Johann Jakob Meyer und die "Griechischen Chroniken":
Philhellenismus und Aufklärung
Matoula Tomara-Sideri Historikerin und Professorin an der Universität Panteion
Johann Jakob Meyer ist ein Schweizer Philhellene und Held der Revolution von 1821.
Er wurde am 30. Dezember 1798 in Zürich als ältester Sohn von Johann Meyer
geboren1.
1816, im Alter von 18 Jahren, immatrikulierte er sich als Student der Pharmazie an der
Universität Freiburg im Breisgau.
Im April 1817, im Alter von 19 Jahren, heiratete er Salome Staub und liess sich mit ihr
in Dahliken nieder. Die Ehe war jedoch nicht beglückend und wurde am 2. September
1817 wieder aufgelöst.
Im Juli 1820, noch vor Abschluss seines Studiums, musste er wegen seiner finanziellen
Schulden aus der Universität Freiburg austreten.
Ein weiterer Grund für seinen Ausschluss ist aus der strengen Reglementierung der
damaligen Universitäten Deutschlands ersichtlich:
"Für die jungen Leute, die sich durch ihren Fleiss auszeichnen und denen die Armut
droht, ihr Studium abzubrechen, gibt es Hilfen. Aber für diejenigen, die ihre Zeit
vergeblich verbringen und, während sie arm sind, reich erscheinen wollen, und die
Leichtgläubigkeit ihrer Mitbürger missbrauchen, verhängen wir verdiente Strafen, die
gegen Betrug und Täuschung bestimmt sind." 2.
Als intensive und ausgeprägte Persönlichkeit wurde Meyer von der romantischen
Bewegung beeinflusst, die sich im späten 18. Jahrhundert in Europa, insbesondere in
England, Frankreich, Deutschland und Spanien, entwickelte, und schloss sich ihr an. In
der Literatur bezeichnet der Begriff "Romantik" die literarische Bewegung "vom
Menschen für den Menschen", die Emotionen, Freiheit und Fantasie fördert.
Romantik, Aufklärung und Philhellenismus bewegten Meyer zutiefst, wurden zu seiner
Lebenseinstellung und bestimmten letztlich seine Haltung und seinen Beitrag zum
Befreiungskampf der Griechen.
Meyer verhielt sich wie ein echter Nachfahre Wilhelm Tells, eine Person, die eher zur
Legende als zur Geschichte gehört. "Als feindliche Truppen das Land besetzt hatten
und der autoritäre Landvermesser Albert Gessler mit harten Massnahmen den
Widerstand der Bevölkerung unterdrückte, indem er Wilhelm Tell zwang, sich gegen
seinen Sohn zu wenden, beschloss Wilhelm Tell, seine Landsleute aufzurütteln, für
ihre Freiheit zu kämpfen und den tyrannischen Landvermesser loszuwerden. Der Geist
und das Handeln des legendären und geschickten Bogenschützen Wilhelm Tell sind
in der Devise "vom Menschen für den Menschen" zusammengefasst, dem zentralen
Gedanken der Romantik, der in Friedrich Schillers klassischem Stück "Wilhelm Tell",
das den Freiheitskampf der Schweiz im 15. Jahrhundert erzählt, anschaulich
dargestellt wird: "Mögen wir ein Volk von Brüdern sein, unzertrennlich in Gefahr und
Not! Wir werden frei leben wie die Väter und das Grab der Sklaverei vorziehen.
1 Die Daten zur Biografie von Johann Jakob Meyer stammen aus dem Buch: Evangelatos G. Christos, "Die Geschichte von
Messolonghi", S. 154- 169.
2 Irini Bella, Johann-Jacob Meyer/Dimitrios Mesthenevs - Meyers journalistische Feder trifft Mesthenes' typografische Kunst",
Dilexodos, Ieri Poli Mesolonghi, 2019, S. 4
Wie Wilhelm Tell engagierte sich auch Johann Jakob Mayer vor allem für den Kampf
um Freiheit, die Einheit und die Versöhnung der Menschen. So verstand Meyer die
nationale Befreiung und Einheit und so verteidigte er sie durch die Bewegung des
Philhellenismus.
Aber was ist Philhellenismus? Wie könnten wir ihn definieren?
Der Philhellenismus war ein grosses politisches, soziales und künstlerisches
Phänomen, das sich anlässlich der griechischen Revolution in ganz Europa
ausbreitete.
Ein Philhellene zu sein, ist eine Eigenschaft derjenigen, die eine besondere Liebe zu
den Griechen, zu allem Griechischen haben.
Der Begriff wurde für ausländische Staatsangehörige eingeführt, die während des
Unabhängigkeitskampfes im Jahr 1821 freundschaftliche Gefühle gegenüber
Griechenland zum Ausdruck brachten.
Und sie haben diese Liebe nicht nur in Worten, sondern auch in Taten zum Ausdruck
gebracht. Deshalb können wir Philhellenismus als Freiwilligkeit betrachten, d.h. als ein
freiwilliges Angebot, sogar unter Einsatz des eigenen Lebens, für eine Sache, die dem
Freiwilligen wichtig erscheint.
Zu den Philhellenen gehörten romantische Künstler und Schriftsteller, Intellektuelle,
Politiker, Kaufleute, Bankiers, Liebhaber des antiken Griechenlands, Militärs und
gejagte Revolutionäre.
Gemäss Berichten in der Neuen Zürcher Zeitung vom 19. und 29. September 1821
wurde in Bern der "Verein zur Unterstützung der leidenden Griechen" gegründet.
Neben Meyer hatten sich weitere Schweizer Philhellenen dieser philhellenischen
Kommune in Bern angeschlossen. Ihr Gefühl der geistigen Verpflichtung gegenüber
den Griechen, die für ihre Freiheit vom türkischen Joch kämpften, liess sie einen
glühenden philhellenischen Geist entwickeln.
Der Philhellenismus als Bewegung war Teil der umfassenderen Strömung der
Aufklärung und des Kampfes um nationale Unabhängigkeit, mit dem letztendlichen
Ziel der Bildung von Nationalstaaten anstelle von Imperien. Ein typisches Beispiel ist
Ioannis Kapodistrias, ein führender Diplomat des Zaren und später der erste
Gouverneur des freien griechischen Staates. Von November 1813 bis September 1814
war Kapodistrias an der Ausarbeitung der ersten Schweizer Verfassung und der
Gründung des unabhängigen Bundesstaates Schweiz beteiligt.
Zu den Philhellenen gehören u.a. die Folgenden:
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Der Dichter Percy Shelley (1798-1822), ein Freund von Lord Byron
Oberstleutnant Louis-Loudovikos Chevalier aus Ordre, der 1822 in der Schlacht
von Peta gefallen ist
Der Berner Offizier Amadeus- Emmanuel Hann (1801-1867)
Philip Emanuel Von Fellenberg, Pädagoge und Agrarwissenschaftler, Freund
von Kapodistrias
Der französisch-schweizerische Bankier Jean Gabriel Eynard (17751863), der später die Nationalbank von Athen gründete und viele weitere.
"Wir sind alle Griechen", schreibt Percy Shelley im Vorwort zu seinem Gedicht
"Hellas". Wir sind alle Griechen. Unsere Gesetze, unsere Literatur, unsere Religion,
unsere Kunst haben ihre Wurzeln in Griechenland.
Denn ohne Griechenland, könnte Rom, die Führende, die Eroberin, kein Licht
verbreiten und wir wären Heiden und Wilde. Die Form und der Geist des Menschen
erreichten in Griechenland ihre Vollkommenheit". 3.
Die Philhellenen waren in verschiedenen Gruppen in Form einer Gesellschaft (société)
oder eines Komitees (comité) organisiert. Sie organisierten Spendensammlungen,
Auktionen und andere Beiträge, um den Kampf finanziell zu unterstützen. Eine Form
des Zusammenkommens waren die berühmten musikalischen Abende, bei denen
philhellenische Lieder gespielt wurden und anschliessend für die notwendige
finanzielle Unterstützung gesammelt wurde. Dabei übernahmen die Frauen, die
Hausherrinnen, die für das Nähen der griechischen Seidenfahnen des Kampfes
zuständig waren, die Führung.
Die erste Expedition von Philhellenen traf im Juni 1821 auf Kosten von Demetrios
Ypsilantis im rebellischen Griechenland ein. Das erste Bataillon der Philhellenen wurde
im Mai 1822 gebildet und nahm an der Schlacht von Peta in der Nähe von Arta teil,
wo es grosse Verluste erlitt, was zu seiner vollständigen Auflösung führte.
Insgesamt wurden 940 Philhellenen gezählt: 342 Deutsche, 137 Italiener, 35
Schweizer, 196 Franzosen, 99 Engländer, 30 Polen, 17 Niederländer und Belgier, 12
Amerikaner, 9 Ungarn, 9 Schweden, 9 Spanier, 8 Dänen und 46 mit unbekannter
Nationalität. Fast ganz Europa und Amerika sind vom philhellenischen Geist beseelt.
An erster Stelle stehen die Deutschen, gefolgt von den Franzosen, Italienern,
Engländern, Schweizern, Polen, Niederländern, Ungarn, Schweden, Spaniern und
Dänen.
313 der 940 Philhellenen, die für die Freiheit Griechenlands kämpften, wurden in den
Kämpfen getötet. Das heisst, dass 1 von 3 Philhellenen auf den Schlachtfeldern, auf
griechischem Boden, getötet wurde. Aus diesem Grund ist der freiwillige Einsatz in
kriegerischen Konflikten der höchste Einsatz, da das freiwillige Lebensrisiko im Kampf
sehr hoch ist. Es handelt sich um ein Risiko, das die besonderen Fälle veranschaulicht,
in denen der Mensch (der Freiwillige) zwischen zwei Todesarten hin- und hergerissen
ist: zwischen seinem unvermeidlichen natürlichen Tod und dem, den er als Todesart
wählen kann. Und der Philhellene - als Freiwilliger - geht dieses Risiko ein und wählt
bereitwillig sogar den Tod, da es sich um eine Frage seines Glaubens im Dienste eines
grossen Ziels handelt, das ein Engagement für eine Arbeit von hoher moralischer
Verantwortung ist4. Es ist erstaunlich, dass trotz der starken philhellenischen
Bewegung, die sich damals in der Schweiz entwickelt hatte, die "Neue Zürcher
Zeitung" in ihrer Ausgabe vom 19. September 1821 schrieb: "Die Redaktion unserer
Zeitung hat verschiedene Briefe von jungen Leuten aus verschiedenen Kantonen
erhalten, die uns fragen, ob es in der Schweiz eine organisierte Bewegung zugunsten
der Griechen gibt. Wir haben bereits eine Antwort auf diese Frage gegeben. Wir
hoffen, dass sie die Fragesteller zufrieden stellt.
3Percy Shelley «Hellas», London 1822
4 Matoula Tomara-Sideri, "Wohltätigkeit und die moderne griechische Realität", economia, Athen 2021, S. 85-89.
Wir schätzen den lobenswerten Wunsch der heldenhaften Jugend und ihre edlen
Motive, aber wir müssen betonen, dass die Griechen andere Dinge brauchen und
nicht ein paar warme und begeisterte Anhänger der Freiheitsliebe, die nicht einmal
ihre eigene Sprache kennen. Die jungen Leute der Schweiz täten gut daran, in ihrem
eigenen Land zu bleiben und sich zu guten Bürgern und Verteidigern des Landes zu
formen, falls ihre eigene Freiheit gefährdet sein sollte."
Trotz der ablehnenden Haltung einiger Schweizer gegenüber dem Philhellenismus,
wie im obigen Artikel dargestellt, kam Jakob Meyer Ende 1821 ins revolutionäre
Griechenland. Er kam direkt nach Messolonghi, das eines der wichtigsten Zentren des
Kampfes war, und liess sich dort nieder.
Als Mann der Tat, mit grossen Visionen, entwickelte Meyer sehr schnell grosse Taten
und zeigte sein Organisationstalent, wodurch er das Vertrauen der lokalen Behörden
gewann. Im August 1824, nach dem Tod von Ioannis Matthäus Trikoupis, dem Vater
des späteren Ministerpräsidenten Spyridon Trikoupis, wurde er von Alexander
Mavrokordatos in den dreiköpfigen Lenkungsausschuss von Messolonghi berufen5.
Als glühender Philhellene war er dem Ort und den Menschen, den Bewohnern von
Messolonghi, emotional verbunden und hielt stets die Versprechen, die er ihnen in
seiner Position gegeben hatte. Er lernte Altani Igglezou, die Tochter des Präfekten
George Igglezou, kennen.
Um seine zweite Ehe in Messolonghi zu schliessen, wechselte er seine Religion und
wurde wie Altani orthodoxer Christ. In der restlichen Zeit ihres kurzen Lebens
entwickelten Meyer und Altani gemeinsam eine beachtliche soziale Aktivität.
Seine Sensibilität für Gesundheitsfragen veranlasste ihn, einen Teil ihres Hauses für
das Krankenhaus in Messolonghi zur Verfügung zu stellen, das unter der Leitung des
deutschen Chefarztes der griechischen Armee, Johann Daniel Elster, arbeitete.
Als Mitglied des Lenkungsausschusses setzte er sich für die Verbesserung der
geistigen Kultur der Menschen in Messolonghi ein. Ihm kam die Idee, eine Bibliothek
einzurichten, die ihnen helfen sollte, eine Ausbildung zu erhalten und damit die neue
Welt zu erobern, die Meyer unmittelbar nach der Befreiung des Landes kommen sah.
Gemeinsam mit Bischof Joseph von Rogon, der grosse Wohltätigkeitsarbeit leistete,
indem er Witwen und Waisen unterstützte, ergriff er Massnahmen für die Versorgung
bedürftiger ausländischer Familien, die nach Messolonghi geflohen waren, Flüchtlinge
aus Epirus.
Meyers grosser Wunsch war es jedoch, eine griechische Zeitung zu gründen. Er
träumte davon, dass durch ihre Seiten seine schöpferische Inspiration und sein
mutiger Kampfgeist, der Wert der Freiheit, sein aufklärerischer Impuls gegen den
Absolutismus, die Liberalisierung der Gesellschaft und die Etablierung der
Bourgeoisie an der Macht einfliessen würden.
5 Evangelatos Christos, "Die Geschichte von Messolonghi" S. 160
Im Dezember 1823 überliessen Meyer und seine Frau Altani dem englischen Colonel
Leicester Stanhope, Vertreter des Philhellenischen Komitees von London, das
Erdgeschoss ihres Hauses, um typografische Elemente unterzubringen. Leicester
entschied sich, über Mitteleuropa nach Griechenland zu reisen, weil er mit
europäischen Philhellenen zusammentreffen wollte und betonte: "Wir wollen, dass
Griechenland, sein Volk, sein Territorium, sein Handel und seine Presse frei sind, so
frei, wie die Gedanken der Griechen frei sind." 6.
Für den Druck der Zeitung bot Dimitris Mestheneas aus Thessaloniki, der zum
Direktor der Druckerei ernannt wurde, seine eigene Druckmaschine an. Ioannis
Peponis und Christos Douglas wurden als Drucker und Dimitris Pavlidis aus Siatista
als Übersetzer ernannt. Alle von ihnen arbeiteten ehrenamtlich!
Die finanzielle Unterstützung der Veröffentlichung der "Elinika Chronika" wurde vom
Philhellenischen Komitee in London und der Philhellenin Sophie de Marbois - Lebrun,
der bekannten Herzogin von Plakentia, übernommen, die sogar die zweite Auflage
vollständig finanzierte. Die Herzogin war nicht nur Geldgeberin der "Ellinika Chronika"
und Mitarbeiterin von Meyer, sondern auch eine Wohltäterin Griechenlands bei der
Befreiung des Landes und bei den ersten Schritten zu seiner Gründung7. Sie
kümmerte sich um die Bildung der griechischen Frauen und gründete und unterhielt
zwei Parthenagogen: eine in Ägina und die andere in Nauplia.
So wurde Meyers Traum wahr. Kämpferisch, unermüdlich und unbeugsam wurde er
zum Pionier des griechischen Journalismus und Chefredakteur einer der ersten
gedruckten griechischen Zeitungen, der "Ellinika Chronika".
Am 1. Januar 1824 erschien die erste Ausgabe seiner Zeitung, einer politischen, aber
unabhängigen Zeitung, die keiner politischen Gruppierung angehörte. Im ersten Jahr
(1824) wurden insgesamt 106 Blätter veröffentlicht. Im nächsten Jahr (1825) wurden
105 Blätter veröffentlicht und im dritten Jahr (1826), aufgrund der Besetzung von
Messolonghi durch die Türken und Ägypter, nur noch 15.
In der gleichen Druckerei von Meyer wurde auch die Zeitung "Griechischer
Telegraph" (Telegrafo Greco) von Lord Byron gedruckt. Lord Byron, ein grosser
Philhellene, versuchte mit seiner Zeitung, die in vier Sprachen erschien, den
Philhellenismus unter den Europäern in Italien, England, Deutschland und Frankreich
zu wecken, um die griechische «Sache» zu unterstützen.
Byrons Beziehung zu Meyer war nicht gut. Er warf ihm vor, er sei rücksichtslos und
von Natur aus anprangernd, was bei den konservativen Europäern für Unmut sorgte
und den philhellenischen Bemühungen, die sie beide unternahmen, im Wege stand.
Vielmehr wird angedeutet, dass sie geteilter Meinung über den politischen Diskurs
waren, der ihrem gemeinsamen Ziel am besten gedient hätte. Das heisst, die
Mobilisierung von Verbündeten und Unterstützern im Sinne des griechischen
Kampfes.
6 Wikipedia, Kathimerini Zeitung, Aristides Hatzis "Ein Treffen in Lausanne im Jahr 1823", 12-9-2021
7 Matoula Tomara-Sideri, "Beneficialism and Modern Greek Reality", economia publications (2. Auflage), Athen 2021, S. 39-89.
Jahre später, 1885, gibt Kostis Palamas in seinem Gedicht "Der Bulgare" aus seiner
Sammlung "Lieder meines Landes", das beide gleichermassen ehrt, eine politische
Botschaft mit seiner Feder wieder und schreibt:
Zuerst rannte England, um Byron zu uns zu bringen - leuchtende Hoffnung –
und mit Meyer schickte er eine Feder zum Schreiben und ein Messer, des Tells
Heimatland.
Er erinnert an Wilhelm Tell, von dem wir gesprochen haben, aber auch an den Beitrag
der beiden Philhellenen Lord Byron und Johann Jakob Meyer zur «Angelegenheit»
Griechenlands.
Neben Lord Byrons "Griechischem Telegraphen" wurde 1825 auch die "Hymne an die
Freiheit" von Dionysios Solomos in der Druckerei der "Ellinika Chronika" von Meyer
gedruckt.
Die Beziehung zwischen Meyer und Solomon war freundschaftlich und aufbauend. Es
war eine Beziehung, wo man sich gegenseitig beeinflusste und auf grosse Werte
abzielte, eine Beziehung, die wahrscheinlich zu Meyers Entscheidung beitrug, die
Bruderschaft der Freunde zu gründen8
Messolonghi, wo Meyer stationiert war, liegt gegenüber den Ionischen Inseln. So
gelang es ihm im November 1825, nach Zakynthos zu reisen und sich mit Dionysios
Solomos zu treffen, der dort lebte. Die Gespräche, die er mit ihm führte, scheinen zu
seinem Entschluss beigetragen zu haben, die Bruderschaft der Philodikeon zu
gründen, die er unmittelbar nach seiner Rückkehr mit dem Ziel ins Leben rief, Liebe
und Gerechtigkeit nach Messolonghi zu bringen. Ausserdem sollten die Mitglieder
der Bruderschaft «Männer mit gutem Benehmen sein und ihr Land und seine
Interessen aufrichtig lieben». Sie betrachteten sich gegenseitig als Brüder, ohne
Unterschied von Rang oder Vermögen.
"Wir versuchen nicht, meine Herren, einen Staat über den anderen zu errichten,
sondern wir bemühen uns, die Liebe zueinander sicherer und beständiger zu machen,
um in den Tiefen des Meeres die bedauernswerte Überschwänglichkeit zu zerstören,
die so viel Unheil angerichtet hat, tugendhafte Bürger, gute Patrioten zu werden und
die Gesetze und die Verwaltung zu lieben", behauptete der Gründer der "Philodikea"
und es folgte immer die Unterschrift, die den Menschen charakterisiert:
Ich habe die Ehre Der Patriot Johann Jakob Meyer
8 Andreas Sokos, "Die Bruderschaft des Filodikaion. Messolonghi 1825- 1826"
Johann Jakob Meyer wurde zusammen mit Altani während des Exodus von
Messolonghi am 9. und 10. April 1826 um 2 Uhr morgens, am Lazarus-Samstag, in
der Morgendämmerung des Palmsonntags getötet. Er ist auf dem Feld seiner Pflicht
und seiner Ideologie gefallen und hat damit sein tiefes Pflichtbewusstsein am besten
unter Beweis gestellt!
Neben ihm fiel sein Freund und Mitarbeiter Dimitrios Mestheneas tot um. Wenig
später wurde auch Bischof Joseph von Rogas, der Animator der belagerten
Messolonghianer, getötet. Mit ihnen wurden auch einige Einwohner von Messolonghi
getötet, ebenso wie 120 Freiwillige aus dem Dorf Samarina in Epirus, die sich den
Vorkämpfern angeschlossen hatten. Das heldenhafte Opfer der Freiwilligen von
Samarina wird sogar in dem bekannten Volkslied "Kinder von Samarina" gepriesen,
und sie werden in Messolonghi mit einem besonderen Denkmal geehrt, genau wie
Meyer.
Die Druckerei wurde bombardiert. Die "Ellinika Chronika", die gerade ihre 15.
Ausgabe für das Jahr 1826 veröffentlicht hatte, wurde nicht mehr herausgegeben. Das
persönliche Tagebuch, das Meyer während der Belagerung führte, ging verloren und
wurde nie gefunden.
Meyers Artikel in der "Ellinika Chronika" waren die Quelle und Inspiration für den
messolonghischen Dichter und Akademiker George Drosini, der ein Jahrhundert
später, im Jahr 1926, sein Werk "Tagebuch der Belagerung von Messolonghi,
1825/26" veröffentlichte.
Im Vorwort zu dieser "fiktiven Dokumentation" schreibt Drosinis: "Gesegnet sei
Salome Meyer, geborene Staub, die sich von Meyer scheiden lassen wollte, und
gesegnet sei der deutsche Rektor der Universität Freiburg, der ihn vertrieben hat.
Wären diese beiden Dinge nicht geschehen, hätte die Schweiz zwar einen
wohlwollenden Familienvater mehr gehabt...., aber Messolonghi wäre während seiner
Belagerung seines «Polybions», seiner Schlüsselfigur beraubt worden..."
Neben Meyer wurden fast alle Philhellenen, die sich in Messolonghi aufhielten und
dort kämpften, beim Exodus getötet.
Die Deutschen Dittmar, Stitjelberger, Lubchow, Klembe, Rosner, der Franzose
Delaunay, der Italiener Giacomuzzi und somit auch viele andere.
Ein endgültiges ENDE wurde geschrieben, aber Messolonghi blieb in
unauslöschlichen Buchstaben auf einer besonderen Seite der griechischen Geschichte,
des Befreiungskampfes, der philhellenischen europäischen Bewegung eingraviert.
Meyers kurzes Leben endete im Alter von 28 Jahren. Ein Schweizer Philhellene, ein
Mann der Aufklärung, ein Pionier der Eleftherotypia und des griechischen
Journalismus’, ein Patriot und Internationalist wurde getötet. Auf Initiative der
Redakteursvereinigung wurde in Messolonghi eine Gedenkstätte an der Stelle
errichtet, an der sich Meyers Druckerei befand, und eine Strasse in der Stadt trägt
seinen Namen.