Gerhard, Carl Abraham

Lebensdaten
1738 – 1821
Geburtsort
Lerchenborn bei Liegnitz (Schlesien)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Bergbeamter ; Mineraloge ; Oberbergrat ; Beamter
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11753658X | OGND | VIAF: 57394899
Namensvarianten

  • Gerhard, Karl Abraham
  • Gerhard, Carl Abraham
  • Gerhard, Karl Abraham
  • Gerhard, C. A.
  • Gerhard, Carl A.
  • Gerhard, Carolus A.
  • Gerhard, Karl A.
  • Gerhard, Karolus A.

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Zitierweise

Gerhard, Carl Abraham, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11753658X.html [02.12.2024].

CC0

  • Gerhard, Carl Abraham

    Bergbeamter und Mineraloge, * 26.2.1738 Lerchenborn bei Liegnitz (Schlesien), 9.3.1821 Berlin. (evangelisch)

  • Genealogie

    Aus schles. Pfarrerfam.;
    V Wolfg. Abraham ( 1758), Pfarrer u. Senior in Sandewalde Kr. Guhrau, S d. Wolf Caspar;
    1) Berlin 1761 Sophia Louisa (1733–85), T d. Sup. David Frdr. Walther in Drossen, 2) ebd. 1796 Marg. Cath. Eleonora (1749–1804), Wwe d. Anton Frdr. Büsching ( 1793), luth. Theol. u. Geograph (s. NDB III), T d. Pfarrers Joh. Gustav Reinbeck in B. u. d. Catharina Gottliebe Schartow;
    2 S, 2 T aus 1), u. a. Joh. Carl Ludewig (s. 1), 2. Ehe kinderlos.

  • Biographie

    G. studierte Medizin in Frankfurt/Oder und promovierte 1760 mit einer mineralogischen Arbeit „Disquisitio granatorum Silesiae atque Bohemiae“. Während seiner ärztlichen Tätigkeit entstanden zunächst einige medizinische Schriften, doch betrieb er vor allem physikalische und mineralogische Studien.|Nach einer Prüfung vor der Akademie der Wissenschaften in Berlin wurde er 1768 Akademie-Mitglied und wurde als Bergrat beauftragt, maßgebend an der Belebung des schlesischen Bergbaues mitzuwirken (vor allem Visitationen und Entwurf der neuen Bergordnung). Im Auftrag Friedrichs II. schuf er 1770 nach Freiberger Vorbild die Bergakademie Berlin (ursprünglich Berginstitut, später Haupt-Bergwerks-Eleven-Institut), als deren erster Leiter er selbst mineralogischen und bergwerkswissenschaftlichen Unterricht erteilte (hierzu sein „Grundriß des Mineralsystems zu Vorlesungen“, Berlin 1786). Aufgrund seiner Vorlesungen, seines Wirkens für diese Hochschule und einer umfangreichen schriftstellerischen Tätigkeit in mineralogischen und bergwissenschaftlichen Fragen galt G. als ausgezeichneter Kenner des Bergbaues, wenn er auch im amtlichen Verkehr nicht durchgehend geschätzt wurde. Seine „Beiträge zur Chemie und Geschichte der Mineralogie“ (2 Bände, Berlin 1773/76) enthalten eine der ersten moderneren Darstellungen der Mineralogie mit einer gegen die herrschenden Einteilungen natürlicher erscheinenden Systematik: Die Einordnung der Mineralien in die höheren Klassifikationsstufen stützt sich vor allem auf die chemische Zusammensetzung, die Unterscheidung und Abtrennung der einzelnen Mineralarten auch auf die äußeren (physikalischen) Kennzeichen, ganz so, wie G. A. Werner später und konsequenter in seinem berühmter gewordenen System vorging. G.s bedeutendste wissenschaftliche Leistung wird in dem „Versuch einer Geschichte des Mineralreichs“ (2 Bände, Berlin 1781 f.) gesehen, das die systematischen durch genetische Betrachtungen ergänzt. Der „Grundriß eines neuen Mineralsystems“ (Berlin 1797) bietet die vervollständigte Darstellung seiner Systematik. Seit 1786 Geheimer Ober-Finanz-, Kriegs- und Domänenrat, konnte er neben der Bearbeitung der schlesischen Bergbau-Angelegenheiten einflußreich die wissenschaftliche Förderung des Bergbaus betreiben. Trotz offenbar erheblicher Verdienste während der schweren Jahre der Besetzung mußte er 1810 anläßlich der Neuordnung der Bergbehörden seinen Abschied nehmen.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1768), d. Leopoldina (1770) u. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1783).

  • Werke

    Weitere W u. a. Triga dissertationum physicomedicarum, Berlin 1763;
    Abh. üb. Übergang e. Steinart u. Erdart in d. andere, ebd. 1788;
    Beobachtungen üb. d. in Kristallen od. in Kristallmassen eingeschlossenen fremden Körper, in: Abhh. d. Kgl. Ak. d. Wiss. in Berlin 1814/15, 1818, S. 1-11;
    Abhh. in Fachzss., insbes. in Schrr. d. Preuß. Ak. d. Wiss.

  • Literatur

    L ADB VIII;
    P. Krusch, Die Gesch. d. Bergak. zu Berlin, 1904;
    K. Wutke, Aus d. Vergangenheit d. schles. Berg- u. Hüttenlebens, 1913, S. 760;
    W. Serlo, Bergmannsfamilien im Rheinland u. Westfalen, 1936, S. 58-60;
    Pogg. I.

  • Porträts

    Kupf. v. E. Henne (Veste Coburg).

  • Autor/in

    Karl-Friedrich Seifert
  • Zitierweise

    Seifert, Karl-Friedrich, "Gerhard, Carl Abraham" in: Neue Deutsche Biographie 6 (1964), S. 274-275 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11753658X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Gerhard, Karl Abraham

  • Biographie

    Gerhard: Karl Abraham G., ein als Mineralog berühmter Naturforscher, geb. am 26. Febr. 1738 zu Lerchenbrunn bei Liegnitz, gest. am 9. März 1821 zu Berlin. G. genoß in seiner Jugend den gewöhnlichen Schulunterricht und bezog alsdann die Universität Frankfurt a. O. um sich dem Studium der Medicin zu widmen. Mit einer Abhandlung: „De Granatis Silesiae et Bohemiae“ 1760 zum Doctor promovirt wendete er sich vorerst dem medicinischen Berufe zu, betrieb jedoch auch ferner physikalische und mineralogische Studien mit Vorliebe. Seinen hervorragenden Kenntnissen in diesen Fächern verdankte er eine Berufung als Oberbergbau- und Rechnungsrath, zugleich auch als Commissarius bei der Bergwerks- und Hüttenadministration in Berlin. Die|ersten größeren Publicationen Gerhard's hielten sich auf dem medicinischen Gebiete: „Triga dissertationum physico-medicarum“, 1763 und „Materia medica“, die 1771 eine zweite Auflage erlebte; „Die Bärentraube, chemisch und medicinisch betrachtet“, 1763; mit seinen „Beiträgen zur Chymie und Geschichte der Mineralogie“ in zwei Bänden (1773 und 1776) betrat er ein neues Feld, auf dem seine Berufung nach Berlin ihm vielfache Gelegenheit zu ausgedehnten fruchtbaren Arbeiten bot. In dem zweiten Bande dieses Werkes stellte G. ein neues Mineralsystem auf, das sich dem auf rein künstliche Merkmale gegründeten gegenüber zweckmäßig durch eine natürliche Gruppirung der Mineralien auszeichnet, indem es sich bezüglich der höheren Stufen mehr auf chemische, jener der Species mehr auf äußere Anzeichen stützt. Dasselbe enthält zugleich auch technisch-wichtige Bemerkungen z. B. über den Steinkohlenbau. Später vervollständigte G. dasselbe in dem „Grundriß eines neuen Mineralsystems“ (1797). Jar's metallurgische Reisen zur Untersuchung und Beobachtung der vornehmsten Eisen-, Stahl-, Blech- und Steinkohlenwerke, 1757—1769, die G. aus dem Französischen übersetzte, versah er mit zahlreichen Anmerkungen und vervollständigte dieses Werk durch zwei weitere Bände mit zahlreichen Kupfertafeln (1781). Inzwischen hatte G. 1779 den Titel eines geheimen Bergraths erhalten und war 1786 zum geheimen Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrath befördert worden. In seinen Amtsgeschäften rastlos thätig, fand er gleichwol fortwährend noch Muße zu schriftstellerischen Arbeiten. Schon 1779 war eine neue Abhandlung: „Beobachtungen und Muthmaßungen über den Granit und Gneis" erschienen, welcher 1781—82 ein zweibändiges Werk „Versuch einer Geschichte des Mineralreichs“, eine seiner hervorragendsten wissenschaftlichen Leistungen, folgte. In letzterem Werke suchte er die systematische Mineralogie durch Betrachtungen über die Natur und Entstehung der Mineralien, sowie über die Entstehung und die Veränderungen der Gebirge zu erweitern und zu vervollständigen. Ein „Grundriß der Mineralogie“, 1786 war für die Benutzung bei Vorlesungen bestimmt. Sehr eigenthümliche Ansichten verfocht G. in einer Abhandlung: „Ueber die Verwandlung und den Uebergang einer Stein- und Erdart in die andere“, 1788, indem er zu beweisen suchte, daß z. B. der Kalk sich in Kieselerde verwandele und dadurch selbst ganze Gebirge in andere sich umbilden könnten. Außerdem schrieb G. eine Menge kleinerer Abhandlungen, welche in den Schriften der Berliner Akademie, in jenen der Berliner Gesellschaft naturf. Freunde, in Crell's chemischen Annalen, in Hupfner's Magazin für Naturkunde Helvetiens erschienen sind. Mit einer „Sammlung vermischter Schriften“ (1803) und den „Beobachtungen über die in Krystallen und Krystallmassen eingeschlossenen festen Körper“ (Abhandl. der Akademie der Wissensch. in Berlin 1814 und 1815) beschloß er seine reiche schriftstellerische Thätigkeit. G. war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin, München und der Ac. natur. curiosorum, dann der ökonomischen Gesellschaft in Petersburg, der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin, Frankfurt und Halle, außerdem Ritter des rothen Adlerordens. 1818 feierte G. sein 50jähriges Dienstjubiläum und starb 1821 in hohem Alter.

  • Literatur

    Ersch und Gruber's Encyklopädie I. Sect. 60. 1855. S. 476; Meusel, G. T.; Poggend. Biogr. 880.

  • Autor/in

    C. W. Gümbel.
  • Zitierweise

    Gümbel, Wilhelm von, "Gerhard, Carl Abraham" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 772-773 unter Gerhard, Karl Abraham [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11753658X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA