2015
Jahrbuch für Archäologie und
Paläontologie in Hessen
Herausgegeben von
hessenARCHÄOLOGIE des
Landesamtes
für Denkmalpflege Hessen
zusammengestellt von Udo Recker
In Kommission bei
3
chenplatz in Gießen neue und überraschende Erkenntnisse zur frühen Stadtgeschichte erbringen
konnten. Trotz der großflächigen Störungen durch
die Fundamentierungen der neuzeitlichen Stadtkirche zeigt der Verlauf des bis gegen Ende des
13. Jahrhunderts in Benutzung befindlichen Burggrabens, dass sich das Areal der frühen Burg erheblich weiter nach Osten erstreckt hatte, als dies
bis dahin angenommen worden war. Damit kann
auch die unwahrscheinliche Rekonstruktion eines
über der Grabenverfüllung errichteten Kirchturms
widerlegt werden. Gänzlich unvermutet belegen
die archäologischen Untersuchungen zudem einen
späten Ausbau der Burganlage durch eine gegen
1430/40 errichtete stadtseitige Mauer, die indes nur
kurz Bestand hatte. Bereits nach einem halben Jahrhundert wurde sie niedergelegt, um Raum für den
Bau eines Kirchturms zu schaffen, der mit großer
Wahrscheinlichkeit von Beginn an baulich mit dem
nördlichen Seitenschiff verbunden war. Denn entgegen allen bis dahin vertretenen Theorien zur Baugeschichte ist nunmehr deutlich, dass Haupt- und
Nebenschiff von St. Pankratius als bauliche Einheit
bereits im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts errichtet worden waren. Hingegen ist die allgemeine
Annahme eines nördlich an den Kirchenbau anschließenden Friedhofes deutlich widerlegt. Nach
Einebnung des Burggrabens war dieser Bereich
vermutlich als Kirchhof genutzt worden, bevor
spätestens um 1500 durch eine aufwendige Steinpflasterung eine weiträumige Platzfläche geschaffen wurde. Nach Ausweis des gehobenen sozialen
Niveaus, das sich in Teilen des Fundmaterials widerspiegelt, kann der Bereich um den Kirchenplatz
schließlich als beste Adresse des spätmittelalterlichen Gießen identifiziert werden.
LITERATUR
M. Blechschmidt, Archäologische Beobachtungen im Innenstadtbereich Gießens. Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins N. F. 77, 1992, 21 – 32. – D. Klein, Die Pankratiuskapelle
in Gießen 1248 – 2009. Von der Burgkapelle zur Bartning-Kirche.
Festschrift zum 60-jährigen Jubiläum der Bartning-Kirche 2009
(Gießen 2009). – D. Neubauer, … ante capellam nostram in giezen. Die archäologischen Ausgrabungen auf dem Kirchenplatz in
Gießen 2014. Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins
N. F. 100, 2015, 9 –29. – P. W. Sattler/H. Klehn, Der Stadtkirchturm
– das Wahrzeichen Gießens (Horb a. N. 1992).
4 Gießen. Kirchenplatz. Eine
kolorierte Zeichnung im
Oberhessischen Museum
Gießen zeigt eine Ansicht von
St. Pankratius gegen Ende des
18. Jahrhunderts mit der seit
1500 bestehenden Platzfläche
an der Nordseite der Kirche
(Abbildung aus Klein 2009,
Abb. 2).
Landkreis Gießen: weiteres Mauerfundament der frühneuzeitlichen Festung mit hölzerner Gründung in der Kreisstadt
Neue Erkenntnisse zum Festungsbau Landgraf
Philipps in Gießen
Als das Johannesstift in Gießen 2014 den Abriss
eines Altbaus an der Johannesstraße sowie die
Errichtung eines Gebäudes im hinteren Bereich
der Parzelle plante, galt die Aufmerksamkeit der
archäologischen Stadtforschung einzig dem Neubau. Denn Letzterer sollte in einem Bereich erfolgen, in dem nicht nur ein Töpferbezirk der frühen
Neuzeit durch frühere Beobachtungen nachgewiesen war, sondern auch das bereits 1280 erwähnte
hospitium publicum vermutet wurde. Allerdings
fiel der archäologische Befund bei der Baubeglei-
tung der Bodenaushubarbeiten für den Neubau im
Winter 2014/15 negativ aus, da Baumaßnahmen der
1930er-Jahre bereits zu massiven Bodeneingriffen
in diesem Areal geführt hatten. Auf eine Überwachung der Abrissarbeiten an dem 1899 als Schwesternhaus des damaligen Evangelischen Krankenhauses errichteten Gebäudes Johannesstraße 7 wurde
angesichts seiner vollständigen Unterkellerung verzichtet. Lediglich der Aushub der Baugrube des
Ersatzneubaus sollte, soweit dieser über genannten Kellerbereich ausgriff, aufgrund der Lage im
183
Dieter Neubauer
1 Gießen. Johannesstraße.
Stadtansicht von Osten mit
farblicher Hervorhebung der
Festungsmauern des 16. Jahrhunderts. Die Baubeobachtung 2015 betraf einen Abschnitt links des Neuenweger
Tores (Grafik: Caspar Chemlin,
Giessa Hassorum [1612]:
HStAD Pl. 857. – Bearbeitung:
D. Neubauer, hA, nach Brake/
Brinkmann 1997, Abb. 11).
2 Gießen. Johannesstraße.
Die frühneuzeitliche Wallgründung in der Johannesstraße 7
(Foto: D. Neubauer, hA).
Bereich der frühneuzeitlichen Festungswälle (Abb.
1–2) von einer archäologischen Fachkraft baubegleitend beaufsichtigt werden. Bereits nach Beseitigung des Kellerbodens kam jedoch direkt unter
diesem eine größere Holzkonstruktion zutage, die
aufgrund der Aufmerksamkeit des Bauleiters der
mit den Abbrucharbeiten beauftragten Baufirma vor
dem Bagger gerettet und dem zuständigen Bezirksarchäologen des Landesamtes für Denkmalpflege
Hessen gemeldet wurde. Im Zuge einer ad hoc eingeleiteten Notgrabung vermochten Mitarbeiter der
hessenARCHÄOLOGIE die Konstruktion binnen
zweier Arbeitstage freizulegen, zu dokumentieren
und Proben für eine dendrochronologische Altersbestimmung von jedem nach seiner Erhaltung hierfür
geeigneten Holz zu entnehmen. Eine Behinderung
der Bauarbeiten konnte durch diese Akutmaßnahmen vermieden werden.
Überreste der Gießener Festungsanlagen waren
in den vergangenen Jahrzehnten bereits bei einigen
Baumaßnahmen in der Innenstadt beobachtet wor-
184
den. So zeigten sich bei der Errichtung des Arbeitsamtes in der Walltorstraße sowie beim Neubau der
Bezirkssparkasse zwischen Neuenweg und Johannesstraße massive Bruchsteinmauern; Holzgründungen wurden hier indes nicht erfasst. Im feuerarmen
Raum hinter dem Wall gelegen, konnten 2005 die
Fundamente des Pulvermagazins bei Leitungsverlegungen in der Neuen Bäue dokumentiert werden.
Infolge der Bauvorhaben in Neustadt 2004 und
Seltersweg 2008 wurde der Verlauf von Wallmauer und Graben über größere Abschnitte freigelegt
und eingemessen. Aus der hölzernen Gründung,
die dort wie nun in der Johannesstraße über eine
längere Strecke in Form einer Rostkonstruktion
mit Rammpfählen aufgedeckt worden war, wurden
jedoch nur wenige Proben für eine dendrochronologische Altersbestimmung entnommen. Das einzig bestimmbare Holz aus dem Seltersweg ergab
ein Fälldatum von 1579 (± 10 Jahren). Im Rahmen
der Kanalsanierung wurde 2011/12 in der Schanzenstraße ein kurzer Abschnitt einer gleichartigen
Gründungskonstruktion in über drei Metern Tiefe
aufgeschlossen. Zwei parallel zum Wallverlauf verlegte Balken waren mit rechtwinkligen Ankerbalken durch Nutung und Verzapfung verbunden sowie durch geviertelte Rammpfähle von 1,6 m Länge
gegen seitliche Verschiebungen gesichert worden.
Sämtliche verwendeten Hölzer waren aus Eichenstämmen gearbeitet. Zwischen den Parallelhölzern
kam eine Bruchsteinmauer in Kalkmörtelbindung
zum Vorschein. Von jedem der Hölzer wurden Probescheiben abgesägt, deren dendrochronologische
Bestimmung das überraschende Ergebnis lieferte,
dass alle Bäume im Jahr 1542 gefällt worden waren.
Die zur Baugeschichte der Festung Gießen historisch überlieferten Daten lassen sich mit diesen
archäologisch gewonnenen Bestimmungen nur
schwerlich in Einklang bringen. Nach bisheriger
Kenntnis soll Landgraf Philipp die großzügige Festungsanlage durch seine Baumeister Balthasar von
Darmstadt und Heinz von Lüder zwischen 1531 und
1533 errichtet haben lassen, die damit sein wichtigster Waffenplatz und später das stärkste Bollwerk
Hessen-Darmstadts werden sollte. Weitere Arbeiten an Wall, Bollwerk und Streichwehr waren dann
noch 1539 gefolgt, bevor nach der Schlacht von
Mühlberg 1547 der kaiserliche Erlass zur Schleifung aller landgräflichen Festungen (Gießen, Kassel, Rüsselsheim) außer Ziegenhain erging. Zwar
wurde 1549 durch Bestechung des kaiserlichen
Kommissars ein vollständiger Abbruch vermieden,
jedoch konnte erst 1561 – 1566 die Neuerrichtung
der Wehranlagen durchgeführt werden. 1569 wurden diese weiter ausgebaut und 1586 – 1590 abermals verstärkt. Nach Vorbild des französischen
Festungsbaus errichtete man ab 1612/16 vier Torbasteien mit seitlich vorgeschobenen Dreiecksschanzen. Weitere Verstärkungen erfolgten während des Dreißigjährigen Krieges. Nachdem eine
erneute Aktualisierung der Fortifikation angesichts
der fortgeschrittenen Artillerietechnik als nicht mehr
sinnvoll erachtet worden war, erfolgten nach Beschluss des Landgrafen von 1803 die Niederlegung
der Wälle und die Auffüllung der Gräben.
Bereits aus den hier in aller Kürze skizzierten
historischen Nachrichten ergibt sich demnach eine
bewegte Baugeschichte. Dennoch werden zur Beschreibung der Fortifikationen des 16. Jahrhunderts
selbst in Standardwerken zur Stadtgeschichte die
erst ab 1750 angefertigten Pläne und Profile herangezogen. Ein Blick auf die überlieferten Stadtansichten, deren älteste erhaltene 1591 von Wilhelm Dilich angefertigt wurde, offenbart jedoch
einschneidende Veränderungen im äußeren Erscheinungsbild der Festung. Während die älteren
Ansichten bis zu denjenigen von Caspar Chemlein
aus dem Jahr 1612 geschüttete Erdwälle über Wehrmauern mit flach rechteckigen Schießscharten und
deutlich runden Bastionen, sog. Rondellen, zeigen,
erheben sich auf dem 1655 von Matthias Merian
veröffentlichten Stich die Wälle bereits über winklig verlaufende Mauern und Schanzen. Die älteren
Ansichten bilden hier offensichtlich noch die Reste
der Befestigungsmauern des 16. Jahrhunderts ab,
die ursprünglich weitaus höher empor reichten. Völlig unklar bleibt jedoch die Frage, inwieweit selbst
diese auf die erwähnten Baumaßnahmen der Jahre 1561 – 1566 oder gar 1531 – 1533 zurückgehen.
Frühe Festungsmauern stellten in der ersten Jahrhunderthälfte eigentlich nur verdoppelte Burg- oder
Stadtmauern mit geschüttetem Erd- oder Steinkern
dar, die mit halbrund vorkragenden Bastionen als
flankierende Artillerieplattformen gestaltet wurden.
Obwohl also historisch relativ wenig über deren genaues Aussehen überliefert ist, erscheint eine abweichende Bauweise im Fall der frühesten Gießener
Befestigung, auch angesichts der zahlreichen militärtheoretischen Schriften der Zeit, kaum denkbar. In feuchtem Untergrund waren für solcherart
massive Festungsmauern teilweise ausgesprochen
aufwendige Gründungskonstruktionen vonnöten.
Dies illustrierten bereits die erwähnten archäolo-
3 Gießen. Johannesstraße.
Detail des zur Aufnahme eines
Anschlussbalkens zugearbeiteten Endes eines um/nach
1563 gefällten Eichenbalkens
(Foto: D. Neubauer, hA).
gischen Grabungsbefunde in Neustadt, Seltersweg
und Schanzenstraße.
In der Johannesstraße konnte nun 2015 diese
hölzerne Rost- und Pfahlgründung erneut nachgewiesen werden. Alle Konstruktionsteile waren
aus Eichenholz gefertigt worden, was die dendrochronologische Bestimmung erheblich erleichterte. Lediglich auf der Ostseite, der Grabenseite,
waren die Hölzer schlechter erhalten und für eine
Untersuchung teilweise nicht mehr geeignet. Die
in einem lichten Abstand von 0,6 m parallel verlegten Balken mit einem quadratischen Querschnitt
von 0,2 × 0,2 m wiesen Längen von bis zu 8,7 m
auf. Ihre Enden waren zur Aufnahme des jeweiligen
Anschlussbalkens mit dem Beil abgeflacht und mit
einem ausgestemmten Loch zur Aufnahme eines
Holznagels versehen worden (Abb. 3). In einem
durchschnittlichen Abstand von 1,5 m waren die
Längsbalken durch aufgelegte Querbalken zu einer
leiterartigen Konstruktion miteinander verbunden.
Ungefähr in der Mitte eines jeden derart gebildeten
Feldes war jeweils ein 16 – 20 cm starker Pfahl eingeschlagen, dessen vom Bagger abgerissene Oberseite erkennen ließ, dass er ursprünglich weiter
in die Höhe geragt hatte. Zwischen der liegenden
Balkenkonstruktion kam eine Bruchsteinmauer vornehmlich aus örtlicher Grauwacke zum Vorschein,
die durch stark kalkhaltigen Mörtel mit geringem
Sandzuschlag und vereinzelten Muschelschalen gebunden war. Dieses Mauerwerk ragte an der Westseite um 0,2 – 0,4 m über die Balkenkonstruktion hinaus, wo es gegen den anstehenden orangebraunen,
stellenweise hellgrauen Auelehm gesetzt war. An
der Ostseite ließ sich hingegen keine Fundament185
4 Gießen. Johannesstraße.
Plan der dendrochronologisch
bestimmten Bauhölzer: 1533
(grün), 1540 (rot), 1568 (orange), unbestimmt (gelb) (Plan:
M. Obst/D. Neubauer, hA).
grube erkennen. Hier reichte dunkelgraubrauner,
humoser Lehm bis an die Holzkonstruktion. Im
südlichen Profil der Untersuchungsfläche zeichnete
sich noch ab, dass das beschriebene Mauerwerk in
einer Breite von 1,6 – 1,8 m die Balken überlagerte
und sich in die Höhe fortsetzte. Wegen der Verziehung durch die Baggerarbeiten konnte indes keine
gestaltete Mauerfront mehr nachgewiesen werden.
In unregelmäßigem Abstand und ohne erkennbare
Reihung waren westlich der Holzkonstruktion elf
im Auelehm steckende Pfähle erhalten, die ebenso
keine Verbindung mit jener erkennen ließen. Beim
Abbau der Bruchsteinmauer in den Feldern zwischen den liegenden Balken wurden weitere Pfahlreste einer wohl älteren Konstruktion freigelegt.
Da sich die Baugrube über etwa sieben Meter nach
Westen erstreckte und hier nur anstehender Lehm
angetroffen wurde, müsste eine korrespondierende, stadtseitige Stein-Holz-Konstruktion folglich in
größerem Abstand verlaufen sein. Die Ostseite war,
wie erwähnt, durch die baubedingten Bodeneingriffe tiefgründig gestört.
Von 14 hölzernen Bauteilen wurden Probescheiben für eine dendrochronologische Bestimmung ausgesägt. Für alle Proben konnten Fälldaten im Labor
von Th. Westphal vom Klaus-Tschira-Archäometriezentrum an der Universität Heidelberg ermittelt
werden, in sechs Fällen war anhand der noch vorhandenen Waldkante sogar eine jahrgenaue Bestimmung möglich. Obwohl alle Hölzer während des 16.
Jahrhunderts eingeschlagen worden waren, ließen
sich klar drei Bauphasen voneinander unterscheiden. Angesichts Konstruktionsart und Zubereitung
ist nicht von einer Lagerungs- oder Trocknungszeit
der Hölzer vor ihrer Verbauung auszugehen. Die leiterartige Balkenkonstruktion (Abb. 4) mit den mittig
in ihre Felder gerammten Pfählen war mittels 1568
geschlagener Hölzer (Proben-Nr. MAD 200 – 202,
204, 206 – 207, 213) errichtet worden. Hierzu zählt
auch mindestens einer der 1,5 m westlich im Auelehm steckenden Pfosten (Proben-Nr. MAD 210).
Die Eichen, die für zwei der in die Felder der Balkenkonstruktion eingerammten Pfähle (Proben-Nr.
MAD 203, 212) Verwendung gefunden hatten, waren hingegen bereits im Jahr 1540 gefällt worden.
Als Überreste der ältesten in der Johannesstraße
186
nachweisbaren Bauphase sind drei Pfähle (ProbenNr. MAD 208 – 209, 211) anzusehen, die etwa 3,5 m
westlich der Balkenkonstruktion in annähernd paralleler Reihung im Lehm steckten, sowie ein vierter Pfahl (Proben-Nr. MAD 205), der exzentrisch in
eines der Balkenfelder eingeschlagen war.
Somit ergeben sich aus den auf einer Länge von
etwa 20 m aufgedeckten Holzgründungen in der
Johannesstraße, die hier mit einem leichten Knick
annähernd W – O verliefen, drei Bau- oder Ausbauphasen für die Jahre 1533, 1540 und 1568. Während
sich die ältesten Hölzer mit der historisch überlieferten Erbauung unter Landgraf Philipp in Einklang
bringen lassen, sind für das Jahr 1540 keine Baumaßnahmen bekannt. Die Anlage der leiterartigen
Balkengründung belegt, dass an der Wiedererrichtung der Gießener Festungsanlagen ab 1560 auch
acht Jahre später noch gearbeitet wurde. Für die
Bauaktivitäten von 1540, für die ebenso wenig historische Nachrichten vorliegen wie für die bereits
erwähnten in Schanzenstraße (1542) und Seltersweg (1579 ± 10 Jahre), liegen archäologische Belege vor, die auf eine weit komplexere Baugeschichte
schließen lassen, als dies aus den zufällig überlieferten Urkunden hervorgeht. Auch dass diese Befunde
des 16. Jahrhunderts an allen drei genannten Stellen nicht mit dem Verlauf der Befestigungsanlagen
nach den Plänen des 18. Jahrhunderts zur Deckung
gebracht werden können, unterstreicht diese den
Archäologen wenig überraschende Feststellung.
LITERATUR
M. Blechschmidt, Archäologische Beobachtungen im Giessener
Innenstadtbereich. Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen N. F. 63, 1978, 247 – 253. – D. Neubauer, Auf
Holz gebaut. Aktuelle Ausgrabungen an den frühneuzeitlichen Befestigungen der Stadt Gießen. Hessen-Archäologie 2012 (2013)
193 – 196. – Ders., Eine Stadt auf Holz gebaut. Führungsheft zu
den archäologischen Forschungen zwischen 2005 und 2013 in
Gießen, Landkreis Gießen. Archäologische Denkmäler in Hessen
176 (Wiesbaden 2014) 26 ff. – R. Nickel, Die Festung Gießen –
Wall und Graben bei der Selterstor-Bastion. Hessen-Archäologie
2008 (2009) 146 – 149. – J. R. Wolf, Festung und Nebenresidenz
in Oberhessen. In: L. Brake/H. Brinkmann (Hrsg.), 800 Jahre Gießener Geschichte 1197 – 1997 (Gießen 1997) 410 – 445.