Freimann

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Freimann ist ein Münchner Stadtteil und bildet zusammen mit dem östlichen Teil Schwabings den Stadtbezirk 12 – Schwabing-Freimann.

Von dem klassischen Münchener Selbstverständnis und insbesondere mit dem des Schwesterstadtteils Schwabing im gemeinsamen Stadtbezirk hebt sich Freimann mit seiner intensiven Zergliederung durch Verkehrs- und Industrieinfrastruktur deutlich ab.

Fröttmaninger Berg, links die Kunstinstallation „Versunkenes Dorf“, rechts die Heilig-Kreuz-Kirche, hinten die Allianz-Arena

In Freimann findet sich eine Kombination von altem Kulturland, den ältesten Kapellen und Kirchen des Stadtgebiets (St. Nikolaus), dem Gutshof Großlappen mit Kläranlage und ehemaligen Müllbergen Fröttmaninger Berg und Deponie Nord-West, der Windkraftanlage Fröttmaning, der Allianz Arena, Showpalast München, Messe MOC, Moschee, Medien (Studios des Bayerischen Rundfunks, Sitz des Institut für Rundfunktechnik und 1954 errichteter 102 Meter hoher Richtfunkturm für die Programmzuspielung zu den Sendestandorten), aber auch Schrebergärten, Einkaufszentren, neuen und alten Stadtteilen (Kieferngarten), Kultur und Prominenz im Umfeld von Blütenring, die St. George’s – The British International School Munich, das Zenith, die Motorworld München, die Mohr-Villa und das Metropoltheater. Auf den bisher ungenutzten Freiflächen rund um die Hochbrücke Freimann ist ein Ort für Subkultur in Planung.[1]

Lage

Freimann umfasst mehrere Stadtviertel, im Süden schließt sich Schwabing an, mit dem es den Stadtbezirk 12 – Schwabing-Freimann bildet. Als Grenze fungiert die Eisenbahnstrecke Nordring. Nur zwei kleine Ausschnitte südlich der Gleise des Nordrings gehören noch zu Freimann: Davon liegt der eine westlich der Trambahngleise der Tram 23 und nördlich der Domagkstraße und der zweite östlich der Ungererstraße und nördlich der Crailsheimstraße sowie westlich der Rohmederstraße. Im Westen bilden die Leopoldstraße und später in etwa die Ingolstädter Straße die Grenze zum Stadtbezirk 11 – Milbertshofen-Am Hart, so gehört beispielsweise die östlich der Ingolstädter Straße gelegene Siedlung Kaltherberge nicht zu Freimann. Im Osten endet der Stadtteil an der Isar. Im Norden erstreckt sich Freimann bis zur Gemeindegrenze von Oberschleißheim und der Stadtgrenze von Garching.

Bildung und Kultur

Geschichte

Freimann 1699 auf einem Gemälde im Fürstengang in Freising
"Freymann" auf einer Karte von 1856
St. Nikolaus

Freimann, namensgebender Teil des Stadtbezirks, wurde erstmals 948 bzw. 957 als ad Frienmannun urkundlich erwähnt.[2]

Die alte Dorf- und erste Pfarrkirche Freimanns wurde schon um 1039 genannt. Ursprünglich der Hl. Margaretha gewidmet, wurde das Patrozinium im Jahre 1739 zu St. Nikolaus gewechselt. Diese stellt zusammen mit den Flurstücken um die heutige Hans-Groh-Straße den historischen Ortskern dar. Dieser umfasste jahrhundertelang nur wenige Höfe. Die Bauern hatten in der Regel einen Grundherrn, dem gegenüber sie zinspflichtig waren. In Freimann waren diese oft kirchliche Einrichtungen, wie zum Beispiel das Domkapital Freising und die Klöster Weihenstephan, Tegernsee und Andechs. Aber auch Bürger Münchens traten als Grundherrn auf, bei nur einem Hof war der bewirtschaftende Bauer im Eigenbesitz des Anwesens.[2]

1500 werden vierzehn Anwesen erwähnt, davon sind vier große Höfe. Auch noch 1760 gibt es nur dreizehn Anwesen. Dass Freimann in dieser Zeit nicht wächst, ist auf dessen Lage in der Münchner Schotterebene zurückzuführen, deren Flächen nur wenig fruchtbar sind. Zudem werden die östlichen Gebiete des Dorfs regelmäßig von der Isar überschwemmt, wenigstens ergaben sich somit für die Bauern auf diesen Flächen geeignete Weidemöglichkeiten für das Vieh.[3] Auch Handwerksbetriebe siedelten sich in Freimann an, darunter 1670 ein Schmied (Bärtlmes Schmölz), dessen Haus noch bis ins 20. Jahrhundert den Namen Beim Schmied trug. Gleiches deutet der Hausname "Beim Schuster" an, dort lebte und arbeitete der erste Schuhmacher Freimanns seit 1680. Auf dem Ulmannhof lässt sich 1582 der erste Freimanner Wirt nachweisen, später saß hier auch um 1762 der erste Zimmermann.[4]

1808 wurde im Zuge der bayerischen Verwaltungsreform die (Steuer-)Gemeinde Freimann gegründet, zusammen mit der Gemeinde Milbertshofen bildete sie den Steuerdistrikt Freimann im Landgericht Landsberg. Zur Gemeinde gehörten fortan auch die Ortsteile Kultursheim (heute Kulturheim), Lappen (siehe Klein- & Großlappen), das damals gerade entstehende Neufreimann und die Ortschaft Fröttmaning.[5]

Aufgrund der Gemeindereform mussten auch Gemeindeausschüsse gewählt werden, die für die öffentliche Ruhe, Sicherheit und Ordnung sorgen sollten. Sie mussten unter anderem auch Verehelichungen zustimmen und wirkten bei der Schul- und Bauaufsicht mit. Erster Bürgermeister der Gemeinde Freimann war von 1834 bis 1835 Mathias Herrmann. Nach dem letzten Bürgermeister vor der Eingemeindung nach München ist der Reischlweg in München benannt (Anton Reischl). Auch Josef Raps, der 1924 für den im Amt verstorbenen Dr. Peter Schloderer den Bürgermeisterposten stellvertretend übernahm, ist Namensgeber einer Straße in München.[2]

Die landwirtschaftlichen Betriebe verlegten ihre Schwerpunkt immer mehr weg vom weniger rentablen Feldbau zur Viehzucht, zunächst hauptsächlich Rinder und Schafe, später auch Schweine. Gegen Ende des 19. Jahrhundert entstanden durch das veränderte Essverhalten der Bevölkerung und die wachsende Bevölkerung, die sich zunehmend nicht mehr selbst versorgte, gewerbliche Schweinemäster, Schlachthausanlagen und 1890 eröffnete die erste Metzgerei (Johann Amberger). 1860 gab es den ersten Kramerladen beim Pfeiferhof. 1931 wurden 40 Lebensmittelgeschäfte gezählt, zum Beispiel Brot-, Wurst-, Fleisch-, Obst- und Gemüseläden.[4]

1927 wurde neben dem neu erbauten Reichsbahn-Ausbesserungswerk Freimann eine Großwohnsiedlung für die Arbeiter des Werks erbaut, 1932 erfolgte der Bau einer sogenannten Reichskleinsiedlung zwischen der Freisinger Landstraße und dem Schleißheimer Kanal.

Freimann wurde mit seinen Ortsteilen am 1. Oktober 1931 nach München eingemeindet.[6] 1936 begann der Bau der heutigen Bayern-Kaserne. Als nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1947 die Bezirksausschüsse ins Leben gerufen wurden, wurde Freimann mit Schwabing zusammengelegt. Mit einem Beschluss vom 2. Februar 1954 legte der Stadtrat schließlich den Namen des neu entstandenen Bezirks als Schwabing-Freimann fest.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte München zur Amerikanischen Besatzungszone. Die Amerikanische Militärverwaltung richtete in Freimann das DP-Lager Neu-Freimann ein zur Unterbringung so genannter Displaced Persons (DP). Zu diesem Zweck wurde ein Teil der Arbeitersiedlung Kaltherberg beschlagnahmt. Das Lager beherbergte über 2.500 DPs und wurde von einem Team der UNRRA betreut. Nach Konflikten mit den anderen Siedlungsbewohnern wurde das Lager im Juni 1949 geschlossen, und das Gelände wurde an die Siedler zurückgegeben. Die DPs erhielten Wohnraum in der Ingolstädter Straße zugeteilt. Außer dem Lager Neu-Freimann gab es ein Durchgangslager für DPs in der ehemaligen Funkkaserne. Im Norden liegt die Fürst-Wrede-Kaserne. Hier soll auf 30 Hektar Fläche das neue Leistungszentrum des FC Bayern entstehen.[7][8]

Nördlich der Heidemannstraße wurden ab 1948 auf Teilen des damaligen Truppenübungsplatzes zwei Siedlungen errichtet (Kieferngarten), in denen insbesondere Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten neuen Wohnraum erhielten.

Westlich des alten Ortskerns, an der Lilienthalallee, befindet sich das vom US-Architekten Helmut Jahn geplante Veranstaltungscenter MOC, das von der Messe München GmbH betrieben wird.

Während im Winter 2017/2018 und im Winter 2018/2019 kein Skibetrieb stattfand, ist evtl. für den Winter 2019/2020 der Neubau einer Vierersesselbahn und die Wiederaufnahme des Skibetriebs am Fröttmaninger Berg geplant.[9]

Mohr-Villa
Fröttmaninger Heide
Windkraftanlage Fröttmaning auf dem Fröttmaninger Berg

Baudenkmäler

Liste der Baudenkmäler in München/Freimann

Natur

Verkehr

Freimann ist verkehrlich gut erschlossen: Im Süden verläuft der Mittlere Ring von Westen nach Osten, die Bundesstraße 11 durchquert den östlichen Teil Freimanns als Ungererstraße, Situlistraße und auf Höhe der Heidemannstraße als Freisinger Landstraße in Nord-Süd-Richtung. Die Bundesautobahn 9 (MünchenBerlin) verläuft parallel zur B 11 und erschließt Freimann mit den Anschlussstellen München–Frankfurter Ring, München–Freimann und München–Fröttmaning-Süd.

An das Netz des MVV ist Freimann durch die U-Bahn-Linie U6 mit den Stationen Studentenstadt, Freimann, Kieferngarten und Fröttmaning angeschlossenen. In Fröttmaning befindet sich zudem die Technische Basis der U-Bahn München.

Literatur

  • Brigitte Fingerle-Trischler: Freimann im Münchner Norden. Volk Verlag, München 2018, ISBN 978-3-86222-274-2.
  • Marion Maurer: Freimann - eine Gemeinde im Schatten der Großstadt. Buchendorfer Verlag, München 1985.
Commons: Freimann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-freimann-a9-projekt-subkultur-1.4743291
  2. a b c Marion Maurer: Freimann – eine Gemeinde im Schatten der Großstadt. Buchendorfer Verlag, München 1985, S. 19-26.
  3. Brigitte Fingerle-Trischler: Freimann im Münchner Norden. Volk Verlag, München 2018, ISBN 978-3-86222-274-2, S. 12-16.
  4. a b Marion Maurer: Freimann – eine Gemeinde im Schatten der Großstadt. Buchendorfer Verlag, München 1985, S. 34-42.
  5. Brigitte Fingerle-Trischler: Freimann im Münchner Norden. Volk Verlag, München 2018, ISBN 978-3-86222-274-2, S. 30.
  6. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 601.
  7. In der Ingolstädter Straße: Neues FC-Bayern-Leistungszentrum schon 2017. abendzeitung-muenchen.de, 21. Mai 2015, abgerufen am 31. Oktober 2015.
  8. Philipp Schneider: Leistungszentrum des FC Bayern: Aufgemörtelt für Europa In: Süddeutsche Zeitung, 17. Oktober 2015. Abgerufen am 31. Oktober 2015 
  9. skiresort.de

Koordinaten: 48° 12′ N, 11° 36′ O