Lexikon
Rọckmusik
RockOberbegriff für eine in den 1950er Jahren im anglo-amerikanischen Raum entstandene und inzwischen weltweit verbreitete populäre Musikart. Die terminologische Abgrenzung zur Popmusik ist oft unklar. Aufgrund der Fähigkeit, Einflüsse anderer Musikstile (z. B. Jazz, Folklore, klassische Musik) aufzunehmen und zu verarbeiten, ist die Rockmusik bis heute eine äußerst wandelbare und vielfältige musikalische Ausdrucksform. Ihre Wurzeln liegen in den Spirituals, Gospel- und Bluesgesängen der afroamerikanischen Sklaven sowie im Rhythm & Blues und im Jazz. Die Rockmusik wird gewöhnlich in folgende Entwicklungsabschnitte unterteilt:
1. Rock ’n’ Roll, etwa 1954–1962. Entstand in den USA als Mischung zwischen dem „schwarzen“ Rhythm & Blues und den „weißen“ Musikrichtungen wie Countrymusic, Swing oder Schlager; er machte es möglich, dass auch Weiße diese als aufrührerisch geltende Musik hören und aufführen konnten und wurde zum Ausgangspunkt für alle Entwicklungen innerhalb der populären Musik. Als klassische Vertreter des Rock’n’Roll gelten C. Berry, B. Haley, E. Presley, Little Richard, J. L. Lewis.
Rock 'n' Roll (Kulturtabelle).sgm
Musiker | Werke |
Bill Haley (1925–1981) | Rock Around The Clock (1955) |
Fats Domino (* 1928) | Blueberry Hill; I'm in Love Again (beide 1955); I’m Walking (1957) |
Chuck Berry (* 1931) | Roll Over Beethoven (1956); Johnny B. Goode; Sweet Little Sixteen |
Little Richard (* 1932) | Tutti Frutti (1955); Lucille (1957); Good Golly Miss Molly (1958) |
Carl Perkins (1932–1998) | Blue Suede Shoes (1956) |
Gene Vincent (1935–1971) | Be-Bop-A-Lula (1956) |
Everly Brothers (* 1937; * 1939) | Bye Bye Love (1957); Wake up Little Suzie (1957); (Till) I Kissed You (1959) |
Jerry Lee Lewis (* 1935) | Whole Lotta Shakin’ Goin’ On; Great Balls of Fire (beide 1957); What ’d I Say (1961) |
Elvis Presley (1935-1977) | Hound Dog; Don’t Be Cruel; Love Me Tender; All Shook Up; Jailhouse Rock (alle 1956) |
Buddy Holly(1936–1959) | Peggy Sue; Oh Boy!; That’ll Be The Day (alle 1957) |
Eddie Cochran (1938–1960) | Summertime Blues; C’mon Everybody (beide 1958) |
Haley, Bill
Bill Haley
© Corbis/Bettmann/UPI
Presley, Elvis
Elvis Presley
© Corbis/Bettmann/UPI
2. Folkmusic, Twist, Surf Music, etwa 1960–1965. Das Aufgreifen der amerikanischen Volksmusik (W. Guthrie, J. Baez, B. Dylan, P. Seeger) mündete in den 1960er Jahren in eine Protestsänger- und Singer/Songwriter-Bewegung. Der Rock’n’Roll verlor seine ursprünglich gesellschaftskritischen Ansätze und wurde durch Twist und Surf Music geglättet, die aber auch neue harmonische Klangformen hervorbrachten (Beach Boys).
3. Beatmusik, etwa 1963–1969. Entstand in den Arbeitermilieus Liverpools und Londons und war Ausdruck einer jugendlichen, gegen die bürgerlichen Werte rebellierenden Subkultur. Elektrische Gitarre, Elektrobass und ein Schlagzeug, das den Takt gleichmäßig und stark betonte, gehörten zur Grundausstattung der Beat-Bands, deren einflussreichste Vertreter die Beatles, die Rolling Stones und The Who waren.
Who: Konzert 1969
Who: Konzert 1969
Konzert der britischen Rock-Gruppe „The Who“ am 6. 6. 1969 in New York
© Corbis/Bettmann/UPI
4. Folkrock, Countryrock, Jazzrock, Psychedelic Rock, Artrock, Glam Rock, etwa 1965–1979. Ab Mitte der 1960er Jahre wurde intensiv mit verschiedenen Stilelementen experimentiert, die zu unterschiedlichen Ausprägungen der Rockmusik führten. Aus der Vermischung von Folkmusic bzw. Countrymusic und Rock ’n’ Roll entstanden Folkrock und Countryrock (The Byrds, The Eagles, Jethro Tull), die neben den elektrischen auch traditionelle Instrumente wie Akkordeon, Geige oder Banjo miteinbezogen. Im Gefolge der Hippie-Bewegung entstand an der amerikanischen Westküste der durch elektronische Klangcollagen gekennzeichnete Psychedelic Rock (Pink Floyd, The Grateful Dead). Ab 1967 verband sich im Artrock (auch Classic Rock), als dessen Begründer die Band Yes gilt, klassische Musik und Rockmusik. Charakteristisch sind fast konzertante Werke mit ausgedehnten Instrumental- bzw. Solopassagen, akustischen Effekten sowie einer Tendenz zu Konzeptalben. Der Glam Rock zu Beginn der 1970er Jahre brachte teilweise avantgardistische musikalische Experimente hervor (D. Bowie, Roxy Music); diese Richtung flachte jedoch schnell zum trivialeren Teenie-Pop ab (Gary Glitter).
Bowie, David
David Bowie
© Corbis/Bettmann/UPI
5. Hardrock, Heavymetal, etwa ab 1970. Als Gegenbewegung zu Psychedelic-, Glam- und Artrock entwickelte sich der Hardrock, der einen bewussten Rückgriff auf einfache musikalische Strukturen der Rockmusik suchte (Deep Purple, AC/DC, Black Sabbath), aber auch teilweise exzessiv mit Formen und Rhythmen experimentierte (Led Zeppelin). Heavymetal stellt durch seine aggressivere Grundhaltung, ausgedrückt durch extreme Lautstärke, verzerrte Klänge und provokante Texte, hierzu eine Steigerung dar (Judas Priest, Iron Maiden, Motörhead).
6. Punkrock, New Wave, etwa ab 1976. Mit dem Punkrock kam in Großbritannien wiederum eine Richtung auf, der es um provokante soziale Anklage ging; ihre Vertreter (The Clash, Ramones, Sex Pistols) lehnten die Kommerzialisierung und Professionalisierung der Rockmusik ab und wählten bewusst einen musikalischen und interpretatorischen Dilettantismus. New Wave als Folgerichtung war dagegen intellektueller und musikalisch ambitionierter (The Cure, Talking Heads) und fand ab 1980 in der Neuen Deutschen Welle ihren deutschen Ableger (DÖF, Extrabreit, Spliff).
7. Rap, etwa ab 1980. Rap ist Teil der afroamerikanischen Musik in den USA und wird, obwohl in seiner Entwicklung vom Soul herkommend, durchaus zur Rockmusik gezählt. Später bürgerte sich die Bezeichnung Hiphop für diese Richtung ein, bei der mittels Computertechnik harte, gleichbleibende Rhythmen, auf der Drummachine programmiert, über die gesprochenen Elemente gelegt werden.
8. Grunge, etwa ab 1989. Die bisher letzte deutlich definierbare Entwicklungsstation innerhalb der Rockmusik, die eine Verschmelzung von Hardrock und Punk darstellt; schwere, aber melodiöse Gitarrenriffs sind charakteristisch für diese Richtung (Nirvana, Pearl Jam).
9. New Rock, Nu Metal, ab etwa 2000. Um die bestimmende Rockmusikrichtung des beginnenden 21. Jahrhunderts zu bezeichnen, kursieren Begriffe wie New Rock oder Nu Metal. Hierunter werden jedoch sehr unterschiedliche Bands und Genres gefasst, deren Gemeinsamkeit lediglich eine provokante Grundhaltung, ähnlich des Punks, ist sowie eine teils melodiöse, teils aggressive Spielweise (Limp Bizkit, Slipknot). Daneben sind Bands erfolgreich, die auf klassische Rock’n’Roll-Themen zurückgreifen und damit zu den Wurzeln der Rockmusik zurückgehen (The Strokes, Franz Ferdinand).

Wissenschaft
Mehr Klarheit beim Klima
Computersimulationen gehören zu den wichtigsten Werkzeugen der Klimaforschung. Sie werden ständig weiter entwickelt – auch mit Künstlicher Intelligenz. von THOMAS BRANDSTETTER Die Computersimulationen der Klimaforscher haben gigantische Ausmaße angenommen. Auf Supercomputern mit einer Unmenge an Daten versuchen die...

Wissenschaft
Zombies wanken durch die Wissenschaft
Eines ist Konsens in der Wissenschaftsgemeinde: Erweisen sich publizierte Ergebnisse als nicht haltbar, muss der betreffende Forschungsartikel zurückgezogen („retracted“) werden. Bis vor einem Vierteljahrhundert geschah dies nur selten – und wenn, dann fast nur wegen unabsichtlicher Fehler: etwa weil man festgestellt hatte, dass...