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Neue Aspekte der archaischen Münzprägung von Milet

Neue Aspekte der archaischen Münzprägung von Milet Rudolf Hilbert rudolf.hilbert@t-online.de Vortrag BNG, 29. September 2020 (aktualisiert 2023) Habelt Verlag Bonn, 2018 Nomismata 9 2 Bände, 511 Seiten, Abbildungen in Farbe und s/w 111 Tafeln, € 89,00 Überblick • Milet in archaischer Zeit • Allgemeines zu den ersten Münzen • Die Elektronprägung von Milet und die Herstellung der Münzen • Stempelkoppelungen und Datierung • Das Ordnungssystem • Metallzusammensetzung und Metrologie der Münzen • Das Corpus der Elektronprägung von Milet in Zahlen • Statistik • verschiedene Münzstempel in chronologischer Folge Milet, die griechische Metropole an der Westküste Kleinasiens Izmir Bodrum - Milet in archaischer Zeit - Milet, die archaische Stadt mit zahlreichen Häfen - Milet in archaischer Zeit - Milet, die Mutterstadt zahlreicher Kolonien Olbia Pantikapaion Odessos Sinope Apollonia Kyzikos Milet «Zahlreich sind die Leistungen dieser Stadt, doch die größte ist die Menge ihrer Kolonien: ist doch das Schwarze Meer ganz und gar von ihnen besiedelt worden, ebenso wie die Propontis und mehrere andere Gegenden» (Strabo 14, 1, 6) - Milet in archaischer Zeit - Kurze Erklärung numismatischer Begriffe • Nominal: Die verschiedenen Gewichtsabstufungen der Münzen Stater ⅟1, Halbstater ½, Trite ⅓, Hekte ⅙, Hemihekte ⅟12 … • Münzfuß: Die Gewichtsnorm einer Münzprägung. Für uns von Bedeutung ist der Lydisch-Milesische Münzfuß mit einem Statergewicht von 14,1 – 14,2 Gramm • Corpus: Die Gesamtheit der bekannten Münzen einer Prägung • Avers/Revers: Die Vorderseite/Rückseite der Münzen • Stempel: Die verschiedenen Bildvarianten auf der Vorder-/Rückseite der Münzen • Punze: Sonderform eines Stempels für die Rückseite der Münzen. Punzen wurden tief in die Rückseite eingeschlagen (Incusum) - Allgemeines zu den ersten Münzen - Das Münzmetall Elektron • Das griechische Wort Elektron (ἤλεκτρον) bedeutet ursprünglich Bernstein • Mit Elektron bezeichnet man aber auch eine Münzlegierung aus Gold, Silber und etwas Kupfer • Der Silberanteil bewirkt blassere Färbung gegenüber reinem Gold • Bereits die ersten Elektronmünzen im 7. Jh. v.Chr. wurden nicht aus natürlichem Elektron (z. B. Flussgold) hergestellt. Um ein bestimmtes Legierungsverhältnis zu erreichen wurde ein Anteil Silber und zur Härtung etwas Kupfer hinzugegeben • Je nach Prägestätte und Prägezeit wechselte die Zusammensetzung der Basismetalle • Z. B. enthalten spätere Prägungen von Phokaia und Mytilene weniger Gold, dafür mehr Silber und Kupfer - Allgemeines zu den ersten Münzen - Vollständige Nominalreihe der milesischen Prägung Stater (S) 13,92g  20,5mm Halbstater (HS) 6,98g  15mm Trite (1/3-Stater, T) 4,63g  13mm Hekte (1/6-Stater, H) 2,29g  9,5mm Hemihekte (1/12, HH) 1,12g ∅ 8mm Myshemihekte (1/24, M) 0,53g ∅ 6mm 1/48-Stater (MM) 0,27g ∅ 4,5mm 1/96-Stater 0,14g ∅ 4mm - Die Elektronprägung von Milet - Herstellung der Münzen Revers Avers Hemihekte HH20.2 (1/12-Stater) - Prägetechnik - Die verschiedenen Münzstempel am Beispiel eines milesischen Staters Mittelpunze, Fuchs (F21) Aversstempel (A29) Seitenpunze, Hirschkopf (Hk19) - Die Elektronprägung von Milet - Seitenpunze, Fünfpunktkreuz (X) Herstellung der Münzen (2) Statere: Ein Vorderseitenstempel, drei Rückseitenstempel → drei Punzschläge Rekonstruktion de Schlagfolge an einem Beispiel S61.3: gut erkennbares Abbild des Stempels (seitenverkehrt) Stater S62.1 (British Museum) Schrötling gegenüber Unterstempel nach links verdreht Schrötling gegenüber Unterstempel Schrötling gegenüber Unterstempel nach rechts verschoben und gedreht noch weiter nach rechts verschoben Durch die Drehungen und Verschiebungen des Schrötlings wurde bei jedem Punzschlag die Schwanzpartie an jeweils einer anderen Stelle abgebildet (3 x). Die Schlagfolge bei den Stateren war willkürlich und folgte keiner festen Regel. - Prägetechnik - Motive auf milesischen Elektronmünzen Vorderseite: Rückseite: F16 A5 A27 Q11r A69 A81 X Q23s Hk17 A70 A84 A93 U21 Sk9 - Die Elektronprägung von Milet - U22 Hk8 Hk15 Zuordnung einer Münze zu einem Stempel (1) Hier hilft oft die Beobachtung winziger Details A3 ?? A3 A23 A23 ?? - Die Elektronprägung von Milet - Zuordnung einer Münze zu einem Stempel (2) A60 A72  ?? A60 A72 ?? (Bild gemäß Auktionskatalog) - Die Elektronprägung von Milet - Herstellung der Münzen (3) 60 Stempelgröße vs. Münzausbeute pro Stempel in der Elektronprägung von Milet Münzen pro Stempel (Median) 50 Münzen pro Av. Stempel (Median) anhand der bekannten Münzen 40 Phokaia Hekten (Median) 1/24- und 1/48-Statere zusammen wegen nahezu identischer Stempelgröße 30 Je kleiner die Nominale, umso → geringer die Stempelgröße (Fläche) → geringer die Beanspruchung beim Prägen → höhere Münzausbeute pro Stempel 20 10 280 (S) 0 320 143 (HS) 160 70 (H) 116 (T) 28 (1/24) 45 (HH) 20 (1/48) Umgekehrt logarithmische Skala 80 Fläche der Schrötlinge in mm2 Phokäische Hekten (höherer Kupferanteil) → härtere Schrötlinge → kürzere Lebensdauer der Prägestempel → weniger Münzen pro Stempel - Prägetechnik - 40 20 Stempelkoppelungen (1)  S1.1: A1/U1-F1-U3 U1 Stempelkoppelungen zwischen verschiedenen Münzen (Nominalen) deuten auf: U3 1) Gleiche Prägestätte der Münzen (in unserem Fall: Milet) 2) Ungefähr die gleiche Prägezeit der Münzen (begrenzte Haltbarkeit der verwendeten Stempel) T2.2: A40/U1-U3 U3 H2.2: A50/LH1-U3 LH1 M1.12: A80/LH1 U3 HH2.4: A60/U3 - Stempelkoppelungen - Stempelkoppelungen (2) Milet H12.4: A53/LH3-X11 LH3 M4.5: A81/LH3 Als Prägestätte dieser Silbermünzen mit einem Skorpion auf der Rückseite wird Mylasa in Karien angenommen (K. Konuk). Deshalb wurden auch Elektronmünzen mit einem Skorpion nach Mylasa gegeben Milet Stempelkoppelung über LH3 mit der milesischen Hekte → Elektronmünzen mit einer Löwentatze auf der Vorderseite wurden in Milet geprägt Milet Stempelkoppelung im Avers (A81) → 1/48-Statere mit einem Skorpion auf der Rückseite wurden in Milet geprägt A81 MM5.5: A81/Sk5 Sk5 MM6.10 A82/Sk5 Milet, Stempelkoppelung über Sk5 → 1/48-Statere mit einem frontalen nicht Mylasa Löwenkopf auf der Vorderseite wurden in Milet geprägt - Stempelkoppelungen - Das Ordnungssystem (1/48-Statere) Verbindung der Vorderseiten mit den Rückseitenstempeln. Daraus ergibt sich eine Reihenfolge der Verwendung der Stempel (relative Chronologie) Variante 1 Variante 2 Anordnung aufgrund des fortschreitenden Stils Suboptimal: zwei Überkreuzungen - Das Ordnungssystem und die Stempelfolge - Das Ordnungssystem am Beispiel der Statere Komplizierter: Kombination eines Avers- mit zwei Reversstempeln Betrachten wir zunächst die Reversstempel: Wenn Überkreuzungen unumgänglich sind, dann eher bei den kurzlebigen Seitenpunzen (Hk) als bei den langlebigen Mittelpunzen (F) Punzengruppe Münzen der Punzengruppe G30, G31 sind mit dem Aversstempel A22 gekoppelt Daher: Anordnung der Aversstempel A22, A23 Münzen der Punzengruppe G32, G33 sind mit A23 gekoppelt - Das Ordnungssystem und die Stempelfolge - Die Prägephasen Prägephasen sind Zeitabschnitte, in denen Münzen mit gleichen Stilmerkmalen ausgegeben wurden Phase 1: Statere bis 1/96-Statere Avers: Löwen mit Blickrichtung nach rechts, Löwentatzen Revers: Gratartige Muster, Vierpunktquadrate, Fünfpunktkreuz Phase 2: Triten, Hekten und 1/96-Statere fallen weg Avers: Löwentatzen → frontale Löwenköpfe Revers: Vierpunktquadrate → Hirschköpfe, gratartige Muster fallen weg Phase 3: 1/24- und 1/48-Statere fallen weg Avers: Umkehrung der Blickrichtung der Löwen: nach rechts → nach links - Das Ordnungssystem und die Stempelfolge - Datierung: Die relative Zeitdauer der drei Prägephasen und bei den Hemihekten: Histogramm der Aversstempel der Statere 30 n=196 Anzahl Münzen 25 20 15 10 5 3 2 6 9 11 5 1 5 5 4 4 3 4 11 1 1 2010 9 1 1 271013 4 4 4 2 6 9 1 0 11 A31 A30 A29 A28 A27 A26 A25 Phase 3 A24 A23 A22 A21 A20 A19 A18 A17 A15 A14 A16 Phase 2 A13 A12 A11 A10 A9 A8 A7 A6 A5 A4 A3 A2 A1 Phase 1 13 7 6 3 31 3 12 Prozentuale Verteilung der Stempel in den Prägephasen Phase 1 Statere (Aversstempel) 42% (13) Hemihekten:(Aversstempel) Anzahl Stempel Avers Hemihekten 50% (6) Im Mittel etwa 45% Phase 2 35% (11) 50% (3) 25% 30% - Datierung der Elektronprägung von Milet - Phase 3 (31) 100% 23% (7) 25% (3) 25% (12) 100% 25% 100% Datierung: Der Beginn der milesischen Elektronprägung P7 Die Hekte wurde im Artemision in Ephesos ausgegraben. Datierung der Fundschicht: «around 640/620 BCE» (Kerschner – Konuk 2020) Trite: liegender Löwe Hekte: liegender Löwe P8  Stempelkoppelung über P7, P8 → alle drei Münzen vor 620 v.Chr. Stempelkoppelung über U12 mit einer Trite von Milet Stater Rosen 245: liegender Löwe → Beginn auch der milesischen Elektronprägung nicht viel später als 620 v.Chr. U12 Ich schlage daher einen Beginn der milesischen Prägung um 610 v.Chr. vor (10 Jahre früher als bislang angenommen). Weitere Argumente hierzu in meinem Artikel „Bemerkungen zu frühen Elektronprägungen“ im JNG 69/70, S. 1-34 Trite T6.1 (Milet): liegender, sich umwendender Löwe - Datierung der Elektronprägung von Milet - Datierung in der Zeit Zunächst zwei Fixpunkte für die Datierung: • Beginn der Prägung um 610 v. Chr. • Wechsel Prägephase 2 / Phase 3 um 546 v. Chr. (546: Untergang des lydischen Reiches) In der milesischen Münzprägung: Wechsel von Phase 2 auf 3 → Umkehrung in der Blickrichtung der Löwen Datierungsansatz: Insgesamt 85 Jahre Warum 85 Jahre Gesamtprägezeit ? Jahre Beginn % Dauer Phase 1 38 610 45% Phase 2 26 572 30% Phase 3 21 546 25% Ende d. Emission: 525 Dauer der Emission: 85 Jahre Relative Dauer der Prägephase 1 und 2 geschätzt: 75% (45% + 30%) Absolut in Jahren: 64 Jahre (610 bis 546 v. Chr.) Dreisatz: 75% = 64 Jahre ⇒ 100% = 85 Jahre Prämisse : Die Anzahl der bekannten Aversstempel in den Prägephasen korreliert mit ihrer relativen Zeitdauer - Datierung der Elektronprägung von Milet - Datierung in der Zeit (Prägephase 2) Während der Prägephase 2 (um die Mitte 6. Jh. v.Chr.) : Der Lyderkönig Kroisos rüstet zum Krieg gegen die Perser • Es ist zu vermuten, dass Milet als Bündnispartner des lydischen Königs zur Bereitstellung und Finanzierung eines Hilfskontingents gezwungen war • Zu erwarten ist daher ein hoher Geldbedarf, der nach Beendigung der Kriegshandlungen ab 546 v.Chr. rasch abfällt Prüfen wir nach. Emissionsvolumen in den Prägephasen: nach Wert Phase 1 Phase 2 Phase 3 107/38 129/26 38/21 Wert = Anz. Statere + Anz. Triten / 3 + Anz. Hekten / 6, + … ∅ Wert pro Jahr 107/38 129/26 38/21 Wert / geschätzte Dauer der Prägephasen in Jahren ∅ Wert pro Jahr 2,8 5,0 1,8 ∅ Wert pro Jahr (Basis = Phase 1) 100% 180% 64% ∅ nur Statere pro Jahr (Basis = Phase 1) 100% 252% 87% - Datierung der Elektronprägung von Milet - Statere dienten vornehmlich der Bezahlung von Söldnern Die Legierung der Münzen Elektronmünzen bestehen aus einer Legierung von Gold, Silber und Kupfer. Mit Hilfe der Röntgen-Fluoreszenz-Analyse (RFA, engl. XRF) wurden bei Degussa Goldhandel GmbH in München Messungen an 190 milesischen Elektronmünzen durchgeführt 90 n=190 45 80 35 60 Anz. Münzen Anz. Münzen n=190 40 70 50 40 30 20 10 spätere Münzen (Phasen 2 und 3) frühe Münzen (Phase 1) 30 25 20 15 10 1 3 19 85 43 33 6 5 8 17 41 24 16 23 28 17 6 0 0 % Gold % Kupfer Diagramm Kupfer Diagramm Gold - Metallzusammensetzung - 5 2 2 Verteilungsdiagramm: Silber-Kupfer Münzen anderer Prägegebiete 10 9 8 Prägephase 1 (n=117) Prägephase 2 (n=72) 7 Prägephase 3 (n=19) Cu % Spätere Elektronmünzen aus Phokaia MM1.3 6 M16.35 5 Frühe Elektronmünzen aus Phokaia H14.3 4 Frühe Elektronmünzen aus Kyzikos 3 S67.1 2 HH9.5 1 Lydisches Elektron 0 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Ag % Weit gestreute Punkteverteilung: Die Milesier hatten offensichtlich kein Problem mit einer stark variierenden Metallzusammensetzung Enge Cluster: Genauere Legierungsvorgaben als in Milet Lydien/Kyzikos/Phokaia Milet - Metallzusammensetzung - Die Veränderung der Legierung im Zeitverlauf 60 50 % Au / Ag / Cu 40 Hemihekten: Zeitliche Veränderung der Legierung 30 Au 20 Ag Cu 10 0 A60 A61 A63 A63 A64 A66 A66 A67 A69 A71 A71 A72 Aversstempel Nummer Korrelation der aufsteigenden Stempelnummern mit Gold-, Silber- und Kupferanteilen Milet Statere Avers Statere Rv. Mittelpunze Hemihekten Avers n ϱ (Stempel-#; Au) ϱ (Stempel-#; Ag) 38 -0,54 0,51 38 -0,54 0,49 53 -0,57 0,39 ϱ (Stempel-#; Cu) 0,20 0,08 0,92 - Metallzusammensetzung - Negative Korrelation: Der Goldanteil nimmt mit der Zeit (mit aufsteigende Stempelnummern) ab Bei den Hemihekten ist die Zunahme des Kupfers besonders deutlich (hohe positive Korrelation) Zur Metrologie der Münzen Die milesische Elektronprägung wurde nach einem reduzierten Lydisch-Milesischen Münzfuß ausgebracht Statere 1/48-Statere Das Modalgewicht der Statere (13,95g) liegt leicht unterhalb des postulierten Wertes für den LydischMilesischen Münzfuß (14,1 – 14,2g) >0,38 0,38 0,37 0,36 0,35 0,34 0,33 0,32 0,31 0,30 0,29 0,28 0,27 0,26 0,25 0,24 0,23 0,22 0-0,21 n=195 1 1 4 7 11 20 24 38 30 21 14 5 5 1 12 Gewichtsjustierung auf 0,01 Gramm war technisch möglich! 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 - Metrologie - Das Corpus der milesischen Elektronemission rot: neu 2019 bis 2023 Nominale Statere Halbstatere Triten Hekten Hemihekten 1/24-Statere 1/48-Statere Insgesamt Umgerechnet in Statere Anz. Münzen Av.-Stempel Rv.-Stempel 199 (+8) 31 23 (43) / 24 / ? 3 3 3 46 (+3) 10 16 110 (+21) 7 8 406 (+67) 12 (-1) 345 (+92) 7 (+1) 12 (+1) 255 (+72) 7 12 1.364 (+263) 77 287,7 (+25) - Das Corpus der Elektronprägung von Milet in Zahlen - Das Anwachsen des Corpus (neue Stücke in den Zeitperioden) neue Münzen in den Zeitperioden 100 Statere 90 80 Triten Hekten Hemihekten 70 1/24-Statere (ab 2000) 60 1/48-Statere (ab 2000) 50 40 30 20 10 0 - Das Corpus der Elektronprägung von Milet in Zahlen - Das Anwachsen des Corpus (kumulierte Zahlen) Kumulierte Anzahl der Münzen 400 Statere Triten 350 Hekten Hemihekten 300 1/24-Statere 250 1/48-Statere 200 150 100 Bis 1985 waren bekannt: 13 Statere, 4 Triten, 7 Hekten 50 0 - Das Corpus der Elektronprägung von Milet in Zahlen - Der Umfang der Prägung Ich habe versucht, die Gesamtzahl der seinerzeit geprägten Münzen in groben Grenzen zu schätzen: Anz. Münzen Anz. Münzen pro Jahr Statere (Phase 1, 2, 3) 129.000 bis 398.000 1500 bis 4000 Triten (Phase 1) 40.000 bis 86.000 890 bis 4250 Hekten (Phase 1) 91.000 bis 188.000 2000 bis 9300 Hemihekten (Phase 1, 2, 3) 324.000 bis 738.000 3800 bis 7400 1/24-Statere (Phase 1, 2) 198.000 bis 580.000 2600 bis 17200 1/48-Statere (Phase 1, 2) 174.000 bis 428.000 2300 bis 12700 Bei einem Wertverhältnis zwischen Gold und Silber von 13⅓ dürfte sich das gesamte Prägevolumen nach Wert zwischen 660 und 1.800 Talenten in Silber bewegt haben (1 Talent = 26,2 kg) Für eine Erläuterung der Schätzmethode sei auf das Kapitel „Umfang der Prägung“ im Buch, S. 136 – 141 verwiesen Statistik: Coverage (die Vollständigkeit des Corpus) Definition: Das statistische Maß der Coverage schätzt den Anteil der Münzen die mit den jeweils bekannten Stempeln geprägt wurden in Relation zu der Gesamtanzahl aller ursprünglich geprägten Münzen Zeitliche Entwicklung der Coverage am Beispiel der der Statere 1,0 0,9 0,8 0,7 Coverage 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 Statere Avers Konfidenzintervalle zu 95% 0,1 0,0 - 1985 - 1990 - 1995 10 Avers Mit den 10 bis 1985 bekannten Stempeln wurde etwa die Hälfte aller Statere geprägt - 2000 - 2005 - 2010 29 Avers - 2015 - 2020 31 Avers Fast alle Statere (mehr als 90 %) wurden mit den Die Schätzung der Coverage war bis zum Jahr 1985 29 im Jahr 2000 bekannten Stempeln hergestellt höchst unsicher (0 – 90 %). Ab dem Jahr 2000 ist sie jedoch sehr zuverlässig und liegt bei einem Wert von 97 % - Statistik - Statistik: Modelle zur Stempelhaltbarkeit Anzahl Stempel Münzstempel besitzen wie alle technischen Objekte eine individuelle, verschieden lange Lebensdauer. Diese kann durch statistische Verteilungskurven angenähert werden Output an Münzen Geometrische Verteilung: Viele Stempel gingen sehr bald zu Bruch und produzierten nur eine geringe Anzahl an Münzen Negativ-binomiale Verteilung: Die meisten Stempel produzierten eine moderate Anzahl an Münzen Beiden Modellen gemeinsam: Mit sehr wenigen Stempeln konnte eine außerordentlich hohe Anzahl an Münzen geschlagen werden Die statistischen Modelle für den Münzausstoß pro Stempel sind auch auf den viel kleineren Corpus der bekannten Münzen übertragbar. Voraussetzung ist allerdings, dass das Corpus der bekannten Münzen einer zufälligen Stichprobe aus der gesamten Prägung entspricht. Die Anzahl der erhaltenen Münzen für einen Stempel sollte daher ungefähr proportional sein zu der Anzahl der seinerzeit damit geprägten Münzen - Statistik - Schätzung der noch unbekannten Stempel (1) Histogramm der Münzhäufigkeit (Aversstempel der Statere) 10 Anz. Stempel mit x Münzen 9 n=196 Geschätzte Anzahl der unbekannten Stempel nach dem geometrischen Modell 8 7 6 Negativ binomiales Schätzmodell 5 4 3 2 1 0 ?7 6 2 2 6 3 2 0 1 2 3 4 5 6 7 8 3 2 2 9 10 11 1 12 13 1 14 15 18 16 17 19 20 1 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 Anzahl Münzen Es existieren 6 Stempel, die mit genau einer Münze im Corpus vertreten sind. Entsprechend gering sollte auch der ursprüngliche Münzschlag mit diesen Stempeln gewesen sein Ein Stempel ist auf 27 Münzen präsent. Bei nicht verzerrter Zusammensetzung des Corpus sollten mit diesem Stempel sehr viele Münzen geschlagen worden sein Zu schätzende Anzahl der unbekannten Stempel, d.h. der ehemals existierenden Stempel, für die im Corpus aber noch keine Münze bekannt ist Zu erwarten sind 4 bis 7 noch unbekannte Aversstempel - Statistik - Schätzung der noch unbekannten Stempel (2) Mit wachsender Größe des Münzcorpus: Konsolidierung der verschiedenen Schätzwerte in einem engen Band Statere Avers 70 e1 (p=1) e1c (p=1) e(carter) 60 geschätzte Anz. Stempel Dest (p=2) 95%high, 95%low (Dest) 50 d : bekannte Stempel 40 30 27 20 29 29 30 30 31 - 2000 (n=143) - 2005 (n=160) - 2010 (n=172) - 2015 (n=181) - 2020 (n=192) 20 10 0 - 1985 (n=13) - 1990 (n=41) - 1995 (n=91) - Statistik - Aversstempel der Statere (Auswahl, chronologisch) A1 (S2.1) (Anz. Münzen: 3) A2 (S3.2) (2) A4 (S6.4) (9)  A14 (S28.1) A6 (S14.2) (4) A11 (S24a.1) A22 (S41.22) (4) (27) frischer Zustand   A29 (S61.3) (6) A22 (S42.2) A13 (S27.1) A31 (S67.1) verbrauchter Stempel (4) Prägephase 1 A26 (S54.1) (1) (5) Prägephase 2 - Die Folge der Stempel -   (1) Prägephase 3  Aversstempel der Hemihekten (Auswahl, chronologisch)  A66 (HH16.3) A60 (HH2.2) A63 (HH13.3) A61 (HH9.5) A64 (HH14.5) A67 (HH17.6) A71 (HH21.56) A62 (HH12.8) A65 (HH15.3) A69 (HH19.10) A72 (HH22.4) Prägephase 1   Prägephase 2  - Die Folge der Stempel - A70 (HH20.2)  Prägephase 3  Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit