Books by Christian Clement
Würzburg, 2020
ABSTRACT: Rudolf Steiner ist allgemein bekannt als Begründer der Waldorfschule, Vater des biodyna... more ABSTRACT: Rudolf Steiner ist allgemein bekannt als Begründer der Waldorfschule, Vater des biodynamischen Landbaus, Inspirator der anthroposophischen Medizin und streitbarer Ausleger Goethes. Weniger bekannt ist, dass Steiner im Zuge seiner Deutung des goetheschen Werkes und anderer literarischer Texte einen spezifisch anthroposophischen Zugang zur Literatur entwickelt hat, der sich in vieler Hinsicht der freudschen und der jungianischen Methode an die Seite stellen lässt, aber auch seine ganz spezifischen Eigenheiten aufweist. In "Literatur und Apokalypse" versammelt der Anthroposophiekenner und Steiner-Herausgeber Christian Clement mehrere Studien, in welchen dieser bisher kaum bekannte Zugang zur Literatur zum ersten Mal systematisch ins Auge gefasst und in der hermeneutischen Praxis erprobt wird. Grundexte der deutschen Literatur von Gryphius, Goethe und Döblin, aber auch die Gattung des Märchens und die Libretti des "Parsifal" und der "Zauberflöte" werden daraufhin untersucht, was eine anthroposophisch orientierte Hermeneutik zu einem Verständnis dieser literarischen Grundtexte beizutragen vermag. Dabei erweist sich besonders die steinersche Deutung der Johannesapokalypse als Schlüssel zu einem Verständnis seiner Vorstellungen über Wesen und Bedeutung der Literatur.
ISBN 978-3-8260-6987-1
Berlin, 2007
ABSTRACT: "In den Jahren 1910 bis 1913 hat der deutsche Philosoph und Okkultist Rudolf Steiner ei... more ABSTRACT: "In den Jahren 1910 bis 1913 hat der deutsche Philosoph und Okkultist Rudolf Steiner eine Reihe von Mysteriendramen geschrieben, die bisher von der Forschung vollständig unbeachtet geblieben sind. Die vorliegende Untersuchung zeigt jedoch, dass Steiners Dramen hochinteressante Dokumente der Kultur der frühen Moderne und der Goethe-Rezeption vor dem ersten Weltkrieg darstellen und ferner – da sie auf eine fast hundertjährige lebendige Aufführungstradition zurück blicken – als bedeutsamer Aspekt der deutschen Theaterkultur insgesamt betrachtet werden müssen.
Hauptintention der rezeptionsgeschichtlich orientierten Untersuchung ist die Sichtung und Deutung der umfangreichen und wenig bekannten Texte Steiners. Anhand von Steiners Schriften zur Erkenntnistheorie, Ästhetik und Dramentheorie sowie seines ersten Dramas werden Theorie und Praxis des Theaters bei Steiner dargestellt. Kritische Fragen werden dabei zwar angesprochen, nicht aber in aller Breite diskutiert. Es wird jedoch auf solche Punkt in Steiners Werk hingewiesen, deren kritische Betrachtung durch weitergehende literaturwissenschaftliche Untersuchungen dringend angezeigt wäre.
Hauptergebnisse der Studie sind der Nachweis, dass Steiners Mysteriendramen das Ergebnis einer produktiven Auseinandersetzung mit Goethe und Schiller sind und dass sie, obwohl sie sich stark an Vorbilder aus dem achtzehnten Jahrhundert anlehnen, dennoch authentische Schöpfungen des zwanzigsten Jahrhunderts sind und insofern die eigenständige dramatische Gattung des Modernen Mysteriendramas etablieren.
Between 1910 and 1913, the German philosopher and esotericist Rudolf Steiner wrote a tetralogy of four spiritualistic theater plays – so called Mystery Dramas -, which have not yet attracted the attention of literary scholars. The study at hand shows that such disregard is undeserved since Steiner’s plays are highly interesting documents of early German modernism and provide a yet virtually unknown facet of Goethe’s and Schiller’s impact on the twentieth century. They also constitute a tradition of almost one hundred years of living theater and thus an important aspect of German theatrical culture.
Hence a reception study is presented focusing on the presentation and interpretation of Steiner’s numerous virtually unknown texts. Critical questions are addressed, but not discussed in depth. The author’s chief intention is to analyze the development of Steiner’s theoretical framework and its dramatic application in order to prepare the ground for a closer examination of Steiner’s Spiritual Realism in consecutive studies.
By examining Steiner’s main texts on epistemology, aesthetics and dramaturgy as well as his first Mystery Drama The Portal of Initiation, it is shown that his conception of drama as well as his aesthetical and epistemological views must be understood as the result of a productive interpretation and modern metamorphosis of Weimar Classicism. It is further suggested that Steiner’s plays, although they are based on ideas of the eighteenth century and even relate to ancient mystery religions, are nonetheless modern artworks that establish the original dramatic genre of Modern Mystery Drama.
"Clement provides a well-worked out account of how Steiner's writings on and for the theater showed how formative the influence of Goethe (and to some extend Schiller) was on the founder of anthroposophy. ... Clement has made a contribution to elucidating the intellectual development of one of the more intriguing (if often esoteric) thinkers of the Wilhelmine period, and his work is also case study in the long history of Goethe reception in Germany." (Andrew Bonnell on H-Net-Reviews, Januar 2009)""
Articles by Christian Clement
www.steiner-studies.org, 2021
Since 2013, a critical edition of the writings of Rudolf Steiner (SKA) is being published by from... more Since 2013, a critical edition of the writings of Rudolf Steiner (SKA) is being published by frommann-holzboog publishing house in Stuttgart, Germany. This first academic edition of the essential works of the founder of anthro-posophy, which observers have called a 'turning point' in academic Steiner research, triggered a wide range of reactions. The present article discusses the conception, development, and outlook of this edition, gives an overview of its critical reception within academic and anthroposophical research on Steiner, and closes with a bibliography of existing literature on this editorial project.
Archivmagazin (2), Oktober 2013, 169-192., 2013
SEMINAR. A Journal of Germanic Studies 49.1. (Winter 2013), 68-90.
ABSTRACT: "Although the influence of apocalypticism on the work of Richard Wagner in general is q... more ABSTRACT: "Although the influence of apocalypticism on the work of Richard Wagner in general is quite obvious and has been, especially with regard to the Ring tetralogy, well documented, research on the apocalyptical dimension of other musical dramas has been sparse. The article at had points to a significant number of textual and conceptional paralells between Wagner’s last work, Parsifal, and biblical apocalypticism, most predominantly the text of the Book of Revelation. It further suggests, that these rather significant similarities might be explained by reading both works in the context of the broader literary tradition of initiatory texts. It seems as if Wagner read the biblical text not with a particular theological interest but rather from an aesthetical perspective, i.e. as a description of inner mental and psychological experiences that mirrors his own ideas about the initiatory power of art.
Obwohl die zentrale Bedeutung des Apokalyptischen für das Denken Richard Wagners heute gut dokumentiert ist, hat sich die Forschung auf offenkundig Untergangs-orientierte Werke wie die Ring-Tetralogie konzentriert und Untersuchungen zum apokalyptischen Charakter anderer Musikdramen eher vernachlässigt. Die vorliegende Untersuchung geht von dem, für manchen vielleicht überraschenden, Befund aus, dass es eine Fülle von inhaltlichen und konzeptionellen Bezügen gibt zwischen Wagners letztem Bühnenwerk, dem Parsifal, und der biblischen Apokalyptik, besonders aber dem Text der Johannesoffenbarung. Als eine mögliche Erklärung dieser Intertextualität wird vorgeschlagen, dass Wagners Interesse an der Apokalypse offenbar nicht theologischer Natur war, sondern dass er sie vielmehr als ästhetisch-poetologischen Text las, als Darstellung innerer geistig-seelischer Erfahrungen, die seine eigenen Vorstellungen vom initiatorischen Potential der Kunst wiederspiegelt.""
MONATSHEFTE für deutschsprachige Literatur und Kultur, Vol. 103.4 (Winter 2012), 1-15.
ABSTRACT: Der intensive Gebrauch von Bildern und Motiven aus der Apokalypse des Johannes, der sic... more ABSTRACT: Der intensive Gebrauch von Bildern und Motiven aus der Apokalypse des Johannes, der sich in vielen Texten des Andreas Gryphius nachweisen lässt, wird in der Forschung meist damit erklärt, dass der johanneische Text dem Barockdichter einen reichhaltigen Fundus drastischer Bilder lieferte, mit deren Hilfe er sein literaturtheoretisches Programm der Literatur representatio vanitatis mundi eindrucksvoll in Szene setzen konnte. Diese Erklärung trifft zwar zu, erklärt jedoch nicht völlig die Vorliebe des Dichters für das Apokalyptische. Der vorliegende Aufsatz zeigt, dass Gryphius aus der Apokalypse nicht nur wirksame Beispiele für die Vergänglichkeit des Daseins gewann, sondern wesentliche anthropologische und ästhetische Anschauungen, die für seine Kunstauffassung insgesamt wesentlich sind.
Am Beispiel der Catharina von Georgien wird gezeigt, dass in den gryphschen Dramen - wie auch in der biblischen Apokalyptik selbst - die Darstellung physischen Leids und materiellen Untergangs nicht ausschließlich der Abwertung der „irdischen“ Existenz des Menschen dient, sondern auch der Durchleuchtung der menschlichen Seinsverfasstheit und einer dadurch intendierten Initiation seines Publikums. Die bei Gryphius omnipräsenten apokalyptischen Motive von Tod und Untergang fungieren gewissermaßen als Spiegel einer Verwandlung des Menschen in der ästhetischen Erfahrung. Die Johannesapokalypse kann somit als literarisches Vorbild einer gryphschen Theorie ästhetischer Erziehung gelesen werden und gewinnt für das Verständnis des Barockdichters insgesamt unabsehbare Bedeutung.
One striking aspect of many texts in the œvre of Andreas Gryphius is the opulent use of apocalyptic imagery. While scholarship has correctly pointed out that Gryphius employed the graphic imagery of biblical apocalypticism in order to pursue his poetic agenda of literature as representatio vanitatis mundi, this explanation does not sufficiently explain the poet’s preference for apocalyptic themes. The article at hand argues that biblical apocalypticism did not only provide Gryphius with fitting illustrations of the vanity and temporality of human existence, but also with crucial anthropological and aesthetical elements that inform his theory of art. By analyzing the play Catharina von Georgien the author shows that in Gryphian drama – just as in biblical apocalypticism – representations of suffering and downfall are not only employed to devalue the temporal aspects of human existence, but also to illuminate the nature of man and to thus initiate his audience into a higher level of understanding. Gryphius used the apocalyptic themes of death and downfall as metaphors for the transformation of man itself, as it can be facilitated by the aesthetic experience. Thus understood as a literary model for Gryphius’ own theory of aesthetic education, biblical apocalypticism gains in importance for the interpretation of the poets work as a whole.
GOETHE YEARBOOK, 17 (2010), 239-257.
ABSTRACT: "When August, Duke of Weimar, encountered Goethe´s Märchen, which had just been publish... more ABSTRACT: "When August, Duke of Weimar, encountered Goethe´s Märchen, which had just been published anonymously in 1792, he send a note to the author, emphatically stating his conviction that “this so-called Fairy Tale must have flown from the same hand that wrote the Apokalypse of John!” Goethe responded, that he completely agreed with the Duke´s seemingly bold thesis, pointing out that the story had “indeed all characteristics of a prophecy, even the most prevalent one, namely to pertain to the present as well as to the past and the future.” Notwithstanding the humorous nature of this exchange, both statements are perplexing. Nothing seems, after all, to be further removed from the spiritualistic otherworldliness and the gloom and doom of biblical apocalypticism than the optimistic and life-affirming Weltanschauung that characterizes Goethe’s work. A closer look, however, reveals unexpected yet substantial similarities between Goethean thought and the basic characteristics of Judeo-Christian apocalypticism. His natural philosophy of Stirb und Werde, which understands the world in terms of polarities, organic cycles, metamorphoses and eternal progression, as well as the symbolic character of his poetic language correspond, in fact, to a large degree with form and content of traditional apocalyptic texts. No other text exemplifies this congeniality better than the Märchen itself, which is probably Goethe´s most enigmatic text. The poet inserted not only many explicit and subtle references to the biblical book of Revelation into this story, but also hinted repeatedly at a mysterious connection between both texts. By examining some of the core elements of the Märchen in the light of biblical eschatology, the study at hand argues that the seemingly absurd conversation between the Duke and poet actually reveals profound literary insight, in that it points our attention to the yet unnoticed implicit apocalypticism in this particular story and in Goethean thought altogether.
Das goethesche Märchen hat von jeher eine unübersehbare Fülle von Interpretationen hervorgerufen. Neben philosophischen, ästhetischen, biographischen, psychologischen und politischen Auslegungsversuchen stehen theologische, alchymistische, anthroposophische und freimaurerische Deutungen. Die Interpretationsgeschichte ist so unüberschaubar, und die Auslegungsansätze so verschieden, dass es nicht verwundert, dass einige Interpreten den Text für prinzipiell undeutbar erklärt haben. Die vorliegende Analyse versucht, die rätselhafte Natur des Märchens besser zu verstehen, indem sie es in den Zusammenhang mit der biblischen Apokalyptik, insbesondere der Johannesoffenbarung, stellt. Trotz einer Reihe von eindeutigen motivischen Anleihen und trotz mehrerer deutlicher Fingerzeige von Goethe selbst, ist das Verhältnis des Märchens zur apokalyptischen Tradition bisher noch nicht eingehend untersucht worden. Diesem Mangel hilft die vorliegende Analyse ab, indem sie nachweist, dass Bildersprache und Theologie der biblischen Eschatologie als wesentliche Quelle für den Gehalt des Märchens zu gelten haben. Indem das Märchen in die Tradition der Apokalyptik gestellt wird, soll jedoch nicht den bestehenden allegorischen und symbolischen Deutungen des Märchens eine weitere hinzugefügt werden. Es geht vielmehr darum, zu verstehen, in welchem Maße es die symbolisch-allegorische Natur der apokalyptischen Bild- und Gedankenwelt selbst ist, die einerseits mehrere in sich stimmige Deutungen ermöglicht und sich andererseits – sowohl im Märchen wie in der Johannesoffenbarung - einer letztgültigen Deutung prinzipiell entzieht. Indem apokalyptische Bilder, in Goethes Formulierung, sich „auf das Vergangene wie auf das Gegenwärtige und Zukünftige“ beziehen, ist ihr Gehalt ein unendlicher, organisch-wandelbarer und wird von jeder Epoche, ja von jedem Individuum, auf neue Weise gedeutet werden müssen. Die Einfühlung in die apokalyptische Dimension des Märchens kann somit helfen, die eigentümliche Natur dieser Dichtung und ihrer Rezeptionsgeschichte besser zu verstehen.""
NEW GERMAN REVIEW (22), 2010, 27-41.
ABSTRACT: "In his article “Die immer mögliche Verwandlung im Märchen”, Klaus Gaspari mentioned in... more ABSTRACT: "In his article “Die immer mögliche Verwandlung im Märchen”, Klaus Gaspari mentioned in passing that Folk Tales are essentially an “apocalyptic genre of literature”. Intrigued by this astonishing assumption, the article at hand explores structural parallels between what Max Lüthi has described as the archetype of the European folk tale and apocalyptic texts, most prominently the biblical Book of Revelation. Finding striking similarities in plot-structure, narrative form and style, it concludes that, indeed, reading Folk Tales from an apocalyptic perspective sheds light on the origins, aesthetics and purposes of both literary genres.
In einem Artikel über “Die immer mögliche Verwandlung im Märchen” charakterisiert Klaus Gaspari das Märchen in einem Nebensatz als “apokalyptische Literaturgattung“. Angeregt von dieser überraschenden Stellungnahme untersucht der vorliegende Artikel intertextuelle Beziehungen zwiachen der von Max Lüthi beschriebenen archetypischen Gestalt des europäischen Volksmärchens und apokalyptischen Texten, allen voran die Johannesoffenbarung. Der Verfasser entdeckt, dass tatsächlich auffällige Gemeinsamkeiten in Handlungsstruktur, Erzählweise und Stilistik bestehen und kommt zu dem Ergebnis, dass das Lesen von Märchen aus einer apokalyptischen Perspektive Licht auf den Ursprung, Ästhetik und Wirkabsicht beider Literaturformen wirft.
Dans un article sur "Die immer mögliche Verwandlung im Märchen", Klaus Gaspari a mentionné (sans dévélopper l'idée) que les contes populaires sont essentiellement un genre apocalyptique de la littérature. Captivé par cette observation étonnante, le présent article poursuit les paralèles entre ce que Max Lüthi a décrit comme l'archétype du conte populaire européen et les textes apocalyptiques, notamment Le Livre de l'Apocalypse. En s'appuyant sur des ressemblances frappantes au niveau de l'intrigue, de la forme narrative et du style, l'article tire la conclusion qu'en effet les contes populaires lus d'une perspective apocalyptique jette de la lumière sur les origines, l'esthétique et les buts des deux genres.""
ELSJ Else Lasker Schüler Jahrbuch zur klassischen Moderne, IV (2010), 173-188.
It is well known that Alfred Doeblin was fascinated by the apocalypse. In his 1920 novel Berge, M... more It is well known that Alfred Doeblin was fascinated by the apocalypse. In his 1920 novel Berge, Meere und Giganten he had presented a global end-time scenario that contained everything we associate with apocalypticism: devastating wars, natural and environmental catastrophes as well as the end of humanity, caused by man-made monsters.
This presentation suggests that the novel Berlin Alexanderplatz, which appeared 9 years later, can also be read as an apocalyptic text – and perhaps with more reason than Berge, Meere und Giganten. While there are no wars or catastrophes in this book, its language, structure and plot relate in many ways to the apocalyptic tradition – most of all to the biblical Book of Revelation. The author claims that Berlin Alexanderplatz is, in fact, a modern literary apocalypse that is deeply rooted in the Judeo-Christian tradition. It may even be read as a reflection of Doeblin’s own conversion to Christianity.
Book Chapters by Christian Clement
ABSTRACT: "The Austrian philosopher and spiritualist Rudolf Steiner (1861-1925) is mostly known a... more ABSTRACT: "The Austrian philosopher and spiritualist Rudolf Steiner (1861-1925) is mostly known as a prominent figure in the reception of the works of Goethe in the late 19th and early 20th century. Steiner’s reception of Goethe was not limited to questions of philosophy, epistemology and science, however. Another outgrowth of his years defending and writing about Goethe is a series of four abstruse mystery plays known as the Mystery Dramas or Mysteriendramen (1910-1913). Although these plays are still performed in present day Switzerland, in the Goetheanum, and thus constitute an example of living Goethe reception in contemporary German culture, they are virtually unknown to both the general audience and the academic community. Only three dissertations have treated the subject of the Mystery Dramas in any depth.
The dramaturgy of these plays is undoubtedly influenced by several contemporary currents and traditions like Richard Wagner, Max Reinhardt, traditional religious theater, theosophist drama and French symbolism. The most profound intellectual influence, however, on both his theory and his practice of drama were have been the aesthetic ideas of Weimar Classicism. In Schiller’s Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen (‘Letters upon the Aesthetic Education of Man’, 1795) and Goethe’s Märchen (‘Fairy Tale’, 1795) Steiner saw the most essential expression of their belief in the power of art to perfect humanity by means of the aesthetic experience. His Mystery Dramas can be seen as the attempt to apply this 18th century ideal to a 20th century form of initiatory drama. "
Other contributers:
Introduction (David Gallagher) / Weimar classicism : Goethe's alliance with Schiller (T.J. Reed) / Navigating gender : Georg Forster in the Pacific and Emilie von Berlepsch in Scotland (P. Dawson) / Blank verse theatre texts and Weimar classicism (Friederike von Schwerin-High) / Personal classicism : Greek and Roman antiquity in Wieland's correspondence (Ellis Shookman) / Complex classicism and Roman romanticism : reflections on ancient Roman literature around 1800 (Angela Holzer) / Weimar classicism and modern spiritual drama : Rudolf Steiner's theatre of spiritual realism (Christian Clement) / Shakespeare's Hamlet and Goethe's Wilhelm Meisters Lehrjahre (David Gallagher) / On the periphery of Weimar classicism : passion, patriarchy and political machinations in Caroline von Wolzogen's Agnes von Lilien (1797) and Barbara Honigmann's Eine Liebe aus Nichts (1991) (Dennis Mahoney)
Der erste Tei! der «Philosophie der Freiheit» als verwandelter Cartesianismus Mit Rene Descartes ... more Der erste Tei! der «Philosophie der Freiheit» als verwandelter Cartesianismus Mit Rene Descartes (lat. Renatus Cartesius) beginnt die eigentliche Philosophie der Neuzeit, in welcher der Mensch zum Ausgangspunkt. seines Erkennens nicht mehr eine von ihm unabhangige Wirklichkeit macht -eine geistige Welt der Ideen oder eine materielle Welt der Dinge -, sondern sich selbst. So formuliert Hegel in seiner Vorlesung Uber die Geschichte der neueren Philosophie: «Cartesius ist einer von den l\1enschen, die wieder mit allem von vorn angefangen haben; und mit ihm hebt die Bildung, das Denken der neueren Zeit an. [ ... ] In dieser neuen Periode ist das Prinzip das Denken, das von sich ausgehende Denken.» 162 Indem sich in der Philosophie des Descartes das Denken auf sich selbst richtete, rilckte ganz folgerichtig das menschliche Selbstbewufstsein in das Zentrum aller wissenschaftlichen Fragen. Ihre zentralen Probleme sind das «Ich» (ego) und dessen wesentlichste Tatigkeit, das «Denken» (cogitare). In dem Fundamentalsatz des Cartesianismusego cogito, ergo sum («Ich denke, also bin ich») -werden beide auf eine Weise miteinander verschrankt, die for das neuzeit!iche Denken mafsgebend wurde. Auch bei Rudolf Steiner spielen die beiden Begriffe «Ich» und «Denken» eine wesentliche Rolle. An vielen Stellen seines Werkes hat Steiner sich eingehend mit dem cogito, ergo sum des Descartes auseinandergesetzt und <lessen Vorstellung vom Ich und vom Denken seine eigene Anschauung entgegengehalten. Insofern stellen diese beiden Begriffe einen Indikator dar,
Translations by Christian Clement
Steiner Studies 4 (2023), 43-80.
Clairvoyance is one of the central categories of esotericism. The philosophical-anthroposophical ... more Clairvoyance is one of the central categories of esotericism. The philosophical-anthroposophical worldview and epistemology of Rudolf Steiner also uses this concept in its model of ‘higher knowledge’. His idea of clairvoyance, however, can only be understood to a limited extent, if at all, by referring to what he calls ‘old’ or ‘natural’ forms of clairvoyance as his notion of a ‘new’ form of clairvoyance differs fundamentally from what has been handed down in classical texts and reports on clairvoyant phenomena. The article at hand discusses and further develops Steiner’s specific model of clairvoyance in three ways: On the one hand, it reconstructs the constitutive elements of Steiner’s conception of a modern ‘thought based’ clairvoyance by surveying his notions of clairvoyance attributed to the ‘head’, the ‘heart’ and the ‘abdomen’ and by discussing the basic Christological motif of the ‘Mystery of Golgotha’. Furthermore, an attempt is made to contextualize Steiner’s multiperspective idea of clairvoyance in terms of the history of ideas, using selected literary examples and the results of modern research on the mind. Thirdly, the article wants to constructively raise the question of whether and to what extent Steiner’s complex ideas about ‘new clairvoyance’ offer suggestions for thinking about the opportunities and limits of an extended multi-perspective model of human cognition and experience.
Steiner Studies (3), 2022
From October 8 to 10, 2021, the first “International Steiner Symposium of the Institute for Educa... more From October 8 to 10, 2021, the first “International Steiner Symposium of the Institute for Education and Social Innovation” (IBUGI) took place: “The Actuality of Rudolf Steiner – An Interdisciplinary Exploration of Steiner in the 21st Century.” Andy Brogan, the organizer and moderator of the symposium, provides in the following a conference report that briefly summarizes the contributions presented during this event. Marcelo da Veiga then portrays the host institute and its institutional goals.
STEINER STUDIES (3), 2022
In a preceding study, an interpretation of Rudolf Steiner’s idea of the ‘guardian of the threshol... more In a preceding study, an interpretation of Rudolf Steiner’s idea of the ‘guardian of the threshold’ was developed based on textual sources. The study at hand turns to experiential perspectives related to this topic. These include: (1) nightmares and sleep paralysis, in particular in the way these have been investigated in an anthropological and psychological context; (2) reports on experiences of the guardian by practitioners of Anthroposophic meditation; and (3) phenomenology and the development of self-consciousness. The existing research on nightmares and sleep paralysis indicates that experiences corresponding to Steiner's guardian-concept are prevalent, although they are interpreted in a wide variety of ways by different populations worldwide. Furthermore, the experiential reports of Anthroposophic practitioners show how certain sleep-related and meditative experiences are connected to the idea of the guardian. Of particular importance is the idea that the guardian concept represents a narrative that may have a positive impact on how people deal with and grow through meditation challenges. Finally, the process leading up to a guardian experience is given phenomenological analysis, and it is shown how there may be a connection between Steiner’s notion of the guardian in a historical context and observational findings in developmental psychology. These three perspectives help paint a comprehensive picture of how the experience described by Steiner may be conceived and interpreted today.
STEINER STUDIES (3), 2022
The concept of an adversarial 'guardian' can be found in various areas of culture, ranging from m... more The concept of an adversarial 'guardian' can be found in various areas of culture, ranging from myths and religions to works of literature and deep psychology. Often this adversary is deeply connected to a protagonist. The adversary challenges, tests, or even helps the main character. With his idea of the 'guardian of the threshold', Rudolf Steiner presents a unique approach to this archetype. This article sets out to give an overview of all of Steiner's statements about the 'guardian'. Tensions within the 'guardian' concept are identified and discussed. For example, there is tension between statements claiming that the 'guardian' is inside or part of the human being and statements claiming that the 'guardian' is independent of the human being. A novel interpretative perspective is suggested, namely that humanity itself may be understood in a certain way as a 'guardian' of the spiritual world. Overall, this article attempts to systematize the fundamentals of Steiner's 'guardian' concept and hence lays a ground for more in-depth studies. One such study will be provided in a follow-up to this article.
STEINER STUDIES (3), 2022
Although Steiner's anthroposophy has provided significant impulses for cultural practice, it has ... more Although Steiner's anthroposophy has provided significant impulses for cultural practice, it has not yet received much attention in current philosophy and science. Nonetheless, it holds potential for methodological and theoretical innovation that could yield valuable contributions to mainstream research, especially with a view on phenomenal consciousness and mental action. To open up this option, bridges must be built between Steiner's writings and empirical research as the supreme discipline of today's science. One possibility is to provide a new nexus between philosophy of mind and experimental psychology focusing on the first-person perspective-as reminiscent of Steiner's "introspective observation following the methods of natural science" in his Philosophy of Freedom. Various first-person methods have been developed recently, of which the 'Task-Based Introspective Inquiry' seems well suited to the challenge at hand. This approach is historically contextualized, briefly outlined, illustrated by examples of recent studies, and discussed in terms of Steiner and related academic research. In this way, specific forms of mental activity and respective agentive awareness are elaborated upon, which can clarify the topicality of Steiner's basic structure of consciousness and his idea of freedom, both of which are based on his stratified conception of the human being.
STEINER STUDIES (2), 2021
The concept of 'consciousness soul' (Bewusstseinsseele) is part of the terminological core of Rud... more The concept of 'consciousness soul' (Bewusstseinsseele) is part of the terminological core of Rudolf Steiner's anthroposophy. It has been discussed to a certain extent within the isolated discourse among anthroposophically oriented researchers, but has so far hardly been acknowledged in academic studies on Steiner. The present article undertakes a first systematic mapping of the research area in which this term can be meaningfully located, discussing three frameworks that have appeared so far as promising and hermeneutically appropriate approaches to the difficult subject.
STEINER STUDIES (2), 2021
The main intention of the article is to propose a new perspective for the academic study of esote... more The main intention of the article is to propose a new perspective for the academic study of esotericism by introducing the concept of esoterology. It is methodically based on a structural-functionalistic analysis of the dialectical dimension of the esoteric/exoteric dichotomy in philosophical debate. The focus of the discussion is on three theses and a methodological consideration:
1. The discussion of esotericism in the context of the history of religion and literature is to be supplemented by a systematic philosophical one. While this can already be demonstrated in the philosophy of Plato and Aristoteles, a similar discussion occurred during the age of Enlightenment and is still current in the 20th century.
2. Accordingly, the history of esotericism can only to a limited extent be understood as a ‘history of rejected knowledge’ (Hanegraaff).
3. Esotericism as a dichotomous relational concept can only be discussed in a meaningful way if the concept of exotericism is associated with it. Methodologically, the analysis follows a structural-functionalist approach that focuses on the tension between esoteric and exoteric knowledge less in terms of content and more from a functional perspective, which also makes it possible to discuss contemporary fields of knowledge by way of the esoterological approach.
STEINER STUDIES (1), 2020
Visual experiences occurring during meditation are central to many different religious, contempla... more Visual experiences occurring during meditation are central to many different religious, contemplative, and esoteric traditions. This is also true for anthroposophy. In Rudolf Steiner's work, meditative visual experiences, or 'imaginations' as they are often called, are understood as potential perceptions of a concrete spiritual reality. Hence imaginations form the bedrock of the anthroposophic project of cultural renewal based on spiritual perception. The imaginative consciousness is, however, many-faceted, and sometimes Steiner's descriptions of it can be confusing and contradictory. This article gives an outline of a systematic account of the phenomenology of the imaginative consciousness in Steiner. It traces the development of the term, presents its different aspects, and tries to resolve some conflicting statements by introducing three different areas of imagination: sensory imagination , imagination in the in-between area, and supersensible imagination. This introduction lays the ground for a further systematic treatment of the concept of imagination in Steiner.
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Books by Christian Clement
ISBN 978-3-8260-6987-1
Hauptintention der rezeptionsgeschichtlich orientierten Untersuchung ist die Sichtung und Deutung der umfangreichen und wenig bekannten Texte Steiners. Anhand von Steiners Schriften zur Erkenntnistheorie, Ästhetik und Dramentheorie sowie seines ersten Dramas werden Theorie und Praxis des Theaters bei Steiner dargestellt. Kritische Fragen werden dabei zwar angesprochen, nicht aber in aller Breite diskutiert. Es wird jedoch auf solche Punkt in Steiners Werk hingewiesen, deren kritische Betrachtung durch weitergehende literaturwissenschaftliche Untersuchungen dringend angezeigt wäre.
Hauptergebnisse der Studie sind der Nachweis, dass Steiners Mysteriendramen das Ergebnis einer produktiven Auseinandersetzung mit Goethe und Schiller sind und dass sie, obwohl sie sich stark an Vorbilder aus dem achtzehnten Jahrhundert anlehnen, dennoch authentische Schöpfungen des zwanzigsten Jahrhunderts sind und insofern die eigenständige dramatische Gattung des Modernen Mysteriendramas etablieren.
Between 1910 and 1913, the German philosopher and esotericist Rudolf Steiner wrote a tetralogy of four spiritualistic theater plays – so called Mystery Dramas -, which have not yet attracted the attention of literary scholars. The study at hand shows that such disregard is undeserved since Steiner’s plays are highly interesting documents of early German modernism and provide a yet virtually unknown facet of Goethe’s and Schiller’s impact on the twentieth century. They also constitute a tradition of almost one hundred years of living theater and thus an important aspect of German theatrical culture.
Hence a reception study is presented focusing on the presentation and interpretation of Steiner’s numerous virtually unknown texts. Critical questions are addressed, but not discussed in depth. The author’s chief intention is to analyze the development of Steiner’s theoretical framework and its dramatic application in order to prepare the ground for a closer examination of Steiner’s Spiritual Realism in consecutive studies.
By examining Steiner’s main texts on epistemology, aesthetics and dramaturgy as well as his first Mystery Drama The Portal of Initiation, it is shown that his conception of drama as well as his aesthetical and epistemological views must be understood as the result of a productive interpretation and modern metamorphosis of Weimar Classicism. It is further suggested that Steiner’s plays, although they are based on ideas of the eighteenth century and even relate to ancient mystery religions, are nonetheless modern artworks that establish the original dramatic genre of Modern Mystery Drama.
"Clement provides a well-worked out account of how Steiner's writings on and for the theater showed how formative the influence of Goethe (and to some extend Schiller) was on the founder of anthroposophy. ... Clement has made a contribution to elucidating the intellectual development of one of the more intriguing (if often esoteric) thinkers of the Wilhelmine period, and his work is also case study in the long history of Goethe reception in Germany." (Andrew Bonnell on H-Net-Reviews, Januar 2009)""
Articles by Christian Clement
Obwohl die zentrale Bedeutung des Apokalyptischen für das Denken Richard Wagners heute gut dokumentiert ist, hat sich die Forschung auf offenkundig Untergangs-orientierte Werke wie die Ring-Tetralogie konzentriert und Untersuchungen zum apokalyptischen Charakter anderer Musikdramen eher vernachlässigt. Die vorliegende Untersuchung geht von dem, für manchen vielleicht überraschenden, Befund aus, dass es eine Fülle von inhaltlichen und konzeptionellen Bezügen gibt zwischen Wagners letztem Bühnenwerk, dem Parsifal, und der biblischen Apokalyptik, besonders aber dem Text der Johannesoffenbarung. Als eine mögliche Erklärung dieser Intertextualität wird vorgeschlagen, dass Wagners Interesse an der Apokalypse offenbar nicht theologischer Natur war, sondern dass er sie vielmehr als ästhetisch-poetologischen Text las, als Darstellung innerer geistig-seelischer Erfahrungen, die seine eigenen Vorstellungen vom initiatorischen Potential der Kunst wiederspiegelt.""
Am Beispiel der Catharina von Georgien wird gezeigt, dass in den gryphschen Dramen - wie auch in der biblischen Apokalyptik selbst - die Darstellung physischen Leids und materiellen Untergangs nicht ausschließlich der Abwertung der „irdischen“ Existenz des Menschen dient, sondern auch der Durchleuchtung der menschlichen Seinsverfasstheit und einer dadurch intendierten Initiation seines Publikums. Die bei Gryphius omnipräsenten apokalyptischen Motive von Tod und Untergang fungieren gewissermaßen als Spiegel einer Verwandlung des Menschen in der ästhetischen Erfahrung. Die Johannesapokalypse kann somit als literarisches Vorbild einer gryphschen Theorie ästhetischer Erziehung gelesen werden und gewinnt für das Verständnis des Barockdichters insgesamt unabsehbare Bedeutung.
One striking aspect of many texts in the œvre of Andreas Gryphius is the opulent use of apocalyptic imagery. While scholarship has correctly pointed out that Gryphius employed the graphic imagery of biblical apocalypticism in order to pursue his poetic agenda of literature as representatio vanitatis mundi, this explanation does not sufficiently explain the poet’s preference for apocalyptic themes. The article at hand argues that biblical apocalypticism did not only provide Gryphius with fitting illustrations of the vanity and temporality of human existence, but also with crucial anthropological and aesthetical elements that inform his theory of art. By analyzing the play Catharina von Georgien the author shows that in Gryphian drama – just as in biblical apocalypticism – representations of suffering and downfall are not only employed to devalue the temporal aspects of human existence, but also to illuminate the nature of man and to thus initiate his audience into a higher level of understanding. Gryphius used the apocalyptic themes of death and downfall as metaphors for the transformation of man itself, as it can be facilitated by the aesthetic experience. Thus understood as a literary model for Gryphius’ own theory of aesthetic education, biblical apocalypticism gains in importance for the interpretation of the poets work as a whole.
Das goethesche Märchen hat von jeher eine unübersehbare Fülle von Interpretationen hervorgerufen. Neben philosophischen, ästhetischen, biographischen, psychologischen und politischen Auslegungsversuchen stehen theologische, alchymistische, anthroposophische und freimaurerische Deutungen. Die Interpretationsgeschichte ist so unüberschaubar, und die Auslegungsansätze so verschieden, dass es nicht verwundert, dass einige Interpreten den Text für prinzipiell undeutbar erklärt haben. Die vorliegende Analyse versucht, die rätselhafte Natur des Märchens besser zu verstehen, indem sie es in den Zusammenhang mit der biblischen Apokalyptik, insbesondere der Johannesoffenbarung, stellt. Trotz einer Reihe von eindeutigen motivischen Anleihen und trotz mehrerer deutlicher Fingerzeige von Goethe selbst, ist das Verhältnis des Märchens zur apokalyptischen Tradition bisher noch nicht eingehend untersucht worden. Diesem Mangel hilft die vorliegende Analyse ab, indem sie nachweist, dass Bildersprache und Theologie der biblischen Eschatologie als wesentliche Quelle für den Gehalt des Märchens zu gelten haben. Indem das Märchen in die Tradition der Apokalyptik gestellt wird, soll jedoch nicht den bestehenden allegorischen und symbolischen Deutungen des Märchens eine weitere hinzugefügt werden. Es geht vielmehr darum, zu verstehen, in welchem Maße es die symbolisch-allegorische Natur der apokalyptischen Bild- und Gedankenwelt selbst ist, die einerseits mehrere in sich stimmige Deutungen ermöglicht und sich andererseits – sowohl im Märchen wie in der Johannesoffenbarung - einer letztgültigen Deutung prinzipiell entzieht. Indem apokalyptische Bilder, in Goethes Formulierung, sich „auf das Vergangene wie auf das Gegenwärtige und Zukünftige“ beziehen, ist ihr Gehalt ein unendlicher, organisch-wandelbarer und wird von jeder Epoche, ja von jedem Individuum, auf neue Weise gedeutet werden müssen. Die Einfühlung in die apokalyptische Dimension des Märchens kann somit helfen, die eigentümliche Natur dieser Dichtung und ihrer Rezeptionsgeschichte besser zu verstehen.""
In einem Artikel über “Die immer mögliche Verwandlung im Märchen” charakterisiert Klaus Gaspari das Märchen in einem Nebensatz als “apokalyptische Literaturgattung“. Angeregt von dieser überraschenden Stellungnahme untersucht der vorliegende Artikel intertextuelle Beziehungen zwiachen der von Max Lüthi beschriebenen archetypischen Gestalt des europäischen Volksmärchens und apokalyptischen Texten, allen voran die Johannesoffenbarung. Der Verfasser entdeckt, dass tatsächlich auffällige Gemeinsamkeiten in Handlungsstruktur, Erzählweise und Stilistik bestehen und kommt zu dem Ergebnis, dass das Lesen von Märchen aus einer apokalyptischen Perspektive Licht auf den Ursprung, Ästhetik und Wirkabsicht beider Literaturformen wirft.
Dans un article sur "Die immer mögliche Verwandlung im Märchen", Klaus Gaspari a mentionné (sans dévélopper l'idée) que les contes populaires sont essentiellement un genre apocalyptique de la littérature. Captivé par cette observation étonnante, le présent article poursuit les paralèles entre ce que Max Lüthi a décrit comme l'archétype du conte populaire européen et les textes apocalyptiques, notamment Le Livre de l'Apocalypse. En s'appuyant sur des ressemblances frappantes au niveau de l'intrigue, de la forme narrative et du style, l'article tire la conclusion qu'en effet les contes populaires lus d'une perspective apocalyptique jette de la lumière sur les origines, l'esthétique et les buts des deux genres.""
This presentation suggests that the novel Berlin Alexanderplatz, which appeared 9 years later, can also be read as an apocalyptic text – and perhaps with more reason than Berge, Meere und Giganten. While there are no wars or catastrophes in this book, its language, structure and plot relate in many ways to the apocalyptic tradition – most of all to the biblical Book of Revelation. The author claims that Berlin Alexanderplatz is, in fact, a modern literary apocalypse that is deeply rooted in the Judeo-Christian tradition. It may even be read as a reflection of Doeblin’s own conversion to Christianity.
Book Chapters by Christian Clement
The dramaturgy of these plays is undoubtedly influenced by several contemporary currents and traditions like Richard Wagner, Max Reinhardt, traditional religious theater, theosophist drama and French symbolism. The most profound intellectual influence, however, on both his theory and his practice of drama were have been the aesthetic ideas of Weimar Classicism. In Schiller’s Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen (‘Letters upon the Aesthetic Education of Man’, 1795) and Goethe’s Märchen (‘Fairy Tale’, 1795) Steiner saw the most essential expression of their belief in the power of art to perfect humanity by means of the aesthetic experience. His Mystery Dramas can be seen as the attempt to apply this 18th century ideal to a 20th century form of initiatory drama. "
Other contributers:
Introduction (David Gallagher) / Weimar classicism : Goethe's alliance with Schiller (T.J. Reed) / Navigating gender : Georg Forster in the Pacific and Emilie von Berlepsch in Scotland (P. Dawson) / Blank verse theatre texts and Weimar classicism (Friederike von Schwerin-High) / Personal classicism : Greek and Roman antiquity in Wieland's correspondence (Ellis Shookman) / Complex classicism and Roman romanticism : reflections on ancient Roman literature around 1800 (Angela Holzer) / Weimar classicism and modern spiritual drama : Rudolf Steiner's theatre of spiritual realism (Christian Clement) / Shakespeare's Hamlet and Goethe's Wilhelm Meisters Lehrjahre (David Gallagher) / On the periphery of Weimar classicism : passion, patriarchy and political machinations in Caroline von Wolzogen's Agnes von Lilien (1797) and Barbara Honigmann's Eine Liebe aus Nichts (1991) (Dennis Mahoney)
Translations by Christian Clement
1. The discussion of esotericism in the context of the history of religion and literature is to be supplemented by a systematic philosophical one. While this can already be demonstrated in the philosophy of Plato and Aristoteles, a similar discussion occurred during the age of Enlightenment and is still current in the 20th century.
2. Accordingly, the history of esotericism can only to a limited extent be understood as a ‘history of rejected knowledge’ (Hanegraaff).
3. Esotericism as a dichotomous relational concept can only be discussed in a meaningful way if the concept of exotericism is associated with it. Methodologically, the analysis follows a structural-functionalist approach that focuses on the tension between esoteric and exoteric knowledge less in terms of content and more from a functional perspective, which also makes it possible to discuss contemporary fields of knowledge by way of the esoterological approach.
ISBN 978-3-8260-6987-1
Hauptintention der rezeptionsgeschichtlich orientierten Untersuchung ist die Sichtung und Deutung der umfangreichen und wenig bekannten Texte Steiners. Anhand von Steiners Schriften zur Erkenntnistheorie, Ästhetik und Dramentheorie sowie seines ersten Dramas werden Theorie und Praxis des Theaters bei Steiner dargestellt. Kritische Fragen werden dabei zwar angesprochen, nicht aber in aller Breite diskutiert. Es wird jedoch auf solche Punkt in Steiners Werk hingewiesen, deren kritische Betrachtung durch weitergehende literaturwissenschaftliche Untersuchungen dringend angezeigt wäre.
Hauptergebnisse der Studie sind der Nachweis, dass Steiners Mysteriendramen das Ergebnis einer produktiven Auseinandersetzung mit Goethe und Schiller sind und dass sie, obwohl sie sich stark an Vorbilder aus dem achtzehnten Jahrhundert anlehnen, dennoch authentische Schöpfungen des zwanzigsten Jahrhunderts sind und insofern die eigenständige dramatische Gattung des Modernen Mysteriendramas etablieren.
Between 1910 and 1913, the German philosopher and esotericist Rudolf Steiner wrote a tetralogy of four spiritualistic theater plays – so called Mystery Dramas -, which have not yet attracted the attention of literary scholars. The study at hand shows that such disregard is undeserved since Steiner’s plays are highly interesting documents of early German modernism and provide a yet virtually unknown facet of Goethe’s and Schiller’s impact on the twentieth century. They also constitute a tradition of almost one hundred years of living theater and thus an important aspect of German theatrical culture.
Hence a reception study is presented focusing on the presentation and interpretation of Steiner’s numerous virtually unknown texts. Critical questions are addressed, but not discussed in depth. The author’s chief intention is to analyze the development of Steiner’s theoretical framework and its dramatic application in order to prepare the ground for a closer examination of Steiner’s Spiritual Realism in consecutive studies.
By examining Steiner’s main texts on epistemology, aesthetics and dramaturgy as well as his first Mystery Drama The Portal of Initiation, it is shown that his conception of drama as well as his aesthetical and epistemological views must be understood as the result of a productive interpretation and modern metamorphosis of Weimar Classicism. It is further suggested that Steiner’s plays, although they are based on ideas of the eighteenth century and even relate to ancient mystery religions, are nonetheless modern artworks that establish the original dramatic genre of Modern Mystery Drama.
"Clement provides a well-worked out account of how Steiner's writings on and for the theater showed how formative the influence of Goethe (and to some extend Schiller) was on the founder of anthroposophy. ... Clement has made a contribution to elucidating the intellectual development of one of the more intriguing (if often esoteric) thinkers of the Wilhelmine period, and his work is also case study in the long history of Goethe reception in Germany." (Andrew Bonnell on H-Net-Reviews, Januar 2009)""
Obwohl die zentrale Bedeutung des Apokalyptischen für das Denken Richard Wagners heute gut dokumentiert ist, hat sich die Forschung auf offenkundig Untergangs-orientierte Werke wie die Ring-Tetralogie konzentriert und Untersuchungen zum apokalyptischen Charakter anderer Musikdramen eher vernachlässigt. Die vorliegende Untersuchung geht von dem, für manchen vielleicht überraschenden, Befund aus, dass es eine Fülle von inhaltlichen und konzeptionellen Bezügen gibt zwischen Wagners letztem Bühnenwerk, dem Parsifal, und der biblischen Apokalyptik, besonders aber dem Text der Johannesoffenbarung. Als eine mögliche Erklärung dieser Intertextualität wird vorgeschlagen, dass Wagners Interesse an der Apokalypse offenbar nicht theologischer Natur war, sondern dass er sie vielmehr als ästhetisch-poetologischen Text las, als Darstellung innerer geistig-seelischer Erfahrungen, die seine eigenen Vorstellungen vom initiatorischen Potential der Kunst wiederspiegelt.""
Am Beispiel der Catharina von Georgien wird gezeigt, dass in den gryphschen Dramen - wie auch in der biblischen Apokalyptik selbst - die Darstellung physischen Leids und materiellen Untergangs nicht ausschließlich der Abwertung der „irdischen“ Existenz des Menschen dient, sondern auch der Durchleuchtung der menschlichen Seinsverfasstheit und einer dadurch intendierten Initiation seines Publikums. Die bei Gryphius omnipräsenten apokalyptischen Motive von Tod und Untergang fungieren gewissermaßen als Spiegel einer Verwandlung des Menschen in der ästhetischen Erfahrung. Die Johannesapokalypse kann somit als literarisches Vorbild einer gryphschen Theorie ästhetischer Erziehung gelesen werden und gewinnt für das Verständnis des Barockdichters insgesamt unabsehbare Bedeutung.
One striking aspect of many texts in the œvre of Andreas Gryphius is the opulent use of apocalyptic imagery. While scholarship has correctly pointed out that Gryphius employed the graphic imagery of biblical apocalypticism in order to pursue his poetic agenda of literature as representatio vanitatis mundi, this explanation does not sufficiently explain the poet’s preference for apocalyptic themes. The article at hand argues that biblical apocalypticism did not only provide Gryphius with fitting illustrations of the vanity and temporality of human existence, but also with crucial anthropological and aesthetical elements that inform his theory of art. By analyzing the play Catharina von Georgien the author shows that in Gryphian drama – just as in biblical apocalypticism – representations of suffering and downfall are not only employed to devalue the temporal aspects of human existence, but also to illuminate the nature of man and to thus initiate his audience into a higher level of understanding. Gryphius used the apocalyptic themes of death and downfall as metaphors for the transformation of man itself, as it can be facilitated by the aesthetic experience. Thus understood as a literary model for Gryphius’ own theory of aesthetic education, biblical apocalypticism gains in importance for the interpretation of the poets work as a whole.
Das goethesche Märchen hat von jeher eine unübersehbare Fülle von Interpretationen hervorgerufen. Neben philosophischen, ästhetischen, biographischen, psychologischen und politischen Auslegungsversuchen stehen theologische, alchymistische, anthroposophische und freimaurerische Deutungen. Die Interpretationsgeschichte ist so unüberschaubar, und die Auslegungsansätze so verschieden, dass es nicht verwundert, dass einige Interpreten den Text für prinzipiell undeutbar erklärt haben. Die vorliegende Analyse versucht, die rätselhafte Natur des Märchens besser zu verstehen, indem sie es in den Zusammenhang mit der biblischen Apokalyptik, insbesondere der Johannesoffenbarung, stellt. Trotz einer Reihe von eindeutigen motivischen Anleihen und trotz mehrerer deutlicher Fingerzeige von Goethe selbst, ist das Verhältnis des Märchens zur apokalyptischen Tradition bisher noch nicht eingehend untersucht worden. Diesem Mangel hilft die vorliegende Analyse ab, indem sie nachweist, dass Bildersprache und Theologie der biblischen Eschatologie als wesentliche Quelle für den Gehalt des Märchens zu gelten haben. Indem das Märchen in die Tradition der Apokalyptik gestellt wird, soll jedoch nicht den bestehenden allegorischen und symbolischen Deutungen des Märchens eine weitere hinzugefügt werden. Es geht vielmehr darum, zu verstehen, in welchem Maße es die symbolisch-allegorische Natur der apokalyptischen Bild- und Gedankenwelt selbst ist, die einerseits mehrere in sich stimmige Deutungen ermöglicht und sich andererseits – sowohl im Märchen wie in der Johannesoffenbarung - einer letztgültigen Deutung prinzipiell entzieht. Indem apokalyptische Bilder, in Goethes Formulierung, sich „auf das Vergangene wie auf das Gegenwärtige und Zukünftige“ beziehen, ist ihr Gehalt ein unendlicher, organisch-wandelbarer und wird von jeder Epoche, ja von jedem Individuum, auf neue Weise gedeutet werden müssen. Die Einfühlung in die apokalyptische Dimension des Märchens kann somit helfen, die eigentümliche Natur dieser Dichtung und ihrer Rezeptionsgeschichte besser zu verstehen.""
In einem Artikel über “Die immer mögliche Verwandlung im Märchen” charakterisiert Klaus Gaspari das Märchen in einem Nebensatz als “apokalyptische Literaturgattung“. Angeregt von dieser überraschenden Stellungnahme untersucht der vorliegende Artikel intertextuelle Beziehungen zwiachen der von Max Lüthi beschriebenen archetypischen Gestalt des europäischen Volksmärchens und apokalyptischen Texten, allen voran die Johannesoffenbarung. Der Verfasser entdeckt, dass tatsächlich auffällige Gemeinsamkeiten in Handlungsstruktur, Erzählweise und Stilistik bestehen und kommt zu dem Ergebnis, dass das Lesen von Märchen aus einer apokalyptischen Perspektive Licht auf den Ursprung, Ästhetik und Wirkabsicht beider Literaturformen wirft.
Dans un article sur "Die immer mögliche Verwandlung im Märchen", Klaus Gaspari a mentionné (sans dévélopper l'idée) que les contes populaires sont essentiellement un genre apocalyptique de la littérature. Captivé par cette observation étonnante, le présent article poursuit les paralèles entre ce que Max Lüthi a décrit comme l'archétype du conte populaire européen et les textes apocalyptiques, notamment Le Livre de l'Apocalypse. En s'appuyant sur des ressemblances frappantes au niveau de l'intrigue, de la forme narrative et du style, l'article tire la conclusion qu'en effet les contes populaires lus d'une perspective apocalyptique jette de la lumière sur les origines, l'esthétique et les buts des deux genres.""
This presentation suggests that the novel Berlin Alexanderplatz, which appeared 9 years later, can also be read as an apocalyptic text – and perhaps with more reason than Berge, Meere und Giganten. While there are no wars or catastrophes in this book, its language, structure and plot relate in many ways to the apocalyptic tradition – most of all to the biblical Book of Revelation. The author claims that Berlin Alexanderplatz is, in fact, a modern literary apocalypse that is deeply rooted in the Judeo-Christian tradition. It may even be read as a reflection of Doeblin’s own conversion to Christianity.
The dramaturgy of these plays is undoubtedly influenced by several contemporary currents and traditions like Richard Wagner, Max Reinhardt, traditional religious theater, theosophist drama and French symbolism. The most profound intellectual influence, however, on both his theory and his practice of drama were have been the aesthetic ideas of Weimar Classicism. In Schiller’s Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen (‘Letters upon the Aesthetic Education of Man’, 1795) and Goethe’s Märchen (‘Fairy Tale’, 1795) Steiner saw the most essential expression of their belief in the power of art to perfect humanity by means of the aesthetic experience. His Mystery Dramas can be seen as the attempt to apply this 18th century ideal to a 20th century form of initiatory drama. "
Other contributers:
Introduction (David Gallagher) / Weimar classicism : Goethe's alliance with Schiller (T.J. Reed) / Navigating gender : Georg Forster in the Pacific and Emilie von Berlepsch in Scotland (P. Dawson) / Blank verse theatre texts and Weimar classicism (Friederike von Schwerin-High) / Personal classicism : Greek and Roman antiquity in Wieland's correspondence (Ellis Shookman) / Complex classicism and Roman romanticism : reflections on ancient Roman literature around 1800 (Angela Holzer) / Weimar classicism and modern spiritual drama : Rudolf Steiner's theatre of spiritual realism (Christian Clement) / Shakespeare's Hamlet and Goethe's Wilhelm Meisters Lehrjahre (David Gallagher) / On the periphery of Weimar classicism : passion, patriarchy and political machinations in Caroline von Wolzogen's Agnes von Lilien (1797) and Barbara Honigmann's Eine Liebe aus Nichts (1991) (Dennis Mahoney)
1. The discussion of esotericism in the context of the history of religion and literature is to be supplemented by a systematic philosophical one. While this can already be demonstrated in the philosophy of Plato and Aristoteles, a similar discussion occurred during the age of Enlightenment and is still current in the 20th century.
2. Accordingly, the history of esotericism can only to a limited extent be understood as a ‘history of rejected knowledge’ (Hanegraaff).
3. Esotericism as a dichotomous relational concept can only be discussed in a meaningful way if the concept of exotericism is associated with it. Methodologically, the analysis follows a structural-functionalist approach that focuses on the tension between esoteric and exoteric knowledge less in terms of content and more from a functional perspective, which also makes it possible to discuss contemporary fields of knowledge by way of the esoterological approach.
Keywords: Reception of Steiner, Biodynamic Farming, Waldorf Pedagogy,
Anthroposophical Movement, Theory of Science, Steiner Research
education discourse.
Keywords: Waldorf education, Waldorf schools, pedagogy, Rudolf Steiner, global citizenship, international education