Über dieses E-Book
[Dialectical Theology]
The year 2018 marks the 50th anniversary of the death of Karl Barth. In the 20th century the great theologian had a significant impact on the church and theology in Germany and beyond. His commentary on the Epistle to the Romans, published in 1919, made his critical approach known to the public. This phase of his "Dialectical Theology" includes also two articles from 1922 that are reproduced here, with a commentary by the well-known systematic theologian Dietrich Korsch for use in church and school: "Need and Promise of the Christian Proclamation" and "The Word of God as a Task of Theology". They address the situation of proclamation as constuting the focus of worship and the implications for theology. They show how the religious situation challenges theology and they are helpful for taking responsibility for the Christian faith in personal life.
Karl Barth
Karl Barth (1886-1968) is widely regarded as one of the most significant Christian theologians since the Reformation. He was a professor of theology at several universities in Germany and later taught in Basel, Switzerland. His works include Church Dogmatics (14 volumes), the most influential work of theology in the twentieth century.
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Buchvorschau
Dialektische Theologie - Karl Barth
Karl Barth
Dialektische Theologie
Not und Verheißung der christlichen
Verkündigung
Das Wort Gottes als Aufgabe der Theologie
Herausgegeben und kommentiert
von Dietrich Korsch
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <www.dnb.de> abrufbar.
© 2018 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Leipzig Printed in Germany
Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Cover: Makena Plangrafik, Leipzig
Satz: Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Leipzig
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018
ISBN 978-3-374-05628-6
www.eva-leipzig.de
Vorwort
Karl Barth ist am 10. Dezember 1968 in Basel, seiner Geburtsstadt, gestorben. Die Anfänge seiner Theologie liegen zu diesem Zeitpunkt schon mehr als fünfzig Jahre zurück. Damit begleitet das theologische Werk Barths die elementaren historischen Etappen des 20. Jahrhunderts: das Ende des Ersten Weltkriegs und die nachfolgende brüchige Neuordnung Deutschlands und Europas, den Aufstieg des Nationalsozialismus und die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, die Blockbildung des Kalten Krieges in den 1950er und 1960er Jahren.
Barths Theologie war, gerade in ihrer Konzentration auf das Wort Gottes, stets eine ihrer historischen Situation bewusste Theologie. Denn sie ist aus der Lage der christlichen Religion im Umbruch zum 20. Jahrhundert erwachsen, und sie hat sich, darauf reagierend, auf den Ursprung des Glaubens aus dem Wort Gottes eingestellt. Wie dieser Ursprung beschaffen ist und welche Herausforderungen für die Theologie sich daraus ergeben, davon vermitteln die beiden im Folgenden edierten Texte einen Eindruck. Sie sprechen nicht nur eine lebendige, die Hörer und Leser mitreißende Sprache, sie entfalten auch das theologische Programm im Ausgang von der christlichen Verkündigung als gelebter Praxis der Religion und richten die Theologie auf ihre Aufgabe aus, von der Wirklichkeit des Wortes Gottes Zeugnis zu geben.
Die hier zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte Weichenstellung für das Christentum hat dessen Geschichte bis heute mitbestimmt: Teil der abendländischen Kultur in ihren Leistungen und Krisen zu sein und sich zugleich in ein kritisches Verhältnis dazu zu setzen. Auch heute gibt es gute Argumente dafür, die Selbständigkeit des christlichen Glaubens aus seinem Ursprung zu gewinnen. Wie das geschehen kann, dafür geben insbesondere diese Texte von 1922 deutliche Hinweise. Die Edition der Texte folgt der Ausgabe in Karl Barth, Vorträge und kleinere Arbeiten 1922–1925, hrsg. von Holger Finze, Zürich 1990, 65–97.144–175 (Karl Barth Gesamtausgabe III.3). Sie ist entlastet von dem dort gegebenen ausführlichen Apparat, der für wissenschaftliches Arbeiten mit den Texten unverzichtbar ist. In Fußnoten werden zitierte Bibelstellen nachgewiesen sowie fremdsprachliche Wendungen übersetzt. Das Namensregister enthält die nötigen Informationen zu den in den Texten genannten Personen. Zur Stellung beider Texte im Werk Barths sei auf meinen Kommentar in der Ausgabe: Karl Barth, Schriften, 2 Bde., Frankfurt am Main 2009, 1039–1249 hingewiesen. Im Anhang dieses Bandes werden Hinweise zur weiteren Lektüre von Barths Theologie gegeben.
Herzlich danke ich Julius Schilling, Student an der Universität Leipzig, der mir als erster Leser dieses Textes wichtige Hinweise für genauere Ausführungen und bessere Verständlichkeit gegeben hat.
Gewidmet ist dieses Bändchen dem Andenken meines Lehrers Hans-Georg Geyer (1929–1998), der es in Wuppertal, Bonn, Göttingen und Frankfurt vermochte, vielen Studierenden, darunter auch mir, die gedankliche Schärfe, die theologische Dichte und die geistliche Nähe der Theologie Karl Barths zu vermitteln.
Dietrich Korsch
März 2018
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
A Die Texte
1. Not und Verheißung der christlichen Verkündigung
2. Das Wort Gottes als Aufgabe der Theologie
B Erläuterungen
1. Karl Barth im Jahr 1922: Herkunft und Kontexte
2. Karl Barths theologische Selbstverortung
3. Der Gottesdienst als religiöse Schlüsselsituation
4. Verkündigung und Theologie
5. Von Gott reden
6. Das Wort Gottes als Ereignis und die Zukunft der Theologie Karl Barths
C Anhang
Hinweise zur Weiterarbeit
Literatur
Namen
Zeittafel zu Leben und Werk
Karl Barth 1922
© KBA-9025-013
A
Die Texte
Not und Verheißung der
christlichen Verkündigung
Die freundliche Einladung, die Herr Generalsuperintendent D. Jacobi zur heutigen Tagung¹ an mich hat ergehen lassen, enthielt die Aufforderung, Ihnen eine »Einführung in das Verständnis meiner Theologie« zu bieten. Es macht mich immer ein wenig verlegen, so ernsthaft von »meiner Theologie« reden zu hören. Nicht etwa darum, weil ich meinte, was ich treibe, sei etwas Anderes, Besseres als eben schlecht und recht Theologie. Die Kinderkrankheit, mich der Theologie zu schämen, meine ich einigermaßen überstanden zu haben. Einige von Ihnen kennen sie vielleicht auch und haben sie vielleicht auch schon überstanden. Wohl aber darum, weil ich mich etwas betroffen fragen muß, in was denn eigentlich meine Theologie bestehen möchte, wo denn nun die Kathedrale oder Festung sein könnte, die diesen Namen verdiente und in deren Verständnis ich Sie – an Hand eines Grundrisses etwa – »einführen« könnte. Ich habe genug darunter zu seufzen, daß es so ist, aber ich muß Ihnen offen gestehen, daß das, was ich »meine Theologie« allenfalls nennen kann, wenn ich genau zusehe, schließlich in einem einzigen Punkt besteht, und das ist nicht, wie man es von einer rechten Theologie als Mindestes verlangen dürfte, ein Standpunkt, sondern ein mathematischer Punkt, auf dem man also nicht stehen kann, ein Gesichtspunkt bloß. Alles übrige, was zu einer rechten Theologie gehört, ist bei mir ganz in den Anfängen, und ich weiß nicht, ob ich je darüber hinauskommen werde, ja ob ich es nur wünschen soll, darüber hinauszukommen. Ich maße mir also wirklich nicht an, dem, was die großen ehrwürdigen Schöpfer theologischer Programme und Systeme geleistet haben und noch leisten, etwas Ebenbürtiges oder auch nur Kommensurables zur Seite zu stellen. Fassen Sie meinen Beitrag zur theologischen Diskussion und auch das, was ich heute sagen möchte, nicht als ein Konkurrenzunternehmen zur positiven, liberalen, Ritschl’schen oder religionsgeschichtlichen Theologie auf, sondern als eine Art Randbemerkung und Glosse, die sich mit jenen allen in ihrer Weise verträgt und auch nicht verträgt, die aber nach meiner eigenen Überzeugung ihren Sinn in dem Augenblick verliert, wo sie mehr als das sein, wo sie Raum ausfüllend als neue Theologie neben die andern treten wollte. Sofern Thurneysen, Gogarten und ich wirklich im bekannten Sinn des Worts »Schule machen« sollten, sind wir erledigt. Meine Meinung ist wirklich die, es möchte jedermann in seiner Schule und bei seinen Meistern bleiben, nur vielleicht als Korrektiv, als das »bißchen Zimt« zur Speise, um mit Kierkegaard zu reden², sich gefallen lassen, was allenfalls in jener Randbemerkung Erhebliches enthalten ist. »Meine Theologie« verhält sich zu den andern richtiggehenden Theologien etwa so wie die Brüdergemeinde zu den andern richtiggehenden Konfessionen und Kirchengemeinschaften; sie will jedenfalls auch keinen neuen eigenen Tropus bilden. Aber nun muß ich schon die zweite Bitte aussprechen, es mir auch nicht als Hochmut und Einbildung auszulegen, wenn ich mich so weigere, in die Reihe gestellt zu werden. Ich weiß ja, daß man nicht in der Luft stehen kann, sondern, ob man will oder nicht und wäre es auch nur mit einem Fuß, immer irgendwo auf der Erde steht. Ich weiß, daß ich nicht der erste und nicht der einzige bin, dem eine theologia viatorum³ quer hindurch durch die vorhandenen theologischen Möglichkeiten zur Linken, zur Rechten und in der Mitte, alle verstehend, alle umfassend und alle überwindend als das Ziel seiner Sehnsucht vorschwebt. Wer möchte heute nicht irgendwie »über den Richtungen« stehen? Ich weiß auch das, daß es noch keinem von diesen wirklichen oder vermeintlichen theologi viatores⁴ – wenn die Götter ihn nicht so sehr liebten, um ihn früh sterben zu lassen – gelungen ist, seinen Lauf zu vollenden, ohne daß er eben doch, wenn auch nicht eine Kathedrale oder Festung, so doch ein Zigeunerzelt irgendwo errichtet hätte, das dann, ob es ihm recht war oder nicht, statt als Glosse als Text, als eine neue Theologie aufgefaßt worden ist. Kierkegaard selber, diesem verwegensten Springer auf dem Schachbrett, ist es nicht anders ergangen. So werden »wir« es uns wohl gefallen lassen müssen, daß in den Augen Vieler auch jetzt nichts weiter geschieht, als daß eine etwas wunderliche weitere Theologie auf den Plan getreten ist, geistigen Raum ausfüllend, historische Breite gewinnend, fragwürdig genug neben ihren alten und neuen, so viel stattlicheren Nachbarn, wahrscheinlich so etwas wie mystischer oder auch biblizistischer Neu-Supranaturalismus, um nicht zu sagen Neu-Marcionitismus. Wir können nicht verhindern, daß es so aussieht, wir können nur, wenn es sich darum handeln sollte, das, was man da sieht, verstehen zu wollen, versichern, daß wir nicht von der Absicht und Vorbereitung eines solchen Schul- und Systembaus herkommen, sondern – nun eben von der »Not und Verheißung der christlichen Verkündigung«, von der ich heute zu Ihnen sprechen möchte.
Darf ich Ihnen das etwas erklären? Es gehört zur Sache. Ich war 12 Jahre Pfarrer wie Sie alle und hatte meine Theologie, nicht die meinige natürlich, sondern die meines unvergessenen Lehrers Wilhelm Herrmann, aufgepfropft auf die mit meiner Heimat gegebene und mehr unbewußt als bewußt übernommene reformierte Richtung, die ich ja heute auch von Amts wegen zu vertreten habe und gerne vertrete. Unabhängig von diesen meinen theologischen Denkgewohnheiten bin ich dann durch allerlei Umstände immer stärker auf das spezifische Pfarrerproblem der Predigt gestoßen worden, suchte mich, wie Sie das ja sicher alle kennen, zurecht zu finden zwischen der Problematik des Menschenlebens auf der einen und dem Inhalt der Bibel auf der andern Seite. Zu den Menschen, in den unerhörten Widerspruch ihres Lebens hinein sollte ich ja als Pfarrer reden, aber reden von der nicht minder unerhörten Botschaft der Bibel, die diesem Widerspruch des Lebens als ein neues Rätsel gegenübersteht. Oft genug sind mir diese beiden Größen, das Leben und die Bibel, vorgekommen (und kommen mir noch vor!) wie Skylla und Charybdis: Wenn das das Woher? und Wohin? der christlichen Verkündigung ist, wer soll, wer kann da Pfarrer sein und predigen? Ich bin überzeugt, Sie alle kennen diese Lage und diese Plage. Viele von Ihnen kennen sie vielleicht schweigend viel tiefer, stärker und lebendiger als ich, und ihnen habe ich eigentlich heute nichts Wesentliches zu sagen, sie sind in meine Theologie schon eingeführt. Während sie schwiegen, habe ich geredet. Schweigen hat seine Zeit, und Reden hat seine Zeit. Ich überschätze den Wert der Möglichkeit, das Reden zu wählen, nicht, habe mir auch schon gewünscht, geschwiegen zu haben. Aber es war nun einmal so: die bekannte Situation des Pfarrers am Samstag an seinem Schreibtisch, am Sonntag auf der Kanzel verdichtete sich bei mir zu jener Randbemerkung zu aller Theologie, zuletzt in der voluminösen Form eines ganzen Römerbriefkommentars, und ähnlich ist es meinen Freunden ergangen. Nicht als ob ich etwa einen Ausweg gefunden hätte aus jener kritischen Situation, gerade das nicht, wohl aber wurde mir eben diese kritische Situation selbst zur Erläuterung des Wesens aller Theologie. Was kann Theologie anderes sein als der Ausdruck dieser auswegslosen Lage und Frage des Pfarrers, die möglichst wahrhaftige Beschreibung des Gedränges, in das der Mensch kommt, wenn er an diese Aufgabe sich heranwagt, ein Ruf also aus großer Not und großer Hoffnung auf Errettung? Was kann sie anderes tun zur Erfüllung ihrer kulturellen Aufgabe sowohl – und Theologie hat eine solche – wie ihrer pädagogischen, den ahnungslos-ahnungsvollen Jünglingen gegenüber, die beschlossen haben, »Pfarrer zu studieren«, wie man bei uns sagt – was kann sie anderes tun, als sich bei der Bearbeitung ihrer traditionellen historischen, systematischen und praktischen Stoffe dieses ihres innersten wahrhaftigsten Wesens immer wieder bewußt zu werden? Oder welche Situation ist etwa für den Beruf, auf den sie vorbereiten will, bezeichnender als diese? Aber wie kommt es nun, daß man dem theologischen Betrieb so wenig anmerkt davon, daß er auf diesen Beruf, der in diese Situation führt, vorbereitet? Wie kam es nur, mußte ich mich fragen, daß das schon mit der Existenz des Pfarrers gesetzte Frage- und Ausrufezeichen in der Theologie, die ich kannte, sozusagen gar keine Rolle spielte, so daß ich, als ich Pfarrer wurde, von der Wahrheit überfallen werden mußte wie von einem gewappneten Mann? War denn meine Frage wirklich nur meine Frage, und wußten denn etwa andre den Ausweg, den ich nicht fand? Ich sah sie wohl Auswege gehen, aber solche, die ich als Auswege nicht anerkennen konnte. Aber warum suchten dann die mir bekannten Theologien jene Situation, wenn sie sie überhaupt berührten, als erträglich und überwindbar darzustellen, statt sie vor allem einmal zu begreifen, ihr ins Gesicht zu sehen und – dabei vielleicht zu entdecken, daß der Theologie eigenster Gegenstand sich gerade in dieser Situation in