by Michael Pilack
Germany
Ein
Kronoheros Report
in chronologischer Reihenfolge, Wissenschaft und Hobby
Cichlasoma umbriferum, wichtige Stationen in der Wissenschaft
1913
Meek und Hildebrand sammeln im Darien von Panama 1911, in der Gegend um Yape, Arusa und Boca
de Cupe, mehre Exemplare unbekannter Buntbarsche. Hier fließen mehrere Flüsse zusammen in den
Rio Tuira und dieses Gebiet bildet so das Einzugsgebiet des Rio Tuira (bei Meek und Hildebrand Tuyra
geschrieben). 1913 beschreiben die beiden diesen Fisch als Cichlasoma umbriferum. Typuslokalität
ist der Rio Cupe, Cituro, Panama, der Holotyp misst 195 Millimeter.
Bei der Beschreibung der neuen
Cichliden werden KEINE blauen Flecke auf den Operculum erwähnt.
1922
Bereits ab 1922 wird ein Vorkommen dieser Art in dem Rio Magdalena-Gebiet gemeldet. Eigenmann
sammelt um die gleiche Zeit wie Meek und Hildebrand. Aber seine Sammlung bezieht sich auf
Kolumbien. Er sammelt Tiere aus dem Rio Atrato-Gebiet und auch Tiere aus dem Rio MagdalenaGebiet. Bei den Tieren aus den Magdalena Basin handelt es sich ausnahmslos um kleine Jungtiere.
Das größte Tier misst gerade 11 cm, die meiste sind wesentlich kleiner. In dieser Größe zeigen die
Magdalena-Tiere noch nicht, oder noch nicht so ausgeprägt, die blauen Flecke auf den Kiemendeckel.
Sie sind in dieser Größe faktisch mit den Tieren aus dem Atrato und den Tieren aus Panama
identisch. So wird das Vorkommensgbiet von Cichlasoma umbriferum nun mit den Darien Panama,
Atrato Kolumbien und Magdalena Kolumbien angegeben. Zwar sammelte Eigenmann zur gleichen
Zeit wie Meek und Hildebrand. Aber er veröffentlichte seine Arbeit erst 1922, so dass er die im Atrato
und im Magdalena gesammelten Tiere mit denen von Meek und Hildebrand verglichen haben muss
und diese so als Cichlasoma umbriferum auflisten kann.
1930
Cichlaurus umbrifer,1930 erfolgt die Einteilung von Evermann und Clark in die Gattung Cichlarus.
Warum Cichlaurus? Swainson stellt bereits 1831 die Gattung Cichlasoma auf. Allerdings listet er ein
paar Seiten vor der eigentlichen Beschreibung nicht Cichlasoma auf, sondern Cichlaurus. Ein
Versehen? Ich weiß es nicht. Jedenfalls wird bei der eigentlichen Beschreibung Cichlasoma
verwendet bzw. aufgestellt.
1966/1976
Robert Rush Miller listet umbriferum in seiner Arbeit „Geographical Distribution of Central American
Freshwater Fishes“ 1966/1976 als Cichlasoma umbriferum. Als Vorkommensgebiet gibt Miller die
Pazifikseite Ost-Panama (Rio Tuira) und die Atlantikseite von Kolumbien mit dem Rio Atrato und dem
Rio Magdalena an.
1971
George Dahl listet in seinem Werk über die Fische Nordkolumbiens unseren Cichlasoma umbriferum
als Petenia umbrifera. Er gibt als Vorkommen den Rio Magdalena sowie den mittleren und oberen
Bereich des Rio Sinú an. Als Abbildung dient eine kleine schwarz/weiß Zeichnung eines jungen
Exemplars.
1976
Der amerikanische Ichthyologe Robert Rush Miller ändert seine Meinung von 1966 trotz Dahl nicht
und bleibt auch 1976 weiter bei Cichlasoma umbriferum.
1983
Caquetaia umbrifera. Es ist Kullander welcher 1983 die „Sammelgattung Cichlasoma“ revidiert. In
diesem Zuge stellt er Cichlasoma umbriferum in die Gattung Caquetaia, stellt es aber dabei selbst
bereits in Frage. Eine eigene Gattung ist ihm wohl nicht in den Sinn gekommen. Als
Vorkommensgebiet bezieht sich Kullander auf Miller 1976.
2000
Ich weiß nicht, ob man den Bericht von Dr. Warren E. Burgess aus dem Jahr 2000 als eine
wissenschaftliche Arbeit deuten kann. Jedenfalls greift er die Namen mittelamerikanischer
Buntbarsche auf und teilt sie wissenschaftlich und mit einigen neuen Bezeichnungen ein. Burgess
zeigt auf, dass Caquetaia als ein Synonym zu Petenia zu betrachten sei und somit folgende Arten als
Petenia zu führen sind. Petenia myrsei, P. kraussi, P. spectabilis und Petenia umbrifera inklusive
Petenia spec. Chocó.
2006
Heros umbriferus. Im Verlauf dieser wissenschaftlichen Arbeit über Cichliden aus Süd-, und
Mittelamerika kommt es nun auch bei Cichlasoma umbriferum zu Veränderungen. Durch DNAanalytische Untersuchungen werden die Tiere aus Panama und die Tiere aus dem Atrato verglichen,
mit dem Ergebnis, dass es sich hierbei NICHT um die gleiche Art handelt. Die Tiere aus Panama
werden als ´Heros´umbriferus aufgelistet, die Tiere aus dem Atrato, Kolumbien, als ´Heros´sp. cf.
umbriferus. Ob mal ein Vergleich mit Tieren aus dem Rio Magdalena gemacht wurde ist mir nicht
bekannt. Ich kann nicht sagen ob und wie lange dieses Ergebnis Bestand haben wird. Mich hat es
überrascht. Zwei relativ gleich aussehende Varianten sind genetisch als unterschiedliche Arten zu
betrachten. Und der optisch doch stark abweichende umbriferum aus dem Magdalena findet keine
Beachtung. Říčan und Co teilen alle heroine Arten welche nicht eindeutig in eine Gattung zugeordnet
werden können als ´Heros´, bezugnehmendauf den Stamm Heroini, ein.
2016
In einer großartigen Arbeit von 2016 stellen Říčan und Kollegen reichlich neue Gattungen auf. So
findet nun auch Cichlasoma umbriferum endlich seine eigene Gattung. Kronoheros umbriferus, so die
aktuell gültige Gattung. Als Vorkommensgebiet werden wieder Tuira, Panama, Atrato Kolumbien und
Rio Magdalena Kolumbien genannt. Aber Říčan und Piálek merken an, dass es auf Grund von DNAUntersuchungen mit Tieren aus Panama und Kolumbien zwei verschiedene Arten existieren. Sie
haben aber keine weitere Art beschrieben, so dass Kronoheros umbriferus Monotypisch ist und
bleibt. Die Tiere aus dem Rio Magdalena (blaue Kiemendeckelflecke) finden hier keine Beachtung.
Natürlich taucht Cichlasoma umbriferum in weiteren Arbeiten der Wissenschaft auf. Dann jedoch
jeweils mit den damals geführten Namen, so dass es hier keiner weiteren Auflistung bedarf. Für eine
Vollständigkeit und Richtigkeit meiner Angaben kann ich keine Gewähr geben.
Cichlasoma umbriferum, Abbildung aus Meek & Hildebrand 1916
Seth Eugene Meek in Panama im Rio
TuiraEinzug, Abbildung aus Meek & Hildebrand
1916
Textabbildung aus Eigenmann, 1922. Hier sind die ersten Sammelorte im Rio MagdalenaGebiet verzeichnet.
Ausschnitte aus verschiedenen Arbeiten von Říčan und Kollegen welche die molekulargenetische Unterscheidung von Tieren aus Panama und Tieren aus dem Rio Atrato bestätigen.
Der Verlauf von Kronoheros umbriferus mit samt seinen „Varianten“ im Hobby
1975 erreicht ein kolumbianischer Export die USA. Unter einer ganzen Reihe „Geophagus“
steindachneri befinden sich einige unbekannte Cichliden. Ein zu dieser Zeit begeisterter Aquarianer bemerkt den Beifang und nimmt sich ihrer Pflege an. Tom DePiro, damals aus New York, ist bekannt für
die Pflege von besonders großen und schönen Cichlasoma-Verwandten. So gewinnt er zum
Beispiel einige Preise mit großen Parachromis dovii als Best in Show bei mehreren Veranstaltungen.
Zur gleichen Zeit bekommt Jim Langhammer von den unbekannten Buntbarschen Kenntnis und
beschließt auch davon welche aufzunehmen. Jim Langhammer ist zu dieser Zeit Kurator im Belle Isle
Aquarium, in Detroit, Michigan. Beide schreiben ihre Erfahrungen auf und veröffentlichen diese.
Bisher aber hat noch niemand diese Art identifizieren können. Langammer und auch DePiro setzten
sich unabhängig von einander mit Paul Loiselle in Verbindung. Während Paul Loiselle zu DePiros
Anfrage keine zufriedenstellende Antwort geben kann, kommt er bei der Anfrage von Langhammer auf
Grund seiner Unterlagen zu den Entschluß, dass es Cichlasoma umbriferum sein muss. Um das zu bestätigen hat Langhammer das Zoologische Museum der Universität Michigan aufgesucht. Dr.
Reeve Bailey holte die dort hinterlegten Exemplare von Cichlasoma umbriferum heraus. Bailey hat
Tiere aus Panama in der Ichthyologischen Sammlung und bestätigt das es sich um Cichlasoma
umbriferum handelt. Langhammer gibt seinen Tieren den Beiname Blue Freckled Cichlid, also
blausommersprossiger Buntbarsch.
DePiro nennt sie einfach „Cichlasoma unbekannt“, denn er bekommt weder von Loiselle noch von
Robert Rush Miller eine zufriedenstellende Antwort. R.R. Miller arbeitete zeitgleich mit Bailey in
UMMZ. Warum er die Fische nicht identifizieren konnte, kann ich nicht sagen Von nun an werden die
Tiere aus dem Rio Magdalena mit Cichlasoma umbriferum bezeichnet. Mit diesen Tieren, deren
Nachzuchten und vermutlich weiteren Importen, ist der Beginn in der Aquaristik zu datieren. 1975.
Etwas später bekommen auch Züchter wie Jeff Rapps diese Tiere zu greifen und ziehen diese in
teichähnlichen Anlagen nach.
1981. In Europa wird die Ersteinfuhr mit 1981 datiert. Hier sind diese von Rainer Stawikowski zum
ersten Mal in Belgien auf einer Ausstellung entdeckt worden. Von Belgien und Holland ist es nur noch
ein Katzensprung nach Deutschland. Bisher stets die Tiere aus dem Rio MagdalenaSystem. Also die Tiere mit den blauen Sommersprossen.
1982. Rainer Stawikowski verfasst einen Bericht welcher in der DATZ Ausgabe 7 von 1982 erscheint.
Hier listet er aquaristisch neue Buntbarsche auf. Als Cichlasoma spec. bezeichnet er einen Cichliden,
bei welchen es sich u.U. um Cichlasoma umbriferum (Meek & Hildebrand,1913) handeln könnte. Die
dazu abgebildeten Fotos zeigen Rio Magdalena-Tiere mit den blauen Flecken auf den Kiemendeckel.
1983. Uwe Werner führt in der DCG in der Rubrik Cichliden von A.Z, Cichlasoma umbriferum auf.
Auch hier handelt es sich um Tiere aus den Rio Magdalena-System.
1983. In diesem Jahr entdecken Bleher und Mayland einen „großen grünen Buntbarsch“. Dieser wird
in den Verwandtschaftskreis den Cichlasoma umbriferum eingefügt. Bleher und Mayland bezeichnen
diese Tiere selbst als blutrotbrüstige Teufel die viel Kraft haben und sehr groß werden. Bedeckt von
weißen Flecken auf sonst armeegrünen Untergrund. Laut Heiko Bleher hat sowohl Mayland als auch
Axel Mewes diese Tiere im Aquarium gepflegt. Während Mayland wohl ehr etwas Pech mit diesen
Tieren gehabt haben soll, hat Mewes diese sogar nachgezüchten können (pers. Mitteilung Heiko
Bleher). In dem Bericht von Mayland 1984 ist von einem 10 cm „Großen Grünen“ zu lesen. Das
Einzeltier ist aber seinen Verletzungen erlegen welche brutpflegende „C.“ calobrensis ihn zugefügt
haben. Von Axel Mewes sind mir keine Berichte bekannt. The Big Green Giant oder „Großer Grüner“!
1984. Rainer Stawikowski veröffentlicht in der DATZ 10/84 einen Erfahrungsbericht mit dem Titel
`Cichlasoma umbriferum Meek und Hildebrand, 1913´. Hier berichtet Rainer Stawikowski u.A. auch
von der Ersteinfuhr von 1981.
Tom DePiro meldet seinen
„Unbekanten“ als Cichlasoma
elongatus bei einer ACA Convention in
New Jersey an.
Die Juri wählt das Tier zu „Best in
Show“. Aber eine Ehrung bleibt aus.
Die Regeln lassen keinen unbekannten
Fisch zur Ausstellung zu.
Hier sind die ersten im Hobby gehaltenen Kronoheros, Fotos Tom DePiro
und Andrew DePiro
1992 reist Uwe Werner in Begleitung H.-G. Breidohr, I. Kranz und W. Zucker nach Kolumbien und
fangen im Chocó, in einem Atrato-Zufluß, einen Cichliden und bezeichnen diesen als Cichlasoma
spec. Chocó. Verwandtschaftlich scheint er bei Cichlasoma umbriferum zu liegen. Auf den Bildern von
Uwe Werner lässt sich eine rote Zeichnung auf Kopf und Kehle erkennen. In der Natur und im
Aquarium zeigen diese Tiere häufig eine bis ins Schwarz gehende Färbung. Einheimische nennen
diese Tiere Mojarra anzuelera, der Blaue, oder Mojarra negra, der Schwarze. So bekommt dieser
Cichlide den Beinamen „Schwarzer Umbriferum“. Während also reisende Aquarianer Tiere aus den
Atrato und aus Panama fangen und mitbringen, werden Tiere aus dem Rio Magdalena schon lange in
unseren Aquarien gepflegt. Da diese Tiere die Bezeichnung Cichlasoma umbriferum bekommen
haben, werden die nun mitgebrachten Tiere als die Grünen aus Panama, die Schwarzen aus
Kolumbien Rio Atrato, bezeichnet. Aber allen drei Varianten wird eine Verwandtschaft zugesprochen.
1993. Auch französische Cichliden-Liebhaber haben in den 1990er Jahren die Variante aus dem Rio
Atrato pflegen können. Joan Cloud Nourissat hat dies aus Kolumbien mitbringen können und nach
Aussage von Robert Allgayer 1993 auch nachzüchten können. Aber auch hier haben sich die Tiere
nicht lange im Hobby halten können.
1998 schreibt Wayne Leibel einen Artikl für das TFM. Leider liegt mir dieser Bericht nicht vor. Da
Leibel diese aber als ´the blue freckeld Umbie´bezeichnet, ist klar, dass er Tiere aus dem MagdalenaSystem beschreibt. Leibel, Wayne. 1998. "Wayne's New World — New World leviathan: the bluefreckled "Umbie". Tropical Fish Hobbyist Magazine. v. 46(n. 10), pp. 116-120
2000 Jeff Rapps schreibt einen Erfahrungsbericht und veröffentlicht diesen auf der Internetplattform
Cichlid Room Companion. „Husbrandy of Caquetaia umbrifera“, the unsung King of New World
Cichlids, so der Titel. Der unbesungene König der Neue Welt Cichliden. Während die „Blue Freckled“
eigentlich immer mal wiederauftauchen, verschwinden die „Schwarzen Umbriferum“ aus unseren
Aquarien. In amerikanischen und auch französischen Aquarien tauchen einige Bilder auf welche mit
„Panama Green“, o. Ä., bezeichnet werden. Diese sehen für mich jedoch aus wie Tiere aus dem
Tuyra-System.
2004. Rusty Wessel führt Tiere aus dem Einzugsgebiet des Rio Tuira 2004 in Amerika ein. Fangort Rio
Nicanor, Panama
2007. Uwe Werner schreibt einen recht ausführlichen Bericht über Kronoheros und seinen
Verwandten. Er geht detailliert auf die verschiedenen Varianten ein und äußert bereits, dass es sich
in dem Verwandtschaftskreis um mehrere Arten handeln muss.
2008 ist es Christian Hofer und Co welche Tiere auch aus dem Rio Nicanor in Panama fangen und
nach Deutschland bringen kann. Der Rio Nicanor gehört zu dem Rio Tuira-Einzug. Die PanamaNicanorTiere verschwinden wieder aus unseren Aquarien.
2010. In Amerika taucht ein Kronoheros auf der unserem spec. Choco recht ähnlich ist, der Namen,
„Black Gourillus“ oder „Red Freckled umbee“, umbee als Bezeichnung zu Umbriferus. Wie sich
rausgestellt hat, stammen diese Tiere zwar auch aus Kolumbien, aber ihr Fangort ist im Bundesstaat
Antioquia und zwar in den unterhalb des Peñol-Stausees (Guatape) befindlichen Aufstauungen. Diese
befinden sich im Entwässerungsgebiet des Rio Magdalena. Im Stausee selber ist der „Blue-Freckled“
Umbee zu finden, welcher identisch mit der Magdalena-Variante ist. Die „Black-Gourillus / Red
Freckled“ findet man in den weiter westlich davon befindlichen Stauseen (Embalse) und sind mit
ihrer Erscheinung dem spec. Chocó tatsächlich recht ähnlich. Typisch ist die dunkle Erscheinung, eine
rote Zeichnung auf der Stirn und an der Kehle sowie das Fehlen der blauen Glanztüpfel, welche für
den Kronoheros aus dem Rio Magdalena typisch sind.
Der Kronoheros aus dem Rio Magdalena wird bei uns als Kronoheros umbriferus bezeichnet. Es ist
die Art welche uns als umbriferus dargestellt wird. Von ihr gehen dann die
Unterscheidungsmerkmale für weitere Varianten aus. Der Unterschied von Kronoheros spec. Chocó
(Schwarze Umbriferum) /Kronoheros „Black Gourillus“ (San Rafael) zu den Kronoheros aus dem Rio
Magdalena sind offensichtlich. Die Unterscheidung zwischen spec. Chocó und den Tieren aus dem
Gebiet San Rafael hingegen sind nicht sehr deutlich ausgeprägt. Vielleicht kann man sagen, dass die
Tiere aus San Rafael im Ganzen Hochrückig sind und dadurch bulliger wirken sowie ihre Rotzeichnung
gegenüber den Atrato-Tieren flächiger erscheint.
Der Fänger, Chris Craig, bezeichnet seine Tiere selbst als „Black Gorillus“. Das „Gorillus“, so die
persönliche Mittelung, ist eine Mischung aus Gorilla und umbriferus, Bezug nehmend auf die
kompakte Form und deutliche Stirn welche an einen Gorilla erinnert. Die Tiere sind eine kleine
Sensation und werden von Chris ganz gut vermarktet. Einigen arrangierten deutschen Aquarianer
gelingt es diese Tiere nach Deutschland zu holen. Aber Aquaristisch bleiben sie ehr im Schatten. Die
„Entdeckung“ des „Blue Gorillus“ 2011 auch wieder von Chris Craig, ist ein weiterer wichtiger Punkt
im Verlauf des Cichlasoma umbriferum, macht die Sache aber nicht einfacher. Im Gegenteil. Es wirft
weitere Fragen auf. Der Fundort des „Blue Gorillus“ ist bis zum Verfassen dieser Zeilen nur Chris Craig
bekannt. Persönliche Mitteilung von Chris Craig, sie stammen nicht aus Antioquia. Ein weiteres
Vorkommensgebiet? In wieweit sich die Black Gorillus von den Blue Gorillus tatsächlich
unterscheiden ist recht gering. Der blaue Glanz auf Kiemendeckel und Körper geben dieser Variante
ihren Namen.
Wayne Laibel schreibt 2010 in einem Internetforum, dass es sich bei den „Großen Grünen“ durchaus
um eine eigenständige Art handeln kann.
Erst 2019 machen sich deutsche Aquarianer erneut auf nach Kolumbien. Ziel dieser Reisen unter
anderem das Wiederauffinden der Tiere aus dem Atrato-Einzug, und den Nachweis zu erbringen,
dass in den doch sehr hoch gelegenen Stausee Lake Guatape tatsächlich Cichliden existieren können
und dies auch tun. Werner und Mitreisende sowie Buchhauser und Mitreisende gelingt die
Wiedereinfuhr des Cichlasoma spec. Chocó. Buchhauser und Mitreisende erbringen den Beweis für
die Existenz von Cichliden in Lake Guatape. Beide Gruppen reisen 2019 unabhängig voneinander
nach Kolumbien.
Tiere aus den Rio Sambú,Fotos Heiko Bleher und H.J. Mayland
Von Rusty Wessel im Rio Nicanor, Panama, für das Hobby eingeführte Kronoheros
umbriferus. Bei diesen
Tieren aus den Rio Tuira-Einzug, handelt es sich um die eigentlichen Kronoheros
umbriferus im Sinne von Meek
und Hildebrand, die diese Tiere wissenschaftlich beschrieben haben, Foto Rusty Wessel
Die "Black Gorillus" sind von Chris Craig 2010 in das Hobby eingeführt, hier ein Weibchen
2019 von deutschen Aquarianern zum zweiten Mal in das Hobby eingeführt,
Kronoheros spec. Chocó aus den Rio Atrato-Einzug.
Erfahrungen zur Haltung und Pflege von Kronoheros umbriferus im Hobby
DePiro zieht sieben Tiere heran und macht mit ihnen nun auch Erfahrungen über Verhalten
und die Fortpflanzung der unbekannten Tiere. So schreibt DePiro auch über die hohe
innerartige Aggression der Tiere während des Heranwachsens und dass sich die Weibchen
während der Brutpflege Gold/Gelb färben und schwarze Augen und Flossen bekommen.
Bemerkenswert finde ich, wie DePiro sein Einzeltier mit nun 51 cm, unter einen falschen
Namen bei einer Ausstellung angemeldet hat, aber wohl auf Grund der Tatsache das es
sich um eine unbekannte Art handele, nicht die Ehrung erhalten hat die das Tiere verdient
hätte.
Jim Langhammer bekommt zur gleichen Zeit Wildfänge und merkt an, dass er in den
folgenden Jahren sowohl fasziniert als auch erstaunt über das Verhalten dieser Fische ist.
Er nennt die Tiere wegen den auffälligen blauen Flecken auf den Kiemendeckeln BlauSommersprossiger Cichlide (Blue Freckled Cichlid). Langhammer geht in seinem Bericht etwas
auf das Verhalten ein und gibt an, dass diese entgegen anderer Meinungen, recht wehrhafte
Fische sind. Die Situationen aus denen andere Pfleger schließen, dass es Fische sind die
sich leicht unterdrücken lassen, seien Situationen wo sich jeder neue Cichlide so verhalten
würde. Wie zum Beispiel bei Neueinsatz in kleine Aquarien, zu größeren Beifischen oder in
bereits funktionierende Revierbesetzung. Langhammer würde seine Tiere jetzt nicht als
Boxchampion bezeichnen, aber wenn es zum Kampf kommt immer auf diese setzen. Auch
Langhammer gelingt die Nachzucht und bemerkt natürlich die schöne Brutfärbung des
Weibchens. Er wirft sogar den Vergleich mit Apistogramma-Weibchen während der Brutpflege
auf.
Rainer Stawikowski gibt 1983 seine Erfahrungen mit dieser Art in einem Bericht weiter. Bei
Stawikowski sind es durchsetzungsstarke Tiere, die mit zunehmender Größe auch immer
mehr Platz benötigen. Sie sind recht aggressiv unter einander aber später auch zu anderen
Cichliden. Auch deutet er an, dass eine dauerhafte Haltung wohl nur in einem Artenbecken
mit dann nur 2 Tieren möglich sein wird, diese dann also ein großes Becken „blockieren“.
Aber nur mit tatsächlich großen Tieren lässt sich die wahre Schönheit erkennen und am
besten beobachten. Leider wird dieser Fisch auf Grund seiner Endgröße und seinem
Verhalten keine große Verbreitung in unseren Aquarien finden, so Rainer Stawikowski.
Vermutlich nicht wirklich im Hobby gelandet sind die Tiere aus dem Rio Sambú, Panama.
Heiko Bleher und Hans Joachim Mayland bereisen 1983 Panama und entdecken im Rio
Sambú einen riesigen Buntbarsch. Die Reiseberichte von Mayland und Bleher lesen sich wie
ein fantastisches Abenteuer. Das wird es auch gewesen sein. Bilder dieser Reise von Bleher
und Mayland zeigen diese tollen Tiere. Man sieht je ein großes Tier mit grüner Grundfarbe.
Deutlich ist eine rote Kehle zu erkennen. Auf Stirn- und Kehle sieht man eine rote Zeichnung.
Der Längsstreifen ist unterbrochen. Auch sind keine Glanzflecke auf den Kiemendeckel
auszumachen. Gerne hätte ich mal ein sicheres Männchen gesehen, welche ja i.d.R. etwas
lang gestreckter sind als die Weibchen und eine steilere Stirn aufweisen. Die Rotzeichnung
erinnert an Tiere aus dem Rio Atrato.
Uwe Werner und Rainer Stawikowski veröffentlichen und berichten über „Cichlasoma“
umbriferum in dem Buch „Buntbarsche der Neuen Welt -Südamerika-“. Ihre Angaben über
Verhalten und Fortpflanzung beziehen sich aber auf die Tiere aus dem Magdalena. Bereits
ab 7 cm werden diese untereinander sehr streitsüchtig und bissig, so die Autoren. Mehr
gibt es über das Verhalten nicht zu lesen. Auf die Fortpflanzung hingegen wird etwas
detaillierter eingegangen und die auffällige Brutpflegefärbung der Weibchen wird erwähnt.
Abgebildet wird, neben der Magdalena-Variante auch ein Tier aus Panama. Ein Tier welches
Mayland 1984 als Großer Grüner vorgestellt hat. Werner und Stawikowski bezeichnen diese
als nahen Verwandte von Cichlasoma umbriferum.
In dem nächsten gemeinsamen Buch „Buntbarsche Süd- und Mittelamerika“ (1998) wird
unter Cichlasoma umbriferum von einer weiteren Variante aus den Chocó berichtet.
Ausführliche Berichterstattung von den Magdalena-Tieren und den Varianten aus dem Chocó
über Verhalten und Brutpflege. Auf eine Vergesellschaftung bzw. ein aggressives Verhalten
wird hier nicht explizit eingegangen.
Jeff Rapps beschreibt die blauen Glanzflecke auf den Kiemendeckel als charakteristisch für
die Umbies. Mit diesem Merkmal ist aber erst ab einer Größe von über 5 cm zu rechnen.
Rechnen muss man mit einer Endgröße von gut 60 cm für ausgewachsene Männchen und
mit über 35 cm bei den Weibchen. Ihm wurde aber auch von größeren Tieren Berichtet. Zur
Vergesellschaftung gibt Jeff an, dass die Umbies anfänglich als recht zurückhaltend zu
bezeichnen sind, aber mit zunehmender Größe immer mutiger werden.
Berichte von
Todesfällen bei den Gegnern vom Umbie hält Jeff durchaus für möglich, aber bei einer
guten Gesellschaft mit anderen großen Cichliden wurden ihm von anderem Mitbewohner
auch Umbies getötet. Jeff Rapps gibt eine ausführliche Schilderung der Fortpflanzung wieder.
Hier schildert er die für Amerika typische Methode mit den Trennwänden. In diese kommen
Öffnungen in welche nur die Weibchen durch passen und diese sich so vor den größeren
Männchen stets in Sicherheit bringen können.
Mit dem Erfahrungsbericht aus dem Jahre 2007 von Uwe Werner im Aquaristik Fachmagazin
erscheint wohl auch bis dato der letzte Erfahrungsbericht über Kronoheros und seine
Verwandten im Hobby. Er spricht gleich am Anfang von einem wichtigen Merkmal, welches
Meek und Hildebrandt bei der Erstbeschreibung nicht erwähnen. Die blauen Flecke auf den
Kiemendeckel. Uwe geht auch auf die Gattungsbezeichnung ein und kommt zu dem völlig
richtigen Entschluss, dass diese Fische eine eigene Gattung verdienen, was sich ja später
auch ergeben hat. Bezüglich des Verhaltes deutet Uwe Werner lediglich an, dass es sich
hier nicht um Pfleglinge für Jedermann handelt. Er gibt als Grund Alter, Größe und
Platzanspruch an. Speziell über das Verhalten in Gemeinschaft wird nicht eingegangen. Über
ein „aggressives Verhalten“ berichtet Uwe nicht. Dies macht er aber Grundsätzlich nicht. Für
ihn wird bei Fischen kein spezielles aggressives Verhalten zu zusprechen sein. Ähnlich meiner
eigenen Ansicht, wird ein Cichlide unverträglicher je mehr Aspekte bei einer
Vergesellschaftung auftreten welche für den Cichliden nicht seinem benötigten Anspruch
entsprechen.
Einem Irrtum auferlegen, weil Mayland in Panama Tiere gefangen haben soll und zudem ein
Tier mit blauen Glanzflecken abbildet, geht Uwe Werner davon aus, dass es sich mit dem
Blau gefleckten Tieren um „Cichlasoma“ umbriferum handelt wird.
Aber auf diesen
(möglichen) Irrtum möchte ich mit diesen Berichten aufmerksam machen.
Verschiede Varianten
Wie bereits oben angedeutet sehe ich in der Gattung Kronoheros drei, wenn nicht gar vier Arten. Der
Kronoheros umbriferus ist 1913 von Meek und Hildebrand aus den Rio Tuira Einzug gefangen und
beschrieben worden. Hier gibt es auch eine Aufnahme von einem Tier. Leider s/w und konserviert.
Ich möchte hier nicht die wissenschaftlichen Aspekte erläutern. Mir geht es um den optischen
Unterschied und die Vorkommensgebiete. Das sind Merkmale mit denen ich etwas angefangen kann.
1. Kronoheros umbriferus Meek und Hildebrand 1913
Die Tiere von Wessel (2004) und Hofer (2008) aus den Rio Nicanor sind für mich die Tiere aus
der Originalbeschreibung.
Merkmale: Grundfärbung ein gelbliches Grün. Wirken nicht so langgezogen, aber sind nicht
so hochrückig, die silbernen Glanzflecke auf Schuppen sind groß aber nehmen vielleicht 1/3
der Schuppe ein., keine Glanzflecke auf den Kiemendeckel, ehr ein flächiger Gelb/Grüner
Glanz, Rote Flecke auf den Stirnbereich und den Kiemendeckel, die roten Bereiche können
sich bis in den Rücken ziehen, auch kann die Kehle etwas rot zeigen, bei Weibchen wirken die
Glanzflecke auf den Schuppen größten Teils wie kleine Punkte, auch zeigt das Weibchen
keine schwarze Zone in der Rückenflosse.
2. Großer Grüner,
Big Green Giant, spec. Green, Panama, Rio Sambú. Die Aufnahmen von Bleher/Mayland Rio
Sambú zeigen mir eine etwas andere Form als bei den Tieren aus dem Tuira. Ihre Färbung ist
ehr ein Braun mit einem Blaugrünen Glanz. Auf jeder Schuppe ein kleiner silberner
Glanzfleck. Eine ansprechend rote Zeichnung auf dem Kopf und im Kehlenbereich. Das
Längsband ist unterbrochen.
3. Atrato
Der „Schwarze Umriferum“ oder auch spec. Chocó. Uwe Werner, Hans-Günther Breidohr,
Werner Zucker und Ingomar Kranz fangen 1982 in einem Fluss bei Tutunendo einige kleine
Buntbarsche und identifizierten diese als den Cichlasoma umbriferum Komplex angehörende
Art. Sie bezeichnen diese als spec. Chocó, bezugnehmend auf das Fanggebiet. In der Natur
und auch im Aquarium zeigen sie sich zumeist dunkel bis schwarz. So wird die deutsche
Bezeichnung „Schwarzer Umbriferum“ gewählt.
Grundfarbe ein ins braune gehende Grün. Erscheinung oft recht dunkel. Rote Flecke und
Zeichnung auf Rücken, Kopf, Kiemendeckel und Kehle. Blaue Glanzflecke auf jeder einzelnen
Schuppe, Körperform etwas gesteckt. Keine blauen Glanzflecke auf den Kiemendeckel. Wir
haben diese Tiere 2019 erneut einführen können.
4. San Rafael
„Black Gorillus“, dunkle, fast ins Braun gehende Grundfarbe, über den Körper ein
blauer Glanz, ins Rot gehende Flecke und Wurmlinien auf Rücken, Kopf und Kiemendeckel.
Im Alter vor allem die Männchen eine Kurze Schnauze, steile Stirn mit Buckel und in den
Bereich für die Art typische Falte zw. Beule und Stirn. Wirkt im ganzen hochrückig. Vor allem
bei den Weibchen eine rote Kehle. Die blauen Flecke auf jeder einzelnen Schuppe scheinen
vom Rücken zum Bauch immer kleiner zu werden. Keine blauen Glanzflecke auf den
Kiemendeckel.
5. Rio Magdalena
Körper wirkt langgezogen, Grundfarbe ist ein helles Beige bis helles Braun. Ein blauer
Schimmer auf den Flossen, Silberfarbene Glanzflecke auf jeder einzelnen Schuppe, welche
vom Rücken zum Bauch hin immer blauer werden. Kopfbereich, Stirn und etwas in den
Rücken hinein mit rötlicher Färbung. Außer den deutlichen blauen Glanzflecken auf den
Kiemendeckel (Blue Freckled) befinden sich keine Zeichnung in diesem Bereich. Die „nackte
Stirn“ erinnert mich immer an eine Glatze. Lippen schimmern Blau.
Gemeinsamkeiten: bis 10 cm sehen alle gleich aus, schwarze Längsstreifen (Stimmungsabhängig)
Seitenfleck, Männchen bis 70 cm, Weibchen bis 50 cm, Schwanzfleck, Weibchen hellen bei Brutpflege
auf und werden Gold Gelb und haben dabei schwarze Augen Schwarze Brustflossen und zum Teil
eine schwarze Afterflosse. Eine dunkle Zone in den oberen Bereich der Rückenflossenstrahlen.
Weibchen bekommen keine Beule.
Frisch gefangenes Tier aus San Rafael, Antioquia Kolumbien. Foto von Daniel
Meíja von Colombian Fishing Tours (CFT). Es könnte sich hier um die selbe Art
wie aus dem Chocó handeln.²
Persönliche Anmerkungen
Eine tolle Beschreibung von Tieren aus den Darien, Panama, liefert Breder 1927. Diese Beschreibung
passt auf die von Hofer und Wessel gesammelten Tieren aus dem Rio Nicanor. Es handelt sich ja hier
um den Tuira-Einzug. Nicht ganz passt die Beschreibung auf die gefangenen Tiere von Bleher und
Mayland 1982. Deren Aussehen wiederum ist durchaus vergleichbar zu den aus dem Atrato-Gebiet in
Kolumbien stammenden Tieren. Das Gebiet des Darien beschränkt sich zwar auf Panama, aber vom
Menschen festgelegte Grenzen kennt die Tierwelt nicht. Auch stelle ich die Möglichkeit in den Raum,
dass es zwischen den Rio Sambú-Einzug zum Rio Atrato irgendwo eine Verbindung geben wird.
Gleiches halte ich auch für den Tuira-Einzug zum Atrato möglich und hätte die hier Vorkommenden
für eine Art halten können, wenn es da nicht die DNA-Untersuchungen geben würde, welche ja zwei
Arten bescheinigt.
An Hand von Aufnahmen welche Angler in dem Gebiet um Guatape machen, kann man einige
Schlussfolgerungen über die dort vorkommenden Varianten machen. So werden die „Blue Freckled“
im Guatape-Stausee Peñol gefangen. „Black Gorillus“ werden in den Embalses (Embalse =Stausee)
und den dort befindlichen Flüssen gefangen. Das gesamte System zähle ich zum Einzugsgebiet des
Rio Magdalena. Es scheint aber als Vorkommensgebiet der „Black Gorillus“ in sich geschlossen.
Jedenfalls sind mir im Moment keine weiteren Fänge dieser Variante bekannt. Tiere in den Zuflüssen
des Rio Magdalena bzw. aus dem Rio Magdalena selbst zeigen alle die blauen Sommersprossen.
Meldungen vom goldenen Umbie aus dem Rio Claro zum Beispiel zeigen Tiere mit blauen Flecken.
Ihre Färbung scheint tatsächlich etwas heller als üblich. Aber von einer weiteren Variante würde ich
zunächst nicht reden.
Weiter habe ich eine offizielle Arbeit gefunden, welche die Fischfauna des Rio Porce³ und dessen
Aufstauungen untersucht hat. Der Rio Porce, Antioquia, entwässert in den Rio Nechí, dieser mündet
in den Rio Cauca. Der Rio Cauca wiederum fließt in den Magdalena bevor dieser in den Atlantik fließt.
Sechs Cichliden wurden im Rio Porce nachgewiesen. Davon sind viert Arten, welche nicht ihr
natürliches Verbreitungsgebiet hier haben. Einzig Andinoacara latifrons (Steindachner 1878) und
Caquetaia umbrifera (Meek & Hildebrand 1913) haben ihr natürliches Verbreitungsgebiet auch im
Rio Porce. Aber am Interessantesten für mich ist die Abbildung den Caquetaia umbrifera, der auch in
dieser Arbeit als Mojarra negra bezeichnet wird. Es ist ein ca. 23 Zentimeter langes Tier zu sehen,
vermutlich ein Weibchen, welches keinerlei blaue Glanzflecke auf den Kiemendeckel aufweist um im
Ganzen der Atrato-Variante gleicht. Allerding habe ich bei meinen Recherchen dasselbe Bild als eine
Abbildung aus dem Rio Nus² gefunden. Der Rio Nus wiederum ist ein Magdalena-Zufluß in dem
Gebiet der Embalse Jaguas in welchen ja diese Variante gesichert nachgewiesen werden kann. Das
Bild hat meine Ansicht nach hier seinen Ursprung und wurde nur für die Arbeit über den Rio Porce
herangezogen. Erwähnen möchte ich noch, dass es sich bei einer der vier invasiven Arten im Rio
Porce um Parachromis friedrichsthalii (Heckel, 1840) handelt.
Ursprünglich wurde Cichlasoma umbriferum aus Panama beschrieben. Handelt es sich bei den Tieren
aus dem Rio Magdalena tatsächlich um Kronoheros umbriferus im Sinne der Erstbeschreibung von
Meek und Hildebrand im Jahre 1913? Es gibt die Tiere aus Panama, wie sie Wessel und Hofer
eingeführt haben, diese entsprechen der Erstbeschreibung. Dann gibt es die „Großen Grünen“ wie
sie Mayland und Bleher abgelichtet haben. Weiter Südlich, also dann schon Kolumbien, kommen die
Tiere aus dem Rio Atrato. Die Tiere aus dem Rio Magdalena wäre eine weitere Art in der Gattung.
Was die Tiere aus den Embalse um San Raphael angeht, geben diese mir ein Rätsel auf. Ich kann nicht
sagen ob es sich hier um eine natürlich vorkommende Art handelt.
Eine These von mir ist: Das Gebiet Rio Nare ist ein natürliches Verbreitungsgebiet des „Black
Gorillus“. Vielleicht sind beide Varianten hier ursprünglich zusammen vorgekommen.
Heute gibt es keine Belege, dass beide Varianten syntop vorkommen. Als man den See bei Guatape
aufgestaut hat (in den 1970 er Jahren), hat sich die Variante „Black Gorillus“ behauptet und
unterhalb des großen Stausees die Blue Freckled verdrängen können.
Eine weitere These von mir: Man hat Atrato-Tiere in die Embalse aus touristischem Grunde (oder
welchen Gründen auch immer) ausgesetzt. Es kommt zu Kreuzung zwischen den hier ursprünglich
Vorkommenden Blue Freckled. Diese haben, durch ihre größere Durchsetzung, die natürlich
vorkommende Magdalena-Tiere unterhalb des Stausees zurückgedrängt. So dass es sich heute um
etablierte Hybriden handeln könnte. Hybriden zw. den Magdalena-Tieren und den Atrato-Tieren.
Dafür spricht auch ihre erst späte „Entdeckung“ durch einen Aquarianer/Händler. Der Rio Nare ist ein
natürliches Vorkommesgebiet der Magdalena-Tiere und wird durch die Staubauwerke unterbrochen.
Aber wer weiß, vielleicht gibt es ja auch eine natürliche Ursache für das Vorkommen der
verschiedenen Varianten. Die „Black Gorillus“ kann man nicht auf das Vorkommen der Embalse
beschränken. So wurden geangelte Tiere von Rio Nus² abgebildet die zu den „Black Gorillus“ zu
zählen sind. Der Rio Nus wiederum steht nicht direkt mit einem Stausee in Verbindung, sondern ist
bei Puerto Nare fast eine direkte Verbindung zum Rio Magdalena. Aber halt auch nur fast, schließlich
fließt der Rio Nus in den Rio Nare und dann erst in den Rio Magdalena. Wenn diese Strecke auch nur
sehr kurz ist. Aber wie bereits oben geschrieben, der Rio Nare ist der ursprüngliche Fluss der
Aufstauungen. Schwierig und für mich leider nicht lösbar. Zumal bereits Tucunara, also Cichla, in der
Represa Playa San Rafael geangelt wurden und Parachromis friedrichsthalii im Rio Porce
nachgewiesen wurde, es somit weiter invasive Arten zugeben scheint.
Übrigens haben wir den Peñol-Stausee bei Guatape besucht. Wir wollten nicht glauben, dass es auf
einer Höhe von 2000 Meter tatsächlich noch Cichliden geben wird. Zumal wir hier eigentlich nur
Informationen über Truchas, als Forellen, erhalten haben. Aber wir sind eines Besseren belehrt
worden. Zwar konnten wir 2019 einen Kronoheros im See nicht ausmachen, jedoch sind wir auf
„Geophagus“ steindachneri gestoßen und wo dieser einen Lebensraum hat, haben es natürlich auch
weiter Cichliden. Auch haben mich die Bilder von geangelten Tieren von der Existenz in diesem See
überzeugt.
Kronoheros sind wahre Giganten. Sie erreichen in der Natur Größen bis zu 70 oder 80 cm und sind
somit die am größten werdende Art aller in Süd-, und Mittelamerika vorkommenden Cichliden. Einzig
die Gattung Cichla weist wohl noch größere Exemplare auf.
Die Schlussfolgerung aus meinen Untersuchungen ist, dass wir es hier mit 4 verschieden Arten zu tun
haben. Der Original Cichlasoma umbriferum stammt aus Panama, hier der Tuira-Einzug. Dann haben
wir den spec. Chocó aus dem Atrato-Einzug, den Rio Sambú (Großer Grüner). Wir haben die Tiere aus
den Stauseen und Flußsysteme bei San Rafael. Die „Blue Freckled“ aus dem Rio Magdalena-Einzug,
inklusive Guatape-Stausee, sind die vierte Art aus dem Cichlasoma umbriferum-Komplex. Das die
„Black Gorillus“, also die Tiere aus Jaguas, eine weitere eigenständige Art sind, betrachte ich etwas
mit Vorsicht wegen meiner aufgestellten Hybriden-These. Auch lassen sich die Tiere aus dem Rio
Sambú genauso gut dem Tuira-Tieren zuordnen. Hier muss noch weitergearbeitet und bestimmt
werden.
In den Aufstauungen
Jaguas von Colombian
Fishing Tours geangelte Kronoheros. Oben
zwei adulte Männchen
und links ein Weibchen
in Brutpflegefärbung
und darunter ein Weibchen in
Normalfärbung.
Fotos von Daniel Mejía
Männchen aus dem Peñol-See Lake Guatape. Foto Brandon Clark
Paar aus dem Peñol-See Lake Guatape. Kronoheros aus diesem Stausee sind identisch mit den Tieren aus weiteren Rio Magdalena-Zuflüßen.
Foto Brandon Clark
Männchen (oben) und Weibchen (unten) der Variante aus dem Rio Magdalena, deutlich
sind
die blauen Glanzflecke auf den Kiemendeckel zu erkennen, Fotos Richard Stratman
Variante aus dem Rio Guatape, auch „Black
Gorillus“ genannt. Oben ein Männchen, links
ein Weibchen und unten ein Paar.
Fotos Peter Michas
Darienheros calobrensis lebt in den Gewässern von Panama mit Kronoheros zusammen
Uwe Werner gab diesen Tieren 1992 den Trivialname "Schwarzer Umbriferum.
Kronoheros spec. Chocó
Kronoheros spec, Chocó. Weibchen in Brutpflegefärbung. Das intensivste Gelb wird bei
der Betreuung der Larven gezeigt. Bei der Eiablage sowie bei dem Führen bereits größerer Nachkommen wird eine ehr Beige/ Grüne Färbung gezeigt. Das Längsband verschwindet während der gesamten Brutpflegezeit. Einzig der Mittelfleck bleibt deutlich
sichtbar.
Männchen (oben) und Paar (unten) aus dem Rio Atrato-System im Chocó Kolumbien.
Handelt es sich bei den Tieren aus dem Rio Sambú, Panama, sowie den Tieren aus
San Rafael und den Atrato-Tieren womöglich um ein und die selbe Art? Hier wird die
Wissenschaft hoffentlich bald Licht in das Dunkle bringen.
Im Überblick
Rot: Kronoheros umbriferus; Rio Tuira, Panama (wissenschaftliche Sammlung von Meek
& Hildebrand, 1912)
Grün: Kronoheros sp. Großer Grüner; Rio Sambú Panama (erste Sammlung Heiko
Bleher und H.J. Mayland 1983)
Gelb: Kronoheros sp. Chocó; Rio Atrato (erste wissenschaftliche Sammlung von Eigenmann, 1912)
Weiß: Kronoheros sp. „Black Gorillus“; Kolumbien, Antioquia, San Rafael, Rio Porce²
(erste Sammlung Chris Craig 2010)
Blau: Kronoheros sp. Magdalena; Rio Magdalena, Rio Claro, Rio Cauca (erste wissenschaftliche Sammlung von Eigenmann, 1912)
Ein im Rio Claro( Rio Magdalena-Einzug) geangeltes Tier. Deutlich sind
die typischen blauen Glanzflecke auf den Kiemendeckel zu erkennen,
Daniel Mejía, Colombia Fishing Tours
Danksagung
Ein großer Dank geht an folgende Personen. Sie haben mich bei diesem Beitrag durch
Bilder, Texte, Hinweise und Tipps sehr unterstützt. Einen recht herzlichen Dank an Tom
und Anrew DePiro, Rusty Wessel, Richard Stratmann, Brandon Clark, Chris Craig, Daniel
Mejía von Colombia Fishing Tours, Peter Michas, Uwe Werner, Heiko Bleher, Peter
Buchhauser und Rico Morgenstern.
Anmerkungvon Peter Buchhauser
Ich habe wohl 1994die ersten Rio Magdalena Kronoheros spec. bekommen.
Die Tiere wachsen anfangs(als Jungtiere) wesentlich langsamerwie die Atrato Tiere. Erst ab ca 12-15
cmgeht esmächtigvoran. Die Endgröße der beiden Arten dürfte bei über 60cmliegen (Männchen).
Ein Tier in der Wilhelma hatte bestimmt 65-70cmunddominierte das gesamteSüdamerika
Aquarium.Die anderen Männchen waren alle wesentlich kleiner und hatten keinen Spaß.
Bei den kleinen Tieren wachsendie Männchen voran undzeigenrelativ bald die blauen
Kiemendeckelflecken. Die Geschlechtsunterschiede sind schonmit etwa 10-12cmausgeprägt,
während es bei spec.Atrato deutlich länger dauert, umMännchen undWeibchen unterscheiden zu
können. Jungtiere sindviel schlanker undspitzköpfiger.Innerartlich sinddie Magdalena-Tiere
wesentlich umgänglicherals die Atrato Tiere. Auchscheinen sie unempfindlicher ggü.Streß zusein,
denn sie bekommendeutlich weniger Aufbrüche.
Trotzdemist anscheinend mit beiden Arten nicht zuspaßen. Als ich 1995mein damaligesPaar an
Berthold Weber abgab,wurde der 40-45cmAtrato Mann von dem etwas größeren Magdalena Mann
in seinem 10.000l Aquarium gejagtundletztendlich zerbissen! Bislang konnte ich von Magdalena
Tieren mehrere Männchen undWeibchen zusammenhalten,wobei ein Alpha-Tiernatürlich
dominiert, voranwächst unddie anderen unterdrückt, jedoch nicht gezielt jagt biszumTod.Bei
Atrato immernur einen Mann mit mehrerenWeibchen, wie bei Mesoheros festae, wenn die
Männchen über 30cmsind. Atrato Männer sind durchweg scheu undzeigensich kaum,während der
Balz scheint das Weibchen zudominieren und die Oberhand zuhaben. Magdalena Männer zeigen
sichöfter, „posen“ regelrecht wie dovii Männer und bei der Balzsindsie beide ebenbürtig.
Es sinddefinitiv Arten derselben Gattung,die sich aber hinsichtlich Gestalt, Farbe, Wachstum und
Verhalten deutlich unterscheiden.
Peter Buchhauser September 2019
Männchen aus dem Rio Magdalena-System, Foto Peter Buchhauser
junges Weibchen aus dem Rio Magdalena-System
junges Männchen aus dem Rio Magdalena-System. Ab einer Größe von 10 cm sind bei
dieser Variante deutlich die Glanzflecke zu erkennen. Vorher ist es kaum möglich Jungtiere verschiedener Herkunft zu unterscheiden.
Literatur/Berichte/Hinweise:
² Rio Porce und Rio Nuszeigendasselbe Bild
³ GUÍA ILUSTRADA PECES CAÑÓNDEL RÍO PORCE, ANTIOQUIA , Chori Agamez 8/23/2017 andina, BIBLIOTECA, ISBN:978-958-58296-8-8
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(August/September 2007; Jahrgang 39; Ausgabe 4 im Jahrgang): 42-48
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BLEHER, H. 1988.The secondDarien breakthrough, part I. Into the mysterious jungles of Panama ... Tropical Fish Hobbyist, 36(5) (383): 5467.
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©Michael Pilack
Grüner Weg 33b
34225 Baunatal
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