Die "Nominale Wortbildung des Indogermanischen in Grundzügen" ist eines der Ergebnisse der Forschergruppe "Sprachtheoretische Grundlagen der Kognitionswissenschaft" (Leipzig, 2000-2006). Innerhalb des hierfür verantwortlichen...
moreDie "Nominale Wortbildung des Indogermanischen in Grundzügen" ist eines der Ergebnisse der Forschergruppe "Sprachtheoretische Grundlagen der Kognitionswissenschaft" (Leipzig, 2000-2006).
Innerhalb des hierfür verantwortlichen indogermanistischen Teilprojekts (durchgeführt an der Universität Jena unter Leitung von Rosemarie Lühr) wurden Phänomene der Unterspezifiziertheit und Bedeutungskompositionalität in verschiedenen Bereichen des indogermanischen Lexikons untersucht.
Als Resultat präsentieren die beiden hier vorgelegten Bände eine Datenbasis, die den Wortschatz ausgewählter indogermanischer Sprachen auf innovative Weise aufbereitet und so für zeitgemäße Fragestellungen zugänglich macht.
Arbeitsgrundlage ist die in allen Sprachen festzustellende Dichotomie des Lexikons in einen morphologisch undurch-sichtigen Primärwortschatz und einen Sekundärwortschatz, dessen Einträge produktiven Wortbildungsmustern folgen und daher der morphologischen Analyse zugänglich sind. Vor allem in diesem zweiten Teil des Lexikons, der prinzipiell unbeschränkt erweitert werden kann, findet der Wandel des Lexikons statt.
Kernstück der Wortbildung sind die onomasiologisch angeordneten produktiven Wortbildungsmuster der behandelten Sprachen (in Band 1 sind dies Latein und Altgriechisch). Die parallel gestalteten Artikel informieren anhand von Beispielen über die Semantik der Wortbildungen, ihre formalen Charakteristika und ihre Produktivität.
Querverweise veranschaulichen die Beziehungen zwischen den einzelnen Wortbildungsmustern und erhellen so die Struktur des Lexikons.
Die umfangreichen Materialsammlungen machen deutlich, dass Polysemie und Unterspezifiziertheit auch in der Wortbildung von Bedeutung sind. Darauf aufbauend darf vermutet werden, dass das mentale Lexikon nur zu einem geringen Teil aus fertigen Lexemen besteht. Den Hauptteil machen morphologisch maximal unterspezifizierte "Wurzeln" mit rein semantischen Inhalten aus, die durch ein produktives Regelwerk von Wortbildungsmustern in Wörter überführt und damit für sprachliche Äußerungen verwendbar gemacht werden.
Die beiden Bände stellen eine Basis bereit für zukünftige Forschungen zum indogermanischen Wortschatz, zur Struktur des Lexikons und zum Status der indogermanischen Wurzel und liefern Bausteine zu einer Typologie des Wortbildungswandels sowie des semantischen Wandels.