Arrnx
DES
IV.
TNTERNATToNALEN
KorroeurLrMs
uenn PnoerEME DES pRovrNzrarnöMrscHEN
KUNsTscHAFFENS
Aru
IV.
O PROBLEMIH
MEDNARODNEGA KOLOKVUA
RIMSKE PROVINCIALNE UMETNOSTI
CerJn B.-72.
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Hnsc. ,/ Un.
Bo;eN D1uruó, IneNe Lazen
Sepenetuvr
NARODNI
MUZEJ
SLOVENIJB
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SITULA
RAZPRAVE NARODI\EGA MU ZEJ A SLOVENIJE
DISSERTATIONES MUSEI NATIONALIS SLOVENIAE
36
CIP- KataloZni zapis o publikaciji
Narodna in univerzitetn a knjilnica, Llubljana
7.032.7@82)
INTERNATIONALES Kolloquium iiber Probleme des provinzlalrömischen Kunstschaffens G ; 1995 ; Celje)
Akten des fV. Internationalen Kolloquiums iiber Probleme des provinzialrömischen Kunstschaffens
: Akti IV. mednarodnega kolokvija o problemlh rimske provincialne umetnosti, Celie B. - 72. Mai, mai
1995 / hrsg., ur. Bojan Djurió, Irena Lazar. - Ljubljana : Narodni muzej Slovenije, 1997 . - (Situla : Razprave
Narodnega mttzeja Slovenije = Dissertationes Musei nationalis Sloveniae, ISSN 0583-4554 ; 36)
rsBN 961-6169-08-4
1. Durió, Bojarr 2. Lazar, Irena. - I. Djurió, Bojan glej Durió, Bojan. - II. Mednarodni kolokvij o problemih
rimske provincialne umetnosti (4 ;1995; Cel,e) glei Internationales Kolloquium tiber Probleme des
provinzialrömischen Kunstschaffens (4 ; 7995 ; Celje)
69659392
Glavni in odgovorni urednik / Executive and Managing Editor
PBren Kos
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@ 1997 Narodni muzej Slovenije
Tiskano z denamo podporo Ministrstva za kulturo R. Slovenije, Ministrstva za znanost in tehnologijo R. Slovenije in
Znanstvenega in§tituta Filozofske fakultete Univerze v Ljubljani.
Po mnenju Ministrstva za kulturo R. Slovenije sodi publikacija med proizvode, zakaterc se plaèuje 5-odstotni davek od prometa proizvodov
Der groBe Iuppiterpfeiler von Hotel Derlon in
Maastricht
Titus A. S. M. Panhuysen
Zusammenfassung
Am 5. August 1983 wurde bei einer Ausgrabung im Zentrum von Maastricht, auf
dem Gelànde, auf dem Hotel Derlon neu errichtet werden sollte (Taf. 47,1), ein bedeutender Fund
gemacht. Innerhalb eines heiligen Bezirks, eines temenos, wurden sowohl Fundament r,rnd Sockel
als auch Teile des Schaftes und des bekrönenden Iuppiterbildes eines màchtigen Iuppiterpfeilers
entdeckt. Die Bildhauerarbeit des Pfeilers steht auf hohem Niveau. Ein pràgetrischer Sesterz des
Marcus Aurelius aus dem Jahr 1 6I n. Chr., der an einer Eisenklammer oben auf der Deckplatte des
Fundamentes angebacken war, gibt einen ïerminus post quem fiir den Pfeiler. Diese Datierung
wird durch die kunsthistorische Analyse bestàtigt.
Einleitung und Fundumstànde
Eine Notuntersuchung aus AnlaB des Neubaues von Hotel Derlon förderte die
Nordseite eines offenen, ummauerten Platzes n)tage, der mit seiner Nordfront an der römischen
StraBe lag, die von Bavai in Nordgallien tiber Tongeren nach Köln frihrte (Taf .47,2)r . Der Fundorl
liegt am Westufer der Maas, noch keine 100 m von dem Ort entfemt, an dem 1963 die Reste einer
römischen Briicke bei tsaggerarbeiten entdeckt wurden. Uberall in der Umgebung wurden bei
Bauarbeiten immer wieder Gebàudereste des vicrzs gefunden, unter anderern 1840 und 1963 nördlich
der vorbeiflihrenden HeerstraBe ein gro8er Thennenkomplex aus dem2.l3. Jahrhundert.
lJngeflihr vier Meter hinter dem nördlichen Eingang in den ummaueften Hof wurde
eine schmale, Nord-Srid ausgerichtete Eintiiedung festgestellt, die genau auf der Làngsachse des
Plaizes liegt (Taf. 48, 1). Innerhalb diesermaceria2 wurde eine fast viereckige, monoiithe Deckplatte
aus belgischem Kohlenkalkstein (1,84 m x l,9B m x 0,39 m) gefunden, die auf einem schweren
Fundament aus Bruchstein und Mörtel ruht. Die Oberflàche dieser Platte liegt fast waagerecht
(47,32-41,37 m i NN)'. Auf ihr fand sich noch die vordere Hàlfte der Standplatte eines
1 T. PANHUYSEN, Maastricht staat op zijn verleder (Maastricht 1984) 3148;
Setzt auch T. PANHUYSEN, Romeins
Maastricht en zijn beelden. Roman Maastricht reflected in Stones. CSIR Nederland. Germania Inferior, Maastricht
(Maastricht, Assen 1 996) 46 - 49, 203 -21 8, 340-3 63.
lDas Wort maceria findet sich auf einer Itrppiterweihung
aus Köngen: CIL Xlil 11727; F. HERTLEIN, Dle
Jupitergigantensöulen (Stuttgafi 1910) 84-85; G. BEHRENS, Zrx Frage der Jupitergigantensàu1en. Germania 16,
1932,31. Die Inschrift bezieht sich auf das gesamte Heiligturn: G. BAUCHHENSS, Die Jupitergigantensàulen in
der römischen Provinz Germania superior. In: Die lupítersdulen in den german ischen Proyinzen Beih. Bonner Jahrb.
41 (Bonn 1981) 22.
3 Oben ist die Platte mit einem PunktmeiBel abgeflacht. Es existieren noch Hilfsstreifen Íiir das Abflachen, parallel zu
Trrus A. S. M. PaNur,"rspN
184
monumentalen skulptierten Pfeilermonuments aus weiBem Jurakalkstein von Norroy (Taf. 49).
Allerdings war die Standplattenhàlfte in zwei Fragmente zerbrochen und dabei etwas aus ihrer
urspriinglichen Lage verschoben. Das Màuerchen der maceriaberihrte rechts und links direkt die
Seiten der monolithen Kohlenkalksteinplatte, hielt an der Nordseite, der Frontseite der maceria,
aber 2,20 m Abstand von ih1.
Durch die Beobachtung der Stratigraphie konnte eine Renovienrng des heiligen Bezirks
nachgewiesen werden, die ungeftihr in der Mitte des 2. Jahrhunderls durchgeÍïihr1 rvorden sein
muB. Ein Sesterz von Marcus Aurelius aus dem Jahr 161 n. Chr., der an einem Eisen auf der
Deckplatte des Fundamentes ankorrodierl war, gibt einen mehr oder weniger sicheren terminus
post quem fiir die Errichtung des Monuments5.
In der unmittelbaren Umgebung des Sockels wurden verschiedene Blöcke und
Fragmente eines vierseitigen verzierten Götterpfeilers freigelegt. Ein Schaftblock war im viefien
Jahrhundert als Basis flir einen hölzernen Stànder eines Gebàudes wieder-verwendet worden, ein
z.weiter Block war zerschlagen worden und nur knapp der völligen Verbrennung zu Kalk Íiïr den
Bau der Befestigung unter Constantin I. entgangen6. Die Steinfragmente können durch ihre
Verzierung, ihre GröBe, ihren Stil und die Steinsorte einander zugeordnet werden. Neben den
Resten des Pfeilers wurden Fragmente von anderen Weihesteinen und Steinplastiken entdecktT.
Einige Teile einer iiberlebensgroBen Statue stammen höchstwahrscheinlich von der Iuppiterfigur,
die oben als Bekrönung auf dem Pfeiler stand.
Die maceria-Mauer mit der Standplatte des Pfeilers und die iibrigen Skulpturen, die
alle ausschlieBlich religiösen Charakter aufiveisen, zeigen, daB der ummauerte Hof eine sakrale
Bedeutung besaB. Er muB eine heilige Stàtte. ern Íemenos, gewesen sein, in dem verschiedene
Weihesteine und Kultbilder aufgestellt wurden8. Es bietet sich an, einen Tempel oder fanum mit
dem temenos zu verbindene . Hierfiir kann die Nàhe zur Liebfrauenkirche ein weiteres Argument
sein: Sie wird nàmlich immer als direkte Nachfolgerin der spàtantiken oder friihmittelalterlichen
Bischofskirche von Maastricht betrachtetro . Die sridliche Hàlfte des temenos liegt praktisch unter
der romanischen Kirche. Im Boden der Kirche und in dem zwischen der Kirche und Hotel Derlon
gelegenen Kreuzgang wurden schon fri.iher Teile von Iuppitersàulen ausgegrabenll . Einer der Funde
den Seitenkanten mit einer Diagonale. Die Seitenteile sind gespitzt oder roh belassen. Dicht am Rand der linken und
der rechten Seite des Steines, praktisch in der Mitte, wurden auf der Oberflàche Metallreste gefunden. Die östliche ist
eine Art Eisenkrampen (2 cm x 8 cm), an dem eine Miinze festkorrodiert war (siehe Anm. 5).
a Der Raum vor dem Fundament war durch den Bau eines spàtmittelalterlichen Brunnens gröBtenteils zerstört. Auch
hinter dem Fundament war die originale Stratigraphie durch spàtmittelalterliche Brunnen durcheinander gebracht
worden.
5 Divus Antoninus Pius, .R1C (M..A.) 1269.
6
'
T. PANHUYSEN, Barbarische oder römische Barbarei? ln: Akten des 3. Internat. Koll. tiber Probleme des
provinzíalröm. Kunstschalfens - Beih. Bonner Jahrb. 5l (Bonn 1997) 124-125.
Teile eines Viergöttersteins, ein Fragment eines Iuppitergigantenreiters und zwei möglicherweise zu einem stieftötenden
Mithras gehörende Fragmente. AuBerhalb der Ummauerung lag ein Weihestein mit einer Inschrift fiir die Parcae: P.
ATT(E)I/VS SER^/ATVS / PARCIS (Abb. 2 Nr. 19).
8 M. LEWIS, Temples in Roman Britain (Cambridge 1966) 4344: >»Pedestals and bases for statues and altars are
frequently met on temple sites«. - Uber Iuppiter(giganten)sàulen auf Tempelgelànden: BAUCHHENSS (Anm. 2)
2l-23;P. NOELKE, Die Jupitersàulen und -pfeiler in der römischen Provinz Germania inferior. ln'. Die lupitersciulen
in den germanischen Provinzen. Belh. Bonner Jahrb. 41 (Bonn 1981) 304-307.
e Uber Tempel und Temena: LEWIS (Anm. 8) 129 ff., speziell 131-135.
10Vgl. aber: T. PANHUYSEN/P. LEUPEN, Maastricht in het eerste millennium. De vroegste stadsontwikkeling in
Nederiand. ln: La genèse et les premiers síècles des villes médiévales dans les Pays-Bas méridionaux. Un problème
archéologiqueethistorique.Actesl4"Coll. Internat.Spa,6 Bsept. 19BB:CréditCommunal.CollectionHistoire83
(Bnissel 1990) 430-432.
1r
Ein Viergötterstein: ESPÉRANDIEU, RecueitY 4003; XIV 4003 Taf .99; W. GOOSSENS, Voor- en vroeghistorische
oudheden. ln: De Monumenten yon Gechíedenis en Kunst in de Províncie Limburg: Ged'llustreerde Beschrijving.
Eerste stuk. De monumenten in de gemeente Maastricht ('s-Gravenhage 1926) 43 45 Abb. 24 27; eine Trommel
einer geschuppten Sàule: ebd. 39, 50; ein Fragment mit Herkuleskopf: ebd. 39, 4546 Abb.29; ESPERANDIEU,
Dtn cnosst ILrpptmntpuLpR voN Horel Dpnlox
rN
Ma.tsrnrcur
185
ist ein Sttick eines Herkulesreliefs, das stilistisch eng mit den Skulpturen des Pfeilers von Derlon
verwandt ist und deshalb in der Rekonstruktion des Pfeilers beriicksichtigt werden muB. Ein anderes
Göttenelief aus Maastricht ist ebenfalls sehr eng verwandt. Es ist gut möglich, daB es schon in der
Mitte des 16. Jahrhunderts bei Ausschachtungen flir den Bau des Kreuzganges der Liebfrauenkirche
zum Vorschein gekommen ist und anschlieBend beim Bau der Festungswerke der Stadt am
'Boschpoort' wiederverwendet wurde'', wo es 1865 gefunden wurde
.
Fundament und Standplatte
Katalog:
l:
Teil de,\; Soc'kels (Standplatte) (fu[ctastricht, Museumskeller Derlon, in sitr.r, Inv.Nr".
GOBM 1983.MÀPL.23/l-0A-36). H. 46 48 cm; Br. 156 cm; 7. 77 un.
Nur àuBerst selten kann durch das Vorhandensein eines Fundamentes oder einer
Umzàunung der urspriingliche Standort einer luppitersàule oder eines Götterpfeilers festgestellt
werden13. Fundamentierung und Unterbar"r sind nur in wenigen Fàllen beobachtet oder erkannt
wordenra. Normalerweise werden als Unterbau eine einfache Platte oder eine Stufenbasis
Recueil XIV Nr. 8378,1, Taf.22. - BAUCHHENSS ([Anm. 2] 23) meint, daB Fundstellen bei einer Kirche sehr stark
auf einen àlteren Kultplatz hindeuten.
"GOOSSENS(Anr.n. l1)4546Abb.28; ESPERANDIEtJ,Recuei\ V4009; X{V8378,2Taf.22.
Lr»Nur in sehr wenigen Fàllen sind die Sàulenreste direkt an ihrem Aufstellungsplatz gefunden worden. Die rneisten
Teile wlrrden nach ihrer Zerstömng verschleppt und ein gro8er Teil sekundàr verwer.rdet<< (BAUCHHENSS [Anm. 2]
24; àhnlich 9; vgl. NOELKE [Anm. 8) 212). Die einzige Sàule, die arLfrecht an ihrem urspninglichen Platz steht, ist
die Sàule von Cussy-la-Colonne, Dép. Cöte-cl'Or: ESPERANDIEU, Ret'zzeil iII Nr. 2032; E. THEVENOT, La colonne
antique de Cussy. Ànn. Bourgogne 6, 1934,305-336; ders", Divinités et sanctuaíres de la Gaule (Paris I 9ó8) 30 Íï
1793 soll in der Nàhe von Cassel, Dép. Nord, eine fragmentarrsche Iuppiter(giganten)sàule in siÍu gefunden worden
1909-1911
sein(ESPERANDIEU, RecueilVNr.3975),aberEspérandieubezweifeltdieEchtheitdieserMitteilung.
wurden in Alzey in der Nàhe des Osttores des spàteren Kastells ein Stufenunterbau (1,20 n-r x 1,20 m), die
Fundan'rentierung ciner Umzàunung (3 m x 3 rn) und Teiie einer iuppitergigantensàule entdeckt (BEHRENS [Anni.
2l 28ff.; E.KIINZL,Alzel;rutdLimgebung.CSIRDeutschlandII 1[Bonn1975]i1 13[SàuleG):25-26,Nr.Bund
Nr. 10; 43-44, Nr. 45;BAUCHHENSS [Anm" 2] 88, Nr. 9 10). i971 wurden au8erhalb des Kastells von Benningen
(Kr. Ludwigsburg) ein Fundament (2,5 rn x 2,5 n'r) r-rnd ÈIundefie skulpierter Fragmente ausgegraben, zum gröBten
Teil von einer kolossalen luppitergigantensàule herriihtend (E. KLTNZL. Der Steindenkrnàlerfund von Benningen,
Kreis Ludwigsbwg. Funtlber. Baden-Wiifiremberg 3,1911 ,286 288). 1912 wurde unter der r.r'rittelalterlichen Kapelle
von Saint-Guidon in Les Castellains (Fontaine-Valmont, B.) die Fundamentiemng einer Iuppitergigantensàule entdeckt,
von der man irr.r 18. und i 9. Jahrhunderl schon einige Teile gelirnden hatte (ESPERANDIEIJ, Rectteilv 3984 u. 3985;
NOE.LKE [Anm. 8] 494 Nr. 212; speztell G. FAIDER-FEYTMANS, Fouilles du Museé Royal de Mariemont. Le site
des Castellains à Fontaine-ValtnonÍ. Cahiers Mariemont 7 , 1916, 13 I 9). In anderen Fàllen wurde der Zusammenhang
zwischen Teilen von luppiter(giganten)sàulen erwogen, aber nicht geniigend erwiesen. Dies betriÍft ar,Lch Frankfr-u1Hedden.rheim: BAUCHFIENSS (Anm.2) I27 Nr. 159 160: »Die Reste dieser Sàule. . . wurden in derNàhe einer
Pflastemng gefunden, auf der die Sàr-rle wohl gestanden l.rat«; fiir Tongeren: NOELKE (Anm. 8) 491 Nr. 206; die
Ausgràber BRE,UER und VAN DE WEERD (Ant. Cla,ss. 4, 1935, 493; Jaat'l:ter'. LGOG lTongerenl 50, 1936, 1344;
M. LESENNE, Bibliogralisch repertu'iun van de ottdheidkuntlige overblíj.fselen te Tongeren. Or-rdheidkundige
Reperloria R. A I 0 [Briissel 191 5) 99) schreiben nur, daB Kalksteinblöcke an derselben Stelle, an der auch der Torso
eines Gigar:rten aus einer Reitergruppe gefunden wurde, vorhanden gewesen seien); flir Butterstadt (BAUCHHENSS
ra
[Anm.2] ll0 lll Nr.94 99: »bei eineretwalm2groBenPflasterung«).
Cussy-la-Colonne (ESPERÀNDlEU, Retueil 1I1 2032); Frankfurt-Heddernheurr (BAUCI{I-fENSS [Anrn.
2]
124
l25Nr'. 143 146; W.MEIER-ARENDT,RöntischeSreindenkrucilerausFrank/urïantMain. Mus.Vor-u.Fnihgesch.
Frankfurl a. M., Arch. R. I [Frankturt a. M. 1983] 54 55. Leider hat BAUCHHENSS ([Anm. 2) 47 Anm.249) keine
Basisprofile und DeckproÍile ohne Inschlift in seinen Katalog aufgenornmen >>auch u,enn sie in der-r MaBen den
riblichen Mergöttersteinen entsprechen und irn Zusammenhang mit anderen Resten von Jupitergigantensàulen gefunden
NOELKE ([Anm. 8] 212-273) ist der Meinung, daB ein Teil der niedergennanischen Sàulen ohne (Götter-)
Sockel direkt auf einer steinernen Basisplatte oder auf einer Bodenplatte gestanden hat.
wurden<<.
Trrus A. S. M. PnNrn,nseN
186
rekonstruiertl5. Auf ihr liegt eine Standplatte mit einem zu dem schmaleren Sockel iiberleitenden
Profill6. Diese Platte kann in der Höhe variieren und ist gesondert oder mit dem Sockel aus einem
Stiick gearbeitetlT.
Die Standplatte des Pfeilers von Derlon (Taf. 48, 2) war urspriinglich aus zwei
hintereinander liegenden Steinplatten gebildet, von denen nur die vordere erhalten geblieben ist.
Beide waren fast gleich gro8 und an ihrer Oberseite durch eine doppelte Schwalbenschwanzklammer
verbunden. Die Standplatte ist insgesamt 46,5 cmhoch: iiber der 33 cm hohen unverzierten Platte
folgen ein l1 cm hohes Blattkymation (cyma recta) ttnd ein 2,5 cm hohes glattes Plàttchen, die
den Ubergang z:um Pfeilerschaft markieren. Wir diirfen annehmen, daB das Kyma an den
Nebenseiten die gleiche Anzahl Blàtter aufwies wie an der Vorderseite. Allerdings waren die
Nebenseiten etwas kiirzer als die Vorderseite (1,52 gegeniiber 1,56m), weshalb die Blàtterhier
dichter zusammenstandenl 8 .
Ftir die Standflàche des Pfeilers oben auf der Standplatte bleiben nach Abzug des
Ablaufprofiles und eines 2 cm breiten Verwitterungsrandes die MaBe von I,22 x 1,18 m iibrig.
Die Seiten der erhaltenen Pfeilerblöcke sind 87 cm (Vorderseite) bzw 89 cm (Nebenseiten) breit.
Das bedeutet, da8 rundum Platz fiir ein weiteres Ablaufprofil war, das genauso weit einziehen
konnte wie das Blatt§ma des Sockels, nàmlich etwa 14 cmre. Man sollte daher zwischen der
Standplatte und dem Pfeilerschaft dieses zwerÍe, rund l4 cm hohe Profil einfligen. Entweder war
es mit dem unteren Schaftblock des Pfeilers aus einem Stiick gehauen, oder
Platte zwischen den Sockel und den Pfeiler geschoben.
es
war als eine gesonderte
Der Pleilerschaft
Katalog:
Block 2: Frctgment eines Pfeilerschaftblockes mit Diana und Fortuna (Maastricht,
"
G. BAUCHHENSS, -/zzpllergigantensàulen. Kleine Schr. Besetzungsgesch. Siidwestdeutschlands 14 (Str.rttgart, Aalen
1916) Abb.l; II; 40; 48; BAUCHHENSS (Anm. 2) 47; NOELKE (Anm. 8) 272 Anm.21.
16
Die Proporlionen der Basis- und Deckplatten der Sockel sind selbstverstàndlich aufeinander abgestimmt. Dies gilt fiir
alle Arten von Monumenten: Iuppiter(giganten)sàulen: Hausen a.d. Zaber (H. KLUMBACH, Der römische
[Krei; Heilbronn|. Forsch. u. Ber. Vor- u. Friihgesch. Baden-Wiifitemberg
5 [Stuttgarr 1973]3 Taf.33,1); Walheim (BAUCHHENSS [Anm. 15] Abb. II u. 18-2i); Wiesbaden-Schierstein
(BAUCHHENSS[Anm.2)244Nr.557 560Taf.52,2).-Altàre: Saifnitz(F.KOEPP,GermaniaRomana.EinBilderAtlas llllBamberg1926l Taf. 31,3);Aquileia (V SCRINARI, Mrzseo Archeologico di Aquileia, caïalogo delle sculture
SkulpturenJund von Hausen an der Zaber
e Galierie Italia [Rom 1972] Nr. 362;365;370;373;377;386;387). - Grabpfeiler: AugsburgOberhausen (G. GAMER/A. RUSCH [Bearb.], Raetia und Noricum. Aus dem Nachlass von E Wagner CSIR
Deutschland I 1 [Bonn 1973) 26 27 Nr. 29 Taf. 13); Neumagen (W v. MASSOW , Die Grabmciler von Neumagen.
R.öm. Grabmàler Mosellandes u. angÍenzenden Gebiete 2 [Berlin, Leipzig 1932] 172-174 Nr. 186); Igel (H.
DRAGENDORFF,E. KRUGER, Das Grabmal von lgel. Röm. Grabmàler Mosellandes u. angrenzenden Gebiete l
fTrier 1924] 46 ff.).
17
BAUCHHENSS (Anm. 2) 47;NOELKE (Anm. 8) 290. - Gesondefi: Hausen a.d. Zaber, Walheim (Anm. 16), Benningen
romane. Cataloghi Mus.
GLrNZLfArm.13l324-326,F17 F19),Ehrang(ESPERANDIEU,RecaeilYl5233;W.BINSFELD/K.GOETHERTPOLASCHEK/L. SCHWINDEN, Katalog der römischen Steindenkmöler des Rheinischen Landesmuseums Trier l.
Götter- und Weihedenkmciler. Trierer Grabungen u. Forsch. 12,1 : CSIR Deutschland IV 3 [Mainz 1988] 173-174 Nr.
343 Taf. 84). Sockel und Standplatte aus eínem Stiick (monolithisch): Wiesbaden-Schierstein (Anm. 16); Udelfangen
(ESPERANDIEIJ, Recueil VI 5230; BINSFELD u.a. a.O., 179-180 Nr. 351 Taf. 90); Andelot, Dép. Hte. Mame
(ESPERANDIEIJ, Recueil IV 3367); Köln (ESPERANDIEU, Recueil VIII 6393); Kessel, Nl., Prov. Limburg
(ESPERANDIEIJ, Recueil IX 667 9).
Bei einer Anzahl von sechs Hauptblàttem wàre der verlorene hintere Stein 100 cm tief gewesen; die gesamte Breite
der Seitenteile hàtÍe 177 cm betragen und die Oberseite der Basis hàtte 125 cm x I 5 1 cm gemessen. Diese Abmessungen
sind nicht mit den MaBen in Ubereinstimmung zu bringen, die wir von den Pfeilerresten gewonnen haben.
'reDas Profi1 ist im Durchschnitt 13,5 cm hoch. An der Vorderseite mi8t der Riicksprung etwa 18 cm, links 16 cm, und
rechts nur 13,5 cm!
t8
Drn cnossp Iupprrnnppgrr-nn voN Horsl DpnloN
nv
MaasrRrcur
t87
Bonnefantenmuseum,Inv.Nr. 3611A IGOBM 1983.MAPL.23/1-9-5/6/17]). H. 67 cm;
4l cm; T. 89 cm. Abb. 6-7.
Block 3: Schaftblock mit den Unterbeinen und Fii/|en von Wrtus, Mars, Herkules
und Roma (oder Horuos) (Maastricht, Bonnefanienmuseum, Inv.Nr. 3611A IGOBM
1983.MAPL.23/I-7-14J). H. noch 54; Br. 87 cm; T. 89 cm. Abb. B ll.
Br. noch
Fragment 4: Fragment eines Schaftblockes mit dem Oberkörper des Bacchus
(Maastricht, Bonnefantenmuseum, Inv.Nr. 752A [LGOG]). H. noch 44.5 cm; Br. 89.5
cm; T. noch 49 cm. Abb. 12; 13.
Fragment 5: Fragmentmit dem Kopf des Herkules (Maastricht, Bonnefantenmuseum,
Inv.Nr. 7528 [LGOG]).H.noch 24 cm; Br. noch 47 cm; T. noch 35 cm. Abb. 14.
Fragmente 6-9: Vier kleine Fragmente der dekorativen (Jmrahmung der
Pfeilernischen (Maastricht, GOBM Inv.Nr. 19B3.MAPL.23/1-7-9/1-0A-18/I-9-28/1B-B). Ma/3e: H. zwischen ll,5 und 27,5 cm.
Zwei Schaftblöcke (2 u. 3) geben Auskunft iiber die Struktur des Pfeilerschaftes. Ein
fast kompletter Block (3) hat jetzt noch seine vollen AusmaBe, nàmlich 87 cm breite Vorder- und
Riickseite und 89 cm breite Nebenseiten. Der Stein zeigt Teile von zwei Registern mit Nischen, in
denen Götter dargestellt waren. In der obersten Nischenreihe sind die Unterschenkel stehender
Gottheiten zu sehen: Virtus (Front; Taf. 50, l), Mars mit der Gans (rechts; Taf. 50, 2), Herkules mit
den Stymphalischen Vögeln (hinten; Taf. 50, 3) und Roma oder Honos (links; Taf. 50, 4).
Auf dem nur teilweise vorhandenen Block 2, der ein groBes Stiick einer Seite zeigt,
sind wichtige Details iiber den tektonischen und skulpturalen Aufbau des Pfeilers, die Nischen
und die die Register trennenden Elemente erhalten. Im oberen Register dieses Blockes sind auf der
Vorderseite noch der Hund und der Hirsch der Göttin Diana zu erkennen (Taf. 51,2), auf der
rechten Nebenseite Globus, Ruder und ein FiiBchen einer sitzenden Forluna (Taf. 51, 1).
Alle vier Seiten des Pfeilers zergen denselben Aufbau (Taf. 53): Die iibereinander
folgenden Bildnischen werden auf allen Seiten von einer orramentierten Rahmung eingefaBt.
Senkrecht durchlaufende Orrramentleisten markieren die Kanten des Pfeilers und rahmen die
Bildfelder mit ihren stehenden und sitzenden Gottheiten. Diese vertikalen Ornamentbànder an den
Pfeilerkanten sind 74 cm breit; ihr Relieffeld ist leicht konkav eingetieft und mit einer nach oben
wachsenden Akanthusranke mit RankenschöBlingen verziert. Die Muster der Akanthusranken sind
nicht symmetrisch aufeinander bezogen, bieten dadurch aber desto wichtigere Anhaltspunkte flir
die Rekonstruktion des Ganzen.
Bei den Nischen wurde auf eine strenge architektonische Fonn geachtet. Sie sind 57
61 cm breit und miissen etwa 1 1 5 cm hoch gewesen sein. Der 6 cm konkav einziehende Reliefgrund
ist flach. An den Seiten der Nischen sind B cm breite Eckpilaster oder Dreiviertelsàulchen
angebracht, die einen Zweifaszienarchitrav und einen Giebel tragen. Sie werden gekrönt durch
Kompositkapitelle2o und haben eine Art attische Basis.
Nur die Bildfelder des mittleren Registers wurden von Pilastern gerahmt. Deren unteres
Drittel ist mit aufwàrts gerichteten Blattschuppen verziert, der obere Teil mit zwei flachen
Kanneluren2r. Die Dreivierlelsàulchen in den anderen Registern sind ganz mit schuppenartig
20Rheinisches Kompositkapitell, dreiteilige nomale Form, Tlpus S nach H. KAHLER, Die römischen Kapitelle des
Rheíngebietes. Röm.-Germ. Forsch. 13 (Berlin 1939)70 ff., speziell 78 82.
'7r Die gröBte Àhnlichkeit haben die die Nische rahmenden Pilaster der claudischen Nischenstele des Tib. Iulius Abdes
aus Bingerbnick, die auch im unteren Drittel mit nach unten gerichteten Schuppen verzier1' sind und dariiber mit
-
doppelten Kanneluren (ESPERANDIETJ, Recueil VII 6137). Am tiberischen Grabstein des Cn. Musius aus Mainz
sind die oberen beiden Drittel der rahmenden Sàulen (ESPERANDIEU, Recae itYll 5790; W. BOPPERT, Militàrísche
Grabdenlcmàler aus Mainz und Umgebung. CSIR Deutschland II 5 [Mainz 19921 87-90, Nr. 1, Taf. 1), was sich
wiederholt bei der Umrahmung des claudischen Familiengrabmales des 'Weisenauer Gàrtners' (W BOPPERT, Zlvile
Grabsteine aus Mainz und Umgebung. CSIR Deutschland II 6 fMainz 1992) 48 53 Nr. 1 Taf . 2). Etn Geniusaltar aus
Euskirchen-Kreuzweingarten aus dem 3. Jahrhundert zeigt ein Beispiel fiir die Kombination mit Kanneluren
i88
Trrus A. S. M. P,cNr-l,YspN
gelegten Lorbeerblàttern iiberzogen, die von einem umlaufenden Band etwa in Sàulenmitte in der
oberen Zone nach oben gerichtet sind und in der unteren Zone mit den Blattspitzen nach unten
weisen.
Der obere AbschluB der Nischen besteht aus einem Dreiecksgiebel mit Rosettenfiillung
und dreieckigen Zwickelfeldem tiber den Giebelschràgen, die mit vegetabilen Ornamenten geÍiillt
sind. Zusammen mit den Faszien des Architravs bilden Giebel und Zierfelder 16 cm breite
'Weil
die Breite der Nischenrahmung
Querleisten, tiber denen jeweils eine neue Nische beginnt.
und ihre Dekoration mit Akanthusornament völlig mit den Eckleisten harmoniert, ist eine gelungene
Integration der Ornamente und der architektonischen Rahmung der Nischen er:reicht. Sie wird nur
etwas durchbrochen durch die symmetrischen Ftillungen der Giebelfelder, die auf die kràftigen
zentralen Rosetten ausgerichtet sind.
Die Zahl der Register kann anhand der erhaltenen Fragmente nicht mit absoluter
Sicherheit rekonstruiert werden; es waren aber mindestens drei, wahrscheinlich sogar flinf. Die
ursprtingliche Höhe der Schaftblöcke ist nicht erhalten; sie scheint auch zu variieren. Auf zwei
Fragmenten sind Reste von zwei Registern erhalten (Blöcke 2 u. 3). Das Register mit den Resten
von Diana und Fortuna weist Pilaster an den Seiten auf, die darunter folgende Nische runde Kapitelle
von Sàulchen. Auch die Nischen des obersten, am besten erhaltenen Schaftblocks mit Virtlrs,
Mars, Herkules und Roma, werden von Dreiviertelsàulchen gerahmt. Von der Gliederung der
Nischen des darunter folgenden, schon auf diesem Block beginnenden Registers ist leider wenig
iibriggeblieben. Theoretisch kann das untere Ende dieses groBen Blockes (3) das Oberteil des
Registers mit Diana und Fortuna auf Block 2 gewesen sein, aber das vegetabile Motiv des
senkrechten Eckornaments findet dann nirgendwo richtig AnschluB. Theoretisch wàre es auch
möglich, das auf Block 2 unter Diana und Foftuna beginnende Register als oberen Abschlu8 des
Registers mit Mars usw. auf Block 3 ztbetrachten. Aber auch dieser Versuch scheitert: In dem
Bildfeld unterhalb der Forh-rna auf Block 2 sind Frisureste einer Beifigur links und rechts von ihr
hellenistische Architekturreste erhalten, die mit keinem der Götter auf Block 3 kombiniert werden
können. Auch die Verbindung dieser beiden Elemente mit der als Bacchus zu interpretierenden
FiguraufdemAltfundFragment4(Taf.52,1)ausdenFestungswerken22
wàreeinladend.Dagegen,
Block 4 unter dem Register mit Diana und Fortuna anzuordnen, spricht jedoch seine linke Seite,
an der die erwafiete Ecksàule und die zuriickspringende Nische fehlen, die es im kortespondierenden
Nischenansatzunter Diana gibt. Die vagen Reste auf der linken Seite des Bacchussteines (Taf. 52,
2) lassen am ehesten eine Inschrift oder auch eine felsige Landschaft oder eine Anhàufung von
Beutewaffen (tropaeum) vermuten. In den letzten beiden Fàllen wàre die saubere Glàttung der
Nischen durch den Bildhauer selbst veràndert gewesen, was bei diesem sehr fein detaillierten
Pfeiler praktisch undenkbar ist. Andererseits wLirde eine Votivinschrift gut unten auf die Vorderseite
des Pfeilerschaftes passen. Eine Verbindung von Fragment 4 mit dem Register unterhalb der Fortuna
muB also fallengelassen werden, was noch einmal bestàtigt wird durch die Akanthusranke auf den
Eckleisten. Doch sind die Abmessungen dieses Blockes, die Steinart, seine architektonischen und
ornamentalen Details iiberzeugende Argumente daflir, daB er zu dem Götterpfeiler gehörte.
Die unten auf Block 2 erhaltenen Nischenreste mit der Schmetterlingsfrisur und der
Architektur daneben könnten zu einem Register zwischen dem Bacchus und der Fortuna gehört
haben. Die Relieffragmente wàren zu interpretieren als Reste einer weiblichen Figur mit einem
Amor links und einem Turm im Hintergrund (Danae und der goldene Regen?). Problemlos làBt
sich nun das Fragment 5 mit dem Herkuleskopf (Taf.52,3), das l9l0 einige Meter stidlich der
(H. KLINCKEL, Der römische Genius. Mitt. DAI Rom Ergh. 20 [Heidelberg 1974) 60; 104 C I 36 Taf. 73). - Das
kombinierte Ornament war vor allem in den Donauprovinzen beliebt. Uber die Verbreitung und den Ursprung des
Dekorationsmotivs: NOELKE (Anm. 8) 370 376, speziell 371-372.
22Das Fragment wurde stets flir ein Teil eines riesengroBen Viergöttersteins gehalten. Siehe: T. PANHUYSEN,
Romanisering in beelden. Hermeneus 52, 1980 - Romeins België en Nederland (Den Haag 1980) 158 Abb. 14 c;
NOELKE (Anm. 8) 485 Nr. 193.
Drn cnossp lupprrlnppprLrt rroN Horpr-
DERToN rv
Meesrnrcur
189
Pfeilerbasis im Kreuzganggarten der Liebfrauenkirche gefunden wurde, der Figurennische mit
dem stehenden Herkules auf Block 3 zuordnen. Es ist jedoch das einzige Fragment des Pfeilers,
das aus einer etwas abweichenden Steinsofie verferligt wurde2s .
Mit Hilfe der beiden groBen Pfeilerschaftfragmente mit den Resten von je zwei
aufeinanderÍblgenden Registem können also mindestens drei Register mit Götterreliefs in den
Nischen nachgewiesen werden, da sie glucklicherweise aus den Ubergangszonen de-r Register
stammen. Ein kleines Fragment einer Eckleiste mit Resten der inneren Nischengliedemng rnit
Eckpilaster und Kompositkapitell und mit einem kleinen Stiickchen der obersten Verfugung des
urspninglichen Schaftbiocks (Fragment 6) pa8t nicht in das Schema eines Pfeilers mit drei Registern.
Auch der Bacchusstein und die Akanthusmotive der Eckleisten gaben schon Hinweise auf mehr,
wahrscheinlich fiinf Register. Wir können natiïrlich nicht ausschlieBen, daB es dicht beieinander
mehr als einen Götterpfeiler desselben Typs gegeben hat; wahrscheinlich ist dies aber nicht. Wir
miissen also bei der Rekonstruktion ausgehen von wahrscheinlich fiinf Registern an einem Pfeiler.
Dieser Pfeiler war oben mit einer rund 15-20 cm hohen, verzierlen Deckplatte oder
mit einem Konsolengeison als architektonischem Gegensttick zu der unteren Profilierung
abgeschlossen.
Seine Gesamthöhe mit Sockel kann also mit etwa 7,38 m berechnet werden.
Die Statue
Katalog:
l0 l3:
Vier Fragmente einer luppiterstatue (Maastricht, Museumskeller Derlon,
Inv.Nr. GOBM 1983.MÀPL.23/1-9-B[2xJ/l-0A-23/l-9-28). Ma/3e: H.von
]5,5
29 cnt.
Abb.16-t9.
Durch den Fundort rund um den Sockel des Pfeilers ist es wahrscheinlich, da8 drei
Fragmente einer iiberlebensgroBen Götterstatue ein Teil des Bildes waren, das den Pfeiier
urspriinglich krönte. Die Statue auf dem Pfeiler muJ3 mit Sicherheit Iuppiter dargestellt haben2a.
Ein Ftrrigel, der zu einem Adler gehör1 und der zusammen mit einem Beinfragment gefunden
wurde (Taf . 54, i, 4), unterstreicht die se The se" Die Froportionen und die Steinsorte eines dritten
Fragmentes, das von einem Arm stammt (Taf. 54,2), entsprechen exakt dem Beinfragment und
dem Fragment einer Hand (Taf. 54, 3), die zusammen als Teile einer mehr als 2 m hohen Statue
rekonstruieft werden können2s. Die Figur hielt ihren rechten Arm schràg nach unten und nach
vome gestreckt, vielleicht mit einem Blitz in der Hand26. Dieser Typus scheint der Normaltypus
des Iuppiter Conservator zu sein27 . Er zeigÍ luppiter halbnackt, nur mit einem Mantel tiber der
linken Schulter oder einem Pallium um die Hiifte. Das linke Bein war leicht gebogen und schràg
zur Seite gestellt, der linke Arm war erhoben, mit dem iangen Zepter, das der Gott locker in der
Hand hielt28. Wahrscheinlich folgte auch der Iuppiter, der die groBe Sàu1e von Mainz bel«önte,
Alle Blöcke und Fragmente sind aus Jurakalkstein, der in den staatlichen Steinbriichen von Noroy, Dép. Meurthe-etMoselle, gewonnen wurde. Nur das Fragment rnit dern Herkr-rleskopf ist aus einem nicht gr-rt zu bestimmenden
Jurakalkstein, der sowohl von der Maas als auch von der Mosel sein kann.
2nAuBer den Iuppitermonumenten gibt es kaum andere Göttersàulen und -pfeiler in den nördiichen Provinzen des
römischen Reiches (NOELKE fAnm. 8l 356-359).
)t Fiir das Bild wurde ein Jurakalkstein aus Noroy von einer gröberen Struktur benutzt, fiir den Adler derselbe Stein,
'z-t
aber von feinerer Stmkfur.
'6Ygl. z.B.: H. NIEMEYER, Studien zur stotuarischen Darstellung der römischen Kaiser. Mon. Artis Rornanae
(Berlin 1968) Taf .34,1 2,Taf . 35,2.
" Vgl.
<1ie
Reliefs an zwei Votivaltàren aus der Umgebung von Xanten (ESPERANDIETJ, RectteillX 6577;6578).
7
':gl. CURTIUS, Mitt. DAI Rom 45, 1930, 1 ff.; L. BERGER, Mift. DAI Rom'76, 1969,66 ff.; H.-G. HORN, Ein
Tlrr;s A. S. M. ParumrvspN
190
diesem Typus2e, der auch von weiteren, fragmentarisch erhaltenen Bildem aus den Rheinprovinzen
und von einigen Reliefs her bekannt ist30 . Zu diesem Typ gehört ein Adler, der neben dem rechten
Bein des Gottes sitzt3l . DaB nur die Innenseite des Adlerflrigels ausgearbeitet ist, kommt daher,
daB nur diese Seite sichtbarwar, wie das bei den ausgespannten Fliigeln eines auffliegenden Vogels
in Frontalansicht der Fall ist.
Götterpfeiler
Der groBe Iuppiterpfeiler von Maastricht ist direkt mit den pfeilerförmigen
Iuppitermonumenten verwandt, die P. Noelke in Zusammenhang mit den Iuppitersàulen von
Germania inferior zum ersten Mal zusammengestellt hat32. Noelke unterscheidet drei Typen:
1. Pfeiler mit Götterreliefs auf allen vier Seiten;
2. Pfeiler mit Götterreliefs auf drei Seiten;
3. Pfeiler, bei denen nur die Vorderseite Götterdarstellungen tràgt, die Seiten dagegen
vegetabilen Dekor haben3r .
Kein einziger Pfeiler ist vollstàndig erhalten. Es ist nicht anzunehmen, daB Pfeiler
mit Reitergigantengruppen kombinieft wurden. Sie trugen eher eine Darstellung des thronenden
oder stehenden Gottes3a. Programmatisch und ikonographisch hat der Typus des Reliefpfeilers
viel mit der Sàule mit Götter:reliefs gemeinsam, von denen die GroBe Iuppitersàule in Mainz die
bekannteste ist35.
Die rheinischen Pfeiler sind in der gleichen ZerÍ wie die Iuppitersàulen entstanden,
also zwischen dem dritten Vierlel des 2. und der Mitte des 3. Jahrhunderts. Die Vorlàufer der
Pfeiler reichen jedoch weiter zunick als der àlteste bekannte Vorlàufer der Sdulen, nàmlich die
GroBe Mainzer Iuppitersàule, die zwischen 59 und 66 n. Chr. errichtet wurde36 . Der 1980 entdeckte
Ffeiler in Nimwegen kann sogar in die Jahre zwischen l0 und 20 n. Chr. datiert werden37. Er kann
anlàBlich der Reorganisation des Rheinlimes durch Tiberius errichtet worden sein, der zwischen
rörnischer Bronzeadler. Jahrb. RGZM 19, 1912,77 8 I ; NOELKE (Anm. 8) 377, Anm. 630. Vg1. auch den Typus
als Idealbild fiir den Kaiser: NIEMEYER (Anm. 26) 54-64, speziell 61.
sNOELKE (Anm. 8) 281.- BauchhenB meint dagegen, daB es kaum sinnvoll ist, den'typ zu rekonstruieren (G.
BAUCHHENSS, Die Grofie luppitersàule aus Malzz. CSIR Deutschland II2 [Mainzl984l10; auch auf der Vorderseite
des Sàulensockels ist ein stehender Iuppiter abgebildet [ebd., Taf. 1]).
3c
Freistehend: ESPERA.NDIEIJ, Recueil VIII 6363; 6371 (Pesch). Auf Weihreliefs: ESPERANDIEIJ, Recueil IX
6577 (Xanten); 6578 (Xanten); H. SCHOPPA, Römische Götterdenkmàler ín Köln. Denkmà1er röm. Köln 22 (Köln
1 959) 48 Taf. 1 0 (Kö1n). Vgl. HORN (Anm. 28) 77 81 ; NOELKE (Anm. 8) 280 281 ; 37 6 377
31
K. SITTL, Der Adler und die Weltkugel als Attribute des Zeus in der griechischen und römischen Kunst (Leipzig
1884)26-39, speziell 29ff.; RE I (1893) 371-375 s. v. Adler (ODER);HORN (Anm.28)77-78 (e nach Komposition
lrann der Adler rechts oder links vom Gott plaziert sein). Vergleiche auch die Iuppiter-Claudius-Darstellungen aus
Lanuvium und Olympia (NIEMEYER [Anm. 26] 107 Nr. 95 96 Taf. 34,1)).
INOELKE (Anm. 8) 287 289. Fiir Gallien: G.-Ch. Picard, Imperator Caeiestium. Gallia 35, 1977,89 ff., speziell
.
97 98 u.99
10s.
TiNOELKE (Anm. 8) 288.
3aVgl. NOELKE (Anm. 8) 413 Nr. 2Taf.55,1
,speziell 274.
rs
NOELKE (Anm. 8) 286, 366 368; BAUCHHENSS (Anm. 29;. Uber den Urspn-urg der columna caelata und die
Vorliebe fiir reiche Omamentiemng von Sàu1en und Pilaster in Gallien: H. WALTER, La colonne ciselée dans la
Gaule romaine. Ann. Lit. Univ. Besangon 119. Arch. 23 (Paris 1970) 114-116: »Son originalité (sc. de la Gaule
romaine) se manifeste par f invention de ftts ou des reliefs superposés font tantöt le tour complet du cylindre ou
demi-cylindre, tantöt se limitent à l'intérieur de panneaux juxtaposés«. Vg1. NOELKE (Anm. 8) 360 361: »Da
durch die eng mit der römischen Staatskunst verbundenen neugefundenen Pfeiler aus Nijmegen und Vinsobres . . .
Cefrnitiv geklàrt ist, daB der Typus des Reliefpfeilers nicht am Rhein entstanden ist . . .«
'6NOELKE (Anm. 8) 310; BAUCHHENSS (Anm. 29) 19-21;32-33 (vorzugsweise Datierungum 59 51 n. Chr. aus
AnlaB des Komplottes von Agrippina, aber er schlieBt eine Datierung bis 66 n. Chr. nicht aus).
37
NOELKE (Anm. 8) 311-312 datiert den Pfeiler vorlàufig um 40 n. Chr.
Dpn cnossp, IupprreRppptLtn voN
Horrl
Deni-oN tN M,tq.strucnr
191
10 und 12 als Feldher mit dem imperium proconsulare in Germanien weilte, oder aus Anla8
seiner Ernennung zum Kaiser 14 n. Chr. oder auch zu Ehren des Germanientriumphes des
Gennanicus 17 n. Chr. Auch der Pfeller der nautae Parisiaci in Paris ist unter Tiberius entstanden38 .
Verwandt ist ein ràtselhafter Götterpfeiler aus Mavilly, Dép. Cöte d'Or, der vielleicht genauso friih
datiert werden muB3e. Ein Pfeilerfragment aus Vinsobres in Siidfrankreich kann nach No.elke in
die Mitte des 1. Jahrhundeds datiert werdenao .
Die frtihen Pfeiler sind eindeutig monumentaler als die spàter im Rheinland erichteten.
Die Pfeiler von Nimwegen und Paris haben Querschnitte von ungefrhr 75 cm im Quadrat, die eine
erhaltene Seite von Vinsobres miBt 57 cmal. Der Aufbau ist einfach und besteht meistens aus
iibereinander gestaffelten rechteckigen Bildfeldern. Den aufwendigsten Rahmen weist der Pfeiler
von Nimwegen mit schmalen, vertikalen Leisten mit Fischgràtmuster und horizontalen, flachen
Friesen mit Blattverzierung zwischen den Bildfeldem auf. Noelke nennt diese monumentalen
Weihedenkmàler auch wegen ihrerprogrammatischen Ikonographie zu Recht offizielle Stiftungena2 .
Das kann man sicher nicht mehr von den kleinen Pfeilem der rheinischen Gruppe
sagen. Auch sie haben drei oder mehr Register mit Götterreliefs tibereinander, aber die Seiten sind
nur 16 bis 38 cm breit und ihre Höhe war verhàitnismàBig geringa3. Ein Pfeiler aus Jtilich f;illt
durch seine Seiten von maximal 48 cm Breite aus dem Rahmenaa. Nur ein Fragment aus Ziilpich
könnte zu einem Pfeiler mit Seiten von etwa 60 bis 70 cm gehört habenas. Noelke bezweifelt
jedoch diese Möglichkeit, da er zudem auch das kràftige Relief der Nischenarchitektur nicht in
Ubereinstimmung mit den ihm bekannten Pfeilern aus dem Rïeinland bringen konntea6. Der
Maastrichter Pfeiler bieteÍ jetzt aber gerade hierfrir eine ausgezeichnete Parallele. Er ribertrifft
erstens die MaBe aller bisher bekannten Pfeiler. Sein Nischensystem ist zudem dem von Znlpich
sehr àhnlich. Die Götterreliefs stehen im architektonischen Rahmen der aediculae, die tm
Maastrichter Fall sehr stark an rheinische Grabstelen des 1. Jahrhunderts erinnernaT . Die kleineren
Pfeiler von Rommerskirchen und Jiilich, die erheblich jiinger sind, folgen dem Nischensystem
r! Nimwegen: J.
BLOEMERS/L. P. LOUWE KOOIJMANS/H. SARFATIJ,Verleden land. Archeologische opgravingen
inNederland (Amsterdam 1981) 86; NOELKE (Anm.8) 311-312;365;366-368; A. GERHARTL/A. KOSTER/L.
SWINKELS, Romeinen in heÍ Rivierengebied (Nljmegen 1994) 14-15. - Paris: ESPÉRANDIEU, RecueilIY 31323134; XVTaf. 113;CILXIII3026;J.-J.HAIT,Lesmonumentsgallo-romainsdeParis. RevueArch. 1952,68ff.;A.
GRENIER, Manuel d'archéologie gallo-romaine IV 2 (Paris 1960) 695-700; BAUCHHENSS (Anm. 2) 35-38;
NOELKE (Anm. 8) 313-314; J.-P. ADAM, Le Pilier des Nautes, essai de restitution. In: Lutèce. Paris de César à
Clovis. Ausst.-Kat. Musée Carnavalet/Musée National des Thermes et de I'Hötel de Cluny 1984-1985 (Paris 1984)
299-306 (neue Rekonstruktion); LAVAGNE ebd.,215-298; CAILLET ebd.,39740} C. NERZIC, La sculpture en
Gaule Romaine (Paris 1989)
77
82.
GRENIER (Anm. 38) 685-695; J.-J. HAIT, Sculptures gauloises. Esquisse d'une évolution de la sculprure en Gaule
depuis le VI" siècle avant Jésus-Christ jusqu'au IV" siècle après Jésus-Christ. l'(El1du Temps (Paris 1966) 4148
(claudisch); PICARD ([Anm. 32] 90; 97) rechnet den Nautae-Pfeiler und den von Mavilly zu derselben Gruppe; S.
DEYTS, Dijon, Museé Archéologique. Sculptures gallo-romaines mythologiques et religieuses. Inv. Coll. Publiques
Frangaises 20 (Paris 1976) Nr. 284; NERZIC ([Anm. 38] 83-85) foigt Hatt in seiner Datierung.
40
M. LEGLAY, Ga11ia29,1971,437438 Abb. 42; PICARD (Anm. 32) 97-95 (2. Jahrhundert!); NOELKE (Anm. 8)
3e
al
42
365.
Der Pfeiler von Mavilly hat Seiten von 78 und 79 cm Breite. Ein zweiter Block, der ebenfalls aus der Kirche von
Mavilly stammt, hat 95 cm breite Seiten (DEYTS [Anm. 39] Nr. 285), aber der Zusammenhang mit dem Pfeiler steht
nicht fest. Diese Monumente mtiBten neu untersucht werden.
NOELKE 1Anm. 81 365.
43NOELKE(Anm.8)Nr.2: 21,5x17,5cm; 3:33,5x34,5cm;169 29x23,5cm); 170:17 x16und20,5x16cm;
38 x 38[?] cm;172:24 x23 cm;173:37 x37[?] cm1, 174'.36,5 x33 cm;175:37 x34 cm.
171:
NOELKE (Anm. 8) 288; 415-416 Nr. 5.
NOELKE (Anm. 8) 287-288;498 Nr. 219 Taf.97,4.
'6 NOELKE iAnm. 81 288.
a7
Die Charakterisierung durch Noelke trifft ganz genau zu (NOELKE [Anm. 8] 289): »Hier besitzt jede Figur . . . ihr
eigenes, in sich geschlossenes und gerahmtes Bildfeld. Anderseits wird die tektonische Struktur des Pfeilers als
Stiitze aufgelöst, die Seiten der Pfeiler gewissermaBen zu hohen Stelen mit mehreren Registern«.
14
4s
t92
TrrLrs
A.
S.
M. P.r,Nuuyss'l
von Maastricht und Ziilpicha8 . Bei zwei Exemplaren aus Bonn ist die Architektur der Nischen nur
noch rudimentàr vorhandenae.
Bei der Gattung der Ir-rppiter(giganten)sàulen hat die architektonische Nische kaum
Verwendung gefunden: Architektonische Elemente sind auf Sockel und Zwischensockel se1ten50 .
Jedoch spielte die architektonische Nische von der Mitte des 2. Jahrhunderls an eine dominante
Rolle bei den niederrheinischen Votivaltàrenst . Bej diesen könnte jedoch die Nachahmung einer
Kultbildexedra zu Grunde gelegen haben52. Nach der Mitte des 2. Jahrhunderts wurden
architektonische Nischen regehnàBig in der Monumentalarchitektur auf Triumphbögen und auf
Prunkgiebeln verwendet53 . Bei den meisten Pfeilem wollte man eine optische vertikale Verbindung
der horizontalen Gliederungselemente durch schmale, manchmal verzierte Leisten an deh Ecken
herstellen5a. Die reichlich geschmtickten Leisten des Maastrichter Pfeilers sind nötig. um ein
Gleichgewicht zur selbstàndigen Formensprache der Nischenarchitektur herzustellen. Ein gleiches
System war seit der Mitte des 1" Jahrhunderts schon in der Sepulkralkunst als logische Folge nach
der Schaffung der Nischenstele entwickelt worden. Dort bildeten Eckleisten einen omamentalen
Ersatz fiir die verlorene architektonische Strukturs5 " Dieses Grundprinzip wurde spàter an
monumentalen Nischengrabrnàlem weiterentwickclt und hat schlieBlich der Dckorationsstruktur
der rheinischen Grabpfeiler zu Grunde gelegen.
Romrnerskirchen: NOEI-KI (Anm. 8) 329, 47 5416 Nr. 175 Taf " 92 93 (t.". datierl den Ffeiler in die dreiBiger Jahre
Jahrhunderts). Jiilich: ebd. 329;472 Nr. 17tr Tat-. 90,1 (Datierung etwas spàter); vgl. auch einen Neufund: M.
PERSE, Jiilich, Sondagen der archàologischen Strukturen im Rahrnen der Innenstadtsanierung, Arch. Rhe inland 1987
(Köln 1988) 35 TaÍ. 3;62.
4'qNOELKE (Anm. 8) 323;413414, Nr. 2, Taf. 55,1 (nach Noelke spàtseverisch); 319;4'71, Nr. 169, Taf. 89 (erstes
a8
des 3"
Í
Jahrzehnt 3. Jahrh.).
BAUCHHENSS (Anm. 2) 48; NOELKE (Anm. 8) 291-292. - Vergleiche jedoch den turmàhnlichen Monumenttypus.
den Picard aus der Rekonstruktion durch Adam und Jambon des Monumentes von Yzeures ableitet (J.-P ADAM/F"
JAMBON, Le pilier d'Yzeures-sur-Creuse. Bull. Soc. Arch. Touraine 31 , 1912.99-106; PICARD [Anm. 32] 99105). - Sockel mit architektonischen Elementen oder verzierten Eckleisten in Gallien: ESPÉRANDIEIJ, Recueil I
127 (Vernègues);1I1248 (Saint-Georges-de-Montagne); 1323 (Saintes); 1408 (Mus. Poitiers); 1412 (Antigny); V 3666
(Reims); 3776 (Montcy-Saint-Piene); 4225 (Grundhofl);4425 (Merten); IX 6965 (Pareds); 6991 (Saint-Ambroixsur-Arnon); Xy 8944 (Champagné); J.-P. GUILLAUMET, Note sur deux blocs à quatre dieux découverts à Autun
(Saöne-et-Loire). Revue Arch. Est et Centre-Est 3A, 1979, 147-15A (Autun). - In Germanien auf Sockeln von
monumentalen Göttersàu1en: ESPÉRANDIEIJ, Recueíl VIi 5887 (GroBe Iuppitersàule Mainz); ESPERANDIEU.
Germanie 382 (Brötzingen); 607 (Rottenburg). - Die Ausschmiickung der Nische mit Ha1bsàuien oder Eckstiitzen,
die in der Pseudo-Architektur von Glab- und Weihemonumenten normaletweise einen muschelförmigen Baldachin
tragen, ist sehr selten in diesem Genre: zwei Seiten eines Viergöttersteines in Reims haben Eckstiitzen an den Eckleisten:
ESPÉRANDIEÍJ,RecueilY 3666;vgl.BAUCHHENSS(Anm. 15)67Abb. l8-21 (Walheim)und70Abb. 18(Nagold).
Sehr ungewöhniich an diesen kleinen Dreiviertelsàulen ist das schuppenförmige Ornament. Eine Paralle1e bietet ein
Grabmonument aus Metz (Ende 2./Anfang 3. Jahrh.):ESPÉR.ANDIEÍJ, RecueilY 4306;WALIER (Anm. 35) 21 Nr.
2; s. auch Grabsteine aus dem 1. Jahrh. in Italien: WALTER a.O. 40 Anm.24; SCRINARI (Anm. 16) Nr'. 335; 374a;
374b;375; B. ANDREAE, L'Art de I'ancienne Rome. L'art et les grandes civilisations (Paris 1973) Abb. 382 und 384.
5r
P NOELKE, Ara et aedicula. Bonner Jahrb.190, i990, 79-124.
5'Z
H. GABELMANN, Die Typen der römischen Grabstelen am Rhein. Bonner Jahrb. 172, 1912, 124 126.
53
Porle Noire, Besangon: ESPÉRANDIETJ, RecueilYll 5270; Th. KRAUS, Zur Porte Noire in BesanEon. Mitt. DAt
Rom72, 1965, 171-181; H. WALIER, La Porte Noire de Besanqon. Conïributíon à l'étude de I'art triomphal des
Gaules. Ann. Lit. Univ. Besangon 32i, Centre Recherches Hist. Anc.65 (Paris 1986)276-28L -Barbarathermen,
Trier: H. CUPPERS, Die Barbarathermen. In: Fíihrer yor- u. friihgesch. Denkmàlern 32,1: Trier (Mainz 1977) 205
-
ff.. Abb. 5.
NOELKE (Anm. 8) 287.
5s
G. BAUCHHENSS, Genzania inferiot; Bonn und Umgebung. Militcirische Grabdenkmciler CSIR Deutschland III
(Bonn 1978) 24-25Nr.3 Taf. 9 (Bonn); 30-31 Nr. 10 Taf. 14 (Xanten); 38-39 Nr. 79Taf.22 (Bonn).
51
1
Dnn cnossn Iupprrpnrppr;-sR voN Horp,l Dpruou
rN
Meesrzucur
t93
Epilog
Der Pfeiler von Maastricht muB einen reich dekorierten Eindruck gemacht haben.
Man spricht von dem horror vacui, welcher so charakteristisch ist fi.ir die gallische Architekturs6.
Die Seiten des Pfeilers sind aber aus gut erkennbaren Elementen aufgebaut, die untereinander eine
funktionelle oder dekorative Beziehung haben. Die Skulptur ist harrnonisch und bescheiden,
wodurch sie weit entfernt ist von den barocken Produkten, die die regionale Grabkunst am Ende
des 2. Jahrhunderts kennzeichneten.
Der Iuppiterpfeiler hatte mindestens zwö1f - wahrscheinlich sogar 20 * Felder- flir
eine Inschrift und elf oder 19 Götterfiguren. Sieben Götter können bestimmt werden: Fortuna,
Diana, Mars, Herkules, Vitlus, Roma (Honos?), Bacchus und möglicher-weise Danae. Auch gibt
es Hinweise darauf, wo am Monument sie jeweils angeordnet waren. Herkules steht wie gewöhnlich
an der Rilckseite, das bedeutet, daB Mrlus auf der Vorderseite, Mars rechts und Roma links stehen.
Wegen der Detaillierung der Nischenarchitektur muB Diana auf die Vorderseite gestellt werden,
Fofiuna steht dann rechts. Auch Bacchus muB an der rechten Seite untergebracht werden, ebenso
Danae. Die Weihinschrift steht natiirlich unten auf der Vorderseite. In allen Fàllen ist die Breite der
flir die Vorder- und Rtickseite.
In der erhaltenen Reihe fehlen einige Götteq wie die der Kapitolinischen Trias:
Nebenseiten 89 cm, gegenöber 87 cm
eventuell luppiter selbst, Iuno (Front) und Minerva (links). Auch Merlcur fehlte sonst an fast keinem
Iuppiterrnonument. Weiter kann man denken an Apollo, Viktoria, Venus, Vulkan, Genius, Ceres,
Silvan, Neptun, So1 und Luna. Die Anwesenheit der Götter Virtus, Roma und Mars mit der Gans
lassen vermuten, daB ein militàrisch bestimmtes ikonographisches Programm dem Pfeiler zu Grunde
gelegen hat. Die auBergewöhnliche Ikonographie mancher Götterdarstellungen, die hohe Qualitàt
der Skulptur, die Verwendung von Kalkstein aus den staatlichen Steinbriichen an der Mosel §orroylès-Pont-à-Mousson) und die Tatsache, daB der Pfeiler Vorbild fiir andere wurde, deuten auf eine
offizielle Stiftung aus einem besonderen AnlaB hin.
Nachtrag: Das monumentale Eingangstor des Heiligtums
Katalog:
14-15: Zwei reliefgeschmilckte Bogensteine (Maastricht, Museumskeller Derlon,
Inv.Nr. GOBM I983.MAPL.23/1-7-13/l-7-24). Ma/3e: 59 cmx 52 cmx 57 cm;
65 cm x 57 cm x 57 cm. Taf. 55
Knapp auBerhalb des Heiligtums von Hotel Derlon wurden aus einer Substruktion
des 4. Jahrhunderts, die aus Spolien und einem Sti.ick Mauer des ehemaligen Heiligtums bestand,
reliefgeschmiickte Bogensteine aus Jurakalkstein von Lérouville/Euville, Dép. Meuse, geborgen.
Die 57 cm dicken Steine sind an der Vorder- und Riickseite skulpiert und gehören zu einer
monumentalen Archivolte5T (Taf. 56).
'6KIL{US (Anm.53) 176.
Tiefe des Dativius-Victor-Bogens in Mainz: 70 cm, vielleicht das Eingangstor eines Gebàudes mit einer
57
portikusftirmigen Vorhalle (H. FRENZ, Der Ehrenbogen des Dativius Victor zu Mainz und seine neue Rekonstruktion.
1981,239240; G. BAUCHHENSS, Denkmriler des luppiterkultes aus Mainz und Umgebung. CSIR
Deutschland II 3 lMainz 19841 82). - Tiefe Porte Noire, Besangon: 210 cm, 105 cm ohne den Vorsprung der
Pilasterbasen (ESPERANDIEIJ, Recueíl YII 5270; WALTER [Anm. 53] 2113 lI Abb. 5). Tiefe der Arkade des
'Tenrpels am Herrenbrtinnchen', Trier: 72 cm(8. GOSE, Der Tempel am Herrenbriinnchen in Trier. Trierer Zeitschr.
30, 1961 ,91 94). Tiefe Arkade in Escolives Sainte-Camille: 40 cm (R. KAPPS, Escolives Sainte-Camille galloromain. Le site, le monument à arcades. Revue Arch. Est et Centre-Est Suppl. I [Dijon 1974] 4l ff. Taf. 7). - Tiefe
Arkade Aachen: circa 40 cm (M. LTNTERMANN, Architekturfragmente von Portiken mit Sàulenarkaden stidwestlich
der Biichelthermen in Aachen. In Aquae Granni. Beitr Arch. Aachen [Köln 1982] 193 ff., speziell Taf. 87-91).
Ber. RGK 62,
-
194
Trrus A. S. M. PaNmrvsnN
In derNordwand der Temenosurlmauerung sind Reste eines monumentalen Eingangs
gefunden worden. Es handelt sich um zwei Trittstufen aus belgischen Kohlenkalkstein, deren eine
2,30 m breit ist, sowie an beiden Seiten des Trittes zwei grobe Fundamentplatten aus Jurakalkstein
fiir die Seitenpfosten des Tores58. Die angrenzenden Mauerr aus Bruchstein sind 50-60 cm dick,
was mit der Tiefe der zwei Bogensteine korrespondierl. Die Spannweite des Bogens, zu dem die
Bogensteine gehört haben, war ungeËhr 2,50 m, was der Breite der Trittstufen sehr nahe kommtse .
Der Unterschied in den MaBen kann durch den Vorsprung der Leistenprofile unten an den Pfosten
erklàrt werden. Drei Profilsteine mit einem Akanthuskymation, die genau auBerhalb der Pforte
entdeckt wurden, können dies bestàtigen60 . Ihr Profil ist auffallend steil und sie sind aus derselben
Steinsorte wie die Bogensteine und die Fundamentplatten neben dem Trittstein6l .
Die Dekoration der Bogensteine deutet auf eine inhaltliche und kiinstlerische
Beziehung zu dem Iuppiterpfeiler innerhalb des Temenos hin. Der Bogen war auf beiden Seiten
geschmiïckt, unter anderem mit programmatisch-religiösen Motiven62 . Ein Adler mit einem Kranz
im Schnabel, der höchstwahrscheinlich am rechten Tiirpfosten ein Gegenstiick gehabt hat, sowie
die monumentalecorona aus Eichenlaub, die die andere Seite derbeiden Steine schmiickte, weisen
auf den Iuppiter- und den Kaiserkult hin63 . Möglicherweise deuten sie an, daB das ganze Heiligtum
flir den Iuppiter- und den Kaiserkult diente6a.
58
PANHUYSEN 1984 (Anm. 1) 40. Fiir die monumentale Architektur des Eingangstores stehen ma.rimal 3,60 m ntr
Vediigung.
Das AuBenmaB der Archivolte betràgt ungefàhr 3,55 m.
PANHUYSEN (Anm. 6) 124-125 Taf. 31, 2-3; S. Abb. 2 Nr. 16-18.
6'Die Jurakalksteine der Derlon-Grabung lassen zwei Hauptgruppen erkennen: den bioklastischen Bajocienkalkstein
aus der Umgebung von Norroy-1ès-Pont-à-Mousson, Dép. Meurthe-et-Mose11e, und den typischen Crinoidenkalkstein
des Oxfordien aus der Gegend von Euville und I-érouville, Dép. Meuse. Die beiden Bogensteine, die drei genannten
Sockelsteine, die zwei Basisplatten neben dem Eingangstor, zwei Sàulensti.icke und ein Pilasterblock sind alle aus
dem zweiten Stein gefertigt und könnten daher gut aus einem einzigen architektonischen Zusammenhang stammen.
62
Der Dativius-Victor-Bogen in Mainz ist an der einen Seite viel reicher bearbeitet als auf der anderen (FRENZ [Anm.
571 passim; BAUCHHENSS [Anm. 57] 78-83). Vgl. auch den 'London Arch': C. HILL 4. MILLETT/T. BLAGG,
The Roman Riverside Wall and Monumental Arch in London. London Middlesex Arch. Soc. Special Papers 3 (Lonse
60
don 1980) 153.
Eine funerzire Bedeutung des Adlers kann nach der Architektur und der Fundstelle ausgeschlossen werden. S. fiir den
Adler als Vogel der Apotheose: F. CUMONT, Recherches sur le symbolisme funéraire des Romains (París 1942,
Neuauflage 1966) 97, Anm. 2; H. GABELMANN, Dle Werkstattgruppen der oberítalischen Sarkophage. Bonner
Jahrb. Beih. 34 (Bonn 19'73) 123. Durch den beschrànkten Raum der umgebenden Nische und die monumentale
Ausfiihrung der Abbildung ist es ebenso unwahrscheinlich, da3 der Adler ein Feldzeichen bekrönt hat (cf. RE II A
1192312335 ff. s. v. signa [KUBITSCHEK];HORN [Anm. 28] 69-73;GABELMANN a.O. 122). - DerAdler ist der
stetige Begleiter von Iuppiter und kann ihn sogar ersetzen. Seit Augustus gilt der Adler auch als Symbol der kaiserlichen
Macht. Insbesondere an öffentlichen Gebàuden, auf Miinzen und Cameen finden wir mit unserer Abbildung verwandte
Typen (SITTL [Anm. 31]; RE I [1893] 371-375 [ODER]; RAC I [1950] 87-91 [SCHNEIDER/STEMPLINGER];W.
OBERLEITNER, Ein Adlerkameo in Berlin, Teil einer römischen Kaiserinsignie. Arch. Anz. 1972,493 ff.). - Adler
mit Corona im Schnabel: HOR.N a.O., 74 Anm.40. -Die Eiche war dem Iuppiter gewidmet (RAC IV [1959]745-763
IMARZELL/CENTLIVRES]). - Der Kranz spielte von altersher eine wichtige Rolle im Kt;Jt (Der Kleine Pauly I
U975) 1322-1323). Sockel von Iuppitermonumenten sind oft hierrnit geschmiickt (2. B. BAUCHHENSS [Anm. 2]
Taf .23,1). Die Iuppitersàule von Hausen a.d.Zaber zeígt an der Vorderseite des Sockels einen Adler, der einen groBen
Eichenkranz mit Inscfuift tràgt. Obendrein ist der Sàulenschaft mit einem Eichenblattmuster versehen (KLUMBACH
[Anm. 16] Taf. 3 und 10-11). Die Riickseite der Archivolte des 'London Arch'hat drei Zierleisten. Zwei davon
zeigen ein geflochtenes Eichenblattmotiv (HILL u.a. [Anm. 62] 128 Nr. 1-4).
6a
Der Fund einer oder mehrerer Iuppitersàulen innerhalb eines Heiligtums sagt nichts iiber die Identitàt des dort verehrten
Gottes oder der Götter aus. Sehr selten kann eine Iuppiterweihung mit einem Iuppitertempel verbunden werden
(NOELKE [Anm. 8] 306 Anm. 202; BAUCHHENSS [Anm. 2]21-23).Im Falle von Maastricht handelt es sich zwar
um einen besonderen Iuppiterpfeileq aber die Ikonographie der Torumrahmung deutet eher aufein Iuppiterheiligtum,
ein Heiligtum fiir die Kapitolinische Trias oder auf ein Zentrum des Kaiserkultes. Innerhalb des Heiligtums wurden
zwei bronzene Gegenstànde gefunden, die diese Argumente bekràftigen können: ein Schiebegewicht in der Form
einer groBen Eichel (GOBM Fundnr. 1983.MAPL.23ll-7 -1) und ein kleiner Sockel oder Altar, auf dem eine Eichel
liegt (GOBM Fundnr. 1983.M4PL.23/|-3-2; S. PANHUYSEN 1996 [Anm. 1] 49 Abb. 13). Auch ein Weihestein fiir
die Parcae (s. Anm. 7), der dicht auBerhalb des Heiligtums gefunden wurde, stammt vermutlich aus dem Heiligtum.
63
DeR cnossp lupprrpnrrurr-pR voN
HorBl Dlnrox w MeasrnrcHr
195
Der Adler steht in einem Bildfeld, das oben von einer horizontalen Leiste mit einem
Giebel abgeschlossen wird. Das bedeutet, daB er in einer Nische stand und daB es daher nahezu
ausgeschlossen ist, daB der Adler ein vexillum oder eine wachsende Ranke bekrönt hat65. Die
Nische mit ihrer rudimentàren Architektur erinnert an die fein detaillierten Nischen des
Iuppiterpfeilers. Weil die Nische in der Torumrahmung von den Pfeilernischen abgeleitet ist, können
wir den SchluB ziehen, daB das Tor jiinger ist. Die stilistische Analyse des Ornaments wird dies
bestàtigen.
Der Reliefschmuck des Bogens ist ungewöhnlich, wenn man von den normalen
MaBstàben der römischen Architektur ausgeht. In der Provinz gibt es kaum Bauplastik aus
vergleichbarem architektonischem Kontext. Das beste Vergleichsstiick ist vielleicht der 1975
entdeckte 'London Arch', den T. Blagg mit der nötigen Vorsicht einem Tempelkomplex zuwies66.
Weitere Vergleichsstiicke sind der dreiteilige Bogen im 'Tempel am Herrenbriinnchen' in Trier
und der Dativius-Victor-Bogen in Marnz,l . Letzterer ist mit der Gattung der Triumphbögen
verwandt, die auch bei vielen anderen monumentalen Eingangsparlien als Vorbild dienten6s. Das
Maastrichter Heiligtumtor ist in diese Verwandtschaft nicht einzuordnen, wie seine erhaltenen
Fragmente zeigen. Zwar wird das Motiv des Adlers verschiedentlich auf Bögen verwendet, aber
immer an weniger auffallender Stelle als hier6e. Das vegetabile Ornament flihfi die Tradition der
sridgallischen Dekorationsschemata der friihkaiserzeitlichen Bögen fort, aber dort wurden weder
die Weinranken noch die Eichenlaubcorona verwendetTo. Das Fehlen architektonischer Elemente,
die die Funktion des Baues als Tor, wenn auch nur in der pseudoarchitektonischen Art wie in
Mainz, unterstreichen könnten, verleiht dem Bogen eine Ausnahmestellung innerhalb der
provinzialenArchitektu/l . Das Schema der flankierenden senkrechten Omament- und Reliefbànder
mit dazwischen gespannter Archivolte findet sich in der flavischen Sepulkralkunst des Rheinlandes
als dekorative Umrahmung flir einige Nischenstelen72 .Im Laufe des 2. Jahrhunderts wird in den
Rheinprovinzen ein vergleichbares Dekorationssystem auf Reliefs fi.ir den Mithraskult angew and{3 .
Ein Vergleich ist also eher mit der dekorativen Kunst und weniger mit der Architektur möglich.
Th" Kraus hat in seiner Abhandlung iiber die Porte Noire von Besangon die direkten Einfliisse aus
der Grabkunst auf die Monumentalarchitekturvon Gallien atfgezeig{a. Die Archivolte des DativiusVgi. die Pilasterpaneele auf dem Argentarierbogen in Rom (R. BIANCHI BANDINELLT, Rom, das Zentrum der
Macht. Die römische Kunst von den Anfdngen bis zur Zeit Marc Aurels. Universum Kunst [Miinchen i970] 71 Abb.
64) und den Grabstein eines Centurios, ebenfalls in Rom (ebd.,72, Abb. 65).
66
T. BLAGG, The London Arch. Currenï Arch. 57, 1977,311 ff., bes. 315; HILL u.a. (Anm. 62) 175 ff.
6'S. Anm. 57. Vgl. auch ESPERANDIEU, Recueil lI 1440 (ein
Bogenstein aus Bourges).
68
S. RE VII A (1939) 373493 s. v. Triumphbogen («ÀHLER). speziell 414 ff.
6'gVg1. RE VII A (1939)416ff.,speziell478
sub VII b (AdlerkröntPilasteromament);479 sub VII c (in der Kassettendecke
des Durchgangs). Weiter: Titusbogen, Rom (F. HASSEL, Der Trajansbogen in Beneyent f.Mainz 1966] Taf. 34,2und
35,2); Trajansbogen in Benevent (ebd., Taf. 35,1); Susa (ESPERANDIEIJ, Recueíl I 16); Porle St. Pierre, Die
(ESPERANDIEU, Recueil I 3 I 4).
70
Girlanden und Ranken als Symbol des Reichtums des Landes (RE VII A t19391 478 [KÀHLER]). S. auch: P. GROS,
6s
PourunechronologiedesarcsdetriomphedeGauleNarbonnaise(àproposdel'arcdeGlanum).
Gat\ia37,1979,69
ff. - Das Motiv des Blàtterkranzes ist wohl auf dem'London Arch'vorhanden (HILL u.a. [Anm. 62] 128 Nr. 1-5
Abb. s8-62).
ilSelbst die Porte Noire in Besangon besitzt noch ein zu erkennendes architektonisches
Geriist (ESPERANDIEU,
RecueilYl\52T0;KRAUS [Anm. 53] 173 ff.; WALTER [Anm. 35] 103-104; WI\LIER [Anm. 53]276--282). Verwandt
sind der Registeraufbau der Eckpfosten und die verlikale Staffeiung der Götternischen aufden Pylonen. Reich, aber
lediglich architektonischer Art war die Siidfassade der Barbarathermen in Trier (CUPPERS [Anm. 53] 207 Abb. 5).
zESPERANDIEIJ, Germanie 11 (Wiesbaden); BAUCHHENSS (Anm. 55)
Nr. 19 Taf.22 (Bonn). Vergleiche den
- Grabstein von L. Nasidienus aus Köln, der aus dem Anfang des 1.
Jahrh. starnmt (ESPERANDIEU, Recueil YIII
6468).
M. \aERMASEREN, Co4pzs Inscriptionum et Monumentorum Religionis Mithriacae ('s-Gravenhage 1960) II 64-66 Nr
1083 Abb. 274 (HEDDERNIIEIM); 117-119 Nr. 1292 Abb.340-342 (Osterburken); M. \ERMASEREN, Der Kult des
Mithras im römischen Germanien. Limesmus. Aalen, K-leine Schr. 10 (StuttgaÍt, Aalen 1974) Abb. 1, 4 und 9-10.
?4KRAUS (Anm.53) 177.
'/3
Tnus A. S. M. PaNnuvsEN
t96
Victor-Bogens in Mainz ist mit dem Tierkreis verziert: das Motiv und daB es an dieser Stelle
verwendet wird, sind von der mithràischen Ikonographie abgeleitetTs.
Der Schmuck des Maastrichter Torbogens ist sichtlich von den Votivdenkmàlem des
eigenen Heiligtums beeinfluBt. Er ist damit ein ausgezeichnetes Beispiel
fiir
die
Improvisationsmöglichkeiten der provinzialen Bildhauerei, die von der Lust an Verzierungen, von
horror vacui rntd einer Ver"wischung architektonischer Notmen gepràgt ist76.
(Aus dem Niederlcindischen iibersetzt von Herrn und Frau W. Trees, Aachen-Burtscheid.)
Abbildungsnachweis: G. Veldman: Taf. 47.1; 2; 48.1; 49. - Gemeende Maastricht: Taf. 48.2; 54.1-4. - G.
Hukkelhoven: Taf. 50.1-4; 51.1-2," 55.1-2. - T. Panhuysen: Taf. 52.1-3. - H. Peeters: Taf. 53; 56.
?5H. v.
GALL, BemerkungenzumBogendesDativius
(Anm.57)
82.
VictorinMainz.Jahrb. RGZM15,1968, 100 ff.;BAUCHHENSS
'6KRAUS (Anm. 53) 176; NIEMEYERiI'. Römer am Rhein. Ausst.-Kat. Köln (Kö1n1967) 41. Der Ansatz zu dieser
Entwicklung ist schon in der södgallischen Bauplastik der friihen Kaiserzeit zu erkennen, siehe GROS (Anm. 70) 6i ff.
PauuwssN
Tnprr- 47
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I
47 1 Maastricht,Zentrum'. Ubersichtsplan der römischen Befunde des 1. und 2. Jahrhunderts. Zickzacklinio.
westliches Maasufer in röm. ZeiÍ; B Badegebàude; I Heiligtum mit Iuppiterpfeiler. - 2 Maastricht,
Ausgrabung Derlon 1983, Lage des Heiligtums mit eingetragenen Fundstiicken (Katalognummem l-19;
16-19 nicht im Text). 1 Temenos; 2 Eckraum; 3 Torhalle; 4 maceria; 5 Brunnen. A Bauphase I
(Anfang 2. Jhd.); B Bauphase II (Mitte 2. Jhd.); C Bauphase III (Ende 3. Jhd.); D belgischer
Kohlenkalkstein; E weiBerKalkstein; F FuBboden; G UmzàunungausTravertin; IVJFemstraBeTongeren
Köln.
Taru
48
Pe.NrruvsrN
200 cm
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:3§*
48 Maastricht, Ausgrabung Derlon 1983.
1 Umzàunr-rng odcr mocerio des Iuppiteryfeilers irr.r HeiligtLun
2 Macería und Standplatte des IuppiterpÍèilers von Norden.
Tarer- 49
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49 Maastricht. Ausgrabung Derlon 1983. Siidprofil A des Grabens I mit der Lage der Standplatte Kat.-Nr.
1.-l gewachsenerBoden; 2 humoseSchicht; 3 KiesderStraBe; 4 Möftel; 5 Schutt; 6 Mörtelboden;
7 gebrarmterKalk; 8 Feinsandboden; 9 Lehm; l0 festeErde; 11 ErdemitSchuttundspàtmittelalterlichen
Kellerrnauern.
Tarrr- 50
Prurn;vspN
4
50 Maastricht. Iuppiterpfeiler, Block 3 I Vorderseite: Virlus. - 2 rechte Seite : Mars mit der Gans.
Riickseite: Herkules und die Stymphalischen Vögel. - 4 linke Seite : FiiBe der Roma.
T,,rpsl 5l
PnNuuyseN
I
I
5l
Maastricht. Iuppiterpfeiler, Block 2
1
rechte Seite: Fortuna. - 2 Vorderseite : Diana.
T,qrn 52
52 Maastricht. iuppiterpfeiler, Block 4 (Altfund) I rechte Seite:
Herkules.
PeNHwssr.,l
Bacchus. - 2 Inschriftseite. - 3 Kopf des
PeNHwssN
53 Maastricht. Iuppiterpfeiler, Rekonstruktionsvorschlag.
Terur- 53
PllsrivsrN
Ta,pnr 54
I
I
54 Maastricht. Iuppiterpfeiler I Fragment vom linken Bein der Iuppiterstatue (Fragment 10). - 2 Fragment
des rechten Ellenbogens der
Iuppiterstatue (Fragment I 1). - 3 Linke Hand der Iuppiterstatue (Fragment 12).
- 4 Fragment des rechten Adlerfltigels (Fragment 13).
PaNuwsBN
Tnrsr- 55
Tapsr 56
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50 cm
56
Maastricht. Rekonstruktionsversuch des Eingangstores zum Heiligtum.