Books by Manuel Franzmann
Christian-Albrechts-Universität, 2021
Gegenstand der Betrachtung ist der beschleunigte gesellschaftliche Strukturwandel, und zwar im Hi... more Gegenstand der Betrachtung ist der beschleunigte gesellschaftliche Strukturwandel, und zwar im Hinblick auf damit verbundene Herausforderungen für Bildung und biografische Transformationen. Hierzu wird die in der ersten der beiden Vorlesungen dargestellte, auf Ulrich Oevermann zurückgehende krisentheoretische Perspektive herangezogen, die ein neuere Paradigma in den Sozialwissenschaften repräsentiert, mit einem großen Potenzial für Fragestellungen der Soziologie, Pädagogik und Sozialen Arbeit. Besonderes Augenmerk wird der Programmatik des „lebenslangen Lernens“ geschenkt, die seit den 1970er-Jahren den Strukturwandel in Deutschland, Europa und Nordamerika diskursiv begleitet. Es wird argumentiert, dass dieser Diskurs eine bezeichnende Engführung schon im Begriff des „Lernens“ mit sich führt, im Unterschied zu dem umfassenderen Bildungsbegriff, wie er von Wilhelm von Humboldt geprägt worden ist. Der Strukturwandel hat mittlerweile ein Tempo und ein Ausmaß erreicht, dass „Lernen“ im krisentheoretisch explizierten Sinne von routinehaften Prozessen der Erwerbs von Wissensbeständen und Fertigkeiten bei weitem nicht ausreicht. Um den wachsenden Anforderungen an biografische Transformationen gerecht zu werden, wären vielmehr krisenvermittelte Bildungsprozesse über die gesamte Lebensspanne nötig. In diesem Zusammenhang wird auch die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens diskutiert, die eine Demokratisierung der sozialstrukturellen Verfügbarkeit von Muße ermöglichte. Muße erscheint dabei als strukturelle Voraussetzung für genuine Bildungsprozesse im Sinne Wilhelm von Humboldts.
Christian-Albrechts-Universität Kiel, 2021
Gegenstand dieser Vorlesung ist eine neue sozialwissenschaftliche Theorieprogrammatik, die für di... more Gegenstand dieser Vorlesung ist eine neue sozialwissenschaftliche Theorieprogrammatik, die für die Soziologie, Pädagogik und Soziale Arbeit erhebliches Potenzial bietet: jener krisentheoretische Ansatz, den Ulrich Oevermann anlässlich seines Abschieds als ordentlicher Professor an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main im Jahr 2008 als eine Art Fazit aus der bis dahin geleisteten Forschungsarbeit formuliert hat.
Verhandlungen der Kongresse der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 2016
Mit ihrem in dem Jahr 2004 publizierten Buch »Sacred and Secular. Religion and Politics Worldwide... more Mit ihrem in dem Jahr 2004 publizierten Buch »Sacred and Secular. Religion and Politics Worldwide« richten Pippa Norris und Ronald Inglehart die Aufmerksamkeit auf einen Zusammenhang zwischen »existenzieller Sicherheit« und »Säkularisierung«. Mit einer eindrucksvoll großen Menge von Umfragedaten und Indikatoren aus 80 Ländern der Welt scheinen sie ihn empirisch bestätigen zu können, und sie entwickeln vor diesem Hintergrund den Vorschlag einer revidierten Säkularisierungstheorie. Ihre Arbeit verdient eine breitere fachliche Diskussion, gerade auch im Dialog zwischen sozialpolitischer und religionssoziologischer Forschung. Die Bedeutung der Säkularisierungsthematik für die sozialpolitische Forschung wird schon an dem strukturellen Zusammenhang zwischen Säkularisierung und moderner Sozialstaatlichkeit greifbar. Letztere ist insbesondere eine Konsequenz der Säkularisierung des Politischen. Der historische Übergang vom Gottesgnadentum zur Volkssouveränität als Prinzip der Herrschaftslegitimation führte, vermittelt über die politischen Auseinandersetzungen zur »sozialen Frage« des 19. Jahrhunderts, zum allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrecht. Letzteres integrierte die Interessen von Arbeitern, Armen und Besitzlosen in das politische System der Entscheidungsfindung und legte damit strukturell das Fundament für den Auf-und Ausbau des modernen Sozialstaats, 1 obgleich bei dessen konkreter Ausgestaltung auch religiös-sozialethische Traditionen eine wichtige Rolle spielten. Norris und Inglehart nehmen die umgekehrte Perspektive ein. Sie untersuchen förderliche Effekte von existenzieller Sicherheit auf die Säkularisierung, insbesondere der Subjekte. Der Begriff der »existenziellen Sicherheit« hat in entwicklungspolitischen Kontexten, nicht zuletzt im ------1 Zwar versuchte in Deutschland bekanntlich Bismarck der durch die Sozialdemokratie repräsentierten Demokratiebewegung durch seine bahnbrechende Sozialgesetzgebung in defensiver Abwehr vorauseilend den Wind aus den Segeln zu nehmen. Jedoch ändert das nichts an dem strukturellen Zusammenhang zwischen Demokratisierung und Sozialstaatlichkeit.
Was entsteht, wenn Religion vergeht? Wie sehen jene säkularisierten Glaubensvorstellungen aus, di... more Was entsteht, wenn Religion vergeht? Wie sehen jene säkularisierten Glaubensvorstellungen aus, die laut der umstrittenen, in der Soziologie von Max Weber geprägten ‚Säkularisierungsthese‘ an Gewicht gewinnen? Welche Logik und Dynamik entfaltet die subjektive Ausdeutung der individuellen Lebenspraxis in ihnen? Diese in der Religionssoziologie und generell in den Sozialwissenschaften bisher zu wenig erforschten Fragen sind Gegenstand der Untersuchung, die einen fallanalytischen Beitrag zur Überwindung der immer noch dominierenden Verfallsperspektive im Hinblick auf den Säkularisierungsprozess leisten möchte. Die Studie folgt dem Diktum Adornos, dass substanzielle begriffliche Erkenntnis vor allem der Versenkung in den Einzelfall entspringt.
"Als Instrument zur Bearbeitung des Problems der verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit trat 2007 ... more "Als Instrument zur Bearbeitung des Problems der verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit trat 2007 mit § 16e SGB II ein Gesetz in Kraft, das unbefristet geförderte Beschäftigung ermöglicht. Mit Mitteln der Beschäftigungsförderung sollen individuelle Wohlfahrtseffekte erzielt werden, die sich aber nur dann einstellen, wenn die Geförderten sich unter den jeweiligen betrieblichen Bedingungen bewähren können. Dieser Beitrag zeigt auf, welche spezifischen Merkmale die Zielgruppe des Gesetzes hat, welche Formen von Erwerbsarbeit für sie infrage kommen bzw. welche Modifikationen von Tätigkeiten erforderlich sind, damit sie die Arbeit bewältigen können. Vor diesem Hintergrund wird auch die Frage zu diskutieren sein, inwiefern diese Arbeit eine 'normale' sein bzw. von den Geförderten als eine solche wahrgenommen werden kann." (Autorenreferat, IAB-Doku)
"Im Herbst 2007 wurde mit § 16e SGB II in Deutschland erstmals die Möglichkeit eines potentiell u... more "Im Herbst 2007 wurde mit § 16e SGB II in Deutschland erstmals die Möglichkeit eines potentiell unbefristeten Lohnkostenzuschusses von bis zu 75 Prozent des Bruttolohns für Arbeitgeber bei der Einstellung besonders arbeitsmarktferner Langzeitarbeitsloser geschaffen. Diesem Gesetz lag die Beobachtung zugrunde, dass trotz verbesserter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ein relevanter Teil der Langzeitarbeitslosen weiterhin auch mittelfristig keine Chancen auf eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt hat. In der Publikation werden Ergebnisse einer Implementationsstudie bei Grundsicherungsträgern in Nordrhein-Westfalen vorgestellt, welche die regionalen Unterschiede und deren Ursachen in der Umsetzung dieses Gesetzes untersucht. Zunächst werden der arbeitsmarkt- und sozialpolitische Hintergrund der Gesetzgebung, der Verlauf des Gesetzgebungsprozesses sowie wesentliche Impulse des Steuerungsprozesses sowohl auf Bundesebene als auch länderspezifisch für Nordrhein-Westfalen skizziert. Im Rekurs auf den theoretischen Ansatz des akteurszentrierten Institutionalismus wird im empirischen Teil eine Typologie von vier differenten regionalen Umsetzungsstrategien der Grundsicherungsträger präsentiert. Dies umfasst einerseits grundlegende Varianten der Aneignung des Gesetzes auf der Leitungsebene der SGB-II-Träger sowie andererseits durch diese Varianten bedingte Unterschiede in der Ausgestaltung des Dienstleistungsprozesses bei der Implementation von § 16e SGB II." (Autorenreferat, IAB-Doku)
"Mit Durchführung der Schröderschen Arbeitsmarktreformen ist der schon einmal in den 1980er Jahre... more "Mit Durchführung der Schröderschen Arbeitsmarktreformen ist der schon einmal in den 1980er Jahren diskutierte Vorschlag eines bedingungslosen Grundeinkommens und die mit ihm verbundene Diagnose einer »Krise der Arbeitsgesellschaft« in die reformpolitische Debatte zurückkehrt. Sie bilden eine sich zunehmend artikulierende »Antithese« zu dem in Deutschland von der rot-grünen Bundesregierung eingeführten Modell der »aktivierenden Arbeitsmarktpolitik«, das unter anderem eine Kultur des Misstrauens gegenüber Arbeitslosen institutionalisiert hat. Vor diesem Hintergrund versammelt das vorliegende Buch sozialwissenschaftliche Diskussionsbeiträge. Im Anschluss an eine Rekapitulation und Neuformulierung dieser Diagnose, die in Deutschland erstmals von Hannah Arendt prononciert formuliert wurde und nun wie eine »Wiederkehr des Verdrängten« eine Renaissance erfährt, folgen darauf bezogene zeitdiagnostische Fallrekonstruktionen sowie Beiträge zu Fragen der Realisierung des Grundeinkommensvorschlags.
Enthält Beiträge von Olaf Behrend, Eva Daniels, Thomas Franke, Manuel Franzmann, Achim Greser, Heribert Lenz, Matthias Jung, Ingmar Kumpmann, Jörn Lamla, Wolfgang Ludwig-Mayerhofer, Matthias Müller, Ulrich Oevermann, Michael Opielka, Andé Presse, Gerhard Schildt, Ariadne Sondermann, Johannes Suciu, Yannick Vanderborght, Philippe Van Parijs, Georg Vobruba, Götz W. Werner.
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""Die vorliegende Studie untersucht mit Hilfe der Forschungsmethodologie der Objektiven Hermeneut... more ""Die vorliegende Studie untersucht mit Hilfe der Forschungsmethodologie der Objektiven Hermeneutik die sich in biographischen Lebensentscheidungen und in Interviewäußerungen dokumentierende Gemeinwohlbindung und alltägliche Solidaritätsbereitschaft. Rekonstruiert werden die diesbezüglichen Habitusformationen und Deutungsmuster kontrastiver Fälle der Gegenwart sowie die darin faßbaren Transformationsprozesse.
Daß sich partikularistische Formen von Gemeinwohlbindung und Solidaritätsbereitschaft zunehmend auflösen und die Enttraditionalisierung, Säkularisierung und Individuierung als universelle Entwicklungsprozesse weiter fortschreiten, bestätigt sich und läßt sich auf der Folie einer einleitenden Bestimmung des Solidaritätsbegriffs an den konkreten Fällen detailliert nachvollziehen. Es zeigt sich, daß der damit verbundene steigende Individuierungsdruck zur Folge hat, daß die alltägliche Gemeinwohlbindung und Solidaritätsbereitschaft zunehmend auf »Ich-Leistung« angewiesen ist und daher kehrseitig sozialisatorisch bedingte psychische Einschränkungen der Autonomie des Subjekts stärker ins Gewicht fallen als früher. Darüber hinaus finden sich Hinweise auf ein Fortwirken des deutschen Sonderwegdenkens, obwohl der deutsche Sonderweg im Prinzip seit dem Abschluß der Nationalstaatswerdung mit der Wiedervereinigung 1990 Geschichte ist. Die Sonderwegskultur hat ihre Prägekraft anscheinend auch im Hinblick auf die alltägliche Praxis der Gemeinwohlbindung und Solidaritätsbereitschaft noch nicht ganz verloren.""
Das Buch befasst sich mit der in der gegenwärtigen Religionssoziologie kontrovers geführten Debat... more Das Buch befasst sich mit der in der gegenwärtigen Religionssoziologie kontrovers geführten Debatte um die Säkularisierungsthese. Da das Phänomen der Säkularisierung - komplementär dazu auch des Fundamentalismus - eng mit den monotheistischen Religionen verbunden ist, liegt der Schwerpunkt des Bandes auf diesen Religionstraditionen; vor allem der christlichen und islamischen. Neben unterschiedlichen soziologischen Paradigmen werden vergangene Epochen und gegenwärtige Tendenzen, sowohl anhand von länderspezifischen Entwicklungen, die sich vor allem auf Europa, Lateinamerika, die Türkei und Indonesien beziehen, als auch an Einzelbiographien, diskutiert.
Papers by Manuel Franzmann
Autobiographien von überzeugten Nazis und von vertriebenen Deutschen, 2024
Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, 2006
Nutzungsbedingungen: Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine Weiterverbreitung-keine B... more Nutzungsbedingungen: Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine Weiterverbreitung-keine Bearbeitung) zur Verfügung gestellt. Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt. Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder anderweitig nutzen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an. Terms of use: This document is made available under Deposit Licence (No Redistribution-no modifications). We grant a non-exclusive, nontransferable, individual and limited right to using this document. This document is solely intended for your personal, noncommercial use. All of the copies of this documents must retain all copyright information and other information regarding legal protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform, distribute or otherwise use the document in public. By using this particular document, you accept the above-stated conditions of use.
Generation and Secularisation in Germany. The succession of generations up to the youngest adult ... more Generation and Secularisation in Germany. The succession of generations up to the youngest adult generation and the advancing process of secularisation. 1
Uber viel „Muse“ zu verfugen war und ist gesellschaftlich ein Privileg, das hochst ungleich verte... more Uber viel „Muse“ zu verfugen war und ist gesellschaftlich ein Privileg, das hochst ungleich verteilt ist. Manchen erscheint sie vor diesem Hintergrund als ein „Luxus“, auf den man notfalls verzichten kann und der eher hedonistischen Charakter hat. Einige glauben sogar, dass „Musiggang aller Laster Anfang“ ist. Aus einer bildungstheoretischen Perspektive stellt es sich jedoch fur Einige genau umgekehrt dar. Ihnen erscheint Muse als Anfang jedes genuinen Bildungs- und Autonomisierungsprozesses, eine wissenschaftliche Auffassung, die schon der beruhmteste deutsche Bildungstheoretiker Wilhelm von Humboldt vertreten hat. „Muse“ ist kultursoziologisch gesehen zunachst einmal diejenige Sphare menschlicher Praxis, in der frei produziert (oder auch rezipiert) wird, d. h. um seiner selbst willen bzw. allein um der Sache willen, mit der man beschaftigt ist. Insoweit ist sie geradezu der Inbegriff von Autonomie und unterscheidet sich grundsatzlich von jener gesellschaftlichen Sphare der Entfremdung und Fremdbestimmung, der Erwerbsarbeit, Freizeit und Arbeitslosigkeit im klassischen Sinn gleichermasen angehoren. Ein zum wurdigen Leben ausreichendes, bedingungslos gewahrtes Grundeinkommen wurde allen Burgern „Muse“ auf eine Weise verfugbar machen, die bisher nur privilegierten, sehr vermogenden Kreisen vorbehalten war, wie etwa historisch den beruhmten „britischen Gentlemen“, deren Lebensmaxime darin bestand, zu leben, um (frei und selbstbestimmt, in Muse) zu arbeiten (bzw. sinnvoll tatig zu sein) im Unterschied zur Maxime, zu arbeiten, um zu leben (den Lebensunterhalt zu verdienen). Man kann die Einfuhrung eines zum wurdigen Leben ausreichenden bedingungslosen Grundeinkommens daher auch als „Demokratisierung der Muse“ bezeichnen. Dieser Gesichtspunkt des bedingungslosen Grundeinkommens bildet in der gesellschaftlichen Debatte ganz ohne Zweifel das Hauptskandalon auf der Seite seiner Kritiker. Denn auch die ebenso notorisch diskutierte Finanzierungsfrage hangt am Ende vor allem davon ab, ob man den Burgern insgesamt einen vernunftigen Umgang mit derart grosen Muse- bzw. Autonomiespielraumen zumuten und zutrauen konnte. Allein der Gedanke einer „Demokratisierung der Muse“ erscheint vielen Kritikern unmittelbar als abwegig, als realitatsfremde, abgehobene sozialromantische Spinnerei. Jedoch wird man die offensichtlich gegebene starke Attraktivitat der Grundeinkommensidee erst angemessen verstehen konnen, wenn man nicht bei einer solchen reflexhaften Abwehr der Idee stehen bleibt, sondern sich insbesondere mit der Frage auseinandersetzt, welche Bedeutung die Verfugbarkeit von Muse in der individuellen Lebensfuhrung nicht zuletzt in Zeiten eines beschleunigten gesellschaftlichen Strukturwandels hat. Deswegen diskutiert der Vortrag den Gesichtspunkt einer Demokratisierung der Muse insbesondere aus bildungstheoretischer (ebenso -empirischer) Perspektive.
Rekonstruktive Sozialisationsforschung, Jul 17, 2018
Von sakularisierter Transzendenz zu sprechen, ist absolut keine Selbstverstandlichkeit und daher ... more Von sakularisierter Transzendenz zu sprechen, ist absolut keine Selbstverstandlichkeit und daher begrundungsbedurftig. Der Transzendenzbegriff wird ublicherweise auf religiose Glaubensinhalte bezogen. Nicht wenige Religionssoziologen oder Religionswissenschaftler definieren sogar mit dessen Hilfe den Religionsbegriff (vgl. z. B. Knoblauch 1999, S. 32; Luckmann 1996, S. 164f.; Pollack 2009, S. 65, 2012, S. 114ff.). Was also rechtfertigt es, von dieser sprachlichen Praxis abzuweichen und den Transzendenzbegriff auf eine Weise zu gebrauchen, die auch noch sakularisierte Vorstellungsgebilde einbegreift? Eine kurze, thesenhafte und insoweit vorlaufige Antwort lautet: Die konventionelle Sprachpraxis leitet sich nicht aus einer tiefer gehenden analytischen Begriffsklarung ab, sondern bleibt ihrer partikularistischen Entstehungsgeschichte verhaftet. Darin war eine inhaltlich-religiose Perspektive die selbstverstandliche Grundlage.
Sozialer Sinn, Nov 1, 2010
Gegenstand dieses Textes ist die Implementation von § 16e des Zweiten Buches Sozialgesetzbuchs. D... more Gegenstand dieses Textes ist die Implementation von § 16e des Zweiten Buches Sozialgesetzbuchs. Dieses Gesetz, das auch unter den Namen „Beschäftigungszuschuss" (BEZ) und „JobPerspektive" geläufig ist, sieht vor, dass ein Arbeitgeber, der einen Langzeitarbeitslosen einstellt, welcher abgesehen von der Langzeitarbeitslosigkeit noch zwei weitere „Vermittlungshemmnisse" aufweist, als Ausgleich für die verminderte Produktivität des Arbeitnehmers einen Lohnkostenzuschuss von bis zu 75 % des Bruttolohnes erhalten kann. Voraussetzung der Förderung ist, dass der Arbeitslose in einem Förderungszeitraum von zunächst 24 Monaten realistischerweise keine Chance hat, eine Stelle auf dem Ersten Arbeitsmarkt zu finden. Wird, und dies stellt das eigentliche Novum des Gesetzes dar, nach Ablauf dieser Zeit befunden, die Vermittlungschancen haben sich nicht oder doch nur geringfügig gebessert, weshalb auch in den folgenden beiden Jahren eine ungeförderte Beschäftigung nicht möglich erscheint, dann soll das Arbeitsverhältnis entfristet werden damit wird in Gestalt einer Soll-Vorschrift die Möglichkeit für eine dauerhafte, das heißt potenziell bis zur Verrentung sich erstreckende öffentlich geforderte Arbeit geschaffen.
Sozialer Fortschritt, Oct 1, 2010
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Books by Manuel Franzmann
Enthält Beiträge von Olaf Behrend, Eva Daniels, Thomas Franke, Manuel Franzmann, Achim Greser, Heribert Lenz, Matthias Jung, Ingmar Kumpmann, Jörn Lamla, Wolfgang Ludwig-Mayerhofer, Matthias Müller, Ulrich Oevermann, Michael Opielka, Andé Presse, Gerhard Schildt, Ariadne Sondermann, Johannes Suciu, Yannick Vanderborght, Philippe Van Parijs, Georg Vobruba, Götz W. Werner.
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Daß sich partikularistische Formen von Gemeinwohlbindung und Solidaritätsbereitschaft zunehmend auflösen und die Enttraditionalisierung, Säkularisierung und Individuierung als universelle Entwicklungsprozesse weiter fortschreiten, bestätigt sich und läßt sich auf der Folie einer einleitenden Bestimmung des Solidaritätsbegriffs an den konkreten Fällen detailliert nachvollziehen. Es zeigt sich, daß der damit verbundene steigende Individuierungsdruck zur Folge hat, daß die alltägliche Gemeinwohlbindung und Solidaritätsbereitschaft zunehmend auf »Ich-Leistung« angewiesen ist und daher kehrseitig sozialisatorisch bedingte psychische Einschränkungen der Autonomie des Subjekts stärker ins Gewicht fallen als früher. Darüber hinaus finden sich Hinweise auf ein Fortwirken des deutschen Sonderwegdenkens, obwohl der deutsche Sonderweg im Prinzip seit dem Abschluß der Nationalstaatswerdung mit der Wiedervereinigung 1990 Geschichte ist. Die Sonderwegskultur hat ihre Prägekraft anscheinend auch im Hinblick auf die alltägliche Praxis der Gemeinwohlbindung und Solidaritätsbereitschaft noch nicht ganz verloren.""
Papers by Manuel Franzmann
Enthält Beiträge von Olaf Behrend, Eva Daniels, Thomas Franke, Manuel Franzmann, Achim Greser, Heribert Lenz, Matthias Jung, Ingmar Kumpmann, Jörn Lamla, Wolfgang Ludwig-Mayerhofer, Matthias Müller, Ulrich Oevermann, Michael Opielka, Andé Presse, Gerhard Schildt, Ariadne Sondermann, Johannes Suciu, Yannick Vanderborght, Philippe Van Parijs, Georg Vobruba, Götz W. Werner.
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Daß sich partikularistische Formen von Gemeinwohlbindung und Solidaritätsbereitschaft zunehmend auflösen und die Enttraditionalisierung, Säkularisierung und Individuierung als universelle Entwicklungsprozesse weiter fortschreiten, bestätigt sich und läßt sich auf der Folie einer einleitenden Bestimmung des Solidaritätsbegriffs an den konkreten Fällen detailliert nachvollziehen. Es zeigt sich, daß der damit verbundene steigende Individuierungsdruck zur Folge hat, daß die alltägliche Gemeinwohlbindung und Solidaritätsbereitschaft zunehmend auf »Ich-Leistung« angewiesen ist und daher kehrseitig sozialisatorisch bedingte psychische Einschränkungen der Autonomie des Subjekts stärker ins Gewicht fallen als früher. Darüber hinaus finden sich Hinweise auf ein Fortwirken des deutschen Sonderwegdenkens, obwohl der deutsche Sonderweg im Prinzip seit dem Abschluß der Nationalstaatswerdung mit der Wiedervereinigung 1990 Geschichte ist. Die Sonderwegskultur hat ihre Prägekraft anscheinend auch im Hinblick auf die alltägliche Praxis der Gemeinwohlbindung und Solidaritätsbereitschaft noch nicht ganz verloren.""
Ein solches Grundeinkommen würde zweifellos tief in die bisherige Architektur des Sozialstaats, des Arbeitsmarktes, der Wirtschaft, in das Leben von Familien bzw. Bürgerinnen und Bürgern, in das Gemeinwesen insgesamt eingreifen, sowohl national wie auch international. Das mit der Industrialisierung und dem Aufstieg des Kapitalismus ausgebildete und in den letzten Jahrzehnten in seinem Geltungsbereich sogar noch weiter ausgeweitete Sittlichkeitsmodell einer „Arbeitsgesellschaft“, wonach Erwerbsarbeit normativ für jeden Erwachsenen bis zum Ruhestand das Normalmodell der Lebensführung darstellt und die Verteilung des materiellen Wohlstands in der Breite maßgeblich über das Kriterium Arbeitsleistung organisiert wird, würde – zumindest in dieser exklusiven Zentralität – aufgegeben.
Wie sehen jene Problemdiagnosen aus, die für ein bedingungsloses Grundeinkommen als Lösungsmodell vorgebracht werden, und wie triftig sind sie? Was würde die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens für die verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereiche bedeuten? Welche Chancen und Risiken wären mit ihm verbunden? Mit der interdisziplinären Ringvorlesung beteiligen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel sowie weiterer Forschungseinrichtungen Schleswig-Holsteins und des deutschsprachigen Raums an der laufenden gesellschaftlichen Diskussion mit einigen akademischen Beiträgen.
Wie es für eine akademische Diskussionskultur charakteristisch ist, stehen dabei weniger praktisch-normative Stellungnahmen zum Thema im Vordergrund als die argumentative Begründung oder Kritik von Behauptungen (von „Aussagen über die Welt“), die in der Diskussion zum BGE vorgebracht werden. Zwar stößt die Wissenschaft gerade bei dem Thema BGE deutlich an ihre Grenzen, weil es bisher empirisch noch gar kein Gemeinwesen gegeben hat, das ein BGE für eine längere Dauer und in der intendierten Breite ausprobiert hätte. Und der Geltungsgrund von Erfahrungswissenschaften sind ja nun mal „Erfahrungsdaten“, die als solche der Vergangenheit entstammen, weswegen eine erfahrungswissenschaftliche Zukunftsforschung im engeren Sinne insbesondere in den Geistes-, Sozial-, Kultur- und Wirtschaftswissenschaften ein Ding der Unmöglichkeit ist. Aber die Wissenschaft kann dennoch aus der Perspektive bisheriger Erfahrungen und darauf aufbauender Theorien hilfreiche Extrapolationen und somit realistischere Prognosen zur Diskussion beitragen, zumal sie sich normalerweise die mächtige Logik des expliziten Schlussfolgerns und Argumentierens auf hohem Niveau zunutze zu machen versteht.
Die gleichwohl auf Allgemeinverständlichkeit Wert legenden, auch für die interessierte Öffentlichkeit von Bürgerinnen und Bürgern konzipierten Beiträge der Ringvorlesung kommen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen und berühren ein breites Spektrum an Fragen und Aspekten. Im Anschluss an einen 45 bis 60 minütigen Vortrag wird für das anwesende Auditorium Raum zur Diskussion mit den Vortragenden bestehen. Die Vorträge werden aufgezeichnet und später an dieser Stelle online zugänglich gemacht.
Konzeption und Kontakt: Dr. Manuel Franzmann, Philosophische Fakultät, CAU-Kiel, franzmann@paedagogik.uni-kiel.de