Rekursive Technikentwicklung
Über die Automatisierung kommunikativer Steuerung
Von Gesa Lindemann
Zusammenfassung: Technik wird auch in der neueren Techniksoziologie überwiegend als Ersatz
bzw. Überbietung der Fähigkeiten des Körpers verstanden. Im Unterschied dazu schlage ich vor,
Technik nicht nur als Körperersatz, sondern auch als Kommunikationsersatz zu begreifen. Dieser
Ansatz begreift Werkzeugnutzung nicht nur als Organersatz, sondern als institutionell-kommunikativ gesteuerten Organersatz. Technikentwicklung findet in dieser Perspektive statt als Ersatz und
Überbietung körperlicher Möglichkeiten und Automatisierung der kommunikativen Steuerung. Dies
führt zu einer Theorie rekursiver Technikentwicklung, die wichtige Vorteile gegenüber Ansätzen
wie der ANT oder der Theorie verteilten Handelns bietet. Diese behandeln zwar im Ansatz den
subjektiven Aspekt leiblich-materiellen Handelns, bzw. den Aspekt des Organersatzes, es gelingt
ihnen aber nicht die Besonderheiten digitaler Steuerungstechnologien zu erfassen, die weniger als
Körperersatz, sondern als Kommunikationsersatz wirksam sind. Die Theorie rekursiver Technikentwicklung kann dagegen sowohl den subjektiven Aspekt leiblichen Handelns als auch den Aspekt
der Automatisierung kommunikativer Steuerung gleichermaßen berücksichtigen.
Eine vorherrschende Form Technik zu begreifen, besteht darin sie als Organersatz bzw. Überbietung der Fähigkeiten des Organismus zu verstehen. Prominent wurde dieses Verständnis
bereits von Arnold Gehlen (1983: 238 f, 1986 a: 93ff) vertreten. Latour nimmt das Argument
des Organersatzes implizit auf, wenn er Technik als Ersatz menschlicher Akteure begreift.
Demnach könne man die Wirksamkeit von Technik ermessen, indem man sie als Ersatz
menschlicher Akteure begreift, die erforderlich wären, um eine vergleichbare Wirkung zu
erzielen. An die Stelle eines Polizisten, der die Einhaltung der Tempovorschriften durchsetzt,
wird durch einen Ingenieur eine Straßenschwelle gesetzt, die die Autofahrer zu einem niedrigeren Tempo zwingt (Latour 1994: 40). In dem Beispiel wird Latour zufolge deutlich, dass die
Präsenz der Menschen ersetzt und überboten wird. Die Schwellen treten an Stelle von Menschen, die manchmal unaufmerksam sind, und handeln an ihrer statt.
Um die Überbietung des Organischen zu begreifen, unterscheidet Gehlen zwischen drei
Stufen der Technikentwicklung, die sich später auch in der Techniksoziologie wiederfinden.
Hierbei geht es um die Stufe des „Werkzeuges“, das aus der Mitte des eigenen Leibes heraus
gehandhabt wird, die Stufe der „Arbeits- und Kraftmaschine“, in der die physische Kraftaufwendung objektiviert ist und den Automaten als dritte Stufe, auf der „auch der geistige Aufwand des Subjektes durch technische Mittel entbehrlich gemacht wird“ (Gehlen 1986 b: 159).
Ganz ähnlich unterscheidet Rammert (2010) zwischen Werkzeug, Maschinentechnik und
kybernetischer Steuerungstechnik. Auch die Differenzierung unterschiedlicher Grade der
Handlungsträgerschaft (Rammert / Schulz-Schaeffer 2002) orientiert sich an diesem Gedanken. Hier geht es darum, genauer zu beschreiben, wie Technik wirksam sein kann: a) als
mechanisches Bewirken, b) als ein Wirken, bei dem die Technik selbst zwischen Alternativen
unterscheidet, bei dem die Technik als so oder auch anders wirken kann und c) als Wirken im
Sinne intentionalen Handelns, bei dem ein Subjekt des Wirkens angesprochen und nach seinen
Gründen gefragt werden kann. Für Rammert und Schulz-Schaeffer geht es dann darum, empirisch zu untersuchen, in welcher Weise Menschen und Technik in einer Handlungsabfolge
handeln. Dabei stellen sie fest, dass Technik bislang lediglich den Handlungsgrad des mechanischen Wirkens und denjenigen des Auch-Anders-Handeln-Könnens“ erreicht. Mit Bezug
auf diese Handlungsgrade kann Technik an Handlungsabläufen beteiligt werden und als
Soziale Welt 68 (2017), S. 261 –https://doi.org/10.5771/0038-6073-2017-2-3-261
277, DOI: 10.5771/0038-6073-2017-2-3-261
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Organersatz bzw. -überbietung mithandeln. Mit dieser Differenzierung hatten Rammert und
Schulz-Schaeffer auf ein Problem reagiert, welches sich in der Akteur-Netzwerk-Theorie
ergeben hatte, da diese sich auf einen flachen Handlungsbegriff beschränkt. Danach muss eine
Entität dann als handelnd begriffen werden, wenn ihre Aktivität eine Wirkung hat (Latour /
Johnson 1988). Handeln würde damit auf mechanische Wirksamkeit reduziert. Dies sei allerdings zu kurz gegriffen, denn bereits kybernetische Technik handele in einer differenzierteren
Weise. Latours Ansatz simplifiziere nicht nur die spezifischen Handlungsbeiträge, die Menschen oft leisten würden, sie simplifiziere auch den Handlungsbeitrag der Technik selbst.
Diese kurze Darstellung soll zeigen, dass im vorherrschenden Verständnis Technik als
Ersatz des menschlichen Subjekts gebildet wird und zwar derart, dass der Organersatz im
Weiteren mithandelt, sodass menschliches Handeln als ein Zusammenhandeln von Technik
bzw. technischen Artefakten und menschlichen Beteiligten beschrieben werden kann. Dies ist
die Einsicht der Akteur-Netzwerk-Theorie (Latour, Callon), der auch die Theorie verteilten
Handelns (Rammert und Schulz-Schaeffer) folgt. Letztere unterscheidet sich von der erstgenannten dadurch, dass in der Theorie der verteilten Handlungsträgerschaft ein differenzierteres
Handlungs- und damit auch Technikverständnis zugrunde gelegt wird.
In diesem Ansatz der Technikanalyse gerät allerdings ein wichtiger Aspekt der Technikherstellung und -nutzung in den Hintergrund: Technik wird nicht hergestellt und genutzt, sondern Herstellung und Nutzung müssen selbst kommunikativ-institutionell gesteuert werden.
Ein Hammer ist nicht nur Organersatz, sondern er kann in höchst unterschiedlicher Weise
benutzt werden. Bereits in seine Herstellung gehen Erwartungen ein, wie der Hammer benutzt
werden sollte. Dennoch wird die Nutzung nicht durch seine materielle Form vollständig determiniert. Er kann höchst unterschiedlich verwendet werden und nicht alle Verwendungen sind
normativ erwünscht. Entsprechend ist ein praktisch genutzter Hammer nicht nur ein physisches
Ding, sondern ein integraler Bestandteil eines Bedeutungszusammenhangs, durch den seine
Nutzung begrenzt wird. Dieser Aspekt des Technischen wird im Ansatz der „social construction of technology“ (SCOT) stark gemacht. Dem SCOT-Ansatz zufolge wird es kaum Werkzeuge geben, die allein durch ihre Gestalt praktisch ausreichend ihre Nutzung festlegen. Wie
Werkzeuge zu gebrauchen sind, wird daher in den Konkurrenzen unterschiedlicher Gruppen
um die angemessene Sollnutzung entschieden mit der Konsequenz, dass das fertige Objekt erst
in der Nutzung geschaffen wird. Hierbei werden die verschiedenen Gruppen von Produzenten
und Nutzern in ihren aufeinander bezogenen Erwartungen analysiert (Bijker 1992).
Wenn man den Gedanken ernst nimmt, dass der praktische Sinn von Technik erst durch
Interpretation festgelegt wird, liegt es nahe, Technik kommunikationsanalog zu begreifen und
genauer auszuarbeiten, wie Technik zu verstehen ist, wenn es Regeln der Technikinterpretation
bedarf, damit Technik gesellschaftlich funktionieren kann. Wenn man Technik kommunikationsanalog begreift, wäre die Herstellung von Technik als Sinnvorschlag zu verstehen, dessen
Sinn allerdings erst in der interpretierenden praktischen Nutzung festgelegt wird. Damit wird
sowohl die technische Wirksamkeit als auch die Interpretationsbedürftigkeit von Technik
berücksichtigt. Wenn man derart die institutionell kommunikativ regelgesteuerte Technikherstellung und -nutzung in den Blick nimmt, wird es möglich, die Entwicklung digitaler Steuerungstechnologien als eine Automatisierung kommunikativer Steuerung zu begreifen. Gerade
die moderne Technikentwicklung lässt sich zunehmend weniger als Organersatz bzw. -überbietung verstehen, denn es wird zunehmend Kommunikation durch Automatisierung ersetzt.
Erst wenn man Technik kommunikationsanalog begreift, kann man die Funktionsweise digitaler Technologien begreifen.
Das Problem des SCOT-Ansatzes besteht darin, dass nicht genauer untersucht wird, wie
Artefakte ihre Nutzung symbolisieren. Der SCOT-Ansatz bezieht sich zwar auf den Konstruktivismus im Sinne Bergers und Luckmanns (([1966]1980). Damit gibt es implizit möghttps://doi.org/10.5771/0038-6073-2017-2-3-261
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liche Anschlüsse an die Symboltheorie von Schütz oder an die Theorie der symbolvermittelten
Interaktion im Sinne Meads ([1924-25]1987). Beides wird aber im SCOT-Ansatz nicht expliziert. Dies führt zu einem zweiten Problem, es gerät im SCOT-Ansatz nicht mehr in den Blick,
dass auch der Aspekt der symbolischen Steuerung selbst automatisiert werden kann. Im Folgenden mache ich einen Vorschlag, wie diese Aspekte in einer soziologischen Theorie der
Technik erfasst werden können, ohne dabei die den Aspekt des Organersatzes und denjenigen
des Mithandeln-Könnens von Technik aus den Augen zu verlieren.
Ich entwickle meine Argumentation in drei Schritten. Ausgehend von der raum-zeitlichen
Struktur der Leib-Umwelt-Beziehung entfalte ich mit Bezug auf Plessner einen Kommunikationsbegriff, der die Relevanz der Interpretation für die Sinnfestlegung in der Kommunikation
stark macht. Der dabei verwendete triadische Kommunikationsbegriff stellt eine Weiterentwicklung des von Habermas und Mead formulierten Symbolbegriffs dar und bildet weiterhin
die Grundlage für die Entfaltung des institutionentheoretischen Potenzials der Theorie exzentrischer Positionalität. Dies erlaubt es, die Bedeutung gesellschaftlicher Institutionalisierungen
für die Herstellung und praktische Nutzung von Artefakten zu begreifen. Damit wird der
Aspekt des Symbolisch-Institutionellen in die Theorie der sinnlich-materiellen Umweltbeziehung eingearbeitet. Auf diese Weise wird nachvollziehbar, wie die sinnlich-symbolische
Steuerung materielle Artefakte bzw. materieller Anordnungen gedacht werden kann. (1)
Leibbezug und kommunikative Institutionalisierung bilden die Grundlage für die hier vorgeschlagene Theorie rekursiver Technikentwicklung. Diese besagt, dass auch kommunikativinstitutionelle Steuerungen von Technik automatisiert werden können. Dies führt zu der
Annahme, dass die kommunikativ-institutionelle Steuerung von automatisierter Kommunikation ebenfalls automatisiert werden kann. Auf diese Weise lassen sich Stufen der Automatisierung kommunikativer Steuerungen unterscheiden, die rekursiv aufeinander bezogen werden. Die Theorie rekursiver Technikentwicklung ist daher dazu in der Lage, sowohl die leibliche Nutzung von Technik einzubeziehen als auch die automatisiert regelgesteuerte robotische
Technik. Für die Entwicklung regelgesteuerter Technik ist die Durchsetzung einer neuartigen
Raum-Zeit-Ordnung relevant, die ich als digitale Raum-Zeit bezeichne. (2)
Im abschließenden dritten Abschnitt skizziere ich die Implikationen, die die rekursive Automatisierung kommunikativer Steuerungen für die Struktur der Vergesellschaftung hat. Dabei
geht es auch um die Veränderung des Materialitätsverständnisses, das mit dem Übergang von
einer aus dem eigenen Leib heraus gesteuerten Technik hin zu einer leibfernen regelgesteuerten
Technik einhergeht. (3)
1. Leibliche Techniknutzung und die Institutionalisierung von Sollnutzungen
In diesem Abschnitt geht es zunächst darum, wie die Denkfigur exzentrischer Positionalität
Anschlüsse an die soziologische Kommunikations- und Institutionentheorie erlaubt. Dies
ermöglicht eine neue Konzeptualisierung von Technik als praktischem und kommunikativem
Sinnvorschlag, der im Rahmen kommunikativ vermittelter Gesamthandlungen interpretiert
und praktisch umgesetzt wird. In einem dritten Schritt wird ausgehend von der Theorie exzentrischer Positionalität das Konzept der digitalen Raumzeit skizziert, das als das leibferne Konstruktionsmedium kybernetischer Technik zu begreifen ist.
Gebrauchstheorie der Bedeutung
Exzentrische Positionalität meint, dass leibliche Akteure sich sowohl aus dem eigenen Zentrum
heraus auf die Umwelt beziehen und diese erleben, als auch zugleich reflexiv darauf bezogen
sind, dass und wie sie sich auf ihre Umwelt beziehen. Eine derart strukturierte Umweltbeziehung nimmt die Form vermittelter Unmittelbarkeit an (Plessner [1928]1975: 321 f). Leibliche
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Selbste stehen sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer leiblichen Vollzüge (Plessner
[1928]1975: 289 f) und können daher in diesen bestimmte Muster identifizieren. Solche Muster
werden in leiblichen Kommunikationen produziert und reproduziert, d.h., diese Muster bilden
sich in leiblichen Interaktionen und sie bilden zugleich ein orientierendes Muster für die leiblich-kommunikativen Vollzüge der Beteiligten (vgl. Lindemann 2014: 122ff).
Der von mir verwendete Symbolbegriff basiert auf der Theorie exzentrischer Positionalität
und der damit gegebenen Konzepte der natürlichen Künstlichkeit bzw. vermittelten Unmittelbarkeit (Lindemann 2017). Dieser Symbolbegriff stellt eine Weiterentwicklung der
Gebrauchstheorie der Bedeutung dar, die Habermas unter Bezug auf Wittgenstein ausgehend
von der Symboltheorie Meads ausgearbeitet hat. Die Auseinandersetzung mit Mead und
Habermas habe ich an anderer Stelle argumentativ ausgearbeitet (vgl. hierzu ausführlicher
Lindemann 2014: 199ff) und beschränke mich hier auf die Darstellung des Ergebnisses.
Habermas zentrale Kritik an Mead besteht darin, dass dieser die Struktur der für die Symbolentstehung relevanten Perspektivenübernahme nicht differenziert genug darstelle. Deshalb
könne die Besonderheit der dritten Stufe der Perspektivenübernahme nicht mehr genau genug
erfasst werden. Gemäß der Rekonstruktion von Habermas besagt die erste Stufe der Perspektivenübernahme, dass ein Akteur A, der die Geste hervorbringt, antizipiert, dass ein Akteur B
auf die Geste reagiert. Die zweite Stufe beinhaltet, dass A nicht nur davon ausgeht, dass B auf
die Geste reagiert, sondern dass B die Geste interpretiert. Gemäß der dritten Stufe würde A
von B erwarten, die Geste nicht nur zu interpretieren, sondern auch eine unangemessene Hervorbringung einer Geste zu kritisieren. (vgl. hierzu Habermas [1981]1995, Bd. 2: 28 f) Die
dritte Stufe der Perspektivenübernahme sei erforderlich für die Entstehung von Symbolen, die
für A und B eine identische Bedeutung haben.
Mit Mead geht Habermas in dieser Argumentation von leiblichen Akteuren aus. Daran
schließe ich an, konzeptualisiere die Leib-Umweltbeziehung allerdings im Anschluss an Plessner. Die von mir vorgetragene Kritik bezieht sich auf zwei Aspekte. Die Struktur der Reflexivität und daraus folgend die Bedeutung des Dritten für die Entstehung von Symbolen, die
für die Beteiligten eine identische Bedeutung haben.
Die Reflexivität der leiblichen Umweltbeziehung werden von Habermas und seinem
Gewährsmann Mead gedacht im Sinne des reflexiven Abstands eines individuellen leiblichen
Selbst zu sich. Entsprechend stellt Joas fest, dass der Mensch „seiner leibzentrischen Perspektive[…]verfallen“ wäre, wenn er nicht die Fähigkeit zur Rollenübernahme hätte (Joas 1989:
156). Die Fähigkeit zur Rollenübernahme bezeichnet die reflexive Distanz, die erforderlich
ist, um nicht ausschließlich aus der eigenen leibzentrischen Perspektive heraus zu agieren. Im
Unterschied zu Mead denkt Plessner die Distanz zu sich im Konzept der Mitwelt als eine in
sich selbst sozial verfasste Reflexivität. Das Argument lautet folgendermaßen: Wesen zentrischer Positionalität stehen miteinander in Berührungsbeziehungen (Lindemann 2017). Die
Reflexivität der exzentrischen Positionalität baut darauf auf und besagt, dass der Sachverhalt
des in Beziehungseins selbst reflektiert wird. Damit erhält die Reflexionsstruktur exzentrischer
Positionalität eine triadische Struktur. Ego und Alter reflektieren den Sachverhalt des miteinander-in-Beziehungseins aus der Perspektive möglicher dritter leiblicher Selbste.
Daraus ergibt sich eine wichtige Konsequenz für den Symbolbegriff. Zumindest die zweite
Stufe der Perspektivenübernahme bedarf einer reflexiven Distanzierung von der leibzentrischen Perspektive. Diese Distanzierung erfolgt bei Plessner als Distanzierung aus der unmittelbaren Berührungsbeziehung mit anderen leiblichen Selbsten und nicht als Distanzierung
von der leibzentrischen Perspektive, denn diese ist bereits auf der Stufe zentrischer Positionalität gebrochen durch erlebte Berührungsbeziehungen. Die Reflexivität exzentrischer Positionalität ist daher vermittelt durch die Übernahme der Perspektive Dritter. Damit wird der
Dritte für die Bildung bedeutungsidentischer Symbole gebraucht. Die für Habermas zentrale
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Idee, wonach bedeutungsidentische Symbole beinhalten, dass ein Symbolverwender die Kritik
anderer erwartet, bleibt erhalten, wird aber modifiziert. Denn sie ist als eine von Dritten erwartet Kritik am Symbolgebrauch gegenüber Alter zu verstehen (Lindemann 2014: 198ff).
Im Ergebnis führt dies auf eine erneuerte Gebrauchstheorie der Bedeutung, die zwischen
der Herstellung der drittenvermittelten Bedeutung und deren drittenvermittelter Rezeption
unterscheidet.1 Die Einbeziehung dieser Differenzierung erfordert es, die triadisch-reflexive
Herstellung und die triadisch-reflexive Interpretation sprachlicher Symbole zu unterscheiden
und letztere ins Zentrum des Symbolverständnisses zu rücken. Das folgende Schema fasst das
Ergebnis zusammen:
Abbildung: Symbol und Bedeutung in der Ego-Alter-Tertius-Konstellation
1. Alter Ego produziert ein Symbol, adressiert an Ego vor Tertius und antizipiert eine Kritik
aus der Tertiusperspektive an einer nicht regelgemäßen Produktion des Symbols.
2. Die Regelhaftigkeit bezieht sich auf zwei Aspekte.
a) Die Ordnung des sinnlichen bzw. wahrnehmbaren Materials des Bedeutungsträgers,
des Zeichens, folgt einer Regel.
b) Die Verständlichkeit der Symbole, d.h. die Verweisung vom Bedeutungsträger auf
die Bedeutung folgt einer Regel.
1. Ego interpretiert etwas Wahrgenommenes als Symbol vor Tertius und antizipiert eine
Kritik aus der Tertiusperspektive an einer nicht regelgemäßen Interpretation des Symbols.
2. Die Regelhaftigkeit bezieht sich ebenfalls auf zwei Aspekte:
a) Indem Ego etwas als Symbol deutet, deutet es dieses als regelhaft gebildet und an
einen Rezipienten adressiert,
1 Die folgende Darstellung entspricht weitgehend Lindemann (2014: 211ff).
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b) das regelhaft gebildete Symbol enthält als solches einen regelhaften Verweis vom
Bedeutungsträger auf die Bedeutung, dem Ego in der Deutung folgen kann.
Das zentrale Merkmal dieses Symbolverständnisses besteht darin, dass sich zwei nicht aufeinander reduzierbare triadische Konstellationen des Symbolgebrauchs voneinander unterscheiden lassen. Der produktive bzw. herstellende Gebrauch und der interpretative Gebrauch
von Symbolen. Gemäß dem von Luhmann (1984: 195ff) entlehnten Leitgedanken, dass Kommunikationen zeitlich rückläufig, also vom Verstehen her zu begreifen sind, kommt dem interpretativen Gebrauch das Primat zu. Damit wird die kommunikative Gültigkeit der produktiven
Konstellation abhängig von der interpretativen Konstellation. Die produktive triadische Konstellation stellt einen Anlauf zur Bildung von Symbolen dar. Wenn diese nicht interpretiert
werden, werden sie nicht als Symbole existiert haben.
Ausgehend von dieser Neukonzeptualisierung der Gebrauchstheorie der Bedeutung wird es
möglich, Werkzeuge als Symbole ihrer Sollnutzung zu begreifen. Um den Bezug auf die
Technik in den Mittelpunkt zu stellen, entfalte ich den vorgeschlagenen Symbolbegriff an
einem technischen Beispiel.
Technik als praktischer und institutionalisierter kommunikativer Sinnvorschlag
Sowohl Werkzeuge als auch einfache und komplexere technische Artefakte werden produziert,
um benutzt zu werden. Auch wenn eine Nutzerin ein Artefakt herstellt, um es später selbst zu
nutzen, ist ansatzweise der Sachverhalt gegeben, dass die Erwartungen der zukünftigen Nutzerinnen erwartet werden. Unabweisbar gegeben ist der Sachverhalt, dass die Erwartungen
zukünftiger Nutzerinnen erwartet werden, wenn es sich bei Produzentin und Nutzerin nicht
um die gleiche Person handelt. Fremdproduzierte Werkzeuge und Technik können nur dann
vorkommen, wenn es Entitäten gibt, die sich im Sinne von Erwartungs-Erwartungen aufeinander beziehen. Die Produzentin erwartet mögliche Nutzungserwartungen seitens bestimmter
oder anonymer Techniknutzerinnen. Diese Antizipationen sind in die praktische Gestaltung
der Technik eingelassen. Dies entspricht der Produktion eines Symbols unter Antizipation
einer möglichen Kritik von Dritten. Das Werkzeug ist dann ein Symbol, wenn es aus der
Perspektive Dritter legitime Nutzungserwartungen zu erfüllen verspricht. In diesem Fall handelt es sich um eine regelgemäße Produktion eines Werkzeugs. Die Regelhaftigkeit bezieht
sich entsprechend dem oben genannten zweiten Punkt auf die Ordnung des Materials, d.h. im
Fall des Werkzeugs auf die angemessene materielle Gestaltung, die es ermöglichen wird, das
Werkzeug in einer angemessenen Weise zu nutzen.
Die Festlegung des praktischen Sinns von Werkzeugen erfolgt – auch hier folge ich dem
oben beschriebenen Kommunikationsbegriff – in der drittenvermittelten Nutzung. In der praktischen Nutzung erwartet die Nutzerin die Erwartungen der Herstellerin. Auch dies erfolgt
regelgeleitet. Ego interpretiert das Werkzeug in der praktischen Nutzung und antizipiert eine
Kritik aus der Tertiusperspektive an einer nicht regelgemäßen Interpretation des Werkzeugs.
Die sich entwickelnden Nutzungsregeln können mehr oder weniger generalisiert sein. Die von
Bijker beschriebenen Phänomene der unterschiedlichen Nutzung von Fahrrädern deuten darauf
hin, dass sich sozusagen Deutungsgemeinschaften bilden, die den praktischen Sinn in je unterschiedlicher Weise festlegen. Die Regelhaftigkeit bezieht sich ebenfalls auf zwei Aspekte. In
der Deutung wird das Artefakt zu etwas, das regelhaft in seiner materiellen Gestalt gebildet
wurde und deshalb als dieses Artefakt erkannt werden kann. Ein Fahrrad für harte Jungs kann
nur dann als ein solches erkannt werden, wenn es Räder ohne Gummireifen hat. Gemäß den
Interpretationsregeln der einen Gruppe würde man sich lächerlich machen, wenn man ein
Fahrrad mit Gummireifen als ein richtiges Fahrrad interpretiert. Nur als regelhaft gebildetes
Symbol verweist das Fahrrad darauf, wie es zu benutzen ist und symbolisiert seine Sollnutzung:
eine harte Tour, die querfeldein gefahren wird.
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Ein Aspekt, der bei der Sprache zumeist in den Hintergrund gedrängt wird, ist der normative
Aspekt, der für die Institutionalisierung relevant ist. Um diesen zu analysieren, ist es erforderlich, den Erwartungsbegriff zu präzisieren und zwischen kognitiven und normativen Erwartungen zu unterscheiden. Denn nur dann kann man die Bildung normativer Institutionen erfassen, die den konkreten Werkzeuggebrauch steuern. Die Bildung von Institutionen und Normen
erfolgt ebenfalls mit Bezug auf den Dritten (vgl. Berger / Luckmann [1966]1980: 62ff; Habermas [1981]1995: 58 f; Luhmann 1972: 64ff). Wenn man den Gedanken der Stabilisierung von
Erwartungsstrukturen durch Institutionalisierung auf die Etablierung von Sollnutzungen überträgt, ergibt sich Folgendes: Die durch die Herstellerin antizipierte Beziehung Nutzerin-Werkzeug wird aus der Perspektive eines dritten Akteurs in einer Weise objektiviert, die über die
materielle Gestalt hinausgeht. Die Herstellerin erwartet nicht nur die Erwartungen der Nutzerinnen, sondern diese erwarteten Erwartungen werden aus der Perspektive von Tertius
objektiviert. Die adressierte Nutzerin hat nicht nur bestimmte Nutzungserwartungen, sondern
sie sollte bestimmte Nutzungserwartungen haben – aus der Perspektive der Dritten. Diese
erwarteten Erwartungen werden von der Herstellerin erwartet.2
Wenn man Werkzeuge in dieser Weise als Symbol versteht, heißt das, dass es auf eine
konventionelle Weise auf normativ richtige Gebrauchsweisen verweist. Hierbei gilt es, ein
mögliches Missverständnis auszuschließen. Wenn ein Werkzeug ein Symbol ist, hat es auch
einen semantischen Gehalt. Es verweist auf seine Nutzung. Das heißt aber nicht, dass explizite
Regeln des Gebrauchs festgelegt sein müssen – etwa im Sinne einer schriftlichen Gebrauchsanleitung. Die zukünftigen möglichen Gebrauchsweisen können unbestimmt bleiben, d.h., um
welche Gebrauchsweisen es sich im Detail handelt, braucht nicht explizit benannt zu werden.
Auch in einem solchen Fall gibt es ein Verständnis der Differenz zwischen angemessenen
Sollgebrauch und unangemessenem Gebrauch. Diese Differenz wird allerdings erst im Nachhinein, d.h. im Enttäuschungsfall, deutlich. Bei einem Gebrauch, der als unangemessen identifiziert wird, handelt es sich um die Enttäuschung einer erwarteten Erwartung richtigen
Gebrauchs. Erst wenn die enttäuschte Erwartung identifiziert ist, wird für alle Beteiligten klar,
welcher Gebrauch explizit nicht der Sollnutzung entsprochen hat.
Je leibferner eine Technik ist, desto weniger werden an einem gemachten Ding seine praktischen Nutzungsmöglichkeiten direkt wahrzunehmen sein und umso deutlicher tritt hervor,
dass gemachte Artefakte ihre Nutzung symbolisieren müssen. Eine zukünftige Nutzungen
explizit erfassende symbolische Darstellung wäre etwa die bereits erwähnte Gebrauchsanleitung. Ohne eine solche wären viele Artefakte kaum noch zu handhaben. Auf eine leibnahe
Handhabung reduziert, taugt ein Handy wahrscheinlich zu nicht viel mehr, als damit zu werfen
oder sich am Kopf zu kratzen. Für die überwiegende Mehrzahl der Artefakte in einer modernen
Gesellschaft – etwa Waschmaschinen, Arzneimittel, Klapprechner, Dunstabzugshauben,
Geldautomaten usw. – gilt wahrscheinlich, dass sie ohne Gebrauchsanleitung nicht recht zu
verwenden sind. In all diesen Fällen erwarten Produzenten nicht nur Nutzungserwartungen,
sondern aus der Drittenperspektive standardisierte Sollnutzungen, die durch Gebrauchsanleitungen expliziert werden (vgl. etwa die Beipackzettel bei Medikamenten, Henkel 2011: 241ff).
Aber auch in diesen Fällen kann die Unbestimmtheit des Verständnisses richtigen Gebrauchs
nicht vollständig in einzelne identifizierte antizipierte Erwartungen aufgelöst werden. Denn
Gebrauchsanweisungen legen einerseits die Regeln richtigen Gebrauchs im Vorhinein explizit
2 Zwei Punkte sind dabei zu beachten. 1. Die Position des Dritten, von der ausgehend die ErwartungsErwartungen zwischen Ego und Alter zu einem Muster objektiviert werden, kann nicht mit den Positionen von Ego oder Alter identisch sein; 2. Die Übernahme der Position der Dritten ist an die reale
Erfahrung der Dritten gebunden, denn diese enthält etwas qualitativ Neues im Verhältnis zum reflexiven
Bezug auf sich selbst und auch im Verhältnis zur Übernahme der Position von Alter (vgl. Lindemann
2014: 119 f).
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fest, aber dadurch sind die Formen angemessenen Gebrauchs des Werkzeugs nicht vollständig
erfasst. Auch die durch eine Gebrauchsanweisung explizierte Nutzung verweist auf eine Vielzahl möglicher aber noch unbestimmter Nutzungen. Ob diese die Regeln richtigen Gebrauchs
verletzen, kann auch in diesen Fällen erst im Nachhinein anhand der identifizierten verletzten
Erwartungen expliziert werden.
Die Frage, wofür Zangen, Hämmer, zivile Verkehrsflugzeuge usw. gebaut worden sind, wird
durch die Entwicklung drittenvermittelter Rezeptionsmuster entschieden. Sind zivile Verkehrsflugzeuge Fortbewegungsmittel oder Bomben? Sind Atomkraftwerke eine Technik zur
Energieproduktion oder handelt es sich um eine Art immobile Atombombe, die darauf wartet,
gezündet zu werden? Der kreativen Rezeption von Technik sind zwar gewisse technische
Grenzen gesetzt. Mit einem Flugzeug kann man z.B. schwerlich Nüsse knacken, aber die
praktische Rezeption ist doch weniger limitiert, als die Produzentinnen und die meisten regelorientierten Nutzerinnen zunächst glauben würden. Wenn institutionalisierte Nutzungsmuster
durch die praktische Rezeption in Frage gestellt werden, muss das Nutzungsmuster repariert
werden. Die Umnutzung ziviler Verkehrsflugzeuge zu Sprengstoffkörpern hat dazu geführt,
dass die Körper der Reisenden einer ausgiebigeren Kontrolle unterzogen werden, um die
Möglichkeiten derartiger Rezeptionen zu begrenzen. Die Auseinandersetzungen um die Nutzung des Internets drehen sich weniger um die Erwartungen der Nutzer, als vielmehr darum,
was eine angemessene drittenvermittelte Sollnutzung darstellt. Ist das Internet gemacht, um
eine weltweite Tauschbörse für Musik und Filme zu etablieren? Ist es gemacht als Verbreitungsmedium für Schadprogramme, die möglichst viele einzelne Rechner lahmlegen? Solche
Nutzungen haben die Anbieter und Hersteller der technischen Möglichkeiten nicht vorausgesehen, aber ihr Produkt wurde so rezipiert. Die angemessene Sollnutzung muss immer wieder
neu festgelegt werden, denn es ist unbestimmt, zu was das Internet morgen noch gut sein wird.
Jede neue Nutzung symbolisiert einen neuen Sinnvorschlag.
In Anbetracht dieser Variabilität wird es zu einem Problem, wie überhaupt von sicherer
Technik gesprochen werden kann. Die Berücksichtigung der Differenz zwischen normativen
und kognitiven Erwartungen ermöglicht eine genauere Beschreibung dessen, was als ein
sicheres Produkt gelten kann. Ein solches liegt vor, wenn seine Nutzung andere soziale Akteure
nicht schädigt, bzw. im Fall von Waffen nur gezielt verletzt oder tötet. Da jedes Produkt dazu
gebraucht werden kann, andere zu schädigen, kann die Aussage „dies ist ein sicheres Produkt“
niemals meinen, dass ein Produkt faktisch nicht dazu geeignet ist, jemanden zu schädigen.
Eine Bratpfanne kann dazu dienen, schmackhafte Gerichte für den Ehemann herzustellen oder
diesen zu erschlagen. Eine Kerze kann dazu dienen, warmes Licht für ein romantisches Abendessen zu spenden oder ein Haus anzuzünden. Schädigende Nutzungen können faktisch nicht
ausgeschlossen werden. Produkte gelten aber trotzdem als sicher, wenn festgelegt ist, welche
Nutzungen angemessen sind und wer dafür verantwortlich zu machen ist, wenn ein Schaden
eintritt. Sichere Produkte symbolisieren vermittelt über die Institutionalisierung von Sollnutzungen immer auch, wie im Falle eines Schadens Verantwortlichkeiten zugerechnet werden
können (vgl. hierzu ausführlicher Matsuzaki/Lindemann 2016).3 Die Voraussetzung hierfür
ist, dass Akteure nicht einfach lernen, dass dieses Produkt unerwartet zu gebrauchen ist und
ihre Erwartungen ändern (kognitiver Erwartungsstil), sondern dass sie trotz unerwarteten
Gebrauchs an ihren Erwartungen festhalten (normativer Erwartungsstil) und hierfür über Dritte
vermittelt anerkannermaßen Unterstützung finden (Institutionalisierung legitimer Nutzungserwartungen).
3 Für eine allgemeinere Diskussion von Verantwortlichkeit in modernen Gesellschaften vgl. auch Henkel / Akerstrom (2016).
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Digitale Raumzeit als Konstruktionsmedium für avancierte Artefakte
Bis jetzt habe ich Techniknutzung primär im Sinne von leiblicher Techniknutzung analysiert.
Die Besonderheiten der sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelnden kybernetischen Technologien habe ich noch nicht erfasst. Es ist – wie gesagt – eine Stärke der Theorie
exzentrischer Positionalität nicht nur den leiblichen Umweltbezug zu erfassen, sondern auch
den Leib im Verhältnis zum Körper bzw. dem Raum der dreidimensional ausgedehnten Körper
in den Blick nehmen zu können (Lindemann 2014: 145ff). Dies ist die Bedingung dafür, die
Besonderheiten des modernen Raum- und Zeitverständnisses in ihrer Bedeutung für die Technikentwicklung begreifen zu können. Im Mittelpunkt steht dabei die „digitale Raumzeit“ als
ein Medium der Technikentwicklung (Lindemann 2014: Kap. 148ff, 169ff, 1191ff).
Digitale Raumzeit beschreibt eine Form von Raum und Zeit, die im Verlauf des 16. und 17.
Jahrhunderts entstanden ist (vgl. Lindemann 2014: Kap. 3.2). In dieser Zeit veränderte sich
die Struktur der raum-zeitlichen Erfahrung in Europa. Mit der Entwicklung des Schlagwerks
für Uhren (Dohrn-van Rossum [1992]2007) entstand eine Form der Zeitmessung, die unabhängig von situativen leiblichen Umweltbezügen ist.4 Das mechanische Schlagwerk ermöglichte ein abstraktes Zeiterleben – unabhängig von aktuellen leiblichen Umweltbezügen, von
den Rhythmen von Tag und Nacht bzw. von den Rhythmen der Jahreszeiten. An die Stelle
eines zeitlichen Rhythmus, in den sich leibliche Selbste einfügen, tritt eine exakt gemessene
Zeit, die in kleinste diskrete Einheiten untergliedert werden kann: Stunden, Minuten, Sekunden, Millisekunden, Nanosekunden usw. Zeit wird als unendliche Abfolge unendlich kleiner
Einheiten erfahren. Es ist nur eine Frage der Messgenauigkeit der Instrumente, wie klein die
Einheiten sein können. Die modernen Atomuhren sind den Schlaguhren der frühen Neuzeit
überlegen, aber das Prinzip der abstrakten mechanischen Zeitmessung ist gleich geblieben.
Seit dem 16. Jahrhundert entwickelt sich zudem ein neues Verständnis des Raums. Dieser
wird als ein kontinuierlich dreidimensional ausgedehntes Gebilde erfahren (vgl. Panofsky
[1927]1980). Alle raumeinnehmenden Gebilde sind in diesem Sinne dreidimensional kontinuierlich ausgedehnt, und alle materiellen Dinge sind, insofern sie räumlich sind, nichts weiter
als eben dreidimensional räumlich ausgedehnt. Dies ermöglicht ein neues Verständnis von
Dingen und von Grund und Boden. Dinge sind von nun an ohne soziale oder affektive Bedeutung, an sich sind sie nichts weiter als räumlich ausgedehnt. Die Konzepte des physikalisch
messbaren Raums und der physikalisch messbaren Zeit formulieren dieses neue Verständnis
von Raum und Zeit. Raum ist in kleinste diskrete Einheiten unterteilbar und immer auch auf
Zeit bezogen, die ebenfalls als in kleinste diskrete Maßeinheiten untergliedert verstanden wird.
Dies bezeichne ich als digitale Raumzeit (Lindemann 2014: 148 f, 169 f).
In dem Maße, in dem sich die digitale Raumzeit als Struktur der raumzeitlichen Erfahrung
durchsetzt, wird sie auch zu einem Medium der Kommunikation. Damit ist folgendes gemeint:
Die Handlungskoordination von Menschen erfolgt, indem sie sich an der gemessenen Uhrzeit
und einem festgelegten Ort orientieren. Allein die Tatsache, dass es 7.00 Uhr morgens ist, ist
ein Motiv dafür aufzustehen. Es ist gleichgültig, ob es noch dunkel ist, ob meine Glieder schwer
sind usw. Dies lässt sich auch anhand des Beispiels „Durchführung des Seminars“ verdeutlichen. Diese Gesamthandlung ist nicht nur in Teilhandlungen unterschiedlicher Akteure zerlegt,
sondern die Vermittlung der Teilhandlungen ist auch orientiert an der Gültigkeit der digitalen
Raumzeit. Für den Beginn des Seminars sind Ort, Datum und Uhrzeit festgelegt. Die geplante
Seminarzeit ist das Symbol dafür, wann Verabredungen mit Bekannten oder Freundinnen
getroffen werden. Wann etwa die Anschlusshandlungen „Feierabendbier“ oder „gemeinsamer
Sport“ eingeleitet werden usw. Dass es zu Verzögerungen kommen kann, widerspricht dem
4 Genau lässt sich die Entstehung der Schlaguhr bislang nicht datieren, Dohrn-van Rossum begnügt sich
mit der vagen Angabe „zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert“ (Dohrn-van Rossum [1992]2007: 64).
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nicht. Gerade die Gültigkeit der digitalen Raumzeit strukturiert Erwartungen derart, dass es
eine Enttäuschung darstellt, wenn Verzögerungen eintreten. Das Seminar dauert länger und
die Studierenden verlassen mehr oder weniger demonstrativ den Raum.
Die mathematischen Eigenschaften der digitalen Raumzeit ermöglichen es, die Veränderung
der Zustände von Körpern in der digitalen Raumzeit zu erfassen und zu kalkulieren. Damit
wird die digitale Raumzeit zu einem Medium der technischen Konstruktion, die auch die neuen
robotischen Steuerungstechnologien ermöglicht. Es ist dieser Schritt der Technikentwicklung,
der nicht mehr durch eine am Leib ansetzende Analyse eingefangen werden kann. Die Voraussetzung hierfür ist, dass die Zustände von Körpern nicht nur erfasst und berechnet, sondern
darüberhinausgehend auch in eine kalkulierte Abfolge gebracht werden können – etwa im
Sinne der rasch wechselnden Abfolge positiver und negativer elektrischer Ladungen. Der
Wechsel der materiellen Zustände kann beliebig schnell sein, solange er kalkulierbar und
beherrschbar ist. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Befehlsfolgen in Form von Algorithmen in Maschinen implementiert werden, d.h., in „Maschinensprache“ übersetzt werden können. „Maschinensprache“ heißt dabei nichts Anderes, als dass eine automatische Abfolge
materieller Zustände, etwa im Sinne eines Ablaufs elektrischer Spannungszustände, kontrolliert erzeugt werden kann. Wenn das gelingt, kann ein Algorithmus automatisch in einer
Maschine, etwa in einem Computer ablaufen. Dies ist die Grundlage für die technische Konstruktion von Informations- und Steuerungstechnologien, die beim Bau von Computern und
Robotern eingesetzt werden. Damit entwickelt sich ein Verständnis von Materialität, das vollständig vom Leib abgekoppelt ist. Die neue Informationstechnologie basiert auf einer neuartigen Materialität (Landauer 1996), die eine technisch erzeugte automatische Funktionsweise
ermöglicht.
Robotertechnologien sind hier in einem weiten Sinn zu verstehen. Der Autopilot eines Flugzeugs ist in diesem Sinn ebenso ein Roboter wie ein Automobil, das sich selbst steuert oder
ein vernetzter Kühlschrank, der selbständig an die Einkaufszentrale meldet, dass sich keine
Milchtüte mehr in ihm befindet. Für den Autopiloten eines Flugzeuges heißt dies etwa Folgendes: Es gibt eingehende Daten wie Abstand vom Boden, Geschwindigkeit, Neigungswinkel
des Flugzeuges im Verhältnis zum Boden usw. Diese Daten gehen in die Berechnung der
Flugbahn ein. Berechnung der Flugbahn heißt, für das Flugzeug diskrete Punkte zu kalkulieren,
wann sich welcher Abschnitt des Flugzeugs in welcher Position befindet. Es handelt sich also
um die Kalkulation von zukünftigen Flugpositionen. Die kalkulierten Zukünfte werden kontinuierlich mit aktuellen Berechnungen der gegenwärtigen Flugposition abgeglichen.
Der zentrale Punkt ist dabei, dass der Steuerungsalgorithmus eine rückbezügliche Schleife
enthält, die einzelne kalkulierte Positionen in eine Vorher-Nachher-Reihung bringt. Es wird
am Nachherpunkt berechnet, ob dies der Position entspricht, die zuvor als die Position nachher
berechnet worden war. Darüber wird eine technische Kontrolle der Bewegung in der digitalen
Raumzeit erreicht. Dabei ist es auch nicht auszuschließen, dass in einem vorgesehenen Spielraum der Sachverhalt vorkommt, dass die Steuerung entweder so oder so steuern kann. In diese
technisch kalkulierte Steuerung greift der menschliche Pilot nicht ein. Die „Teilhandlungen“
(etwa Veränderungen der Flugbahn) eines derart technisch gesteuerten Abschnitts der Gesamthandlung werden nicht mehr symbolisch vermittelt. Es gibt keine Akteure, die leiblich agieren
und einander symbolisch dazu auffordern, ihren Beitrag zu leisten. Vielmehr gibt es nur noch
das Aufeinanderwirken von robotischer Steuerung und mechanischer Technik.
2. Institutionalisierung von Sollnutzungen und die Automatisierung
kommunikativer Institutionen
Die Herstellung und Nutzung technischer Artefakte lässt sich danach differenzieren, ob sie
leibnah oder leibfern erfolgt. Leibnahe Nutzungen sind auch im gegenwärtigen Alltag zu
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Rekursive Technikentwicklung
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beobachten, wie etwa mit einem Hammer einen Nagel in die Wand schlagen, sich mit einer
Pinzette einen Holzsplitter aus dem Fuß ziehen usw. In diesen Fällen funktionieren der Leib
selbst und die Erfahrungen der leiblichen Umweltbeziehung als das Medium der Konstruktion
und Verwendung von Technik. Die Erfahrung von Druck, Gegendruck Schwung, Schwere und
Härte bildet die Voraussetzung dafür, dass sich das Prinzip der Hammerverwendung praktisch
durchsetzt. Die Verlängerung des Leibes durch das Werkzeug bleibt dabei an den erlebten
leiblichen Wirkprinzipien orientiert. Der Leib als das Zentrum, von dem Wirkungen ausgehen,
bildet den Ansatzpunkt für das Verständnis von Kausalität, insofern bildet der Leib das Prinzip,
an dem sich Technikentwicklung orientiert. Dies ist im Wesentlichen, was mit dem Konzept
des Organersatzes bzw. der Organüberbietung gemeint ist. In diesem Rahmen kann sich eine
handwerkliche Arbeitsteilung entwickeln.
Aber auch wenn es sich um eine leibnahe Nutzung handelt, so darf diese doch nicht auf die
Relation zwischen Leib, Werkzeug und Umwelt verkürzt werden. Denn ein Werkzeug ist –
wie ich oben ausführlich gezeigt habe – nicht nur ein Artefakt, welches eine praktische Nutzung
durch einen leiblichen Akteur nahelegt, sondern es symbolisiert zugleich die angemessene
Nutzung durch leibliche Akteure. Das Werkzeug ist ein praktisch zu handhabendes Ding und
es ist ein kommunikatives Symbol seiner angemessenen Nutzung. Alter stellt ein Werkzeug
her und erwartet dabei die Nutzungserwartungen von Ego. Die Allgemeingültigkeit des Symbols ist sichergestellt, indem der kommunikative Sinnvorschlag aus der Perspektive von Tertius objektiviert wird. Auf diese Weise symbolisiert das Artefakt die allgemeingültige institutionelle Regel seiner angemessenen Verwendung. Das Zusammenwirken von Werkzeugen,
die arbeitsteilig von verschiedenen Handwerkern genutzt werden, erfolgt über eine kommunikativ-institutionelle Steuerung. Durch diese ist festgelegt, welcher Arbeitsschritt auf welchen
folgt und welches Werkzeug dabei zu benutzen ist.
Der nächste Schritt besteht darin, die kommunikativ-institutionelle Steuerung des Zusammenwirkens von Teilwerkzeugen zu automatisieren. Dazu muss die Regel der angemessenen
Verwendung soweit präzisiert und von der konkreten Situation abstrahiert werden, dass sie
selbst materiell-technisch umgesetzt werden kann. Wenn dies gelingt, können mehrere Werkzeuge zu einer Maschine verbunden werden. Dies erfordert es, die Abfolgen leibnaher Handlungen in mechanische Abfolgen zu übersetzen. Die Voraussetzung dafür war die im 19. Jahrhundert sich allgemein durchsetzende digitale Raumzeit. Diese wird zu einem Konstruktionsmedium von Technik. Die digitale Raumzeit erlaubt es, z.B. Armbewegungen als eine Abfolge
von Bewegungen einer Hebel/Scharnier-Konstruktion zu berechnen. Um eine Maschinenbewegung zu erzeugen, muss die konstruierbare Hebel-Scharnier-Konstruktion lediglich an eine
Kraftquelle angeschlossen werden. In einer Maschine können dann mehrere handwerkliche
Bewegungsabfolgen mechanisch rekonstruiert und miteinander verbunden werden.
„Das Prinzip der Maschinen-Technik besteht darin, die durch Arbeitsteilung vereinfachten menschlichen Handlungsfunktionen, wie Bewegen und Bearbeiten, und die spezialisierten Werkzeuge auf
einen gegenständlichen Mechanismus zu übertragen, der von den Grenzen organischer Kraft und
menschlicher Geschicklichkeit frei ist.“ (Rammert 2010: 2698)
Damit verändert sich das Verhältnis von Leib und Artefakt in grundlegender Weise. Aus dem
Werkzeug nutzenden Handwerker, der das Werkzeug aus dem eigenen leiblichen Zentrum
heraus führt, und mit anderen Handwerkern zusammenarbeitet, wird ein Arbeiter, der sich der
Maschine und deren mechanischem Funktionieren anpassen muss (vgl. Marx [1890]1977 Kap.
13).
Im Maschinenmanuskript formuliert Marx ([1857-58]1974: 582ff) allerdings noch eine
weitere Interpretation. Danach ist die Maschine das objektivierte „allgemeine gesellschaftliche
Wissen […] das zur unmittelbaren Produktivkraft geworden ist“ (Marx [1857-58]1974: 594).
Hierin deutet sich die Relevanz des kommunikativ-institutionellen Aspekts an. Denn im Rahhttps://doi.org/10.5771/0038-6073-2017-2-3-261
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Gesa Lindemann
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men der Maschinentechnik ist die Abfolge von Bearbeitungsschritten technisiert, d.h. die Regel
(das Symbol der angemessenen Nutzung der Teilwerkzeuge), nach der die Abfolge der mechanischen Bewegungen der zusammenwirkenden Teilwerkzeuge erfolgt, wird in der Herstellung
der Maschine von menschlichen Akteuren bestimmt, funktioniert dann aber automatisch. Die
Steuerung der zusammenwirkenden Teilwerkzeuge wird durch das mechanische Zusammenwirken realisiert.
Auch wenn die Maschine automatisch funktioniert, muss sie dennoch von Arbeitern kontrolliert werden, d.h., auch die Maschine muss in einer angemessenen Weise benutzt werden.
Der Arbeiter ist zwar einerseits ein Anhängsel der Maschine, aber er kann diese in einer angemessenen Weise nutzen oder nicht. Er kann die Nutzung z.B. so gestalten, dass die Maschine
fehlerhafte Produkte liefert oder er kann die Maschine in einer Weise kontrollieren, die zu
fehlerfreien Produkten führt. Auch der Arbeiter als Anhängsel nutzt und steuert die Maschine
gemäß kommunikativ-institutioneller Regeln. Wenn mehrere Maschinen zu einer größeren
Wirkeinheit zusammengefügt werden, stellt sich das gleiche Steuerungs- und Koordinationsproblem. Es bedarf einer kommunikativ-institutionellen Vermittlung, um Maschinen miteinander arbeiten zu lassen.
Die Entwicklung von Technik scheint einer rekursiven Logik zu folgen. Ein Werkzeug wird
leiblich gehandhabt und es symbolisiert zugleich seine angemessene Verwendung. Die Objektivierung der kommunikativ-institutionellen Regeln der angemessenen Verwendung ermöglicht die Konstruktion von Maschinentechnik. Wenn die Regel der angemessenen Nutzung der
zusammengefassten „Teilwerkzeuge“ in der Maschine technisch umgesetzt ist, bedarf die
Nutzung und vor allem die Herstellung der Maschine einer Kenntnis der Regel, nach der das
Zusammenwirken der zusammengefassten Teilwerkzeuge erfolgt. In der Maschinentechnik
wird also einerseits in einer weitergehenden Weise als beim Werkzeug der Körper von Menschen ersetzt. Dies entspricht dem Prinzip des Organersatzes bzw. -überbietung. Zugleich wird
aber auch die kommunikativ-institutionelle Steuerung des Zusammenwirkens von Teilwerkzeugen durch eine Automatisierung des Zusammenwirkens von Teilwerkzeugen ersetzt. D.h.,
deren Steuerung funktioniert automatisch. Hierbei handelt es sich um eine Automatisierung
der Steuerung 1. Ordnung.
Auf der Automatisierung der Steuerung 1. Ordnung bauen Automatisierungen der Steuerungen 2. bis n-ter Ordnung auf. Dies beinhaltet den Übergang zur kybernetischen Technik
bzw. Computertechnik (Heintz 1993). Bei dieser handelt es sich um eine „Papiertechnik“
(Turing), die lediglich Anweisungen gibt, wie Bewegungen bzw. materielle Zustände aufeinander folgen. Computerisierung besteht darin, die Abfolge von Anweisungen maschinell zu
codieren im Sinne einer Differenz materieller Zustände, die in kontrollierter Weise hergestellt
werden können müssen. Computertechnik setzt voraus, dass das Prinzip der digitalen Raumzeit
auch für Steuerungsprozesse materiell umsetzbar ist. Diesem Prinzip zufolge können minimale
diskrete Elemente voneinander abgesetzt und diese in beliebiger Verkettung aufeinander bezogen werden. Wenn dies gelingt, kann ein Algorithmus in eine Maschine implementiert werden
und dort selbstständig ablaufen.
Mit der kybernetischen Technik wird es möglich, die kommunikativ-institutionellen Regeln
der Nutzung der Maschinentechnik ihrerseits im Sinne einer Abfolge von Anweisungen zu
vereindeutigen. Damit wird die Regel der angemessenen Nutzung der Maschine selbst formalisiert und als formalisierte Regel in einem Kalkül eindeutig symbolisiert. Wenn das Kalkül
eindeutig genug formuliert ist, kann es in Maschinensprache übersetzt werden, d.h. in eine
Abfolge diskreter und damit kalkulierbarer materieller Zustände. Jetzt gibt es eine automatische Steuerung der Maschine. Diese Steuerung bezieht sich auf die in der Maschine bereits
vorliegende Steuerung des Zusammenwirkens der Teilwerkzeuge. Es findet jetzt eine Automatisierung zweiter Ordnung statt. Die Maschine enthält eine automatische Steuerung erster
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Rekursive Technikentwicklung
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Ordnung, an die die automatische Steuerung zweiter Ordnung anschließt. Dies bezeichne ich
als rekursive Technikentwicklung. Es handelt sich dabei um die automatische Steuerung von
automatischer Steuerung. Die automatische Steuerung zweiter Ordnung ist eine Technik, die
ebenfalls kommunikativ-institutionell gesteuert werden muss – im Sinne der Bildung von
Vorgaben für die Sollnutzung. Mit Bezug auf die Herstellung gilt ab der Automatisierung
zweiter Ordnung: Die Schnittstelle zwischen institutionalisierter Sollnutzung und funktionierender Automatisierung ist der Quellcode eines Steuerungsprogramms. Die Kenntnis des
Quellkodes ermöglicht es, gestaltend in das Programm einzugreifen, statt es einfach anzuwenden. Durch den Quellcode wird festgelegt, wie das Programm verwendet werden können
soll.
Der rekursive Bezug von Automatisierung auf eine bereits vorliegende automatisierte Steuerung lässt sich weiter steigern im Sinne einer Steuerung dritter und vierter Ordnung usw. Eine
Automatisierung dritter Ordnung setzt voraus, die kommunikativ-institutionelle Steuerung der
Automatisierung zweiter Ordnung, d.h. den Quellcode eines Steuerungsprogramms, zu kennen
und im Sinne einer formalen Regel soweit zu vereindeutigen, dass sie in Maschinensprache
übersetzt werden kann. Dies entspräche der Konstruktion von Rechnerprogrammen, die Rechnerprogramme schreiben.
Aber auch die Automatisierung dritter Ordnung bedarf eines symbolischen Verständnisses
ihrer angemessenen Verwendung. Dabei bleibt als zentrales Merkmal erhalten, dass auch in
diesem Fall die Regeln angemessener Nutzung nicht vollständig expliziert werden können; die
Symbolisierung der angemessenen Nutzung verweist damit auch in diesem Fall auf mögliche,
aber nicht explizit benannte zukünftige Nutzungen.
Man kann sich das Prinzip rekursiver Technikentwicklung gut an der Entwicklung von
Fahrstühlen verdeutlichen. Fahrstühle ersetzen den Kraftaufwand, den es erfordert einen Kasten von Stockwerk zu Stockwerk hochzuziehen bzw. herunterzulassen durch die Verbindung
einer Kraftquelle mit einem Mechanismus, der den Kasten (Personenkabine) von Stockwerk
zu Stockwerk befördert. Zunächst bedurfte es einer Steuerung durch eine Person, den Liftboy.
Die institutionalisierte Sollnutzung lag maßgeblich in dessen Händen. Er erwartete die generalisierten Erwartungen der Fahrgäste, die ihm das gewünschte Stockwerk mitteilten und der
Liftboy steuerte das Stockwerk so an, dass der Boden der Personenkabine und der Boden des
Stockwerks auf einer Stufe waren. Diese kommunikative Vermittlung wurde durch einen
Automatismus abgelöst, seitdem ein Fahrstuhl automatisch ein Stockwerk so ansteuern konnte,
dass der Boden von Fahrstuhlkabine und Stockwerk auf einer Ebene liegen. In welchem
Stockwerk ein Fahrstuhl auf die nächsten Fahrgäste wartet, ist der zufälligen Nutzung überlassen. Wenn bekannt ist, auf welchen Stockwerken Fahrstühle regelmäßig am meisten
gebraucht werden, müssten menschliche Akteure den Fahrstuhl in das entsprechende Stockwerk steuern. Wenn es bekannt ist, auf welchen Stockwerken Fahrstühle am meisten gebraucht
werden, kann dieser Schritt ebenfalls automatisiert werden. Der Fahrstuhl fährt z.B. nach jeder
Nutzung automatisch ins Erdgeschoss. Wenn es allerdings variabel ist, auf welchem Stockwerk
Fahrstühle gebraucht werden, werden kommunikative Vermittlungen erforderlich. Ein großes
Kongresshotel hat etwa im 10., 12., 15. und 17. Stockwerk große Konferenzräume. Je nach
Größe der Konferenz werden auf diesen Etagen in unterschiedlichem Ausmaß Fahrstühle
besonders benötigt. Über kommunikative Vermittlungen können nun Hotelangestellte dafür
sorgen, dass immer ausreichend Fahrstühle bereitstehen. Die Alternative wären lernende neuronale Netzwerke, die auf der Grundlage der Nutzung eigenständig Fahrstuhlkabinen in die
entsprechenden Stockwerke steuern (vgl. Matthias 2004: 176 f)). In diesem Fall werden ebenfalls institutionelle Formen kommunikativer Vermittlung (Anweisungen an das Personal)
durch einen Automatismus ersetzt. Das Beispiel der Entwicklung von Fahrstühlen macht deutlich, wie die Automatisierung kommunikativer Vermittlung rekursiv aufeinander aufbauen.
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Gesa Lindemann
274
Zuerst der Automatismus, der die Stockwerke stufenlos ansteuert, auf diesen baut ein weiterer
Automatismus auf, der die bisher kommunikativ vermittelte Steuerung der Verteilung von
Fahrstühlen über die Stockwerke automatisch steuert. Die initiale Programmierung und Wartung des Fahrstuhlsteuerungssystems wird zunächst weiterhin institutionell-kommunikativ
vermittelt. Aber auch diese Formen kommunikativer Vermittlung können grundsätzlich soweit
formalisiert werden, dass sie automatisiert werden können.
Technikentwicklung ist sowohl Körper- bzw. Leibersatz als auch Ersatz institutionell-kommunikativer Vermittlungen.
3. Automatisierungen nter Ordnung
Ausgehend von der Theorie der Umweltbeziehung exzentrisch-leiblicher Akteure habe ich das
Konzept der digital-raum-zeitlich existierenden Körper entwickeln. Dieses ermöglicht neue
Formen der Steuerung, denn auf diese Weise können kommunikativ-institutionelle Steuerungen selbst automatisiert werden. Dies bedeutet nicht, dass kommunikativ-institutionelle Steuerungen überflüssig werden, denn jede Automatisierung erfordert ihrerseits eine kommunikativinstitutionelle Steuerung ihres Gebrauchs. Dennoch liegen in der Entfaltung dieser Steuerungsperspektive neue Möglichkeiten, die als solche zu begreifen sind.
Ich möchte auf zwei für das Problem der Materialität relevante Phänomene hinweisen und
auf die Technisierung der Sinnfestlegung, wenn eine Kommunikation mit Steuerungsautomatismen erfolgt. Ich beginne mit dem letzteren. Gemäß dem hier vorgeschlagenen Kommunikationsbegriff, wird der Sinn von Kommunikationen zeitlich rekursiv festgelegt. Dieses Merkmal teilt dieser Kommunikationsbegriff mit demjenigen Luhmanns (1984: Kap. 4), aber auch
mit demjenigen Garfinkels (1967 / 2011: Kap. 3). In allen diesen Ansätzen wird Sinnfestlegung
zeitlich rekursiv geleistet. In dieser Perspektive ist es ein bemerkenswertes Phänomen, wenn
Sinnfestlegungen durch einen Automatismus erfolgen. Dies ist etwa dann der Fall, wenn Nutzer eine Anfrage an eine Suchmaschine richten. Wenn die Interpretation eine Sinnfestlegung
beinhaltet, wird durch die Antwort der Suchmaschine entschieden, wonach der Nutzer gefragt
hat. Dies ist jedenfalls die notwendige Schlussfolgerung, die sich aus einem rekursiven Kommunikationsbegriff ergibt. Diese Sinnfestlegung ist zwar ihrerseits wieder interpretationsoffen,
d.h., Nutzer müssen etwas mit den Antworten der Suchmaschine machen. Dennoch bleibt
kommunikationstheoretisch der Sachverhalt, dass die Kommunikation von Informationen von
Selektionsmechanismen abhängen, die einerseits aus technischen und andererseits aus institutionellen Gründen unzugänglich sind. Die wenigsten können den Quellcode von Suchmaschinen lesen und auch diejenigen, die es könnten, können es aus institutionellen Gründen
nicht, wenn der Quellcode ein Geschäftsgeheimnis ist. Da sich das Wissen über die Welt in
der Auseinandersetzung mit netzbasierten Informationen bildet, wäre es interessant zu wissen,
nach welchen Regeln die Algorithmen Informationen aufbereiten. Die demokratische Kontrolle dieses Wissens ist derzeit aber unmöglich.
Die für die Materialitätsfrage relevanten Punkte betreffen die Differenz von Leiblichkeit
und digitaler Raumzeit. Die mathematischen Eigenschaften der digitalen Raumzeit ermöglichen es, die Veränderung der Zustände von Körpern, die in der digitalen Raumzeit erfasst
werden können, in eine kalkulierte Abfolge zu bringen – etwa im Sinne der rasch wechselnden
Abfolge positiver und negativer elektrischer Ladungen. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass
Befehlsfolgen in Form von Algorithmen in Maschinen implementiert werden, d.h., in „Maschinensprache“ übersetzt werden können. Wenn dies gelingt, können alle Informationen, die
gemäß der digitalen Raumzeit formulierbar sind, sowie alle Steuerungsautomatismen vermittels eines Speicheralgorithmus in einem technischen Medium dauerhaft aufbewahrt werden.
Dies führt zu einer doppelten Materialität der eigenen Vergangenheit: als leibliche Vergangenheit und als gespeicherte Vergangenheit.
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Rekursive Technikentwicklung
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Die Vergangenheit der leiblichen Erfahrung wird stets in Abhängigkeit von gegenwärtigen
Zukunftsbezügen aktualisiert. In der leiblichen Erfahrung bildet der Leib bzw. das leibliche
Gedächtnis eine „historische Reaktionsbasis“ (Plessner [1928]1975: 284 f), die je spezifisch
mit Bezug auf aktuelle Angebote der Umwelt mobilisiert wird. Entscheidend ist, dass die Vergangenheit der leiblichen Erfahrung nicht fixiert ist, sondern zukunfts- bzw. gegenwartsabhängig ist. Die Vergangenheit der leiblichen Erfahrung ist nicht fix, sondern integraler
Bestandteil eines sich stetig ändernden leiblichen Umweltbezugs.
Die technisch gespeicherte Vergangenheit existiert auf andere Weise. Wenn die Möglichkeit
einer allgemeinen Speicherung beliebiger Datenmengen realisiert ist, können alle Körper, d.h.
alles, was an ihnen und an ihren sich verändernden Relationen zueinander messbar ist, gespeichert werden. Zu den Phänomenen, die auf diese Weise erfasst werden können, gehören die
Positionen von Körpern im Raum, sich ändernde Zustände lebender Körper wie z.B.: Herzschlag, Blutdruck, neuronale Erregungen, Schweißabsonderung, Pupillenbewegungen usw.
Jedes Ereignis, das auf diese Weise festgehalten wird, existiert nicht einfach nur aktuell, sondern es kann zu einem datierten Ereignis werden, wenn es gespeichert wird. Dies ermöglicht
eine Verdopplung der Welt. Die Welt existiert gegenwärtig und jedes gegenwärtige Phänomen,
das in der digitalen Raumzeit formuliert werden kann, kann in Echtzeit gespeichert werden
und existiert dauerhaft. Damit entsteht eine Matrix, in der Phänomene gegenwärtig existieren
und zugleich raumzeitlich dauerhaft eingegliedert und immer wieder angeschaut / angehört
werden können. Die digitale Raumzeit ist nicht mehr nur ein Medium der technischen Konstruktion. Die digitale Raumzeit wird zu einer Matrix, in der alles, was gemäß der digitalen
Raumzeit existiert, dauerhaft eingegliedert ist. Die Matrix der digitalen Raumzeit umfasst die
Welt, so wie sie jetzt ist, und die Welt der in Echtzeit gespeicherten Ereignisse. Die Materialität
der gespeicherten Ereignisse ist von qualitativ anderer Art als die Materialität der leiblichen
Vergangenheit. Die gespeicherte Vergangenheit befindet sich aufgelöst in vielfältige Detailinformationen auf Speichermedien auf Serverfarmen über die Welt verteilt. Diese Vergangenheit ist nicht mehr variabel, denn jedes Ereignis ist als datiertes Ereignis im Detail gespeichert. Die Vergangenheit existiert unabhängig von den praktischen Weltbezügen und ist für
alle in gleicher Weise zugänglich bzw. unzugänglich. Die Vergangenheit des Leibes als
gewachsene Reaktionsbasis existiert materiell im praktischen Umweltbezug. Diese Vergangenheit gibt es nur, wenn sie aktiviert wird.
Spätestens mit der Etablierung der Matrix der digitalen Raumzeit und der Automatisierung
dritter Ordnung wird die kommunikative Steuerung der Vermittlung zwischen Maschinen
automatisierbar und es wird möglich, dass Körper unabhängig von leiblichen Akteuren,
Signale empfangen, automatisch verarbeiten und Wirkungen produzieren. Dies führt zu einer
„morphologischen Ordnung“ des Sozialen (Durkheim [1885]1991: 113) deren Körper (z.B.
Gebäude, Autos, Straßen) miteinander vernetzt sind und in automatisierten Wirkungsbeziehungen zueinander stehen.5 Eine solche automatisierte Morphologie ist eine Erleichterung des
Lebens leiblicher Akteure, solange diese sich entsprechend der in die Technologie eingelassenen Erwartungen verhalten. Inwieweit Nutzern, die die Prinzipien der rekursiven Regelkonstruktion nicht beherrschen, noch abweichende Nutzungen möglich sind, wird die Zukunft
zeigen müssen. Dass es zu abweichenden Nutzungen kommt, die ohne Kenntnis der rekursiven
Regekonstruktion erfolgt, ist nicht auszuschließen. Es wird allerdings durch die besondere
Materialität der Vergangenheit eher unwahrscheinlich gemacht. Die Vergangenheit der Matrix
ist eine kontinuierlich sich vergrößernde Ansammlung von Datendetails, auf die das Individuum festgelegt werden kann – sowohl von anderen als auch von sich selbst. Damit wird die
5 Durkheim bezeichnet die morphologische Ordnung auch als anatomische Ordnung. Wahrscheinlich in
diesem Sinne spricht Joerges von Technik als dem „Körper der Gesellschaft“ (Joerges 1996).
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materiell realisierte Matrix der digitalen Raumzeit zu einem Angebot der fixierenden Kontrolle
und Selbstkontrolle.
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Prof. Dr. Gesa Lindemann
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Institut für Sozialwissenschaften
Ammerländer Heerstraße 114-118
26129 Oldenburg
gesa.lindemann(at)uni-oldenburg.de
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