Harnisch

metallene Rüstung im Mittelalter
(Weitergeleitet von Brustharnisch)

Ein Harnisch (mittelhochdeutsch harnasch, von altfranzösisch harnais; ursprünglich vermutlich aus dem altnordischen *hernest „Heeresvorrat“)[1] ist die den Körper bedeckende Rüstung eines Ritters. Angefertigt wurden auch Pferdeharnische und Elefantenharnische.

Originalrüstung von Götz von Berlichingen, Museum Burg Hornberg
Harnisch im 16. Jahrhundert
Reiterharnisch Kaiser Maximilians, Metropolitan Museum of Art, New York

Begriffsgeschichte

Bearbeiten

Ursprünglich wurde die Bezeichnung auf die gesamte Ausrüstung (Vollharnisch) eines Ritters angewandt. Um etwa 1200 wandelte sich die Bedeutung und der harnasch war nur noch der zum Schutz des Oberkörpers bestimmte Teil der Rüstung.

Im Hochmittelalter war der Harnisch eine auch „Brünne“ oder „Haubert“ genannte Kettenrüstung, die sich über verschiedene Mischformen zum spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Plattenpanzer entwickelte. Solche Rüstungen wurden von einem Plattner hergestellt und anschließend von einem Harnischfeger poliert oder geätzt.

Typologie

Bearbeiten

Harnisch ist eine Sammelbezeichnung für Schutzwaffen innerhalb der Gruppe der Rüstungen, die zur Körperbedeckung dienen. Untergruppen von Harnischen haben sich in verschiedenen Zeiträumen, Kulturkreisen und nutzungsbezogen entwickelt. Insbesondere sind dazu bekannt:

  • Dreiviertelharnisch, bei dem der Lederstiefel und Lederhandschuhe die entsprechenden Rüstungselemente ersetzen. Seit dem frühen 17. Jahrhundert vor allem bei der Reiterei üblich.
  • Halbharnisch, bei dem zusätzlich auf Schulter-, Arm- und/oder Beinschienen verzichtet wurde. Üblich bei Fußsoldaten und Reitern.
  • Küriss, eine Variante der Halbharnische für die Reiterei. Nicht zu verwechseln mit dem Kürass, der nur den Brust- bzw. Rückenpanzer umfasste.
  • Prunkharnisch, aufwändig verziert, zugunsten des Tragekomforts meist von geringem Gewicht und dann ohne Schutzwirkung. In der Porträtmalerei des Barock noch bis ins zweite Drittel des 18. Jahrhunderts hinein als adeliges Statussymbol dargestellt, ähnlich der Halsberge und des ebenfalls anachronistischen, in der Realität nicht mehr getragenen spätmittelalterlichen Helms.

Beispiele für weitere vor- und frühgeschichtliche, antike, mittelalterliche und frühneuzeitliche Rüstungen:

Insbesondere seit dem Spätmittelalter kamen Plattenrüstungen auf, die für eine bestimmte Verwendung geeignet waren, siehe dazu: Arten von Plattenpanzern.

Siehe auch

Bearbeiten

Badehosentaler: Der Badehosentaler zeigt fünf nassauische Brüder im Harnisch, deren Unterteile als Badehosen verspottet werden. (Eine moderne Sammlerbezeichnung.)[2]

Bearbeiten
Wiktionary: Harnisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Plate armour – Sammlung von Bildern

Literatur

Bearbeiten
  • Wendelin Boeheim: Handbuch der Waffenkunde. Das Waffenwesen in seiner historischen Entwickelung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. E. A. Seemann, Leipzig 1890, ISBN 3-8262-0212-0 (Textarchiv – Internet Archive – Erstauflage bis 2016 mehrfach nachgedruckt).
  • Charles Boutell: Arms and armor in antiquity and the middle ages („Les armes et les armeurs“). Reeves & Turner, London 1905 (übersetzt durch Joseph P. Lacombe).
  • Joachim Bumke: Höfische Kultur. Literatur und Gesellschaft im hohen Mittelalter (= dtv 4442). 2 Bände. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1986, ISBN 3-423-04442-X.
  • Heinrich Müller: Waffen und Rüstungsteile der Offiziere als Adelssymbole, in: Rolf Wirtgen (Hg.): Das preußische Offizierskorps 1701-1806. Uniformierung, Bewaffnung, Ausrüstung. Katalog zur Sonderausstellung der Wehrtechnischen Studiensammlung, Koblenz 2004, ISBN 978-3927038646.
  • Frank Zielsdorf: Militärische Erinnerungskulturen in Preußen im 18. Jahrhundert: Akteure – Medien – Dynamiken (Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit, Bd. 21), V&R unipress, Göttingen 2016, ISBN 978-3847104964.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Harnisch im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache.
  2. Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z (2005), S. 36.