Neue Aspekte der archaischen
Münzprägung von Milet
Rudolf Hilbert
rudolf.hilbert@t-online.de
Vortrag BNG, 29. September 2020 (aktualisiert 2023)
Habelt Verlag Bonn, 2018
Nomismata 9
2 Bände, 511 Seiten,
Abbildungen in Farbe und s/w
111 Tafeln, € 89,00
Überblick
• Milet in archaischer Zeit
• Allgemeines zu den ersten Münzen
• Die Elektronprägung von Milet und die Herstellung der Münzen
• Stempelkoppelungen und Datierung
• Das Ordnungssystem
• Metallzusammensetzung und Metrologie der Münzen
• Das Corpus der Elektronprägung von Milet in Zahlen
• Statistik
• verschiedene Münzstempel in chronologischer Folge
Milet, die griechische Metropole an der Westküste Kleinasiens
Izmir
Bodrum
- Milet in archaischer Zeit -
Milet, die archaische Stadt mit zahlreichen Häfen
- Milet in archaischer Zeit -
Milet, die Mutterstadt zahlreicher Kolonien
Olbia
Pantikapaion
Odessos
Sinope
Apollonia
Kyzikos
Milet
«Zahlreich sind die Leistungen dieser
Stadt, doch die größte ist die Menge ihrer
Kolonien: ist doch das Schwarze Meer
ganz und gar von ihnen besiedelt worden,
ebenso wie die Propontis und mehrere
andere Gegenden» (Strabo 14, 1, 6)
- Milet in archaischer Zeit -
Kurze Erklärung numismatischer Begriffe
•
Nominal: Die verschiedenen Gewichtsabstufungen der Münzen
Stater ⅟1, Halbstater ½, Trite ⅓, Hekte ⅙, Hemihekte ⅟12 …
•
Münzfuß: Die Gewichtsnorm einer Münzprägung. Für uns von Bedeutung ist der
Lydisch-Milesische Münzfuß mit einem Statergewicht von 14,1 – 14,2 Gramm
•
Corpus: Die Gesamtheit der bekannten Münzen einer Prägung
•
Avers/Revers: Die Vorderseite/Rückseite der Münzen
•
Stempel: Die verschiedenen Bildvarianten auf der Vorder-/Rückseite der Münzen
•
Punze: Sonderform eines Stempels für die Rückseite der Münzen.
Punzen wurden tief in die Rückseite eingeschlagen (Incusum)
- Allgemeines zu den ersten Münzen -
Das Münzmetall Elektron
•
Das griechische Wort Elektron (ἤλεκτρον) bedeutet ursprünglich Bernstein
•
Mit Elektron bezeichnet man aber auch eine Münzlegierung aus Gold, Silber und
etwas Kupfer
•
Der Silberanteil bewirkt blassere Färbung gegenüber reinem Gold
•
Bereits die ersten Elektronmünzen im 7. Jh. v.Chr. wurden nicht aus natürlichem
Elektron (z. B. Flussgold) hergestellt. Um ein bestimmtes Legierungsverhältnis zu
erreichen wurde ein Anteil Silber und zur Härtung etwas Kupfer hinzugegeben
•
Je nach Prägestätte und Prägezeit wechselte die Zusammensetzung der Basismetalle
•
Z. B. enthalten spätere Prägungen von Phokaia und Mytilene weniger Gold, dafür
mehr Silber und Kupfer
- Allgemeines zu den ersten Münzen -
Vollständige Nominalreihe der milesischen Prägung
Stater (S)
13,92g
20,5mm
Halbstater (HS)
6,98g
15mm
Trite (1/3-Stater, T)
4,63g
13mm
Hekte (1/6-Stater, H)
2,29g
9,5mm
Hemihekte (1/12, HH)
1,12g
∅ 8mm
Myshemihekte (1/24, M)
0,53g
∅ 6mm
1/48-Stater (MM)
0,27g
∅ 4,5mm
1/96-Stater
0,14g
∅ 4mm
- Die Elektronprägung von Milet -
Herstellung der Münzen
Revers
Avers
Hemihekte HH20.2 (1/12-Stater)
- Prägetechnik -
Die verschiedenen Münzstempel am Beispiel eines milesischen Staters
Mittelpunze, Fuchs (F21)
Aversstempel (A29)
Seitenpunze, Hirschkopf (Hk19)
- Die Elektronprägung von Milet -
Seitenpunze, Fünfpunktkreuz (X)
Herstellung der Münzen (2)
Statere: Ein Vorderseitenstempel, drei Rückseitenstempel → drei Punzschläge
Rekonstruktion de Schlagfolge an einem Beispiel
S61.3: gut erkennbares Abbild des Stempels
(seitenverkehrt)
Stater S62.1 (British Museum)
Schrötling gegenüber Unterstempel
nach links verdreht
Schrötling gegenüber Unterstempel Schrötling gegenüber Unterstempel
nach rechts verschoben und gedreht noch weiter nach rechts verschoben
Durch die Drehungen und Verschiebungen des Schrötlings wurde bei jedem Punzschlag die Schwanzpartie an jeweils einer anderen Stelle
abgebildet (3 x). Die Schlagfolge bei den Stateren war willkürlich und folgte keiner festen Regel.
- Prägetechnik -
Motive auf milesischen Elektronmünzen
Vorderseite:
Rückseite:
F16
A5
A27
Q11r
A69
A81
X
Q23s
Hk17
A70
A84
A93
U21
Sk9
- Die Elektronprägung von Milet -
U22
Hk8
Hk15
Zuordnung einer Münze zu einem Stempel (1)
Hier hilft oft die Beobachtung winziger Details
A3
??
A3
A23
A23
??
- Die Elektronprägung von Milet -
Zuordnung einer Münze zu einem Stempel (2)
A60
A72
??
A60
A72
??
(Bild gemäß Auktionskatalog)
- Die Elektronprägung von Milet -
Herstellung der Münzen (3)
60
Stempelgröße vs. Münzausbeute pro Stempel in der Elektronprägung von Milet
Münzen pro Stempel (Median)
50
Münzen pro Av. Stempel (Median) anhand der bekannten Münzen
40
Phokaia Hekten (Median)
1/24- und 1/48-Statere zusammen wegen
nahezu identischer Stempelgröße
30
Je kleiner die Nominale, umso
→ geringer die Stempelgröße (Fläche)
→ geringer die Beanspruchung beim Prägen
→ höhere Münzausbeute pro Stempel
20
10
280 (S)
0
320
143 (HS)
160
70 (H)
116 (T)
28 (1/24)
45 (HH)
20 (1/48)
Umgekehrt logarithmische Skala
80
Fläche der Schrötlinge in mm2
Phokäische Hekten (höherer Kupferanteil)
→ härtere Schrötlinge
→ kürzere Lebensdauer der Prägestempel
→ weniger Münzen pro Stempel
- Prägetechnik -
40
20
Stempelkoppelungen (1)
S1.1: A1/U1-F1-U3
U1
Stempelkoppelungen zwischen verschiedenen Münzen (Nominalen) deuten auf:
U3
1) Gleiche Prägestätte der Münzen (in unserem Fall: Milet)
2) Ungefähr die gleiche Prägezeit der Münzen
(begrenzte Haltbarkeit der verwendeten Stempel)
T2.2: A40/U1-U3
U3
H2.2: A50/LH1-U3
LH1
M1.12: A80/LH1
U3
HH2.4: A60/U3
- Stempelkoppelungen -
Stempelkoppelungen (2)
Milet
H12.4: A53/LH3-X11
LH3
M4.5: A81/LH3
Als Prägestätte dieser Silbermünzen mit einem
Skorpion auf der Rückseite wird Mylasa in Karien
angenommen (K. Konuk). Deshalb wurden auch
Elektronmünzen mit einem Skorpion nach Mylasa
gegeben
Milet
Stempelkoppelung über LH3 mit der milesischen Hekte →
Elektronmünzen mit einer Löwentatze auf der Vorderseite wurden in
Milet geprägt
Milet
Stempelkoppelung im Avers (A81) → 1/48-Statere mit einem Skorpion
auf der Rückseite wurden in Milet geprägt
A81
MM5.5: A81/Sk5
Sk5
MM6.10 A82/Sk5
Milet,
Stempelkoppelung über Sk5 → 1/48-Statere mit einem frontalen
nicht Mylasa Löwenkopf auf der Vorderseite wurden in Milet geprägt
- Stempelkoppelungen -
Das Ordnungssystem (1/48-Statere)
Verbindung der Vorderseiten mit den Rückseitenstempeln.
Daraus ergibt sich eine Reihenfolge der Verwendung der Stempel (relative Chronologie)
Variante 1
Variante 2
Anordnung aufgrund des
fortschreitenden Stils
Suboptimal: zwei
Überkreuzungen
- Das Ordnungssystem und die Stempelfolge -
Das Ordnungssystem am Beispiel der Statere
Komplizierter: Kombination eines Avers- mit zwei Reversstempeln
Betrachten wir zunächst die
Reversstempel:
Wenn Überkreuzungen unumgänglich sind,
dann eher bei den kurzlebigen Seitenpunzen
(Hk) als bei den langlebigen Mittelpunzen (F) Punzengruppe
Münzen der Punzengruppe G30, G31 sind mit dem Aversstempel A22 gekoppelt
Daher: Anordnung der
Aversstempel A22, A23
Münzen der Punzengruppe G32, G33 sind mit A23 gekoppelt
- Das Ordnungssystem und die Stempelfolge -
Die Prägephasen
Prägephasen sind Zeitabschnitte, in denen Münzen mit gleichen Stilmerkmalen ausgegeben wurden
Phase 1: Statere bis 1/96-Statere
Avers: Löwen mit Blickrichtung nach rechts, Löwentatzen
Revers: Gratartige Muster, Vierpunktquadrate, Fünfpunktkreuz
Phase 2: Triten, Hekten und 1/96-Statere fallen weg
Avers: Löwentatzen → frontale Löwenköpfe
Revers: Vierpunktquadrate → Hirschköpfe, gratartige Muster fallen weg
Phase 3: 1/24- und 1/48-Statere fallen weg
Avers: Umkehrung der Blickrichtung der Löwen: nach rechts → nach links
- Das Ordnungssystem und die Stempelfolge -
Datierung: Die relative Zeitdauer der drei Prägephasen
und bei den Hemihekten:
Histogramm der Aversstempel der Statere
30
n=196
Anzahl Münzen
25
20
15
10
5
3 2 6
9 11 5 1 5 5 4 4 3 4
11 1 1 2010 9
1 1 271013
4 4 4 2 6 9 1
0
11
A31
A30
A29
A28
A27
A26
A25
Phase 3
A24
A23
A22
A21
A20
A19
A18
A17
A15
A14
A16
Phase 2
A13
A12
A11
A10
A9
A8
A7
A6
A5
A4
A3
A2
A1
Phase 1
13
7
6
3
31
3
12
Prozentuale Verteilung der Stempel in den Prägephasen
Phase 1
Statere (Aversstempel)
42% (13)
Hemihekten:(Aversstempel)
Anzahl Stempel Avers
Hemihekten
50% (6)
Im Mittel etwa
45%
Phase 2
35% (11)
50% (3)
25%
30%
- Datierung der Elektronprägung von Milet -
Phase 3
(31) 100%
23% (7)
25% (3) 25% (12) 100%
25%
100%
Datierung: Der Beginn der milesischen Elektronprägung
P7
Die Hekte wurde im Artemision in Ephesos ausgegraben.
Datierung der Fundschicht: «around 640/620 BCE»
(Kerschner – Konuk 2020)
Trite: liegender Löwe
Hekte: liegender Löwe
P8
Stempelkoppelung über P7, P8 → alle drei Münzen vor 620 v.Chr.
Stempelkoppelung über U12 mit einer Trite von Milet
Stater Rosen 245: liegender Löwe
→ Beginn auch der milesischen Elektronprägung nicht viel
später als 620 v.Chr.
U12
Ich schlage daher einen Beginn der milesischen Prägung um 610 v.Chr. vor
(10 Jahre früher als bislang angenommen).
Weitere Argumente hierzu in meinem Artikel „Bemerkungen zu frühen
Elektronprägungen“ im JNG 69/70, S. 1-34
Trite T6.1 (Milet): liegender, sich umwendender Löwe
- Datierung der Elektronprägung von Milet -
Datierung in der Zeit
Zunächst zwei Fixpunkte für die Datierung:
• Beginn der Prägung um 610 v. Chr.
• Wechsel Prägephase 2 / Phase 3 um 546 v. Chr.
(546: Untergang des lydischen Reiches)
In der milesischen Münzprägung: Wechsel von Phase 2 auf 3 → Umkehrung in der Blickrichtung der Löwen
Datierungsansatz: Insgesamt 85 Jahre
Warum 85 Jahre Gesamtprägezeit ?
Jahre Beginn % Dauer
Phase 1
38
610
45%
Phase 2
26
572
30%
Phase 3
21
546
25%
Ende d. Emission:
525
Dauer der Emission: 85 Jahre
Relative Dauer der Prägephase 1 und 2 geschätzt: 75% (45% + 30%)
Absolut in Jahren: 64 Jahre (610 bis 546 v. Chr.)
Dreisatz: 75% = 64 Jahre ⇒ 100% = 85 Jahre
Prämisse : Die Anzahl der bekannten Aversstempel in den Prägephasen korreliert mit ihrer relativen Zeitdauer
- Datierung der Elektronprägung von Milet -
Datierung in der Zeit (Prägephase 2)
Während der Prägephase 2 (um die Mitte 6. Jh. v.Chr.) :
Der Lyderkönig Kroisos rüstet zum Krieg gegen die Perser
• Es ist zu vermuten, dass Milet als Bündnispartner des lydischen Königs zur Bereitstellung und Finanzierung
eines Hilfskontingents gezwungen war
• Zu erwarten ist daher ein hoher Geldbedarf, der nach Beendigung der Kriegshandlungen ab 546 v.Chr. rasch abfällt
Prüfen wir nach. Emissionsvolumen in den Prägephasen:
nach Wert
Phase 1 Phase 2 Phase 3
107/38 129/26 38/21
Wert = Anz. Statere + Anz. Triten / 3 + Anz. Hekten / 6, + …
∅ Wert pro Jahr
107/38 129/26 38/21
Wert / geschätzte Dauer der Prägephasen in Jahren
∅ Wert pro Jahr
2,8
5,0
1,8
∅ Wert pro Jahr (Basis = Phase 1)
100%
180%
64%
∅ nur Statere pro Jahr (Basis = Phase 1)
100%
252%
87%
- Datierung der Elektronprägung von Milet -
Statere dienten vornehmlich der Bezahlung von Söldnern
Die Legierung der Münzen
Elektronmünzen bestehen aus einer Legierung von Gold, Silber und Kupfer.
Mit Hilfe der Röntgen-Fluoreszenz-Analyse (RFA, engl. XRF) wurden bei Degussa Goldhandel GmbH in München
Messungen an 190 milesischen Elektronmünzen durchgeführt
90
n=190
45
80
35
60
Anz. Münzen
Anz. Münzen
n=190
40
70
50
40
30
20
10
spätere Münzen
(Phasen 2 und 3)
frühe Münzen
(Phase 1)
30
25
20
15
10
1
3
19
85
43
33
6
5
8
17
41
24
16
23
28
17
6
0
0
% Gold
% Kupfer
Diagramm Kupfer
Diagramm Gold
- Metallzusammensetzung -
5
2
2
Verteilungsdiagramm: Silber-Kupfer
Münzen anderer Prägegebiete
10
9
8
Prägephase 1 (n=117)
Prägephase 2 (n=72)
7
Prägephase 3 (n=19)
Cu %
Spätere Elektronmünzen aus Phokaia
MM1.3
6
M16.35
5
Frühe Elektronmünzen aus Phokaia
H14.3
4
Frühe Elektronmünzen aus Kyzikos
3
S67.1
2
HH9.5
1
Lydisches Elektron
0
25
30
35
40
45
50
55
60
65
Ag %
Weit gestreute Punkteverteilung: Die Milesier hatten offensichtlich kein Problem
mit einer stark variierenden Metallzusammensetzung
Enge Cluster: Genauere Legierungsvorgaben als in Milet
Lydien/Kyzikos/Phokaia
Milet
- Metallzusammensetzung -
Die Veränderung der Legierung im Zeitverlauf
60
50
% Au / Ag / Cu
40
Hemihekten: Zeitliche Veränderung der Legierung
30
Au
20
Ag
Cu
10
0
A60
A61
A63
A63
A64
A66
A66
A67
A69
A71
A71
A72
Aversstempel Nummer
Korrelation der aufsteigenden Stempelnummern mit Gold-, Silber- und Kupferanteilen
Milet
Statere Avers
Statere Rv. Mittelpunze
Hemihekten Avers
n ϱ (Stempel-#; Au) ϱ (Stempel-#; Ag)
38
-0,54
0,51
38
-0,54
0,49
53
-0,57
0,39
ϱ (Stempel-#; Cu)
0,20
0,08
0,92
- Metallzusammensetzung -
Negative Korrelation: Der Goldanteil nimmt mit
der Zeit (mit aufsteigende Stempelnummern) ab
Bei den Hemihekten ist die Zunahme des Kupfers
besonders deutlich (hohe positive Korrelation)
Zur Metrologie der Münzen
Die milesische Elektronprägung wurde nach einem reduzierten Lydisch-Milesischen Münzfuß ausgebracht
Statere
1/48-Statere
Das Modalgewicht der Statere
(13,95g) liegt leicht unterhalb des
postulierten Wertes für den LydischMilesischen Münzfuß (14,1 – 14,2g)
>0,38
0,38
0,37
0,36
0,35
0,34
0,33
0,32
0,31
0,30
0,29
0,28
0,27
0,26
0,25
0,24
0,23
0,22
0-0,21
n=195
1
1
4
7
11
20
24
38
30
21
14
5
5
1
12
Gewichtsjustierung auf 0,01
Gramm war technisch möglich!
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40
- Metrologie -
Das Corpus der milesischen Elektronemission
rot: neu 2019 bis 2023
Nominale
Statere
Halbstatere
Triten
Hekten
Hemihekten
1/24-Statere
1/48-Statere
Insgesamt
Umgerechnet in Statere
Anz. Münzen Av.-Stempel Rv.-Stempel
199 (+8)
31
23 (43) / 24 / ?
3
3
3
46 (+3)
10
16
110 (+21)
7
8
406 (+67)
12 (-1)
345 (+92)
7 (+1)
12 (+1)
255 (+72)
7
12
1.364 (+263)
77
287,7 (+25)
- Das Corpus der Elektronprägung von Milet in Zahlen -
Das Anwachsen des Corpus (neue Stücke in den Zeitperioden)
neue Münzen in den Zeitperioden
100
Statere
90
80
Triten
Hekten
Hemihekten
70
1/24-Statere (ab 2000)
60
1/48-Statere (ab 2000)
50
40
30
20
10
0
- Das Corpus der Elektronprägung von Milet in Zahlen -
Das Anwachsen des Corpus (kumulierte Zahlen)
Kumulierte Anzahl der Münzen
400
Statere
Triten
350
Hekten
Hemihekten
300
1/24-Statere
250
1/48-Statere
200
150
100
Bis 1985 waren bekannt:
13 Statere,
4 Triten,
7 Hekten
50
0
- Das Corpus der Elektronprägung von Milet in Zahlen -
Der Umfang der Prägung
Ich habe versucht, die Gesamtzahl der seinerzeit geprägten Münzen in groben Grenzen zu schätzen:
Anz. Münzen
Anz. Münzen pro Jahr
Statere (Phase 1, 2, 3)
129.000 bis 398.000
1500 bis 4000
Triten (Phase 1)
40.000 bis 86.000
890 bis 4250
Hekten (Phase 1)
91.000 bis 188.000
2000 bis 9300
Hemihekten (Phase 1, 2, 3) 324.000 bis 738.000
3800 bis 7400
1/24-Statere (Phase 1, 2) 198.000 bis 580.000
2600 bis 17200
1/48-Statere (Phase 1, 2) 174.000 bis 428.000
2300 bis 12700
Bei einem Wertverhältnis zwischen Gold und Silber von 13⅓ dürfte sich das gesamte Prägevolumen nach
Wert zwischen 660 und 1.800 Talenten in Silber bewegt haben (1 Talent = 26,2 kg)
Für eine Erläuterung der Schätzmethode sei auf das Kapitel „Umfang der Prägung“
im Buch, S. 136 – 141 verwiesen
Statistik: Coverage (die Vollständigkeit des Corpus)
Definition: Das statistische Maß der Coverage schätzt den Anteil der Münzen die mit den jeweils bekannten Stempeln geprägt
wurden in Relation zu der Gesamtanzahl aller ursprünglich geprägten Münzen
Zeitliche Entwicklung der Coverage am Beispiel der der Statere
1,0
0,9
0,8
0,7
Coverage
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
Statere Avers
Konfidenzintervalle zu 95%
0,1
0,0
- 1985
- 1990
- 1995
10 Avers
Mit den 10 bis 1985 bekannten Stempeln
wurde etwa die Hälfte aller Statere geprägt
- 2000
- 2005
- 2010
29 Avers
- 2015
- 2020
31 Avers
Fast alle Statere (mehr als 90 %) wurden mit den Die Schätzung der Coverage war bis zum Jahr 1985
29 im Jahr 2000 bekannten Stempeln hergestellt höchst unsicher (0 – 90 %).
Ab dem Jahr 2000 ist sie jedoch sehr zuverlässig
und liegt bei einem Wert von 97 %
- Statistik -
Statistik: Modelle zur Stempelhaltbarkeit
Anzahl Stempel
Münzstempel besitzen wie alle technischen Objekte eine individuelle, verschieden lange Lebensdauer.
Diese kann durch statistische Verteilungskurven angenähert werden
Output an Münzen
Geometrische Verteilung: Viele Stempel gingen sehr bald zu Bruch und produzierten nur eine geringe Anzahl an Münzen
Negativ-binomiale Verteilung: Die meisten Stempel produzierten eine moderate Anzahl an Münzen
Beiden Modellen gemeinsam: Mit sehr wenigen Stempeln konnte eine außerordentlich hohe Anzahl an Münzen geschlagen werden
Die statistischen Modelle für den Münzausstoß pro Stempel sind auch auf den viel kleineren Corpus der bekannten Münzen übertragbar.
Voraussetzung ist allerdings, dass das Corpus der bekannten Münzen einer zufälligen Stichprobe aus der gesamten Prägung entspricht.
Die Anzahl der erhaltenen Münzen für einen Stempel sollte daher ungefähr proportional sein zu der Anzahl der seinerzeit damit geprägten
Münzen
- Statistik -
Schätzung der noch unbekannten Stempel (1)
Histogramm der Münzhäufigkeit (Aversstempel der Statere)
10
Anz. Stempel mit x Münzen
9
n=196
Geschätzte Anzahl der unbekannten Stempel nach dem geometrischen Modell
8
7
6
Negativ binomiales Schätzmodell
5
4
3
2
1
0
?7
6
2
2
6
3
2
0
1
2
3
4
5
6
7
8
3
2
2
9
10
11
1
12
13
1
14
15
18
16
17
19
20
1
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
Anzahl Münzen
Es existieren 6 Stempel, die mit genau einer Münze im Corpus vertreten sind.
Entsprechend gering sollte auch der ursprüngliche Münzschlag mit diesen Stempeln
gewesen sein
Ein Stempel ist auf 27 Münzen präsent. Bei nicht
verzerrter Zusammensetzung des Corpus sollten mit
diesem Stempel sehr viele Münzen geschlagen
worden sein
Zu schätzende Anzahl der unbekannten Stempel, d.h. der ehemals existierenden Stempel, für die im Corpus aber noch keine Münze bekannt ist
Zu erwarten sind 4 bis 7 noch unbekannte Aversstempel
- Statistik -
Schätzung der noch unbekannten Stempel (2)
Mit wachsender Größe des Münzcorpus: Konsolidierung der verschiedenen Schätzwerte in einem engen Band
Statere Avers
70
e1
(p=1)
e1c (p=1)
e(carter)
60
geschätzte Anz. Stempel
Dest (p=2)
95%high, 95%low (Dest)
50
d : bekannte Stempel
40
30
27
20
29
29
30
30
31
- 2000 (n=143)
- 2005 (n=160)
- 2010 (n=172)
- 2015 (n=181)
- 2020 (n=192)
20
10
0
- 1985 (n=13)
- 1990 (n=41)
- 1995 (n=91)
- Statistik -
Aversstempel der Statere (Auswahl, chronologisch)
A1 (S2.1)
(Anz. Münzen: 3)
A2 (S3.2)
(2)
A4 (S6.4)
(9)
A14 (S28.1)
A6 (S14.2)
(4)
A11 (S24a.1)
A22 (S41.22)
(4)
(27) frischer Zustand
A29 (S61.3)
(6)
A22 (S42.2)
A13 (S27.1)
A31 (S67.1)
verbrauchter Stempel
(4)
Prägephase 1
A26 (S54.1)
(1)
(5)
Prägephase 2
- Die Folge der Stempel -
(1)
Prägephase 3
Aversstempel der Hemihekten (Auswahl, chronologisch)
A66 (HH16.3)
A60 (HH2.2)
A63 (HH13.3)
A61 (HH9.5)
A64 (HH14.5)
A67 (HH17.6)
A71 (HH21.56)
A62 (HH12.8)
A65 (HH15.3)
A69 (HH19.10)
A72 (HH22.4)
Prägephase 1
Prägephase 2
- Die Folge der Stempel -
A70 (HH20.2)
Prägephase 3
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