Robert Hamm
„Der Revolutionäre Touch ist Weg“
Freie Kinderarbeit – Professionalisierung –
Institutionalisierung
Kinderladen-Entwicklung: Eindrücke aus Frankfurt und
Hessen
also on:
http://www.trend.infopartisan.net/trd0105/t100105.html
1
Inhalt
Einführung
Professionalisierung
Die Institution
Trägerschaft, Vereine, Verträge
Räume
Die Stellung der Eltern
Die Arbeitsbeziehungen der Bezugspersonen
Männer und Frauen
Arbeit, Leistung, Lohn
Pädagogik
Auf sicherem Grund ...
Eindrücke und Erfahrungen
Ästhetische Praxis
Anhang: Frankfurt und Hessen ...
Quellen
Literatur
2
Einführung
Kinderläden haben Geschichte - mittlerweile fast 30 Jahre. In
dieser Zeit haben sie sich entwickelt, von einstmals ‘subversiven
Einrichtungen’ hin zu etablierten Institutionen. Ihr Image, ihr Gesicht
hat sich gewandelt.
„Will man die Kinderladen-Bewegung verstehen, so ist es
unumgänglich, nicht nur nach den Gründen und Motiven der Eltern
zu fragen, sondern auch die gesellschaftlichen und politischen
Bedingungen zu sehen, die die Studentenbewegung hervorgebracht
haben. (...)
In einem Prozeß der Politisierung begannen die Studenten auch
nach der gesellschaftlichen Wirklichkeit, in der sie lebten, zu fragen,
und die Schlagworte von Freiheit, Pluralismus und sozialem
Rechtsstaat auf ihren Gehalt hin zu überprüfen. Die Aufdeckung
grundsätzlicher Widersprüche dieser Gesellschaftsordnung führten
sie zu der Erkenntnis, daß sie selber etwas zur Veränderung
beitragen mußten. Zwangsläufig kam man dazu, sich mit den Ideen
des Sozialismus auseinanderzusetzen.
Neue Formen des Zusammenlebens mußten gefunden werden,
um die Vereinsamung des einzelnen und seine damit verbundene
Hilflosigkeit den Mißständen gegenüber aufzuheben. Die ersten
Kommunen wurden gegründet. Auch die Situation der Frau wurde
genauer untersucht. Ziemlich schnell schälte sich aus der Diskussion
die Frage der Kinder heraus. Sollte die Frau in der Lage sein,
beruflich und politisch arbeiten zu können, so mußte sie zu
bestimmten Zeiten der Sorge um die Kinder enthoben werden. Mit
den vorhandenen Kindergärten konnte diese Aufgabe nicht erfüllt
werden. Einmal war die Aussicht, einen Kindergartenplatz zu
bekommen, so verschwindend gering, zum anderen wurde in den
meisten bestehenden Kindergärten so autoritär erzogen, daß auch
der Wunsch, die eigenen Kinder derartigen Erziehungspraktiken
auszuliefern, nicht vorhanden war. Das heißt, man mußte selber
daran gehen, Kindergärten zu gründen.
Ein erster Versuch, sich selbständig zu organisieren, wurde
spontan auf dem Vietnam-Kongreß im Februar 1968 unternommen. 1
(...)
Die Kinderladen-Bewegung ist also die Antwort gewesen auf
- die katastrophale Kindergartensituation,
3
- die zum großen Teil dort betriebene autoritäre Erziehung,
- die Situation der Frau,
- die Vereinsamung in der Kleinfamilie und den sich daraus
ergebenden Folgen für die Kinder,
- die Erkenntnis, daß jede Erziehung politische Folgen hat, auch
wenn sie sich noch so privat und persönlich versteht, und daß diese
Folgen mitbedacht werden müssen.“2
Von Kinderläden sprechen heute auch nur noch die wenigsten,
wenn sie über selbstorganisierte Kinderbetreuungseinrichtungen
reden. In Hessen hat sich der Begriff der ‘Freien Einrichtung’
entwickelt, der den Bereich der ehemaligen Kinderläden heute
beschreibt. Anderswo haben sich andere Begriffe herausgebildet; in
Berlin z. B. heißen sie Elterninitiativ-Kindertagesstätte (E-K-T).
Heute stellen die ‘Freien Einrichtungen’ eine feste Größe in der
Kinderbetreuungslandschaft dar. In Hessen hat sich dabei in den
neunziger Jahren eine rasante Entwicklung abgespielt.
Eine Vorreiterrolle kam dabei der Stadt Frankfurt zu. Das
‚Sofortprogramm Kinderbetreuung’, das vom Magistrat 1990
aufgelegt wurde, führte neben einer relativen Verbesserung der
Finanzlage der bestehenden Einrichtungen insbesondere auch zu
einem Gründungsboom.
„Die schon zu Beginn des Jahres 1990 einsetzende
Gründungsbewegung, die sich auf die schon bestehenden Vereine
konzentriert, entwickelt eine ungeheure Eigendynamik; nahezu
monatlich eröffnen die Vereine neue Einrichtungen. (...) Innerhalb
kurzer Zeit entwickelt sich neben den traditionellen Trägerkonzepten
des öffentlichen Jugendhilfeträgers und der kirchlichen Träger ein
auch quantitativ bedeutsamer dritter Sektor: der der
freigemeinnützigen Träger, die derzeit etwa 14 % (das sind fast 3000
Plätze, von denen fast 2000 im Rahmen des Sofortprogramms neu
entstanden) der Betreuungsplätze für alle Altersstufen in Frankfurt
bereit halten. Im Bereich der Kinder unter 3 Jahren stellen sie mit gut
600 Plätzen die Hälfte des gesamten Angebots ...“3
Mit dem Ausbau des Platzangebotes veränderten sich jedoch auch
Strukturen innerhalb der Einrichtungen. Die Gründungen wurden
zum Teil nicht mehr auf den ‘klassischen’ Wegen, d. h. von Eltern
oder Bezugspersonen initiiert, sondern die Trägervereine selber
gründeten Einrichtungen, für die sie dann Eltern und
Bezugspersonen suchen. Das prozeßhafte und relativ langsame
Wachsen der Initiativen, das bis 1990 die Regel war, wurde
4
zunehmend durch eine auf rasche Funktionalität drängende
Erwartungshaltung der Beteiligten ergänzt, bzw. ersetzt.
Insbesondere aus den ‘alten Einrichtungen’ wurde dieser Prozeß
mit großer Aufmerksamkeit verfolgt: „Fast unbemerkt und trotzdem
offenkundig ist ein neuer Partner der Bezugspersonen
auszumachen: der Trägerverein. Welche gestalterischen Einbußen
nehmen Bezugspersonen hin oder auch ganz bewußt in Kauf durch
die Zugehörigkeit zu einem Trägerverein, bzw. muß das so sein?“ 4
Die Entwicklung der Platzzahlen durch Neugründungen, die sich in
Frankfurt abspielte, ermutigte die 1991 gewählte rot-grüne
Hessische Landesregierung, ein auf den Ausbau der
Kinderbetreuungsangebote zielendes ‘Sofortprogramm
Kinderbetreuung’ aufzulegen.
Bestandteil des ‘Sofortprogramms’ war „ein ‘Starthilfeprogramm
Kinderbetreuung’, das Zuwendungen zu den besonderen Kosten in
der Gründungs- und Anlaufphase neuer Betreuungsangebote sowie
zum laufenden Betrieb vorsieht; die Haushaltsmittel werden den
örtlichen Trägern der öffentlichen Jugendhilfe zur Verteilung auf
eigene Vorhaben und Vorhaben anderer Träger zugewiesen, wobei
finanzschwache Träger wie Elterninitiativen vorrangig berücksichtigt
werden sollen.“5
Die Situation in den anderen Landesteilen unterschied sich von
den spezifischen Bedingungen in Frankfurt durch das Fehlen
sogenannter ‘großer Vereine’. Auch die die Gruppen umgebende
Infrastruktur war insbesondere in den ländlichen Regionen nicht so
differenziert wie in Frankfurt.
Dennoch verfehlte das ‘Sofortprogramm Kinderbetreuung’ auch
landesweit nicht seine beabsichtigte Wirkung. Es kam zu einem
massiven Ausbau der Platzangebote. Schon für 1994 stellte das
Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit fest: „Insgesamt
stehen mittlerweile in Hessen mehr als 7.800 Plätze in
selbstorganisierten Tageseinrichtungen zur Verfügung“6 Verglichen
mit der bis 1990 bestehenden Platzzahl von ca. 4000 7 in
Kinderläden, Krabbelstuben und Schülerläden in Hessen stellte
diese Zahl tatsächlich eine Verdoppelung des Angebots dar.
Mittlerweile sind neun Jahre ins Land gegangen seit der Auflage
des Sofortprogramms in Hessen. Der Bereich der ‘Freien
Kinderarbeit’ hat sich weiter entwickelt. Er hat sich tatsächlich in
einem vor noch zehn Jahren nicht vorherzusehenden Ausmaß
etabliert. Sicherlich in den einzelnen Regionen und Städten
unterschiedlich, aber landesweit in nicht mehr wegzudenkenden
5
Größenordnungen übernehmen die ‘Freien Kindereinrichtungen’
Versorgungsfunktionen im Bereich der außerfamiliären
Kinderbetreuung.
Die mit der Etablierung der Einrichtungen einhergehenden
Veränderungen struktureller Bedingungen eröffnen den Beteiligten in
der zweiten Hälfte der neunziger Jahre veränderte Erfahrungsräume,
als die, die vor 25 Jahren in den ‘Läden’ entstanden. Um diese
strukturellen Veränderungen soll es hier gehen.
6
Professionalisierung
Ein zentraler Begriff in Gesprächen mit Eltern, Bezugspersonen
und VereinsvertreterInnen ist die ‘Professionalisierung’, bzw.
‘Professionalität’. Diese Begriffe werden gebraucht, wenn eine
Abgrenzung vorgenommen werden soll. Dabei stehen den ‘Profis’
gegenüber die ‘Laien’, die ‘Amateure’.
„‘Professionalisierung’ ist ein Verständigungstitel, der oft verwendet
wird, um einen so schlichten Sachverhalt zu kennzeichnen, wie die
Verberuflichung von Tätigkeiten, die vormals >alltagspraktisch<, also
von nichtspezialisierten und dafür u. U. unbezahlten Akteuren
zeitweise verrichtet wurden.“8 Es ist aber so, daß durchaus auch
‘Laien’, die ‘ehrenamtliche’ Tätigkeiten ausüben, dieselben
‘professionell’ erledigen können. Umgekehrt ist mit einer
‘beruflichen’, sprich bezahlten Tätigkeit noch lange nicht zwingend
‘Professionalität’ verbunden. Zumindest stellt sich dies im Gebrauch
des Begriffes ‘Professionalität’ im Rahmen der Freien Kinderarbeit so
dar.9
Carl Wolfgang Müller hat den Prozeß der ‘Verberuflichung’ im
Bereich der Sozialarbeit beschrieben. Für ihn beginnt er dort, „wo
gesellschaftliche Institutionen der Wohlfahrtspflege schrittweise ihre
ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer durch bezahlte Kräfte
ersetzten und sie für diese Berufstätigkeit schulten.“ Weitergehend
meint er: „Mit diesem Prozeß der Verberuflichung verbunden oder
ihm doch auf dem Fuße folgend wird ein zweiter Prozeß erkennbar:
die Trägerinnen und Träger des neuen Berufes werden durch
besondere, meist zunächst berufsbegleitende, später
berufsvorbereitende Ausbildungsgänge angehalten, ihre beruflichen
Verrichtungen nicht mehr ‚wie Laien’, sondern ‚wie Profis’
auszuüben, also zu professionalisieren. Professionalisierung ist also
nicht identisch mit der lateinischen Übersetzung des deutschen
Wortes ‚Verberuflichung’. Sie meint etwas Zusätzliches,
Weitergehendes: die systematische Vorbereitung der diesen Beruf
Ausübenden durch die Lehre von den Kenntnissen und Fertigkeiten,
von denen die Anstellungsträger und Ausbildungsstätten meinen,
daß sie zur verantwortlichen Berufsausübung notwendig seien und
daß sie nicht einfach durch die Imitation der Berufstätigkeit
erfahrener Kolleginnen und Kollegen durch die Berufsanfänger
erworben werden können.“10
7
Professionalisierung wird im Bereich der Freien Kinderarbeit als
Prozeß gesehen, der mit dem „Andrang ausgebildeter
Erzieher(innen) und Sozialpädagog(inn)en auf
Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich der Kinderläden und ihrer
Nachfolger einsetzte."11
Diskussionen um die ‘richtige’ Art der Betreuung der Kinder gab es
schon von Anbeginn der Kinderläden. „Während die Elterngruppe
des Kinderladens Charlottenburg von Anfang an der Meinung war,
daß nur eine neutrale Bezugsperson (...) in der Lage sein würde, die
Fixierungen der Kinder an die Eltern abzubauen und die
Entwicklungen eines Kinderkollektivs positiv zu beeinflussen, waren
andere Läden gegensätzlicher Meinung.“ 12 Sie betonten die Vorteile
wechselnder Elterndienste für den angestrebten kollektiven
Emanzipationsprozeß.
In der Praxis wurden ‘PädagogInnen’ nicht an ihrer Ausbildung
gemessen, sondern an der Bereitschaft, sich in einem kollektiven
Prozeß der Emanzipation mit einzubringen. Georg R. Kiefer auf die
Frage: Wie setzt sich die Pädagogengruppe zusammen? „Wir sind
gegenwärtig eine Gruppe von 10 Personen mit einem
Durchschnittsalter von 30 Jahren. Für alle hat die praktische und
theoretische Arbeit eine erhebliche Veränderung gebracht. Adelheid
ist Studienreferendarin, Gabriele ist an einer Frauenfachschule
ausgebildet, Georg ist Designer und Dozent, Hannes ist Studienrat,
Hetzi war Volksschullehrerin, Karin ist Kindergärtnerin, Muschi ist
Journalistin, Monika ist Hausfrau, Tiki war Innenarchitektin, Usch war
Malerin, Ute war Kostümbildnerin. Die Arbeitsstunden für den
Einzelnen im Kinderladen liegen zwischen 20 bis 115 Stunden, was
die praktische Arbeit anbelangt. Dafür werden DM 6,- pro Stunde
bezahlt. Die Diskussionszeit beträgt etwa 50 Stunden monatlich,
woran aber nicht alle Pädagogen beteiligt sind. Die theoretische
Arbeit (Literatur) und Organisationsarbeit (Büro) ist dabei noch nicht
berücksichtigt. ... Innerhalb der Pädagogengruppe sind heftige
Auseinandersetzungen an der Tagesordnung. Der Gruppenkonsens
ergibt sich aus dem Lernprozeß (korrektiv und rückkoppelnd) auf die
Zielsetzung hin.“13
Je mehr sich die Kinderläden als dauerhafte Einrichtungen der
Kinderbetreuung erwiesen, um so mehr entwickelte sich in ihnen
auch eine Perspektive für ausgebildete PädagogInnen. Wichtig dabei
zu sehen ist, daß die Motivation der in diesem Bereich tätigen
PädagogInnen häufig einen ausdrücklich politischen Charakter hatte.
8
„Warum ich als Bezugsperson in einem Kinderladen (immer noch)
arbeite. (Und nicht mit doppelter Bezahlung in einer anderen
Institution):
Aus dem Wunsch, die Gesellschaft verändern (revolutionieren) zu
wollen, entstand die Einsicht, daß Verändern auf
gesamtgesellschaftlicher Ebene nur möglich ist, wenn sich das
Individuum verändert, d. h. andere Gesellschaftsstrukturen nur
möglich sein würden mit charakterlich anders geprägten Menschen,
als sie die bürgerliche Gesellschaft verlangte. Man mußte also ganz
unten anfangen, nämlich bei dem Wunsch sich selbst zu verändern,
Erziehung neu zu definieren, Erziehungsziele zu überlegen, die mit
dem Bedürfnis nach gesellschaftlicher Veränderung korrelierten. Das
Ziel war, mal ganz platt und verkürzt formuliert, in einer Gesellschaft
leben zu wollen, die nicht auf dem Prinzip der Ausbeutung beruht,
die nicht durch ökonomische und menschliche Unterdrückung
gekennzeichnet ist, in der jeder nach seinen Bedürfnissen und
Fähigkeiten leben kann, in der es Macht und Herrschaft einiger
weniger über ein ganzes Volk nicht mehr geben würde, usw. usw.
(...)
Ich hatte mich schon in den früheren Jahren der
Studentenbewegung neben dem ‘politischen Kampf’ sehr stark mit
diesen Zusammenhängen auseinandergesetzt und glaubte daran,
über diesen Weg, eine Möglichkeit zur Veränderung des Menschen
in oben genanntem Sinne zu sehen. Unter diesem Aspekt habe ich
Pädagogik studiert und angefangen ...(als Bezugsperson)... zu
arbeiten.
Ich denke, es ist in diesem Zusammenhang nicht wichtig auf die
konkreten Inhalte der damaligen Kinderladenbewegung einzugehen,
sondern einfach klar zu machen, was ich damit verbunden habe (erst
einmal sehr allgemein) und was ich heute damit verbinde (weil ich
eben nicht sagen kann, ich hab Kinder so lieb, ich will so gerne was
mit Kindern machen, ob im Kindergarten oder in einem Kinderladen
ist mir egal)
Was für mich übriggeblieben ist, ist folgendes: gesellschaftliche
Utopien habe ich immer noch im Kopf, nur habe ich den Glauben an
die reale politische Durchsetzung (Parteien, Demonstrationen,
Organisierter Kampf usw. usw.) verloren. So einfach, so schnell und
mit so wenigen Leuten geht es nicht. An was ich aber zutiefst glaube,
ist der Wunsch des Menschen nach Entfaltung, nach Veränderung,
nach Selbständigkeit, nach Unabhängigkeit und nach Liebe. Das
sind für mich Erziehungsziele, die sehr viel mit meiner politischen
9
Einstellung zu tun haben und die viel mit dem Wunsch nach einer
anderen Gesellschaft zu tun haben, die eigentlich identisch sind mit
dem, was in der Studentenbewegung entstanden ist und nur anders
formuliert ist. Alle diese Punkte laufen diametral dem entgegen, was
unsere Gesellschaft verlangt und keiner von uns ist unter diesen
Gesichtspunkten erzogen worden. (Behaupte ich erst mal)
Und das ist für mich der entscheidende Punkt meiner Motivation in
einem Kinderladen zu arbeiten und nicht als Erzieherin in einem
Kindergarten. In keinem Kindergarten kann ich mich mit den Kindern
und den Eltern so auseinandersetzen, daß Möglichkeiten geschaffen
werden, über Ziele überhaupt zu diskutieren. Dort geht es um das
Funktionieren von Menschen, um Beschäftigung, Ordnung,
Sauberkeit und sonst nichts.“14
Daß die Suche nach ‘sinnvollen Tätigkeiten’ zum Zwecke der
eigenen Reproduktion im weitesten Sinne ‘linke PädagogInnen’ in
die Kinderläden trieb ist auch dem politischen Klima der siebziger
Jahre geschuldet. Mit dem ‘Radikalenerlaß’ und den daraus
folgenden Berufsverboten war zumindest für einen Großteil von
ihnen der Weg in staatliche Stellen von vornherein verbaut. Nicht
zuletzt dieser Umstand bewirkte, daß Lehrer und Lehrerinnen in
Kinder- oder auch in Schülerläden als Bezugspersonen arbeiteten.
Dabei war die Finanzlage der meisten Einrichtungen beileibe nicht
dazu angetan, ‘Profis’ anzuziehen. Es gab kaum öffentliche
Zuschüsse, die Eltern brachten den Hauptteil der Gelder für die
Läden auf, ‘übertarifliches Engagement’ war für die Bezugspersonen
eine Selbstverständlichkeit.
„Als ich anfing (im Kinderladen zu arbeiten: 1979), hab ich 600
Mark gekriegt. Aber der soziale Ausgleich dafür wog die
Unterbezahlung auf. Die Anerkennung in der Szene vor 10 - 14
Jahren war einfach gut. Noch dazu als Mann im Kinderladen. Das
war einfach ein Status, der hat die Unterbezahlung ausgeglichen.“ 15
Spätestens ab Anfang der achtziger Jahre wirkte sich ein weiteres
Phänomen auch im Bereich der Freien Kinderarbeit aus. Eine große
Anzahl von arbeitslosen ErzieherInnen, SozialpädagogInnen und
anderer sozialer Berufe bis hin zu LehrerInnen hatte kaum eine
Aussicht auf eine Anstellung. Die Arbeitsämter finanzierten daraufhin
relativ leicht ABM-Stellen; und zwar auch in Kinderläden. Das wirkte
sich natürlich auf die Eltern als Träger der Einrichtungen wiederum
so aus, daß sie ein leicht nachvollziehbares Interesse an der
Einstellung eines/r ABM-berechtigten PädagogIn hatten. Schließlich
entlastete dies die privaten Etats in nicht unerheblichem Ausmaß.
10
„Bei uns im Kinderladen gab es gleich zu Beginn heftigen Streit
über die ‘gerechte’ Höhe der Elternbeiträge. Dabei geht es uns in
finanzieller Hinsicht gut: wir haben eine ABM-Stelle für eine(n)
Erzieher(in), zahlen eine relativ niedrige Ladenmiete und bekommen
Zuschüsse von der Stadt für sozial benachteiligte Eltern.“16
Und angesichts der bis in die zweite Hälfte der achtziger Jahre
anhaltenden ErzieherInnen-Arbeitslosigkeit ist das längere Verweilen
der ausgebildeten PädagogInnen in den Arbeitsstellen nicht weiter
verwunderlich.
Wenn aber eine längere Verweildauer in den Einrichtungen für die
Beschäftigten absehbar wird, so gehen sie auch eher daran, sich
über die eigene Rolle Gedanken zu machen. Berufliche Identität
kann somit entstehen, der ‘Beruf Bezugsperson’ wird erlebbar:
individuell für die bezahlten PädagogInnen. Damit ist er aber noch
nicht faßbar außerhalb des eng gesetzten Rahmens der jeweiligen
Gruppe.
Die Bezugspersonen entwickeln zuerst FÜR SICH eine
eigenständige, von den traditionellen Berufsbildern in den
Erziehungsberufen unterschiedene Berufsidentität. Sie beginnen,
sich in ihrer spezifischen Situation mit den daraus erwachsenden
Anforderungen wahrzunehmen, und zwar nicht mehr als Teil eines
Gesamtprojektes, sondern tatsächlich als bezahlte Arbeitskräfte,
deren Tätigkeit zum Beruf wird. Dieser Prozeß ist individuell nicht
immer einfach zu verarbeiten. Solange sich die Bezugspersonen als
Teil einer ‘Szene’ erleben können, deren Solidarität alltäglich spürbar
ist, müssen die Angst machenden Tendenzen innerhalb der
Kinderläden nicht zu einem bestimmenden Faktor ihrer Tätigkeit
werden.
„Noch ein Frust ist, daß ihr als Eltern immer die Möglichkeit habt,
euch zurückzuziehen, wenn es Euch stinkt. (Kaum noch in den
Kinderladen schaut, weniger auf Elternabende kommt.) Die
Möglichkeit haben wir nicht. Ich kann nicht einfach sagen, das und
das stinkt mir, ich komm jetzt mal ein paar Tage nicht.
(Eine Mutter) sagte mal, der Kinderladen ist (der Kinder) Bereich,
da habe sie nichts mit zu tun. Genau das denke ich nicht. Ich
verstehe mich immer noch als zu einem Kollektiv dazugehörig, wie
recht und schlecht es auch gehen mag. Ich will nicht, daß das Ganze
in die Ecke eines Dienstleistungsbetriebes rutscht, aus inhaltlichen
Gründen nicht, aber auch noch aus einem ganz anderen Grund
nicht.
11
Dann kriege ich nämlich Angst, auf einer ganz bestimmte Ebene.
Die Leute vom Kinderhaus haben oft zu uns gesagt: Ihr seid
vielleicht blauäugige Herzchen mit Eurem Vertrauen in die
Elterngruppe, daß die sich schon um Euch kümmern, wenn Ihr
kündigt oder das Projekt scheitert. (Arbeitslosenversicherung usw.)
Und wir haben immer versichert, daß wir da absolutes Vertrauen
haben und deshalb auch weiterhin halb schwarz und ohne
schriftliche Rückendeckung und auch sonst ohne Stundendeputate
für Elterngespräche und was weiß ich alles arbeiten.
Und ich hab Angst, wenn man meint, man hätte mit dem
Kinderladen nichts zu tun, dann hat man im Grunde auch wenig mit
uns zu tun. Dann geht es um Verteilung von Rechten und Pflichten
und da kann es schon passieren, daß wir eines Tages alt aussehen
mit unserem Vertrauen.(...)
Wenn ich anfange, mir für Elterngespräche Stundendeputate zu
holen, wenn mein Urlaub geregelt wird, wenn ich anfange mit
Verträgen und Vorschriften zu arbeiten, habe ich zwar mehr
Sicherheit, aber mit dieser Sicherheit würde unter Garantie auch 50
% von meinem Engagement schwinden, weil es dann nach dem
Motto geht, was kriege ich für meine Leistung, und nicht mehr
darum, was wollen wir zusammen machen und was setze ich dafür
ein.“17
In dem Maße, wie sich aber das Umfeld der Kinderläden verändert,
gewinnen auch die Angst erzeugenden Entwicklungen für die
Bezugspersonen an Relevanz.
„Speziell für die Kinderläden in der Mitte der achtziger Jahre stellt
sich das Problem, daß sie sich in ihren theoretischen Überlegungen,
aber auch in ihrer Praxis einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive
nicht mehr zuordnen können, ... Häufig haben Kinderläden einer
Stadt untereinander keinen Kontakt. Die fehlende
gesamtgesellschaftliche Perspektive (...) trägt so sicherlich dazu bei,
daß Erzieher, aber auch die Eltern, mit weniger Engagement im
Kinderladen arbeiten als noch vor fünfzehn Jahren. (...) Das Problem
der Lustlosigkeit sollte allerdings nicht auf die Kinderladenerzieher
eingeengt werden. Auch wir, die Eltern lösen viele Konflikte im
Kinderladen nur noch pragmatisch. Für berufstätige Eltern ist es
eben auch wichtig, daß ‘alles gut klappt’.“18
Eine Antwort auf eine solche Situation ist für die Bezugspersonen
die in dem Zitat angesprochenen Lustlosigkeit, sprich:
Motivationsverlust. Eine andere: die Neudefinition ihrer Rolle. Sie
wird zunehmend als professionelle Rolle verstanden. In einem
12
aktiven Prozeß wenden die Bezugspersonen die
Auflösungstendenzen, die Kindereinrichtungen werden zunehmend
‘Projekte’ der Bezugspersonen. Damit entwickelt sich auf Seiten der
Bezugspersonen eine neue Ebene der Motivation, deren Kern in der
beruflichen Identität wurzelt.
„Identitäten sind motivationale Kräfte, sie umfassen Antriebe zu
einem Verhalten, das die Identitäten darstellt oder symbolisiert.“ 19
Und: „Sind Identitäten, die im Ablauf von Interaktionsprozessen den
Individuen zugeschrieben worden sind, von diesen einmal akzeptiert,
so besitzen sie motivierende Kraft.“20
Die berufliche Identität einer Bezugsperson im Kinderladen, und
die sich daraus ergebenden Handlungsmöglichkeiten hängen dabei
nicht nur von der Selbstwahrnehmung der PädagoInnen ab, sondern
ganz genauso von der Akzeptanz dieser Wahrnehmung durch die
Eltern.21 Und genauso umgekehrt: die Handlungsmöglichkeiten der
Eltern im ‘System Kinderladen’ sind sowohl durch deren
Selbstwahrnehmung geprägt wie auch durch die Akzeptanz dieser
Wahrnehmung durch die Bezugspersonen.
Wo sich die Selbstwahrnehmung der Bezugspersonen und die
elterliche Wahrnehmung nicht decken, entstehen notwendigerweise
Konfliktpotentiale. Der beschriebene Prozeß des Zerfalls eines
größeren Zusammenhangs, einer „gesamtgesellschaftlichen
Perspektive“22, löst auch die bis dahin vorhandenen
Rollenzuweisungen auf. Zunehmend verstehen sich die
Bezugspersonen als eine in speziellen Arbeitsstrukturen tätige
Gruppe gewerblicher PädagogInnen, und das entspricht der sich
verändernden Situation.
Die sich in einem wechselseitigen Prozeß stetiger Reflektion Stück
für Stück emanzipierende Gruppe von Erwachsenen, die in einem
als gemeinsam verstandenen Projekt den Kinderladen betreibt, der
sich wiederum in einem größeren Zusammenhang
gesellschaftsverändernder Initiativen und Projekte einordnet, wird
mehr und mehr zur reinen Fiktion.23 Mit der Zeit trennen sich die im
Kinderladen beteiligten Erwachsenen immer deutlicher in die Gruppe
der Eltern und die der Bezugspersonen. Für letztere bedeutet das,
daß sich der Reflektionsrahmen, der die Arbeit mit den Kindern
begleitete, verändert, wenn nicht gar auflöst. Es „fehlt mir auch heute
die gemeinsame Theoriediskussion. Ich arbeite weitgehend allein
und eigenverantwortlich.“24 Allerdings: „(...) so alleine ist der
‚einsame Pädagoge’ auf seinem Weg nicht wirklich. Schon mit Bezug
13
auf die ‚supraindividuell’ erstellten Wissensbestände nicht und in der
Kontaktaufnahme mit berufs- oder erwerbstätigen Pädagogen in
ähnlichen Einrichtungen schon gar nicht mehr. In
Dachorganisationen scheint die Verständigung gleichgesinnter
Pädagogen möglich.“25
1984 wird in Frankfurt die LAG Freie Kinderarbeit Hessen
gegründet und damit ein organisatorischer Rahmen etabliert, der es
ermöglicht, die Verständigungsprozesse über die eigene Berufsrolle
für die Bezugspersonen zu koordinieren und über die individuelle
Beschäftigung mit diesem Thema hinaus zu kommen. Als
persönlichen Effekt für den ‚einsamen Pädagogen’ stellt Robert
Soprun fest: „... größere Handlungssicherheit bzw. emotionale
Beruhigung in seinem konkreten Handlungssystem und generelle
Qualifikation für seine berufliche Zukunft in irgendeinem ähnlichen
konkreten pädagogischen Zusammenhang.“26 Oder in den Worten
von Petra Bernhardt: „Ich hab da profitiert von, ohne daß sich das
jetzt in bare Münze ausgezahlt hätte. Ich hab da sehr viel
rausgezogen für meine Professionalisierung, ... für mein
Wohlbefinden auch.“27
Indem sich die Bezugspersonen in einem nicht mehr individuellen
Prozeß des Austauschs über die Berufsrolle in den Freien
Kindereinrichtungen gegenseitige Klarheit verschaffen, d. h. sich
darüber verständigen, was sie als der Berufsrolle zugehörig ansehen
und was nicht, gehen sie einen entscheidenden Schritt weiter in dem
Prozeß der Professionalisierung.
Sie entfernen sich in ihrer Selbstwahrnehmung von dem als fiktiv
erlebten Aufgehobensein in einer solidarischen Gruppe und
konstituieren ihren Status als der Gruppe der Eltern gegenüber
stehende PädagogInnen. Sie definieren sich als professionelle
ErzieherInnen, die Eltern als Laien.
Diese von Seiten der Bezugspersonen konstatierte Trennung hat
natürlich auch eine sehr handfeste materielle Komponente. Indem
sie ihre Arbeit als Profis verrichten, werten sie sie in einem leicht
nachvollziehbaren Sinne auf. Wenn die „immaterielle Gratifikation“ 28
als Faktor der Beziehungen zwischen Eltern und Bezugspersonen
aufhört, eine Rolle zu spielen, muß an ihre Stelle etwas anderes
treten, und „Geld ist ja schließlich auch ne Anerkennung.“ 29
Daß es dabei zu Beginn der achtziger Jahre darum ging, die
Gehälter überhaupt erst einmal auf das Niveau der ErzieherInnen in
öffentlichen Einrichtungen zu heben, spielt für diese Argumentation
14
zwar keine Rolle. Es ist aber zumindest bemerkenswert, sich diesen
Sachverhalt zu vergegenwärtigen, da im Bereich der Freien
Kinderarbeit zu dieser Zeit tatsächlich überwiegend PädagogInnen
mit einem Fachhochschul- oder Universitätsabschluß tätig waren.
Der Weg, auf dem versucht wird, die eigene Position auch
materiell besser abzusichern besteht nun darin, den ideologischen
Satz vom ‘guten Geld für gute Arbeit’ implizit zu übernehmen. So
kann die Qualität der in den Kinderläden geleisteten pädagogischen
Arbeit als eine relevante Kategorie entdeckt werden. Ausführende
dieser guten Arbeit sind logischerweise die Bezugspersonen.
Sie entwerfen das ‘Berufsbild Bezugsperson’, indem sie neben
ihrer täglichen Praxis in den Kindereinrichtungen quasi
selbstbeobachtend das Typische ihrer Arbeitssituation herausfinden
und ihren Ansprüchen gemäße Forderungen an die
Arbeitsbedingungen formulieren. Die konsequente Umsetzung dieser
Tendenz ist die Gründung sogenannter ‘Bezugspersonenprojekte’,
die nicht mehr auf Initiative von Eltern zustande kommen, sondern
von BerufspädagogInnen ausdrücklich auch zum Zwecke des
Gelderwerbs gegründet werden.
„Die autonome Arbeitsstruktur soll sich positiv auf das
Autonomiestreben der Kinder auswirken. Die geringere Abhängigkeit
der eigenen beruflichen Existenz von der Elterngunst soll Freiraum
für die Pädagogik schaffen, den Kindern einen unabhängigen
Lebensraum von Familienstruktur und Elterndynamik ermöglichen.
Und nicht zuletzt vielleicht einen Arbeitsplatz schaffen und damit die
eigene Arbeitslosigkeit aufheben.“30
Aus der reflexiven Durchdringung des eigenen Arbeitsfeldes
erwächst zudem die Kompetenz, dieses Arbeitsfeld angemessen zu
beschreiben. Das ist die Grundvoraussetzung für weitergehende
Bemühungen, NeueinsteigerInnen beratend beiseite zu stehen.
„Die mittlerweile vorhandenen Formen und Möglichkeiten, das
eigene Wissen und die eigenen Erfahrungen als Bezugsperson in
verschiedenen Kreisen zu reflektieren und weiterzugeben, läßt
andere partizipieren und sorgt dafür, daß nicht stets wieder am Punkt
Null angefangen werden muß.“31
Diese Hilfestellungen sind durchaus differenziert zu betrachten. Sie
nehmen den ‘Neuen’ auch die Chance, eigene Erfahrungen im
gleichen Ausmaß zu sammeln, wie das die ‘Alten’ getan haben. Mit
der Entwicklung praxisbegleitender ‘Stützmaßnahmen’ werden
gleichzeitig Standards der Arbeit festgeschrieben. Dies geschieht
zunächst durch die Verbreitung „supraindividuell erstellter
15
Wissensbestände“, sprich: die Veröffentlichung von Konzepten,
denen Modellcharakter zukommt.32 Der Etablierung der Freien
Kindereinrichtung als Institutionen, die „aus dem vielfältigen
Tagesbetreuungsangebot ... nicht mehr wegzudenken“33 sind, folgt
die Institutionalisierung des Umfeldes. Die Vermittlungsfunktion bei
der Propagierung, bzw. Durchsetzung der Standards übernehmen
einzelne, schon ‘Professionalisierte’ im Rahmen von ihnen selbst
geschaffener Agenturen.
„In Frankfurt haben sich schon 1980 Kinderläden und
Krabbelstuben zur ‘Liga der freigemeinnützigen Elterninitiativen
zusammengeschlossen (...) 1984 gründeten Vereine und Initiativen
aus ganz Hessen die Landesarbeitsgemeinschaft Freie Kinderarbeit
Hessen e. V. Seitdem hat die LAG folgende Arbeitsschwerpunkte
entwickelt: Sie stützt die Sache der Freien Kinderinitiativen durch
Vertretung derer Ansprüche auf kommunaler, auf landespolitischer
Ebene sowie auch in der Öffentlichkeit. (...) Sie führt allgemeine
Projektberatung durch (Finanzierung, Konzepte, Kostenpläne,
Vermittlung von Kontakten, Umgang mit Behörden). Sie organisiert
regionalen und überregionalen Erfahrungsaustausch ...“34
Die Standards, die die Bezugspersonen in dem beschriebenen
Professionalisierungsprozeß als wesentliche Merkmale ihres
Berufsbildes entwickelt haben, werden so an NeueinsteigerInnen
weitergegeben. Sie stellen für Gruppen, die sich neu gründen, einen
Orientierungsrahmen dar, der in zunehmendem Ausmaß
verpflichtenden Charakter bekommt.
Dies betrifft sowohl die äußere Gestaltung der Arbeitsverhältnisse,
die sich zunehmend angleichen (BAT-Bezahlung,
Vorbereitungszeiten, Supervision etc.), als auch die
Identifikationsmuster, die den Erwachsenen als identitätsstiftende
Grundlagen ihres Eintritts in das Interaktionssystem Kinderladen
angeboten werden.
„Anforderungen an die Bezugsperson: Durch Reflexion und
Bearbeitung der eigenen Persönlichkeit und ihres
kindheitsgeschichtlichen Hintergrunds, Erweiterung der eigenen
Grenzen, d. h. permanente Persönlichkeitsentwicklung in der Arbeit.
Voraussetzung ist eine Lust an der Kindheit, wobei die eigene Rolle
als Erwachsener berücksichtigt wird (gesellschaftlicher Auftrag,
eigene Ansprüche, Alternativen etc.). Einerseits authentisches
Verhalten gegenüber den Kindern, andererseits aber gleichzeitig
Selbstreflexion (Authentizität verändert sich permanent). Interesse
16
über die konkrete Situation mit den Kindern hinaus (Organisation,
politische Durchsetzung von Interessen, Weiterbildung etc.)“ 35
„Von den Eltern wird folgendes an Engagement und Mitarbeit
geleistet: Vorstandsarbeit; zweimaliges Kochen im Monat und
Mitbetreuung von 13.00 bis 14.00 Uhr an diesen Tagen; Putzen;
Frühstückseinkauf; Reparatur- und Renovierungsarbeiten; Teilnahme
an den monatlichen Elternabenden und deren Mitgestaltung in
organisatorischen und pädagogischen Belangen.“36
Indem die Neudefinition der Identitätskategorien ‘Bezugsperson’
und ‘Eltern’ für die Freien Kindereinrichtungen von den Beteiligten
als annehmbar akzeptiert wird, kann sich eine neue Form des
gegenseitigen Handelns entwickeln. Dabei entsteht Akzeptanz nicht
‘einfach so’, sondern es bedarf durchaus der z. T. heftigen
Auseinandersetzung, die sich an bestimmten Punkten des
Handlungsgefüges entzündet.
„... über ‘Kämpfe’, über schwere Auseinandersetzungen haben wir
uns ... erfochten, daß wir die Bezugspersonen aussuchen, die mit
uns arbeiten, ja, nicht mit den Eltern, sondern mit uns.“ 37
Wenn diese ‘Kämpfe’ ausgefochten sind, entsteht ein Zustand
relativer Balance innerhalb der Einrichtungen. „Wenn ich recht sehe,
kontrollieren die Bezugspersonen im Team das gesamte
Unternehmen. Sie erfüllen die institutionellen Regeln und versorgen
die Kindergruppen. Die Eltern treten als einfach vorhandene
Nachfrager auf - es gibt u. U. Wartelisten. Die Finanzierung ist durch
öffentliche Gelder weitgehend gewährleistet, die
Anstellungsbedingungen der erwerbstätigen Bezugspersonen sind
‚seriös’. Das Problem ist auf Dauer gelöst.“38
Die Etablierung dieser im Vergleich zu den Anfängen der
Kinderläden doch stark veränderten Struktur ermöglicht einen
weiteren Schritt des Professionalisierungsprozesses: „... die
systematische Vorbereitung der diesen Beruf Ausübenden durch die
Lehre von Kenntnissen und Fertigkeiten, von denen die
Anstellungsträger und Ausbildungsstätten meinen, daß sie zur
verantwortlichen Berufsausübung notwendig seien.“39
Nachdem dieser Zustand in Hessen Ende der achtziger, Anfang
der neunziger Jahre erreicht ist, entsteht eine neue Situation durch
die verbesserte Bezuschussung der Freien Kindereinrichtungen.
Ausgehend von Frankfurt und landesweit fortgesetzt fließen erstmals
Gelder in diesen Bereich, die es ermöglichen, einen massiven
Ausbau der Platzzahlen der Freien Kindereinrichtungen zu forcieren
17
und gleichzeitig die Existenz der bestehenden Einrichtungen auf
finanziell solidere Beine zu stellen.
Innerhalb eines Zeitraumes von 4 Jahren verdoppelt sich die
Anzahl der Freien Einrichtungen und damit natürlich auch diejenige,
der in diesem Bereich zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze. Bei
einer im Vergleich zu Beginn der achtziger Jahre völlig anderen
Arbeitsmarktsituation40 und gleichzeitig besserer Finanzierung der
Freien Kindereinrichtungen entsteht ein verstärkter Zustrom von
ErzieherInnen, klassisch auf der Fachschule ausgebildeter
PädagogInnen in die Krabbelstuben, Kinderläden und Schülerläden.
Insbesondere bei den Gruppen, die von den großen
Trägervereinen gegründet werden, entsteht eine neue Dynamik. „Der
Unterschied liegt vor allem darin, ... daß weniger so ne homogene
Entwicklung stattgefunden hat ... die mußten von Anfang an
funktionieren.“41 Eine Identifikation der Eltern mit solchen Projekten
ist nur noch schwer möglich. Sie verstehen sich tatsächlich
zunehmend als ‘vorhandene Nachfrager’. Ebenso ist das
Hinzukommen der Bezugspersonen nicht mehr als Eintritt in ein
gemeinsames Projekt zu verstehen. Vielmehr begründet die Suche
nach einem ‘guten’ Arbeitsplatz das Interesse der PädagogInnen.
„Das war ein Reiz für die, die haben gedacht, da ist es besser.“ 42
Die in den Arbeitsstrukturen vorgefundenen Bedingungen und die
sich daraus ergebenden Anforderungen führen jedoch leicht zu
Schwierigkeiten. „Die sind furchtbar auf die Schnauze gefallen oft,
weil sie gemerkt haben, da hab ich mehr Freiheiten, aber das ist total
streßig, die konnten mit diesen Eltern, mit diesen Ansprüchen
überhaupt nicht umgehen ...“43
„Wir erwarten von den Einrichtungen Selbständigkeit,
selbständiges Organisieren ihrer eigenen Belange.“ 44 Eine
Vorbereitung auf diese spezifische Arbeitsanforderung wird in der
ErzieherInnenausbildung aber nicht geleistet. „Diese Autonomie, die
wir vom Verein her haben, daß wir im Prinzip ja hier autonom
handeln, das wird von der Schule überhaupt nicht berücksichtigt. (...)
Also es ist dieses Denken halt, Erzieherinnen sind im Grunde ...
doch nur Kinderbetreuerinnen, die ja einfach in’n Rahmen gesteckt
werden, wo sie funktionieren müssen. Daß sie eigenständig handeln,
in verantwortlichen Geschichten, ja das wird völlig weggestrichen.
(...) Also selbst zu entscheiden, wen stellt man ein, selbst zu
entscheiden, wofür wird die Kohle ausgegeben, selbst zu
entscheiden, was für Schwerpunkte legt man in seiner Arbeit (...) wie
18
gestaltet man einen Dienstplan zum Beispiel. So Sachen hab ich in
der Schule nie gemacht.“45
So sehen sich NeueinsteigerInnen mit einer Situation konfrontiert,
die von einem hohen Erwartungsdruck von Seiten der Eltern - und
bei Einrichtungen der großen Trägervereine von Seiten der Träger gekennzeichnet ist. Von beiden Seiten wird den ErzieherInnen ein
Identifikationsmuster entgegengehalten, auf dessen
Handlungsanforderung sie nicht vorbereitet sind, obwohl sie eine
abgeschlossene Ausbildung mitbringen! Diese Situation erzeugt
schnell Unsicherheit und Versagensängste. Dies umso mehr, als es
sich um ein bezahltes Arbeitsverhältnis handelt, in dem die Ideologie
des ‘guten Geldes für gute Arbeit’ als konstituierendes Moment der
Rollenzuschreibungen enthalten ist.
„Leistung an sich ist zum vorrangigen Wertkriterium für die
Beurteilung von Menschen geworden und sie ist heute dabei, zur
einzigen allgemeinverbindlichen Wertkategorie der kapitalistischen
Gesellschaft zu werden. Das Leistungsprinzip regelt die
menschlichen Beziehungen nach der Leistung und dem Können der
einzelnen. Die Polarität Können - Nichtkönnen wird zum vorrangigen
Urteilsschema in fast allen Lebensfragen, das Leben zu einem
Ablauf von angsterregenden Bewährungssituationen. Wo es gilt, eine
Leistung zu vollbringen, da besteht die Gefahr zu versagen, weil
man zu dumm ist oder zu schwach oder zu empfindlich oder zu feig.
Das Leistungsprinzip führt unweigerlich zur Versagensangst, und je
tiefer sich das Leistungsprinzip einnistet in alle unsere Tätigkeiten
und Beziehungen, desto mehr wird die Versagensangst zu einem
Grundbestandteil unseres ganzen Lebens.“46
In dieser Situation erscheinen Fortbildungsangebote, die sich mit
spezifischen Problemen der Bezugspersonen in Freien
Kindereinrichtungen beschäftigen, als Hilfe. Entsprechend werden
spezielle Vorbereitungs- und Fortbildungskurse für Bezugspersonen
von der LAG Freie Kinderarbeit entwickelt und angeboten:
‘Konzeptionsentwicklung’, ‘Arbeitsplatz Kinderladen’, ‘Das
professionelle Elterngespräch’, ‘Alltag in der Krabbelstube’,
‘Kindliche Sexualität im Vorschulalter’, ‘Männer in der
Kindererziehung’.47 Und diese Angebote finden Resonanz.
Was sich für die Bezugspersonen hierbei individuell als
Professionalisierungsprozeß abspielt, unterscheidet sich gründlich
von dem, was sich in den achtziger Jahren als
Professionalisierungsprozeß abgespielt hat. Tatsächlich übernehmen
Institutionen wie die LAG Freie Kinderarbeit eine
19
‘professionalisierende’ Rolle im individuellen
Professionalisierungsprozeß der Bezugspersonen. Darin liegt ein
entscheidender Unterschied zu der Entwicklung vor ca. 15 Jahren.
„Manchmal, muß ich Dir ehrlich sagen, daß ich das Gefühl habe, von
außen was zu initiieren, was ich damals in der
Kinderladenbewegung hatte.“48
Zwar professionalisieren sich die Bezugspersonen aus ihrer
eigenen Wahrnehmung heraus nach wie vor je individuell: indem sie
sich Handlungsstrategien für ihr Arbeitsfeld aneignen, die ihnen eine
relativ konfliktfreie, auf Dauer angelegte berufliche Existenz darin
ermöglichen. Aber genauso werden sie in einer ganz bestimmten
Weise ‘supraindividuell’ professionalisiert, indem ihnen durch ‘alte
Bezugspersonen’, bzw. Träger- und Standesorganisationen
bestimmte berufliche Identitätsmuster ‘mit auf den Weg gegeben
werden’. Diese gewinnen bei näherem Hinsehen einen faktisch
bindenden Charakter, denn in der alltäglichen Arbeitssituation treffen
die Bezugspersonen immer wieder auf Personen (Eltern,
MitarbeiterInnen), die ihnen genau diese Identitätsmuster als
Rollenerwartung gegenüberbringen.
Diejenigen, die als FachberaterInnen, SupervisorInnen oder
FortbilderInnnen den Professionalisierungsprozeß der
Bezugspersonen begleiten, abstützen und (auch wenn sie sich das
selber nicht immer gerne eingestehen) nach ihrem Bild von ‘guter
Arbeit’ formen, sind mittlerweile selber Profis. Das ‘ehrenamtliche
Engagement’ im Rahmen selbstorganisierter Zusammenschlüsse
interessierter PädagogInnen findet kaum mehr statt. Voneinander
Lernen wird nicht mehr in Prozessen der gemeinsamen Diskussion
von Personen mit gleicher Ausgangslage vollzogen. Es entsteht eine
‘Kader-Ebene’, in der sich diejenigen als Mentoren der neu
Hinzugekommenen betätigen, die sich in den institutionalisierten
Zusammenschlüssen die Perspektive einer beruflichen Existenz
eröffnen. Sie werden sozusagen Professionalisierungsprofis. Der
Weg in diese Ebene der pädagogischen Arbeit stellt insbesondere für
studierte PädagogInnen nach einer gewissen Zeit der praktischen
Arbeit mit Kindern eine Chance dar, einer in ihrer
Selbstwahrnehmung der eigenen Ausbildung adäquateren Tätigkeit
nachzugehen. Allerdings ist hier zu bedenken, daß ein solcher Weg
erst einmal möglich sein muß, sprich, ‘einfach vorhandene
Nachfrager’ für das Wissen der solcherart Spezialisierten da sein
müssen. Der Professionalisierungsprozeß in der Freien Kinderarbeit
ist an einem Punkt angekommen, an dem man feststellen kann, daß
20
ein weitgehend ausdifferenziertes ‘Berufsbild Bezugsperson’
entstanden ist. Darüber hinaus haben sich einzelne Profis zu
Spezialisten der Professionalisierung weiterentwickelt und Wege
gefunden, ihre solcherart spezifischen Kenntnisse ebenfalls zur
Grundlage der beruflichen Existenz zu machen, sich mithin neuerlich
professionalisiert.
Wer heute in einem Kinderladen anfängt zu arbeiten, kann sich
mittlerweile einer berufsständischen Rückversicherung sicher sein,
die Hilfe in krisenhaften Situationen sowie Begleitung auf dem Weg
der individuellen Professionalisierung verspricht. ‚Der einsame
Pädagoge’ ist nicht mehr länger einsam.
21
Die Institution
Um einen Professionalisierungsprozeß für die Bezugspersonen
überhaupt zu ermöglichen, ist ein entsprechender Rahmen
notwendig. Ganz kurz: ohne Kinderladen keine Bezugsperson. Nur
da, wo eine Einrichtung konkret existiert, kann überhaupt jemand auf
die Idee kommen, sich zu professionalisieren. „Erziehung findet
weder in den Köpfen von Menschen statt noch zwischen ihren
Körpern. Sie wird vielmehr in einem Raum wirksam, der
gesellschaftlich vorgegeben, aber auch gesellschaftlich gestaltbar
ist. (...) Ohne Organisationsform ist die ‘Methode’ in der Tat ein Fisch
ohne Wasser: ein surrealer Gegenstand.“49
Die institutionellen Bedingungen bestimmen und begrenzen die
Möglichkeiten der in ihnen Handelnden. Allerdings sind die in
Institutionen Handelnden genauso Faktor der Entwicklung der
institutionellen Bedingungen.50 So stellt der beschriebene
Professionalisierungsprozeß der Bezugspersonen in der Freien
Kinderarbeit einen Teil eines Zusammenhangs von Veränderungen
dar, der den Charakter des ‘Systems Kinderladen’ verändert. Diese
Veränderungen führen dazu, daß das ‘Experiment’ sich etabliert und
zur ‘Institution’ wird.
„Daß es heute Kinderläden gibt, die seit 15 bis 20 Jahren
existieren, ist schon Beleg für den Prozeß, der als
Institutionalisierung bezeichnet wird (ein Begriff, der in der
Kinderladenszene mittlerweile seinen festen Platz hat). Das
Bestehen dieser Kinderläden ist heute unabhängig von einzelnen
Personen, seien es Bezugspersonen oder Eltern. Natürlich ist die
konkrete Existenz der Läden abhängig von dem Wirken der
beteiligten Personen, der Laden verkraftet jedoch Wechsel von
Bezugspersonen wie das Ausscheiden von Eltern und den Eintritt
neuer Eltern, ohne jedesmal in Identitätskrisen zu geraten.“ 51
Um an einen solchen Punkt zu kommen, ist es nötig, einige
Bedingungen zu erfüllen. Eine gewisse Dauerhaftigkeit der
Einrichtungen, die sich institutionalisieren, ist zu gewährleisten. Es
muß eine ausreichende Anzahl von Einrichtungen existieren. Diese
müssen in einem infrastrukturellen Umfeld eingebunden sein, das
Gewähr dafür bietet, daß ein Austausch unter den einzelnen
Einrichtungen möglich (und auch tatsächlich praktiziert) wird. Es
muß zur Etablierung gemeinsamer Standards kommen, die als
22
Merkmale der Institutionen diese von anderen abhebt, damit sie
auch für Außenstehende als solcherart spezifische Institutionen
erkannt werden können.
Gegen Ende der achtziger Jahre sind diese Bedingungen in
ausreichendem Ausmaß vorhanden. In Hessen bestehen zu dieser
Zeit ca. 220 Initiativen, die etwa 4000 Kinderbetreuungsplätze
bieten. Viele dieser Initiativen können auf eine längere Praxis
zurückschauen, einige bestehen bis zu 20 Jahren. 52 Trotz der
beileibe nicht befriedigenden Bezuschussung, die noch dazu von
Kommune zu Kommune unterschiedlich gehandhabt wird 53, haben
es die Initiativen geschafft, das Problem der Dauer soweit zu lösen,
daß sie den ‚Trauerflor der steten Bedrohung’ der materiellen
Existenz weit genug in den Hintergrund rücken können.
„Relativ stabile Organisationsformen sowohl innerhalb des
Kinderladens wie auch, was seine Rahmenbedingungen betrifft,
erlauben den Beteiligten ein hohes Maß an Konzentration auf die
eigentliche Tätigkeit des Kinderladens.“54
Welche Rahmenbedingungen sind aber nun die typischen der
Organisationsform der Kinderläden? Welche Standards sind heute
im Rahmen der Freien Kindereinrichtungen vorzufindende Norm,
und welche Entwicklungen haben sie hervorgebracht?
TRÄGERSCHAFT, VEREIN, VERTRÄGE
Die Freien Kindereinrichtungen heute werden von
freigemeinnützigen Trägern, in der Regel in der Form eines e. V.,
eines eingetragenen, gemeinnützigen Vereins organisiert. „Es
besteht die Möglichkeit, sich entweder einem Verein in der Nähe
anzuschließen (...) oder einen neuen Verein zu gründen (...):“ 55 Dafür
gibt es zwingende Gründe. Erst einem solchen gemeinnützigen
Verein ist die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe nach §
75 KJHG möglich, die wiederum Voraussetzung ist für die
Beantragung öffentlicher Zuschüsse.
23
Die Anerkennung der Vereine als Träger der freien Jugendhilfe ist
geknüpft an die Bedingungen, daß „sie
1. auf dem Gebiet der Jugendhilfe ... tätig sind,
2. gemeinnützige Ziele verfolgen,
3. aufgrund der fachlichen und personellen Voraussetzungen
erwarten lassen, daß sie einen nicht unwesentlichen Beitrag zur
Erfüllung der Aufgaben der Jugendhilfe zu leisten imstande sind und
4. die Gewähr für eine den Zielen des Grundgesetzes förderliche
Arbeit bieten.“56
Vom Finanzamt lassen sich die Vereine ihre ‘Gemeinnützigkeit’
bescheinigen. Dazu legen sie ihre Vereinssatzung vor, in der Ziele
und Zwecke des Vereins aufgeführt sein müssen, die als
‘gemeinnützig’ anerkannt sind. Solche Zwecke sind z. B. die
Förderung der Jugendhilfe, die Unterstützung berufstätiger Eltern
oder „die theoretische und praktische Förderung pädagogischer
Arbeit mit Kindern“.57
Beim Landesjugendamt stellen sie einen ‘Antrag auf Erteilung der
Betriebserlaubnis gemäß § 45 KJHG’. Dort werden die räumlichen
und personellen Voraussetzungen der Einrichtung anhand
bestimmter Vorgaben geprüft.58 Von Seiten des örtlichen
Jugendamtes wird dem Antrag eine Stellungnahme zugefügt.
Das Erfüllen all dieser formalen Vorgaben hat eine eigene
Entwicklungsgeschichte: In Folge der Tatsache, daß die Betreuung
der Kinder in den Kinderläden schon bald nach deren Entstehen
neutralen Bezugspersonen übergeben, bzw. überlassen wurde,
entstand natürlich auch die Notwendigkeit einer verläßlichen
Finanzierung. Schon von Anfang an bemühten sich daher die Freien
Kindereinrichtungen um die staatliche Bezuschussung ihrer Projekte.
„Die Kosten sind von den beteiligten Eltern getragen worden. Sie
haben keinen Träger im Hintergrund, der als Zuschußgeber in
Betracht kommen könnte. Ein großer Teil der Mütter studiert, ist in
Ausbildung oder arbeitet. Die Einkommensverhältnisse sind sehr
unterschiedlich. Eine Aufrechterhaltung des Betriebes der
Einrichtung scheint auf weitere Sicht nicht ohne Bezuschussung von
irgendeiner Seite gewährleistet zu sein. Die meisten
Elterngemeinschaften haben sich daher mit der Bitte um
Bezuschussung zur Ausstattung und Unterhaltung ihrer Einrichtung
an das örtlich zuständige Jugendamt und den Senator für Jugend,
Familie und Sport gewandt.“59
Der Versuch, 1968 in Berlin über die Organisierung der
entstehenden Gruppen im ‘Zentralrat der sozialistischen Kinderläden’
24
einen außerhalb staatlicher Vorgaben agierenden Zusammenschluß
als Verhandlungspartner der Senatsverwaltung
gegenüberzustellen60, brachte für die Finanzierungsprobleme der
Einrichtungen keine Lösung.61
Über die Notwendigkeit, staatliche Gelder zur Abdeckung der
laufenden Betriebskosten zu bekommen, ergibt sich schließlich ein
Eingehen auf formale Vorgaben des Staates, sich einer im
‘rechtlichen Rahmen’ handhabbaren Trägerstruktur zu bedienen und
die für die staatliche Verwaltung ‘unkalkulierbare’ Situation in deren
Sinne zu verändern. „Die ‘Kinderläden’ lassen sich (...) nur schwer in
das gegenwärtige Rechtssystem des Jugendwohlfahrtsgesetzes
einordnen. Ihre Träger haben keine Rechtspersönlichkeit und sind
lose, zweckbestimmte Zusammenschlüsse von betont auf ihre
individuelle Selbständigkeit und Freiheit bedachten Eltern. Sie fallen
auch nicht unter den Begriff ‘Träger der freien Jugendhilfe’.“ 62
Die Initiativgruppen konstituieren sich daher in Form der
eingetragenen Vereine. „So waren die Eltern gehalten, einen
Trägerverein mit starren, vereinsrechtlichen Organisationsformen zu
gründen und Gruppenräume für einen Zeitraum anzumieten, der den
Bedarfszeitraum (etwa drei bis vier Jahre) bei weitem überschritt. In
Nordrhein-Westfalen z. B. mußten Gruppenräume für mindestens 10
Jahre angemietet werden. So war die spontane politische Bewegung
unter der Hand in das Korsett bürgerlicher Öffentlichkeitsformen
gezwängt worden.“63 Eine Debatte über diese Form der
Organisation findet bis heute nicht mehr statt. Sie ist eine der
institutionellen Grundlagen der Freien Kindereinrichtungen.
Solange sich die Kinderläden als gemeinsame Projekte der
Beteiligten definieren, die ein so verstandenes ‘gemeinsames
Interesse’ verbindet, ist die Frage nach der formal juristischen Basis
im alltäglichen Umgang nicht von zentraler Bedeutung. Mit dem
Verschwinden dieses ‘gemeinsamen Interesses’ entwickeln sich die
formalen Gegebenheiten zu auch real bestimmenden Faktoren in
den Beziehungen der Menschen. Es werden Verträge von zwei sich
formal gegenüberstehenden Parteien mit unterschiedlichen
(gegensätzlichen) Interessen geschlossen. Wenn die Einrichtungen
von Vereinen getragen werden, die als Vertragspartner auftreten, so
stellt sich natürlich in vielen Fällen die Frage, welche Personen den
Verein bilden.
Das gilt nicht nur in Beziehungen nach ‘Außen’, wie bspw. bei
Mietverträgen oder Anträgen auf Bezuschussung, sondern ganz
genauso nach ‘Innen’, bei Arbeits- und Betreuungsverträgen, bei
25
konzeptionellen Fragen und bei Konflikten unter den Erwachsenen.
Die entscheidende Frage dabei ist stets, ‘wer hat hier was zu sagen’.
Dabei sind heute in Hessen zu unterscheiden: 1) kleine Vereine,
die nur eine Einrichtung betreiben, bei denen nur Eltern Mitglieder
sind (z. T. auch noch ehemalige Eltern, Bezugspersonen und
FreundInnen, SympathisantInnen, die die Vereine fördern und
unterstützen wollen), sowie 2) große Vereine, die als Träger
mehrerer Einrichtungen auftreten, deren Mitgliederzahl aber eng
begrenzt ist (wie z. B. bei der Gesellschaft f. Jugendarbeit, die in
Frankfurt/M. ca. 50 Einrichtungen betreibt, wo sie 1997 bei 30
Mitgliedern liegt, die sich aus Eltern, Bezugspersonen und
‘Ehemaligen’ zusammensetzt64).
Im ersten Falle sind in der Regel die Eltern ‘direkt’ die Arbeitgeber
der Bezugspersonen. Zwar stimmt dies im juristischen Sinne nicht,
denn der Verein als juristische Person schließt die Verträge mit den
Angestellten, aber de facto wird das Verhältnis auch von Beteiligten
so dargestellt.65 Im zweiten Fall besteht neben den Eltern und den
Bezugspersonen eine dritte Instanz, die sich formal ‘zwischen’
beiden befindet und sich nicht wie beim ersten Modell aus Personen
zusammensetzt, die als Akteure in den beiden Gruppen beteiligt
sind. Diejenigen, die in den Vereinen handeln, sind in der Regel die
GeschäftsführerInnen66. Sie sind diejenigen, die Arbeitsverträge,
Mietverträge und Betreuungsverträge unterschreiben, die Gehälter
und Elternbeiträge verwalten, Mieten überweisen, also die formale
Ebene der Arbeitsorganisation garantieren.
Wenngleich sich die beiden Modelle in ihren Auswirkungen auf die
Binnenbeziehungen in den Einrichtungen unterscheiden, ist ihnen
doch gemeinsam, daß sowohl Betreuungsverträge mit den Eltern der
Kinder als auch Arbeitsverträge mit den Bezugspersonen
abgeschlossen werden. Das war nicht immer so, sondern stellt eine
Bedingung dar, die erst im Laufe des Institutionalisierungsprozesses
und als Teil desselben stattgefunden hat. Sie greift in den einzelnen
Einrichtungen da, wo „das Vertrauen in die Elterngruppe, daß die
sich schon um Euch kümmern, wenn Ihr kündigt oder das Projekt
scheitert“67 nicht mehr ausreicht. Wie dieser Prozeß auf Seiten der
Bezugspersonen gewendet wird und zu einem neuen
Selbstverständnis führt, wurde schon beschrieben. Formal spiegelt
sich das neu definierte Rollenverständnis der Beteiligten in dem
Rückgriff auf traditionelle Formen bürgerlichen Rechts wieder: „...
immer mehr Kinderläden gehen davon ab, das Arbeitsverhältnis
26
‘alternativ’ zu regeln. Offiziell ist meist ein Erzieher für eine 40Stunden-Woche angestellt und wird nach BAT bezahlt.“68
Institutionelles Merkmal der Freien Kinderarbeit ist somit, daß sie
dem Eintreten von Bezugspersonen, Eltern und Kindern in den
Handlungszusammenhang Vertragsbeziehungen zwischen einem
Verein und diesen Personen zugrunde legt. Dabei handelt es sich
um Arbeitsvertrag einerseits und Betreuungsvertrag andererseits. Es
entsteht dadurch notwendig ein ‘Betrieb’, dessen Angebot, nämlich
die Betreuung von Kindern zu übernehmen, von ‚einfach
vorhandenen Nachfragern’ über die Zahlung des
Betreuungsentgeltes gekauft wird. Insofern ist die häufig gestellte
Frage, ob sich die Kinderläden allmählich zum Dienstleistungsbetrieb
entwickeln, an den vorhandenen Bedingungen vorbei gestellt. 69 Sie
sind es schon lange. Als Teil des sozialen Netzes stehen sie in
Konkurrenz zu städtischen und kirchlichen Einrichtungen. In dieser
Konkurrenz können sich die Freien Kindereinrichtungen jedoch
zunehmend besser behaupten.
Dieser Tendenz kommt die Entwicklung zugute, daß die Freie
Kinderarbeit allmählich besser finanziell unterstützt wird. Bis Ende
der achtziger Jahre gibt es in einzelnen Kommunen
Förderungsrichtlinien, die aber nicht über die sog.
Drittelbezuschussung hinaus gehen.70 Das bedeutet für die
Einrichtungen, daß sie maximal ein Drittel der Kosten als Zuschuß
erhalten können. Üblicherweise werden diese Kosten noch dazu nur
in der Höhe als bezuschussungsfähig anerkannt, wie sie die Kosten
eines städtischen Kindergartenplatzes nicht übersteigen. Damit
werden die Freien Kindereinrichtungen formal gleich behandelt wie
andere Einrichtungen, z. B. der Kirchen oder des DRK. Ihrer
besonderen Situation als freigemeinnützige Träger, die nicht über
Eigenmittel verfügen, wird diese Bezuschussung aber nicht gerecht.
Die Einführung des ‘Sofortprogramms Kinderbetreuung’ bedeutet
in dieser Hinsicht einen wesentlichen Schritt auf dem Weg zur
finanziellen Absicherung. Die Gelder, die für die Aufrechterhaltung
der Betriebe nötig sind, werden also einerseits von Eltern
andererseits von staatlichen Stellen (Kommune, Kreis, Land)
zusammengebracht. Ohne staatliche Zuschüsse sind die Freien
Einrichtungen in der bestehenden Form nicht überlebensfähig. Diese
finanzielle Abhängigkeit ist ein weiteres institutionelles Merkmal der
Einrichtungen.
27
Räume
Um als Betrieb eine Dienstleistung anbieten zu können, braucht es
notwendig einen Raum dafür. Dies gilt sowohl im eher abstrakten
Sinne, also bspw. einen ‘gesellschaftlichen Frei-Raum’, ist hier aber
ganz einfach auf den schlichten mit Mauerwerk und Glas umbauten
Raum bezogen, in dem sich die Kinder und Bezugspersonen
bewegen. Gerade die räumliche Situation, in der sich die ‚eigentliche
Tätigkeit des Kinderladens’ abspielt, stellt in ihrer spezifischen
Ausprägung ein institutionelles Merkmal dar.
„Vor dem Kinderladen steht der steinerne Löwe, dem - wer? die
Kinder vielleicht nicht? - den Kopf abgeschlagen hat, den - wer?
vielleicht die Kinder mit roter Farbe übergossen haben an der
Bruchstelle, dem kopflosen Hals, mit regenfester roter Farbe, nicht
mit Fingerfarbe, die, flüchtige, der nächste Regen wegwäscht. Über
dem Laden steht in verschnörkelten Buchstaben, kaum leserlich,
allen Rätsel aufgebend, >>Antik<<, denn bevor der Kinderladen
darin sich einrichtete, hatte Barbara hier ihren Trödelladen ... Der
Kinderladen erinnert an Höhlen, die immer tiefer in die Erde führen,
an Stollen, an den unterirdischen Bau eines Tieres. Zwei Zimmer
liegen nach vorn raus, in einem bauen die Jungen große Burgen aus
Klötzen und spielen Krieg. Im anderen Zimmer veranstalten die
Mädchen Mädchenpartys und wühlen, Elstern, im Geglitzer ihrer
Schmuckkästchen. Das sind aber nur die Vorhöfe, die Tür im
Jungenzimmer führt tiefer hinein in den Stollen. Dort hinten liegt
rechts die Küche und links ein weiteres Zimmer, in dem Hannes
Kinder schlafen. Und eine Falltür und eine Treppe schließlich führen
ganz ins Innere, nach unten, in den Keller, in dem Hanne schläft.“ 71
28
Kinderläden waren und sind nach wie vor in Räumen anzutreffen,
die nicht als Kinderräume gebaut wurden. Man findet sie in
umfunktionierten Wohnungen, Läden, Fabriketagen,
Seminarräumen, Büroetagen, ausgedienten Lagerräumen (sogar in
ehemaligen Gefängnissen72). Manche der heute existierenden Freien
Kindereinrichtungen haben eigene Häuser zur Verfügung, die
meisten sind in Häusern oder Gebäudekomplexen anzutreffen, die
auch anderweitig genutzt werden. Dadurch stehen sie in ständiger
Verbindung zu einer sie umgebenden Nachbarschaft.
„Also was hier gut ist, ist diese Schaufensterscheibe, wir haben viel
Kontakt von außen. Wir haben oft schon Kinder reingelassen, die
draußen an der Scheibe standen, die dann einfach hier ein bißchen
mitgespielt haben. (...) Wir haben nen ganz regelmäßigen Kontakt
seit fünf Jahren schon zu unserer Müllabfuhr. Das sind gute Freunde
von uns, die kommen ganz regelmäßig hier rein. Einmal in der
Woche sitzt unser Müllfahrer hier mit drin, der Karl, der ist eine
stehende Einrichtung schon, für alle Krabbelkinder, die ich bisher
hatte. Wenn der vorbeikommt, ist der mit drin und das ist für die
Kinder auch selbstverständlich, daß der dann hier sitzt und
frühstückt. Desgleichen zum Briefträger, der ist auch immer
gekommen, und es ist viel so, so Omas die draußen stehen, die
dann ‘n paar Minuten schwätzen. Es ist eigentlich schon sehr offen
nach draußen auch.“73
Daß die Kinderläden nach wie vor in solchen Räumen
unterkommen, liegt zum großen Teil daran, daß es von keiner Seite
finanzielle Mittel gibt, die den Neubau einer Freien Kindereinrichtung
sichern könnten. Weder haben die Eltern die dafür nötigen Gelder
zur Verfügung, noch sind Verwaltungsstellen in der Lage (bzw. auch
bereit), Investitionen für Neubaumaßnahmen innerhalb der für das
Entstehen von Freien Kindereinrichtungen nötigen kurzen Zeit zu
tätigen. So bleiben die Freien Kindereinrichtungen nach wie vor in
Wohnungen, Läden und anderen Räumen, deren ursprünglicher
Zweck ein anderer war, als ausgerechnet eine
Kinderbetreuungseinrichtung zu beherbergen.
Diese Bedingung hat sich somit seit der Entstehung der ersten
Kinderläden nicht wesentlich verändert. Allerdings gibt es auch
hierbei Entwicklungen, die mit der Zeit stattfinden. In den Orten
nämlich, wo eine entsprechend bessere Unterstützung insbesondere finanzieller Art - durch die öffentliche Hand zur
Verfügung steht, verbessern sich auch die Möglichkeiten der
29
Initiativen und Vereine, tatsächlich Räume auf dem Immobilienmarkt
zu finden.
Am weitesten in dieser Hinsicht fortgeschritten ist die Entwicklung
wiederum in Frankfurt, wo die Stadtverwaltung einen separaten
Mietkostenzuschuß über den Platzkostenzuschuß hinaus zur
Verfügung stellt. Der Effekt einer solchen Finanzierung ist einfach
nachzuvollziehen.
„Wir haben nicht mehr das Problem, daß wir in früheren Jahren
durch alle Hinterhöfe gerannt sind, ... also die Eltern mußten (und)
sind dann wirklich durchs Viertel gelaufen und gelaufen und
gelaufen, bis sie das billigste Objekt gefunden haben, das am
wenigsten renovierungsbedürftige Objekt (...)
Als wir anfingen, die teureren Mieten, die üblichen Mieten zu
zahlen, war das Thema Kindergeschrei oder das Thema
Kinderbetreuung in Räumen überhaupt kein Thema mehr. Als die
gemerkt haben, aha, da gibt es Mieter, die sind bereit zu zahlen, sind
auch bereit unsere geforderten Mieten zu zahlen, da war das auch
nicht mehr schwierig, Räume zu finden. Das ist schon richtig. (...)
Es war in der Tat so, daß sich auf diesem Vermietermarkt das
quasi rumgesprochen hat. Da gab’s dann plötzlich, (...) wir haben
was angemietet in Rödelheim oder in Niederrad und dann hat der
gesagt: ‘Ich hab auch noch was im Gallus, wollen sie nicht auch ...’“ 74
Ein Effekt dieser Bezuschussung ist, daß über öffentliche Gelder
die überhöhten Mieten der Immobilienbesitzer mitfinanziert werden.
Ein Effekt allerdings, der sich aus Sicht der Initiativen nicht als
zentral darstellt, da deren Interesse zuerst darin besteht, überhaupt
Räume und weiterhin, möglichst gut geeignete (also große, helle,
gute Lage etc.) Räume für ihre Kinder zur Verfügung zuhaben. Die
zugrunde liegende Logik der Umverteilung von Kosten auf die
Gesellschaft bei gleichzeitiger Privatisierung von Gewinnen spielt
dabei in den Diskussionen innerhalb der Freien Kindereinrichtungen
keine Rolle.
Man ist froh, über die entsprechende Bezuschussung eine
Verbesserung der konkreten Bedingungen zu erlangen. „Es hat eine
Veränderung bewirkt, dadurch, daß wir auch einfach nicht mehr auf
jede Mark gucken mußten. Und es hat ja auch was verbessert, wenn
man einfach davon ausgeht, daß die Einrichtungen eingerichtet sind,
daß die renoviert sind, daß die auch nett sind. Früher war das (...)
der Touch von second-hand, der war ja nie weg, der war nicht zu
übersehen. (...) Und das ist jetzt anders. Also da gibt es einfach
30
auch, ganz einfach nett und schön eingerichtete Einrichtungen, und
auch für die Kinder ein besseres Angebot dadurch.“ 75
Wo die Einrichtung als gemeinsames Projekt gesehen und das
Klima von einer auf kollektive Entwicklung und gesellschaftliche
Veränderung gerichteten Interessenslage geprägt war, wo sie
eingebunden war in eine sich subkulturell verstehende Szene, die
sich als ‘alternativ’ und zum bestehenden politischen System
oppositionell charakterisierte, spielte die Frage nach ‘nett
eingerichteten Räumen’ eine nachrangige Rolle.
„Da konnte man mehr improvisieren. Das ist ja dann auch alles
nicht mehr gewesen, oder ist ja heute nicht mehr möglich. Die Zeiten
haben sich geändert. Also es haben sich auch inhaltlich die Zeiten
geändert. Die Nachfrage der Eltern ist eine andere geworden. Die
wollen auch mehr Dienstleistung, die wollen auch einen anderen
Kinderladen haben und wollen auch vergleichen können.“ 76
In anderen Städten, die in Hinsicht auf die Bezuschussung der
Freien Kindereinrichtungen nicht so weit fortgeschritten sind wie
Frankfurt, bleibt den Initiativen nach wie vor oft nichts anderes, als
‘durch die Hinterhöfe zu laufen’, auf der Suche nach geeigneten, und
eben: billigen Räumen. So kommen Kindergruppen häufig in
Räumen unter, deren provisorischer Charakter mit den Ansprüchen
der Gruppen zu Beginn der Entwicklung der Freien
Kindereinrichtungen nicht kollidierte, mittlerweile aber den
veränderten Ansprüchen der Eltern und Bezugspersonen an die
Rahmenbedingungen nicht mehr einfach gerecht wird.
Unabhängig davon, ob sie von einer besseren Bezuschussung
profitieren können oder nicht, bleiben die Gruppen aber durchgängig
auf Räume angewiesen, die ursprünglich nicht als
Kinderbetreuungsräume konzipiert waren. Diese Bedingungen
stellen mithin ein Charakteristikum der Freien Kindereinrichtungen
dar.
Die Stellung der Eltern
31
Die Stellung der Eltern in den Betrieben hat sich innerhalb der Zeit
des Bestehens Freier Einrichtungen verändert. Diese Veränderung
korrespondiert stets mit der Veränderung der Stellung der
Bezugspersonen. Die Professionalisierung der Bezugspersonen
zieht notwendig eine Laisierung der Eltern nach sich. Der Rückzug
der Eltern aus der praktischen wie auch theoretischen Arbeit der
Kinderläden führt notwendig zu einem Ausbau der Stellung der
Bezugspersonen. So ist jeweils der eine mit dem anderen Prozeß
verknüpft. Es ist dabei von beiden Parteien die jeweils den anderen
zuzurechnende Verhaltensweise (Rückzug, Aneignung, etc.) leicht
als Legitimation für die eigene zu benutzen. Eine solche kausale
Rückführung von Prozessen innerhalb der Freien
Kindereinrichtungen auf z. B. ‘den Rückzug der Eltern’ stellt aber
eine Verkürzung dar, da sie nicht die Bedingungen mit untersucht,
unter denen dieser zustande kommt.
Um die Stellung der Eltern in den Einrichtungen in ihrer jeweils
anzutreffenden Ausprägung zu verstehen, ist es zuerst einmal
notwendig, die Stellung der Eltern zu den Einrichtungen zu klären.
Dabei fällt auf, daß selbst heute noch diejenigen Einrichtungen der
Freien Kinderarbeit eine ganz spezifische Position der Eltern in den
Einrichtungen haben, die aus einer Elterninitiative entstanden und
sich in der ersten Phase nach der Gründung befinden.
„Eltern haben sich zusammen gefunden und sich auf bestimmte
Bedingungen, Ziele und Gemeinsamkeiten geeinigt. Sie haben sich
in die Verwaltung eingearbeitet, Räume angemietet und gestaltet,
einen Verein gegründet und die Kindergruppe aufgebaut.“77 Dieser
Prozeß entwickelt sich 1999 nicht wesentlich anders als 1974 oder
1985. Er ist zwar in jeweils andere Bedingungen eingebunden, z. B.
was die politische Durchsetzbarkeit der finanziellen Förderung
angeht, oder den gesellschaftlichen Diskussionshintergrund
bezüglich außerfamiliärer Kinderbetreuung, aber diese Bedingungen
beeinflussen nicht den Prozeß als solches. Sie wirken sich zwar auf
die Geschwindigkeit bestimmter Entwicklungen aus, oder auch auf
die jeweils vorherrschenden Themen innerhalb der Gruppen, aber an
der Stellung der Eltern zu der Einrichtung ändern sie nichts.
Diese ist charakterisiert durch eine starke Identifikation. Die Eltern
betrachten die Einrichtung zu einem hohen Maß als ihre Einrichtung.
Und sie verhalten sich dementsprechend. „Eltern tragen die
Vereinsarbeit und stellen den Vorstand. Eltern putzen, kochen,
gestalten die Räume etc. Eltern machen Elterndienst in der
Kindergruppe. (...) Eltern erleben sich selber und untereinander in
32
der Arbeit, erleben die Bezugspersonen in ihrem Verhalten, die
eigenen Kinder, die Gruppendynamik und ihre Prozesse. Eltern
tragen und gestalten die Elternabende mit ihren Ansprüchen,
Bedürfnissen, Erfahrungen, Wünschen und Fähigkeiten als
Elterngruppe. (...) Eltern haben viel Kompetenz und sind Träger des
Ladens; schaffen die Atmosphäre und bestimmen, ob und wie der
Laden läuft.“78
Dieses Verhältnis verändert sich in den je einzelnen
Gruppengeschichten in der Regel dann, wenn die Gründungseltern
aus der Gruppe heraus gehen - begünstigt noch dadurch, daß u. U.
die Bezugspersonen bleiben. „Wenn der letzte Gründungsvater und
die letzte Gründungsmutter aus so einer Einrichtung draußen sind,
dann ist der Elterninitiativgedanke gestorben. Da gibt’s ganz, ganz
wenige Ausnahmen nur, wo’s anders ist.“79 Giesel Krämer und Björn
Pertoft sprechen in diesem Stadium nicht mehr von einer
Elterninitiative sondern von einem Elternbetrieb: „Die neuen Eltern
haben die schwierige, aufwendige Aufbauphase nicht mitgemacht.
Sie müssen sich nun von außen kommend in die Gruppe einfinden,
sich in die Vereinsaufgaben einarbeiten und sich mit der Pädagogik
und den Kompetenzen der Bezugsperson zurechtfinden. Meist sind
die Bezugspersonen jetzt Träger der pädagogischen Kompetenz. Sie
schaffen Atmosphäre und bestimmen, wo es langgeht.“ 80
Indem sich die Stellung der Eltern zu der Einrichtung verändert,
verändert sich auch die Stellung in der Einrichtung. So wie eben kurz
skizziert laufen die Veränderungsprozesse innerhalb der einzelnen
Einrichtungen jeweils ähnlich ab. Es ist im historischen Rückblick
festzustellen, daß diese Prozesse erstmals da greifen, wo die
Kinderläden sich „einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive nicht
mehr zuordnen können.“81 „Mit Zerfall der politischen
Studentenbewegung verschwand auch das Verständnis von der
kollektiven Kinderarbeit als einer politischen Aktion. Sie reduzierte
sich auf ihren Kern, die Realisierung der Verpflichtung von Eltern,
ihre Kinder zu erziehen. In allen uns bekannten Eltern-Kind-Gruppen
setzte ein Prozeß ein, in dessen Verlauf sich die Eltern immer
weniger mit ihren Fähigkeiten und Ideen einbrachten, ‘Kinderdienst’
wurde zu einer lästigen Pflicht, die sich in zahlreichen Gruppen
schließlich auf reine Serviceleistungen wie Putzen und Renovieren
der Räumlichkeiten verengte.“82
Diese Entwicklung ist dabei stets aufs engste verbunden mit dem
Prozeß der Professionalisierung, der in Kap. 1 geschildert wurde.
33
„Die Eltern, (...) erwarteten von den Erziehern, daß sie Erziehung
realisierten, die zwar in der Tradition der antiautoritären Erziehung
stehen sollte, die ihre Kinder aber nicht hinter den (schulischen)
Fähigkeiten anderer Kinder zurückstehen lassen sollte. Auf
Elternabenden wurde viel darüber geredet und gestritten, die
Realisierung verblieb den Erziehern. Gelang sie nicht zur
Zufriedenheit der Eltern, wurde den Erziehern eben gekündigt. Die
Eltern waren zu ‘Arbeitgebern’ geworden, die Erzieher zu
‘Lohnerziehern’, zumeist ohne Arbeitsvertrag und unter
Arbeitsbedingungen, die weit hinter die von Kindergarten-Erziehern
zurückfielen.“83
Die Bezugspersonen müssen sich zunehmend als Gruppe
innerhalb eines Zusammenhangs erkennen, die einer anderen, den
Eltern gegenübersteht, also nicht mehr innerhalb eines als
gemeinsam verstandenen Projektes an unterschiedlichen Stellen
befindlich. „Dabei hegten viele Erzieher auch weiter die Illusionen,
einen selbstbestimmten Arbeitsplatz zu haben und Mitglied einer
(wie auch immer inhaltlich bestimmten) politischen Gruppe zu sein.
Gewerkschaftlich orientierte Forderungen, z. B. für
Arbeitszeitregelungen und versicherungsrechtliche Absicherungen
wurden von vielen Elterngruppen mit dem Hinweis auf ‘gemeinsame’
politische Interessen abgelehnt und mit dem Hinweis, sie könnten ja
kündigen, unterstrichen.“84
So ergeben sich Interessengegensätze, die über „Kämpfe“
ausgetragen werden. Dabei geht es im wesentlichen immer um die
gleichen Fragen. Wer entscheidet bei Neuaufnahmen? Wer
entscheidet bei Einstellungen? Diese Fragen sind deshalb von
zentraler Bedeutung, weil die personelle Zusammensetzung der
Eltern- und Bezugspersonengruppen bei der Regelung
alltagspraktischer Fragen natürlich von überragender Bedeutung ist.
Infolge ihrer Professionalisierung gelingt es den Bezugspersonen
zunehmend, Einfluß auf diese Entscheidungen zu gewinnen. Dieser
Einfluß ist aus Sicht der Bezugspersonen überzeugend mit deren
Erfahrungsvorsprung zu legitimieren.
Je mehr sich die Eltern selber als Laien verstehen, um so leichter
folgen sie dieser Argumentation. Zunehmend ziehen sie sich aus der
Regelung von für das Fortbestehen der Gruppen wichtigen
Entscheidungen heraus. Ein Indiz für die wachsende Bereitschaft der
Eltern dazu ist die Akzeptanz, die der Einführung von
Elterngesprächen entgegengebracht wird. „Da hat sich ein Wandel
vollzogen in der Hinsicht, daß seit Anfang, Mitte Achtzig sehr viele
34
Einrichtungen dazu übergegangen sind, klassische Elterngespräche
einzuführen, wesentlich seltener Fragen, die die Erziehung angehen,
Fragen die die Erwachsenen angehen, auf Elternabenden zu
besprechen, ganz konkrete Probleme.“85
Die Etablierung der Vorstellung des Kinderladens als eines Ortes,
an dem Pädagogik betrieben wird, und zwar von Profis, dessen
Existenz also der Notwendigkeit des Betreibens von Pädagogik und
der Einsicht in die Vorteile dieser Art des pädagogischen Treibens
geschuldet ist, bringt es mit sich, daß sich die Stellung der Eltern zu
und demnach auch in den Einrichtungen dahingehend ändert, daß
sie als Teil einer pädagogischen Veranstaltung eine bestimmte Rolle
zu übernehmen haben. Selbst wo sie formal über die Mitgliedschaft
in einem Verein noch Träger der Einrichtung sind, gestehen sie doch
zum großen Teil den Bezugspersonen die Kompetenz zu, über die
meisten Angelegenheiten der Einrichtung zu entscheiden.
Andererseits sind die Eltern aber dennoch in den Einrichtungen
präsent. Zum einen da, wo sie als Träger bestimmte Entscheidungen
zu verantworten haben, auch wenn dieselben vorwiegend von den
Bezugspersonen vorbereitet oder ganz und gar getroffen werden.
Zum anderen dort, wo sie als Teil der pädagogischen Veranstaltung
verstanden werden, bzw. auch sich verstehen und entsprechenden
Handlungsanforderungen gegenüberstehen.
Dies bezieht sich weniger auf die schon weiter oben genannten
Service-Leistungen wie Putzen, Kochen, Waschen etc. Die
Bereitschaft, sich in einen pädagogischen Dialog mit den
Bezugspersonen, bzw. einen pädagogischen Diskurs in der
Elterngruppe zu begeben, schafft erst die eigentliche Basis für das
Gelingen der pädagogischen Veranstaltung. „Auch wenn heute, im
Gegensatz zu den Anfangszeiten, die pädagogische Arbeit
ausschließlich von Pädagogen geleistet wird, gibt es für Eltern über
die Organisationsarbeit und die Elternabende Möglichkeiten der
Mitarbeit, ist der Kinderladen nach wie vor mehr als eine
Unterbringungsmöglichkeit für Kinder, worin er sich entscheidend
von traditionellen Kindergärten unterscheidet. Er ist zudem Ort für
Beratung und ‘Nachbarschaftshilfe’, der Kommunikation unter Eltern
und Diskussionsmöglichkeit über Fragen der Erziehung.
Regelmäßige (mindestens alle 4 Wochen) Elternabende und der
überschaubare Rahmen erlauben auch informelleren und
persönlicheren Kontakt zwischen den Eltern und zu den
Bezugspersonen, gleichzeitig wird aber an die Eltern der Anspruch
35
gestellt, sich mit den Problemen ihrer Kinder zu befassen und
darüber mit anderen eine Auseinandersetzung zu führen.“ 86
Solcherart Ansprüche sind ein charakteristisches Merkmal der
inneren Strukturen der Freien Kindereinrichtungen. Und zwar in
doppelter Hinsicht: zum einen als Anspruch der Einrichtungen an die
Eltern, zum anderen als Anspruch der Eltern an die Einrichtung. Daß
diese Ansprüche dann auch tatsächlich zu relevanten Faktoren im
Alltag werden, ist ein wesentlicher Standard, der die Freie
Kinderarbeit auszeichnet. Dieser Standard stellt ein Resultat eines
Prozesses dar, der sich seit Beginn der Kinderladenbewegung in
einer spezifischen Art und Weise abgespielt hat. Er ist nichts
unumstößliches.
Die Freien Einrichtungen stehen mittlerweile einem viel breiteren
Personenkreis offen. Sich als Elternteil einem Verein anzuschließen,
der eine Kindergruppe organisiert, bedeutet heute etwas anderes als
vor zwanzig Jahren. Und zwar nicht nur wegen der sich
verändernden Themen, die gerade ‘aktuell’ sind
(Intelligenzförderung, Aggression, Geschlechtsrollen,
Fremdenfeindlichkeit, etc.). Viel mehr aufgrund der sich langsam
verändernden Strukturen der Einrichtungen. Tatsächlich ist es so,
daß bei den großen Trägervereinen in Frankfurt eine Mitgliedschaft
im Verein überhaupt nicht mehr nötig ist, um sein Kind in einer
Freien Einrichtung unterzubringen.
Hier ist auch die systematische Distanz am weitesten
fortentwickelt, die sich zwischen den Bezugspersonen und den
Eltern ergibt. In der Dreieckskonstellation Bezugspersonen - Verein Eltern ergibt sich die Möglichkeit, die Eltern als Teil des am Kind zu
vollziehenden pädagogischen Prozesses zu behandeln. (Was
durchaus oft mit den Interessen von Eltern zusammenfällt, da sie
kein alternatives Bild davon haben, was sich sonst in einer
Kinderbetreuungseinrichtung abspielen könnte.) Charakteristisch für
die Freien Einrichtungen ist dabei, daß sie die Eltern zu einem
weitaus höheren Ausmaß mit in den pädagogischen Prozeß
einbeziehen, als es in anderen Einrichtungen der Kinderbetreuung
der Fall ist. Die Transparenz der Abläufe in und hinter der
Kindergruppe ist für die Eltern in der Regel wesentlich höher als z. B.
im städtischen oder kirchlichen Kindergarten. „Den Vorsprung, den
haben wir. Das ist immer noch bei uns besser organisiert und auch
besser weitergegeben, die Erfahrungen, die da gemacht wurden, die
letzten Jahre, die sind ja da, und die sind in den Einrichtungen drin
36
und die laufen da auch ... Also von daher gibt es noch immer den
Unterschied, daß die Elternarbeit eine andere ist.“87
Die Arbeitsbeziehungen der Bezugspersonen
Die Entstehung des ‚Berufs Bezugsperson’ ist im Kapitel zur
Professionalisierung schon eingehend hergeleitet worden. Heute
sind innerhalb der Kinderläden Standards in Bezug auf die
Arbeitsbeziehungen der Beschäftigten festzustellen, die praktisch
überall in den freien Einrichtungen anzutreffen sind.
„Entscheidungsprozesse werden kollektiv getroffen. Es gibt keine
Versorgungsmaschinerie, die einen großen Verwaltungsaufwand
braucht.“88 Die Arbeit wird im Team abgestimmt und organisiert.
‘Selbstorganisation’ und ‘Teamarbeit’ sind die entsprechenden
plakativen Begriffe, mit denen die Arbeitsbeziehungen häufig
charakterisiert werden.
Innerhalb der Freien Kindereinrichtungen gibt es in der Regel keine
hierarchische Arbeitsstruktur. Die Planung der Arbeit erfolgt in
Zusammenarbeit der Bezugspersonen, die Aufgaben, die sich aus
ihr ergeben, werden untereinander aufgeteilt und zwar nicht nach
formalen Kriterien. Es gibt in den Einrichtungen keine Leitung, keine
Anweisungsbefugnis für einzelne gegenüber anderen
MitarbeiterInnen.89 Konflikte müssen daher in anderer Weise
geregelt werden, als unter hierarchisch strukturierten
Arbeitsbedingungen. Die gemeinsame Reflektion der Praxis gewinnt
hier wesentlich an Bedeutung.
„Also sämtliche Konflikte, Überlegungen, auch pädagogische
Überlegungen, laufen im Team. Und überhaupt sich mal mit der
Struktur der Teamarbeit auseinanderzusetzen, was das bedeutet, ein
Teil unter gleichen Teilen zu sein und wie ich damit umgehe (...) es
gibt einfach niemanden, der sagt, so wird’s gemacht, sondern das
muß ausdiskutiert werden auf Biegen und Brechen.“90
37
Dabei sind die Bezugspersonen diejenigen, die solche Prozesse
tragen, die an ihnen beteiligt sind. Ihre Zusammenarbeit vollzieht
sich somit in einer Teamstruktur, in der (von Seiten der
Trägervereine, bzw. der Eltern) die Bereitschaft und Fähigkeit zur
Kooperation vorausgesetzt wird. (Und aus der die Eltern im
Gegensatz zu den Anfängen der Kinderläden heute weitestgehend
herausgehalten werden, bzw. sich heraushalten). Durch die
Zunahme der aus der ErzieherInnenausbildung in den Beruf
kommenden BZP ergibt sich auch hier ein spezifisches Problemfeld,
da deren Ausbildung eine diesem Organisationsmodell nicht
entsprechende Ausrichtung hat.
„A: Man wird halt nicht zu selbständigem Handeln in
verantwortlichen Geschichten ... also die ‘Verantwortung bezieht sich
dann darauf, daß ich drauf achten muß, daß sich die Kinder nicht
verletzen und überhaupt Aufsichtspflichtgeschichten, die vermittelt
werden ... also selbst zu entscheiden, wen stellt man ein, selbst zu
entscheiden, wofür wird die Kohle ausgegeben, selbst zu
entscheiden, was für Schwerpunkte legt man in seiner Arbeit, ...
D: ... wie gestaltet man einen Dienstplan zum Beispiel. So Sachen
hab ich in der Schule nie gemacht. Da ging’s immer mehr oder
weniger davon, daß ...
A: ... da gibt’s nen Leiter, der macht das.
D: Ja, genau, das war immer hierarchiebezogen. Es gibt ne
Leiterin oder nen Leiter, dem man das entsprechend nahe zu
bringen hat.“91
Unabhängig davon, wie diesen Anforderungen im Einzelfall
entsprochen werden kann, stellen sie aber ein ganz spezifisches
Merkmal der Arbeitsbeziehungen innerhalb der Freien
Kindereinrichtungen dar.
Die Kompetenzzuweisung an die Bezugspersonen durch die
Träger, seien es kleine Elternvereine oder große Trägervereine,
konfrontiert diese mit dem Anspruch, den gesamten Ablauf der Arbeit
selbständig zu organisieren. „Wir sagen: Das ist unsere Anforderung.
Das ist der Arbeitsplatz, den Ihr haben könnt, mit der
Selbständigkeit, aber auch mit der Verantwortung. ... es orientiert
sich im Grunde genommen an diesem Grundsatz der relativen
Autonomie, d. h. der Möglichkeit und auch der Erwartung, die der
Verein hat, daß jede Einrichtung so selbständig wie nur irgend
möglich arbeitet.“92
So umfaßt der Bereich der Tätigkeiten in den Freien Einrichtungen
praktisch alle jene Anforderungen, die in klassischen
38
Kindereinrichtungen als Leitungsfunktionen an Vorgesetzte delegiert
werden: Dienstplangestaltung, Haushaltsplanung, Einkäufe,
Vertretungs- und Urlaubsplanung, Fortbildung,
Konzeptionsentwicklung usw. Indem die Beschäftigten diese
Anforderungen als Aufgaben gestellt bekommen, bietet sich ihnen
gleichzeitig die Chance, gestaltend auf ihren Arbeitsplatz
einzuwirken. Die Beziehungen untereinander sind in einem hohen
Maße ‘autonom’ regelbar. Durch ihre zentrale Stellung im
Beziehungsgeflecht der Kindereinrichtungen unterliegen die
Bezugspersonen somit zwar einerseits einem hohen
Erwartungsdruck von Seiten der Eltern (bzw. der Trägervereine),
haben aber andererseits vergleichsweise große Spielräume bei der
Planung und Gestaltung ihrer Arbeit.
Ein gelungener Umgang mit diesen Anforderungen garantiert den
BZP ein relativ angenehmes Arbeitsklima. „Zwischen den
Bezugspersonen herrschte ein partnerschaftliches Verhältnis, das
sich durch gegenseitiges Vertrauen und Akzeptanz auszeichnete.
(...) Durch die Gleichberechtigung der Bezugspersonen wurde m. E.
die Gesamtatmosphäre im Kinderladen entscheidend mitbestimmt.“ 93
Daß die Teamarbeit, das gemeinsame Entscheiden über alle
Fragen der Arbeitsorganisation, im Rahmen der Kinderläden in den
ersten Jahren ihres Bestehens ein logischer Bestandteil der
organisatorischen Verwirklichung des Projektzusammenhanges war,
ergibt sich notwendig aus der antihierarchischen Ausrichtung der
Projekte. Erklärungsbedürftig ist allerdings die Tatsache, daß sich die
Teamarbeit als Faktum bis heute hat halten können und nach wie vor
ein Essential der Freien Kinderarbeit darstellt.
Ein Element dabei stellt die Gruppengröße dar. Es ist bei den einoder zweigruppigen Einrichtungen mit kaum mehr als vier oder fünf
Bezugspersonen einfacher, Entscheidungsprozesse im Team
herbeizuführen, als in Einrichtungen, die (wie z. B. in städtischen KTs
häufig) Teams von 10, 12 oder 15 Beschäftigten (und zusätzlich:
PraktikantInnen, Putzkolonnen, Küchenpersonal und Hausmeister...)
beherbergen. Von daher erweist sich die Teamarbeit in den Freien
Kindereinrichtungen nicht als träger Prozeß, sondern als funktionales
Vorgehen.94
Ein weiteres Argument gegen Leitung ist, daß sie ja von irgend
jemandem dazu gemacht, eingesetzt, inthronisiert werden muß. Wer
soll das tun, und: mit welchem Interesse?
In Elterninitiativen, die als kleine Trägervereine je eine Gruppe
betreiben, müßten die Eltern eine entsprechende
39
Stellenbeschreibung absegnen. Die Einführung einer
LeiterInnenstelle in einer eingruppigen Einrichtung ist aber schlicht
schwer zu begründen: Wen soll denn der/die LeiterIn da leiten? Noch
dazu vor dem Erfahrungshintergrund von mittlerweile 30 Jahren, in
denen Freie Kindereinrichtungen bewiesen haben, daß es
genausogut (oder sogar besser) auch ohne Leitung geht. Und wenn
die Eltern als Träger eine entsprechende Stelle einrichten wollten,
würden sie sich ökonomisch ins eigene Fleisch schneiden, da sie
dieselbe ja besser bezahlen müßten als eine ‘Nur-BZP’.
Die ‘großen Trägervereine’ wiederum müssen sich zuerst um die
ideologische Fracht ihrer eigenen Geschichte erleichtern:
„Kinderläden (...) schließen hierarchische Strukturen aus. Der
zunächst politische Wille, daß keine Hierarchien aufgebaut werden
sollen, ist längst zum festen Bestandteil unserer Kinderläden und
ihrer Organisationsformen geworden. Zwar ist es nicht
auszuschließen, daß sich hin und wieder informelle Hierarchien
bilden (manchmal gibt es Leute, die einfach durch ihre Kompetenz
so etwas wie Leader-Funktionen übernehmen), aber es gibt keine
Möglichkeit, daß diese informellen Hierarchien institutionalisiert
werden können.“95
Einzelne Ansätze zu Veränderungen dieses Standards gibt es
allerdings. Da nämlich, wo Trägervereine ‘große Einrichtungen’ mit
mehreren Gruppen gründen, kommt es durchaus auch zu einer
internen Stellendifferenzierung, bei der Leitung, Bezugspersonen
und hauswirtschaftliches Personal eingestellt werden: „Das läuft in
der Regel immer noch über Teamkonzepte, bis auf ganz große
Einrichtungen, bei denen wir mittlerweile auch Leitungskräfte haben,
aber das ist mehr ein organisatorisches Problem.“96
Es bleibt festzuhalten, daß die Arbeitsbeziehungen der
Bezugspersonen in den Freien Kindereinrichtungen auch 1999 in
aller Regel auf der Basis einer gleichberechtigten Teamarbeit
organisiert sind. Eine grundlegende Änderung dieses Faktums ist
nicht in Sicht.
Männer und Frauen
40
Die pädagogischen, sozialen, pflegerischen Berufe sind ‘klassische
Frauenberufe’. Der Anteil von Männern in den Erziehungsberufen ist
insgesamt relativ gering. Dies gilt umso mehr, je jünger die betreuten
Kinder sind. Insofern stellt der vergleichsweise hohe Anteil von
Männern in den Freien Einrichtungen ein spezifisches Merkmal dar,
das diese von anderen Kinderbetreuungseinrichtungen
unterscheidet.
Schon von Anbeginn der Geschichte der Kinderläden waren
Männer in einem hohen Maße in den Einrichtungen präsent,
wenngleich ihr Eintreten in die ungewohnte Sphäre der
Kinderbetreuung durchaus zwiespältig war. Die Entstehung der
Kinderläden ist ohne den Wunsch der Frauen nach Einbindung in
politische Zusammenhänge, die durch die private und alleinige
Verantwortung für die Kinderaufzucht verhindert wurde, ohne den
Wunsch nach gleichberechtigter Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben, nach Bildung, Ausbildung, Studium nicht denkbar. Die
Initiative zur Einrichtung von Kinderläden ging vor diesem
Hintergrund von den Frauen aus. Die Männer folgten: „Es sind
besonders die Männer, die sich nach und nach bei uns eingefunden
haben ...“ - und beeinflußten die Gruppenprozesse: „ ... die für eine
schnellere Vermittlung nach außen in die Arbeiterschaft eintreten.
(...) Auf Grund ihrer gewandteren Formulierungen übernehmen sie
bei manchen Arbeitskreisen die Führung, wogegen viele Frauen
nach wie vor hilflos sind. Sie tun so, als sei der Gedanke der
Kinderläden ihre eigene Erfindung, sie sehen die politische Relevanz
und sagen jetzt den Frauen, sie würden ihre Probleme verdrängen,
wenn sie sich jetzt mit der Erziehung beschäftigten.“97
Auch nach dem ‘Ende der Kinderladenbewegung’ bleibt die
Auseinandersetzung mit rollenspezifischem Verhalten, mit
geschlechtsspezifischer Sozialisation ein zentrales Thema innerhalb
der Gruppen.
Dafür sorgt schon allein die Tatsache, daß viele Mütter von
Kinderladen-Kindern (wie auch häufig die weiblichen
Bezugspersonen) sich als Teil der Frauenbewegung verstehen.
Gerade Mitte der 70er bis Anfang der 80er Jahre entstehen eine
Fülle von Studien zur geschlechtsspezifischen Sozialisation, die an
den zu dieser Zeit ja noch wesentlich studentisch geprägten
Elternkreisen der Kinderläden nicht vorbeigehen. So erklärt sich die
Akzeptanz von, sowie die Forderung nach Mitarbeit männlicher
Bezugspersonen aus der Korrespondenz dieser (ineinander
verwobenen) sozialen Bewegungen.
41
Für die Bezugspersonen bietet die Mitarbeit von Männern in den
Kindergruppen einen spezifischen Erfahrungsrahmen: „In dem
Zusammenhang freie Kinderarbeit, da waren eine ganze Menge
Pädagogen, da war auch das Mischungsverhältnis Männer - Frauen
halbe, halbe. Dort wo wir uns getroffen haben, uns unterhalten und
ausgetauscht, war das nie ein Erziehungsmatriarchat, wie das in der
normalen Pädagogik stattfindet, sondern da war auch der Austausch
unter Männern und mit Frauen möglich.“98
Dieser Rahmen war jedoch von Anfang an nichts rein zufälliges;
und er wird auch im weiteren sehr bewußt auch von den beteiligten
Personen so strukturiert. In ihrer Studie zum ‘Arbeitsplatz
Kinderkrippe und Krabbelstube’ stellen C. Bacherl, C. Bock und H.
Kallert 1988 fest: „Besonders wichtig ist vielen
Krabbelstubeninitiativen, die Starrheit gesellschaftlicher
Rollenzuweisungen abzubauen und deshalb Männer als
Bezugspersonen in den Erziehungsprozeß einzubeziehen.“ 99
„Etwas ‘anders machen’ heißt für viele auch, die Kindererziehung
zwischen Männern und Frauen aufzuteilen. Für Kinder ist es wichtig,
daß sie männliche Bezugspersonen im Alltag erleben. Kinder können
nur dann ein Menschenbild von gleichberechtigten Männern und
Frauen entwickeln, wenn sie erleben, daß auch Männer kleine
Kinder versorgen, pflegen, füttern, trösten können fürsorglich sind
und Gefühle zeigen. Deswegen ist es sinnvoll, schon bei der
Gründung einer Kindergruppe darauf zu achten, daß auch Männer
dort arbeiten. Kleine Jungen und Mädchen finden so in ihrem
unmittelbaren Alltag Identifikationsobjekte beiderlei Geschlechts. Sie
lernen sowohl weibliche als auch männliche Beziehungs- und
Handlungsmuster kennen.“100
Der ausdrückliche Anspruch, solcherlei Prozesse zu ermöglichen,
ist ein Grund dafür, daß Männer tatsächlich auch in den
Einrichtungen anzutreffen sind. Sie können hier in einem Arbeitsfeld
ihr Geld verdienen, das ihnen eine ‘männliche Identität’ ausdrücklich
zugesteht, und dieselbe für das Gelingen des Gesamten für wichtig
erklärt. Wobei diese ‘männliche Identität’ nicht von vornherein auf
eine ganz bestimmte Art und Weise festgelegt ist. Vielmehr unterliegt
die Definition dessen, was als positiv erlebte ‘Männlichkeit’
angesehen wird, den jeweiligen Gruppen und wird durch deren
Binnenzusammensetzung wesentlich beeinflußt. Zudem spielen
gesellschaftliche Prozesse und Diskussionen um das Verhältnis der
Geschlechter zueinander in ihren jeweiligen Ausprägungen in die
Gruppenzusammenhänge hinein.101
42
Standard in den Freien Kindereinrichtungen ist jedoch nach wie
vor, daß überhaupt Männer als Bezugspersonen anwesend sind.
Dies ist eine der Bedingungen, die Eltern und Kinder vorfinden, wenn
sie einen Betreuungsplatz in Krabbelstube, Kinderladen oder
Schülerladen suchen.
Arbeit, Leistung, Lohn
Es mag überraschen, daß diese Begriffe als Standards der Freien
Kinderarbeit aufgeführt werden, doch genau dies stellen sie dar:
akzeptierte und üblicherweise anzutreffende Bedingungen, die
diejenigen vorfinden, die sich als Bezugsperson in einen Kinderladen
begeben, oder ihr Kind in einem solchen unterbringen wollen.
Die stillschweigende Übereinkunft liegt in der den Beteiligten
gemeinsamen Grundannahme, daß in der
Kinderbetreuungseinrichtung Arbeit geleistet und entlohnt wird; es
sich also um ein Arbeitsverhältnis handelt, das einen Arbeitsauftrag
impliziert, der zu erfüllen ist und im Falle seiner Erfüllung eine in
Geld ausgedrückte Gratifikation nach sich zieht.
Das war nicht immer so und ist auch ein Teil der Entwicklung der
Freien Kindereinrichtungen. „In der Anfangsphase stammten die
Erzieher selbst aus der antiautoritären Bewegung. Sie verstanden
sich ebenso wie die Eltern als Subjekte einer politischen Bewegung,
die sich auf breitere gesellschaftliche Bereiche bezog, in deren
Zusammenhang Kinderarbeit als ein Aspekt betrachtet wurde. Daß
sie für ihre Tätigkeit Geld bekamen, hielten sie eher für einen
glücklichen Zufall. Mit dem Verschwinden dieser ersten Generation
von Erziehern - die meisten versuchten, sich an Fachhochschulen
und Universitäten zu qualifizieren - setzte ein Prozeß ein, den wir mit
‘Professionalisierung’ der Erzieher einerseits und ‘Laisierung’ der
Eltern andererseits bezeichnen möchten.“ 102
Indem sich die Kinderläden institutionalisierten, sich von
‘gesellschaftlichen Experimenten’ hin zu ‘Betrieben’ entwickelten,
„realisiert sich (für die Erzieher) eine Arbeitssituation, die der im
Kindergarten immer ähnlicher wird ... der Lebensraum der Kinder
wird zum Arbeitsplatz der Erzieher.“103
43
„ ... immaterielle Gratifikationen bietet die heutige Mitarbeit in
einem Kinderladen nicht mehr. Horcht man noch einmal in das
Gespräch der Darmstädter Kinderladen-Erzieherin hinein, dann
scheint die Beschäftigung in einem Kinderladen zu einem Job wie
andere auch geworden zu sein:
‘Grundsätzlich macht die Arbeit mit Kindern schon Spaß, aber
manchmal braucht man noch etwas anderes, sozusagen als
Ausgleich. Etwas, was einen mehr als erwachsene Persönlichkeit
fordert - wo man selbst etwas kriegt und nicht nur gibt. Eine andere
Art von Bestätigung als die Zuneigung der Kinder. Es ist keine
schlechte Art, sein Geld zu verdienen, vor allem wenn man nicht
volle 40 Stunden arbeiten muß und daher noch Zeit für was anderes
hat.’“104
Einhergehend mit der Professionalisierung entwickeln die
Bezugspersonen auch Ansprüche an die Ausgestaltung ihrer
Arbeitsplätze. Dazu gehört als Grundbedingung der Anspruch nach
einer angemessenen Bezahlung. Der Standard, auf dem sich diese
‘angemessene Bezahlung’ im Laufe der Zeit einpendelt, ist die
Orientierung am BAT. In den meisten Freien Kindereinrichtungen
wird heute ein Gehalt gezahlt, das sich an den entsprechenden
Eingruppierungen von ErzieherInnen in staatlichen Einrichtungen
anlehnt. Und da, wo die (insbesondere kommunalen) Zuschüsse
immer noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden sind, wird es
zumindest angestrebt.
Die Höhe des Gehaltes steht bei einer Einstellung kaum noch zur
Debatte. „Es hat Vorteile, daß es für alle gleich ist. Es hat den
Nachteil, daß die, die früher gut handeln konnten - die haben immer
mal noch ein bißchen mehr an Leistung rausgeholt oder Geld eingeschränkter werden. Für die ist das von Nachteil. Aber für die
anderen, die das nicht so gut können, ist es allemal ein Vorteil zu
wissen, da gibt es eine feste Grundlage, auf die kann ich mich
verlassen, da kann ich auch ruhig sein, da muß ich meine Energie
gar nicht reinlegen. Also wenn ich die Stelle hab und der Vertrag
gemacht ist, dann ist dieser Teil abgehakt. Dann muß ich nicht um
Urlaubstage kämpfen, dann muß ich nicht um das dreizehnte
Monatsgehalt kämpfen ... das waren ja Sachen, (...) wenn kein Geld
da war im Dezember, dann gab’s keins.“105
Der Bundes-Angestellten-Tarifvertrag als Bezugsgröße ist
mittlerweile von Bezugspersonen und Eltern als Standard
übernommen worden, ohne einer genaueren Prüfung zu unterliegen.
Tatsächlich wissen die wenigsten, Eltern wie Bezugspersonen 106,
44
was im BAT überhaupt, und im speziellen wie geregelt ist. „Mein
Problem war, daß ich halt nicht wußte, wann kann man
Gehaltserhöhung verlangen und wie viel ist das dann, also die
formalen Sachen, da bin ich einfach nicht firm drin, ja.“ 107 Daß
dennoch eine Bezugnahme auf den BAT stattfindet, und zwar sowohl
rein praktisch bei der Überweisung der Gehälter ‘entsprechend BAT’,
als auch in Diskussionen z. B. um Gehaltserhöhungen 108, das
schuldet sich nicht zuletzt den Förderungsmodalitäten von Seiten der
Kommunen.
Deren Zuschüsse sind üblicherweise nur bis zu dem Maße zu
bekommen, wie sich die Einrichtungen in ihrer Finanzplanung an den
Personalkosten öffentlicher Einrichtungen orientieren. Das heißt
schlicht nichts anderes als: den BAT als Maßstab für die Bezahlung
nehmen. Dies gilt praktisch für alle Einrichtungen. Der Hinweis von
Giesel Krämer und Björn Pertoft zu den Bezugspersoneninitiativen:
„Gehalt und Sozialversicherung werden von den Pädagogen selbst
bestimmt.“109 ist insofern nicht zutreffend, da sich auch deren
Bezuschussung an der Meßlatte BAT orientiert 110 und damit der
Beliebigkeit der Festlegung der Gehälter enge Grenzen gesetzt sind.
(Allerdings: nach unten geht immer ...)
Mit der unkommentierten Übernahme des BAT als Grundlage für
die Regelung eines Teiles der Beziehungen der Erwachsenen
akzeptiert man stillschweigend die diesem innewohnende Logik.
Noch 1988 konnten Clemens Bacherl, Christel Bock und Heide
Kallert in ihrer Studie zum Arbeitsplatz Kinderkrippe und
Krabbelstube feststellen, daß 60 % der von ihnen befragten
Bezugspersonen ohne schriftlichen Arbeitsvertrag arbeiten. 111 Sie
schreiben dazu: „Dem Anspruch gemäß soll zwischen Eltern und
BZP kein Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis bestehen; die
Zusammenarbeit soll vielmehr auf gegenseitigem Vertrauen gründen
und auftretende Konflikte sollen nicht formalisiert behandelt, sondern
ausgetragen werden, damit möglichst Einigkeit auf der Basis
gegenseitigen Verstehens erreicht wird. Im Kontext eines solchen
Selbstverständnisses haben schriftliche Arbeitsverträge und andere
formalisierte Regelungen keinen Platz.“112
Der Umkehrschluß liegt nahe, daß da, wo formalisierte
Regelungen ihren Platz finden, das Selbstverständnis entsprechend
anders sein muß. Und formalisierte Regelungen sind im Bereich der
Freien Kinderarbeit zunehmend anzutreffen. „Das ist halt schon neu
geworden (...), daß es eben feste Verträge gibt. Es gibt feste
45
Arbeitsverträge für die Bezugspersonen, die sind angelehnt an den
BAT.“113
Tatsächlich konstituiert sich insbesondere bei den ‘großen
Trägervereinen’ „ein ganz klares Arbeitgeber-ArbeitnehmerVerhältnis (...) Also konstruiert haben das mit Sicherheit die
Arbeitnehmer, weil das Büro wehrte sich sehr lange Zeit. Das weiß
ich jetzt wegen dieser Betriebsratserfahrungen, daß sie sehr lange
Probleme damit hatten. Und sie selber sagten: ‘Wir müssen ja
Arbeitgeber sein ...“114
Mit diesem Verhältnis entwickelt sich auch ein Verständnis dessen,
was die Personen da den ganzen Tag lang tun, wenn sie als
Bezugspersonen ihre Zeit im Kinderladen verbringen. Die gesamte
Situation wird als Arbeitssituation verstanden, die Tätigkeiten, die sie
ausüben, werden zur Arbeit, die einzelnen Handlungen zu
Arbeitshandlungen, ihre Haltung wird zur Arbeitshaltung.
Auch dies ist ein deutliches Indiz für eine Veränderung des
Charakters des gesamten Arrangements. Das gesellschaftliche
Experiment, das gemeinsame Projekt im Rahmen eines größeren
Ganzen, gezielt auf die Veränderung gesellschaftlicher
Bedingungen, steht nicht mehr zur Debatte, es löst sich auf in
institutionalisierte Formen betrieblich organisierter Arbeit. Und mit
dem Einzug der Kategorie Arbeit ziehen alle daran gebunden
Probleme mit: die Frage nach angemessener Bezahlung, das
Problem, Arbeit in Lohn umzurechnen, Tätigkeit in Wertkategorien zu
fassen, das nicht lösbare Problem der Meßbarkeit der
Arbeitshandlungen in der Erziehung von Kindern.
„Die Zeit, die eine Mutter mit ihrem Kind verbringt, die materiell
notwendige Zeit für seine physische Betreuung, ist nach den
Maßstäben der Vermarktung, also nach gesellschaftlich notwendiger
Arbeitszeit allenfalls noch bemeßbar. Man kann zwar mit Muttergeld,
Tagesmütterentlohnung mit dem materiellen Aufwand für Kitas,
Erzieher die Kosten der Bildung von Humankapital marktgerecht
berechnen, nämlich in Zeiteinheiten, die angewendet werden
müssen, um soziale und kognitive Fähigkeiten für die
gesellschaftliche Existenz zu vermitteln. Aber das, was im Sinne der
vorher genannten psychischen Kompetenz zu vermitteln ist, hat
keinen Marktpreis. Was ein Lehrer an Kompetenzen braucht, um
eine Fremdsprache oder Mathematik zu lehren, kann unter
Umständen von Lehrmaschinen übernommen werden. Diese
Kompetenzen sind mit dem Maßstab des Geldes und nach den
ökonomischen Prinzipien von Aufwand und Nutzen noch
46
berechenbar. Was er dagegen an Fähigkeiten zu entwickeln hat, um
die Schüler zu motivieren, zu ermutigen, um sie dazu zu bringen,
sich selbständig zu bilden, mit anderen Worten seine psychopädagogische Wirksamkeit, ist in gesellschaftlich notwendiger
Arbeitszeit nicht mehr ausdrückbar.“115 Das gilt natürlich auch für die
Tätigkeiten von Bezugspersonen in Freien Kindereinrichtungen.
Um aus dem so entstehenden Dilemma herauszukommen, um
mithin eine Basis für die sich nunmehr gegenüber stehenden
Parteien der Arbeitenden und der die Arbeit Bezahlenden zu
erzeugen, auf der sie sich über die Höhe der zu zahlenden Gehälter
einigen können, bietet sich der Rückzug auf die vermeintlich
objektive Grundlage des BAT als Schärfe vermeidende Strategie an und genau so wird er auch praktiziert. Damit wird ein auf breiter
Basis akzeptiertes Instrument scheinbar objektiver Bewertung
angewandt. Der grundsätzliche Widerspruch der Bewertung eines
nicht Bewertbaren bleibt unberührt.
Insbesondere in der Situation verschärfter ökonomischer
Bedingungen, allgemeiner Preissteigerung und relativer Verarmung
breiter Bevölkerungsschichten spüren natürlich auch ErzieherInnen
den erhöhten wirtschaftlichen Druck und setzen sich in
unterschiedlicher Weise für eine Verbesserung ihres Einkommens
ein. In der Auseinandersetzung um die Legitimität der Bezahlung als
solche und daran anschließend um die Höhe derselben gewinnt
dabei die völlig normale Absurdität des Leistungsprinzips: die
Ideologie des ‘guten Geldes’ für ‘gute Arbeit’ an Relevanz. Von der
entsprechenden Verwendung ähnlicher Argumentationen im Bereich
der städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen unterscheidet sich
das, was innerhalb der Freien Einrichtungen kursiert, allenfalls in der
jeweiligen Betonung unterschiedlicher Aspekte der Arbeitsleistungen
als qualitativ wertvoll.
Einig sind sich jedoch alle - egal ob in städtischen, kirchlichen oder
in Freien Einrichtungen tätige - ErzieherInnen116, daß ihre Arbeit
‘eigentlich’ nicht angemessen vergütet wird, sie mithin unterbezahlt
sind. Entscheidend in diesem Zusammenhang ist dabei die faktische
Übernahme der Wertkategorie des implizit für möglich gehaltenen
angemessenen, sprich: ‘gerechten’ Lohnes.
Dieser imaginäre angemessene Lohn steht in enger
Korrespondenz zu dem Arbeitsauftrag, der von den Arbeitenden zu
erfüllen ist. Konkret in der Situation der Freien Kinderarbeit heißt
das, daß anhand der Qualität der Arbeit argumentiert werden muß,
die die Bezugspersonen leisten, um ihren Anspruch auf
47
angemessene Bezahlung zu legitimieren. (Was noch lange nicht
heißt, daß dieser Anspruch auch durchsetzbar wäre.) Um aber eine
Qualität der Arbeit beschreiben zu können, muß die Arbeit selber als
umgrenzbare Einheit sichtbar gemacht werden, und die Arbeitenden
als qualifizierte Agenten derselben - womit über den Umweg der
Arbeit die Pädagogik in einer sehr traditionellen und der
ursprünglichen Geschichte der Freien Kindereinrichtungen
entgegenstehenden Art und Weise Einzug in die Läden findet.
Pädagogik
Standard in den Freien Kindereinrichtungen ist in der Zwischenzeit
tatsächlich, daß sie allgemein als ‘pädagogische Institutionen’
angesehen werden. Das scheint auf den ersten Blick ein
Gemeinplatz zu sein, aber gerade in der allseitigen Akzeptanz dieser
Sichtweise zeigt sich das Ausmaß seiner Verbreitung.
Indem die Tätigkeit der Bezugspersonen als Arbeit verstanden und
als solche ausgeübt wird, bedarf sie einer näheren Kategorisierung,
um als solche erkennbar, letztlich bezahlbar zu werden. Die
Betreuung einer Kindergruppe stellt nun in der allgemein
akzeptierten Wahrnehmung keine ‘handwerkliche’, keine
‘wissenschaftliche’, keine ‘kaufmännische’ Tätigkeit dar, sondern
eine ‘soziale’ und nochmals näher spezifiziert eine ‘pädagogische’.
Das bringt die Forderung an die Bezugspersonen mit sich, in der
Kindergruppe ein ‘pädagogisches Verhalten’ an den Tag zu legen.
Dieser Forderung kommen sie in aller Regel auch nach, und zwar
nicht zuletzt aus dem eigenen Selbstverständnis, für dieses
Verhalten eben ‚als PädagogInnen’ bezahlt zu werden.
Die Eltern wiederum können davon ausgehen, wenn sie ihre
Kinder in eine Kindergruppe bringen, daß dort mit ihnen
‚pädagogisch’ umgegangen wird, und sie tun dies auch. Das
Ensemble, in dem Kinder und Bezugspersonen sich treffen, wird als
‘pädagogisches’ wahrgenommen, dessen Zweck im Stattfinden der
‘Pädagogik’ gesehen wird. Und die wird von professionalisierten,
dafür bezahlten Bezugspersonen an und mit den Kindern vollzogen,
weniger an und schon gar nicht mit den Eltern.
Auch dieser Standard etabliert sich in den Freien Einrichtungen
erst im Laufe eines Entwicklungsprozesses. In den Anfängen der
Kinderläden sollten diese mindestens ebenso ‘politische’ wie
48
‘pädagogische’ Institutionen sein. „wir wollen versuchen, schon
innerhalb der bestehenden gesellschaft modelle einer utopischen
gesellschaft zu entwickeln. in dieser gegengesellschaft müssen aber
unsere eigenen bedürfnisse endlich einen platz finden. so ist die
konzentration auf die erziehung nicht ein alibi für die verdrängte
eigene emanzipation, sondern die voraussetzung dafür, die eigenen
konfllikte produktiv zu lösen.“117
„Die Kinderläden verstanden sich als praktische Kritik an der
Isolierung des Kindes in der bürgerlichen Kleinfamilie, in der das
Kind durch seine materielle und emotionale Abhängigkeit zum
Besitzobjekt seiner Eltern degradiert wird. Über die
selbstorganisierte Zusammenarbeit in den Kinderläden wollten Eltern
und Erzieher zu neuen kollektiven Formen des Zusammenlebens
von Kindern und Erwachsenen gelangen ...“118
Wünsche der Eltern nach Selbstveränderung hatten einen festen
Platz unter den Erwartungen an die Kinderläden. (Anfangs) „bot ...
die Elterngruppe Kommunikationsmöglichkeiten über Fragen der
Erziehung ihrer Kinder, der eigenen Entwicklung und allgemeiner
politischer Fragen, so entwickelten sich daraus intensivere
persönliche Beziehungen. Das hatte zur Folge, daß die meisten
Ehen auseinanderbrachen, man in Wohngemeinschaften
zusammenzog, in großen Eltern-Kinder-Gruppen in Urlaub fuhr, die
Wochenenden gemeinsam verbrachte. Ich kann mich erinnern, daß
wir ganze Campingplätze bevölkerten, in den Kneipen Aufsehen
erregten, weil wir alles in Beschlag nahmen, wo wir nur auftauchten
und kein Wirt unseren Bestellungen gewachsen war. Trotz vieler
dabei auftretender Konflikte, langer psychoanalytischer
Auseinandersetzungen, hielt uns die Sehnsucht nach der
Zugehörigkeit zu einer Gruppe und die Stärke, die wie in ihr suchten
und fanden, zusammen.“119
‘Politische’ Ansprüche und Wünsche nach Selbstveränderung,
nach Emanzipation der Erwachsenen haben im Ensemble der Freien
Kindereinrichtungen 1997 nur noch als randständige Phänomene
ihren Platz. „Die Ansprüche an die Einrichtung als sozialer Ort, die
haben sich geändert. (...) Generell gibt’s das nicht mehr so, daß
diese Einrichtung für viele Eltern auch ein Ort war, an dem sie
Freunde gefunden haben. ... das ist ein Anspruch, ... der hat sich
überlebt. (...) Ich denke, daß die Eltern hierher kommen, weil sie
sehen, daß es viele Freiräume für ihre Kinder gibt, und weil sie das
auch wollen. Aber Selbstveränderung, ich glaube, das ist kein
Anspruch mehr von Eltern, die hierher kommen.“120
49
Die Ansprüche der Eltern an die Einrichtungen haben sich auf
‘pädagogische’ verkürzt. Und dies entspricht dem Selbstverständnis
der Einrichtungen als ‘pädagogische Institution’.
50
Auf sicherem Grund ...
Kinderläden (inklusive Schülerläden und Krabbelstuben) sind
inzwischen in ihrer Entwicklung an einem Punkt angekommen, der
sie im Vergleich mit herkömmlichen Formen institutioneller
Kinderbetreuung in staatlicher oder kirchlicher Regie als
konkurrenzfähig erscheinen läßt. Sie haben einen Weg hinter sich
gebracht, der zielsicher in den Hafen der Pädagogik als Kern ihrer
Bestimmung geführt hat.
In seiner 1989 verfaßten Dissertation zu den Möglichkeiten und
Grenzen alternativer Kindertageserziehung schreibt Jürgen Moysich:
„Alternative Projekte der Kindertageserziehung sind nicht
eindimensional. In ihnen verbindet sich Erziehungskritik, Kritik
pädagogischer Institutionen (bzw. bestehender Institutionen
schlechthin) und Gesellschaftskritik. (...) Soweit in Initiativen die
Elemente der Institutions- und Gesellschaftskritik vollständig
aufgegeben werden bzw. gar nicht erst erscheinen, sind diese in der
Regel keine Alternativprojekte, sondern Eliteeinrichtungen mit
ausschließlich pädagogischem Anliegen.“121
Erziehungskritik, Institutionskritik und Gesellschaftskritik sind aber
nur denkbar durch Menschen, die sie üben. In den Freien
Kindereinrichtungen heißt das konkret: durch die an den Gruppen
beteiligten Erwachsenen, und das sind die Eltern und
Bezugspersonen. Die Organisationsform der Freien
Kindereinrichtungen alleine garantiert noch nicht, daß tatsächlich
diese drei bestimmenden Anteile als grundlegend vorausgesetzt
werden könnten.
Mit zunehmender Dauer der Existenz der Freien
Kindereinrichtungen treten die Eltern mit ihrem Anliegen, einen
Betreuungsplatz für ihre Kinder zu haben als ‘einfach vorhandene
Nachfrager auf’. Dabei achten sie allerdings durchaus auf die
‘Qualität’ der Angebote und vergleichen tatsächlich die sich von ihrer
Seite aus gesehen konkurrent anbietenden Institutionen
entsprechend ihrer jeweiligen Ansprüche. Wo aber die Elemente der
Institutionskritik und der Gesellschaftskritik randständige Phänomene
in den Ansprüchen der Eltern darstellen, fällt schon von dieser Seite
ein notwendiger Bestandteil der Alternativprojekte aus. Daß dieser
Prozeß tatsächlich beobachtbar ist, geht aus verschiedenen
Beschreibungen deutlich hervor.122
51
Wenn die Eltern als Träger der kritischen Anteile der
Projektgrundlagen zunehmend ausfallen, bleiben noch die
Bezugspersonen, die Einfluß auf das Einbringen entsprechender
Inhalte nehmen könnten. Allerdings macht sich auch bei den
Bezugspersonen zum einen ein Generationswechsel deutlich
bemerkbar123, d. h. die heute in die Freien Kindereinrichtungen
arbeitenden Bezugspersonen haben keine autobiographische
Verbindung mehr zu einer wie auch immer rudimentären
Kinderladenbewegung, und von daher auch keine Verbindung zu
den dort wurzelnden Kritikfeldern. Insbesondere wo sie über die
ErzieherInnenausbildung in den Beruf Bezugsperson kommen, stellt
die Ausbildung auch keine entsprechende Informationsquelle dar.
Zum anderen treffen sie, selbst wenn sie aus ihrer beruflichen
Perspektive heraus (noch) gesellschafts- und institutionskritische
Ansprüche mitbringen, auf eine mittlerweile selber Institution
gewordene Einrichtung, die aufgrund ihrer Bedingungen eine
Einbringen dieser Anteile nicht nur nicht verlangt, sondern u. U.
sogar für den eigenen Berufsalltag disfunktional macht.
Bezugspersonen nämlich, die Forderungen nach Einbringen
gesellschafts- oder institutionskritischer Themen an die
Elterngruppen herantragen, sehen sich im besseren Falle mit
Unverständnis konfrontiert. „Also (... ich habe ...) damals in der Uni
im Kinderladen gearbeitet ... und bin jetzt wieder in einem gelandet,
nach langen Pausen, ... und das merk ich so, wo ich auch anecke
mit Eltern, die viel jünger sind als ich ... also sie verstehen nicht, was
ich meine. Auch Frauen gerade, die bewußt sind, und sagen: ‘Ich will
mein Leben und meine Ziele ...’, aber was fehlt, ist das Stück, wer
prägt denn ihr Leben und ihre Ziele ... ich denke, der Unterschied ist
auch zu dem, was ich von damals kenne, daß wir jetzt zwar sagen
‘Ich und meine Bedürfnisse und meine Gefühle und hier sind meine
Grenzen’, aber das Bewußtsein einfach fehlt: ‘Wir’. Also das ist nicht
mehr eine Gesellschaft oder eine Gruppe, sondern jeder einzelne
bringt (sich) ein und setzt das dann gegen die Bedürfnisse der
Kinder ein.
Dieses Gefühl, das wir so früher hatten, ‘Wir sind ne Gruppe’, oder
‘Wir wollen dann auch anders leben’, was sich so zwangsläufig
daraus ergab, also nicht mehr Kleinfamilie oder Zweier- oder
Dreierbeziehung, sondern mehrere, und das sind alles
Bezugspersonen. Also dieses Private und dieses Öffentliche (ist)
jetzt ja auch ganz stark wieder getrennt ... ich finde, das ist auch eine
Gefahr: ‘Ich und meine Bedürfnisse’ und ‘Ich setze die durch’. Das ist
52
eigentlich ein saumieser Egoismus. Aber der ist jetzt völlig legitimiert,
das ist in Ordnung. Also es ist in Ordnung, daß jeder für sich auf
seine Bedürfnisse schaut.
Es ist auch ein Stück weit in Ordnung, aber wenn der
Zusammenhang nicht mehr da ist, eben wie kommt denn das und
was bin denn ich, also ich bin ja ein Teil oder ein Produkt eben, der
Verhältnisse, ja, das ist einfach weg.
Und das, denk ich, ist so der gravierende Unterschied, weshalb’s
dann auch so schwierig wird.“124
Je stärker das Interesse an der Berufsausübung die Motivation der
Bezugspersonen bestimmt - und aufgrund der zunehmend fehlenden
‘Gesamtperspektive’ tritt dies zwangsläufig in den Vordergrund - um
so leichter fällt es, sich das Einbringen entsprechender
Diskussionspunkte zu versagen, bzw. auf das vor dem eigenen
‘gesellschaftskritischen Gewissen’ noch vertretbare Maß zu
reduzieren.
Statt dessen gewinnen diejenigen Inhalte der ‚Alternativen
Kindertageserziehung’, die sich ursprünglich als Erziehungskritik
entwickelten, ein überproportionales Gewicht. Die Freien
Kindereinrichtungen konzentrieren sich in ihrer Praxis auf die
Realisierung einer ‘anderen Pädagogik’ - und dümpeln damit in
letzter Konsequenz im gleichen pädagogischen Sumpf wie die
anderen ‘pädagogischen Einrichtungen’.
‘Jedem-Tierchen-sein-Plaisierchen’ führt die Etablierung der Freien
Kindereinrichtungen als pädagogische Institutionen dazu, daß in den
trüben Gewässern eben ein breiter gefächertes Angebot herrscht,
das auch die etwas exotischeren Wünsche zunehmend zufrieden
stellt. An der Einbindung in die Gesamtlandschaft der
Erziehungsinstitutionen ändert das alternative Ambiente nichts.
Innerhalb der Freien Kinderarbeit gibt es einen recht bunt
gefächerten Katalog pädagogischer Ansätze, so daß die
Charakterisierung eines bestimmten Umgangs mit Kindern innerhalb
einer pädagogischen Institution als typisch für die Freien
Kindereinrichtungen praktisch unmöglich erscheint. Es finden sich
psychoanalytisch orientierte Konzepte genauso wie
anthroposophisch ausgerichtete, es gibt Einrichtungen mit fest
geregeltem Tagesablauf und solche ohne, es gibt
situationsorientiertes Arbeiten genauso wie die Orientierung an
jahreszeitlichen Ereignissen.
Ebenso wie bei städtischen oder kirchlichen Einrichtungen
mittlerweile eine Differenzierung der pädagogischen Konzepte zu
53
beobachten ist, stellt auch jede einzelne Freie Kindereinrichtung eine
spezifisch andere Themenstellung in den Vordergrund. Was die
Freien Kindereinrichtungen letztlich von den kirchlichen und
staatlichen unterscheidet, sind die unterschiedlichen
Rahmenbedingungen und die daraus ableitbaren konzeptionellen
Voraussetzungen, insbesondere was den Bereich der ‘Elternarbeit’ 125
angeht.
Dennoch werden VertreterInnen von Freien Kindereinrichtungen
nicht müde, die besondere Qualität ihrer Arbeit im Pädagogischen
anzusiedeln. Es bleibt ihnen ja in der Zwischenzeit auch nichts mehr
anderes übrig: als pädagogische Institutionen in Konkurrenz zu
anderen pädagogischen Institutionen müssen sie dies tun, wollen sie
nicht in einen Legitimationszwang kommen. ‘Was macht Ihr da
eigentlich den ganzen Tag?’ Die mit dem vorurteilsbeladenen Bild
der Kaffee trinkenden Kindergartentante verbundene rhetorische
Frage trifft auch Bezugspersonen im Kinderladen ins Mark.
So entstehen in schöner Regelmäßigkeit Konzepte, deren
pädagogische Implikationen zwar auf den ersten Blick
unterschiedlich scheinen, deren Zweck jedoch allgemein ähnlich ist.
Nach Innen: Verhaltenssicherheit gewinnen, Diskussion
vereinfachen durch eine Basis, auf die man sich beziehen kann nach Außen: Darstellung des eigenen Profils zur besseren
Rekrutierung entsprechend ‘passender’ Eltern.
Und: eine Konzeption muß auch in gewisser Weise ‘trendy’ sein,
sonst verfehlt sie zumindest ihre Außenwirkung. Also werden die
momentan gerade ‘hip’ gewordenen Begriffe aus der pädagogischen
Fachwelt aufgegriffen und entsprechend nachgebetet ...
stadtteilorientiert, situationsorientiert, Verantwortungsbewußtsein,
interkulturell, partnerschaftlich etc. blabla. Was in der Tat nicht
zeitgemäß erscheinen würde, wäre eine gesellschaftliche Analyse
des Zustandekommens des Betreuungsbedarfs, die weiter gehen
möchte als an den Punkt, wo die Auflösung traditioneller familiärer
Zusammenhänge konstatiert wird: die Analyse auf etwaige in der
gesellschaftlichen Organisation angelegte Widersprüche, die sich
darin manifestieren, oder auch die Bezugnahme auf den
gesellschaftlichen Verwertungsprozeß menschlicher Arbeitskraft in
dem auf ‘lebenslänglich’ anvisierten Bildungsprozeß - in dem die
Freie Kinderarbeit einen Teil neben anderen darstellt.
Die meisten Freien Kindereinrichtungen bieten Kindern im Alter bis
sechs Jahren Betreuungsplätze. Erziehung beschreibt jedoch einen
Prozeß, der mit der Geburt beginnt und erst mit dem Ende der
54
Kindheit beendet ist. Erziehungskritik kann somit unmöglich nur
einen kleinen - wenn auch stets wichtigen - Teil dieses Prozesses
umfassen. Vielmehr muß gerade die Einbindung in den
Gesamtprozeß Grundlage der selbstkritischen Reflektion sein, um
Erziehungskritik ernst nehmen zu können. Dazu gehört aber auf
jeden Fall die kritische Begutachtung der Erziehungsbedingungen in
den Familien und anderen außerfamiliären Erziehungseinrichtungen,
insbesondere der Schule.
„Ein Blick auf die Praxis der Erziehung in der Familie und in den
staatlichen Erziehungseinrichtungen vom Kindergarten bis zur
Universität zeigt, daß sie überall geregelt stattfindet. Diese Regeln
sind nicht die Frucht von erziehungswissenschaftlich begründeten
Urteilen, sondern von staatlichen Vorschriften. Da gibt es ein
umfangreiches Schulrecht, das über die einschlägigen
Verfassungsartikel über das Beamtenrecht bis hin zum
Verkehrsrecht und den Dienstanweisungen für das
Erziehungspersonal genaue Anweisungen darüber enthält, wie sie
die Erziehung zu betreiben haben. (...)
So ist es den Eltern beispielsweise nicht erlaubt, die
staatlicherseits aus dem Zeugungsakt abgeleitete Erziehungspflicht
in Frage zu stellen. Auch können sie es sich nicht leisten, dieser
Pflicht nach ganz eigenen Vorstellungen nachzukommen. Ihren
selbst verfertigten Nachwuchs haben sie zum vorgeschriebenen
Termin in der vorgeschriebenen Erziehungsanstalt schultauglich
abzuliefern. Über die Schulkarriere entscheiden dann weder die
Eltern mit ihren Vorstellungen darüber, was aus dem Kind einmal
werden soll, noch die Kinder mit ihrem Interesse und ihrer Leistung,
sondern die Schule nach ihren nicht unbekannten Kriterien. Diese
sorgen frühzeitig dafür, daß für die Mehrzahl des Nachwuchses der
private Lebensplan, nach welchem es bekanntlich ‘dem Kind einmal
besser gehen soll’, nicht aufgehen wird. Und wer sich mit einem
unqualifizierten Hauptschulabschluß über die Abendschule und viel
Parteiarbeit bis zum Staatssekretär hochtankt, der darf dann als
Zeuge für die Lüge herhalten, daß letztlich doch jeder seines
Glückes Schmied ist. (...)
Erziehung findet also als staatliches Gewaltverhältnis statt: sie ist
das von den politischen Instanzen veranstaltete und kontrollierte,
also staatlich monopolisierte Erwachsenwerden. Das Lernen dient in
Inhalt und Form der Unterwerfung unter die staatlich hergestellten
und betreuten ‘Sachzwänge’ demokratischer Politik und
marktwirtschaftlicher Ökonomie. Der Nachwuchs, der diesen
55
Erziehungszweck als seine eigene Leistung zu absolvieren hat, ist
als das vielfältig einsetzbare, selbstbewußte Material dafür
vorgesehen, die Erfolge dieses kapitalistischen Gemeinwesens nach
innen und außen zu sichern und zu mehren.“ 126
Dieses sicherlich wenig ‘trendy’ erscheinende Zitat bezeichnet
geradewegs die durchgängig relevanten Bezüge jeder
erzieherischen Praxis - egal ob in staatlicher oder privater
Kinderbetreuung. Allerdings „ (...) wird mir auch immer klarer, daß die
Eltern dann richtig froh sind, daß der Kinderladen rum ist, und daß
letztlich dann endlich eine Institution kommt, wo man nicht
verantwortlich ist, weil da muß man ja hingehen, und da kann man ja
auch gar nicht arg so viel machen.“127
Es ist sogar noch einen Schritt weiter zu denken, indem die
Anforderungen der Schule an die Kinder näher ins Auge gefaßt
werden. Gerade die in den letzten Jahren verstärkten Tendenzen zur
Übernahme von Kategorien wie ‘Selbstverantwortung’, und
‘Selbstbestimmung’ in schulischem Kontext128 führt ja dazu, daß
Kinder, die unter den Bedingungen der Freien Kindereinrichtungen
ihre vorschulische außerfamiliäre Sozialisation durchlebt haben,
eben durchaus relativ gute schulische Erfolge vorweisen können. Die
Freien Kindereinrichtungen mit ihren durchschnittlich kleineren
Gruppen und der insgesamt höheren sozialen Dichte der
Beziehungen untereinander verschaffen den Kindern tatsächlich
relativ gute Bedingungen beim Übergang in die Schule.
Durch die in den Freien Kindereinrichtungen leichter zu leistende
Entwicklung ‘kommunikativer Kompetenz’ unterstützen diese die
Entstehung der ‘Schulreife’ bei den Kindern ganz wesentlich. Na,
und so etwas spricht sich doch auch unter Eltern herum. Insofern
bieten sich insbesondere die Vorschuleinrichtungen, Krabbelstuben
und Kinderläden auch unter dem Gesichtspunkt langfristig
verwertbarer Qualifikationsaspekte der kindlichen Entwicklung als
durchaus Erfolg versprechende Betreuungsmöglichkeit an.
Mehrdimensionale Projekte, in denen sich Erziehungskritik,
Institutionskritik und Gesellschaftskritik verbunden finden, stellen in
der Zwischenzeit eine ‘kleine radikale Minderheit’ im Spektrum der
Freien Kindereinrichtungen dar. Die Einrichtungen konzentrieren sich
in ihrer Beschäftigung auf das ‘Eigentliche’, nämlich die
Durchführung einer durchaus profilierten pädagogischen
Veranstaltung. Die über diesen Bereich hinaus weisenden
Praxiselemente tragen sie als ‘historisch’ etikettierte Erinnerung mit
sich. Eine echte Relevanz gewinnen sie (schon länger) nicht mehr.
56
„Dieser revolutionäre Touch, ja, als ob die Gründung eines
Kinderladens die Welt verändern würde, der ist natürlich weg.“ 129
57
Ästhetische Praxis
Beim Quellenstudium zu dieser Arbeit fand ich folgendes
Resümee, geschrieben 1993 von Cornelia Bauditz: „..., daß 25 Jahre
Kinderläden ein Jubiläum wert sind, womit ich die Kinderläden nicht
als ‘das Absolute’ herausstellen möchte. Sie gehören zu einem
breiten Spektrum von Erziehungseinrichtungen und -angeboten
genauso dazu, wie die verschiedenen Bereiche der traditionellen
Pädagogik.
Wichtiger ist, daß die Kinderläden als praktisches Alternativmodell
zu dem bestehen, was als normal bezeichnet wird, den traditionellen
öffentlichen Kindergärten und somit eine Auseinandersetzung
bewirken, dafür sorgen, daß Pädagogik in Bewegung bleibt, dies
auch als Ausdruck eines demokratischen Systems. Freie
Einrichtungen sind eine Notwendigkeit in einem Staat, dessen
Grundrechte die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die
Meinungsfreiheit beinhalten.“130
Im Rahmen der hier zusammengetragenen Beschreibungen ist klar
geworden, daß Cornelia Bauditz mit ihrer ersten Feststellung völlig
richtig liegt. Kinderläden (sofern sie sich noch so nennen) gehören
zum Spektrum der Pädagogik. Sie unterscheiden sich in
verschiedenen Punkten ihrer Struktur von den Einrichtungen der
Kommunen und Kirchen. Dabei handelt es sich jedoch um
Unterschiede, die nicht das grundsätzliche, nämlich: pädagogische
Verhältnis innerhalb der Einrichtungen betreffen.
Die im zweiten Teil ihres Resümees geäußerte Wertung
hinsichtlich der Wichtigkeit der durch die Freien Einrichtungen
gewährleisteten Bewegung innerhalb der Pädagogik als Ausdruck
eines demokratischen Systems stellt allerdings eine ziemlich
gewagte Feststellung dar. Und daß Freie Kindereinrichtungen eine
Notwendigkeit für diesen Staat darstellen sollen, halte ich für eine
etwas überzogene Würdigung. Daß eine solche Aussage jedoch
überhaupt entstehen kann, zeugt von den gravierenden Verlusten
radikaler Kritik im Rahmen der Kinderladenentwicklung.
Politischer Ansatzpunkt der Kinderläden war der Wunsch nach
revolutionärer Veränderung. „Aus dem Wunsch, die Gesellschaft
verändern (revolutionieren) zu wollen, entstand die Einsicht, daß
Verändern auf gesamtgesellschaftlicher Ebene nur möglich ist, wenn
sich das Individuum verändert, d. h. andere Gesellschaftsstrukturen
58
nur möglich sein würden mit charakterlich anders geprägten
Menschen, als sie die bürgerliche Gesellschaft verlangte. Man
mußte also ganz unten anfangen, nämlich bei dem Wunsch sich
selbst zu verändern, Erziehung neu zu definieren, Erziehungsziele
zu überlegen, die mit dem Bedürfnis nach gesellschaftlicher
Veränderung korrelierten. Das Ziel war, mal ganz platt und verkürzt
formuliert, in einer Gesellschaft leben zu wollen, die nicht auf dem
Prinzip der Ausbeutung beruht, die nicht durch ökonomische und
menschliche Unterdrückung gekennzeichnet ist, in der jeder nach
seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten leben kann, in der es Macht
und Herrschaft einiger weniger über ein ganzes Volk nicht mehr
geben würde“131
Es ist mir nicht ersichtlich, daß diese Ansprüche mittlerweile
eingelöst wären. Insofern wirkt der optimistische Bezug auf das
„demokratische System“ dieses Staates, „dessen Grundrechte die
freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Meinungsfreiheit beinhalten“
einigermaßen befremdlich.
„Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, daß Erziehung nicht
nur ethische und ästhetische Praxis ist, sondern ein politischer Akt,
ein Dialog, ein Akt der Produktion von Bewußtsein. Als ich in Chile
war, explodierte dieses Begreifen in meinem Bewußtsein, und ich
mußte zu dem Schluß kommen, daß neutrale Erziehung unmöglich
ist. Erziehung dient immer einem bestimmten politischen Traum,
einer etablierten Macht, einer bestimmten Gruppierung von
Klasseninteressen. Ich mußte akzeptieren, daß Erziehung entweder
der herrschenden Ideologie dient, oder in Opposition zu ihr steht.
Gleichzeitig erkannte ich, daß das, was ich befreiende Erziehung
genannt hatte, nicht alleine der Motor sozialer Veränderung sein
kann. Erziehung ist immer das Opfer ökonomischer, politischer und
ideologischer Beschränkung. Ich möchte betonen, daß Erziehung,
auch wenn sie nicht der Motor der Revolution ist, für den
revolutionären Prozeß doch wesentlich ist, die Revolution selbst ist
eine erzieherische Erfahrung, die das Individuum formt. In einer
bourgeoisen Klassengesellschaft (...) ist die Frage: In welchem
Maße schafft der kapitalistische Prozeß der Modernisierung
politische Räume, die nicht unter Kontrolle der herrschenden Klasse
stehen? Diese Freiräume existieren: in der Öffentlichkeit, in Schulen,
in Universitäten, in ‘Volksorganisationen, in Mütter- und
Mietervereinen. Die Aufgabe des revolutionären Erziehers ist, diese
Freiräume zu erkennen und zu nutzen und auf diese Weise die
revolutionäre Umwälzung der Gesellschaft mit herbeizuführen.“132
59
Erziehung ist nicht per se revolutionär. Weit gefehlt. Ganz richtig
stellt Paolo Freire fest, daß sich in der Erziehung stets die Alternative
bietet, entweder der herrschenden Ideologie zu dienen oder in
Opposition zu ihr zu stehen. Diese Positionsbestimmung haben alle
in der Erziehung Tätigen zuerst für sich zu leisten. Erst danach
kommt ihre konkrete Praxis. Darin unterscheiden sich diejenigen in
den Freien Kindereinrichtungen nicht von denen in traditionellen
Kindergärten.
Erst auf dieser Ebene der Entscheidung besteht die Möglichkeit,
zur ‘Alternative’ zu werden, die nicht pädagogische Innovation im
Rahmen herrschender ideologischer Vorstellungen sondern bewußte
politische Intervention in gesellschaftlicher Auseinandersetzung
darstellt.
In allen Feldern beruflichen pädagogischen Handelns stellt sich
dieses Problem und auch die Freien Kindereinrichtungen sind davon
nicht frei. Auch hierin sind sie den traditionellen Einrichtungen gleich.
Pädagogische Innovation im Rahmen des real existierenden
„demokratischen Systems (...) in einem Staat, dessen Grundrechte
die freie Entfaltung der Persönlichkeit, die Meinungsfreiheit
beinhalten“ stellt eine allenfalls veränderte ästhetische Praxis dar:
die buntere (und deshalb kinderfreundlichere?) Alternative.
Die (nicht nur) in den Freien Kindereinrichtungen entwickelten
praktischen Entwürfe werden sich solange auf dem Niveau der
Produktinnovation bewegen, als es nicht gelingt, den pädagogischen
Prozeß als machtstrategische Operation zu erkennen. Erst daraus
entwickelt sich die Möglichkeit, an den menschlichen Bedürfnissen
entlang tätig zu werden, die über alle sozialen Grenzen, wie auch
über alle Grenzen der Generationen hinweg verbindend für alle
Menschen sind.
Trommelt da jemand? Ich kann nichts hören. Zu weit sind die
Entwicklungsprozesse innerhalb der Freien Kinderarbeit
fortgeschritten auf dem Weg zur Etablierung, und das ist eben auch:
sich Einrichten in seiner pädagogischen Nische.133 Die Dynamik der
Entwicklungen innerhalb der Kinderladenszene weist eindeutig in
diese Richtung. Eine Umkehr dieser Entwicklung ist vom heutigen
Stand aus nicht in Sicht. Freie Kindereinrichtungen werden
zunehmend zu einem normalen Arbeitsfeld mit spezifischen
Bedingungen - aber jedes Arbeitsfeld bietet spezifische
Bedingungen.
Das Streben nach Überwindung der Zerrissenheit der Menschen in
einer Gesellschaft, deren Organisation auf der Logik der Ware, deren
60
Ideologie auf der Basis der abstrakten Leistung aufbaut, findet sich
im Ensemble der Ansprüche der ErzieherInnen natürlich ganz
genauso wie bei allen anderen Menschen. Es zieht jedoch in
pervertierter Form als Streben nach einer besonderen Fachlichkeit in
die Gruppen. Der vermeintliche Ausweg durch die Hintertür der
besonderen Fachlichkeit erweist sich dabei bei näherem Hinsehen
als Hohlweg.
Im BAT ist seit der Änderung der Eingruppierungstarife 1991
verankerte Logik, daß die Arbeit von ErzieherInnen um so besser
bezahlt wird, je ‘schwieriger’ die Kinder sind, mit denen sie zu tun
haben.134 Die PädagogInnen haben also aus leicht
nachvollziehbaren Gründen ein Interesse daran, in den Kindern, mit
denen sie zu tun haben, die ‘Probleme’ zu sehen und: je mehr, um
so besser. Ein bißchen Ausländeranteil, ein bißchen sozialer
Brennpunkt, ein bißchen Aussiedlerkinder, ein bißchen
Verhaltensauffällige, Lernverzögerte, Legastheniker, Autisten,
anaklitisch Deprivierte: je kruder die Mixtur, so wird unterstellt, desto
höher die ‘fachliche Anforderung’ und daraus abgeleitet, desto
legitimer die nächsthöhere Gehaltsstufe.
Wenngleich diese Überlegungen im Bereich der Freien
Kinderarbeit nicht so vorne auf der Zunge liegen, wie in den
öffentlichen Einrichtungen, so ist die zugrunde liegende Logik
durchaus übertragbar. Je größer die Distanz zwischen den
professionellen Bezugspersonen und den ‘Laienerziehern’, sprich:
Eltern, um so beruhigter kann der Beruf ausgeübt werden. Die Angst,
in der professionellen Rolle ersetzbar zu sein, nimmt proportional zur
vermeintlichen Steigerung der eigenen Fachlichkeit ab.
Insofern ist die Fachlichkeit tatsächlich ein Kampfbegriff, verwendet
um bessere berufliche Absicherung zu erlangen.135
Und da genau liegt der Hund begraben. In dem Kampf um die
berufliche Absicherung der PädagogInnen werden die Kinder (und
Eltern) zur Manövriermasse. Sie verschwimmen in ihrem konkreten
Dasein und mutieren im Ansehen der Bezugspersonen zu einem je
nach Definition der eigenen Konzeptionsgrundlage unterschiedlich
zu behandelnden Klientel. Damit ist eine Trennung vollzogen, die
das Entwickeln von Perspektiven über den Status Quo allenfalls als
‘ästhetische Praxis’ realisierbar werden läßt. Das politische Moment
der Erziehung wird unter den dicken Teppich dieser ‘ästhetischen
Praxis’ gekehrt.
Das heißt nicht, daß es getilgt wäre. Es ist lediglich als bewußtes
Moment im Alltag nicht mehr vorhanden. Die solcherart
61
herbeigeführte Spaltung in sich vermeintlich gegenüber stehende
Gruppen (Eltern/Kinder - ErzieherInnen) verhindert das Entwickeln
einer gemeinsamen Perspektive und wirkt bezogen auf die
politischen Wirkungen der Erziehung somit letztlich in einer
mindestens konservativen Art und Weise.
Eine derartige Praxis dient damit der herrschenden Ideologie. Und
davor schützt auch nicht die ‘relative Autonomie’ der Freien
Kindereinrichtungen.
62
Anhang: Frankfurt und Hessen ...
Für viele in Hessen entstehende Kinderläden waren (und sind) die
Frankfurter Gruppen Orientierungspunkte. Der Kontakt zwischen den
Einrichtungen erhielt mit der Gründung der
Landesarbeitsgemeinschaft Freie Kinderarbeit Hessen e. V. im Jahre
1984 einen formalen Rahmen. Wenngleich hier der Bezugsrahmen
hessenweit gesteckt wurde, so blieb auch innerhalb der ‘LAG’ die
Diskussion stark von den Frankfurter Gruppen dominiert.
Die Entwicklungen im Bereich der Freien Kinderarbeit sind im
landesweiten Vergleich in Frankfurt tatsächlich am weitesten
fortgeschritten. Das heißt nicht, daß über kurz oder lang alle
Gruppen innerhalb Hessens genau die gleichen Entwicklungen
nachholen werden. Dafür sind die lokalpolitischen Gegebenheiten
einfach zu unterschiedlich. Auch eifern beileibe nicht alle Gruppen in
den internen Bemühungen um Weiterentwicklung ihrer Praxis den
Frankfurter Verhältnissen nach. Allerdings bieten die Vorgänge in
Frankfurt einen nicht zu umgehenden Bezugspunkt für alle Gruppen
in Hessen.
Insbesondere die aufgrund der räumlichen Nähe der Einrichtungen
innerhalb Frankfurts schon seit langem bestehende Infrastruktur mit
dem Angebot regelmäßiger Diskussionsrunden,
Fortbildungsveranstaltungen und der Einrichtung des Büros der LAG
Freie Kinderarbeit Hessen e. V. trug und trägt ganz wesentlich zu
dieser Rolle bei. Praktisch überall in Hessen gibt es Anstrengungen,
die in den jeweiligen Regionen existierenden Freien Einrichtungen
untereinander in Kontakt zu bringen und möglichst einen
gemeinsamen formellen Rahmen dafür zu etablieren. Der Vorteil
einer koordinierten Arbeitsweise liegt dabei im wesentlichen auf der
Ebene der Gestaltung der Beziehungen zu den politischen
Entscheidungsgremien.
Die Erfolge entsprechender Bemühungen sind jedoch
unterschiedlich. In den großen Städten, Kassel, Darmstadt, Marburg
z. B. ist eine Vernetzung der Initiativen im Rahmen von
Dachorganisationen gelungen. In den Landkreisen hingegen stellt
sich die Zusammenführung der Vereine unter einem gemeinsamen
organisatorischen Dach, also in der Regel einem Dachverband
ebenfalls in Form eines Vereines, wesentlich schwieriger dar. Hier
bleibt der Kontakt eher unverbindlich auf der Ebene des
gelegentlichen Austausches. Da eine den Gruppen gemeinsam
gegenüberstehende Behörde nicht existiert, vielmehr die
63
Verhandlungspartner in den Rathäusern der jeweiligen Gemeinden
zu finden sind, ergibt sich durch einen festeren organisatorischen
Zusammenhalt auch keine akut feststellbare Verbesserung der
Verhandlungsposition auf Seiten der Vereine. Entsprechend gering
ist das Interesse an der Bildung und Aufrechterhaltung derartiger
Zusammenschlüsse.
Das speziell in Frankfurt ausdifferenzierte Modell des ‘großen
Trägervereins’, der unter einem formellen Dach mehrere Gruppen
betreibt, sich also entfernt von der ursprünglichen Struktur der
Initiativgruppe, die sich jeweils zu einem eigenständigen ‘kleinen’
Verein zusammenschließt, weist im Vergleich einige ganz
offensichtliche Erfolge auf. Ein Beispiel dazu:
„Die notwendige Haushaltskonsolidierung veranlaßte das
Frankfurter Dezernat Schule und Bildung zu der Entscheidung: Die
geplanten neuen Kindertagesstätten sollen künftig nicht von der
Stadt selbst betrieben, sondern an freie Träger der Jugendhilfe
vergeben werden. Davon betroffen sind zehn geplante
Einrichtungen, für vier von ihnen sind jetzt die Würfel gefallen.
Alle vier Kitas werden von kleineren freien Trägern übernommen:
Die Kindertagesstätten im Gallus und am Frankfurter Berg gingen an
die Lehrerkooperative, die Einrichtung in Ginnheim an den Verein zur
Förderung berufstätiger Eltern und die Kita im Ostend an das
Internationale Familienzentrum. (...)
Sechs freie Träger hatten sich ... um die Trägerschaft beworben.
Zu ihnen zählten auch Caritas, Diakonisches Werk und Deutsches
Rotes Kreuz.“136
Die hier als ‘kleinere freie Träger’ bezeichneten Vereine sind ‘klein’
nur im Vergleich zu den anderen Bewerbern, Caritas, Diakonie und
DRK. Im Rahmen der Freien Kinderarbeit gehören sie zu den
‘großen Vereinen’, die jeweils etliche Projekte unter einem
gemeinsamen organisatorischen Dach betreiben.
In Hinsicht auf die Etablierung der Freien Kinderarbeit stellt der
‘große Trägerverein’ tatsächlich ein Erfolgsmodell dar, das der
Existenz der Kindergruppen eine wesentlich stärkere
Bestandsgarantie zu vermitteln scheint, als es die ‘kleinen Vereine’ je
konnten und können. Wenn auch bei weitem nicht im gleichen
Ausmaß gibt es doch auch außerhalb Frankfurts Entwicklungen, die
ähnliche Strukturen entstehen lassen. Seit 1995 hat der ‘Verein zur
Förderung Marburger Eltern-Kind-Gruppen’, der bis dahin als
Dachverband fungierte, die Rolle des Trägers übernommen und
betreibt seitdem sechs Einrichtungen unter eigener Regie. Im
64
Jahresbericht der LAG Freie Kinderarbeit für 1996 wird schließlich
auch festgestellt: „Wenngleich nach wie vor die meisten LAGMitglieder137 eine Einrichtung mit einer Kindergruppe organisieren, ist
doch die Tendenz unübersehbar, daß immer mehr Trägervereine
Verantwortung für mehrere Einrichtungen und Gruppen
übernehmen.“138
65
1
Einführung
Schon im September 1967 hatte eine Gruppe von Eltern in Frankfurt eine ‘Kinderschule’ gegründet.
2 Inge v. Bönninghausen/Jutta Dreisbach-Olsen; „Experiment Erziehung“; Köln-Braunsfeld 1973; S.44 ff.
3 Michael Burbach; ‘Betriebliche Förderung von Kinderbetreuung; das Frankfurter Modell’; Manuskript April 1996; S. 6 ff.
4 Gabi Asal/Achim Brehm; ‘Pädagogisches Forum’; Beitrag im LAG-Rundbrief; Frankfurt/M.; Dezember 93; S. 18
5 ‘Jahresbericht 1991 des Hessischen Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit’; Wiesbaden 1992; S. 19; (Hervorhebung
von mir, R. H.).
6 ‘Jahresbericht 1994 des Hessischen Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit’; Wiesbaden 1995; S. 22
7 Die Zahl von 4000 Plätzen beruht auf einer Schätzung der LAG Freie Kinderarbeit Hessen. Genaue Erhebungen der Platzzahlen bis
1990 sind nicht verfügbar.
8
Professionalisierung
Robert Soprun; „Freie Kinderarbeit und Professionalisierung“; Diplom-Arbeit; Frankfurt/M.; 1987; unveröffentlicht; S. 7
9 vgl. Interview mit Petra Bernhardt; 1996; Archiv Beniro e. V.; Langen
10 C. W. Müller; „Wie Helfen zum Beruf wurde“; Weinheim, Basel; 1982; S. 34 (Hervorhebung im Original)
11 J. Moysich; „Alternative Kindertageserziehung - Möglichkeiten und Grenzen“; Frankfurt/M. 1990; S. 22;
12 Autorenkollektiv; „Berliner Kinderläden“; Köln, Berlin; 1970; S. 118
13 Georg R. Kiefer; „Bericht über einen Prozeß“; in: ‘Zucht oder antiautoritäre Erziehung?’; Stuttgart; 1970
14 aus einem internen Papier der ‘Roten Eule’; Frankfurt/M; 1979
15 Diskussionsbeitrag auf der Veranstaltung ‘Beruf Bezugsperson’ am Erziehungswissenschaftlichen Institut der Universität
Frankfurt/M.; 15. 12. 1993; Tonbandmitschnitt;
16 Frank Mehler; ‘Kinderläden heute: ein Hort von Dogmen und Tabus?’; zuerst in sozial extra 7-8/85
17 aus einem internen Papier der ‘Roten Eule’; a. a. O.
18 Frank Mehler; a. a. O.
19 Sheldon Stryker; zit. nach Franz Wellendorf; „Schulische Sozialisation und Identität“; Weinheim, Basel; 1979; S. 29
20 Franz Wellendorf; ebd. S. 29
21 das gilt natürlich auch für die Handlungsebene Bezugsperson - Kinder
22 Anzumerken ist noch, daß Frank Mehler diese Perspektive in seinem Beitrag relativiert: „ ...auch, wenn es sich in den
‘Gründerjahren’ häufig nur um eine vermeintliche Perspektive handelte ...“. Für die „motivierende Kraft“, die sich aus einer solchen
Perspektive ziehen läßt ist es jedoch nicht wesentlich, ob sie „objektiven Kriterien“ folgend eine reale oder vermeintliche ist. Allein
die Überzeugung derjenigen, die diese Perspektive sehen, daß sie eine reale sei, ist ausschlaggebend dafür.
23 in selbstkritischen Aufarbeitungen der frühen Kinderladenjahre fehlen nicht die Hinweise auf den schon damals fragwürdigen
Charakter von Kategorien wie bspw. Solidarität. So schreibt Jutta Knoop 1980 über ihre Zeit als Bezugsperson in einem
Hannoveraner Kinderladen zwischen 1972 und 1974: „Wir lösten die anfallenden Probleme ... in Form von theoretischen
Diskussionen. Die harten Auseinandersetzungen führten zu scharfer Kritik an Personen. Sie waren scheinbar objektiv, sachlich,
unpersönlich, ohne Gefühlsäußerungen, verpackt in Theorie, gemessen an dem Anspruch, den man sich erarbeitet hatte. Dies führte
in einigen Fällen zum rigiden Ausschluß von Kind und Eltern aus der Gruppe.“; in: päd. Extra 11/80; S. 26
24 Jutta Knoop; ebd.
25 Robert Soprun; a. a. O.; S. 10.
26 Robert Soprun; ebd.; S. 11
27 vgl. Interview mit Petra Bernhardt; a. a. O.
28 vgl. Interview mit einem Supervisor; 1996; Archiv Beniro e. V., Langen
29 ebd.
30 Giesel Krämer/Björn Pertoft; ‘Modelle’; in: Reader zur Ausstellung ‘Konzepte, Projekte, Perspektiven’; Hrsg.: LAG Freie
Kinderarbeit Hessen; Frankfurt/M.; 1988; (im Folgenden kurz: ‘Reader’); S. 36
31 Michael Burbach; ‘Zum Begriff des Kinderladens’, in: ‘Reader’; S. 150
32 vgl. dazu die umfangreiche Sammlung von Konzepten im o. a. ‘Reader’
33 nach: ‘EKT-Ratgeber’; Hrsg.: Senator f. Jugend und Familie; Berlin; 1985
34 ‘Reader’; a. a. O.; S. 10
35 ‘Konzeptentwurf eines Frankfurter Kinderladens’; in: Robert Soprun; a. a. O.; S. 176
36 Selbstdarstellung der Kindergruppe ‘Spatzennest’; in: ‘Krabbelgruppen und Kindertagesstätten’; Informationsbroschüre der
Arbeitsgemeinschaft der selbstorganisierten Kindereinrichtungen Darmstadt; 1996 S. 6
37 vgl. Interview mit Gabi Asal; 1996; Archiv Beniro e. V., Langen
38 Robert Soprun; a. a. O.; S. 127
39 Carl Wolfgang Müller; a. a. O.; S. 34
40 ErzieherInnen hatten kaum noch die Möglichkeit, längere Zeit arbeitslos zu sein. Die zyklische Schwankung von Angebot und
Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt wurde verstärkt durch den Ausbau der Angebote im Arbeitsbereich. So konnten die ErzieherInnen
tatsächlich ‚wählerischer’ werden, was die Annahme einer Arbeitsstelle betraf.
41 vgl. Interview Gabi Asal; a. a. O.
42 vgl. Petra Bernhardt; a. a. O.
43 vgl. Interview mit Petra Bernhardt; a. a. O.
44 vgl. Interview mit Michael Burbach; 1996; Archiv Beniro e. V., Langen
45 Interviewprotokoll mit Bezugspersonen eines Schülerladens; 1992; Archiv Beniro e. V., Langen
46 Dieter Duhm; ‘Angst im Kapitalismus’; Lampertheim; 1972; S. 49 ff.
47 Auswahl der Themen von Fortbildungsveranstaltungen der LAG Freie Kinderarbeit; in: ‘Fort- und Weiterbildung ‘,
Programmhefte der LAG Freie Kinderarbeit Hessen ; Jg. 1994 ff.
48 vgl. Interview mit Petra Bernhardt; a. a. O.
49
Die Institution
Carl Wolfgang Müller; a. a. O.; S. 194
50 vgl. die Beschreibung der Konflikte um das Verhältnis Träger - Bezugspersonen im Gesprächsprotokoll mit einer Erzieherin (I. &
II.); 1996; Archiv Beniro e. V., Langen
51 Michael Burbach; ‘Zum Begriff des Kinderladens’; a. a. O.; S.149
52 außerhalb Frankfurts z. B.: Freie Kinderschule Schwalbach/Unterliederbach gegr. 1969; Verein für nichtrepressive Erziehung,
Darmstadt, gegr. 1969; Verein zur Förderung Marburger Eltern-Kind-Gruppen, gegr. 1971; Kinderhaus Kassel, gegr. 1973
53 vgl. dazu: ‘Cassa Blanca ?’, in: ‘Freie Kinder im Kreis Offenbach - 1991’; Hrsg: LAG Freie Kinderarbeit Hessen; 1991
54
Trägerschaft, Vereine, Verträge
Michael Burbach; ‘Zum Begriff des Kinderladens’; a. a. O.; S. 149
55 ‘Leitfaden für Elterninitiativen - Wege zur selbstorganisierten Kindergruppe’; Hrsg.: Hessisches Ministerium für Jugend, Familie
und Gesundheit; Wiesbaden; 1992 (kurz: ‘Leitfaden’); S. 11
56 § 75 KJHG
57 ‘Leitfaden’, a. a. O.; S. 38
58 Das sind z. Zt. in Hessen noch die Vorschriften gemäß dem ‘Merkblatt für Einrichtungen, die durch Elterninitiative entstanden
sind und der Aufsicht des Landesjugendamtes unterstehen’, einer verwaltungsinternen Regelung, die die ‘Richtlinien für
Kindertagesstätten’ im Lande Hessen vom 23. 11 1963 modifiziert. Der Versuch, über den Landesjugendhilfeausschuß eine
Neuregelung der ‘Richtlinien’ herbeizuführen wurde durch das Hessische Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit im Juli
1994 gestoppt.
59 Autorenkollektiv; Berliner Kinderläden; a. a. O.; S. 197
60 Die Aufgaben des ‘Zentralrates’ waren wesentlich weiter gefaßt, als nur ‘Verhandlungspartner des Senates’ zu sein. Vgl. dazu:
Autorenkollektiv; Berliner Kinderläden; a. a. O.; S.142 ff. Ich betone diesen Part jedoch, um die Entwicklung der Übernahme formal
juristischer Vorgaben zu veranschaulichen.
61 vgl. dazu: Autorenkollektiv; Berliner Kinderläden; a. a. O.; S. 190 ff.
62 Bericht des Berliner Senats über die Kinderläden; DS Nr. 666 vom 28 06. 1969; in: Autorenkollektiv; Berliner Kinderläden; a. a.
O. S. 198
63 Maria-Eleonora Karsten/Ursula Rabe-Kleberg; ‘Kinderläden und Kinderöffentlichkeit oder was ist an alternativen Formen
vorschulischer Erziehung anders?’; in: Lutz v. Werder; ‘Was kommt nach den Kinderläden’; Berlin 1977; S. 62
64 mdl. Auskunft Michael Burbach 1997
65 vgl. dazu auch die Interviews mit einer Erzieherin (II.) und einem Supervisor; a. a. .O., sowie die Gesprächsprotokolle
‘Krabbelstube Schmuddelkinder’; Darmstadt; 1995; unveröffentlichte Sammlung von Interviews mit Eltern der Krabbelstube; Archiv
Beniro e. V., Langen
66 die wiederum auch ‘Profis’ sind, sich in der Verwaltungstätigkeit ‘professionalisiert’ haben ...
67 internes Papier der ‘Roten Eule’, a. a. O.
68 Gerald Endres; ‘Die Jakobiner wurden zum billigen Jakob’; in: Der Spiegel 1/86; S. 128
69 vgl. z. B. Jörg Fischer/Carmen Scharf; ‘Kinderläden im Wandel - von der ‘Kaderschmiede’ zum ‘Dienstleistungsbetrieb’?’;
Diplom-Arbeit; Frankfurt/M.; 1994; unveröffentlicht
70 vgl. z. B. die Richtlinien der Stadt Darmstadt vom 11. 05. 1983 zur Gewährung von Globalzuschüssen für Babyläden und private
Krabbelstuben, wonach 40 % der Personalkosten, aber maximal 33 % der Betriebskosten als Bezuschussung gewährt werden.
71
Räume
Gundel Mattenklott; ‘Kinderladenprotokoll’; in: R. Petschner/Albertine M.; ‘The silver-tongued devil’; München; 1978; S. 146 ff.
72 Bis 1992 war die ‘Kinderstube’ in Langen im ehemaligen Gefängnis untergebracht; vgl. Freie Kinder im Kreis Offenbach; a. a. O.
S. 35
73 vgl. Interview mit einer Bezugsperson in einer Frankfurter Krabbelstube; 1992; Archiv Beniro e. V., Langen
74 vgl. Interview mit Elisabeth Strüber; 1996; Archiv Beniro e. V., Langen
75 ebd.
76 ebd.
77
Die Stellung der Eltern
Giesel Krämer, Björn Pertoft, a. a. O.
78 ebd.
79 vgl. Interview mit Michael Burbach; a. a. O.
80 Giesel Krämer, Björn Pertoft, a. a. O.
81 Frank Mehler; a. a. O.
82 Maria-Eleonora Karsten/Ursula Rabe-Kleberg; a. a. O.; S. 63
83 ebd.
84 ebd.
85 vgl. Interview mit einem Supervisor; a.a. O.
86 Kinderladen Zaubertiger; Konzept; in: ‘Reader’; S. 73
87 vgl. Interview mit Elisabeth Strüber; a. a. O.
88
Die Arbeitsbeziehungen der Bezugspersonen
Cornelia Bauditz; ‘Zur Situation von Kinderläden am Beispiel einer Einrichtung in Frankfurt’; unveröff. Diplom-Arbeit;
Franfurt/M.; 1993
89 Eine nicht unwichtige Ausnahme soll nicht unter den Tisch fallen: PraktikantInnen sind aufgrund ihres Ausbildungsstatus per
Definition allerdings weisungsgebunden, ihre AnleiterInnen stets weisungsbefugt. Das mag in vielen Teams keine praktische
Relevanz haben, in anderen spielt dieser Statusunterschied allerdings auch alltagspraktisch eine Rolle.
90 vgl. Interview mit BZP im SchülerInnenladen; Langen 1992; a. a. O.
91 ebd.
92 vgl. Interview mit Michael Burbach; a. a. O.
93 Evelyn Schwab; ‘Kooperation in Kindertagesstätte und Kinderladen im Vergleich’; Diplom-Arbeit; Frankfurt/M.; 1980;
unveröffentlicht; S. 38
94 ... womit keinesfalls gesagt sein soll, dass Teamarbeit in ‚großen Teams’ eine Unmöglichkeit darstellt!
95 Michael Burbach; ‘Selbstdarstellung der Gesellschaft für Jugendarbeit und Bildungsplanung’; in: Reader; S. 50
96 vgl. Interview mit Michael Burbach; a. a. O.
97
Männer und Frauen
Referat auf der Delegiertenkonferenz des SDS in Frankfurt im Sommer 1968; in: Autorenkollektiv; Berliner Kinderläden; a. a. O.;
S. 60
98 vgl. Interview mit einem Fachberater; 1996; Archiv Beniro e. V., Langen
99 Clemens Bacherl, Christel Bock, Heide Kallert; ‘Arbeitsplatz Kinderkrippe und Krabbelstube’; Frankfurt/M.; 1988; S. 17
100 ‘Leitfaden für Elterninitiativen; Wege zur selbstorganisierten Kindergruppe’; a. a. O.; S. 28
101 Wer sich heute als Mann in einer Freien Einrichtung bewegt, hat es mit anderen Bedingungen zu tun, als 1973 oder 1984. Weder
der militante Streetfighter, der die Kinder zum Häuserkampfdemospiel animiert, noch der lila Latzhose tragende Friedensbewegte,
der den Kindern die moralische Verwerflichkeit von Wasserpistolen erklärt, wären heute noch zeitgemäß. Auch das Bild von
‘positiver Männlichkeit’ unterliegt gesellschaftlichen Trends und Debatten, ist letztlich nichts auf Dauer fixierbares.
102
Arbeit, Leistung, Lohn
Maria Eleonora Karsten, Ursula Rabe-Kleberg; a. a. O.; S. 62
103 ebd.; S. 63
104 Paul Walter; ‘Der versteinerte Sandkasten’; in: päd. extra 7/8 1986; S. 25
105 vgl. Interview mit Elisabeth Strüber; a. a. O.
106 Dies gilt natürlich nicht für die Geschäftsführungen der großen Trägervereine.
107 Gesprächsprotokolle ‘Krabbelstube Schmuddelkinder’; Darmstadt; 1995; unveröffentlichte Sammlung von Interviews mit Eltern
der Krabbelstube
108 z. B. in der Form, daß die Frage nach einer solchen von Seiten der Bezugspersonen von den Eltern mit dem Hinweis beantwortet
wird, man werde mal im BAT nachschauen, ob das denn angemessen sei.
109 G. Krämer, B. Pertoft; in: Reader a. a. O.; S. 40
110 Das sieht praktisch so aus, daß eine Kindergruppe (bzw. der Trägerverein) einen Kostenplan für die Einrichtung erstellt, diesen
bei der Kommune einreicht und dann entsprechend den kommunalen Förderungsrichtlinien Gelder überwiesen bekommt. Die
Kostenpläne werden von den kommunalen Verwaltungen darauf überprüft, ob die Gehälter im Rahmen dessen bleiben, was auch in
städtischen Einrichtungen üblicherweise als Personalkosten für ErzieherInnen kalkuliert wird. Im Zweifelsfall können Kostenpläne
um den entsprechenden Überhang gekürzt und dann aufgrund der gekürzten Beträge zugeschossen werden.
111 C. Bacherl, C. Bock, H. Kallert, a. a. O.; S. 32 – was natürlich im juristischen Sinne nicht heißt, daß tatsächlich kein Vertrag
bestünde, denn im bürgerlichen Recht gilt der mündliche Vertrag genauso wie der schriftliche und erst Recht der durch die faktische
Erfüllung gegenseitiger Ansprüche (Gehaltszahlung gegen Arbeitsleistung) zustande gekommene.
112 ebd.
113 vgl. Interview mit Elisabeth Strüber; a. a. O.
114 vgl. Interview mit einer Erzieherin (I.); a. a. O.
115 Ernest Jouhy; ‘Technisch-sozialer Wandel heute und sein Einfluß auf Kind und Erziehung’; in: ‘Wie wird die Kindertagesstätte
der Zukunft aussehen?’; Hrsg: LJA Hessen; Wiesbaden 1984; S. 10
116 inklusive SozialpädagogInnen, Diplom-PädagogInnen etc.
117
Pädagogik
Referat auf der Delegiertenkonferenz des SDS in Frankfurt im Sommer 1968; in: Autorenkollektiv; Berliner Kinderläden; a. a. O.;
S. 60
118 Jens Reißmann; ‘Als die Kinder begannen, mit dem Essen zu manschen ...’; in: päd. extra 11/80; S. 34
119 Regine Gruner; ‘Zehn Jahre Kinderarbeit’; Diplom-Arbeit; Frankfurt/M.; 1983; unveröffentlicht; S. 56
120 vgl. Interview mit Gabi Asal; a.a. O.
121
Auf sicherem Grund ...
Jürgen Moysich; a. a. O.; S. 120
122 vgl. die Interviews mit Elisabeth Strüber, Gabi Asal oder auch mit einer Erzieherin (I.); a. a. O.
123 vgl. die Interviews mit Petra Bernhardt, Michael Burbach; a. a. O.
124 Diskussionsbeitrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe zu ‘25 Jahre Kinderläden’; Aufzeichnung der Diskussion vom 9. 2. 1994
125 Das ist hier durchaus doppeldeutig gemeint: Arbeit, die die Eltern erledigen (Putzen, Kochen...) und Arbeit, die die
Bezugspersonen ‘an’ und ‘mit’ den Eltern erledigen (Elterngespräche, Elternabende ...)
126 Freerk Huisken; ‘Die Wissenschaft von der Erziehung’; Hamburg 1991; S. 225 ff.
127 Monika Seiffert; Diskussionsbeitrag auf der Veranstaltung vom 9. 2. 1994 ‘25 Jahre Kinderläden’; Tonmitschnitt
128 Eine wirkliche Selbstverantwortung und Selbstbestimmung kann innerhalb der Schule, so wie sie momentan verfaßt ist,
allerdings nicht gemeint sein. Dies würde ja auch die Möglichkeit mit einschließen, die Schule völlig anders zu gestalten, oder auch
beispielsweise gar nicht erst da hin zu gehen.
129 vgl. Interview Michael Burbach; a. a. O.
130
Ästhetische Praxis
Cornelia Bauditz; ‘Zur Situation von Kinderläden am Beispiel einer Einrichtung in Frankfurt“; Diplom-Arbeit; Frankfurt/M.;
1993; S.: 108 ff.
131 internes Papier der ‘Roten Eule’, a. a. O.
132 Paolo Freire; Interview in der ‘tageszeitung’; 26. 11. 1988
133 Wobei die Nische hier nicht als das ‘Schämeckchen der Kinderladenpädagogik’ verstanden werden darf, sondern durchaus einen
wachsenden Raum innerhalb des pädagogischen Spektrums einnehmen kann. Allerdings stellt die Pädagogik um der Pädagogik
Willen schon die Nische dar, in der sich dann die einzelnen Spezialagenturen ihr jeweils adäquates Nestchen suchen, auf der
naturharzlackierten Fichtenholzhochebene die ökologische Fraktion, auf pastellrosa-himmelblauen Schafwolltüchern die
anthroposophische, auf ausgedienten metallfederwippenden Autositzen die autonome, in jeweiliger Nachbarschaft zur jesuitischen,
katholischen, veganischen und allen sonstischen.
134 vgl. BAT - Anlage 1a Angestellte im Sozial- und Erziehungsdienst
135 vgl. dazu: Christine Wischnewski, Cornelia Dörr; ‘Erzieherinnen in Elterninitiativen: Diktatur der Elternschaft und Ende der
Fachlichkeit?’; in: klein & groß 4/97; S. 12 ff.
136
Anhang: Frankfurt und Hessen ...
zit. nach LAG-Rundbrief ; Frankfurt/M.; Juni 1997; S. 32
137 Mitglieder der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Kinderarbeit Hessen sind die Trägervereine, und zwar sowohl ‘große’ als auch
‘kleine’. Jeder Trägerverein hat im Rahmen der Statuten der LAG eine Stimme, unabhängig von der Anzahl der von ihm
unterhaltenen Kinderbetreuungsplätze.
138 LAG-Jahresbericht 1996; Frankfurt/M.; 1997; S. 6
Literatur
Autorenkollektiv; ‘Berliner Kinderläden’; Köln, Berlin; 1970
Bernd Gimborn; ‘Selbstorganisierte Tageseinrichtungen für Kinder im Rahmen gesetzlicher Regelungen’; München 1990
Christine Wischnewski, Cornelia Dörr; ‘Erzieherinnen in Elterninitiativen: Diktatur der Elternschaft und Ende der Fachlichkeit?’; in:
klein & groß 4/97
Clemens Bacherl, Christel Bock, Heide Kallert; ‘Arbeitsplatz Kinderkrippe und Krabbelstube’; Frankfurt/M., 1988
Cornelia Bauditz; ‘Zur Situation von Kinderläden am Beispiel einer Einrichtung in Frankfurt’; unveröff. Diplom- Arbeit 1993;
Franfurt/M.
C. W. Müller; ‘Wie Helfen zum Beruf wurde’; Weinheim, Basel; 1982
Dieter Duhm; ‘Angst im Kapitalismus’; Lampertheim; 1972
‘EKT-Ratgeber’; Hrsg.: Senator f. Jugend und Familie; Berlin 1985
Evelyn Schwab; ‘Kooperation in Kindertagesstätte und Kinderladen im Vergleich’; unveröff. Diplom-Arbeit; Ffm 1980
‘Fort- und Weiterbildung ‘, Programmhefte der LAG Freie Kinderarbeit Hessen ; Jg. 1994 ff.
Frank Mehler; ‘Kinderläden heute: ein Hort von Dogmen und Tabus?’; zuerst in sozial extra 7-8/85
Franz Wellendorf; ‘Schulische Sozialisation und Identität’; Weinheim, Basel; 1979
Freerk Huisken; ‘Die Wissenschaft von der Erziehung’; Hamburg 1991
‘Freie Kinder im Kreis Offenbach - 1991’; Hrsg.: LAG Freie Kinderarbeit Hessen; Frankfurt/M. 1991
Georg R. Kiefer; ‘Bericht über einen Prozeß’; in: ‘Zucht oder antiautoritäre Erziehung?’; Stuttgart 1970
Gerald Endres; ‘Die Jakobiner wurden zum billigen Jakob’; in: Der Spiegel 1/86
Gesprächsprotokolle ‘Krabbelstube Schmuddelkinder’; Darmstadt 1995; Archiv Beniro e. V., Langen
Inge v. Bönninghausen/Jutta Dreisbach-Olsen; ‘Experiment Erziehung’; Köln-Braunsfeld 1973
Interviewserie mit Bezugspersonen in Freien Kindereinrichtungen; Langen 1992; Archiv Beniro e. V.
Interviewserie mit FunktionsträgerInnen im Rahmen der Freien Kinderarbeit; Frankfurt 1996; Archiv Beniro e. V., Langen
(GesprächspartnerInnen darin: Elisabeth Strüber, Geschäftsführerin Sozialpädagogischer Verein Frankfurt; Michael Burbach,
Gesellschaft für Jugendarbeit Frankfurt; Gabi Asal, ehem. Bezugsperson ‚Rote Eule’, Geschäftsführung LAG Freie Kinderarbeit;
Petra Bernhardt, Geschäftsführung LAG Freie Kinderarbeit; zwei Erzieherinnen; ein Fachberater in städtischen Kindertagesstätten;
ein Supervisor)
‘Jahresbericht 1991 des Hessischen Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit’; Wiesbaden 1992
‘Jahresbericht 1994 des Hessischen Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit’; Wiesbaden 1995
Jens Reißmann; ‘Als die Kinder begannen, mit dem Essen zu manschen ...’; in: päd. extra 11/80
Jörg Fischer/Carmen Scharf; ‘Kinderläden im Wandel - von der ‘Kaderschmiede’ zum ‘Dienstleistungsbetrieb’?’; unveröff. DiplomArbeit; Frankfurt/M. 1994
Jürgen Moysich; ‘Alternative Kindertageserziehung - Möglichkeiten und Grenzen’; Frankfurt/M. 1990
Jutta Knoop; ‘Ich wurde unsicher, als die Kinder das Klavier traktierten’; in: päd. Extra 11/80
‘Krabbelgruppen und Kindertagesstätten’; Informationsbroschüre der Arbeitsgemeinschaft der selbstorganisierten
Kindereinrichtungen Darmstadt; 1996
LAG-Jahresbericht 1996; Frankfurt/M. 1997
LAG-Rundbrief; Frankfurt/M.; Jahrgänge 1992 ff.
‘Leitfaden für Elterninitiativen - Wege zur selbstorganisierten Kindergruppe’; Hrsg.: Hessisches Ministerium für Jugend, Familie und
Gesundheit; Wiesbaden; 1992
Lutz v. Werder; „Was kommt nach den Kinderläden“, Berlin; 1977
Michael Burbach; ‘Betriebliche Förderung von Kinderbetreuung, Das Frankfurter Modell’; Manuskript; Frankfurt/M.; April 1996
Paolo Freire; Interview in der ‘tageszeitung’; 26. 11. 1988
Paul Walter; ‘Der versteinerte Sandkasten’; in: päd. extra 7/8 1986
R. Petschner/Albertine M.; ‘The silver-tongued devil’; München; 1978
Reader zur Ausstellung ‘Konzepte, Projekte, Perspektiven’; Hrsg.: LAG Freie Kinderarbeit Hessen; Frankfurt/M.; 1988
Regine Gruner; ‘Zehn Jahre Kinderarbeit’; unveröff. Dipl. Arb.; Frankfurt/M.; 1983
Robert Soprun; „Freie Kinderarbeit und Professionalisierung“; unveröff. Dipl. Arb.; Frankfurt/M.; 1987
‘Wie wird die Kindertagesstätte der Zukunft aussehen?’; Hrsg: LJA Hessen; Wiesbaden; 1984