BOSCHUNG, KREUZ, KIENLIN (HRSG.) BIOGRAPHY OF OBJECTS
HERAUSGEGEBEN VON DIETRICH BOSCHUNG,
PATRIC-ALEXANDER KREUZ UND TOBIAS KIENLIN
MORPHOMATA
HERAUSGEGEBEN VON GÜNTER BLAMBERGER
UND DIETRICH BOSrnUNG
BAND 31
BIOGRAPHY OF OBJECTS
Aspekte eines
kulturhistorischen Konzepts
WILHELM FINK
IN HALT
DIETRICH BOSCHUNG /TOBIAS KIENLIN / PATRIC-ALEXANDER KREUZ
Vorwort
""' I
W
Bundesministerium
filrBildung
und Forschung
unter dem Förderkennzeichen 01 UK0905. Die Verantwortung für den Inhalt
der Veröffentlichung liegt bei den Autoren.
HANS PETER HAHN
Dinge sind Fragmente und Asse1nblagen.
Kritische Anmerkungen 7.llI Metapher der ,Objektbiografle'
11
MATTHIAS JUNG
Das Konzept der Objektbiographie im Lichte
einer Hermeneutik materieller Kultur
35
TOBIAS KIENLIN / PATRIC-ALEXANDER KREUZ
(Objekt-)Biographien und Rekontcxtualisierung
67
KERSTIN P. HOFMANN
In Geschichten verstrickt ... Menschen, Dinge, Identitäten
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© 2015 Wilhelm Fink, Paderborn
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Internet: www.fink.de
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D-33098 Paderborn
Lektorat: 'lbrsten Zimmer, Thierry Greub
Gestaltung und Satz: Kathrin Roussel, Sichrvermel"k
Printed in Germany
Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn
ISBN 978-3-7705-5953-4
87
JODY JOY
'Things in Proccss': Biographies of Hritish Iron Age Pits
125
SUSANNE WITTEKIND
Versuch einer kunsthistorischen Objektbiographie
143
MICHAEL NIEHAUS
Geschichtsdinge/Parcours
173
Autorinnen und Autoren
189
VORWORT
Eine neue Faszination des Materiellen hat den Geistes- und Kulturwissenschaften in jüngerer Zeit eine Fülle an Untersuchungen, ja auch
narrativen Experimenten im wissenschaftlichen Umgang mit Materieller
Kultur beschert.
Das Konzept der ,Biographies of Objects' bzw. ,Objektbiographien'
bietet dabei keine klar abgesteckte 1nethodischc Annäherungsweise. Vielmehr erweisen sich ,Objektbiographien' als griffig anmutende, zugleich
aber vielfältig, ja offen gehandhabte Möglichkeit einer Annäherung an die
Welt der Dinge. Und genau in dieser scheinbar weitreichenden Offenheit
scheint auch ein Rei..: einer solchen objektzentrierten Perspektive zu bestehen, wie die Vielzahl ,objektbiographisch' ausgerichteter Untersuchungen
jüngerer Zeit nahelegt.
Es schien uns also ein geeigneter Moment, verschiedene Positionen
und Konzeptionen zur und von ,Objektbiographie' im Rahmen eines
Workshops in den Blick zu nehmen, um die Frage der Fruchtbarkeit
einer solchen Perspektive auf die Welt der Dinge und ihren Status zu diskutieren. Der vorliegende Band umfasst die Beiträge dieses Workshops,
der mn 24. und 25. April 2014 im Internationalen Kolleg Morphonrnta
in Köln stattfand. Sein Ziel war es explizit nicht, eine wie auch immer
geartete Einigung auf einen ,objektbiographischen Ansatz' zu erzielen.
Vielmehr sollten verschiedene Ansätze und Perspektiven zu Wort kommen, um den Boden fiir eine intensive Diskussion des Konzepts, seiner
heuristischen Grenzen, Möglichkeiten und auch Probleme zu bereiten.
Entsprechend war es uns nicht nur wichtig, Vertreter verschiedener Disziplinen (Klassische Archäologie, Ur- und Frühgeschichte, Ethnologie,
Germanistik, Kunstgeschichte), sondern bewusst auch kontroverser
Positionen zu Wort kommen zu lassen. Die Beiträge umfassten so
methodisch-konzeptionelle Überlegungen wie auch Fallstudien, um die
Vielfalt der Fragestellungen und Verständnismöglichkeiten des Konzepts,
aber auch an dieses gerichtete Kritik aus verschiedenen Blickwinkeln
einzubringen.
VORWORT
Eine kritische Position gegenüber der Metapher der Objektbiographie
nimmt iャ。ョNセ@
Peter Hahn (Frankfurt) ein. Nicht zuletzt aufgrund ihres
letztlich biologistischen Grundverständnisses und damit einher gehender impliziter Schwächen und Probleme stellt er der ,Biographie' den
Begriff des ,Itinerars' als Möglichkeit der Beschreibung der Mobilität
von Dingen entgegen. Auch Matthias Jung (Frankfurt) betont die mit
dem Begriff und seiner Verwendung zusammenhängenden Probleme. Er
stellt insbesondere die Schwierigkeiten eines allzu wörtlichen Verständnisses der Metapher sowie einer daraus ableitbaren Aufwertung von
Objekten als Handlungsinstanzen in das Zentrum seines Beitrags. Tobias
!,. Kienlin (Köln) und Patric-Alexander Kreuz (Bochum) wollen kein ,objcktbiographisches' Programm umreißen, wohl aber die Aufmerksamkeit
auf einige aus ihrer Sicht problematische Aspekte ,agenshafter' Dinge
in der jüngeren Diskussion lenken. Anhand einer Fallstudie zwischen
ausgehender griechischer Bronzezeit und früher Eisenzeit folgen die
Autoren einem seltenen Einzelstück durch unterschiedliche kulturelle
Kontexte und Sinnzusammenhänge - dies eher im Sinne der msprünglichen Konzeption von ,Objektbiographie' als explizitem Interesse an
dem Lebenszyklus, den Stationen und der Rekontextualisierung von
Objekten. Kerstin P. Hofmann (Berlin) hingegen skizziert als Alternative
zu gängigen ,Objektbiographien' einen Ansatz des Geschichtsphilosophen
Wilhelm Schapp. Nach diesem sind Menschen wie auch Dinge mit ihren
Bestimmtheiten durch ihre Einbettung in Handlungs- und Kommunikationszusammenhänge in verschiedenste Geschichten verstrickt. Allein
die geschichtliche Einheit der Vielfalt der Geschichten eines Menschen
oder Dings eröffnet einen Zugang zu dessen Identität und so letztlich
dessen spezifischem Verständnis. ]ody Joy (Cambridge) wiederum sieht
die Biographie eines Objekts als Summe der sozialen Beziehungen, die
das Objekt konstituieren. Derart ließen sich lineare zu Gunsten nichtlinearer Objektbiographien vermeiden: Das Objekt gelangt in bestimmten
Clustern sozialer Beziehungen ,zum Leben', bleibt in anderen jedoch
inaktiv. Den Wandel im Verständnis von Heiligkeit und der Bedeutung
von Reliquien ninunt Susanne Wittekind (Köln) am Beispiel von Reliquiaren in den Blick. Veränderungen in der Verwendung sowie spätere, zu
verschiedenen Zeiten erfolgte Umarbeitungen von Reliquiaren bezeugen
Neukontextualisierungen, bleibende Wertschätzung, aber auch Neudeutungen. Sie lassen sich wiederum als ,Biographien' herausarbeiten. Der
Beitrag von Michael Niehaus (Dortmund) schließlich diskutiert, ob und
auf welche Weise in der fiktionalen Literatur g・セ」ィゥエョ@
in der Form
von Objektbiographien erzählt werden. Er definiert Bedingungen für
literarische Objektbiographien, durch die das Ding rum ,Geschichtsding'
wird. Die ,Biographie' eines solchen Dings erschließt nicht zuletzt anhand
verschiedener Gebrauchsweisen des Dings einen soziokulturellen Raum,
geht aber auch nicht sp1ulos an diesem vorüber.
Im Rahmen des Kölner Workshops wurden die hier abgedruckten
Beiträge durch zwei Referate in willkommener Weise ergänzt, die leider
nicht in diesen Band aufgenommen werden konnten. Am Beispiel griechischer Weinmischgefäße im Kontext der großen griechischen Kolonisation
demonstrierte Erich [(istler (Innsbruck), wie sehr die kulturelle Biographie
einer Gefäßgattung mitsamt ihren Facetten einer spezifisch griechischen
Identität über eine konkrete Objektgeschichte hinweg in lokalen, niehtgriechischen Produktionen und Aneignungen der Gattung fortlebt. Diese
wiederum veranschaulichen, verändert durch lokale Konsumptionsgewohnheiten, lokale Antworten auf ein dominantes Paradigma. Larissa
Förster (Köln) berichtete über die Praktiken der Rückführung menschlicher Körperteile, die als ethnologische Studienobjekte und Exponate in
deutsche Museen gelangt waren, nach Namibia. Waren die sterblichen
Überreste namibischer Männer und Frauen in den Jahrzehnten um 1900
zu Objekten einer kolonialistischen Wissenschaft geworden, so erhielten
sie durch die Repatriierung ihren Status als Zeugen einer individuellen
Biographie zurück.
Abschließend bleibt uns das große Vergnügen, allen Beitragenden und
Teilnehmern an dem Workshop für die von großem Engagement und
Diskussionsfreude getragenen intensiven Tage in Köln zu danlcen.
Dietrich Boschu ng / Tobias Kienlin / Patric-Alexander Kreuz
KERSTIN P. HOFMANN
IN GESCHICHTEN VERSTRICKT
MENSCHEN, DINGE, IDENTITÄTEN'
"Der Zusammenhang zwischen den Wozudingen und den
Geschichten ist nicht schwer zu erkennen. Man kiinnte
diesen zunächst dahin festlegen, daß jedes Wozuding
gleichsam auch eine Geschichte hat. «2
Ben:its im Jahr 1953 formulierte der Geschichtenphilosoph Wilhelm Schapp
in seinem Werk セiョ@
Geschichten verstrickt. Zum Sein von Menschen und
Dingen" einen der radikalsten, aber bisher in den Kulturwissenschaften
1 Der Artikel baut auf meinen Arbeiten als Nachwuchsgruppenleiterin der
key topic group „ldentities. Space and Knowlcdgc Related Identification"
des Berliner Exzellenzclusters 264 ;rOPOI - The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civili:r.ations' auf, dem ich
für die Finanzierung und das inspirierende Forschungsumfeld danke.
Insbesondere die Organisation einer von der Arbeitsgemeinschaft Theorien in der Archäologie e. V. (AG TidA) in Kooperation mit den Exzellen;r,clustern TOPOI und „Asia and Europe in a global conte&t" (Heidelberg)
durchgeführten Tagung zu „Massendinghaltung in der Archäologie. Der
material turn und die Ur- und Frühgeschichte", 23.-25. Mai 2013 und die
Mitherausgabe des Tagungsband waren hier prägend; vgL Hofmann u. a.
im Druck. Für Hinweise und kritische Anmerkungen gilt mein Dank den
Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Veranstaltungen in Berlin und Köln
sowie Matthias Jung, Sabine Pinter und Stefan Schreiber. Ganz besonders
möchte ich mich bei Felix Wiedemann bedanken, der mich auf Schapps
Gcschichtenphilosophie aufmerksam machte und mich bei der Einarbeitung in die Er:>:iihltheorie unterstützte. Die Verantwor'tung für den Inhalt
und vor allem etwaige Fehler liegt trotz dieser vielfältigen Unterstützung
selbstverständlich jedoch allein bei mir.
2 Schapp i953, 3.
88
kaum rezipierten Ansätze, das gemeinsame In-der-Welt-Sein von Dingen
und Menschen als Geschichten zu interpretieren. Er ging dabei aber einen
ganz anderen Weg als viele der heutigen sogenannten Objektbiographien
bzw. life hisiories, denn weder das gesamte Leben eines Einzelobjektes,
noch die Frage der agency wird von ihm behandelt. Es stellen sich daher
folgende Fragen: Wie können von uns heute geborgene Funde und Befunde als Handlungsträger/-innen in wissenschaftlichen Erzählungen
eingebettet werden? Können wir in der Prähistorischen Archäologie
wirklich Biographien mit archäologischen Funden und Befunden als
Protagonist/-inncn schreiben und welche Implikationen hat dieser iffilner
häufiger geäußerte Wunsch? Und lasl but not least welche Alternativen,
Ding- bzw. Objektgeschichten zu verfassen, gibt es?
Für die Prähistorische Archäologie sind Untersuchungen von an Funden materialisierten Transformationen und die vergleichende Analyse von
Funden und Befunden die einzigen Wege, Veränderungen und Wandel an
Dingen bzw. Objekten für die Prähistorie nachzuvollziehen. Ergänzende
Textquellen, teilnehmende ßeobachtungen oder Befragungen sind nicht
1nöglich. Und so müssen prähistorische Archäologen und Archäologinnen, wenn sie Objektbiographien schreiben wollen, allein mit ihren
eigenen Verstrickungen und den itn archäologischen Befund überlieferten
materiellen Überresten eines Objektes auf dessen ,Leben' rücksehließen. Während der ,Tod' des Objektes im archäologischen Befund noch
vergleichsweise gut zu fassen ist und die ,Geburt' u. a. durch Form und
Material- oft jedoch nur verallgemeinernd- (re)konstruiert werden kann,
ist das Leben des als kontinuierlich existierend angenommenen Objektes
in seiner Dauer und seinen Stationen - wenn überhaupt - nur schwer
diuch Gebrauchsspuren, TransforlUationcn und Rckontextualisierungen
einzuschätzen. Die erste Begeisterung, Dinge bzw. Objekte - also genau
das, was wir in der Prähistorischen Archäologie im Überfluss haben und
in dessen Beschreibung und Analyse wir von den anderen Kulturwissenschaften anerkannt eine besondere Expertise besitzen - zu Protagonist/
-innen von Geschichten zu machen, ist nur zu verständlich 3• Aufgrund
unserer Quellenlage und den von uns untersuchten Zeitdimensionen mit
geringer Auflösung verfassen wir meist jedoch andere Geschichten mit
Dingen oder Objekten, als sie in den Kultur- und Sozialwissenschaften
3 Exemplarisch seien hier nur einige wenige der in;i:wischen ;i:ahlreich erschienenen Arbeiten mit ,objektbiographischem' Ansatz genannt: Gosden/
Marshall 1999. - Holtorf2000-2008. - Fontijn 2002. -Joy 2009. - Kistler
2010.
KERSTIN P. HOFMANN: IN GESCHICliHN VERSTRICKT.
89
seit !gor KopytofTs 4 Einführung der Metapher "Objektbiographie" gefordert werden. Dies ist grundsätzlich nicht problematisch, weil Metaphern
in der Wissenschaft vor allem die Kreativität anregen und neue Untersuchungsfelder erschließen sollen5 und die Übersetzung von Konzepten
in andere Zusammenhänge immer dringend notwendig ist'. Die Gefahr
des Wiederbelebens eines gerade in Ansätzen überwunden geschienenen
naiven Materialismus ist hier jedoch aufgrund des schon immer vorhandenen methodologischen Fetischismus der Prähistorischen Archäologie
gegeben. Neben der drohenden Authentizitätsfalle, d. h. der Versuchung
anzunehmen, dass man durch Gewahrwerden ,authentischer Substanz'
einen direkten Zugang zur Geschichte hätte1, geht der Ansatz zudem oft
mit einer erneuten Aufwertung außergewöhnlicher Einzelfunde und einer
Darstellung kausaler Linearität einher.
Im Folgenden soll daher versucht werden, durch theoretisch-methodische Reflexionen die Verstricknng von Menschen, Dingen und Identitäten
in Geschichten m beleuchten und dabei Perspektiven, aber auch Risiken
aufzuzeigen, die die verschiedenen Ansätze, Ding- oder Objektgeschichten
zu schreiben, mit sich bringen. Beginnen möchte ich mit einigen Überlegungen zum Begriff Geschichte bzw. Geschichten und zum Verhältnis
von Leben und Erzählen. Anschließend werden unter der Überschrift
„Archäologischer (Be)Fund: Ding, Objekt und Subjekt" die potentiellen
Handlungsträger/-innen archäologischer Erzählungen und der methodologische Zugang zu ihnen behandelt. Diese Vorbemerkungen erlauben es
dann, verschiedene Formen von Ding- bzw. Objektgeschichten näher zu charakterisieren. Ausführlicher soll dabei die Geschichtenphilosophie Schapps
und seine Wozudinge vorgestellt werden; nicht als Alternative, sondern als
komplementärer Ansatz. In der Synthese möchte ich abschließend zwei
Fragen behandeln: Erstens, ob die Metapher der Objektbiographie für die
Prähistorische Archäologie gewinnbringend war u!ld ist und zweitens, ob
es eine Entwicklung von Htst.ory zu üstodesB gibt bzw. geben sollte.
4 Kopytoff1986.
5 Siehe Finke 2013.
6 Bachmann-Medick 2014.
7 Siehe z.B. Knigge 2011. - Saupe 2014.
8 Wortspiel in Anlehnung an die Gegenreaktionen auf die lange Zeit überwiegend geschriebene Ereignisgeschichte großer Männer in Form einer
Frauengeschichte (herstory) und einer »Geschichte von unten" (history from
below) mit Bezug auf den in den Literaturwissenschaften geprägten Begriff
der it-narratives für Geschichten, die vor allem in der 2. Hälfte des 18. Jhs.
KERSTIN P. HOFMANN: IN GESCHICIHEN VERSTRICKT.
90
91
die Geschichte
Vergangenheit
1. GESCHICHTE(N): ZUM VERHÄLTNIS VON LEBEN UND ERZÄHLEN 9
historische Geochehen
(Ereignisse und Begebenheiten)
Die Geschichte im allgemeinen Sinne ist alles, was geschehen ist, und wird
daher mitunter auch synonym mit Vergangenheit verwendet. Daneben
steht der Begriff ,Geschichte' aber auch für die Betrachtung der Vergangenheit im Gedenken, im Erzählen und in der Gcschichts8chrcibung.
Zudem kann Geschichte auch eine Handlung oder Erzählung sein. Unter
Geschichte bzw. Geschichten wird demnach sowohl Referenz, Praxis als
auch das Produkt des Erzählens und seine Rezeption vcrstandcnw (Abb. t).
Erzählen wird dabei oft als universelle Fähigkeit des Menschen aufgefasst11. Erzählungen und ihre Erforschung haben jedoch verschiedene
Konjunkturen durchlaufcn 11 • Nach Kritik durch den Poststrukturalismus
und trotz oder gar wegen des Zweifels an den ,grand narratives' haben
Erzählungen heute wieder Hochkonjunktur: Sei es im Plural als postmoderne Antwort auf den Verlust des Glaubens, eindeutige Wahrheit
und Wissen erlangen zu können, oder im Singular als Weg, kognitive
in Großbritannien aus Perspektive der eines Objektes geschrieben wurden;
siehe hierzu u. a. Johansson J:976. - Paul/Schossig i986. - Lupton 2006.
9 Für die Zurverfügungstcilnng zweier noch unveröffentlichter Manuskripte zum Thema Erzählen in den Altertumswissenschaften, die im Zuge des
Projektes "Wanderungsnarrative und Identitätsräume« der Fofächnngsgruppe B-4 „Space - Identity - Locality« des Berliner Exzellenzclusters
Topoi" und des DFG-geförderten Projektes „Wanderungsnarrative in den
セイゥウ・ョ」ィ。ヲエ@
vom Alten Orient (1870-1930)" en:standen sind, möchte
ich mich an dieser Stelle bei Felix Wiedemann bedanken; siehe Saupe/
Wiedemann 2015. - Cancik-Kirschbamn/Wiedemann in Vorbereitung;
10 Vgl. Koselleck 1979, 48-49. 130-143. - Goetz 1993, 16-21. - Pludernik
2010. Der Zusammenhang von Forschen nnd Erzählen wurde vor allem in
den Disziplinen Geschichte (siehe z.B. White 1986. - \Vhite 1990. - Rüsen
1990. - Jaeger 2002) und Ethnologie (siehe z.B. Hruner 1986. - Kohl 1992. Geert;: 1993) bereits früh thematisiert, in den letzten Jahrzehnten ist jedoch
auch von archäologischer Seite ein zunehmende8 Interesse feststellbar;
siehe z.B. Pluciennik 1999· - Jackman/Witmorc 2002. - Lcskovar 2005. Veit 2006. - Rieckhoff u. a. 2010.
11 So z.B. bei Roland Barthes (1988, 102) mit seinem universalistischen
Erzählbcgriff: „sie [die Er;:äblung] ist internationai transhistorisch, transknltureli und damit einfach da, so wie das Leben."; siehe ferner I<oschorkc 2012,
9-12 und Straub 2013, die vom homo narrans bzw. horno narratot' sprechen.
12 Siehe Nünning 2012.
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Darstellungen
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Ge>chichle(n)
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hier vor allem Im Sinne der Go>chlcht:sochr<lliu11g
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Geschichten
1mSinnovonSchapp19Sl
l•lstorl<dt<m Ge.1chollon• relevant
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_____ --
1 Geschichte(n). Versuch einer operationalen Begriffsklärung
Phänomenologie &
Phi!<>5oph1sche Hermeneutik
.narrntlVQ'> fn,der-Welt-5eln"
narrativer Konstruktivismus
lßruch, Ouallsmus)
1nsvnthcsis
i Hmャュ・ウゥZ⦅セGNMッョL@
<. ß. Wilhelm Dilthey,
l lannah Arundt, D(Wld carr,
Leben·> Enählen
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MセᄋB@
Welt
0
Geschichten
Leben 1 Er;>ählen
Alisciair Maclntyre
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Wilhelm Schapp
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Whlte,
Frank Ankqrnmlt
da.;H-.-„-,-„-.-„-„--1-,-,-,,-.-,--I-> Er>:lhlen
Paul Ric03ur
セヲャァオイョエゥッI@
2 Zum Verhältnis von ,Leben' (bzw. ,Geschehen') und ,Denken'
(bzw. ,Erzählen') (Zitate: Ricccr 2007a, 218 und 106)
Prozesse des Menschen besser verstehen zu können 10, bzw. im Rahmen
neuer Metanarrative, welche die zuneh1nende Komplexität der Welt durch
menschliche Wesensmerkmale zu erklären versuchen1".
Die soeben geschilderte Gemengelage erfordert es, sich mit den verschiedenen theoretischen Positionen zum Verhältnis von ,Leben' bzw.
Geschehen und Denken bzw. Erzählen auseinanderzusetzen (Abb. 2). Vor
allem in der Phänomenologie, aber auch in der philosophischen Hermeneutik werden der narrative Charakter des Lebens und die Kontinuität
13 Ryan 2007, 22.
14 In der Prähistorischen Archäologie sprach sich Andrew Sherrnt bereits
1995 für ein Wiederbeleben von Metanarrativen aus (Sherratt 1995), die
jedoch eigentlich nie ganz verschwunden waren (siehe Veit 2010, 18-23).
Aktuelle Beispiele sind die entanglement-1'heorie hm Hodders (201z; siehe
auch Pollock u.a. in Review) und John Chapmans fragmentation-Ansatz
(siehe Chapman 2000. - Chapman/Gaydarska 2009).
92
zwischen Leben und Erzählen betont10 • „Geschichten werden gelebt, bevor
sie erzählt werden - außer in Romanen", so z.B. der schottisch-amerikanische Philosoph Alisdair Macintyre16, Für Schapp ist sogar ein (Da-)Sein
außerhalb von Geschichten nicht möglich. Die Welt und die Geschichten,
in die wir verstrickt sind, fallen zusammen11• Eine dualistische Auffassung
vertreten dahingegen die Anhänger/-innen des narrativen Konstruktivismus, zwischen Leben und Erzählen gibt es nach ihnen einen Bruch18 •
Der amerikanische Geschichtsphilosoph Louis Mink betonte z.B. „stories
arc not lived but told" 19• Paul Rica:ur entwickelte in seinem dreibändigen
Opus „Zeit und Erzählnng'' eine vermittelnde Position, inde1n er durch
den „Kreis der Mimesis" bestehend aus Präftguration, Konfiguration
und Refiguration das Vorher und Nachher der Erzählung und danlit
Referenz und Rezeption ュゥエ「・イ」ォウィァセッN@
Mimesis, und insbesondere
die Mimesis II der Konfiguration, wird nicht als einfache Kopie, sondern
als schöpferischer Akt verstanden. Leben und Erzählen bleiben somit
unterscheidbar, stehen aber in einer engen Wechselbeziehung.
Die Begriffsklärung, was nun konkret unter einer Erzählung zu
verstehen sei, erweist sich aufgrund der vielfältigen und z. T. widersprüchlichen Verwendung des Wortes als schwierig21• Als operationale
Minimaldefinition schlage ich in diesem Zusammenhang vor, faktuale Erzählungen22 als Repräsentationen eines Geschehens aufzufassen, welches
- z. T. unerwartete - Veränderungen bewirkt, somit Konsequenzen hat
und von Bedeutung ist. In Erzählungen werden individualisierte Figuren,
Handlungen und Settings im Rahmen einer mehr oder minder fixierten
sequentiellen temporalen Struktur aufeinander bezogen. Erzählungen
überführen so einen Anfangsstatus sinnvoll bzw. nachvollziehbar in einen Endzustand. Sie anerkennen und bewältigen zugleich Kontingenz 13 •
15 Siehe u.a. Dilthey 1927. - Arendt 2011. Kritik am später aufkommenden narrativen Konstruktivismus äußerte u. a. der Phänomenologc und
Hussed-Fotscher David Carr mit seiner These einer Kontinuität von Leben
und Erzählen; Carr 1986.
16 Madntyre 1995, 283.
17 Schapp 1953, 1.
18 z. ß. Ankersmit 1983. - White 1990.
19 Mink 1970, 557.
20 Ricu:ur 2007a, 87-135; siehe ferner Meutcr 1995, 122-175.
21 Siehe Ryan 2007, 23-24. - Nünning 2012
22 Siehe Klein/MartinCz 2009.
23 Ricu:ur 1986, 16. - Ricccur 1996, 116; siehe ferner Müller/Rüsen 1997.
KERSTIN P. tlOFMANN: IN GESCHICHTEN VERSTRICKT
93
Unter Biographien, eine Spezialform der Erzählung, die an der Schnittstelle zwischen Literatur-, Geschichts- und Kulturwissenschaft angesiedelt ist, werden traditionell evidenznahe Repräsentationen vergangenen
Lebens eines - oft in irgendeiner Form ,bedeutenden' - Individuums
innerhalb spezifischer struktmellcr Zusammenhänge verstandent4. Anfang und Ende sind klassischer Weise durch Geburt und Tod vorgegeben.
Wobei durch den Wortbestandteil graphus auch das Einschreiben von
Bedeutung thematisiert ist. Als biographische Kennmarken gelten heute
Identität, Individualität, Vergesellschaftung und Handluugsfreiheit 25 •
Ein festes Element von Erzählungen ist der Plot bzw. das Narrativ.
Den Unterschied zwischen der Wiedergabe aneinandergereihter Ereignisse, in der Narratologie auch als Handlung oder Geschichte tituliert, und
einem Plot verdeutlichte bereits der englische Literat Edward Morgan
Forster (1879-1970) anhand zweier Aussagen sehr eindrücklich: „Der
König starb und dann starb die kョゥァセ@
ist eine Handlungswiedergabe,
die nur auf die Frage „und dann?" antwortet; „Der König starb und dann
starb die Königin aus Kummer" ist eine Erzählung, die der Frage „warum?"
R
- und zwar in einem konkreten Einzelfall- gerecht キゥイ、
セN@
Dies leitet über 7.U der Frage, wie sich Erzählungen von anderen
Texttypen bzw. Darstellungsformen unterscheiden. Als Gegenpole werden
oft die Argumentation und die Beschreibung ausgemacht 21 • Während el'Stere - meist paradigmatisch - überzeugen will, schafft letztere Ordnung
dmch wiedergegebene Kriterien. Faktuale Erzählungen bewegen sich oft
zwischen diesen beiden Polen. Sie sind weder generalisierend, noch konkret, auf einen Status zeitlich fixiert, sondern individualisierend, zugleich
aber verknüpfend Veränderungen darstellend. Sowohl Argumentation als
24 Vgl. Fetz 2009, 5-10. 39. Das Genre ist jedoch äußerst heterogen und
gerade seit dem 20. Jh. gibt es z.B. viele vom Ideal der linearen Heldenbiographie abweichende ,Anti-Biographien'. Ferner gibt es in der Historiographie schon früh organologische Beschreibungen z. Il. des Aufstiegs,
der Blüte und <les Verfalls von Reichen oder Städten, die man im weitesten
Sinne auch als Biographien bezeichnen könnte. Referenz ist hier wie später
in der Ethnologie und Archäologie jedoch - obwohl selten expliziert - die
klassische Form der Biographie. Allerdings wirken natürlich auch diese
Adaptionen rück bzw. es wird sich in Fachkreisen auf diese statt auf die
klassischen Biographien beimgen.
25 Fetz 2009, 11.
26 Forster 1985, 86.
27 z.B. Chatman 1990; siehe auch Ryan 2007, 26-27. - Klccmann u. a. 2007,
65-66.
„
auch Erzählung bewältigen Kontingen7. und erklären. Erstere aber durch
die Zurückführung des Neuen auf das Alte bzw. des Verschiedenen auf
das Immergldchc, letztere durch die genaue Beschreibung, die die Aufmerksamkeit auf Sinnzusammenhänge, Übergänge und Plausiblitäten
lenkrw. Nicht nur für die Geschichtswissenschaft besteht dabei jedoch
stets die Gefahr eines „story bias"19, d. h. Sachverhalte durch narrative
Sinnzuweisungen zu verdrehen bzw. zu vereinfac;1en und unreflektiert
überkommene narrative Strategien und Muster anzuwenden 30•
Zu jeder Erzählung gehören ferner Figuren oder Charaktere, die
als Handlungsträger/-inncn bzw. nach dem Strukturalisten und Textscmiotiker Algidar Julien Greimas als Aktanten fungieren (Abb. 1) 31 ,
Im Unterschied zu Akteuren, die konkrete Figrucn sind, in denen sich
Rollen verkörpern, spricht Grcimas von Alüanten, wenn er die von ihm
herausgearbeiteten, zeitlosen abstrakten Bedeutungseinheiten meint, die
als funktionale Träger von Aktionen auftreten. Der Begriff wurde später
von Bruno Latour für seine Akteur-Netzwerk-Theorie aufgegriffen, da
man in der Soziologie alles wie eine Erzählung analysieren könne und
es auch hier Einheiten gäbe, die tragende Rolle einnähmen bzw. die Ursachen von Wirkungen scien 32 • Allerdings transformieren bei Latour die
Aktanten, bei denen es sich nach ihm nicht nur um menschliche Wesen,
sondern um alle Arten von vernetzten Handlungseinheiten aus Lebewesen, Objekten und Konzepten handeln kann, zu Akteuren 31 • Welche Rolle
spielen archäologische (Bc)Funde nun aber in bzw. für archäologische(n)
Erzählungen und wie werden die historiographischen Akteure ermittelt
und bezeichnet?
28 Hampe 2007, 22-28; siehe ferner Ricceur 2007a, 181-262.
29 Dobelli 2011, 53-56.
30 Kritisch zu (unreflektierten) archäologischen Enählungen äußerten sich
u. a. Eggert 2006, 218. - Jung 2010. Zur langen Tradition von Hcrkunftsund Wandcrungsnarrativc siehe Wiedemann 2010. - Wiedemann u. a. in
Vorbereitung. Rciuhard Bernbcck (2013) plädierte kürzlich in Anlehnung
an den noveau roman für ein subjektloses Erzählen. An deren konkreten
Umset;o:ung fehlt es allerdings noch, so dass eine endgültige Beurteilung
dieses Versuchs, neuere J\rzählformen für die Archäologie zu erschließen,
noch nicht erfolgen kann. Allerdings dürfte es m. E. schwierig sein, Vergangenheit gänzlich subjektlos über emotional geprägte Erfahrungen - in
seinen Beispielen Eifersucht und existenzielle Not - vermitteln zu wollen.
31Grcimas1971; siehe hierzu ferner Ricceur 2007b, 78-103. - Kirn 2002.
32 Ruffing 2009, 35-36. - Schüttpelz 2013, 19-25.
33 Vötsch 2010, 38.
KERSTIN P. HOFMANN: IN GESCHICHTEN VERSTRICKT.
95
2. ARCHÄOLOGISCHE (BE)FUNDE: DINGE, OBJEKTE UND SUBJEKTE?
2.1. DINGE UND OBJEKTE: EINE BEGRlFFSKLARUNG
Verwendete man vor einigen Jahren in der Archäologie die Begriffe
Artefakt und Objekt noch weitgehend synonym und vermied das Wort
,Ding' - galt dies doch als eine umgangssprachliche, herabsetzende Bezeichnung für gerade nicht näher bestimmte Gegenstände -, kommt man
heute im Rahmen von Arbeiten zur materiellen Kultur kaum mehr um
eine Unterscheidung dieser Begriffe herum (Abb. 3).
Hier sei ,Ding' als Oberbegriff für Entitäten verstanden, die im Rahmen von Handlungen wahrnehmbar, aber in ihrem ,in der Welt sein'
nur sporadisch - meist wenn sie gerade ihren Zweck nicht erfüllen oder
stören - ins Bewusstsein vordringen. Sie zeichnen sich durch ihre physische Erscheinungsform, sprich ihre Materialität, Dreidimensionalität und
physische Präsenz aus 34• Grundsätzlich würden nach dieser Definition
sowohl archäologische Funde als auch Befunde unter den Begriff Ding
fallen können, meist wird er aber nur fiir Artefakte, sprich mobile, vom
Menschen produzierte Gegenstände, verwendet.
3 Zum Verhältnis von Dingen, Objekten und Subjekten
34 Vgl. Pearec 1993, 4-5. 15-35.
96
Die Bedeutung, die wir Dingen z.B. schon durch den Vorgang der Kategorisierung beimessen, macht sie zu Objekten 35 • Durch Wahrnehmungshandeln30 eines Subjektes kann so aus einem undefmiertcn, existenten Ding
das Objekt zyz mit spezifischen, allerdings veränderbaren und mehrwertigen Bedeutungen werdcn37• Seine Konkrcthe1t und Identifizierbarkeit
sind letztlich Bedingung dafür, dass das Objekt Zeichencharakter erhält
und fiir ein anderes als es selbst stehen kann 3i.
Diese Bestim1nung weicht von Definitionen ab, die dem Objekt gegenüber dem Subjekt eine Eigenständigkeit zuschreiben und es in einer
,objektiven Welt' als unabhängig von den Beobachter/-innen existent
ansehen. Nach obiger Definition wäre dies, wenn überhaupt, der stets
mitexistierende und -wirkende Ding-Anteil des Objektes. Wobei jedoch
einschränkend zugestanden werden muss, dass auch das Ding hier bereits
als aus der Außenwelt hervorgehoben und kulturell definiert ist. Die Formulierung „In der Erkenntnis bestimmt das (erscheinende) Objekt das
Subjekt, in der Handlung hingegen macht das Subjekt das Objekt zum
Gegenstand" 89, müsste somit wie folgt umformuliert werden: Im Wahrnehmungshandeln macht das Subjekt kulturell :vor)definierte Dinge zu
Objekten, die wiederum die Erkenntnisse des Subjektes beeinflussen. So
lässt das Objekt stets das Subjekt und das Subjekt das Objekt mitdenken.
Interessant ist hier zudem die Entwicklung in der Kunst von Objekten
35 Ludwig 2011, 2.
36 Statt \J(Tahrnchmung allein auf die Fähigkeiten unserer Sinnesorgane
oder die objektive Existenz einer Außenwelt zu reduzieren und diese als
vorgängig an;>;usehen, wird durch das Kunzcpt des Wahrnehmungshandelns betont, dass wir die Qualitäten eines Dinges nur durch Handeln in
einer Umgebung erfahren und erzeugen, in der Dinge und Mensch eingebettet sind. Handeln ist zugleich Wahrnehmen und andersherum, es ist
stets leiblich und synästhetisch, d. h. es liiuft übe: den zeitlich-praktischen
Zusammenhang aller Sinne; Frers 2009, 188.
37 Siehe auch IvJeva im Druck, Abb. 1. Dies widerspricht scheinbar zwar
der Aussage Jacques Derridas, dass ein Ding kein Objekt ist und es auch
keines werden kann; Derrida 1984, 14. Allerdings nur dann, wenn das Objekt zum reinen Zeichen bzw. zur Idee würde und somit nicht mehr Teil
der materiellen Kultur wäre und gänzlich seinen Ding-Charakter verlöre.
Dinge werden jedoch auch hier nicht als vollständ:g in die Kategorie Objekt
transformierbar angesehen, sondern behalten mit Hans-Peter Hahn stets
ihren »Eigensinn"; Hahn 2n11. - Hahn 2013; siehe ferner Brown 2001.
38 Kohl 2003, 120.
39 Hartmann 1962, 100.
KERSTIN P. IWFMANN: IN GESCHICHTEN VERSTRICKT.
97
hin zu emanzipierten Dingen, wie sie vor allem in der Konzeptkunst anzutreffen ゥウエセ P @ Nm eine - in diesem Zusammenhang allerdings wichtige Randnotiz: Kopytoff unterschied in seinem bahnbrechenden Artikel
The cultural biography of things" nicht systematisch zwischen ,things'
セョ、@
,objects', sondern nur zwischen kommodi:fi.zierten und singulariQ
sicrten Dingen bzw. o「ェ・ォエョセ
@ Im Ilolgenden soll, jedenfalls wenn es
um materielle Kultur geht, mit Andreas Ludwig "von ,Dingen' immer
dann gesprochen [wcrdcn/K. H.], wenn es um ihr reines Vorhandensein,
ihren Gebrauchswert oder den historischen Nutzungskontext geht, von
,Objelttcn' [bei denen es sich immer auch um Dinge handelt/ K. H.] aber
in Zusammenhang mit ihrer kulturellen Codierung und historischen
Interpretation. "41 •
2.2 ARCHÄOLOGISCHE (BE) FUNDE: DINGE ODER OBJEKTE?
Geht man nun vom archäologischen Befund aus, könnte man sich die
Frage stellen, ob die jeweils wahrgenommene und dokumentierteEntit'Jt
zum Zeitpunkt der Einlagerung in den Boden ein Ding oder ein Objekt
キ。イセjN@
Den meisten Grabbeigaben wird gewöhnlich ein biographischer
Objektcharakter zugesprochen bzw. es wird für sie zumindest eine kulturelle Codierung angenommen 44. Hier könnte man versuchen, mit der
Unterscheidung der französischen Soziologin Violette Morin zwischen
biographischem, persönlichem und protokollarischem, weh-gewandtem
Objekt4' zu operieren, um mögliche voreilige Schlüsse über die Identität
der Toten zu vermeiden. Auch für sogenannte Wcihefunde wird zumeist
ein Objektcharakter angenommen, während es sich bei Verwahrfunden
sowohl um Waren als auch um singularisierte Objekte handeln kann. Die
Keramikscherbe eines Gefäßes, geborgen in einer aufgelassenen Siedlung
wird indes, wenn überhaupt, wahrscheinlich nur noch Ding-Charakter
gehabt haben. Noch schwieriger ist es, Befunde, wie z.B. Grabhügel, zu
beurteilen. Unmittelbar anschließend an seine Errichtung hatte dieser
wohl für die Bestattungsgemeinschaft aufgrund der Erinnerung an den
Bau und die Bestattung eher Objektcharakter. Später war er zwar eventuell sichtbar, ob er jedoch als Ding wahrgenommen wurde oder gar im
40 Vgl. Brown 2001. - Rübe! 2009. - Rieckhoff im Druck.
41 Kopytoff1986.
42 Ludwig zo11., 3.
43 Siehe auch Fontijn 2002, 33.
44 Siehe Whitley 2002.
45 Mol'in 1969, 132-133.
98
Wahrnehmungshandeln stets eine Rolle als Objekt gespidt hat, ist heute
meist schwerlich feststellbar. Zumindest Nachbestattungen und etwaige
Denominationen, wie z. ß. Galgenberg, deuten jedoch darauf hin, dass
sie immer wieder zu Objekten werden konnten.
2.3. ZUR GRENZZIEHUNG ZWISCHEN MENSCHEN
UND DINGEN UND DER METHODOLOGISCHE FETISCHISMUS
DER PRÄHISTORISCHEN ARCHÄOLOGIE
Alle archäologischen (Be)Funde können als Dinge oder Objekte in Darstellungen theoretisch Handlungsträgcr/-innen sein, und zwar ohne dass
man ihnen auch in der Vergangenheit zugleich eine Handlungsfähigkeit
und Intentionalität zuschreiben müsste. Allerdings steht nach Albrecht
Koschorke das Erzählen „im Bund mit einem Animismus, der alle Wesen
beseelt und mit Handlungsmacht ausstattet" und selbst „uneinheitliche,
unpersönliche Vorgänge [würden /K. H.] durch erzählerische Bearbeitung
den Charakter eines sinnhaften personalisierten g・ウ」ィョBセゥェ@
annehmen. Insbesondere im Zusammenhang mit Objektbiographien wird daher
auch immer wieder die Frage nach der Grenzziehung zwischen Menschen
bzw. Personen und Dingen bzw. Objekten gestellt. So auch von Kopytoff,
der anhand der Sklaverei zeigt, dass Menschen zwar mitunter nicht als
Personen, sondern als Dinge oder Objekte betrachtet werden, sie aber
trotz ihres latenten Warencharakters oft zumindest zeitweise singularisiert sindq1• Bereits Bronislaw Malinowski und Marcel Mauss machten in
ihren Studien zu Tauschsystemen darauf aufmerksam, dass die Grenze
Q
zwischen Personen und Dingen kulturell variabel ウゥョ、
セN@ Dinge können
in Kategorien zusammengefasst oder als o「ェ・ャセエ@
singularisiert z. 8. ein
gender zugeschrieben 「・ォッュョセYL@
einen eigenen Namen erhalten, mit
historischen und rituellen Bedeutungen versehen werden, oder so eng
mit einem Menschen assoziiert werden, dass sie stellvertretend für diesen
stehen10 • Ende der 199oer Jahre wies der britische Sozialanthropologe
Alfred Gell in einer Untersuchung zu Kunst daraufhin, dass diese hergesteUt sei, um die Gedanken und Handlungen anderer zu beeinflussen,
und somit agency besäße 51 , Diese Idee wurde schnell, insbesondere in der
46 Koschorke 2012, 79.
47 Kopytoff 1986.
48 Hoskins 2006, 74.
49 Siehe Strathern 1988.
50 Siehe Weiner 1992.
51Gell1998.
KERSTIN P. HOFMANN: IN GESCHICHTEN VERSTRICKT.
99
Archäologie, auch auf alle anderen Arten von Dingen übertragen 5i. Bereits
Anfang der 198oer problematisierte Donna Haraway die Grenzziehungen
zwischen Mann und Frau sowie Mensch und Maschine und nutzte die
Cyborg als Figur, um dichotome Kategorisierungen zu hintergehen 53• In
der Archäologie fand dies jedoch erst über Bruno Latour Eingang, der
mit seiner Akteur-Netzwerk-Theorie Dinge als handelnde Akteure betrachtet, die zusainmen mit menschlichen Akteuren in netzwerkartigen
Handlungszusammenhängen agieren. Das bekannteste Beispiel für einen
derartigen Aktanten ist sicherlich seine ,Mensch-Schusswaffe', die aus
dem Zusammenwirken beider entstehe, aber nicht auf eine der beiden
reduziert werden könncM.
Statt die Unterschiede zwischen Menschen und Dingen henrorzuheben, wurde so die Wirkmacht von Dingen betont und analog bzw. ,symmetrisch' zu denen von Menschen untersucht. In der Archäologie wird
dieser Trend, Menschen und Dinge kaum noch konzeptionell zu differenzieren, von einigen Forscher/-innen besonders vehe1nent verfolgt 55 • Dies
war und ist jedoch nicht ein Spezifikum objektbiographischer Arbeiten,
sondern z.B. auch für Jan Hodders entanglement-Theory festzustellen 5ij.
Die Neigung, Dinge und Menschen gleichzusetzen, mag zum einen am
grundsätzlichen Erkenntnisproblem liegen, individualisierte menschliche Handlungsträger/-inncn und Intentionalität für prähistorische
Zeiten nachzuweisen. Zum anderen haben - vielleicht auch mit erntetem
Grund ursächlich verknüpft - Biometaphern und methodologische
Gleichsetzung von Artefakten mit Lebewesen eine lange Tradition. Die
Prähistodsche Archäologie hat nämlich schon immer dem von Arjun
Appadurai für die soziale Analyse von Dingen notwendig betrachteten
"methodologischen Fetischismus"'1 gefrönt. So war z.B. für die Datierung
52 Siehe u. a. Dobres/Robb 2000. - Gosden 2005. - Knappett/Malafouris
2008.
53 Haraway 1995; archäologische Rezeption bei Schreiber im Druck.
54 Latour 2005; siehe ferner Belliger/Krieger 2006. - Kneer u. a. 2008. Zur
Rezeption in der Sozialanthropologie und Archäologie siehe u. a. Ingold
2008. - Stockhammer 2012.
55 Siehe ;-;, B. Gosden 2005. - Shanks 2007. - Witemore 2007. - Olsen
2010. - Olscn u.a. 2012. - Petursd6ttir zo12.
56 Hodder 2012, 219. Wenn man den (objckt)biographischcn Ansatz allerdings sehr weit fassen will, könnte man auch seine Subjekte und Objekte
nicht nur unidirektional verknüpfende VerOechtungsgeschichte darunter
fassen.
57 Appadurai t986, 5.
100
und die Schaffung einer m·chäologischen Tiefenzeit im 19.Jahrhundert
die Übertragung des in der Geologie und Paläontologie entwickelten
Konzepts des Leitfossils entscheidend. Doch bereits RudolfVirchow wies
daraufhin, wie セオョウゥ」ィ・イ@
die archäologischen ,Leitmuscheln'"&e seien. So
ist z.B. der Nutzungszeitraum von Dingen im Vergleich zum Leben von
Tieren und Pflanzen wesentlich variabler und im Gegensatz zur Annahme
des Diffusionismus sind Ideen und Objekte auch an unabhängig voneinander existierenden Orten entwickclbar'8• Als weitere Beispiele seien
hier nur kurz die berühmte Gleichung „pots"' people"" 0 bzw. die strukturell ähnliche Zuschreibung von männlichen Waffen und weiblichem
Schmuck61 erwähnt. Hier werden Menschen bzw. deren Identitäten mit
Dingen gleichgesetzt und bei deren Fund sogleich mit der Anwesenheit
ersterer gerechnet. So wurden und werden leider auch heute noch immer
wieder Herrschaftsansprüche legitimiert und gesellschaftliche Rollenbilder zementiert. Ein Problem dieses Ansatzes ist, dass sich die kulturelle
Bedeutung eines Objektes jedoch ohne materielle Folgen fiir ein Ding
bzw. eine Dingkategorie ändern kann. Dies leitet zur Frage der Identität
eines Objektes über.
KERSTIN P. tlOFMANN: IN GESCHICHTEN VERSTRICKT. 101
einer Objektbiographie ad absurdum führen, zumindest sofern der/die
Protagonist/-in nicht nur fiir heute als ,bedeutend' gelten soll und/oder
nur eine fiktionale Erzählung angestrebt wird. Zudem zeigt schon das
Problem des Schiffs von Theseusij3, dass mitunter zwar die materielle
Identität eines Dinges noch bestünmt werden kann, damit über die
aber noch nicht viel ausgesagt sein muss. In
Identität des o「ェ・ォエウヲセ@
Anlehnung an Jürgen Straub und Joachim Renn könnte man wie bei
Menschen auch bei Dingen von transitorischen Identitäten sprechenfj',
die im Zuge von Mensch-Ding-Relationen entstehen, verfestigt, in Frage
gestellt, transformiert, verworfen werden oder auch verloren gehen können. Es sind übrigens gerade diese Veränderungen von Objektidentitäten,
durch Gabentausch, Erbe, Veräußen1ngen, rites de pauages, Performanzen,
zentrale Ereignisse etc., die den Stoff für Objektbiographien bieten6 '. Die
vielfach geäußerte Annahme, dass sich Bedeutungen und Geschichte bei
Dingen stets akkumulieren, muss jedoch in Frage gesteJlt werden, denn
Dinge können grundsätzlich auch ohne Wissenstransfer in ein anderes
Wissenssystem gelangen, womit sie jedoch immer noch nicht ohne Vergangenheit wären° 7•
2.4. TRANSITORISCHE OBJEKTIDENTITÄTEN
3. DINGGESCHICHTEN: EIN ÜBERBLICK
„Die Vase ist eine Vase ist eine Vase - und sei sie auch noch so weit
gercist" 61
Mit dieser vehement diskutierten Aussage problematisierte der Althistoriker Ulrich Gotter die Nachweismöglichkeiten von ,Akkulturation'
allein anhand ausgetauschter Artefal(te. Allerdings ist in diesem Satz
nicht berücksichtigt, dass eine Vase zwar theoretisch in Materie und Form
immer bzw. lange Zeit die gleiche bleiben kann, sich ihre Objektidentitäten jedoch verändern oder einem Ding sogar gleich mehrere Objektidentitäten zugeschrieben werden können. Noch gravierender ist allerdings,
dass wÜ" mitunter noch nicht einmal wissen, ob ein archäologischer (Be)
Fund auch früher immer als Entität wahrgenommen wurde. Dies würde
aber eine evidem<:nahe Repräsentation des Lebens eines Dings i.tn Sinne
58 Virchow 188J, XI.
59 Vgl. Hofmann 2014 132.
60 Vgl. Roberts I Vander Linden 2ou, 5.
61 Vgl. Hofmann 2009, 143-148.
62 Gotter 2001, 280.
Ein Ding kann in den unterschiedlichsten Kontexten vorkommen, verschieden genutzt werden und differierende Bedeutungen zugeschrieben
bekom1nen. Die Dauer seiner ,Lebensgeschichte' hängt vo1n Material,
seiner Bearbeitung, aber auch von seiner Herstellung, dem Gebrauch,
seinen Bedeutungs- und Wertzuschreibungen und Zugehörigkeiten zu
Ding-Ensembles ab. Nicht nur welche Geschichten gelebt werden, sondern auch welche Geschichten erzählt werden, ändert sich. Geschichten
mit Hilfe von Dingen bzw. Objekten zu erzählen, ist eine menschliche
Kulturtechnik, die allerdings jenseits von Museen 63 und der Wissenschaft
in unserer modernen Konsumgesellschaft kaum mehr praktiziert wird.
63 Siehe u. a. Brown 2005. - Rosenberg 2006, 64-77.
64 Hoskins 2006, 74-75. - Cornelius Holtorf (2002, 55) hat hierfür den
meines Erachtens missverständlichen Begriff セュ。エ・イゥャ@
identities" gewählt.
65 Vgl. Renn/Straub 2002.
66 Vgl. Gosden/Marshall 1999.
67 Siehe u. a. Eckardt/Williams 2003.
68 Vgl. MacGregor 2011.
102
3.1. ARCHÄOLOGISCHE UND ETHNOLOGISCHE DINGGESCHICHTEN
Die Feststellungen, dass Objekte selbst Geschichten besitzen oder zugeschrie-
ben bekommen, sind ebenfalls nicht neu, doch erst in den letzten Jahrzehnten
hat dies in der Archäologie und Ethnologie zu den verschiedensten Ansätzen,
Ding- und vor allem Objektgeschichten zu schreiben, gcft.ihrt. Hier kann al-
lerdings nur eine Auswahl und diese auch nur rudimentär vorgestellt werden.
Beginnen möchte ich als Kontrast zu den neueren Ansätzen mit dem
Konzept des life cycle bzw. use-life des historical approach der new archaeology69. Generalisierte Lebenszyklen und Prozesse von passiven Dingen
werden hier vor allem anhand morphologischer und funktionaler Charakteristika beschrieben, um Technologie und Wirtschaft erfassen bzw.
den archäologischen Befund in seiner Entstehung erklären zu könnenm.
Flussdiagramme nutzend, unterschied Michael Brian Schiffer für Artefakte die ,Lebensphasen' Beschaffung, Herstellung, Nutzung, Recycling und/
oder Deponien1ng bzw. Beseitigung. Nach Übertritt in den archäologischen Kontext, theoretisch zu allen Lebensphasen denkbar, unterläge das
Artefakt dann bis zu seiner Entdeckung nicht mehr kulturellen, sondern
natürlichen Transformationen 71 •
Kopytoff 12 interessierte sich in seinem objektbiographischen Ansatz
indes vor allem für den Konsum und die Frage der Singularisierung und
Kornmodifizierung von Einzelobjekten und zwar vor dem Hintergrund
idealer und potentieller Biographien. In emischer Perspektive wird so das
social life von Dingen und Objekten einer Kultur ttntersucht7l. Nicht nlehr
Funktion und Morphologie, sondern Änderung in der Bedeutung und
in den Objektidentitäten von sich mitunter materiell nicht verändernden
Dingen werden thematisiert.
In der Archäologie aufgegriffen - mit oder ohne Bezug aufKopytoffwurden vor allem die Beschreibung realisierter Objektbiographien und die
Frage nach der Veränderung der Bedeutung von Objekten durch soziale
Interaktion. Neben Häuscrn14, Gräbern und Landschaftcn7! wurden vor
allem Archaika bzw. Erbstücke, Spolien und Exotika oder umgearbeitete
KERSTIN P. HOFMANN: IN GESCHICHTEN VERSTRICKT .. 103
Dinge untersucht. Die Frage nach Kornmodifizierung und Singularisierung spielte dabei jedoch weniger eine Rolle.
Coruelius Holtotf setzte sich in einem radikal-konstruktivistischen Ansatz dabei schon früh auch mit heutigen Wert- und Bedeutungszuschreibungen sowie der archäologischen Praxis und ihren Auswirkungen auf die von
uns verfassten Geschichten auseinander 16 • Ihm dienten neben Grabmonumenten z.B. eine marginale Keramikscherbe als Protagonist einer Erzählung.
Die Anthropologin Jan et Hoskins thematisierte mit dem Konzept der
biographischen Objekte die Verflechtungen von Personen und Dinggeschichten im Rahmen von Sclbst-Deflnitionen und persönlichen Erzählungen11. Objekte dienen hier als „Katalysatoren für biographische Berichte
und Rekonstruktionen von Biographien"lll, da sie Erinnerungen evozieren.
Der Archäologe Jody Joy kombinierte unter dem Stichwort „relationale Biographien" verschiedene Konzepte, u. a. auch den der chaine
operatoirc und des use-li/es, mit biographischen Ansätzen19 • Dies diente
ihm neben der Lösung des Problems fehlender Informationen auch dazu,
k。オNセャゥエ¦@
und Linearität zu relativieren. Ergänzend wird hier zudem auf
die Relevanz von Perfonnanz hingewiesen.
Hans-Peter Hahn und Hadas Weiss 80 waren bis vor kurzem eine der
ersten, die sich neben Matthias Jung 81 kritisch mit den Nebenwirkungen
bzw. Missverständnissen der sich immer mehr verselbstständigenden
Metapher der Objektbiographie auseinandergesetzt haben. Das Konzept
der travelling objects aufgreifend, plädieren sie dafür, anstelle von Biographie lieber von itineraries zu sprechen. Sie wollen unter diesem Begriff
die nicht linear verlaufende Mobilität, die Bedeutungsveränderungen und
Transformation von Objekten in Raum und Zeit beschreiben und dabei
sowohl Zeiten der Reise als auch des Sesshaft-Seins beleuchten.
Doch welche Darstellungsformen und Erklärungsansprüche haben
die verschiedenen Ansätze, Objekt- bzw. Dinggeschichten zu schreiben
(Abb. 4)? Die new archaeology hat stark argumentierende Dinggeschichten
vetfasst, die nur grob zeitlich fixiert werden, um Langzeitentwicklungen
nachzuvollziehen. Nomothetisch abstrahierend wurden vor allem wiederkehrende Zyklen und Prozesse thematisiert.
69 Schiffer 1972; siehe ferner Dannehl 2009.
70 Tringham 1994, 175. - Gosden/Marshall 1999, 169.
71 Schiffer 1972,
72 Kopytoff 1986.
73 Vgl. Fontijn 2013.
74 z.B. Tringham 1994, 175. - Tringham 1995. - Gerritsen 1999.
75 Fontijn 2002.
76 Holtorf 2000-2008. - 1-Ioltorf 2002.
77 Hoskins 1998; siehe auch Habermas 1996.
78 Hennig 2014, 234.
79 Joy 2009.
80 Hahn/\X!eiss 2013.
81 Jmig 2012.
104
KERSTIN P. HOFMANN: IN GESCHICHTEN VERSTRICKT ... 105
Albert Johann Schapp (1884-1965) studierte bei Wilhelm Dilthey, Georg
relational biographles
(Joy)
llle, tセーィッョュャ・@
(now ard1oeolagy)
use
Simmel und Edmund Busserl. Nach seiner Promotion im Jahre 1909
ltlrl•rorlen
ob)P-ol blography
(Kopytofr)
(Hohn & Hada,)
LDng lifo hl•tories
ihッセイヲj@
über die セpィ¦ョッュ・ャァゥ@
der Wahrnehmung'' arbeitete er aber als Jurist.
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg widmete er sich als Privatmann wieder
philosophischen Fragen und publizierte in den Jahren 1953 und 1959 die
hier relevanten Werke „In Geschichten verstrickt. Zum Sein von Mensch
und Ding" und
セpィゥャッウー・@
der
g・ウ」ィゥエョセ@
63 •
Im Titel beider Werke fällt der Plural von Geschichten ins Auge. Schapp
blog1<1phic.il objoct
interessierten nicht die 'Fragen der klassischen Geschichtsphilosophie
(Hoskins)
Argumenwtton
ÜbOr1<>lJ<lUOg
generallsiernnd
Besohreihung
individuallolerond
kau<lle zオウ。ュセョm・@
hef'tellend
11icht>eitlichfi>lert
v•rknllpfond
>oltllrh
ウエイオォャッセ@
linear
•eltllchfi><IM•bor
rnglel<hzoltl°"
4 Archäologische und ethnologische Ding- und Objektgeschichten
und ihre Darstellungsformen
Kopytoffwidmete sich zwar insbesondere dem individualisierten Objekt,
statt der Verfassung einer Objektbiographie geht es ihm aber darum, Prozesse der Kornmodifizierung und Singularisierung zu verstehen. Daher
würde ich seine bzw. eng nach seinem Konzept geschriebene Geschichten
zwar als faktualc Erzählungen einstufen, aber noch mit einer Idee der VeraHgemeinerung im Hinterkopf. Sowohl Holtorf als auch Hoskins schreiben
bzw. geben Erzählungen wieder, in denen konkrete Objekte in spezifischen
Mensch-Ding-Konstellationen Bedeutungen erhalten und Objektidentitäten
sich verändert haben. Bei ihren Geschichten handelt es sich um MenschObjekt-Erzählungen. Joy und seine relationalen Biographien sind aus etischcr Perspektive erfolgende, beschreibende Rckontextualisierungen. Dies
trifft m. E. noch mehr für die Itinerarien von Hahn und Hadas zu. Linearität,
Verallgemeinerung und Kausalitäten werden hier noch kritischer betrachtet
und es wiltl nicht mehr vom Akkumulieren von Geschichten gesprochen.
3.2. WILHELM SCHAPPS LEBENSGESCHICHTEN UND WOZUDINGE
Als Anregung für weitere mögliche Dinggeschichten, möchte ich im Folgenden Schapp und seine Geschichtcnphilosophie vorstellcn 81 , Wilhelm
82 Siehe auch Hofmann im Druck.
nach Herkunft und Zukunft unserer Zivilisation, sondern, was die Einheit unserer selbst in der Einheit unserer Lebenswelt ausmacht. Seine
Antwort: es sind die Eigen-, Fremd- und Wir-Geschichten, in die wir
alle - individuell wie kollektiv - „verstrickt"a.1 bzw. "mitverstrickt" sind,
und die in ihrer Pluralität erzählt werden müssen, um nicht auf uns und
unsere Freiheit zu verzichten 85 • Schapps Geschichtenphänomenologie
ist mit der Daseinsanalytik Martin Heideggers verwandt und in ihren
sprachanalytischen Teilen weist sie Nähe zu Ludwig Wittgenstein auf.
Auf Dramatisierungen existentieller Befindlichkeiten und zivilisationskritischc Zuspitzungen verzichtete Schapp jedochB6•
Schapp geht aus heutiger Sicht verwirrend unbefangen an Geschichten herana1. Ohne die Rolle des Erzählers zu problematisieren, beginnt er
so z.B. sein erstes geschichtcnphilosophisches Buch mit dem Satz ,,Wir
Menschen sind in1mcr in Geschichten verstrickt« 38 • Geschichten sind
bei ihm nichts Konstruiertes, d. h. nichts Zugeschriebcs oder Erdachtes,
sondern etwas in der Lebenswelt vorgefundenes, es sind auftauchende
83 Schapp 1953. - Schapp 1981. Für biographische Informationen siehe Lübbe
1993. - Haas zooz, 17-19.
84 1Cxtile Metapher, um Beziehungen zu beschreiben, die Lebewesen und
ihre Um- und Mitwelt verbindet, ohne immer zwischen aktiv und passiv Beteiligten unterscheiden zu müssen, wobei man sich diesen jedoch schwerlich
entliehen kann. Im Gegensatz zum umgangssprachlichen Gebrauch sind
diese mit Schapp aber nicht als negativ zu betrachten, denn die Freiheit wird
nicht als bedroht angesehen, da man auch wählen kann, welchen Geweben
man wie angehört, und welchen Bedeutungen man ihnen als Geschichten
beimisst.
85 Marquard 2004, 50.
86 Lübbe 1993.
87 Haas 2002, 23.
88 Schapp t953, t.
106
Zusammenhänge 89 • Als セh。ョ、ャオァウMwゥ・イヲィgュ」B@
sind sie
weder naturgesctzliche Abläufe noch ausschließlich geplante Handlungen,
sondern es sind die Kontingcnzen, die Zufälle, die Geschichten ausmachen. Jeder Mensch ist dabei sein Lebenslauf, ein Ensemble aus Geschichten. Wichtig ist, dass man nicht nur eine Geschichte hat, sondern mehrere.
Diese Pluralität bedarf es, um frei sein zu können. Geschichten müssen
gelebt bzw. erzählt werden, um sie fortzusetzen. Wer darauf verzichtet,
verzichtet auf seine Geschichte und damit sich selbst: namrre necessc est 91 •
Geschichten dienen ihm ferner zur Vermeidung des Substanz-AkzidenzSchemas92. So ist der Dackel Waldi, nicht der mit der kalten Schnauze
und dem rosa Halsband, sondern derjenige, welcher Tante Rosalinde
bei einem Picknick am Fluss gebissen hat, die dabei aus Schreck die
Teetasse fallen ließ, die daraufhin einen Sprung hatte9.1, Damit sind
zugleich die nach Schapp üblicherweise in Geschichten Vorkommenden
genannt: Menschen - hier Tante Rosalinde -, Tiere - der Dackel Waldi -,
Wozudinge - die bei ih1n immer wieder als Beispiel herangezogene Tasse und die Außenwelt- der Fluss. Nur die Gebilde der Außenweh, wie der
Fluss, kommen zwar in Geschichten vor, sind aber nicht selbst in ihnen
verstrickt, zumindest sofern sie nicht als Personen oder Lebewesen
imaginiert werden14 • Die Verbindung zwischen den Geschichten und
der Außenwelt stellen die Wozudinge her, „die von Menschen ァ・ウ」ィ。ヲセ@
fenen Dinge, wie Tische, Stühle, Tassen, Häuser, Paläste, die Werke der
Y
Menschen im aオァ・セ
GN@ Jedes Wozuding hat zumindest eine Geschichte,
da es von einem individuellen Menschen in einem Sinn,,;usammenhang
zu irgendeinem Zweck geplant wurde 90 • Durch den Sprung in unserer
89 Eichlcr 2010, 108-109.
90 Marquard zoo4, 50.
91 Marquard 2004, 45. 49-50.
92 Marquard 2004, 49-50. Mit dem von Aristoteles in die Philosophie
eingeführten Substanz-Akzidenz-Schema wird zwischen dem Essentiellen
und dem nicht wesentlichen, veränderbaren Anhängenden unterschieden.
Im folgenden Satr, wären der Dackel die Substanz, seine kalte Schnauze
und das rosa Halsband die Akzidenzien.
93 Die hier in einem Satz erzählte Kurzgeschichte stammt von mir, entstand aber in Anlehnung an Wilhelm Schapps Geschichten, angeregt durch
die Lektüre des eben zitierten Artikels zur Philosophie der Geschichten und
der Zukunft des Erzählens von Odo Marquard.
94 Raas 2002, 24.
95 Schapp 1953, 3.
96 Schapp 1953, 2-3.
KERSTIN P. HOFMANN: IN GESCHICHTEN VERSTRICKT
107
Tasse taucht bereits eine weitere Geschichte auf, nämlich dass sie einmal
nicht tassengemäß behandelt wurde und so nun einen Zweck möglicherweise nicht mehr erfüllen kannm. Auch ohne Erzählung lebt das oben
wiedergegebene Geschehen so fort, allerdings sehr unkonkret in seinen
Verstrickungen.
Wozudinge tauchen nach Schapp niemals nur punktuell gegenwärtig,
sondern stets „mit einer Vergangenheit, mit einer Geschichte, mit einem
A!ter"oo auf. Letzteres ist zudem eine der relationalen Bestimmtheiten von
Wozudingen. Andere sind z. ß. das Auswas und seine Größe 99 • Diese sind
nicht unabhängig existierend, sondern immer an das Wahrnehmungshandeln des Menschen geknüpft. Sie bieten weitere Möglichkeiten - auch
für die Archäologie -, Geschichten zu erzählen. Doch bevor ich hier kurz
ein paar mögliche Perspektiven aufzeigen will,, sei hier noch ein wichtiger
Aspekt hervorgehoben. Nach Schapp ist jedes Wt1zuding ein Individuum.
Das vermeintlich Allgc111eine, die Gattung findet man nirgends vor, es
セエ。オ」ィ・ョ@
nur Einzeldinge auf in einem festen Verbande" aus vielfältigen
Zusammcnhängen 10u. Auch die Suche nach eine1n ersten Wozuding verliert sich somit „irgendwo im Horizont"rn1.
Eine zentrale Bestimmtheit des Wozudinges ist das Alter. Hier nicht
als seine absolute oder relative Datierung verstanden, sondern als Eigenschaft, dass ein Wozuding mehr oder minder auffällig färbt. Ausdrücke
wie veraltet, neu, gebraucht, verwahrlost sind relationale Bestimmtheiten
von Wozudingen 102 , die an den Menschen und ihr Wahrnehmungshandeln
sowie an die sie umgebenden Dinge gebunden sind. Interessant wäre es
z.B. hier auf die Methode der Biographie von Sachgüter-Ausstattungen
von Edith Fel und Jan Hoferl08 zurückzugreifen, um festzustellen, wann
ein Gegenstand als veraltet bzw. abgenutzt und somit vielleicht nicht
mehr für ein Ding-Ensemble als geeignet gilt. In der Prähistorischen
Archäologie würden sich hierfür zwar nur Glücksfunde wie Pompeji oder
intentional deponierte Objekt-Sammlungen anbieten - und alternative
Interpretationen müssten stets im Hinterkopf behalten werden - dennoch
könnte die Frage z.B. bei einer vergleichenden Analyse von Weihegaben
97 Haas 2002, 25.
98 Schapp 1953, 17.
99 Schapp 1953, n-82.
100 Schapp 1953, 58-59.
101 Schapp 1953, 28.
102 Schapp 1953, 13.
103 l"el/Hofer 1974.
108
interessant sein. Ferner könnte man fi.ir Grabbeigaben fragen, ob die
Wozudinge, die von als biographische Objekte angesprochen werden, nicht
möglichst Gebrauchsspuren aufweisen sollten.
Ganz bewusst spricht Schapp bei einer anderen zentralen Bestimmt-
heit des Wozudinges vom Auswas und nicht von seinem Stoff oder seiner Substanz, denn letztere seien nicht etwas Selbstständiges, sondern
würden erst während der Herstellung eines Wozudinges auftauchen10•.
Das Auswas des Wozudings verweist so unter anderem auch auf Pläne,
Entschlüsse, Handlungen, Austauschbeziehungen, Vereinbarungen und
Konventionen, den technischen Kenntnisstand der Produzent/-innen
und ihre Lernprozesse. Das soziale und kulturelle Netzwerk der chafne
QP
opiratoire nach Pierre l・ュッョゥイ
セ@ könnte man demnach versuchen, in
Geschichten zu erfassen. Aber auch die Geschichte, warum man z.B. zu
bestimmten Zeiten noch Bronze anstatt Eisen für rituelle Objekte gewählt
hat, kann so am im Fundkontext auftauchenden Objekt geschrieben
werden106• Generell könnte man Auswas-Geschichten von Wozudingen
und ihre Wertsetzungen verfassen und statt der wenigen bisher mehr
oder minder linear geschriebenen sogenannten Kulturgeschichten von
Substanzcn 101, so noch stärker individuelle Verstrickungen und Besonderheiten herausarbeiten.
Eine weitere Wozudingbestimmtheit ist die Griiße 108 • Jedes Wozuding
hat seine bestimmte, ihm eigene Größe. Im Einzelfall könne diese von
der ihm norinalen Größe in einer gewissen Toleranz nach oben und
unten abweichen, darüber hinaus verliere oder ändere sie jedoch den
Charakter des Wozudings. Die Eigenschaft Groß oder Klein ist demnach
beim Wozuding kein diesem immanenter Wert, sondern ergibt sich erst
aus dem Zusammenhang, in den das Wozuding gestellt ist. In der Archäologie werden derartige Abweichungen von Wozudin;;en häufig unter den
Begriffen Prestigegut und Miniaturen behandelt109• Aufgrund des externen
Blicks auf fremde Kulturzusammenhänge erweist sich die Bestimmung
der ,richtigen' Größe von Wozudingen in der Archäologie allerdings recht
Schapp 1953, 20-21. 31.
Lcmonnicr 1992.
106 Siehe Fontijn 2002, 28.
107 Exemplarisch seien hier eine Kulturgeschichte des Kaffees und Zncker
genannt: Reise 2005. - Mint:>: 2007. Für ein Pliidoyer zur stärkeren Berücksichtigung von Stoffen, siehe Hahn/Soentgen 2011.
108 Schapp 1953, 34-35.
109 Siehe exemplarisch Guggisberg 2009. - Notroff 2011.
104
105
KERSTIN P. HOFMANN: IN GESCHICliTEN VERSTRICKT . 109
schwierig. So ist z.B. für Lanzetten, eine „Leitform" der Nordischen
Jüngeren Bronzezeit, trotz zahlreicher Analysen nicht eindeutig feststellbar, ob es sich um Miniaturen oder in ihrer Größe funktionale Artefakte
handelt; vielmehr scheinen hier Form und Größe als Bestimmtheiten für
eine zudem eher zu hinterfragende archäologische Fundkategorie nicht
ausreichend, um das vielfältige Verstricktsein der einzelnen Wozudinge
in Geschichten erfassen zu können 11!l.
Versucht man die mit Schapps Ansatz überwiegend flir die Archäologie erst noch zu schreibenden Wozuding-Geschichten einzuordnen,
dann handelt es sich nicht um Biographien, sondern um Geschichten, die
Zusammenhänge via Handlungen betonen. Der Zweck und der Gebrauch
der Wozudinge, die jedoch auch Bedeutungen und Wertzuschreibungen
beleuchten können, sind für ihn zentral. Voraussetzung für das Erzählen
von Wozuding-Geschichtcn ist das Mitverstricktsein und für die Prähistorische Archäologie letztlich die konkrete Materialisicrung von Geschichten im archäologischen (Be)Fund. Auch wenn Schapp selber vermutlich
formulieren würde, dass er nur auftauchende Geschichten wiedergibt,
handelt es sich bei diesen in der Darstellungsform dann doch eher um
Erzählungen und weniger um Beschreibungen.
Schapps Geschichtenphilosophie taugt sicherlich nicht als Geschichtstheorie, schon allein weil er nicht zwischen Geschehen und Erzählen
unterscheidet, eine Außenperspektive auf Fremdgeschichten ablehnt und
die geschichtswissen8chaftliche Forderungen nach Konsistenz, Widerspruchslosigkeit und Einklang mit den verfügbaren Quellen für ihn nicht
zentral sind111. Auch birgt der universale Anspruch seiner narrativen
Phänomenologie einige Fallstricke 112 • Für einige Vertreter/-innen der
material culture studies ist vermutlich jedoch vor allem die für Wozudinge
definierende Herstellung durch einen Menschen und der damit stets
mitgedachte Primärzweck ein Dorn im Auge, versuchen sie doch verstärkt
auf Materialität, Affordanz und Bedeutung von Dingen im allgemeinen,
unabhängig von der Herstellungsintention, abzuhebenm. Dennoch ist
Schapps Geschichtenphilosophie m. E. sehr anregend. So kann sie zur
Selbstreflexion dienen, wenn wir unsere eigenen pluralen Verstrickungen
und die unserer Forschungsobjekte im Heute beleuchten. Ferner werden
durch ihren Fokus auf Einzeldinge generalisierende Interpretationen
110
111
112
113
Hofmann 2004. - Hofmann/Schreiber 201L
Siehe Scholtz 2004.
Siehe u. a. Eichlcr 2010.
z.B. Ingold 2008. - Schreiber 2013. - Keßeler im Druck.
110
erschwert. Zudem können materialisierte Lebensgeschichten mit Dingen
geschrieben werden, die Menschen, aber auch Tiere thematisieren, ohne
sie in ihrer Handlungsfähigkeit mit \Vozudingen gleichzusetzen. Dabei
kommt die Geschichtenpbilosophie, im Gegensatz zu aktuellen MenschDing-Verflechtungsgeschichten11\ ohne evolutionistischen Impetus aus.
Vielmehr wird durch die Betonung des hohen Werts der Geschichtenpluralität zum narrativen Interpretieren auch jenseits der üblichen, sich oft
verselbstständigenden Interpretationsmuster aufgerufen.
4. VON H/STORY ZU /TSTORIES?
Bedeutet dies jedoch zugleich den zwangsläufigen Weg von Flistory zu
it-stories? Die Geschichte interessierte Schapp nicht und sähe er, wenn
sie als alleingültige Metanarrative erzählt würde, als frcihcitseinEchränkend an. Auch Objektbiographien zu schreiben, lag ihm fern. Es sind die
pluralen Lebensgeschichten und die Verstrickungl.11 von Wozudingen mit
Menschen und Tieren sowie ihre Nahtstellen-Fllllktion zur Außcnwclt115,
die ihn mit dem Ziel interessieren, den Menschen und seine Lebenswelt
besser zu verstehen. Ein emanzipatorischer Impetus, wie die hier gestellte
Frage suggeriert, ist ihm dabei jedoch fremd. Je nach Verstrickungsgrad
und Auftauchen dürfte es nach Schapp einfacher fallen, Mensch-Dingoder Ding-Mensch-Geschichten zu schreiben. Reine Dinggeschichten
gibt es bei ihm zu recht jedoch nicht.
Ob nun die von Kopytoff gewählte Metapher "Objektbiographie"
passend bzw. gar erkenntnisbringend war bzw. ist, hängt sehr davon
ab, welchen Zeitraum man betrachtet und ob man Kopytoff für die
Nebenwirkungen, die Ausweitung seines Konzeptes und die nahezu
beliebige Nutzung der Metapher verantwortlich machen will. Die Be7,eichnung „Objektbiographie" ist bei ihm jedenfalls kein „Nebelwerfer der
Hilflosigkeit" 116, sondern eine für seine Forschungsziele sehr eingängige
Bezeichnung. Festzuhalten ist ferner, dass unter Rekurs auf sein Konzept bzw. seine Metapher eine große Anzahl von z. '1'. sehr innovativen
Forschungen entstanden ist. Nach George Lakoff und Mark Johnson
und Andrew Goatly gibt es „metaphors wc live by" und „meaphors we
114 z.B. Chapman/Gaydarska 2009. - Hudder 2012.
115 Schapp 1953, 3.
116 Finke 2013, 47.
KERSTIN P. HOFMANN: IN GESCHICHTEN VERSTRICKT.
111
die by"111• Die Kulturwissenschaften wurden durch die ObjektbiographieMetapher zunächst sehr belebt, allerdings zeigte sich bei eingehender
Betrachtung, dass die Metapher doch z. T. recht problematisch ist und
nicht nur wünschenswerte Pfade erschließt (siehe Beitrag Hahn).
Für die Prähistorische Archäologie warm. E. sehr vorteilhaft, dass man
stärker über die Veränderungen von Objckt-Bedeutllllgen und -Identitäten
reflektierte und nun z.B. gezielter nach Konsum und Aneignung von
Objekten fragen konnte, aber auch Rezeptionen und heutige archäologische Praxis in den Blick gerieten. Schwierig wird es jedoch, wenn wir
verzweifelt ganze Biographien von der Geburt bis zum Tode schreiben
wollen. Hier sind unsere Informationsquellen äußerst schlecht und wir
müssen immer wieder auf Allgemeinplätze zurückgreifen, die eigentlich
nicht zentraler Teil von Erzählungen sein sollten. Zudem werden wir als
Erzählende im Sinne des "story bias" 118 immer wieder der Versuchung
ausgesetzt, Kausalbezüge herzustellen, die so nicht überliefert und aufgrund der Nutzung von dominanten Erzählmustern und plausibel erscheinenden Erklärungsansät?.en eben nicht zur Historisierung, sondern
allenfalls z1u Simplifizierung beitragen. Insbesondere die bei der Analyse
von Dingen so wichtigen Brüche werden von Ding-Geschichten meist
- wenn sie nicht als Beginn oder Ende konzeptualisiert sind - letztlich
aufgrund der notwendigen Kontinuität der Handlungsträger/-innen relativiert. Die Bezeichnung "Objektbiographie" droht derzeit daher immer
wieder von einer „we live by" zu einer „we die by''-Metapher zu werden.
Ähnlich wie das Bild der ,Gräber - Spiegel bzw. Zerrspiegel des Lebens' 119
ist vermutlich auch diese fii.r die Archäologie nur einer unter vielen
,Lebensabschnittsgefährten'. Jenseits eines programmatischen catch-allBegriffes geht es m. E. inzwischen darum, differenziert zu schauen, welche
Text- und Erzählfonncn auf welcher Grundlage und Zielsetzung eigentlich
angestrebt und umgesetzt wtuden bzw. werden.
Kommen wir noch einmal zur Frage ,;von I-listory zu itstories?"
zurück. Ein gewisser Trend von der großen Menschheitserzählung mit
überwiegend weißen Protagonisten zur Pluralität von Geschichten u. a.
mit Objekten als Hauptftguren ist nicht von der Hand zu weisen, obwohl
immer noch oder in der Archäologie gerade wieder neue J\iletanarrative
geschrieben werden. Die stärkere Berücksichtigung von Dingen und Objekten, auch als ,Wandler zwischen bzw. von Dichotomien", ist aus Sicht
117 Lakoff/Johnson 1980. - Goatly 1996. - Goatly 1997.
118 Dobelli 2011, 53-56.
119 Hofmann 2013, 286.
112
einer überwiegend mit diesen arbeitenden Prähistorikerin erfreulich.
Wichtig ist mir dabei jedoch - wie übrigens in allen den hier vorgestellten
Ansätzen auch zu erkennen - den Menschen als Handlungstragenden
nicht zu verlieren. Da Menschen, Dinge und ihre Identitäten im Leben
miteinander verstrickt sind, sollten sie auch in den geschichtswissenschaftlichen Erzählungen gemeinsam thematisiert werden.
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