewidmet. ix x 1 Einleitung Die beiden Hauptthemen dieser Arbeit sind VerbfunktionalitätẊ undẊ ErgativitätẊ inẊ derẊ ZazaSprache. EinerẊderẊFragestellungẊist:Ẋ„BestehtẊirgendeineẊZusammenhangẊzwischenẊErgativitätẊ undẊ komplexenẊ VerbsystemẊ derẊ Sprache?―.Ẋ UmẊ diesesẊ zuẊ klärenẊ werdenẊ beideẊ ThemenẊ behandelt. Das erste Kapitel leitet die Thematik ein und gibtẊeinenẊÜberblickẊüberẊdie untersuchte Sprache. Auch die allgemeinen Eigenschaften der Zaza-Sprache und die Methodik gehören zu diesem Kapitel. Das zweite Kapitel stellt die theoretischen GrundlagenẊ derẊ VerbenẊ undẊ Ergativität vor. Anhand einiger Sprachen werden die ergative Eigenschaften eingeführt.ẊNachẊeinerẊmorphosyntaktischen Gruppierung der Zaza-Verben, wird das Role and Reference Grammar (RRG) vorgestellt. Die eigentliche und vertiefte Arbeit beginnt mit dem dritten Kapitel. Aus Analysen der Verben der Zaza-Sprache besteht das wichtigste Kapitel, das mit dem folgenden Kapitel zusammen den Kern dieser Arbeit bildet. Hierbei werden die theoretischen Werkzeuge der Role and Reference Grammar (RRG) bedient. Dieser Theorie folgend sind die Verben sowohl nach syntaktischen als auch nachẊ semantischenẊ GesichtspunktenẊ zuẊ prüfen.Ẋ DieẊ universalen Verbklassen der RRG werden hier auf das Zaza angewendet. Obwohl die RRG die Morphologie als Teil der Syntax betrachtet, liefert diese Arbeit auch eine morphologische Klassifizierung der Verben. Dementsprechend werden die Verbgruppen der Zaza-Sprache semantisch undẊmorphologischẊdargestelltẊundẊihreẊFunktionalitätẊunterẊsemantischen,Ẋmorphologischen undẊsyntaktischenẊGesichtspunktenẊuntersucht.ẊWoẊnötigẊwerdenẊauchẊdieẊdialektalen Differenzen in diesemẊBereichẊerläutert.Ẋɑnschließend werden die wichtigsten morphosyntaktische Eigenschaften der Zaza-Verben in einem Unterkapitel zusammengefasst. Ob die Semantik der Sprache bei der Bildung der morphologischen Stammbildungstypen eine Rolle spielt, wird in diesemẊKapitelẊgeklärt. DieẊErgativitätẊwird auf der Basis bereits vorliegender Theorien in dem letzten Kapitel behandelt. Hierbei stehen die Kernargumente S, A und O des Satzes im Zentrum der Studie. ZunächstẊ werdenẊ dieẊ primärenẊ grammatischenẊ RollenẊ des Subjekts des intransitiven Satzes S, des Agens des transitiven Satzes A und des Patiens des transitiven Satzes O analysiert. Die sekundärenẊRollenẊwerdenẊnurẊsoweitẊnotwendigẊeinbezogen.ẊDieẊBeziehungenẊSẊ=ẊɑẊundẊSẊ=Ẋ O werden sowohl auf morphologischer alsẊauchẊaufẊsyntaktischerẊEbeneẊgeprüft.ẊFernerẊwirdẊ 1 dieẊ historischeẊ EntwicklungẊ derẊ ErgativitätẊ inẊ denẊ iranischenẊ SprachenẊ generellẊ undẊ inẊ derẊ Zaza-Sprache im Besonderen verfolgt. Eines der Ziele dieser Arbeit besteht darin, festzustellen, ob das ergative System eine ursprünglicheẊEigenschaftẊder indoiranischen Sprachen ist, und wenn ja, wie dieses sich historischẊ entwickelteẊ undẊ welcheẊ TeilbereicheẊ derẊ betreffendenẊ SprachenẊ ErgativitätẊ aufweisen.Ẋ WeisenẊdieẊuntersuchtenẊSprachenẊursprünglichẊkeineẊErgativitätẊauf,ẊwirdẊdieẊFragestellungẊ behandelt wann und wo diese eingeflossen ist. BereitsẊbekanntẊistẊdieẊtempusabhängigeẊmorphologischeẊErgativitätẊimẊZaza,ẊaberẊdieẊSyntaxẊjedochẊwurdeẊbisherẊnichtẊaufẊErgativitätẊhinẊ untersucht. Die vorliegende Arbeit beabsichtigt,ẊallẊdieseẊoffenenẊFragenẊsoẊweitẊwieẊmöglichẊ zu beantworten. Obwohl die Zaza-Sprache im Zentrum der Studie steht, werden trotzdem auch die modernen iranischen Sprachen insgesamt an einigen Beispielen untersucht. Diese lassen sich im Hinblick aufẊdieẊEntwicklungẊderẊErgativitätẊinẊdreiẊGruppenẊeinordnen.ẊDieẊersteẊGruppeẊbestehtẊ ausẊdenẊiranischenẊSprachenẊwieẊNeupersisch,ẊdieẊkeineẊErgativitätẊinẊihrerẊGrammatikẊaufweisen. Zum Zweiten sind einige iranischen Sprachen wie Kurmanji derzeit im Begriff, die ErgativitätẊaufzugeben.ẊDieẊdritteẊGruppe,ẊderẊauchẊdasẊZazaẊangehört,ẊbestehtẊausẊdenẊSprachen,Ẋ dieẊ dieẊ ErgativitätẊ inẊ ihrerẊ MorphologieẊ beibehaltenẊ haben.Ẋ WoẊ nötig,Ẋ wirdẊ außerdemẊ dieẊEntwicklungẊbenachbarterẊSprachenẊerläutert,ẊumẊherauszufinden, inwieweit ein Einfluss aufẊdieẊiranischenẊSprachenẊvonẊaußenẊfestzustellenẊist. HierbeiẊ wirdẊüberwiegendẊaufẊBeispieleẊ ausẊdemẊNorddialektẊdesẊ ZazaẊ zurückgegriffen. Da zwischenẊ denẊ beidenẊ DialektenẊ derẊ SpracheẊ ẒNordẊ undẊ SüdẓẊ grundsätzlicheẊ phonologische undẊmorphosyntaktischeẊDifferenzenẊbestehen,ẊwürdenẊBeispieleẊausẊbeidenẊDialektgebietenẊ dieẊDarstellungẊübermäßigẊschwerfälligẊundẊkomplexẊmachen. 1.1 Stand der Forschung BisẊ zurẊ ɑbgrenzungẊ desẊ ZazaẊ alsẊ eigenständigeẊ SpracheẊ durchẊ den Iranisten Oscar Mann wurde die Sprache aufgrund mangelhafter linguistischen Daten (vgl. Hadank 1932: 9ff) als Dialekt des Kurdischen eingeordnet. Manns Untersuchungen zur Zaza-Sprache, erst von 1901-1903 und dann von 1906-1907, wurden von Karl Hadank bearbeitet und späterẊinẊ1932 unter dem Titel Mundarten der Zaza: Hauptsächlich aus Siverek und Kor inẊBerlinẊveröffentlicht.ẊDieẊdurchẊKarlẊHadankẊaufẊDeutschẊveröffentlichteẊɑnalyseẊOscarẊManns gilt als erste methodische Darstellung der Zaza-Sprache. Diese grenzt das Zaza aufgrund seiner 2 phonetischen und morphologischen Unterschiede vom Kurdischen ab. Seine Darstellung beschäftigtẊsich allerdings nurẊmitẊDatenẊausẊdemẊinẊSiverekẊundẊElazigẊgesprochenenẊSüddialekt. 1985Ẋ publizierteẊ TerryẊ LynnẊ ToddẊ seineẊ DissertationẊ über die Zaza-Sprache, A grammar of Dimili also known as Zaza. Seine phonologischen, morphologischen und syntaktischen Untersuchungen befassen sich ebenfalls mitẊdemẊSüddialektẊderẊSprache.Ẋ1998 wurde die dialektologische Dissertation von Ludwig Paul Zazaki: Grammatik und Versuch einer Dialektologie veröffentlicht, auch sie behandelt hauptsächlichẊdenẊSüddialektẊ(vonẊÇermik). Die oben genannten Werke alle analysieren somit überwiegendẊsprachliche Daten desẊSüddialektsẊ desẊ Zaza.Ẋ ErstẊ 1998Ẋ wurdeẊ SelcansẊ ausführliche Grammatik des Norddialektes in DeutschlandẊveröffentlicht,ẊdieẊzugleich die Promotionsarbeit des Autors ist. Darin behandelt er unter anderem ausführlichẊdenẊhistorischenẊGang der Forschungen zur Zaza-Sprache. Diese gründlicheẊGrammatikẊistẊvonẊgroßerẊBedeutung. Daneben liegen noch zweiẊunveröffentlichteẊMagisterarbeitenẊüberẊZazakiẊinẊdeutscherẊSprache vor, darunter Arslan 2007 Partikeln im Zazaki und Keskin 2008 Zur dialektalen Gliederung des Zazaki. FernerẊerwähntẊToddẊ1985ẊeinẊ unveröffentlichtes Werk Gernod Windfuhrs von 1976, A Mini-Grammar of Zaza. Zusätzlich gibtẊ esẊ unzähligeẊ wissenschaftlicheẊ ɑrtikelẊ überẊdie Zaza-Sprache,ẊdieẊhierẊnichtẊalleẊeinzelnẊvorgestelltẊwerdenẊkönnen. ɑuchẊ aufẊ TürkischẊ sindẊ einigeẊ WerkeẊ überẊ ZazaẊ erschienen,Ẋ derenẊ ɑnalysen allerdings oft mangelhaftẊsind.ẊDieseẊWerkeẊsindẊmeistẊResultatẊpersönlicherẊBemühungen,ẊLückenẊinẊdenẊ bestehendenẊ LehrbüchernẊ zuẊ schließen.Ẋ ɑufgrundẊ ihrerẊ fehlerhaftenẊ linguistischenẊ ɑnalysenẊ sind diese Werke nicht als wissenschaftliche Literatur einzustufen, enthalten aber dennoch sehrẊ nützlicheẊ sprachlicheẊ Daten.Ẋ EbenfallsẊ vonẊ BedeutungẊ sindẊ dieẊ derẊ bedrohtenẊ ZazaSprache zuliebe entstandenen Grammatiken u.a vonẊPamukçuẊundẊTurgut. 1.2 Problemstellung Einerseits hat dieẊ TürkeiẊ heute ihreẊ langjährigeẊ Verleugnung der Minderheiten aufgegeben und unternimmt zumindest kleine Schritte zur Anerkennung der Sprachen dieser Gruppen. Andererseits bestehen nun weite Kreise der kurdischen Politik darauf, dass die Zaza-Sprache ein Dialekt des Kurdischen1 sei. Auch politische Interessen im Rahmen der kurdischen Politik haben besonders seit den 1970er Jahren die fehlerhafte Auffassung von der Zaza-Sprache als bloßemẊkurdischemẊDialektẊbestärkt.ẊDiese Sichtweise bringt die Zaza-Sprache in bedrohliche 1 http://www.zazaki.net/file/vate....pdf 3 Gefahr. Die Einordnung einer SpracheẊalsẊDialektẊführtẊinẊderẊRegelẊletztlichendlich zu ihrer Assimilation undẊ ɑuslöschung.Ẋ InẊ denẊ SchulenẊ würdeẊ dannẊ inẊ ZukunftẊ nurẊ Kurmanji (Kurdisch) unterrichtet, da nur Kurmanji als „selbständige― direktẊmitẊdemẊKurdischenẊverknüpftẊ wird. Historische Erfahrungen haben gezeigt,ẊdassẊ„bloße―ẊDialekteẊsichẊgegenẊzuẊɑmtssprachen hochgestuften DialektenẊkaumẊ behauptenẊkönnen.ẊUmẊdieẊ Zaza-Sprache am Leben erhaltenẊzuẊkönnen,ẊmussẊsieẊvonẊderẊPolitikẊalsẊeigenständigeẊSpracheẊanerkanntẊwerden,Ẋletzteres eine Auffassung, die auch von der linguistischen Forschung in diesem Bereich mehrheitlich akzeptiert wird (Mann 1906, Hadank 1932, Todd 1985, Gippert 1996, Paul 1998, Selcan 1998, Haig 2004, Kausen 2006, Arslan 2007, Keskin 2008). Die allgemeinen ThemenẊ ErgativitätẊ undẊ Verben sind längstẊ intensiv untersucht und inzwischen GegenstandẊunzähligerẊwissenschaftlicherẊ WerkeẊgewesen.Ẋ Was jedoch Darstellungen der Zaza-Sprache betrifft, wirdẊ Ergativität in ihnen zwarẊ meistẊ oberflächlichẊ erwähnt,Ẋ harrtẊ aber immerẊ nochẊ einerẊ ausführlicherenẊ Untersuchung.Ẋ DieẊ morphologischeẊ EinteilungẊ derẊ Verben des Norddialekts des Zaza findet sich bei Selcan (1998: 340ff). DanebenẊbeschäftigenẊ sich auch Paul (1998: 74-103) und Todd (1985: 55-79), die sich auf Informanten des SüdgebietsẊstützen, mit dem Verbum der Zaza-Sprache. Die Beurteilung der Zaza-Verben nach universalen Theorien steht allerding noch aus. Alle diese Theorien sind in dieser Arbeit nicht einzubeziehen, nur die RRG wird angewendet. Aus einigen neuiranischen Sprachen,ẊdieẊsieẊfrüherẊaufwiesen, istẊdieẊErgativitätẊmittlerweileẊ verschwunden. Die Zaza-Sprache ist jedoch eine der Sprachen dieser Gruppe,ẊdieẊdasẊPhänomen in ihrer Morphologie bewahrt haben (vgl. Gippert 1996). Die vorliegende Arbeit nimmt sich vor, dieẊhistorischenẊStadienẊderẊErgativitätẊinẊdenẊiranischenẊSprachenẊzuẊverfolgenẊundẊ herauszuarbeiten, wann und wie die Zaza-Sprache diese Formation übernommenẊhat. Selcan (1998) hat die morphologischen Verbgruppen des Norddialekts der Zaza-Sprache nach ihrer Stammbildung gegliedert. In der vorliegenden Arbeit wird auch das morphologische VerhaltenẊ derẊ VerbenẊ imẊ SüddialektẊ anẊ denẊ nötigenẊ StellenẊ erläutert.Ẋ Die Absicht dabei ist, sowohl die syntaktische als auch die semantische Struktur der Verben anhand des bekannten linguistischen Modells Role and Reference Grammar (RRG) zu skizzieren. Allesamt sind folgendeẊFragestellungenẊzuẊklären: - IstẊErgativitätẊeineẊindo-germanische Eigenschaft? - Wie und wann istẊErgativitätẊin die Zaza-Sprache eingeflossen? - Wie warẊdieẊhistorischeẊEntwicklungẊderẊErgativität? - Orientieren sich die morphologischen Stammbildungstypen nach den semantischen Eigenschaften der Verben? 4 - Besteht ein Zusammenhang zwischen ErgativitätẊundẊVerbsystemẊderẊSprache? 1.2.1 Thematische Relevanz SprachenẊsindẊSchätzeẊmenschlichenẊErbes,ẊdieẊgutẊbewahrtẊwerdenẊsollten.ẊSieẊsindẊResultat derẊGeschichteẊundẊKulturẊderẊVölker. Politische und wirtschaftliche Interessen haben etliche Sprachen ihrer Existenzbedingungen beraubtẊundẊihnenẊsoẊihrẊÜberlebenẊverunmöglicht.ẊOhne politische UnterstützungẊdurchẊden Staat oder dieẊGewährungẊvonẊɑutonomieẊkönnenẊbedrohte Sprachen auch heute oft nicht mehr lange bestehen. InẊeinigenẊLändernẊderẊWeltẊhatẊeine neue Sichtweise mittlerweile zu einer Sprachpolitik geführt,ẊaufgrundẊderẊbedrohteẊSprachenẊderẊMinderheitenẊgezieltẊgefördertẊwerden.ẊBilingualerẊ Unterricht ab der Grundschule ist heute festerẊBestandteilẊmehrererẊeuropäischerẊundẊamerikanischer Schulsysteme. Das Bretonische in Frankreich, das Sorbische in Deutschland, das WalisischeẊ inẊ GroßbritannienẊ werdenẊ allesamtẊ immerẊ stärkerẊ staatlichẊ gefördert.Ẋ MehrereẊ LänderẊaufẊdemẊamerikanischenẊKontinentẊhabenẊdiverseẊaufẊihremẊTerritoriumẊgesprocheneẊ Indianersprachen als Amtssprache anerkannt. Im deutschen Bundesland Sachsen gibt es eigene Schulen für die bedrohte sorbische Sprache2. DieseẊneueẊundẊsehrẊverspäteteẊSprachpolitikẊ sollte durch internationale Wirtschafts- und BildungsorganisationenẊ unterstützt undẊ fürẊ alleẊ Staaten zur Pflicht gemacht werden, bevor es zuẊspätẊist.ẊZiel hierbei sollte sein, alle Sprachen jenseits politischer und wirtschaftlicher Vorurteile und Interessen zu fördern. Auch das Zazaki ist bedroht, aber obwohl sie im Alltag selten gesprochen wird, ist sie bis jetzt noch nicht ausgestorben. Im Gegenteil entwickelt sich bei den Zaza-Muttersprachlern in letzterẊZeitẊeinẊneuesẊSelbstbewusstsein,ẊsoẊdassẊinẊdenẊletztenẊJahrenẊerneutẊgroßesẊInteresseẊanẊ dieserẊ SpracheẊ entstandenẊ ist.Ẋ DasẊ ZazaẊ wirdẊ inẊ derẊ TürkeiẊ seitẊ 2012Ẋ alsẊ WahlfachẊ inẊ denẊ Grundschulen (Klassen 5, 6, 7, 8) angeboten. Im Moment gestaltet sich dies jedoch noch problematisch,ẊdaẊesẊbisherẊkeineẊausgebildetenẊLehrerẊfürẊdieẊZaza-Sprache gibt. Sobald in 2016ẊdieẊerstenẊɑbsolventenẊdesẊFachesẊ„ZazaẊSpracheẊundẊLiteratur―ẊihreẊLehrtätigkeit aufnehmen,ẊwerdenẊsichẊinẊderẊTürkeiẊmehrẊMöglichkeitenẊeröffnen.ẊFernerẊmüssteẊdasẊPilotprojektẊ„Wahlfachsprache―ẊaufẊeinẊPflichtfachẊumgestelltẊwerden.ẊNurẊeinẊbilingualesẊSchulsystem im Zaza-GebietẊkannẊderẊSpracheẊzumẊÜberlebenẊverhelfen,ẊdaẊdieẊSprachen nur so als MutterspracheẊ gepflegtẊ werdenẊ können.Ẋ FrühereẊ lokaleẊ BemühungenẊ imẊ Zaza-Sprachgebiet undẊimẊɑuslandẊbliebenẊaufgrundẊfehlenderẊstaatlicherẊUnterstützungẊerfolglos.ẊDasẊScheiternẊ 2 http://www.schule.sachsen.de/166.htm 5 von mehreren Zeitschriften wie Ware, Serbestiye und Sprachkursen usw. sind gute Beispiele dafür. Abb. 1.1 Ausschnitt aus der UNESCO-KarteẊderẊbedrohteẊSprachenẊinẊderẊTürkei 3 Seit 2012/2013Ẋ anẊ derẊ UniversitätẊ TunceliẊ undẊ ab 2013/2014 an der UniversitätẊ BingölẊ einẊ StudiumẊfürẊdasẊFachẊ„Zaza Sprache und Literatur― angeboten wird, hat die wissenschaftliche Literatur auf diesem Gebiet einen annähernd zeitgemäßenẊStandẊerreicht. Bis dahin war insgesamt kaum solche Literatur vorhanden. Die existierende akademische Literatur ist meist entwederẊdeutschẊoderẊenglisch,ẊsoẊdassẊzumẊUnterrichtẊanẊtürkischenẊUniversitätenẊaufẊTürkischẊ verfassteẊ wissenschaftlicheẊ WerkeẊ verwendetẊ werdenẊ müssen.Ẋ ɑnẊ derẊ UniversitätẊ Tunceli wird auch das in der vorliegenden Arbeit behandelte Thema auf Basis einiger Artikel und SeminarmaterialienẊ inẊ türkischerẊ SpracheẊ angeboten,Ẋ daẊ derẊ ɑutorẊ dort als Gastdozent im Fach „Zaza Sprache und Literatur― beschäftigtẊ ist.Ẋ DieẊ EntwicklungẊ des wissenschaftlichen PersonalsẊistẊsowohlẊfürẊdieẊweitereẊExistenzẊdesẊimẊJahrẊ2012ẊeröffnetenẊFachs „Zaza Sprache und Literatur― alsẊauchẊfürẊdasẊFortbestehenẊderẊZaza-Sprache selbst von enormer Bedeutung. 3 http://www.unesco.org/culture/languages-atlas/index.php 6 1.2.2 Aufbau und Arbeitsmethoden Kapitel eins dient als Einleitung, die die Zaza-SpracheẊ imẊ ÜberblickẊ vorstellt.Ẋ EsẊ skizziertẊ außerdemẊɑufbauẊundẊMethodenẊderẊfolgendenẊɑrbeit.ẊKapitelẊzweiẊbefasstẊsichẊmitẊdenẊtheoretischen Grundlagen der untersuchten Gebiete VerbfunktionalitätẊ undẊ Ergativität. Kapitel drei gibt einen Einblick in den komplexen Verbbau der Sprache. Die linguistische Untersuchung der Zaza-SpracheẊimẊHinblickẊaufẊErgativitätẊwird im Kapitel vier dargelegt. So stellt diese Arbeit nach der Einleitung zunächstẊden fürẊdieẊThematikẊrelevanten allgemeinen theoretischen Ansatz vor. Dieser wird dann anhand von Sprachdaten aus der ZazaSpracheẊ überprüft.Ẋ DieẊ InformantenẊ kommenẊ ausẊ verschiedenẊ GebietenẊ desẊ Sprachterritoriums.Ẋ SowohlẊ dieẊ BeispieleẊ alsẊ auchẊ zusätzlicheẊ InformationenẊ überẊ dieẊ lokaleẊ HerkunftẊ derẊ Daten werden im Anhang zusammengefasst. Nach der Bearbeitung des ersten Hauptthemas „Verbfunktionalität―Ẋwendet sich die Arbeit dem Thema „Ergativität― zu. An diesem Punkt werden nachẊ einemẊ ÜberblickẊ überẊ die älterenẊ ɑrbeitenẊ von Todd 1985, Paul 1998, Selcan 1998, insbesondere die semantischen Rollen untersucht. Anschließend die in dieser Arbeit verwendete universale Theorie RRG angewendet, wobei ausgiebiger Gebrauch von den Kenntnissen als Muttersprachler gemacht wird.ẊFürẊdieẊDatenẊdesẊSüddialektes der Zaza-Sprache wurden wo immer nötig muttersprachliche Studentinnen und Studenten des Faches „Zaza Sprache und Literatur― befragt.ẊUmẊeinẊmöglichst genaues Bild zu erhalten, wurdenẊ außerdemẊ imẊ gesamtenẊ SprachgebietẊ gesammelte Sprachaufnahmen eingesetzt. FürẊ die untersuchten iranischen Sprachen sind einige Muttersprachler abgefragt worden, die zum Teil Akademiker sind. Unter diesen befinden sich auch Sprachwissenschaftler. 1.3 Die Zaza-Sprache‎im‎Überblick Das Zaza ist eine nordwest-iranische Sprache, die mit Gorani (Blau 1988, Gippert 2008), Semnani (Gippert 2008) sowie Mazandarani und Gilaki (Selcan 1998) nah verwandt ist. Ungeachtet des neuentstehenden kurdischen Nationalbewusstseins, das die Zaza-BevölkerungẊ stark beeinflusst hat, ist Zaza nicht als kurdischer Dialekt einzuordnen (Haig 2004). Das Kurdische hat mehrere Dialekte, u.a. Kurmanji und Sorani (s. Bedir Khan4 & Lescot 1986, Haig 2004, Bynon 2009), aber Zazaki gehörtẊnichtẊdazu. Selcan 1998 stellt die historische Entwicklung einiger iranischer Sprachen, darunter auch der Zaza-Sprache, vergleichend vor, womit die Dialektdiskussionen in linguistischer Hinsicht ein Ende finden sollten.Ẋ ɑndererseitsẊ schreibtẊ Paul:Ẋ ‚NunẊ kannẊ ichẊ demẊ hinzufügen,Ẋ dassẊ zurẊ 4 CeladetẊBedirẊKhanẊgehörteẊeinerẊpatriotischenẊFamilie an und ist als erster Grammatikverfasser des kurdischen bekannt. 7 ɑbgrenzungẊderẊ„Sprache―ẊundẊ„des Dialekts―ẊebenẊauchẊaußersprachlicheẊFaktorenẊberücksichtigtẊwerdenẊmüssen,ẊnämlichẊreligiöse, soziale, kulturelleẊundẊpolitische‘ẊẒPaulẊ1998: 48), und wenn man dem folgt, ist die Sprache nicht das einzige Element ist, das Ethnien voneinander abgrenzt. Die vorliegende Arbeit bezieht die sozio-politischen Komponenten, die eine Ethnie ausmachen, nicht mit ein, sondern berücksichtigt nur die linguistischen Faktoren. 1.3.1 Verbreitungsgebiet der Zaza-Sprache Die Zaza sind in Ostanatolien beheimatet. Ihr Sprachterritorium liegt im oberen EuphratTigris-Gebiet.ẊInẊdenẊProvinzenẊTunceliẊẒDersimẓ,ẊBingölẊẒÇewligẓẊundẊElazṖğẊẒXarpêtẓẊbildetẊ dieẊZazaẊBevölkerungẊdieẊMehrheit.ẊAuch die angrenzenden ProvinzenẊDiyarbakṖrẊund Erzincan weisen einen hohen Anteil von Zaza an der Gesamtbevölkerung auf.ẊDarüberẊhinaus sind einigeẊ KreiseẊ vonẊ Muş,Ẋ ɑdṖyaman,Ẋ Erzurum,Ẋ Bitlis,Ẋ Malatya, Urfa und SivasẊ überwiegend von Zaza-Sprechern bewohnt. ‗DasẊ VerbreitungsgebietẊ umfasstẊ imẊ NordwestenẊ denẊ KreisẊ ZaraẊẒSivasẓ,ẊimẊWestenẊÇemişgezegeẊẒDersim/Tunceliẓ,ẊimẊSüdenẊSiveregeẊẒUrfaẓ,ẊimẊSüdostenẊMutkiẊundẊTatvanẊẒBitlisẓ,ẊimẊOstenẊVarto/GṖmgṖmẊẒMuşẓẊundẊXṖnṖsẊẒErzurumẓẊundẊimẊ NordenẊTercanẊundẊÇayṖrliyeẊẒErzincanẓ‘ẊẒPaulẊ1994: 48). ɑußerẊim Kerngebiet der Sprache wird Zaza auch in einigen Gegenden derẊTürkei,Ẋdes Irak und Syriens gesprochen. Besonders inẊdenẊwestlichenẊGroßstädtenẊderẊTürkei wie Istanbul, Izmir und Antalya wohnen zahlreiche Zaza-Sprecher. Als Folge der Auswanderung in osmanischer Zeit durch Deportationen wie der von Piran 1925 und der oft als Genozid bezeichneten Völkermord von Dersim 1937-38 haben sich in unterschiedlichen GebietenẊderẊTürkei kleine Zaza-Dörfer gebildet, so etwa bei SarṖkamṖş, Aksaray und Tokat.ẊInẊderẊNäheẊdes irakischen Musul gibt es einige Zaza-Dörfer, und auch in Nordsyrien findet sich eine kleine Zaza-Bevölkerung,ẊdieẊüberwiegend bilingual (Zaza, KurmanjiẓẊist.Ẋ‗ɑ.v.Ẋ LeẊCoqẊteilteẊ[imẊGesprächẊvomẊ 10.ẊSeptember 1921] seine Beobachtung in Damaskus (1902) mit; dort habe kein Kurmanji-Kurde Zaza gesprochen, wohl aber alle Zaza auch das Kurmanji‘ẊẒHadankẊ1932:19ẓ.ẊNachẊɑngabenẊvon (Selcan 1998: 5-6) sind die Zaza auch in Kasachstan und Aserbaidschan beheimatet. In Westeuropa sind auch vermutlichẊüberẊeineẊviertel Million Zaza sesshaft. 8 Abb. 1.2 Verbreitungsgebiet der Zaza-Sprache nach Gippert (2000)5 Abb. 1.3 Kern-ZazagebietẊinẊderẊTürkeiẊnachẊSelcanẊẒ1998ẓ6 In den Grenzregionen zum kurdischen Gebiet befindet sich eine bilinguale Zaza-Bevölkerung,Ẋ die ebenso gut Kurmanji sprichtẊ wieẊ Zaza.Ẋ DiesesẊ PhänomenẊ istẊ besondersẊ imẊ NordenẊ DiyarbakṖrs verbreitet.ẊDiyarbakṖrẊistẊ dieẊfürẊdieẊkurdischeẊPolitik zentrale Provinz, weshalb die Stadt gleichen Namens auch als Hauptstadt Nord-Kurdistans tituliert wird. In der kurdischen Politik und Literatur wird Kurmanji in FormẊeinesẊ„Hochkurdischen― eingesetzt. Diese 5 6 s. http://titus.uni-frankfurt.de/didact/karten/iran/iranm.htm, auch in Ware (1996) Nr. 10, S. 53f. Die Landkarte befindet sich auf dem Innenseite des Covers von (Selcan 1998). 9 politischeẊStärkeẊsowie die den Zaza und den Kurden gemeinsame Glaubensrichtung haben in DiyarbakirẊ undẊ UmgebungẊ dieẊ BilingualitätẊ gefördert,Ẋ soẊ dassẊ dieẊ ZazaẊ zumeist auch des KurmanjiẊmächtig sind. 1.3.2 Sprachhistorie Woher genau die Zaza stammen, ist wissenschaftlich nicht genau zu belegen. Grund hierfürẊ ist zum einen, dass die osmanischen und die türkischen Archive fürẊ Forschungen bezüglichẊ der Minderheitsethnien und -religionenẊnichtẊfreiẊzugänglichẊsind, zum anderen dasẊlangjährige Verbot, in der Zaza-Sprache zu schreiben. Die meisten Quellen deuten darauf hin, dass die ZazaẊ zumẊ größtenẊ TeilẊ ausẊ derẊ GegendẊ des Nordiran (SüdküsteẊ desẊ KaspischenẊ Meers und Khorasan) kommen und nach Ostanatolien eingewandert sind, wo sie seit einigen Jahrhunderten in ihrem heutigen Territorium leben (vgl. Caglayan 1998, 176f.). Die sprachliche Verwandtschaft mit den iranischen Sprachen am Kaspischen Meer und die Auswanderungen aus dem kaspischen Gebiet vor der Zeit Dschingis Khans im 13. Jahrhundert bilden die Ausgangspunkte dieser Theorie. Wenn manẊnochẊweiterẊzurückschaut,ẊsindẊdie Zaza offenbar aus ihrem heutigen Gebiet zum Teil in den Iran ausgewandert, dann ab dem 13.ẊJahrhundertẊwiederẊzurückgekehrt. Das Synonym „DṖmṖli―, das in einigen Zazagebieten zur Selbstbezeichnung benutzt wird, wird bei (Kausen 2006) von dem Ortsnamen „Dailam― hergeleitet. Dailam ist ein Gebiet am KaspischenẊMeer.ẊDieẊmündlichenẊQuellenẊderẊZazaẊscheinen diesen Hergang zu bestätigen.ẊSo ist mitẊMṖletoẊ anẊẒvṖrênẓẊ„das alte Volk―, das Volk gemeint, das seinerzeit in früherenẊZeiten nicht aus dem ursprünglichen Territorium der Zaza in den Iran ausgewandert ist. In Dersim werdenẊdieẊStämme inẊzweiẊHauptgruppenẊunterteilt,Ẋnämlich nach alten und neuen, dasẊheißt,Ẋ späterẊ eingewandertenẊStämmen.ẊFernerẊwirdẊdieẊ Zaza-Sprache unter anderem auch mit der mitteliranischen Sprache Parthisch in Verbindung gebracht (Gippert 1996), die im Nordiran gesprochen wurde. Die historische Entwicklung der Zaza-Sprache kann nur mittels der Methode des Vergleichs mit den alten, mittelalten und neuerenẊ iranischenẊ SprachenẊ einigermaßenẊ entschlüsseltẊ werden, da es keine alten schriftlichenẊÜberlieferungenẊauf Zaza gibt. DieẊbeidenẊältestenẊVeröffentlichungen bedienen sich beide des arabischen Alphabets: Der Mewlid vonẊEhmedêẊXasiẊ wurde 1898, der Mewluda Nebi von Usman Efendiyo Babij verfasst, und sie erschienen 1899 bzw. 1933 in arabischer Schrift (Selcan 1998). Erst in den 1980er Jahren wurden im Ausland einige ZeitschriftenẊinẊZazakiẊveröffentlicht,ẊvonẊdenenẊaufgrundẊfinanziellerẊSchwierigkeitenẊ leider keineẊüberlebenẊkonnte.Ẋ 10 1.3.3 Dialekte Neben mehreren „Mundarten― hat das Zaza zwei Hauptdialekte. Diese Dialekte wurden historisch durch die verschiedenen Glaubensrichtungen geformt. Im Norden sprechen die Alewiten einen einheitlichen Dialekt, den so genannten Norddialekt. Die sunnitischen Muslime dagegen, die imẊ SüdenẊ desẊ Territoriums leben, sprechen den so genannten Süddialekt.Ẋ Daneben gibt es imẊSüdenẊinẊÇermikẊundẊSiverek einige ortspezifische Merkmale, die dem Norddialekt ähnlich sind.7 So stimmen dieẊPersonalpronomenẊinẊÇermikẊmitẊdenen im Norddialekt größtenteils übereinẊ ẒPaulẊ 1998: 67). Besonders die Ezafebildungen der ÇermikẊ undẊ SiverekMundarten sind mit denen im Norddialekt identisch, wobei allerdings die Ezafesuffixe im Süden ohnehin gar nicht einheitlich sind (Selcan 1998: 131). Dessen ungeachtet weisen diese Mundarten generell gesehen dieẊCharakteristikaẊdesẊSüddialektesẊauf. DerẊ Süd- und der Nord-Dialekt der Zaza-Sprache unterscheiden sich im phonologischen, morphosyntaktischen und lexikalischen Bereich. Auf die lexikalischen Unterschiede kann in dieserẊɑrbeitẊausẊPlatzgründenẊnichtẊeingegangenẊwerden,ẊsieẊsindẊfürẊdasẊuntersuchteẊThemaẊ auch nicht wirklich relevant.ẊEinẊdialektalesẊɑrealẊpräsentiertẊdieẊɑbbildungẊ1.4. Abb. 1.4 Dialekte der Zaza- Sprache Auf dem gesammten Zaza-Gebiet befinden sich auch Kurmanci Sprecher, die meistens in bestimmten Ort leben. Sogar in einigen Vororten (Pertek, Karakocan usw.) bilden sie die 7 Paul 1998: 208ff gliedert die Zaza-SpracheẊsogarẊinẊdreiẊDialekte.ẊErẊpostuliertẊZentraldialekteẊvonẊPaluẊundẊBingöl,ẊundẊ seinerẊGliederungẊsindẊesẊÇermikẊundẊSiverek,ẊdieẊdenẊdenẊSüddialektẊbilden. Den Norddialekt nennt er Alewidialekte. 11 Mehrheit, wasẊaufẊderẊKarteẊinẊkleinenẊDetailsẊnichtẊmarkiertẊist.ẊEinẊpaarẊtürkischsprachigeẊ DörferẊsindẊauchẊvorhanden. 1.3.3.1 Phonologische Unterschiede Vom Standpunkt der Dialektologie sind vier relevante Besonderheiten zuẊerwähnen: 1. Vokaleinfluss Vor hinteren Vokalen Vor vorderen Vokalen a,Ẋe,ẊṖ,Ẋo,Ẋu alveolar Affrikate Frikative ê,Ẋi,Ẋü palato-alveolar c [ ] ca ‗Platz‘,ẊcemedẊ‗Eis‘,Ẋcor ‗oben‘ [ ] cêr ‗unten‘,Ẋciran ‗Nachbar‘ ç [ ] çadıre ‗Zelt‘Ẋ,ẊçewlṖgẊ‗Ebene‘ [ ]Ẋ çê ‗Haus‘,Ẋçêver ‗Tür‘ s,Ẋş [s] sar ‗Fremd‘,ẊsoleẊ‗Salz‘ [ʃ] şêl ‗Flut‘,Ẋşiye ‗Schatten‘ z,Ẋ [z] zonaene ‗wissen‘,ẊzelalẊ‗klar‘ [ʒ] ẓê ‗wie', ẓia ‗trocken‘ Tab. 1.1 Vokaleinfluss im Norddialekt ImẊ NorddialektẊ bestehtẊ beiẊ bestimmtenẊ FrikativenẊ undẊ ɑffrikatenẊ eineẊ konträreẊ palatalalveolare Opposition, die vom Einfluss der vorangehenden Vokalgruppe bestimmt ist (Selcan 1998:Ẋ124Ẋff.ẓ.ẊDabeiẊsindẊesẊdieẊfolgendenẊVokalgruppen,ẊdieẊdiesenẊProzessẊauslösen: Dunkle Vokale: a[a], e[ɛ],ẊṖ[ɨ],Ẋo[o],Ẋu[u]Ẋalveolarisieren davorstehende Frikative und Affrikate. HelleẊVokale:Ẋê[e],Ẋi[i],Ẋü[y]Ẋpalatalisieren davorstehende Frikative und Affrikate. 2. Ejektive versus nicht ejektive stimmlose Plosive (vgl. Selcan 1998) SÜDDIɑLEKT NORDDIALEKT k, p, t kʾ,Ẋpʾ,Ẋtʾ al [kʾal]Ẋ‗ɑlterẊMann‘ k, p, t k,Ẋ kal [kal]Ẋ‚roh‗ kal [kal] ‗roh, AlterẊMann‘ p,Ẋ pıt [pɨt]Ẋ‗stillẊgehen‘ ṗıt [pʾɨt]Ẋ‗Säugling‘Ẋ pıt [pɨt]ẊẊ‗stillẊgehen,ẊSäugling‘ t,Ẋ tüye [tyjɛ]Ẋ‗Maulbeere‘ ṭüye [tʾyjɛ]Ẋ‗Kauz‘ tüye [tyjɛ]Ẋ ‗Maulbeere,ẊKauz‘ Tab. 1.2 Plosive, Affrikate im Zaza ImẊ SüddialektẊ gibtẊ esẊ die ejektiven Plosive von einzelnen Ausnahmen abgesehen gar nicht. DieẊEjektivitätẊistẊ alsoẊ weitgehendẊspezifischẊfürẊdenẊ Norddialekt. WährendẊim Norddialekt ṭüye[tʾyjɛ]Ẋ ‗Kauz‘Ẋ undẊ tüye[tyjɛ]Ẋ ‗Maulbeere‘ unterschieden werden, erfülltẊ diese imẊ SüdenẊ ein Homophon: Das eine Wort tüye[tyjɛ]ẊhatẊimẊSüddialektẊzweiẊverschiedene Bedeutungen. 12 Selcan 1998 fasst vier distinktive Merkmale zusammen, die den Nord- vom Süddialekt der Zaza-Sprache unterscheiden. Nord Süd ċ[ ]: c[ ] ċor ‗oben‘ cor ‗oben‘ [ ]:Ẋç[ ] ḉım ‗ɑuge‘ çım ‗ɑuge‘ s[s]:Ẋş[ʃ] sıt ‗Milch‘ şıt ‗Milch‘ z[z]: [ʒ] laz ‗Sohn‘ laẓ ‗Sohn‘ 3.ẊɑpokopenẊimẊSüddialekt DerẊSüddialektẊunterliegtẊeinemẊhistorischen Wegfall vieler Sprachlaute am Wortende. Dieser Prozess ist sowohl im substantivischen, adjektivischen als auch in verbalen Bereich aktiv. Im Nominalbereich fälltẊ besondersẊ dasẊ feminineẊ SuffixẊ /-e/ und das Pluralsuffix /-i/ weg, während die entsprechenden Unterscheidungen in der Verbkonjugation auftauchen. Obwohl der SüdzazakiẊdieseẊGenussuffixeẊan den Nomen weglässt,ẊmachtẊdies zwischen Maskulina und Femininen einen grammatischen Unterschied an der Konjugation des Verbes. Das Genus ist in mehreren iranischen Sprachen verschwunden, diverse iranische Sprachen wie Neupersisch Kopula Numerus Genus haben gar keine Genusunterscheidung mehr. SÜD NORD vum-Ø /vum/Ẋ‗Mandel‘ kenek-Ø /kɛnǝk/ ‗Mädchen‘ aşm-Ø / ʃɱ/Ẋ‗Mond,ẊMonat‘ vam-e /vamǝ/ çênek-e / ɛnǝkǝ/ asm-e / sɱǝ/ lıng-Ø /lɨng/Ẋ‗Füße‘ deşt-Ø /dǝʃt/Ẋ‗Hände‘ merdım-Ø /mǝrdɨm/Ẋ‗Mann,ẊVerwandte‘ lıng-i /lɨngi/ deşt-i /dǝʃti/ mordem-i /mordǝmi/ Plural /-i/ [i] /qǝ'lǝmn'tǝẊdi/ <qelem-aẊẊçanteẊdṖ- Ø > pen-is bag in ‗TheẊpenẊisẊinsideẊtheẊbag‘ẊẒTodd 1985: 81) /qǝ'lǝmn'tǝẊdǝ-r8-a/ <qelem-aẊẊçanteẊde-r-a> pen-there bag in is ‗TheẊpenẊisẊinsideẊtheẊbag‘Ẋ Kopula bei 3SG Apokope im Süddialekt Feminin /-e/Ẋ[ǝ] Tab. 1.3 Apokope im Zaza 4. Die historische Umwandlung einiger velarer Plosive. DieẊsüdlichen Velare k[k] und g[g] sind im Norddialekt palatalisiert, weshalb dort c[ ,Ẋ ],Ẋ ç[ ] vorliegen. Die Palatalisierung der urindogermanischen Velare dürfteẊ in mitteliranischer Zeit zustande gekommen sein (Gippert 2008). Dieser Prozess betrifft nicht alle k und g Laute. 8 /-n/ und /-r/ stehen vor vokalischen Enklitika, so etwa bei ti min-aẊbizewejiyeẊ‗WennẊduẊmichẊheiratest‘ (Paul 1998:68). So lange danach kein Laut auftaucht fallen diese beiden Laute weg wie in çê mı ‗mein Haus‘, no çê mıno ‗Dieser ist mein Haus‘, çê de ‗im Haus‘, o çê dero ‗Er ist zu Hause‘. Hier liegt eine Alternation vor. 13 SüddialektẊẊẊẊẊẊNorddialektẊ kêber ‗Tür‘ẊẊẊẊẊẊẊẊçêver ‗Tür‘ gan ‗Seele‘ẊẊẊẊẊẊẊẊcan ‗Seele‘ 1.3.3.2 Unterschiede auf morphosyntaktischer Ebene 1. Unterschiede in den Tempora ɑndersẊalsẊderẊNorddialektẊstelltẊderẊSüddialektẊfürẊdasẊFuturẊlexikalischeẊMittelẊzurẊVerfügung. Der Norddialekt realisiert diese mittels Zeitadverbien, nicht grammatisch. Die folgende Präteritum Präsens Futur Tabelle 1.4 vergleicht beide Dialekte in Tempusbereich. SÜD TṖẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ do keber-i9 a ker-ê 2SGM.NOM FUT tür-OBL PV öffnenKONJ-2sgM ‗DuẊwirstẊdieẊTürẊöffnen.‘ NORD TṖẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ Ø çêver-i ke-n-a ra 2SGM.NOM FUT tür-OBL öffnenPRÄS-PRÄS-2sgM PV ‗DuẊwirstẊdieẊTürẊöffnen.‘ TṖẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ keber-i a ke-n-a 2SGM.NOM tür-OBL PV öffnenPRÄS-PRÄS-2sgF ‗DuẊöffnestẊdieẊTür.‘Ẋ TṖẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ çêver-i ke-n-a ra 2SGM.NOM tür-OBL öffnenPRÄS-PRÄS-2sg PV ‗DuẊöffnestẊdieẊTür.‘ẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ Ey radon-Ø a kerd-Ø 3SGM.OBL radio-NOM PV öffnenPRÄT-3sgM ‗ErẊschalteteẊdasẊRadioẊein.‘ẊẊẊẊẊ radon-Ø kerd-Ø ra 3SGM.OBL radio-NOM öffnenPRÄT-3sgM PV ‗ErẊschalteteẊdasẊRadioẊein.‘ keber-Ø a kerd-o 2SGM.OBL tür-NOM PV öffnenPRÄT-PERF.3sgM ‗DuẊhabestẊdieẊTürẊgeöffnet.‘ çêver-Ø kerd-o ra 2SGM.OBL tür-NOM öffnenPRÄT-PERF.3sgM PV ‗DuẊhabestẊdieẊTürẊgeöffnet.‘ Perfekt To Imperfekt Plus.Perf To keber-Ø a kerd-i bi Ey To To çêver-Ø kerd-i bi ra 2SGM.OBL tür-NOM PV öffnenPRÄT-PPER seinPRÄT 2SGM.OBL tür-NOM öffnenPRÄT-PPER seinPRÄT PV Ma kṖẊ o di-Ø, 1PL.OBL als 3SGM.NOM sehenPRÄT, ey koli-Ø bṖrna-y-êẊẒPamukçu: 322) 10 3SGM.OBL holz-NOM schneidenPRÄT-BL-IMP ‗ɑlsẊwirẊihnẊsahen,ẊwarẊerẊabholzen.‘ Ma ke o di-Ø, 1PL.OBL als 3SGM.NOM sehenPRÄT,Ẋ ey koli-Ø bṖrn-êneẊ 3SGM.OBL holz-NOM schneidenPRÄT-IMP ‗ɑlsẊwirẊihnẊsahen,ẊwarẊerẊabholzen.‘ ‗DuẊhattestẊdieẊTürẊgeöffnet.‘Ẋ Infinitiv11 a kerdiş ‗öffnen‘ẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ ‗DuẊhattestẊdieẊTürẊgeöffnet.‘Ẋ ra kerdene ‗öffnen‘ Tab. 1.4 Unterschiede der Tempora DieẊObliquussuffixeẊfallenẊimẊSüddialektẊmeistensẊweg und werden nicht ausgesprochen. Pamukçu benutzt ein von ihm selbst zusammengestelltes Alphabet. Die von ihm entnommenen Beispiele sind an das in dieser Arbeit benutzten Alphabet angepasst. 11 Die Zaza-Sprache hat zwei Infinitivformen: /-iş/, /-ene/. /-iş/ẊfindetẊimẊSüd-Dialekt Gebrauch, /-ene/ eher im Nord-Dialekt. Beide Formen sind im ganzen Gebiet bekannt. 9 10 14 DabeiẊbestehtẊfürẊeinigeẊPräverbienẊdieẊOption,ẊentwederẊvorẊoderẊnachẊdemẊVerbẊaufzutreten. Beide Formen sind allen Sprechern der Zaza-SpracheẊbekannt,ẊwobeiẊaberẊlokalẊüberwiegendẊ je eine bestimmte Form bevorzugt wird. In dem Beispielverb a kerdiş ‚öffnen,Ẋ aufmachen‘Ẋ ẒSüddialektẓ,Ẋbzw.Ẋra kerdene, ‗öffnen,Ẋaufmachen‘ẊẒNorddialektẓ,ẊunterscheidetẊsichẊimẊSüdundẊ NorddialektẊ dieẊ WortstellungẊ desẊ Präverbs.Ẋ DerẊ SüddialektẊ stelltẊ dasẊ PräverbẊ vorẊ dasẊ Verb, der Norddialekt hingegen hinter das Verb hin.Ẋ ImẊ SüddialektẊ unterlagẊ derẊ ɑnlautẊ desẊ Präverbs,Ẋ/r-/,ẊhistorischẊeinemẊaphäresischenẊProzessẊẒLautauslassungẊamẊWortanfangẓ.ẊDasẊ Thema derẊPräverbienẊwirdẊinẊKapitelẊdrei unterẊDirectionalsẊausführlichẊbehandelt.Ẋ Eine zweite Elision von Lauten im SüddialektẊgibtẊesẊimẊimperfektivenẊGebrauchẊdesẊVerbs:Ẋ /-ne/ẊistẊimẊSüddialektẊverschwunden.ẊSomitẊsindẊGenus- und Numerusmarkierung am Verb desẊSüddialektesẊinẊeinemẊWandlungsprozessẊweggefallen,ẊwährendẊderẊNorddialektẊdieẊmorphologischen Markierungen beibehalten hat. All die genannten Unterschiede sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. SämtlicheẊVerbenẊderẊZaza-SpracheẊhabenẊdreiẊverbaleẊStämme:ẊeinenẊPräteritalstamm,ẊeinenẊ PräsensstammẊ undẊ einenẊ Konjunktivstamm.Ẋ Unter diesen sind zwei Temporastämme. Dabei sindẊanẊdenẊverbalenẊStämmenẊim Allgemeinen keine dialektalen Differenzen auszumachen. Das folgende Beispiel (1.1) des Verbs mordene, ‗zählen‘,Ẋ demonstriertẊ dieẊ verschiedenenẊ Stämme. (1.1) VerbaleẊStämme a. O astar-u mor-en-o 3SGM.NOM stern-PL.OBL zählenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗ErẊzähltẊdieẊSterne.‘ẊẊẊẊ b. Ey astare-y 3SGM.OBL stern-PL.NOM mor-d-i zählenPRÄT-PRÄTT2-3pl ‗ErẊzählteẊdieẊSterne.‘ c. O astar-uẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊbṖ-mor-Ø-o 3SGM.NOM stern-PL.OBL IMP-zählen-DS-3sgM ‗ErẊsollẊdieẊSternenẊzählen.‘ ɑlsẊ einẊ regelmäßigesẊ VerbẊ mordene, ‗zählen‘Ẋ hatẊ denẊ gleichenẊ Stamm.Ẋ WährendẊ derẊ KonjunktivstammẊ undẊ PräsensstammẊ einesẊ unregelmäßigen Verbes meistens identisch sind wie bei destene ‗nähen‘Ẋ ẒdestPRÄT derzPRÄS derzKONJ),Ẋ könnenẊ dieseẊ auchẊ Differenzen aufweisen wie bei dem unregelmäßigem şiyaene ‗gehen‘ẊinẊẒ2.2). 15 2. Personalpronomina/Verbkongruenz Hier sind hauptsächlichẊbeiẊ3SG unterschiedliche Formen anzutreffen. Unterdessen bleibt der Norddialekt einheitlich bei o, ‗er‘, und a, ‗sie‘,ẊverhältẊsichẊderẊSüddialektẊuneinheitlich. Besonders im Plural sind dieẊVerbkonjugationenẊimẊSüddialektẊaufgrundẊdes Wegfalls von Lauten vereinfacht. Süd Nord PP Nom Obl P-Suffix Nom Obl P-Suffix 1SGM ez mṖ -o ez mṖ -u(ne)/a(ne)12 1SGF ez mṖ -a ez mṖ u(ne)/a(ne) -u(ne)/a(ne) 2SGM tṖẊ to - ê/i tṖ to -a 2SGF tṖẊ to -a tṖ to -a 3SGM wṖẊ yi -o o ey -u 3SGF ya yêẊ -a a ae -a 1PL ma ma -êẊ ma ma -ime 2PL şṖmaẊ şṖma -êẊ sṖma sṖma -i 3PL yi yin -êẊ i ine -i Tab. 1.5 Personalpronomina und Verbkongruenz im Zaza WährendẊ derẊ SüddialektẊ dieẊ GenusunterscheidungẊ bei den Singularformen 1SG, 2SG, 3SG morphologisch am Verb markiert, tritt die morphologische Genus-Kodierung im Norddialekt nur bei 3SG auf. Die verschiedenen Varianten der Markierung der 1SG in den Mundarten des Nordens Mamekiye und Erzingan,Ẋnämlich /-u(ne)/ und /-a(ne)/ weisen auf differenzierte GeneramarkierungenẊ inẊ früherenẊ Stadien wie im Süddialekt hin. Im Folgenden ist dies mittels eines Beispiels ausführlichẊdargestellt. DerẊPräsensstammẊwe des Verbs werdene ‗essen‘ẊerhältẊ imẊ Präsens das Suffix /-n/. An dieses Suffix wird dann die Markierung von Numerus, GenusẊundẊPersonẊangehängt. Ez we-n-a 1SG.NOM essenPRÄS-PRÄS-1sg ‗ichẊesse.‘ 12 Bei /-une/, /-ane/ wird /-ne/ẊzumẊgrößtenẊTeilẊweggelassenẊund findet kaum Gebrauch; es unterliegt also der Apokope. 16 Süd Nord Dialekt Mundart Tercan Maskulin Ez we-n-a Feminin Ez we-n-a Mamekiye Ez we-n-u/o Ez we-n-u/o Siwerege Ez we-n-o Ez we-n-a Hani Ez we-n-o Ez we-n-a Die Personalpronomina weisen einige kleine Differenzen bei der 3SG zwischen beiden Dialekten auf,ẊdieẊaufẊdieselbeẊWurzelẊzurückzuführenẊsind. Durch phonologische Prozesse sind in diesem Bereich einige Unterschiede entstanden. 1.3.4 Sozio-linguistische Aspekte 1.3.4.1 Im Kerngebiet der Sprache Das JahrẊ1994ẊbrachteẊerneutẊgroßeẊGefahrẊfürẊdieẊweitereẊExistenzẊdesẊZaza. Es war das Jahr derẊEntvölkerungẊderẊDörfer.Ẋ ImẊ UnterschiedẊzuẊfrüheren Deportationen wurde die LandbevölkerungẊin 1994 gezwungen, ihre Wohnorte zu verlassen, ohne dies zumindest durch eine Umsiedlungspolitik zu begleiten. So schreibt (Selcan 1998: 115): ‗NichtẊeinmalẊinẊdemẊanẊdenẊ ZazaẊverübtenẊVölkermordẊinẊJahrenẊ1921,Ẋ1925,Ẋ1937Ḳ38 war so viel Schaden‘ fürẊdasẊZazaẊ angerichtet worden wie durch die Evakuierungen im Jahr 1994. Da die Sprache bis dahin überwiegendẊ vonẊ derẊ LandbevölkerungẊ gesprochenẊ worden war, die aber nach 1994 kaum mehr als solche existierte, konnte sie sich, nunmehr gesprochen von inẊdenẊStädten verstreuten und voneinander isolierten Sprechern, gegen das offizielle TürkischẊnur noch schwer behaupten. Infolgedessen verlor sie so sehr an Bedeutung, dass sie heute vom Aussterben bedroht ist. Die Nord-ZazaẊ sindẊ ɑlewiten,Ẋ währendẊ dieẊ südlichenẊ ZazaẊ derẊ islamischenẊ KonfessionẊ derẊ SunnitenẊangehören.ẊWährendẊdieẊZaza des Südens sich aufgrund der gemeinsamen Religion Islam relativ eng an die islamisch-türkischenẊZentralmächteẊangeschlossenẊhatten,ẊhabenẊdieẊ Zaza des Nordens bis zur Zeit der türkischenẊRepublikẊkaumẊBeziehungenẊzu den jeweiligen ZentralmächtenẊwie den Römern, Selcuken und Osmanen unterhalten (vgl. Selcan 1998). Somit entstanden in allen Bereichen des Lebens Differenzen, die sich auch in den unterschiedlichen Dialekten zeigen. Der Mangel an schriftlichenẊÜberlieferungen erschwert diese historische Spaltung zu verfolgen. Insgesamt kann man sagen, dass im gesamten muslimischen Zaza-GebietẊ auffälligẊ viele alewitische Traditionen und Gewohnheiten zu beobachten sind, was darauf hinweisenẊ könnte, dass in früherenẊ Stadien möglicherweiseẊ alleẊ Zaza Alewiten 17 waren.Ẋ DieẊ mündlichenẊ ÜberlieferungenẊ ausẊ demẊ gesamten Gebiet weisen stark darauf hin, dass die heute sunnitischen Zaza zunächst Alewiten waren und danach bekehrt, das heißt, islamisiert worden sind. Die weitere AufarbeitungẊdesẊReligionsthemasẊwürde allerdings den Umfang dieser Arbeit sprengen und wird hier daher nicht weiterverfolgt. Aufgrund der Unzugänglichkeit des nördlichen Gebiets gelang es den Regionalmächten in der Vergangenheit nie, das Gebiet an ihr eigenesẊ TerritoriumẊ anzuschließen.Ẋ ‗HierẊ konntenẊ seinerzeitẊ weder die MongolenẊundẊɑraberẊnochẊspäter,ẊimẊ12.ẊJahrhundertẊdieẊTürken,ẊeindringenẊundẊFußẊfassen‘Ẋ (Selcan 1998: 160). Die alewitischen Zaza waren also sehrẊlangeẊeigenständig, bisẊ derẊVölkermord von 1938 diese ÄraẊbeendete (vgl. Caglayan 1998, 176-178). DieẊerstenẊSchlägeẊ gegen Kultur und Sprache der Zaza erfolgten gleich nach der GründungẊ desẊtürkischenẊStaatesẊunmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg.ẊDerẊöffentlicheẊGebrauch der Zaza-Sprache und alle anderen Minderheitssprachen wurden mit der ersten Verfassung (1924) derẊtürkischenẊRepublik verboten13. Im Zeitraum von 1923 bis 1938 wurden die Zaza immer wieder in Ereignisse hineingezogen,ẊdieẊvonẊverschiedenenẊSeitenẊalsẊVölkermordẊbezeichnetẊ werden.14 Demnach sind die wichtigsten Ereignisse zu verfolgen. 1. 1925 Ḳ das Palu-Piran-ẒSüdẓ-Massaker:ẊNachdemẊ derẊtürkische Staat 1921 einen Teil der alewitischen Zaza im Norden (Kocgiri-Westdersim) gewaltsam unter seine Kontrolle gebracht hatte, kam 1925ẊderẊSüdenẊdesẊZaza-Gebietes an die Reihe. Laut (Caglayan 1995: 233f.), der sich auf eine Reihe unterschiedlicher QuellenẊ stützt, wurden bei der Niederschlagung des Aufstandes derẊZazaẊgegenẊihreẊtürkischenẊVerfolger 27.000 bis 100.000 Menschen ermordet undẊ200ẊDörferẊdemẊErdbodenẊgleichgemacht. 2. 1937-1938 Ḳ der Genozid von Dersim: Im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges kam es in den Jahren 1937 bis 1938 zum blutigsten VölkermordẊinẊderẊGeschichteẊderẊtürkischenẊRepublik, dem soẊ genanntenẊ „Dersimmassaker―, dasẊ inẊ zahlreichenẊ ɑrtikelnẊ undẊ BüchernẊ beschriebenẊ wird. Das einst von 200-300.000 Menschen bewohnte Zentralgebiet Dersims wurde gewaltsam menschenleer gemacht und zum Sperrgebiet deklariert. Erst nach 1945 durften einige der Bewohner zurückkehren,ẊwobeiẊderẊGroßteilẊderẊÜberlebendenẊderẊEreignisseẊvonẊ1937/38ẊimẊ Exil blieb. DerẊtürkischeẊIntellektuelleẊKṖsakürekẊberichtet in seinen Erinnerungen von 50.000 vonẊ derẊ türkischenẊ ɑrmeeẊ inẊ DersimẊ ermordetenẊ unschuldigen Muslimen (und das, obwohl die Dersimer sich nicht vollständigẊzurẊmuslimischen Gemeinde15 gehörigẊfühlten) ẒKṖsakü- 13 https://www.tbmm.gov.tr/anayasa/anayasa24.htm vgl. Caglayan 1995. 15 Die Alewiten sind hinsichtlich dieseses Themas gespalten. Einige der alewitischenẊZazaẊfühlenẊsich als Muslime, aber zum größtenẊTeilẊdistanzieren die Zaza-Alewiten sich vom Islam. 14 18 rek 199016). Nach Dreschner sind diesem Genozid sogar 65.000 Menschen zum Opfer gefallen, und 100.000 wurden deportiert.17 DerẊ damaligeẊ MachthaberẊ K.Ẋ ɑtatürk sagte kurz vor dem Massaker in einer Rede:Ẋ‗DieẊDersim-Frage ist die wichtigste in unseren inneren Angelegenheiten.ẊEsẊistẊnotwendig,ẊdieẊRegierungẊmitẊuneingeschränkterẊɑutoritätẊauszustatten,ẊdamitẊdieseẊdieẊinnereẊWunde,ẊdiesesẊabstoßendeẊKrebsgeschwürẊumẊjedenẊPreisẊbeseitigenẊundẊ auslöschenẊkann‘ẊẒCaglayanẊ1995:Ẋ263ẓ. NachẊderẊRückkehrẊinẊihre Heimat ab 1945 haben die DersimerẊ ihreẊ DörferẊ wiederẊ aufgebautẊ undẊ dortẊ weitergelebt.Ẋ DieẊ SprachenẊ ZazakiẊ undẊ Kurmanji (in diesem Fall das Nord-Kurdische) waren in Dersim wieder die bevorzugten Kommunikationsmittel, bis 1994 derẊnächsteẊgroße Schlag gegen Sprache und Kultur der Bewohner dieses Gebiets erfolgte. Damals evakuierte derẊtürkischeẊStaat unter Zwang sämtlicheẊ Dörfer des Gebietes, um der vonẊ ɑbdullahẊ ÖcalanẊ geführtenẊ radikalenẊ Kurdenorganisation „Arbeiterpartei Kurdistans― ẒPKKẓẊ dieẊ UnterstützungẊ zuẊ entziehen. Diese EntvölkerungẊ derẊ Landgebiete hat eine kaum noch aufzuhaltende ZerstörungẊvon Sprache und Kultur der Region zur Folge gehabt. Der in Dersim gesprochene Nord-Dialekt der Zaza-Sprache, welcher in dieser Arbeit vorwiegend behandelt wird, findet daher als Gebrauchssprache des Alltagslebens kaum mehr Verwendung,ẊwährendẊimẊSüdenẊdesẊSprachgebietes Zaza auch im Alltag noch wesentlich prominenter ist. 1.3.4.2 Im Ausland ɑufgrundẊderẊständigen politisch bedingten Unruhe in ihrem Gebiet mussten die Zaza oftmals ihre Heimat verlassen. Sie wurden mehrmals zwangsweise deportiert, absichtlichẊ überẊ dieẊ gesamte TürkeiẊverstreut und anderswo wiederangesiedelt, um sie umso leichter assimilieren zuẊ können.Ẋ NachẊ denẊ größtenẊ DeportationenẊ 1925 und 1937/38 kehrten viele nicht mehr in ihreẊHeimatẊzurückẊundẊrichteten ihr Leben dort ein,ẊwohinẊsieẊvomẊtürkischenẊStaatẊumgesiedelt worden waren. Seit den 1980er Jahren kam es auch zu massenhafter Auswanderung nach Westeuropa. Die Evakuierungen von 1994 haben diese Tendenz zur Auswanderung enorm verstärkt. Besonders nach 1980 haben die nach Europa emigrierten Zaza ihre kulturelle Entwicklung, ihr Schriftsystem sowie ihre traditionellen Veranstaltungen, die in der Heimat streng verboten waren, neu belebt. Seit einigen Jahren wird im Exil auch (unter Verwendung eines 16 17 Kisakürek,ẊN.ẊF.:ẊSonẊDevrinẊDinẊMazlumlariẊ‘DieẊɑrmenẊderẊReligionẊletzterẊZeiten‘,ẊIstanbulẊ1990. In Anlehnung an Caglayan 1995, S. 263f. 19 lateinischen Alphabets) in der Zaza-Sprache geschrieben. Bis heute wurden vermutlichẊüberẊ 100 in unterschiedlichen Dialekten verfasste BücherẊ imẊ ɑuslandẊ veröffentlicht.18 In letzter Zeit sindẊaußerdemẊauch einige LehrbücherẊfürẊZazakiẊerschienen. 1.4 Linguistische Merkmale 1.4.1 Morpho-syntax Die Morphosyntax des Zaza weist einige eigenartige Charakteristika auf. Eines der auffälligsten davon istẊ dasẊ ergativeẊ Kasussystem,Ẋ ‗dieẊ UnterscheidungẊ zwischenẊ einemẊ CasusẊ Rectus und einem Casus Obliquus, deren Verwendung neben transitiven Verben unterschiedlich geregeltẊ ist,Ẋ jeẊ nachdem,Ẋ obẊ wirẊ eineẊ Präsens- oderẊ eineẊ VergangenheitsformẊ vorẊ unsẊ haben‘Ẋ (Gippert 1996: 152). ImẊPräsens kongruieren transitive und intransitive Verben mit dem Subjekt. In allen Vergangenheitsformen hingegen kongruieren transitive Verben mit dem direkten Objekt; das Subjekt steht dabei im Obliquus. DiesẊistẊdiesẊeineẊErscheinungsformẊderẊ„gespaltenenẊErgativität―,ẊdieẊspäterẊinẊderẊɑrbeit ausführlichẊdiskutiert werden wird. Die folgenden Beispiele (1.2) demonstrieren die Besonderheit des Zaza hinsichtlich der Kasusmarkierung: (1.2) Kasus a. Präs:Ẋ Mordemek-Ø cênike19 be-n-o mann-NOM suke frau.OBL hinbringenPRÄS-PRÄS-3sgM stadt.OBL ‗DerẊMann bringt die Frau in die Stadt hin.‘ ‗TheẊmanẊtakesẊtheẊwomen into theẊcity.‘ b. Prät:Ẋ Mordemek-i cênike mann-OBL ber-d-e suke frau.NOM hinbringenPRÄT-PRÄTT2-3sgF stadt.OBL ‗DerẊMannẊbrachteẊdieẊFrauẊin die Stadt hin.‘ ‗TheẊmanẊtookẊtheẊwomen into theẊcity.‘ Die zweite bedeutsame Eigenschaft des Zaza ist die grammatische Markierung des Genus nicht nur bei Substantiven und Adjektiven, sondern auch bei den Verbkonjugationen 1SG, 2SG und 3SG. Während in den meisten iranischen Sprachen die Genusunterscheidung schon lange weggefallen ist, gibt es immerhin ein Dutzend neuiranischer Sprachen, wie etwa SemSelcan 1998 nenntẊ 21Ẋ BücherẊ undẊ 24Ẋ Zeitschriften,Ẋ dieẊ bisẊ ɑprilẊ 1998Ẋ ganzẊ oderẊ teilweiseẊ inẊ derẊ Zaza-Sprache veröffentlichtẊwurden. 19 Das Suffix /-e/ erfülltẊ hierẊ zweiẊ Funktionen:Ẋ FemininsuffixẊ undẊ Kasusmorphem.Ẋ DetailsẊ sindẊ unterẊ §3.3.8Ẋ erläutert.Ẋ InẊ mehrerenẊ FällenẊ schmelzenẊ dieẊ FunktionenẊ ineinander,Ẋ infolgedessenẊ wirdẊ dasẊ SuffixẊ /-e/ an entsprechenden Stellen nicht getrennt. 18 20 nani (Selcan 1998: 235), die diese Markierung bei 3SG beibehalten haben. Andererseits wiesen auch die belegten westmitteliranischen Sprachen Parthisch und Mittelpersisch diese Differenzierung des grammatisches Geschlecht schon nicht mehr auf (Gippert 2008: 87). (1.3) Grammatisches Geschlecht a. malim-o rṖnd-Ø zof wan-en-o lehrer-EZM gut-M viel lesenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊguteẊLehrerẊliestẊimmer.‘ b. her-a okṖme hona gure-en-a esel-EZF alt.F noch arbeitenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗DieẊalteẊEselinẊarbeitetẊnoch.‘ In den Beispielen (1.3) sieht man die grammatische Genusunterscheidung im Zaza illustriert, die durch Personalsuffixe gekennzeichnet sind. In (1.3a) steht /-o/ sowohl am Substantiv als auch beim Verb fürẊMaskulin,Ẋdas gleiche in (1.3b) /-a/ẊfürẊFeminin. Zaza besitzt acht verbale Stammbildungstypen, die sich vor allem morphologisch je nach Tempus verschieden verhalten (vgl. Selcan 1998: 364-371). Ferner teilen sich die Verbmodi in vier Kategorien auf: Indikativ, Kontinuativ, Konjunktiv, Imperativ (vgl. Selcan 1998: 466ff.). Das Zaza bildet die meisten Verben mittels Substantiven und Adjektiven. Die komplexe Verbalmorphologie des Zaza kann hier nur angedeutet werden, wird aber ebenfalls in Kapitel drei ausführlichẊbehandelt.Ẋ Diathese Aktiv Passiv Tempus Futur PräsensẊ PräteritumẊ Perfekt Imperfekt Plusquamperfekt Numerus Singular Plural Genus Maskulinum Femininum (1SG, 2SG, 3SG.) Modus Indikativ Kontinuativ Konjunktiv Imperativ Person 1. Person 2. Person 3. Person Tab. 1.6 Finite Verbalformen Die obere Tabelle listet die finiten Verbalformen der Sprache auf (Selcan 1998, Kausen 2006). Zusammenfassend: Das Zaza kennt die Numeri Singular und Plural; eine Genusunterscheidung erfolgt nur im Singular. Es werden zwei Diathesen (Aktiv, Passiv) markiert. 21 1.4.2 Phonologisch-phonetische Merkmale Das phonologische System des Zaza weist typisch nordwestiranische Merkmale auf, wobei außerdemẊeinigeẊsprachspezifischeẊPhänomeneẊvorhandenẊsind,ẊdieẊam besten im SprachvergleichẊerkanntẊwerdenẊkönnen, was an diese Stelle nicht relevant ist. In der folgenden Abbildung (Selcan 1998: 178) sind die Vokale der Zaza-Sprache nach Bildungsart und -ort dargestellt: Tab. 1.7 Vokale des Zaza DasẊ geschlosseneẊ vordereẊ /ü/Ẋ ist im SüddialektẊ am Aussterben, im Norddialekt aber immer noch starkẊ vertreten.Ẋ BeispieleẊ fürẊ die einzelnen Laute befinden sich in Anhang 6.1, „ZazaAlphabet―. ‗DasẊ KonsonantensystemẊ desẊ Zaza (Norddialekt) setzt sich aus 25 Phonemen zusammen, welcheẊ nachẊ ɑrtẊ undẊ OrtẊ derẊ LautbildungẊ inẊ derẊ folgendenẊ TabelleẊ zusammengestelltẊ sind.‘Ẋ schreibt (Selcan 1998: 137) Tab. 1.8 Konsonantensytem des Zaza Ungeachtet ihres Charakters als nordwestiranische Sprache, weist die Zaza-Sprache wie oben angedeutet auch einige nicht-iranische sprachliche Merkmale auf, die eventuell auf den Einfluss der Nachbarsprachen Altgeorgisch und AltarmenischẊ zurückzuführenẊ sindẊ ẒGippertẊ 2008). 22 2 Theoretische und thematische Grundlagen 2.1 Verben Das allgemeine Thema Verben kann in dieser Arbeit nur in einer auf die Zaza-Sprache zugeschnittenen Form angerissen werden. Das folgende Unterkapitel gibt einen kürzeren Überblick.ẊEineẊausführlicheẊundẊvollständigeẊBearbeitungẊderẊVerbenẊim Zaza folgt dann in Kapitel drei. KernẊ fastẊ allerẊ SätzeẊ istẊ dasẊ Verb,Ẋ dessen semantischer Inhalt die thematischen Relationen bestimmt.Ẋ InẊvielenẊSprachenẊhabenẊ VerbenẊmehrereẊStämme.ẊMitẊ demẊ Präsensstamm,ẊdemẊ PräteritalstammẊ undẊ demẊ KonjunktivstammẊ verfügtẊ dieẊ Zaza-SpracheẊ überẊ dreiẊ solcherẊ StämmeẊẒSelcanẊ1998ẓ. (2.1ẓẊẊtransitivẊundẊunregelmäßig:Ẋdestene ‗nähen‘ a. aẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊlapṖk-u derz-en-a sie.NOM handschuh-PL.OBL nähenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗SieẊnähtẊHandschuhen.‘ b. ae lapṖk-i deş-t-i sie.OBL handschuh-PL.NOM nähenPRÄT-PRÄTT3-3pl ‗SieẊnähteẊHandschuhen.‘ c. a lapṖk-u bṖ-derz-o sie.NOM handschuhe-PL.OBL KONJ-nähenKONJ-3sgF ‗SieẊsollte HandschuhenẊnähen.‘ Beispiel (2.1ẓẊ präsentiertẊ dieẊ dreiẊ VerbstämmeẊ desẊ unregelmäßigenẊ transitivenẊ VerbsẊ des-tene ‗nähen‘.ẊɑufgrundẊderẊUnregelmäßigkeitẊweichenẊdieẊStämmeẊinẊẒ2.1a) und (2.1c) vom Infinitiv ab, nicht jedoch in (2.1bẓ.ẊDerẊPräteritalmorphemẊ/-t/ charakterisiert eine Gruppe der Zaza-Verben. Der dest-Stamm wandelt sich hier nur deshalb in deşt um, weil nach dem /s/ ein heller Vokal erscheint, der den Plural markiert. Einige palato-alveolare Laute werden alveolarisiert,ẊfallsẊnachẊihnenẊhintereẊẒ„dunkle―ẓẊVokaleẊauftreten,ẊundẊumgekehrtẊkannẊsichẊwie hier ein Alveolar palato-alveolisieren,ẊwennẊeinẊvorderer,Ẋ„heller―ẊVokalẊfolgt. In Tabelle 1.1 im vorigen Kapitel finden sich sowohl die Paradigmen als auch die Abweichungen. Auch in Beispiel (2.2ẓẊlassenẊsichẊdieẊphonologischenẊUnterschiedeẊinẊdenẊverbalenẊStämmenẊverfolgen. (2.2ẓẊintransitivẊundẊunregelmäßig:Ẋşiyaene ‗gehen,Ẋdauern‘Ẋ 23 a. Ciran-Ø so-n-o Mamekiye, postal-uẊẊẊẊẊẊẊẊẊcê-n-o nachbar-NOM gehenPRÄS-PRÄS-3sgM Mamekiye.OBL, schuh-PL.OBL kaufenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊNachbarẊgeht nach Mamekiye und kauft Schuhe.‘ b. Ciran-Ø nachbar-NOM şi-Ø Mamekiye, postal-i gure-t-i gehenPRÄT-3sgM Mamekiye.OBL, schuh-PL.NOM kaufenPRÄT-PRÄTT3.3pl ‗DerẊNachbarẊgingẊnachẊMamekiyeẊundẊkaufte Schuhe.‘ c. Ciran-Ø ke şêr-o Mamekiye, postal-u cê-n-o nachbar-NOM RK gehenKONJ-3sgM Mamekiye.OBL, schuh-PL.OBL kaufenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗WennẊderẊNachbarẊnachẊMamekiyeẊginge,ẊwürdeẊerẊSchuheẊkaufen.‘ (2.2ẓẊzeigtẊ anhandẊdesẊunregelmäßigenẊundẊintransitiven Verbs şiyaene ‗gehen,Ẋdauern‘ und desẊ unregelmäßigenẊ undẊ transitivenẊ VerbsẊ guretene ‗nehmen,Ẋ kaufen‘,Ẋ dass alle drei VerbstämmeẊvoneinanderẊabweichenẊkönnen.ẊDasẊVerbẊdesẊNebensatzesẊguretene ‗nehmen,Ẋkaufen‘Ẋ zeichnetẊ sichẊ auchẊ durchẊ Unregelmäßigkeit,Ẋ obwohlẊ PräsensẊ undẊ KonjunktivstämmeẊ identischẊ sind.Ẋ ɑllerdingsẊ gibtẊ esẊ etlicheẊ regelmäßigeẊ Verben,Ẋ beiẊ denenẊ alleẊ dreiẊ StämmeẊ identischẊseinẊkönnen: (2.3ẓẊtransitiv,Ẋregelmäßig a. Malim-i ders-u mṖs-n-en-ê lehrer-PL.NOM fach-PL.OBL lehrenPRÄS-KS-PRÄS-3pl ‗DieẊLehrerẊunterrichtenẊdieẊFächer.‘ b. Malim-uẊẊẊẊẊẊẊẊẊderş-i mṖs-n-a-y lehrer-PL.OBL fach-PL.NOM lehrenPRÄT-[KS.PRÄT]T5-3pl ‗DieẊLehrerẊunterrichtetenẊdieẊFächer.‘ c. Malim-i ke ders-u bṖ-mṖs-n-ê lehrer-PL.NOM RK fach-PL.OBL KONJ-lehrenKONJ-KS-3pl ‗WennẊdieẊLehrerẊdieẊFächer unterrichtenẊwürden.‘ Es gibt in jeder Sprache transitive und intransitive Verben. Die transitiven Verben haben zwei obligatorische Mitspieler,Ẋ währendẊ intransitiveẊ VerbenẊ mitẊ einemẊ einzigenẊ MitspielerẊ auskommen. 24 2.1.1 Morphologische Einteilung der Verben Je nach Flektieren sind Verben zum einen als starke bzw. schwache Verben und zum anderen alsẊregelmäßigeẊbzw.ẊunregelmäßigeẊVerbenẊzuẊklassifizieren.ẊɑlsẊregelmäßigeẊVerbenẊgeltenẊ diejenigen, die in unterschiedlichen TAM (Tempus-Modus-Aspekt) denselben Stamm aufweisen. WährendẊ beiẊ demẊ regelmäßigenẊ Verb nus-t-ene ‗schreiben‘Ẋ nus-tPRÄT-nusPRÄS-nusKONJ alle dreiẊStämmeẊidentisch belieben, verhalten sich bei dem unregelmäßigen şiyaene ‗gehen‘ẊdieẊ StämmeẊunterschiedlich:ẊsoPRÄS, şiPRÄT, şêrKONJ. Im Unterschied dazu verhalten sich unregelmäßigeẊVerbenẊhierẊnichtẊeinheitlich.ẊɑuchẊphonologischeẊProzesseẊwieẊɑssimilationẊusw.ẊhabenẊ aufẊdenẊregelmäßigenẊbzw.ẊunregelmäßigenẊCharakterẊvonẊVerbenẊeinenẊEinfluss.ẊDieẊVerbenẊ des Zaza sind entsprechend ihren Stammbildungstypen in acht verschiedene Gruppen zu unterteilenẊ ẒSelcanẊ 1998ẓ.Ẋ DieẊ ProzentangabenẊ inẊ KlammernẊ zeigenẊ dieẊ HäufigkeitẊ desẊ fraglichen Typus unter den insgesamt untersuchten Verben. Die morphologischen Stammbildungstypen werden sowohl in der folgenden Tab.2.1 (Selcan 1998) als auch weiter unten durch BeispieleẊerläutert. Typ 1 Prät.St -Ø Tr. + Reg. - 2 -d   3 -t   4 -Ṗ-t + + pêmıtene ‗messen‘,Ẋramıtene ‗treiben,Ẋackern‘,Ẋ sımıtene ‗trinken‘,Ẋmunıtene ‗flechten‘,Ẋnımıtene ‗bedecken‘ 5 -n-a + + herinaene ‗kaufen‘,Ẋmısnaene ‗lehren‘,ẊẊremnaene ‗entführen‘,Ẋ bıṙnaene ‗schneiden‘, vurnaene ‗ändern‘ 6 -a - + amaene ‗kommen‘,Ẋşiyaene ‗gehen‘,Ẋde-vınaene ‗einnicken‘,Ẋ lengaene ‗hinken‘,Ẋgureaene ‗arbeiten‘,Ẋvêsaene ‗brennen‘ 7 -i-y-a - + sımiyaene ‗getrunkenẊwerden‘,Ẋwaniyaene ‗gelesenẊwerden‘,Ẋ kışiyaene ‗getötetẊwerden‘,Ẋcemediaene ‗erfrieren‘ 8 n-i-ya - + herniyaene ‗gekauftẊwerden‘,Ẋgireniyaene ‗gekochtẊwerden‘,Ẋ vurniyaene ‗getauschtẊwerden‘ Beispiel daene ‗geben‘,Ẋverdaene ‗lassen‘, ro naene ‗hinstellen‘ mendene ‗bleiben,Ẋwohnen‘,Ẋkerdene ‗tun,Ẋmachen‘,Ẋ werdene ‗essen‘,Ẋmordene ‗zählen‘,Ẋwendene ‗lesen,Ẋstudieren‘ litene ‗saugen‘,Ẋcütene ‗kauen‘,Ẋontene ‗ziehen,Ẋleiden‘,Ẋ tırtene ‗klauen‘,Ẋkıstene ‗töten‘,Ẋdestene ‗nähen‘ Tab. 2.1 Morphologische Stammbildungstypen der Zaza-Verben Tabellenabkürzungen:ẊPrät-StẊ=ẊPräteritalstammTr.=ẊTransitiv,ẊReg.=ẊRegelmäßig. 25 Unter einigen Verbgruppen wie z.B. gure-a-ene ‗arbeiten‘ und gure-n-a-ene ‗arbeitenẊlassen‘Ẋ bestehenẊkausativeẊBeziehungen,ẊdieẊinẊKapitelẊdreiẊnäherẊerläutertẊwerden.ẊZuẊvermerkenẊist,Ẋ dass diese Einteilung alle Verben nicht einschließen kann. Es kommen immer Verben vor, die eine Ausnahme bilden. Auch die Eingliederung einiger Verben beherbergt einige Probleme mitẊsich.ẊDieseẊkleinenẊGrundgedankenẊwerdenẊanẊdenẊnötigenẊStellenẊerläutert. Typ 1:ẊPräteritalstammẊaufẊ- Ø (0.6%20 der untersuchten Verben) Die Verben dieser Art haben den vokalischen Wurzelauslaut /-a/ und sind sowohl transitiv als auchẊunregelmäßig.ẊEsẊsindẊnurẊeineẊHandvollẊVerben,ẊdieẊdieserẊGruppeẊangehören.ẊẒ-)21 daØ-ene ‗geben‘,ẊẒ-)verda-Ø-ene ‗lassen‘,Ẋro na- Ø-ene ‗hinstellen.‘ (2.4) Typ 1 a. Ciran-Ø kutṖk-uẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊnê-verda-n-o ze e nachbar-NOM hund-PL.OBL NEG-lassenPRÄS-PRÄS-3sgM hinein ‗DerẊNachbarẊlässtẊdieẊHundeẊnichtẊhinein.‘Ẋ b. Ciran-i kutik-iẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊnê-verda-Ø-y ze e nachbar-OBL hund-PL.NOM NEG-lassenPRÄT-PRÄTT1-3pl hinein ‗DerẊNachbarẊliessẊdieẊHundeẊnichtẊhinein.‘ẊẊẊẊ Typ 2:ẊPräteritalstammẊaufẊ-d (2,6 %) Diese Verben haben einen Wurzelstamm auf /-d/, /-n/, /-r/, oder /-i/ẊundẊsindẊteilsẊregelmäßig,Ẋ teilsẊ unregelmäßigẊ undẊ teilsẊ transitivẊ undẊ teilsẊ intransitiv.Ẋ DarunterẊ findenẊ sich:Ẋ mend-ene ‗bleiben,Ẋ wohnen‘,Ẋ ker-d-ene ‗tun,Ẋ machen‘,Ẋ ter-d-ene ‗rasieren‘,Ẋ wer-d-ene ‗essen‘,Ẋ moṙ-dene ‗zählen‘ẊundẊwen-d-ene ‗lesen,Ẋstudieren‘. (2.5) Typ 2 a. Ap-êẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊmṖẊẊẊẊẊẊẊẊẊɑlamania22 de man-en-o onkel-EZM 1SG.OBL Deutschland.OBL POP wohnenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗MeinẊOnkelẊwohntẊin Deutschland.‘ 20 Der prozentuale Verteilung von 533 untersuchten Verben von Selcan 1998. Die Klammer (-) bedeutet, dass die Form sowohlẊmitẊalsẊauchẊohneẊPräfixẊvorkommen kann. 22 Bie den femininen Nomen mit /-e/ Endung steht das /-e/ẊfürẊbeideẊKasusẊzurẊVerfügung.ẊEsẊistẊgleichzeitig ein Genusmorphem,ẊfälltẊweg,ẊfallsẊeinẊanderesẊMorphemẊdanachẊauftaucht.Ẋvor-e ‗Schnee‘,Ẋa vor-a ‗EsẊistẊSchnee‘.ẊInẊ demselbenẊFallẊfälltẊeineẊLautẊnichtẊweg,ẊwennẊesẊzumẊStammẊdesẊNomenẊgehört:Ẋdina- ‗Welt‘, na dina-w-a ‗DieseẊistẊdieẊ Welt‘.ẊDementsprechendẊalleẊFemininaẊmitẊ/-e/ Endung verlieren die Endung durch einer Flektion, dennochẊfürẊdieẊ Kasusfunktion steht diesesẊzurẊVerfügung.ẊDieẊrestlicheẊEndungenẊ(-a-,iẓẊfürẊFemininaẊfallenẊnieẊweg. 21 26 b. Ap-êẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊmṖẊẊẊẊẊẊẊ Alamania de men-d-Ø onkel-EZM 1SG.OBL Deutschland.OBL POP wohnenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗MeinẊOnkelẊwohnteẊinẊDeutschland.‘ Typ 3:ẊPräteritalstammẊaufẊ-t (6.4 %) Die Verben von Typ 3 haben vokalische undẊkonsonantischeẊɑuslaute.ẊDieseẊGruppeẊenthältẊ dieẊ HälfteẊ allerẊ unregelmäßigenẊ Verben,Ẋ danebenẊ aberẊ auchẊ regelmäßigeẊ Verben.Ẋ BeispieleẊ fürẊ denẊ vokalischenẊ ɑuslautẊ derẊ WurzelẊ sind:Ẋ li-t-ene ‗saugen‘,Ẋ cü-t-ene, ‗kauen‘,Ẋ ko-t-ene ‗erschöpfen‘.Ẋ InẊ folgendenẊ Verben dagegen lauten die Wurzeln konsonantisch aus: on-t-ene ‗ziehen,Ẋ leiden‘,Ẋ tır-t-ene ‗klauen‘,Ẋ kıs-t-ene ‗töten‘,Ẋ des-t-ene ‗nähen‘,Ẋ vıras-t-ene ‗bauen‘,Ẋ vos-t-ene ‗laufen‘ẊundẊes-t-ene ‗werfen‘. (2.6) Typ 3 a. İẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊdunṖkeẊẊẊẊẊẊẊrêẊẊẊzuẊẊmasaẊẊẊẊẊẊẊẊvṖraz-en-ê 3PL.NOM küche.OBL POP ein tisch.OBL bauenPRÄS-PRÄS-3pl ‗SieẊbauenẊfürẊdieẊKücheẊeinenẊTisch.‘ b. İneẊẊẊẊẊẊẊẊẊdunṖkeẊẊẊẊẊẊẊrêẊẊẊzuẊẊmasaẊẊẊẊẊẊẊẊẊvṖras-t-e 3PL.OBL küche.OBL POP ein tisch.NOM bauenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗SieẊbautenẊfürẊdieẊKücheẊeinenẊTisch.‘ Typ 4: PräteritalstammẊaufẊ-ı-t (3,2 %) DieseẊɑrtẊvonẊVerbenẊistẊvonẊeinigenẊɑusnahmenẊabgesehenẊregelmäßigẊundẊtransitiv.ẊɑnẊdieẊ WurzelẊ schließtẊ sichẊ derẊ „Themavokal―Ẋ /-ı/ an, der das Verb transitiviert: pêm-ıt-ene ‗messen‘,Ẋ ram-ıt-ene ‗treiben,Ẋ ackern‘,Ẋ sım-ıt-ene ‗trinken‘,Ẋ mın-ıt-ene ‗flechten‘,Ẋ cın-ıt-ene ‗InstrumentẊspielen‘,Ẋkın-ıt-ene ‗graben,Ẋkratzen‘,Ẋnım-ıt-ene ‗bedecken‘ẊundẊçin-ıt-ene ‗mähen‘.Ẋ (2.7) Typ 4 a. BṖra-yẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊhêga-uẊẊẊẊẊẊẊẊẊçin-en-êẊ bruder-PL.NOM feld-PL.OBL mähenPRÄS-PRÄS-3pl ‗DieẊBrüderẊmähenẊdieẊFelder.‘ b. BṖra-uẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊhêga-yẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊçin-Ṗ-t-i bruder-PL.OBL feld-PL.NOM mähenPRÄT-[TR-PRÄT]T3-3pl ‗DieẊBrüderẊmähtenẊdieẊFelder.‘ 27 Typ 5:ẊPräteritalstammẊaufẊ-n-a (28.5 %) DieseẊVerbenẊbildenẊdieẊgrößteẊGruppeẊunterẊdenẊGrundverben.ẊDieẊgesamtenẊVerbenẊdiesesẊ TypsẊsindẊregelmäßigẊundẊmitẊeinigenẊɑusnahmenẊauchẊtransitiv:Ẋheri-n-a-ene ‗kaufen‘,Ẋmısn-a-ene ‗lehren,Ẋbeibringen‘,Ẋsevek-n-a-ene ‗schonen‘,Ẋrem-n-a-ene ‗entführen‘,Ẋafaṙ-n-a-ene ‗erschaffen‘,Ẋ bıṙ-n-a-ene ‗schneiden‘Ẋ undẊ vuṙ-n-a-ene ‗vertauschen‘.Ẋ DasẊ /-n/ Suffix vergibt ebenso wie /-ı/ bei Typ 4 eine transitive Rolle. Ferner hat es eine kausative Funktion. Die Tab. 3.8ẊstelltẊdieẊKausativitätẊderẊZaza-Sprache dar. (2.8) Typ 5 a. MalṖm-Ø herf-uẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊmṖs-n-en-o lehrer-NOM buchstabe-PL.OBL lehrenPRÄS-KS-PRÄS-3sgM ‗DerẊLehrerẊlehrtẊdieẊBuchstaben.‘ b. MalṖm-i herf-i mṖs-n-a-y lehrer-OBL Buchstabe-PL.NOM lehrenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3pl ‗DerẊLehrerẊlehrteẊdieẊBuchstaben.‘ Typ 6:ẊPräteritalstammẊaufẊ-a (16.9 %) Mit Ausnahme von biyaene, amaene und şiyaene sindẊdieseẊVerbenẊregelmäßigẊundẊintransitiv. Die thematische Bildung nimmt nach dem Verbwurzel seine Stellung durch /-a/ bzw. /ya/, wie bei de vın-a-ene ‗einnicken‘,Ẋ biy-a-ene ‗sein,Ẋ werden,Ẋ geborenẊ werden‘,Ẋ leng-a-ene ‗hinken‘,Ẋ gure-a-ene ‗arbeiten‘,Ẋ am-a-ene ‗kommen‘,Ẋ ters-a-ene ‗sichẊ fürchten‘,Ẋ vês-a-ene ‗brennen‘ẊundẊşiy-a-ene ‗gehen‘.ẊDerẊKasusẊdesẊSubjektsẊbleibtẊdabeiẊunverändert,ẊdaẊdieẊgesamten Verben der Gruppe intransitiv sind und nur eine obligatorische Valenzstelle haben. (2.9) Typ 6 a. Xone-y kutik-i ra ters-en-êẊ kater-PL.NOM hund-OBL POP fürchtenPRÄS-PRÄS-3pl ‗DieẊKaterẊfürchtenẊsichẊvorẊdemẊHundẊ.‘ b. Xone-y kutik-i ra ters-a-y kater-PL.NOM hund-OBL POP fürchtenPRÄT-PRÄTT6-3pl ‗DieẊKaterẊfürchtetenẊsichẊvorẊdemẊHundẊ.‘ Der /-a/ LautẊstehtẊfürẊthematische Bildung (Selcan 1998). Ein Bindelaut /-y-/ tritt auf, wenn der Verbstamm mit einem vorderen Vokal endet: 28 o gurea ‗erẊarbeitete.‘ gure-a-ene ‗arbeiten.‘ o am-e ‗erẊkam.‘ am-a-ene ‗kommen.‘ o bi-Ø ‗erẊwar.‘Ẋ bi-y-a-ene ‗sein,Ẋwerden.‘ o şi-Ø ‗erẊging.‘Ẋ şi-y-a-ene ‗gehen.‘ Mehrere Verben der Gruppe 6 sind mit einem Kausativsuffix /-n/ nicht zu flektieren, der semantischeẊInhaltẊlässtẊdiesesẊnichtẊzu.ẊWäreẊdiesesẊmöglich,ẊkönntenẊdieẊGruppeẊ5ẊundẊ6ẊzusammengeführtẊwerden.ẊDas kausative Suffix /-n/ẊtrittẊnichtẊnurẊinẊPräteritum,ẊstelltẊsichẊauchẊ nachẊPräsensstammẊdesẊVerbesẊhin.ẊWährendẊeinige Verben der Typ 6 ein Kausativieren zulassen, erlauben die anderen diesen Prozess nicht zu. vês-a-ene (Typ6)  vês-n-a-ene (Typ 5) huy-a-ene (Typ6)  *huy-n-a-ene (Typ 5) Das Verb huy-a-ene ‗lachen‘Ẋrealisiert den kausativen Prozess nicht morphologisch, sondern syntaktisch: huyais23 fiştene‘ zumẊLachenẊbringen‘.ẊɑusẊdiesemẊGrundẊwerdenẊdieseẊɑrtẊVerben vorerst in zwei separaten Gruppen eingeordnet, obwohl einige Sortierungsregeln verletzt werden. Typ 7:ẊPräteritalstammẊaufẊ-i-ya (27.8 %) SämtlicheẊVerbenẊdieserẊGruppeẊsindẊsowohl intransitiv als auchẊregelmäßig,ẊweilẊsieẊabgeleitet sind. Die Stammendung /-i-ya-/ markiert die Passiv-Diathese, wie bei sım-i-ya-ene ‗getrunkenẊwerden‘,Ẋkın-i-ya-ene ‗gegrabenẊwerden,ẊgekratztẊwerden‘,Ẋmun-i-ya-ene ‗geflochtenẊ werden‘,Ẋ wan-i-ya-ene ‗gelesenẊ werden‘,Ẋ kış-i-ya-ene ‗getötetẊ werden‘,Ẋ cemed-i-ya-ene ‗erfrieren,ẊsichẊinẊEisẊverwandeln‘ẊundẊvış-i-ya-ene ‗reißen‘. IntransitivitätẊwirdẊdurchẊdasẊẊSuffixẊ /-i-/Ẋmarkiert.ẊInẊdenẊPräsensformenẊverschwindetẊdasẊzumẊPräterialstammẊgehörendeẊSuffixẊ /-ya-/. (2.10) Typ 7 a. Dew-u de sondane ki dorf-PL.OBL POP abends zofẊẊçayẊ sṖm-i-n-o auch viel tee.NOM trinkenPRÄS-PASS-PRÄS-3sgM ‗InẊdenẊDörfernẊwirdẊabendsẊauchẊvielẊTeeẊgetrunken.‘ b. Dew-u de sondane ki zof çayẊẊ sṖm-i-y-a-Ø dorf-PL.OBL POP abends auch viel tee.NOM trinkenPRÄS-[PASS-PRÄT]T7-3sgM ‗InẊdenẊDörfernẊwurde abendsẊauchẊvielẊTeeẊgetrunken.‘ 23 Mit is/iş bildetẊdasẊZazaẊeinẊzweitesẊİnfinitivform. 29 EineẊ ZusammenführungẊ derẊ TypẊ 7Ẋ undẊ TypẊ 8Ẋ siehtẊ möglichẊ aus,Ẋ dennochẊ nachẊ gründlicherẊ Untersuchung stellt sich das gleiche Problem bei Typ5-Typ6 hin. Typ 8:ẊPräteritalstammẊaufẊ-n-i-ya (14,1 %) DieẊ VerbenẊ dieserẊ GruppeẊ sindẊ ausnahmslosẊ regelmäßigẊ undẊ intransitiv.Ẋ Das Suffix /-i-ya-/ ebensoẊwieẊbeiẊTypẊ7ẊfürẊdie Passiv-Diathese steht: her-n-iya-ene ‗gekauftẊwerden‘,Ẋgire-n-iya-ene ‗gekochtẊwerden‘ẊundẊvur-n-i-ya-ene, ‗getauschtẊwerden‘. (2.11) Typ 8 a. UweẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊsodṖrẊẊẊẊẊẊrewẊservaẊçay-i gire-n-i-n-a wasser.NOM morgenẊfrühẊfürẊẊẊẊẊtee-OBL kochenPRÄS-KS-PASS-PRÄS-3sgF ‗DasẊWasserẊwirdẊfrühẊmorgensẊfürẊdenẊTeeẊgekocht.‘ b. UweẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊsodṖrẊẊẊẊẊrewẊservaẊçay-i gire-n-i-y24-e wasser.NOM morgenẊfrühẊfürẊẊẊẊẊtee-OBL kochenPRÄT-[KAUS-PASS-PRÄT]T8-3sgF ‗DasẊWasserẊwurdeẊfrühẊmorgensẊfürẊdenẊTeeẊgekocht.‘ NebenẊ ihrenẊ StammbildungstypenẊ könnenẊ dieẊ VerbenẊ desẊ ZazaẊ auchẊ nachẊ RegelmäßigkeitẊ Präsens und TransitivitätẊklassifiziertẊwerden.Ẋ Regelmäßig O non-i hêrin-en-o 3SGM.NOM brot-OBL kaufenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗ErẊkauftẊdasẊBrot.‘ Präteritum Präteritum intransitiv Präsens Transitiv Ey non-Ø hêrina-Ø Unregelmäßig O kemere erz-en-o 3SGM.NOM stein.OBL werfenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗ErẊwirftẊdenẊStein.‘ Ey kemere est-e 3SGM.OBL brot-NOM kaufenPRÄT-3sgM 3SGM.OBL stein.NOM werfenPRÄT-3sgF A lerz-en-a 3SGF.NOM zitternPRÄS-PRÄS-3sgF ‗SieẊzittert.‘ A A A ‗ErẊkaufteẊdasẊBrot.‘ lerz-ê 3SGF.NOM zitternPRÄT-3sgF ‗SieẊzitterte.‘ ‗ErẊwarfẊdenẊStein.‘ ye-n-a 3SGF.NOM kommenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗SieẊkommt.‘ am-ê 3SGF.NOM kommenPRÄT-3sgF ‗SieẊkam.‘ Tab. 2.2 Transitivät,ẊRegelmäßigkeit 24 /-a/ẊfälltẊweg. 30 RegelmäßigeẊVerbenẊweisenẊinẊallenẊTemporaẊdieselbeẊVerbwurzelẊauf.ẊUnregelmäßigeẊVerbenẊ verhaltenẊ sichẊ hierẊ dagegenẊ abweichend.Ẋ TabelleẊ 2.2Ẋ präsentiertẊ RegelmäßigkeitẊ undẊ TransivitätẊeinigerẊVerbenẊdesẊZazaẊinẊunterschiedlichen Tempora. 2.1.2 Role and Reference Grammar (RRG) Im Laufe derẊZeitẊhabenẊdiverseẊlinguistischeẊɑnsätzeẊversucht,ẊeinẊeinheitlichesẊKonzeptẊzurẊ wissenschaftlichenẊ ErklärungẊ sprachlicherẊ PhänomeneẊ vorzulegen.Ẋ Sicher haben manche Theorien in einigen Teildisziplinen dabei Erfolg gehabt, doch im Ganzen besteht hier noch keine Einigkeit. SämtlicheẊ SchichtenẊ auchẊ nurẊ einerẊ SpracheẊ Ḳ ganz zu schweigen von der Sprache Ḳ inẊeinemẊeinzigenẊKonzeptẊunterzubringen,ẊscheintẊbisherẊnochẊnichtẊmöglichẊgewesen zu sein. Ohnehin erfassten die meisten linguistischen Analysen bis Mitte des 20. Jahrhunderts fast nur indo-germanische Sprachen. Bis dahin wurden die Strukturen dieser Sprachen oft als universalẊ betrachtet,Ẋ ohneẊ andereẊ SprachenẊ überhauptẊ zuẊ berücksichtigen.Ẋ Durch neuere Untersuchungen wurden jedoch weltweit immer mehr Sprachen entdeckt, die ganz andere Strukturen aufweisen als die indo-germanischen Sprachen. Dieser Prozess hat die linguistische Welt dazu gezwungen, nach neueren Modellen zu suchen, die das Potential haben, auch solche Sprachen mitẊeinzubeziehen.ẊɑufẊderẊSucheẊnachẊeinemẊuniversalenẊɑnsatz,ẊderẊzurẊɑnalyseẊsämtlicherẊ Sprachen der Welt in der Lage ist, entstand Ende der 1970er Jahre die Role and Reference Grammar (RRG). Die RRG wurde erstmals in (Van Valin & Foley 1980, Foley & Van Valin 1984) vorgelegt anschließend bis heute von Van Valin weiterentwickelt. Die RRG setzt sich zum Ziel, die syntaktischen, semantischen und pragmatischen Relationen der Satzargumente einer Sprache umfassend darzustellen. Sie sieht die Morphologie als Teil der Syntax an und behandelt außerdemẊauchẊdieẊPhonologieẊnichtẊgesondert. Die RRG unterscheidet sich auch in weiterer Hinsicht von anderen linguistischen Theorien. WährendẊandereẊɑnsätzeẊmitẊɑnalysenẊdesẊEnglischenẊbegannen, hat die RRG ihre eigentlichen Wurzeln in der Untersuchung syntaktisch ergativer Sprachen (Van Valin 2010). Daneben wurden in der Computerlinguistik RRG-basierteẊParserẊentwickelt,ẊdieẊSätzeẊanalysierenẊ können:Ẋ‗GuestẊẒ2008ẓẊhasẊdevelopedẊaẊparserẊbased on RRG and has used it to successfully parse a large corpus of English sentences as well as a small corpus of Dyirbal sentences, includingẊonesẊwithẊdiscontinuousẊconstituents‘Ẋ―GuestẊẒ2008ẓẊhatẊeinenẊaufẊderẊRRGẊbasierenden Parser entwickelt und ihn mitẊErfolgẊdazuẊbenutzt,ẊeinẊgroßesẊKorpusẊvonẊenglischenẊSätzen und ein kleines Korpus von Dyirbal-SätzenẊzuẊanalysieren,ẊdarunterẊauchẊSätzeẊmitẊdis31 kontinuierlichen Konstituenten.―ẊẒÜbersetzung I.A.) (Van Valin 2010: 704). Ziel der RRG ist, alle Sprachen derẊ WeltẊ mittelsẊ einesẊ einheitlichenẊ KonzeptsẊ analysierenẊ zuẊ können.Ẋ DabeiẊ beansprucht die RRG, sowohl Sprachen mit freier Wortstellung als auch solche, wo diese fixiertẊist,ẊstrukturellẊanalysierenẊzuẊkönnen.ẊEineẊbesondereẊRolleẊinẊdiesemẊɑnsatzẊspieltẊdie IdeeẊ derẊ MarkierungẊ syntaktischerẊ BeziehungenẊ entwederẊ amẊ „Kopf―Ẋ oderẊ amẊ abhängigenẊ ElementẊinẊeinerẊRelation.ẊVonẊgroßerẊBedeutungẊsindẊauchẊdieẊBeziehungenẊzwischenẊsyntaktischen Argumenten und semantischen Aktanten. Demnach integriert das Modell verschiedene linguistische Teilbereiche und Schichten. Die konkrete Gestalt der RRG (Van Valin 2005: 134) wird in Abb. 2.1 präsentiert.Ẋ DieẊ englischenẊ TerminiẊ derẊ RRGẊ werdenẊ nichtẊ insẊ DeutscheẊ übersetzt,Ẋ umẊ VerwirrungẊ zuẊ vermeiden.Ẋ ɑußerdemẊ habenẊ dieẊ TerminiẊ im Deutschen keine einheitlichen Entsprechungen, was ein weiterer Grund ist, die Originalbegriffe zu verwenden. DieẊRRGẊfindetẊinẊderẊlinguistischenẊWeltẊimmerẊmehrẊɑkzeptanzẊundẊgehörtẊzuẊdenẊvielversprechendstenẊlinguistischenẊɑnsätzenẊderẊGegenwart.ẊInẊden Jahren von 1999 bis 2013 haben dreizehn an der RRG orientierte internationale Konferenzen stattgefunden25, auf denen jeweils Analysen etlicher Sprachen innerhalb des RRG-ParadigmasẊpräsentiertẊwurden. Abb. 2.1 Die Organisation der Role and Reference Grammar ZentralkonzeptẊ derẊ RRGẊ istẊ dieẊ ‗LayeredẊ StructureẊ ofẊ theẊ Clause‘Ẋ ẒLSCẓ,Ẋ die ihrerseits aus weiterenẊ KomponentenẊ besteht.Ẋ DieẊ LSCẊ stelltẊ dieẊ BeziehungẊ derẊ prädikativenẊ undẊ nichtprädikativenẊ ElementeẊ inẊ ZusammenhangẊ mitẊ denẊ ɑrgumentenẊ undẊ Nicht-Argumenten dar. Von Bedeutung ist dabeiẊaufẊderẊeinenẊSeiteẊdieẊBeziehungẊdesẊPrädikats zu seinen obligatorischen Argumenten und auf der anderen Seite die Eingliederung der peripheren Elemente in die Gesamtstruktur. Die peripheren Elemente haben dabei keine geradlinigen Relationen mit demẊPrädikat.Ẋ 25 http://linguistics.buffalo.edu/people/faculty/vanvalin/rrg/RRG1999-2013_final.pdf 32 Die LSC ist dazu konzipiert, die unterschiedlichen Bauweisen der Sprachen der Welt zu berücksichtigen.ẊDabeiẊ werdenẊsowohlẊdurchẊdenẊsoẊgenanntenẊPre-Core Slot (PrCS) als auch durch den Post-Core Slot (PoCS) charakterisierte Sprachen in Betracht gezogen. Manche Sprachen wie z.B. Lakhota (Van Valin 2005) realisieren innerhalb einer einzigen Ganzheit PhraseẊmehrereẊineinanderẊ„geschachtelte―ẊKomponenten;ẊandereẊdagegenẊvermeidenẊdies,ẊsoẊ etwa auch die Zaza-Sprache. Die LSC kann all diese verschiedenen Mechanismen problemlos bewältigen.Ẋ WährendẊ imẊ Lakhota ein so genannter Nukleus aus Nomen + Verb bestehen kann,ẊistẊdiesẊimẊDeutschenẊoderẊEnglischenẊnichtẊ möglich.Ẋ ImẊ LakhotaẊistẊdieẊNPẊ peripherẊ (Van Valin 2005) und daher unmarkiert; in der Zaza-Sprache jedoch ist sie immer mit einem Kasus markiert undẊgehörtẊzuẊdenẊprimärenẊElementenẊderẊLSC.ẊɑuchẊdieẊinnerenẊStrukturenẊ kopfmarkierender Sprachen wie die der Maya-Familie und argumentmarkierender Sprachen wieẊZazaẊundẊTürkischẊlassenẊsichẊhierẊleichtẊdarstellen.ẊDieẊLSCẊkannẊsämtlicheẊEigenschaften all dieser Sprachen beschreiben. In der Darstellung der Gesamtstruktur hat die Semantik dasẊPrimat,ẊdemẊandereẊTeilbereicheẊwieẊSyntaxẊundẊPragmatikẊunterliegen.ẊNatürlichẊweisenẊ alleẊ BereicheẊderẊSpracheẊeineẊstarkeẊɑbhängigkeitẊvoneinanderẊ auf,Ẋ aberẊdasẊwegweisende ZentrumẊ inẊ derẊ RRGẊ istẊ dieẊ Semantik.Ẋ ɑuchẊ dieẊ KonstruktionẊ derẊ syntaktischenẊ „Bäume―Ẋ orientiert sich nach den semantischen Eigenschaften der jeweiligen Sprache. Die LSC orientiert sich nicht an der Phrasenstruktur, da diese nicht in der Lage ist, alle SprachenẊderẊWeltẊangemessenẊdarzustellen.ẊSoẊgibtẊes,ẊwieẊobenẊerwähnt,ẊSprachen,ẊdieẊmehrereẊ syntaktischeẊElementeẊzuẊeinerẊeinzigenẊEinheitẊ„zusammenziehen―.ẊZumẊUmgangẊmitẊdieserẊ Problematik behandelt die RRG syntaktische Strukturen auf eine ganz besondere Art. In der ɑufteilungẊderẊElementeẊderẊSyntaxẊwerdenẊdieẊEinheitenẊalsẊ‚syntacticẊtemplates‗ẊangesehenẊ undẊdementsprechendẊcharakterisiert.ẊMittelsẊderẊLSCẊkannẊeineẊ‗projectionẊgrammar‘Ẋdargestellt werden, die zwei Teile umfasst. Die RRG betrachtet Sprache nicht einfach als arithmetischen Bau oder Kombination diverser Formeln,ẊsondernẊalsẊVerknüpfungẊmehrererẊSchichtenẊundẊderẊdazuẊgehörigenẊElementeẊundẊ EigenschaftenẊsowieẊderenẊBeziehungenẊuntereinander.ẊSämtlicheẊSchichtenẊderẊLSCẊundẊihreẊ Beziehungen zueinander sind in Abb. 2.2 (Van Valin 2005: 12, 2007: 2) zu sehen. In der Abbildung präsentiertẊderẊlinkeẊTeilẊdieẊ‗constituentẊprojection‘,ẊderẊrechteẊdieẊ‗operatorẊprojection‘: DurchẊ solcheẊ DiagrammeẊ könnenẊ dieẊ StrukturenẊ undẊ SchichtenẊ beliebiger Sprachen graphisch dargestellt werden. Es folgt ein einfacher Satz im Zaza, der dann in Abb. 2.3 mittels der LSC dargestellt wird. 33 Abb. 2.2 Layered structure of the clause mit Konstituente und Operatoren (2.12) ÇênekeẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊkṖtav-xane deẊẊkṖtav-Ø wen-d-Ø mädchen.OBL buch-haus.NOM POP buch-NOM lesenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗DasẊMädchenẊlasẊdasẊBuchẊinẊderẊBibliothek.‘ Das transitive Verb wendene ‗lesen,Ẋ studieren‘Ẋ fordertẊ zweiẊ obligatorischeẊ ɑrgumentstellen.Ẋ Zusammen mit dem Agens çêneke ‗Mädchen‘Ẋ undẊ PatiensẊ kıtav ‗buch‘Ẋ bildetẊ dasẊ VerbẊ denẊ „Core―.ẊDieẊfakultativeẊNPẊkıtavxane ‗Bibliothek‘ẊistẊinẊderẊLSCẊeinẊperipheresẊElement. Solche peripherischeẊElementeẊkönnenẊinẊeinemẊSatzẊbeliebigẊvorkommen. SENTENCE CLAUSE PERI- NP N PERI- PP N PoP CORE NP NUC N PRED V ÇênekeẊẊẊẊẊ kṖtavxa- de kṖtav wend Abb. 2.3 Vereinfachte LSC-Darstellung eines Satzes der Zaza-Sprache 34 JeẊnachẊdemẊSatzẊkönnenẊsichẊdieseẊɑbbildungenẊbeliebigẊerweiternẊlassen.ẊɑnẊdenẊBeispielen dieser Arbeit stellen sich nur die Grundstrukturen dar. 2.1.2.1 Syntaktische Struktur DieẊ VerbenẊ desẊ ZazaẊ projizierenẊ höchstẊ komplexeẊ Strukturen,Ẋ dieẊ nochẊ längstẊ nichtẊ ausreichend untersucht sind. Die umfangreichste Arbeit in diesem Bereich (Selcan 1998) gibt einen morphologischenẊ ÜberblickẊ überẊ dieẊ Verben Ẓ§2.1.1ẓ. Dieses Werk Selcans behandelt die gesamte Grammatik des Zaza, weshalb etliche Details unvermeidlich ausgelassen blieben. Es fehlt dabei auch eine strukturelle Darstellung der Syntax und des Zusammenhangs zwischen SyntaxẊundẊSemantik.ẊDieẊvorliegendeẊɑrbeitẊversucht,ẊdieseẊ LückeẊzuẊschließen.ẊDieẊRRGẊ bietetẊ sichẊ fürẊ diesesẊ VorhabenẊ geradezuẊ an.Ẋ Hier wird eine Zentralkomponente der ZazaSprache, die Verben, mit den Mitteln der RRG untersucht. Die Untersuchung der gesamten Struktur derẊSpracheẊwürdeẊdenẊUmfangẊdieser Arbeit sprengen, weshalb viele andere strukturelleẊ ɑspekteẊ zwangsläufigẊ nurẊ oberflächlichẊ behandeltẊ werden können. Zunutze gemacht wird jedoch, dass die RRG bereits in einer Reihe von Dissertationen26 zur Analyse einer ganzen Bandbreite verschiedener Sprachen verwendet worden ist. SENTENCE CLAUSE CORE LDP PrCS XP XP ARGUMENT XP NUCLEUS ARGUMENT PRÄDIKAT XP PERIPHERY ADJUNCTS PoCS XP RDP XP Abb. 2.4 LSC-Struktur mit und ohne universale Aspekte WieẊbereitsẊerwähnt,ẊermöglichtẊdieẊLSCẊeineẊFormẊderẊDarstellungẊderẊsyntaktischenẊEinheiten, die auch die Beziehungen zu nicht-syntaktischen Ebenen herstellt. Die wichtigsten und 26 Siehe http://linguistics.buffalo.edu/people/faculty/vanvalin/rrg.html. 35 universalen Aspekte der LSC sind Clause, Core, Nucleus und Periphery, die allesamt in Abb. 2.4Ẋ innerhalbẊ derẊ beidenẊ geschweiftenẊ KlammernẊ „{}―Ẋ zum finden sind. Pragmatisch determinierte Einheiten der fraglichen Sprache wie abtrennbare Phrasen (die je nach Sprache rechtsẊ oderẊ linksẊ desẊ CoresẊ stehenẊ könnenẓẊ oderẊ zusätzlicheẊ Core-Slots sind nicht universal (Van Valin 2005) und variieren jeweils von Sprache zu Sprache. Ein Satz kann mehrere Clauses haben. Die Clauses bestehen aus einem Core und einem oder mehrerenẊperipherenẊSatzteilen.ẊUnterẊdemẊ „Core―ẊderẊGrafikẊkönnenẊverschiedeneẊPhrasenẊ wie NP, PP etc. stehen. Verbalphrase (VP) und Adverbialphrase (AdvP) sind in der RRG nicht vorgesehen, da die RRG sich nicht an der Phrasenstruktur orientiert. EinẊ PrädikatẊ bestehtẊnatürlichẊnichtẊimmerẊeinfachẊausẊeinemẊVerb.ẊSoẊkannẊeinẊPrädikatẊḲ unter anderem Ḳ aus einer Kombination von Verb + Nomen (Lakhota) bestehen oder wie im Englischen schlicht durch eine prädikative PPẊgebildetẊwerdenẊẒ„TheẊmanẊisẊ[inẊtheẊroom]PP―ẓ. Semantic Element(s) Predicate Argument in semantic representation of predicate Non-arguments Predicate + Arguments Predicate + Arguments + Non-arguments Syntactic Unit Nucleus Core argument Periphery Core Clause (= Core + Periphery) Tab. 2.3 Die Beziehung der semantischen Einheiten zu den syntaktischen Elementen Die Beziehung zwischen semantischen Einheiten und syntaktischen Elementen gibt der Sprache ihr Gesicht, und dabei determinieren die semantischen Einheiten die syntaktischen Einheiten. AuchẊ dieẊ syntaktischeẊ StrukturẊ istẊ vonẊ derẊ SemantikẊ abhängig.Ẋ DieseẊ BeziehungenẊ sind in Tab. 2.3 (Van Valin 2007: 33) gezeigt: 2.1.2.1.1 Operatoren DieẊprimärenẊElementeẊderẊLSCẊwerdenẊvonẊeinerẊReiheẊvonẊOperatorenẊmodifiziert.ẊSoẊkannẊ ein Nucleus, die Negation, Directionals und Aspekte wie perfektivisch, imperfektivisch usw. einbeziehen. ɑuchẊ CoreẊ undẊ ClauseẊ verfügenẊ überẊ Operatoren,Ẋ dieẊ inẊ Tab.Ẋ 2.4Ẋ ẒVanẊ ValinẊ 2005:Ẋ 5ẓẊ zusammen mit den Nucleus-OperatorenẊdargestelltẊsind.Ẋ WährendẊdieẊuniversalenẊɑspekteẊderẊ LSC in einerẊEinheitẊmiteinanderẊverknüpftẊsind,ẊsindẊdieẊOperatoren nur periphere Elemente, welche die Hauptelemente modifizieren. Adverbien sind selbst keine Operatoren, sondern haben eine interaktive Beziehung zu diesen. Da sie sich oft auf das Verb beziehen, haben sie einenẊfestenẊPlatz,ẊwährendẊdieẊOperatorenẊflexiblerẊsind. 36 Nuclear operators: Aspect Negation Directionals (only those modifying orientation of action or event without reference to participants) Core operators: Directionals (only those expressing the orientation or motion of one participant with reference to another participant or to the speaker) Event quantification Modality (root modals, e.g. ability, permission, obligation) Internal (narrow scope) negation Clausal operators: Status (epistemic modals, external negation) Tense Evidentials Illocutionary force Tab. 2.4 Die LSC Operatoren Abb. 2.5 präsentiertẊeinenẊenglischenẊSatzẊinẊFormẊderẊLSCẊeinschließlichẊderẊmodifizierenden Operatoren (Van Valin 2010: 710). Das Auxiliar do bekommt keinen strukturellen Status, operiertẊaberẊdennochẊüberẊdemẊNucleus,ẊindemẊesẊdiesemẊdenẊtemporalen StatusẊ„past―Ẋverleiht. SENTENCE LDP CLAUSE PrCS CORE RP NUC PERIPHERY PP PRED ADV RP V Yesterday what did John give PP to Mary in the library NUCLEUS CORE TNS IF CLAUSE CLAUSE SENTENCE Abb. 2.5 Ein englischer Satz mit den beiden Konstituenten und Operator-Projektion 37 Der Unterschied zwischen direktionalen Operatoren von Nucleus und Core besteht darin, dass der Nucleus-OperatorẊvonẊallenẊanderenẊElementenẊaußerhalbẊdesẊNukleusẊunabhängigẊist.ẊErẊ muss die anderen Komponenten wie Core-Elemente oder Clause-ElementeẊnichtẊberücksichtigen,ẊwährendẊderẊdirektionaleẊOperatorẊdesẊCoreẊsehrẊwohl vonẊanderenẊEinheitenẊabhängigẊ ist. NuclearN operator: Nominal aspect (count-mass distinction, classifiers in classifier languages) CoreN operators : Number Quantification (quantifiers) Negation NP operators: Definiteness Deixis Tab. 2.5 NP-Operatoren nach der LSC Auch Phrasen haben einen Nucleus und einen Core. Dementsprechend finden sich auch in NPs diverse Operatoren, die in Tab. 2.11 (Rijkhoff 2002 zitiert in Van Valin 2005: 24) dargestelltẊsindẊundẊvonẊdenenẊDefinitenessẊundẊDeixisẊnurẊfürẊdieẊNP-Ebene relevant sind. Der nominale Aspekt der NP unterscheidet sich vom verbalen Aspekt; er kommt in Sprachen zumẊEinsatz,ẊdieẊüberẊKlassifikatorenẊfürẊNomenẊverfügen.ẊEinigeẊSprachen ohne KlassifikatorenẊweisenẊɑspekteẊimẊHinblickẊaufẊzählbareẊundẊnichtẊzählbareẊNomenẊauf.ẊWährendẊdieẊ CoreN-OperatorenẊ dieẊ MengeẊ ausdrücken,Ẋ kooperierenẊ dieẊ NP-Operatoren auch mit dem Clause. (2.13) Ciran-i pençereẊẊẊẊẊẊẊẊraẊẊẊastṖk-i es-t-êne-Ø kutṖk-u nachbar-OBL fenster.OBL POP knochen-PL.NOM werfenPRÄT-PRÄTT3-IMP-3pl hund-PL.OBL ‗DerẊNachbar warfẊdieẊKnochenẊvomẊFensterẊausẊdenẊHundenẊzu.‘ DieẊɑbbildungẊ2.6ẊdrücktẊImperfektivitätẊaus.ẊFürẊdenẊSprechaktẊwirdẊderẊpragmatischeẊOperatorẊIFẊeingesetzt.ẊDerẊSprecherẊdrücktẊausẊseinerẊSichtẊseinenẊÄrgerẊdarüberẊaus,ẊdassẊCiran ‗Nachbar‘Ẋ die Knochen aus dem Fenster wirft. Dadurch wird eine emotionale Haltung versprachlicht. ɑußerdemẊ könnenẊ dieẊ NPsẊ undẊ PPsẊdurchẊ dieẊ OperatorenẊ „Quantification―Ẋ undẊ „Number―ẊmodifiziertẊwerden.Ẋ 38 SENTENCE CLAUSE PERI- NP N PERIPHERY PP N PoP CORE NP NUC NP N PRED N V Cirani pençere ra astṖki N N N NUCN NUCN NUCN COREN COREN NP NUM NP COREN estêne kutṖku V NUM NP N NUC NUCN CORE CORE CLAUSE TNS CLAUSE IF NUM NP SENTENCE Abb. 2.6 LSC im Zaza, mit Operatoren. ɑußerdemẊhatẊdieẊRRGẊkonstruktionsspezifischemẊDarstellungsmodell,ẊdenẊPrivigilierteẊSyntaktische Argumente (PSA). Dieser wird in Unterkapitel 3.1.2ẊdetailliertẊpräsentiert. 2.1.3 Semantische Klassifikation der Verben Die von Vendler (1967) entwickelte und durch Dowty (1979) erweiterte Verbklassentheorie teilt die Verben in vier Hauptklassen ein. Verben lassen sich demnach nach drei Kriterien klassifizieren,ẊnämlichẊDauer,ẊzeitlichemẊWandelẊundẊHomogenitätẊdesẊbeschriebenen Ereignisses (Kutscher 2009). Hier die Basisklassen Vendlers nach (Van Valin 2005:32): (2.14) Verbklassen Vendlers a. States: statische Verben; be sick, be tall, be dead, love, know, believe b. Achievements: pop, explode, shatter (the intransitive versions) c. Accomplishments: melt, freeze, dry (the intransitive versions); learn d. Activities: march, walk, roll (the intransitive versions); swim, think, snow, write, drink 39 Statisch sind Verben, die atelisch sindẊ undẊ keineẊ ZustandsänderungẊ implizieren.Ẋ SieẊ deutenẊ aufẊkeinẊErgebnisẊhin,ẊsondernẊdrückenẊeineẊSituationẊaus.ẊImẊUnterschied dazu sind Activityverben dynamisch. Ebenso wie die statischen Verben erfordern sie jedoch kein Ergebnis. DieẊKlasseẊderẊ‚accomplismentẊverbs‗ẊistẊtelisch,ẊbeschreibtẊaberẊschrittweiseẊEreignisse, die amẊ EndeẊ einẊ ErgebnisẊ haben.Ẋ EinẊ solchesẊ ResultatẊ verlangenẊ auchẊ dieẊ ‚achievementẊ verbs‗,Ẋ die ein Ereignis beschreiben, das in einem bestimmten Moment geschieht. Anders als die ‘achievementẊ verbs‗Ẋ undẊ dieẊ ‚accomplismentẊ verbs‗Ẋ involvierenẊ dieẊ activityẊ VerbenẊ keineẊ begrenzte Zeitspanne. Die Beispiele in (2.15) demonstrieren die Vendler-Klassen in der ZazaSprache. (2.15) Vendler-Klassen a. XṖdṖr-i Firaze ra has ker-d-Ø XṖdṖr-OBL Firaz.OBL DIR liebe tunPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗XidirẊliebteẊFiraze.‘ b. Cam-Ø şik-i-ya-Ø glas-NOM brechenPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-3sgM ‗DasẊGlasẊzerbrach.‘Ẋ c. EyẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊçêẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊhoẊẊẊẊẊẊparẊẊẊẊẊẊẊẊvṖras-t-Ø 3SGM.OBL haus.EZM REFP letztjahr bauenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗ErẊhatẊseinẊHausẊletztesẊJahrẊgebaut.‘ d. XṖdṖr-i nuste nus-t-Ø XṖdṖr-OBL artikel.NOM schreibenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗XidirẊschriebẊɑrtikel.‘ In (2.15aẓẊdrücktẊdas Verb has-kerdene ‗lieben‘ẊeineẊoffeneẊSituationẊaus,Ẋwelche dieẊmöglicheẊDauerẊderẊSituationẊnichtẊeinschließt.ẊDaẊkeineẊZustandsänderungẊerfolgt,ẊhatẊdiesesẊVerbẊ das semantische Merkmal [- dynamisch]. Bei dem Verb şikiyaene ‗zerbrechen‘ẊẒintransitivẓẊin (2.15b) dauert das Geschehen nur kurz,Ẋ obwohlẊ esẊ eineẊ ZustandsänderungẊ verursachtẊ [- dynamisch].ẊZusätzlichẊkommtẊdasẊMerkmalẊ[+Ẋpunktuell]Ẋhinzu.ẊEinẊlangsamerẊɑblaufẊmitẊeinem Ergebnis liegt bei dem telischen Verb vırastene ‗bauen‘ẊinẊẒ2.15c) vor, da dieseẊTätigkeit etappenweise vor sich geht. Das aktive Verb nustene ‗schreiben‘Ẋ inẊ Ẓ2.15d) impliziert kein Ergebnis,ẊaberẊdennochẊliegtẊeineẊVeränderungẊdesẊZustandesẊvor.Ẋ DurchẊHinzufügen der Gruppe der semelfaktiven Verben (Smith 1997), wurde die Verbklassifikation nach Aktionsart weiterentwickelt; siehe hierzu auch (Van Valin & La Polla 1997) und 40 (Van Valin 2005ẓ.Ẋ DieẊ semelfaktivenẊ VerbenẊ drückenẊ einẊ momentanesẊ GeschehenẊ aus.Ẋ SieẊ unterscheidenẊ sichẊ vonẊ denẊ ‚achievementẊ verbs‗Ẋ dadurch,Ẋ dassẊ sie keinen Ergebniszustand ausdrücken.ẊZugleichẊkönnenẊeinigeẊsemelfaktiveẊVerbenẊwieẊniesen, husten dynamisch sein. SoẊ führenẊ unterschiedlicheẊ KombinationenẊ derẊ semantischenẊ VerbmerkmaleẊ [±static],Ẋ [±dynamic],Ẋ [±telic],Ẋ [±punctual]Ẋ zuẊ unterschiedlichenẊ ɑktionsarten,Ẋ dieẊ folgendermaßenẊ ẒVanẊValinẊ2005:Ẋ33ẓẊzusammengefasstẊwerdenẊkönnen:Ẋ (2.16) Semantische Merkmale der Verbklassen a. State: [+Ẋstatic],Ẋ[−Ẋdynamic],Ẋ[−Ẋtelic],Ẋ[−Ẋpunctual] b. Activity: [−Ẋstatic],Ẋ[+Ẋdynamic],Ẋ[−Ẋtelic],Ẋ[−Ẋpunctual] c. Achievement: [−Ẋstatic],Ẋ[−Ẋdynamic],Ẋ[+Ẋtelic],Ẋ[+Ẋpunctual] d. Semelfactive: [−Ẋstatic],Ẋ[ dynamic],Ẋ[−Ẋtelic],Ẋ[+Ẋpunctual] e. Accomplishment: [−Ẋstatic],Ẋ[−Ẋdynamic],Ẋ[+Ẋtelic],Ẋ[−Ẋpunctual] f. Active accomplishment: [−Ẋstatic],Ẋ[+Ẋdynamic],Ẋ[+Ẋtelic],Ẋ[−Ẋpunctual] WährendẊinẊderẊstatischenẊGruppeẊkeineẊHandlungẊvorliegt,ẊweisenẊalleẊanderenẊGruppenẊklarẊ auf ein Geschehnis hin. Eine telische Eigenschaft haben die achievement-, accomplishmentund active-accomplishment Verben. Einmalige Ereignisse mit dem Merkmal [+ punctual] charakterisieren die achievement- und semelfactive verbs. Bei den semelfaktiven Verben erscheint das ambige semantische Merkmal [ dynamic], da manche von ihnen, wie etwa das englische Verb glimpse ‗flüchtigẊ erblicken‘Ẋ ẒVanẊ ValinẊ 2005:Ẋ 33ẓẊ imẊ HinblickẊ aufẊ diesesẊ MerkmalẊstarkẊdenẊstatischenẊVerbenẊähneln.Ẋ (2.17) a. OẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊderseẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊdeẊẊvṖn-a-Ø 3SGM.NOM de unterricht.OBL POP einnickenPRÄT-PRÄTT6-3sgF PV ‗ErẊistẊimẊSeminarẊeingenickt.‘ b. Ey makina 3SGM.OBL auto.NOM kuy27-êẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ dês28 ra stossenPRÄT.PRÄTT6-3sgF wand.OBL DIR ‗ErẊknallteẊdasẊɑutoẊanẊdieẊWand.‘ Die semelfaktiven Verben in (2.17a) und (2.17bẓẊ unterscheidenẊ sichẊ inẊ ihrerẊ Transitivität.Ẋ WährendẊdasẊVerbẊde vınaene ‗einnicken‘ẊsowohlẊintransitiv als auch statisch ist, ist das Verb FallsẊderẊVerbstammẊinẊPräteritumẊmitẊeinemẊ/-a/Ẋendet,ẊfälltẊbeiẊ3SGM der Stammlaut /-a/ weg. Nur die belebte Ziel/indirekte Objekte erhalten das KasussuffixẊ fürẊ Obliquus:Ẋ anstattẊ dês,Ẋ hätteẊ lazek-i die Markierung deutlich.Unbelebte indirekte Objekte, die dritte Argumente, die keine Makrolle haben, bekommen kein Kasussuffix. 27 28 41 pı ra kuyaene ‗stoßen‘ẊinẊẒ2.17bẓẊtransitivẊundẊleitetẊeineẊZustandsänderungẊein.ẊHinsichtlichẊ derẊZustandsänderungẊhatẊpı ra kuyaene ‗stoßen‘ẊeinenẊdynamischenẊCharakter,ẊwährendẊdasẊ Verb de vınaene ‗einnicken‘ẊinẊẒ2.17a) kein dynamisches Verb ist. Wie im weiteren Verlauf zu sehen ist,ẊhabenẊallẊdieseẊKlassenẊauchẊkausativeẊGegenstückeẊẒVanẊValinẊ2005ẓ.ẊDasẊlokative de ‗in‘ẊinẊẒ2.17aẓẊistẊursprünglichẊeinẊder, das einer Apokope unterliegt. Es ist nicht mit demẊPräverb de zu verwechseln. (2.18) Kausative semantische Verbklassen a. State: The boy is afraid. a'. Causative state: The dog frightens/scares the boy. b. Achievement: The balloon popped. b'. Causative achievement: The cat popped the balloon. c. Semelfactive The pencil tapped on the table. c' Causative semelfactive The teacher tapped the pencil on the table. d. Accomplishment: The ice melted. d'. Causative accomplishment: The hot water melted the ice. e. Activity: The soldiers marched in the park. e'. Causative activity: The sergeant marched the soldiers in the park. f. Active accomplishment: The soldiers marched to the park. f'. Causative active accomplishment: The sergeant marched the soldiers to the park. In der Zaza-SpracheẊwirdẊKausativitätẊdurchẊdasẊSuffixẊ/-n/ markiert. Das Hinzufügen dieses Suffixes zum Verbstamm bringt sowohl die aktive Diathese als auch die kausative Eigenschaft des Verbs zum Ausdruck. Doch nicht jedes Verb kann durch die /-n/-Suffigierung kausativen Charakter erhalten. Nur manche, aber nicht alle morphologische Verbtypen lassen dieseẊɑrtẊvonẊKausativierungẊzu.ẊDieẊrestlichenẊVerbgruppenẊdesẊZazaẊbildenẊdieẊKausativitätẊ syntaktisch. So lassen Typ-6-Verben mit PräteritalstammẊ/-a/ Kausativierung durch das Suffix /n/ zu; das Verb rem-a-ene ‗entkommen,Ẋweglaufen‘ẊhatẊalsẊGegenstückẊdasẊkausativeẊVerb rem-n-a-ene ‗entführen.‘ẊDasẊTypẊ-2- bildet es durch das Hilfsverb daene ‗geben‘:Ẋar-d-ene ‗herholen‘Ẋ hatẊ alsẊ GegenstückẊ dasẊ kausativeẊ Verb ardene daene ‗herholenẊ lassen‘.Ẋ DieẊ BeispieleẊ ausẊ demẊ ZazaẊ fürẊ dieẊ verschiedenenẊ semantischenẊ KlassenẊ sindẊ imẊ FolgendenẊ dargestellt (Vergleiche mit der Tab. 3.8). InẊallenẊdurchẊdenẊɑpostrophẊmarkiertenẊBeispielenẊfürẊ die kausativen Klassen erscheint das Suffix /-n/ als Kausativmarker. Die morphologisch kausativen Verben sind allesamt dem Typ 5 zu unterordnen. 42 (2.19) Semantische Klassen a. State: Lazek-Ø ters-a-Ø junge-NOM fürchtenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗DerẊJungeẊfürchteteẊsich.‘ a'. Causative state: LüyeẊẊẊẊẊẊẊẊẊlazek-Ø ters-n-a-Ø fuchs.OBL junge-NOM fürchtenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3sgM ‗DerẊFuchsẊängstigteẊdenẊJungen.‘ b. Achievement: Balone pṖsq-i-y29-e ballon.NOM platzenPRÄT-[PASS-PRÄT]T6-3sgF ‗DerẊBallonẊplatzte.‘ b'. Causative achievement: PṖsṖngeẊẊẊẊẊẊbalone pṖsq-n-e katze.OBL ballon.NOM platzenPRÄT-[KS.PRÄT]T5-3sgF ‗DieẊKatzeẊließẊdenẊBallonẊplatzen.‘ c. Semelfactive Qeleme masaẊẊẊẊẊẊẊdeẊẊẊgṖp-e bleistift.NOM tisch.OBL POP klopfenPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗DerẊBleistiftẊklopfteẊaufẊdenẊTisch.‘ c' Causative semelfactive: MalṖm-iẊẊẊẊẊqelemeẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊmasaẊẊẊẊẊẊẊẊdeẊẊgṖp-n-e lehrer-OBL bleistift.NOM tisch.OBL POP klopfenPRÄT-[KS.PRÄT]T5-3sgF ‗DerẊLehrerẊklopfteẊmitẊdemẊBleistiftẊaufẊdenẊTisch.‘ d. Accomplishment: Cemed-Ø vṖleş-iya-Ø ro eis-NOM schmelzenPRÄT-[PASS-BL-PRÄT]T5-3sgF DIR ‗DasẊEisẊschmolz.‘ d'. Causative accomplishment: ɑ w-a germe cemed-Ø vṖles-n-a-Ø wasser-EZF heiss ro eis-NOM schmelzenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3sgF DIR ‗DasẊheisseẊWasserẊschmolzẊdasẊEis.‘ e. Activity: Esker-i voş-t-i park soldat-PL.NOM laufenPRÄT-PRÄTT3-3pl park ‗DieẊSoldatenẊliefenẊimẊPark.‘ 29 /-a/ bei pısq-i-y-a-ene fälltẊweg. 43 e'. Causative activity: Qumandan-i esker-i voz-n-a-y park offizier-OBL soldat-PL.NOM laufenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3pl park ‗DerẊOffizierẊließẊdieẊSoldatenẊimẊParkẊlaufen. f. Active accomplishment: Esker-i rem-a-y park soldat-PL.NOM laufenPRÄT-PRÄTT6-3pl park ‗DieẊSoldatenẊliefenẊzuẊdemẊPark.‘ f'. Causative Qumandan-i esker-i rem-n-a-y park active accomplishment: offizier-OBL soldat-PL.NOM laufenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3pl park ‗DerẊOffizierẊließẊdieẊSoldatenẊzuẊdemẊParkẊlaufen‘ Die kausativen Varianten oberen Verben (2.19) gehörenẊ allesamtẊ derẊ Typ5,Ẋ derẊ kausativenẊ Charakter hat. Es gibt eine Reihe semantischer Rollen, die das Verhältnis einer Konstituente in Bezug auf das Verb definieren. Einige dieser Rollen tauchen sowohl bei intransitiven als auch bei transitiven Verben auf, andere dagegen nur bei den Intransitiva. Die wichtigsten semantischen Rollen sind: Agens, Patiens, Experiencer, Instrument, Rezipient, Adressat, Komitativ, Thema, Benefiziar, Ziel, Ursprung, Locus. All diese semantischen Rollen sind in dem Werk Role and Reference Grammar (Van Valin & LaPolla 1997) definiert. Im Unterschied zu anderen Theorien, werdenẊ inẊ derẊ RRGẊ wederẊ SubjektẊ nochẊ ObjektẊ alsẊ primäreẊ KategorienẊ behandelt;ẊdieẊprimärenẊKategorienẊsindẊhierẊstattdessenẊdieẊsoẊgenanntenẊMakrorollenẊɑctorẊ und Undergoer.ẊSieẊsindẊdieẊprimärenẊRollenẊinẊeinemẊsemantischẊkorrektẊaufgeschlüsseltenẊ Standardsatz.Ẋ SemantischeẊ RollenẊ einerẊ „niedrigeren―Ẋ StufeẊ wieẊ ɑgensẊ undẊ PatiensẊ werdenẊ unterẊdieẊMakrorollenẊsubsummiert:Ẋ‗TheẊmacrorolesẊofẊactorẊandẊundergoerẊfunctionẊas the interface between thematic and grammatical relations. Just as actor is not equivalent to agent, it is likewise not equivalent to syntactic subject; nor is undergoer equivalent to syntactic direct object‘ẊẒVanẊValinẊ2005:Ẋ67ẓ.ẊZum Abschluss hier in (2.20ẓẊeinẊÜberblickẊüberẊdieẊMakrorollen mit Beispielen aus dem Englischen (Van Valin 2005: 67). Kapitel drei, das viele Aspekte der Zaza-Sprache mit den Mitteln der RRG untersucht, wird auchẊausführlichẊaufẊdie Semantik in dieser Sprache eingehen. 44 (2.20) Makrorollen a. Chris [SUBJ, ACTOR] drank the beer [DOBJ, UNDERGOER]. b. The beer [SUBJ, UNDERGOER] was drunk by Chris [ACTOR]. c. Chris [SUBJ, ACTOR] drank beer [DOBJ]. d. The fireman [SUBJ, ACTOR] ran into the burning building. e. The lawyer [SUBJ, UNDERGOER] became upset over the decision. In dieser Arbeit werden im Folgenden an einigen Stellen die allgemeinen Begriffe aus der Role and Reference Grammar (RRG) (Van Valin 2002, 2005) verwendet, wie z.B. Actor und Undergoer, die unterschiedlichen thematischen Relationen entsprechen, die diesen Mitspielern jeweils zugewiesen werden. 2.2 Ergativität Nicht jede Sprache ist durchgehend in eine typologische Gruppe einzuordnen. Obwohl alle Sprachen im Allgemeinen nach einem der sogenannten Aktantenmarkierungssysteme funktionieren, kommen oft in einigen grammatischen Bereichen auch die anderen Systeme zum Einsatz.ẊDiesẊistẊtypischẊfürẊeinigeẊakkusativischeẊSprachen,ẊdieẊzugleichẊauchẊergativeẊKonstruktionen aufweisen.ẊBeiẊsolchenẊSprachenẊsprichtẊmanẊvonẊgespaltenerẊErgativität.ẊObwohlẊ dieseẊSprachenẊüberwiegendẊakkusativischẊsind,ẊfindenẊsichẊinẊihrer Grammatik ergative Teilbereiche. DieẊBegriffeẊErgativẊundẊErgativitätẊ sindẊ vonẊdemẊ griechischenẊWörternẊ érgon „Tat, Handlung―ẊẒPlankẊ1979:Ẋ4ẓ,Ẋergátes ‗Handelnder‘ ẒBußmannẊ1990:Ẋ218ẓẊundẊergázomai ‗arbeiten,Ẋ ausführen,Ẋtun‘ẊẒLewandowskiẊ1984:Ẋ262ẓẊabgeleitetẊundẊhabenẊmitẊdemẊgrammatischenẊVerhältnisẊzwischenẊdemẊVerbẊundẊseinenẊɑktantenẊinẊdenẊnichtẊakkusativischenẊ Bereichen der jeweiligen Sprache zu tun. Ein akkusativisches System kodiert den Kasus des Subjekts eines intransitiven Verbs auf dieselbe Weise wie den Kasus des Agens eines transitiven Verbs. Ein ergatives System hingegen markiert das Subjekt eines intransitiven Verbs genauso wie das Patiens (das direkte Objekt) eines transitiven Verbs. Die Markierung dieser Kernkonstituenten erfolgt durch morphologischeẊMittel.Ẋ‗ɑẊlanguageẊisẊsaidẊtoẊshowẊergativeẊcharacteristicsẊif,ẊatẊsomeẊlevel,ẊSẊisẊtreated in the sameẊwayẊasẊO,ẊandẊdifferentlyẊfromẊ ɑ‘ẊẒDixonẊ1987:Ẋ2ẓ.Ẋ In einem Ergativsystem kennzeichnet der ergative Kasus das Agens des transitiven Verbs, und nur diesen.Ẋ „ɑktive―Ẋ Sprachen haben eigene zusätzlicheẊ MorphemeẊ fürẊ aktiveẊ undẊ inaktiveẊ intransitive Verben, wasẊfürẊvollständigẊergativeẊundẊakkusativeẊSprachenẊnichtẊgilt.ẊDabeiẊwerdenẊdieẊ„aktiven―Ẋ 45 VerbenẊwieẊ„rennen―ẊoderẊ„pfeifen―ẊinẊderẊlinguistischenẊTerminologieẊauchẊalsẊ„unergative―,Ẋ dieẊinaktivenẊVerbenẊwieẊ„schlafen―ẊoderẊ„kommen―ẊdagegenẊalsẊ„unaccusative―Ẋbezeichnet.Ẋ Clause Type Language Type Ergative Accusative Active Transitive Erg - Nom Nom - Acc Erg - Nom Intransitive (Unaccusative) Nom Nom Nom Intransitive (Unergative) Nom Nom Erg Tab. 2.6 Kasusmarkierungen der drei Sprachsysteme. Es gibt eine ganze Reihe von Sprachen, deren Typologie in dieser Hinsicht gemischt ist. WennẊsieẊdieẊ„aktiveẊEigenschaft―Ẋbesitzen,ẊhabenẊsieẊauchẊergativeẊZüge,ẊentwederẊimẊsyntaktischen oder im morphologischen Bereich.Ẋ DieẊ SiouxsprachenẊ NordamerikasẊ zählenẊ zuẊ diesen aktiven Sprachen. Die obere Tabelle 2.6 verdeutlicht die Kasusmarkierungen der drei Sprachtypen Ergativ, Akkusativ und Aktiv (Butt 2001: 1). Ergativkonstruktionen sind in einer Reihe von lebenden Sprachen anzutreffen, entweder aus deren eigenem System heraus oder durch Einfluss anderer Sprachen. Ein wichtiger Punkt: Da ErgativitätẊsoẊgutẊwieẊniemalsẊinẊ„reinerẊForm―Ẋvorkommt,ẊbestimmtẊsieẊinẊkeinerẊSpracheẊdieẊ gesamte Grammatik (Dixon 1994). Dabei verhalten Sprachen, die in morphologischer Hinsicht ergativisch funktionieren, sich syntaktisch meist nicht anders als akkusativische Sprachen. Die australische Sprache Dyrbal (Dixon 1994), einige Maya-Sprachen (Van Valin 1981, Stolz 2000), manche philippinische Sprachen wie Sama (Van Valin 1999) und mehrere Tibeto-Burmanische Sprachen realisieren auch syntaktische Relationen ergativisch (vgl. Anderson 1976, 1977, Dixon 1979, 1994, Van Valin 1981, Polinsky 2011). Diese syntaktisch ergativischen Sprachen weisen dannẊauchẊmorphologischeẊErgativitätẊauf. Einige syntaktische Konstituenten wie zum Beispiel das Subjekt in einem ergativen System werdenẊ inẊ derẊ LinguistikẊ heftigẊ diskutiert.Ẋ EinigeẊ LinguistenẊ stellenẊ sogarẊ dieẊ UniversalitätẊ desẊSubjektsẊinẊFrageẊundẊbegründenẊdiesẊmitẊderẊBehauptung,ẊergativeẊSprachenẊbesäßenẊgarẊ kein Subjekt im eigentlichen Sinne (Sasse30 1978,ẊPrimusẊ2003ẓ:Ẋ‗WennẊmanẊdenẊSubjektbegriff mit dem Agensbegriff assoziiert, so ist der Subjektbegriff auf Ergativsprachen nicht anwendbar‘ẊẒPrimusẊ2003:Ẋ18ẓ.ẊDemzufolgeẊentsprechenẊ‗demẊSubjektẊeinerẊɑkkusativspracheẊ Prof. Dr. Sasse haben wir am 14. Januar 2015 verloren. Er war sowohl ein guter Wegweiser währendẊmeines Studium an derẊUniversitätẊzuẊKölnẊalsẊauchẊderẊBetreuerẊmeinerẊMagisterarbeit. 30 46 inẊ einerẊErgativspracheẊverschiedeneẊDinge,ẊwasẊetwasẊganzẊanderesẊist‘ (Sasse 1978: 220). DanebenẊgibtẊesẊdieserẊɑuffassungẊzufolgeẊvieleẊSprachenẊwieẊzumẊBeispielẊɑrchi,ẊdieẊüberhaupt keineẊglaubwürdigeẊKategorieẊ„Subjekt―ẊhabenẊẒVanẊValinẊ1981:Ẋ385ẓ. Nominativ/Akkusativsprachen sind verbreiteter als Ergativ/Absolutivsprachen, und es stellt sichẊ natürlichẊ dieẊ Frage,Ẋ warumẊ diesẊ derẊ FallẊ ist.Ẋ InẊ ẒSasseẊ 1978,Ẋ 241-44) finden sich dazu folgendeẊÜberlegungen: GrammatischeẊSystemeẊorientierenẊsichẊunterẊanderemẊanẊdemẊÖkonomieprinzip. Ganz in diesem Sinne markieren Sprachen zur Vermeidung von Verwechslungen zwischen Actor und Undergoer in der Regel nur einen dieser Rollenspieler. Da das Agens des transitiven Verbs und das Subjekt des intransitiven Verbs meist Thema des Satzes sind, ist esẊ ökonomischer,Ẋ dieseẊ KonstituenteẊ beideẊ unmarkiertẊ zuẊ lassen,Ẋ alsoẊ inẊ derẊ „Nennform―Ẋ Ḳ oder lateinisch gesagt, dem Nominativ. Der Undergoer wird dann in die morphologisch markierte Form des Akkusativs gesetzt. Grund ist, wie dem auch sei, die unterschiedlichen MarkierungenẊ derẊ beidenẊ SystemeẊ „akkusativisch―Ẋ undẊ „ergativisch―Ẋ Ḳ wobeiẊ „ɑkkusativ―Ẋ undẊ „Ergativ―ẊjeweilsẊdenẊ„herausgehobenen―,ẊinẊderẊɑbbildungẊweißẊmarkierten Kasus darstellen Ḳ finden sich in Abb. 2.7: Akkusatives System Ergatives System intransitiv transitiv Abb. 2.7 Das akkusativische und das ergativische System ZusätzlichẊzeigtẊɑbb.Ẋ2.7, ausgehend von einer SVO-Wortstellung, die Verbkongruenz beider Systeme.Ẋ WährendẊ dasẊ Verb im akkusativischen System mit dem Subjekt des intransitiven Satzes und mit dem Agens des transitiven Satzes kongruiert, kongruiert das transitive Verb im ergativen System mitẊdemẊPatiens.ẊInẊderẊGrafikẊistẊdiesẊdurchẊdieẊSpitzeẊdesẊalsẊ„Verb―Ẋgekennzeichneten blauen Kastens angezeigt, die in diesem Fall nach rechts auf den Kasten „Patiens―Ẋ weist. Mit wenigen Ausnahmen wie dem Georgischen weisen ergative Sprachen bzw. Sprachbereiche syntaktisch so gut wie nie die Satzgliedstellung SVO auf. Polinsky 2011 berichtet, auf Comrie 2008 verweisend, von 38 untersuchten Sprachen mit ergativen KasusmarkierungenẊ hättenẊ 34Ẋ einẊ SOV-Wortstellung gehabt und lediglich vier die Wortstellung VAO/VOA. DieẊtürkischeẊSpracheẊistẊsowohlẊinẊihrenẊsyntaktischenẊRelationenẊalsẊauchẊinẊihrenẊmorphologischenẊMarkierungenẊakkusativisch,ẊwieẊinẊderẊTab.Ẋ2.7ẊẒaẓ,ẊẒbẓẊundẊẒcẓẊzeigen,ẊẊwährendẊ 47 die Morphologie des Zaza im transitiven Past-Satz (e) ergative ZügeẊ aufweist.Ẋ DasẊ GegenstückẊ zuẊ ẒeẓẊ imẊ TürkischenẊ Ẓbẓ zeigt dagegen das typische Verhalten einer NominativAkkusativ-Sprache. Das Zaza-Beispiel (e) weist ergative Verbkongruenz, also Kongruenz mit dem Objekt auf, obwohl die Syntax der Sprache akkusativisch organisiert ist. Die PersonalendungenẊ desẊ ZazaẊ unterscheidenẊ sichẊ auchẊ inẊ Genus,Ẋ andererseitsẊ imẊ TürkischenẊ nicht.Ẋ VergleicheẊẒbẓẊundẊẒeẓ.ẊDieẊBeispieleẊderẊTabelleẊ2.7ẊstellenẊbeideẊSystemeẊkonträrẊnebeneinander. ɑkkusativẊẒTürkischẓ a. Adam-Ø Ergativ (Zaza) 31 d. Mordemek-Ø am-e gel-di mann-NOM kommen-PRÄT mann-NOM kommenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗DerẊMannẊkam.‘Ẋ ‗DerẊMannẊkam.‘ intr. b. Adam-Ø kadṖn-ṖẊẊẊẊẊgör-düẊ e. Mordemek-iẊcênike mann-NOM frau-AKK sehen-PRÄT ‗DerẊMannẊsahẊdieẊFrau.‘ c. Adam-Ø di-y-e32 mann-ERG frau.ABS sehenPRÄT-PRÄTT3-BL-3sgF tr. kadṖn-ṖẊẊẊẊẊẊgör-ü-yor ‗DerẊMannẊsahẊdieẊFrau.‘ f. Mordemek-Ø cênṖke vin-en-o mann-NOM frau-AKK sehen-BV-PRÄS mann-NOM frau.AKK sehenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊMannẊsiehtẊdieẊFrau.‘ ‗DerẊMannẊsiehtẊdieẊFrau.‘ Tab. 2.7 Vergleich der KongruenzrichtungenẊimẊTürkischenẊund Zaza Die im Tempusbereich morphologisch auftauchendeẊ ErgativitätẊ derẊ Zaza-Sprache spiegelt sich in den syntaktischen Relationen selbst in der Vergangenheitsform nicht wider. (2.21) Zaza a. Cirane şiy-êẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ nachbarin.NOM gehenPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗DieẊNachbarinẊẒSẓẊẊging.‘ b. Doman-i 31 32 şi-Ø ZazakiẊweistẊErgativitätẊnurẊin den Vergangenheitstempora auf. Das Verb ist di-t-ene „sehen―. 48 kind-PL.NOM gehenPRÄT.PRÄTT6-3pl ‗DieẊKinderẊẒSẓẊẊgingen.‘ c. Cirane doman-i mektev-Ø33 ra çêẊẊ ar-d-i nachbarin.OBL kind-PL.NOM schule-OBL POP bringenPRÄT-PRÄTT2-3pl haus ‗Die Nachbarin (A) brachte die Kinder (O) von der Schule nach Hause.‘ d. Cirane doman-i ar-d-i çê,Ẋ __ şiy-êẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ nachbarin.OBL kind-PL.NOM bringenPRÄT-PRÄTT2-3pl haus, [S] gehenPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗Die Nachbarin (A) brachte die Kinder (O) nach Hause und [sie (S)] ging.‘ e. *Cirane doman-i ard-i çê,ẊẊ __Ẋşi-Ø nachbarin.OBL kind-PL.NOM bringenPRÄT-PRÄTT2-3pl haus, [O] gehenPRÄT.PRÄTT6-3pl ‗Die Nachbarin (A) holte die Kinder (O) nach Hause, [Sie (O)] gingen.‘ Cirane ‗Nachbarin‘ẊistẊinẊdemẊBeispiel (2.21d) der so genannte Kontroller und wird daher in dem koordinierten Satz mit dem intransitiven Verb şiyaene34 ‗gehen‘Ẋ wieẊ inẊ Ẓ2.21d) getilgt. Obwohl das transitive Verb ardene ‗bringen‘ẊinẊderẊVergangenheitsformẊinẊẒ2.21d) mit dem Objekt kongruiert, ist es die im indirekten Kasus (ObliquusẓẊstehendeẊKonstituenteẊẒnämlichẊ das Agens cirane), die im koordinierten Satz weggelassen wird. Der Kontroller des transitiven Verbs ardene unterliegt also beim intransitiven Verb şiyaene einem Tilgungsprozess, ohne dass es dabei zu einerẊBedeutungsreduzierungẊkäme. Die Tilgung des durch den direkten Kasus (Nominativ) markierten Objekt in (2.21e) dagegen resultiert in einem ungrammatischen Satz, da das Objekt domani ‗Kinder‘Ẋ nichtẊ derẊ KontrollerẊ seinẊ kann.Ẋ InẊ KoordinationsfällenẊ wie diesem, darf im Zaza das Objekt des vorausgehenden transitiven Satzes nicht in der Subjektrolle des zweiten Satzes erscheinen, was ansonsten in einer Sprache mit ErgativkonstruktionenẊdurchausẊvorkommenẊkann.ẊInẊeinemẊsolchenẊFallẊsprächeẊmanẊvonẊsyntaktischer Ergativität.ẊɑberẊdieẊZaza-Sprache weist in ihren syntaktischen Relationen eine so genannte S/ABeziehungẊ auf,Ẋ wasẊ bedeutet,Ẋ dassẊ inẊ denẊ fraglichenẊ syntaktischenẊ Phänomenen Ḳ hier die KoordinationẊzweierẊSätze Ḳ nur S und A eine Rolle spielen, nicht aber O. Das entspricht dem akkusativischen syntaktischen Modell; Zaza ist also syntaktisch nicht ergativ. In Kapitel vier 33 Das Nomen oder Pronomen vor dem Postposition oder Directional ra bekommt stets den obliquenẊKasus.ẊWährendẊdieẊ belebten Objekte die Kasussuffixe (-i fürẊMaskulin,Ẋ-e fürẊFemininẓẊerhalten,ẊfallenẊdieseẊMorphemeẊbeiẊderẊUnbelebtenẊweg.Ẋ Z.B.ẊanẊderẊStelleẊvonẊmektevẊwürde doxtor ‗ɑrzt‘ẊdenẊsuffixẊerhalten:Ẋdoxtor-i ra. 34 Sowohl şiyaene als auch şiaene sind vorzufinden. 49 werden die ergativen Eigenschaften des Zaza mit der historischen Entwicklung ausführlicherẊ behandelt. 2.2.1 Morphologische‎Ergativität Der ergative Charakter eines sprachlichen (Sub)-Systems zeigt sich in erster Linie in seiner Morphologie. Dabei spielen sowohl Kasusmarkierung durch unterschiedliche Mechanismen wie Partikeln, Adpositionen etc. als auch Verbkongruenz eine erhebliche Rolle (Dixon 1994). Pronomina,ẊTempus/ɑspektẊundẊuntergeordneteẊSätzeẊẒClausesẓẊḲ sieẊalleẊkönnenẊaufẊdieẊeine oder andere Art ergativisch markiert werden (Otsuka 2000). 2.2.1.1 Kasus Wie bereits skizziert, erfolgt die Kasusmarkierung in ergativen Sprachen anders als in akkusativischenẊSprachen.ẊDasẊeinzigeẊɑrgumentẊdesẊintransitivenẊVerbsẊerhältẊhierẊdenẊɑbsolutiv.Ẋ Bei transitiven Verben steht das Patiens ebenfalls im Absolutiv; das Agens dagegen bekommt nunẊ denẊ ergativenẊ Kasus.Ẋ FürẊ dieseẊ ergativeẊ KasusmarkierungẊ istẊ dieẊ australische Sprache Dyirbal sehr bekannt. Ihre Grammatik zeigt eine Reihe von ergativen Eigenschaften nicht nur inẊihrerẊMorphologie,ẊsondernẊauchẊinẊihrerẊSyntax,ẊdieẊhierẊnichtẊvertieftẊwerdenẊkönnen,ẊdaẊ sie gerade in letzterem Punkt die Zaza-Sprache nicht betreffen. (2.22) Dyirbal (Dixon 1994: 161-163) a. ŋuma banaga-nyu father-ABSS return-NONFUT ‗FatherẊreturned.‘ b. yabu banaga-nyu mother-ABSS return-NONFUT ‗MotherẊẊreturned.‘ c. ŋumaẊẊẊ yabu-ŋgu bura-n father-ABSO mother-ERGA see-NONFUT ‗MotherẊsawẊfather.‘ d. yabu numa-ŋgu bura-n mother-ABSO father-ERGA see-NONFUT ‗FatherẊsawẊmother.‘ 50 Die hier illustrierte Kasusmarkierung des Dyirbal basiert auf einer S/O-Beziehung: Das Subjekt des intransitiven Verbs banaga ‗return‘Ẋ bekommtẊ denselbenẊ KasusẊ wieẊ dasẊ ObjektẊ desẊ transitiven Verbs bura ‗see.‘ẊInẊdenẊBeispielenẊẒ2.22a), (2.22b), (2.22c) und (2.22dẓẊerhältẊderẊ absolutive Kasus eine /-Ø/-Markierung, wohingegen der ergative Kasus in (2.22c) und (2.22d) hervorgehoben und durch das Suffix /-ngu/ gekennzeichnet wird. ‗MorphologicalẊergativityẊinẊ Dyirbal is manifested in its NP case marking; there is no verb agreement or verbal crossreference‘ẊẒVanẊValinẊ1981:Ẋ382ẓ.ẊEine Kongruenz des Verbs mit seinen Argumenten existiert im Dyrbal nicht. ɑlsẊnächstesẊwendetẊsichẊdieẊɑrbeitẊkurz der nordost kaukasischen Sprache Awarischen35 zu, dieẊ hauptsächlichẊ inẊ Dagestan,Ẋ ɑzerbaijanẊ und Kasachstan gesprochenẊ wird.Ẋ InẊ derẊ TürkeiẊ lebt auch an der Grenze zur Georgien eine kleine awarische Minderheit, die ihre Sprache nicht mehrẊsprechenẊkann.ẊDieseẊSpracheẊkonnteẊinnerhalbẊderẊTürkeiẊnichtẊüberleben. (2.23) Awarisch (Polinsky 2011: 3-4) a. was:-as: ŠiŠa b-ek-ana36 boy-ERG bottle.ABS III-break-PAST ‗TheẊboyẊbrokeẊa/theẊbottle.‘ẊẊẊ b. was ruq‘:o-w-eẊ‗-an-ila boy.ABS home-I-LAT go-PAST ‗TheẊboyẊwentẊhome.‘ẊẊ Das Awarische ist morphologisch ergativ und hat zudem eine komplexe Verbstruktur. Die Sprache besitzt mehrere Verbklassen, deren Verhalten teilweise unterschiedlich ist (Polinsky 2011). In Beispiel (2.23a) ist das Agens des transitiven Verbs durch ein /-as/-Suffix ergativ markiert. Das Patiens des transitiven Satzes wird genau wie das Subjekt des intransitiven Satz durchẊ denẊ ɑbsolutivẊ markiert,Ẋ wodurchẊ dieẊ obenẊ erwähnte S/O-RelationẊ entsteht.Ẋ WährendẊ die mit dem Verb kongruierende Objekt-Konstituente ŠiŠa im Absolutiv steht, bekommt das Agent-Argument was ‗boy‘ des transitiven Verbs ek ‗break‘ẊdurchẊdasẊSuffixẊ/-as/ den ergativen Kasus. Zur welcher SprachfamilieẊdieseẊSpracheẊgehört,ẊistẊumstritten. Die awarische Sprache hat drei Nominalklassen. Das Nomen ŠiŠa, 'bottle', gehörtẊzur b-Klasse und diese Klasse ist auch am Verb markiert. 35 36 51 2.2.1.2 Kongruenz Kongruenz findet zwischen dem Verb und einem oder mehreren seiner Aktanten statt und ist einer der Mechanismen, mittels derer das Verb den Aktanten ihre Rollen vergibt. Dabei ist die Art der Kongruenz von Sprache zu Sprache verschieden. Sowohl ein Verbaffix als auch eine MarkierungẊanẊderẊNominalphraseẊalsẊauchẊbeidesẊkönnenẊalsẊKongruenzẊfungieren.ẊWasẊdenẊ Kasus betrifft, bleibt in den akkusativischen Sprachen der Nominativ, in den ergativen Sprachen der Absolutiv unmarkiert. 2.2.1.2.1 Ergative Kongruenz als Verbaffix Das Verb in einer Ergativsprache kann sowohl mit dem Absolutiv als auch mit dem Ergativ kongruieren,Ẋd.h.ẊdieẊKongruenzẊistẊnichtẊzwingendẊvomẊKasusẊabhängig.ẊDasẊMorphemẊwirdẊ direktẊansẊVerbẊangehängtẊoderẊdiesemẊvorangestellt. Die Sprachen Jacaltec, Selayarese und Abkhaz ẒWoolfordẊ1999ẓẊsindẊguteẊBeispieleẊfürẊdiesenẊProzess.ẊDieseẊTypenẊvonẊSprachenẊkönnenẊdieẊergativeẊKasusmarkierungẊanẊdenẊɑrgumentenẊauchẊweglassen,ẊdaẊKongruenzẊundẊKasusẊdieselbeẊFunktionẊerfüllen.ẊDieẊMayasprache Jacaltec markiert den Ergativ am Verb statt an den Nominalphrasen. Die Ergativ- bzw. ɑbsolutivmarkerẊsindẊinẊdiesemẊFallẊalsẊPräfixeẊdemẊVerbẊvorangestellt.Ẋ (2.24) Jacaltec (Craig 1977, zitiert in Van Valin 1981: 371) a. x-Ø-to-pax heb naj ASP-3ABS-go-back PL CL/the winaj man ‗TheẊmenẊreturned.‘ b. x-Ø-s-mak najẊẊẊẊẊẊwinajẊno‘Ẋ ASP-3ABS-3ERG-hit CL/the man CL/the txitam pig ‗TheẊmanẊhitẊtheẊpig.‘ In Jacaltec bleiben die NPs selbst morphologisch unmarkiert: Die Nominalphrasen fürẊ ‚the men‗ẊinẊẒ2.24a) und (2.24b) sind nicht voneinander zu unterscheiden. Das /-Ø-/-Affix verweist inẊ beidenẊ BeispielenẊ aufẊ dieẊ NPẊ imẊ ɑbsolutiv,Ẋ währendẊ /-s-/ in (2.24b) als Ergativmarker fungiert.Ẋ DabeiẊ verhältẊ esẊ sichẊ so,Ẋ dass das Ergativ-Kongruenzmorphem nur im transitiven SatzẊauftaucht.ẊɑnẊSätzenẊwieẊXc-ach-y-il naj Ḳ TNS-2sgABS-3ERG-see he Ḳ „HeẊsawẊyou―Ẋ ist zu sehen, dass es sich bei demẊ neuẊhinzutretendenẊMorphemẊ tatsächlichẊumẊ einẊ Ergativund nicht um ein Akkusativmorphem handelt, da das Morphem /-y-/ hier in der dritten Person mit dem Agens des Satzes und nicht mit O kongruiert. 52 Die erste NP nach dem Verb ist als A, die zweite NP nach dem Verb als O zu verstehen. Die Reihenfolge der Affixe bzw. Indikatoren am Verb ist spiegelbildlich zu der NPs. Genauso wie entsprechend der Stellung der NPs steht das Agensaffix der transitiven Verben an erster Stelle und danach erst kommt das Affix des Objekts. Die Kasusregelung erfolgt also im Jacaltec durch verbale cross-reference und die Wortstellung (Van Valin 1981). 2.2.1.2.2 Akkusativische Kongruenz vs. Ergativer Kasus Kongruenz und Kasus sind nicht in allen ergativen Systemen beide ergativ. Einige Sprachen wie Sama lassenẊErgativitätẊinẊbeidemẊzu,ẊandereẊSprachenẊwieẊWarlpiriẊnicht.ẊEtliche Sprachen wieẊDyrbalẊverfügenẊüberẊkeineẊVerbkongruenz. Dyirbal Warlpiri Kasus ergativ ergativ Kongruenz no akkusativ Tab. 2.8 Kasus-Kongruenz (2.25) Warlpiri i. Ergative-Absolutive Kasusmarkierung (Jelinek 1984, zitiert in Legate 2002: 30) a. Ngajulu-rlu-rna-ngku nyuntu nya-ngu 1-ERG-1SGSUBJ-2SGOBJ 2.ABS see-NPAST ‗IẊsawẊyou.‘ b. Nyuntu-rlu-npa-ju ngaju nya-ngu 2-ERG-1SGSUBJ-2SGOBJ 1.ABS see-NPAST ‗YouẊsawẊme.‘ c. Ngaju-rna parnka-ja 1.ABS-1SGSUBJ run-PAST ‗IẊran.‘ Die Wortstellung im Warlpiri sieht wie folgt aus: Verb (+Tense, Aspekt)-AUX -Case Particle Phrase (CPP) (Legate 2002: 28). Das Suffix /-rna-/ẊstehtẊfürẊ1SGẊin Subjektposition (Simpson 1991: 138), /-ju-/Ẋfür 1SG in Objektposition. In (2.25a) markiert das Ergativsuffix /-rlu-/ 1SG und in (2.25bẓẊ2SG,ẊwährendẊdieẊObjekteẊnyuntu in (2.25a) und ngaju in (2.25b) jeweils den Absolutivkasus erhalten. Sie bekommen dabei aber kein Affix, sondern bleiben unmarkiert ẒØẓ.Ẋ GenausoẊverhältẊsichẊauchẊdasẊSubjektẊ Ngaju in (2.25c). Infolgedessen werden S beim 53 intransitivem Verb und O beim transitiven Verb Ḳ im Unterschied zu A im transitiven Satz Ḳ auf gleiche Art und Weise markiert, wodurch eine S/O-Beziehung besteht. ii. Nominativ-Akkusativ Kongruenz (Jelinek 1984 zitiert in Legate 2002: 30-31) d. Nya-ngu-rna-ngku see-PAST-1SGSUBJ-2SGOBJ ‗IẊsawẊyou.‘ e. Nya-ngu-npa-ju see-PAST-2SGSUBJ-1SGOBJ ‗YouẊsawẊme.‘ f. Parnka-ja-rna run-PAST-1SGSUBJ ‗IẊamẊrunning.‘ Hier kongruiert das Verb in (2. 25d) genauso mit A wie es in (2. 25f) mit S kongruiert. A und S haben dabei eine semantisch identische Actor-Rolle. Sowohl das intransitive Verb als auch das transitive Verb kongruieren mit dem Agens: Das transitive nya ‗see‘ẊkongruiertẊmitẊdemẊ Subjekt /-rna/, und genauso kongruiert das intransitive parnka ‗run‘Ẋ mitẊ demẊ hierẊ einzigenẊ Rollenspieler, dem als Subjekt fungierenden Aktanten des Verbs. Warlpiri ist hinsichtlich der Verbkongruenz ebenso wie Englisch eine akkusativische Sprache und weist in diesem Bereich eine S/A-Relation auf. Was die beiden Sprachen unterscheidet, ist, dass Warlpiri an die SubjekteẊ sämtlicherẊ VerbenẊ eineẊ ɑctor-RolleẊ vergibt,Ẋ währendẊ dasẊ EnglischeẊ die semantischen Rollen durch die Passiv-Diathese anders verteilen kann. Im Warlpiri ist sowohl das Subjekt des transitiven oder als auch das des intransitiven VerbsẊeinẊɑctorẊẒVanẊValinẊ2010ẓ.Ẋɑußerdem verfügtẊ esẊ überẊ keineẊ Diathese, weswegen tragen transitive Subjekte immer die ActorRolle haben. Dadurch kommt im Bereich der Kongruenz eine S/A-Relation zustande, die noch strikter ist als in anderen akkusativischen Sprachen. 2.2.2 Syntaktische‎Ergativität‎ ɑndersonẊ Ẓ1977ẓẊ führtẊ denẊ BegriffẊ „principal―Ẋ ein,Ẋ umẊ den Angelpunkt des Satzes zu bezeichnen.Ẋ DixonẊ Ẓ1979ẓẊ benutztẊ dafürẊ denẊ BegriffẊ „pivot―. Die syntaktischen Relationen in einem ergativen System sehen sehr viel anders aus als in einer akkusativisch geordneten Syntax. Im Gegensatz zu akkusativischen Systemen haben ergative Systeme ein S/O-Pivot, das durchẊ denẊ ɑbsolutivẊ markiertẊ wird.Ẋ DasẊ dieẊ inẊ derẊ SyntaxẊ möglichenẊ OperationenẊ 54 bestimmende syntaktische Pivot in einem ergativen System besteht somit aus dem Patiens des transitiven und dem Subjekt des intransitiven Satzes. Nur einige wenige morphologisch ergative Sprachen lassen auch eine ergative Syntax zu. Die Sprachen,Ẋ dieẊ ergativeẊ StrukturenẊ überhauptẊ zulassen,Ẋ sindẊ imẊ HinblickẊ aufẊ dieseẊ zumẊ TeilẊ intern gespalten: Nicht alle Relationen sind in solchen Sprachen nur ergativisch oder akkusativisch. So ist die Syntax des Dyirbal ergativisch, aber seine Morphologie ist gespalten. (DixonẊ1994ẓ.ẊEineẊandereẊSprache,ẊdieẊwieẊDyirbalẊsyntaktischeẊErgativitätẊaufweist,ẊistẊdieẊ philippinische Sprache Sama (Van Valin 1999). Sprachen,ẊdieẊkeineẊErgativitätẊ inẊ ihrerẊ Morphologie aufweisen,Ẋkönnen,ẊsoweitẊbekanntẊ ist,Ẋ auchẊ keineẊ syntaktischeẊ ErgativitätẊ besitzen (McGregorẊ 2009ẓ.Ẋ BeiẊ vielenẊ alsẊ „ergativisch―Ẋ eingestuften grammatischen Relationen handelt es sich in Wirklichkeit um gespaltene IntransivitätẊundẊnichtẊumẊsyntaktischeẊErgativitätẊẒvgl.ẊVanẊValinẊ1990,ẊPrimusẊ2003ẓ.ẊSoẊ‗erweistẊ sichẊdieẊsoẊgenannteẊ„Ergativität―ẊdesẊDeutschenẊbeiẊgenauerẊBetrachtungẊalsẊstrukturelle gespalteneẊIntransivität‘ẊẒPrimusẊ2003:Ẋ14). Nicht nur Englisch, sondern auch Deutsch ist ja als typisch akkusativische Sprachen bekannt. Im Kapitel vier werdenẊ einigeẊ derẊ gängigenẊ BeschreibungenẊderẊunterschiedlichenẊBereicheẊvonẊ„Ergativität―ẊanhandẊderẊZaza-Sprache geprüft,Ẋ umẊ zuẊ sehen,Ẋ obẊ dieẊ fraglichenẊ PhänomeneẊ inẊ derẊ SyntaxẊ undẊ MorphologieẊ desẊ ZazaẊ nachzuweisen sind. 2.2.2.1 Diathesenbildung ZurẊ RealisierungẊ einesẊ KasuswechselsẊ könnenẊ SprachenẊ verschiedene Diathesen einsetzen. Dabei werden zum Beispiel, teils durch Wortstellung, teils durch morphologische Markierung,ẊPassivitätẊoderẊɑntipassivitätẊmarkiert.Ẋ‗DieẊmarkiertenẊDiathesen,ẊPassivẊwieẊɑntipassiv, sind in jeder Sprache am Verb gekennzeichnet‘ (Primus 2003: 17). Interessant dabei ist dasẊVerhältnisẊvonẊPassivẊundẊɑntipassiv:Ẋ‗NurẊergative Sprachen haben ein Antipassiv‘ (Sasse 1978: 239). Andererseits weisen manche ergative Sprachen wie die Maya-Sprache Jacaltec und das philippinische Sama passive Konstruktionen auf. Da die Passivkonstruktion aus vielenẊgeläufigenẊeuropäischenẊSprachenẊgut bekannt ist, wird nun das Antipassiv kurz thematisiert, dargestellt. (2.26) Jacaltec (Van Valin 1981: 378) a. ẍ-Ø-s-lok-o‘ naj no‘ cheh ASP-3ABS-3ERG-buy-FUT CL/he CL/the horse ‗HeẊwillẊbuyẊtheẊhorse.‘ 55 b. w-ohtaj naj ẍ-Ø- _-lok-n-oj no‘ cheh 1sgERG-know CL/he ASP-3ABS-_-buy-ANTI-FUT CL/the horse ‗IẊknowẊtheẊmanẊwhoẊwillẊbuyẊtheẊhorse.‘ WährendẊinẊBeispielẊẒ2.26a) das transitive Verb -lok- ‗buy‘ẊdasẊFutursuffixẊ-o’ bekommt, wird dasselbe Verb in (2. 26b) detransitiviert und nun steht das Suffix -oj fürẊdasẊFutur. ZusätzlichẊ wird vor dem Futursuffix das Suffix -n(i) eingefügt. Dieser Prozess der Detransitivierung ist der GrundẊ fürẊ dasẊ ɑntipassiv.Ẋ DasẊ SuffixẊ -n(i) ist im Jacaltec als allgemeiner AntipassivierungsmarkerẊ anzusehenẊ ẒVanẊ ValinẊ 1981ẓ.Ẋ ɑntipassiveẊ erfüllenẊ inẊ jederẊ Sprache,Ẋ inẊ derẊ sieẊ vorkommen, jeweils unterschiedliche Funktionen (Sasse 1978). An dem folgenden Beispiel ist Dyrbal zu demonstrieren. (2.27) Dyirbal (Dixon 1994: 161-163) a. yabu ŋuma-ŋgu bura-n mother.ABSO father-ERGA see-NONFUT ‗FatherẊsawẊmother.‘ b. ŋuma bural-ŋa-nyu yabu-gu father.ABSS see-ANTIPASS-NONFUT mother-DAT ‗FatherẊsawẊmother.‘ c. ŋana nyurr-na bura-n we all.NOMA you all-ACCO see-NONFUT ‗weẊsawẊyouẊall.‘ d. ŋana bural-ŋa-nyu nyurra-ngu we all.NOMS see-ANTIPASS you all-DAT ‗weẊsawẊyouẊall.‘ Die Beispiele in (2.27) veranschaulichen sowohl die nach NP/Pronomen gespaltene ergativakkusativische Kasusmarkierung als auch die Antipassiv-Diathese in einer syntaktisch ergativen Sprache. Die Frage der morphologischen Gespaltenheit wirdẊ späterẊ inẊ dieserẊ ɑrbeitẊ beiẊ BedarfẊ detailliertẊ erläutert. In (2. 27aẓẊ erhältẊ dasẊ ɑgensẊ desẊ transitivenẊ VerbsẊ denẊ ergativenẊ Kasus, das Objekt dagegen den Absolutiv. In (2. 27b) wird das Verb durch das direkt an es angehängteẊ -ŋa-Suffix detransitiviert. (2. 27a) und (2. 27b) zeigen die nominalen, (2. 27c) und (2. 27dẓẊdieẊpronominalenẊMarkierungenẊdesẊDyirbal.Ẋ WährendẊdieẊ NominaẊinẊ Ẓ2. 27a) 56 und (2. 27b) nach dem ergativischen Kasussystem markiert werden, werden die Pronomina in (2. 27c) und (2. 27d) entsprechend dem akkusativischen System markiert. 2.2.2.2 NP-Tilgung DieẊsoẊgenanntenẊprimärenẊRelationenẊeinerẊSpracheẊoderẊeinesẊsprachlichenẊSubsystemsẊbestimmenẊ überẊ dieẊ möglichenẊ syntaktischenẊ OperationenẊ wieẊ etwaẊ NP-Tilgung. In ergativen Systemen ist der ɑbsolutivẊderẊprimäreẊKasus, deshalb darf in dieser Konstruktion der absolutiv markierte Aktant getilgt werden; ein ergativ markiertes Argument darf nicht getilgt werden. Viele morphologisch ergative Sprachen weisen eine syntaktische S/A-RelationẊauf,ẊwährendẊnurẊwenigeẊSprachenẊinẊihrerẊgesamtenẊSyntaxẊSubjektẊundẊPatiensẊalsẊprimäreẊRelation behandeln. Beispiele im Bereich der NP-Tilgung sind die australische Sprache Dyirbal (Dixon 1972, 1994) und die philippinische Sprache Sama (Van Valin 1999), die durchgehend nach S/O-Pivot tilgen. Einige australische Sprachen wie Yidin sind in diesem Bereich gespalten. Yidin realisiert die koreferenzielle Tilgung bei Pronomina nach S/A-Pivot, bei Nomina jedoch nach S/O-Pivot (Dixon 1994). (2.28) Dyirbal (Dixon 1972, 1994: 10) a. ŋuma banaga-nyu father.ABS return-NONFUT ‗FatherẊẒSẓẊreturned.‘ b. ŋuma yabu-ŋgu bura-n father.ABS mother-ERG see-NONFUT ‗MotherẊẒɑẓẊsawẊfatherẊẒOẓ.‘ c. ŋuma yabu-ŋgu bura-n ___ banaga-nyu father.ABS mother-ERG see-NONFUT return-NONFUT ‗MotherẊẒɑẓẊsawẊfatherẊẒOẓẊandẊ[heẊẒSẓ]Ẋreturned.‘ d. ŋuma banaga-nyu ___ yabu-ŋgu bura-n father.ABS return-NONFUT mother-ERG see-NONFUT ‗FatherẊẒSẓẊreturnedẊandẊmother (A) saw [himẊẒOẓ].‘Ẋ In ergativen Sprachen/Systemen erhalten die direkten NP-Objekte den Absolutiv. In einer koordinierten Konstruktion darf dann nur dieses direkte Objekt getilgt werden (Van Valin 2010: 265). Die NP numa ist sowohl in der Subjektfunktion wie in (2.28a) als auch in der Objektfunktion wie in Beispiel (2.28b) mit dem Absolutiv markiert. Die NP-Tilgung erfolgt in 57 Beispiel (2.28c) nach dem O/S-, in (2.28d) nach dem S/O-Muster. Beide Male stehen S und O in Relation. In (2.28c) ist der Kontroller das Objekt, in (2.28d) das Subjekt des intransitiven Verbs. In (2.28c) wird numa als absolutiv markierte Objekt-NP koreferenziell getilgt, in (2.28d) als ebenfalls im Absolutiv stehende Subjekt-NP des intransitiven Verbs banaga. Eine ergative NP wie yabu-ngu kann nicht koreferenziell getilgt werden. Die Koordinationsstrukturen (2.28c) und (2.28d) unterscheiden sich nur in der Stellung der Koordinaten, die S/OBeziehung (oder O/S-Beziehung) bleibt jedoch gleich. 2.2.2.3 Relativsätze Syntaktisch ergativ organisierte Systeme relativieren die durch den Absolutiv markierte Konstituente. (2.29) Dyirbal (Van Valin 1981: 384) (a) bayi yaṛa banaga-nyu man-ABS retum-TNS ‗ManẊisẊreturning.‘ (b) bayi yuṛi baŋgul yaraŋgu baga-n kangaroo-ABS man-ERG spear-TNS ‗ManẊspearedẊkangaroo.‘ (c) baŋgul yaṛaŋgu banaga-ŋu-ru man-ERG bayi yuṛi baga-n return-REL-ERG kangaroo-ABS spear-TNS ‗ManẊwhoẊisẊreturningẊspearedẊkangaroo.‘ (d) *bayi yaṛa baga-ŋu-Ø bayi yuri banaga-nyu man-ABS spear-REL-ABS kangaroo-ABS retum-TNS ‗ManẊwhoẊspearedẊkangarooẊisẊreturning.‘ NP-Tilgung und Relativierung erfolgen im Dyrbal gewissermaßenẊparallel:ẊSẊundẊOẊkönnenẊ beide relativiert werden, da sie durch den Absolutiv markiert werden: Die Konstruktionen the man who returned (who = S) und the man who the girl saw (who = O) sind beideẊimẊ„normalen―ẊaktivenẊSatzẊkorrekt, aber the man who saw the girl (who = A) geht nicht. Ein durch Antipassivisierung aus dem A eines transitiven Satzes in das S eines intranstiven Satzes verwandeltes Argument kann ebenfalls relativiert werden, da es durch die Diathese nicht mehr im Ergativ, sondern im Absolutiv steht. In (2.29c) vertritt bayi yuṛi ‗kangaroo‘ẊdieẊObjektstelle 58 und wird daher relativiert. In (2.29d) is das A bayi ‗man‘ẊnichtẊantipassiviertẊundẊdaherẊdarfẊ hier nicht relativiert werden (Van Valin 1981). 2.2.3 Gespaltene‎Ergativität 2.2.3.1 (Pro)Nominale DemẊ ÖkönomieprinzipẊ folgend, werden in der Regel diejenigen Partizipanten markiert, die eineẊ „ungewöhnliche―Ẋ RolleẊ haben.Ẋ WennẊ dasẊ NominalẊ dieẊ ɑ-Funktion hat, wird von der rechten Seite der Hierarchie aus, ansonsten, in der O-Funktion, von der linken Seite markiert ẒDixonẊ 1994:Ẋ 85ẓ.Ẋ DiesẊ räumtẊ demẊ akkusativischenẊ SystemẊ einenẊ „Vorteil―Ẋ ein,Ẋ weshalb es gebräuchlicherẊist.Ẋ >> ---------------------------------- >> Akkusativische Richtung >> -------------------------------- >> 1. Prono2. PronoDemonstrative Eigennamen Nomen men men 3.Pronomen Mensch Belebt Unbelebt << ----------------------------------- << Ergative Richtung << --------------------------------------- << Tab. 2.9 Silversteins Hierarchie Diese Form von Split-ErgativitätẊkommtẊinẊvielenẊaustralischenẊSprachenẊvorẊundẊistẊengẊmitẊ semantischenẊ DifferenzierungenẊ verbunden.Ẋ EinẊ charakteristischesẊ BeispielẊ hierfürẊ istẊ Dyirbal.ẊWährendẊ1SGẊundẊ2SGẊnachẊdemẊakkusativischenẊSystem markiert werden, bekommen alle anderen Personalpronomen einen Ergativmarker. Dyirbal weist somit morphologisch gesehenẊ eineẊ gespalteneẊ ErgativitätẊ auf,Ẋ istẊ aberẊ syntaktischẊ vollständigẊ ergativẊ ẒDixonẊ 1994ẓ.Ẋ Beispiele aus dem Dyirbal finden sich auch oben unter (2.28) - (2.29). (2.30) Dyirbal (Dixon 1994: 161) ŋuma-ŋgu bura-n a. yabu mother-ABSO father-ERGA see-NONFUT ‗FatherẊsawẊmother.‘ b. ŋana nyurr-na bura-n we all-NOMA you all-ACCO see-NONFUT ‗weẊsawẊyouẊall.‘ WährendẊ inẊ Beispiel (2.30a) die NPs absolutive und ergative Marker erhalten, werden die Personalpronomina in (2.30b) mittels des nominativ-akkusativischen Kasussytems 59 gekennzeichnet:ẊWieẊerwähnt,ẊmarkiertẊDyirbalẊdieẊPronominaẊderẊ1.ẊundẊ2.ẊPersonẊakkusativisch, die restlichen ergativisch (Dixon 1994). 2.2.3.2 Spaltung nach Tempora: Tempus-Aspekt-Modus (TAM)-Split WährendẊ etlicheẊ SprachenẊ eineẊ gespalteneẊ ErgativitätẊ aufweisen,Ẋ dieẊ durchẊ dasẊ jeweiligeẊ Tempus bestimmt ist, zeigt das Baskische die ergative Konstruktionen in allen Tempora (Dixon 1994). Einige kaukasische Sprachen wie das Georgische sind dagegen gute Beispiele fürẊSplit-ErgativitätẊnachẊTemporaẊẒVanẊValinẊ1990ẓ.ẊDabeiẊweisenẊdieẊtransitivenẊVerbenẊimẊ GeorgischenẊ imẊ PräsensẊ Nominativ- bzw. Akkusativ-Kasus zu, im Aorist dagegen ErgativAbsolutiv-Kasus (Bisang 2002). Auch viele iranische Sprachen wechseln ihr Kasussystem ebenfallsẊinẊɑbhängigkeitẊvomẊTempus.ẊEinigeẊSprachenẊwieẊSoraniẊhabenẊsichẊschonẊinẊakkusativischeẊSprachenẊverwandelt,ẊwährendẊsichẊinẊanderen,ẊwieẊimẊKurmanji,ẊeineẊallmähliche Wandlung von einem teilweiseẊ ergativenẊ SystemẊ zuẊ einemẊ vollständigẊ akkusativischenẊ System vollzieht. (2.31) Georgisch (Bisang 2002: 7) a./b.: The verb is in the aorist: ERG/ABS a. čem-i kmar-i mo-k‘vd-a my-ABS husband-ABS PREV-die-AOR:3s ‗MyẊhusbandS=ABS died.‘ b.Ẋčem-ma kmar-ma mo-k‘l-a irem-i. my-ERG husband-ERG PREV-kill-AOR:3s stag-ABS ‗MyẊhusbandA=ERG killed the stagO=ABS.‘ c./d.: The verb is in the present: NOM/ACC c. čem-i kmar-i k‘vd-eb-a. my-NOM husband-NOM die-INTR-PRES:3s ‗MyẊhusbandS dies.‘ d. čem-i kmar-i k‘l-av-s irem-s. my-NOM husband-NOM kill-VSuff-PRES:3s stag-ACC ‗MyẊhusbandA=NOM kills the stagO=AKK.‘ In den PräsenssätzenẊẒ2.31cẓẊundẊẒ2.31d) erhalten die NPs Nominativ- bzw. Akkusativ-Kasus, währendẊ sieẊ inẊ denẊ imẊ ɑoristẊ stehendenẊ SätzenẊ Ẓ2.31aẓẊ undẊ Ẓ2.31b) mittels des Ergativ60 Absolutiv-Systems markiert werden. In (2.31c) und (2.31d) findet sich also morphologisch gesehen eine S/A-Relation, in (2.31a) und (2.31b) dagegen eine S/O-Relation vor. Im Aorist kennzeichnet das Suffix /-ma/ den ergativen Kasus. Folgende Tabelle 2.10 (Van Valin 1990: 240) fasst die Verbkongruenz und die Kasus des Georgischen zusammen. Tense series: Present Aorist Perfect Class 1: Accomplishment NOM-DAT ERG-NOM DAT-NOM V M V M M V NOM-(DAT) NOM-(DAT) NOM-(DAT) V M V M NOM-(DAT) ERG-(NOM) DAT-(NOM) V M V M DAT-(NOM) DAT-(NOM) DAT-(NOM) M V M V Class 2: Achievement, State Class 3: Activity Class 4: State V M M V M V Tab. 2.10 Verbklassen und Tempora des Georgischen Somit ergibt sich im Georgischen eine weitere Beziehung zwischen Kasus und Verbkongruenz (Van Valin 1990): Ergative>Nominative>Dative V <---------------------------> M (2.32) Georgisch (Harris 1981 zitiert in Van Valin 1990: 242) a. nino-Ø ačvenebsẊsurat-eb-s gia-s. Nino-NOM 3.shows.3 pictures-PL-DAT Gia-DAT ‗NinoẊisẊshowingẊpicturesẊtoẊGia.‘Ẋ b. nino-m ačvenaẊ surat-eb-i gia-s. Nino-ERG 3.showèd.3 pictures-PL-NOM Gia-DAT ‗NinoẊshowedẊtheẊpicturesẊtoẊGia.‘ Die Role and Reference Grammar (RRG) definiertẊ zweiẊ StandardprinzipienẊ fürẊ Georgisch (Van Valin 1990: 241): a. Wenn ein Clause eine Makrorolle besitzt, hat es den Nominativ, b. die Argumente, die keine Makrorolle haben, erhalten den Dativ. Die Beispiele (2.14a) und (2.14b) zeigen, wie ein der Gruppe eins angehörendesẊ VerbẊ dieẊ Kasus im Aorist akkusativisch, im Präteritum dagegen ergativisch markiert. Das Verb agiert in (2.14a) wie ein intransitives Verb. Das erste Argument bekommt den nominativen Kasus, 61 das zweite den Dativ, das keine Makrorolle hat. In (2.14b) bekommt das Agens den Ergativ, der Undergoer den nominativen Kasus. 3 Verbfunktionalität des Zaza Vor einer Tiefuntersuchung der Zaza-VerbenẊ istẊ zunächstẊ grundsätzlichẊ zuẊ skizzieren,Ẋ wasẊ das nachfolgende Kapitel beabsichtigt. Ziel an dieser Stelle ist, hinsichtlich des gestellten Themas die GrundlagenẊ fürẊ spätereẊ ErforschungenẊ derẊ Zaza-Sprache in diesem Bereich bereitzustellen. Daher geht es hier nur um die Basisstrukturen der Verben des Zaza. Zu diesem Zweck werden die Konzepte der Role and Reference Grammar (RRG) eingesetzt, allerdings nurẊinsoweit,ẊalsẊsieẊfürẊdas Thema relevant sind. Die linguistischen Teilbereiche Syntax und Morphologie werden generell separat behandelt, aber immer wieder auch miteinander verknüpft,ẊumẊihrenẊwechselseitigen Beziehungen auf die Spur zu kommen. Um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen, werden neben der RRG mit wenigen Ausnahmen keine weiteren linguistischenẊ ɑnsätzeẊ mitẊ einbezogen.Ẋ ZusätzlichẊ wärenẊ zuẊ einemẊ späterenẊ ZeitpunktẊ dieẊ allgemeinen morphosyntaktische Eigenschaften des Zaza auszuarbeiten, die in dieser Arbeit bisher nicht behandelt worden sind. Nach diesen Vorbemerkungen wendet sich die Arbeit nun einer Darstellung der syntaktischen Struktur des Zaza zu. 3.1 Syntaktische‎Repräsentation Wie alleẊanderenẊSprachenẊlässtẊsichẊauchẊdieẊZaza-Sprache mit den Mitteln der RRG analysieren. ÜberẊdieẊsoẊgenannteẊLayeredẊStructureẊofẊClauseẊẒLSCẓẊsindẊdieẊsyntaktischenẊTemplates darstellbar. Je nach semantischem Inhalt, erhalten die Verben eine unterschiedliche Anzahl von Argumenten, die in der RRG als Core Argumente bezeichnet werden. Nicht alle Core Argumente erhalten eine semantische Makrorolle; dies ist nur bei Actor und Undergoer der Fall, nicht aber beim dritten Argument, obwohl auch dieses ein Core-Element ist. (3.1) Template 1: Intransitiver Satz a. KokṖm-Ø şi-Ø Alter-NOM gehenPRÄT.PRÄTT6-3sgM ‗DerẊɑlteẊging.‘ b. KokṖm-Ø tey şi-Ø Alter-NOM zusammen gehenPRÄT.PRÄTT6-3sgM ‗DerẊɑlteẊstarbẊplötzlich.‘Ẋ ‗DerẊɑlteẊgingẊmit.‘ 62 SENTENCE CLAUSE CORE NP N NUC PV PRED V KokṖmẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ tey şi Abb. 3.1 Template1 In der Zaza-Sprache erfordern alle intransitiven Verben obligatorisch ein Argument. Dieses ɑrgumentẊmussẊeineẊNPẊsein.ẊEineẊPPẊkannẊanẊdieserẊStelleẊnichtẊvorkommen,ẊdaẊPräpositionen und Postpositionen nur mit dem zweiten undẊdrittenẊɑrgumentẊerscheinenẊdürfen.ẊHinzuẊ kommt, dass die PP in der RRG nicht als obligatorisch, sondern als peripher eingestuft wird. Falls ein obligatorisches Argument in einem intransitiven Satz zusammen mit einer Adposition auftritt, ist es als Teil des Verbs zu betrachten. Ein Nukleus besteht nicht unbedingt nur aus einem Verb, sondern kann auch weitere Elemente enthalten. Dementsprechend bilden, wie (3.1b) zeigt, grammatikalisierte Adpositionen zusammen mit dem Verb eine Einheit. Das intransitive Verb şiyaene ‗gehen‘Ẋ Ẓ3.1aẓẊ kann,Ẋ wennẊ esẊ mitẊ einemẊ PräverbẊ auftritt,Ẋ vonẊ seinerẊ ursprünglichenẊ BedeutungẊ abweichenẊ undẊ einenẊ ganzẊ anderenẊ semantischenẊ InhaltẊ bekommen. So bedeutet in (3.1b) tey şiyaene ‗zusammenẊgehen,ẊplötzlichẊsterben‘.ẊDasẊ PräverbẊ tey, ‗mit,Ẋzusammen‘ẊkannẊnichtẊnurẊmit şiyaene ‗gehen‘,ẊsondernẊauchẊmitẊmehrerenẊanderenẊ Verben kombiniert werden. Dabei bleibt sein semantischer Inhalt manchmal enthalten, kann aber auch abweichen. Diese Art Adpositionen, die vom Nukleus nicht trennbar sind, könnenẊ mit Verben aller Art auftreten. (3.2) Template 2: Transitiver Satz a. Doman-u kṖtav-i wen-d-i Kind-PL.OBL buch-PL.NOM lesenPRÄT-PRÄTT2-3pl ‗DieẊKinderẊlasen Bücher.‘ b. Hosta-y boax-Ø ker-d-Ø pṖẊẊẊẒbon-i) ra meister-OBL farbe-NOM tunPRÄT-PRÄTT2-3sgM DIR (wohnung-OBL) DIR ‗DerẊMeisterẊstrichẊdieẊWohnung.‘ 63 SENTENCE CLAUSE CORE NP NP NUC N N PRED V Domanu kṖtavi wendi Abb. 3.2 Template 2 Im obigen Beispiel hat das Template 2 mit seinen zwei Argumenten einen Nukleus ohne Präverb. Viele intransitive (3.1a) und transitive (3.2a) Verben könnenẊ denẊ NukleusẊ alsoẊ auchẊ alleine,ẊdasẊheißt,ẊohneẊeinẊPräverbẊbilden.ẊɑndereẊVerbenẊdagegenẊsindẊfürẊihreẊexakteẊBedeutung aufẊdieẊUnterstützungẊvonẊPräverbienẊangewiesen.ẊSoẊbestehtẊdasẊVerbẊpı-ra kerdene ‗auftragen,Ẋstreichen,Ẋschmieren‘,ẊinẊ Ẓ3.2b) aus drei Teilen: pı stehtẊfür das indirekte Objekt bon, das stellvertretend auftauchen kann, ra bestimmt die Richtung der Aktion. Eine ErsetzungẊdesẊRichtungspräverbsẊra durch ro verändertẊauchẊdie Richtung der gesamten Handlung: Bei pı-ro kerdene ‗aufgießen‘ẊfindetẊdieẊfraglicheẊBewegungẊvonẊobenẊnachẊuntenẊstatt. Mehr Details der PräverbienẊsind unterẊ§Ẋ3.1.3.1.3,ẊẒ3.14ẓẊzu finden. (3.3) Template 3: Ditransitiver Satz a. Rodina37 fotraf-i de dewe mṖs-n-êẊ Sayder-i Rodina.OBL bild-OBL DIR dorf.NOM zeigenPRÄT-[KS.PRÄT]T5-3sgF Sayder-OBL ‗RodinaẊzeigteẊSayderẊdasẊDorfẊaufẊdemẊFoto.‘ b. Heyder-i vṖ êri mṖx-i san-a-y dês-u Heyder-OBL gestern nagel-PL.NOM schlagenPRÄT-PRÄTT6-3pl wand-PL.OBL ‗HeyderẊschlugẊgestern dieẊNägelẊinẊdieẊWände.‘ 37 Die femininen Nomina mit /-a/-ɑuslautẊerhaltenẊkeinẊSuffixẊfürẊdenẊobliquenẊKasus,Ẋwährend mit /-a/ endende maskuline Nomina das oblique Suffix bekommenẊmüssen,Ẋwie z.B. bei bıra-y ‗Bruder-OBL‘, oder homa-y, ‗Gott-OBL‘. Der Laut /-a/ gehörtẊsowohlẊbieẊdenẊMaskulinaẊalsẊauchẊbeiẊdenẊFemininaẊzumẊWortstamm.ẊWährendẊbeiẊdenẊMaskulinaẊeinẊKasusmorphem hinzukommt, diese ist bei den Feminina nicht der Fall. 64 c. Firaze sadṖr-Ø es-t-Ø uwe Firaz.OBL pflänzling-NOM werfenPRÄT-PRÄTT3-3sgM wasser.OBL ‗FirazeẊwarfẊdenẊPflänzlingẊinsẊWasser.‘ ‗FirazeẊwarfẊdieẊPflänzlinge38 insẊWasser.‘ d. XṖdṖr-i uwe sadṖr-i es-t-e XṖdṖr-OBL wasser.NOM werfenPRÄT-PRÄTT3-3sgF pflänzling-OBL ‗XṖdṖrẊgoßẊWasserẊaufẊdenẊPflänzling.‘ ‗lit.ẊXṖdṖrẊgoßẊWasserẊaufẊdieẊPflänzlinge.‘ SENTENCE CLAUSE PERIPHERY NP N ADV CORE NP NUC NP N PRED N V Heyderi vi êri mṖxi sanay dêsu Abb. 3.3 Template 3 Das Verb cı sanaene ‗auf etwas schlagen‘,ẊerfordertẊdrei Argumente, weshalb in (3.3a) drei NPs als obligatorische Argumente vorzufinden sind. Die RRG definiert das dritte Argument solcher Verben als non-macrorole core argument (Van Valin 2005). Eine Makrorolle wie Actor oder Undergoer haben in dem Fall nur das erste und zweite Argument, trotzdemẊgehörtẊ das dritte Argument ebenfalls zum Core. Die PP viẓêri als Non-Argument dagegen ist peripher. Alle transitiven Verben, die zusammen mit cı auftreten,ẊsindẊditransitiv.ẊDasẊPräverb cı übernimmtẊ dabeiẊ eineẊVertretungsrolleẊfürẊdasẊindirekteẊObjekt.Ẋ DieseẊVerbenẊhabenẊalleẊinẊ der einen oder anderen Form ein direktes und ein indirektes Objekt. Dabei sind die indirekten ObjekteẊderẊditransitivenẊVerbenẊjederzeitẊdurchẊdasẊentsprechendeẊPräverbẊersetzbar.ẊSomitẊ kann der Satz Heyderi viẓêri mıxi sanay cı denẊ„vollständigen―ẊSatzẊẒ3.3a) Heyderi viẓêri mıxi Sadır istẊ zwarẊ imẊ ZazaẊ Singular,Ẋ gemeintẊ istẊ aberẊ einẊ BündelẊ vonẊ Pflänzlingen,Ẋ undẊ daherẊ gehtẊ esẊ hierẊ umẊ mehrere Pflänzlinge.Ẋ 38 65 sanay dêsu, ersetzen. Entsprechendes giltẊauchẊfürẊẒ3.3b). Um die Differenz zwischen direktem und indirektem Objekt noch eindeutiger darzustellen, folgen Beispiele (3.3c) und (3.3d), wo uwe ‗Wasser‘ẊinẊẒ3.3c) ein indirektes und in (3.3d) ein direktes Objekt ist.ẊDasẊPräverbẊcı kann uwe in (3.3c), in dem es das indirekte Objekt ist, ersetzen, nicht aber in (3.3d), da es dort dieẊFunktionẊeinesẊdirektenẊObjektsẊübernimmt. Transitiv Ditransitiv kerdene ‗tun‘ cı kerdene ‗hineinẊtun‘ estene ‗werfen‘ cı estene ‗daraufẊwerfen‘ verdaene ‗zulassen‘ cı verdaene ‗darauf/daranẊgießen,Ẋaufhetzen‘ (3.4) Template 4: Kopulaverb a. Çê-Ø rṖndekẊbi-Ø haus-NOM schönẊẊẊseinPRÄT-3sgM ‗DasẊHausẊwarẊschön.‘ b. Çê-Ø rṖndek-o haus-NOM schön-seinPRÄS.3sgM ‗DasẊHausẊistẊschön.‘ c. O çêẊmaẊ bi-Ø39 3SGM.NOM haus-EZM 1PL.OBL seinPRÄT-3sgM ‗EsẊwarẊunserẊHaus.‘ d. O 3SGM.NOM çêẊ ma-o haus-EZM 1PL.OBL-seinPRÄS.3sgM ‗EsẊistẊunserẊHaus.‘ DieẊ SuffixeẊ derẊ PräteritumẊ undẊ PräsensẊ unterschiedenẊ sichẊ einigermaßen.Ẋ WährendẊ 3sgMẊ inẊ PräsensẊ mitẊ einemẊ /-o/ vertretenẊwird,ẊinẊPräteritumẊistẊesẊeinẊ/-Ø/-Morphem (siehe Tab. 3.4). 39 66 SENTENCE SENTENCE CLAUSE CLAUSE CORE CORE NP NUC N PRED AUX NP NUC PRO PRED ADJ Çê rṖndek NP bi O AUX N PRO çê ma-o rṖndek Abb. 3.4 Template 4 Kopularverb mit Adjektiv Abb. 3.5 Template 5 Kopularverb mit Nomen Das Kopulaverb biyaene hat aufgrund seiner ambigen Varianten einen besonderen Charakter. InẊdenẊNonpastformenẊwirdẊesẊinẊderẊBedeutungẊvonẊ„sein―ẊdirektẊanẊdieẊvoranstehendeẊKonstituenteẊangehängt.ẊInẊPastformenẊstehtẊesẊfürẊsich.Ẋ Bedeutung ÇênaẊeyẊbenaẊmalime ‗SeineẊTochterẊwirdẊLehrerin.‘ ÇênaẊey esta ‗ErẊhatẊeineẊTochter.‘ ÇênaẊeyẊewro bena ‗SeineẊTochter wird heuteẊgeboren.‘ geboren existieren werden sein werden Präsens ɑẊçênaẊey-a ‗SieẊistẊseineẊTochter.‘ Präteritum ɑẊçênaẊeyẊbiye ‗SieẊwarẊseineẊTochter.‘ ÇênaẊeyẊbiye malime ‗SeineẊTochterẊwurdeẊLehrerin.‘ ÇênaẊeyẊẒestẓ 40 biye ‗ErẊhatteẊeineẊTochter.‘ ÇênaẊeyẊvi êriẊbiye ‗SeineẊTochter wurde gestern geboren.‘ Tab. 3.1 Das Verb biyaene in der Zaza-Sprache Tab. 3.1 fasst alle Varianten des Verbs biyaene zusammen. Dabei wird es sowohl in seiner Funktion alsẊ VollverbẊ alsẊ auchẊ inẊ derẊ alsẊ HilfsverbẊ ẒɑuxiliarẓẊ aufgeführt.Ẋ InẊ seinerẊ VollverbfunktionẊkannẊesẊalleineẊundẊfürẊsichẊgenommenẊdasẊPrädikatẊbilden. Die Verben est biyaene ‗existieren‘ und çine biyaene ‗nichtẊexistieren‘ sindẊkonträrẊzueinander.ẊWährend dasẊPräverbẊçine nie weggelassen wird, lässtẊderẊNorddialektẊdasẊPräverb est im Präteritum sehr oft weg. 40 67 (3.5) Template 5: Pre Core Slot (PrCS) a. ÇṖra Lilike nê-po-t-ê ewro sami weshalb Lilike.OBL heute abendessen.NOM NEG-kochenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗WeshalbẊkochte Lilike heute kein Abendessen?‘ẊẊ b. Lilike çṖraẊẊẊẊẊẊẊẊewroẊsami nê-po-t-ê Lilike.OBL weshalb heute abendessen.NOM NEG-kochenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗WeshalbẊkochteẊLilikeẊheuteẊkeinẊɑbendessen?‘ẊẊ c. Lilike ewroẊẊçṖraẊẊẊẊẊẊẊsami nê-po-t-ê Lilike.OBL heute weshalb abendessen.NOM NEG-kochenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗WeshalbẊkochteẊLilikeẊheuteẊkeinẊɑbendessen?‘ẊẊ d. Lilike çṖraẊ ewro sami nê-po-t-ê Lilike.OBL heute abendessen.NOM weshalb NEG-kochenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗WeshalbẊkochteẊLilikeẊheuteẊkeinẊɑbendessen?‘ẊẊ e. Lilike nê-po-t-ê, ewro sami çṖra Lilike.OBL heute abendessen.NOM NEG-kochenPRÄT-PRÄTT3-3sgF, weshalb ‗‗LilikeẊkochteẊheuteẊkeinẊɑbendessen,Ẋweshalb?‘ẊẊ SENTENCE CLAUSE PrCS PERIPHERY NP N ADV CORE NP NUC N PRED V ÇṖra Lilike ewro sami nêpotê Abb. 3.6 Precore Slot im Zaza Die Position der FragewörterẊlässtẊsichẊdurchẊeineẊPrüfungẊfeststellen.ẊDiese FragewörterẊwie wer, was, wessen, wie usw. ersetzen in dem Core ein Element, falls es um eine grammatisch vollständigẊkorrekt gebildeten Satz geht: 68 Kami ewro sami nêpotê ‗WerẊkochte heute das Abendessen nicht‘?Ẋ- Lilike. Çı Lilike nêpot41 ‗WasẊkochte Lilike nicht‘?Ẋsami ‗Das Abendessen.‘ Zum einen finden die obengenanntenẊ Fragewörter den Platz vor dem Core, nicht nach dem Core. Zum zweiten bildet sich unvermeidlich eine neue Clause, falls das Fragewort çıra, der ein Teil desẊSatzesẊist,ẊwieẊinẊẒ3.5eẓẊanẊdenẊCoreẊangehängtẊwird.ẊDementsprechend handelt es sich um Pre Core Slot (PoCS)-Sprache. Wie (3.5a) zeigt, bietet Zaza innerhalb der Clause vor demẊ CoreẊ eineẊ StelleẊ fürẊ dasẊ interrogativeẊ ɑdverb.Ẋ DasẊ FragewortẊ çıra hat in den meisten Fällen (siehe (3.5b), (3.5c) und (3.5d)) eine flexible Stellung innerhalb der Clause. Am AnfangẊ stehtẊ esẊ nurẊ inẊ Ẓ3.5aẓ.Ẋ InẊ denẊ SätzenẊ Ẓ3.5bẓ,Ẋ Ẓ3.5cẓẊ undẊ Ẓ3.5d) ist die Position coreinternal.ẊDerẊGrundẊfürẊdieseẊFlexibilitätẊistẊdarinẊzuẊsuchen,ẊdassẊ‗FrageadverbienẊanẊderẊPositionẊderẊɑdverbienẊerscheinenẊkönnen‘ẊẒSelcanẊ1998:Ẋ643ẓ.ẊWennẊdasẊFragewortẊnachẊeinerẊ Clause erscheint, besteht der ganze Satz aus zwei Clauses. Die Struktur von (3.5e) sieht also folgendermaßenẊaus: SENTENCE CLAUSE PERIPHERY NP N ADV CLAUSE CORE NP NUC N PRED NP V Lilike ewro sami nêpotê çṖra? Abb. 3.7 Die Struktur von (3.5e) (3.6) Template 6: Left Detached Position (LDP) a. EwroẊẊçṖraẊẊẊẊẊẊẊẊLilike samiẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊnê-po-t-ê heute weshalb Lilike.OBL abendessen.NOM NEG-kochenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗WeshalbẊkochteẊLilikeẊheuteẊkeinẊɑbendessen?‘ẊẊ b. * ÇṖra Lilike samiẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊnê-po-t-ê ewro weshalb Lilike.OBL abendessen.NOM NEG-kochenPRÄT-PRÄTT3-3sgF heute ‗WeshalbẊkochteẊLilikeẊheuteẊkeinẊɑbendessen?‘ẊẊ 41 Auch Lilike çṖẊnêpot. 69 SENTENCE CLAUSE LDP PrCS PERIPHERY CORE NP NP NUC N N PRED V Ewro çṖra Lilike sami nêpotê Abb. 3.8 Left-detached Position der Zaza-Sprache Wie (3.6a) zeigt, ist Zaza eine Sprache, die eine Left-Detached-Position aufweist. Eine Nachstellung des in (3.6a) satzinitialen Elements erzeugt eine ungrammatische Konstruktion, wie in (3.6b). Wenn ewro nachgestellt wird, entsteht dadurch auch keine zweite Clause, so dass einẊ sinngemäßẊ gleicherẊ SatzẊ mitẊ mehrerenẊ ClausesẊ vorläge;Ẋ stattdessenẊ istẊ derẊ SatzẊ schlichtẊ ungrammatisch. Die Struktur eines einfachen Satzes im Zaza ist in Abb.3.9 dargestellt. SENTENCE CLAUSE LDP CORE PrCS NP NP NUC NP PRED ADV WH N N V N Abb. 3.9 Layered Structure of the Clause (LSC) eines einfaches Satzes im Zaza 3.1.1 Syntaktische Relationen Im Zaza weisen nur diejenigen Core-ɑrgumente,Ẋ dieẊ eineẊ MakrorolleẊ übernehmen,Ẋ eineẊ grammatische Relation auf. Das dritte Core-Argument ditransitiver Verben hat keine Makrorolle und dementsprechend auch keine direkte Relation. Bei diesem Argument handelt es sich 70 um das indirekte oder Zielobjekt im Zaza. Die Makrorollen Actor und Undergoer haben dagegen einen festen Platz im Satz. Syntactic Semantic Zaza [S, A, d-S] Zaza [U] Die obige Formel besagt, dass im Zaza das direkte syntaktische Objekt (d-S) des transitiven Satzes, das semantisch gesehen der Undergoer (U) ist, passiviert werden kann. Dabei steht S fürẊSubjektẊeinesẊintransitivenẊSatzes,ẊɑẊfürẊɑgensẊdesẊtransitiven,Ẋd-SẊfür das direkte Objekt des transitiven Satzes, der bei der Passivierung die Subjektstelle einnimmt. In einem PassivsatzẊübernimmtẊdiesesẊdirekteẊObjektẊdieẊFunktionẊdesẊSubjekts. Das U (Undergoer) unterliegt einem Diathesenprozess, kann passiviert werden. Dementsprechend kongruiert das Verb mit dem ersten Argument des Satzes, das in dem Fall ein Undergoer ist. Ein Vergleich der beiden Sprachtypen Nominativ/Akkusativ versus Ergativ/Absolutiv ergibt folgendes: Akkusative Actor Undergoer [Passive] - Türkisch Ergative Undergoer Actor [Antipassive] - Sama Eine syntaktisch akkusativische Sprache passiviert den Undergoer. Die Zaza-Sprache ist syntaktisch durchgehend akkusativisch und operiert dementsprechend in der passiven Diathese auf dem Undergoer. Im Fall der Passivierung besitzt der Undergoer die Stelle des Subjektes. Die Bespiele von (3.7) illustrieren dasẊVerhältnisẊzwischenẊMakrorollen und Subjekt im Zaza. (3.7) Grammatische Relationen a. Verg-iẊẊẊẊẊẊbṖzeẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊwer-d-e Actor des transitiven Verbs wolf-OBL ziege.NOM fressenPRÄT-PRÄTT2-3sgF ‗DerẊWolfẊfraßẊdieẊZiege.‘ b. Verg-Ø vos-t-Ø Actor des intransitiven Verbs wolf-NOM rennenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗DerẊWolfẊrannte.‘ c. Verg-Ø as-a-Ø Undergoer des intransitiven Verbs wolf-NOM erscheinenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗DerẊWolfẊerschien.‘ Oder Der Wolf war inẊSicht.‘ e. BṖze [hetê vergi ra] wer-i-y-ê Undergoer des transitiven Verbs ziege.NOM [von wolf aus] fressenPRÄT-[PɑSS.PRÄT]T7-3sgF ‗DieẊZiege wurdeẊ[vonẊdemẊWolf]Ẋgefressen.‘ 71 Die Core-Argumente des Zaza haben festen Platz im Satz; die Wortstellung innerhalb des Core ist fest. NurẊdieẊFragewörterẊkönnenẊjeẊnachẊdemẊHervorgehobenenẊElementẊamẊbeliebigen Stellen des Satzes vorkommen, sind daher flexibel. Der Undergoer eines transitiven Verbs kann im Zaza nie Subjekt des Passivsatzes sein. Bei der Passivierung des Undergoers bıze ‗Ziege‘,ẊinẊẒ3.7dẓẊerhältẊderẊɑctorẊverg ‗Wolf‘ẊkeinenẊprimärenẊKasusẊmehr,ẊsondernẊbekommt mit Hilfe der Adpositionen hete ..... ra ‗vonẊ....Ẋaus‘ẊKasusẊzugewiesen.ẊDerẊɑctorẊistẊ nun kein Core-Argument mehr, sondern peripher. Eine Umstellung der Core-Argumente ist möglich,Ẋ aberẊ dannẊ vertauschenẊ sichẊ dementsprechendẊ auchẊ dieẊ Makrorollen:Ẋ Bız-e verg-Ø werd-Ø ‗DieẊ Ziege fraßẊ denẊ Wolf.‘ (vergl. (3.7a)) Diese Umstellung vergibt dem ersten ArgumentẊ wieẊ inẊ alleẊ anderenẊ SätzenẊ imẊ ZazaẊ dieẊ ɑctorrolle.Ẋ DerẊ Undergoer tritt als zweites Core-Argument hinzu, obwohl er in der Past Tense durch Kongruenz mit dem Verb verbunden ist (3.7aẓ.Ẋ GleichzeitigẊ müssenẊ dieẊ NPsẊ natürlichẊ auchẊ denẊ richtigenẊ KasusẊ tragen.Ẋ DieẊ syntaktischen Argumente haben wie in anderen Sprachen eine Selektionshierarchie: Arg. of DO > 1st arg. of do′ > 1st arg. of pred′ (x, y) > 2nd arg. of pred′ (x, y) > arg. of pred′ (x) Van Valin (2005: 100). Im Zaza nimmt das erste Argument des Verbs dieẊhöchsteẊStelleẊnach dem Verb innerhalb der syntaktischen Struktur ein. 3.1.2 Privilegierte syntaktische Argumente ImẊBereichẊderẊ„privilegiertenẊsyntaktischenẊɑrgumente―ẊgehtẊesẊumẊdenẊKontroller und den Pivot undẊderenẊWechselspielẊinẊderẊSyntaxẊẒVanẊValinẊ2005ẓ.ẊWennẊzweiẊSätzeẊkoordiniertẊ werden, taucht der Kontroller im zweiten Satz nicht auf. Die entsprechende Leerstelle wird vom Pivot vertreten. Der Pivot ist somit mit dem Kontroller semantischẊ „verlinkt―.Ẋ DasẊ semantische Argument mit Pivot-Eigenschaft ist die fehlende Konstituente der syntaktischen Struktur und zeichnet sich dadurch aus, dass es in der verlinkten Clause nicht erscheint. Die jeweiligen syntaktischen Strukturen sind sprachspezifisch, da die Sprachen der Welt die RollenvergabeẊ derẊ ɑrgumenteẊ unterschiedlichẊ handhaben.Ẋ WährendẊ einẊ Non- Makrorollenargument im Deutschen und Englischen im Nebensatz nicht getilgt werden kann, imẊIsländischenẊundẊGeorgischenẊkann es in einigen Konstruktionen als ein priviligiertes Argument fungieren (Van Valin 2005). DieẊOppositionẊderẊsyntaktischenẊElementeẊlöstẊdieẊsemantischenẊRollenẊaus.ẊDiesbezüglichẊ rückenẊdieẊsyntaktischenẊBeziehungenẊderẊKonstituenteẊinẊdenẊVordergrundẊderẊlinguistischenẊ ɑnalyse.Ẋ NichtẊ alleẊ SprachenẊ verfügenẊ überẊ dieseẊ ɑrtẊ vonẊ Neutralisierung,Ẋ dennẊ dieseẊ istẊ sprachspezifischẊ geprägt.Ẋ SoẊ kommtẊ inẊ LakhotaẊ ẒVanẊ ValinẊ 2005:Ẋ 108ẓẊ Kongruenz nur mit denjenigen Argumenten vor, die das semantische Merkmal [BELEBT] haben. Obwohl in 72 vielen Sprachen die Kongruenz eine wichtige Rolle bei der Identifizierung der PSA spielen kann,Ẋ istẊ sieẊ nichtẊ bestimmendẊ fürẊ jedeẊ Sprache.Ẋ DiverseẊ SprachenẊ wie Dyirbal weisen gar keineẊKongruenzẊauf,ẊsoẊdassẊdieseẊinẊderẊɑnalyseẊnichtẊberücksichtigtẊwerdenẊmuss.Ẋ In den folgenden Beispielen aus dem Zaza wird ḳi fürẊdenẊɑctor,Ẋḳj fürẊdenẊUndergoerẊeingesetzt.Ẋ DiesbezüglichẊ sindẊ zunächstẊ dreiẊ DefinitionenẊ festzulegen,Ẋ nämlichẊ dieẊ desẊ ɑctorsẊ des intransitiven Verbs, die des Actors des transitiven Verbs und die des Undergoers des transitiven Verbs: Actorintr: Das einzige obligatorische Argument des intransitiven Verbs Actortr: Das unmarkierte Hauptargument desẊtransitivenẊVerbsẊẒimẊPräsensẓ Undergoertr: DasẊzweite,ẊmarkierteẊɑrgumentẊdesẊtransitivenẊVerbsẊẒimẊPräsensẓ. (3.8) Kontroller, Pivot KONTROLLER PIVOT sṖkn-en-a, a. FirazeØi telefon-ij [ ḳi/*j be-n-a vindi] Firaze.NOM telefon-OBL brechenPRÄS-PRÄS-3sgF, ḳi/*j seinPRÄS-PRÄS-3sgF verloren ‗FirazeẊzerbrichtẊdasẊTelefon [und] verschwindet.‘Ẋ KONTROLLER PIVOT sṖk-Ṗt-Ø, b. Firazei telefon-Øj [ḳi/*j biy-e vindi] Firaze.OBL telefon-NOM brechenPRÄT-PRÄTT4-3sgM, ḳi/*j seinPRÄT-sein.3sgF verloren ‗FirazeẊzerbrachẊdasẊTelefon [und] verschwand.‘Ẋ KONTROLLER c. Heyder-Øi satej PIVOT sṖkn-en-o, [ḳi ḳj ke-n-o vindi] Heyder-NOM uhr.OBL brechenPRÄS-PRÄS-3sgM, __ __ tunPRÄS-PRÄS-3sgM verloren ‗Heyder zerbricht die Uhr [und] verliert sie.‘Ẋ KONTROLLER d. Heyder-ii satej PIVOT sṖk-Ṗt-e, [ḳi ḳj ker-d-e vindi] Heyder-OBL Uhr.NOM brechenPRÄT-PRÄTT4-3sgM, __ __ tunPRÄT-PRÄTT2-3sgM verloren ‗HeyderẊzerbrachẊdie Uhr [und] verlorẊsie.‘ KONTROLLER e. Hesen-Øi ke Dilifej PIVOT vin-en-o, [ḳi/*j heredi-n-o pṖẊẊẊẊra Hesen-NOM RK Dilife.OBL sehenPRÄS-PRÄS-3sgM, schimpfenPRÄS-PRÄS-3sgM DIR DIR Hesen sieht Dilife zu Hause [und] schimpftẊmitẊihr.‘ 73 KONTROLLER f. Eyi PIVOT ke Dilifej 3SGM.OBL RK.NOM pṖẊẊẊra [ḳi/*j hered-i-ya-ØẊẊẊẊẊ di(y)-e, findenPRÄT-(PRÄT)T3-3sgF, schimpfenPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-3sgM DIR DIR ‗HesenẊsahẊDilifeẊzuẊHauseẊ[und] schimpfteẊmirẊihr.‘ In der Zaza-Sprache besteht ein enger Zusammenhang zwischen Kontroller und Subjekt. Dieser Zusammenhang wurde auch in (2.21) dargestellt,ẊwobeiẊdieẊBegriffeẊ‗pivot‘ẊundẊ‗controller‘Ẋ nichtẊ eingesetztẊ wordenẊ sind.Ẋ ImẊ PräsensẊ übernimmtẊ dasẊ mitẊ demẊ VerbẊ kongruierendeẊ Element die Kontrollerrolle im Satz. Wenn es sich wie in (3.8b) (3.8d) (3.8f) um einen Satz imẊPräteritum handelt, hat der Kontroller entsprechend der gespaltenen morphologischen ErgativitätẊdesẊZazaẊobliquenẊKasus.ẊSowohlẊimẊPräsensẊalsẊauchẊimẊPräteritumẊkongruiertẊdasẊ intransitive Verb des zweiten Satzes mit dem Subjekt (3.8e) des Hauptsatzes. Dabei wird das Subjekt im zweiten Satz getilgt. Wenn die Verben des ersten und des zweiten Satzes beide transitivẊsind,ẊkönnenẊSẊundẊOẊwieẊinẊẒ3.8c) (3.8d) beide getilgt werden. Auch wenn das Verb wie in der Vergangenheitsform (3.8d) mit dem Objekt kongruiert, bleibt der Kontroller das Subjekt.ẊDirectionalsẊkönnenẊgemäß (3.8e) und (3.8f) nur die Objektstelle besetzen. Bei diesen Beispielen vertritt pı das Objekt Dilife, das Subjekt unterliegt einem Tilgungsprozess. Zweitens markieren die Genusmarkierungen bei 3SG am Verb den Kontroller ganz deutlich. (3.9) KONTROLLER PIVOT kṖtav-ij a. Heyder-ii Firaze ra gure-t-i, [ḳi ḳj ker-d-i Heyder-OBL buch-PL.NOM Firaze POP nehmenPRÄT-PRÄTT3-3pl, vindi tunPRÄT-PRÄTT2-3pl fort ‗HeyderẊnahmẊdieẊBücherẊvonẊFiraze,ẊdannẊverlorẊer sie. ‗HeyderẊverlorẊdieẊBücher,ẊdieẊerẊvonẊFirazeẊausgeliehenẊhat.‘ KONTROLLER b. İi hetê Heyder-ij 3PL.NOM von PIVOT ra Firaze ra cêr-i-ya-y, [ ḳi/*j bi-Ø Heyder-OBL POP Firaze POP nehmenPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-3pl, vindi seinPRÄT-3sgM fort ‗DieẊBücherẊwurdenẊdurchẊHayderẊvonẊFirazeẊausgeliehen,ẊdannẊgingenẊsieẊverloren.‘ ‗DieẊBücherẊsindẊverlorenẊgegangen,ẊdieẊFirazeẊHeyderẊausgeliehenẊhatte.‘ Bei den ditransitiven Verben wie cı ra guretene ‗vonẊjemandemẊnehmen,Ẋleihen,Ẋkaufen‘ẊhatẊ der Core drei Argumente: NP (Heyder-ɑRG1ẓ,ẊNPẊẒkṖtavi-ARG2), NP (Firaze-ARG3). Nicht dieẊ Kongruenz,Ẋ sondernẊ dieẊ syntaktischeẊ SubjektstelleẊ entscheidetẊ überẊ dieẊ Kontrollerrolle.Ẋ Obwohl der Kontroller Kitavi inẊ denẊ SätzenẊ Ẓ3.9a) und (3.9b) an verschiedenen Stellen erscheint,ẊbehältẊerẊdieselbeẊMakrorolle,ẊdenẊUndergoer.ẊDas Präverb ra des dritten Arguments 74 Firaze in (3.9aẓẊistẊprädikativẊundẊeinẊTeilẊdesẊNukleus.ẊFiraze ersetztẊdasẊPräverbẊcı von cı ra guretene. Das zweite ra bei Heyder-i ra (3.9b) ist eine Postposition und darf mit dem Nukleusteil nicht verwechselt werden. Die beiden ra unterscheiden sich sowohl in ihrer syntaktischen als auch in ihrer semantischen Funktion; das erste ist Teil des Verbs, das zweite dagegen eine Postposition. Das Zielobjekt Firaze des ditransitiven Verbs kann nicht passiviert werden, da es keine Makrorolle hat. Semantische Makrollen werden nur an die direkten Argumente vergeben. Das privigilierte syntaktische Argument der Zaza-SpracheẊhältẊsichẊsyntaktischẊimmerẊanẊdieẊ akkusativischenẊRegeln,ẊobwohlẊdasẊZazaẊimẊPräteritumẊmorphologischẊergativẊist. 3.1.3 Operatoren Operatoren sind innerhalb der Role and Reference Grammar gesondert zu behandeln. Sie haben eine eigene Struktur und modifizieren Konstituente auf der Ebene der Klausel. Sie sind in drei Hauptgruppen zu klassifizieren: Clause-, Core- und Nucleusoperatoren. Die Darstellung der Operator-Projektion in Abb. 3.10 (Van Valin 2010: 709) fasst alle Operatoren der LSC zusammen. Obwohl einige Operatoren auf den verschiedenen Ebenen dieselbe Bezeichnung haben, verweisen sie dort inhaltlich jeweils auf differenzierte Aufgaben und Inhalte. Ein Directional des NucleusẊ referiertẊ aufẊ keinenẊ Partizipanten,Ẋ währendẊ desẊ genausoẊ benanntenẊ Operators im Core sich auf einen Partizipanten oder den Sprecher bezieht. SENTENCE CLAUSE CORE NUCLEUS PRED V NUCLEUS CORE CLAUSE SENTENCE Aspect Negation Directionals Directionals Event Quantifiers Modality Negation Status Tense Evidentials Illocutionary Force Abb. 3.10 Die Operator Projektion in der LSC 75 Die Negation fungiert als einziger Operator auf allen drei Ebenen. Neben der Illocutionary Force [illokutionären Kraft]Ẋ kennenẊ sämtlicheẊ SprachenẊ derẊ WeltẊ auchẊ dieẊ Negation (Van Valin 2005: 9). Abb. 3.11ẊpräsentiertẊdieẊProjektiongrammatikẊmitẊdazugehörigenẊwichtigsten OperatorenẊfürẊdieẊZaza-Sprache. (3.10) a. pençereẊẊẊẊẊẊẊraẊẊẊẊastṖk-i Cirane kutṖk-u es-t-êne nachbarin.OBL fenster.OBL POP knochen-PL.NOM werfenPRÄT-PRÄTT2-IMP hund-PL.OBL „Die Nachbarin warfẊdenẊHundenẊvomẊFensterẊausẊdieẊKnochenẊzu― SENTENCE CLAUSE PERI- NP PERIPHERY PP N N PoP CORE NP NUC NP N PRED N V Cirane pençere ra astṖki estêne kutṖku V N N N N NUCN NUCN NUCN COREN COREN NP NP NUM COREN NUM NP NUC NUCN CORE CORE CLAUSE TNS CLAUSE IF NUM NP SENTENCE Abb. 3.11 Projektiongrammatik mit Operatorprojektion ImẊZazaẊdrücktẊderẊsatzinterneẊOperatorẊTNSẊtemporaleẊZeit und Aspekt aus (Abb. 3.11). An dieser Stelle sollte es hilfreich sein, einige Operatoren im Zaza, die in dieser Arbeit bisher nochẊnichtẊseparatẊbehandeltẊwurden,ẊzuẊerläutern. 76 3.1.3.1 Nukleare Operatoren 3.1.3.1.1 Aspekt DieẊKategorieẊdesẊɑspektsẊdrücktẊdieẊɑuffassungẊdesẊSprechersẊhinsichtlichẊeinerẊHandlungẊ bzw. Aktion aus. Solche Perspektiven könnenẊsowohlẊsubjektivẊalsẊauchẊobjektivẊsein.ẊDieseẊ KategorieẊ istẊ inẊ denẊ slawischenẊ SprachenẊ starkẊ ausgeprägt.Ẋ DieẊ Zaza-SpracheẊ verfügtẊ überẊ zweiẊ morphologischẊ realisierteẊ aspektuelleẊ Kategorien,Ẋ nämlichẊ PerfektivẊ undẊ Imperfektiv.Ẋ Sowohl beim Perfektiv als auch beim Imperfektiv liegt der Beginn der Handlungs- oder Ereigniszeit in der Vergangenheit. Dabei sieht der Perfektiv Sprech- und Betrachtzeit, der Imperfektiv dagegen Betrachtzeit und Handlungszeit als gleichzeitig (Selcan 1998). Vom Standpunkt der zeitlichen Verortung betrachtet sind sowohl Perfektiv als auch Imperfektiv Vergangenheitsformen, da die Handlung letztlich in der Vergangenheit stattfindet. Der imperfektiveẊɑspektẊfindetẊsichẊauchẊimẊTempusẊPräsens.ẊDerẊImperfektivẊhatẊnichtẊfürẊjeden Verbtypus ein morphologisches Suffix, jedoch aber im Perfektiv ist das sehr wohl der Fall. Dabei schließenẊsichẊdieẊPerfektivsuffixeẊderẊjeweiligenẊmorphologischenẊVerbgruppeẊanẊdieẊjeweiligenẊVerbstämmeẊan.ẊDieẊDetailsẊzuẊdenẊVerbtypenẊkönnen in Tab. 3.1 verfolgt werden: Past perfektiv Past imperfektiv Präsens imperfektiv Diathese Bedeutung 1 da-Ø d-êne da-n- aktiv geben 2 ter-d ter-d-êne ter-en- aktiv rasieren 3 va-t va-t-êne va-n- aktiv sagen 4 sṖm-Ṗt sṖm-Ṗt-êne sṖm-en- aktiv trinken 5 mṖs-na mṖs-n-êne mṖsn-en- aktiv beibringen 6 mṖs-a mṖs-Ø-êne mṖs-en- aktiv lernen 7 sṖm-iya sṖm-i-y-êne sṖm-i-n- passiv getrunken werden 8 hêr-niya hêr-n-i-y-êne hêr-ni-n- passiv gekauft werden Typ Tab. 3.1 Aspekt im Zaza nach Verbtypen WennẊderẊPräteritalstammẊaufẊ/-a/Ẋauslautet,ẊfälltẊerẊimẊPastẊPerfektivẊimmerẊdannẊweg,ẊwennẊ dieser in der dritten Person steht. Dieser Prozess ist phonologisch bedingt. Bei Typ 5 und 6 vertritt ein /-Ø/ Morphem die perfektive Stelle, so dass das einzige perfektive Morphem gar nicht mehr erscheint (3.11a). Der Auslaut /-a/ wird von der nachkommenden Personalendung fürẊ3sgF, /ê/, elidiert (vergl. (3.11a) und (3.11b)). 77 (3.11) Aspekt a. MṖẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊüniversitaẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊqeden-ê,ẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊgure-en-une 1SG.OBL universität.NOM beendenPRÄT.PERF-3sgM arbeitenPRÄS-PRÄS.IMP-1sg ‗IchẊhabeẊdieẊUniversitätẊabgeschlossenẊundẊarbeiteẊjetzt.‘ b. Firaze xêleẊüniverste-y bê-kar-a qeden-a-y, Firaze.OBL viel universität-PL.NOM beendenPRÄT-PRÄTT6.PERF-3pl, ohne-arbeit-3sgF ‗FirazeẊhatẊmehrereẊUniversitätenẊabgeschlossenẊundẊistẊẒtrotzdemẓ arbeitslos.‘ c. Sewle tṖmẊẊẊẊẊẊwen-d-êne-Ø, hona wan-en-a Sewle.OBL damals studierenPRÄT-PRÄTT2-IMP-3sgF, noch studierenPRÄS-PRÄS.IMP-3sgF ‗SewleẊhatẊdamalsẊstudiertẊundẊstudiertẊimmerẊnoch.‘ SENTENCE CLAUSE PERIPHERY NP CLAUSE CORE PERIPHERY NUCLEUS NUCLEUS PRED ADV Sewle tṖm PRED V wendêne ASP CORE ADV V hona wanena V V NUC NUC CORE CORE CLAUSE CLAUSE TNS CLAUSE IF CLAUSE TNS IF SENTENCE Abb. 3.12 Imperfektiver Aspekt im Zaza Abgeschlossene Handlungen und unabgeschlossene Geschehnisse wie in (3.11) repräsentierenẊ die Kategorie des Aspekts. Beide Aspekte sind morphologisch realisiert und somit Bestandteil 78 der Grammatik des Zaza. Die Morpheme zur Bildung der Stammtypen der Verben dienen gleichzeitig dem Ausdruck des perfektiven Aspekts. Die Handlung oder das Ereignis beginnen hier in der Vergangenheit und schließenẊeinenẊEndpunktẊmitẊein,Ẋdies bedeutet, dass die Aktion bereits abgeschlossen ist. Wie (3.11b), wo nicht wie in (3.11b) eine Elision vorliegt, zeigt,Ẋ schließtẊ sichẊdasẊperfektiveẊ/-a-/ Suffix an den Verbstamm an und bildet dadurch den PaststammẊ desẊ Verbes.Ẋ EsẊ gibtẊ keinẊ einheitlichesẊ SuffixẊ fürẊ denẊ perfektiven Aspekt, da sie sich je nach Verbtyp unterscheiden. Wenn Betrachtzeit und Aktionszeit beide in der Vergangenheit liegen, findet sich wie in (3.11cẓẊnachẊdemẊPrät-Suffix /-d/ das imperfektive Suffix /-êne/. Das Suffix /-en/ steht dagegenẊauchẊfürẊdasẊPräsens,ẊnichtẊfürẊPast.ẊDasẊPräsenssuffixẊ/-en/ẊdrücktẊebensoẊwieẊ/-êne/ eine unvollendete Handlung aus. Die beiden unterscheiden sich nur in der Aktionszeit. Nicht in der VergangenheitẊ begonneneẊ TätigkeitenẊ bringenẊ keinẊ StammbildungssuffixẊamẊ VerbẊ mitẊ sich.Ẋ DementsprechendẊfälltẊvorẊdemẊSuffixẊ/-en/ das perfektive Suffix weg. Bei wan-en-a ‗sie studiert‘,ẊinẊẒ3.11c) sind Betrachtzeit, Aktionszeit und Sprechzeit parallel. Beide Suffixe des imperfektiven Aspekts /-en/, /-êne/ stehenẊfürẊunvollendeteẊHandlungenẊimẊ Zaza. Ob eine Handlung abgeschlossen ist, ist das Kriterium, das den imperfektiven und perfektivenẊɑspektẊvoneinanderẊabgrenzt.ẊNatürlichẊkönnenẊdieẊbeidenẊɑspekteẊnochẊdetaillierter nachẊweiterenẊKriterienẊuntersuchtẊwerden.ẊSoẊwerdenẊfürẊdenẊimperfektivenẊɑspektẊdurative,Ẋ iterative und habituativeẊVorgängeẊundẊfürẊdenẊperfektivenẊɑspektẊingressive,ẊpunktuelleẊundẊ resultative Handlungen unterschieden. MancheẊLinguistenẊfügen fürẊbeideẊɑspekteẊauchẊnochẊ weitereẊHandlungseigenschaftenẊhinzu.ẊɑllẊdasẊistẊfürẊdieẊvorliegendeẊɑrbeitẊaberẊnichtẊweiterẊ relevant. 3.1.3.1.2 Negation Wie anderswo kann die Negation im Zaza entweder die Clause oder den Core umfassen oder sich auf den Nukleus beschränken.Ẋ NukleusoperatorenẊ beziehenẊ sichẊ nurẊ aufẊ denẊ Nucleus,Ẋ währendẊ CoreẊ oderẊ ClauseoperatorenẊ sichẊ auchẊ aufẊ derenẊ ɑrgumenteẊ bzw.Ẋ peripherenẊ ElementeẊbeziehenẊkönnen.ẊDerẊnegativeẊClauseoperatorẊnê wird dem Verbstamm vorangestellt. EnthältẊderẊNukleusẊeinẊPräverbẊundẊerscheintẊdiesesẊvorẊdemẊVerb,ẊerhältẊdasẊNegationssuffixẊdieẊStellungẊzwischenẊVerbẊundẊPräverb.ẊHatẊdasẊPräverb eineẊgegenüberẊdemẊVerbẊeigenständigeẊ Bedeutung,Ẋ wirdẊ esẊ vonẊ diesemẊ getrenntẊ geschrieben,Ẋ währendẊ ansonstenẊ beideẊ alsẊ ein Wort erscheinen. Das Negationsprefix nê kannẊsämtlicheẊ LevelẊ ẒNukleus,ẊCore,ẊClauseẓẊ der LSC modifizieren. Im Fall der Core-Argumente kann es durch das Lexem ni ersetzt werden. Phrasenelemente wie NPs und PPs werden durch das lexikalisierte ni negiert. Im 79 ImperativẊundẊimẊKonjunktivẊerfolgtẊ dieẊNegationẊdurchẊdasẊPräfixẊ me, das ebenfalls direkt dem Verbstamm vorangestellt wird. Eine Besonderheit weist das Verb est biyaene ‗sein,Ẋexistieren‘Ẋauf,ẊdasẊeinẊeigenesẊnegierendesẊPräverbẊhat,ẊnämlichẊçine Ẓsüd.Ẋçinik). Das komplexe Verb çine biyaene ‗nichtẊsein,ẊnichtẊ existieren‘, istẊdasẊkomplementäreẊGegenstückẊzu est biyaene ‗sein,Ẋexistieren‘.ẊÇine kommt nur bei diesem Verb vor und kann die anderen Negationsformen in allen anderen Kontexten unterẊkeinenẊUmständenẊersetzen.ẊɑußerdemẊgibtẊesẊnochẊdieẊLexemeẊcoṙu ‗nie‘,ẊundẊdemge, ‗nie‘,ẊdieẊdemẊNukleusẊinẊKombinationẊmitẊnê vorangestelltẊwerdenẊkönnen,ẊumẊdieẊNegationẊ zu intensivieren. Eine Reihe von Partikeln wie ṭoa ‗nichts‘ und qe ‗gar‘,ẊfungierenẊebenfallsẊ alsẊperiphereẊElementeẊderẊNegation.ẊSieẊverstärkenẊdieseẊlediglichẊundẊkönnenẊnichtẊfürẊsichẊ und alleine auftreten. Das Zaza bildet die Negation sowohl morphologisch (nê, me) als auch lexikalisch (ni). Dabei werden die morphologischen Negationsinstrumente alsẊ PräfixeẊ anẊ dasẊ zugehörigeẊ ElementẊ platziert,ẊwährendẊdieẊlexikalischenẊNegatorenẊalsẊgetrenntesẊLexemẊdahinterẊstehen. (3.12) Negation a. Firaze nêwesẊni-y-a Heyder-Ø nêwes-o Firaze.NOM krank NEG-BL-seinPRÄS.3sgF Heyder-NOM krank-seinPRÄS.3sgM ‗FirazeẊistẊnichtẊkrank,ẊHeyderẊistẊkrank.‘ b. Firaze nêwesẊnê-bi-y-êẊ nêwesẊbi-Ø Heyder-Ø Firaze.NOM krank NEG-seinPRÄT-BL-3sgF Heyder-NOM krank seinPRÄT.PRÄTT6-3sgM ‗FirazeẊwarẊnichtẊkrank,ẊHeyderẊwarẊkrank.‘ c. VoreẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊnê-vor-en-a oncia ki germ ni-y-o schnee.NOM NEG-schneienPRÄS-PRÄS-3sgF trotzdem auch warm NEG-BL-seinPRÄS.3sgM ‗EsẊschneit zwar nicht, trotzdemẊistẊesẊauchẊnichtẊwarm.‘ d. SṖleman-ê-m me-so-Ø Halboriye42 SṖleman-EZM-1SG.OBL NEGKONJ-gehenIMP-2sg Halboriye.OBL ‗GeheẊnichtẊnachẊHalboriye,ẊmeinẊSṖlemanẋ‘ Um die Gebrauchsweise der verschiedenen Negations-Operatoren voneinander abzugrenzen, findenẊ sichẊ inẊ denẊ BeispielenẊ Ẓ3.12ẓẊ sämtlicheẊ möglichenẊ NegationsformenẊ desẊ Zaza.Ẋ DerẊ 42 Aus dem Volkslied Sılo Sur, ‗DerẊroteẊSṖleman‘. Bei Sıleman-ê-m unterliegt mı einer Apokope. 80 Operator /me-/ẊfürẊdasẊKonjunktivẊbzw.ẊImperativẊunterscheidetẊsichẊzwarẊalsẊMorphemẊvonẊ anderen Negationsformen, aber sein Gebrauch ist mit demjenigen von /nê-/ identisch. In den PräsensformenẊẒ3.12aẓẊundẊẒ3.12cẓẊfindetẊsichẊamẊKopulaverb statt /nê-/ ein /ni-/, was auf eine phonologischẊ bedingteẊ LautänderungẊ zurückzuführenẊ ist.Ẋ DieseẊ FormẊ tauchtẊ nichtẊ vorẊ demẊ Adjektiv, sondern danach als Lexem auf. Eine Ausnahme im Hinblick auf die Position der Negation bilden das Adjektiv wes, ‗gesund‘,Ẋ undẊ dieẊ korrespondierendeẊ Form nêwes, ‗nichtẊ gesund,Ẋ krank‘,Ẋ wobeiẊ esẊ beiẊ letzteremẊ umẊ einẊ historischesẊ WortbildungsverfahrenẊ gehtẊ ((3.12a) und (3.12b)). Die restlichen Adjektive erhalten kein /nê-/-Morphem, sondern ein /ni‎ /-Lexem. Beim Imperativ (3.12d) erscheint der Negationsoperator als /me-/-Morphem. SENTENCE NP N Vore CLAUSE CLAUSE CORE CORE NUCLEUS NUCLEUS PRED V V nê-vorena oncia ki germ AUX ni-y-o V V PRED PRED NUC NUC CORE CORE CLAUSE NEG PRED CLAUSE TNS CLAUSE NEG TNS CLAUSE SENTENCE Abb. 3.13 Negation im Zaza Die Regeln der Negation sind in dem Norddialekt der Zaza-SpracheẊunveränderlich,ẊwerdenẊ aberẊimẊsüdlichenẊSprachterritoriumẊnichtẊkonsequentẊverwendet.ẊDort scheint sich die Negation durch das Morphem /ni-/ immer mehr durchzusetzen. Dabei ersetzt /ni-/ in den meisten FällenẊ dasẊ zuvorẊ imẊ KonjunktivẊ undẊ ImperativẊ vorherrschendeẊ /me-/, wobei es allerdings 81 immerẊ nochẊ ɑlternationẊ gibt.Ẋ WährendẊ imẊ NorddialektẊ die imperativische Negationsform stabilẊistẊundẊdieẊkonjunktivischeẊbereitsẊschwankt,ẊdriftenẊimẊSüdenẊbeideẊModiẊinẊRichtungẊ /-ni/.Ẋ SoẊ weichtẊ alsẊ dasẊ nördlicheẊ /nê-/Ẋ imẊ SüdenẊ derẊ FormẊ /ni-/, so dass die verschiedenen Variationen der Negation dort zu einer einzigen Form verschmelzen. 3.1.3.1.3 Directionals DasẊZazaẊweistẊeineẊgroßeẊZahlẊanẊDirectionalsẊauf.ẊZuẊdenẊwichtigstenẊunterẊihnenẊgehörenẊ prädikativeẊɑdpositionen,ẊdieẊeineẊRichtung,ẊOrientierungẊoderẊɑrtẊderẊHandlungẊbezeichnen.Ẋ SolcheẊɑdpositionenẊkönnenẊauch als Modifikator von Argumenten fungieren, wobei sie dann mit einer Nominalphrase auftreten. Allerdings kommen sie nie als Modifikator des einzigen Arguments eines intransitiven Verbs vor, sondern erscheinen nur bei Argumenten transitiver Sätze.Ẋ DirectionalsẊ sindẊ inẊ zweiẊ GruppenẊ aufzuteilen,Ẋ nämlichẊ PrädikativeẊ undẊ NichtPrädikative. PrädikativeẊ DirectionalsẊ desẊ Zaza,Ẋ dieẊ aufẊ eineẊ RichtungẊ hinweisen,Ẋ gehörenẊ zumẊ NukleusẊ undẊsindẊmitẊdemẊPrädikatẊzusammenẊzuẊbehandeln.ẊInẊdiesenẊFällenẊbestimmtẊdasẊDirectionalẊdieẊRichtungẊderẊɑktion.ẊSieẊtretenẊdannẊmitẊdemẊVerbẊzusammenẊaufẊundẊdürfenẊnichtẊ weggelassen werden, da der Wegfall solcher Richtungsdirectionals die Bedeutung des Verbs völligẊverändernẊkann.ẊSieẊmüssenẊalsoẊzusammenẊmitẊdemẊVerbẊalsẊuntrennbareẊGesamtheit verstanden werden. DanebenẊ gibtẊ esẊ imẊ ZazaẊ auchẊ nochẊ eineẊ ReiheẊ nichtẊ prädikativerẊ Directionals,Ẋ vonẊ denenẊ einigeẊalternativẊauchẊinẊprädikativerẊFunktionẊauftretenẊkönnen.ẊInẊletzteremẊFallẊzählenẊsieẊ wie gerade beschrieben mit zu den Kernkomponenten des Verbes. Die Bildung solcher Verben erfolgt sowohl auf morphologische als auch auf lexikalische Weise. Im Fall der morphologischenẊBildungẊsindẊsolcheẊDirectionalsẊdieẊPräfixeẊvorẊdemẊVerbstamm.ẊWennẊdieẊDirectionals nach dem Verb auftreten, sind sie dagegen nicht morphologisch zu behandeln und müssenẊ alsẊ LexemeẊ angesehenẊ werden,Ẋ dieẊ demẊ VerbẊ zwarẊ untergeordnet,Ẋ aberẊ lexikalisch von ihm getrennt sind. DialektalẊ gesehenẊ istẊ dieẊ StellungẊ derẊ PräverbienẊ imẊ ZazaẊ nichtẊ einheitlich.Ẋ BesondersẊ dieẊ zwei HauptdialekteẊunterscheidenẊsichẊdiesbezüglichẊstark.ẊWährendẊDirectionalsẊimẊNorddialektẊvorwiegendẊpostpositionalẊsind,ẊneigtẊderẊSüddialektẊdazu,ẊsieẊvorẊdasẊVerbẊzuẊstellen.Ẋ Dabei ist die Stellung der Directionals im Norden recht flexibel und bei negierten Formen oft auchẊpräverbal.ẊNebenẊdenẊRichtungspräverbienẊgibtẊesẊweitereẊKlassenẊvonẊɑdverbien,ẊvonẊ denenẊmancheẊalsẊDirectionalsẊeinzuordnenẊsind.ẊSieẊwerdenẊhierẊausẊPlatzgründenẊnichtẊbehandelt. 82 (3.13ẓẊPrädikativeẊundẊnicht-prädikativeẊɑdpositionenẊimẊZaza a. Rodina ewroẊ ṖkeẊ ra ra-nê-us-t-êẊ Rodina.NOM heuteẊfrüh.OBL POP DIR-NEG-aufstehenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗RodinaẊistẊheuteẊmorgenẊnichtẊsehrẊfrühẊaufgestanden.‘ b. *RodinaẊewroẊ Ṗke ra Ø-nêuste. c. Rodina ewro ṖkeẊ raẊẊẊẊnê-us-t-êẊ ra. Rodina.NOM heuteẊfrüh.OBL POP NEG-aufstehenPRÄT-PRÄTT3-3sgF DIR ‗RodinaẊistẊheuteẊmorgenẊnichtẊsehrẊfrühẊaufgestanden.‘ d. Ey bon-êẊẊẊẊ hu-y-êẊẊẊẊẊẊẊẊ an-i 3SGM.OBL haus-EZP sich-BL-EZP em-ser san-a-y we alt-OBL dieses-jahrẊzerstörenPRÄT-PRÄTT6-3pl DIR ‗ErẊhatẊseineẊaltenẊHäuserẊdiesesẊJahrẊzerstört.‘ e. *Ey bon-êẊhu-y-êẊ an-i em-ser sana-y Ø. DieẊPräverbienẊra und we dürfenẊnichtẊwieẊinẊẒ3.13b) und (3.13e) weggelassen werden, da sie untrennbarẊzumẊPrädikatẊgehören.ẊFernerẊtretenẊdieẊprädikativenẊɑdpositionenẊzusammenẊmitẊ demẊ VerbẊ auf,Ẋ währendẊ dieẊ nicht-prädikativenẊ ɑdpositionenẊ entwederẊ unmittelbar vor oder unmittelbarẊnachẊdemẊdazugehörigenẊPartizipantenẊstehen.ẊDieẊnicht-prädikativenẊɑdpositionenẊfindenẊsichẊgrößtenteilsẊinnerhalbẊvonẊPPs.ẊEinige Nukleare Operatoren sind ausschließlichẊ dieẊ prädikativenẊ Directionals.Ẋ DieẊ PositionẊ desẊ PräverbsẊ ra ist nicht fix, sondern kann entweder wie in (3.13a) vor oder wie in (3.13c) nach dem Verb stehen. Bei der Negation des Nukleus steht es zumeist vor dem Nucleus wie in (3.13a). In (3.13a) und (3.13c) verleiht das Directional ra dem Nucleus die Bedeutung einer horizontalen Bewegung, we dagegen die einer von unten nach oben stattfindende Handlung, wie in (3.13d). SENTENCE CLAUSE PERIPHERY NP N PP NUC ADV PRED N Rodina CORE ewro Ṗke PoP PV V ra ra nêuste Abb. 3.14 Adpositionen im Zaza 83 Das Verb ra ustene ‗aufstehen‘,ẊbestehtẊausẊzweiẊTeilen.ẊUstene bedeutetẊfürẊsichẊgenommenẊ gar nichts, obwohl bei einigen Verben wie kerdene ‗tun,Ẋmachen‘, biyaene ‗sein,Ẋwerden‘ das VerbẊauchẊalleineẊohneẊeinẊPräverbẊeineẊBedeutungẊhatẊundẊdurchẊdasẊeinẊoderẊandereẊPräverbẊ lediglich eine andere BedeutungẊ erhält.Ẋ DasẊ PräverbẊ ra gehörtẊ zumẊ PrädikatẊ undẊ istẊ dessenẊ obligatorischer Bestandteil. Die Postposition ra innerhalb einer PP ist dagegen peripher und nichtẊprädikativ.ẊSieẊdrücktẊeineẊhorizontaleẊBewegungẊausẊundẊentsprichtẊungefährẊderẊdeutschenẊPräpositionenẊaus und von. Im Folgenden stehen einige BeispieleẊfürẊprädikativenẊɑdpositionen bzw. Directionals: (3.14) Richtungs-Directionals a. de-naene ‗abhauen‘Ẋ ra-merediyaene ‗sichẊhinlegen‘ naene ‗Ø‘ merediyaene ‗Ø‘ ro-naene ‗hinstellen‘ naene ‗Ø‘ we-dardene ‗verstecken‘ dardene ‗Ø‘ ‗rauchen‘ kerdene ‗tun,Ẋmachen‘Ẋ ra-kerdene ‗öffnen‘ kerdene ‗tun,Ẋmachen‘ ro-kerdene ‗nachẊuntenẊschütteln‘ kerdene ‗tun,Ẋmachen‘ we-kerdene ‗anzünden‘ kerdene ‗tun,Ẋmachen‘ c. de-biyaene ‗gerauchtẊwerden‘ biyaene ‗sein,Ẋwerden‘ ra-biyaene ‗geöffnetẊwerden‘ biyaene ‗sein,Ẋwerden‘ ro-biyaene ‗geschütteltẊwerden‘ biyaene ‗sein,Ẋwerden‘ we-biyaene ‗angezündetẊwerden‘ biyaene ‗sein,Ẋwerden‘ ‗Ø‘ sanaene ‗schütteln‘ ra-sanaene ‗horizontalẊschütteln‘ sanaene ‗schütteln‘ ro-sanaene ‗nachẊuntenẊschütteln‘ sanaene ‗schütteln‘ we-sanaene ‗vonẊGrundẊausẊzerstören‘ sanaene ‗schütteln‘ b. de-kerdene d. de-sanaene DieẊPräverbienẊde, ra, ro, we sindẊjeweilsẊTeilẊdesẊNukleus.ẊDieseẊPräverbienẊverleihenẊdemẊ HauptverbẊeineẊɑktionsrichtungẊẒSelcanẊ1998ẓẊundẊsindẊsomitẊauchẊfürẊdieẊGesamtbedeutungẊ des Verbs verantwortlich. De und ro drückenẊeineẊɑbwärtsaktionẊaus,ẊwobeiẊro fürẊeineẊdirekte und de fürẊ eineẊ indirektẊ gelenkteẊ nachẊ untenẊ gerichteteẊ BewegungẊ steht.Ẋ We verleiht der HandlungẊeineẊBedeutungẊdesẊ‚hochẊnachẊobenẊSteigens‗:Ẋra dagegen weist auf eine horizontale Richtung hin. Das Verb selbstẊdagegenẊbedeutetẊentwederẊohneẊPräverbẊgarẊnichtsẊwieẊinẊ (3.14aẓ,ẊoderẊdieẊBedeutungẊdesẊHauptverbsẊverändertẊsichẊvölligẊwieẊinẊ Ẓ3.14b). Ein dritter 84 Fall ist (3.14d), wo der Inhalt des Verbes identisch bleibt, und die Directionals lediglich die Handlungsrichtung bestimmten. Directionals könnenẊauch wie in (3.14c) zusammen mit dem Kopulaverb biyaene einẊPrädikat bilden, wobei die Bedeutungen je nach Directional von der simplen Kopula stark abweichen. Diese Bedeutung kann dem Verb mehr oder weniger nahe stehen. Abb.4.15 (Selcan 1998: 414ẓẊgibtẊeinenẊschematischenẊÜberblickẊüber die nuklearen Directionals. Z we(r) Y de(r) ra X de ro Abb. 3.15 Das Orientierungssytem des Zaza DieẊPräverbienẊdieserẊɑrtẊwerdenẊimẊFallẊdesẊKonjunktivsẊ undẊ Imperativs vorangestellt, im PräsensẊdagegenẊjeẊnachẊdemẊDialektẊvoran- oder nachgestellt. Das Directional de(r) drücktẊ das Vorhandensein an einem bestimmten Ort aus. Solche Directionals finden sich sowohl bei transitiven Verben wie in (3.14b) als auch bei intransitiven Verben wie in (3.14c). Die Präverbien fungieren nicht nur zusammen mit Verben als Directionals, sondern auch mit anderen prädikativenẊElementenẊdesẊSatzes,ẊdieẊnichtẊzwangsläufigẊverbalẊseinẊmüssen. Die zweite Gruppe der nuklearen Directionals sind die Kollektiva, die ebenso wie die RichtungsdirectionalsẊfürẊsichẊgenommenẊkeineẊlexikalischeẊBedeutungẊhaben.ẊSieẊvervollständigen den Verbinhalt undẊ erfüllenẊ somitẊ eineẊ ergänzendeẊ ɑufgabe.Ẋ DieẊ PräverbienẊ cê, pê, tê drückenẊ eineẊ BewegungsartẊ aus.Ẋ DieẊ ɑktionsrichtungẊ dieserẊ BewegungẊ (Selcan 1998: 419) kannẊentwederẊinẊderẊɑnnäherungẊoderẊderẊEntfernungẊderẊHandlungspartnerẊzu/voneinanderẊ ausdrücken.ẊẊẊ cê aus/von-einander pê aufeinander tê an/in-einander 85 Eine ganze Reihe von Verben tritt mit Kollektivum auf. Bei intransitiven Verben mit KollektivumẊ kannẊ derẊ ɑctorẊ nichtẊ agentivẊ sein.Ẋ Kollektiva,Ẋ dieẊ inẊ intransitivenẊ SätzenẊ erscheinen,Ẋ sindẊprädikativẊundẊgehörenẊzumẊNukleus.ẊInẊdemẊSatzẊDik tever ra pê nêcêrino ‗DerẊHahnẊ kannẊdraußenẊnichtẊabgefangenẊwerden‘ẊgehörtẊdasẊKollektivumẊpê zum Verb. Dieses hat also die Gesamtform pê cêriyaene ‗abgefangenẊwerden‘.ẊBeiẊderẊPPẊtever ra ‗draußen‘ẊhandeltẊesẊ sich um eine peripherische Nominalphrase mit Kollektivum. Bei den transitiven Verben dagegen ist der Undergoer direkt betroffen. Cê drücktẊdieẊTrennungẊeinesẊTeilsẊvomẊGanzen,Ẋpê dasẊ ɑufeinandertreffenẊ zweierẊ GegenständeẊ undẊ tê das Ineinander-Aufgehen mindestens zweier Wesen oder Einheiten aus. Die folgende Grafik illustriert diese unterschiedlichen Grundbedeutungen,ẊwährendẊẒ3.15ẓẊeineẊReiheẊvonẊVerbenẊmitẊKollektivpartikelnẊaufführt. pê cê tê Abb. 3.16 Kollektive Directionals (3.15ẓẊPräverbienẊ- Kollektivpartikeln a. cê-vışiyaene ‗zurückbleiben‘Ẋ vışiyaene ‗abgerissenẊwerden‘ cê-bıṙiyaene ‗aufhören‘ bıṙiyaene ‗geschnittenẊwerden‘ cê-vetene ‗auseinanderẊnehmen‘ vetene ‗rausholen‘ b. pê-werdene ‗geschlagenẊwerden‘ werdene ‗essen‘Ẋ pê-verdaene ‗aufeinanderẊhetzen‘ verdaene ‗zulassen‘ pê-sanene ‗zusammenbauen‘ sanaene ‗schütteln‘ pê-guretene ‗abfangen,Ẋfesthalten‘ guretene ‗nehmen‘ ‗einhülltẊwerden‘ nımiyaene ‗gemessenẊwerden‘ tê nımıtene ‗einhüllen‘ nımıtene ‗messen‘ tê-kopiyaene ‗ineinderẊgekrummtẊwerden‘ kopiyaene ‗gekrummtẊwerden‘ tê-kopıtene ‗ineinderẊkrümmen‘ kopıtene ‗krummen‘ tê-ṗızıriyaene ‗durchẊetwasẊschmerzen‘ ṗızıriyaene ‗SchmerzenẊhaben‘ tê-ṗızırnaene ṗızırnaene ‗wehẊtun‘ tê-xerepiyaene ‗völligẊverderben‘ xerepiyaene ‗faulen,Ẋverderben‘ tê-xerepıtene ‗etw.Ẋverderben‘ xerepıtene ‗verfaulen,Ẋverderben‘ tê-kerdene ‗ineinanderẊmischen‘ kerdene ‗tun,Ẋmachen‘ tê-kewtene ‗ineinanderẊgehen‘ kewtene ‗knabbern‘ c. tê nımiyaene ‗jmd.ẊwehẊtun‘ 86 OhneẊergänzende verbale Konstituente besagen die Kollektiva lexikalisch nichts: Sie bedeuten nur im Zusammenhang mit dieser Konstituente etwas. Dagegen haben die meisten Verben selbst auch ohne die fraglichen Kollektivpartikel eine eigene Bedeutung. Die Funktion der KollektivaẊbestehtẊdarin,ẊdasẊVerhältnisẊderẊBeteiligtenẊzueinanderẊoderẊzurẊSituationẊzuẊverdeutlichen. Dabei kann die Handlung entweder mehrere Teilnehmer oder nur einen einzigen Mitspieler umfassen. Es kann dabei auch zur Abtrennung von einem der Partizipanten kommen, wie es bei cê der Fall ist. Cê involviertẊdieẊHerauslösungẊeinesẊ„Unterteils―ẊausẊeinemẊ „Hauptteil―,ẊwobeiẊderẊgetrennteẊTeilẊsichẊvomẊHauptteilẊentfernt.ẊDagegenẊwirdẊdieẊZusammenkunft zweier Teile durch pê versprachlicht. Bei tê schließlich verschmelzen die Teile ineinander.ẊDieseẊDirectionalsẊstehenẊmitẊdemẊunterẊaufgeführtenẊAdverbien in etymologischem Zusammenhang. Directional Adverb cê ‗Ø‘Ẋ cia ‗getrennt‘ pê ‗Ø‘ pia ‗zusammen‘ tê ‗Ø‘ ? ‗Ø‘ Die Kollektiva haben hier allerdings nicht eins zu eins dieselbe Bedeutung wie die entsprechenden Adverbien.ẊɑußerdemẊsindẊdieẊAdverbien relativẊeigenständig,ẊwährendẊdieẊDirectionalsẊnurẊinẊganzẊbestimmtenẊKontextenẊerscheinenẊdürfen.ẊSoẊistẊetwaẊeineẊgegenseitige Ersetzung der Adverbien cia ‗getrennt‘ẊundẊ pia ‗zusammen‘Ẋmöglich,ẊdaẊsieẊkonträrẊsind.Ẋ BeiẊ den entsprechenden Directionals ist das nicht der Fall. Adverb cia/pia vetene Directional ‗getrennt/zusammenẊherausholen‘ẊẊ cê/*pê/*tê vetene‗brechen‘ cia/pia werdene ‗getrennt/zusammenẊessen‘ẊẊ *cê/pê/*tê werdene‗geschlagenẊwerden‘ cia/pia kerdene ‗getrennt/zusammenẊtun‘ẊẊ *cê/*pê/tê kerdene‗ineinanderẊmischen‘ cia/pia sımıtene ‗getrennt/zusammenẊtrinken‘ẊẊ *cê/*pê/*tê sımıtene ‗trinken‘Ẋ Eine Ersetzung der Adverbien durch dieẊentsprechendenẊKollektivaẊistẊnichtẊzulässig,ẊdaẊsieẊ sehrẊunterschiedlicheẊgrammatischeẊFunktionenẊerfüllen.ẊDieẊKollektivaẊsindẊfestẊundẊunverrückbarẊ anẊdenẊVerbinhaltẊgebundenẊundẊkönnenẊnichtẊgegenẊeinẊ ɑdverbẊausgetauschtẊwerden.ẊɑußerdemẊhandeltẊesẊsich bei den Adverbien um periphere Elemente, die nicht zum Core gehören,ẊwährendẊdieẊkollektivenẊDirectionalsẊBestandteilẊdesẊNukleusẊsind.ẊFernerẊlassenẊdieẊ semantischen Inhalte der Verben eine gegenseitige Ersetzung der Kollektiva bei weitem nicht 87 immer zu.ẊInẊderẊRegelẊkönnenẊbestimmteẊKollektivaẊnurẊmitẊbestimmtenẊVerbenẊinẊKombination auftreten. (3.16) Directionals-Kollektiva a. Hosta-Ø motor-êẊẊẊẊmakinaẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊcê-nê-vez-en-o meister-NOM motor-EZF mashine.OBL DIR-NEG-herausholenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊMeisterẊnimmtẊdenẊMotorẊdesẊɑutosẊnichtẊauseinander.‘ a'. Hosta-y motor-êẊẊẊẊẊmakinaẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊcê-nê-ve-t-Ø meister-OBL motor-EZF mashine.OBL DIR-NEG-herausholenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗DerẊMeisterẊnahmẊdenẊMotorẊdesẊɑutosẊnichtẊauseinander.‘ b. LüyeẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊdik-i pê-ce-n-a fuchs.NOM hahn-OBL DIR-nehmenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗DerẊFuchsẊfängtẊdenẊHahnẊab.‘ b'. LüyeẊẊẊẊẊẊẊẊẊdik-Ø pê-gure-t-Ø fuchs.OBL hahn-NOM DIR-nehmenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗DerẊFuchsẊfingẊdenẊHahnẊab.‘ c. XṖdṖr-iẊẊẊẊẊẊẊFirazeẊẊẊẊẊẊẊẊẊpê-gure-t-e Xidir-OBL Firaze.NOM DIR-nehmenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗XidirẊfing FirazeẊab.‘ c'. XṖdṖr-iẊẊẊẊẊẊẊpêẊẊẊẊẊFiraze gure-t-Ø Xidir-OBL PREP Firaze.OBL abfangenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗XidirẊfing FirazeẊab.‘ d. HerẊçi-Ø tê-werte ra-o all sache DIR-einander DIR-seinPRÄS.3sgM ‗ɑllesẊistẊineinander/durcheinander.‘ d' HerẊçi-Ø tê-werte ra bi-Ø all sache-NOM DIR-einander DIR seinPRÄT.PRÄTT6-3sgM ‗ɑllesẊwarẊineinander/durcheinander.‘ Nukleare Directionals stehen im Zaza sowohl vor der Negation als auch vor dem Verbstamm. Die Reihenfolge ist somit DIR-NEG-VERBSTAMM-ASP. Dialektal gesehen ist die Position 88 der Directionals jedoch nicht fix, sondern weicht hier und da ab. Bei solchen Ausnahmen werdenẊdieẊDirectionalsẊalsẊfreieẊLexemeẊhinterẊdasẊVerbẊgestellt.ẊWährendẊdieẊanderenẊKollektiva nur als nukleare Operatoren erscheinen, bildet pê eine Ausnahme und kann auch ein Core-argument markieren, wie in (3.16c'ẓ.ẊDieẊHandlungẊfindetẊhierẊgegenüber dem Undergoer Firaze statt, der zugleich auf den Actor Xıdır zurückverweist.ẊEsẊgibtẊnochẊeineẊReiheẊweiterer Lexeme, die auf eine Richtung oder auf Art und Weise verweisen, hier aber nicht behandeltẊwerdenẊkönnen.ẊDabeiẊkönnenẊsichẊetwaẊdieẊRichtungslexemeẊavoro ‗nachẊoben,Ẋbergauf‘Ẋ avorde‗ẊnachẊunten,Ẋbergab‘ẊmitẊdiversenẊVerbenẊverbinden.ẊEbensoẊverhältẊesẊsichẊmitẊsichẊ cor und cêr: cor-estene ‗nachẊ obenẊ werfen‘,Ẋ cêr-estene ‗nachẊ untenẊ werfen‘.Ẋ ɑufgrund der großenẊZahlẊdieserẊLexemeẊwerdenẊsieẊnichtẊinẊdieẊvorliegendeẊɑrbeitẊeinbezogen. 3.1.3.2 Core-Operatoren 3.1.3.2.1 Directionals Im Unterschied zu den nuklearen Directionals, referieren die Core-Directionals auf TeilnehmerẊ derẊ HandlungẊ oderẊ aufẊ denẊ Sprecher.Ẋ WährendẊ dieẊ nuklearenẊ DirectionalsẊ lediglichẊ dieẊ ɑktionẊ modifizieren,Ẋ drückenẊ dieẊ Core-Directionals Richtung oder Orientierung der PartizipantenẊaus.ẊDasẊZazaẊverfügtẊüberẊmehrereẊGruppenẊsolcherẊDirectionals.ẊFernerẊversprachlichen die Directionals (Zielpräverbien/Zielpronomina) cı, pı, tı, pe, te eine Orientierung oder Richtung des dritten Arguments oder Zielobjekts. Die Core-DirectionalsẊkönnenẊauchẊmitẊdenẊ nuklearen Directionals kombiniert werden. Die Kombinationen sind in Tab. 3.2 (Selcan 1998: 429) dargestellt. Richtungspartikeln Kollektivpartikeln Zielpronomen ra ro de we(r) pê + + - - tê + + - - cê + - - - pṖ + + - - tṖ + + - - cṖ + - - - pe - - + - te - - + - Tab. 3.2 Kombination von Zielpronomina und Richtungspartikeln 89 Aus der Tab. 3.2ẊergebenẊsichẊfolgendeẊVerknüpfungen: pê-ra, pê-ro, tê-ra, tê-ro, cê-ra, pıra, pı-ro, tı-ra, tı-ro, cı-ra, pe-de, te-de. Das Richtungs-Directional we(r) kann mit keinem KollektivumẊ oderẊ ZielpronomenẊ kombiniertẊ werden.Ẋ DieseẊ VerknüpfungenẊ vesprachlichenẊ die Art und Weise der Handlung mit einem Verweis auf einen Partizipant. Das erste Directional einer solchen Kombination darf durch einen Partizipanten (Undergoer, Adjunkt) ersetzt werden, der zweite Teil der Kombination hingegen nicht. Dieser zweite Teil besteht aus einem nuklearen Directional, das hier mit dem ersten Teil zusammen als Core-Operator auftritt und kann weder ersetzt noch weggelassen werden. Die Directionals ra, ro, de, we(r) erscheinen nach dem direkten oder indirekten Objekt undẊkönnenẊmitẊdemẊdazugehörigen Partizipanten in die PP eingebaut werden,ẊwennẊsieẊinẊderẊnichtẊprädikativenẊFunktionẊerscheinen. (3.17ẓẊpê a. MṖẊ 1SG.OBL peroz sate çṖm-i pê-ra na-y mittag stunde auge-PL.NOM ?PRÄT.PRÄTT1-3pl DIR-DIR ‗IchẊmachteẊmittagsẊeineẊStundeẊdieẊɑugenliederẊzusammen.‘ ‗IchẊmachteẊmittagsẊeineẊStundeẊlangẊeinẊNickerchen.‘ a'. *MṖẊperozẊsateẊçṖm-i na-y Ø-ra b. Heyder-i ters-u ra çṖm-êẊ ho cṖn-Ṗt-i pê-ro Heyder-OBL angst-PL.OBL POP auge-EZP sich schlagenPRÄT-PRÄTT4-3pl DIR-DIR ‗HeyderẊschlossẊausẊɑngstẊdieẊɑugenliederẊfestẊzusammen.‘ ‗HeyderẊschlossẊvorẊɑngstẊfestẊdieẊɑugen.‘ b'. *Heyder-i ters-uẊraẊçṖm-êẊhoẊcṖnṖt-i Ø-ro Das Directional pê drücktẊeineẊZusammenkunftẊmindestensẊvon zwei Teilnehmern einer AktionẊaus.ẊEsẊverknüpftẊsichẊmitẊdenẊDirectionalsẊra und ro. Bei ra in (3.17a) handelt es sich im Resultat um eine horizontale, bei ro in (3.17b) um eineẊabwärtsgerichteteẊBewegung.ẊDieẊ„zusammenschließende―ẊBewegungẊwiederumẊistẊdurchẊpê repräsentiert.ẊDaẊdasẊuntereẊɑugenlidẊ sich in Wirklichkeit kaum bewegt, orientiert sich die Bewegung am oberen Augenlid. Ein Nickerchen findet im Liegen statt. Dementsprechend bewegt sich das obere Lid in (3.17a) horizontal.ẊDasẊabwärtsẊgerichteteẊZusammenschließenẊdesẊoberen Augenlids mit dem unteren in (3.17b) geschieht dagegen im Stehen. (3.18ẓẊtê 90 ewro ikeẊraẊ tê-ra a. Karker-i bi-Ø arbeiter-PL.NOM heuteẊfrühẊPOP DIR-DIR seinPRÄT.PRÄTT3-3pl ‗DieẊɑrbeiterẊwarenẊheuteẊfrühẊauseinander.‘ Oder ‗ɑlleẊɑrbeiterẊwarenẊheuteẊfrühẊwach.‘ a'. *Karker-iẊewroẊ ikeẊraẊØ-ra bi-Ø b. ÇênekeẊ ho pişt-Ø tê-ra, şiy-êẊ çarşi mädchen.OBL sichẊeinhüllenPRÄT-3sgM DIR-DIR gehenPRÄT-PRÄTT6-3sgF Einkaufsort-OBL ‗DasẊMädchenẊhüllteẊsichẊein,ẊgingẊzumẊEinkaufsort.‘ ‗lit.ẊDasẊMädchenẊkleideteẊsichẊanẊundẊgingẊinẊdieẊStadt.‘Ẋ b'. *ÇênekeẊhoẊpişt-Ø Ø-ra,Ẋşi-y-êẊçarşi c. Xal-êẊ mṖẊ şirẊcṖn-Ṗt-Ø tê-ro onkel-EZM 1SG.OBL şirẊschlagenPRÄT-PRÄTT4-3sgM DIR-DIR ‗MeinẊOnkelẊschlägtẊdasẊşirẊzusammen.‘ ‗lit.ẊMeinẊOnkelẊkneteteẊdasẊşir43.‘ c'. *Xal-êẊmṖẊşirẊcṖnṖt-Ø Ø-ro EinẊ „Ineinandergehen―Ẋ mindestensẊ zweierẊ GegenständeẊ wirdẊ durchẊ dasẊ DirectionalẊ tê versprachlicht. Das ra-Directional hingegen bestimmt die Richtung der Aktion. Eine KombinationẊ dieserẊ beidenẊ DirectionalsẊ verleihtẊ demẊ dazugehörigenẊ VerbẊ die Richtung einer Vervollständigung.ẊDerẊMenschẊistẊBestandteilẊdesẊaktivenẊ Lebens.ẊMitẊ demẊ durchẊDirectionalsẊ ergänztenẊVerbẊtêra biyaene ‗aufwachen‘ẊwirdẊdieẊ„ɑktion―ẊdesẊÜbergangsẊvomẊSchlaf- in den WachzustandẊausgedrücktẊẒ3.18a). Damit gehen das aktive Leben und der Mensch ineinander überẊoderẊineinanderẊaufẊundẊbildenẊnunẊeineẊEinheit.ẊEbensoẊgehörenẊauchẊderẊMenschẊundẊ seine Kleider zusammen, wie in (3.18b). In (3.18c) wird durch die Mischung der zerkneteten Brotteile ein traditionelles Essen hergestellt,Ẋ dasẊ durchẊ eineẊ vonẊ außenẊ undẊ vonẊ obenẊ nachẊ unten wirkende Kraft resultiert. Ein Wegfall des Directionals tê führtẊ zuẊ ungrammatischen SätzenẊwieẊinẊ(3.18a'), (3.18b') und (3.18c'). (3.19ẓẊcê 43 Şir gehörtẊzuẊden begehrtesten traditionellen Speisen in Dersim. 91 a. XṖzṖr-Ø sṖmaẊ cê-ra me-ker-o44 Xizir-NOM 2PL.OBL DIR-DIR NEGKONJ-tunKONJ-3sgM ‗XizirẊsollteẊeuchẊnichtẊauseinanderẊtun.‘ ‗lit.ẊXizirẊsollteẊeuchẊnichtẊvoneinanderẊtrennen.‘ a'. *XṖzṖrẊsṖmaẊØ-ra mekero Das Directional cê hat die Funktion, das AuseinanderrückenẊzusammengehörigerẊPartizipantenẊauszudrücken.ẊEsẊkannẊnurẊmitẊdemẊDirectionalẊ ra kombiniert werden, da dieses AuseinanderrückenẊalsẊ horizontalerẊVorgangẊkonzeptualisiertẊ wird.ẊEntferntẊsichẊeinẊ Familienmitglied oder Partner vomẊ demẊ größeren Ganzen wie in (3.19a), wird genau dieses Directional verwendet. (3.20ẓẊpṖ a. Wa-a pil-e kṖnc-i bṖra-y da-Ø-y ra schwester-EZF alt-F.OBL kleid-PL.NOM gebenPRÄT-PRÄTT1-3pl bruder-OBL DIR ‗DieẊältereẊSchwesterẊkleidete denẊBruderẊan.‘ a'. Wa-a pil-e kṖnc-i pṖẊ ra da-Ø-y schwester-EZF alt-F.OBL kleid-PL.NOM gebenPRÄT-PRÄTT1-3pl DIR DIR ‗DieẊältereẊSchwesterẊkleidete ihnẊan.‘ b. Tope gṖn-êẊ kurne ro ball.NOM stossenPRÄT.PRÄTT1-3sgF wasserbecken.OBL DIR ‗DerẊBallẊfiel zum WasserbeckenẊhinunter.‘ b'. Tope gṖn-êẊ pṖẊ ro ball.NOM stossenPRÄT.PRÄTT1-3sgF DIR DIR ‗DerẊBall fiel ins Becken hinunter.‘ c. Wa-a pil-e kṖnc-i da-Ø-y bṖra-y schwester-EZF alt-F.OBL kleid-PL.NOM gebenPRÄT-PRÄTT1-3pl bruder-OBL ‗DieẊältereẊSchwesterẊgab demẊBruderẊdieẊKleiderẊab.‘ c'. Wa-a 44 pil-e kṖnc-i da-Ø-y cṖ Volksgebet. 92 schwester-EZF alt-F.OBL kleid-PL.NOM gebenPRÄT-PRÄTT1-3pl DIR ‗DieẊältereẊSchwesterẊgab ihmẊdieẊKleiderẊab.‘ Das Directional pı kann sowohl mit ra als auch mit ro verknüpftẊwerden.ẊInẊVerbindungẊmitẊ ra findet die Bewegung horizontal, in Verbindung mit ro nachẊ untenẊ statt.Ẋ ɑußerhalbẊ einer dieser beiden Kombinationen kann dieses Directional nicht verwendet werden. Dabei kann es inẊɑbhängigkeitẊvomẊKontextẊwieẊinẊẒ3.20a') und (3.20b'), das indirekte oder Zielobjekt ersetzen. DiesẊistẊallerdingsẊnichtẊanẊjederẊStelleẊdesẊSatzesẊmöglich,ẊsondernẊderẊVerbinhaltẊbestimmt,ẊwoẊbzw.ẊunterẊwelchenẊUmständenẊdasẊDirectionalẊsoẊauftretenẊdarf.ẊDasẊKriteriumẊ fürẊ denẊ GebrauchẊ diesesẊ DirectionalsẊ istẊ dieẊ ɑnkunftẊ beimẊ Zielobjekt. Bei anderen Handlungsarten müssenẊ anẊ seinerẊ StelleẊ wieẊ inẊ Ẓ3.20c') andere Directionals verwendet werden. Ohne pı werdenẊdieẊSätzeẊnichtẊungrammatisch,ẊändernẊaberẊmeistensẊihrenẊInhalt.Ẋ (3.21) tṖ a. okṖmeẊ desteke ker-d-e der ên-i ra Alte.OBL faden.NOM tunPRÄT-PRÄTT3-3sgF nadel-OBL DIR ‗DieẊɑlteẊtatẊdenẊFadenẊdurchẊdieẊNadel.‘ ‗DieẊɑlteẊzog denẊFadenẊdurchẊdieẊNadel.‘ a' okṖmeẊ desteke ker-d-e tṖẊ ra Alte.OBL faden.NOM tunPRÄT-PRÄTT1-3sgF DIR DIR ‗DieẊɑlteẊzog denẊFadenẊhindurch.‘ b. Mor-Ø lone ro şi-Ø schlange-NOM loch.OBL DIR gehenPRÄT.PRÄTT6-3sgM ‗DieẊSchlangeẊschlüpfte dasẊLochẊhinunter.‘ b'. Mor-Ø tṖẊ ro şi-Ø schlange-NOM DIR DIR gehenPRÄT.PRÄTT1-3sgM ‗DieẊSchlangeẊschlüpfte hinunter.‘ Bei Handlungen, bei denen ein Gegenstand durch einen anderen hindurchgeht, wird das tıDirectional verwendet. Eine Ersetzung von tı durch pı verändertẊ die Art der Bewegung, so dass die Richtung nicht mehr durch den Gegenstand bzw. das Loch in ihm hindurch geht, sondern einfach in Richtung Zielobjekt: okıme desteke kerde pı ra ‗DieẊɑlteẊführtẊdenẊFadenẊ anẊdieẊNadel.‘ẊInẊdiesemẊKontextẊistẊdasẊZielẊlediglich die Ankunft des Fadens bei der Nadel. Den Faden durch das Nadelloch ziehen wie in (3.21a) oder die Situation, in der die Schlange 93 durchẊdasẊLochẊentschlüpftẊwieẊinẊẒ3.21b), drückenẊdieẊspezifischeẊɑrtẊundẊWeiseẊderẊHandlung aus. Die Directionals ra und ro bestimmtenẊdieẊRichtungẊẒhorizontalẊ oderẊabwärtsẓ.Ẋ InẊ den Beispielen (3.21a') und (3.21.b') tritt tı an die Stelle des Zielobjekts auf. (3.22ẓẊcṖ a. Heyder-i tope kurne ra ve-t-e Heyder-OBL ball.NOM becken.OBL DIR herausholenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗HeyderẊholteẊdenẊBallẊausẊdemẊWasserbeckenẊheraus.‘ a'. Heyder-i tope cṖẊ ra ve-t-e Heyder-OBL ball.NOM DIR DIR herausholenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗HeyderẊholteẊdenẊBallẊausẊihmẊheraus.‘ b. Firaze astṖr-Ø ker-d-Ø kurne Firaze.OBL teppich-NOM tunPRÄT-PRÄTT2-3sgM pool.OBL ‗FirazeẊtatẊdenẊTeppichẊinẊdasẊBeckenẊhinein.‘ ‗FirazeẊlegteẊdenẊTeppichẊinsẊBecken.‘ b'. Firaze astṖr-Ø cṖ ker-d-Ø Firaze.OBL teppich-NOM tunPRÄT-PRÄTT2-3sgM DIR Firaze tat denẊTeppichẊinẊesẊhinein.‘ ‗FirazeẊtatẊdenẊTeppich.‘ Die cı Directional kann allgemein als Zielpronomen angesehen werden, sofern es nicht mit einem nuklearen Directional verkettet ist. Nur das nukleare ra kann mit cı zusammen auftreten, wie z.B. in (3.22a'), die anderen nuklearen Operatoren dagegen nicht. Cı fungiert in einigenẊsüdlichenẊGebietenẊauchẊalsẊ ErsatzẊfürẊPronominaẊimẊ obliquen Kasus. Dieser Gebrauch ist von dem Gebrauch als Operator zu unterscheiden. Bei den ditransitiven Verben cı ra vetene ‗etwasẊoderẊjemandenẊausẊetwasẊherausholen‘ẊwieẊinẊẒ3.22a) und cı kerdene ‗etwasẊoderẊ jemanden in etwas hineintun‘ẊwieẊinẊẒ3.22b) vertritt cı jeweils das indirekte oder Zielobjekt, das keine Makrorolle hat. (3.23) pe a. Mor-i da-Ø-Ø lazek-i de schlange-OBL gebenPRÄT-PRÄTT1-3sgM junge-OBL DIR ‗DieẊSchlangeẊbiss denẊJungen.‘ a'. Mori da-Ø-Ø pe de 94 schlange-OBL gebenPRÄT-PRÄTT1-3sgM DIR DIR ‗DieẊSchlangeẊbiss ihn.‘ b. Hosta-y mṖx-Ø dêş-i ker-d-Ø de meister-OBL nagel-NOM tunPRÄT-PRÄTT2-3sgM wand-OBL DIR ‗DerẊMeisterẊschlugẊdenẊNagelẊanẊdieẊWand.‘ b'. Hosta-y mṖx-Ø ker-d-Ø pe de meister-OBL nagel-NOM tunPRÄT-PRÄTT2-3sgM DIR DIR ‗DerẊMeisterẊschlugẊdenẊNagelẊhinein.‘ Das Directional pe kann nur mit de zusammengesetzt werden und versprachlicht ein Hineingehen in einen Gegenstand. Beim Biss einer Schlange dringenẊ dieẊ ZähneẊ inẊ dieẊ HautẊ einẊ siehe (3.23a'). Dieser Operator tritt sowohl bei ditransitiven Verben wie in (3.23b') als auch bei transitiven Verben wie in (3.23a') auf. (3.24) te a. 301 karker-i maden-i de men-d-i45 301 arbeiter-PL.NOM mine-OBL DIR bleibenPRÄT-PRÄTT2-3pl ‗301ẊɑrbeiterẊblieben inẊderẊMineẊeingeschlossen.‘ a'. 301 karker-i te de men-d-i 301 arbeiter-PL.NOM DIR DIR bleibenPRÄT-PRÄTT2-3pl ‗301ẊɑrbeiterẊblieben darinẊeingeschlossen.‘ b. Doman-êẊ nṖkaên-i keş-i te de nê-ke-n-ê kinder-EZP jetzige-OBL jemand-OBL DIR DIR NEG-tunPRÄS-PRÄS-3pl ‗DieẊKinderẊvonẊheuteẊgehorschen niemandem.‘ b'. *Doman-êẊnṖkaên-i keş-i - de nê-ke-n-ê kinder-EZP jetzige-OBL jemand-OBL - DIR NEG-tunPRÄS-PRÄS-3pl ‗DieẊKinder von heute gehorschen niemandem.‘ Ebenso wie pe lässtẊte nurẊdieẊVerknüpfungẊmitẊeinemẊeinzigenẊanderenẊDirectionalẊzu.ẊObwohl alle anderen Zielpronomen als Core-Operator vorkommen, taucht das te nur als nuklearer Operator auf. Da te mit anderen funktional in einer Gruppe unterkommt, ist hier 45 Im Mai 2014 sind in einem Kohlebergwerk in Soma 301 Minenarbeiter aufgrund eines Unfalls gestorben. 95 erläutert. EineẊ„te-Situation―ẊwieẊinẊẒ3.24a') entsteht nach Eintritt in einen geschlossenen Ort. Der Lokativ ist im Zaza mit dem obliquen Kasus markiert in (3.24a) ist die lokale Angabe kein obligatorisches Satzglied. Hierbei ersetzt te das Nonargument, da das Verb mendene ‗bleiben‘ẊintransitivẊistẊundẊnurẊdasẊSubjektẊ301 Karkeri obligatorisch erfordert. Te kann, wie in (3.24b) in Kombination mit de als nuklearer Operator vorliegen. Dieser kann nicht durch ein Objekt ersetzt werden (3.24b'), weil er ein Bestandteil des Verbes ist. 3.1.3.2.2 Event-Quantifikation Bei Event-Quantoren handelt es sich um eine spezifische Form von Operator, die in indogermanischen Sprachgruppe nicht vorkommt. (3.25) Amele (J. Roberts 1987, 2002 zitiert in Van Valin 2005: 11) Age bel-ad-ein. 3pl go-DSTR-3plREMPST (V-EVQ-TNS) ‗TheyẊwentẊinẊallẊdirections.‘Ẋ „SieẊgingenẊinẊalleẊRichtungen.― Die in Papua New Guinea gesprochene Amele-Sprache versprachlicht die so genannte Ereignis-Quantifizierung, in diesem Fall durch ein /-ad-/-Morphem. Dieses verleiht der Aktion eine mehrdimensionale Richtung. Bei Wegfall des Morphems verliert die Aktion ihre MultidimensionalitätẊundẊhatẊnurẊnochẊdieẊBedeutungẊdesẊVerbsẊgehen: age bel-ein (3pl go-3plREMPST) ‗theyẊwent‘Ẋ„SieẊgingen―ẊẒVanẊValinẊ2005:Ẋ11ẓ.ẊOperatorenẊwieẊdieseẊsindẊimẊZazaẊnichtẊvorhanden. 3.1.3.2.3 Modalität ModalitätẊ wirdẊ imẊ ZazaẊ entwederẊ durchẊ morphologischeẊ ɑffixeẊ oder lexikalische Einheiten zum Ausdruck gebracht und ist eng mit dem Konjunktiv verbunden. Modale Einheiten werdenẊ überwiegendẊ mitẊ demẊ KonjunktivstammẊ verknüpft.Ẋ DabeiẊ bestehenẊ wieẊ erwähntẊ zweiẊ FormenẊvonẊModalität:ẊeineẊmorphologischeẊundẊeineẊlexikalische. Im Bereich des Lexikons stehenẊ einigeẊ modaleẊ VerbenẊ undẊ WörterẊ zurẊ Verfügung,Ẋ imẊ BereichẊ derẊ MorphologieẊ dasẊ Affix /bı-/. Dieses Morphem erscheint vor dem Verbstamm und verleiht dem Verb den modalenẊInhalt.ẊNebenẊdiesemẊPräfixẊhabenẊauchẊdieẊKonjunktivstämmeẊderẊVerbenẊmodaleẊFunktionen, die in der RRG einer weak obligation (sollen) und einer permission ẒdürfenẓẊentsprechen.Ẋ DieẊ modalenẊ VerbenẊ kommenẊ alsẊ HilfsverbenẊ vor,Ẋ könnenẊ aberẊ teilweiseẊ auchẊ alsẊ Hauptverb auftreten. Sie haben nur als Hilfsverb modale Funktion, nicht aber als Hauptverb. DrittensẊwirdẊModalitätẊauchẊnochẊdurchẊModalwörterẊrealisiert.Ẋ 96 Die in der RRG definierten modalen Kategorien (Van Valin 2010ẓẊ könnenẊ folgendermaßenẊ charakterisiert werden: a. weak obligation (ought or shouldẓẊ‗schwache Verpflichtung (sollen oder sollteẓ‘ b. ability (can or be able toẓẊ‗FähigkeitẊẒkönnen oder in der Lage seinẓ‘ c. obligation (must or have toẓẊ‗VerpflichtungẊẒmüssenẓ‘Ẋ d. permission (mayẓẊ‗ErlaubnisẊẒdürfenẓ‘ Das Zaza verfügtẊüberẊzweiẊɑrtenẊvonẊdeontischeẊModalität.ẊDasẊeineẊistẊgrammatikalisiert, die andere wird durch die modalen Verben mecbur biyaene ‗müssen‘, şikiyaene ‗können‘ẊundẊ bese kerdene ‗können‘ ausgedrückt.ẊIn der grammatikalisierten deontischen ModalitätẊerfolgtẊ eineẊVerknüpfungẊmitẊdemẊKonjunktivstammẊdesẊVerbs.ẊImẊGegensatzẊzumẊdeontischen Bereich, verlangt die epistemische ModalitätẊ keineẊ Verknüpfung mit dem Konjunktivstamm, sondern mit dem Indikativ (Present, Past). Eine ObligationẊ ‗Verpflichtung‘Ẋ wirdẊ angedeutet durch das Hilfsverb mecbur biyaene ‗müssen‘,Ẋ sofernẊ prädikativerẊ GebrauchẊ vorliegt.Ẋ ɑnsonsten werden die nominalen Lexeme mecbur ‗Zwang‘, gune ‗ɑufgabe,ẊPflicht‘ẊundẊgereke ‗ɑufgabe,Ẋ Pflicht‘Ẋ eingesetzt.Ẋ WährendẊ gune und gereke fürẊ eineẊ mäßigeẊ VerpflichtungẊ stehen,Ẋ drücktẊ mecbur denẊ höchstenẊ GradẊ derẊ VerpflichtungẊ aus.Ẋ DieseẊ modalenẊ WörterẊ sindẊ nichtẊ alsẊ OperatorẊ fürẊ ModalitätẊ zuẊ betrachten und sind peripherisch. Insgesamt besitzt das Zaza drei modale Core-Operatoren: a. das modale /bı-/-Morphem b. das modale Verb mecbur biyaene ‗müssen‘ c. die Modalverben şikiyaene ‗können‘ẊundẊbese kerdene ‗können‘ Nur die relevanten Modalarten (epistemisch, deontisch) sind hier zu untersuchen. Obwohl eineẊ Modalität in einem Satz epistemisch vorkommt, kann sie in einem anderen Satz deontischẊ auftauchen.Ẋ DiesbezüglichẊ istẊ esẊ nichtẊ immer einfach eine deutliche Grenze zwischen beiden Gebrauchsweisen zu ziehen. Die semantischen Feinheiten sind hier ausgelassen, da es sich nur um grammatikalisierte modale Einheiten handelt. (3.26) Grammatikalisierte deontische ModalitätẊdurchẊ/bṖ-/-Morphem a. Sayder-Ø per-u bṖ-cer-o şêr-o doxtor-i Sayder-NOM geld-PL.OBL MOD-nehmenKONJ-3sgM gehenKONJ-3sgM arzt-OBL ‗SayderẊsollẊdieẊGelderẊnehmenẊundẊzumẊɑrztẊgehen‘ ‗1.ẊSayderẊsollẊdasẊGeldẊnehmenẊundẊzumẊɑrztẊgehen‘ ‗2.ẊSayderẊdarfẊdasẊGeldẊnehmenẊundẊzumẊɑrztẊgehen‘ b. Sayder-i pere-y bṖ-guret-êne-Ø, Sayder-OBL geld-PL.NOM MOD-nehmenPRÄT-IMP-3sgM, 97 bṖ-şi-y-êne-Ø mektev-Ø MOD-gehenPRÄT-BL-IMP-3sgM schule-OBL ‗SayderẊsollteẊdieẊGelderẊnehmenẊundẊinẊdieẊSchuleẊgehen‘ ‗1.ẊSayderẊsollteẊdasẊGeldẊnehmenẊundẊinẊdieẊSchuleẊgehen‘ ‗2.ẊSayderẊdurfteẊdasẊGeldẊnehmenẊundẊinẊdieẊSchuleẊgehen‘ c. TṖẊ ho rêẊ ra-merediy-êne-Ø, ra-oroşiy-êne-Ø 2SG.NOM sich POP DIR-hinlegenKONJ-2sg DIR-ausruhen-IMP-2sg ‗1.ẊDuẊsolltestẊdichẊhinlegenẊundẊdichẊausruhen‘ ‗2.ẊDuẊdurftestẊdichẊhinlegenẊundẊausruhen‘ d. XṖzṖr-Ø sola murod-êẊ to bṖ-ker-o bṖko46 xizir-NOM MPAR wunsch-EZM 2SG.OBL MOD-tunKONJ-2sgM ANP ‗XizirẊmögeẊdeineẊWünscheẊverwirklichenẊbṖko47ẋ‘ e. Haq-i veng-êẊ ma bṖ-hesn-êne-Ø, gott-OBL stimme-EZP 1PL.OBL MOD-hören-IMP-3sgM, ma na hal deẊẊẊẊẊnê-bi-y-êne-Ø48 1PL.OBL dies lage POP NEG-seinPRÄT-IMP-1pl ‗HätteẊder GottẊunsẊhörenẊkönnen,ẊwärenẊwirẊnunẊnichtẊinẊdieserẊẒschlechtenẓẊLageẋ‘ ModalitätẊ undẊ derẊ VerbmodusẊ KonjunktivẊ unterscheidenẊ sichẊ dadurch,Ẋ dassẊ derẊ KonjunktivẊ von dem Lexem ke begleitetẊist,ẊwasẊbeiẊModalitätẊnichtẊderẊFallẊist.ẊDieẊɑussageẊvonẊẒ3.26a) kann in Konjunktiv wie folgt formuliert werden: Sayder ke peru bıcero, sono doxtori ‗WürdeẊ SayderẊ dasẊ GeldẊ nehmen,Ẋ würdeẊ erẊ zumẊ ɑrztẊ gehen‘,Ẋ dieẊ vonẊ Ẓ3.26b) als Sayderi ke perey bıguretêne, şiyêne mektev ‗HätteẊSayderẊdasẊGeldẊgenommen,ẊwäreẊerẊinẊ dieẊSchuleẊ gegangen‘.ẊẊ Erlaubnis und schwache Verpflichtung sind im Zaza insofern eng miteinander verbunden, als dass sieẊ nurẊ durchẊ dieẊ ProsodieẊ derẊ ÄußerungẊ unterschiedenẊ werdenẊ können:Ẋ beideẊ FormenẊ könnenẊdurchẊdasẊgrammatikalisierteẊɑffixẊ/bı-/ ausgedrücktẊwerden,ẊwieẊinẊẒ3.26a), (3.26b) und (3.26c). Die AmbiguitätẊderẊBedeutungẊbeziehtẊsichẊaufẊdieẊjeweilsẊunterschiedlicheẊɑbsicht des Sprechers. 46 Volksgebet Bıko ist eine Anredepartikel, die in dieser Funktion keine eigene Bedeutung hat. Es gibt dafürẊim Deutschen keine wirkliche Entsprechung. Siehe Arslan (2007), Partikeln im Zazaki http://kirmancki.de/Partikeln_im_Zazaki.pdf. 48 VolkstümlicheẊKlage. 47 98 WährendẊ derẊ KonjunktivstammẊ desẊ Verbs mit Nonpast verbunden ist (siehe (3.26a) und (3.26d)), kommt er im Past nicht zum Einsatz.ẊDementsprechendẊübernimmtẊderẊPaststammẊ des Verbes dann in Kombination mit dem imperfektiven Suffix /-êne/ die modale Funktion ((3.26b) (3.26cẓẓ.ẊDieẊStämmeẊdesẊVerbsẊguretene: cê ẒPräsensẓ,Ẋguret ẒPräteritumẓ,Ẋcêr (Konjunktiv). MODɑLITÄT /bṖ-/ Epistemisch mecbur biyaene ‗müssen‘ şikiyaeneẊ ‗können‘ bese kerdene ‗können‘ ModalwörterẊ belkia ‗vielleicht‘ gumano ‗vermutlich‘ Deontisch Erlaubnis Permission Verpflichtung Obligation Fähigkeit Ability Fähigkeit Ability Möglichkeit Möglichkeit VKONJUNKTIV + VINDIKATIV - + + + + + + + - + + Tab. 3.3 ModalitätẊimẊZazaẊ In einigenẊ FällenẊ ersetzenẊ Präverbien-Directionals (Substantive, Adjektive) das /bı-/-Affix, ohne dass sich der modale InhaltẊändert. In (3.26c) vertritt das /ra-/ die Stelle von /bı-/. DasselbeẊgiltẊfürẊdieẊNegationẊin (3.26eẓ:ẊInẊderẊnegiertenẊFormẊfälltẊdasẊ/bı-/ weg und wird durch das /nê-/-ɑffixẊersetzt.ẊIstẊdasẊVerbẊdagegenẊmitẊeinemẊPräverbẊverknüpft,ẊübernimmtẊdiesesẊ PräverbẊdieẊmodaleẊFunktion.ẊDieẊPräverbienẊkönnenẊnichtẊwegfallenẊundẊsindẊ nichtẊersetzbar.ẊDasẊNegationsaffixẊstehtẊdabeiẊzwischenẊdemẊPräverbẊundẊdemẊHauptverb.Ẋ OhneẊPräverbẊ MitẊPräverb bı-kero ‗erẊsollẊtun‘ ra-kero ‗erẊsollẊöffnen‘ me-kero ‗erẊsollẊnichtẊtun‘ ra-me-kero ‗erẊsollẊnichtẊöffnen‘ (3.27) Deontisch ModalitätẊ- abilityẊ‗Fähigkeit,ẊinẊderẊLageẊseinẊ‘Ẋ a. GṖl-êẊ dare bṖn-êẊ vore de şik-i-ya-Ø ast-EZF baum.OBL unter-EZM schnee.OBL LOK brechenPRÄT-3sgM ‗DerẊɑstẊdesẊBaumesẊzerbrach unterẊdemẊSchnee.‘ b. Rodina şiki-n-a soe we-n-a Rodina.NOM könnenPRÄS-PRÄS-3sgF apfel.OBL essenKONJ-PRÄS-3sgF 99 ‗RodinaẊkannẊdenẊɑpfelẊẊessen.‘Ẋ c. Lilike bese kerd-Ø soe wer-d-e Lilike.NOM könnenPRÄT-3sgM apfel.NOM essenKONJ-PRÄTT2-3sgF ‗LilikeẊkonnteẊdenẊɑpfelẊẊessen.‘ d. Sayder-Ø şiki-n-o xiar-i bṖ-wer-o Sayder-NOM könnenPRÄS-PRÄS-3sgM gurke-PL.OBL MOD-essenKONJ-3sgM ‗ServerẊkannẊdie GurkeẊessen.‘ e. Meyman-i nê-şik-i-ya-y isot-o uzẊ bṖ-wer-ê gast-PL.NOM NEG-könnenPRÄT-[PASS-PRÄT]T6-3pl paprika-EZM scharf MOD-essenKONJ-3pl ‗DieẊGästeẊkonntenẊdieẊscharfe PaprikaẊnichtẊessen.‘ f. Sayder-Ø xiar-i bṖ-wer-o Sayder-NOM gurke-PL.OBL MOD-essenKONJ-3sgM ‗ServerẊsollẊdieẊGurkeẊessen.‘ WährendẊ şikiyaene ‗brechenintr,Ẋ können‘Ẋ sowohlẊ alsẊ HilfsverbẊ alsẊ auch,Ẋ wie in (3.27a), als Hauptverb,Ẋ d.h.,Ẋ alsẊ PrädikatẊ erscheinenẊ kann,Ẋ istẊ dasẊ VerbẊ bese kerdene ‗können‘Ẋ aufẊ dieẊ FunktionẊ alsẊ HilfsverbẊ beschränkt.Ẋ DabeiẊ ist die Bedeutung von şikiyaene ‗brechenintr,Ẋ können‘ẊimẊeinenẊFallẊ‗können‘,ẊimẊanderenẊFallẊ‗brechenintr‘. Ferner ist şikiyaene intransitiv, bese kerdene transitiv. Beide AuxiliareẊ könnenẊ entwederẊ wieẊ inẊ Ẓ3.27bẓẊ undẊ Ẓ3.27c) mit dem Indikativ oder wie in (3.27d) mit dem Konjunktiv kombiniert werden. Die Nonpast- und PaststämmeẊdesẊVerbs werdene ‗essen‘ẊkommenẊin (3.27bẓẊalsẊPräsensẊwe und in (3.27c) als Präteritum werd zum Einsatz. Der Konjunktivstamm wer in (3.27d), (3.27e) und (3.26f) ist immer mit dem Affix /bı-/ kombinierbar, solange dasẊHauptverbẊkeinẊPräverbẊbesitzt.ẊBeiẊtransitivenẊ VerbenẊ siehtẊ ModalitätẊ fürẊ denẊ UndergoerẊ denẊ KasusẊ ObliquusẊ vorẊ ẒẒ3.27d) und (3.27e)), ohne dass es dabei darauf ankommt, in welchem Tempus das Auxiliar steht. Im Konjunktiv werden sowohl das Hilfsverb als auch das Hauptverb konjugiert. Der Wegfall des in (3.27d) vorhandenen AuxiliarsẊführtẊinẊẒ3.27fẓẊzuẊeinemẊfeinenẊBedeutungsübergangẊvonẊFähigkeitẊẒkönnenẓẊzuẊschwacherẊVerpflichtungẊẒsollenẓ.ẊDasẊ/bı-/-Morphem bewahrt dabei weiterhinẊdieẊModalität. Das zweite modale Auxiliar bese kerdene ‗können‘ẊkannẊşikiyaene ‗können‘ẊeinsẊzuẊeinsẊersetzen,ẊohneẊamẊSatzinhaltẊetwasẊzuẊändern.ẊDieẊbeidenẊɑuxiliareẊsindẊinẊ diesem Kontext also synonym. (3.28ẓẊDeontischeẊModalitätẊ- ObligationẊ‗Verpflichtung‘ 100 a. Malim-Ø mecbur-o şêr-o derse lehrer-NOM pflicht-sein.3sgM gehenKONJ-3sgM unterricht.OBL ‗DerẊLehrerẊmussẊzumẊUnterrichtẊgehen.‘ b. Malim-Ø bṖ-şiy-êneẊ mecbur bi-Ø derse lehrer-NOM pflicht seinPRÄT-3sgM MOD-gehenKONJ-3sgM unterricht.OBL ‗DerẊLehrerẊmussteẊzum UnterrichtẊzuẊgehen.‘ c. Dew-i keẊvêsna-y, her kes şi-Ø mecbur suke dorf-PL RK brennenPRÄT-3pl, jede Person obligatorisch gehenPRÄT.PRÄTT6-3sgM stadt.OBL ‗ɑlsẊdieẊDörferẊverbranntẊwurden,ẊmusstenẊalleẊinẊdieẊStadtẊumziehen.‘ d. Kam ke mecbur şi-Ø suke gune Tirki qesey bṖ-ker-d-êne wer RK zwang gehenPRÄT-PRÄTT6-3sgM stadt.OBL pflichtẊtürkischẊwortẊMOD-tunPRÄT-PRÄTT2-IMP ‗WerẊinẊdieẊStadtẊumziehenẊmusste,ẊmussteẊTürkischẊsprechen.‘ e. Malim-Ø mecbur so-n-o derse lehrer-NOM pflicht gehenKONJ-3sgM unterricht.OBL ‗DerẊLehrerẊmussẊzumẊUnterrichtẊgehen‘ f. Malim-Ø gune bṖ-şi-y-êneẊ derse lehrer-NOM pflicht MOD-gehenKONJ-3sgM unterricht.OBL ‗DerẊLehrerẊmüsste zum Unterricht gehen‘ EineẊVerpflichtungẊkannẊaufẊzweierleiẊɑrtẊundẊWeiseẊausgedrücktẊwerden:ẊErstensẊmitẊdemẊ Modalwort + Copula mecbur biyaene ‗müssen‘,ẊwieẊinẊẒ3.28a) (3.28b), und zweitens mit den ModalwörternẊ mecbur ‗Zwang‘,Ẋ gune ‗Pflicht‘,Ẋ gereke ‗Obliegenheit‘,Ẋ belkia ‗vielleicht‘, gumano ‗vermutlich‘,ẊwieẊinẊẒ3.28c), (3.28d), (3.28e) und (3.28f), unter denen wiederum gune und gereke sichẊ gegenseitigẊersetzenẊkönnen.Ẋ Mecbur kann wie in (3.28d) und (3.28e) ohne KonjunktivstammẊerscheinen,ẊwährendẊdiesẊbeiẊgune und gereke nichtẊmöglichẊist, sieẊkönnenẊ nur zusammen mit dem Konjunktivmodus vorkommen. Wie (3.28a) und (3.28b) illustrieren, kann mecbur zusammen mit dem Kopulaverb biyaene ‗sein‘ẊeinẊ ModalverbẊbilden,Ẋwelches die Bedeutung einer Verpflichtung hat. Die restlichen Modalverben sind nicht in der Lage, mit der Kopula ein Verb zu bilden. ɑußerdem wird epistemischeẊModalitätẊdurchẊeineẊReihe vonẊ ModalwörternẊ wieẊ belkia ‗eventuell‘,Ẋ gumano ‗vermutlich‘Ẋ gebildet.Ẋ DieseẊ istẊ verbalẊ nicht realisierbar. NebenẊ alldemẊ verfügtẊ ZazaẊ nochẊ überẊ ModalwörterẊ wieẊ gumano ‗wahrscheinlich‘,Ẋ isala ‗hoffentlich‘,Ẋ belkia ‗vielleicht‘Ẋ undẊ çetıke ‗ẒwohlẓẊ kaum‘Ẋ SelcanẊ 101 Ẓ1998:Ẋ 660ẓ,Ẋ dieẊ hierẊ nichtẊ weiterẊ behandeltẊ werdenẊ müssen.Ẋ BeiẊ ihnenẊ handeltẊ esẊ sichẊ umẊ periphere Elemente, die die aufgrund dessen nicht als Core-Operatoren einzustufen sind. 3.1.3.3 Clause-Operatoren Die Clause-Operatoren sind in zwei Gruppen einzuteilen. Die erste Gruppe besteht aus Tense and Status, die zweite aus Evidentials and Illocutionary Force (Van Valin 2005: 9). Der Status umfasst ferner auch die Unterscheidung realis/irrealis. Die zweite Gruppe kann entweder eine Clause oderẊ denẊ ganzenẊ SatzẊ modifizieren.Ẋ WährendẊ dieẊ EvidentialsẊ dieẊ epistemologischeẊ Basis darstellen, bestimmen die Illocutionary Forces die Sprechakt-Art des Satzes, oder, mit anderen Worten, seine pragmatische Funktion. 3.1.3.3.1 Status DieẊRRGẊlegtẊzweiẊKategorienẊfest,ẊdieẊdenẊStatusẊauszeichnen,ẊnämlichẊepistemischeẊModalitätẊundẊexterneẊNegation.ẊLetztereẊfindetẊsichẊinẊderẊZaza-Sprache nicht. (3.29ẓẊTürkischẊẒWattersẊ1993ẊzitiertẊinẊVanẊValinẊ2005:Ẋ10ẓ a. Gel-Ṗyor-du-m.49 come-PROG-PAST-1sg (V-ASP-TNS) ‗IẊwasẊcoming.‘ b. Gel-emi-yebil-ir-im. come-ABLE.NEG-PSBL-AOR-1sg (V-MOD-STA-TNS) ‗IẊmayẊbeẊunableẊtoẊcome.‘Ẋ Hier bringt der Aorist-Operator /-ir/Ẋ Ẓtürkisch:Ẋ geniş zamanẓẊTenseẊzumẊ ɑusdruck,Ẋwährend das Affix /-ebil/ẊdieẊFunktionẊdesẊStatusẊerfüllt. 3.1.3.3.2 Tense DasẊZazaẊunterscheidetẊinsgesamtẊsechsẊTempora:ẊFutur,ẊPräsens,ẊPräteritum,ẊPerfekt,ẊImperfekt und Plusquamperfekt. In den konkreten morphologischen Formen besteht auch hier wieder einen UnterschiedẊzwischenẊSüd- und Norddialekt, wie die folgende Tabelle zeigt: 49 Gel-iyor-du-m: Die Vokale orientieren sich nach dem Stammvokal. Bei einem vorderen /-e/ẊwürdeẊ/-i/ folgen. 102 SÜD 1SGM 50 1SGF 2SGM 2SGF 3SGM 3SGF 1PL 2PL 3PL NORD FUT PRÄS PRÄT PERF IMP PPER FUT PRÄS PRÄT PERF IMP PPER o a ê a o a i i i o a ê a o a i i i o a ê a ø ê i i i o a ê a o a ê ê ê ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø une une a a o a ime ê ê une une a a o a ime ê ê une une a a ø ê ime i i o o a a o a ime ê ê ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø ø Tab. 3.4 Personalsuffixe in den Zaza-Dialekten Bei den Verben mit -a-ɑuslautẊ imẊ PräteritalstammẊ bildetẊ 3SGF eine Ausnahme. Der Stammauslaut unterliegt hier einer Assimilation an die Personalendung: am-a-ene ‗kommen‘,Ẋ o amê ‗erẊkam‘;Ẋters-na-ene ‗erschrecken‘,Ẋey a tersnê ‗erẊhatẊsieẊerschreckt‘. Es gibt auch ein lexikalisches Futur, das aber nur inẊ TeilenẊ desẊ SüddialektsẊ zurẊ VerfügungẊ steht. In Siverek und Gerger wird das Lexem do eingesetzt, um Futur von PräsensẊzuẊunterscheiden. In den anderenẊGebietenẊdesẊSüdensẊundẊimẊgesamtenẊNordteilẊdesẊSprachterritoriums der Zaza-Sprache wird das Futur genauso wie das PräsensẊgebildet. Was in Tab.3.4 als Futur (und PräsensẓẊfürẊdenẊgesamten SüdenẊgezeigtẊwird,ẊgiltẊalsoẊdeẊfactoẊnurẊfürẊeinenẊTeilẊ des Sprachgebiets.ẊDasẊFuturẊlässtẊsichẊunterẊdiesenẊBedingungenẊwennẊnötigẊdurchẊɑdverbiale der Zeit erkennen. Das Futur mit do unterscheidet sich von den anderen Tempora auch durch sein Bildungsverfahren. Es wird durch die Konstellation do+Konjunktivstamm+Personalsuffix gebildet,Ẋ dieẊ fürẊ dieẊ anderenẊ TemporaẊ nichtẊ existiert.Ẋ Im Norddialekt trifft man das Lexem do auch in der Funktion als Adverb an: bado ‗inẊ derẊ folgendenẊZeit‘. (3.30) Futur ẒPamukçuẊ:Ẋ298-299) a. A do meştẊ 3SGF.NOM FUT şṖr-o kar morgen gehenKONJ-3sgF arbeit ‗SieẊwirdẊmorgenẊarbeitenẊgehen.‘ 50 Der Genusunterscheidung bei 1SG kommt selten vor und ist dabei, ganz zu verschwinden. 103 b. Mûskar-êẊmṖẊ doẊmṖẊ rêẊ şewrayẊkṖtab-êẊ bṖ-d-o lehrer-EM mein FUT 1SG.OBL fürẊmorgenẊbuch-UNBES MOD-gebenKONJ-3sgM ‗MeinẊLehrerẊwirdẊmirẊmorgenẊfrühẊeinẊBuchẊgeben.‘Ẋ Do verlangt den Konjunktivstamm des Verbs, um zusammen mit ihm das Futur zu bilden. Bei (3.30aẓẊfälltẊdasẊKonjunktivaffixẊweg,ẊdaẊdasẊVerbẊdiesesẊSatzesẊeineẊɑusnahmeẊdarstellt. Im NormalfallẊjedochẊwirdẊdasẊKonjunktivaffixẊ/bṖ-/ dem Verbstamm vorangestellt. Anders als in Beispiel (3.30a) tritt also in (3.30b) ganz regelkonform das Konjunktivaffix /bı-/ vor dem Verbstamm auf. (3.31ẓẊPräsens a. Hosta dêş-i vṖraz-en-o meister.NOM mauer-OBL bauenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊMeisterẊbautẊdieẊMauer.‘Ẋ b. Dês-Ø vṖra -i-n-o Mauer-NOM bauenPRÄS-PASS-PRÄS-3sgM ‗DieẊMauerẊwirdẊgebaut.‘ DasẊPräsenssuffixẊistẊbei konsonantischem Auslaut des Verbstammes /-en/, bei vokalischem Auslaut /-n/. Es bildet sich dadurch die Formel: VERBPRÄS+(e)n+PS. (3.32ẓẊPräteritum a. Ey dṖzdiyaẊ şindor-êẊ 3SGM.OBL heimlich hega-y vur-n-a-Ø grenze-EZM feld-OBL ändernPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3sgM ‗ErẊänderteẊheimlichẊdieẊGrenzeẊdesẊFeldes.‘ b. Şindor-êẊ hega-y vur-i-ya-Ø grenze-EZM feld-OBL ändernPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-3sgM DieẊGrenzeẊdesẊFeldesẊwurdeẊgeändert.‘ ɑmẊ Präteritalstamm von Verben lassen sich die verschiedenen morphologischen Verbtypen erkennen.ẊSoẊgehörtẊdasẊVerbẊvur-n-a-ene ‗ändern,Ẋtauschen‘ẊinẊẒ3.32a) zu Typ 5; vur-i-y-aene ‗sichẊändern,ẊsichẊtauschen‘,Ẋ geändertẊwerden,ẊgetauschtẊ werden‘ẊinẊ Ẓ3.32b) dagegen ist einẊVerbẊvonẊTypẊ7.ẊDieseẊbeidenẊVerbgruppenẊbildenẊeineẊkonträreẊEinheit.ẊWährendẊTyp-5VerbenẊdieẊaktiveẊDiatheseẊrepräsentieren,ẊgehörenẊdieẊTyp-7-Verben der passiven Diathese an. Das Suffix /-n/ bezeichnet die aktive, das /-i/-Suffix die passive Diathese. Diese morphologischen Stammtypen sind in Tab. 2.1 weiterẊ obenẊ dargestellt.Ẋ InẊ sämtlichenẊ Formen der 104 Vergangenheit kongruiert das transitive Verb wie in (3.32a) mit dem Partizipanten in der Rolle des Undergoers. Die allgemeine Formel bei alldem ist: VERBPRÄT+TYP+PS (3.33) Perfekt a. KutṖk-u kerge wer-d-e hund-PL.OBL hahn.NOM fressenPRÄT-PRÄTT7-3sgF ‗DieẊHundeẊfraßenẊdasẊHuhn.‘ b. Kerge wer-i-y-e huhn.NOM fressenPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-3sgF ‗DasẊHuhnẊwurde gefressen.‘ DasẊPerfektẊcharakterisiertẊeineẊvollständig beendete Aktion. Zaza markiert das Perfekt direkt am Verb mit den entsprechenden Morphemen. Zu welchem morphologischen Typ das Verb gehört,ẊlässtẊsichẊamẊPräteritumsuffixẊablesen.ẊɑufgrundẊseinesẊ/-d/-SuffixesẊgehört das Verb wer-d-ene ‗essen,Ẋfressen‘ in (3.33a) demnach zu den Verben von Typ 2. In Beispiel (3.33b) wiederum tritt die passive Diathese auf. Die Formel: VERBPRÄT+Personalsuffix (3.34) Imperfekt a. Ae universta de wen-d-êne 3SGF.OBL universität.OBL POP studierenPRÄT-PRÄTT2-IMP ‗SieẊwarẊanẊderẊUniversitätẊamẊStudieren.‘ b. Universta wan-i-y-êne universität.NOM studierenPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-IMP ‗ɑnẊderẊUniveritätẊwarẊmanẊamẊStudieren.‘ ɑuchẊ dasẊ ImperfektẊ gehört zu den Vergangenheitstempora. Es unterscheidet sich von den anderen Vergangenheitsformen dadurch, dass der Prozess noch nicht vollendet ist. Diesen Umstand charakterisiert die Zaza-Sprache mittels des Suffixes /-êne/, das eine in der Vergangenheit begonnene, aber noch unvollendete Zeit bezeichnet. Dabei erscheint /-êne/ immer am Verbende, ohne dass eine Umkehr von grammatischen Relationen wie im Passiv darauf einen EinflussẊhätte.ẊDasẊaktiveẊVerbẊwen-d-ene ‗lesen,Ẋstudieren‘ẊundẊdasẊpassiveẊGegenstückẊwaniya-ene ‗gelesenẊwerden,ẊstudiertẊwerden‘ẊhängenẊbeideẊaufẊgleicheẊɑrtẊdasẊMorphemẊfürẊImperfektivitätẊanẊdenẊPräteritalstammẊan.ẊDieẊFormelẊistẊdaherẊVERBPRÄT+TYP+êne. 105 (3.35) Plusquamperfekt a. İneẊ hêgaẊ nê-ram-Ṗt-i par 3PL.OBL feld.NOM bi-Ø letztes jahr NEG-bestellenPRÄT-PRÄTT2-PPER seinPRÄT.PRÄTT6-3sgM ‗SieẊhattenẊdasẊFeldẊletztesẊJahrẊnichtẊbestellt.‘ b. A serva mang-u 3SGF.NOM wegen çêẊ de men-d-i bi-Ø kuh-PL.OBL haus POP bleibenPRÄT-PRÄTT2-PPER seinPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗SieẊwarẊwegenẊderẊKüheẊzuẊHauseẊgeblieben.‘Ẋ Das Plusquamperfekt ist das einzige Tempus, in dem Verb zur Bildung des Tempus ein zweitesẊ VerbẊ zurẊ SeiteẊ gestelltẊ wird,Ẋ nämlich das Kopulaverb bi-y-a-ene.‘Ẋ DieẊ FormelẊ des Plusquamperfekt sieht wie folgt aus: VerbPRÄT+TYP +Plusquamperfekt biPRÄT. Das Suffix /-i/ differenziert dabei das Plusquamperfekt vom PPER. 3.1.3.3.3 Evidentials NichtẊjedeẊSpracheẊstelltẊeinẊeigenesẊMorphemẊfürẊEvidentialsẊzurẊVerfügung.ẊEvidentialssuffixe in einigen Sprachen verweisen darauf, ob die Informationen direkt oder indirekt von dem Sprecher sind. Die die eigene Meinung bekommt ein anderes Morphem, die Meinung anderer ein anderes Morphem. Dieser Operator ist also nicht universal und erscheint nur in einzelnen SprachenẊalsẊgrammatikalisierteẊKategorie.ẊDieẊsüdamerikanischeẊSprache Barasano, aus der Beispiel (3.36) entnommen ist, besitzt diesen Operator: (3.36) Barasano (Tucano, South America; Jones and Jones 1991zitiert in Van Valin 2005: 10) Gahe-rĩbĩẊbota-ri k -kudi-ka-b Ẋ ĩd . other-day post-pl chop-ITER-FPAST-VIS 3pl (V-ASP-TNS-EVID) ‗TheẊnextẊdayẊtheyẊwentẊfromẊplaceẊtoẊplaceẊchoppingẊdownẊposts.‘ Das Morphem /-bã/ steht hier nach dem Past-Suffix /-ka/ fürẊ dieẊ BedeutungẊ „gesehen―Ẋ imẊ GegensatzẊ zuẊ „nichtẊ gesehen―Ẋ undẊ bringtẊ denẊ evidentialenẊ StatusẊ desẊ HauptverbsẊ zumẊ ɑusdruck. 3.1.3.3.4 Illokutionäre‎Kraft ImẊRahmenẊderẊlinguistischenẊPragmatikẊspieltẊderẊillokutionäreẊɑktẊeineẊenormeẊRolle,ẊweshalbẊerẊhierẊebenfallsẊzuẊuntersuchenẊist.ẊJedeẊÄußerungẊversprachlichtẊeineẊbestimmteẊFormẊ einesẊillokutionärenẊɑkts.ẊDabeiẊkannẊesẊsichẊumẊeinẊVorhaben,ẊeineẊÜberzeugung,ẊeineẊBehauptung, einen Wunsch, einen Befehl oder eine Frage und vielleicht vieles mehr handeln. Die Sprachen der Welt stellen zur Unterscheidung solcher Akte unterschiedliche Mittel zur 106 Verfügung, darunter: Wortstellung, Intonation und Tense-Operatoren,ẊwomitẊdieẊɑufzählungẊ aberẊnichtẊerschöpftẊist.ẊInẊdenẊgermanischenẊSprachenẊüberwiegtẊdasẊMittelẊderẊsoẊgenanntenẊ Tense-Operatoren. Im Englischen etwa signalisiert die Position der Tense-Operatoren die IllocutionaryẊForceẊẒIFẓ:Ẋ‗Core-medial tense signals declarative IF, pre-core tense signals interrogativeẊIF,ẊandẊtheẊabsenceẊofẊtenseẊinẊaẊmatrixẊcoreẊsignalsẊimperativeẊIF‘ (Van Valin 2010: 708). Im Gegensatz dazu, sondert Zaza DeklarativsätzeẊvonẊInterrogativenẊdurchẊIntonation,Ẋ ohne eine ÄnderungẊ inẊ derẊ WortstellungẊ vorzunehmen.Ẋ DesẊ WeiterenẊ verfeinernẊ vielfältigeẊ PartikelnẊdenẊÄußerungsinhaltẊimẊZaza. (3.37) a. Hesen-i mektev-Ø qeden-a-Ø Hesen-OBL schule-NOM abschliessenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗HesenẊschlossẊdieẊSchuleẊab.‘ b. Hesen-i mektev-Ø qeden-a-Ø? Hesen-OBL schule-NOM abschliessenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗SchlossẊHesenẊdieẊSchuleẊab?‘ c. Hesen-Ø, mektev-Ø bṖ-qeden-ê Hesen-NOM schule-NOM IMP-abschliessenKONJ-3sgM ‗Hesen,ẊschliessẊdieẊSchuleẊabẋ‘ Ein deklarativer Satz wie (3.37a) kann sich allein durch Intonation in den interrogativen Satz (3.37b) verwandeln.ẊFragewörterẊjeglicherẊɑrtẊwerdenẊfürẊdieseẊUmwandlungẊzurẊInterrogationẊ nichtẊ benötigt.Ẋ FernerẊ kannẊ derẊ deklarative Satz Heseni mektev qedena durch Intonation jedes Element hervorheben und abfragen. HESENİ mektev qedena? fragt nach einem UngläubigkeitẊauslösendenẊEreignis,Ẋ beiẊ demẊ derẊFragendeẊvoraussetzt,Ẋ jederẊkönneẊdieẊSchuleẊabsolvieren, jedoch Hesen nicht. Heseni MEKTEV qedena? Diese Frage kann sowohl UnzufriedenheitẊalsẊ auchẊVerwunderungẊausdrücken. Das Entscheidende aber ist, dass hier, mit dem Mittel der Intonation, nach der Schule gefragt wird, nicht aber nach Hesen oder dem Abschluss. Heseni mektev QEDENA? Hier kommt entweder ein lange erwarteter oder ein nie geglaubter Erfolg Hesens beim AbschlussẊderẊSchuleẊzurẊSprache.ẊWährendẊdieẊIntonationẊbeiẊ interrogativenẊSätzenẊamẊKopfẊansteigt,Ẋ kannẊ dies sich bei Fragen nach Satzgliedern anders gestalten,ẊjeẊnachẊdemẊwasẊgenauẊhervorgehobenẊwerdenẊsoll.ẊBeiẊdeklarativenẊSätzenẊfälltẊdieẊ Intonation nicht unbedingt auf den Kopf. Feinheiten hinsichtlich der Verwendung von 107 PartikelnẊwerdenẊhierẊnichtẊeinbezogen,ẊdaẊsieẊfürẊdasẊThemaẊdieserẊɑrbeitẊnichtẊrelevantẊgenugẊsindẊundẊihrenẊUmfangẊunnötigẊvergrößern würden.Ẋ Imperativ- undẊPräsens-StämmeẊsind im Zaza identisch, dieẊPräsensstämmeẊsindẊ sogarẊvomẊ Imperativ abgeleitet (Selcan 1998). Beim Imperativ steht, wie (3.37c) gut illustriert, die HandlungẊ imẊ Vordergrund,Ẋ währendẊ dieẊ ɑrgumenteẊ ẒmehrẊ oderẊ weniger,Ẋ jeẊ nachẊ ɑrgumentStruktur) nur den Hintergrund abgeben. Die pragmatischen Aspekte der Zaza-SpracheẊkönnenẊ anẊdieserẊStelleẊausẊPlatzgründenẊnichtẊtiefgründigẊerläutertẊwerden.ẊStattdessen werden hier in Abb. 3.17 die gesamte LSC des Zaza mit Konstituenten und Operator-Projektion(en) präsentiert. Die Abbildung zeigt die Verbindung der Konstituenten-Projektion mit der Projektion der Operatoren. SENTENCE CLAUSE CORE LDP PrCS XP XP ARGUMENT XP ARGUMENT NUCLEUS ARGUMENT XP PRÄDIKAT XP NUCLEUS Aspect Negation Directionals CORE Directionals Modality Negation CLAUSE Tense Illocutionary Force SENTENCE Abb. 3.17 LSC des Zaza mit Konstituenten und Operatoren 108 3.2 Semantische Darstellung 3.2.1 Lexikalische Darstellung der Verbklassen Die Role and Reference Grammar (RRG) ist eine Weiterentwicklung vorherigen Theorien der Verbklassifizierung nach Aktionsart von Vendler und Dowty. Vendler sortiert die Verben in vier Hauptgruppen. Bei der folgenden Weiterentwicklung kommen dann zwei weitere GruppenẊdazu:Ẋ dieẊfünfteẊGruppe,ẊSemelfaktivaẊẒSmithẊ 1997ẓẊundẊdieẊsechsteẊ Gruppe,ẊactiveẊaccomplishment verbs (Van Valin 2005) (2.1.3). Eine detaillierte Bearbeitung der historischen EntwicklungẊ istẊ anẊ dieserẊ StelleẊ nichtẊ nötig.Ẋ WasẊ fürẊ EigenschaftenẊ welcheẊ Gruppe jeweils genau besitzt, ist in unterschiedlichen linguistischen Analysen umstritten. Die nachfolgende TaxonomieẊẒDöllingẊ2011:5ẓẊstelltẊeineẊvonẊderẊderẊRRGẊabweichendeẊɑnalyseẊinẊeinerẊɑbbildungẊ dar.Ẋ WährendẊ inẊ derẊ RRGẊ dieẊ achievement-and-accomplishment-Verben als nicht dynamisch charakterisiert werden, sind sieẊbeiẊDöllingẊalsẊdynamischẊgekennzeichnet. Eventualität - dynamisch + dynamisch Zustand Ereignis - telisch + telisch Zustandwechsel States wissen -durativ +durativ -durativ +durativ Moment Prozess unmittelbarer Z. ausgedehnter Z. Semelfactives Activities Achievements Accomplishments laufen ankommen gesunden niesen Abb. 3.18 ɑspektuelleẊKlassifikationẊverbalerẊPrädikate In der RRG werden die stativen und dynamischen Aspekte anders behandelt als in anderen Theorien.ẊVerben,ẊdieẊnichtẊstatischẊsind,ẊmüssenẊnichtẊunbedingtẊdynamischẊsein;ẊsieẊkönnenẊ auchẊ dasẊ MerkmalẊ „minus―Ẋ fürẊ dieẊ EigenschaftẊ „dynamisch―Ẋ besitzen.Ẋ ImẊ GegensatzẊ dazuẊ sortierenẊ dieẊ meistenẊ TheorienẊ dieẊ gesamtenẊ VerbenẊ zunächstẊ einmalẊ nachẊ statischemẊ undẊ dynamischem Charakter, so dass ein Verb durchweg entweder als statisch oder dynamisch eingeordnet wird. In der RRG hingegen sind Achievements und Accomplishments weder statisch noch dynamisch. Daraus, dass ein Verb nicht statisch ist, folgt nicht automatisch, dass es dynamisch ist. 109 StatischeẊVerbenẊdrückenẊeinen Zustand aus. Punktuelle Verben bezeichnen ein Ereignis von kurzer Dauer. Die telische Eigenschaft eines Verbs impliziert eine begrenzte Dauer des Ereignisses. Die folgende Tab. 3.5 präsentiertẊdieẊVerbgruppenẊundẊderenẊEigenschaften. Eine EinführungẊder semantischen Verbgruppen findet sich auch in vorherigem Kapitel unter Beispiel (2.16). State Activity Achievement Semelfactive + static − dynamic − telic − punctual − static + dynamic − telic − punctual − static − dynamic + telic + punctual − static  dynamic − telic + punctual Accomplishment Active accomplishment − static − static − dynamic + dynamic + telic + telic − punctual − punctual Tab. 3.5 Klasseneigenschaften der Verben DieẊfünf semantischen Verbklassen lassen sich mit Beispielen aus dem Zaza nach ihrer Aktionsart wie folgt zusammenfassen: a. States:ẊDieseẊsindẊstatisch,ẊdrückenẊeinenẊZustandẊausẊundẊmündenẊnichtẊinẊeinẊErgebnis. has kerdene ‗lieben‘, nas kerdene ‗kennen‘, cı ra qariyaene ‗hassen‘,Ẋnêwes biyaene ‗krank sein. b. ɑctivities:ẊDieseẊVerbenẊbesitzenẊdieẊEigenschaftẊ„dynamisch―. Wie die states haben sie ebenfallsẊkeinẊinhärentesẊErgebnis.ẊImẊDeutschenẊwerdenẊsieẊalsẊHandlungsverbenẊbezeichnet.Ẋ ra-peṙaene ‗fliegen‘,Ẋfeteliyaene, ‗spazierenẊgehen‘,Ẋvostene ‗rennen‘,Ẋnustene ‗schreiben‘,Ẋ sımıtene ‗trinken‘,Ẋramıtene ‗fahren‘,Ẋpı ro daene ‗schlagen‘,Ẋser peṙnaene ‗schimpfen‘. c. Accomplishments: Diese sind telisch, geschehen schrittweise und haben ein Resultat. ẓü manga hêrinaene ‗eineẊKuhẊkaufen‘,Ẋẓü çê rotene ‗eine WohnungẊverkaufen‘Ẋẓü bon vırastene ‗einẊHausẊbauen‘,Ẋẓü ra zırçaene ‗jemandenẊzusammenschreien‘, ẓü muriye werdene ‗eineẊBirneẊ essen‘. d. Achievements: Auch diese sind telisch; sie erfolgen in einem bestimmten Moment und mündenẊinẊeinẊErgebnis,ẊdasẊzuẊeinerẊZustandsänderungẊführt. ditene51 ‗sehen,Ẋfinden‘,ẊẊvindi biyaene ‗verschwinden,ẊverlorenẊgehen‘,Ẋrestene ‗erreichen‘,Ẋ merdene ‗sterben‘.Ẋ e.ẊSemelfactives:ẊDieseẊGruppeẊenthältẊsowohlẊdynamischeẊalsẊauchẊnichtẊdynamische Verben. Wie die Achievements geschehen die durch diese Verben bezeichneten Ereignisse in einem einzigen Moment. Die Semelfaktiva unterscheiden sich von den Achievements erstens dadurch, dass sie keinen Endpunkt haben, d.h. nicht telisch sind und zweitens, dass sie nicht zu einer ZustandsänderungẊführen.Ẋ sınaene ‗niesen‘,Ẋwe ṗeṙaene ‗sichẊerschrecken‘, tıngene ‗erschallen‘. Vor der semantischen Sortierung der Verben nach den Kriterien der RRG ist noch eine weitere Besonderheit der Zaza-Verben zu erwähnen.ẊDasẊMorphemẊ-n- von morphologischen Typ Ditene ‗sehen, finden‘ wirdẊimẊPastẊeingesetzt;ẊinẊPräsensẊundẊFuturẊwirdẊvinitene ‗sehen‘ verwendet. Es handelt sich hier also um Suppletion. 51 110 5 und Typ 8 hat kausativen Charakter. Es ist also in der Lage, bestimmte morphologische Verbgruppen in Kausativa umzuwandeln, falls die Morphologie dieser Verbgruppen dies zulässt.ẊWährendẊderẊTypẊ5ẊdieẊaktive Diathese kennzeichnet, sind die Typ-8-Verben allesamt passiv. DieẊandereẊpassiveẊGruppe,ẊnämlichẊTypẊ7,ẊistẊdurchgehendẊnonagentiv: Typ 6 berv-a-ene Typ 5 berv-n-a-ene ‗weinen‘ẊẊ Typ 8 berv-n-iya-ene ‗zumẊWeinenẊbringen‘ẊẊ Typ 6 ters-a-ene Typ 5 ters-n-a-ene ‗fürchten‘ ‗zumẊWeinenẊgebrachtẊwerden‘ Typ 8 ters-n-iya-ene ‗abschrecken‘ ‗abgeschrocken werden‘ ImẊ FolgendenẊ werdenẊ beiẊ derẊ UntersuchungẊ derẊ semantischenẊ VerbklassenẊ inẊ denẊ Übersetzungen auch die morphologischen Typen gekennzeichnet,ẊumẊzuẊprüfen,ẊobẊeinẊ Zusammenhang zwischen den semantischen und morphologischen Verbgruppen besteht. Die Typmorpheme bilden zusammen mitẊderẊVerbwurzelẊdenẊpräteritalenẊStammẊdesẊVerbes.ẊDabeiẊstehtẊ dieẊɑbkürzungẊɑɑẊfürẊein adjektivisches Attribut. (3.38) State a. Lazek-Ø ra-mered-i-ya-e52 bi-Ø junge-NOM DIR-?-[PASS-PRÄT]T6-AA.3sgM sein.PRÄTT6-3sgM ‗DerẊJungeẊwarẊliegend.ẊOder:ẊDerẊJungeẊlagẊda. ‘ a'. Lazek-Ø ra-mered-n-a-e bi-Ø junge-NOM DIR-?-KS-PRÄT-AA.3sgM biyaene.PRÄTT6-3sgM ‗DerẊJungeẊwarẊzuẊliegenẊgebrachtẊworden.‘ẊOder:ẊDerẊJungeẊwarẊhingelegtẊworden b. ÇênekeẊ nêwes biy-e Mädchen.NOM biyaenePRÄT.PRÄTT6-3sgF ungesund ‗DasẊMädchenẊwurde krank.‘ b'. Va-y çênekeẊ ker-d-e nêwes wind-OBL mädchen.NOM machenPRÄT-PRÄTT2-3sgF ungesund ‗DerẊWindẊmachteẊdasẊMädchenẊkrank.‘ c. Gulizare zon-êẊ ho ra zof has ker-d-Ø Gulizar.NOM sprache-EZM sich DIR viel liebe machenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗GulizareẊliebte ihreẊSpracheẊsehr.‘ 52 Diese verwandeln das Verb in ein verbales Adjektiv, unterscheiden nach Genus, Kasus und Numerus (Selcan 1998: 341). 111 c'. * Gulizare zon-êẊ ho ra zof has ker-n-d-Ø Gulizar.NOM sprache-EZM sich DIR viel liebe machenPRÄT-[KS-PRÄT]T2-3sgF ‗Gulizare bewirkte viel Liebe zu ihrer Sprache. Oder Gulizare veranlasstete,ẊihreẊSpracheẊsehrẊzuẊlieben.‘ Das Grundprinzip der stativen Verben ist, dass sie keine Antwort auf die FrageẊ„WasẊistẊpassiert―ẊgebenẊkönnen.ẊSieẊdrückenẊnurẊeinenẊZustandẊaus.ẊBeiẊdieserẊɑrtẊvonẊVerbenẊkommtẊesẊ zuẊkeinerẊÄnderungẊdesẊZustandes Ḳ siehe Beispiele (3.38a), (3.38a').ẊDasẊGegenstückẊzuẊdenẊ stativenẊVerbenẊsindẊ dieẊdynamischenẊVerben,ẊdieẊeineẊVeränderungẊvonẊeinemẊZustandẊzuẊ einem anderen Zustand beschreiben. In dem Beispiel Çêneke biye nêwes ‗DasẊMädchenẊwurdeẊkrank‘, ist ein zuvor gesunder Mensch dies nun nicht mehr, weshalb bei dem Verb nêwes biyaene von einem sowohl nicht statischen als auch nicht dynamischen Verb die Rede ist (3.38b). Falls wie in (3.38b') ein Verursacher der Krankheit bekannt ist, verwandelt sich das Verb in ein kausatives dynamisches Verb: newes biyaene ‗krankẊwerden‘ẊẊ nêwes kerdene ‗krankẊ machen‘.Ẋ DasẊ VerbẊ biyaene hat im Deutschen die Entsprechungen „sein―Ẋ undẊ „werden―.ẊInẊderẊBedeutungẊ„sein―ẊistẊdasẊVerbẊbiyaene ein Zustandsverb, in der Bedeutung von „werden―Ẋ jedochẊ nicht,Ẋ daẊ esẊ nichtẊ mehrẊ statischẊ ist. Diese semantische Differenz solcher Verben wie biyaene, has kerdene, nas kerdene usw. ist morphologisch nicht markiert. Zazaki stellt nichtẊfürẊalleẊstativenẊVerbenẊKausativmorphemeẊzurẊVerfügung.ẊWährendẊeinige stative Verben wie in (3.38a') das kausative Verb mit dem Kausativmorphem /-n-/ bilden, verhalten sich andere stative Verben hier abweichend. Das von dem stativen Verb ramerediyae biyaene ‗liegen‘Ẋ Ẓ3.38a) abgeleitete aktive Verb ra-merediyaene ‗sichẊ hinlegen‘ẊẊ bildet den Kausativ mittels des Infixes /-n-/. Das Verb ramerednae biyaene ‗hingelegtẊwordenẊ sein‘ẊgibtẊan,ẊdasẊeineẊäußereẊKraftẊdasẊLiegen verursacht hat (3.38a'). Adjektivische Attribute werdenẊ mittelsẊ desẊ PräteritalstammsẊ desẊ VerbesẊ gebildet.Ẋ DieseẊ PartizipienẊ könnenẊ dannẊ inẊ Kombination mit der Copula weiterhin wie in (3.38a) und (3.38a') ein statives Verb bilden. Stative Verben, die mit der CopulaẊ mitẊ derẊ BedeutungẊ „werden―Ẋ gebildetẊ werdenẊ wieẊ inẊ (3.38bẓ,Ẋ habenẊ alsẊ kausativesẊ GegenstückẊ kerdene ‗tun,Ẋ machen‘Ẋ Ẓ3.38b'). In diesem Fall ist keine morphologische KausativitätẊ anwesend.Ẋ DasẊ VerbẊ biyaene lässtẊ sichẊ nichtẊ durchẊ einẊ Suffix kausativieren, sondern muss durch das Kausativverb kerdene ersetzt werden. WährendẊ dieẊintransitivenẊstativenẊVerbenẊeinẊkausativesẊGegenstückẊhaben,ẊistẊdiesẊbeiẊdenẊtransitivenẊ stativen Verben wie in (3.38c') nicht der Fall. 112 (3.39) Achievement a. Dilane gṖl-êẊ res-t-e ko-y Dilane.NOM erreichenPRÄT-PRÄTT3-3sgF spitze-EZM berg-OBL ‗DilanẊerreichteẊdieẊSpitzeẊdesẊBerges.‘ a'. Olvo -i eve makina i res-n-a-y imtihan-i freund-OBL mit auto.OBL 3PL.NOM erreichenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3plẊprüfung-OBL ‗DerẊFreundẊ bringt sie mit dem Auto zurẊPrüfung nach.‘Ẋ b. Ṗk-i pe -a-y [ri-êẊlazek-i] funke-PL.NOM fliegenPRÄT-PRÄTT6-3pl [gesicht-EZM junge-OBL] ‗DieẊFunkenẊflogenẊ[demẊJungenẊinsẊGesicht].‘ b'. Va-y Ṗk-i pe -n-a-y [ri-êẊlazek-i] wind-OBL funke-PL.NOM treibenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3pl [gesicht-EZM junge-OBL] ‗DerẊWindẊtriebẊdemẊJungenẊdieẊFunkenẊinsẊGesicht.‘ ɑchievementẊ VerbenẊ verweisenẊ aufẊ eineẊ ZustandänderungẊ undẊ habenẊ einenẊ Endpunkt.Ẋ DasẊ Verb restene ‗ankommen‘ẊbeschreibtẊdasẊErgebnisẊeinerẊlangenẊoderẊkurzenẊReiseẊoderẊeinerẊ vergleichbarenẊɑktivität.ẊDerẊZustandẊdesẊɑrgumentsẊẊverändertẊsichẊmitẊderẊfinalenẊɑnkunftẊ von einer Bewegung zu einer Endsituation. Das Activityverb şiyaene ‗gehen‘ẊmündetẊinẊdemẊ durch restene ‗ankommen‘Ẋ beschriebenen Erreichen des Ziels. Die Achievement Verben unterscheiden sich in zwei Merkmalen voneinander. Hierbei wird entweder die Anfanggrenze (pısqiyaene ‗explodieren‘ẓẊoderẊdieẊSchlussgrenzeẊẒrestene ‗ankommen‘ẓẊhervorgehoben.ẊDieẊẊ GrenzeẊ anẊ derẊ „linkenẊ Seite―Ẋ ẒamẊ ɑnfangẓẊ undẊ anẊ derẊ „rechtenẊ Seite―Ẋ ẒamẊ EndeẓẊ istẊ beiẊ verschiedenen Achievementverben jeweils unterschiedlich. Manche Verben heben wie in (3.39b) den Anfang, andere wie in (3.39a) und (3.39a'ẓẊ dasẊ EndeẊ hervor.Ẋ WährendẊ einigeẊ Achievementaktionen wie in (3.39a) und (3.39a'ẓẊnurẊeinmalẊstattfinden,ẊkönnenẊsichẊandereẊ wie in (3.39b) (3.39b') mehrmals wiederholen. 3.40) Semelfactive a. PṖrpṖrṖk-Ø er -i-ya-Ø flamme-NOM werfenPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-3sgM ‗DieẊFlammeẊkamẊẒschossẓẊẒausẊdemẊHolzofenẓẊheraus.‘ a'. Sova pṖrpṖrṖk-Ø es-t-Ø holzofen.OBL flamme-NOM werfenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗DerẊHolzofenẊwarfẊẒschossẓẊeineẊFlammeẊheraus.‘ 113 b. ÇṖlaẊ şiy53-ê we lampe.NOM gehenPRÄT.PRÄTT3-3sgF DIR ‗DieẊLampeẊgingẊaus.‘ b' PêlzareẊ çṖlaẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊsay-n-ê we Pêlzare.OBL lampe.NOM machenPRÄT-[KS.PRÄT]T5-3sgF DIR ‗PêlzarẊmachteẊdieẊLampeẊaus.‘ c. Vilike kux-ê Vilike.NOM hustenPRÄT-PRÄTT6-3sgF ‗VilikeẊhustete.‘ c'. To -i Vilike kux-n-ê staub-OBLVilike.NOM hustenPRÄT-PRÄTT5-3sgF ‗DerẊStaubẊbrachteẊVilikeẊzumẊHusten.‘ Die Semelfaktiva treten in der Zaza-Sprache sowohl intransitiv als auch transitiv auf. Die intransitiven Semelfaktiva (3.40b) und (3.40cẓẊdrückenẊspontane,ẊpunktuelleẊEreignisseẊaus.ẊEinẊ EinflussẊaufẊdasẊGeschehenẊvonẊaußenẊwirdẊdurchẊdasẊkausative Morphem /-n/ markiert, das morphologischẊ fürẊ Typ-5-VerbenẊ „zuständig―Ẋ ist,Ẋ wieẊ inẊ Ẓ3.40b') und (3.40c'). Dieses Affix kann allerdings, wie (3.40a') zeigt, nicht bei allen Verbtypen kausative FunktionẊerfüllen;ẊwieẊ in Tab. 3.8 weiterẊuntenẊzuẊsehen,ẊstehenẊhierfürẊaberẊauchẊlexikalischeẊMittelẊzurẊVerfügung.Ẋ Nicht alle Typ-7-Verben lassen eine morphologische Umwandlung in ein Kausativverb durch dieses Morphem zu. Daher ist von dem erẓiyaene ‗geworfen werden abgeleitete hypothetische kausative Verb *erẓniyaene ‗geworfenẊwerden‘ ungrammatisch. EsẊistẊnichtẊimmerẊmöglich,ẊeineẊklareẊGrenzeẊzwischenẊSemelfaktivenẊundẊɑchievementsẊzuẊ ziehen,ẊdaẊbeideẊpunktuelleẊEreignisseẊausdrücken.ẊJeẊnachẊSpracheẊkannẊeineẊsolcheẊɑbgrenzung daher sehr schwierig sein. Achievementverben beinhaltenẊeineẊÄnderungẊdesẊZustandes,Ẋ Semelfaktiva dagegen nicht. Nicht alle Achievementverben haben morphologisch kausative formen.ẊWährendẊTyp-6-Verben sich wie in (3.40c) durch das kausative Morphem /-n/ in Typ 5 umwandeln lassen, ist dieser Prozess, wie (3.40aẓẊzeigt,ẊnichtẊbeiẊallenẊVerbtypenẊmöglich. BeiẊdenẊVerbenẊmitẊpräteritalenẊ/-a/ Auslaut wie şi-y-a-en-e ‗gehen‘ unterliegt der Auslaut manchmal einer Assimilation. Dieser Prozess liegt auch bei den Beispielen (118b), (118b'), (118c) und (118c') vor. 53 114 (3.41) Accomplishments a. Cêmşid-Ø Zazaki mṖs-a-Ø Cêmşid-NOM Zazaki.OBL lernenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗CêmşidẊlernteẊZazaki.‘ a'. Malime Cêmşid-Ø mṖs-n-a-Ø Zazaki lehrerin.OBL Cêmşid-NOM Zazaki.OBL lehrenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3sgM ‗DieẊLehrerinẊbrachteẊCêmşidẊZazakiẊbei.‘ b. KṖnc-i ti -i ia ver ra bi-Ø kleid-PL.NOM sonne-OBL vor POP sein PRÄT.PRÄTT6-3pl trocken ‗DieẊKleiderẊtrocknetenẊinẊderẊSonne.‘ b'. Ti -i kṖnc-i ia ker-d-i sonne-OBL kleid-PL.NOM tunPRÄT-PRÄTT2-3pl trocken ‗DieẊSonneẊtrockneteẊdieẊKleider.‘ b''. KṖnc-i ti -i ver ra iaẊ bi-Ø kleid-PL.NOM sonne-OBL vor DIR trocken seinPRÄT-PRÄTT6-3pl ‗DieẊKleiderẊinẊderẊSonneẊwarenẊtrocken.‘ BeiẊdenẊɑccomplishmentverbenẊfindetẊdieẊɑktion,ẊdieẊzumẊZustandwechselẊführt,ẊallmählichẊ statt. Diese Verben implizieren eine bestimmte Dauer der fraglichen Handlung. Falls ein Teil desẊPrädikatsẊeinẊɑdjektivẊist,ẊändertẊdieẊPositionẊdiesesẊɑdjektivesẊdieẊBedeutung.ẊWennẊdasẊ Adjektiv nach dem Verb steht, fungiert es als PräverbẊundẊgehörtẊzumẊNucleusẊ(3.41b). Damit ist es ein obligatorisches Element des Satzes vor dem Verb wie in (3.41b''). Hier einige BeispieleẊ fürẊ telische Verben, die auf eine Endgrenze des Geschehens hinweisen: mısaene ‗lernen‘, pêsaene ‗kochen‘,Ẋ cemediyaene ‗einfrieren‘,Ẋ pê mendene ‗schwangerẊ werden‘, ra amaene ‗gären‘, ro vileşiyaene ‗schmelzen‘,Ẋẓia biyaene ‗trocknen‘. Einige Sprachen wie Deutsch und Englisch treffen keine morphologische Unterscheidung zwischen transitiven und intransitiven Verben, außerẊeinẊpaarẊɑusnahmen. Im Zaza dagegen sind die unterschiedlichen Verbversionen durch Suffixe gekennzeichnet. Im Deutschen kann das Verb trocknen entweder intransitiv oder auch transitiv erscheinen. Ein intransitives BeispielẊwäreẊMeine Kleider trocknen, ein transitives Wir trocknen meine Kleider. Die ZazaSprache kennzeichnet diesen Unterschied klar durch ihre Morphologie. 115 (3.42) Activity a. SṖliyeẊ vor54-ê regen.NOM regnenPRÄT-PRÄTT6-3sgF ‗EsẊregnete.‘ a'. O 3SGM.NOM fṖkr-i-ya-Ø denkenPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-3sgM ‗ErẊdachteẊnach.‘ b. Serhad-i ewroẊmaç-i de kay ker-d-Ø Serhad-OBL heute spiel-OBL POP spiel machenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗SerhadẊspielteẊbeiẊdemẊheutigemẊSpiel.‘ b'. Direktor-i Serhad-Ø ewro maç-i de ker-d-Ø kay trainer-OBL Serhad-NOM heute spiel-OBL POP machenPRÄT-PRÄTT2-3sgM spiel ‗DerẊTrainerẊließ Serhad beiẊdemẊheutigemẊSpielẊspielen.‘ b''. Direktor-i Serhad-Ø ewroẊfiş-t-Ø kay ke, ber-o maç-i trainer-OBL Serhad-NOM heute ?PRÄT-PRÄTT3-3sgM spiel RK, mitnehmenKONJ-3sgM spiel-OBL ‗DerẊTrainerẊliefẊSerhadẊhinterher,ẊumẊihnẊfürẊdasẊSpielẊmitzunehmen. Oder Der Trainer wollte Serhad unbedingt mitnehmen, damit er heute beim Spiel spielt.‘ c. DerdêẊ mṖẊ ye-n-êẊ va-t-ene55 kummer-EZM 1SG.OBL kommenPRÄS-PRÄS-3pl sagenPRÄT-PRÄTT3-INF1 ‗MeineẊBeschwerden/SchmerzenẊkommenẊzuẊSprache.‘ c'. DerdêẊ mṖẊ da-n-êẊ va-t-ene56 kummer-EZM 1SG.OBL gebenPRÄS-PRÄS-3pl sagenPRÄT-PRÄTT3-INF1 ‗SieẊlassenẊmeinenẊKummerẊzuẊWortẊkommen.‘ẊSieheẊoben. Die Activity VerbenẊhabenẊkeineẊinhärentenẊɑnfangs- oder Endgrenze und involvieren keine bestimmteẊZeitspanne.ẊSieẊkönnenẊintransitivẊwieẊinẊẒ3.42a), transitiv wie in (3.42b) oder auch ditransitiv wie in (3.42b') sein. Nonagentive Verben sind allesamt intransitiv, agentive Verben teilweise transitiv, und die restlichen Verben entweder transitiv oder ditransitiv. Sowohl das intransitive vostene ‗laufen,Ẋ rennen‘Ẋ alsẊ auchẊ dasẊ transitiveẊ çıng daene ‗springen, hüpfen‘Ẋ Von vor-a-ene; derẊpräteritaleẊɑuslautẊunterliegtẊeinerẊɑssimilation. Aus dem Lied „Xatune“ von Mikail Aslan, Miraz & Maya & Miracle-2005,ẊKalanẊMüzik. 56 Aus dem Lied „Xatune“ von Mikail Aslan, Miraz & Maya & Miracle-2005,ẊKalanẊMüzik. 54 55 116 könnenẊalsẊɑctivityverbenẊauftauchen. Kay kerdene ist wie newes biyaene zweideutig und das wird durch Wortstellung unterschieden: Kay kerd ≠Ẋkerd kay. Einmal (3.42b) ist selber spielen,ẊbeiẊdemẊanderenẊẒ3.42b‗ẓẊjemandẊveranlasst das Geschehen. Dieser Differenz wird aber morphologisch nicht unterschieden. (3.43) Active Accomplishments a. Dilane vos-t-ê salon-a spor-i Dilan.NOM laufenPRÄT-PRÄTT3-3sgF halle-EZF sport-OBL ‗DilanẊjoggteẊinẊRichtungẊderẊSporthalle.‘ a'. Direktor-i Dilane voz-n-êẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊsalon-a spor-i direktor-OBL Dilan.NOM laufenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3sgF halle-EZF sport-OBL ‗DerẊDirektorẊschickteẊDilanẊinẊRichtungẊderẊSporthalleẊjoggen.‘Ẋ b. Dilane salon-a spor-i de vos-t-ê Dilan.NOM halle-EZF sport-OBL POP laufenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗DilanẊjoggteẊinẊderẊSporthalle.‘ Diese Gruppe stellt eine Kombination zweier Klassen (Activities, Accomplishments) dar, und enthältẊdemensprechendẊMerkmaleẊbeiderẊKlassen.ẊɑctivitiesẊunterscheidenẊsichẊvonẊɑccomplishments unter anderem dadurch, dass sie dynamisch sind. Activities wie in (3.43b) haben keinenẊinhärentenẊEndpunkt,ẊwährendẊɑctive Accomplishments in ihrer Dauer notwendigerweiseẊbegrenztẊsind.ẊɑctiveẊɑccomplishmentsẊkönnen,Ẋwie (3.43a') zeigt, ein kausatives GegenstückẊhaben,ẊdasẊwieẊauchẊsonstẊsoẊhäufigẊimẊZazaẊdurchẊdas Morphem /-n/ gebildet wird. Das vostene ‗laufen,Ẋjoggen‘Ẋgehört der Activity-GruppeẊwährendẊdasẊsalona spori vostene ‗inẊ dieẊSporthalleẊlaufen,Ẋjoggen‘Ẋein Active Accomplishmentsverb ist. Neben dem kausativen /-n-/-InfixẊ erfülltẊ jedochẊ auchẊ eineẊ HandvollẊ VerbenẊ eineẊ kausativeẊ Funktion. Einige der wichtigsten sind kerdene ‗tun,Ẋ machen‘Ẋ Ẓ3.42b'), fiştene ‗einleiten‘Ẋ (3.42b''), daene ‗geben,Ẋverursachen‘ẊẒ3.42c'). Diese Form der Kausativierung ist offenkundig nicht morphologischer, sondern syntaktischer Natur. DieẊ ɑktionsartklassenẊ könnenẊ nachẊ sechsẊ TestsẊ geprüftẊ werden (Van Valin 2005:35). Die folgenden Abschnitte widmen sich jeweils diesen Tests. Diese Tests beziehen sich wie der GroßteilẊdieserẊɑrbeitẊaufẊdenẊNorddialekt. 117 3.2.2 Aspektuelle Klassifikation WieẊebenẊerwähnt,ẊlassenẊdieẊuniversalenẊsemantischenẊVerbklassen sich im Einzelnen einigenẊTestsẊunterziehen,ẊdieẊnunẊinẊdenẊnächstenẊAbschnitten skizziert werden. a. Progressiver Aspekt möglich ImẊZazaẊwirdẊderẊprogressiveẊɑspektẊinẊzweierleiẊFormenẊundẊdreiẊTemporaẊẒPräsens,ẊPräteritum und Perfekt) realisiert. Der Aktionsablauf kann zum einen mit Hilfe des Deixismorphems und zum zweiten mittels der Konstruktion Deixispronomen + Auxiliar abgebildet werden. Der Deixismarker na markiertẊ„nah―,Ẋwährend ha fürẊ„fern―ẊzuständigẊist.Ẋ‗DabeiẊwirdẊdieẊɑnnäherung des Subjektes (Agens) an den Sprecher oder zu einem Bezugsort oder Ziel durch na, die Entfernung von dem selben durch ha markiert‘ẊẒSelcanẊ1998:Ẋ478ẓ.ẊDieẊfürẊdenẊprogressiven Aspekt stehenden Suffixe werden sowohl an die Deixismorpheme als auch an die Subjekte (Agens) angehängt.Ẋ ObwohlẊdieseẊSuffixeẊdenẊPersonalsuffixenẊdesẊPräsensẊstarkẊ ähneln,Ẋ sindẊsieẊinsgesamtẊnichtẊmitẊdiesenẊidentisch.Ẋ1sgẊundẊ1plẊalternierenẊaußerdemẊjeẊnachẊRegion.ẊWährendẊfürẊ1sgẊundẊ1plẊüberwiegendẊ/-o/ẊGebrauchẊfindet,ẊkommenẊaußerdemẊauchẊdie PersonalendungenẊ desẊ PräsensẊ Ẓ1sg:une/ane, 1pl:imeẓẊ für diese Pronomina zum Einsatz. In letzterem Fall verhalten sich die Progressivsuffixe und Personalsuffixe identisch. Im FolgendenẊsindẊdieẊverschiedenenẊSuffixeẊdesẊNorddialektesẊeinanderẊgegenübergestellt, um die Differenzen zu verdeutlichen. Progressiv Präsens 1SG ez- -o -une 2SG tṖ-(y)57- -a -a 3SGM u-(y)- -o -o 3SGF a-(w)- -a -a 1PL ma- -o -ime 2 PL sṖma- -ê -ê 3PL i-(y)- -ê -ê Wie man sieht, variieren diese Suffixe nach Genus, Tempus und Numerus. Sowohl das Hauptverb des Satzes als auch das Auxiliar, das den progressiven Aspekt anzeigt, werden konjugiert.Ẋ WennẊ einẊ SatzẊ inẊ PräsensẊ steht,Ẋ passtẊ sichẊ dieẊ ProgressivformẊ demẊ anẊ Ẓ3.44a). 57 Bindelaute sind hier in () gesetzt. 118 FallsẊdasẊTempusẊPräteritumẊoderẊPerfekt ist,ẊändertẊsichẊdamitẊauchẊdieẊKonjugationẊdesẊprogressiven Hilfsverbs (Copular). Im folgenden Abschnitt werden den Zaza-Beispielen neben denẊ deutschenẊ ÜbersetzungenẊ auchẊ dieẊ englischenẊ EntsprechungenẊ hinzugefügt,Ẋ umẊ dieẊ Bedeutung exakt auszugeben, da das Englische im Gegensatz zumẊDeutschenẊebenfallsẊüberẊdasẊ Progressive verfügt. Die Beispiele mit progressivem Aspekt sind daher in der englischen ÜbersetzungẊbesserẊ abzubildenẊalsẊ imẊDeutschen. Im Zaza haben die morphologischen Formen derẊ ProgressivitätẊ auch einen Nebensatzeffekt, die sich leicht verwechseln lassen. Die KopulaẊerfülltẊinẊdiesemẊFallẊdieẊFunktionẊeinesẊRelativkomplements.ẊUmẊdiesẊzuẊverdeutlichen,ẊwirdẊinẊdenẊÜbersetzungenẊvonẊẒ3.44) jeweils auch noch eine zweite Bedeutung aufgeführt. (3.44) Progressiv im Zaza a. Präsens:Ẋ çêẊ Heyder-o der58-o Heyder-PROG.3sgM haus-OBL LOK-seinPRÄS.3sgM 1.Ẋ‗HeyderẊistẊgeradeẊzuẊHause.‘ ‗Heyder is atẊhome.‘ 2.Ẋ‗Derjenige,ẊderẊgeradeẊzuẊHauseẊist,ẊistẊHeyder.‘Ẋ b. Präteritum:Ẋ Heyder-Ø bi-Ø çêẊ de bi-Ø Heyder-NOM seinPRÄT.PRÄTT6-3sgM haus.OBL LOK seinPRÄT.PRÄTT6-3sgM 1.Ẋ‗HeyderẊwarẊgeradeẊzuẊHause.‘ ‗Heyder was atẊhome.‘ 2.Ẋ‗Derjenige,ẊderẊzuẊHauseẊwar,ẊwarẊHeyder.‘ c. Perfekt: Pi-ØẊ biy-o bṖrazae ber-d-a amṖk-e vater-NOM seinPRÄT.PRÄTT6-PERF.3sgM nichte.NOM bringenPRÄT-PRÄTT2-PERF.3sgF tante-OBL 1.Ẋ‗DerẊVaterẊhatteẊdieẊNichte schonẊimmerẊzurẊTanteẊgebracht.‘ ‗The father had been bringing niece toẊɑunt.‘ 2.Ẋ‗EsẊwar der Vater gewesen, der die Nichte zurẊTanteẊhingebrachtẊhatte.‘ 58 Das Morphem /-r-/ taucht nur auf, falls danach etwas vorkommt, undẊfälltẊansonsten durch Alternation immer weg. 119 ImẊprogressivenẊɑspektẊdrückenẊdieẊVerbenẊinẊẒ3.45) sowohl einen Zustand als auch ein momentanesẊ EreignisẊ aus.Ẋ WährendẊeinigeẊSprachenẊwieẊdasẊDeutscheẊdiesẊmorphologischẊunterscheiden, differenzieren einige Verben im Zaza dies nur semantisch: Nas kerdene ‗kennen,Ẋ er-kennen‘.Ẋ ImẊ DeutschenẊ werdenẊ dieẊ VerbenẊ durchẊ dasẊ PräfixẊ /Ø-/, /er-/, /be-/ auseinander gehalten. Die Semelfactiva und Statives sind im Zaza nicht allesamt auf diese Art miteinander verbunden; es sind nur einige Verben, die dieseẊɑmbiquitätẊaufweisen. (3.45) Progressiv: Stative, Achievement gṖrs a. Heyder-o Heyder-PROG.3sgM groß ‗*HeyderẊwirdẊgroß.‘ ‗HeyderẊisẊbeingẊgreat.‘ ‗DerẊgroßeẊHeyder.‘ b. Heyder-Ø na-o derse ra has ke-n-o Heyder-NOM DXPN-PROG.3sgM hausaufgabe.OBL DIR liebe tunPRÄS-PRÄS-3sgM ‗HeyderẊliebtẊdieẊHausaufgabeẊẒdieẊgeradeẊzuẊbearbeitenẊistẓ.‘ ‗HeyderẊisẊlovingẊtheẊhomework.‘ b' *Heyder-i na-o ra has ker-d-Ø derse Heyder-NOM DXPN-PROG.3sgM hausaufgabe.OBL DIR liebe tun machenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗HeyderẊliebteẊdieẊHausaufgabeẊẒdieẊgeradeẊzuẊbearbeitenẊwarẓ.‘ ‗HeyderẊwasẊlovingẊtheẊhomework‘ c. *Rodina ha-w-a Heyder-i nas ke-n-a Rodina.NOM DXPF-PROG.3sgF Heyder-OBL schule-OBL bekannt tunPRÄT-PRÄS-3sgF ‗RodinaẊkenntẊgeradeẊdenẊHeyder.‘ ‗RodinaẊisẊknowingẊHeyder.‘ c'. *Rodina ha-w-a Heyder-Ø nas ker-d-Ø Rodina.NOM DXPF-PROG.3sgF Heyder-OBL bekannt tunPRÄT-PRÄTT2.3sgM ‗RodinaẊkannteẊgeradeẊdenẊHeyder.‘ ‗RodinaẊwasẊknowingẊHeyder.‘ d. Heyder-Ø bi-Ø oda de hewn de bi-Ø Heyder-NOM seinPRÄT.PRÄTT6-3sgM zimmer POP schlaf DIR seinPRÄT.PRÄTT6-3sgM ‗HeyderẊwarẊimẊZimmerẊamẊSchlafen.‘ ‗HeyderẊwasẊinẊtheẊroomẊsleeping.‘ 120 Sowohl das Verb cı ra has kerdene ‗lieben,Ẋmögen‘ẊalsẊauchẊdasẊVerbẊnas kerdene ‗kennen,Ẋ kennenlernen, erkennen‘ẊkönnenẊalsẊStativesẊ(3.45a) und als Achievements ((3.45b), (3.45c)) fungieren:ẊIhreẊZugehörigkeitẊzurẊKlasseẊderẊStatesẊoderẊderẊɑchievementsẊhängtẊvonẊihremẊ Gebrauch ab. State-und Achievementverben sind beide mit dem progressiven Aspekt unvereinbar,ẊdaẊsieẊnichtẊdynamischẊsind.ẊDieẊStatesẊdrückenẊnurẊeinenẊZustandẊaus.ẊDieẊɑchievements bringen rein momentane Ereignisse zum ɑusdruckẊ undẊ könnenẊ allein daher keinen progressiven ɑspektẊ annehmen.Ẋ DasẊ Hinzufügen eines Deixismorphemes zu einem stativen Verb kann diesem keinen progressiven Aspekt verleihen; stattdessen ist das Resultat einfach ungrammatisch. Bei dem Satz Heyder-o gırs ‗derẊgroßeẊHeyder‘ẊẒ3.45aẓẊerfüllt das /-o/ Suffix die Funktion der adjektivische Ezafe. In diesem Beispiel steht das /-o/ẊfürẊ3sgM. (3.46) Progressive Semelfactive a. *ÇṖla-w-a şiy59-ê we lampe.NOM-BL-PROG.3sgF gehenPRÄT.PRÄTT6-3sgF DIR ‗DieẊLampeẊwarẊamẊausgehen.‘ b. Vilik-a kux-ê Vilik.NOM- PROG.3sgF hustenPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗VilikeẊwarẊamẊHusten.‘ b'. Toz-Ø bi-Ø Vilike kux-n-ê staub-NOM seinPRÄT-PRÄTT6- PROG.3sgM Vilike.OBL husten PRÄT-KS.PRÄTT5-3sgF ‗DerẊStaubẊwarẊdabei,ẊVilike'sẊHustenẊzuẊverursachen.‘ ‗DerẊStaubẊbrachteẊVilikeẊzumẊHusten.‘ Wie (3.46aẓẊ zeigt,Ẋ könnenẊ auch viele semelfaktiven Verben nicht im Progressiv stehen. Es gibt jedoch unter ihnen eine Reihe von Verben, die iterativen Charakter haben, wie etwa kuxaene ‗husten‘,Ẋ sınaene ‗niesen‘Ẋ usw.,Ẋ undẊ dieseẊ iterativenẊ SemelfactivesẊ könnenẊ sehrẊ wohlẊ wie in (3.46b) und (3.46b') progressive Form annehmen. (3.47) Progressive Accomplishments a. KṖnc-i-y-ê b-en-êẊ ia Kleider-PL.NOM-BL-PROG.3pl werdenPRÄS-PRÄS-3pl trocken ‗Die Kleider werden trocken.‘ ‗The clothes are drying.‘ 59 BeiẊdenẊVerbenẊmitẊpräteritalem /-a/-Auslaut wie şi-y-a-en-e ‗gehen‘ unterliegt der Auslaut manchmal einer Assimilation. 121 b. KṖnc-i-y-êẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊbi-Ø ia Kleider-PL.NOM-BL-PROG.3pl werdenPRÄT.PRÄTT2-3pl trocken ‗DieẊKleiderẊwurdenẊtrocken.‘ ‗TheẊclothesẊwereẊdrying.‘ Das Verb ẓia biyaene ‗trocknen‘ ist ein Accomplishmentsverb, dessen Dauer mit einer bestimmtenẊZeitẊbegrenztẊist.ẊZugleichẊkönnteẊdieses VerbẊauchẊeinenẊZustandẊausdrückenẊwieẊ in Kınc-i ẓiaê ‗DieẊ KleiderẊ sindẊ trocken‘. Einige Verben im Zaza sind sowohl Accomplishment als auch Stative. ɑuchẊ dieẊ stativenẊ VerbenẊ desẊ TürkischenẊ sindẊ mitẊ demẊ progressivenẊ Aspekt weitgehend unvereinbar: *Ali aniden Sedatı tanıyor ‗ɑliẊkenntẊ SedatẊ plötzlich‘.ẊDasẊ Verb tanımak ‗kennen,Ẋerkennen‘ẊweistẊeineẊɑmbiguitätẊauf.ẊEsẊkannẊsowohlẊeinenẊZustand (Stativa) als auch eine telische Handlung (Accomplishment) ausdrücken.ẊIn einigen Sprachen wie Englisch (Van Valin 2005) lassen stative Verben den progressiven Aspekt nur begrenzt zu. (3.48) Progressive Activities, Active Accomplishments a. Heyder-Ø na-o voz-en-o Heyder-NOM DXPN-PROG.3sgM joggenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗HeyderẊjoggt gerade.‘Ẋ ‗Heyder is jogging.‘ b. Dilan-a vos-t-e salon-a spor-i Dilan.NOM- PROG.3sgF laufenPRÄT-PRÄTT3-3sgF halle-EZF sport-OBL ‗DilanẊwarẊJoggenẊinẊRichtungẊderẊSporthalle.‘ ‗DilanẊwasẊjoggingẊinẊtheẊdirectionẊofẊtheẊsportsẊhall.‘ Wie die Accomplishmentsklasse erlauben auch die Activities wie in (3.48a) und Active Accomplishments wie in (3.48b) den progressiven Aspekt. Das Activity Verb vostene ‗rennen, joggen‘Ẋhat keine Endgrenze, obwohl es einen Anfangspunkt hat. Hingegen ist das active Accomplishment salone vostene ‗zurẊSporthalleẊlaufen‘Ẋtelisch. b. Vorkommen mit Adverbien wie aktif aktiv , çip energisch, aktiv , pêt aktiv, schnell etc. Genau wie in etlichen anderen Sprachen ist es auch im Zaza oft schwierig, Adverbien und Adjektive voneinander abzugrenzen. Ein Adverb kann je nach dem Kontext auch als Adjektiv erscheinen und umgekehrt. So ist çip in Beispiel (3.49) unten ein Adverb, aber in der 122 Kombination çêvero çip ‗dieẊ festeẊ Tür‘Ẋ einẊ Eigenschaftwort. Die Adverbien çip ‗energisch, aktiv,Ẋnagelfest‘ẊundẊpêt ‗energisch, aktiv, schnell‘Ẋhaben,ẊwieẊdieẊdeutschenẊÜbersetzungenẊ hierẊzeigen,ẊmehrereẊBedeutungen.ẊBeideẊsindẊnichtẊkonträr,ẊsondernẊgehenẊausẊjeweilsẊunterschiedlichen Kontexten hervor. BeideẊkönnenẊinẊeinẊundẊdemselbenẊSatzẊvorkommen,ẊdürfenẊ aber in diesem Fall nicht dieselbe Bedeutung haben. Eines von ihnen kann auch als Direktional erscheinen, somit ist es ein Teil des Nukleus. Es fungiert in diesem Fall nicht mehr als Adverb, sondern alsẊPräverb.ẊInẊEy çêver pêt kerd çip ‗ErẊmachteẊdieẊTürẊschnellẊfest‘ẊstelltẊ çip kerdene ‗festẊmachen‘ẊeinẊVerbẊdar.ẊDasẊPräverbẊçip fungiertẊalsẊTeilẊdesẊVerbs,ẊwährendẊ pêt ‗schnell‘ẊadverbialẊist.Ẋ Es werden nun von Test b bis Test f weitgehend dieselben Beispiele eingesetzt, um die DarstellungẊstringenterẊzuẊmachenẊundẊabzukürzen.ẊZusätzlichẊwerdenẊnurẊdieẊjeweiligenẊTestaspekteẊ ersetztẊ undẊ geprüft.Ẋ DieẊ ReihenfolgeẊ derẊ BeispieleẊ folgtẊ denẊ Verbklassen:Ẋ aẊ State,Ẋ bẊ Achievement, c Semelfactive, d Accomplishment, e Activity, f. Active Accomplishment. (3.49) Mit den Adverben çip, pêt usw. a. *EwroẊçipẊ germ-o heute energisch warm-seinPRÄS-3sgM ‗HeuteẊistẊenergischẊwarm.‘ a'. *XṖdṖr-Ø Mem-i çipẊ nas ke-n-o Xidir-NOM Mem-OBL energisch bekannt tunPRÄS-PRÄS-3sgM ‗XidirẊkenntẊMemẊenergisch.‘ b. *Manga çipẊ biy-e vindi kuh.NOM energisch werdenPRÄT.PRÄTT6-3sgF verloren ‗DieẊKuhẊgingẊenergischẊverloren.‘ b'. *Firaze qeleme çipẊ ker-d-e vindi Firaze.OBL bleistift.NOM energisch tunPRÄT-PRÄTT2-3sgF verloren ‗FirazeẊverlorẊdenẊBleistiftẊenergisch.‘ c. Heyder-Ø çipẊ sṖn-a-Ø Heyder-NOM energisch niesenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗HeyderẊniesteẊenergisch.‘ c'. *Sewle hewn de çipẊ pe -e we Sewle.NOM schlaf POP energisch zuckenPRÄT.PRÄTT6-3sgF DIR ‗SewleẊzuckteẊimẊSchlafẊenergischẊzusammen.‘ 123 d. * em-êẊ Munzir-i peseweẊçipẊ fluss-EZM Munzir-OBL nacht cemed-i-ya- Ø energisch frierenPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-3sgM ‗DerẊMunzirẊFlussẊfrorẊüberẊdieẊNachtẊenergischẊzu.‘ d'. *Ẋ em-êẊ Munzir-i sodṖrẊçip/aktifẊ bṖ -i-ya-Ø fluss-EZM munzir-OBL tag ra energisch auftauenPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-3sgM DIR ‗DerẊMunzirẊFlussẊtaute tagsüberẊenergisch auf.‘ e. KutṖk-Ø çipẊ pṖsṖngeẊ verda-n-o dṖma hund-NOM energisch zulassenPRÄS-PRÄS-3sgM DIR katze.OBL hinterher ‗DerẊHundẊrenntẊenergischẊhinterẊderẊKatzeẊher.‘ e'. PṖsṖngeẊ kutṖk-i verẊçipẊ rem-en-a katze.NOM hund-OBL vor energisch entfliehenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗DieẊKatzeẊfliehtẊenergischẊvorẊdemẊHund.‘ f. Kerg-u çipẊ qut-Ø wer-d-Ø huhn-PL.OBL hühnerfutter-NOM energisch fressenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗DieẊHühnerẊfraßenẊenergischẊdasẊFutterẊauf.‘ f'. A 3SGF.NOM çipẊ vos-t-e stat-Ø energisch laufen PRÄT-PRÄTT3-3sgF stadion-OBL ‗SieẊrannteẊenergischẊbisẊzumẊStadion.‘ Das lateinische Adverb aktiv istẊüberẊdieẊtürkischeẊSpracheẊbeimẊZazaẊangekommenẊundẊistẊ den jungen GenerationenẊbekannt,ẊdenẊÄlterenẊdagegenẊnicht.ẊDaherẊistẊesẊsinnvoller,ẊdieẊursprünglichenẊAdverbien desẊZazaẊzuẊprüfen.ẊDasẊentscheidendeẊKriteriumẊfürẊdiesenẊ„TestẊb―Ẋ ist die dynamische Eigenschaft des Adverbs. Nur die Activity-Verben in (3.49e) und (3.49e'), die Active Accomplishments in (3.49f) und (3.49f') und ein Teil der semelfaktiven Verben nehmen das Adverb çip ‗energisch,Ẋ aktiv‘ẊoderẊ pêt an, die anderen Gruppen aber nicht. Bei den Semelfactiva muss das Verb wie in (3.49c) dynamisch sein, um mit dieser Art von Adverbien kombiniertẊ werdenẊ zuẊ können.Ẋ DieẊ nichtẊ dynamischenẊ SemelfaktivaẊ wieẊ inẊ Ẓ3.49c') akzeptieren dieses Adverb nicht. Zu beachten ist hier, dass Verben zusammen mit DirectionalsẊvonẊihrerẊursprünglichenẊBedeutungẊvölligẊabweichenẊundẊdementsprechend die dynamische Eigenschaft entweder verlieren oder erlangen können.ẊVerdaene ‗erlauben,Ẋzulassen‘ẊistẊ an sich nicht dynamisch, aber dıma verdaene ‗wegjagen‘ẊinẊẒ3.49e) ist es sehr wohl. Das Direktional dıma verleiht dem Verb seinen neuen dynamischen Inhalt. Eine weitere Voraus124 setzungẊfürẊeineẊɑkzeptanzẊdesẊɑdverbsẊçip ist, dass das Verb des Satzes agentiv ist. Wie man an (3.49d) und (3.49d') sehen kann, die nonagentiven Verben, die sich unter der morphologischen Typ 7 einordnen lassen, akzeptieren dieses Adverb nicht. Die Belebtheit des Subjektes spieltẊbeiẊdiesemẊTestẊebenfallsẊeineẊgroßeẊRolle. c. Vorkommen mit Adverbien wie pêt schnell , gıran langsam etc. Die Adverbien pêt ‗schnell‘, gıran ‗langsam‘ẊgehörenẊzuẊdenẊAdverbien der Geschwindigkeit. Sie stehen semantisch in Gegensatz zueinander. (3.50) mit Adverbien wie pêt ‗schnell‘, gıran ‗langsam‘ a. *EwroẊpêt/gṖranẊgerm-o a'. *XṖdṖr-Ø Mem-iẊpêt/gṖranẊnasẊke-n-o b. *MangaẊpêt/gṖranẊbi-y-e vindi b'. *FirazeẊqelemeẊpêt/gṖranẊker-d-e vindi c. Heyder-Ø pêt/*gṖranẊsṖn-a-Ø c'. SewleẊhewnẊdeẊpêt/*gṖranẊpe -e we d. em-êẊMunzir-i peseweẊpêt/gṖranẊcemed-iya- Ø d'. em-êẊMunzir-iẊsodṖrẊpêt/gṖranẊbṖ -iya-Ø ra e. KutṖk-Ø pêt/gṖranẊverda-n-oẊpṖsṖngeẊdṖma e'. PṖsṖngeẊkutṖk-iẊverẊpêt/gṖranẊrem-en-a f. Kerg-u qut-Ø pêt/gṖranẊwer-d-Ø f'. ɑẊpêt/gṖranẊvos-t-e stat-Ø Weder die Zustandsverben in (3.50a) und (3.50a') noch die Achievements in (3.50b) und (3.50b'ẓẊ könnenẊ mitẊ einemẊ GeschwindigkeitsadverbẊ kombiniertẊ werden.Ẋ DieẊ ɑctivitiesẊ inẊ (3.50e) und (3.50e') und die Accomplishments in (3.50d) und (3.50d') akzeptieren diese Adverbien jedoch, ebenso einige Semelfactiva, die eine iterativen Eigenschaft haben. Allerdings kann mit solchen Semelfactiva nur eines dieser Adverbien vorkommen. Das gegenteilige Adverb, gıran „langsam―,ẊführtẊzuẊungrammatischenẊSätzenẊwieẊinẊẒ3.50c) und (3.50c'). Stativen VerbenẊsindẊhierẊausgeschlossen.ẊDarüberẊhinausẊunterscheidetẊderẊTestẊzwischenẊpunktuellenẊ und nicht punktuellen Verben. 125 d. Vorkommen mit sate eine Stunde lang (3.51) Mit sate ‗eineẊStundeẊlang‘ a. Ewro sate germ-o a'. *XṖdṖr-Ø Mem-i sate nas ke-n-o b. Manga sate bi-y-e vindi b'. *Firaze qeleme sate ker-d-e vindi c. Heyder-Ø sateẊsṖn-a-Ø c'. Sewle hewn de sateẊpe -e we d. * em-êẊMunzir-i pesewe sate cemed-iya- Ø d'. * em-êẊMunzir-iẊsodṖrẊsateẊbṖ -iya-Ø ra e. KutṖk-Ø sate verda-n-oẊpṖsṖngeẊdṖma e'. PṖsṖngeẊkutṖk-i ver sate rem-en-a f. Kerg-u qut-Ø sate wer-d-Ø f'. A sate vos-t-e stat-Ø Dieser Test hat eine bestimmte, begrenzte Dauer als Kriterium. Neben den Achievements erfüllenẊ auchẊ VerbenẊ andererẊ GruppenẊ dasẊ Kriterium. Die Semelfactiva in (3.51c) und (3.51c') sind iterativ, was bedeutet, dass die Aktion sich innerhalb der beschriebenen Zeitdauer wiederholen kann. Dieser beiden Tests d und e erlauben eine Abgrenzung telischer und nicht telischer Verben voneinander. Der Test setzt eine zeitliche Grenze, so dass es einen inhärentenẊEndpunktẊgibt. e. Vorkommen mit sate de, satêna in einer Stunde Das ZazaẊhatẊeineẊganzeẊReiheẊvonẊɑdverbialenẊfürẊEreignisseẊundẊZustände,ẊdieẊinẊderẊZukunft stattfinden: deqê-na ‗inẊeinerẊMinute‘,Ẋsatê-na ‗inẊeinerẊStunde‘,Ẋheştê-na ‗inẊeinerẊWoche‘,Ẋṗoncêsê-na ‗inẊzweiẊWochen‘,Ẋasmê-na ‗inẊeinemẊMonat‘Ẋund seṙê-na ‗inẊeinemẊJahr‘.Ẋ Diese bedeuten einerseits derẊ nächstenẊ zeitlichen Einheit, anderseits irgendeine Einheit derselbenẊ Maßgröße.Ẋ Satena kann sich entweder direkt auf die nachfolgende Stunde beziehen oder auf irgendeine andere Stunde hinweisen. Die Entsprechung mit einem Tag als Zeitspanne, rozê-na ‗inẊeinemẊTag‘,ẊlässtẊsichẊinẊdieserẊFormẊnichtẊrealisieren,ẊdaẊdafürẊschonẊeinẊZeitadverbẊ existiert,Ẋ nämlichẊ meste ‗morgen‘.Ẋ DasẊ MorphemẊ /-na/ kann auch Teil des in seiner BedeutungẊgegensätzlichen,ẊinẊdieẊVergangenheitẊgerichteten Adverbiales sein. So bestehen z. B. seṙ-êna ‗inẊeinemẊJahr‘ẊundẊpaṙ-êna ‗seitẊletztemẊJahr‘,ẊebensoẊviẓer-êna ‗seitẊgestern‘.ẊImẊ 126 Gegensatz hierzu steht sate-de fürẊ dasẊ VergangenheitsadverbialẊ „vorẊ einerẊ Stunde―,Ẋ dessenẊ Entsprechung in der Zukunft satêna ‗inẊeinerẊStunde‘Ẋist.ẊSate de deutet auf eine Handlung, die innerhalb einer Stunde zustande kam oder erledigt wurde. (3.52) Mit sate de, satêna ‗inẊeinerẊStunde‘ a. *Ewro satena/sate de germ-o a'. *XṖdṖr-Ø Mem-i satena/sate de nas ke-n-o b. Manga *satena/sate de bi-y-e vindi b'. Firaze qeleme *satena/sate de ker-d-e vindi c. *Heyder-Ø satena/sate de sṖn-a-Ø c'. *Sewle hewn de satena/sate de pe -e we d. em-êẊMunzir-i pesewe *satena/sate de cemed-iya- Ø d'. em-êẊMunzir-iẊsodṖrẊ*satena/sate de bṖ -iya-Ø ra e. *KutṖk-Ø satena/sate de verda-n-oẊpṖsṖngeẊdṖma e'. *PṖsṖngeẊkutṖk-i ver satena/sate de rem-en-a f. Kerg-u qut-Ø *satena/sate de wer-d-Ø f'. A *satena/sate de vos-t-e stat-Ø Test e hat die Vollendung des Ereignisses oder der Aktion zum Kriterium. Die Activities habenẊkeinenẊEndpunktẊundẊkönnenẊdaherẊalsẊsolcheẊnichtẊmitẊdiesemẊɑdverbialẊauftreten.ẊMitẊ den Accomplishments in (3.52d) und (3.52d'ẓ,ẊdieẊeineẊallmähliche,Ẋtelische Aktion beschreiben,Ẋ könnenẊ sieẊ dagegenẊ erscheinen.Ẋ ɑuchẊ BeispielẊ Ẓ3.52a') ist ein grammatisch korrekter Satz. Das Verb ist aber in diesem Fall kein Stative, sondern ein Achievement: Nas kerdene: ‗kennen,Ẋkennenlernen,Ẋerkennen‘Ẋmuss als Achievement interpretiert werden, damit der Satz grammatisch ist. Abgesehen von den Statives (3.52a) und (3.52a') darf die PP sate de bei den restlichenẊSätzenẊauftauchen,ẊohneẊdieẊSätzeẊungrammatischẊzuẊmachen. f. Einsatzmöglichkeit als stative Modifier Wie im Deutschen könnenẊimẊZazaẊsowohlẊInfinitivformenẊalsẊauchẊPartizipienẊauchẊalsẊSubstantivẊeingesetztẊwerden.Ẋ‗DieẊPartizipienẊunterscheidenẊsichẊdannẊwieẊɑdjektiveẊnachẊKasus,Ẋ GenusẊ undẊ Numerus‘Ẋ (Selcan 1998: 560). In Tabelle 3.6 werden die Partizipial- und KasussuffixeẊangegeben,ẊumẊdieẊfolgendenẊBeispieleẊbesserẊverständlichẊzuẊmachen.ẊDieẊfraglichenẊPartizipienẊwerdenẊausẊdenẊPräteritalstämmenẊderẊVerbenẊgebildet.ẊManchmalẊtauchtẊbeiẊ dieser Partizipbildung nach dem Verbstamm ein /-a/ auf, aber das ist nicht bei allen Verben der Fall. Dieser Laut alterniert je nach dem Stammbildungstyp. 127 Maskulin Feminin Plural Partizip Kasus NOM e Ø e e ê i/y OBL i/y e u(n) Tab. 3.6 Partizipsuffixe (3.53) a. Roz-a germ biy-a-i60-y-e tag-EZF warm werdenPRÄT-PRÄTT6-PART-BL-3sgF.NOM61 ‗DerẊwarmẊgewordeneẊTag.‘ a'. XṖdṖr-o nasker-d-e-Ø Xidir-EZM kennenPRÄT-PRÄTT2-PART-3sgM.NOM ‗DerẊbekannteẊXidir.‘ b. Manga-w-a vindi biy-a-i-y-e kuh-BL-EZF verloren werdenPRÄT-PRÄTT6-PART-BL-3sgF.NOM ‗DieẊverlorenẊgegangeneẊKuh.‘ b'. Mem-o vindi ker-d-e-Ø Mem-EZM verloren tunPRÄT-PRÄTT2-PART-3sgM.NOM ‗Der verlorener Mem.‘ c. *Heyder-o pṖr -a-e-Ø Heyder-EZM niesenPRÄT-PRÄTT6-PART.3sgM-3sgM.NOM ‗DerẊniesendeẊHeyder.‘ c'. *Sewl-a we pe -a-i-y-e Sewle-EZF DIR zuckenPRÄT-PRÄTT6-PART-BL-3sgF.NOM ‗DieẊzuckendeẊSeele.‘ d. em-o cemedi-y-a-e-Ø flus-EZM frierenPRÄT-BL-PRÄTT6-PART-3sgM.NOM ‗DerẊzufrierendeẊFluss.‘ 60 Ursprunglich ist ein /-e/ẊSuffixẊfürẊdasẊPartizip.ẊɑufgrundẊseinerẊPlatzierungẊzwischenẊ/-a/ und /-e/ verwandelt es sich in eine /-i/-Laut. 61 Das letzte Morphem /-e/ẊstehtẊfür die Genusmarkierung, das davor stehende /-i/ẊistẊfürẊPartizipẊzustandig. 128 d'. em-o ra bṖ i-y-a-e-Ø flus-EZM DIR auftauenPRÄT-BL-PRÄTT6-PART-3sgM.NOM ‗DerẊauftauendeẊFlus.‘ e. *KutṖk-o dṖmaẊverd-a-e-Ø hund-EZM DIR zulassenPRÄT-PRÄTT6-PART-3sgM.NOM ‗DerẊhinterherlaufendeẊHund.‘ e'. *PṖsṖng-a rem-a-i-y-e katze-EZF weglaufenPRÄT-PRÄTT6-PART-BL-3sgF.NOM ‗DieẊweglaufendeẊKatze.‘ f. Qut-o wer-d-e-Ø futter-EZM fressenPRÄT-PRÄTT2-PART-3sgM.NOM ‗DasẊgefresseneẊFutter.‘ f'. *Çênek-a vos-t-i-y-e michen-EZF laufenPRÄT-PRÄTT3-PART-BL-3sgF.NOM ‗DasẊweglaufendeẊMädchen.‘ Verben,ẊdieẊeinenẊErgebniszustandẊhaben,ẊkönnenẊalsẊstativeẊModifiziererẊeingesetztẊwerden.Ẋ Die Semelfactive und Activity-VerbenẊhabenẊkeinẊErgebnisẊundẊkönnenẊdeswegen keine stativen Modifizierer sein. In den Beispielen (3.53) stehen die Partizipien im Nominativ und erhalten dementsprechende Suffixe. Der mit dem direkten Kasus markierte Partizipant wird dann mit dem Partizip kombiniert, so dass das Partizipialverb nun die Funktion eines statischenẊModifizierersẊerfüllt. Criterion 1. Occurs with progressive 2. Occurs with adverbs like çip, pêt, 3. Occurs with adverbs like pêt,gıran, 4. Occurs with X sate 5. Occurs with X satêna, sate de 6. Can be used as Stative modifier State No Achiev No Seml No Accomp Activity Active Accomp Yes Yes Yes No No Some Yes Yes Yes No No No Yes Yes Yes Yes No Yes No Yes Yes No No No Yes No Yes Yes Yes No Yes No Yes Tab. 3.7 TestsẊfürẊɑktionsartklassen im Zaza Tabellenabkürzungen:Ẋɑchiev:Ẋɑchievement,ẊSeml:ẊSemelfactive,Ẋɑccomp: Accomplishment. 129 DieẊobereẊTab.Ẋ3.7ẊgibtẊeinenẊstrukturiertenẊÜberblickẊüberẊdieẊgesamtenẊTestergebnisse.ẊDieseẊTestergebnisseẊzeigenẊzumẊeinen,ẊdassẊbestimmteẊSätze im Zaza Ḳ sogar im Hinblick auf ihreẊGrammatikalitätẊḲ ambigẊseinẊkönnen.ẊEinẊSatzẊkannẊjeẊnachẊdemẊKontextẊunterschiedliche Sachverhalte versprachlichen. So bilden im Zaza die Deixissuffixe den progressiven ɑspekt,Ẋ gleichzeitigẊ könnenẊ sieẊ aberẊ auchẊ inẊ der Funktion der adjektivischen Bildung vorkommen, wie bei lazek-o rındek „derẊschöneẊJunge―ẊundẊlazek-o yeno „derẊJungeẊkommtẊgerade―. Diese Zweideutigkeiten sind behutsam auszuloten, was nicht in jedem Kontext gelingt. Zum zweiten zeigen diese Tests, dass diese Mehrdeutigkeit Forschungsgegenstand umfangreicher weitere wissenschaftlicherẊɑrbeitẊwerdenẊkönnteẊundẊsollte. 3.2.3 Logische Struktur der Verben ImẊ HinblickẊ aufẊ dieẊ SemantikẊ derẊ VerbenẊ übernahmẊ dieẊ RoleẊ andẊ ReferenceẊ GrammarẊ einẊ bereits bestehendes System,ẊnämlichẊdasẊderẊLexikalischenẊDekomposition,ẊundẊvervollständigte es. Die von Dowty entwickelte Theorie der Lexikalischen Dekomposition betrachtet die stativenẊ VerbenẊ alsẊ ɑusgangspunktẊ fürẊ dieẊ ɑnalyseẊ allerẊ anderenẊ Verben.Ẋ DieẊ RRGẊ entwickelt dieses SystemẊ weiterẊ undẊ fügtẊ nochẊ eineẊ weitereẊ BasisklasseẊ hinzu.Ẋ InẊ dieserẊ TheorieẊ sind Statives und Activities das Fundament des gesamten Verbsystems: Aus diesen beiden Klassen werden alle anderen Verben abgeleitet. Neben den Statives und Activities sind nun auch noch Accomplishments, Achievements und Semelfactives, die außerdemẊweitereẊEigenschaften besitzen. Besonders wichtig sind dieẊOperatorenẊfürẊdieẊDarstellungẊderẊlogischenẊStrukturẊdesẊVerbs.Ẋ Diese logischen Strukturen der verschiedenen Verbklassen sind in Tab. 3.7 (Van Valin 2005:45) samtẊdenẊdazugehörigenẊɑrgumentenẊdargestellt. Aktionsart class Logical structure STATE ACTIVITY ACHIEVEMENT predicate' (x) or (x, y) do' (x, [predicate' (x) or (x, y)]) INGR predicate' (x) or (x, y), or INGR do' (x, [predicate' (x) or (x, y)]) SEMELFACTIVE SEML predicate' (x) or (x, y) SEML do' (x, [predicate' (x) or (x, y)]) ACCOMPLISHMENT BECOME predicate' (x) or (x, y), or BECOME do' (x, [predicate' (x) or (x, y)]) ACTIVE ACCOMPLISHMENT do' (x, [predicate/ (x, (y))]) & INGR predicate/ (z, x) or (y) CAUSATIVE a CAUSE p, where a, p are logical structures of any type Tab. 3.7 Lexical representations for Aktionsart classes 130 (3.54) Statives a. Ko-Ø berz-o berg-NOM hoch-seinPRÄS.3sgM ‗Der Berg ist hoch.‘ be' (ko, [berz']) b. DêsṖm-Ø orte çorẊ ko-u der-o DêsṖm-NOM mitten vier berg-PL.OBL POP-seinPRÄS.3sgM ‗DêsṖmẊbefindetẊsichẊinmittenẊvonẊvierẊBergen.‘ be-middle' ẒçorẊkoy,ẊDêsṖmẓ c. üẊlaz-êẊ Heyder-i est-o Ein sohn-EZM Heyder-OBL existenz-seinPRÄS.3sgM ‗HeyderẊhatẊeinenẊSohn.‘ exist' (laz) ʌ have' (Heyder, laz) BeiẊ denẊ stativenẊ VerbenẊ kannẊ Possessivität unter dem exist' & have' Prädikat eingeordnet werden.ẊDasẊZazaẊhatẊkeineẊdirekteẊEntsprechungẊfürẊdasẊVerbẊhave. Es kann aber mit exist ʌ have ausgerücktẊwerden. (3.55) Achievements a. DṖrveti62-i ra goni-Ø am-ê wunde-OBL DIR blut-NOM kommenPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗DieẊWundeẊfing an zu bluten.‘ INGR come' (goni) b. MirçṖkeẊ niş-t-e balkon-êẊ ma ra vogel.NOM landenPRÄT-PRÄTT3-3sgF balkon-EZM 1PL.OBL DIR ‗DerẊVogelẊlandeteẊaufẊunserenẊBalkon.‘ INGR land on' ẒmirçṖkeẓẊ c. Karker-u ewro kar ca verd-a-Ø arbeiter-PL.OBL heute arbeit platz lassenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗DieẊɑrbeiterẊkündigtenẊheuteẊdieẊɑrbeit.‘ INGR leave' (karkeru, kar) 62 Dieser Auslaut wird durch das nachfolgende Kasussuffix assimiliert. 131 (3.56) Semelfactive pṖsṖng-e a. Makina kuy-a-Ø ra auto.OBL anfahrenPRÄT-PRÄTT6-3sgF katze-OBL DIR ‗DasẊɑutoẊfuhrẊdieẊKatzeẊan.‘ SEML do' (makina, [bump into' (makina, pṖsṖnge)]) b. QatṖreẊ da-Ø Hesen-i ro maultier.OBL gebenPRÄT.PRÄTT1-3sgM Hesen-OBL DIR ‗DasẊMaultierẊschlugẊaufẊHasanẊein.‘ ‗DasẊMaultierẊtratẊHasan.‘ SEML do' ẒẊqatṖre,Ẋ[ hit' ẒqatṖre,ẊHesenẓ]) c. Sewle sṖn-ê Sewle.NOM niesenPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗SewleẊnieste.‘ SEML do' (Sewle, [sneeze' (Sewle)]) (3.57) Accomplishment a. KṖnc-i ia bi-Ø kleid-PL.NOM werdenPRÄT.PRÄTT6-3pl trocken ‗DieẊKleiderẊtrockneten.‘ BECOME dry' ẒkṖnciẓ b. Gost-Ø lozṖneẊ de vês-a-Ø fleisch-NOM kamin.OBL POP brennenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗DasẊFleischẊwurde im Kamin gar.‘ BECOME burn' (gost) c. Cêmşid-Ø Zazaki mṖs-a-Ø Cêmşid-NOM Zazaki.OBL lernenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗CêmşidẊlernteẊZazaki.‘ BECOME know' ẒCêmşidẓ 132 (3.58) Activity a. Firaze ve XṖdṖr-i ra fetel-i-y-a-y Firaze.NOM mit Xidir-OBL POP spazierenPRÄT-BL-PRÄTT6-3pl ‗FirazeẊundẊXidirẊgingenẊspazieren.‘ do' (Firaze & Xidir [walk' (Firaze & Xidir)]) b. Cênc-u azna ker-d-ê junge-PL.OBL schwimmen tunPRÄT-PRÄTT2-3pl ‗DieẊJungenẊschwammen.‘ do' ẒCênciẊ[swim' (cencu)]) c. Vilike reqeşi-y-ê Vilike.NOM tanzenPRÄT-PRÄTT6-3sgF ‗VilikeẊtanzte.‘ do' (Vilike [dance' (Vilike)]) (3.59) Active Accomplisment a. Zora surgṖnẊ ker-d-ime ta suk-a Qonya 63 gewaltig deportation tunPRÄT-PRÄTT2-1pl PAR stadt-EZF Qonya ‗SieẊverbannten unsẊmitẊGewaltẊnachẊKonya.‘ do' (Ine, [exile' (Ine, ma)]) & INGR be-in' (Qonya, ma) b. LüyeẊ kerge wer-d-e fuchs.OBL huhn.NOM fressenPRÄT-PRÄTT2-3sgF ‗DerẊFuchsẊfraßẊdasẊHuhnẊauf.‘Ẋ do' ẒlüyeẊ[eat' (lüye,Ẋkerge)]) & INGR consumed' (kerge) c. Doman-i makina dṖmaẊ voş-t-i kind-PL.NOM auto.OBL hinterher laufenPRÄT-PRÄTT3-3pl ‗Die Kinder liefen hinter das Auto.‘Ẋ do' (domani [run' (makina)]) & be-after' (makina) 63 Aus dem Lied „Ogıt― vonẊBa ar. 133 (3.60) Kausative a. Ceng-i Besere bêkes-e ker-d-e krieg-OBL Besere.NOM tunPRÄT-PRÄTT2-3sgF einsam-F ‗DerẊKriegẊmachteẊBeserẊeinsam.‘ [do' (ceng, Ø)] CAUSE [be' (Besere), [bêkes'])] mirçṖkeẊ b. Non-i nis-n-ê balkon-i ra brot-OBL vogel.NOM landenPRÄT-[KS.PRÄT]T5-3sgF balkon-OBL DIR ‗DasẊBrotẊlässtẊdenẊVogelẊaufẊdemẊBalkonẊlanden. Oder Das Brot lockt den Vogel auf den Balkon. ‘ [do' (non, Ø)] CAUSE [INGR land up' ẒmirçṖk-e), [balkon'])] c. Dü-y Sewle kux-n-ê rauch-OBL Sewle.NOM hustenPRÄT-[KS.PRÄT]T6-3sgF ‗DerẊRauch brachte Sewle zum Husten.‘ [do' Ẓdü, Ø)] CAUSE [SEML caugh' (Sewle)] d. Malim-i Cêmşid-Ø Zazaki mṖs-n-a-Ø lehrer-OBL Cêmşid-NOM Zazaki.OBL lehrenPRÄT-[KS-PRÄT]T6-3sgM ‗DerẊLehrerẊbrachteẊCêmşidẊZazakiẊbei.‘ [do' (Malim, Ø)] CAUSE [BECOME learn' ẒCêmşid,ẊZazakiẓ] e. Dawul-u Vilike reqes-n-e trommel-PL.OBL Vilik.NOM tanzenPRÄT-KS.PRÄTT6-3sgF ‗DieẊTrommelnẊbrachtenẊVilikeẊzumẊTanzen.‘ [do' (Dawul, Ø)] CAUSE [do' (Vilike [dance' (Vilike)])] f. Malim-i doman-i rus-n-a-yẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊçê lehrer-OBL kind-PL.NOM schickenPRÄT-[KS-PRÄT]T6-3pl haus.OBL ‗Der Lehrer schickte die Kinder nach Hause.‘ [do' (malim, Ø)] CAUSE [do'( malim, [send' (domani,Ẋçê)]) & INGR send' (domani)] Kausativ sind nicht nur durch das /-n/-Morphem gekennzeichnete Verben, daẊ KausativitätẊ sowohl morphologisch, d.h., durch ein Suffix, als auch durch die Kombination eines Verbs mit dem Hilfsverb daene ‗geben‘ẊzustandeẊkommenẊkann.ẊKausativeẊVerbenẊsindẊgleichzeitigẊ immer transitiv. Intransitive Verben bekommen durch Kausativ-Suffigierung sowohl 134 kausativen als auch transitiven Charakter. Die morphologischen Kausativa sehen folgendermaßenẊaus:Ẋ Typ Nicht Kausativ Typ 6 /-a-/ zırç-a-ene ‗schreien‘ Typ 7 /-iya-/ vur-i-ya-ene ‗sichẊändern‘ Typ 8 /-niya-/   vur-n-i-ya-ene ‗geändert werden‘  Typ Kausativ Typ 5 zırç-n-a-ene ‗schreien lassen‘ Typ 5 vur-n-a-ene ‗ändern‘ Typ 5 vur-n-a-ene ‗ändern‘ Die Verben des Typs 5 sind allesamt kausativ und lassen sich von den Verben von Typ 6, Typ 7 und Typ 8 ableiten. Verben mit dem Stammbildungmorphem /-iya/ sind nicht agentive. SowohlẊagentiveẊalsẊauchẊnichtẊagentiveẊVerbenẊkönnenẊdurchẊErsetzungẊdesẊjeweiligenẊStammbildungmorphems durch das Kausativmorphem /-n-/ in Typ 5 verwandelt werden. Je nach ihremẊsemantischenẊInhaltẊverwendenẊjedochẊnichtẊalleẊVerbenẊhierfürẊdasẊkausativeẊSuffix;Ẋ dieẊ KausativitätẊ kannẊ auchẊ mittelsẊ einesẊ ɑuxiliars gebildet werden: wer-iya-ene ‗gegessen werden‘Ẋ werdene daene ‗essenẊlassen‘,Ẋ*wer-n-iya-ene ‗essenẊlassen‘,Ẋ*wer-na-ene ‗essenẊ TYP 8 TYP 7 TYP 6 TYP 4 TYP 3 TYP 2 TYP 1 lassen‘.ẊTab.Ẋ3.8ẊgibtẊeineẊÜbersichtẊüberẊdieẊɑrtenẊderẊKausativbildung. Nicht-Kausative Kausative Bildungsart ra- daene ‗graben ‘ ro-naene ‗auflegen‘ ra-verdaene ‗freilassen‘ wer-d-ene ‗essen,Ẋfressen‘ ker-d-ene ‗tun,Ẋmachen‘ ar-d-ene ‗herholen‘ şü-t-ene ‗waschen‘ va-t-ene ‗sagen,Ẋsingen‘ po-t-ene ‗kochen‘ ram-ıt-ene ‗bestellen,Ẋfahren‘ kın-ıt-ene ‗graben,Ẋkratzen‘ sım-ıt-ene ‗trinken‘ zırça-ene ‗schreien‘ peṙa-ene ‗abfliegen‘ berva-ene ‗weinen‘ zeleq-iya-eneẊ‗kleben‘ veẓ-iya-ene ‗aufsteigen‘ zewe -iya-eneẊ‗heiraten‘ zeleq-niya-ene ‗geklebtẊwerden‘ hêr-niya-ene ‗gekauftẊwerden‘ dır-niya-ene ‗gerissenẊwerden‘ ra-daene daene ‗grabenẊlassen‘ ro-naene daene ‗auflegen,ẊhinlegenẊlassen‘Ẋ ra-verdaene daene ‗freilassenẊlassen‘ werdene daene ‗essen,ẊfressenẊlassen‘ kerdene daene ‗machen lassen‘ ardene daene ‗herholen lassen‘ şütene daene ‗waschen lassen‘ vatene daene ‗sagen,Ẋsingen lassen‘ potene daene ‗kochen lassen‘ ramıtene daene ‗bestellen,Ẋfahren lassen‘ kınıtene daene ‗graben,Ẋkratzen lassen‘ sımıtene daene ‗trinken lassen‘ zırç-na-ene ‗schreienẊlassen‘ peṙ-na-ene ‗abfliegenẊlassen‘ berv-na-ene ‗zumẊWeinenẊbringen‘ zeleq-na-ene ‗klebenẊlassen‘ vez-na-ene ‗aufsteigenẊlassen‘ zeweẓ-na-ene ‗heiratenẊlassen‘ zeleq-na-ene ‗klebenẊlassen‘ hêr-na-eneẊ‗kaufen‘ dır-na-ene ‗zerreissen‘ syntaktisch syntaktisch syntaktisch syntaktisch syntaktisch syntaktisch syntaktisch syntaktisch syntaktisch syntaktisch syntaktisch syntaktisch morphologisch morphologisch morphologisch morphologisch morphologisch morphologisch morphologisch morphologisch morphologisch Tab. 3.8 Bildungsart der Kausativbildung im Zaza 135 Wenn das Stammbildungsmorphem wie in den Verbtypen 1, 2, 3 und 4 / Ø/, /-d-/, /-t-/ oder /Ṗt-/ ist, werden diese Morpheme nicht durch ein Kausativmorphem ersetzt, sondern das Verb bildet den Kausativ zusammen mit dem Hilfsverb daene ‗geben‘.ẊɑußerẊdem Verb daene sind noch ein paar weiteren Verben,Ẋ dieẊ eineẊ kausativeẊ FunktionẊ erfüllen.Ẋ DieseẊ kommenẊ nurẊ inẊ bestimmten Kontexten mit bestimmten Verben vor: huyayis fiştene ‗zumẊ LachenẊ bringen‘Ẋ usw. Trotz alldem gilt daene als allgemeines HilfsverbẊfürẊKausativbildungẊeinigerẊVerbklassen.ẊImẊGegensatzẊhierzuẊbildenẊdieẊTypenẊ6,Ẋ7,ẊundẊ8ẊihreẊkausativenẊGegenstückeẊmorphologisch. DieẊ VerbenẊ desẊ TypsẊ 5Ẋ sindẊ allesamtẊ kausativ;Ẋ dieẊ ɑktionẊ wirdẊ vonẊ außenẊ veranlasst.Ẋ DieẊ morphologischẊ gebildeteẊKausativitätẊẒ3.60), (3.61) und die syntaktischeẊKausativität stellen sich also wie in (3.62) dar. (3.61) MorphologischeẊKausativität Ey emser laz-êẊ 3SGM.OBL dieses jahr ho zewez-n-a- Ø sohn-EZM REFP heiraten-[KS-PRÄT]T5-3sgM ‗ErẊverheitatetẊseinenẊSohnẊdiesesẊJahr.‘ (3.62) Syntaktische Kausativität a. Ine 3PL.OBL so-êẊ rṖnd-i wer-d-i, apfel.EZPL gut-OBL essenPRÄT-PRÄTT3-3pl ‗SieẊaßenẊdieẊgutenẊÄpfel, so-êẊxerepiya-i ki mang-uẊrêẊda-y wer-d-ene apfel-EZPL faul-OBL auch kuh-PL.OBL POP gebenPRÄT-3pl essenPRÄT-PRÄTT6-INF1 und ließenẊdieẊKüheẊdieẊfaulenẊÄpfelẊfressen.‘ pê oẊwer-i-ya-y a'. So-y apfel-3PL.NOM alle essenPRÄT-[PASS-PRÄT]T6-3pl ‗DieẊÄpfelẊwurdenẊalleẊgegessen.‘ b. Xal-i çêẊ hu-y-êẊ dewe Almanya ra onkel-OBL haus-EZM sich-BL-EZM dorf Deutschland.OBL POP da-Ø ro-t-ene gebenPRÄT.PRÄTT1-3sgM verkaufen-PRÄTT3-INF1 ‗DerẊOnkelẊlässtẊseinẊHausẊimẊDorf von DeutschlandẊausẊverkaufen.‘ 136 b'. Wereza-yẊcṖẊ rêẊ ro-t-Ø neffe-OBL DIR DIR verkaufenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗DerẊNeffeẊverkaufteẊdasẊHaus fürẊihnẊẒdenOnkelẓ.‘ b''. Çê-Ø endi roş-i-ya-Ø haus-NOM endlich verkaufen-[PASS-PRÄT]T7-3sgM ‗DasẊHausẊwurdeẊendlichẊverkauft.‘ c. DewṖ -i hêgaẊ nê-ram-Ṗt-Ø, da-Ø ram-Ṗt-ene bauer-OBL feld.NOM NEG-bestellenPRÄT-PRÄTT4-3sgM,gebenPRÄT-3sgM bestellenPRÄT-PRÄTT4-INF1 ‗DerẊBauerẊbestellte das Feld nicht, sondern lies esẊbestellen.‘ c'. HêgaẊ emser ram-i-y-a-Ø feld.NOM diesjahr bestellenPRÄT-[PASS-BL-PRÄT]T7-3sgM ‗Das FeldẊwurdeẊdiesesẊJahrẊbestellt.‘ heşir-i d. Vekil-i da-Ø-y ra-verd-a-ene abgeordnete-OBL häftling-PL.NOM gebenPRÄT-PRÄTT1-3pl DIR-freilassenPRÄT-PRÄTT6-INF1 ‗DerẊɑbgeordneteẊließẊdieẊHäftlingeẊfreilassen.‘ e. CênikeẊ mêrd-êẊ ho Almania ra da-Ø-Ø ar-d-ene frau.OBL ehemann-EZM sich deutschland.OBL PoP gebenPRÄT-PRÄTT1-3sgM holen PRÄT-PRÄTT2-INF1 ‗DieẊFrauẊließẊihrenẊMannẊausẊDeutschlandẊholen.‘ f. Ma ho rêẊ pizza 1PL.OBL sichẊfürẊpizza.NOM d-êẊ po-t-ene gebenPRÄT.PRÄTT1-3sgF backen PRÄT-PRÄTT3-INF1 ‗WirẊließenẊunsẊPizzaẊbacken.‘ g. Guroto -i vṖrendeẊmakinaẊ d-êẊ ram-Ṗt-ene käufer-OBL zuerst auto.NOM gebenPRÄT.PRÄTT1-3sgF fahren PRÄT-PRÄTT4-INF1 ‗DerẊKäuferẊließẊẒdenẊKundenẓẊzuerstẊdasẊɑutoẊfahren‘ DasẊ ThemaẊ KausativitätẊ sollteẊ hiermitẊ fürẊ die Zwecke der vorliegenden Arbeit ausreichend behandelt sein. Einige Beispiele wie (3.62a') (3.62b'') (3.62c') stellen auch die nicht kausativen Formen der Verben, um den Unterschied exakter zu präsentieren. 137 3.2.4 Semantische Rollen Semantische Rollen sind auf drei Ebenen zu definieren: verbspezifische semantische Rollen, thematischeẊ RelationenẊ undẊ semantischeẊ Makrorollen.Ẋ WiewohlẊ esẊ natürlichẊ stimmt,Ẋ dassẊ jedesẊ VerbẊ eineẊ charakteristischeẊ RolleẊ übernimmt,Ẋ wirdẊ diesenẊ verbspezifischenẊ semantischen Rollen in der RRGẊnichtẊdieẊhöchsteẊWichtigkeitẊzugewiesen.ẊVorrangigẊsindẊhierẊstattdessenẊdieẊwesentlichẊgrößerẊgefasstenẊsoẊgenanntenẊthematischenẊRelationenẊundẊdieẊsemantischen Makrorollen. Die RRG illustriert die Hierarchie der genannten drei Konzepte der Semantik wie folgt (Van Valin 2005: 54): Verb-Specific Semantic Roles Giver Runner Killer Speaker Dancer Thinker Believer Knower Presumer Hearer Smeller Feeler Taster Liker Lover Hater Thematic relations Semantic macroroles Grammatical relations Agent Cogniser Actor Perceiver Experiencer Emoter Subject Given to Sent to Handed to Recipient Seen Heard Liked Stimulus Located Moved Given Theme Broken Destroyed Killed Patient Undergoer Increasing generalization, increasing neutralisation of semantic contrast Abb. 3.19 Kontinuum von verbspezifischen semantische Rollen zu grammatischen Relationen 138 Unter thematische Relationen fallen Rollen wie Agent, Experiencer, Rezipient, Stimulus, ThemeẊusw.ẊDieẊgrößteẊBedeutungẊinẊderẊRRGẊhabenẊdieẊgeneralisiertenẊsemantischenẊMakrorollen.ẊVonẊdiesenẊMakrorollenẊgibtẊesẊnurẊzwei,ẊnämlichẊɑctorẊundẊUndergoer.ẊDerẊɑctor umfasst Agent, Experiencer und Rezipient, der Undergoer Experiencer, Rezipient, Stimulus undẊTheme.ẊWieẊmanẊsieht,Ẋ gibtẊesẊhierẊeineẊÜberlappung,ẊdennẊ ExperiencerẊundẊRezipientẊ könnenẊsowohlẊinẊderẊMakrorolleẊdesẊɑctorsẊalsẊauchẊinẊderẊdesẊUndergoersẊauftauchen.ẊEin ÜberblickẊüberẊverschiedeneẊɑnsätzeẊzuẊthematischenẊRollen in syntaktischen Theorien (KutscherẊ2009:Ẋ13ẓẊlässtẊsichẊwieẊfolgtẊdarstellen. a. AG > EXP > INS > PAT > GOAL / SOURCE / LOC (Fillmore 1971) b. AG > BEN> REC/EXP > INS > TH / PAT > LOC (Bresnan/Kanerva 1989) c. AG > EFFECTOR > EXP > LOC > THEME > PAT (Foley/Van Valin 1984) d. AG > EXP > THEME (Belletti/Rizzi 1988) e. AG > EXP > GOAL / SOURCE / LOC > THEME (Grimshaw 1990) DasẊ ɑgensẊ nimmtẊ inẊ allenẊ ɑnsätzenẊ inẊ derẊ HierarchieẊ derẊ thematischenẊ RollenẊ dieẊ obersteẊ Stelle ein. Im Linking-System (LS) der RRG (Van Valin 2005) spielen sowohl die thematischen Relationen als auch die semantischen Makrorollen eine zentrale Rolle, weshalb sie in denẊbeidenẊfolgendenẊɑbschnittenẊausführlichẊbehandeltẊwerden. 3.2.4.1 Thematische Relationen ZunächstẊmüssenẊdieẊthematischenẊBeziehungen definiert werden. Als Ausgangspunkt befinden sich in Tab. 3.9 (Van Valin 2005: 55) zwei Verbklassen (Statives, Activities), und die Definition der thematischen Rollen lehnt sich an diese beiden Klassen an. Sowohl die Statives als auch die ActivityverbenẊverfügenẊentwederẊüberẊeineẊoderẊzweiẊValenzstellen. Die Valenzstellen werden durch die Core-Argumente besetzt; die peripheren AdjunktenẊgehörenẊnichtẊdazu.ẊDabeiẊ stehtẊ x fürẊdasẊersteẊẒeventuellẊ einzigeẓ,Ẋ y fürẊdasẊzweiteẊ ɑrgument.ẊDieẊPrädikateẊsindẊin der folgenden Tabelle fett markiert. Das Agens wird in Tab. 3.9 nicht als thematische Kategorie angesehen, da die RRG es nicht direkt als solche einordnet,ẊsondernẊstattdessenẊseineẊspezifiziertenẊUnterzweigeẊanspricht.ẊDasẊtraditionelleẊ„ɑctor―Ẋ kann demnachẊmehrereẊinẊderẊTabelleẊerwähnteẊthematischeẊKategorienẊeinschließen. 139 ____________________________________________________________________________ I. STATE VERBS A. Single Argument 1. State or condition 2. Existence B. Two arguments 1. Pure location broken' (x) exist' (x) xẊ=ẊPɑTİENTẊ xẊ=ẊENTİTYẊ be-LOC' (x, y) equate' (x, y) xẊ=ẊLOCɑTİON,Ẋ y = THEME xẊ=ẊPERCEİVER,Ẋ yẊ=ẊSTİMULUSẊ xẊ=ẊCOGNİZER,Ẋ y = CONTENT x = WANTER, yẊ=ẊDESİREẊ x = JUDGER, y = JUDGMENT x = POSSESSOR, y = POSSESSED xẊ=ẊEXPERİENCER,Ẋ yẊ=ẊSENSɑTİONẊ x = EMOTER, y = TARGET xẊ=ẊɑTTRİBUTɑNT, yẊ=ẊɑTTRİBUTEẊ xẊ=ẊİDENTİFİED,Ẋ yẊ=ẊİDENTİTYẊ xẊ=ẊVɑRİɑBLE,Ẋ y = VALUE x, y = REFERENT do' Ẓx,ẊØẓ do' (x, [walk' (x)]) do' (x, [spin' (x)]) do' (x, [shine' (x)]) do' (x, [gurgle' (x)]) x = EFFECTOR x = MOVER x = ST-MOVER x = L-EMİTTER x = S-EMİTTER do' (x, [sing' (x, (y))]) x = PERFORMER, y = PERFORMANCE x = CONSUMER, y = CONSUMED x = CREATOR, yẊ=ẊCREɑTİON x = OBSERVER, yẊ=ẊSTİMULUS x = USER, yẊ=ẊİMPLEMENT 2. Perception hear' (x, y) 3. Cognition know' (x, y) 4. Desire want' (x, y) 5. Propositional Attitude consider' (x, y) 6. Possession have' (x, y) 7. Internal Experience feel' (x, y) 8. Emotion love' (x, y) 9. Attributive be' (x, [pred']) 10. Identificational be' (x, [pred']) 11. Specificational be' (x, y) 12. Equational II. ACTIVITY VERBS A. Single Argument 1. Unspecified action 2. Motion 3. Static motion 4. Light emission 5. Sound emission B.One or two arguments 1. Performance 2. Consumption do' (x, [eat' (x, (y))]) 3. Creation do' (x, [write' (x, (y))]) 4. Directed perception do' (x, [hear' (x, (y))]) 5. Use do' (x, [use' (x, y)]) __________________________________________________________________________ Tab. 3.9 Definitionen der thematischen Beziehungen in Bezug auf die LS-Argument-Positionen Eine Besonderheit weisen die Equationals auf, die keine semantische Rolle haben (Van Valin 2005). SieẊstellenẊzweiẊgleichwertigeẊKategorienẊeinanderẊgegenüber: 140 (3.63) a. Wa-a Qemer-i xanṖm-a RṖza-i-a schwester-EZF Qemer-OBL ehefrau-EZF Riza-OBL-seinPRÄS.3sgF ‗QemersẊSchwesterẊistẊdieẊEhefrauẊvonẊRiza.‘ ‗Qemer'sẊSchwesterẊistẊRiza'sẊEhefrau.‘ b. XanṖm-a RṖza-y waa Qemer-i-a ehefrau-EZF Riza-OBL schwester-EZF Qemer-OBL-seinPRÄS.3sgF ‗Riza'sẊEhefrauẊistẊdieẊSchwesterẊvonẊQemer.‘ ‗Riza'sẊEhefrauẊistẊQemer'sẊSchwester.‘ In den Beispielen (3.63a) und (3.63bẓẊkannẊvonẊɑrgumentenẊeinesẊPrädikatesẊkaumẊdieẊRedeẊ sein. Beide Ezafeformen sind obliq markiert. Normalerweise sollte das erste Argument unmarkiert bleiben, wenn das zweite Argument im Obliquus steht. Weder das Argument eines einstelligenẊ nochẊ dieẊ ɑrgumenteẊ einesẊ zweistelligenẊ PrädikatsẊ sind in (3.63) zu erkennen. Dementsprechend es befinden sich in diesen beiden Konstruktionen keine semantischen Rollen. ThematischeẊRelationenẊspielenẊinẊzweiẊBereichenẊeineẊgroßeẊRolle,ẊnämlichẊinẊderẊsemantischen Darstellung des Verbs und in der Formulierung der grammatischen Funktionen. Die thematischen Relationen lassenẊ sichẊ entlangẊ einerẊ SkalaẊ inẊ fünfẊ KategorienẊ einordnen (Van Valin 2005: 58).ẊWährendẊdasẊɑgensẊVerursacherẊundẊUrheberẊist,ẊistẊdasẊPatiensẊidealtypischẊ der betroffene Partizipant. Arg. Of DO 1st arg. of do' (x, ... AGENT EFFECTOR MOVER ST-MOVER L-EMITTER S-EMITTER PERFORMER CONSUMER CREATOR OBSERVER USER 1st. arg. of pred' (x,y) 2nd arg. of pred' (x,y) Arg. of state pred' (x) LOCATION THEME PATIENT PERCEIVER STIMULUS ENTITY COGNIZER CONTENT WANTER DESIRE JUDGER JUDGMENT POSSESSOR POSSESSED EXPERIENCER SENSATION EMOTER TARGET ATTRIBUATTRIBUTE IDENTIFIED IDENTITY VARIABLE VALUE PERFORMANCE CONSUMED CREATION IMPLEMENT Tab. 3.10 Thematische Beziehungen, logische Struktur und Argument-Positionen 141 Das DO stehtẊfürẊlexikalisierteẊɑgentivität,ẊwobeiẊderẊɑgentẊimmer mit einem Argument von „do' (x,...ẓ―ẊwieẊEffector,ẊMover,ẊCreator erscheint. Diese finden sich in der zweiten Spalte. Das einzige Argument von predicate' (x) ganz rechts ist der Partizipant von Verben im adjektivischen Passiv wie crushed, killed, shattered, broken, destroyed und so weiter. Die vierte Spalte direkt daneben gibt die Rolle des zweiten Arguments des predicate' (x, y) an,ẊnämlichẊ die entsprechenden Rollenspieler von placed, moved, given, possessed, seen, heard, loved etc. Das erste Argument von predicate' (x, y) steht in der dritten Spalte; es ist generell aktiver und stehtẊfolgerichtigẊdemẊɑgentẊnäher. (3.64) Thematische Beziehungen a. Karker-u serva rovar-i arbeiter-PL.OBL fürẊ ti -i vera uwe ker-d-e sur rovar64-OBL sonne-OBL unter wasser.NOM tunPRÄT-PRÄTT2-3sgF warm ‗DieẊɑrbeiterẊerwärmtenẊdasẊWasserẊfürẊdasẊRovarẊunterẊderẊSonne.‘ [do' (Karkeri, Ø) CAUSE [[do' ẒtṖ i,ẊØ)] CAUSE [INGR cook' (uwe)]] a'. TṖ -i uwe serva rovar-i ker-d-e sur sonne-OBL wasser.NOM fürẊ rovar-OBL tunPRÄT-PRÄTT2-3sgF warm ‗DieẊSonneẊerwärmte dasẊWasserẊfürẊdasẊRovar.‘ b. Sayder-i pêẊdest da-Ø here ro keẊpêtẊ şêr-o Sayder-OBL mit hand.OBL gebenPRÄT.PRÄTT2-3sgM eselin.OBL DIR RP schnell laufenKONJ-3sgM ‗Sayder schlug die Eselin mit der Hand,ẊdamitẊsieẊschnellerẊläuft.‘ do' (Sayder, [hit' (Sayder, here) ∧ use' (Sayder, destu)]) b'. *Dest-u da-Ø here ro ke,ẊpêtẊ şêr-o hand-PL.OBL gebenPRÄT.PRÄTT2-3pl eselin.OBL DIR RP schnell laufenKONJ-3sgM ‗DieẊHändeẊschlugen dieẊEselin,ẊdamitẊsieẊschnellerẊläuft.‘ Es sind zwei instrumentale Satztypen zu unterscheiden: Bei dem einen (3.64a) handelt es sich um eine kausale Ganzheit, bei dem anderen (3.64b) um die gleichzeitige Implementation eines Zwecks. Der erste hat kausativen Charakter, der zweiteẊnicht.ẊWährendẊinẊẒ3.64b) şiyaena here ‗dasẊLaufenẊderẊEselin‘ẊundẊeve dest here ro daene ‗mitẊderẊHandẊdieẊEselinẊschlagen‘Ẋ keineẊnotwendigeẊfaktischeẊ BeziehungẊhabenẊ ẒdieẊEselinẊkönnteẊsichẊtrotzẊderẊSchlägeẊweigern, schneller zu laufen), liegt bei dem Geschehen in (3.64a) eine unmittelbare Beziehung Rovar: Tag der körperlichen Reinigung. Dieser wurdeẊinẊdenẊDörfern tradiotionell einmal in der Woche abgehalten. Dabei badete die ganze Familie, wusch WäscheẊusw. 64 142 vor, was die Verbindung von Instrument und Zweck zu einer Ursache-Folge-Relation werden lässt.ẊẊ Das Beispiel (3.65ẓẊgibtẊnochẊeineẊReiheẊvonẊweiterenẊBeispielenẊfürẊthematischeẊRelationenẊ im Zaza, wobei in den Glossen auch die Makrorollen eingeschlossen sind. (3.65) Thematische Relationen a. KutṖk-Ø vos-t-Ø Effector/Agent hund-NOM rennenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗DerẊHundẊ[ɑctor]Ẋrannte.‘ b. Kerge lulik-i wer-d-i Effector/Agent Patient huhn.OBL insekt-PL.NOM essenPRÄT-PRÄTT2-3pl ‗DasẊHuhnẊ[ɑctor]ẊfraßẊdieẊInsekten[Undergoer].‘ c. Malim-i talebe-y ker-d-i sa Effector/Agent Experiencer lehrer-OBL student-PL.NOM machenPRÄT-PRÄTT2-3pl freude ‗DerẊLehrerẊ[ɑctor]ẊmachteẊdenẊStudentenẊ[Undergoer]ẊFreude.‘ d. ÇênekeẊ veng-Ø hes-n-a-Ø mädchen.OBL stimme-NOM hörenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3sgM Perceiver Stimilus Recipient Theme ‗DasẊMädchenẊ[ɑctor]ẊhörteẊdieẊStimmeẊ[Undergoer].‘ e. Server-i program-êẊ imtihan-u di-(t)-Ø Server-OBL program-EZM prüfung-PL.OBL sehenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗ServerẊ[ɑctor]ẊfandẊdasẊPrüfungsprogrammẊ[Undergoer].‘ f. Cemed-i sar-êẊ ciran-e sṖk-Ṗt-Ø Effector Patient eis-OBL kopf-EZF nachbarin-OBL brechenPRÄT-PRÄTT4-3sgM ‗DasẊEisẊ[ɑctor]ẊbrachẊdenẊSchädelẊderẊNachbarinẊ[Undergoer].‘ g. Kerge wer-i-y-e Patient huhn.NOM essenPRÄT-[PASS-BL.PRÄT]T7-3sgF ‗DasẊHuhnẊ[Undergoer]ẊwurdeẊgegessen.‘ Die Makrorollen Actor und Undergoer sind die generalisierten Rollen. Darunter in der Hierarchie finden sich die spezifischeren thematischen Relationen wie Agens, Patient, Stimulus usw.ẊDieẊverbspezifischenẊsemantischenẊRollenẊsindẊhierẊausgelassen,ẊdaẊsieẊeineẊgründlichereẊ UntersuchungẊbenötigenẊwürden,ẊdieẊanẊdieserẊStelleẊnichtẊerforderlichẊist.ẊVonẊgroßerẊBedeutungẊ istẊ jedochẊ hierẊ dieẊ semantischeẊ TransitivitätẊ derẊ Verben,Ẋ dieẊ inẊ derẊ RRGẊ alsẊ 143 M-TransitivitätẊbzw.ẊM-IntransitivitätẊdefiniertẊwirdẊẒVanẊValinẊ2001ẓ.ẊEsẊistẊ offensichtlich, dassẊ „M―Ẋ hierẊ fürẊ „Macrorole― steht. M-intransitive Verben haben eine Makrorolle wie in (3.65a) und (3.65g), M-transitive zwei wie in (3.65b), (3.65c), (3.65d) und (3.65f). Beispiel (3.65a) unterscheidet sich von (3.65e) und (3.65g) durch die Diathese. Das Verb vostene ‗laufen,Ẋrennen‘ ist ein aktives intransitivesẊVerb,ẊwährendẊweriyaene ‗gegessen,Ẋgefressen werden‘ rollenreduziertes intransitive Verb im Passiv ist. Alle Zaza Verben haben mindestens eine Makrorolle, hingegen die M-transitiven Verben haben zwei. 3.2.4.2 Makrorollen Die Beziehungen zwischen demẊVerbẊẒoderẊanderenẊPrädikatenẓẊundẊdessenẊɑrgumenten sind inzwischen von verschiedenen linguistischen Theorien intensiv untersucht worden. Die RRG unterscheidetẊsichẊinẊihrerẊɑnalyseẊdieserẊBeziehungenẊgrundsätzlichẊvonẊallenẊanderenẊɑnsätzen.ẊDieẊRRGẊgeneralisiert die gesamten semantischen Rollen in einer Weise, aus der sich nurẊzweiẊprimäreẊMakrorollenẊergeben,ẊnämlichẊɑctorẊundẊUndergoer.Ẋ (3.66) a. Vore vor-ê schnee.NOM niederprasselnPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗DerẊSchneeẊ[ɑctor]ẊprasselteẊnieder.‘ ‗EsẊschneite.‘ a'. SṖliyeẊ vor-ê regen.NOM niederprasselnPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗DerẊRegenẊ[ɑctor]ẊprasselteẊnieder.‘ ‗EsẊregnete.‘ a''. Torge vor-ê hagel.NOM niederprasselnPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗DerẊHagelẊ[ɑctor]ẊprasselteẊnieder.‘ ‗EsẊhagelte.‘ 144 Wie (3.66a') (3.66a'') zeigen, kann das Verb voraene ‗schneien,Ẋniederprasseln‘ mit grundverschiedenen Actors vorkommen, obwohl es auf schneien (3.66a) basiert: z.B. Kemer u kuç vora ma ser65 ‗ɑufẊunsẊsindẊSteineẊniederprasselt‘.ẊDiesesẊVerbẊhatẊeinẊsyntaktischesẊSubjekt, das eine entsprechende semantische Makrorolle bekommt. In vielen Sprachen wie Deutsch und Englisch hat die Entsprechung dieses Verbs weder ein semantisches Subjekt noch eine Makrorolle. Die Zaza-Verben, die mit Kollektiva (pê, tê usw.) oder RichtungspräverbienẊ Ẓra, ro usw.) vorkommen,Ẋ sindẊ allesamtẊ transitiv.Ẋ DieseẊ PräverbienẊ könnenẊ nurẊ beiẊ VorhandenseinẊ einesẊ Undergoers erscheinen, aber nicht, wenn lediglich ein Actor da ist: Wo sie erscheinen, hat das Verb mindestens zwei Valenzstellen. Lokaladverbien (de(r) ‗in,Ẋ bei‘, ver ‗vor‘, pey ‗hinter‘Ẋ usw.) tretenẊmeistensẊzusammenẊmitẊdemẊThemeẊauf,ẊdasẊwiederumẊeineẊderẊmöglichenẊUnterkategorien des Undergoers darstellt. DieẊRRGẊdefiniertẊsemantischeẊTransitivitätẊinẊɑbhängigkeitẊvonẊderẊlogischenẊStruktur der Verben. WährendẊdieẊɑnzahlẊderẊCore-ɑrgumenteẊfürẊsemantischeẊValenzẊsteht,ẊvertretenẊdieẊ StellenẊ derẊ MakrorollenẊ dieẊ semantischenẊ Transitivität.Ẋ LetztereẊ wirdẊ auchẊ alsẊ MakrorollentransitivitätẊ [MRẊ α]Ẋ bezeichnet.Ẋ αẊ stehtẊ hierẊ fürẊ dieẊ ZahlẊ derẊ Makrorollen. Liegt keinerlei Makrorolle vor [MRẊ 0];Ẋ höhereẊ ZahlenẊ vonẊ MakrorollenẊ werdenẊ mitẊ denẊ entsprechenden Werten als [MR 1] und [MR 2] angegeben. Mehr als zwei Makrorollen kann es per definitionen nicht geben. Obwohl syntaktisch ditransitiven Verben drei Core-Argumente haben, definiert die RRG nur zwei generalisierte semantischen Rollen: Actor und Undergoer. Von diesen bekommt das erste Argument (meist das syntaktische Subjekt) die Actorrolle, das zweite (meist das direkte Objekt) die Undergoerrolle. Eine dritteẊMakrorolleẊfürẊdasẊdritteẊɑrgumentẊistẊnichtẊvorgesehen. Dieses ist dann das 'non-macrorole Argument'. Es ist aber nicht so, dass immer das Subjekt der Actor ist. DasẊdirekteẊObjektẊistẊaußerdemẊnichtẊimmerẊmit dem Undergoer identisch. 65 Aus dem Lied "Welatê mı", HasanẊSağlamẊẒVengdaisẓ. 145 Verb voraene ‗regnen,Ẋschneien‘Ẋ vostene ‗rennen‘ era viri kewtene ‗vermissen‘ estene ‗schmeisen‘ werdene ‗essen,Ẋfressen‘ kerdene ‗tun,Ẋmachen‘ mısnaene ‗lehren‘ mısnaene ‗lehren‘ daene ‗geben‘Ẋ cı estene ‗hinschmeisen,ẊdraufẊschmeisen‘ cı kerdene ‗reinẊtun‘ cı daene ‗geben‘ cṖẊmṖsnaene ‗zeigen‘ pı ra daene ‗ankleiden‘ Semantische Valenz 1 1 2 2 2 2 2 2 2 oder 3 3 3 3 3 3 Makrorole nummer 1 1 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 Mtransitivity Intransitiv Intransitiv Transitiv Transitiv Transitiv Transitiv Transitiv Transitiv Transitiv Transitiv Transitiv Transitiv Transitiv Transitiv Tab. 3.11 Valenz und Makrorollen Im Unterschied zu Sprachen wie Englisch oder Deutsch, existieren im Zaza keine Verben mit null semantischen Valenzstellen. Die Verben der Zaza-Sprache sind also entweder ein-, zweioder auch dreiwertig. Ebenso wie etliche andere Sprachen besitzt das Zaza keine Verben, die sowohl intransitiv als auch transitiv sind, anders als zum Beispiel im Deutschen. Dort finden sich Verben wie essen, sehen, die oft intransitiv gebraucht werden. Zugleich sind sie aber auch transitiv. Wie die Formen etwas essen, etwas sehen zeigen, haben sie neben dem Subjekt auch ein Objekt, das eigentlich obligatorisch ist und nur unterẊbestimmtenẊUmständenẊweggelassen werden kann. Dieses Weglassen des Objekts ist im Zaza nicht erlaubt. Werdene ‗essen‘, ditene ‗sehen‘ sind in jedem Kontext ohne Ausnahme transitiv. Zudem gibt es, wie in (3.67a) cı mısnaene ‗zeigen‘ẊauchẊditransitive Verben, die drei Coreargumente haben. (3.67) a. Ap-i onkel.OBL şindor mṖs-n-a-Ø grenze.NOM zeigenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3sgF nachbar-OBL ciran-i ‗Der Onkel [Actor] zeigte dem Nachbarn die Grenze [Undergoer].‘ b. PṖsṖngeẊ gost-Ø wer-d-Ø katze.OBL fleisch-NOM fressenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗DieẊKatzeẊ[Actor] fraßẊdasẊFleisch [Undergoer].‘ c. KutṖk-u wer-d-Ø hund-PL.OBL fressenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗DieẊHunde [Actor] fraßen (es) [Undergoer].‘ 146 Im Zaza muss jedes Coreargument einen Kasus erhalten. In Beispiel (3.67a) haben alle drei obligatorischen Argumente Kasus-, Numerus- und Genusmarkierung. Es sind zwei Verben voneinanderẊzuẊunterscheiden,ẊdieẊähnlichenẊEindruckẊmachen:Ẋ mısnaene ‗lehren‘ und cı mısnaene ‗zeigen‘.ẊWährendẊmısnaene zweiẊobligatorischeẊMitgliederẊhat,ẊverfügtẊcı mısnaene überẊdreiẊValenzstellen. Einerseits durch die Wortstellung anderseits durch Kasusmarkierung lassen sie sich unterscheiden. Die transitive Verben mit einem Zielpronomen wie cı in cı kerdene ‗hineinẊ tun‘Ẋ habenẊ festeẊ dreiẊ Stellen.Ẋ SieẊ sindẊ vonẊ derẊ ZahlẊ ihrerẊ ValenzstellenẊ herẊ ditransitiv, von den Makrorollen her gesehen aber lediglich transitiv. Das Verb werdene ‗essen,Ẋfressen‘ẊinẊẒ3.67b) und (3.67c) ist transitiv. Obwohl das direkte Objekt (der Undergoer) in (3.67cẓẊ imẊ SatzẊ nichtẊ alsẊ selbständigeẊ NPẊ vorkommt,Ẋ kongruiertẊ dasẊ VerbẊ trotzdemẊ mitẊ einemẊ singularenẊ „Objekt―.Ẋ WäreẊ dasẊ Verb,Ẋ wieẊ manẊ aufẊ denẊ erstenẊ BlickẊ vermutenẊ würde,Ẋ einstellig,ẊhätteẊesẊmitẊdemẊpluralenẊSubjektẊkongruierenẊmüssen.ẊDasẊmitẊdemẊVerbẊkongruierende Element bekommt immer den direkten Kasus.ẊEsẊverhältẊsichẊalsoẊso,ẊdassẊdasẊpluraleẊ Subjekt allein schon aufgrund dessen kein Kongruenzpartner des Verbs sein kann. ACTOR UNDERGOER ḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳ> <ḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳḳ Arg of 1st arg of 1st arg of 2nd arg of Arg of state DO do' (x,... pred' (x, y) pred'(x,y) pred' (x) [ḳḲ>‘ = increasing markedness of realization of argument as macrorole] Abb. 3.23 Actor-Undergoer Hierarchie Abb. 3.23 (Van Valin 2002: 7, 2005: 61) stellt die Relation zwischen Makrorollen und logischer Struktur der Argument-Positionen dar. Hinsichtlich dieser Struktur gibt es im Zaza keineẊ Flexibilität. Bei den dreiwertigen Verben nehmen die beiden Makrorollen einen festen Platz ein. Im Englischen und Deutschen ist die Stellung des Undergoers im Fall dreier vorhandener Argumenten nicht fix, im Zaza hingegen ist sie immer ein und dieselbe. Generell gilt: JeẊweiterẊlinksẊsichẊeinẊɑrgumentẊbefindet,ẊdestoẊhöherẊistẊdieẊWahrscheinlichkeit,ẊdassẊ esẊdieẊɑctorrolleẊhat,ẊwährendẊderẊUndergoerẊtendenziellẊamẊweitestenẊrechtsẊsteht. Auf der linken Seite der Hierarchie befindet sich der Actor, der durch x bezeichnet wird und das erste Argument des aktiven Verbs do' ist. Hierbei steht bei kıstene ‗kill‘ẊdasẊx fürẊdenẊɑctor und das y fürẊdasẊɑrgumentẊdesẊeinwertigenẊZustandsverbsẊdead'. Letzteres Argument ist der Undergoer, der sich somit ganz rechts in der Hierarchie befindet. z stehtẊfürẊeinẊmöglichesẊ 147 drittesẊɑrgumentẊdesẊPrädikates,ẊdasẊbeiẊdenẊdreiwertigenẊVerbenẊwieẊput vorkommt. Dieses z ist im Zaza non-macrorole-Element. (3.68) a. Ciran-i dên-êẊ ho ewro da-y nachbar-OBL schuld-EZP sich heute gebenPRÄT.PRÄTT1-3pl ‗DerẊNachbarẊ[ɑctor]Ẋbeglich heuteẊseineẊSchuldenẊ[Undergoer].‘ ewro go -i b. Cirane da-y ma nachbarin.OBL heute walnuss-PL.NOM gebenPRÄT.PRÄTT1-3pl 1PL.OBL ‗DieẊNachbarinẊ[ɑctor]ẊgabẊunsẊheuteẊWalnüsseẊ[Undergoer].‘ c. *Cirane ewro ma da-y go -i nachbarin.OBL heute 1PL.OBL gebenPRÄT.PRÄTT1-3pl walnuss-PL.NOM ‗DieẊNachbarinẊ[ɑctor]Ẋheute gabẊunsẊWalnüsseẊ[Undergoer].‘ Als minimal zweiwertiges und generell dreiwertiges Verb weist cı daene ‗geben‘ẊseinenẊy/zArgumenten einen festen Platz im Satz zu. Die Positionen des zweiten und des dritten ArgumentsẊsindẊnichtẊaustauschbar,ẊdaẊbeiẊeinemẊsolchenẊɑustauschẊungrammatischeẊSätzeẊwieẊinẊ (3.68c) entstehen. Der Undergoer goẓi ‗Walnüsse‘ẊtrittẊdirektẊvor,ẊdasẊdritteẊCore-Argument nach dem Verb auf. Die Adverbien könnenẊentwederẊwieẊinẊẒ3.68b) nach dem Actor oder wie in (3.68a) nach dem Undergoer (3.68a) erscheinen. Die Position dieser Elemente ist flexibel, die der Argumente jedoch nicht. Nach (Van Valin 2005: 63, 2002: 9) sehen die Prinzipien der Zuordnung der Makrorollen folgendermaßenẊaus: (3.69) Default Macrorole Assignment Principles a. Number: the number of macroroles a verb takes is less than or equal to the number of arguments in its logical structure. 1. If a verb has two or more arguments in its logical structure, it will take two macroroles; 2. If a verb has one argument in its logical structure, it will take one macrorole. b. Nature: for verbs which take one macrorole, 1. If the verb has an activity predicate in its logical structure, the macrorole is actor. 2. If the verb has no activity predicate in its logical structure, the macrorole is undergoer. 148 Aufgrund der gespaltenen Kasusmarkierung im Zaza besteht hier keine einheitliche BeziehungẊzwischenẊMakrorolleẊundẊKasus.ẊImẊPräsensẊundẊFuturẊhatẊdieẊobersteẊMakrorolleẊdenẊ direktenẊKasus,ẊaberẊimẊPräteritumẊistẊdasẊnichtẊderẊFall.ẊImẊPräsensẊundẊimẊFuturẊerhältẊdasẊ zweite Makrorollen-Argument den obliquenẊKasus,ẊimẊPräteritumẊdagegen nicht. Der Kasus Obliquus markiertẊ„byẊdefault―ẊdieẊnon-macrorole Argumente. (3.70) Kasusmarkierung im Zaza a. XṖdṖr-Ø xṖdṖr-NOM lazek-i a-n-oẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊçê66 junge-OBL bringenPRÄS-PRÄS-3sgM haus, ‗XidirẊ[ɑctor]ẊbringtẊdenẊJungenẊ[Undergoer]ẊnachẊHause.‘ b. XṖdṖr-i lazek-Ø xṖdṖr-OBL junge-NOM ar-d-Ø çêẊẊẊẊ bringenPRÄT-PRÄTT2-3sgM haus ‗XidirẊ[ɑctor]ẊbrachteẊdenẊJungenẊ[Undergoer]ẊẊnachẊHause.‘ c. Kerge am-ê huhn.NOM kommenPRÄT.PRÄTT6-3sgF ‗DasẊHuhnẊ[ɑctor]Ẋkam.‘ d. Kitav-i wan-i-y-a-y buch-PL-NOM lesenPRÄT-[PASS-BL-PRÄT]T6-3pl ‗DieẊBücherẊ[Undergoer]ẊwurdenẊgelesen.‘ e. Kerge mer-d-e huhn.NOM sterbenPRÄT-PRÄTT2-3sgF ‗DasẊHuhnẊ[Undergoer]Ẋstarb.‘ WährendẊderẊɑctorẊimẊPräsensẊḲ (3.70a) Ḳ mit dem Nominativ markiert wird, bekommt er im PräteritumẊḲ (3.70b) Ḳ den obliquen Kasus. Falls das Verb wie in (3.70c) intransitiv und aktiv ist, bekommt das alleinige Argument, in diesem Fall der Actor in allen Tempora den Nominativ. Ist das Verb wie in (3.70d) intransitiv und passiv, bekommt der Undergoer den nominativen Kasus, ebenso wie der Undergoer des non-activity-PrädikatsẊinẊẒ3.70.e). Nun ist noch zu prüfen,ẊwelcheẊsyntaktischenẊFunktionenẊdiese verschiedenen ɑrgumenteẊeinnehmenẊkönnen. Das folgende Beispiel (3.71ẓẊ enthältẊ eineẊ ReiheẊ unterschiedlicher thematischer Relationen. DerẊGründlichkeitẊhalberẊwerdenẊdabeiẊauchẊdreistelligeẊVerbenẊgeprüft.Ẋ 66 Unbelebte Zielobjekte erhalten kein obliques Kasus-Suffix, während dies bei belebten Objekten der Fall ist. 149 (3.71) Beziehung zwischen semantischen Rollen und syntaktischen Funktionen. a. Rodina dewe mṖs-n-êẊ Sayder-i Rodina.OBL dorf.NOM zeigenPRÄT-[KS.PRÄT]T5-3sgF Sayder-OBL ‗RodinaẊ[SUBJ, ACTOR] zeigte Sayder [OBJI, NON-MACROROLE] das Dorf [OBJD, UNDERGOER].‘ a'. Dewe het-êẊẊẊẊẊẊẊRodinaẊẊẊẊẊẊẊẊẊraẊẊẊmṖş-i-y-e Sayder-i dorf.NOM seite-EZM Rodina.OBL POP zeigenPRÄT-[PASS-BL.PRÄT]T7-3sgF Sayder-OBL ‗DasẊDorfẊ[SUBJ, UNDERGOER] wurde dem Sayder OBJI, NON-MACROROLE] von Rodina [ADJ, ACTOR] gezeigt.‘ a''. *Sayder-Ø het-êẊ Rodina ra dewe mṖş-i-y-a-Ø Sayder-NOM seite-EZM Rodina.OBL POP dorf.NOM zeigenPRÄT-[PASS-BL-PRÄT]T7-3sgM ‗Sayder [SUBJ, UNDERGOER] wurde von Rodina [ADJ, ACTOR] das Dorf [OBJD] gezeigt‘ Zazaki mṖs-n-a-Ø Sayder-Ø b. Rodina Rodina.OBL Sayder-NOM Zazaki lehrenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3sgF ‗RodinaẊ[SUBJ, ACTOR] lehrte Sayder[NMR]. Zazaki [OBJD, UNDERGOER]‘ b'. Sayder-Ø Rodina ra Zazaki mṖs-a-ØẊ Sayder-NOM Rodina.OBL POP Zazaki.OBL lernenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗SayderẊ[SUBJ, ACTOR] lernte von Rodina [NMR] Zazaki [UNDERGOER].‘Ẋ b''.*Zazaki-Ø Rodina Zazaki-NOM ra Sayder-Ø mṖş-i-y-a-Ø Rodina.OBL POP Sayder-NOM lehrenPRÄT-[PASS-BL-PRÄT]T7-3sgM ‗ZazakiẊ[SUBJ, UNDERGOER] wurde Sayder von Rodina [AD, ACTOR] gelernt.‘ c. PṖsṖngeẊ gost-Ø wer-d-Ø katze.OBL fleisch-NOM fressenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗DieẊKatzeẊ[SUBJ, ACTOR] fraßẊdasẊFleischẊ[OBJD, UNDERGOER].‘ c'. Gost-Ø het-êẊ pṖsṖngeẊ ra wer-i-y-a-Ø fleisch-NOM seit-EZM katze.OBL POP fressenPRÄT-[PASS-BL-PRÄT]T7-3sgM ‗DasẊFleischẊ[SUBJ, UNDERGOER] wurde von der Katze [ACTOR] gefressen.‘ d. KutṖk-u wer-d-Ø hund-PL.OBL fressenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗DieẊHunde[SUBJ, ACTOR] fraßenẊes [OBJD, UNDERGOER].‘ 150 Bei aktiven zweistelligen Verben kann wie in (3.71c') das Objekt des Satzes durch passive Diathese unter Beibehaltung seiner semantische Makrorolle die Funktion des syntaktischen SubjektsẊ übernehmen.Ẋ ɑufgrundẊ derẊ ErgativitätẊ imẊ PräteritumẊ ändertẊ sichẊ hierẊ nicht einmal der Kasus des Undergoers. FürẊdieẊhierẊrelevantenẊValenzstellen und Makrorollen siehe Tab. 3.11.Ẋ DerselbeẊ ProzessẊ bezüglichẊ desẊ direktenẊ ObjektsẊ lässtẊ sichẊ auchẊ beiẊ denẊ dreistelligen Verben beobachten ((3.71a') und (3.71b')). Hierbei verwandeln sich die Verben von der aktiven in die passive Variante. Dabei ersetzt das transitive Stammbildungsmorphem das intransitive. [Siehe oben Beispiel (3.72b).] Das Typ-2-Verb werdene ‗essen,Ẋ fressen‘Ẋ undẊ seiner Past-Form wer-d ‗aß,Ẋ fraß‘Ẋ inẊ Ẓ3.71c) lässtẊ sichẊ wie in die Typ-7 Passivform wer-iya ‗wurdeẊ gegessen,Ẋ wurdeẊ gefressen‘ (3.71c') umstellen. Ein agentiv-passives *wer-n-iya-ene ‗gegessenẊwerden,ẊgefressenẊwerden‘ existiert nicht. Wenn direktes und indirektes Objekt wie in (3.71a'') und (3.71b'') zusammen in der passiven Diathese vorkommen und das indirekte Objekt die Subjektposition besitzt, ist ein ungrammatischer Satz die Folge. Das indirekte Objekt, das in einem solchen Passivsatz die SubjektstelleẊeinnähme, kann nicht wie in (3.71a'') mit dem Verb kongruieren; die so entstehende Form ist ungrammatisch. 3.3 Morphosyntaktische Eigenschaften In der RRG erfahren die meisten morphosyntaktischen Merkmale eine spezifische Behandlung, aber manche Verbkategorien oder FunktionenẊ werdenẊ inẊ derẊ RRGẊ lediglichẊ erwähntẊ oderẊ gestreift,Ẋ undẊ sieẊ werdenẊ hierẊ außerhalbẊ derẊ RRGẊ behandelt.Ẋ DieẊ RRGẊ behandeltẊ dieẊ MorphologieẊ nichtẊ alsẊ eigenständigeẊ Teildisziplin der Linguistik, sondern unterstellt sie der Syntax. Die vorliegende ArbeitẊ kannẊ ausẊ PlatzgründenẊ nichtẊ alleẊ DetailuntersuchungenẊ derẊ RRGẊ mitẊ einbeziehen,Ẋ möchteẊ aberẊ dennochẊ dieẊ wichtigstenẊ morphosyntaktischenẊ Eigenschaften der Zaza-VerbenẊerläutern.ẊDaher orientiert sich das folgende Unterkapitel weniger an der RRG als an allgemeinen linguistischenẊ ɑnsätzen.Ẋ DieẊ folgendeẊ ɑbb.Ẋ 3.20 fasst zwei der wichtigsten morphosyntaktischenẊEigenschaftenẊdesẊZazaẊzusammen,ẊnämlichẊdieẊDiathese und die Stammbildungstypen. 151 Diathese aktiv passiv 1 2 3 4 5 6 7 8 -Ø -d -t -Ṗt -na -a -iya -niya da-Ø-ene ar-d-ene tṖr-t-ene sṖm-Ṗt-ene mṖs-na-ene berv-a-ene *berv-iya-ene mṖş-iya-ene sṖm-iya-ene tṖr-iya-ene ar-iya-ene da-iya-ene berv-niya-ene mṖs-niya-ene *sṖm-niya-ene *ẊtṖr-niya-ene * ar-niya-ene * da-niya-ene Abb. 3.20 Stammbildungstypen und Diathese Abb. 3.20 stellten die gesamten Verbtypen des Zaza und ihre morphologischen Beziehungen untereinander dar.ẊWährendẊdie aktiven Verben durch mehrere Suffixe vertreten sind, stehen fürẊdas Passiv nur ein Suffix /-iya/ und /n-iya/ zurẊVerfügung.Ẋ 3.3.1 Stammbildungstypen DieẊmorphologischenẊStammbildungstypenẊẒSelcanẊ1998ẓẊsindẊbereitsẊunterẊ2.2.1ẊeingeführtẊ worden und werden daher hier nicht weiter vertieft. Siehe hierzu die Beispiele (2.19) - (2.26). Tab.Ẋ2.7ẊgabẊeinenẊÜberblickẊüberẊdieseẊGruppen.Ẋ DementsprechendẊlässtẊ sichẊpräsentieren, wie die Infinitivformen durch Ableitung von den Stammbildungstypen entstehen. So werden etwa die Typ-3-VerbenẊdurchẊɑnhängenẊeinesẊ/-t/-Suffixes gebildet. An diesesẊSuffixẊschließtẊ sich dann direkt das Infinitivmorphem an: nus-t-ene ‗schreiben‘.ẊImẊUnterschiedẊzumẊpräteritalenẊ StammẊ könnenẊ dieẊ StämmeẊ PräsensẊ undẊ Konjunktiv keinen Infinitiv bilden: *nus-ene ‗schreiben‘.Ẋ ManẊ kannẊ daherẊ sagen,Ẋ dassẊ derẊ PräteritalstammẊ fürẊ denẊ InfinitivẊzuständigẊ ist.Ẋ DieẊfraglichenẊMorphemeẊderẊStammbildungẊtauchenẊnurẊinẊdenẊPastformenẊaufẊundẊüberlassenẊihrenẊPlatzẊimẊPräsensẊdemẊPräsenssuffixẊ/-en/.ẊWährendẊdieẊStammmorphemeẊsichẊinẊderẊ Vergangenheit nach dem Verb-Typ unterscheiden,Ẋ bleibtẊ dasẊ PräsenssuffixẊ /-en/ invariant. WennẊderẊɑuslautẊderẊVerbwurzelẊeinẊVokalẊist,ẊfälltẊderẊɑnlautẊ/-e/ẊdesẊPräsenssuffixesẊweg.Ẋ 152 ar-d-ene ‗holen‘ẊẊẊ Lazek non a-n-o ‗Der Junge hold das Essen her.‘Ẋ huyaene ‗lachen‘ẊẊẊ Çêneke huy-n-a ‗DasẊMädchenẊlacht.‘ ter-d-ene ‗rasieren‘ O herdisa ho ter-en-o ‗ErẊrasiertẊseinẊBart.‘ẊẊ nus-t-ene ‗schreiben‘ A kıtav nus-en-a ‗SieẊschreibtẊeinẊBuch.‘ EinigeẊ VerbwurzelnẊ könnenẊ sichẊ mitẊ verschiedenenẊ StammtypenẊ kombinieren.Ẋ TypẊ 6Ẋ /-a/, Typ 7 /-iya/ und Typ 8 /-niya/Ẋ könnenẊ mitẊ derselbenẊ VerbwurzelẊ imẊ PräteritumẊ kombiniertẊ werden: mıs-a-ene ‗lernen‘,Ẋmış-iya-ene ‗gelerntẊwerden‘,Ẋmıs-niya-ene ‗gelehrtẊwerden‘. Das Suffix /-n/ verleiht den Typ-6 und Typ-8-Verben kausativen Charakter: Dez-a-ene ‗schmerzen‘Ẋ dez-n-a-ene ‗wehẊ tun‘Ẋ dez-n-iya-ene ‗wehẊ getanẊ werden‘.Ẋ NichtẊ jedeẊ VerbgruppeẊ lässtẊ dieseẊ ɑrtẊ morphologischerẊ KausativitätẊ zu.Ẋ Wie bereitsẊ erwähnt,Ẋ bildenẊ TypẊ 1Ẋ - Typ 4 die KausativitätẊ syntaktisch und verwenden dazu das Auxiliar daene ‗geben‘ (siehe auch Tab. 3.8). (3.73) Typ 5 Kausativ a. Talebe-y mektev de schüler-PL.NOM schule.OBL POP zon-ø mṖs-a-y sprache-OBL lernenPRÄT-PRÄTT6-3pl ‗DieẊSchülerẊlerntenẊdieẊSpracheẊinẊderẊSchule.‘ b. Malim-i mektev de zon-øẊ mṖs-n-a-ø taleb-u lehrer-OBL schule.OBL POP sprache-NOM lernenPRÄT-[KS- PRÄT]T5-3sgM schüler-PL-OBL ‗DerẊLehrerẊbrachte denẊSchülernẊdieẊSpracheẊbei.‘ ‗DerẊLehrerẊlehrte den Schülern dieẊSprache.‘ c. ÇṖm-i kerd-i pṖr-êẊ hêstṖr-u, berv-a-y 67 auge-PL.NOM tunPRÄT-3pl voll-EP tränen-PL.OBL weinenPRÄT-PRÄTT6-3pl ‗SieẊhattenẊdieẊɑugenẊvollerẊTränenẊundẊdannẊweinten Sie.‘Ẋ d. Şüar-a SṖl-êẊ Sur68-i i berv-n-a-y totenklage-EF SṖl-EM Rot-OBL 3PL weinenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3pl ‗DerẊTotenklageẊvonẊSilêẊSurẊbrachteẊsieẊalleẊzumẊWeinen.‘ 67 68 Hewa Sılê Feqıri ‗DasẊLiedẊderẊarmenẊSṖleman‘ von Alaverdi. Sılo Sur ‗DerẊroteẊSṖleman‘ ist ein Volksheld der 1930er Jahren in Dersim. 153 An den Beispielen (3.73a) mısaene ‗lernen‘ẊversusẊẒ3.73b) mısnaene ‗lehren,Ẋbeibringen‘ẊundẊ (3.73c) bervaene ‗weinen‘ẊversusẊẒ3.73d) bervnaene ‗zumẊWeinenẊbringen‘ẊsindẊdieẊmorphologischen Beziehungen der T5- zu den T6-Verben zu sehen. 3.3.2 Diathese DasẊ ZazaẊverfügtẊ überẊkeineẊantipassiveẊ Diathese,ẊwohlẊaberẊüberẊɑktiv- und Passivformen (Selcan 1998), die morphologisch ins Verbsystem integriert sind. M-intransitive Verbformen könnenẊpassiveẊGegenstückeẊM-transitiver Verben sein, aber M-transitive Verbformen stehen zwangsläufigẊimẊɑktiv.ẊVerben,ẊdieẊnurẊeineẊValenzstelleẊhabenẊundẊtrotzdemẊagentivenẊCharakter haben, gelten als agentive Verben. Aktive Verben werden durch Ersetzen desẊPräteritalsuffixes durch die Morphemformen /-(n)iya/ passive Verben verwandelt. Dabei steht das Morphem /-iya/ fürẊ dieẊ BildungẊ Passivs. Abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, die semantischẊkeineẊPassivitätẊzulassen,Ẋlassen sich alle aktive Verben (Abb. 3.20) durch morphologische Ableitung passivieren. Im FolgendenẊwirdẊdasẊSystemẊanẊeinigenẊregelmäßigenẊ Verben dargestellt. Verbwurzel Passiv Passiv Aktiv Bedeutung gire- gir-n-iya-ene gir-iya-ene gir-n-a-ene ‗koch-‘ ‗gekochtẊwerden‘ ‗kochen‘Ẓintr.ẓ ‗kochen‘Ẓtr.ẓ vur-n-iya-ene vur-iya-ene vur-n-a-ene ‗geändert werden‘ ‗sichẊändern‘ ‗tauschen,Ẋändern‘ rız-n-iya-ene rıẓ-iya-ene rız-n-a-ene ‗zerstörtẊwerden‘ ‗zerfallen‘ ‗zerstören‘ bıṙ-n-iya-ene bıṙ -iya-ene bıṙ -n-a-ene vur- rız- bıṙ- ‗tausch-‘ ‗zerstör-‘ ‗schneid-‘ ‗geschnittenẊwerden‘ ‗geschnittenẊwerden‘ ‗schneiden‘ cemed- cemed-n-iya-ene cemed -iya-ene ‗eingefrorenẊwerden‘ ‗vereisen‘ cemed-n-a-ene ‗frier-‘ ‗einfrieren‘ 154 (3.74) Passiv a. Çay-Ø gir-i-ya-ø tee-NOM kochenPRÄT-[PASS-PRÄT]T7-3sgM ‗DerẊTeeẊkochte.‘Ẋ b. Çay-Ø gir-e-n-i-ya-ø tee-NOM kochenPRÄT-BL-[KS-PASS-PRÄT]T8-3sgM ‗DerẊTeeẊwurdeẊgekocht.‘ c. Ae çay-Ø gir-e-n-a-ø 3SGF.OBL tee-NOM kochenPRÄT-BL-[KS-PRÄT]T5-3sgM ‗SieẊkochteẊdenẊTee.‘ Ohne das kausative Affix /-n-/ ist das Verb in (3.74a) nonagentiv und aktiv. In (3.74b) verleiht das Affix dem Verb eine kausative Eigenschaft. Der çay ‗Tee‘ẊinẊẒ3.74a) kocht einfach, ohne irgendeinen Eingriff oder intervenierenden Faktor belebt oder unbelebt. Abgesehen von einigenẊ ɑusnahmen,Ẋ dieẊ schonẊ semantischẊ bedingtẊ keineẊ passiveẊ DiatheseẊ zulassen,Ẋ könnenẊ alle Verben nonagentiv passiviert werden. Die Diathese wirdẊdabeiẊdurchẊɑnfügungẊvonẊaktivenẊundẊpassivenẊMorphemenẊzumẊVerbstammẊausgedrückt.ẊDie nonagentiven passiven Verben lassen sich durch den Einsatz der aktiven Stammbildungssuffixe /-ø/, /-d/, /-t/, /-ıt/ /-na/ und /-a/ in aktiven Verben umwandeln. Passiv 69 Aktiv d-iya-ene ‗gegebenẊwerden‘ẊẊẊẊ da-ø-ene ‗geben‘ẊẊẊẊ ro-n-iya-ene ‗hingestelltẊwerden‘ẊẊẊẊ ro-na-ø-ene ‗hinstellen‘ẊẊẊẊ wer-iya-ene ‗gegessenẊwerden‘ẊẊẊẊ wer-d-ene ‗essen‘Ẋ man-iya-ene69 ‗gebliebenẊwerden‘Ẋ men-d-ene ‗bleiben‘ erẓ-iya-ene ‗geworfenẊwerden‘ẊẊẊẊ es-t-ene ‗zählen‘ẊẊẊẊ roş-iya-ene ‗verkauftẊwerden‘Ẋ ro-t-ene ‗verkaufen‘ẊẊẊẊ sım-iya-ene ‗getrunkenẊwerden‘ẊẊẊẊ sım-ıt-ene ‗trinken‘ẊẊẊẊ çin-iya-ene ‗gemähtẊwerden‘ẊẊẊẊ çin-ıt-ene ‗mähen‘ law-iya-ene ‗gestilltẊwerden‘ẊẊẊẊẊẊẊẊ law-na-ene ‗stillen‘ Ewro zof germ bi, çê de maniya ‗Heute war sehr heiss, daher wurde es zu Hause geblieben.‘ 155 Nicht alleẊaktivenẊVerbenẊkönnenẊeinẊkausatives Passiv bilden. Das ist semantisch bedingt. In denẊfraglichenẊFällenẊführtẊeinẊSubstitutionstestẊmitẊdemẊagentivenẊpassivenẊSuffixẊ/-n-iya/ zu ungrammatischen Konstruktionen. Sowohl das transitive werdene ‗essen‘ẊalsẊauchẊintransitiveẊ Verben wie vostene ‗rennen‘Ẋ habenẊ aktiveẊ Eigenschaften.Ẋ SieẊ werdenẊ entwederẊ durchẊ das kausative Affix oder mittels eines Hilfsverbs passiviert. Hierbei kann das Verb amaene ‗kommen‘ẊinẊseinerẊFunktionẊalsẊHilfsverbẊzurẊPassivierungẊverwendetẊwerden.ẊDabeiẊkannẊesẊ entweder zusammen mit Infinitiv 1 oder Infinitiv 2 auftreten: amaene + Infinitiv1 (VerbPRÄT + ene) amaene + Infinitiv2 (VerbPRÄT + is) (3.75) Auxiliar amaene a. .... va-n-o: 'SaanẊɑğaẊyiẊ ki am-êẊ kṖs-t-ene'70 sagenPRÄS-PRÄS-3sgM SaanẊɑğaẊ3PL auch kommenPRÄT.PRÄTT6-3pl tötenPRÄT-PRÄTT3-INF1 ‗....Ẋsagt:ẊɑuchẊdiejenigenẊmitẊdemẊSaanẊɑgaẊwurden getötet.‘ b. DêsṖmẊdeẊẊẊeveẊZazakiẊxêleẊkṖtav-i am-êẊ nus-t-ene DêsṖmẊPOP mit Zazaki viel buch-PL.NOM kommenPRÄT.PRÄTT6-3pl schreibenPRÄT-PRÄTT3-INF1 ‗InẊderẊletztenẊZeitẊwurden in Zaza vieleẊBücherẊgeschrieben.‘ Morphologisch passive Verben lassen sich durch eine Kombination von amaene + Infinitiv1 oder amaene + Infinitiv2 ersetzen. So kann wie in (3.75a) statt kişiyaene ‗getötetẊ werden‘Ẋ auch kistene amaene ‗umsẊLebenẊkommen‘ẊẒ3.75a) auftreten. Der Satz verliert dadurch keine seiner inhaltlichen und sonstigen grammatischen Eigenschaften. Der Satz va-n-o: 'Saan Ağa yi ki am-ê kıst-ene entspricht inhaltlich genau dem Satz .... va-n-o:Ẋ'SaanẊɑğaẊyiẊkiẊkışiyê. Das Hilfsverb amaene istẊfürẊdieẊUmwandlungẊdesẊɑktivsẊinsẊPassivẊbesondersẊbeiẊdenjenigenẊ Verben wichtig, die morphologisch nicht passiviert werden können. EineẊBesonderheitẊfürẊdieẊpassiveẊDiatheseẊstellenẊdieẊVerbenẊvonẊTypẊ6Ẋdar.ẊɑußerẊdreiẊunregelmäßigenẊ Verben71 (Selcan 1998) sind gesamte VerbenẊ dieserẊ GruppeẊ regelmäßig.Ẋ ɑlleẊ Verben dieses Typs werden durch das kausative Infix /-n/ kausativ und verwandeln sich dann in Typ 5-Verben. 70 71 Aus dem Volkslied "Saan Aga".. Biyaene ‗sein,Ẋwerden‘, amaene ‗kommen‘, şiyaene ‗gehen‘. 156 3.3.3 Voll- und Hilfsverben VollverbenẊzeichnenẊsichẊdadurchẊaus,ẊdassẊsieẊalleineẊdasẊPrädikatẊdesẊSatzesẊbildenẊkönnen.Ẋ SieẊsindẊunabhängigẊundẊnichtẊaufẊdieẊHilfeẊeinesẊzweitenẊVerbsẊangewiesen.ẊVollverbenẊwieẊ amaene ‗kommen‘,Ẋşiyaene ‗gehen‘,Ẋardene ‗herbringen‘,Ẋwerdene ‗essen‘ẊoderẊdaene ‗geben‘Ẋ bestehen nur aus einem einzigen Verb, das im Hauptsatz flektiert wird. Andererseits steht im Zaza auch dieẊPeriphraseẊfürẊdieẊBildungẊdesẊVerbalkomplexesẊzurẊVerfügung.ẊDabeiẊwerdenẊ das Verb oder der Verbkomplex mit Hilfe eines Auxiliars oder eines anderen Wortes gebildet. Beispiele sind sur kerdene ‗braten‘,Ẋ bar kerdene ‗aufladen‘,Ẋ huyayis fiştene ‗zumẊ LachenẊ bringen‘,Ẋ ardene daene ‗holenẊ lassen‘,Ẋ war ardene ‗runterholen‘,Ẋ ra sanaene ‗schütteln‘,Ẋ ta fiştene ‗abkehren,Ẋabfegen‘,Ẋcı ra vatene ‗jemandemẊsagen‘Ẋpı ra daene ‗ankleiden‘,Ẋera viṙi kewtene ‗vermisstẊwerden‘. dêm-daene ‗umkippen‘, têv-daene ‗umrühren‘,Ẋfır daene ‗fliegen‘Ẋ pı ro daene ‗schlagen‘ẊundẊvieleẊandere. Neben simplen VollverbenẊkönnenẊauchẊdieseẊkomplexenẊBildungenẊalsẊPrädikatẊdesẊSatzesẊinẊErscheinungẊtreten.ẊSieẊbildenẊeineẊsemantischeẊ Einheit,ẊundẊtunẊdiesẊentwederẊmitẊoderẊohneẊPräfix,ẊwobeiẊsichẊdieẊBedeutungẊdurchẊdasẊjeweiligeẊ PräfixẊ ändernẊ kann.Ẋ DieseẊ Präfixe, dieẊ §3.1.3.1.3Ẋ undẊ §3.1.3.2.1 unter Directionals behandelt worden sind, könnenẊRichtung,ẊKollektivität oder auch eine spezifische Handlung usw.Ẋausdrücken.Ẋ (3.76) werdene ‗essen‘ a. He -Ø vaş-i we-n-o esel-NOM kraut-OBL essenPRÄS-PRÄS-3sg ‗DerẊEselẊfrisstẊKraut‘ b. Malim-Ø ders-a çê-y da-n-o taleb-u lehrer-NOM aufgabe-EZF haus-OBL gebenPRÄS-PRÄS-3sgM schüler-PL.OBL ‗DerẊLehrerẊgibtẊdenẊSchülernẊHausaufgaben.‘ c. Tara fṖ Ẋ da-n-a flugzeug.NOM flug gebenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗DasẊFlugzeugẊfliegtẊab.‘ d. *Tara da-n-a flugzeug.NOM gebenPRÄS-PRÄS-3sgF *‗DasẊFlugzeugẊgibt.‘ 157 Weder werdene ‗essen‘ẊinẊBeispielẊẒ3.76a) noch daene ‗geben‘ẊinẊẒ3.76bẓẊsindẊaufẊeinẊPräfixẊ angewiesen;ẊsieẊkönnenẊeigenständig dieẊPrädikatfunktionẊeinesẊVerbsẊerfüllen.ẊBekommtẊeinẊ Verb wie daene ‗geben‘ẊeinẊPräfixẊwieẊz.B.Ẋfıṙ ‗ɑbflug‘ẊändertẊsichẊdieẊBedeutungẊwieẊhierẊin (3.76c). Fıṙ daene ‗abfliegen‘ẊdrücktẊ dannẊ eineẊ andereẊɑktionẊ ausẊalsẊ dasẊVollverbẊfürẊsichẊ genommen.Ẋ WirdẊ aberẊ inẊ einemẊ intransitivenẊ SatzẊ wieẊ diesemẊ dasẊ PräfixẊ weggelassen,Ẋ entsteht ein ungrammatischer Satz wie in (3.76dẓ.ẊDieẊPräfixeẊsindẊBestandteil desẊPrädikatsẊundẊ dürfenẊdaherẊnicht weggelassen werden. HilfsverbenẊ fungierenẊ alsoẊ alsẊ ErgänzungenẊ zuẊ denẊ Vollverben,Ẋ mitẊ denenẊ sieẊ imẊ SatzẊ eineẊ semantischeẊ EinheitẊ bilden.Ẋ SieẊ könnenẊ jeẊ nachẊ syntaktischerẊ FunktionẊ undẊ semantischemẊ Inhalt auch selbst als Vollverb auftauchen. Das Zusammenspiel zwischen Hilfs- und Vollverben gestaltet sich von Sprache zu Sprache unterschiedlich. (3.77) şikiyaene ‗zerbrechen,Ẋkönnen‘ a. Pukeleke-Ø ke am-ê,ẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ gṖl-êẊẊẊdar-uẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊşik-i-n-ê sturm-NOM wenn kommenPRÄT.PRÄTT6-3sgM ast-EZP baum-PL.OBL brechenPRÄS-PRÄS-3pl ‗WennẊesẊstürmischẊwird,ẊzerbrechenẊdie ÄsteẊderẊBäume.‘ b.Ẋ okṖm-Ø şiki-n-o TṖrk-i wan-en-o alter Mann-REC AUXkönnenPRÄS.MOD-PRÄS-3sgM Türkisch-OBL lesenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊalteẊMannẊkannẊTürkischẊlesen.‘ Das Verb şikiyaene ‗zerbrechen,Ẋ können‘Ẋ (siehe auch Beispiel (3.27)) kommt in Beispiel (3.77a) als Vollverb, in (3.77b) als Hilfsverb vor. In seiner Funktion als Hilfsverb bildet şikiyaene in letzterem Beispiel mit dem Vollverb wendene ‗lesen‘Ẋ eineẊ Einheit.Ẋ DerẊ SatzẊ okım şiki-n-o ‗DerẊalteẊMannẊkann‘ẊwäreẊgrammatischẊkorrekt,ẊaberẊsemantischẊunvollständig.ẊɑlsẊHilfsverbẊdrücktẊşikiyaene ebenso wie bese-kerdene ‗können‘ẊModalitätẊausẊẒSelcanẊ 1998: 388). Es gibt im Zaza noch eine Reihe weiterer Hilfsverben, die hier nicht alle behandeltẊ werdenẊ können.Ẋ EinigeẊ vonẊ ihnenẊ wieẊ daene ‗geben‘Ẋ habenẊ grammatischeẊ FunktionenẊ wieẊ KausativitätẊ usw.,Ẋ andereẊ vonẊ ihnenẊ habenẊ andereẊ ɑufgaben.Ẋ ɑuchẊ vervollständigt das Verb daene ‗geben‘ẊoftẊnurẊdenẊsemantischenẊInhaltẊeinesẊVerbsẊwieẊinẊwendene daene ‗lesen,Ẋ studieren‘.Ẋ Besonders im Nordzaza ersetzt die Verbkombination wendene daene inzwischen mehr und mehr das Verb wendene ‗lesen,Ẋstudieren‘.ẊDieseẊEntwicklungẊhatẊsoziopolitischenẊ Hintergrund. Statt o waneno hörtẊmanẊdaherẊnunẊimmerẊmehr o dano wendene ‗erẊstudiert,ẊerẊ liest‘. Eine Besonderheit weist auch das Kopulaverb biyaene ‗sein,Ẋwerden‘Ẋauf.ẊEsẊtauchtẊinẊ vielenẊgrammatischenẊBereichenẊaufẊundẊerfülltẊmehrereẊgrammatische Funktionen, wie unter anderemẊProgressivitätẊundẊPlusquamperfekt. 158 3.3.4 Funktionsverben Funktionsverben, die oft aus mehreren Teilen bestehen, spielen in der Zaza-Sprache eine wichtigeẊRolle.ẊSieẊkönnenẊentwederẊzusammenẊmitẊeinemẊnominalisiertenẊVerbẊoderẊdiversenẊɑrtenẊvonẊPräverbienẊvorkommen.ẊDieẊhäufigstenẊdieserẊVerbenẊsindẊ kerdene ‗tun,Ẋmachen‘ẊundẊbiyaene ‗sein,Ẋexistieren‘.ẊSieẊbildenẊinẊderẊDiatheseẊdesẊZazaẊeinenẊkonträrenẊGegensatz.ẊWährendẊkerdene ‗tun,Ẋmachen‘ẊdieẊaktiveẊDiatheseẊvertritt,ẊstehtẊbiyaene ‗sein,Ẋexistieren‘ẊfürẊdasẊPassiv.ẊDiesẊlässtẊsichẊfolgendermaßenẊdarstellen. Infinitiv vatis kerdene ‗raunzen‘ vatis biyaene ‗geraunztẊwerden‘ Substantiv pers kerdene ‗fragen‘ pak kerdene ‗putzen‘ pers biyaene ‗gefragtẊẊwerdenẊ‘ pak biyaene ‗geputztẊẊwerdenẊ‘ Adjektiv pil kerdene ‗großẊziehen‘ rındek kerdene ‗schönẊmachen‘ pil biyaene ‗großẊẊwerdenẊ‘ rındek biyaene ‗schönẊẊwerdenẊ‘ Richtungspartikel ro kerdene ‗schütteln‘ we kerdene ‗anzünden‘ ro biyaene ‗geschütteltẊwerden‘ we biyaene ‗angezündetẊwerden‘ Kollektivpartikel tê kerdene ‗ineinanderẊtun‘ *cê/pêẊkerdeneẊ‗‘ tê biyaene ‗ineinanderẊgetanẊwerden‘ *‗cê/pêẊbiyaene‘ Direktes Objekt ẓia kerdene ‗trocknen‘ẊẒtrẓ boax kerdene ‗streichen‘ ẓia biyaene ‗trocknen‘ẊẒintrẓ boax biyaene ‗gestrichenẊwerden‘ Indirektes Objekt cı kerdene ‗hineinẊtun‘ tı ra kerdene ‗hindurch tun‘ cı biyaene ‗hineinẊgetanẊwerden‘ tı ra biyaene ‗hindurch getanẊwerden‘ WennẊbeideẊTeileẊderẊKombinationẊaufẊeinẊVerbẊzurückgehen,ẊistẊderẊersteẊTeilẊnominalisiert, währendẊderẊzweiteẊTeilẊverbalẊbleibt.ẊDerẊnominalisierteẊTeilẊvergibtẊdenẊsemantischenẊInhaltẊ der Kombination. Vatis kerdene ‗raunen‘ẊwäreẊwortwörtlichẊalsẊ‗SagenẊmachen‘ẊzuẊübersetzen. Dabei wird die Nominalisierung des Verbs vom Infinitiv abgeleitet. Der Infinitiv 1 wird durch Weglassen des Femininsuffixes /-e/ nominalisiert; diese Form wird eher im Norddialekt benutzt.ẊDasẊGenusẊdesẊInfinitivsẊ2ẊistẊØ-markiert und unterliegt daher bei der NominalisierungẊkeinemẊ„Lautschwund―.ẊWährendẊderẊInfinitivẊ1Ẋfeminin markiert ist, hat der Infinitiv 2 maskulines Genus. 159 (3.78) Infinitiv 1 vat-en-e --> sagenPRÄT-INF1-F vaten-a ey raşti-y-a sagen-EZF 3SGM.OBL richtig-BL-3sgF ‗SeineẊɑussageẊistẊrichtig.‘ Infinitiv 2 vat-is-Ø --> sagenPRÄT-INF2-M vatis-êẊ ae ma tazṖzẊ ker-d-ime sagen-EZF 3SGF.OBL 1PL.NOM gestörtẊmachenPRÄT-PRÄTT2-1pl ‗IhrẊRaunenẊstörteẊuns.‘ Ein Teil der Funktionsverben kann auch wie aqıl cı daene ‗jemandenẊberaten‘,Ẋrast amaene ‗begegnen‘Ẋunmittelbare,ẊdasẊheißt,ẊnichtẊdeverbalisierteẊNominaẊenthalten.ẊBei diesen bestehen nicht beide Verbteile aus einem verbalen Stamm. VergleichbaresẊgiltẊfürẊRichtungspartikel wie in ra bıriyaene ‗getrenntẊwerden‘,ẊZielpräverbienẊwieẊinẊcı daene ‗jemandemẊgeben‘,Ẋ Kollektivpartikel wie in tê kerdene ‗mischen‘ẊundẊcê vetene ‗auseinanderẊnehmen‘ẊsowieẊɑdjektive wie in sur kerdene ‗braten‘. DarüberẊhinausẊsindẊauchẊdieẊsyntaktisch gebildeten kausativenẊVerbenẊunterẊdieẊFunktionsverbenẊzuẊzählen,ẊwieẊz.B.Ẋwendene daene ‗lesenẊlassen‘.Ẋ Auch hier sind es zwei Verben, von denen eines als Hauptverb, das andere als Auxiliar erscheint. 3.3.5 Trennbare/untrennbare Verben DerẊ ÜbergangẊ vomẊ MündlichenẊ zur Schriftsprache beherbergt immer mehrere Probleme in sich. UmẊdieẊGründeẊderẊverschiedenenẊSchreibweisen der Zaza-Sprache zu verstehen, wird vorerst der gesamte Werdegang kurz skizziert. Zaza wird erst seit kurzer Zeit und in eng umschriebenen gesellschaftlichen Kreisen als Schriftsprache eingesetzt. Aufgrund politischer Streitigkeiten ist es bisher nicht gelungen, eine gemeinsame Schreibweise und Rechtschreibung durchzusetzen, und so wird das Zaza immer noch in drei unterschiedlichen Alphabeten geschrieben, die immerhin alle auf der lateinischen Schrift basieren. Dabei werden jeweils diverse Laute ignoriert. HinzuẊ kommt,Ẋ dassẊ Laute,Ẋ dieẊ z.B.Ẋ aufẊ derẊ türkischenẊ SchreibTastaturẊnichtẊvorhandenẊsind,ẊnurẊmitẊMüheẊergänztẊwerdenẊkönnen.ẊSoẊfehltẊdemẊZazaẊalsẊ Schriftsprache derzeit noch die technische Infrastruktur der digitalen Welt. Ferner fehlt Fachpersonal,Ẋ dasẊ dieẊ RegelnẊ fürẊ einẊ verbindlichesẊ ɑlphabetẊ undẊ eineẊ verbindlicheẊ RechtschreibungẊfestlegenẊkönnte.ẊHierẊmüssteẊeineẊwissenschaftlicheẊKommissionẊgebildet werden, die dasẊ ThemaẊzunächstẊ richtigẊanalysiertẊ undẊdannẊ SchrittẊ fürẊSchrittẊ dieẊGrundsätzeẊeinerẊ LösungẊfestlegt.ẊDiesẊwürdeẊsichẊamẊbestenẊdurchẊeinẊ„InstitutẊfürẊdieẊZaza-Sprache―ẊbewältigenẊ 160 lassen.ẊDafürẊmüssteẊzuerstẊwissenschaftlichesẊPersonalẊausgebildet werden, und genau das ist das Ziel,ẊwasẊmitẊdemẊUniversitätsfachẊ„ZazaẊSpracheẊundẊLiteratur―ẊangestrebtẊwird. Hierbei bilden die Trennbarkeit aus mehreren Teilen bestehender Verben einen eigenen Komplex.ẊWährendẊimẊSüddialektẊeinigeẊPräverbienẊvor dem Verb stehen, kommen dieselben Präverbien im Norden nach dem Verb. (3.79) Rechtschreibung 1 a. GülafereẊ balkon ra dest-Ø san-en-a ra Gülafere.NOM balkon.OBL POP hand-NOM winkenPRÄS-PRÄS-3sgF DIR ‗GülafereẊwinktẊvomẊBalkon.‘ b. GülafereẊ balkon ra dest-Ø san-a ra Gülafere.OBL balkon.OBL POP hand-NOM winkenPRÄT-PRÄTT6-3sgF DIR ‗GülafereẊwinkteẊvom Balkon.‘ InẊdiesenẊBeispielenẊdürfenẊdieẊPostpositionẊra undẊdasẊPräverbẊra nicht verwechselt werden, da sie unterschiedliche grammatische Funktionen haben; ra ist ein multifunktionales Homonym.ẊHierẊgehtẊesẊumẊdieẊRechtschreibungẊdesẊPräverbs.ẊImẊNorddialekt steht ra sowohl im PräsensẊalsẊauchẊinẊPräteritumẊnachẊdemẊVerb,ẊimẊSüddialektẊdagegenẊdavor.ẊDasẊnördlicheẊ ra unterliegtẊ imẊ SüdenẊ einemẊ Lautschwund,Ẋ soẊ dassẊ derẊ ɑnlautẊ wegfällt.Ẋ DieẊ BeispieleẊ ausẊ demẊNorddialektẊsehenẊimẊSüdenẊdannẊfolgendermaßenẊaus: Gülafer balkon ra dest-Ø a72 san-en-a. Gülafer balkon ra dest-Ø a san-a. Der Ausfall der Laute istẊfürẊvieleẊFälleẊrelevantẊundẊbetrifftẊnichtẊnurẊPartikeln,ẊsondernẊauchẊ Nomen und Adjektive, die mit einem Verb eine Einheit bilden. Feste RechtschreibungẊfürẊdasẊ ZazaẊ gibtẊ esẊ dazuẊ nicht.Ẋ HierẊ istẊ kurzẊ zuẊ erörtern,Ẋ woẊ ausẊ linguistischerẊ SichtẊ gebotenẊ erscheint,ẊeinẊVerbẊgetrenntẊoderẊzusammenẊzuẊschreiben.ẊDieẊRegelnẊdafürẊsindẊfürẊPastẊundẊ Nonpast meist verschieden. 1.Ẋ DieẊ Präverbien,Ẋ dieẊ eineẊ eigeneẊ Bedeutung haben, sind immer vom Verb getrennt zu schreiben. Dies betrifft Nomen, Adjektive und Adverbien. 2. Pronominale Partikeln wie cı, pı und tı, die das indirekte Objekt ersetzen, sind ebenfalls zu trennen. Das Beispiel (3.79a) Gülafere balkon ra dest sanena ra kann durch Gülafere cı ra dest sanena ra ersetzt werden. Da das indirekte Objekt morphologischen Kasus, Numerus 72 Mit dem Wegfall des /r-/ bleibt nur noch /-a/Ẋübrig. 161 oder Genus habenẊkann,ẊkönnenẊdazugehörigeẊMorphemeẊauftauchen.ẊɑusẊdiesemẊGrundẊistẊ der pronominale Platzhalter cı immer getrennt vom Verb zu schreiben. Weitere RechtschreibvorschlägeẊsindẊ hierẊausẊPlatzgründenẊunmöglichẊundẊdieẊerwähntenẊBeispieleẊsollenẊ nur illustrieren, wie viel auf diesem Gebiet im Bereich der Verben Ḳ undẊ darüberẊ hinausẊ Ḳ noch zu tun bleibt. 3.3.6 Regelmäßige/unregelmäßige‎Verben Während,ẊwieẊTab.Ẋ2.7Ẋzeigt,Ẋdass die Verben einiger Stammbildungstypen allesamt regelmäßigẊsind,ẊsindẊdieẊVerbenẊdesẊTypsẊ1 alleẊunregelmäßig.ẊDieẊVerbenẊderẊTypenẊ4,Ẋ5,Ẋ6,Ẋ7ẊundẊ8Ẋ sindẊalleẊregelmäßig,ẊwährendẊinẊTypẊ2- undẊTypẊ3ẊsowohlẊregelmäßigeẊalsẊauchẊunregelmäßigeẊVerbenẊvorkommen.ẊDieẊRegelmäßigkeitẊistẊanẊdenẊunterschiedlichenẊWerbwurzelnẊfestzustellen. Infinitiv Präsens Präterital Konjunktiv Regelmäßig Typ 1 daene ‗geben‘ da- da-Ø -d- - Typ 2 mordene ‗zählen‘ mor- mor-d- -mor- + Typ 2 merdene ‗sterben‘ mṖr- mer-d- -mṖr- - Typ 3 cütene ‗kauen‘ cü- cü-t- -cü- + Typ 3 dıtene ‗melken‘ dos- dṖ-t- -dos- - Typ 4 sımıtene ‗trinken‘ sṖm- sṖm-Ṗt- -sṖm- + Typ 5 mısnaene ‗lehren‘ mṖsn- mṖs-n-a- -mṖs-n- + Typ 6 mısaene ‗lernen‘ mṖs- mṖs-a- -mṖs- + Typ 7 mışiyaene ‗gelerntẊwerden‘ mṖş- mṖş-i-ya- -mṖş- + Typ 8 cemedniyaene ‗gefrorenẊwerden‘ cemedn- cemed-n-iya- -cemed-n- + Die obere Auflistung ẒsieheẊauchẊ§Ẋ2.2.1ẓẊzeigtẊsowohlẊregelmäßigeẊalsẊauchẊunregelmäßigeẊ VerbenẊderẊTypenẊ2ẊundẊ3.ẊDabeiẊistẊeinẊgroßerẊɑnteilẊallerẊVerbenẊinsgesamtẊregelmäßig. So etwa bei (Selcan 1998) von ca. 530 untersuchten Verben 91 %. Dieser Prozentsatz kann sich natürlichẊ beiẊ weitererẊ UntersuchungẊ derẊ GesamtzahlẊ derẊ Zaza-VerbenẊ geringfügigẊ ändern.Ẋ WieẊauchẊanderswoẊoftẊzuẊbeobachten,ẊweisenẊdieẊunregelmäßigenẊVerbenẊderẊZaza-Sprache die Besonderheit auf, dass gerade die am meisten benutzen Verben der Alltagsprache wie amaene ‗kommen‘,Ẋ şiaene ‗gehen‘,Ẋ vinitene ‗sehen‘Ẋ undẊ guretene ‗nehmen‘Ẋ unregelmäßigẊ sind. 162 3.3.7 Modus Zaza weist vier verschiedene Verb-Modi auf: Indikativ, Kontinuativ, Konjunktiv und Imperativ (Selcan 1998). Der Indikativ kann in allen Tempora gebraucht werden. Da dieser Modus in derẊɑlltagspracheẊamẊgebräuchlichstenẊist,ẊstehenẊdieẊVerbenẊderẊmeistenẊSatzbeispieleẊinẊderẊ vorliegenden Arbeit ebenfalls im Indikativ. (3.80) Indikativ a. A makina ram-en-a 3SGF.NOM auto.OBL fahrenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗SieẊfährtẊɑuto.‘ DasẊKontinuativẊkommtẊ imẊPräsens,ẊimẊPräteritumẊundẊimẊPerfektẊvor.ẊDerẊKontinuativẊhatẊ zwei Formen (Selcan 1998): Entweder an das Verb oder an die deiktischen Partikel na fürẊnahẊ und ha fürẊfernẊwerdenẊdie Kontinuativ-MorphemeẊangehängt. (3.81) Kontinuativ a. SṖma-êẊ lauk-u va-n-ê 2PL-KONT lied-PL.OBL sagenPRÄS-PRÄS-2pl ‗IhrẊseidẊamẊSingen.‘ ‗YouẊareẊsinging.‘ b. İneẊ ha-o mektev-Ø 3PL.OBL DEIXF-KONT schule-NOM qeden-a-Ø abschliessenPRÄT-PRÄTT6-3sgM ‗SieẊwarenẊdabei,ẊdieẊSchuleẊzuẊbeenden.‘ ‗TheyẊwereẊfinishingẊtheẊschool.‘ c. Ey na-w-a sanṖkeẊ 3SGM.OBL DEIXN-KONT märchen.NOM nus-t-a schreibenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗ErẊschreibe dasẊMärchen.‘ ‗HeẊhasẊwritingẊtheẊtale.‘ An den Beispielen ist zu sehen, wie der Kontinuativ imẊPräsens (3.81aẓ,ẊimẊPräteritumẊẒ3.81b) und im Perfekt (3.81c) realisiert wird. Die Suffixe basieren auf dem Kopulaverb biyaene . Bei dem (3.81c) handelt es sich auch um Konjunktiv I. 163 Süd Nord 1SGM -o -o 1SGF -a -o 2SGM -ê -a 2SGF -a -a 3SGM -o -o 3SGF -a -a Süd Nord 1PL -i -o 2PL -i -ê 3PL -i -ê WährendẊderẊKontinuativẊsomitẊmorphologischẊaufẊderẊPräsensformẊderẊKopulaẊbasiert,ẊwirdẊ der Konjunktiv mittels eines eigenen Stammes gebildet. Der Konjunktivstamm ist einer der dreiẊVerbstämmeẊdesẊZaza.ẊBeiẊdenẊregelmäßigenẊVerbenẊsindẊalleẊdreiẊStämmeẊidentisch,Ẋbei denẊ unregelmäßigenẊ VerbenẊ istẊ dies nichtẊ derẊ Fall.Ẋ BeiẊ denẊ VerbenẊ ohneẊ PräverbẊ stehtẊ dasẊ Konjunktivmorphem vor dem Verbstamm (Selcan 1998), bei Vorhandensein eines jedoch PräverbsẊersetztẊdiesesẊdasẊ/bṖ-/ Morphem. Im Norddialekt unterscheiden sich die Personenmorpheme bei 1SG und 1PL von der Kopula. (3.82) Konjunktiv a. O ke bon-i 3SGM.NOM RK bṖ-hêrn-o, ita man-en-o wohnung-OBL KONJ-kaufenKONJ-3sgM, hier bleibenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗WennẊerẊdieẊWohnungẊkaufenẊwürde,ẊwürdeẊerẊhierẊbleiben.‘ b. Ey ke bon-Ø 3SGM.OBL RK bṖ-hêrn-êne-Ø, ita men-d-êne-Ø wohnung-NOM KONJ-kaufenKONJ- IMP -3sgM, hier bleibenPRÄT-PRÄTT2-IMP-3sgM ‗WennẊerẊdieẊWohnungẊgekauftẊhätte,ẊwäreẊerẊhierẊgeblieben.‘ DerẊKonjunktivẊtauchtẊinẊdenẊzweiẊTemporaẊPräsensẊundẊImperfektẊauf.ẊDasẊbetreffendeẊɑffixẊ /bı-/ steht vor demẊ Verbstamm.Ẋ WährendẊ sichẊ imẊ Konjunktiv-Imperfekt-Beispiel (3.82) die Personalendungen am Verb nicht unterscheiden und stattdessen alle nullmarkiert sind, liegt imẊPräsensẊeineẊDifferenzierungẊvor.Ẋ DerẊ letzteẊ derẊ erwähntenẊ ModiẊ istẊ derẊ Imperativ,Ẋ derẊ nurẊ imẊ PräsensẊ gebildetẊ werdenẊ kann.Ẋ Diese Versprachlichung von Anweisungen und Aufforderungen richtet sich morphologisch nach dem Konjunktivstamm (Selcan 1998). Die Personalendungen des Imperativs sind folgende: 164 Süd Nord 1SGM - - 1SGF - - 2SGM -Ø -e 2SGF -Ø -e 3SGM -Ø -o 3SGF -Ø -o 1PL -Ø/i -ime 2PL -Ø/i -ê 3PL -Ø/i -ê (3.83) Imperativ a. TṖẊ vṖrênde mektuve bṖ-nus-e, 2SG zuerst dṖmaẊ çayiẊ bṖ-sṖm-e brief.OBL IMP-schreibenKONJ-2sg, danach tee-OBL KONJ-trinkenKONJ-2sg ‗SchreibẊzuerstẊdenẊBriefẊundẊtrinkẊdanachẊdeinenẊTee.‘ b. Ae ra vaz-ê,Ẋ 3SGF.OBL DIR sagenKONJ-2sg, şêr-o mektev gehenKONJ-3sgM schule.OBL ‗SagtẊihr,ẊsieẊsollẊinẊdieẊSchuleẊgehen.‘ Der Imperativ wird analog zum Konjunktiv gebildet. In (3.83bẓẊ ersetztẊ dasẊ PräverbẊ ra das Suffix /-bı/,ẊdasẊsowohlẊfürẊdenẊKonjunktivẊalsẊauchẊfürẊdenẊ ImperativẊzurẊVerfügungẊsteht.Ẋ Das Verb cı ra vatene ‗jemandemẊ sagen‘ẊbrauchtẊ keinẊ MorphemẊ fürẊdenẊ Imperativ,ẊdaẊseinẊ PräverbẊdieseẊFunktionẊbereitsẊerfüllt.ẊDiesẊistẊjedochẊnichtẊbeiẊallenẊVerbenẊderẊFall.ẊNustene ‗schreiben‘, sımıtene ‗trinken‘ẊẒ3.83aẓẊbenötigenẊfürẊdenẊImperativẊdasẊ/-bı/-Suffix. Das Morphem /bı-/ hat im Zaza mehrereẊgrammatischeẊFunktionen:ẊEsẊdrücktẊẒsieheẊ4.1.3.2.3ẓẊModalitätẊaus,ẊaberẊauchẊdenẊKonjunktivẊundẊdenẊImperativ.Ẋ DerẊSüddialektẊdesẊZazaẊlässtẊimẊImperativẊdieẊPersonalsuffixeẊdesẊSingularsẊwegfallenẊundẊ verwendet im Plural schlicht das Suffix /-i/. In einigenẊGebietenẊdesẊSüdensẊfindenẊsichẊgarẊ keine Imperativsuffixe mehr. Der Norddialekt dagegen hat hier alle Personalsuffixe bewahrt. 3.3.8 Kasus Als eine dependent-marking Sprache zeigt Zaza den Kasus an den Nominalphrasen an und nicht direkt am Verb. Fragen des Kasus wurden im Laufe dieser Arbeit bereits an mehreren Stellen behandelt. Daher muss dieses Thema hier nicht weiter vertieft werden. Zaza hat zwei primäreẊKasus,ẊnämlichẊdenẊNominativẊundẊdenẊObliquus.Ẋ 165 (3.84) Kasus a. Zama-Ø her-i bar k-e-n-o Schwiegersohn-NOM esel-OBL last tunPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊSchwiegersohnẊbelädtẊdenẊEsel.‘ b. VeyvṖkeẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊberv-en-a Schwiegertochter.NOM weinenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗DieẊSchwiegertochterẊweint.‘ c. MṖẊ ey ra va(t)-Ø 1SG.OBL 3SGM.OBL POP sagenPRÄT-(PRÄTT3)-3sgM ‗IchẊhabeẊesẊihmẊgesagt.‘ d. Al-o, Fid-ê,Ẋ ciran-êneẊ ala vaz-ê,Ẋ kamẊbṖ-nus-o Al-VOKM, Fid-VOKF, nachbar-VOKP mal sagenKONJ-3pl, wer MOD-schreibenKONJ-3sgM ‗ɑli,ẊFidan,ẊNachbarn,ẊsagtẊmal,ẊwerẊsollẊschreiben.‘Ẋ TransitiveẊVerbenẊbenötigenẊzweiẊɑktanten,ẊvonẊdenenẊwieẊinẊ(3.84a) einer mit dem Nominativ, der andere mit Kasus Obliquus markiert wird. Das einzige Argument des intransitiven Verbs bekommt in der Regel wie in (3.84bẓẊdenẊNominativ.ẊEinigeẊPräverbienẊerfordernẊwieẊ in Beispiel (3.84c) den Kasus Obliquus. Hier ist dasẊPräverbẊra dafür verantwortlich, weshalb das normalerweise im Nominativ stehende Argument in diesem Fall das Kasus Obliquus erhält. ɑlsẊsekundärerẊKasusẊistẊauchẊnochẊderẊVokativẊvonẊBedeutung.ẊDerẊVokativẊstehtẊfürẊɑnredeform und markiert auch Genus und Numerus am Nomen (Selcan 1998). Im Zaza markiert erẊüberwiegendẊdieẊeinsilbigen,ẊinẊɑusnahmefällenẊaberẊauchẊdie mehrsilbigen Nomina. Diese mehrsilbigen Substantive lassen sich beim Vokativ auf eine Silbe reduzieren. Nach der Reduzierung erhalten sie im SingularẊfürẊMaskulinaẊdasẊSuffixẊ/-o/ẊundẊfürẊFemininaẊdasẊSuffixẊ/-ê/ währendẊPluraliaẊdasẊ/-êne/-Suffix bekommen. So wird etwa Fidane auf Fid reduziert, woran dann das Feminin-MorphemẊ angehängtẊ wird,Ẋ wieẊ inẊ Ẓ3.84d). Dadurch entsteht die Vokativform. 166 3.3.9 Fazit Das Kapitel drei untersuchte die syntaktischen und semantischen Aspekte der Verben der Zaza-Sprache im analytischen Rahmen der RRG. Dabei wurden auch die morphosyntaktischen Eigenschaften der Zaza-Verben kurz untersucht. Im letzten Teil 3.3 wurden vorwiegend in der RRG nicht behandelte grundlegende Merkmale besprochen. ɑmẊɑnfangẊdesẊKapitelsẊwurdenẊdieẊlexikalischenẊVerbklassenẊerläutert,ẊwobeiẊdieẊɑktionsartklassen im Einzelnen getestet wurden. Notwendig wurde dann auch eine Analyse der logischen StrukturenẊderẊVerben,ẊwasẊzuẊeinerẊdetailliertenẊDarstellungẊderẊKausativitätẊimẊZazaẊ Anlass gab. Dann wurde die wichtige Unterscheidung zwischen individuellen Rollen von Verben,ẊthematischenẊRollenẊundẊMakrorollenẊfürẊdasẊZazaẊillustriert.ẊZuletztẊwurdeẊgeprüft,Ẋ ob ein Zusammenhang zwischen Verbmorphologie und Verbsemantik existiert. Tab. 3.12 stelltẊdieẊVerknüpfungẊdieserẊbeidenẊBereicheẊimẊZazaẊdar. Class State Typ 1 Typ 2 Typ 3 Typ 4 Typ 5 Typ 6 Typ 7 Typ 8 /-Ø/ /-d/ /-t/ /-Ṗt/ /-na/ /-a/ /-iya/ /-niya/ No Yes Yes No Yes Yes No No Achievement No No No No Yes Yes Yes Yes Semelfactive No No No No Yes Yes No No Accomplishment Yes Yes Yes Yes Yes Yes Yes Yes Activity Yes Yes Yes Yes Yes Yes No No Active accomplishment Yes Yes Yes Yes Yes No No No Tab. 3.12 Beziehung der semantischen Verbklassen und der morphologischen Typen Wie die Tabelle zeigt, scheint kein direkter Zusammenhang zwischen den morphologischen Stammbildungstypen und den semantischen Klassen zu bestehen. Die Typ-5-Verben kommen inẊ allenẊsemantischenẊKlassenẊvor.ẊDerẊkausativeẊCharakterẊermöglichtẊ diesemẊ Typ,Ẋsemantisch mit allen Arten von Verben aufzutauchen. Auf semantischer EbeneẊ könnenẊ ɑccomplishmentsverben bei jedem Verbtyp erscheinen. Die Activity-VerbenẊschließenẊdieẊpassiven TypenẊ 7Ẋ undẊ 8Ẋ aus.Ẋ SoẊ entstehtẊ eineẊ bunteẊ Tabelle,Ẋ dieẊ keineẊ klareẊ VerknüpfungẊ zwischen morphologischem Verbtyp und semantischer Verbklasse zeigt: Die morphologischen und semantischenẊVerbgruppenẊsindẊoffenbarẊvoneinanderẊunabhängig.Ẋ Die Zaza-Sprache unterscheidet ebenso wie Ḳ vermutlich Ḳ alle anderen Sprachen der Welt intransitive, transitive und ditransitive Verben. Im Zaza sind die Verben entweder intransitiv oder transitiv/ditransitiv. In den germanischen Sprachen gibt es viele Verben, die sowohl intransitivẊalsẊauchẊtransitivẊverwendetẊwerdenẊkönnen.ẊDieẊbeidenẊVerwendungsweisenẊwerdenẊ 167 morphologisch nicht unterschieden: sehen, essen, brechen usw. Dies ist im Zaza nicht der Fall. Er isst. (essen-intr.) Er isst den Apfel. (essen-tr.) Zum einen markiert Zaza TransitivitätẊmorphologisch,ẊzumẊanderenẊtutẊsieẊdiesẊauchẊinẊBezugẊ aufẊdieẊaktiveẊundẊpassiveẊDiathese.ẊFürẊdieẊStammbildungstypenẊstehendeẊMorpheme kennzeichnenẊ gleichzeitigẊ dieẊ Transitivität/Intransitivität.Ẋ TypẊ 1Ẋ bisẊ Typ 5Ẋ sindẊ fürẊ Transitivität,Ẋ Typ 7 bisẊTypẊ8ẊfürẊIntransitivitätẊzuständig.ẊEsẊgibtẊjedochẊeinigeẊDutzendẊɑusnahmen.ẊBeiẊ Typ 3 vınde-t-ene ‗warten‘,Ẋ TypẊ 2Ẋ men-d-ene ‗bleiben‘Ẋ sind intransitiv, obwohl Typ-2- und Typ-3-VerbenẊ ansonstenẊ transitivẊ sind.Ẋ DieẊ SuffixeẊ könnenẊ folgendermaßenẊ illustriertẊ werden: Intransitiv Transitiv rem-a-ene ‗entkommen‘ rem-na-ene ‗entführen‘ vês-a-ene ‗brennen‘ vês-na-ene ‗brennen‘ gure-a-ene ‗arbeiten‘ gure-na-ene ‗arbeitenẊlassen‘ wer-iya-ene ‗gegessenẊwerden‘Ẋ wer-d-ene ‗essen,Ẋfressen‘Ẋ nuş-iya-ene ‗geschriebenẊwerden‘Ẋ nus-t-ene‗schreiben‘Ẋ sım-iya-ene ‗getrunkenẊẊwerden‘Ẋ sım-ıt-ene ‗trinken,Ẋrauchen‘Ẋ mıs-niya-ene ‗gelehrtẊwerden‘Ẋ mıs-na-ene ‗lehren‘Ẋ vur-niya-ene ‗getauschtẊwerden‘Ẋ vur-na-ene ‗tauschen‘Ẋ hêr-niya-ene ‗gekauftẊwerden‘Ẋ hêr-na-ene ‗kaufen‘ TransitivitätẊ istẊ durchẊ verschiedeneẊ MorphemeẊ derẊ StammbildungstypenẊ gekennzeichnet.Ẋ WährendẊ die Morpheme /-d/, /-t/ /-ıt/ und /-n-/Ẋ fürẊ TransitivitätẊ „zuständig―Ẋ sind,Ẋ markierenẊ die Morpheme /-a/, /-iya/, /-n-iya/ẊIntransitivität.ẊDie transitiven Verben spielen in der ThematikẊderẊErgativitätẊnaturgemäßẊeineẊgroßeẊRolle.Ẋ 4 Ergativität in der Zaza-Sprache DiesesẊ KapitelẊ untersuchtẊ dieẊ historischeẊ EntwicklungẊ derẊ ErgativitätẊ inẊ denẊ indo-arischen Sprachen, nachfolgend auch deren Wirkungen auf die Zaza-Sprache. Dabei steht insbesondere derẊiranischeẊ ZweigẊimẊVordergrund.ẊWoẊimmerẊnötigẊwerdenẊ auchẊdieẊindischenẊSprachenẊ hinzugezogen.ẊErgativeẊZügeẊweisenẊallerdingsẊnichtẊnurẊiranischeẊundẊindischeẊSprachenẊauf,Ẋ 168 sondernẊauchẊmehrereẊprä-anatolische SprachenẊwieẊHurrisch,ẊUrartäischẊund Hettitisch (Goedegebuure 2013), (Dixon 1994: 3). Hier wird jedoch nicht auf die Frage eingegangen, inwieweitẊ prä-anatolischeẊ SprachenẊ diesbezüglichẊ GemeinsamkeitenẊ mitẊ denẊ iranischenẊ Sprachen aufweisen. Im HinblickẊ aufẊ ZazaẊ istẊ inẊ ersterẊ LinieẊ dieẊ EntwicklungẊ derẊ ErgativitätẊ inẊ den alten und neuen iranischen Sprachen von Bedeutung. Daher werden zuerst die altiranischen und dann die neuiranischen Stadien der historischen Sprachentwicklung näherẊ untersucht. 4.1 Die historische‎Entwicklung‎der‎Ergativität‎in‎den‎indoiranischen Sprachen DasẊ PhänomenẊ derẊ ErgativitätẊ kannẊ bisẊ zuẊ denẊ altenẊ indo-arischenẊ SprachenẊ zurückverfolgtẊ werden. Ergativische Konstruktionen zeigen sich sowohl in den iranischen Sprachen (Pirejko 1979, Karimi 2012) als auch im benachbarten und verwandten indischen Sprachterritorium (Pirejko 1979, Peterson 1999). QuelleẊ hierfürẊ sindẊ dieẊ jeweilsẊ überliefertenẊ InschriftenẊ undẊ Manuskripte. Die auf Altpersisch verfasstenẊ BisutuninschriftenẊ undẊ dieẊ übrigẊ gebliebenen BruchstückeẊdesẊɑwestischenẊdemonstrierenẊjedoch,ẊdassẊdieẊaltenẊiranischenẊSprachenẊkeineẊ ergativischeẊ KasusmarkierungenẊ besaßen.Ẋ ImẊ HinblickẊ aufẊ ihreẊ KasusflexionẊ hattenẊ dieseẊ Sprachen eine Nominativ/Akkusativ-Struktur (Pirejko 1979ẓ.Ẋ DieẊ Übernahme des Ergativ/Absolutiv-SystemsẊ erfolgteẊ erstẊ inẊ spätererẊ ZeitẊ ẒPirejko 1979, Trask 1979, Matsumoto 1993, Bynon 2005, Butt 2006 & 2007, Bhatt 2007, Haig 2008, Karimi 2012). In Bezug hierauf sind zwei wichtige Annahmen zu diskutieren: Die eine besagt, dass das ergative System der indo-iranischen Sprachen aus dem Passiv entstanden sei (Benveniste 1931), dasẊspäterẊalsẊPerfektẊuminterpretiertẊwordenẊseiẊẒBenvenisteẊ1952). Laut der zweiten Hypothese hingegen ist das nominale Partizip die Wurzel der ergativischen Konstruktion (Pirejko 1979, Butt 2005, Haig 2008, Karimi 2012). Die Passivhypothese hat jedoch in der Linguistik wenig Anerkennung gefunden, da die altiranischen Sprachen den Genitiv nutzten, um das PassivẊauszudrücken.ẊDanebenẊgibtẊesẊauchẊɑnsätze,ẊdieẊdenẊUrsprungẊderẊErgativitätẊimẊPossessivẊsehen,ẊaberẊauchẊdasẊlässtẊsichẊanhandẊderẊvorhandenenẊaltiranischenẊInschriftenẊnichtẊ belegen. Entscheidend ist hier die Doppelnatur der Partizipien der transitiven Verben (Pirejko 1979): Ein transitives Verb kann sowohl mit dem Subjekt als auch mit dem Objekt kongruieren undẊdarüberẊhinausẊkannẊesẊauchẊalsẊNomenẊfungieren,ẊdasẊpossessiveẊEigenschaftenẊhat.Ẋ Hierauf bezogen sind mehrere Zaza-Beispiele im Verlauf dieser Arbeit zu finden. Neben einigen indischen Sprachen verhalten sich auch einige jüngere iranische Sprachen wie NeupersischẊundẊSoraniẊẒBynonẊ1979,ẊJügelẊ2009ẓẊheuteẊsyntaktischẊundẊmorphologischẊganzẊ 169 undẊgarẊakkusativisch.ẊDaẊesẊsichẊbeimẊZazakiẊumẊeineẊiranischeẊSpracheẊhandelt,ẊbeschäftigtẊ sich die vorliegende Arbeit im historischen Bereich vorwiegend mit der Entstehung der ErgativitätẊinẊdenẊiranischenẊSprachen.ẊɑberẊzunächst soll aufgrund der nahen geographischen und historischen Verwandtschaft die Entwicklung des indischen Zweigs skizziert werden. 4.1.1 Indische Sprachen WährendẊ dieẊ vorklassischeẊ indischeẊ SpracheẊ VedischẊ eineẊ typischeẊ Nominativ-AkkusativMarkierung aufweist, ist die mittelindische Sprache Pali im Perfekt durch Ergativ-AbsolutivMarkierung gekennzeichnet. Anhand der auf Pali niedergeschriebenen Mahavagga-Inschriften istẊesẊunsẊmöglich,ẊdenẊÜbergangẊdesẊErgativsystemsẊinẊdenẊindischenẊSprachenẊzuẊcharakterisieren.ẊDaẊPaliẊeineẊmittelindischeẊSpracheẊist,Ẋ‗scheintẊesẊsinnvoll,ẊdieẊɑnfängeẊdieserẊErgativ-Konstruktion im Mittelindischen zu suchen‘Ẋ ẒPetersonẊ 1999:Ẋ 227ẓ.Ẋ DieẊ imẊ mittel-indoarischenẊ StadiumẊ ẒBhattẊ 2007:Ẋ 12ẓẊ „eingeflossene―Ẋ ErgativitätẊ istẊ danachẊ inẊ mehrerenẊ indischenẊSprachenẊwiederẊverschwunden.ẊWährendẊältereẊVariantenẊostindischerẊSprachen,ẊwieẊ etwa Bengali und Oriya, im Perfekt ergativisch funktionierten, besitzen sie heute keine Ergativmarkierungen mehr (Butt 2006, Butt & Poudel 2007). Somit haben einige neuindische SprachenẊdieẊausẊmittelindischerẊZeitẊüberkommeneẊErgativitätẊẒButtẊ2006:Ẋ81ẓẊbewahrt,Ẋwährend andere sie wieder aufgegeben haben. Die Tabelle 4.1 (Butt 2001:4) vergleicht die Ergativmorpheme der heutigen indischen Sprachen (Pirejko 1979: 487). Dabei hat sich der ursprünglicheẊErgativmarkerẊ/-ne/ in den Sprachen Hindi, PunjabiẊundẊRajastaniẊnichtẊgeändert, währendẊer sich in Marathi und Gujarati in /-e/ verwandelt hat. Folgende Tabelle 4.1 gibt einenẊÜberblickẊderẊKasussuffixeẊderẊindischenẊSprachen. Hindi/Urdu Punjabi Sindhi Gujarati Marathi Bengali Oriya Assamese Nepali Dative Ergative (Subjects and Object) ko nuN khe ne la ke ku ko/no lal (Subjects only) ne ne OBLIQUE INFLEC-e (old -ne) ne/ni NONE NONE -e le Tab. 4.1 Ergativsuffix der indischen Sprachen 170 (4.1) Nepali (Bhatt 2007: 15) a. ma I-NOM bas-en sit-PST-1-SG ‗IẊsat.‘ b. mai-le mero lugā I-ERG dho-en my clothes-NOM wash-PST-1-SG ‗IẊwashedẊmyẊclothes.‘ WährendẊdasẊɑgensẊdesẊtransitivenẊVerbsẊinẊẒ4.1bẓẊdenẊergativenẊKasusẊerhält,ẊstehtẊdasẊeinzige Argument ma ‗ich‘Ẋ desẊintransitivenẊVerbsẊ bas ‗sitzen‘ẊinẊ Ẓ4.1a) im Nominativ. In den Past-Formen tritt das Morphem /-le/ als Ergativmarker des Agens auf. Somit werden das Subjekt in (4.1a) und das Objekt in (4.1b) jeweils gleich behandelt. Nicht nur das Agens der transitiven Verben ergativ markiert, sondern kann auch das S von einem intransitiven Verb diese Markierung erhalten. Folgende Beispiele demonstrieren dieses. (4.2) Hindi/Urdu (Butt & Poudel 2007: 2, Deo & Sharma 2003 zitiert in Mirdehghan 2005: 98 ) a. ram kh s-a Ram.M.Nom cough-Perf.M.Sg ‗RamẊcoughed.‘ b. ram=ne kh s-a Ram.M=Erg cough-Perf.M.Sg ‗RamẊcoughedẊẒpurposefullyẓ.‘ c. siitaa raam-ko piiT-tii hai Sita-F-NOM Ram-M-ACC hit-IMPERF-F-SG aux-3-SG-PRES ‗SitaẊhitsẊRam.‘ d. raam-neẊẊẊẊẊẊẊčiDiyaaẊẊẊẊẊẊẊdekh-ii Ram-M-ERG bird-F-NOM see-PERF-F-SG ‗RamẊsawẊaẊsparrow.‘ e. siitaa-ne raadhaa-ko piiT-aa Sita-F-ERG Radha-F-ACC hit-PERF-M-SG ‗SitaẊhitẊRadha.‘ 171 Einige Sprachen wie Hindi/Urdu setzen alternierend sowohl nominativisch-akkusativische als auch ergativische Markierungen bei dem S von intransitivem Verb ein. Das intransitive Verb khãs ‗husten‘ẊerfordertẊinẊderẊVergangenheitsformẊdenẊErgativ,ẊwieẊinẊẒ4.2b). Abweichend zu Beispiel (4.2b) steht das einzige Argument in (4.2a) im Nominativ. Anders verhalten sich die transitivenẊVerben,ẊbeiẊdenenẊdasẊɑẊinẊperfektivenẊSätzenẊẒ4.2d), (4.2e) ergativ markiert wird. Mit der nominativischen Markierung von S in (4.2aẓẊzeichnetẊsichẊimẊHindi/UrduẊeineẊVeränderung ab. Hierin spiegelt sich eine Wandlung vom ergativisch/absolutiven zum akkusativisch/nominativenẊKasussystemẊwider,ẊeinẊPhänomen,ẊdasẊinẊmehrerenẊindo-iranischen SprachenẊimẊGangeẊist.ẊEinigeẊindischeẊSprachenẊwieẊOriyaẊundẊ BengaliẊhabenẊdenẊÄnderungsprozess bereits vollständigẊvollzogen. (4.3) Bengali (Bhatt 2007: 17) a. āmī sītā-ke I-NOM dekh-chī Sītā-ACC see-1-SG-PRES ‗IẊseeẊSita.‘ b. āmī I-NOM sītā-ke dekh-lām Sītā-ACC see-1-SG-PAST ‗IẊsawẊSita.‘ c. anu sītā-ke dekh-lo Anu-FEM-NOM Sītā-ACC see-3-SG-PAST ‗ɑnuẊsawẊSita.‘ InẊfrüherenẊStadienẊsahẊBengaliẊimẊPerfektẊfürẊɑẊdenẊergativenẊKasusẊvor,ẊderẊinẊderẊmodernenẊVersionẊdesẊBengaliẊnichtẊmehrẊexistiertẊẒButtẊ2001ẓ.ẊSoẊerhältẊdasẊɑgensẊ anu in (4.3c) stattẊdesẊErgativẊdenẊNominativ.ẊDasẊObjektẊwirdẊsowohlẊimẊPräsensẊẒ4.3aẓẊalsẊauchẊimẊPräteritum (4.3b) (4.3cẓẊ akkusativischẊ markiert,Ẋ wasẊ fürẊ nicht-ergativeẊ SprachenẊ natürlichẊ derẊ Standardfall ist. Eine Reihe neuindischer Sprachen haben das ergative System noch nicht ganz aufgegeben. So werden im Punjabi die erste und zweite Person nicht ergativisch markiert, wohl aber die dritte. Viele dieser Sprachen sind heute stark in ihrer Existenz bedroht, da nur einige wenigeẊvonẊihnenẊüberẊeineẊSchriftspracheẊverfügen.ẊDaẊdieẊnachkommendenẊGenerationenẊ eherẊ mitẊ denẊ „öffentlichen―,Ẋ verschriftlichtenẊ Sprachen aufwachsen, finden die MinderheitssprachenẊ immerẊ wenigerẊ ɑnerkennungẊ undẊ ɑkzeptanz.Ẋ ObẊ dafürẊ gesorgtẊ werdenẊ wird, dass dieseẊ SprachenẊ genügendẊ ZeitẊ haben,Ẋ denẊ ProzessẊ desẊ ÜbergangsẊ zurẊ 172 Schriftsprache zu vollziehen, ist eine wichtige Frage und HerausforderungẊfürẊjedeẊzukünftigeẊ Sprachpolitik. (4.4) Punjabi (Bhaita 1993 zitiert in Butt 2001) a. maiN kamm kita I.Nom work.M.Sg.Nom do.Past.M.S ‗I did some/the work.‘ b. o=ne kamm kita Pron.3.Sg=Erg work.M.Sg.Nom do.Past.M.Sg ‗He/She did some/the work.‘ In Beispiel (4.4aẓẊ bekommtẊ dasẊ PronomenẊ 1SGẊ denẊ nominativenẊ Kasus,Ẋ währendẊ inẊ Ẓ4.4b) das 3SG Subjekt mit ergativem Kasus markiert wird, obwohl das Tempus des Verbs dasselbe ist. Somit finden findet sich in Punjabi eine nach dem Kriterium des Pronomens gespaltene Ergativmarkierung vor. Diese Gespaltenheit hat auch die australische Sprache Yidin (Dixon 1994). Genau wie in einigen anderen indischen Sprachen steht hier Ḳ in (4.4b) Ḳ das Suffix /ne/ẊfürẊdenẊergativenẊKasus.ẊWährendẊinẊmanchenẊindischenẊSprachenẊwieẊHindi,ẊPunjabiẊundẊ Rajastani das /-ne/-Suffix nur den Actor als im Ergativ stehend markiert, markiert es in Marathi und Gujarati sowohl den ergativen Agens als auch den instrumentalen Kasus (Pirejko 1979ẓ.Ẋ DerẊ ursprünglichẊ instrumentaleẊ CharakterẊ desẊ ergativenẊ ɑgensẊ istẊ damitẊ deutlichẊ zuẊ erkennen. Die Agensmarkierung (bzw. Nichtmarkierung) in den neuindischen Sprachen ist in einer Tabelle 4.2 (Bhatt 2007: 18) dargestellt: SUBJECT 1st SG 1st PL 2nd SG 2nd PL 3rd SG 3rd PL HINDI NEPALI ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ GUJARATI MARATHI/PUNJABI BENGALI Ø Ø Ø Ø Ø ✔ ✔ ✔ ✔ ✔ Ø ✔ Ø Ø Ø Ø Ø Ø Tab. 4.2 Agensmarkierung der neuindischen Sprachen im Perfekt. WährendẊHindi/UrduẊdasẊɑgensẊdesẊtransitiven Verbs im Perfekt ergativisch markiert, hat es in anderen Tempora ein akkusativisches System (Butt & Poudel 2007). Neben Oriya und BengaliẊweisenẊauchẊandereẊindischeẊSprachenẊinẊTeilenẊihresẊSystemsẊergativischeẊZügeẊauf.Ẋ In Marathi/Punjabi ist die Verbkongruenz des transitiven Verbs im Perfekt gespalten. In diesem Tempus kongruiert das Verb bei 1SG, 2SG, 1PL und 2PL mit dem Agens, in der 3SG 173 undẊ3PLẊjedochẊmitẊdemẊObjekt.ẊInẊdenẊSprachenẊShinaẊundẊNepaliẊgibtẊesẊsogarẊinẊPräsenssätzenẊergativenẊKasus, was als Einfluss des benachbarten Tibeto-Burmanischen zu betrachten ist (Pirejko 1979ẓ.Ẋ ImẊ OriyaẊ undẊ BengaliẊ wirdẊ imẊ PräteritumẊ nichtẊ dasẊ ɑgens,Ẋ sondernẊ dasẊ Objekt wie in akkusativischen Sprachen markiert, das Agens bleibt nullmarkiert. Einige tibeto-burmanische Sprachen wie dem Sherpa weisen bei transitiven Verben im NPBereichẊgespalteneẊErgativitätẊauf.ẊDabeiẊwerdenẊNPsẊinẊ1SGẊinẊɑussagesätzenẊimẊFuturẊundẊ inẊ2SGẊinẊFragesätzenẊimẊFuturẊandersẊmarkiertẊalsẊalleẊandereẊɑgens-NPs. Ein solches Doublesplitsystem ist sehr bemerkenswert. Diese Eigenschaft mag der Ursprung der ErgativitätẊ sein (vgl. Trask 1979: 86). Wie gleich zu erkennen wird, haben auch viele iranische Sprachen historischẊeineẊähnlicheẊEvolutionẊwieẊdieẊbenachbartenẊindischenẊSprachenẊdurchlaufen. 4.1.2 Iranische Sprachen Das 6700 Wortformen (Lubosky 2009) aufweisende Altpersisch (Pirejko 1979,ẊSkjærvøẊ2002,Ẋ HaigẊ 2008ẓẊ hatẊ zweiẊ überlieferteẊ Hauptzweige:Ẋ ɑchämenidenischẊ ẒauchẊ alsẊ ɑltpersischẊ bezeichnetẓẊundẊɑwestisch.ẊWährendẊdasẊɑwestischeẊdenẊöstlichen Zweig vertritt, hat sich das ɑchämenidenische als die westliche Sprache des Altiranischen etabliert. Sie sind durch in Keilschrift verfasste Bisutun-InschriftenẊ ausẊ demẊ ɑchämenidenreichẊ sowieẊ dieẊ ɑwestaSchriftenẊüberliefert.ẊDieẊBisutun-Inschriften sindẊaufẊɑchämenidenisch,ẊElamischẊundẊBabylonischẊverfasst,ẊdaẊimẊɑchämenidenreichẊdasẊElamischeẊundẊdasẊBabylonischeẊsehrẊverbreitetẊwaren.ẊɑußerẊdenẊBisutun-InschriftenẊgeltenẊdieẊüberliefertenẊInschriftenẊvonẊDariusẊI.ẊundẊ Xerxes I. in Persepolis und Susa,ẊdasẊDariosgrabẊinẊNaqš-i Rustam sowie Inschriften auf Vasen,Ẋ SiegelnẊ undẊ GewichtenẊ alsẊ InformationsquellenẊ fürẊ dasẊ ɑchämenidenischeẊ ẒLubotskyẊ 2009). Ferner liefern auch die erhalten gebliebene Reste einer Tontafelversion von FelsinschriftenẊausẊÄgyptenẊeinigeẊspärlicheẊInformationen.ẊDieẊInschriftenẊundẊManuskripteẊwerden dem 6. bis 5. Jahrhundert vor Christi zugeordnet. In den meisten Quellen wird das AchämenidenischeẊalsẊɑltpersischẊeingeordnet,ẊwährendẊdieẊɑwesta-SpracheẊalsẊeigenständigẊbehandelt wird.ẊDieẊüberliefertenẊTeileẊvonẊɑwestaẊgebenẊbedeutendeẊɑufschlüsseẊüberẊdieẊaltiranischeẊ SpracheẊ ɑwestisch.Ẋ EinenẊ ÜberblickẊ derẊ iranischen Sprachen gibt die Tabelle 4.3 (Haig 2008: 5). DieseẊ TabelleẊ enthältẊ nurẊ dieẊ NeuiranischenẊ Sprachen,Ẋ dieẊ dieẊ meisten Sprechherzahl haben. 174 Historical stages Major attested languages Old Iranian Old Persian Old Avest., Younger Avest. (6-4C.BC) (14C.-6C.BC?) Western Iranian Eastern Iranian Mid. Persian, Parthian Sogdian, Khotanese Persian Kurdish Balochi etc. Pashto Pamir-Group Ossetic etc. Middle Iranian (4/3c.bc-8/9c.ad) Modern Iranian Tab. 4.3 ÜbersichtẊüberẊdieẊiranischenẊSprachen DasẊɑltpersischeẊstelltẊfürẊdreiẊKasusẊmorphologischeẊMittelẊzurẊVerfügung: Nominativ, Akkusativ und Dativ/Genitiv. Ferner bilden Instrumental/Ablativ, Vokativ und Lokativ sekundären Kasus (Karimi 2012: 28-29ẓ.ẊDieseẊsekundärenẊKasusẊsindẊweitgehend im Zaza auch vorhanden, welche mittels Postpositionen realisiert werden: Ablativ ra Lokativ de(r). Details überẊVokativẊimẊZazaẊbefindenẊsichẊinẊ§ 3.3.8. (4.5) Altiranisch a. adam(S) xšāyaθiya abavam 1s:NOM king become:PST:1s ‗IẒSẓẊbecameẊKing‘ẊẒKentẊ1953:ẊXPf,36-37 zitiert in Haig 2008: 25). b. pasāva adam(A) karam(O) frāišayam Bābirum thereupon 1s:NOM army:ACC send:PST:1s to.Babylon ‗ThereuponẊIẒɑẓẊsentẊanẊarmyẒOẓẊtoẊBabylon‘ẊẒKentẊ1953:ẊẊDBẊIII,84ẊzitiertẊinẊHaigẊ2008:Ẋ25ẓ. c. ima tya manā kartam pasāva yaθā xšāyaθiya abavam that which 1s:GEN do:PTCPL after when king become:PST:1S ‗ThisẊẒisẓẊthatẊẒwhichẓẊwasẊdoneẊbyẊmeẊafterẊẒIẓẊbecameẊking‘Ẋ (Kent 1953: DB I,28-29 zitiert in Haig 2008: 25) d. aṯẊẊẊẊẊzīẊ θwa fšuyantaē=cā vastrai=cā and indeed 2s:ACC(O) cattle.breeder:DAT=and herdsman:DAT=and θwōrəšta tatašā fashioner:NOM(A) has.created(3s) ‗ɑndẊindeedẊtheẊFashionerẒɑẓẊhasẊcreatedẊyouẒOẓẊforẊtheẊbenefitẊofẊtheẊcattle-breeder and the herdsman.‘Ẋ(Old Avestan, Yasna 29,6) (Haig 2008: 25). 175 Eine typische passive Diathese und die Kasus der altiranischen Sprachen das Altpersische ẒɑchämenidenischẓẊ undẊ dasẊ ɑwestischeẊ präsentiertẊ BeispielẊ Ẓ4.5). Die Beispiele (4.5a) (4.5cẓẊsindẊausẊdemẊɑchämenidenischen,Ẋdas (4.5d) aus dem Awestischen. Das Subjekt adam ‗ich‘ẊdesẊintransitivenẊVerbsẊabavan ‗werden‘ẊinẊẒ4.5a) und das Agens adam des transitiven Verbs frāišan ‗senden‘ẊẊẒ4.5b) werden gleich behandelt und erhalten den Nominativ. Die Objekte der transitiven Verben in (4.5b) karam ‗ɑrmee‘ẊundẊẒ4.5d) θwa ‗duẊbzw.Ẋdich‘ẊwerdenẊ mit dem Akkusativ markiert. Das Partizip kr-ta ‗done‘Ẋ inẊ Ẓ4.5c) kongruiert mit dem Objekt ima undẊ außerdemẊ werdenẊ dieẊ KategorienẊ Kasus,Ẋ TempusẊ undẊ NumerusẊ markiert.Ẋ ɑnẊ derẊ Subjektstelle erscheint das mit Genitiv markierte Argument. Manā ‗mein‘Ẋ stehtẊ imẊ GenitivẊ undẊdrücktẊ dasẊPossesivẊausẊẒPirejko 1979: 482). Das Objekt bekommt den direkten Kasus, wohingegen das Agens manā durchẊdenẊPossessivmarkerẊGenitivẊerhält.ẊSowohlẊbeimẊɑltiranischen (4.5a), (4.5b) und (4.5c) als auch beim Awestischen (4.5d), ist die S/A-KasusBeziehungẊ fix,Ẋ dasẊ heißt,Ẋ beideẊ überlieferten SprachenẊ gehörenẊ komplettẊ dem nominativakkusativischenẊSprachsystemẊan.ẊInẊdenẊaltiranischenẊSprachenẊwurdenẊbisherẊausschließlichẊ im Nominativ oder Genitiv (vorher Instrumental (Pirejko 1979)) stehende Subjekte/Agens gefunden,ẊwährendẊesẊkeinerleiẊBeweisẊfürẊdas ergative Agens gibt. DaẊdieẊaltiranischenẊSprachenẊüberẊkeinẊVerbẊwieẊdasẊdeutscheẊ haben fürẊPossessionẊverfügen, entwickelte sich dort zum Ausdruck des Possessiv eine Ezafe-Konstruktion, d.h., ein ‗Genitiv‘,Ẋ‗theẊOldẊPersianẊGenitiveẊcase,ẊcoveringẊtheẊdomainẊofẊIndirectẊParticipation: Benefactive,ẊExperiencer,ẊPossessor,ẊRecipientẊandẊIndirectẊObject‘ẊẒHaigẊ2008:Ẋ86ẓ.ẊSeitẊdemẊmitteliranischenẊStadiumẊspieltẊdieseẊEzafe,ẊderẊ‗Genitiv‘,ẊinẊderẊsyntaktischenẊundẊmorphologischen Struktur der iranischen Sprachen eine gewichtige Rolle. Sowohl die Pluralendungen (Pirejko 1979) als auch die Entstehung der Ergativstrukturen wurden von diesem Genitiv starkẊ beeinflusst.Ẋ DerẊ GenitivẊ übernimmtẊ dieẊ RolleẊ desẊ ɑgens.Ẋ DieẊ ergativeẊ KonstruktionẊ entwickelt sich nicht aus einer finiten Verbform wie in (4.5b), sondern aus der in (4.5c) illustrierten man-ā kar-ta-m-Konstruktion (Haig 2008). Sie ist der Ursprung der späterenẊergativenẊ Subysteme in den iranischen Sprachen. (4.6) mana kartam man-ā kar-ta-m 1SG-GEN tun-PPAR-1sg ‗Mein Tun‘ ‗IẊhaveẊdone‘ 176 Die altpersische Form man-ā kar-ta-m entwickelte sich zu Anfang des Mittelpersischen zu man kart „getanẊvonẊmir―.ẊɑusgehendẊvonẊderẊinstrumentalenẊPostpositionẊta entwickelte sich mit der Zeit eine ergative Konstruktion (Pirejko 1979). In den altpersischen Texten kommen noch keine Past-Participle-Konstruktionen vor, die das Agens und das Patiens gemeinsam realisieren (Karimi 2012: 35). Ein solches Partizip ist seit der mitteliranischen Sprachperiode deutlich zu erkennen. Das altpersische /ta/-Partizip hat zu Anfang des Mittelpersischen seinen nominalen Zustand verloren und wurde ins verbale Paradigma integriert, um aktive PastformenẊvonẊVerbenẊauszudrücken,ẊdieẊsowohlẊeinẊɑgensẊalsẊauchẊeinẊPatiensẊhaben. Der Genitiv verwandelte sich zu einem polyfunktionalen indirekten Kasus. Das altpersische Partizip ta unterlag dann einer Apokope (Karimi 2012: 39) und taucht sowohl in den mitteliranischen Sprachen als auch in den neuiranischen Sprachen in reduzierter Form als /-t/ auf. Die EntwicklungẊdesẊ/ta/ẊsiehtẊsomitẊfolgendermaßenẊaus:ẊẊ‗√rootẊ+ẊverbalizerẊ+Ẋta --> √rootẊ+Ẋverbalizer + t‘ (Karimi 2012: 39). Dabei verwandelte sich das stimmlose plosive /t/ẊinẊeinigenẊFällen phonologisch bedingt in den stimmhaften Plosiv /d/. In einigen neuiranischen Sprachen wie zum Beispiel Zaza orientiert sich die Form des PartizipialmorphemsẊamẊdavorẊstehendenẊLaut.ẊDementsprechendẊändertẊsichẊdasẊPartizipẊ /t/ nicht, wenn zuvor ein stimmloser Konsonant oder ein Vokal kommt, nach einem jedoch stimmhaften Konsonant verwandelt sich das Partizip in die stimmhafte Variante /-d/. Eine Ausnahme bildet die verbale Pastform tırt,Ẋ‗stahl‘.ẊNachẊeinemẊstimmhaftenẊɑuslautẊ/-r/ẊmüssteẊlautẊTabelle 4.4 eigentlich ein /-d/ erscheinen, was aber hier nicht der Fall ist. Dieses Verb ist möglicherweise ein Lehnwort aus einer anderen Sprache. Tabelle 4.4 zeigt das heutige Resultat /ta/ Partizip der Entwicklung des altiranischen /-ta/ in der Zaza-Sprache. Ort Nach stimmhaften Konsonanten Nach stimmlosen Konsonanten Nach Vokalen /d/ /t/ /t/ Beispiele ar-d ‗brachte‘,Ẋwer-d ‗aß‘,Ẋwen-d ‗laß‘,Ẋ nus-t ‗schrieb‘,Ẋes-t ‗warf‘ sım-ı-t ‗trank‘,Ẋcın-ı-t ‗spielte‘,Ẋgure-t ‗nahm‘ Tab. 4.4 /ta/ Partizip in der Zaza-Sprache (4.7) Mittelpersisch a. hawīn abgundām DEM:PLuncover:PRES:1S ‗ẒIẓẊuncoverẊthem‘ẊẒHaig 2008: 93) 177 b. man abgus-t 1S (a)hēnd uncover:PTCPL COP.3PL ‗I uncovered them.‘ (Haig 2008: 93) c. man abgus-t I.OBL reveal-PTCPL ahend copular.3.PL ‗I revealed them.‘ (Sundermann, 1989: 29 zitiert in Karimi 2012: 39) d. dēn igẊẊẊẊẊẊẊmanẊwizī-d religion which 1S choose:PTCPL ‗theẊreligionẊwhichẊIẊchose‘Ẋ[...]‘ẊẒBoyceẊ1975:ẊẊa,1ẊzitiertẊinẊHaigẊ2008:ẊẊ93ẓ In den mitteliranischen Beispielen (4.7ẓẊistẊdieẊobenẊbeschriebeneẊÄnderungẊdeutlichẊzuẊverfolgen. Das /-ta/ unterliegt einer historischen Apokope. In der Pastform taucht nun /t/ ohne /a/ auf, eine Entwicklung, die sich in den neuiranischen Sprachen fortsetzt. Das transitive Verb abgus-t-an ‗zeigen‘ẊhatẊzweiẊverbaleẊStämme, denẊPräsensstamm abgund (4.7b) und den Paststamm abgus-t (4.7aẓ.ẊDerẊPaststammẊwirdẊdurchẊHinzufügenẊdesẊalsẊ/-t/ oder/-d/ realisierten Partizipialmorphems gebildet: abgus-t-an in (4.7b), wizī-d-an in (4.7d). EsẊ sindẊ mehrereẊ mitteliranischeẊ SprachenẊ überliefert,Ẋ darunterẊ Sogdisch,Ẋ ChoresmischẊ undẊ Khotanessich sowie Baktrisch and Sarmatisch, Mittelpersisch und Parthisch (Haig 2008). Hier sind unter anderem die Pahlaviinschriften aus der Zeit der Sassanidischen Dynastie von 240 bisẊ 621Ẋ vonẊ großerẊ Bedeutung.Ẋ Zwischen dem mitteliranischen Parthischen und der ZazaSprache bestehen einige grammatische Gemeinsamkeiten (Gippert 1996). 4.1.3 Neuiranische Sprachen Seit der Islamisierung des iranischen Sprachterritoriums werden die meisten neuiranischen Sprachen, die eine Schriftsprache haben, in arabischer Schrift geschrieben. Gesprochen werden sie im Iran, in Afghanistan, im Irak und in Syrien, Tadschikistan, Pakistan und Aserbaidschan. Die in der seinerzeitigen Sowjetunion gesprochenen Sprachen Tadschiki und NordTalishi wurden damals in kyrillischer Schrift geschrieben. Die tadschikische Sprache pflegt ihre Schrifttradition bis heute in Kyrillisch, da sie in Tadschikistan neben dem Russischen die offizielle Sprache ist. Nord-TalishiẊhatteẊnichtẊdieselbenẊEntwicklungsmöglichkeitenẊundẊgeriet unter aserbaidschanischer Herrschaft stark unter Druck; es ist somit schriftlich kaum noch repräsentiert.ẊSüd-Talishi im iranischen Teil des Sprachgebiets wurde dort ohnehin nie offiziell als Schriftsprache verwendet, die im Exil entwickelte Schriftsprache in kyrillischer Schrift konnteẊaufgrundẊdesẊpolitischenẊDrucksẊimẊLandẊselbstẊnieẊwirklichẊFußẊfassen.ẊWieẊmehrereẊ 178 weitere Sprachen im Iran und in Afghanistan hat Talishi vor allem in seiner Schriftform einen schweren Stand. Die von etlichen Millionen Menschen gesprochene kurdische Sprache wird im Irak in arabischer, in der (Ex-ẓSowjetunionẊinẊkyrillischer,ẊinẊderẊTürkeiẊdagegenẊinẊlateinischer Schrift geschrieben. Im Kurdischen besteht allerdings eine Tendenz hin zu einer einheitlichen lateinischen Schrift. Das Zaza ist die einzige Sprache dieser Familie, die ausschließlichẊ inẊ lateinischerẊ SchriftẊ geschriebenẊ wird,Ẋ wasẊ sicherẊ damitẊ zuẊ tunẊ hat,Ẋ dassẊ ihrẊ KerngebietẊdieẊTürkeiẊist.ẊNurẊeinigeẊwenigeẊTausendẊSprecherẊdesẊZazaẊsindẊaußerhalbẊderẊ TürkeiẊinẊSyrien,ẊKasachstan,ẊɑrmenienẊoderẊɑserbaidschanẊsesshaft,ẊwoẊesẊfürẊsieẊüberhauptẊ keine Schrifttradition gibt. Die Schrifttradition des Zaza beginnt in den 70er Jahren im Exil in denẊLändernẊEuropas.Ẋ DasẊMittelpersischeẊlegteẊdenẊGrundsteinẊfürẊdieẊEntstehungẊderẊErgativitätẊinẊdenẊiranischenẊ Sprachen.ẊVonẊdiesemẊ„Übergang―ẊderẊErgativitätẊsindẊalleẊneuiranischenẊSprachen,ẊdieẊheuteẊ noch gesprochen werden, in der einen oder anderen Weise betroffen gewesen. Dabei sind einige Sprachen dem Ergativ-SystemẊtreuẊgeblieben,ẊwährendẊandereẊesẊwiederẊabgelegtẊhabenẊ undẊ zuẊ ihremẊ altenẊ akkusativischenẊ SystemẊ zurückgekehrtẊ sind.Ẋ DieseẊ RückkehrẊ wurdeẊ manchmal nur teilweise, manchmal dagegenẊvollständigẊvollzogen.ẊDieẊEntwicklungẊderẊneuiranischenẊ SprachenẊ lässtẊ sichẊ inẊ BezugẊ aufẊ ErgativitätẊ inẊ denẊ dreiẊ folgendenẊ Abschnitten skizzierten drei Gruppen einordnen. In diesen Abschnitten werden die sprachlichen Beispiele außerẊ inẊ lateinischerẊ Schrift auch in den jeweiligen Originalschriften wiedergegeben, sofern dieẊentsprechendenẊInformationenẊzurẊVerfügungẊstehen.ẊẊẊẊ 4.1.3.1 Nicht-ergative iranische Sprachen ZuẊdenẊSprachen,ẊdieẊihreẊimẊMitteliranischenẊentstandeneẊmorphologischeẊErgativitätẊwiederẊ aufgegebenẊ haben,Ẋ gehörenẊ Sorani,Ẋ Neupersisch,Ẋ Tadschiki,Ẋ DariẊ undẊ Talischi.Ẋ DieẊ S/OBeziehung hinsichtlich des Kasus hat sich in eine S/A BeziehungẊzurückverwandelt,Ẋ so haben das Subjekt des intransitiven Verbs und das Agens des transitiven Verbs heute denselben Kasus,ẊnämlichẊdenẊNominativ.ẊEsẊistẊdasẊObjekt,ẊdasẊabweichendẊdavonẊbehandeltẊwirdẊundẊimẊ Akkusativ steht. Das Dari wird wie Tadschiki oftmals als neupersischen Dialekt eingegliedert. Diese werden hier als Sprachen behandelt. Dari wird in Afghanistan und im Nordost-Iran gesprochen, steht dem Neupersischen sehr nah und wird ebenso wie dieses in arabischer Schrift geschrieben. Das transitive Verb dit-an ‗seh-en‘,ẊdasẊinẊdenẊfolgendenẊBeispielenẊbenutztẊwird,ẊhatẊinẊdenẊ meisten iranischen Sprachen zwei verschiedeneẊ StämmeẊ mitẊ unterschiedlichenẊ WurzelnẊ fürẊ PräsensẊundẊPräteritum. So ist im Kurmanji binPRÄS-, ditPRÄT, im Zazaki vinPRÄS- ditPRÄT-. Die 179 Formen sind also suppletiv. In einigen akkusativischen neuiranischen Sprachen bestimmt die Wortstellung die Kategorien Subjekt, Agens und Objekt. Unter Voraussetzung einer kanonischen SOV-Stellung der Kernkonstituenten stellt sich beim transitiven und beim intransitiven Verb folgende Kasusverteilung zusammen, die sich in (4.8) auch in Dari zeigt: S/A O NP1 NP2 TEMPUS NOM AKK Präsens NOM AKK Präteritum (4.8) Dari V ‫دری‬ In lateinischer Schrift a. Mard-Ø In Originalschrift me-ay-ad mann-NOM INFL-kommenPRÄS-3sg ‫آید‬‎‫می‬‎‎‫م د‬ ‗Der Mann kommt.‘ b. Zan-Ø ‫آید‬‎‫می‬‎‫ن‬ me-ay-ad frau-NOM INFL-kommenPRÄS-3sg ‗Die Frau kommt.‘ c. Mard-Ø zan-Ø ro me-bin-ad ‫بیند‬‎‫می‬‎‫را‬‎‎‫ ن‬‎‎‫م د‬. mann-NOM frau-AKK PV INFL-sehenPRÄS-3sg ‗Der Mann sieht die Frau.‘ d. Zan-Ø mard-Ø ro me-bin-ad ‫بیند‬‎‫می‬‎‫را‬‎‎‫م د‬‎‎‫ن‬ frau-NOM mann-AKK PV INFL-sehenPRÄS-3sgF ‗Die Frau sieht den Mann.‘ e. Mard-Ø zan-Ø ro di-d-Ø ‫دید‬‎‫را‬‎‎‫ ن‬‎‎‫م د‬ mann-NOM frau-AKK PV sehenPRÄT-PRÄT-3sgM ‗Der Mann sah die Frau.‘ f. Zan-Ø mard-Ø ro di-d-Ø ‫دید‬‎‫را‬‎‫م د‬‎‎‫ن‬ frau-NOM mann-AKK PV sehenPRÄT-PRÄT-3sgF ‗Die Frau sah den Mann.‘ Die Beispiele aus dem Dari in (4.8) weisen die Eigenschaften einer typischen akkusativischen Sprache auf. In den Beispielen (4.8a) und (4.8b) kongruiert das Verb mit dem Subjekt, in den 180 weiteren Beispielen mit dem Agens. Dari weist somit im Hinblick auf die Kasusmarkierung eine fixe S/A-Beziehung auf. Sowohl der Nominativ als auch der Akkusativ werden mit /-Ø/ markiert.Ẋ DieẊ FlexionsendungẊ fürẊ 3SGẊ unterscheidetẊ sichẊ inẊ PastẊ undẊ Präsens.Ẋ WährendẊ imẊ PräsensẊdasẊSuffixẊ/-ad/ 3SG maskulin und feminin markiert, bekommen die entsprechenden Pastformen von 3SG eine /-Ø/-Markierung. PräverbienẊeines transitiven Verbs wie ro sind an dasẊObjektẊanzuhängen,ẊsoẊdassẊdasẊVerbẊeinenẊsubjektivischenẊCharakterẊhat.ẊɑuchẊdasẊPronominalsystem des Dari weist keine ErgativitätẊauf: (4.9) Dari_Pronomen a. O o ro me-bin-ad. ‎‫بیند‬‎‫می‬‎‫را‬‎‫او‬‎‫او‬‎ 3SGM.NOM 3SGM.AKK PV INFL-sehenPRÄS-3sgF ‗ErẊsiehtẊihn.‘ b. O o ro di-d-Ø. 3SGM.NOM 3SGM.AKK PV sehenPRÄT-PRÄT-3sgM .‫دید‬‎‫را‬‎‫او‬‎‫او‬ ‗ErẊsahẊihn. Eine weitere iranische Sprache, die ihren ergativen Charakter verloren hat, ist das Talischi, das ebensoẊwieẊZazaẊzuẊdenẊnordwestlichenẊiranischenẊSprachenẊgehörtẊẒPaulẊ1998ẓ.ẊEsẊwirdẊ anẊderẊwestlichenẊKüsteẊdesẊKaspischenẊMeersẊgesprochen,ẊwobeiẊdasẊSprachterritoriumẊzwischen dem Iran und Aserbaidschan aufgeteilt ist. In beiden Territorien ist Talischi von den offiziellen Sprachen Aserbeidschanisch undẊ NeupersischẊ inẊ hohemẊ MaßẊ verdrängtẊ worden.Ẋ TalischiẊistẊalsoẊausẊpolitischenẊGründenẊgefährdet,ẊdaẊdieẊherrschendenẊRegierungenẊesẊnichtẊ fördern,ẊsondernẊimẊGegenteilẊeineẊVerschriftlichungẊderẊSpracheẊbehindern. (4.10) Talischi a. Odam-ØẊẊẊẊẊẊom-ed-a mann-NOM kommenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊMannẊkommt.‘ b. Jen-Ø om-ed-a frau-NOM kommenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗DieẊFrauẊkommt.‘ c. Odam-Ø om-e. mann-NOM kommenPRÄT-3sgM ‗DerẊMannẊkam.‘ 181 d. Jen-Ø om-e frau-NOM kommenPRÄT-3sgF ‗DieẊFrauẊkam.‘ e. Merd-Ø jen-i vind-ed-a mann-NOM frau-AKK sehenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊMannẊsiehtẊdieẊFrau.‘ f. Merd-Ø jen-iẊẊẊẊẊẊẊẊvindṖş-e mann-NOM frau-AKK sehenPRÄT-3sgM ‗DerẊ Mann sah dieẊFrau.‘ Das dem Zazaki nahestehende Talischi (Paul 1998) zeigt den gleichen Wandel wie andere iranische Sprachen, die ihren ergativen Charakter nicht mehr haben. Das Agens des transitiven Verbs vin-dan ‗sehen‘,ẊẒ4.10e) und (4.10fẓ,ẊerhältẊdenselbenẊKasusẊ wieẊdasẊSubjektẊdesẊ intransitiven Verbs ome-dan ‗kommen‘ẊinẊẒ4.10a), (4.10b), (4.10c) und (4.10dẓ,ẊnämlichẊdenẊ Nominativ, das Objekt dagegen den Akkusativ. Anders als Dari in (4.8) hat Talischi ein Suffix,Ẋ nämlichẊ /-i/, zur Markierung des Akkusativs. Eine Besonderheit des Talischi ist dabei, dass das Verb vin-dan ‗sehen‘,Ẋ wieẊ Ẓ4.10e) und (4.10f) zeigen, in allen Tempora dieselbe Wurzel hat. 4.1.3.2 In Umwandlung befindliche iranische Sprachen HeuteẊ befindenẊ sichẊ mehrereẊ neuiranischeẊ SprachenẊ oderẊ DialekteẊ aufẊ demẊ WegẊ zurückẊ zuẊ ihremẊursprünglichenẊreinẊakkusativischenẊSystem.ẊEineẊdieserẊSprachenẊistẊKurmanji.ẊIn der vorliegenden Arbeit werden „Kurdisch―ẊundẊ„Kurmanji―Ẋals Synonyme,ẊSoraniẊalsẊeigenständige Sprache betrachtet. Das in einigen Werken von diesem Standpunkt abweichend als „Südkurdisch―Ẋ eingeordneteẊ SoraniẊ istẊ wieẊ dasẊ NeupersischeẊ undẊ DariẊ morphologischẊ undẊ syntaktischẊdurchgehendẊakkusativischẊẒBynonẊ1979,ẊJügelẊ2009ẓ. Kurmanji befindet sich im Sprachwandel an einem anderen Punkt; derzeit vollzieht sich dort in der Past Tense eine Abkehr vom Split-Ergativ-System, das morphologisch teilweise immer noch ergativisch ist (Haig 1998, Mahalingappa 2009). Dieser Sprachwandel lässtẊsichẊbesondersẊinẊjüngerenẊGenerationenẊbeobachten.ẊWährendẊdieẊälterenẊGenerationenẊinẊderẊPastẊTenseẊdemẊẒmorphologischenẓẊ Ergativ-SystemẊtendenziellẊeherẊtreuẊbleiben,ẊwechselnẊdieẊJüngerenẊzwischenẊzweiẊverschiedenen Systemen hin und her. Die OBL-DIR-Markierung im Past Tense des transitiven Satzes machtẊbeiẊihnenẊhäufigẊeinerẊNOM-AKK-Markierung Platz. Falls die Aktanten keine Suffixe 182 haben,ẊübernimmtẊdieẊWortstellungẊperẊReihenfolgeẊdieẊFixierungẊderẊsyntaktischenẊundẊsemantischen Einheiten des Satzes. Dieselbe Rolle spielt die Wortstellung auch bei den iranischen Sprachen Dari (siehe Beispiele (4.8), (4.9)ẓ,ẊNeupersischẊundẊSorani,Ẋ dieẊdenẊẒRück-) Wandel zum akkusativischen System bereits vollzogen haben. Der unterschiedliche SprachgebrauchẊälterer ErwachsenerẊundẊderẊjüngerenẊGenerationenẊzeigtẊeindeutig,ẊdassẊimẊSprachsystem des Kurdischen derzeit ein Wechsel im Gange ist. Der im Kurmanji vor sich gehende WandelẊ hatẊ inẊ denẊ GrenzregionenẊ auchẊ denẊ SüddialektẊ derẊ Zaza-Sprache beeinflusst, da Kurmanji traditionell einen starken Einfluss auf diesen Zaza-Dialekt hat. (4.11) Kurmanji a. Ez dṖ-ç-Ṗm 1SG.NOM INFL-gehenPRÄS-1sg ‗IchẊgehe.‘ẊẊ b. Ez 1SG.NOM hat-Ṗm. kommenPRÄT-1sg ‗IchẊkam.‘Ẋ c. Ez dṖ-bin-Ṗm te 1SG.NOM 2SG.AKK INFL-sehenPRÄS-1sg ‗IchẊseheẊdich.‘ẊẊ d. MṖnẊ tu di-t-i sehenPRÄT-PRÄT-2sg 1SG.OBL 2SG.NOM ‗IchẊsahẊdich.‘Ẋ e. MṖnẊ te 1SG.OBL 2SG.OBL di-t-Ø sehenPRÄS-PRÄTT2-1sg ‗IchẊsahẊdich.‘ẊẊ f. Ez te 1SG.NOM 2SG.AKK di-t-ṖmẊẊ sehenPRÄT-PRÄTT2-1sg ‗IchẊsahẊdich.‘ẊẊ In den Beispielen (4.11a), (4.11b), (4.11c) und (4.11dẓẊ verhältẊ sichẊ KurmanjiẊ entsprechendẊ der Regeln des Split Ergative: 1SG.NOM ez ‗ich‘,Ẋ 1SG.OBLẊ mın ‗ich‘,Ẋ 2SG.NOMẊ tu ‗du‘,Ẋ 2SG.OBL te,Ẋ ‗du‘.Ẋ DenẊ direktenẊ KasusẊ bekommen nicht nur die Subjekte des intransitiven Verbs in (4.11aẓẊ ẒimẊ PräsensẓẊ undẊ Ẓ4.11bẓẊ ẒimẊ Präteritumẓ,Ẋ sondernẊ auchẊ dasẊ ɑgensẊ desẊ 183 transitivenẊVerbsẊimẊPräsensẊinẊẒ4.11cẓ.ẊɑuchẊdasẊObjektẊdesẊimẊPräteritumẊstehendenẊSatzesẊ (4.11dẓẊ erhältẊ denẊ direktenẊ Kasus,Ẋ währendẊ dasẊ ɑgensẊ diesesẊ SatzesẊ imẊ ObliquusẊ steht.Ẋ ɑllẊ das entspricht dem Normalfall der nach Tempus geregelten ergativischen S/O-Beziehung, wie sie in mehreren iranischen Sprachen vorzufinden ist. Die Beispiele (4.11e), (4.11f) jedoch verletzen dieseẊRegeln,ẊdieẊheutzutageẊalsẊgrammatischeẊSätzeẊgelten.ẊInẊẒ4.11e) stehen beide ɑrgumenteẊɑẊundẊOẊimẊObliquus,ẊwährendẊinẊ Ẓ4.11f) A durch den Nominativ und O durch den Akkusativ markiert ist. Beispiel (4.11f) weist keinerlei ergative Eigenschaft mehr auf, da das Verb mit dem Partizipant kongruiert, der den NominativẊträgt.ẊSomitẊbesteht hier die S/ABeziehung einer akkusativischen Sprache. Dieser Wandel des Kurmanji hat wohl einerseits mitẊ denẊ entsprechendenẊ VeränderungenẊ derẊ benachbartenẊ neuiranischenẊ Sprachen Neupersisch und Sorani zu tun, anderseitsẊmachtẊsichẊhierẊauchẊderẊEinflussẊdesẊTürkischenẊbemerkbar.Ẋ DieẊ älterenẊ Generationen,Ẋ dieẊ inẊ einerẊ anderen,Ẋ solideẊ verankertenẊ FormẊ desẊ KurmanjiẊ denken und sprechen, bleiben dem ergativen Sprachbau enger verbunden. Die neueren GenerationenẊ dagegenẊ beherrschenẊ dieẊ türkischeẊ SpracheẊ besser,Ẋ „denken―Ẋ sogarẊ meistẊ aufẊ TürkischẊundẊlassenẊdamitẊunvermeidlichẊdenẊCharakterẊderẊtürkischenẊSpracheẊinẊihrẊKurmanjiẊ einfließen.Ẋ DieserẊ WandelẊ istẊ inẊ denẊ GrenzregionenẊ zumẊ türkischenẊ SprachgebietẊ deutlichẊ spürbar,ẊwährendẊdieẊ„inneren―ẊGebieteẊderẊSpracheẊsichẊmehrẊanẊdenẊtraditionellenẊergativenẊ SprachbauẊhalten.ẊDaẊdasẊreinẊakkusativischeẊTürkischeẊzugleichẊdieẊɑmtsspracheẊist,Ẋbeeinflusst es auch auf diesem Weg die Minderheitssprachen im Sinn des akkusativischen Systems. InẊdenẊLändern,ẊinẊdenenẊKurmanjiẊgesprochenẊwird,ẊsindẊalleẊoffiziellenẊSprachenẊẒTürkisch,Ẋ Neupersisch, Arabisch) akkusativisch. Diese Eigenschaft der Amtssprachen hat vielleicht auchẊ dieẊ RückkehrẊ desẊ Kurmanji zum akkusativischen System mit eingeleitet. Eine weitere VertiefungẊ diesesẊ FragenkomplexesẊ würdeẊ leiderẊ vomẊ eigentlichenẊ ThemaẊ derẊ vorliegendenẊ ɑrbeitẊzuẊweitẊabführen. 4.1.3.3 Split-ergative iranische Sprachen Eine der neuiranischen Sprachen, welche die ErgativitätẊnichtẊaufgegebenẊhaben,ẊistẊHawramani.ẊEbensoẊwieẊmehrereẊandereẊiranischeẊSprachenẊverwendetẊsieẊfürẊdasẊPräsensẊeineẊmæFlexion. Die in seinem Sprachgebiet von Sorani, Kurmanji und dem Neupersischen umgebene, auch als Gorani bekannte Hawramani verhältẊsichẊandersẊalsẊseineẊNachbarn.Ẋ Es wird in der Grenzregion des Iran zum Irak gesprochen, hat mehrere Dialekte und wird zusammen mit Zaza einer Gruppe zugeordnet, da die betreffenden Sprachen mehrere Gemeinsamkeiten haben.ẊHawramaniẊverhältẊsich ebenso wie Zaza konservativ und hat seinen ergativen Charak- 184 ter beibehalten, obwohl bei allen iranischen Sprachen ringsum dieser Prozess entweder eingeleitetẊoderẊbereitsẊvollständigẊvollzogenẊist.Ẋ (4.12) Hawramani (Holmberg 2004: 1,4, 6) a. ɑhmadẊmæ-ram-o Ahmad INFL-run-3sg ‗ɑhmadẊruns.‘Ẋ b.ẊɑhmadẊkæwt-Ø Ahmad fell-3s ‗ɑhmadẊẒmẓẊfell.‘Ẋ c. Ahmad-iẊẊẊẊẊmæ-win-u ahmad-ACC INFL-see-1sg ‗IẊseeẊɑhmad.‘ d. ɑhmadẊæsp-ækæ-šẊẊẊẊẊwrætẊ ahmad horse-DEF-3sg sold-3sg ‗ɑhmadẊsoldẊtheẊhorse.‘Ẋ e. æsp-im di horse-1sg saw ‗IẊsawẊaẊhorse.‘Ẋ f.Ẋ*æsp-i=m di horse-ACC=1s saw ‗IẊsawẊaẊhorse.‘ HawramaniẊbenutztẊ außerdemẊ fürẊPronominaẊEnklitikaẊdirektẊ amẊ VerbẊ ẒPirejko 1979: 486). So weist bei der Form di-āne-š ‗erẊ sahẊ mich‘Ẋ dasẊ VerbẊ zweiẊ MarkerẊ fürẊ zweiẊ verschiedeneẊ Personen auf. -āne zeigt 1SG.NOM an, -š Obliqus 3SGM. Das erste Klitikon nach dem Verbstamm di selbst bezeichnet das mit dem direkten Kasus markierte Argument. Das zweite Klitikon stehtẊfürẊdieẊdurchẊdenẊindirektenẊKasusẊmarkierteẊKonstituenteẊdesẊSatzes.ẊDieẊEnklitika beziehen sich auf die NP-Konstituenten,ẊdieẊgegebenenfallsẊweitereẊInformationenẊüberẊdieẊ Aktanten des Satzes liefern (Ahmad, horse etc.). Gelegentlich werden die Klitika auch direkt an das zugehörigeẊɑrgumentẊangehängt,ẊwieẊinẊẒ4.12d) æsp-ækæ-š ‗horse.‘ẊSowohlẊdasẊSubjekt des intransitiven Verbs Ḳ siehe (4.12a) Ḳ als auch das Objekt des transitiven Verbs Ḳ siehe (4.12e) Ḳ erhalten den direkten Kasus. Das Objekt darf nicht im Akkusativ stehen, weshalb Satz (4.12f), æsp-i=m di ungrammatisch ist (Holmberg 2004). Das Hawramani weist noch 185 mehrere weitere interessante grammatische Aspekte auf, auf die hier aber nicht eingegangen werden kann. In den Beispielen in (4.12) zeigt sich,ẊdassẊErgativitätẊimẊHawramaniẊtempusabhängigẊist. So wird das Agens in Beispiel (4.12c) durch die Personalendung -u am Verb gekennzeichnet. In (4.12d) steht -š in direkter Beziehung mit dem Agens Ahmad undẊerhältẊdenẊobliquenẊKasus.Ẋ Am Agens selbst findet sich keine Kasusmarkierung, da -š direkt am Verb die entsprechende Aufgabe bereits erledigt. DieẊ nordöstlicheẊ neuiranischeẊ SpracheẊ Pastho,Ẋ dieẊ inẊ ɑfghanistanẊ undẊPakistanẊgesprochenẊwird,ẊistẊvonẊihrerẊErgativitätẊebenfallsẊnichtẊabgewichen. (4.13) Pastho Ẋ‫پښتو‬Ẋ In lateinischer Schrift In Originalschrift a. šaja-Ø raj-i ‫راځي‬Ẋ ‫ښځ‬ frau-NOM kommenPRÄS-3sgFPRÄS ‗DieẊFrauẊkommt.‘ẊẊ b. šaja-Ø ‫راځا‬Ẋ ‫ښځ‬ raj-a frau-NOM kommenPRÄT-3sgFPRÄT ‗DieẊFrauẊkam.‘ẊẊ c. Sarai-Ø šaj-ēẊẊẊẊẊ win-i ‫وی ي‬Ẋ ‫ښځ‬Ẋ‫سړی‬ mann-NOM frau-OBL sehenPRÄS-3sgM ‗DerẊMannẊsiehtẊdieẊFrau.‘ẊẊ d. šaja-Ø sar-i win-i ‫وی ي‬Ẋ‫سړی‬Ẋ ‫ښځ‬ frau-NOM mann-OBL sehenPRÄS-3sgF ‗DieẊFrauẊsiehtẊdenẊMann.‘ẊẊ e. Sar-i šaja-Ø wulid-a ‫ولید‬Ẋ ‫ښځ‬Ẋ‫سړي‬ mann-OBL frau-NOM sehenPRÄT-3sgF ‗DerẊMannẊsahẊdieẊFrau.‘ẊẊ f. šaj-ēẊẊẊẊẊ Sarai-Ø wulid-Ø Ẋ‫ولید‬Ẋ‫سړی‬Ẋ‫ښځي‬ frau-OBL mann-NOM sehenPRÄT-3sgM ‗DieẊFrauẊsahẊdenẊMann.‘ẊẊ 186 Das Subjekt des intransitiven Verbs, šadza ‗Frau‘ẊinẊẒ4.13b) bekommt ebenso wie das Objekt desẊ transitivenẊ VerbsẊ inẊ denẊ PräteritalformenẊ Ẓ4.13e) und (4.13f) den direkten Kasus. Das transitiveẊ VerbẊ kongruiertẊ imẊ PräsensẊ ẒẒ4.13c) und (4.13dẓẓẊ mitẊ demẊ ɑgens,Ẋ imẊ PräteritumẊ ((4.13e) und (4.13f)) dagegen mit demẊ Objekt.Ẋ SomitẊ istẊ imẊ PräteritumẊ klarẊ eineẊ S/OBeziehung zu verzeichnen. Das Suffix /-i/ markiert am Agens ergative Maskulina, /-ē/ dagegenẊanẊderselbenẊStelleẊergativeẊFeminina.ẊDieẊSuffixeẊfürẊdenẊergativenẊKasusẊsindẊübrigensẊ die gleichen wie im Zaza. DieẊneuiranischenẊSprachenẊentwickelnẊsichẊbezüglichẊihrerẊErgativitätẊkeineswegsẊsynchron.Ẋ Selbst verwandte Sprachen innerhalb derselben Untergruppe verhalten sich in dieser Hinsicht unterschiedlich. Die zum nordwest-iranischenẊ ZweigẊ gehörendenẊ SprachenẊ Zazaki,Ẋ Hawramani (Gorani), Kurmanji (Kurdisch), Talischi, Balochi, Mazandarani, Gilaki und Semnani nehmen hinsichtlich ihrer morphologischenẊ ErgativitätẊ eineẊ sehrẊ unterschiedlicheẊ StellungẊ ein.ẊWährendẊZaza,ẊBalochiẊundẊHawramaniẊdieẊgespalteneẊErgativitätẊbeibehaltenẊhaben,ẊistẊ sie in Talischi komplett verloren gegangen. ‗Zazaki,ẊonẊtheẊotherẊhand,Ẋhas,ẊapartẊfromẊcertainẊ complications, retained the inherited Oblique in a similar fashion to what can be assumed for an attested Proto-MiddleẊ Iranian,Ẋ andẊ hasẊ notẊ acquiredẊ anyẊ InnovatedẊ ObjectẊ marker‘Ẋ ẒHaigẊ 2008: 134). Das Kurmanji befindet sich mitten in einem Wandel von einem splitergativen zu einem rein akkusativischen Sprachbau (Haig 2004). In den westlichen neuiranischen Sprachen entwickeltẊ sichẊ dieẊ ErgativitätẊ jeẊ nachẊ SpracheẊ verschieden.Ẋ DieẊ südwestlichen iranischen SprachenẊ Neupersisch,Ẋ DariẊ undẊ TadjikiẊ sindẊ zumẊ ursprünglichenẊ altiranischen, akkusativischenẊSystemẊzurückgekehrt.ẊDieseẊSprachenẊentwickelnẊsichẊimẊHinblickẊaufẊihreẊErgativitätẊ im Vergleich zu den westlichen neuiranischen Sprachen parallel. 4.2 Die Zaza-Sprache DerẊ folgendeẊ TeilẊ behandeltẊ hauptsächlichẊ denẊ NorddialektẊ der Sprache, da in diesem die grammatischen Kategorien deutlicher markiert werden. Die Unterschiede der Zaza-Dialekte inẊBezugẊaufẊErgativitätẊwerdenẊinẊ§Ẋ4.2.3Ẋaufgezeigt.ẊBeiẊgespaltenerẊErgativitätẊerfolgtẊdieẊ Kasusmarkierung generell nach drei Kriterien: I Belebt/Unbelebt II Tempus-Aspekt-Modus III Semantik des Verbs Ebenso wie die anderen split-ergativenẊiranischenẊSprachenẊlässtẊsichẊZazaẊunterẊTypẊIIẊeinordnen. Zaza ist syntaktisch akkusativisch, unterliegt aber im Tempusbereich einer morphologischen Ergativität.ẊDaẊdieẊErgativitätẊnichtẊalleẊTemporaẊerfasst,Ẋes ist vonẊ„Split-Ergativität― 187 die Rede. Nach Silversteins Hierarchie sehen die Argument-Beziehungen (S/A bzw. S/O) im ZazaẊfolgendermaßenẊaus. futurẊpräsensẊpräteritumẊperfektẊplusquamperfekt imperfekt S/A -------------------------------------------------------> <---------------- S/O In der Zaza-SpracheẊistẊdieẊErgativitätẊmitẊdem PräteritalstammẊverknüpft.ẊɑgensẊvonẊinẊderẊ VergangenheitẊ begonnenenẊ TätigkeitenẊ oderẊ ZuständenẊ werdenẊ imẊ FallẊ transitiverẊ ẒundẊ ditransitiver) Verben durch den Ergativ markiert: (4.14) a. Futur73: A mesteẊẊẊẊastṖr-iẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊşü-n-a 3SGF.NOM morgen teppich-OBL waschenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗SieẊwirdẊmorgenẊdenẊTeppichẊwaschen.‘ b. Präsens:Ẋ A astṖr-iẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊşü-n-a 3SGF.NOM teppich-OBL waschenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗SieẊwäschtẊdenẊTeppich.‘ c. Präteritum: Ae astṖr-Ø 3SGF.OBL teppich-NOM şü-t-Ø waschenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗SieẊwuschẊdenẊTeppich.‘ d. Perfekt: Ae astṖr-Ø şü-t-o 3SGF.OBL teppich-NOM waschenPRÄT-PRÄTT3-PERF.3sgM ‗SieẊhabeẊdenẊTeppichẊgewaschen.‘ e. Plusquamperfekt: Ae astṖr-Ø 3SGF.OBL teppich-NOM şü-t-i bi-Ø waschenPRÄT-PRÄTT3-PPER seinPRÄT-PRÄTT6.3sgM ‗SieẊhatteẊdenẊTeppichẊgewaschen.‘ f. Imperfekt: Ae astṖr-Ø 3SGF.OBL teppich-NOM şü-t-êne-Ø waschenPRÄT-PRÄTT3-IMPER-3sgM ‗SieẊwarẊdenẊTeppichẊamẊwaschen.‘ 73 Eine grammatische Form der Future existiert im Norddialekt nicht. Die Zukunft wird durch Hilfe der Zeitadverbialen ausgedrückt. 188 DieẊSätzeẊderẊBeispieleẊ Ẓ4.14) sind in zwei Gruppen einzuordnen. Die erste Gruppe besteht aus (4.14a) und (4.14b). Im direkten Kasus steht das Agens a ‗sie‘,ẊdasẊObjektẊastır ‗Teppich‘Ẋ steht dagegen im indirekten Kasus. Der indirekte Kasus (Obliquus) wird bei maskulinen Nomina mit dem Suffix /-i/, bei Feminina im Normalfall mit einem /-e/ markiert. Es sind einige feminine Nomen, die entweder einen /-a/ so wie masa ‗Tisch‘ẊoderẊeinenẊ/-i/ wie kardi ‗Messer‘Ẋenden.ẊDieseẊwerdenẊnichtẊmitẊeinemẊ/-e/Ẋmarkiert.ẊZurẊzweitenẊGruppeẊgehörenẊẒ4.14c), (4.14d), (4.14e) und (4.14fẓ.ẊDaẊderẊɑnfangẊderẊHandlungẊinẊallẊdiesenẊSätzenẊinẊderẊVergangenheit liegt, werden sieẊkonträrẊzuẊdenẊSätzenẊderẊerstenẊGruppeẊbehandelt.ẊDasẊVerbẊkongruiert in Gruppe eins mit dem Agens, in Gruppe zwei hingegen mit dem Objekt, das zugleich denẊdirektenẊKasusẊerhält.ẊDasẊɑgensẊerhältẊinẊẒ4.14c), (4.14d), (4.14e) und (4.14f) den ergativen Kasus. Beispiel (4.14ẓẊdemonstriertẊdeutlichẊdieẊgespalteneẊErgativitätẊderẊZaza-Sprache inẊ ɑbhängigkeitẊ vom Tempus. Die nachfolgende Tabelle 4.5 stellt die Kongruenz-KasusBeziehungẊfürẊdenẊFallẊderẊvergangenheitsorientiertenẊTemporaẊdar: Past Verb Kasus Nominativ Obliquus intransitiv Subjekt transitiv direktes Objekt ditransitiv direktes Objekt Verbkongruenz mit Subjekt Agens mit direkten Objekt Agens mit direkten Objekt indirektes Objekt/ Zielobjekt Tab. 4.5 Kasusmarkierungen in der Zaza-Sprache 4.2.1 Die Morphologie Im Zaza ist nur das Kasussystem Ḳ inklusive Kongruenz Ḳ inẊHinblickẊaufẊErgativitätẊzuẊprüfen, da andere morphologische Kategorien wie Genus und Numerus nicht betroffen sind. Das SubjektẊdesẊintransitivenẊVerbsẊbekommtẊsowohlẊimẊPräsensẊalsẊauchẊinẊdenẊVergangenheitsformenẊ denselbenẊ Kasus,Ẋ nämlichẊ denẊ Nominativ.Ẋ BeiẊ transitivenẊ undẊ ditransitivenẊ VerbenẊ wechselnẊ dieẊ KasusẊ wieẊ bereitsẊ skizziertẊ inẊ ɑbhängigkeit vom Tempus. Bei den Maskulina treten die unterschiedlichen Kasussuffixe deutlicher hervor, deswegen werden in den NPs der folgenden Beispiele vorwiegend maskuline Nomen verwendet. Ferner sind in erster Linie die PräteritalformenẊanzuführen, da dies derẊBereichẊist,ẊinẊdemẊErgativitätẊrelevantẊwird.ẊSolangeẊ esẊnichtẊausẊanderenẊGründenẊerforderlichẊist,ẊwerdenẊalsoẊkeineẊPräsens- und Zukunftformen verwendet. 189 DasẊSuffixẊdesẊfemininenẊGenusẊistẊinẊdenẊbeidenẊKasusẊidentisch,ẊnämlichẊ/-e/.ẊDieẊprimären Kasus der Zaza-SpracheẊsehenẊsomitẊfolgendermaßenẊaus:Ẋ Kasussuffixe Nominativ Obliquus Maskulin -Ø -i/y Feminin -e -e Plural -i/y -u(n) (4.15) Intransitives Verb a. KokṖm-Ø so-n-o alter-NOM gehenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊɑlteẊgeht.‘ b. KokṖm-Ø şi-Ø alter-NOM gehenPRÄT-PRÄTT6.3sgM ‗DerẊɑlteẊging.‘ BeiẊdenẊintransitivenẊVerbenẊbleibtẊderẊKasusẊunabhängigẊvomẊTempusẊinvariant.ẊDasẊVerbẊ kongruiertẊinẊdiesemẊFallẊsowohlẊimẊPräsensẊẒ4.15a) als auch im PräteritumẊẒ4.15b) (und auch in allen anderen Tempora) mit der einzigen obligatorischen NP-Konstituente. Infolgedessen bekommt das Subjekt des intransitiven Verbs in allen Tempora den direkten Kasus, also den Nominativ. Dieselbe Konfiguration steht also in Präsens,ẊFutur,ẊPräteritumẊundẊPerfekt fest: PräsensẊ+ẊFutur: S (NP [N + NOM] + Vintr [VPRÄS + SUF + PS])74 Subjekt PräteritumẊ+ẊPerfekt: S (NP [N + NOM] + Vintr [VPRÄT + SUF + PS]) Subjekt (4.16) Transitive Verben a. Malim-Ø kṖtav-i nus-en-o lehrer-NOM buch-OBL schreibenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊLehrerẊschreibtẊdasẊBuch.‘ 74 S = Satz, NP = Nominalphrase, N = Nomen bzw. Pronomen, SUF: Suffix, PS = Personalsuffix. 190 b. Malim-iẊẊẊẊẊẊkṖtav-Ø nus-t-Ø lehrer-OBL buch-NOM schreibenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗DerẊLehrerẊschriebẊdasẊBuch.‘ c. Malim-uẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊkṖtav-Ø nus-t-Ø lehrer-PL.OBL buch-NOM schreibenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗DieẊLehrerẊschriebenẊdasẊBuch.‘ ImẊPräsensẊẒ4.16a) steht das Agens im direkten Kasus und kongruiert zugleich mit dem Verb, währendẊerẊimẊPräteritumẊẒ4.16b) das Objekt markiert. Zugleich ist es hier das Objekt, das mit demẊ VerbẊ kongruiert.Ẋ DementsprechendẊ erhältẊ dasẊ ɑgensẊ inẊ denẊ PastformenẊ Ẓ4.16b) und (4.16c) den obliquen Kasus. Ob das Agens dabei im Singular oder Plural steht, macht keinen Unterschied:ẊEsẊerhältẊinẊallenẊPastformenẊimmerẊobliquenẊKasus.ẊZugleichẊkongruiertẊinẊallẊ diesen Formen das Objekt mit dem Verb. Das Genus der NPs spielt ebenso wenig eine Rolle wie der Numerus. Die Beziehungen des transitiven Verbs zu seinen Argumenten im Zaza sehenẊsomitẊfolgendermaßenẊaus:Ẋ PräsensẊ+ẊFutur S (NP [N + NOM] + NP [N + OBL] + Vtr [VPRÄS + SUF + PS]) Agens PräteritumẊ+ẊPerfektẊ+ẊImperfektẊ+ẊPlusquamẊPerfektẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊ S (NP [N + OBL] + NP [N + NOM] + Vtr [VPRÄT + SUF + PS]) Direktes Objekt Verben mit drei verbindlichen Valenzstellen verwenden nur zwei Kasus, da es in der ZazaSpracheẊnurẊzweiẊ primäreẊKasusẊ gibt.ẊDabeiẊ bekommtẊ dieẊmitẊdemẊ VerbẊkongruierendeẊNPẊ den Nominativ,ẊundẊdieẊrestlichenẊɑrgumenteẊerhaltenẊdenẊObliquus.ẊImẊPräsenssatzẊwerdenẊ indirekte und Zielobjekte obliq markiert so wie in den Pastformen auch. Ist das Ziel- oder indirekteẊ ObjektẊ maskulin,Ẋ fälltẊ dasẊ KasussuffixẊ /-i/ weg. Im Hinblick auf die Verwendung dieses Suffixes kommt im Zaza auch noch das semantische Merkmal [BELEBT/UNBELEBT] hinzu. Die belebten maskuline indirekten und Zielobjekte erhalten das Suffix /-i/, die unbelebten keines bzw. das /- Ø/-Suffix. Die Zaza-Sprache hat zahlreiche ditransitive Verben (siehe (3.3), Abb. 3.3) in ihrem Vokabular.ẊOhneẊeinẊPräverbẊsindẊdieseẊVerbenẊmeistensẊtransitiv,ẊmitẊeinemẊsolchenẊPräfixẊüberwiegendẊditransitiv.ẊErhältẊeinẊintransitivesẊVerbẊeinẊPräfix,ẊändertẊdiesẊnichtsẊanẊseinerẊIntransi191 vität.Ẋ InẊ diesemẊ FallẊ wirdẊ dieẊ durchẊ dasẊ PräverbẊ imẊ PrinzipẊ eröffneteẊ StelleẊ nichtẊ besetzt. Wenn das intransitive kewtene ‗eindringen‘ẊmitẊeinemẊPräverb,Ẋra,ẊversehenẊwird,Ẋändert sich demnach nur seine Bedeutung, nicht aber seine Valenz: ra kewtene ‗sichẊhinlegen,Ẋeinschlafen‘,Ẋ istẊ ebenfallsẊ intransitiv.Ẋ KommtẊ beiẊ transitivenẊ VerbenẊ einẊ PräverbẊ hinzu,Ẋ dasẊ aufẊ einẊ ZielẊ oderẊ indirektesẊ ObjektẊ hinweist,Ẋ erhältẊ dasẊ VerbẊ eineẊ weitereẊ obligatorischeẊ StelleẊ undẊ wird ditransitiv. So hat das Verb sanaene ‗schütteln‘Ẋ zweiẊ Stellen,Ẋ das präfigierteẊ VerbẊ cı sanaene ‗schlagen,Ẋstoßen‘ẊdagegenẊdrei.ẊEsẊistẊnunẊditransitiv,ẊdaẊdasẊPräverbẊcı Referenz auf ein Zielobjekt markiert: Cı bringt eine gezielte Bewegung auf ein Zielobjekt hin zum Ausdruck. (4.17) Ditransitive Verben a. Wair-Ø astṖk-u da-n-o kutik-i besitzer-NOM knochen-PL.OBL gebenPRÄS-PRÄS-3sgM hund-OBL ‗DerẊBesitzerẊgibtẊdemẊHundẊdieẊKnochen.‘ b. Wair-i astṖk-i da-Ø-y kutik-i besitzer-OBL knochen-PL.NOM gebenPRÄT-PRÄTT1-3sgM hund-OBL ‗DerẊBesitzerẊgabẊdemẊHundẊdieẊKnochen.‘ c. Xal-Ø wereza-y ra qes-u va-n-o onkel-NOM neffe-OBL PV wort-PL.OBL sagenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊOnkelẊschimpftẊmitẊseinenẊNeffen.‘ d. Xal-i wereza-y ra qese-y va-t-i onkel-OBL neffe-OBL PV wort-PL.NOM sagenPRÄT-PRÄTT3-3pl ‗DerẊOnkelẊschimpfteẊmitẊseinenẊNeffen.‘ In den Beispielen (4.17a) und (4.17b) ist das Verb cı daene ‗jemandemẊ etwasẊ geben‘,Ẋ inẊ (4.17c) und (4.17d) cı ra vatene ‗jemandemẊetwasẊsagen‘.ẊInẊdenẊPräsenssätzenẊwirdẊdasẊAgens mit dem direkten Kasus markiert. Die direkten Objekte astık ‗Knochen‘ẊinẊẒ4.17a) und qese ‗Wort,ẊSchimpfwort‘ẊinẊẒ4.17c) sowie die Zielobjekte kutık ‗Hund‘ẊinẊẒ4.17a) und wereza ‗Neffe‘ẊinẊẒ4.17cẓẊbekommenẊdenẊindirektenẊKasus.ẊInẊdenẊPräteritalsätzenẊwerdenẊdieẊdirekten Objekte astık ‗Knochen‘ẊẒ4.17b) und qese ‗Wort,ẊSchimpfwort‘ẊẒ4.17d) mit dem Nominativ markiert, und es sind diese Konstituenten, die mit dem Verb kongruieren. Zusammengefasst lassen sich diese Verben mit folgendem Schema charakterisieren: 192 PräsensẊ+ẊFutur S (NP [N + NOM] + NP [N + OBL] + NP [N + OBL] + Vditr [VPRÄS + SUF + PS]) Agens PräteritumẊ+ẊPerfektẊ+ẊImperfektẊ+ẊPlusquamẊPerfekt S (NP [N + OBL] + NP [N + NOM] + NP [N + OBL] + Vditr [VPRÄT + SUF + PS]) Direktes Objekt MancheẊ VerbenẊ erscheinenẊ anẊ derẊ OberflächeẊ nur mit einem Argument, obwohl sie an sich zwei obligatorische Argumentstellen haben. Das stumme oder versteckte Objekt wird in diesem Fall durch den Kontext bestimmt. (4.18) Verstecktes Objekt [non-Ø]75 we-n-a a. A 3SGF.NOM [brot.OBL] essenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗SieẊisstẊ[dasẊBrot].‘ b. Ae [sami] 76 wer-d-e 3SGF.OBL [abendessen.NOM] essenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗SieẊaßẊ[dasẊɑbendessen].‘ c. MṖẊ [muriye] wer-d-e 1SG.OBL [birne.NOM] essenPRÄT-PRÄTT2-3sgF ‗IchẊaßẊ[dieẊBirne].‘ d. Ey [go -i] 3SGM.OBL [wallnuss-PL.NOM] wer-d-i essenPRÄT-PRÄTT3-3pl ‗ErẊaßẊ[dieẊWallnüsse].‘ SelbstẊwennẊinẊjedemẊdieserẊSätzeẊeinẊɑrgument des Verbs nicht ausgesprochen wird, bedeutet das keineswegs, dass eine Reduzierung des Stellenwertes vorliegt. Entgegen dem ersten Anschein haben diese Verben eine fixe Zahl obligatorischer Valenzstellen: Obwohl das direkte Objekt in manchen Kontexten nicht erscheint, bewahrt es grammatisch seine Stelle oder seinen Slot. Alle Beispiele in (4.18) sind auch ohne Objekt grammatisch. Mehr noch, in den 75 76 Die unausgesprochenen Elemente des Satzes sind in den Beispielen in [ ]-Klammern gesetzt. Die Feminina mit /-i/-Auslaut haben sowohl im direkten als auch im indirekten Kasus dasselbe Suffix. 193 Pastformen kongruiert das Verb in (4.18b), (4.18c) und (4.18d) mit dem Ḳ hier scheinbar gar nicht vorhandenen Ḳ Objekt. In (4.18a) scheint das Verb ohne Objekt auf den ersten Blick intransitivẊ zuẊ sein.Ẋ InẊ denẊ SätzenẊ imẊ PräteritumẊ erhältẊ dieẊ übriggebliebeneẊ NP-Konstituente denẊ obliquenẊ Kasus,Ẋ währendẊ dieẊ NP,Ẋ dieẊ denẊ direktenẊ KasusẊ trägt,Ẋ fehlt.Ẋ DaẊ dasẊ VerbẊ imẊ Zaza nie mit der obliquen NP kongruieren kann, muss es mit dem scheinbar gar nicht vorhandenenẊObjektẊ kongruieren.ẊSätze,ẊinẊdenenẊzuẊẒ4.18b) non ‗Brot‘, zu (4.18c) muriye ‗Birne‘ und zu (4.18d) goẓ-i ‗Wallnüss-e‘ hinzugefügtẊwird,ẊhabenẊeinẊweiteresẊ„offenes―ẊVerbargument,Ẋ dasẊ dannẊ sichtbarẊ denẊ direktenẊ KasusẊ erhält.Ẋ ɑnẊ denẊ kongruenzanzeigendenẊ Personalsuffixen /-Ø, -e, -i/ am Verb lassen sich aber auch bei Weglassung dieser NPs deren Genus und Numerus ablesen. 4.2.1.1 Nomina Im Ergativ steht nur das Agens transitiver und ditransitiver Verben in den Vergangenheitsformen.ẊDerẊNorddialektẊsetztẊfürẊdenẊErgativ-KasusẊSuffixeẊein,ẊderẊSüddialektẊdagegenẊtutẊ das nicht immer. An den transitiven Verben werdene ‗essen,Ẋ fressen‘Ẋ undẊ çıraynaene ‗weiden‘Ẋ lässtẊ sichẊ dieẊ ErgativitätẊanẊNominalenẊdemonstrieren. Dabei hat das Wort ga zwei Bedeutungen. Auf einer Seite bedeutet es der Ochse, auf der anderen Seite wird es als Bezeichnung des gesamten Viehs benutzt. (4.19) Nomina a. Manga sṖmer-i we-n-a kuh.NOM heu-OBL fressenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DieẊKuhẊfrisstẊdasẊHeu.‘ b. Manga sṖmer-Ø wer-d-Ø kuh.OBL heu-NOM fressenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗DieẊKuhẊfraßẊdasẊHeu.‘ c. ɑmṖkeẊ ga-y çṖrayn-en-a tante.NOM vieh-OBL weidenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗DieẊTanteẊweidetẊdas Vieh.‘ 194 d. ɑmṖke ga-Ø77 çṖray-n-a-Ø tante.OBL vieh-NOM weidenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3sgM ‗DieẊTanteẊweideteẊdenẊOchsen.‘ e. Lazek-ØẊẊẊẊẊẊga-uẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊçṖrayn-en-o junge-NOM vieh-PL.OBL weidenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊJungeẊweidetẊdieẊViehen.‘ f. Lazek-i ga-yẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊçṖray-n-a-y junge-OBL vieh-PL.NOM weidenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3pl ‗DerẊJungeẊweideteẊdieẊViehen.‘ In (4.19ẓẊsindẊsämtlicheẊergativeẊKasussuffixe,ẊdieẊamẊNomenẊeinerẊNPẊvorkommenẊkönnen,Ẋ dargestellt.Ẋ DasẊ VerbẊ kongruiertẊ inẊ allenẊ Vergangenheitssätzen,Ẋ alsoẊ Ẓ4.19b), (4.19d) und (4.19f), mit dem direkten Objekt. An der anderen Valenzstelle befindet sich eine Markierung durch die ergative Suffixe /-i(y)/, /-e/ und /-u(n)/. Im Obliquus markieren die Morpheme /-i(y)/ maskuline, /-e/ feminine und /-u(n)/ Nomina im Plural. In (4.19f) weist das Personalsuffix /i(y)/ẊamẊObjektẊaufẊPluralitätẊhin.ẊDasẊObjektẊnimmtẊdieẊersteẊobligatorischeẊValenzstelleẊeinẊ und das Agens, das den obliquen Kasus bekommt, besetzt die zweite Stelle. Diese zweite Stelle lazek ‗Junge‘Ẋ wirdẊ mitẊ demẊ Ergativ markiert, was im Allgemeinen durch das /-i/-Suffix geschieht. Ein weiteres Merkmal des Norddialekts ist, dass Ziel und indirektes Objekt in ihrer MarkierungẊnachẊbelebt/unbelebtẊdifferenziertẊwerden.ẊWährendẊbelebteẊNominaẊinẊderẊFunktionẊalsẊ indirektes Objekt oder Zielobjekt das oblique Suffix /-i/ erhalten, werden unbelebte Nomina durch das Nullmorphem /-Ø/ markiert. Bei den Feminina und Nomina im Plural kommt diese Unterscheidung nicht vor (die Pluralformen unterliegen keiner Genusunterscheidung). Wie viele Valenzstellen das Verb hat, spielt bei der Markierung der Ziel- und indirekten Objekte nach belebt oder unbelebt keine Rolle. Sie werden auf ein und dieselbe Art und Weise behandelt. (4.20) Indirektes und Zielobjekt a. Rodina pṖskeẊ erz-en-a kutṖk-i Rodina.NOM leber.OBL werfenPRÄS-PRÄS-3sgF hund-OBL ‗RodinaẊgibtẊdemẊHundẊeinẊStückẊLeber.‘Ẋ 77 Ga ‗Ochse‘ bedeutet im Plural Viehe. 195 pṖsṖnge b. Sayder-iẊẊẊẊẊẊẊpṖskeẊẊẊẊẊẊẊẊẊes-t-êẊ Sayder-OBL leber.NOM werfenPRÄT-PRÄTT3-3sgF katze.OBL ‗SayderẊgabẊderẊKatzeẊeinẊStückẊLeber.‘ eş-t-i c. Server-iẊẊẊẊẊẊxṖrx-i hêga-Ø Server-OBL stein-PL.NOM werfenPRÄT-PRÄTT3-3pl feld-OBL ‗ServerẊwarfẊdieẊSteineẊaufẊdasẊFeld.‘ d. Server-i xṖrx-iẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊẊeş-t-i hêga-u Server-OBL stein-PL.NOM werfenPRÄT-PRÄTT3-3pl feld-PL.OBL ‗ServerẊwarfẊdieẊSteineẊaufẊdieẊFelder.‘Ẋ e. Ey eş-t-i i 3SGM.OBL 3PL.NOM ey werfenPRÄT-PRÄTT3-3pl 3SGM.OBL ‗ErẊwarfẊsieẊaufẊihn.‘Ẋ Im obliquen Kasus bekommen die belebten Zielobjekte im Singular in (4.20a) das Suffix /-i/, in (4.20b) das Suffix /-e/, und im Plural wie in (4.20d) das Suffix /-u/. Das ditransitive cı estene ‗aufẊetwas/jemandenẊetwasẊwerfen‘ẊhatẊinẊdenẊBeispielenẊẒ4.20) sowohl imẊPräsensẊẒ4.20a) als auch in den Vergangenheitsformen (4.20b), (4.20c), (4.20d) und (4.20e) ein Zielobjekt. Bei dem unbelebten maskulinen Zielobjekt hêga ‗Feld‘ẊinẊẒ4.20cẓẊfälltẊdasẊobliqueẊ/-i/-Suffix weg und an seine Stelle tritt eine /-Ø/-Markierung. ɑnsonstenẊhätteẊdortẊaufgrundẊdesẊvokalischen Auslauts in Alternation zum /-i/-Suffix ein /-y/vorkommenẊ müssen.Ẋ UngeachtetẊ derẊ „Leerstelle―ẊistẊdasẊZielobjekt damit obliq markiert. Der Austausch durch ein Nomen mit konsonantischem Auslaut verhindert den Wegfall des /-i/-Suffixes an dieser Stelle nicht, da zum Beispiel hard-Ø ‗Boden‘ẊanstelleẊvonẊhega-Ø „Feld―ẊinẊẒ4.20cẓẊgenausoẊmarkiertẊwerdenẊwürde. Der oblique Kasus wird durch den Ersatz der Nomina durch Pronomina in (4.20e) sichtbar. Die Markierungen der Verbargumente sind in Tab. 4.6 zusammengefasst. In dieser Tabelle erscheint nur das obligatorische Zielobjekt, dasjenige, das auch eine Valenzstelle hat. VERB ARGUMENT 1 SUBJEKT/AGENS ARGUMENT 2 DIREKTES OBJEKT TEMPUS NONPAST PAST NONPAST PAST intransitiv NOM NOM transitiv NOM OBL OBL NOM ditransitiv NOM OBL OBL NOM ARGUMENT 3 INDIREKTES OBJEKT ZIELOBJEKT NONPAST PAST OBL OBL Tab. 4.6 Kasusmarkierung der Verbargumente im Zaza 196 Neben diesen obligatorischen Argumenten ist eine Erweiterung des Satzes durch nicht obligatorischeẊɑrgumenteẊmöglich.Ẋ 4.2.1.2 Pronomina Im Norddialekt findet sich keine abweichende Kasusmarkierung im pronominalen Bereich, dasẊheißt,ẊdieẊPronominaẊwerdenẊgenauẊwieẊdieẊNominaẊbehandelt. Die Agenspronomina stehen in den Pastformen immer im Ergativ. Die Pronomina beider Dialekte lassen sich folgen- Süd Nord dermaßenẊdarstellen: PP Nominativ Obliquus Nominativ Obliquus 1SG ez mṖ ez mṖ 2SG tṖ to tṖ to 3SGM o ey wṖ yi 3SGF a ae ya yê 1PL ma ma ma ma 2PL sṖma sṖma şṖma şṖma 3PL i ine yi yin Tab. 4.7 Personalpronomina beider Dialekte WährendẊ1SG,Ẋ2SG,Ẋ1PL,Ẋ2PLẊinẊbeidenẊDialektenẊidentischẊsind,Ẋweisen bei 3SG, 3PL klare Unterschiede vor. (4.21) Personalpronomina a. A ey hesn-en-a 3SGF.NOM 3SGM.OBL hörenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗SieẊhörtẊihn.‘ b. Ae o hes-n-a-Ø 3SGF.OBL 3SGM.NOM hörenPRÄT-[KS-PRÄT]T5-3sgM ‗SieẊhörteẊihn.‘ c. İẊ mṖẊ rusn-en-ê 3PL.NOM 1SG.OBL schickenPRÄS-PRÄS-3pl ‗SieẊschickenẊmich.‘ d. İneẊ ez rus-n-une 3PL.OBL 1SG.NOM schickenPRÄT-[KS.PRÄT]T5-1sg ‗SieẊschicktenẊmich.‘ 197 Die beiden transitiven Verben hesna-ene ‗hören‘Ẋ und rusna-ene ‗schicken‘Ẋ erfordern zwei Argumente. Bei den in der Vergangenheit begonnenen Handlungen (4.21b) und (4.21d) wird das Agens ergativ markiert und das Objekt bekommt genau wie das Subjekt eines intransitiven Verbs den direkten Kasus. 4.2.2 Die Syntax Bisher wurde noch keine Sprache entdeckt, die morphologisch akkusativisch, aber syntaktisch ergativischẊ ist.Ẋ OffenbarẊ kannẊ esẊ ohneẊ morphologischeẊ ErgativitätẊ auchẊ keineẊ syntaktischeẊ ErgativitätẊgeben.ẊɑufgrundẊderẊgespaltenenẊmorphologischenẊErgativitätẊdesẊZazaẊmussẊnunẊ geprüft werden,ẊobẊsichẊauchẊaufẊsyntaktischerẊEbeneẊergativeẊPhänomeneẊfindenẊlassen. Zu diesem Zweck werden im Folgenden die Prozesse NP-Tilgung und Relativierung in der ZazaSprache untersucht. Das,ẊwasẊinẊanderenẊWerkenẊ„syntaktisches Pivot―ẊgenanntẊwird,Ẋwird hier gelegentlich auch alsẊ „ɑngelpunkt― bezeichnet. Ferner werden syntaktische Kategorien wie Subjekt, direktes Objekt, indirektes Objekt usw. zum Teil in mehrfachem Sinne verwendet; so ist etwa hin und wieder die Sprache von Agens des transitiven Verbs alsẊ „Subjekt―.Ẋ Zur Vermeidung von Verwechslungen werden bei der Analyse der folgenden Beispiele die Personalendungen der dritten Person Singular nach Genus und Tempus aufgegliedert. 3SG PräsensẊ Präteritum Maskulin o Ø Feminin a e 4.2.2.1 NP-Tilgung (4.22) NP-Tilgung (transitiv, intransitiv) a. MêseẊ biene.NOM da-n-a çênekeẊ de, [S] mṖr-en-a stechenPRÄS-PRÄS-3sgF mädchen.OBL DIR, [biene] sterbenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗DieẊBieneẊstichtẊdasẊMädchenẊundẊ[sie]Ẋstirbt.‘ b. MêseẊ biene.OBL da-Ø çênekeẊ de, [S] mer-d-e stechenPRÄT.PRÄTT6-3sgF mädchen.NOM DIR, [biene] sterbenPRÄT-PRÄTT2-3sgF ‗DieẊBieneẊstachẊdasẊMädchenẊundẊ[sie]Ẋstarb.‘ c. MêseẊ biene.NOM da-n-a lazek-i stechenPRÄS-PRÄS-3sgF junge-OBL de, [S] mṖr-en-a DIR,[biene] sterbenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗DieẊBieneẊstichtẊdenẊJungenẊundẊ[sie]Ẋstirbt.‘ 198 d. MêseẊ biene.OBL da-Ø lazek-i de, [S] mer-d-e stechenPRÄT.PRÄTT6-3sgF junge-OBL DIR, [biene] sterbenPRÄT-PRÄTT2-3sgF ‗DieẊBieneẊstachẊdenẊJungenẊundẊ[sie]Ẋstarb.‘ e. *MêseẊ biene.OBL da-Ø lazek-i de, [O] mer-d-Ø stechenPRÄT.PRÄTT6-3sgF junge-OBL DIR, [junge] sterbenPRÄT-PRÄTT2-3sgM ‗DieẊBieneẊstachẊdenẊJungenẊundẊ[er]Ẋstarb.‘ Eine Biene stirbt, nach dem sie jemanden gestochen hat. Allerdings kann ein Mensch ebenfalls sterben, falls er gegen Bienengift allergisch ist. Semantisch gesehen sind die BeispielssätzeẊinẊẒ4.22ẓẊalsoẊambig.ẊFürẊeineẊsaubereẊBestimmung der Argumente der SätzeẊundẊihrerẊ BeziehungenẊ zueinanderẊ istẊ demnachẊ eineẊ gründlicheẊ ɑnalyseẊ erforderlich.Ẋ DasẊ VerbẊ pe-de da-ene ‗dortẊ hineinstechen‘Ẋ inẊ Ẓ4.22ẓẊ istẊ einẊ transitivesẊ Verb,Ẋ währendẊ merd-en-e ‗sterben‘Ẋ intransitiv ist. Das Objektpronomen pe ‗hinein‘,Ẋ dasẊ dasẊ direkteẊ ObjektẊ çêneke ‗Mädchen‘Ẋ (4.22a) (4.22a) lazek ‗Junge‘ẊẒ4.22c) - (4.22d) ersetzen kann, bringt eine interne Bewegung innerhalb des Objekts zum Ausdruck, die Richtungsdirectional de ‗hinein‘Ẋ jedochẊ weistẊ aufẊ die Richtung der Handlung hin (Selcan 1998). In einem Satz kann pe ‗hinein‘ẊjederzeitẊfürẊeinẊ NP-ObjektẊstehen,ẊnichtẊaberẊfürẊeinẊNP-Subjekt oder einen NP-Agens. Die identischen Personalendungen in (4.22a) und (4.22bẓẊ gebenẊ überẊ denẊ KontrollerẊ keineẊ ɑuskunft,Ẋ daẊ beideẊ NPs mêse ‗Biene‘Ẋ in çêneke ‗Mädchen‘Ẋ feminin sind. Aber wie eine semantische Analyse zeigt,ẊistẊsowohlẊimẊPräsensẊẒẒ4.22a) und (4.22cẓẓẊalsẊauchẊimẊPräteritumẊẒẒ4.22b) und (4.22d)) das Agens des ersten Konjunktsatzes der syntaktische Kontroller des zweiten Konjunktsatzes. Auf morphologischer Ebene wechseln die Kasus mit dem Tempus, aber dies verschiebt jedoch nicht den Angelpunkt. Der Kontroller bleibt in allen Tempora ein und derselbe. Die Ersetzung durch ein maskulines Nomen wie in (4.22c) und (4.22d) macht den Angelpunkt noch deutlicher.ẊUnabhängigẊdavon,ẊinẊwelchemẊKasusẊdasẊɑgensẊdesẊerstenẊKonjunktsẊsteht,ẊistẊesẊ in allen Tempora dieser Agens, der getilgt wird. Dies führtẊzuẊdemẊSchluss,ẊdassẊZazaẊzumindest im Bereich der NP-TilgungẊaufẊsyntaktischerẊEbeneẊkeineẊErgativitätẊaufweist.Ẋ DieẊPersonalendungenẊamẊVerbẊderẊabhängigenẊKonjunkteẊinẊẒ4.22) verweisen auf eine feminineẊNP,ẊnämlichẊdasẊɑgens, obwohl doch in (4.22c) und (4.22d) im Prinzip auch die maskuline NP lazek ‗Junge‘ anẊderẊObjektstelleẊalsẊKontrollerẊzurẊɑuswahlẊstünde.ẊWieẊdieẊBeispiele in (4.22) zeigen, kann das direkte Objekt nicht die NP sein, die im zweiten Konjunkt getilgt wird. Der Satz Mêse da çêneke de, merde kannẊ ausschließlichẊ besagen,Ẋ dassẊ dieẊ mêse die ‗Biene‘ gestorben ist, nicht aber das ‗Mädchen‘.ẊImẊFallẊdesẊTodesẊdesẊMädchenẊmussẊçêneke im Nebensatz angegeben werden: Mêse da çêneke de, çêneke merde. Bei der getilgten NP 199 handelt es sich in allen Tempora um das Agens, womit syntaktisch gesehen eine S/ABeziehung besteht. Eine Tilgung des Objekts wie in (4.22e) erzeugt einen ungrammatischen Satz. Der Satz Mêse da lazeki de, [O] merd istẊnichtẊmöglich,ẊdaẊdieẊObjektstelleẊnichtẊleerẊ stehen darf;Ẋ möglichẊ istẊ nurẊ Mêse da lazeki de, [A] merde, wo das Objekt des transitiven Verbs des ersten Konjunkts im zweiten Konjunkt nicht getilgt ist. Sn Str NP VP A Mêse Mêse V dana da Sint NP NP VP dO lazeki de lazeki de S [mêse] [mêse] V mṖrena merde Abb. 4.1 NP-Tilgung (transitiv, intransitiv) Obwohl der direkte Kasus, der in Abb. 4.1 durch  gekennzeichnet ist, sichẊinẊɑbhängigkeitẊ vomẊ TempusẊ „verschiebt―,Ẋ bleibtẊ derẊ KontrollerẊ derselbe,Ẋ nämlichẊ mêse. Wie auch die Beispiele in (4.23), in denen der Kern beider Konjunkte transitiv ist, deutlich zeigen, demonstriert Zaza bei der Tilgung von NPs ungeachtet der je nach Tempus verschiedenen KasusVerteilung einen akkusativischen Charakter. (4.23) NP-Tilgung (transitiv, transitiv) a. PṖsṖngeẊ katze.NOM mor-i vin-en-a, schlange-OBL sehenPRÄS-PRÄS-3sgF pêẊce-n-a PV nehmenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗DieẊKatzeẊsiehtẊdieẊSchlange,Ẋ[Katze]ẊfängtẊsie.‘ b. PṖsṖngeẊ katze.OBL mor-Ø di-Ø, schlange-NOM sehenPRÄT-3sgM pêẊgure-t-Ø PV nehmenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗DieẊKatzeẊsahẊdieẊSchlange,Ẋ[Katze]ẊfingẊsie‘ Bei einer Kombination zweier transitiver Verben als Kern der Konjunkte verhalten sich die Argumente nicht anders als bei der Kombination eines transitiven mit einem intransitiven Verb. Das Agens pısınge ‗Katze‘Ẋ inẊ Ẓ4.23ẓẊ istẊ inẊ beidenẊ illustriertenẊ ẒundẊ tatsächlichẓẊ allenẊ TemporaẊderẊKontrollerẊdesẊGesamtsatzesẊundẊsiehtẊdieẊSchlangeẊerst,ẊumẊsieẊanschließendẊzuẊ fangen.ẊWennẊdieẊSchlangeẊdieẊKatzeẊfangenẊsollte,ẊmüssteẊsieẊimẊerstenẊSatzẊanẊderẊɑgensstelle auftreten. Die Agensstelle ist im Zaza syntaktisch sehr dominant, was sich daran zeigt, dass sie in Beispielen wie diesen immer als Kontroller auftritt. Da der zweite Satz auf den 200 Ersten bezogen ist, tritt das Objekt nicht doppelt auf, dementsprechend wird genauso wie das Subjekt getilgt. Sn Str NP Str NP VP NP NP VP A dO V A dO V PṖsṖnge mori vinena [] [] pêẊcena PṖsṖnge mor di [] [] pêẊguret NP-Tilgung Abb. 4.2 NP-Tilgung (transitiv, transitiv) 4.2.2.2 Relativkonstruktionen GemäßẊderẊvorẊeinigenẊ SeitenẊskizziertenẊHierarchieẊpräferierenẊSprachenẊdieẊRelativierungẊ des Subjekts bzw. des Agens vor der Relativierung des direkten Objekts, des indirekten Objekts und des Possesors, in dieser Reihenfolge. Im Zaza wird zur Bildung einer RelativkonstruktionẊdasẊ„Relativkomplement― (e)ke anẊdieẊrelativierteẊNPẊangehängtẊẒSelcanẊ1998:Ẋ333ẓ.Ẋ Wenn dieses Komplement direkt hinter den Nomen (bzw. Pronomen) vorkommt, nimmt sie eineẊ relativierendeẊ ɑufgabeẊ wahr.Ẋ EineẊ attributiveẊ ErgänzungẊ zumẊ RelativkomplementẊ istẊ notwendig, die auf dem Kopulaverb basiert und dem Satzkomplement voran gestellt wird. Sowohl in der Funktion eines Relativkomplements als auch Bezugsworts hinter einem Satzelement unterliegt (e)ke einer Prokope (bei der /e-/Ẋ wegfälltẓ,ẊwennẊesẊnachẊdemẊ BezugswortẊ auftaucht. In anderen Funktionen kommt (e)ke ohne Prokope in Konjunktionsrolle am Satzanfang vor. Ferner auch als Partikel, falls es sich auf eine Phrase oder den ganzen Satz bezieht. (e)ke Relativkomplement Konjunktion Konjunktion Stellung [NP (N+Kopula ke)] [NP (N/PN+ke)] [VP (V+ke)] Bedeutung wenn, als damit, dass 201 (4.24) Relativierung von Subjekt/Agens a. A-w-a 3SGF.NOM-BL-KONTF keẊkṖtav-i cê-n-a, rṖndek-a RK buch-OBL kaufenPRÄS-PRÄS-3sgF, [sie] [S] schön-seinPRÄS.3sgF ‗Diejenige,ẊdieẊdasẊBuchẊkauft,ẊistẊschön.‘ keẊkṖtav-Ø b. A-w-a RK buch-NOM 3SGF.NOM-BL-KONTF gure-t-Ø, [S]ẊẊẊrṖndek-e bi-y-e kaufenPRÄT-PRÄTT3-3sgF, [sie] schön-F seinPRÄT-BL-3sgF ‗Diejenige,ẊdieẊdasẊBuchẊkaufte,ẊwarẊschön.‘ keẊla -i c. Pi-y-o ra haske-n-o, [S] sevekn-en-o vater.NOM-BL-KONTM RK sohn-OBL PV liebenPRÄS-PRÄS-3sgM,Ẋ[vater]ẊschützenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊVater,ẊderẊdenẊSohnẊliebt,Ẋ[derẊVater] schütztẊihn.‘ d. Pi-y-o keẊla -i vater-BL-KONTM RK sohn-OBL ra hasker-d-Ø, [S] sevek-na-Ø PV liebenPRÄT-PRÄTT2-3sgM, [vater] schützenPRÄT-PRÄTT5-3sgM ‗DerẊVater,ẊderẊdenẊSohnẊliebte,Ẋ[derẊVater]ẊschützteẊihn.‘ S (NP [N + NOM + KOP RK] + NP [N + OBL] + Vtr [V + SUF + PS]) ({NP} + Vintr [V + SUF + PS])) Relativierung des Subjekts DieẊHauptsätzeẊinẊden obigen Beispielen (4.24) haben in beiden NPs dasselbe Genus, damit festgestellt werden kann, an welcher von ihnen sich der Relativierungsprozess orientiert. Hinter welcher Konstituente das Relativkomplement auftaucht, bestimmt, wo die Relativierung stattfindet.ẊGehörtẊke zum Agens, darf es nur Bezug auf das Agens nehmen (4.24), andernfalls entstehenẊsemantischẊunkorrekteẊSätzeẊwieẊ*Awa ke kıtavi cena, [kıtavi] rındeka, in dem es dasẊBuchẊist,ẊdasẊschönẊist. Verschiebt sich das Relativkomplement ke zusammen mit einem kontinuativen Suffix hinter das Objekt hin, relativiert es demnach das Objekt. Wenn wie in (4.24eẓẊ dieẊ ErgänzungẊ durchẊ dieẊ KopulaẊ wegfällt,Ẋ „versetzt―Ẋ diesẊ dieẊ FunktionẊ vonẊ ke, das dann eine wenn-FunktionẊ übernimmt.Ẋ ɑgens/SubjektẊ hatẊ beiẊ derẊ Relativierung den direkten Kasus. Eine Markierung dieser Konstituente durch den obliquen Kasus erzeugt ungrammatischeẊSätzeẊwieẊ*Ae-w-a ke kıtav-Ø guret-Ø, [A] rındek-e bi-y-e. Wenn das Agens den Kasus Obliquus bekommt, wird der Satz ungrammatisch. e. A 3SGF.NOM ke işligeẊ cên-a, [S]ẊçêfṖn-a RK hemd.OBL kaufenPRÄS-3sgF, [S] gelaunt-seinPRÄS-3sgF ‗WennẊsieẊeinẊHemd kauft,ẊistẊsieẊgutẊgelaunt.‘ 202 f. *Ae-w-a keẊişligeẊẊẊẊẊgure-t-e, 3SGF.OBL-BL-KONTF RK hemd.NOM [S] rṖndek-e biy-e kaufenPRÄT-PRÄTT3-3sgF, [S] schön-3sgF seinPRÄT-PRÄTT3- 3sgF ‗Diejenige,ẊdieẊdasẊHemdẊkaufte,ẊwarẊschön.‘ g. A-w-a keẊişligeẊẊẊẊdṖr-n-e, 3SGF.NOM-BL-KONTF RK hemd.OBL [S] des-t-e zerreissenPRÄT-[KS.PRÄT]T5-3sgF, [S] nähenPRÄT-PRÄTT3-3sgF ‗Diejenige,ẊdieẊdasẊHemdẊzerriss,Ẋ[sie]ẊnähteẊ.‘ Ein transitives Verb im Nebensatz ändertẊdieẊBeziehungẊzwischenẊHauptsatzẊundẊNebensatzẊ nicht. Das relativierte Agens tritt im Nebensatz weiterhin als Agens auf, das direkten Kasus erhält,ẊwieẊinẊẒ4.24g). 4.2.3 Dialektologische Merkmale ImẊgesamtenẊsüdlichenẊSprachgebietẊdesẊZazaẊgibtẊesẊkeineẊdeutliche ergative Kasusmarkierung. Durch den Verfall der entsprechenden Sprachlaute fallen die Kasus und Personalsuffixe meistens weg. Bei den Personalpronomina tauchen jedoch eindeutig ergative Markierungen auf, wobei 1SG eine Ausnahme bildet. An den Grenzgebieten zum Kurmanji unterlag das SüdzazakiẊstarkẊdemẊEinflussẊdieserẊSprache.ẊDenẊmorphologischenẊWerdegangẊdesẊKurmanjiẊ von ergativen zum akkusativischen System kommt somitẊnichtẊganzẊüberraschendẊauchẊinẊdenẊ nahegelegenenẊGebietenẊdesẊsüdlichenẊZazaẊ vor.ẊObwohlẊinẊdenẊnördlichenẊTeilenẊDiyarbakirs (Qulp, Egil, Dicle, Çermik) mehrheitlich Zaza gesprochen wird, ist das Kurmanji dort dennochẊ dieẊ dominanteẊ Sprache.Ẋ DieẊ ZazaẊ ausẊ DiyarbakirẊ sindẊ überwiegendẊ auchẊ SprecherẊ des Kurmanji, das zugleich die Sprache der politischen und kulturellen Bewegungen ist. Die SprachdominanzẊ desẊ KurmanjiẊ inẊ denẊ südlichenẊZazagebietenẊ istẊ besondersẊ imẊ BereichẊ vonẊ MusikẊundẊGesangẊpräsent.ẊObwohlẊinẊdiesenẊGebietenẊimẊɑlltagẊinẊderẊRegelẊZazaẊbenutztẊ wird, wird zugleich sehr vielẊaufẊKurmanjiẊgesungen.ẊDerẊDengbej,ẊdieẊ‗Volkssänger‘-Kultur desẊKurmanji,ẊhatẊdieẊmusikalischeẊEntwicklungẊdesẊSüd-Zaza zumindest in den GrenzgebietenẊstarkẊverdrängt.ẊɑusẊGründenẊwieẊdiesenẊentstandenẊimẊSüddialektẊdesẊZazaẊauchẊnurẊrelativ wenige literarischeẊWerke,ẊwährendẊderẊNorddialektẊliterarischẊsehrẊreichẊist.ẊWieẊbereitsẊ erwähnt,ẊistẊauchẊimẊBereichẊderẊGrammatikẊdesẊSüdzazaẊeinẊstarkerẊEinflussẊdesẊKurmanjiẊzuẊ verzeichnen, der das ergative System in diesem Dialekt schon stark ins Wanken gebracht hat. EineẊBesonderheitẊsollteẊbezüglichẊderẊMundartẊvonẊSiwerekẊundẊUmgebungẊerwähntẊwerden,Ẋ woẊdieẊZazaẊsichẊDimiliẊnennenẊundẊkulturell/religiösẊzurẊhanefitischenẊUntergruppeẊderẊislamischenẊ SunnaẊ gehören.Ẋ DieseẊ MundartẊ unterscheidetẊ sichẊ inẊ mehreren Merkmalen vom 203 gesamtenẊrestlichenẊSüddialekt,ẊwieẊwohlẊwennẊmanẊdieseẊDifferenzenẊnichtẊalsẊausreichendẊ fürẊ eineẊ globaleẊ dialektaleẊ ɑbgrenzungẊ vomẊ SüddialektẊ betrachtenẊ sollte.Ẋ DieẊ ergativeẊ ɑusrichtungẊ istẊ ähnlichẊ deutlichẊ wieẊ im Norddialekt des Zaza, aber andererseits fallen die KasussuffixeẊinẊderẊPraxisẊsehrẊhäufigẊwegẊẒvgl.ẊToddẊ2002ẓ.ẊZusammenfassendẊgesagt, hat der Norddialekt im VergleichẊzumẊSüddialektẊalsẊGanzes gesehen in den Pastformen eine stabile ergative Morphologie. Soziologisch betrachtet umfasst er den gesamten alewitischen Lebensraum,ẊwasẊvermutlichẊauchẊzuẊseinerẊlinguistischenẊHomogenitätẊbeiträgt.Ẋ Die Pronomina in den beiden Zaza-Dialekten weisen einige Differenzen auf, aber das gilt auchẊfürẊNomina.ẊNominaẊundẊPro-NominaẊmüssenẊjedoch getrennt behandelt werden, um die EigenheitenẊderẊErgativitätẊinẊbeidenẊDialektenẊwirklichẊzuẊdurchschauen.ẊFernerẊwerdenẊdieselbenẊBeispieleẊfürẊbeideẊDialekteẊeingesetzt,ẊumẊdieẊDifferenzen besser durchzuschauen, (4.25ẓẊẊɑpokopeẊimẊSüddialekt a. KutṖk-Ø kerg-Ø pêẊge-n-o/Ø, we-n-o/Ø hund-NOM huhn-OBL PV fangenPRÄS-PRÄS-3sgM, essenPRÄS-PRÄS-3sgM ‗DerẊHundẊfängtẊdasẊHuhnẊundẊfrisstẊes.‘ b. KutṖk-Ø kerg-Ø pêẊgure-t, wer-d hund-OBL huhn-NOM PV fangenPRÄT-PRÄTT3-3sgF, essenPRÄT-PRÄTT2-3sgF ‗DerẊHundẊfingẊdasẊHuhnẊundẊfraßẊes.‘ c. KutṖk-Ø kerg-Ø pêẊgure-t, wer-d hund-OBL huhn-PL.NOM PV fangenPRÄT-PRÄTT3-3pl, essenPRÄT-PRÄTT2-3pl ‗DerẊHundẊfingẊdieẊHühnerẊundẊfraßẊsie.‘ Die Kasus-, Numerus-, Genus- und Personalsuffixe fallen beim Verb in den Pastformen im SüddialektẊüberwiegendẊweg.ẊGelegentlichẊhörtẊmanẊdieẊPersonalendungen,Ẋ bei den anderen Suffixen ist dies aber kaum der Fall. In den Beispielen (4.25) sind die fehlenden Suffixe durch das Nullmorphem /-Ø/Ẋmarkiert.ẊDerẊSüddialektẊderẊZaza-Sprache scheint sich bei den Nomen an der Wortstellung zu orientieren, um die semantischen Rollen auseinander zu halten. Das Verb kongruiert im PräsenssatzẊẒ4.25aẓẊmitẊderẊerstenẊundẊimẊPräteritumẊẒ4.25b) und (4.25c) mit der zweiten NP. In (4.25b) und (4.25cẓẊerhältẊwohlẊdasẊɑgensẊdenẊergativenẊKasus.ẊDieẊ KasusẊ werdenẊ nachẊ WortstellungẊ inẊ ɑbhängigkeitẊ vonẊ TemporaẊ vergeben.Ẋ ImẊ NorddialektẊ kommt dieses Wegfallen dieser Suffixe kaum vor, so dass die morphologischen Kategorien klar voneinander differenziert werdenẊkönnen.ẊDieẊSätzeẊausẊẒ4.25) sehen im Norddialekt wie folgt aus: 204 (4.26) a. Kutik-Ø kergeẊpêẊce-n-o, we-n-o. b. Kutik-i kergeẊpêẊguret-e, werd-e. c. Kutik-i kerg-iẊpêẊguret-i, werd-i. BeiẊdenẊPronominaẊsindẊdieẊKasusẊklarẊdifferenziert,ẊwährendẊdieẊPersonalsuffixeẊinẊdenẊPastformenẊamẊVerbẊentfallen.ẊDieẊKasusverteilungẊändertẊsichẊzwar auch bei den Nomina nicht, aber derẊ ɑusfallẊ derẊ KasusmorphemeẊ anẊ derẊ KonstituenteẊ machtẊ dieẊ SätzeẊ fürẊ dieẊ Nichtsprachkenner wirr. Ein ErsetzungstestẊderẊSätzeẊinẊẒ4.26) durch Einsetzung der entsprechenden Pronomina (4.27ẓẊdesẊSüddialektsẊklärtẊeiniges.ẊDerẊdirekteẊ(Nominativ) und der indirekte (Obliq) Kasus sind in pronominalen Bereich ganz klar voneinander zu unterscheiden. (4.27ẓẊẊPronominaẊinẊSüddialekt a. WiẊyêẊpêẊge-n-o, we-n-o. b. YiẊyaẊpêẊguret-Ø, werd-Ø. c. YiẊyinẊpêẊguret-Ø, werd-Ø. Anhand der Morphologie der Pronomina wird die Verbkongruenz erkennbar. Bei in der Vergangenheit begonnenen Handlungen werden als Agens fungierende NPs ergativ markiert, wobeiẊdasẊVerbẊmitẊdemẊObjektẊkongruiert.ẊDieseẊRegelẊgiltẊjedochẊnichtẊfürẊalleẊGebiete,Ẋja, vielleichtẊnichtẊeinmalẊfürẊdieẊmeisten,Ẋbesonders,ẊwasẊ1SGẊbetrifft.ẊSowieẊdasẊergativeẊmı als auch das nominative ez tauchenẊoftẊanẊderẊStelleẊauf,ẊwoẊsieẊnormalerweiseẊnichtẊstehenẊdürfen.ẊDiesbezüglichẊversetztẊsichẊderẊKasus. (4.28) a. tṖẊ mṖẊ be-n-êẊ 2SG.NOM 1SG.OBL ded-Ø hinbringenPRÄS-PRÄS-2sgM onkel-OBL ‗DuẊbringstẊmichẊzumẊOnkelẊhin.‘ b. tṖẊ mṖẊẊ 2SG.OBL 1SG.OBL ber-d-a ded-Ø hinbringenPRÄT-PRÄTT2-1sg onkel-OBL ‗DuẊbrachtestẊmich zumẊOnkelẊhin.‘ c. ya yi nê-cê-n-a 3SGF.NOM 3SGM.OBL NEG-nehmenPRÄS-PRÄS-3sgF ‗SieẊnimmtẊihnẊnichtẊbzw.ẊheiratetẊihnẊnicht.‘ d. yêẊ wṖẊ nê-gure-t-Ø 205 3SGF.OBL 3SGM.NOM NEG-nehmenPRÄT-PRÄTT3-3sgM ‗SieẊhatẊihnẊnichtẊgenommenẊbzw.Ẋgeheiratet.‘ DerẊ Südzaza-DialektẊ verhältẊ sichẊ hinsichtlichẊ derẊ ErgativmorphologieẊ nichtẊ konsistent.Ẋ BeiẊ den Personalpronomina im Singular schwingt der aktuelle Gebrauch der Sprecher zwischen zwei Systemen hin und her. Bei in der Vergangenheit begonnenen Handlungen sollte eigentlich das Agens den Ergativ, das Objekt dagegen den direkten Kasus erhalten (4.28b) (4.28c). Die Sprache benimmt sich an dieser Stelle aber akkusativisch. Anstatt der OBL-NOM erscheint eine OBL-OBL Kombination. Teilweise scheint der SüddialektẊ dabeiẊ zuẊ sein,Ẋ zumẊ altiranischenẊakkusativischenẊSystemẊzurückzukehren.ẊDieseẊgrammatischeẊ„ɑbweichung―ẊimẊ SüddialektẊbefindetẊsichẊjedochẊoffenbarẊnochẊinẊderẊɑnfangsphase.ẊTrotzdemẊistẊimmerẊnochẊ eineẊDominanzẊdesẊtempusabhängigẊgespaltenenẊ ergativ-akkusativen Misch-Systems zu verzeichnen. Die BeispieleẊausẊdemẊSüddialektẊẒ4.28ẓẊsehenẊimẊNorddialektẊfolgendermaßenẊaus: a. tṖẊmṖẊbe-n-a ded-i. b. to ez berd-une ded-i. c. aẊeyẊnêcên-a. d. aeẊoẊnêguret-Ø. Im Bereich der Ḳ nicht vorhandenen - syntaktischenẊ ErgativitätẊ sindẊ keineẊ ɑbweichungenẊ zwischen beiden Dialekten zu verzeichnen. Ihr Verhalten ist in dieser Hinsicht einheitlich und muss daher nicht weiter behandelt werden. 4.3 Fazit ErgativitätẊfandẊzuẊɑnfangẊderẊmitteliranischenẊPeriodeẊinẊdieẊiranischenẊSprachenẊ den Eingang, die davor offenbar akkusativisch waren. Die benachbarten indo-germanischen Sprachen im indischen Sprachraum vollzogen diese Wandlung zur gleichen Zeit mit. Wenn man von „Ergativität―Ẋspricht,ẊhatẊman inẊderẊRegelẊmitẊderẊsoẊgenanntenẊ„gespaltenenẊErgativität―ẊzuẊ tun, da bisher noch keine rein nach ergativen Prinzipien operierende Sprache gefunden werden konnte.ẊɑufẊmorphologischerẊEbeneẊkommtẊgespalteneẊErgativitätẊinẊɑbhängigkeitẊvomẊ TempusẊzumẊTragen.ẊBeiẊinẊderẊVergangenheitẊbegonnenenẊHandlungenẊerhältẊdasẊɑgensẊderẊ transitiven und ditransitiven Verben den Ergativ. Was die Kongruenz betrifft, kongruieren die VerbenẊ inẊ PräsensẊ undẊ FuturẊ mitẊ demẊ ɑgens,Ẋ inẊ denẊ PastformenẊ dagegenẊ mitẊ demẊ direktenẊ Objekt.Ẋ ImẊ „defaultẊ case―Ẋ desẊ intransitivenẊ VerbsẊ kongruierenẊ sieẊ mitẊ demẊ einzigenẊ vorhandenen Partizipanten. Ferner erhalten die mit dem Verb kongruierenden Konstituenten im Zaza den direkten Kasus, der durch das Suffix /-Ø/ gekennzeichnet ist. 206 MitẊderẊIslamisierungẊimẊ7.ẊJahrhundertẊfängtẊdieẊÄraẊderẊneuiranischenẊSprachenẊan.ẊDieseẊ Sprachen behielten nicht alle das Split-ergative System, sondern kehrten zum Teil zum altiranischenẊakkusativischenẊSystemẊzurück.ẊEinẊsyntaktisch ergativerẊSprachbauẊlässtẊsichẊwederẊ bei den anderen iranischen Sprachen noch in der Zaza-Sprache nachweisen, was bedeutet, dass der teilweise ergative Charakter dieser Sprachen auf den Bereich der Morphologie beschränktẊist.ẊÄhnlich andere neuiranische Sprachen wie Gorani oder Paschto bleibt die ZazaSprache in ihrer morphologischen ErgativitätẊjedoch,ẊvorẊallemẊimẊNorden,Ẋkonservativ,Ẋobwohl alle angrenzenden Sprachen entweder reinẊ akkusativischẊẒTürkischẓẊoderẊeindeutigẊaufẊ dem Weg zum akkusativischem System (Kurmanji) sind. ZusammenfassendẊ gesagt,Ẋ lässtẊ sich,Ẋ inẊ jeweilsẊ unterschiedlichenẊ Formen,Ẋ inẊ denẊ neuiranischenẊSprachenẊdasẊursprünglicheẊPartizipialmorphemẊ/ta/Ẋidentifizieren: So etwa im Neupersischen man gof-t ‗IchẊ sagte‘ oder im Kurmanji mın xwar-d ‗ichẊ aß‘.Ẋ Die Entwicklung des /ta/-Partizips in der Zaza-Sprache präsentiertẊdie Tabelle 4.4. (4.29) a. Altiranisch (Kent 1953: DB I,28-29 zitiert in ima tya manā that which 1s:GEN do:PTCPL [...] Haig 2008: 25) kartam [...] ‗ThisẊẒisẓẊthatẊẒwhichẓẊwasẊdoneẊbyẊmeẊafterẊẒIẓẊbecameẊking.‘ b. Mitteliranisch (Boyce 1975: a,1 zitiert in Haig 2008: 93) dēn ig man religion which 1S wizī-d choose:PTCPL ‗theẊreligionẊwhichẊIẊchoseẊ[...].‘Ẋ c. Neuiranisch - Zaza din-o ke mṖẒnẓẊ we-çin-Ṗ-t-Ø religion, welche 1SG.OBL DIR-wählenPRÄT-TV-PRÄTT4-3sgM ‗DieẊReligion,ẊdieẊichẊwählte.‘ Das /ta/-Partizip im Altpersischen (kar-ta-m in (4.29a)) verwandelt sich im Mitteliranischen in /-t/wie in wizī-d (4.29b) und in der neuiranischen Sprache Zaza in /-t,-d/ we çin-i-t (4.29c). In Alternation tauchen dabei ein stimmloses plosives /-t/ und stimmhaftes plosives /-d/ auf. Begleitet von einigen phonologischenẊÄnderungenẊsiehtẊdieẊsyntaktischeẊStrukturẊdesẊMittelundẊNeuiranischenẊganzẊähnlichẊaus.ẊDasẊRelativkomplementẊig hat sich in ke umgewandelt; der altiranische stimmhafte velare Plosiv [g] erscheint im Zaza als stimmloser velarer [k] in 207 ke. Bei 1SG.OBL (4.29c) erscheint das /-n/ nur, wenn danach ein Suffix auftaucht: Dêsim welat-ê mın-o ‗DêsimẊistẊmeineẊHeimat.‘ (4.30) Altpersisch - Zaza a. IMPERFECT (Kent 1953: DB II,23 zitiert in Haig 2008: 84) avadā hamaranamẊakunauš there battle do:IMPF:3S ‗thereẊẒheẓẊmadeẊbattle.‘Ẋ b. İneẊ 3PL.OBL kerd-êne-Ø ceng-Ø krieg-NOM tunPRÄT-IMPER-3sgM ‗SieẊwarenẊamẊKämpfen.‘ c. PARTICIPLE (Kent 1953: DB III,18Ḳ19 zitiert in Haig 2008: 84) avaθā=šām hamaranam kar-ta-m thus=3PL:GEN battle do:PTCPL ‗thusẊbyẊthemẊbattleẊwasẊdone.‘ d. İneẊ 3PL.OBL ceng-Ø ker-d-o krieg-NOM tunPRÄT-PRÄTT2-PER.3sgM ‗SieẊhabenẊgekämpft.‘ Anders als das Altpersische ((4.30a) und (4.30c)) markiert Zaza ((4.30b) und (4.30d) das Agens mit dem Ergativ (das Altpersische setzt eherẊdenẊGenitivẊeinẓ.ẊWährendẊdasẊPersonalsuffix im Imperfekt (siehe (4.30a) im Altpersischen) in der Zaza-Sprache (4.30b) weggefallen ist, ist es im Perfekt (vgl. (4.30c) und (4.30d)) zumindest teilweise erhalten geblieben: kar-ta  ker-d-o. Das im imperfektiven stehende Aspekt Partizip in (4.30b /-ta-/ erfordert zwei Valenzstellen. Sowohl im Perfekt als auch im Imperfekt kongruiert das Verb im Altiranischen mit dem Subjekt, das selbst mit dem Genitiv gekennzeichnet ist. Im Zaza dagegen kongruiert esẊinẊdiesenẊTemporaẊmitẊdemẊObjekt.Ẋ‗DerẊPerfektstamm, der mit einem /-a/ gebildet wird, wie in kar ‗toẊdo‘Ẋ kakar ‗haveẊdone‘,ẊistẊausgestorben‘ẊẒKarimiẊ2012:Ẋ28-29). Die transitivenẊVerben,ẊdieẊvonẊergativenẊNPsẊbegleitetẊsind,ẊkönnenẊauchẊalsẊNomenẊerscheinen:Ẋ Kerden-a ey,Ẋ‗SeinẊTun‘. Zusammenfassend: Nicht alle neuiranische Sprachen haben dieẊErgativitätẊbeibehalten.ẊSieẊsindẊdiesbezüglichẊinẊ drei Gruppen einzuteilen: a. Nicht ergative iranische Sprachen (Neupersisch, Dari, Sorani) 208 b. In Umwandlung stehende iranische Sprachen (Kurmanji) c. Ergative iranische Sprachen (Zaza, Pastho, Gorani) Was den Untersuchungsgegenstand, Zaza, betrifft, zeigt diese Sprache in beiden ihrer Dialekte ergative Eigenschaften.Ẋ IhreẊMorphologieẊistẊtempusabhängigẊ gespalten.ẊWährendẊdasẊ Agens des transitiven und ditransitivenẊ VerbsẊ imẊ PräsensẊ undẊ FuturẊ im direkten Kasus steht, wird es inẊPastformenẊobliqẊmarkiertẊundẊerhältẊdenẊErgativ.ẊFernerẊistẊdieseẊEigenschaftẊimẊ Norddialekt beständig,ẊkommtẊ esẊdennochẊinẊ einigenẊGebietenẊdesẊSüddialektsẊ immerẊmehrẊ zu Abweichungen. Dabei sind es besonders die Singularformen, die sich nicht immer an die GesetzmäßigkeitenẊderẊErgativitätẊhalten. 209 5 Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit war zum einen, die Basisstruktur der Verben der Zaza-Sprache zu entwickeln. Zum zweiten ging es darum das bisherẊnurẊoberflächlichẊbehandeltesẊThemaẊErgativität im Zaza detailliert zu untersuchen.ẊKapitelẊeinsẊgabẊeinenẊÜberblickẊüberẊdieẊbedrohteẊiranische SpracheẊ ZazakiẊ undẊ überẊ einigeẊ ihre wissenswerten Eigenschaften. Kapitel zwei stellt zunächstẊdie morphologisch und/oder syntaktisch ergativen Sprachen der Welt anhand mehrererẊBeispielenẊdar.ẊDieẊVerbfunktionalitätẊdesẊZazaẊwirdẊimẊKapitelẊdreiẊbehandelt,ẊwelchesẊ der Kern dieser Arbeit ist. Kapitel vier behandelte das Thema der ErgativitätẊbezogenẊauf die Zaza-Sprache. Analytischer Ausgangspunkt des zentralen Kapitels drei der Arbeit waren die Konstrukts der Role and Reference Grammar (RRG). Dieses Kapitel nahm sich vor, die Grundstruktur der Verben im Zaza mittels der Instrumente derẊRRGẊherauszuarbeiten.ẊZunächstẊwurdenẊdieẊsyntaktischen Strukturen der Verben inẊ §3.1Ẋ dargestellt. Operatoren, syntaktische Relationen, privilegierte syntaktische Argumente und Junkturen wurden im ersten Teil dieses Kapitels behandelt. Es stellte sich heraus,ẊdassẊdasẊZazaẊinteressanteẊOperatorenẊzurẊVerfügungẊstellt.Ẋ ZumẊzweitenẊwurdenẊunterẊderẊRubrikẊ„Semantik―ẊdieẊlexikalischeẊDarstellungẊundẊlogischeẊ Struktur der Verben sowie ihre Makrorollen untersucht. Zum dritten mussten diejenigen morphosyntaktischen Eigenschaften der Zaza-Verben untersucht werden, die innerhalb der RRG nicht behandelt worden waren. In alldem wurde versucht, meine Darstellung durch zahlreiche Beispiele zu illustrieren und zu untermauern. Die Frage, ob die morphologischen Stammbildungstypen mit der semantischen Klassen der Verben in direkter Relation stehen, war eines derẊhauptsätzlichenẊZieleẊdieserẊɑrbeit.ẊDieẊPrüfungẊzeigte,ẊdassẊdieẊStammbildungsmorphemeẊfürẊdieẊBildungẊderẊsemantischenẊKlassenẊkeineẊRolleẊspielen.ẊDieseẊMorphemeẊübenẊaberẊ mehrere morphosyntaktischen Funktionen aus. Sie markieren Diathese, Transitivität,ẊɑgentivitätẊundẊvieles mehr. Durch diese Morpheme sind die Kategorien der Verben eindeutig geregelt.ẊEinẊweiteres,ẊfürẊdieẊFrageẊderẊErgativitätẊebenfallsẊrelevantes Resultat war, dass es im Zaza keine Verben gibt, die sowohl intransitiv als auch transitiv sind. Ein Verb ist entweder intransitiv oder transitiv. Die Klasse der atransitiven Verben existiert im Zaza nicht. Kapitel vier präsentierteẊdieẊEntwicklungẊderẊErgativitätẊinẊdenẊiranischenẊSprachenẊinẊhistorischer Reihenfolge vom Anfang bis zu den modernen iranischen Sprachen. Die benachbarten und nahverwandten indischen Sprachen wurden in diesen Teil ebenfalls einbezogen, da sie 210 sehrẊ ähnlicheẊ EntwicklungenẊ aufweisen. Anhand der Beispiele von den altiranischen Sprachen Altpersisch und Awestisch stellte sich heraus, dass diese nicht ergativ sind. Auch die altindischen Sprachen wie Vedisch wiesen dieses Charakteristikum nicht auf, sondern waren akkusativisch. DerẊɑnfangẊderẊErgativitätẊliegtẊsowohlẊfürẊdasẊiranischeẊalsẊauchẊfürẊdasẊindische Sprachterritorium im mittleren Stadium. Hierbei war die Entwicklung in den benachbartenẊindischenẊundẊiranischenẊRäumenẊgleichlaufend.ẊDieẊRückkehrẊzumẊakkusativischenẊSystemẊimẊneuerenẊStadiumẊzeigtẊebenfallsẊeinenẊsynchronenẊWerdegang.ẊWährendẊeinigeẊindische Sprachen noch eine gespaltene Morphologie haben, haben andere wie Oriya und Bengali eine akkusativische Morphologie. ɑuchẊimẊiranischenẊGebietẊistẊderẊRückgangẊzumẊursprünglichenẊSystemẊnichtẊabgeschlossen.Ẋ Dementsprechend sind die neuiranischen Sprachen in drei Gruppen zu unterteilen: a. Akkusativische iranische Sprachen (Neupersisch, Dari, Sorani) b. In Umwandlung begriffene iranische Sprachen (Kurmanji) c. (Split-)Ergative iranische Sprachen (Zaza, Pastho, Gorani) DieẊ ErgativitätẊ imẊ ZazaẊ istẊ stabilẊ undẊ daherẊ gehörtẊ dieẊ SpracheẊ zuẊ GruppeẊ c.Ẋ DieẊ ältestenẊ Zaza-Schriften sind auf Anfang des 20. Jahrhunderts datiert.ẊEsẊsindẊkeineẊälteren Inschriften überliefert,ẊdaherẊbestehtẊinẊBezugẊaufẊdieẊEinflüsseẊaufẊdasẊZazaẊimẊHinblickẊaufẊdieẊErgativitätẊoderẊandereẊlinguistischeẊBereicheẊgroßeẊUnklarheit. Obwohl sich dies nicht genau belegenẊlässt,ẊverweisenẊdieẊvorhandenenẊaußersprachlichenẊDatenẊdarauf,ẊdassẊdasẊZazaẊdieẊ ErgativitätẊausẊseinerẊursprünglichenẊHeimat Dailam übernommenẊhat. DieẊÜbernahmeẊbliebẊaberẊaufẊdieẊMorphologieẊbeschränktẊundẊschienẊkeinenẊEinflussẊaufẊdieẊ Syntax zu haben. Ein Beispiel von der heutzutage gesprochenen Zaza-Sprache an dieser Stelle kannẊdasẊergativeẊSystemẊexaktẊpräsentieren. (5.1) a. KutṖk-Ø astṖk-i we-n-o hund-NOM knochen-OBL essenPRÄS-PRÄS-1sg ‗Der Hund frisst den Knochen.‘ b. KutṖk-iẊẊẊẊẊẊastṖk-Ø wer-d-Ø hund-OBL knochen-NOM essenPRÄS-PRÄTT2-3sgM ‗DerẊHundẊfraßẊdenẊKnochen.‘ 211 Eine direkte Beziehung zwischenẊderẊVerbsystemẊundẊderẊErgativitätẊẊimẊZazaẊliegtẊnichtẊvor.Ẋ WäreẊ dasẊ PräteritalsuffixẊ des Zaza standardmäßig fürẊ alleẊ VerbenẊ /-t/ bzw. /-d/,Ẋ könnteẊ vonẊ einem Zusammenhang gesprochen werden. Das ursprüngliche altiranischen /-ta/-Partizip beschränktẊ sichẊ auf eine morphologische Verbgruppe (-t) des Zaza. Diese Weiterentwicklung lässtẊsichẊnichtẊverallgemeinern,ẊdassẊdieẊZazaẊSpracheẊmehrereẊpräteritalenẊSuffixeẊhat. Außerdem istẊdieẊErgativitätẊkeineẊindogermanischeẊEigenschaft, da diese akkusativisch sind. ɑußer Hawramani (Gorani) stammen die sprachlichen Daten der iranischen Sprachen von Muttersprachlern, die meistens Akademiker, teilweise Sprachwissenschaftler sind. Die Daten der Informanten befinden sich in Anhang 6.5. Die Beispiele aus dem Zaza stammen aus schriftlichenẊoderẊmündlichenẊQuellen,ẊundẊwo keine passenden Daten vorlagen, wurden die Beispiele vom Autor selbst geschaffen. Er konnte bis zum sechsten Lebensalter nur die MutterspracheẊZazaẊsprechenẊundẊverstehenẊundẊlernteẊerstẊinẊderẊSchuleẊTürkisch. In einem Dorf ist er aufgewachsen und hatte sein ganzes LebenẊlangẊgroßesẊInteresseẊanẊseiner Muttersprache. Er beherrscht das Zaza in allen Bereichen daherẊkönnenẊseineẊBeispieleẊalsẊzuverlässigẊ betrachtet werden. ɑbschließendẊ wird erneut darauf verwiesen, dass die Lage der Zaza-Sprache wie der vieler anderer bedrohter Sprachen auf der Welt keinen Anlass zu Optimismus gibt. Solange die zuständigenẊRegierungenẊkeineẊgesetzlichenẊRegelungenẊzurẊlokalenẊFörderung dieser Sprachen treffen, wird ihr Aussterben in naher Zukunft kaum zu verhindern sein. Neben dem Verlust einesẊ interessantenẊ ForschungsgegenstandesẊ würdeẊ diesẊ auchẊ denẊ UntergangẊ einerẊ spezifischen Art der sprachlichen Weltbetrachtung bedeuten. 212 6 Anhänge 6.1 Phonetisches Alphabet der Zaza-Sprache Letter Aa Bb Cc ÇẊç Dd Ee ÊẊêẊ Ff Gg Hh IẊṖẊ İẊiẊ Kk Ll Mm Nn Oo Pp Qq R r/ Ss ŞẊş Tt Uu ÜẊüẊ Vv Ww Xx Yy Zz IPA [a] [b] [dz] [ ] [ ] [] [ ʼ] [ ʼ] [d] [ɛ] [je] [f] [g] [h] [ħ] [ɨ] [i] [k] [kʼ] [l] [m] [n] [o] [p] [pʼ] [q] [r] [r:] [s] [ʃ] [t] [tʼ] [u] [y] [v] [w] [x] [ɤ] [j] [z] [ʒ] North + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + South h+ + + + + + + + + + + + + +  + + + + + + + + + + + +  + + + + + + + Voice + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + Articulation open, back, unrounded plosive, bilabial affricate, alveolar affricate, palato-alveolar affricate, alveolar affricate, palato-alveolar affricate, alveolar affricate, ejective plosive, alveolar open mid, front, unrounded close mid, front, unrounded fricative, labio-dental plosive, velar fricative, laryngal fricative, pharyngal close, back, unrounded close, front, unrounded plosive, velar plosive, ejective lateral, alveolar nasal, bilabial nasal, alveolar close mid, back, rounded plosive, bilabial plosive, ejective plosive, uvular trill, alveolar apical, alveolar fricative, alveolar fricative, palatoalveolar plosive, alveolar plosive, ejective close, back, rounded close, front, rounded fricative, labio-dental approximant, bilabial fricative, velar fricative, velar approximant, alveopalatal fricative, alveolar fricative, alveopalatal Example asmeẊ‗Mond‘ berviẊ‗Zeuge‘ corẊ‗oben‘ cêrẊẊ‗unten‘ çṖlaẊẊ‗Lampe‘ çênekeẊ‗Mädchen‘ emẊ‗Fluss‘ ikẊ‗Funke‘ destẊ‗Hand‘ esteneẊ‗Werfen‘ dêsẊ‗Wand‘ fekẊ‗Mund‘ guleẊ‗Rose‘ hengureẊ‗Trauben‗ eşẊ‗Bär' tṖvarẊ‗Vertrauen‘ iqrarẊ‗Bruderschaft‘ kalẊ‗rohẊ‘ alẊ‗ɑlt‘ lewẊ‗Lippe‘ me eẊ‗Maus‘ nastẊ‗Bekannte‘ olvoz ‗Kumpel‘ pṖtẊ‗Säugling‘ ṖtẊ‗leise‘ qorẊ‗Bein‘ radonẊ‗Radio‘ bṖ ‗Wald‘ sareẊ‘KopfẊ‘ şêneẊ‗Brust‘ tüyeẊ‗Maulbeer‘ üyeẊ‗Kauz‘ usarẊ‗Frühling‘ cüamerdẊ‗Mann‘ voreẊ‗Schnee‘ welatẊ‗Heimat‘ xanṖmeẊ‗Ehefrau‘ ezaleẊ‗Reh‘Ẋ yerĝatẊ‗Mitarbeiter‘ zan/zonẊ‗Zunge‘Ẋ Sprache‗ iaẊ‗trocken‘ 213 214 6.2 Verbliste 1 Alle Verben mit biyaene entsprechen sowohl den Zustand mit „sein― auch auf das Zukunftbezogenen „werden―. 2 Mache Verben haben zwei Varianten, die sich nur morphologisch unterschieden, ansonsten exakt dieselbe sind so wie zonaene vs zonıtene „wissen―. Verben, die in den Beispielen eingesetzt sind. Verb Bedeutung Typ Transitiv Diathese Valenz amaene kommen 6 nein aktiv 1 ardene herholen 2 ja aktiv 2 ardene daene holen lassen 1 ja aktiv 2 asaene gesehen werden, erscheinen 6 nein passiv 1 azna kerdene schwimmen 2 ja aktiv 2 bar kerdene aufladen 2 ja aktiv 2 berdene hinbringen 2 ja aktiv 2 bervaene weinen 6 nein aktiv 1 bervnaene zum Weinen bringen 5 ja aktiv 2 bese kerdene können 2 ja aktiv 2 bṖluşkiẊestene blitzen 3 ja aktiv 2 bṖ iyaene geschnitten werden 7 nein passiv 1 bṖ naene schneiden 5 ja aktiv 2 bṖ niyaene geschnitten werden 8 nein passiv 1 biyaene sein, werden 6 nein aktiv 1 boax kerdene anstreichen 2 ja aktiv 2 ca verdaene hinterlassen 6 ja aktiv 2 cêẊbṖriyaene aufhören 7 nein passiv 1 cêẊraẊkerdene trennen 2 ja aktiv 2 cêẊvetene auseinander nehmen 3 ja aktiv 2 cêẊvṖşiyaene zurückẊbleiben 7 nein passiv 1 cemediyaene frieren 7 nein passiv 1 cemedniyaene gefroren werden 8 nein passiv 1 cêraẊbiyaene auseinader gehen 6 nein aktiv 1 cṖẊdaene jdm etw. geben 1 ja aktiv 3 cṖẊestene werfen 3 ja aktiv 3 cṖẊkerdene rein tun 2 ja aktiv 3 cṖẊmṖsnaene zeigen 5 ja aktiv 3 cṖẊniştene besteigen 3 nein aktiv 2 cṖẊpe aene anfliegen, anmachen 6 nein aktiv 2 cṖẊraẊhasẊkerdene lieben 2 ja aktiv 2 cṖẊraẊqariyaene jdn hassen 7 nein passiv 1 cṖẊraẊvatene sagen 3 ja aktiv 3 cṖẊraẊvetene ausholen 3 ja aktiv 3 cṖẊrestene erreichen 3 nein aktiv 2 cṖẊsanaene auf etw. schlagen 6 ja aktiv 3 1 1 215 cia kerdene trennen 2 ja aktiv 2 ciaẊsṖmṖtene getrennt trinken 4 ja aktiv 2 cia vetene getrennt rausholen 3 ja aktiv 2 cia werdene getrennt essen 2 ja aktiv 2 çineẊbiyaene nicht existieren 6 nein aktiv 1 çinitene mähen 4 ja aktiv 2 çṖniyaene gemäht werden 7 nein passiv 1 çṖraynaene weiden 5 ja aktiv 2 kraftlos bleiben 6 nein aktiv 1 kauen 3 ja aktiv 2 gehängtẊwerden 6 nein aktiv 1 de biyaene geraucht werden 6 ja passiv 1 de kerdene rauchen 2 ja aktiv 2 de naene abhauen 1 ja aktiv 1 de sanaene keine 6 ja aktiv 2 deẊvṖnaene einnicken 6 nein aktiv 1 destene nähen 3 ja aktiv 2 dezaene schmerzen 6 nein aktiv 1 dṖmaẊverdaene wegjagen 6 ja aktiv 2 dṖ naene zerreisen 5 ja aktiv 2 dṖrniyaene zerrissen werden 8 nein passiv 1 dṖtene melken 3 ja aktiv 2 diyaene gegeben werden 7 ja passiv 1 era ho viri ardene sich erinnern 2 ja aktiv 2 era viri kewtene vermissen 3 nein aktiv 1 eroẊcṖẊfeteliyaene nach etw. suchen 7 nein passiv 1 ero de naene verlassen 6 ja aktiv 2 er iyaene geworden werden 7 nein passiv 1 est biyaene existieren 6 nein passiv 1 estene werfen 3 ja aktṖv 2 fataşiyaene übermüden 6 nein aktiv 1 feteliyaene spazieren 7 nein passiv 1 feteqiyaene übermüden 7 nein aktiv 1 fṖkriyaene denken 6 nein aktiv 1 fṖ daene fliegen 1 ja aktiv 1 germ biyaene1 warm werden 6 nein aktiv 1 gṖpaene klopfen 6 nein aktiv 1 gṖpnaene klopfen 5 ja aktiv 2 gireniyaene gekocht werden 8 nein passiv 1 giriyaene kochen 7 nein passiv 1 gureaene arbeiten 6 nein aktiv 1 guretene nehmen, kaufen 3 ja aktiv 2 hencnaene quetschen 5 ja aktiv 2 hêrnaene kaufen 5 ja aktiv 2 hêrniyaeneẊ gekauft werden 8 nein passiv 1 1 okêẊhoẊşikiyaene cütene 1 darde biyaene 1 1 216 hêsarẊkerdene wecken 2 ja aktiv 1 hesnaene hören 5 ja aktiv 2 hewl biyaene edel sein 6 nein aktiv 1 ho ser guretene aufnehmen 3 ja aktiv 2 hoẊtêẊraẊpiştene sich ankleiden 3 ja aktiv 2 ho viri ra kerdene vergessen 2 ja aktiv 2 kay kerdene spielen 2 ja aktiv 2 kerdene tun, machen 2 ja aktiv 2 kerdene daene machen lassen 1 ja aktiv 2 kewtene die Luft ausgehen 3 nein aktiv 1 kṖnṖtene kratzen 4 ja aktiv 2 kṖnṖteneẊdaene graben lassen 1 ja aktiv 2 kṖşiyaene getötetẊwerden 7 nein passiv 1 kṖstene töten,Ẋermorden 3 ja aktiv 2 kṖsteneẊamaene tötenẊlassen 5 nein passiv 1 kopṖtene hinein 4 ja aktiv 2 kopiyaene hineingehen 7 nein passiv 1 kuxaene husten 6 nein aktiv 1 kuxnaene zum Husten bringen 5 ja aktiv 2 lauke vatene singen 3 ja aktiv 2 lawnaene stillen 5 ja aktiv 2 lawniyaene gestillt werden 8 nein passiv 1 lengaene hinken 6 nein aktiv 1 lerzaene zittern 6 nein aktiv 1 lerznaene sichẊerkälten,ẊzitternẊlassen 5 ja aktiv 2 litene saugen 3 ja aktiv 2 bleiben 7 nein passiv 1 mecbur biyaene müssen 6 nein aktiv 1 mendene bleiben 2 nein aktiv 1 merdene sterben 2 nein aktiv 1 mṖsaene lernen 6 nein aktiv 1 mṖsnaene lehren 5 ja aktiv 1 mṖşiyaene gelernt werden 7 nein passiv 1 mordene zählen 2 ja aktiv 2 munṖtene flechten 4 ja aktiv 2 nas kerdene erkennen, kennenlernen 2 ja aktiv 2 nêwesẊbiyaene krank werden 6 nein aktiv 1 nṖmṖtene aufdecken 4 ja aktiv 2 nṖmiyaene aufgedeckt werden 7 nein passiv 1 niştene landen 3 nein aktiv 1 nuşiyaene geschrieben werden 7 nein passiv 1 nustene schreiben 3 ja aktiv 2 ontene ziehen 3 ja aktiv 2 pe de daene hineinstechen 1 ja aktiv 2 pe de kerdene hineinstechen 2 ja aktiv 3 1 maniyaene 1 1 217 pêẊguretene abfangen, festnehmen 3 ja aktiv 2 pêẊraẊnaene zusammenschliessen 1 ja aktiv 2 pêẊsanaene zusammentun 6 ja aktiv 2 pêẊverdaene aufhetzen 6 ja aktiv 2 pêẊwerdene geschlagen werden 2 ja aktiv 2 pêmṖtene messen 4 ja aktiv 2 fliegen 6 nein aktiv 1 pers biyaene gefragt werden 6 nein aktiv 1 pers kerdene fragen 2 ja aktiv 2 pṖẊraẊdaene ankleiden lassen 1 ja aktiv 3 pṖẊraẊherediyaene mit jdm schimpfem 6 ja aktiv 2 pṖẊraẊkerdene hineintun 2 ja aktiv 3 pṖẊraẊkuyaene hineinstossen, schlagen 6 ja aktiv 3 pṖẊraẊniştene hinlanden, kleben 3 nein aktiv 2 pṖẊraẊzeleqiyaene kleben 7 nein passiv 1 pṖẊraẊzeleqnaene hinkleben 5 ja aktiv 3 pṖẊraẊzeleqnaene kleben 5 ja aktiv 2 pṖẊraẊzeleqniyaene geklebt werden 8 nein passiv 1 pṖẊroẊdaene jdn schlagen 1 ja aktiv 3 pṖẊroẊgṖnaene hineinfallen, merken 6 nein aktiv 1 pia kerdene zusammen tun 2 ja aktiv 2 piaẊsṖmṖtene zusammen trinken 4 ja aktiv 2 pia vetene zusammen rausholen 3 ja aktiv 2 pia werdene zusammen essen 2 ja aktiv 2 niessen (Tirere) 6 nein aktiv 1 pṖsqiyaene platzen, explodieren 7 nein passiv 1 pṖsqnaene Zum Platzen bringen 5 ja aktiv 2 potene kochen 3 ja aktiv 2 potene daene kochen lassen 1 ja aktiv 2 qan kerdene überreden 2 ja aktiv 2 qariyaene sichẊärgen 7 nein passiv 1 qedenaene anfertigen 5 ja aktiv 2 qedeniyaene angefertigt werden 7 nein passiv 1 qefeliyaene müdeẊwerden 7 nein passiv 1 qesey kerdene sprechen 2 ja aktiv 2 raẊbṖ iyaene langsam trocknen 7 nein passiv 1 ra biyaene sichẊöffnen 6 nein passiv 1 raẊcêraene zurückkehren 6 nein aktiv 1 ra daene daene aushöhlenẊlassen 1 ja aktiv 2 ra kerdene öffnen 2 ja aktiv 2 ra merediyaene hinlegen 7 nein passiv 1 ra merednaene hingelegt werden 5 ja aktiv 2 raẊoroşiyaene sich ausruhen, sich erholen 7 nein passiv 1 ra pe aene abfliegen 6 nein aktiv 1 ra ṖzṖriyaene blau werden 7 nein passiv 1 pe aene 1 Ṗr aene 218 ra ṖzṖrnaene blau machen 5 ja aktiv 2 ra sanaene schütteln 6 ja aktiv 2 ra ustene aufstehen 3 nein aktiv 1 ra verdaene los lassen 6 ja aktiv 2 ra verdaene daene entlassen lassen 1 ja aktiv 2 ramṖtene fahren, Feld bestellen 4 ja aktiv 2 ramṖteneẊdaene bestellen lassen 1 ja aktiv 2 remaene entfliehen, weglaufen 6 nein aktiv 1 remnaene entführen,Ẋentfernen 5 ja aktiv 2 reqeşiyaene tanzen 7 nein passiv 1 tanzen lassen 5 ja aktiv 2 rṖndekẊbiyaene schönẊwerden 6 nein aktiv 1 rṖ iyaene einstürzen 7 nein passiv 1 rṖznaeneẊ zum Einsturz bringen 5 ja aktiv 2 rṖzniyaeneẊ eingesturz werden 8 nein passiv 1 ro naene hinstellen 1 ja aktiv 2 ro naene daene hinstellen lassen 1 ja aktiv 2 ro niyaene hingestellt werden 7 nein passiv 1 ro sanaene schütteln 6 ja aktiv 2 roẊvṖleşiyaene schmelzen 7 nein passiv 1 roẊvṖlesnaeneẊ schmelzen 5 ja aktiv 2 roşiyaene verkauft werden 7 nein passiv 1 rotene verkaufen 3 ja aktiv 2 schicken, senden 5 ja aktiv 2 sa biyaene sich freuen 6 nein aktiv 1 sa kerdene jdn Freude machen 2 ja aktiv 2 sanaene schütteln 6 ja aktiv 2 ser pe naene schimpfen 5 ja aktiv 2 seveknaene schützen 5 ja aktiv 2 sṖkṖtene brechen 4 ja aktiv 2 şikiyaene können,ẊgebrochenẊwerden 7 nein passiv 1 sṖknaene brechen 5 ja aktiv 2 sṖmṖtene trinken 4 ja aktiv 2 sṖmṖteneẊdaene trinken lassen 1 ja aktiv 2 sṖmiyaene getrunken werden 7 nein passiv 1 sṖnaene niessen (Menschen) 6 nein aktiv 1 şiyaene gehen 6 nein aktiv 1 braten, rot machen 2 ja aktiv 2 surgṖnẊbiyaene verbannt werden 6 nein passiv 1 surgṖnẊkerdene verbannen 2 ja aktiv 2 şütene waschen 3 ja aktiv 2 şüteneẊdaene waschen lassen 1 ja aktiv 2 te de kerdene reintun 2 ja aktiv 2 te de mendene drin bleiben 2 nein aktiv 1 têẊkerdene mischen 2 ja aktiv 2 reqesnaene 1 rusnaene 1 2 2 sur kerdene 1 219 têẊkewtene ineinander gehen 3 nein aktiv 1 têẊkopṖtene verbuddeln 4 ja aktiv 2 têẊkopiyaene verbuddelt werden 7 nein passiv 1 têẊnṖmṖtene aufdecken 4 ja aktiv 2 têẊnṖmiyaene aufgedeckt werden 7 nein passiv 1 têẊraẊbiyaene auseinander gehen 6 nein aktiv 1 têẊraẊpiştene ankleiden 3 ja aktiv 2 zerschmettern 4 ja aktiv 2 têẊwerteẊraẊbiyaene durcheinander sein 6 nein passiv 1 têẊxerepṖtene verfaulen 4 ja aktiv 2 têẊxerepiyaene verfaulen 7 nein passiv 1 terdene rasieren 2 ja aktiv 2 tersaene fürchten 6 nein aktiv 1 tersnaene gefürchtetẊwerden 5 ja aktiv 2 teyẊşiyaene 6 nein aktiv 1 tṖẊraẊkerdene zusammen gehen, plötzlichẊsterben hineintun 2 ja aktiv 3 tṖẊroẊkerdene hinunter tun 2 Ja aktiv 3 tṖngaene erschallen 6 nein aktiv 1 tṖrtene stehlen 3 ja aktiv 2 on daene schieben 1 ja aktiv 2 vatene amaene zum Sagen kommen 6 nein aktiv 1 vatene daene sagen lassen 1 ja aktiv 2 verdaene zulassen 6 ja aktiv 2 vêsaene brennen 6 nein aktiv 1 vetene raus holen 3 ja aktiv 2 raus kommen 7 nein passiv 1 vindi biyaene verloren gehen 6 nein passiv 1 vindi kerdene verlieren 2 ja aktiv 2 vṖnetene warten 3 nein aktiv 1 vinitene sehen, finden 3 ja aktiv 2 vṖrastene bauen 3 ja aktiv 2 vṖşiyaene abreissen 7 nein passiv 1 voraene niederprasseln 6 nein aktiv 1 vostene laufen, rennen 3 nein aktiv 1 voznaene laufen lassen 5 ja aktiv 2 vuriyaene sichẊändernẊ 7 nein passiv 1 vurnaene ändern 5 ja aktiv 2 vurniyaene ändern 8 nein passiv 1 waniyaene gelesen, studiert werden 7 nein passiv 1 war amaene runterkommen 6 nein aktiv 1 war kerdene runtertun 2 ja aktiv 2 wastene wollen 3 ja aktiv 2 we biyaene angezündetẊwerden 6 nein passiv 1 we pe aene zucken 6 nein aktiv 1 1 têẊroẊcṖnṖtene 1 ve iyaene 1 1 220 we Ṗr aene aufzucken 6 nein aktiv 1 we sanaene zerstören 6 ja aktiv 2 we saynaene ausmachen 5 ja aktiv 2 weẊşiyaene ausgehen 6 nein aktiv 1 wendene lesen, studieren 2 ja aktiv 2 werdene essen, fressen 2 ja aktiv 2 werdene daene essen lassen 1 ja aktiv 2 xerepiaene verfaulen 7 nein passiv 1 xerepṖtene verfaulen 4 ja aktiv 2 zere verdaene rein lassen 6 ja aktiv 2 zewe iyaene heiraten 7 nein passiv 1 zeweznaene heiraten lassen 5 ja passiv 2 ia biyaene trocken werden 6 nein aktiv 1 ia kerdene trocknen 2 ja aktiv 2 zṖrçaene schreien 6 nein aktiv 1 zṖrçnaene schreien lassen 5 ja aktiv 2 1 221 222 6.3 Tabellenverzeichniss Tab. ‎1.1 Vokaleinfluss im Norddialekt ................................................................................................................ 12 Tab. ‎1.2 Plosive, Affrikate im Zaza ..................................................................................................................... 12 Tab. ‎1.3 Apokope im Zaza ................................................................................................................................... 13 Tab. ‎1.4 Unterschiede der Tempora ..................................................................................................................... 14 Tab. ‎1.5 Personalpronomina und Verbkongruenz im Zaza ................................................................................. 16 Tab. ‎1.6 Finite Verbalformen ............................................................................................................................... 21 Tab. ‎1.7 Vokale des Zaza ..................................................................................................................................... 22 Tab. ‎1.8 Konsonantensytem des Zaza .................................................................................................................. 22 Tab. ‎2.1 Morphologische Stammbildungstypen der Zaza-Verben ....................................................................... 25 Tab. ‎2.2ẊTransitivät,ẊRegelmäßigkeit ................................................................................................................... 30 Tab. ‎2.3 Die Beziehung der semantischen Einheiten zu den syntaktischen Elementen ....................................... 36 Tab. 2.4 Die LSC Operatoren .............................................................................................................................. 37 Tab. ‎2.5 NP-Operatoren nach der LSC ............................................................................................................... 38 Tab. ‎2.6 Kasusmarkierungen der drei Sprachsysteme. ......................................................................................... 46 Tab. ‎2.7 Vergleich der KongruenzrichtungenẊimẊTürkischenẊundẊZaza .............................................................. 48 Tab. ‎2.8 Kasus-Kongruenz ................................................................................................................................... 53 Tab. ‎2.9 Silversteins Hierarchie ........................................................................................................................... 59 Tab. ‎2.10 Verbklassen und Tempora des Georgischen ........................................................................................ 61 Tab. 3.1 Das Verb biyaene in der Zaza-Sprache .................................................................................................. 67 Tab. ‎3.2 Kombination von Zielpronomina und Richtungspartikeln ..................................................................... 89 Tab. ‎3.3ẊModalitätẊimẊZaza .................................................................................................................................. 99 Tab. ‎3.4 Personalsuffixe in den Zaza-Dialekten ................................................................................................ 103 Tab. ‎3.5 Klasseneigenschaften der Verben ........................................................................................................ 110 Tab. ‎3.6 Partizipsuffixe ...................................................................................................................................... 128 Tab. ‎3.7 Lexical representations for Aktionsart classes .................................................................................... 130 Tab. ‎3.8 Bildungsart der Kausativbildung im Zaza ............................................................................................ 135 Tab. ‎3.9 Definitionen der thematischen Beziehungen in Bezug auf die LS-Argument-Positionen .................... 140 Tab. ‎3.10 Thematische Beziehungen, logische Struktur und Argument-Positionen ......................................... 141 Tab. ‎3.11 Valenz und Makrorollen .................................................................................................................... 146 Tab. ‎3.12 Beziehung der semantischen Verbklassen und der morphologischen Typen ...................................... 167 Tab. ‎4.1 Ergativsuffix der indischen Sprachen .................................................................................................. 170 Tab. ‎4.2 Agensmarkierung der neuindischen Sprachen im Perfekt................................................................... 173 Tab. ‎4.3ẊẊÜbersichtẊüberẊdieẊiranischenẊSprachen .............................................................................................. 175 Tab. ‎4.4 /ta/ Partizip in der Zaza-Sprache ......................................................................................................... 177 Tab. ‎4.5 Kasusmarkierungen in der Zaza-Sprache ............................................................................................ 189 Tab. ‎4.6 Kasusmarkierung der Verbargumente im Zaza ................................................................................... 196 Tab. ‎4.7 Personalpronomina beider Dialekte .................................................................................................... 197 223 224 6.4 Abbildungsverzeichnis Abb. ‎1.1 Ausschnitt aus der UNESCO-KarteẊderẊbedrohteẊSprachenẊinẊderẊTürkei ............................................... 6 Abb. ‎1.2 Verbreitungsgebiet der Zaza-Sprache nach Gippert (2000) ..................................................................... 9 Abb. ‎1.3 Kern-ZazagebietẊinẊderẊTürkeiẊnachẊSelcanẊẒ1998ẓ ................................................................................. 9 Abb. ‎1.4 Dialekte der Zaza- Sprache .................................................................................................................... 11 Abb. ‎2.1 Die Organisation der Role and Reference Grammar .............................................................................. 32 Abb. ‎2.2 Layered structure of the clause mit Konstituente und Operatoren ......................................................... 34 Abb. ‎2.3 Vereinfachte LSC-Darstellung eines Satzes der Zaza-Sprache .............................................................. 34 Abb. ‎2.4 LSC-Struktur mit und ohne universale Aspekte ..................................................................................... 35 Abb. ‎2.5 Ein englischer Satz mit den beiden Konstituenten und Operator-Projektion ......................................... 37 Abb. ‎2.6 LSC im Zaza, mit Operatoren. ............................................................................................................... 39 Abb. ‎2.7 Das akkusativische und das ergativische System .................................................................................. 47 Abb. ‎3.1 Template1 ............................................................................................................................................... 63 Abb. ‎3.2 Template 2 .............................................................................................................................................. 64 Abb. ‎3.3 Template 3 .............................................................................................................................................. 65 Abb. ‎3.4 Template 4 Kopularverb mit Adjektiv ................................................................................................... 67 Abb. ‎3.5 Template 5 Kopularverb mit Nomen ...................................................................................................... 67 Abb. ‎3.6 Precore Slot im Zaza .............................................................................................................................. 68 Abb. ‎3.7 Die Struktur von (4.5e) ........................................................................................................................... 69 Abb. ‎3.8 Left-detached Position der Zaza-Sprache ............................................................................................... 70 Abb. ‎3.9 Layered Structure of the Clause (LSC) eines einfaches Satzes im Zaza ................................................ 70 Abb. ‎3.10 Die Operator Projektion in der LSC ..................................................................................................... 75 Abb. ‎3.11 Projektiongrammatik mit Operatorprojektion ...................................................................................... 76 Abb. ‎3.12 Imperfektiver Aspekt im Zaza .............................................................................................................. 78 Abb. ‎3.13 Negation im Zaza ................................................................................................................................. 81 Abb. ‎3.14 Adpositionen im Zaza .......................................................................................................................... 83 Abb. ‎3.15 Das Orientierungssytem des Zaza ........................................................................................................ 85 Abb. ‎3.16 Kollektive Directionals......................................................................................................................... 86 Abb. ‎3.17 LSC des Zaza mit Konstituenten und Operatoren .............................................................................. 108 Abb. ‎3.18ẊɑspektuelleẊKlassifikationẊverbalerẊPrädikate ................................................................................... 109 Abb. ‎3.19 Kontinuum von verbspezifischen semantische Rollen zu grammatischen Relationen ....................... 138 Abb. ‎3.20 Stammbildungstypen und Diathese .................................................................................................... 152 Abb. ‎4.1 NP-Tilgung (transitiv, intransitiv) ....................................................................................................... 200 Abb. ‎4.2 NP-Tilgung (transitiv, transitiv) .......................................................................................................... 201 225 6.5 Sprachinformanten Alle Sprachinformanten sind Muttersprachler, unter deren einige Linguisten sind. Jede/r Informant/in beherrscht mehr als eine von den unten aufgelisteten iranische Sprachen. Dari. Daud, Malaiz. Daud, Saghar. Doktorandin an der TU Berlin Hawramani. Babai, Asso. Dipl. Bibliothekar. Angestellter in der deutschen Nationalbibliothek Leipzig. Kurmanji. Mehrere Muttersprachler aus dem Sprachgebiet. Neupersisch. Biyadi, Adel. Germanistik, Linguistik, InformatikẊMagisterẊɑrtiumẊderẊÜniversitätẊzu Köln. Tak,ẊSchervin.ẊMasterstudentẊbeimẊFachẊİranistikẊanẊderẊUniversitätẊHamburg. Pastho. Daud, Saghar. Doktorandin an der TU Berlin Daud, Malaiz. Sorani. Kaya, Kasim. Student im Fach "Zaza Sprache und Literatur" Talischi. Alimov, Iqbal. DoktorandẊanẊderẊUniversitätẊMinsk. Zaza. Mehrere Muttersprachler,ẊdieẊhierẊnichtẊaufgelistetẊwerdenẊkönnen. 226 6.6 Literaturverzeichnis Aldridge, Edith. 2008. Generative Approaches to Ergativity. In: Language and Linguistics Compass 2 (5), S. 966Ḳ995. Bavant, Marc. 2008. Proto-Indo-European Ergativity. Still to be Discussed. 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