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Ein starkes Wahlergebnis haben Politexperten Anzengruber vor der Wahl durchaus zugetraut. Dass er den politischen Olymp in Tirols Landeshauptstadt erklimmen wird, war in dieser Deutlichkeit nicht vorhersehbar. FPÖ und Grüne waren in der Favoritenrolle, Anzengruber gab man aber gute Außenseiterchancen. Mit einem starken Ergebnis seiner Liste im ersten Wahlgang und dem Einzug in die Stichwahl zeigte er auf und nützte dieses Momentum jetzt offensichtlich im entscheidenden Duell.
Von der ÖVP klassisch ausgebremst
Noch vor sechs Jahren kandidierte Anzengruber für die ÖVP, fuhr ein starkes Vorzugsstimmenergebnis ein und wurde im Laufe der Gemeinderatsperiode Vizebürgermeister. Er ging davon aus, dass er der nächste Bürgermeisterkandidat sein würde. Doch die ÖVP entschied anders. Man fusionierte mit der einst abgespaltenen Liste „Für Innsbruck“ von Christine Oppitz-Plörer und setzte Florian Tursky als Spitzenkandidaten ein. Resultat war eine vernichtende Wahlschlappe.
Anzengruber gründete seine eigene Partei „Ja – Jetzt Innsbruck“. Er wurde von der ÖVP dafür ausgeschlossen. Im Wahlkampf nützte er sein breites Netzwerk, und es gelang ihm damit offenbar, die Wählerinnen und Wähler zu überzeugen. Jetzt liegt es an ihm, Innsbruck nach sechs Jahren der politischen Ränkespiele und Streitereien in ruhigere Gewässer zu führen.
Alles riskiert und alles gewonnen
Anzengruber, einst Ringer und vielen bekannt als Almwirt der Arzler Alm oberhalb von Innsbruck, setzte alles auf eine Karte und nahm in Absprache mit seiner Frau einen Privatkredit auf. Es gelang ihm, in relativ kurzer Zeit eine Liste zu präsentieren, die viele Wählerschichten abdeckte. Im Wahlkampf setzte er auf regelmäßige Lauftreffs, Stadtteilbesuche und Tiroler Kaskrapfen.
Als neuer Chef werde er jetzt die Koalitionsgespräche führen und alle Parteien dazu einladen. Das hatte er bereits vor der Stichwahl angekündigt. Eine Rückkehr in die ÖVP sei für ihn aktuell kein Thema.
Willi muss nach sechs Jahren in zweite Reihe
Ähnlich wie jetzt Anzengruber, gelang es Georg Willi vor sechs Jahren, die amtierende Bürgermeisterin Oppitz-Plörer vom Thron zu stoßen. In seiner Amtszeit hatte er es des Öfteren schwer, Mehrheiten für seine Anliegen zu finden. Vor allem mit dem bürgerlichen Lager und der FPÖ gab es wenig Einigkeit. Bereits vor der Stichwahl hatte Willi erklärt, dass er auch im Falle einer Niederlage konstruktiv im Gemeinderat mitarbeiten werde.