Schauspielerin Caroline Peters lässt sich mit Martin Wuttke am Wiener Burgtheater auf „Gefährliche Liebschaften“ ein – wir baten zum Interview
Es ist ein Hauptwerk der französischen Literatur des 18. Jahrhunderts und Sittengemälde des Ancien Régime: „Les Liaisons dangereuses“ (zu Deutsch: „Gefährliche Liebschaften“), jener weltberühmte Briefroman des französischen Offiziers und Schriftstellers Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos, der nun am Burgtheater mit Caroline Peters und Martin Wuttke zur Aufführung gelangt.
„Krone“: Frau Peters, der Roman wurde 1782 geschrieben, immer wieder verfilmt und fasziniert bis heute. Warum ist das so?
Caroline Peters: Die Idee des Romans ist, das durch und durch Böse in allen Klassen und Generationen darzustellen. Die Figuren werden für ihre Boshaftigkeit schwer bestraft, damit sie weder zur Bewunderung noch zur Nachahmung anregen. Aber es sind bis heute Figuren, die man kennt. Die immer wieder neu aufgeführt wurden. Ich denke, dass dieses wahnsinnig Böse, Intelligente und Strategische auf eine schaurige Art und Weise attraktiv ist. Viele fühlen sich gebannt von solchen Charakteren. Anders, als man denken würde – so, wie man es sich doch wünscht, dass alle das Gute wollen in der Welt. Offenbar wollen aber sehr viele Leute lieber das Schlechte. Zumindest wird es gerne angeguckt. Es hat ja leider immer auch viel Kraft und Energie.
Wie wird das auf der Bühne umgesetzt?
Wir machen eine Lesung aus dem 1600 Seiten großen Werk auf der Vorbühne. Ich habe die Lesung mit Martin Wuttke in Hamburg in dem kleinen St. Pauli Theater gemacht. Hier in Wien wird es, glaube ich, feierlicher und majestätischer. Das Burgtheater an sich bringt schon eine Mächtigkeit mit sich, auch eine Ernsthaftigkeit und so viel Geschichte.
Sie sind wieder zurück in Wien an der Burg. Fühlen Sie sich wohl hier?
Mein Mann und ich leben jetzt schon lange hier – und das sehr, sehr gerne. Wir fühlen uns hier zu Hause. Das Burgtheater hat mir die Möglichkeit zu einer totalen Vielfalt eröffnet, die ich vorher nicht für mich gesehen hatte. Und das genieße ich sehr, muss ich sagen. Es ist faszinierend, was den Bürgern hier geboten wird. Was für ein Spektrum. Das finde ich einzigartig. Und da kommt man tatsächlich dann schwer davon weg und gerne wieder hin zurück.
Auf welcher Bühne stehen Sie lieber: Akademietheater oder Burg?
Akademietheater ist zugänglicher und angenehmer. Die große Bühne ist immer auch eine Herausforderung, die ich gerne immer wieder haben will. Denn wenn es im Burgtheater klappt, wie ich beispielsweise bei „Medea“ von Simon Stone erlebt habe, dann ist das Gefühl in diesem geschichtsträchtigen Haus einfach sensationell.
Im Mai spielen Sie im Rahmen der Wiener Festwochen in Milo Raus Inszenierung des einstigen Jelinek-Skandalstücks „Burgtheater“ die Rolle des Attila Hörbiger. Wie ist Ihr Zugang zu dem Werk?
Elfriede Jelineks Stück hat damals mit einem Mythos gebrochen, und dafür ist sie furchtbar angegriffen worden. Sie hat ja selber gesagt, dass ihr ganzes Leben dadurch verändert worden ist, dass sie eigentlich gar nicht mehr in Österreich leben konnte danach, weil sie nur noch die Nestbeschmutzerin war. Ich habe das Stück damals bei seiner Uraufführung in Bonn gesehen, als ich 14 war. Ich bin rausgelaufen aus dem Theater, wegen für mich sehr brutal wirkender Schlägereien, bei denen das Theaterblut nur so gespritzt hat. Das hat mich damals als Kind komplett schockiert. Ich habe Milo Rau gleich zugesagt, weil ich sehr neugierig drauf bin. Ich finde es gut, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Und damit die Gegenwart zu beleuchten. Wie verhalten sich Künstler in einem autoritären Staat? Das mediale Interesse daran ist jetzt schon sehr groß, und diese Themen brauchen auch viel Aufmerksamkeit von uns allen.
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