| Petra Mayr et al.
Strategi völlig ohne Effizienzfrage geDies heißt jedoch nicht, dass Strategien
wählt werden sollen. Auch wenn in diesem
die
Kontext das Ideal der exakten
Wissenschaft wohl nicht erreicht wird, ist der datengestützte Ansatz von
Cooney äußerst lobenswert
rt und interessant.
intere
Aus diesem Grund ist das
Buch vor allem für Aktivistinnen
istinnen und Aktivisten, die sich mit der Erarrategien auseinandersetzen,
ause
die Zahl der Vegebeitung von effizienten Strategien
tarierinnen und Vegetarier zu erhöhen, sehr empfehlenswert.
Florian Leonhard Wüstholz
Franzinelli, Andre Gamerschlag,
2.4 Emil Fr
die tierbefreier
tierbefr
e.V.:
Tierbefreiu – Beiträge zu Profil, StrateTierbefreiung
gien und M
Methoden der Tierrechtsbewegung
262 S., Münster:
Mü
Compassion Media, 2014,
15,00 EUR
Tierrec - und Tierbefreiungsbewegung
Die Tierrechts
ist eine se
sehr heterogene Bewegung. Dies
führt dazu, dass es eine große Bandbreite an
unterschied
unterschiedlichen
Strategien, Zielen und thevers
Ansichten werden seit
oretischem Überbau gibt.. Diese verschiedenen
n Tierrechtsmagazin
Tierrechtsm
vielen Jahren im deutschen
TIERBEFREIUNG diskutiert und dokumentiert. Zum
um zwanzigjährigen
zwanzig
Jubiläum wurde nun ein
Sammelband erstellt, in dem wichtige Beiträge der letzten zehn Jahre
estellt wurden.
wurden Darin werden die Heterogenität
übersichtlich zusammengestellt
a
dargestellt. Das drückt
der Bewegung und ihre Kontroversen anschaulich
sich auch dadurch aus, dass
ss im Buch nicht
n
bloß „anerkannte Positionen“
abgedruckt werden, sondern
rn der Fokus auf die Meinungsverschiedenheiu Begründungen gelegt wird.
ten und unterschiedlichen Standpunkte und
Das Hauptanliegen dess Buches liegt
lieg also in der Dokumentation dieser
Diskurse und Debatten, welche innerhalb
diversen Positionen sowie der Diskurs
der Tierrechtsbewegung geführt
eführt werden.
werde Dies soll insbesondere helfen,
n vor dem Vergessenwerden zu bewahren. Dabereits geführte Debatten
durch soll zum einen erreicht
eicht werden,
werden dass die Diskurse innerhalb der
drehen Zum anderen soll aber auch die
Bewegung sich nicht im Kreis drehen.
Disk
verdeutlicht werden, welWichtigkeit solcher theoretischen Diskussionen
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Literaturbericht
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
che bei einigen Aktivistinnen und Aktivisten als überflüssig und zeitverschwendend betrachtet werden.
Der Sammelband gliedert sich in drei Teile, welche unterschiedliche Aspekte der Diskussion innerhalb der Bewegung dokumentieren: „Profil
und Identität“, „Strategien und Methoden“ und „Direkte Aktionen“. Eigentlich handelt es sich beim dritten Teil ebenfalls um Beiträge zu Strategien und Methoden der Tierrechtsbewegung. Aufgrund der Natur von
direkten Aktionen (insbesondere von Tierbefreiungen) und der kontroversen Stellung solcher Aktionen innerhalb der Bewegung widmen die Herausgebenden diesem Aspekt jedoch einen separaten Teil.
Ein spezifisches Problem der Tierrechtsbewegung ist es, sich anhand
ihres Profils von anderen Bewegungen abzugrenzen. So werden manche
Ziele der Tierrechtsbewegung auch von anderen Bewegungen geteilt.
Einerseits setzen sich viele Gruppen „für die Tiere“ ein; andererseits gibt
es auch konkrete Überschneidungen. Ein besonders frappantes Beispiel
ist die Abschaffung der Pelzindustrie, welche auch ein Ziel des klassischen Tierschutzes ist. Gleichzeitig unterscheidet sich die Tierrechtsbewegung stark von anderen Bewegungen, da sie ideologisch stets eine
emanzipatorische Bewegung war und ist. Das heißt, sie ist insbesondere
unvereinbar mit rassistischen und anderen menschenverachtenden Bewegungen. Dieses Problem macht den Auftakt des ersten Teils. Wie sollen
sich Aktivistinnen und Aktivisten der Tierrechtsbewegung gegenüber
anderen Bewegungen verhalten, welche zwar vielleicht ähnliche (kurzfristige) Ziele verfolgen, aber entgegengesetzte Werte vertreten? Der
Grundtenor ist, dass die Tierrechtsbewegung sich klar von rassistischen
und menschenverachtenden Bewegungen distanzieren muss.
Einer der Herausgebenden argumentiert in einem der Beiträge jedoch
für ein differenzierteres Verständnis des Umgangs mit anderen Bewegungen. Aktivistinnen und Aktivisten der Tierrechtsbewegung können
zum Beispiel durchaus Aktionen des klassischen Tierschutzes unterstützen oder Vegetarismus fördern. Was die Tierrechtsbewegung benötigt, ist
eine begriffliche und ideologische Klarheit, was deren Ziele und Werte
anbelangt. Das schließt aber nicht aus, dass einzelne Menschen ohne
weiteres in verschiedenen Bewegungen, welche sich in eine große „Tierbewegung“ eingliedern lassen, aktiv sein können. Dagegen wird dann in
einem folgenden Beitrag eingewandt, dass es inkonsistent sei, gleichzeitig die Werte der Tierrechtsbewegung zu vertreten und zum Beispiel für
größere Käfige zu kämpfen. Denn konkret bedeute dies, die Ausbeutung
von Tieren zu legitimieren. Auch das Argument, dass durch die „gemäßigte“ Position des klassischen Tierschutzes eine breitere Masse der BeLiteraturbericht
TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1) | 95 |
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völkerung für das Wohl von Tieren gewonnen werden könne, lässt die
Autorin nicht gelten. Im Gegenteil, Aktivistinnen und Aktivisten der
Tierrechtsbewegung müssten sich aktiv dafür einsetzen, dass andere
Menschen sich direkt mit der „richtigen“ theoretischen Grundhaltung
identifizieren.
Oft wird auch die „vegane Bewegung“ mit der Tierrechtsbewegung
vermischt. In einem Beitrag wird daher argumentiert, dass das Mittel des
Veganismus durchaus Teil der Tierrechtsbewegung sein muss. Es muss
dabei aber immer um die Frage gehen, was mit der eigenen Lebensweise
bewirkt wird; Veganismus darf also nicht zum bloßen identitären Konsum-Lifestyle verkommen. Dies mündet in zwei weitere Beiträge, welche
für die Notwendigkeit der Theoriearbeit in der Tierrechtsbewegung argumentieren. Damit die Ziele der Tierrechtsbewegung erreicht werden
können, reiche es nicht bloß aus, herauszufinden, wie Menschen zu einer
veganen Lebensweise gebracht werden können. Stattdessen müssten die
gesellschaftlichen Strukturen identifiziert werden, welche überhaupt das
Problem sind. Die weitverbreitete Grundhaltung im Sammelband ist dabei, dass der Kapitalismus das Hauptproblem sowohl der Ausbeutung der
Tiere als auch der Menschen sei und deshalb überwunden werden müsse.
Im zweiten Teil geht es dann konkreter um die Reflexion von Strategien und Methoden der Tierrechtsbewegung. Den Auftakt machen zwei
sich widersprechende Beiträge zu der Frage, ob ein Vergleich zwischen
Tierindustrie und Holocaust sinnvoll sei. Danach geht es um die Frage,
ob Vorhaben wie das „Great Ape Project“ zielführend seien. Es wird
argumentiert, dass dort zwar die Speziesgrenze durchbrochen werde,
jedoch auf Kosten einer unhaltbaren Rechtfertigung, welche durch und
durch anthropozentrisch sei. Damit verfestige sich womöglich der
Speziesismus, statt aufgelöst zu werden.
Und was ist eigentlich mit den ganzen Tieren, welche befreit wurden
und dann auf „Lebenshöfen“ leben dürfen? Dieser Frage widmet sich ein
sehr berührender Artikel einer der Inhabenden des „Antitierbenutzungshofs“. Hört man sich in der Bewegung um, ist die Unterstützung der Aktivistinnen und Aktivisten groß, wenn es darum geht, Tiere zu befreien.
Leider schlägt sich diese ideologische Unterstützung selten in tatsächlichem Beistand von „Lebenshöfen“ nieder. Diese bangen fast immer um
ihre Existenz, da sie von Finanz- oder Personalsorgen geplagt werden.
Dies verdeutlicht, was für einen schwierigen Stand befreite Tiere haben,
obwohl sie „frei“ sind.
Die ideologische Anbindung an Werte, die auch von der politischen
Linken geteilt werden, bringt die Frage mit sich, ob die Tierrechtsbewe| 96 | TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1)
Literaturbericht
Die Mensch-Tier-Beziehung unter ethischem Aspekt |
gung auch gewisse Strategien der (radikalen) Linken übernehmen solle.
Insbesondere die Bildung von Schwarzen Blöcken und großen Demozügen wird im Sammelband diskutiert. Zwei Meinungen zeichnen sich dabei ab: einerseits, dass die kritische Masse an benötigten Personen für
Schwarze Blöcke in der Tierrechtsbewegung noch nicht erreicht sei; es
gebe schlicht zu wenige, um die Methode des Schwarzen Blocks effektiv
anzuwenden. Andererseits gibt es auch einen generellen Zweifel an der
Effektivität des Demozuges. Passierende Personen können dadurch
schlecht ins Gespräch verwickelt werden, und die Tierrechtsidee könne
nur in stark vereinfachten Sprechchören vermittelt werden und werde oft
fehlinterpretiert. Vor allem sei die klassische Demonstration für viele
auch zu wenig subversiv und Aufsehen erregend. Gerade das, so wird
argumentiert, solle das Ziel von Tierrechtsaktivismus aber sein.
Schließlich wird im letzten Teil argumentiert, dass sogenannte Direkte Aktionen fast ausschließlich zu befürworten seien. Das heißt, Tierbefreiungen, Sabotage, Sit-Ins, Jagdstörung, Hacking von bestimmten Webseiten und ähnliche üblicherweise illegale Aktionen seien ein legitimes
Mittel der Tierrechtsbewegung. So fragt Steven Best in einem Beitrag
rhetorisch: „Würde es Ihnen genügen, einen Brief an Ihren Abgeordneten
oder an die Zeitung zu schreiben, wenn eines Ihrer Familienmitglieder im
Versuchslabor eingeschlossen und dort gequält würde? Würde Sie nicht
dort einbrechen, wenn Sie könnten, und das Labor zerstören, sodass niemand mehr dort gequält werden kann?“ (241f.) In den Beiträgen wird
aber immer betont, dass auch solche illegalen Aktionen gewissen Richtlinien unterworfen sein müssten. So dürften zum Beispiel keine Tiere und
Menschen gefährdet werden, und es müssten vor allem diejenigen Ziele
getroffen werden, welche auch anvisiert wurden. Denn einige Direkte
Aktionen, so veranschaulicht einer der Beiträge, seien als „peinlich“ zu
bewerten, da sie diesen Richtlinien nicht genügten und zum Beispiel das
Eigentum unschuldiger Personen zerstörten.
Der Sammelband ist ein wertvolles Zeugnis der vielschichtigen Debatten innerhalb der Tierrechtsbewegung. Als solches vereint er Beiträge
von unterschiedlicher Qualität und Tiefe. Dies ist jedoch kein Manko,
denn gerade diese Heterogenität ist es ja auch, was die Bewegung ausmacht. Nichtsdestotrotz zeichnet auch dieser Band, trotz gegenteiliger
Absicht, ein Bild einer etwas identitätssuchenden und innerlich geteilten
Bewegung, die in gewisser Weise noch immer in den Kinderschuhen zu
stecken scheint. Viele Dinge sind einfach immer noch zu unklar. Was
haben Tierrechte oder Tierbefreiung konkret mit dem kapitalistischen
Gesellschaftssystem zu tun? Wie könnte eine Gesellschaft ohne TierausLiteraturbericht
TIERethik, 6. Jg. 8(2014/1) | 97 |
| Petra Mayr et al.
beutung (und das heißt auch
ch Ausbeutung
Ausbeutu von Menschen) aussehen, und
muss diese notwendigerweise anti-kapitalistischer Natur sein? Welche
Strategien versprechen Erfolg
rfolg und wel
w che nicht? Und schlussendlich:
langfris
Ziele der Bewegung? Auf all
Was sind die kurz-, mittel- und langfristigen
diese Fragen wünscht man sich Antworten,
Antwor
die es aber leider nicht gibt.
Das heißt aber nicht, dass
ass Menschen,
Mensche die sich für die Tierrechtsbewegung interessieren, eben vielleicht
ielleicht genau
gena deshalb, weil sie selbst Aktivistinnen und Aktivisten sind,
d, von diesem Sammelband nicht sehr profitieren können. Im Gegenteil,, gerade weil noch so vieles unklar ist, muss das
nommen und verarbeitet werden. Nur so lassen
Durchdachte erfasst, aufgenommen
sich die Ziele, Methoden und Werte der
de Bewegung klarer erfassen und in
Zukunft besser erreichen.. Aus diesem Grund ist der Sammelband auch
empfehlenswert für all diejenigen,
ejenigen, die sich einerseits für die Tierrechtsand erseits selbst Aktivistinnen und
bewegung interessieren oder die ander
Aktivisten sind und sich mit
it diesen grundsätzlichen
gru
Fragen befassen.
Florian Leonhard Wüstholz
2.5 Dan Lyons:
Lyon
The Politics of Animal Experimentation
Hamps e: Palgrave Macmillan, 2013,
363 S., Hampshir
72,45 EUR
„Die Interessen
Interess der Tiere werden wenig berücksichtigt iim elitären politischen Prozess, der
charakterisier ist durch die Dominanz der Forcharakterisiert
schungsintere
schungsinteressen
und durch den effektiven
Ausschluss von
v Tierschutzorganisationen“ (3),
diese These stellt Dan Lyons auf. Der Sozialund Politikwissenschaftler,
Politikw
Leiter des Centre
for
or Animals and Social Justice, einem Tierschutz-Think-Tank in Sheffield (UK), schließt mit diesem Werk eine
literarische Lücke. Bis dato
ato gab es nur
n eine Untersuchung von Robert
Garner aus dem Jahr 1998,
8, die Tierversuche
Tierve
in Großbritannien und den
USA aus politikwissenschaftlicher
haftlicher Sic
Sicht beleuchtet. Dieser Bereich der
öffentlichen Politik und dess Tierschutzes
Tierschutz wurde bisher von Politikwissenzunehmende Sorge der Öffentlichkeit
schaftlern stark vernachlässigt. Die zun
um den Umgang mit Tieren
eren und die wachsende Tierschutzbewegung
Entwicklung der Gesetzgebung zum
treiben seit den 1970er-Jahren die En
Schutz von Tieren voran.
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Literaturbericht