Geschichte 1
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Ludewig Albrecht Gebhardt
Gefchichte
Leipzig,
bey Weidmanns Erben und Reich. 1778.
--
Allgemeine
Weltgefchichte.
Des funfzehnten Bandes
- Erste Abtheilung. -
. Dreiunddreißigstes Buch,
AeltesteHungarische Geschichte, oderGeschichte
-
des größern Illyriens unter der Herr
- - - schaft der Römer.
E )assprache
Reich Hungarn, oder wie es in derLandes
heißet Magyar-Orag, ist von den
Einleitung,
Hungarische Geschichte. 5
Horde, versuchte sie zu erobern. Man fand, daß
manzu schwachfey, und riefeinen andern Nachbarzu
Hülfe, oder man verbandfich mit verschiedenen Haus
wesen zu einer wechselsweisen Vertheidigung; und da
dieses nicht ohne gewisse Bedingungen oder eine Art
von Ordnung, die die bisherige Gleichheit der Men
fchen einschränkte, geschehen konnte, fo legte man das
durchganz unvermerkt den Grund zu Gesellschaften,
Geschlechtern und Völkerschaften unter einzelnen Aelte
fen oder Anführern. Diese kämpften mit andern
Völkerschaften; denn der Uebergangvon einer bloßen
Vertheidigung zu der Eroberung eines benachbarten
Ackers ist dem menschlichen Eigennutze sehr natürlich.
Inden Scharmützeln undKriegen littederSchwächere
öfters so sehr, daß er fliehen und fein Vaterland ver
laffen mußte. Oefters aber behielt er noch so viele
Macht, daßder Stärkere fich nur neben ihm eindrin
gen konnte, und dann verschwand der alte Stamm
oder vielmehr sein Name, und es erschien plötzlich ein
kleines unbedeutendesGeschlecht, als eine wichtige und
mächtige Völkerschaft. Diese wurde nach und nach
mitpolitischen Künsten bekannt, ordnete eine dauerhaft
tere Regierungsform an, gewöhnte sich an mehrere
Bedürfniffe, und fuchte diese durch einen Ueberfluß
von den Ausländern einzutauschen. Auf diese Art
entstand der Handel. Die Seefahrer auswärtiger
Handlungsstaaten kamen an die Küsten, und legten
auf selbigen Pflanzstädte an, welche Schulen der Sit
ten, Künste und Wissenschaften für die bisher nur roh
gebildeten inländischen Nationen wurden.
Diese Erzählung istdas Resultat der ältesten pan- Aelteste Ein
nonischen oder vielmehr illyrischen Geschichte; denn in ' s
den ältesten Zeiten nannte man alles Land, was zwi-riens.
fchen demKrapak,oderdenkarpathischenGebirgen,und
dem adriatischen Meere lag, Illyrien. In diesem
Lande müffen in den uralten Zeiten, die der Sündfluch
A3 QN)
6 XXXIII. Buch. Aelteste
am nächsten waren, diejenigen Völkerschaften oder
Hauswesen sich aufgehalten haben, die man Kälten
oder Celten zu nennen pflegt, und deren Nachkom
men Deutschland oberhalb der Donau, Helvetien,
Italien, Gallien, Britannien und Spanien bevölkert
haben. Nachher setzte sich unterhalb der Donau ein
neuerer Stamm, von dem die Germanier, vielleicht
auch die Griechen, herkommen. Die ältesten Ge
schichtschreiber verlassen uns bey den Untersuchungen,
die der Beweis zu diesem Satze erfordert, und daher
müffen wir uns mit Muthmaßungen, die aus der
Aehnlichkeit verschiedener Sprachen gezogen sind, be
gnügen. Zu diesen gehöret die Bemerkung, daß die
Germanier, Phrygier und Thracier zu einer Zunge
gehören, und von einem gemeinschaftlichenStammva
ter entsprungen seyn, aber sich schon in Klein-Afien
von einander getrennet haben müffen b). Von den
Thraciern im weitern Verstande, find, wie Strabo
im sechsten Buche anzudeuten scheint, die neuern
Thracier im heutigen Rumili, die Illyrier, und die
Epiroten oder heutigen Arnauten entsprungen. Der
berühmte Herr Hofrath Heyne hat in zwey Abhand
bungen c)gezeiget, daßdie ältesten Thracierwahrschein
ichvon den kaukasischen und taurischen Gebirgen ab,
in die Provinz Klein-Asien, und ferner über den Hel
lespont und Bosphorus in Thracien gegangenfind,und
sich nordlich bis an die Donau, westlich aber bis an
Morea ausgebreitet haben; daßferner von den Thra
eiern schon in Kleinasien die Myfier, Phrygier und
Hemeter sich absonderten; und daßin spätern Zeiten
das mehr gebildete Volk der Hellenen (welches aus
Curetenund Lelegen, oder MyfiernundPhrygiernbestan
den hat,) unter der Anführung eines sehr weisen und
- gefit
b) Hr. Schlözer angef. Orts S. 274.
c) Götting.Anzeig. 1764. S. 1241; 1769, S.462.
Hungarische Geschichte. 7
gesitteten cythischen Königs Deucalion ausKleinafien,
vielleicht auch aus Scythien jenseits der Donau, zu
den Thraciern in Griechenland gekommen fey, und
diese in Wiffenschaften, Künften und Religionsge
bräuchen unterrichtet habe. Die ältesten illyrischen
Nachrichten gebendie ältesten Hungaren für Sicilianer
aus; und Appianus, der älteste jetzt bekannte illyri
fche Schriftsteller, welcher innerhalb den Jahren nach
ChristiGeburt 97 und 16o schrieb, liefert diese Na
tionalstammtafel, die er doch nicht für zuverlässig,
sondern nur für die wahrscheinlichste unter mehrern
ähnlichen ausgiebt d). Cyclopszeugte mit Galathea,
nachdem er „Sicilien verlaffen hatte, den Illyricus,
Celtus undGalla. IllyriciSöhne waren Encheleus,
Autarius, Dardanus, Mädus, Taulantes umd Per
rhebus; die Töchteraber Partha, DaffaraundDoarta,
Autarius ward der Vater des Pöone, und durch die
fenderGroßvater desScordicus und Triballus. Jede
Person dieses Stammbaumes stiftete durch ihre Nach
kommen ein besonderes Volk, welches ihren Namen
erbte und behielt; und von diesen waren die Celten in
Deutschland und Italien, die Gallier gleichfalls in
Italien und inFrankreich,die Autariaten, Dardanier,
Scordiscer, Illyrier und Tribalier diesseits der Donau
im heutigenKroatien, Dalmatien, Bosnien,Servien
und Bulgarien, die Encheleer, Parthenier und Tau
lanten in Arnaut oder Albanien, die Mädier in Thra
cien,und die Perrheber undDaffareter in Macedonien.
Gegen diese Einheilung oder Stammtafel läßt sich
sehr vieles einwenden; denndie darinn genannten Völ
ker waren weder von einem Stamme, noch auch die
A4 berühmt
d) Appianus Alexandrinus de bellis Illyricis, in des
Herrn von Schwandtner Script. rer. Hungaricarum
veteribus ac genuinis T. III. Vindob. 1748.
p. 77O. --
-
Z XXXIII. Buch. Aelteste
berühmtesten und ältesten Nationen der illyrischen Ge
Vagenden. Ihr größerter Nutzen bestehet demnach nur
u zu Da - - * s -
J. d. Welt
Atria, die die Veranlassungzu dem jetzigen Namen
3465.v.Chr.G. des Meeres gegeben haben. Diese verloren ihre
4539. Macht und ihre Stadt durch die celtische Verwüstung,
und daraufwurde das Meer mit liburnischen und illy
rischenSeeräubern angefüllet. Bald nachher besuchte
Scylax das liburnische Gestade, undfandauf selbigem
fieben große Städte, die von dem Reichthume der
Nation zeugten, nämlich Jadera (Zara)Aerienites
Dyirta, Alupci, Olli, Pederäund Hemioni. Die
Herrschaft gehörte einigen Frauen, welche sichmitihren
Nachbaren undKnechten,umihrGeschlechtfortzupflan
zen, vermischten, und dennoch die apsyrischen, ele
ctrichen, istrischen und mentorischen Inseln zu be
haupten wußten; wenn nicht etwa diese Nachricht sich
nuraufflüchtige WahrnehmungenleichtsinnigerSchiffs
leute
Japidien
Herrschaft muß zugleich mit Istrien
der Römergekommenfeyn; unter die Japiden
dennfrüherals eine
s Prgs
Istrien kann es seiner Lagewegen nichtwohlbezwungen
fyn. Dieses Land wurde als ein Theil von Liburnien
betrachtet, und scheintden liburniern von den Japoden,
einer celtischen Nation, die aus Gallien etwa sechst
halbhundert Jahr vor ChristiGeburt in diese Gegend
gedrungen ist, genommen zu seyn p). Im Jahr n.
Erb. R. 624. wurden die Japiderzugleich mit den
Segestanern durch den Sempronius Tuditanus
zum zweiten male dem römischen Scepter unterwort
fen. AlleinfiefandendennochGelegenheitsichabermals
frey zu machen, schlugen innerhalb zwanzig Jahren
- - - zwey
n) Strabo L.VII. Plini L III. c. 18, CellariiNotitis
Orbis antiqui. p. 708., -
o) Livius XLI, 7.
p) Lucius p. 47. Cellarius 1. c.
14 XXXIII.Buch. Aelteste
zwey römische Heere, und eroberten Trieste. Diese
Schmach des römischen :
fichte Julius Cäsar
zu rächen, und es gelang ihm, nicht nur fie, sondern
auch die Dalmatier, Pannonier und Alpenbewoh
ner zu einer Art von Unterhänigkeit zu zwingen q).
J. n. Erb. R. Augustus vollendete diese Eroberung, entweder weil
119. v.Chr. G.
35. die Salafier, Tauricer, Liburnierund Japoden
den Zins geweigert, und einige römische Bundesge
noffen beunruhigert hatten, oder auch, weil er durch
Kriege mit den Illyriern und Päoniern eineSoldaten
beschäftigen, und ohne große Kostenkleiden und ernäh
ren konnte r). Damals theilten fich die Japoden in
See- und Alpenleute. Jene wurden ohneMüheüber
wältiget, und wohnten unter den Illyriern und Libur
niern von den Alpen ab, bis an den Fluß Tedanium
oder Zermagna s). Diese, die Alpenjapoden, traten
in ein Bündnißmit denSegestanern, Salaffen, Dal
- - - -
matiern, Deffiern undPannoniern, und fordertenge
-- - - - - meinschaftlich von allen Ausländern, die ihr Gebiet
betraten, Zoll oderSteuern. Augustusgewann durch
Drohungen zwei Hauptstämme der transalpinischen
Japoden, nämlich die Moentiner und Avendeaten,
und zwang durch eine zweijährige Versperrung der
Alpenwege die Japoden und Salaffer, seine Besatzun
gen in ihrefesten Plätze einzunehmen. Beide Natio
nen wurden zu dieser Demüthigung durch Mangel am
.. . " - ,-- Salze
q) Florus L. 131. - - - - -
a) Lucius p. 77.
b) Cellari Notitia Orb. ant.T.I.p.603. Luciusp.32.
Strabo L.VII. p. 217. -
s) Lucius P.,42.
-
20 XXXIII.Buch. Aelteste
oder Curzola, welche Inseln innerhalb des mariker
Meerbusens lagen; dann die illyrischen Marier, die
nordlich andie Autariater gränzten, und eine beträcht
liche Handelsstadt Narona besaßen; daraufdie Rhi
zunter am rizanischen Meerbusen; die Encheleer,
deren Hauport Buthoa ist; die Taulanter, in deren
Lande die griechischePflanzstadt Epidamnus(Durazzo)
lag; die Griechen von Apollonia (Pirgo) und
Annantia; die Oriker, welche euböische Kolonisten
waren, die Buliner, und mehr landwärts die Atin
taner, die insgesamt zwischen laValoneund Gramata
an der Seeküste wohnten d). -
Hungarische Geschichte, 31
- C 2 Wie
,
, bellion, und endlich den letzten dalmatischen Zug des
Octavius beschrieben hat, meldet er, dieser habe sich
zugetragen zehn Jahr nach des Gabinius Niederlage,
und also im J.n.Erb.R. 715. Von dieser dreyJahre
zurück gerechnet, bleibt das Jahr711, in welchem Au
gustus wirklich mit einer Flotte in Durazzo landete,
um Illyrien zu behaupten. Dio fetzet die Bezwingung
der Japoden und Pannonier in das Jahr 719, und die
der Dalmater in das Jahr 720, bey defen Schluffe
das Confulat des Autronii Paeti anfeng, nicht aber
das vierte Jahr des zweyten Quinquennii des Trium
virats; denn dieses nahm feinenAnfang im November
719. Vermuthlich irrete Appian, ohngeachtet er Au
gutus eigenhändige Gedenkschriften vor Augen hatte,
in den Jahren, und der pannonisch-illyrische Krieg,der
vielleicht durch Statthalter im Jahr 715 angefangen
feyn mochte, wurde erst 719. und 72o vom August
felbst geführet. Diese Chronologie wird vom Sveton
bestätiget. S. Io.Alb. FabriciiImp.Caef.AugustiTem
. porum notatio, genus, et scriptorum fragmenta
P. 37
38 XXXIII.Buch. Aelteste
erbeuteten Gelde, eine Bibliothek und einen Porticus
in Rom an. Er war überzeugt, daß er nunmehr den
bisherigen Schein der illyrischen Freyheit sicher aus
löschen könne, und verwandelte daher alles Land vom
schwarzen Drinus oder Alessio an, bis zum Arias,der
jenseits Albona Istrien der Länge nach theiler, in eine
Ihnen eine römische Provinz, unter dem Namen Illyricum.
römische Pro
Allt. "ZunordlichenGränzendieserProvinzwurdendieStröme
Kulp, Sau und Drino, das fordische Gebirge und
die Boliana oder der schwarze Drino bestimmt, wel
cheszusammen jetzt etwas von Istrien, dasmeiste von
Kroatien, fast ganz Bosnien, alle Dalmatien, und
das albanische Land Zenta einschließet. In diesem
Distrikte waren zwar noch verschiedene unbezwungene
Völker, die auf unzugänglichen Gebirgen wohnten.
Allein Augustus hielt es für unnöthig, felbige anzu
greifen, und überließ es der Zeit auch diese zu dem
römischen Staatzu bringen, welches auch unbemerkt
schahe. Vermuehlich gehörten zu diesen die Der
z: dieihm freiwillighuldigten. Ganz Illy
ricum wurde in Ober- und Niederillyrien, oder
Liburnien und Dalmatien geheilt, von welchen
jenes Land fichbeyScardona am Titius endigte, und
vermuthlich das niedere Illyrien war g). Die alten
freyen Städte innerhalb Epidamnus und Scudra, in
gleichen Tragurium undSalona,wurdenKolonien mit
römischem Bürgerrechte. Andere Städte erhielten
die lateinischen Rechte, und alle Gegenden wurden mit
römischen Kolonisten angefüllet, Salona, oder wie
diese Stadt nachher genannt ward, Colonia Martia
Iulia, oder Colonia Claudia Augusta PiaVeterano
rum, bekam in Betracht des Handels den Vorzug
vor allen übrigen Städten, und manführte von selbst
er drei großeStraßen in das Land, von welchen eine
' Gabinia) vielleichtvom Gabinius angeleget war
Und
g) Lucius p.37.
Hungarische Geschichte. 39
und nach Andecrium lief. Man verordnete drey
obereGerichte(Conventusjuridicos), an welche die
Appellationen der niedern Gerichte außerhalb den
Städten, die das römische Bürgerrecht hatten, ge
bracht werden mußten, nämlich das Scardonitani
fche für die Japyden und Liburnier, das Salonita
niche für die Mazäer, Dalmater, Sardiaten, Lif
fenser und übrige Insulaner,unddasMaronitanische
für die ceraumischen Bergleute, die Diocleaten, Na
refier und Siculoten h). Die illyrischeProvinz wurde
dem römischen Senat in der bekannten Theilungüber
laffen, und von einem Prätor mehrentheils regieret.
Allein diese Einrichtung litte bald nachher eine Aende J. n.Erb, R.
743.
rung, da Augustus Dalmatien gegen Cypern und das
narbonenfische Gallien vom Senate eintauschte i).
Cäsar hatte Illyrien als einen Anhang des überalpi
fchen Galliens erhalten, und daher wurde vielleicht in
den Büchern der griechischen Hebungsbedienten Pan
monien, Mösien, Dalmatien, Liburnien, Noricum
und Rhätien unter der Rubrik von Illyrien gesetzet,
gegen welchen Gebrauch Appianus (S. 772.) mit
Recht eiferte.
Das Landinnerhalb der Donau, dem schwarzen Aelteste Ein
Meere und dem servischen und balkanischen Gebirge, fien.
wohnerin Mö
oder nachdem alten Sprachgebrauche MJöfien, war
in den ältesten Zeiten ein Eigenthum der Gethen,der
Myfier, der Dardanier, einiger celtischer und
illyrischer fremder Völker, und verschiedener griechi
scher Kolonisten. Homerfand etwa tausend Jahr
vor ChristiGeburt an beiden Seiten des Isters oder
der DonauMyfier, und beyfelbigenjenseitsder Donau
Hippemogen, dievonPferdemilch lebten, Glacto
phagen, Milcheffer, und Abier; und Strabo will,
C4 daß
h) Plinius L.III. e.21. 22. Lucius p. 38.
i) Dio Caffius(ed. Reimar.) p.704.764.
4O XXXIII. Buch. Aelteste
daß die Abier oder Citä zu den Scythen und Sar
maten gehöret, und ohne herrschaftliche Verfaffung auf
Wagen, nicht aber in Häusern gewohnt haben k).
Wahrscheinlich waren diese Namen nicht griechische
Uebersetzungen wirklicher Nationalbenennungen, son
dern nur Beynamen, die die Griechen den herum
schweifenden Völkerschaften gaben. Strabo führt
(S. 211.) eine dieser herumirrenden Nationen, die
bald diesseitsbaldjenseits der Donau ihr Lager hatte
unter dem Namen der Urger an, und erzählet (an
einem andern Orte), daß die Scythen überhaupt ihr
Leben im Müßiggange hinbrächten und niemals die
Waffengebrauchten, außer nur in dem Falle, wenn
Fremdlinge, die ihr Land anbaueten, ihnen denausbe
dungenen mäßigen Zins von Lebensmitteln nicht ents
richtenwollten. Diese Nomadenüberließen ihre Aecker
einem jeden,der sie pachten wollte: daher kam es viel
beicht, daß es den Griechen, Bafarnern, Sarmaten,
und Scythen nicht schwerfiel, sich unter die altenEin
wohner in Mösien zu mischen, unter welchen fie, wer
nigstenszu Strabos Zeit, so wie etwa jetzt die Cu
maner und Slaven unter den Hungarn, zerstreut wohn
ten. Herodot, der ehrwürdige Geschichtschreiber der
ältern Welt, der etwa fünfhundert Jahr nach den
Homer schrieb, gedenkt einer sehr großen Nation me
dischen Ursprungs, die von dergethischen oder beffara
bischenWüste ab, biszu den Henetern am adriatischen
Meere ansässig gewesen sein soll. Diese nennet
- - - - er
T.
Hungarische Geschichte. 43
oder dem Tyras und Ister, hieß schon vor Herodots
Zeiten die gethische Wüste, und die Einwohner der
Insel Vidove in der Mündung des Tyras, nahe bey
der griechisch-miletischen Stadt Ophiusa oder Tyras,
wurden damalsTyrageten genanntp). Die wirkli
chen Gethen redeten mit den Daciern eineSprache q),
und hatten mit ihnen einerlei Gebräuche. DieGrie
chen gaben den gechischen Namen sowohl den römi
fchen Gethen in der Bulgarey, als auch den Daciern
in der Moldau, Wallachey, Siebenbürgen undHun
garn,
44 XXXIII.Buch. Aelteste
garn r), undglaubten, daß beyde von den Thraciern
abstammeten s).
Ohngeachtet der gechische Name bey den ältern
Geschichtschreibern und Helden im Ansehen fand, so
findet man dennoch nur wenige Nachrichten von der
Verfaffung und den Sitten der Gethen t). Man
weiß nur, daß sie bis zum Anfang der christlichen
Zeitrechnung einen natürlich guten Charakter und we
nige Bedürfniffe gehabt haben. Sobald aber die
Nachbarschaft der Römer sie mit dem Ueberfluffe be
kannt machte, und ihnen einenGeschmack am Handel
beybrachte, fiengen sie an einen Werth aufdas Eigen
thumzu setzen, sich der Schiffahrtzu befleißigen, und
endlich auch zu Lande und Waffer zu rauben u). Zu
vor bestand ihre größte Glückseligkeit im Besitze vieler
Weiber, und der ward für armgehalten und verachtet,
der nur fünfWeiber zu einer Aufwartung hatte v).
Nächstdiesem gab ihnen der Kriegesruhm das größte
Vergnügen, und um diesen recht anschauend zu ma
chen, beizten sie sich mancherley Figuren in die Haut
ihres Gesichts und ihrer Glieder, und vermehrtenfel
hige nach jeder neuen Heldenthatx). Ihre Nahrung
- bestand
r) DioCafusedit. Reimar.pm 105.Plinius IV.12. Strabo
2 I 2. -
u) Strabo p. 2CZ.
v) Strabo p.204.
z) Plinius H.Nat. L. XXII. cap. 1. Diese Malerey, die
vermuthlich dieselbige ist, die man neulich inden süd
lichen
Hungarische Geschichte. - 45
bestand vorzüglich aus Milch von Schafen y) und
Pferden, und aus Käfen von Pferdemilchz). Sie
hatten einen Abscheu für Wein, und hielten eine Zeit
langdieVertilgung der Weinstöcke für eingottesdienst
liches Geschäfte a). Sie wohnten in tiefen Wäldern,
die das Land zwar kalt machten, aber auch gegen die
Angriffe der Römer schützten b). Dennoch scheinenfie
Dörfer oder Städte gehabt zu haben, weil man in
desPtolemäus Erdbeschreibungviele Plätzemitdaci
fchenursprünglichen Namen findet c),wie zum Beispiel
zwischen dem Tyras(Dneester) undHieraffus (Pruch)
Kar
b) Florus L. III. e 4. - -
d) Strabo p. 211.
e) Strabo p. 21o.
f) Ovid.Tritium L. v. Bp. 10. L.V. Ep 10.7.
Hungarische Geschichte. 47
die man noch inHungarn gebraucht, nämlich einPelz,
eine perfische weite Hose, ein langes Meffer an der
Seite, ein Bogen mit dem dazugehörigen Köcher
und Pfeile, die in Schlangengift getaucht waren.
Mit dieser Nachricht fimmen die Abbildungen der
Dacier aufder römischen Säule und den Siegesmün
zen des Trajans sehr wohl überein g). Denn auf
beidenfiehet man bärtige Dacier in einem sehr kurzen
Kleide, welchesbisaufdieKnie reicht, mit dem hun
garischen verlängerten Beinkleide, und mit Bogen,
Spießen und runden Schildern. Einige haben ein
entblößtes Haupt, undfechtenmit einem sichelförmigen
großen Schwerdte. Andere tragenkurze Pelze über ihr
Kleid, und hohe gespitzte Mützen, die mit Rauchwerk
aufgeschlagen sind. Denneswar einzweifacherStand
der Edeln oder mit Mützen bedeckten, und der Gerin
gern in fliegenden Haaren,vorhanden. Der König
führte
g) Historia utriusque Belli Dacici a Trajano Caef gefti,
ex fimulacris quae in columna ejusdem Romae vifiuntur
collecta,Au&tore F.Alf Ciacono Romae 1576f. Mün
zen in BegerThef Brandenburg. fele&top. 647, und
les Césars de l'Empereur Julien traduit du gree par feu.
M. le Baron de Spanheim p. 68. 213. Auf einer
Münze des Antoninus in dieser Ueberfetzung S. 205
ist auch Seythia als ein Mann mit entblößten Armen
und Füßen, einer Art von Pechhaube aufdem Haupte,
einem Kranz und einer Keule in den Händen, und in
einem Tuche, welches nachläffig, um die Schulter
hängt und zwewmal aufgeschürzeit ist, damit es die
Knie nicht bedecke, abgebildet. Ich weiß nicht, ob
dieses die gethische oder folorische Tracht feyn foll. Auf
einem römischen Monument des dritten Jahrhunderts
zu Szekfalva in der hunyader Gespanschaft, ist ein
ähnlich gekleideter Hirte, der aber hungarische Hofen
trägt. Der Freyherr von Hohenbaufen, der diesen
in den Alterthümern Daciens S. 105 abgezeichnet hat,
meldet, daß die walachischen geringe Leute die Tracht
noch jetzt gebrauchten
48 XXXIII. Buch. Aelteste
führte einenScepter, anwelchemoben einhalberMond
und eine Art von Roßschweif befestiget war h); und
das Heeres- und Nationalzeichen war ein Eselskopf
auf einer Stange i). Denn vor denZeiten des Au
gustus bewunderte man hier und in den griechischen
Staaten die Geduld, dieArbeitsamkeit, die Verschwie
genheit, die Standhaftigkeit und die Unerschrockenheit
dieses Thieres, und hielt das Bild desselben für ein
zutreffendes Zeichen der Tapferkeit und Weisheit.
Man hatte schon in denältesten Zeiten unter denGethen
wachdenkende Männer. Denn vermöge der griechischen
Berichte war Zamolxis einer der ältesten griechischen
Philosophen, ein geborner Gethe. Dieser Mann,
der wahrscheinlich den Pythagoraszum Schüler gehabt
hat, und also wenigstens sechshundert Zahr vorChristi
Geburtgelebet haben muß, gabden Gethen bürgerliche
Gesetze, und brachte ihnen einen Begriffvon der Se
- -- -
lig
h) Beger 1. c. -
Hungarische Geschichte. 49
ligkeit und Unsterblichkeit der Seelenbeyk). Dieser
erzeugte bei ihnen eine Begierde bald zu dem Sitz der
Seligkeitzu gelangen, und also Unerschrockenheit und
Sehnsucht nach dem Tode. Man will, daß Zamol
pes, um feinen Lehren ein Ansehen zu geben, eine
Betrügerei unternommen habe, die eine sehr große
Einfalt bey seiner Nation verräth. Er verbarg sich
nämlich in einer Höhle in Thracien, ward als todt be
trauert, kam nach vier Jahren wieder zum Vorschein,
und wurde nun als ein auferstandener oder vergötterter
Mensch angenommen und verehret. Seine Nation
… und die Scythen hielten ihn nachher für denjenigen
Gott, der die Wohnungen der Seligkeit unter seiner
Aufficht habe, undfertigtenjährlich einige Abgeordnete
an ihn ab, die sie in die Höhe warfen, und dann mit
den Spießen auffiengen und erfachen.
In den ältern Zeiten gehörten die Gehen ober, Fä 349h
halb oder südlich der Donau zu Thracien; denn man“ Je .
findet, daß der persische Monarch Darius Hydapes,
als er die Scythen oder Scolothen angreifen wollte,
durch Thracien gezogen ist, und bey den Gehen eine
Brücke über die Donau geschlagen hat. Die Donau
hieß in diesen Gegenden, von Axiopolis (Alchioian
der
Hungarische Geschichte 53
Nach des Darius Rückzuge kamendieKönige von
Thracien zum völligen Besitz der gethischen Ufer der
Donau. Denn Sitalces, König der Gethen und J.d.W, 37.
Thracier, einHerr, der im Anfange seiner Regierung".Chr.“9.
nur ein kleines Landhatte; allein durch seine Gerechtig
keitsliebe und Verminderung der Abgaben sich seine
Unterthanen zu Freunden machte, und dann durch
ihre Hülle und durch ein Bündniß mit Athen mächtig
ward, eroberte alles Land innerhalb dem Carasu in
Thracien und dem Ister. Dieses war dreizehn Tage
reisen lang, trug ihm jährlich tausend Talente ein,und
fetzte ihn in den Stand, 120.000 Fußgänger und
50,000 Reuterzu unterhaltenp). Diese Macht war. - -
dem K.Perdiccas von Macedonien, und nachher
(3401.) dem folotischen Könige Scyles so schwer,
daß fiel die Waffen niederlegten, und fich mit ihm
aussöhnten. Etwa hundert Jahr später drang der 3. d. W. ss.
folotische König Machäas oder Atheas über die v.Chr.-G. 34.
Donau; allein die Istrierflohen ohne ihn zu erwarten
oder eine Schlacht zu wagen. Dieses hatte er nicht '
vermuthet; denn er hatte sich mitdem macedonischen unter “thraeli
Könige Philipp
daß er nun verbunden.
nöthigsiehabe,
nichtgegen Er glaubte,
dem K. Philipp ehe “
das ' onische
J. n. Erb. R.
853. n.Chr. G,
die er mit den Feinden der Römer, nicht nur mit den IQQ. ,
- Quos P
70 XXXIII.Buch. Aelteste
hält sie für eine der ältesten deutschen Hauptnationen.
Strabo zählt sie zu den Deutschen; und Tacitus
meldet, daß ihre Wohnungen, Sitten und Sprache
deutsch wäre, aber durch Verheirathungen mitfarma
tischen Mädchen nach und nach geändert würden. Li
vius sagt im Gegentheil, daß sie den Scordifern in
Betracht der Sprache und Sitten gleichgewesen sind;
und dann müßten fielnichtdeutsch, sondern altbrittisch
geredet haben. Vielleicht waren sie wahre Deutsche,
die aber ihren Nachbarn, den Celten an der Donau,
viele celtische Wörter abgeborget hatten. Ihre unter
geordneten Stämme, die Atmonierr), Boranen,
Karpen oder Karpather, die Sidoner und die
Pcuciner waren nochin spätern Zeiten nicht weit von
der deutschen nordlichen Gränze anfäffig; und daraus
erhellet, daßdie Bastarnen entweder aus Deutschland
in die Moldau gekommen, oder auch nur durch die
neuern eindringendenfarmatischenVölker vonden übri
gen Deutschen abgesondert sind. Die Sidonen,von
welchen schon oben geredet ist, waren nachdem Strabo
und Ptolemäus zwischen der Weichsel und Elbe in
Böhmen, und nach dem Plinius zugleich am Aus
fluffedesJsters unter denGethen. DieKarpathen,
Karpianen oderKarper wohnten noch im andern Jahr
hunderte nach Christi Geb. zwischen den Peucinern
und Bastarmen am Dneefer im kaminieckischen Pala
tinate s), und wurden als gothische Hülfsvölker auf
- ihren
Quos, duce'Teutagono, erud more corticisarmatz
Aequaque, nec ferro brevior nec rumpia ligno.
Die Rumpia, eigentlich ein thrakischer kurzer Wurf
spieß, ist noch lange hernach bei den Dänen gebräuch
lich gewesen; und auch von Panzer aus Baumrinden
findet man unter selbigen Spuren.
r) Strabop. 21 1.
s) Cellari Notitia Orbis antiqui T.I.p. 597.
Hungarische Geschichte. 71
ihren Zügen nach Mösien und Pannonien von den J. n. Chr. G.
Kaisern Philipp, Aurelianus und Diocletianus befie 246, 270, 95.
get, und nach Pannonien und Thracien versetzet. Die
2Boramen litten in Mösien eine Niederlage, und J. n.Chr.G.
waren damals mitden Gothen in diese Provinzgekom
men. Von den Baftarnen war zu eben dieser Zeit
ein Stamm in Rohreußen am karpathischen oder ba
farnischen Gebirge, und ein anderer, wie Ptole
mäus lehret, am Dneeper und Bog in der krimischen
Tartarey. Von den Peucinen hatte sich ein Stamm
in die alte Heimat, neben den Bastarnen im heutigen
lembergischen Gebiete, zurückbegeben. Dieser wohnte
am Gebirge Peuce, welches von ihm feinen Namen
erhalten haben muß, sowie die Peuciner selbst von der
Insel Peuce am Ausfluffe der Donau benannt zu seyn
scheinen t). Vermuthlich ist die bafarmische Nation
durch den macedonischen König Philipp nach Myfien
gebracht. Denn dieser Prinz hofte durch ihren Bey- ''
stand sich der Römer zu erwehren, und verlobte seinen "184'“
Prinzen mit der Schwester eines edeln bastarnischen
Jünglings aus königlichem Stamme u), welcher, wie
es scheint, Cotto hieß. Er hoffe, die Bastarnev
würden die Dardaner aus ihrem Lande vertreiben kön
nen, und dann sich mit den Scordifern vereinigen,
um die römischen Provinzen am adriatischen Meere an
zufallen. Die Bastarnengiengen auchüber den Ister,
und setztensich aufPeuce fest. Sierücktendaraufihm. v. Chr.g.
näher; alleinzu spät. Denn er starb vor ihrer An- 179.
kunft, und Perseus,der ihm aufdem Throne folgte,
föhnte sich mit den Römern aus, und entsagte dem ba
farnischen Bunde. Die Bafarner versuchten darauf
die Thracierzu vertreiben. Allein sie wurden geschla
E4 SIEM
t) Strabop.21.
u) Livius XL. 6. 57. XLI.24. Spener Notitia Germ
antiquaep.205. -
72 XXXIII.Buch. Aelteste
gen, und nachher durch Ungewitter fast gänzlich ver
nichtet. Man haßte und verfolgte sie überall, wohin
fie kamen. Denn sie besaßen einen unerträglichen
Stolz, und kannten weder die Vortheile des Acker
baues, der Schiffahrt und des ruhigen Lebens, noch
auch die Pflicht nicht zu beleidigen. Sie verachteten
alle Nationen, rühmten ihren Muth und ihre Helden
thaten aufdie unerträglichste Weise, und gaben ihren
Erzählungen durch ihre Stärke ein Gewicht. Denn,
da sie von ihrer ersten Jugend an sich in den Waffen
übten, so hatten sie große und nervige Körper, und
waren außerordentlich gelenk. . Sie hatten auch einen
Begriffvon der Kriegeskunst, undfochten zu Pferde
. und Fuß. Perseus änderte nach einigen Jahren feine
' Gesinnungen, und zog ein neues Heer Bafarner über
177. die Donau, welches die Dardaner, mitHülfe der mit
ihnen vereinigten Thracier und Scordiscer, angriff;
aber da es nach einem kleinen Siege den Hauptortder
Dardaner belagerte, geschlagen und zerstreuet ward.
J.n. Erb. R. Die Dardaner nahmen ihre Zufluchtzuden Römern,
F" Ght. G.,die ihre Noth mit der Befiegung desKönigs Perseus
"9. , endigten. Nachher traten die Bafarner in das mi
thridatische Bündniß zum Angriff der Römer v).
# '' # Allein sie fließen nicht bey dieser Gelegenheit, sondern
“ erst fünfJahr später, als Bundesgenoffender Möser
“ aufdiese berüchtigten Eroberer, die durch dasVersehen
so.“ ihres Anführers des Antonius aus der Schlacht bey
Istropolis vor ihnen flohen, und sogar ihre Heerzei
chen oder Adler fallen ließen x). Dieser Sieg machte
J. n. Erb. R die Bastarner muthig, und brachte sie aufden Gedan
" ken, sichdiesseits derDonau festzusetzen. Daher grif
29. fen sie die Möier, Tribalier und Dardaner abermals
an, und brachten das ganze Mölien an sich. Sie
dran
v) Appianus ap. Cluver. Germ. antiqu. L. III.p. 183
z) Dio Cafus p. 156. - -
Hungarische Geschichte. 73
drangen endlich über den Hämus in Thracien ein, und
überfielen die Dentheleten. Der König der Den
theleten Sitas forderte, weil ihn Blindheit hinder
te seine Unterthanen selbst anzuführen, den Schutz
der Römer auf; undAugustus, welcher nach römischen
Grundsäßen jene Adler wieder zu erobern trachten
mußte, auch selbst eine Begierde hatte, sein Reich bis
über die Donau auszudehnen, sandte den M. Craffius
nach Thracieny). Dieser Held schien den Bastarnen
so gefährlich zu feyn, daß fie, ohne ihn zu erwarten,
flohen. Craffius folgte ihnen, und eroberte erst eine
jetzt unbekannte Gegend Segetica, und dann Myfien
und eine ungenannte Festung der Myfier. Die Ba
farner setzten sich am Cibrizastrom in einem Walde,
und hofen den M. Craffius durch Gesandte zu besänf
tigen. Aber Craffus bediente sich der Thorheit der
Bafarner, die einen Ruhm im Trinken fuchten, be
rauschte die Abgeordnete mit Wein, und lockte aus
ihnen alle Geheimniffe ihrer Absichten und ihre da
malige Stellungheraus. Darauf schlich er sich an
das Lager, griff esplötzlich an und hieb eine große
Menge Weiber, Kinder und selbst den bastarnischen
König Deldo nieder. Viele, die entrinnen wollten,
wurden durch den angezündeten Wald und den Ister
aufgehalten oder getödtet; und die wenigen, die sich
wieder fammleten und verschanzten, fanden durch die
Waffen des gethischen Königs Roles ihren Untergang.
Craffus brachte nunmehr ganz Mölien unter die römi
sche Hoheit, und zogdurchThracienzurück. Sobald
dieses geschehen war, kam ein neues Heer Bafarner
in das Land der Dentheleten. Allein Craffus eilte zu
rück, und die Bastarner baten um Frieden, ohne die
Waffen zu gebrauchen, und nahmenihn nachdes Cras
fus Vorschrift an. Darauf fiel auch die gethische
E 5 Stadt
y) Diop. 656fequ.
74 XXXIII. Buch. Aelteste -
nach
i) Dio Caff.p. 40. Florus II.4. Letzterer meldet, daß
sie damals sehr grausam und verschmitzt gewesen sind.
Auch hatten sie im J. n. Erb. R.640 des C. Porcius
Cato Heer völlig vernichtet. Von des Didius Siege - - -
v) Eutropius IX. 6. -
Allgem,Weltg.XVB. I. Abth, H
- - - -
/
c) Mafov V. B. S. 189.
d) Aurel. Victor c. 33. Macov a. O. S. 191. Die
dacifchen noch vorhandenen Grabsteine bören mit der
Regierung des Tr. Decius 251 auf. S. Hr. Seivert
Infeript. Mon. Rom.in Dacia mediter. Im alten Da
cien waren gleich nachher an der Theyß und Donau
Sarmaten; von der Aluta bis zum Ausfluffe der Ister,
die Piti, Gäti, Dagá und weneden; und jenseits
des Dneesters amfchwarzen Meere die Dacpetoporianik
Tab. Peuting. -
1 13 XXXIII.Buch. Aelteste
dica undScopia. Dieses (Dacia Ripenfis)enthielt
den Theilvon der Bulgarey, der innerhalb einer Linie
lieget, die von Gradifka herab bis an die Morava und
unterhalb Naiffus, fast bis an den Almus läuft. Das
Uebrige von Mötien gegen Westen,hieß nundas erste
M7öfien, so wie der Theilvom Almus östlich bisan
das schwarze Meer das zweyte Mösien. Hungarn
jenseits der Theyß, Siebenbürgen, Walachey und
\ Moldau verlor nunmehr den dacischen Namen und
die römische Herrschaft, bis auf die Regierung des
Kaisers Constantinus des Großen, undward, zumUne
terschiededes neuern Daciens, das trajanische Da
cia genannt. Der Kaiser gebrauchte eine besondere
List, wenn er aufdie Ueberwältigungder Gothen und
anderer Ausländer dachte. Denn er hatte stets den
Bonofus, einen großenSäufer, als seinen Feldherrn
beyfich, welcher die gothischen Abgeordnete zu Boden
trank, und ihnen im Taumel Nachrichten von ihrer
Stärke, Schwäche undAbsichten ablockte. Eben die
fer Bonofus mußte sichmiteinemgothischenvornehmen
Frauenzimmervermählen,und derKaiser unterhieltzur
AufwartungderselbenvielegothischeFrauenzimmer auf
öffentliche Kosten, um sich dadurch einen Theil dieser
unruhigen benachbarten Nation zu verpflichten e).
Diese Anstalthätte vielleicht feinem Reiche dauerhafte
Vortheile verschafft, wenn er nichtzu frühzeitig sein
Leben verloren hätte.
Begebenheiten.
Ihm folgte abermals ein Pannonier und Sirmier
rden sie aufdem römischen Throne, nämlich Probus; ein
Fehr, als Mann, der blos durch Tapferkeit von der niedrigen
Bestimmung einesGärtnerlehrlings zu der erhabensten
Würde der damaligen Welt gestiegen war. Dieser
Prinz sorgte für sein Vaterland auf eine
-
n: rf,
q) Sozomenius L. I. c. 9.
r) Auch vom Zoll und Waarenabgaben wurden die ban
delnden Geistlichen befreyet, damit sie durch den Handel
sich ernähren, die Kirche bereichern, und Almosen für
Arme erwerben könnten. Die Kaiser fchränkten diese
Freyheit nachher im occidentalischen Illyrien aufzehn
Solidos ein. Sogar Bischöfe mußten sich vom Han
del in den ältesten Zeiten zu erhalten suchen. L. II.C.
Theod. de luftrali collat. c't Comumentar, ad h. l.
148 XXXIII. Buch. Aelteste
in jeder Provinz ein besonderes Collegium unter dem
Vorsitze des Bischofs der Metropolis aus. Meh
rere Provinzen hielten sich zu dem Bischof, der in der
Hauptstadt der Diöces wohnte. Dennoch unterwarfen
fie sich diesem Diöcesmetropolitan oder Primas nicht
als einem Vorgesetzten, sondern ließen ihm nur die
Direction der Provinzial- und Diöcessynoden, und
die Würde eines Ersten oder Vörderten ihrer Ver
fammlung. Wahrscheinlich war in Illyrien in jedem
der oben angegebenen Hauptörter ein Bischof, so wie
in jeder Metropolis ein Metropolitan vorhanden s).
Im mittleren Dacien war zu Sardica, im ersten
Mösien zu Viminiacum, in Dardanien erst zuSkupi
darnach zu Justinianeaprima,in PrävaliszuSkutari,
in Pannonia prima und Noricum zu Lorch, im
zweiten Pannonienzu Sirmium, in Mösia fecunda
zu Marcianopel, und in Dalmatienzu Salona der
SitzeinesMetropoliten;undBischöfe fand man,ver
möge gültiger Urkunden, zu Remesiana in Dacia
-
- mediter
.
staltungen dasUebergewicht über alle heidnische Sekten
zu erlangen; allein es entstand in dem Innern ihrer
Kirche eine gefährliche Irrlehre, die plötzlich wuchs
und sie beinahe unterdrückte. Arius, der Urheber
derselben, lehrte, als Presbyter zu Alexandrien in
K4 Aegy
z) Epiphanius adverf haerefes L. III. c. 14.
y) Timonis Imago antiquaeHungariaep.76. PagiTII.
ad Baron. An. Eccl. an. 316.
152 XXXIII.Buch. Aelteste
Aegypten, daß der Heiland nicht wahrer Gott, son
dern eine erschaffene Kreatur fey; und da sich bey ihm
derVorzug einer hinreißenden Beredsamkeit mit einem
wohlgebildetenKörper, mit einer edlen Bescheidenheit,
Leutseligkeit und scheinbaren Frömmigkeit vereinigte,
fo gelang es ihm viele Schwache zu hintergehen.
Seine Absicht war nach dem Jahre 3 13, feinen Bi
fhofzu stürzen, und sich aufdesselben Stulzu drän
gen; und es gelang ihm, verschiedene asiatische Bi
fhöfe auf seine Seite zuziehen,ohngeachtetdie Synode
feiner Provinz feine Lehre im Jahr 320 verdammete,
und ihn in den Bann that. Der KaiserConstantinus
beriefzueinerUntersuchungseinerSätzenachvierJahren
daserste große allgemeine christliche Conciliumzu
Nicäa, welches die arianischen Lehren gleichfalls ver
warf,und nahm einigen Geistlichen, die den Schluß
der Versammlung nicht unterschreiben wollten, ihre
Aemter. Die Arianer fanden aber Gelegenheit, seine
Schwester aufihre Seite zu ziehen, und diese machte
J. Chr.330. auf ihrem Todbette auch ihn selbst zum Freund des
Arius. Die Folge von dieser Begebenheit war, daß
alle Verwiesene ihre Aemter wieder erlangten, unddaß
die Macht der christlichen und arianischen Geistlichen
fast gleich wurde, weil die Unterstützung des Kaisers
den Vortheil der mehrern Stimmen ersetzte, welcher
- -
aufder Seite der christlichen Parthey bisher gewesen
. . . .", war. Das Haupt der Christen, oder der Bischof
J. Chr. 336. Athanasiusvon Alexandrien, ward nach Trier verban
net; allein noch in selbigem Jahrevon dem sterbenden
Ihr
May. 337 Kaiser wieder zurückgerufen. Arius kam kurzzuvor
um das Leben. Allein fein getreuester Freund, der
Bischof Eusebius von Nicodemien, sorgte für die Sie
cherheit seiner Sekte. Athanasius ward abermals
vertrieben, und wieder zurückgerufen. Man veran
3. Chr.,faltete zu Sardica in Ulösten ein Concilium,
/
welches
Hungarische Geschichte. 153
welches sich für den Athanafius erklärte z). Aber
dennoch wurden die arianischen Lehren an der Donau - --
fast herrschend. Der Bischofvon Sirmium Photi- …"
nus vermehrte sie mit neuen Muthmaßungen; allein -
Die Sarntat legten. Nunmehr entschloß sich der Kaiser, auch die
limigantes
Werden vertil Sarmatas limigantes zu demüthigen; und diese,
get. die zwischen der Theyß, Donauund Marosch sich aus
gebreitet hatten, wagten es, ihm über die Theyß ent
gegen zu gehenc). Dieseswar sehr unvorsichtig; denn
fie entblößten dadurch ihr Land gegen Osten und Nor
den, und ihre alten Herren, oder die römischen Sar
maten, und die Taifalen bedienten sich der Gelegenheit,
vielleicht aufVeranstaltungdesKaisers, aus selbigem
Beute zu holen. Zugleicher Zeit überfiel sie derKai
fer, und verfolgte sie, da sie flohen,über die Donau.
Sie retteten sichzwar in die Moräfte der Theyß; allein
die Römer setzten, zum Theil auffarmatischen erbeu
teten Kähnen, über die Donau, und griffen fiel von
zweyen Seiten an, indem ein anderer Theildes Heeres
ihre Dörfer jenseits dem mösischen Ufer einäscherte.
DiesesUnternehmen kostete den mehresten Anicenfern
oder insularischen Sarmaten das Leben, und eine Folge
deffelben war die Ueberwältigung der übrigen knechti
fchen Sarmaten, oder der Picenfer, die an der
Donauzwischen Belgrad und Uipalanka, und nördli
cher am Gebirge Bike im orovaer Districte anfäffig
gewesen waren. Der Ueberrest dieser knechtischen
Sarmaten mußte den alten Eigenthümern das Land
abtreten, und ward von dem Kaiser in eine andere
J. Chr. 358. Donaugegend versetzet. Diese war öde. Daher
glaubten die neuen Kolonisten berechtiget zu feyn, fich
J. Chr., 359. durch Raub zu erhalten. Der Kaiser begab sich, fo
bald er ihre Streifereyen vernahm, mit einem Heere
nach Acimincum in der Gegend von Salankemen, und
forder
c) Mafioo a. O. S.255. Nordöstlich gränzten sie an
die Taifalen, die zu den Gothen gehörten, wahrschein
lich bey Temeswar, wie Hr. von Jordan glaubt, wel
# aber Hr. SeveriniCom.histor.p.34. in Zweifel
ziehef,
Hungarische Geschichte. 157
forderte sie vor feinen Richterful. Sie erschienen,
entschuldigten fich, und baten um Aecker innerhalb den
römischen Provinzen. Diese sollten ihnen verwilliget
werden; allein einige von ihnen brachten durch das
farmatische Feldgeschrey Marrha den ganzen Haufen
plötzlich in Wut, und fürmten von allen Seiten auf
den Kaiser und dieRömer ein. Diese griffen noch ge
schwind genug zu den Waffen und fiegten, und die
aufrührische Nation ward entweder ermordet oder zu
Knechten gemacht, überhaupt aber gänzlichvertilget.
Eine andere und gefährlichere Empörung unternahmen
bald nachher die römischen Besatzungen zu Sirmium J. Chr. 360.
und Bononia, in der Absicht den Gegenkaiser Julia
muszu unterstützen. Diese ward aber nicht bestraft,
fondern belohnt, weil Constantinus in Cilicien starb,
und Julianus fich aufdem Thron behauptete.
Dem Julianusfolgte Jovianus, ein Mötieraus J. Chr. 363.
Singidon; denn die illyrischen Provinzen waren nun "
seit Jahrhunderten im Besitz des Rechts, der größerten stantinus ii
Monarchie der Welt Regenten zu geben. Nachdem"
dieser Herr schon im ersten Jahre seinerRegierungver
storben war, verhalfman dem Präfectusder zweiten
AbheilungderScutariorum, Valentinianus,einem
Pannonier aus der Stadt Cibale, zu dem Kaiser
thum. Dieser Mann, der zu sehr dem Wohlleben
ergeben, und in Staatswiffenschaften fast gänzlich un
erfahren war, nahm seinen Bruder Valens zum Au
gustus an, überließ ihmzu Mediana, ohnweit Naiffus J. Chr. zó4.
im mittlern Dacien, Asien, Aegypten und Thracien
nebst Mölia secunda, und behieltfür sich die Präfektur
der Stadt Rom, und die Prätorialpräfecturen Gal
lien und Italien, nebst der illyrischen Vicarey, oder
den drey Pannonien, Valerien, Dalmatien und No
ricum. Valens übertraf denKaiser noch anUnwissen
heit, und an Neigung zur Tyranney,die er vorzüglich
gegen die Rechtgläubigen ausließ; denn er giengin
feinem
158 XXXIII. Buch. Aelteste
seinem Eifer für die arianische Sekte so weit, daß er
J. Chr,37o. einst achtzigBischöfe und andere Geistliche, die, um
ihm Beschwerden gegen arianische Verfolger vorzutral
gen, vonden Orthodoxen an ihn gesandt waren, auf
das hohe Meer führen und mit dem Schiffe verbren
nen ließ. Die niedrige Herkunft dieser beyden Kaiser
verursachte unter dem Volke ein Murren, und ein ge
wiffer Procopius, ein Vetter des Kaisers Julianus,
nahm daher Gelegenheit sich den Kaisertitel beizule
gend). Dieser Prinz fand Zulauf, und dang ein
westgothisches Heervon 3ooo Mann, welcheszu ihm
über die Donau kam. Allein das Glück war ihm
nicht günftig; denn er ward im achten Monat feiner
Herrschaft gefangen und getödtet, „und die Gothen,
welche insgesamt in die Gewalt des Kaisersgeriethen,
mußten sich in entlegene Provinzen des Reichs ver -
Römisch-west
gothische Krie theilen laffen. Westgothland, oder das trajanische
ge in Dacien, Dacien,hatte damals drey regierende Nationen, die
aber insgesamt dem westgothischen Oberkönige Athana
rich unterworfen waren e), nämlich die Talifalen in
Siebenbürgen, die Victofalen in der Moldau, und
die Thüringer in der Walachey. Der Oberkönig
war völlig frey, gehorchte dem ostgothischen Könige,
deffen Reich jenseits des Dneesters an das feinige
gränzte, nicht mehr, undhatte sehr viel Ruhmbegierde
und Neigung zu kriegerischen Unternehmungen. Er
fuchte daher Gelegenheit im römischen Reiche einen
Lorbeerkranz zu erlangen, und forderte in dieser Ab
ficht die aufgehobenen gothischen Hülfsvölker des Pro
". Chr. 367.
copius zurück f). Der Kaiser Valens schlug fein
Begehren ab, zogihm im Frühjahr über einer Schiff
brücke bey Daphne ohnweitBrakilow in der Bulgarey
entgegen, fand das Land verlaffen und vonEinwohnern
- Ents
---
. 286.
Marcellinus XXXI. 3. Mafov VII.
n) Ammianus Marc. L. XXXI. Athanaricus Therwin
gorum Iudex-fare gradu fixo tentabat caftris
denique prope Danafi margines ac Greuthungorumval
Jem longius oportune metatis. Diese dunkle Stelle ist
in einigen alten Ausgaben, in welchen man margines
aggere ut Vngori vallem liefert, völlig unverständlich
geworden. Die Greuthinger waren die Ostgothen,
und hier vermuthlich die, welche mit dem Widerich
geflohen waren. Die Linie fcheint am Ausfluffe des
Dneesters, erst diesseits, nachher jenseitsgezogen ge
wesen zu feyn. Von der zweyten Verschanzung heißt
es beym Marcellinus: a fupercilis Gerazi (Hieraffif
Pruthi)flunninis ad usque Danubium Taifalorum terras
praeftringens muros altiuserigebat. Es läßt sichnicht
bestimmen, ob die Mauer in der Moldau, oder in der
Walachey gewesen ist. Mir scheint das erste wahr
fcheinlicher.
-
*- „
Hungarische Geschichte. 173
ad Salices in selbiger Gegend zusammen. Beyde
Hauptheere rückten einander entgegen, und nachdem
die Gothen sich durch Lieder, in welchen der Krieges
ruhm ihrer Vorfahren gepriesen wurde, in Feuer ge
fetzt hatten, erfolgte eine sehr blutige Schlacht, welche
einen ganzen Tag dauerte und nichts entschied; denn
keine Partheybehauptete dasSchlachtfeld. Die Rö
mer zogen sich in die Päffe der Provinz Hämimontis,
und schafften alle Lebensmittel in die festen Städte.
Die Gothen versuchten vergeblich durch die Verschan
zungen zu brechen, hölten darauf eine große Menge
ihrer bisherigen Feinde oder der Hunnen und Alanen. DieHunnen
zu Hülfe, und schreckten dadurch den römischen Feld", an:
herrn Saturninus so sehr, daß er mit den Besatzungen Thrakien.
fichzurückzog. Darauf ward Thracien und Rhodope
ein Opfer der gothisch-hunnischen Wut. Der römische
Dur Frigeriduswollte den Angriffder Feinde nicht er
warten, verließ sein Lager bei Beröa in Thracien, stieß
auf einen ofgothisch-taifalischen Haufen, hatte das
Glück, den Anführer defelben Farnobiuszu erlegen,
und feine Leute insgesamt zu tödten oder gefangen zu
nehmen, und sorgte dafür,daßdie Gefangenen fortge
schafft, undzum Ackerbau indieGegenden von Parma,
Modena und Reggioverheilt wurden. Dieser Sieg
machte den Römern Muth, und die Ankunft ihres
Monarchen, wie auch des abendländischen Kaisers
Gratianus, den die Ueberwältigung der tapfern Ales
mannenfurchtbar machte, vergrößerte denselben. Ver
muthlichwürden auch die Gothen nun zu schwach ge
worden seyn, wenn nicht die Eifersucht aufden Kaiser
Gratianus, den Kaiser Valens zu einer Uebereilung
verleitet hätte. Wenigstenszeigte GratianusdenAla-J. Chr. 37.
nen, und sein Feldherr Sebastianus einigen Gochen
amHebrus, in verschiedenenGefechten, daßdie Abend
länder zu fiegen wüsten. - -
Valens
- - -
174 XXXIII. Buch. Aelteste
" Valens lagerte sich bey Adrianopel, und Fritti
gern berief seinezerstreuten Heere in eineVerschanzung
bey Nice in selbiger Gegend. Frutigern zweifelte
selbst, daß er beiden Kaisern gewachsen fern würde,
und versuchte sich mit dem Kaiser Valens auszusöhnen.
Alleinfeine Abgesandten, welche insgesamt arianische
Priester waren, und die erste Veranlassung der gothi
fchen Feindseligkeiten auf der vorheilhaftesten Seite
vorstelleten, fanden kein Gehör. Der Dur Sebastia
mus rieth vielmehr dem Kaiser, mit dem Angriffenicht
zu zögern, weil Fritigerns Vorschläge Furcht oder
Schwäche vermuthen ließen, und der Kaiser folgte
seinem Vorschlage. Es mußte auchdes Sebastianus
9. August37.Vermuthung gegründet seyn; denFritigernfandte neue
Botendem Kaiser entgegen, und hat so vorheilhafte
Vorschläge, daßder Kaiser fich auffie einließ, und
die Vornehmstender Nation als Bürgen der Sicher
heit in ein Lager verlangte. Allein unter diesen Unter
handlungenzeigten sich die Ostgothen, auf welche Fri
tigernängstlich wartete,aufdem Gebirge, und stürzten,
sobald sie die Gefahr ihrer Landesleute sahen, wütend
von den Anhöhen unter die Römer herabp). Fritigern
wagteden Angriff mit gleicher Hitze, und es erfolgte
ein unmenschliches Treffen. Einige römische Legionen
drangen fast bis zu der gothischen Wagenburg durch;
allein weil die Reuterey fie nicht geschwind genugun
terstützte, so wurden sie abgeschnitten und niedergehauen.
Die Gochen fiegten durch ihre Wut und Menge, und
benahmen den Römern sehr bald alle Hoffnung zur
Flucht. Daherherrschte aufallen Seiten Raserey und
Verzweiflung. Man fichte blos fein Leben auf das
theuerte zu verkaufen, und so viele Feinde als die
Kräfte zuließen mit sich in das Grabzu nehmen. Die
Hintern schoben die Vördern mitHeftigkeit vor sichher,
- und
p) Ammianus Marcel. XXXI. 12. Mastova. O. S.
295.
Hungarische Geschichte. 175
und viele fielen durch ihr eigenes Schwerdt. - Es
thürmtenfich Berge von verstümmelten oder getödteten
Pferden und Menschen auf, undzwischen diesenfand
das Blut in Bächen. Die gefallenen und entkräfteten
Gochen undHunnenbrülleten fürchterlich, suchten durch
die scheuslichsten Blicke ihrer Wut noch einenAusgang
zu verschaffen, und bemüheten fich, die Füße, die in
ihre Wunden
einen traten, niederzureißen. Der Staub
und Große Nieder
verbarg Theil dieser schrecklichen Scene, '“ K.
- geho
bekamen die Römer Pannonien wieder, nachdem die
Hunnen es 5o Jahr (feit 377) befeffen hatten. Diese
Stelle eines Schriftstellers, der als Comes Illyrici,
und als ein etwa 150 Jahrjüngerer Autor,nicht ganz
zu verwerfen ist, hat einen Zwist zwischen den Herren
Pray (Diff, hift. critic. in An. veteres Hunnorum p.
221.) und Severinus (Pannonia p. 215.) veran
lafft, den ich nicht entscheiden kann. In diesem Zeit
raume faßen in Pannonien, außer den Römern in den
Besatzungsplätzen, Vandalen, Gepiden (bey Sir
mium und Singidon Hift. nifel. p. 94), Oftgothen,
Sveven oder Quaden, und einige Hunnen. Ganz
kann also Pannonien den Hunnen nicht gehört haben.
Es findet sich auch keine Begebenheit in den Jahrbü
chern, welche deutlich machte, wie Pannonien im J.
427 von den Hunnen, die es vielmehr erst damals an
sich riffen, befreyet feyn könnte. Sollte auch wohl
Marcellinus die Urkunde, die in der Historia miscella
gebraucht ist, zu flüchtigangesehenhaben? oder waren
die Hunnen des Marcellinus mit den Gothen, die
nach Thracien verfetzt wurden, vereinigt gewesen?
Wenigstens streiften Hunnen undGothen vereinigt 377
in Pannonien. -
Hungarische Geschichte. 187
geholet, und diente nur dazu, daß esdem Aetius vor
theilhafte Bedingungen verschaffte, unter welchen er 3. Chr.4a,
den hunnischen Fürsten Ruja zum friedfertigen
Rückzuge in sein Vaterland überredete.
Mit diesem Ruja fängt sich in der pannonisch-da- ursprung der
eischen Geschichte die hunnische Epoche an,zuderen Hunnen,
Erläuterung es nöthig ist, etwasvon dem Ursprunge
der Hunnen zu melden. Von diesen haben wir
zweyerley Nachrichten; einige aus gleichzeitigen rö
misch-griechischen Schriftstellern, und andere aus
fchinesischen und arabischen Jahrbüchern. Die letztern
find mit jenen in Betracht ihres Werths nicht zu ver
gleichen, und außerdem ist es noch sehr zweifelhaft, ob
die chinesischenHiong-nu wirklich mitden griechischen
Hunnen verwandt gewesen find; allein weil verschie
dene der heutigenHungarn die chinesischeAbkunftihrer
Landesleute vertheidigen, so würde es ein Fehler seyn,
wenn hier von selbiger nichts gesagt würde d). Die
fchine
d) Die Ableitung der Hunnen von denfchinesischen Hiong
nu hat zuerst Hr. de Guignes in der Histoire generale
des Huns, desTurcs, des Mogols & des autresTatares
occidentaux avant et depuis J.C.jusqu'àprésent àParis
1756- 1758. T. I-IV. bekannt gemacht, und Herr
Georg Pray in die hungarische Geschichte aufgenom
men, letzterer in dem Werke, welches den Titel hat:
Annales veteres Hunnorum, Avarum et Hungarorum
ab anno ante natum Chrifttum 21oad An. Christi 997
deducti,Vindobonae 1761. Hr. Pray fand Wider
fpruch, undentkräftetedie ihm entgegengesetzten schwa
chen Gründe in dem VIII Stücke feiner Differtationun
hift. criticarum in Annales Hunn. etc.Vindob. 1775. p.
17.4. Man muß bey diesem Gegenstande aufzwey
Dinge Acht geben, nämlich aufdie Glaubwürdigkeit
fchinesischer Quellen, und auf den Umstand, ob die
fhinesischen und griechischen Hunnen wirklich eine
Nation gewesen sind. Dasletzte ist sehr zweifelhaft.
Denn die chinesischen Hunnen waren, wie man will,
IN
188 XXXIII. Buch. Aelteste
Chinesische chinesischen Hunnen gehörten zu der Nation, die
Hausnu. man jetzt Tataren zu nennen pflegt, und hatten unter
- VE's
N3 ihre
193 XXXIII.Buch. Aelteste
ihre Männer leinene schwarze Kleider. Ueber diese
trug der Hunne einen Rock von Waldmäufen (viel
leicht vonZobel), aber das Haupt und die Füßewand
er in rohe Bockshäute. Kurz, diesehunnische Nation
hatte, als Marcellinus sie auf diese Art beschrieb,
noch alle Kennzeichen eines neuen Volks, welches in
den kältesten Gegenden aus einzelnen Geschlechtern ent
fanden feyn mochte, und in denKünstender südlichern
Menschen noch völlig unerfahren war. So wie sich
ihr Haufen vergrößerte, ward ihr der Raum ihrer
Heimat zuenge. Daher mußte fiefich in grasreichere
Gegenden begeben; und durch diese wurde sie zu den
Alanen geführt. Die Alanen vertheidigten ihreWie
3. Chr. 377. fen, und es entstand der blutige alanisch-hunnische
Krieg, der endlich durch den Vorschlag, die Gothen
jenseitsdes Dons anzugreifen, geendiget wurde.
Von dieser Begebenheit, und von der hunnischen
Eroberung des gesamten Gothlandes, und insbeson
dere desalten Daciens,istobengenuggemeldetworden.
Die Hunnen bildeten sich unter den Gochen so außer
ordentlich geschwind, daß man ihnen einen glücklichen
Geist, einen starken Verstand, und eingutes gelenk
fames Herznicht absprechen kann. Die Römer nah
men einige ihrer Horden in Sold, und bewunderten
die Genauigkeit, womit sie den neuerlernten römischen
Kriegesdienst verrichteten. Sie wählten sich verschie
dene Fürsten,Feldherren oder Könige m), und gaben
Einem
v) Pri/cus p.33.
-
wurden l). -
m),benheiten
Procopius III. 33. Die Zeitrechnung dieser Bege
läßt sich nicht wohl bestimmen. die
- - - - -- -- - - - -- -- - - EU:2
-
-
-
Hungarische Geschichte. 259
Justinianus gebrauchte die Schärfe, befestigte den
Ort Singdon, den die Gepidengeschleift hatten, um
fie zuzähmen, undzwangfiel zum Kriegsdienst. Sie
nahmen daraufdie christliche Religion an; allein fie
blieben dennoch ihren Lastern getreu. Ihr König
Ochon oder Hakon hatte eine sehr eingeschränkte Ge
walt, und schien sein Amt nur darum zu besitzen, da
mit ein jeder freyer Heruler nach Gefallen bei ihm
effen und feinen Witz oder Unwillen über Regierungs
geschäfte durch Vorwürfe und Grobheiten an ihm aus
laffen könnte. Weil sie fanden, daß die königliche
Würde bei dieserBeschaffenheit unter ihnenüberflüßig"
fey, so kamen sie aufden Einfall, ihren König tod zu
schlagen, und eine aristokratische Verfassung unter sich
einzuführen. Dieser wurden sie auch überdrüßig.
Daher beschloffen fiel wieder einen König zu wählen,
und sandten Leute nach Norwegen, welche ihnen unter
denPrinzen ihres ehemaligen regierenden Hauses einen
neuen König aussuchen sollten. … Diese Abgeordneten
vollführten den Auftrag, verloren den König auf dem
- - - - R 2 Wege
Heruler beym Anfang der RegierungK.Anastasi ruhig
geworden sind, und dreyJahr nachher die unglückliche - - - -- -
Schlacht gewaget haben, fo muß diese etwa 495ge
liefert feyn. Hr. v. Suhm fetzt (a. O. S.439) das
Jahr 512, in welchem Anastafius die Heruler auf
nahm (Marcellinus h, ann.), und vermuthet, daß sie
diejenigen Heruler sind, welche neben den Warnern
und Thüringern ein mächtiges Reich beherrschten, und
im Jahr 506 vom italienischen Könige Theodorich eis
nen Brief erhielten. Ist dieses gewiß, fomuß Pro
copius sich geirret haben, und die Schlacht muß nach
506 vorgefallen feyn. Ich bin noch nicht überzeugt,
daß die rudolfinischen Herulerjene Nachbarn der War
uer sind, und habe daher die Zahlen des Procopius
und Marcellinus Comes behalten, welches auch Mus
ratori in den Scriptor. R.kal.T.I. p.416, nota 144
- gethan hat.
260 XXXIII. Buch. Aelteste
Wege an einerKrankheit, und kehrten zurück, um
einen neuen herulischen Monarchen zuholen. Ihre
lange Abwesenheit veranlaffte einige Heruler, fich
nach Konstantinopel zu wenden, und den Kaiser Ju
finianus um einen Anführer zu bitten. Der Kaiser
fandte ihnen einen alten und getreuen Kriegsbedienten
aus ihrer Nation Suartuas,welchen fiel mit Freuden
annahmen. Bald hernach erhielten fieldie Nachricht,
daß ihre norwegischen Abgeordneten sichmit dem zwey
ten König Todafius mit einer Begleitung von zwey
hundert vornehmen herulischen Jünglingen ihrem Lande
näherten. Suartuas beschloß diesen Nebenbuhler
außerhalb seinem Gebiete anzugreifen, und führte ihm
feine Heruler entgegen. Allein diese äußerst wankel
müchigen Leute giengen zu dem Todas über, und
Suartuas mußte nach Konstantinopel zurückkehren.
Der Kaiser wollte seinen König mit einem römischen
Heere unterstützen. Allein dieHeruler, welchen dieses
verkundschaftet ward, begaben sich, um der Gefahr
auszuweichen, unter die Gepiden. Suartuas erhielt
anstatt der Krone das Amt einesMagister militum in
Präsenti, und die Heruler wurden bei einer andern
Gelegenheit von dem Kaisergezüchtiger. - -
> er 11er.
Gesch. der Deutschen XII B. S. 93 und
p) Die Gepiden warfen dem Kaiser im Jahr 549 vor,
daß er den Franken, Herulern und Longobarden viele
\ Städte
-
k) Novell. 131.
Hungarische Geschichte. 267
römischen Donaufestungen auf. Die Gepidenwurden
dadurch sehr eingeschränkt; denn sie hatten bishernicht
nur das alte Dacien und den brauchbaren Theil von
Rugiland, sondern, wie es scheint, auch vieles in
Noricum und Pannonien beseffen. Wenigstens findet
man, daß der Erzbischofvon Lorch und die fieben ihm
untergeordneten Bischöfe unter ihrer Hoheit gestanden
haben u).
Die Longobarden,von welchen bereits Erwäh- "
nunggeschehen ist, fammeten aus dem Herzogthum
Lüneburg, der Mark Brandenburg und den benach
barten magdeburgischen Gegenden her v). Ihre
Vor
begriffen zu haben.
v) Der älteste Geschichtschreiber der Longobarden, Paulus
VOarnefridi, fchrieb im achten oder neunten Jahr
hunderte, und mußte feine älteste Geschichte aus Ueber
lieferungen und Liedern nehmen. Daher ist diese voll
von Fehlern und Mährchen. Er erzählet, daß feine
Nation ausScanziadurchGotland, Anthaib,Bathaib,
und Burgondaib nach Rugiland gezogen fey, undman
weiß nicht, ob Gotland, Preußen oder Moldau, An
thaib das Land der Anten in der Moldau, oder ein
ganz unbekanntes Reich, und Burgondheim das bur
gundische Reich im fränkisch-bayerischen Kreise, oder
ein Land der Worogunder oder Bulgaren ohnweit des
fchwarzen Meeres fey. Daß die Longobarden nur
zwischen der Elbe und Ems gewohnt haben, bezeugt
Tacitus, Strabo und Ptolemäus. (Macov VBuch -
Hungarische Geschichte zu
sal bey den Gepiden fand, veranlasfete stete Befeh
dungen und Kriege. Unter diesen starb der gepidische
König Elemund. Thorismund, sein Nachfolger,
brachte den Kongobarden eine so große Niederlage bey,
daß sie den Kaiser um Beyfand anriefen. Eben
diesesthaten die Gepiden, welche sichzugleich erboten,
der kaiserlichen Entscheidung ihres Zwistes zu gehor
chen. Die letztern fanden keineFreunde am Hofe,
und mußten daher entweichen. Den Longobarden sandte
der Kaiser zehntausend Reuter und 1 500 Heruler,
letztere unter der Anführung eines gewissen Philemuth.
Diese hatten den geheimen Auftrag, die dreytaufend
Heruler, die denKönig Suartuas verlaffen und sich
zu den Gepiden begeben hatten, zu strafen; und fie
thaten dieses mit solchem Nachdruck, daß ein großer
Theil nebst Aord, dem Bruder desherulischenKönigs
aufdem Platze blieben b). Als das gepidische und
longobardische Heer aufeinanderfließen, überfiel beide
eine solche Furcht, daß sie vor dem Anfange desGe
fechtes flohen, und ihre Könige verließen. Diese
sahen sich dadurch gezwungen, einen Stillstand von
zwei Jahren zu errichten, welchen sie gebrauchten, um
bey den benachbarten Völkern um Hülfe zu werben.
Die Gepiden fanden noch in einer alten Freundschaft
mit den Hunnen und Szlaven oder Slaven, und J. Chr. 549
dungen aus beiden Nationen eine beträchtliche Macht
zu ihrer Unterstützung.
b) Procopius u. 34.
272 XXXIII.Buch. Aelteste
Wäldern fichaufgehalten hättec). Esdauerte lange,
ehe diese Wenden sich in eine solche Gesellschaft verei
nigten, die das Ansehen eines Volks hat; und daher
kommt es wohl, daß sie erst so spät fich an dem Ufer
der Donauzeigten, wohin doch seit wenigstens fünf
Jahrhunderten alle neben ihnen wohnende Nationen
gleichsam wie im Sturmegeeilet waren. Ihre älteste
Beschäftigung bestand darin, daß sie zu Fuß dem
Wilde nachliefen, und in Hütten ihren Fanggeruhig
genoffen. Ptolemäus, der Geograph deszweiten
Jahrhunderts fand sie nicht weit vom Ausfluffe der
Weichsel in Preußen zwischen der Ostsee und Ruff,
und neben ihnen in Schalauen die Stavanen oder
Slavanen; und es ist nicht unwahrscheinlich,daßdiese
Stavanen die vorgedachten Slavinenfind, und daß
-- die
Die Bulgaren und Hunnen, die fast immer mit Einfälle der
Hunnen und
den Wenden, wenn es aufeinen großen Zug über die Bulgaren
Donau ankam, vereinigtwaren, versuchten ihrGlück
zuweilen auch allein. Vulgerund Drogo, oder, nach
andern Berichten, zwey bulgarische Könige und ein J. Chr. 53.
S3 ge
--
Hungarische Geschichte. 237
fie waren geneigter in Scythienjenseits der Donauzu
bleiben, und nahmen einen Theil desselben, wie es
scheint, in der Moldau und in Siebenbürgen, den
ältern Einwohnern ab. Justinus vollstreckte den Be
fehl desKaisers, und erregte durch die Hinwegneh
mung der Waffen, eine fehr große Abneigung der
Avaren gegen alle Griechen und Römer. Dennoch
unternahmen sie keine beträchtliche Feindseligkeiten, so
lange Justinianus lebte.
Jener Justinus, der dem Justinianus feinem J. Chr. -
Oheim im Kaiserthum folgte, beschloß, sich ihnen mit
Nachdruck zu widersetzen, und wies ihr drohendes Ge
fuch um größere Jahrgelder mit so harten Ausdrücken
ab, daß sie erschraken und zurückkehrten. Weil es
ihnen nicht möglich war, sich ruhig zu verhalten, so
wandten sie sich gegen Westen, und fielen in Thürin
gen, zu welchem Reiche damals noch Franken, viel
leicht auch die Oberpfalz gehörte. Der Franken Kö
nig Siegebert, der sie nebst einen Brüdern drey-Jahr J.Chr. 36.
zuvor in eben diesem Lande geschlagen hatte r), gieng
ihnen muthig entgegen, war aber diesesmal unglück
lich, und mußte sie durch Geld und Lebensmittel zum3. Chr. 365.
Rückzug in ihr Gebiet bewegen s). Bald nachher -
bekamen
'
Hungarische Geschichte. 289
Faust des Königs Audoin, welcher seinen Hirnschädel
nachden barbarischen Grundsätzen derEhre entfleischen
ließ, und als ein Siegeszeichen bei Gastmählern an.
statt eines Bechers gebrauchte. Die Prinzessin Ro.
fimund wurde Audoins Ehegattin, und die Beute
war so groß, daß die Longobarden schon durch ihre
Hälfte reich genug wurden, um größere Entwürfe
ausführen zu können. Den Avaren fiel alles Land
und der Ueberrest der unglücklichenGepiden, die dem
Schwerdte entronnen waren,zu. Nur ein kleiner
Haufen Gepidenbegab sich unter der Anführung eines
gewiffen Ufdibad oder Asbado in das kaiserliche Ge
biete, und ward gegen die Ansprüche des avarischen
Chans geschützet u).
Die Longobarden rüsteten sich sogleich zu einem
neuen Kriege, und warben vieleSachsen, Bulgaren,
Sclavinen, Gepiden und Abaren, um mit selbigen
Italienzu erobern. Man weißnicht, wie sie soplöß
lich aufdiesen Anschlag verfielen; und es scheint nicht
ganz ungegründet zu fyn, daß Narfesder kaiserliche
Feldherr in Italien sie dazu ermuntert hat, um sich
für den Undank, womit ihn sein Hofbelohnte, zu
rächen v). Sie brachen am ersten April oder dem J.Chr. 362.
nächsten
u) Paulus II.27. Mafov Anmerk. S. 144. Einige
Gepiden ließen sich doch unter den Longobarden nieder,
und erhielten den Nationalnamen in Pannonien noch
bis in das achte Jahrhundert. Auch errichteten im
Jahr 626 viele „Hunnen, Slaven, Bulgaren und
Gepiden ein Bündniß mit dem persischen Monarchen
Chofroes gegen den Kaiser (Hr. Stritter S. 388),
woraus erhellet, daß die Gepiden, ohngeachtet sie kei
nen König hatten, doch noch in einer abgesonderten
Nationalverfaffungfanden.
v) Daß Narfesdie Veranlassung zum Zuge gegeben, ist
von alten Schriftstellern deutlich gesagt, aber noch
Allgem.Weltg.XV.B.I.Abth. T vers
2go XXXIII. Buch. Aelteste
Die Longobar
nächsten Tage nach Ostern auf, zündeten ihre Häuser
den gehen aus durch ganz Pannonien an x), und wanderten nach
Pannonien
nach Italien. Italien, dessen obern Theil bis an die Alpen, Etsch
und Arfa in Istrien sie dem griechischen Kaiser ohne
großes Blutvergießen abnahmen. Pannonien und
Illyrien ließen sie völlig aus ihrer Acht, und das
erste Land gaben sie sogar den Avaren, mitder Bedin
gung, es für sie so lange zu verwahren, bis daß es
entschieden seyn würde, ob ihnen das Glück der Waffen
jenseitsder Alpen günstigfey. Auf diese Weise ver
lor Hungarn eine Nation, die feineVorzüge verkann
te, und ihm bey ihrem kurzen Aufenthalte vermittelt
des romantischen Krieges gegen die Gepiden, und
durch Entvölkerung und Vertilgung eines schon ziem
lichgesitteten Staates einen großen Nachtheilzugefügt
hatte. Diese Longobarden waren zwar, überhaupt
genommen, schon ehe sie in Pannonien kamen, christ
lich; aber dennoch hielten sich unter ihnen viele Heiden
auf, die in Italien verschiedene Christen durch Mord
und andere Strafenzu ihrer Abgöttereyzu ziehen such
ten. Diese hatten ein sehr sonderbares Opfer,welches
darin bestand, daß sie den Kopfeiner Ziege demTeu
fel weiheten, und durch Tänze, Lieder und kniende
Anbetung verehreten, dann aber sich bei derVerzeh
rungdesgeopferten Fleisches derausgelaffensten Freude
überließen y). Die longobardische Verfaffung war
bloskriegerisch, und dahererhielten einige Geschlechter,
welche
verschiedenen Zweifeln unterworfen. Masov Anmerk.
S. 136. Von dem italienischen Kriege und desselben
Zeit handelt Mascolo XIV p 179., und Hr. Pray in
Annal. Hunnorum und den Differtatt.p. 327.
x) Marius ap. du Chesne Scr. rer. Franc.T.I.p.215.
y) Gregori M. Diakogi L. III. c. 27. 28. Die longo
bardischen Könige und Vornehmsten waren damals
arianisch, wenigstens feit 563. -
Hungarische Geschichte. 291
-
Hungarische Geschichte. 293
verstanden, ein Ziel durch die Donau feßen laffen
durfte. Er bat daher denKaiser um Pannonien,undJ. Chr., 56.
erhielt eine abschlägige Antwort. Er forderte ferner
diegepidischen Heerführer Alfbad mit denen Gepiden,
die der Kaiser in feinen Staaten aufgenommen hatte,
als Besieger und Herr des gepidischen Reichs, und
fand auch in Betracht dieser Zumuthung kein Gehör.
Darauf beruhigte er sich zwar zum Schein, nahm
aber einige Gegenden diefeits der Donau im nächsten
Jahre ins Geheim in Besitz. Nach etwa fünfJahren J. Chr. sz.
fandte der Kaiser feinen Vetter Tiberius mit einem
Heer an die Donau, um ihn und die Avaren aus
ihren Besitzungen diesseits des Stroms zu treiben.
Allein Tiberius, der mehr Neigung zur Ruhe, als
zum Fechten damals hatte,vermittelte biszu der Ge
nehmigung des Kaisers einen Vergleich, vermöge
deffen der Chan behalten sollte, was er anfichgeriffen
hatte, und dem Kaiser die Söhne seiner vornehmsten
Bedienten zu Geißeln und Bürgen seiner künftigen
Friedfertigkeit geben sollte. Dieser Vergleich ward
in Konstantinopel verworfen. Tiberius verlor eine
Schlacht, veranstaltete aber eine neue Friedensunter
handlung, die sichmit dem Rückzuge der Avaren über
die Donau endigte. DieAvaren mußten ohngeachtet
ihres Sieges sehr geschwächt seyn; denn fiebüßeten
aufdem Wege nach Dacien durch die Skamaren oder
Freybeuter einen großen Theil der Beute ein, und
mußten den Tiberius ersuchen, ihnen selbige wieder
zuverschaffen, weil sie selbst nicht Kräftegenug dazu
h(akten. "
Im nächsten Jahre litte der Kaiser eine schwere J. Chr. 74.
-
-/ -
Hungarische Geschichte. 295
Six
genau ein, daßdie Einwohner durch Hunger gezwun-mium,
gen wurden, ihm, wiewohl mit Vorwiffen des Kai
fers, der ihnen nichthelfen konnte, die Thore zuöffnen,
und sich entblößt und ausgeplündert nach Dalmatien J.Chr. sda.
zu begebene). Der Chan forderte nun einrückstän
T 5 diges
worten. Vielleicht follte er erst die Sclavinen, die in
Thracien und Mösien umherstreiften, vertreiben. Viel
leicht geschahe es, damit das avarische Heer dequemer
vom Kaifergespeifelt werden könnte. Vielleicht waren
die Römer oder Wlachen jenseits der Donau schon zu
mächtig, und konnten den Chan aufhalten. Vielleicht
auch warder Zug diesseits der Donau gefchwinder,als
jenseits, wo mehrere Ströme ihn aufhielten, zu voll
enden.
e) In der Geschichte der Unterhandlungen über Sirmium
findet man etwas von dem Hofstaate des Chans Bas ,
jan. Er sprach nämlich mit den kaiserlichen Gesandten
auf einer Insel, kam zu Pferde auffelbiger an, fetzte
sich auf einen Seffel, ließ über sich einen mit Edelge
feinen geschmückten Thronhimmelhalten, und bedeckte
Brust und Gesicht mit einem Schilde (Menander
S. 131). Einen andern Gesandten, der ihm feine
Treulosigkeit vorwarf, und ihm das Gewissen überden
Spott mit der göttlichen Strafe rührte, ließ er gefan
gennehmen; allein die vornehmsten Avaren hinderten
ihn, felbigenzu tödten. Es scheint, daß BajansRe
gierungsverfaffung nach der attilanischen eingerichtet
gewesen fey Bajan war überhaupt dem Attila gleich,
und thatfast mehr als dieser. Dennoch ist fein Name
vergeffen, und Attila ist den ungelehrtesten Leuten noch
jetzt bekannt; vielleicht weil Attila sich den Römern,
die damals die einigenSchriftsteller waren, in Italien
zeigte, Bajan aber diesseits den Alpen blieb. … Bajan
erschreckte den Kaifer fo sehr, daß er mit den konstan
tinopolitanischen Bürgern Europa verlaffen, und nach
Asien ziehen wollte. So etwas hat Attila nicht.
298 XXXIII.Buch.Aelteste
diges Jahrgeld von drei Jahren, und der Kaiser Ti.
berius mußte durch diesesund die feierliche Abtretung
dererobertenStadtden Friedenvonihmerkaufen.Gleich
darauf kam Mauritius zum Kaiserthum, und nun
glaubtederChan mit mehrerer Sicherheit etwasgegen
die kaiserlichen Länder unternehmen zu können, weil er
diesen Herrn für keinen muthigen Kriegsmann hielt.
Daher forderte er zuKonstantinopelDinge, die, wie
er vermuthete, ihm abgeschlagen werden würden, blos
v in der Absicht, den Kaiser zumZorn und zumFrie
densbruche zu reizen. Zuerst verlangte er Geld und
Kleider, daraufElephanten,dann ein aus Goldfaden
gewirktes Bette, und da er alles dieses erhielt, noch
eine Zulage von 20,000 PfundGold zu dem gewöhn
lichen Jahrgelde von 80.000 Pfunden. DerKaiser
bewilligte ihm jenes in der Hoffnung, von ihm eine
beträchtliche Hülfe gegen die Perser zu erhalten; allein
die letzte Zumuthungwies er ab, weil er merkte, daß
fie doch nicht die letzte seyn würde. -
g) Simocatta I. 7.
300 XXXIII. Buch. Aelteste
alle thracische Gegenden, die er zuvor nicht berühret
hatte. Commentiolus schlich sich in die Wälder des
Hämus, und entwarfeinen Anschlag, durch welchen
er den Chan in der Gegend der langen Mauer aufzu
heben gedachte. Dieser ward in einer finstern Nacht
ausgeführt, allein durch einen Zufall vereitelt. Ein
Lastthier warf nämlich das Gepäcke ab und wardflüch
tig. Sein Herr schrie ihm nach, und die nächsten
Soldaten, die diesesGeschreyfür ein Warnungszeichen
hielten, setzten es fort, bis daß es im ganzen Heer
allgemein ward. Jeder,der es vernahm, suchte sich
in Sicherheit zu setzen, und eben dieses thaten auchdie
Avaren, welchen man schon so nahe gekommen war,
daß sie das Lärmen hören konnten. Von den Flücht
lingen fammleten sich die Avaren zuerst, und der Chan
erhielt durch einen andern Zufall einen neuen Vortheil
in derGegend des Donauschloffes Apperia im östlichen
Bulgarien. Seine Leute fiengen nämlich einen Sol.
daten dieses Orts Busas auf, und brachten ihn vor
dasSchloß, umein Lösegeld für ihnzuheben. Busas,
der als einer der tapfersten Männer bey der ganzen -
Besatzung bekannt war, bat die Einwohner aufdas
flehentlichte, das Geld für ihn zu zahlen; allein ein
angesehener Bürger, der mit feinem Eheweibeinsge
heim Unzucht trieb, überredete seine Mitgenoffen ihn
nichtzu hören, und die Avaren mit allerley Beschim
pfungen abzuweisen. Diese wollten ihn nun nieder
hauen; allein nicht sowohldie Furcht vor diesem Tode
alsvielmehrdie Rachegegenfeine undankbaren Freunde
veranlasfete ihn, sich das Leben durch den Unterricht
in der römischen Belagerungskunst zu erkaufen. Er
verfertigte sogleich einen Sturmbock, und half den
Avaren, bis daß sie die apperischen Mauren durchge
brochenunderstiegen hatten. Sienutzten daraufdiese
neuerlernte Kunst noch bei mehrern Festungen, '(le
Hungarische Geschichte. 301
bekamen dadurch eine große Beute, die man vom
platten Lande in selbige gebracht hatte. Einige größere
Städte, vornehmlich Beroe, Diocletianopolis, Adria
nopel undPhilippopel wurden belagert, und schlugen
die Stürme mit Mühe ab. Endlich gelang es dem
kaiserlichen Hypofrategus oder Unterfeldherrn Drocto
einem Longobarden, die Avaren beym Entsatz der
Stadt Adrianopel nach einem großen Blutvergießen
fo zu zerstreuen, daß sie das Land diesseits der Donau
verlaffen mußten. DerChan wagte seitdieser Nieder
lage in einigen Jahren nichts Neues; allein er fandte
an alle nordliche und östliche Völker, um ein großes
Heer durch ihreHülfe zu bekommen. Einige Sclavis J. Chr.587,
nen h) freifen über die Donau, wurden aber sehr
baldzurückgeschlagen. Andere Wenden,die sehr weit
von ihm gegen Nordwest an der Ostsee wohnten, schlu
", gen ihm die Hülfe ab, weil sie aufdem Zuge zu ihm
achtzehn Monate gebraucht haben würden; aber erge
rieth darüber in einen solchen Unmuth, daß er ihre
Gesandten zurückbehielt. Der Königder italienischen -
Kongobarden überließ ihm einige Schiffbauleute, die -
- - jochen
Hungarische Geschichte. 305
jochen wollen m). Er wandte darauf die Waffen
gegen die Franken felbst, die damals durch den Tod
desKönigsChildebert unter die Herrschaft zweyer min
derjährigenPrinzen TheudebertundTheuderichgerathen
waren, und fiel aus Pannonien in Thüringen ein.I.Chr. 596.
Allein die Regentin Brunichild stillete seinen Zorn
durch Geldn). Der kaiserliche Feldherr Petrus gieng
mit feinem Heere nach Novi, um einige wendische
Räuber aufzusuchen, und fand einenfriedfertigenHau
fen Bulgaren, den er ohngeachtet derVorstellung,daß
die Bulgaren Schutzverwandte des Kaisers wären,
angriff, aber nach einer großen Niederlage verlaffen
mußte. Die Bulgaren forderten den Chan als ihren
Oberherrn zur Rache auf, und dieser eilte von einem
fo günstigen Vorfall Vortheilzu ziehen. Petrus war
fo wenig geneigt, fich dem Chan zu widersetzen, daß
er zu einer unanständigen Erdichtung eine Zuflucht
nahm, und den avarischen Gesandten beheuerte,daß
die Beleidigung der Bulgaren ohne sein Wissen ge
fchehen fey. Diese Entschuldigung hat dem Chan
keine Genüge. Daher gab ihm Petrus alleBeute,die
er von den Sclavinen erhalten hatte, welche ihn end
lichzum Schweigen brachte. Darauf setzte Petrus
über die Donau, und schlug und erschoßden flavini
fchen Heerführer Peiragast, der sich ihm am Ufer
widersetzte. Die Sclavinen verbargen sich, und er
verheerte alles nahegelegene Land. Endlich verirrete
sich eine feiner Schaaren am Fluffe Helibakkios, und
ward von den Sclavinen überwältigt. Dieser Unfall
zwang ihn zum Rückzug, und sein Bruder, der Kai
fer, der nun merkte, daßPriscus ein besserer Mann
für
m) Paulus Warnef IV. 11.
n) Ibid. IV. 12.p.457 edit. Murat. Pray Ann. Hunn.
p. 228.
Allgem.WeltgXV.B.I.Abch. U
306 XXXIII. Buch.Aelteste
für diese Gegend sey, riefihn zurück, und setzte den
Priscus wieder in sein ehemaliges Amt eines Dur von
Thracien ein.
J.Chr. 597. Der Chan erhielt zu dieser Zeit zehntausend neue
Unterthanen aus den Völkerschaften der Tarniachen,
Katzagaren (Chasaren), Var und Chunni und Za
bender, die von den Türken aus den Gegenden am
schwarzen Meere und der Wolga vertrieben worden
waren o). Priscus fand das Heer, das er vor kaum
anderthalb Jahren in einem sehr guten Zustand ver
laffen hatte, außerordentlich geschwächt und muthlos.
Dennoch trieb ihn der Ehrgeiz an,denjetzt so sehr ge
färktenChan Bajan zum Kriege aufzufordern, um
durch ihn Lorbeern und einen nochgrößern Vorzugvor
dem abgedankten Dur Petrus zu erlangen. In die
fer Absicht führte er sein Heer plötzlich bey dem obern
Noviüber die Donau an diejetzige hungarisch-wala
chische Gränze und in das Gebiet des Chans. - Der
Chan, der sich vor seiner Einsicht in Kriegesfachen
fürchtete, beschwerte sich bei ihm überdiesen Friedens
bruch; aber er behauptete, er stehe aufaltem griechi.
fchen Boden, undhabe blos die Absicht sich mit der
Jagdzu belustigen. Die vorheilhafte Stellung des
Priscus machte es dem Chan bedenklich ihn anzugrei
fen, und er beschloß ihn durch einen Einbruch in das
kaiserliche Gebiet über die Donau zurückzubringen.
Daher überfieler die Stadt Singidon, und schleifte,
da sie ihm geöffnet worden war, ihre Mauern. Die
fmohngeachtet blieb Priscusaufseinem Platze. Der
Chan schlug eine persönliche Unterredung bei Constan
tiola vor; aber diese vergrößerte nur denZwist, den
fie dämpfen sollte. Priscus sagte ihmmit allem römi
schen Stolze, daß er mit größter Undankbarkeit fich
eines alten römischen Landes anmaße, in welches der
Kaiser
o) Theophylactus VII. 8. -
Hungarische Geschichte. 307
Kaiser aus Mitleiden ihn als einen vertriebenen afia
tischen Flüchtling aufgenommen habe; und der Chan
antwortete mit Drohungen, und versicherte, daß er
sogleich funfzig römische oder griechische Städte in die
Asche legen wolle. Er besetzte darauf Singidon mit. Die Avarett
Bulgaren, undzog mit seinem Heere nach dem ioni- ä “
fchen Meere oder in die Gegend von Durazzo.Priscus
warf die Bulgaren aus Singidon, und beschäftigte
fich mit der Wiederaufbauung der Mauern dieser
Stadt. Allein der Chan vollführte seine Drohung
undzerstörte die dalmatische vornehmste Stadt Balben J. Chr. 59
oder Blachina, nebst vierzig umliegendenfesten Oer
ternp). Er vereinigte sich ferner mit den longobar
dischen und fränkischen Königen, wie auch einigen
Sclawinen, und verheerte mit diesen Istrien q). Die
dalmatische reiche Beute fandte er unter einer Bede
ckung von 2000 Mann nach Dacien, er selbst aber
wollte sich in Dalmatien völligfestsetzen. Sein Geg
ner Priscus schien dieses alles ungerührt anzusehen;
allein plötzlich zeigte sich Gudoin einer feiner ausge
fandten Tribunen mitten in den dalmatischenGebirgen,
und hob jene Bedeckung mit aller Beute auf. Dieses
Unglück erschreckte den Chan so sehr, daß er eilfertig
in sein Reich zurückgieng. „---
nichtDer Chan
sowohl hieltsich nunund
ausEhrlichkeit vierJahrehindurch ruhig,z:
Treue, als aus Noth Des Chans
Vers
Die
n) Constantinus c.30.
o) lb. c.34. p) Ib. c. 35.
328 XXXIII. Buch. Aelteste
-
Die Avaren wurden bald nach dem Verluste der
wendischen Länder durch innere Unruhen noch mehr
J. Chr. 630. geschwächt q). Sie hattenihren Chan verloren, und
wollten einen neuen aus ihrer Nation erwählen. Die
Bulgarisch
avar t | cher fes misfiel den Bulgaren, die eben so stark zu feyn
Krieg. schienen als die Avaren, und daher für diesesmal die
Wahl aufeinen Mann ihres Stammeszu leiten such
ten. Beide Nationen bestandenaufihremEntschluß,
und es wardzugleich einavarischer und einbulgarischer
Chan ernannt. Der avarische hatte das Glück seinen
Gegner zu überwältigen, und der besiegte nahm mit
achttausend Männern, Weibern und Kindern seine
Zuflucht zum fränkischen Könige Dagobert. Dieser
Monarch verheilte die Flüchtlinge in Baiern, und
veranstaltete,daßjederWirth seine Gäste in einer be
stimmten Nacht umbrächte. Etwa siebenhundert hat
tendasGlück zu entrinnen, und sichunter der Führung
einesgewissen Altiausin diewendische Mark zu retten,
in welcher sie der ehrlichere wendische Fürst Wallaco
aufnahm, schützte und versorgte.
Avarische Be- Die Absicht der Baiern, durch diese nichtzu ent
festigungen.
fchuldigende That alle GelegenheitzumKriege mit den
Avaren abzuwenden, wurde nicht erfüllet; denn die
Avaren streifen nach alter Weise unaufhörlich in ihr
Land; und ohngeachtet der baierische Herzog Theodo
fie öfters schlug, so breiteten sie sich dennoch bis an
die Ens aus, und verwandelten die feiermärkischen
Gegenden an diesem Fluffe in eine Einöde, die kein
Mensch betreten durfte r). Aufden Plätzen, auf
welchen vorher volkreiche Städte undDörfergestanden
hatten, wuchsnun ein Wald und ein Dickigt, durch
die kein Wandersmann dringen konnte; und die Ava
ren gaben sorgfältig acht, daß keiner sich an diesem
Gehölze
q) Fredegari Chron. c. 72.
r) HanfizGerm. acra T.I. p. IO5.
Hungarische Geschichte. 329
Gehölze vergriffe. Diese Art von Landwehre gabihrem
Lande zwar gegen Baiern eine hinlängliche Sicher
heit, aber sie beruhigten sich nicht mit ihr, sondern
-
führten einen kostbaren und mühsamenBau auf, von
dem man kein Gegenbild in den alten und neuen Ge
fähichten findet, nämlich ein Werk, durch welches
Steiermark, Oefierreich, Hungarn und Siebenbür
gen gleichsam in eine einige Festungverwandelt wurde.
Diese große Anstalt wird von den fränkischen Zerstö
rernderselbenfolgendermaßen beschrieben. Ihrganzes
Gebiet war in lauter Kreise verheilt, welche die Fran
ken Gehäge (Hegin) und Ringe (Rhingos), die
LongobardenKampe, fiel aber wahrscheinlich Var oder
Läger nannten. Der Durchmeffer eines der größten
Ringe war der Entfernung von Zürch bis Kotniz
(fieben geographische Meilen) gleichs). Der vor
derfe Ring lag von dem nächsten zwanzig deutsche
Meilen ab, und neun solcher Ringe fülleten das ganze
Avarenland aus. Zwischen den Ringen fanden
Dörfer und Häuser, und zwar so nahe bey einander,
daßman in jedem den Ton einer Posaune aus verschie
denen Dörfern zugleich hören konnte. Der Bau der
Ringe oder Wälle war sehr sinnreich angegeben und
auffolgende Artverfertiget. Man hatte viele Ständer
in der Höhe von zwanzig Fuß verschränkt und genau
3E 5 Ver
v) Theophanes p. 296.
z) Hr. Prof. Thummann vermuthet, dieses Volk könn
ten die Slaven gewesen feyn, welchezu dieser Zeit nach
dem Norden hinabzogen, und die nordländischen Ruffen
überwältigten. S.f. Untersuchungen 1 Th. S.97.
332 XXXIII. Buch. Aelteste
trat in ein Bündniß mit dem Kaiser Heraklius,
Seine Söhne erhielten von ihm beim Sterben abge
sonderte Reichstheile und den Rath in ihrem Lande zu
bleiben, sich gemeinschaftlich gegen jede auswärtige
"Gewaltzuverheidigen, und sich inkeine Lehnspflicht
“ zu begeben. Diese Lehren wurdenvon den feurigen
Jünglingen verachtet, und nur die beiden ältesten
Söhne blieben im väterlichen Lande an dem Ufer des
Don. Der fünfte Sohn begab sich nach Italien.
Der vierte kam über die Donau indas avarische Pan
nonien, und wurde des Chans Unterhan oder Bun
desgenoffe. Der dritte (Asparich) schiffe vor den
Ausflüffen des Dneepers und Dnesters über, und
fetzte sichzwischendemHoglon-, Onklon- oder Onglon
frome und Dnester nordlichder Donau, in einer Ge
gend, die durch Moräfte, Flüffe und Berge unzu
gänglich gemacht wurde y).
ursprung des Der Prinz Asparuch behielt den bulgarischen
'', Nationalnamen, und daher werden seine Leute in der
# ' Geschichte nicht Ungren, sondern Bulgaren genannt.
Er fiel, sobald er sich am Onklon (Pruth) niederge
laffen hatte, in Thracien ein, und verheerte dieses
Land aufdie grausamste Weise z). Der KaiserKon
fantinus glaubte seine Feindseligkeiten mit der größe
Bºb“ften Schärfe ahnden zu müssen, und führte ihm sein
Heer, welches erst kürzlich die furchtbaren Araber oder
Saracenen gezähmet hatte, mit einer großen Flotte
Ents
Allgem.Weltg.XV.B.I.Abth. P.
333 XXXIII. Buch. Aelteste
-
fequ. 775fequ.
Hungarische Geschichte. 339
der reichern Avaren veranlafft hatte k). Die avari
fchen Richter unterdrückten die Aermern durch unges
rechte Aussprüche, verkaufen ihre Urtheile, nahmen -
- -
340 XXXIII.Buch.Aelteste
tapfern Männern so große Summen gab, daß die
fränkischen Schriftsteller versichern, ihre Nation fey
vor der avarischen Eroberung arm gewesen, ohnge
achtet sie sich für reich gehalten habe. Im Sommer,
folgte Karls Sohn, der italienischeKönig Pirin, dem
friaulischen Herzog, und vollendete die avarische Ero
berung. Denn er schlug den neuerwählten Cyan Faram
Karl der Große
erobert Ayg oder Kajam, der nach der Hinrichtung verschiedener
renland, Parthey-Chane erwählet war, erlegte den größten
Theil der Mächtigern und Edlern der Nation, stürmte
einen sehr wichtigen Ring zwischen dem Drau und
Raab, erbeutete den zweiten Theil des alten Natio
nalschatzes, zerstörte die Residenz des Chans, und
verfolgte die flüchtigen Avaren bis über die Theyß.
Der König Pipin hatte von seinem Vater den
Befehl erhalten, das eroberte Land in eine Provinz zu
verwandeln, und sorgte daher für neue Pflanzbürger,
die das im eigentlichsten Verstande entvölkerteHunnien
und Avarien bewohnen sollten. Diese nahm er vor
züglich aus den Baiern und Kärnthern, zum Theil
aber auch aus heidnischen andern benachbarten Natio
nen. Er errichtete für das Land zwischen dem Pelifa
(Neusiedler-)See, der Donau, der Drau und dem
obersten Armedes Raabtromes eine besondere Diöcese,
deren Aufsicht er dem Erzbischof Arn von Salzburg
anvertrauete, und verordnete für Sclavonia ), oder
das
/
Hungarische Geschichte. 341
das wendische Land westlich und südlich der Donau und
des Draues, einen zweiten Bischof Thiderich, der J.Chr.798.
den dortigen wendischen Fürsten und Vorstehern vom
ErzbischofArn und Grafen Gerold mitgroßer Feyer
lichkeit zum Schutz übergeben ward. Die nordlichere Stiftung,ava
Diöcese, oder das heutige Niederhungarn, wurde ' ''
vom Erzbischof Arn dem neuerwählten BischofUrolfthümer
von Passau anvertrauet, und gerieth dadurch unter ein
anderesErzstift. Denn Urolf machte von den Urkun
den und Vorrechten des zerstörten Erzbischofhums
LorchGebrauch, und erhielt vomPabste die erzbischöfe
liche Würde. Er bemühete sich darauf, die vernich
teten sieben bischöflichen Kirchen, die zum Erzstifte
Lorch gehöret hatten, wieder herzustellen, und stiftete
vier neue Bischofhümer, nämlich das Speculunische
und Nitraver in Mähren, und das Favianische (Wie
nerische) und Vetvarische in Pannonien m). Diese
Y) 3 Bischof
jener HistoriaConverfionis, EpifopusCarenthanorum,
- und feine Diöcefe oder Szlavonien wird vonden spätern
Griechen auch wohl mit dem Namen Franko-Chorion,
oder Frankenland, beleget. Sein und das pannonische
neue Bischofthum wardvomKaiser Karl im Jahr 803
bestatigt.
pm) Hanfz Germ. facra I. p. 147. Speculunum wird
für Olmüz, Nitravia für Neutra in Oberhungarn,
und Wetvar bald für Altenburg bey Petronel, bald
fürVeszprun, für Wetaw in Mähren undfür Weltfrad
bey Hradecz (dem nachherigen mährischen erzbischöfli
chen Sitz) gehalten. Hr.Pray Ann. Hunnor. T.I.
p. 147. Inchofer Ann. ecclefiaft. R. Hung. p. 37.
Dasfünfte Bischofthum der lorchischen Diöces folz
Oragitura oder Turnau, das sechste in Pannonien,und
das siebente in Mötiengewesen feyn. Man hat eine
Bulle des Pabstes Eugenius vomJabr 826,die wahr
fcheinlich acht, und dem Episcopo Favianenfi, S.Spe
culi, Iuliaceni five Soriguturenfi, Nitravienfi et Vet
VAT1
342 - XXXIII. Buch. Aelteste
Bischofhümer erhielten Güter, aber keine Zehnten;
denn Karl unterließ nach dem Rathe seines gelehrten
Rathgebers Alcuins die Einführungder Zehnten,weil
die Versuche, die man in Sachsen mit selbiger ge
macht hatte, unglückliche Folgen hinterließen. Die
Avaren waren zwar zum Christenthum getreten, aber
nicht aus Ueberzeugung, sondern aus Furcht. Daher
J. Ehr. 799 begab sich der Chan Thudun wieder zum Heidenthum
zurück, sobald er glaubte, Karl werde im Kriege mit
den Sachsen unterliegen. Dieses geschahe mit vieler
Vorsicht; denn er veranlaffte verschiedene Verschwö
rungen gegen die tapfersten karolinischen Feldherren.
Durch diese kam zu gleicher Zeit der friaulische Herzog
Erich zu Terato in Liburnien,und der baierischeMark
grafGerold u)bey der Musterungim Angesichte seines
Heeres, um. GeroldsHeer wardzwar dem Thudun,
entgegen geführt, zerstreutete sich aber nach einer schwe
ren Niederlage. Diese rächte Karl, nachdem er erster
Kaiser des abendländisch-römischen Reichs geworden
war, durchverschiedene Feldzüge, in welchen Thudun
nach dem Ausdruck gleichzeitiger Schriftsteller, nach
Verdienstgestraft ward. Zodan, ein anderer avari
fcher Fürst von Pannonien, der hartnäckigste Verfech
J.Chr. 803.ter seiner Nation, fahe sich endlich gezwungen, mit
vielen vornehmen Avaren und Sclaven sich vor des
Kaisers Thron niederzuwerfen, und um Gnade zu
bitten. Aber der Kaiser wollte sich aufihn und seine
/
-
Nation nicht mehr verlaffen, und verheilte “ ErfC
Dalmatien
kommt zum
Mit der Errichtung des abendländischen Kaiser
Theil an das hums war die völlige Absonderung der griechischen
abendländische und lateinischenKircheverbunden, welche einengroßen
Kaiferthum.
Einfluß aufdie Verfaffung der illyrischen Provinzen
hatte. DerPabst, der seit dem Jahre 726 mitdem
griechisch-kaiserlichenHofe und dessenPatriarchen über
die VerehrungderBilder und Reliquien zerfallen war,
verdammete die griechische Kirche, und der abendlän
dische Kaiser gab seinen Ercommunicationen durch die
Waffen ein Gewicht. Durch diese wurden die dem
morgenländischen Kaiser getreuen Unterthanen aus
Italien vertrieben, und viele von denen, die in Dal
matien nochnicht von den Kroaten und Sorben unter
jocht waren, so sehr geschreckt, daß sie sich frey
willigunker Kaiser Karls Schuß begaben. Ein ge
wiffer Willerus, der sich zum Herzog von Venedig
aufgeworfen hatte, und, wie es scheint, mit der See
stadt Jadera oder Zara in Verbindungwar, trat, als
J. Chr.805. des Kaisers Nicephorus Flotte in dem adriatischen
Meere erschien, inGesellschaft der dalmatischen Abge
- fandten
Hungarische Geschichte. 347
fandten oder des jaderischen Herzogs Paulus und Bi
fchofs Donatus aufdem Reichstage zu Diedenhafen
unter Kaiser Karls Hoheit. Die griechische Flotte
war noch glücklich, und Karlblieb im Besitz deszarai
fchen Gebiets. Erbrachtezu selbigem auchLiburnien,
Istrien und dasübrige Dalmatien, bis aufdie See
städte, deren Hoheit er vermöge eines Bündniffes,
welches er mit dem griechischen Kaiser schloß, nicht in J. Chr. 31.
Anspruch nahm u). Durch dieses Bündniß bekam
der griechische Kaiser, wie es scheint, Zara zurück;
allein es bestimmte die Gränzen zwischen dengriechi
fchen und fränkischen Sclaven nicht genau genug.
Daher entstand ein neuer dalmatischer Gränzwist,
deffenEntscheidung dem friaulischen Herzog Chadolach JChr. 37.
aufgetragen ward x). DieserMannfandGelegenheit
bey der Untersuchungdrey flavische Nationen von der J. Chr. 88.
bulgarischen zuderfränkischenHoheitzubringen,näm-"
lich die Timozianer und Gudufkaner in Bulgarien Wenden unter
und Servien am Timoch, Mhauna- und Morava. "
from, und die Abotriten oder Präcenecenten näher
an der Donau. Diese Nationen hatten einen gewissen
Borna zum Anführer, welcher bald daraufdemKaiser
Ludewig bey der Demüthigung eines gewissen Rebellen
Liudewits half. Liudewit war desKaisers Dur und
Rector von Niederpannonien oder Szlavonien, und
gerieth in Misvergnügen gegen seinen Herrn, weil
- dieser
u) EginbartVita CaroliM. c. 13. de Eckhart Comm.de
reb. Franciae orient. T. II. p. 40. Die Seestädte
waren Justinopolis in Istrien, Tragurium (Trau),
Spalatro, Ragusa und die Wohnplatze aufden libur
mischen Inseln. Lucius de Regno Dalm. edit.Schwandt
ner.p. 89. Jadera war 82 1 wieder griechisch, und
und hatte einen kaiserlichen Dux mit einer Flotte.
z) ab Eckhart Comm.de rebus Fr.Orient.T. II.p. 135.
Lucius . c. p.85.
348 XXXIII. Buch. Aelteste
dieser ihm in einem Zwiste mit demHerzog Chadolach
abfiel. Er beschuldigte nämlich den Herzog vieler
Beleidigungen und Grausamkeiten, und der Kaiser
ließ seine Klage untersuchen, undfand, daß sie unge
gründet sey. Liudewit ergriffdaraufdie Waffen, ward
von einem kaiserlichen Heere unterBaldrichs, desfla
vischen und friaulischen Markgrafens, Anführung am
Drau geschlagen, und stieß ander Kulp auf ein neues
Heer jenes Borna, der kurzzuvor zum Herzog von
Dalmatien und Liburnien erhoben war. Erfand Ge
legenheit, die Gudufaner zur Flucht zubewegen,und
schlug daraufden Borna. Borna wandte sich gegen -
Jener
Hungarische Geschichte... 353
Jener Herzog
Gefangenschaft Zventibold,
gebracht hatte, der
fielden Rastices
gleich in die
nachher ''
in nomische Krieg
Allgem WeltgXV.B,1.Abth. Z
--
354 xxxII-Buch. Aelteste
ihn. Endlich kam der Kaiser Karl selbst an die
J.Chr. 385.Donau, und Zwentibold,der nur um einen kaiserlichen
Markgrafen dem Vorgeben nach bei seinem Amte zu
schützen die Feindseligkeiten verübt haben wollte, ward
von dem Kaiser als Freund aufgenommen, mit dem
Herzog Arnolf ausgesöhnt, und als Lehnmam ver
pflichtet b). HerzogArnolfverordnete schon ein Jahr
zuvor den ostmährischen Fürsten Brazlaw, der ver
muthlich des vorgedachten Chozils Sohn war, zum
pannonischen Vorsteher oder Markgrafen gegen die
Hunnen oderHungarn, und mit diesem Fürsten starb
nachher der östlich-moravische Stamm aus.
Mähren wird. Der Fürst Zventiboldtratnunmehr in eine so enge
" Freundschaft mit Arnolfen, daß dieser von ihm einen
- feiner unehlichen Prinzen aus der Taufe heben ließ,
3.Chr.890.und ihm, da er fich zum deutschen König gemacht
hatte, das Herzogthum Böhmen gab. Dieses war
ein großer Staatsfehler und bewies, daß Arnolf sich
nicht aufdie Wirkungen des Stolzes und Ehrgeizes
verstand. Die Böhmen geriethen in heftigen Zorn,
weil ihnen keinFürst ausihrer Nation vorgesetzetward;
aber Zwentibold verachtete diesen, und hoffte durchdie
vereinigte böhmisch-mährische Macht fich unabhängig
zu machen. Er äußerte schon im ersten Jahre seiner
böhmischen Regierung einen Ungehorsam gegen den
König
b) P. Hansiz glaubt nicht ohne Grund in Germ.facra T.I.
p. 165, daßZwentibold feitdieserZeit ganzPannonien
als ein Reichslehn befeffen habe. Dennoch waren
Liutpeld und Arbo, ja selbst H. Arnolfzn gleicherZeit
Markgrafen in Pannonien, welches sich mit der Han
fizischen Muthmaßung nicht wohl vergleichen läft.
- Brazlaw heißet in dem Additamento Annal. Fuldenfium
ad Ann. 884: Praefečius universae Pannoniae et Urbis
Paludarum. Der letzte Ausdruck soll wohlMosburch,
die vom Privinna erbauete Stadt und Festung, anzei
gel
Hungarische Geschichte. 355
König Arnolf, ward aber sogleich durch eine Verhee
rung des mährischenHerzogthums gedemüthigt. Im Jahr.
zweiten Jahre machte er einen neuen Versuch, und “
der KönigArnolfbotgegen ihn den mährisch-panno
nischen Herzog Brazislav, denbulgarischen König Lau
dimir und die Hungaren oder Magyaren auf. Da
durch ward er diesesmal, und da er gleich wieder fich
empörte, auch im folgenden Jahre,zum Frieden ge-J. Chr. 39a
zwungen. Dennoch verlor er den Muth nicht, und "9393.
da ihn der Tod gleich nachher übereilte, so bemühete J.Chr. 29,
er sich auf dem Sterbebette seinen drei Söhnen die
Einigkeit, Fortsetzung seiner Unternehmungen, und
Ausführung seines Entwurfs recht sehr an das Herz
zu legen. c). Diese Prinzen suchten die Böhmen,
welche sich sogleich einen Nationalherzog wählten, unter
ihre Herrschaft zu bringen; allein Arnolf, der nun J. Chr. vor,
Kaiser geworden war, eilte den Böhmen zu Hülfe,
und dieHungaren verheerten das moravische Reich auf
der andern Seite so sehr, daß die Prinzen den Kaiser
zu besänftigen suchen mußten. Der älteste dieser
Prinzen Moymir strebte nach der einigen Gewalt, die
er bisher nur geheilet mit seinen Brüdern befeffen
hatte, und trieb den jüngsten Bruder Zventobolch in
eine feste Stadt. Die Baiern und der Kaisernahmen
fich des bedrängten Jünglings an, streiften einigemalJ Chr. 89.
in Mähren, eroberten und verbrannten die Stadt, in
welcher Zwentobolch verwahrt ward, und nahmen die
den Prinzen mit sich. Die Mähren rächten sich zwar zehn „
und zerstörten alle Kirchen und Häuser durch ganz Zerstörung des
Pannonien; allein sie konnten sich gegen ihre östlichen # Mäh
Z4 xxxiv.
360 XXXIV. Buch. Aelteste
---+-------++++++++++++++++++++++++
XXXIV. Buch.
Geschichte des ReichsHungarn unter der Herr
fchaft der Magyaren. '
-
382 XXXIV. Buch. Aelteste
nachdem er alle Gefangene dem Kaiser verkauft hatte.
Symeon fand im folgenden Jahre eine Gelegenheit,
- fich
gendergestalt, Almus gieng über den Etel und Telbu
nach Susudel in Rußland, dann über den Dneeper bey
Kyeu. Hier fehlug er den Herzog von Kyeu nebst fie
ben cumanischen Herzogen, und legte ihnen und den
russischen Fürsten einen großen Jahrzins an Geld und
Naturalien auf. Er gieng ferner mit vielen Ruffen
und fieben cumanischen Fürsten zu den Herzogen von
Lodomirien und Galicien, die sich ihm unterwarfen,
und endlich durch den Wald Houos in Dacien In
diesem herrschten viele Fürsten, nämlich Reanus der
Großfürst der Bulgarey (SalaniGroßvater)zwischen
der Theiß, Donau und demHovos (mehrentheilsüber
Slaven, die sich dem Almus gleich ergaben); ferner
der Herzog Morout überdasLand zwischen den Flüffen
Theiß, Morus und Zomus, und dem Walde Jgfon,
in dem Chafaren wohnten; dann Herzog Gaad von
Bundyn, ein Komaner, in der Gegend vom Fluffe
Morus bis zum Schloffe Urfcia; ferner der Duca oder
Comes Laborty in der Gegend des Schloffes Hung,
von welchem die Hungarn ihren Namen haben, weil
Almus den Arpad darin zum Herzog erhob; unddann
die Blachi five pastores Romanorum mit den Slaven
umter derHerrschaft eines gewissen Gelou in terra ultra
filvana. Arpad eroberte fast alle diese Lander, und
der DuxSalanus, welches wohl der Symeon feyn foll
und in der Wüste Olpar wohnte, trat ihm freywillig
zu drey verschiedenen Zeiten das Land an der Theiß,
Sotnoy, Budrug und 5ogeua ab. Nachher verband
sich Salanus mitden Griechen (S.24) und Bulgaren
zwischen 903 und 907, verlor aber ein Treffen an der
Teifel und fein ganzes Land. Er rettete sich nach Alba
Bulgariae; allen, da Arpad den griechischen Entfatz
abschlug, so mußte er fich zur Unterthänigkeit und -
zum Jahrzins bequemen. In diesen Geschichten mag
viel wahresfeyn; denn manches kommt mit dem Be
richt des K. Constantinus überein, allein noch mehre
res ist erdichtet, oder wenigstens aus den Liedern nach
- '
etzt.
chronologisch - irrigen Ordnung zusammenge
Hungarische Geschichte. 383
sich an den Hungaren zu rächen, und richtete unter
ihnen jenseits der Donau ein großes Blutbad an.
Darauf forderte er von ihnen feine Gefangene, und
da er vernahm, daßdiese in der Gewaltdes Kaisers J. Chr.289.
wären, so zoger zurück, und zwangdiesen Monarchen
fie freyzulaffen. Die Hungaren ließen sich nun in ein
Bündniß mit dem deutschen Könige Arnolfgegen die
Mähren ein, und halfen ihm aufdemZuge gegen den
böhmisch-mährischen HerzogZwentibold. Allein schon
im folgenden Jahre wandten sie ihre fürchterlichen J.Chr. 89a.
Wurfspieße gegen ihre Bundesgenoffen,die Baiernk).
Inzwischen hatte der bulgarische Chan Symeon ein
gefährliches Bündniß mit ihren ältern Feinden den
Patzinaziten gegen sie geschloffen, und plötzlich ihr
Land Atelkusu überfallen, die zurückgelassenen Gränz-J.Chr.,39.
wächter, Weiber und Kinder erschlagen oder wegge- -
Dieses
k) Annal. Hildenf op. Leibnit. Script. Rer. Brunfv.T.I.
ad An. 893. Lamb. Schafmab. h Ann. Der Herr
von Eckhart hatin denComin de rebus Franciae orient.
T. II.p. 749die Muthmafung geäußert, daßin dieser
Stelle für Baioarios etUngaros gelesen werden müff,
Baioarios et Moravos,
1) K. Constantinus meldet, diese Begebenheit fey 55
Jahrvor dem Jahre,da erfie beschrieb (947 oder949),
und also 892 oder 894 geschehen. Die Annales Meten
fes scheinen auf das Jahr 889 zu zielen, und Leo
Grammaticus nebst einigen andern Griechen fetzen
das Jahr der Welt 6412, welches entweder 892 oder
902 ist. Hr. Stritter Mem.popul.T. II. P. I.p. 581.
Der mährische Zug fcheint 892 oder 893 zu bestim
NIEM.
334 XXXIV.Buch. Aelteste
DiePatzina Dieses Land Atelkufin oder Hungerie hatte wahr
ziten erobern scheinlich einen peitschenegischen oder patzinazitischen
Siebenbürgen "Namen; denn in der petschenegischen Sprache heißt
und Moldau.
Atelein Fluß,undOuzu(russischJoza)die Donaum).
Es begriff die Moldau und Wallachey, Beffarabien
und die Provinz Otschakow, und ward nachden Haupt
flüffen Sereth,Pruth, Trullos(türkischTurlu, dem
Dnester), Kuvu (vielleicht Liman) und Waruch, in
fünfHauptgegenden getrennet. Durchdie Eroberung
dieses Landeshatten die Patzinaziten ihre Herrschaft
von der Aluta ab, bis an den Dneper südlich am
schwarzen Meere, und dann nordlich im Lande vom
Dneper bis an die chasarische Gränzfestung Sarcel
und weiter bis am Don ausgebreitet n). Sie ver
eheilten sich in acht Themata oder Hauptprovinzen,
zugleich aber indreizehn Geschlechter. Eine derHaupt
provinzen bestand öftersaus40 Theilen, und jeder von
diesen wieder ausvielen kleinenFürstenthümern. In
einer andern Rücksicht machte man einen Unterschied
zwischen den vier Hauptnationen östlich, und den vier
Nationen westlich dem Dneper. Jene trugen kurze
Kleider ohne Ermel, gränzten an dieUzen,Chazaren,
Alanen und Chersoniten, in den Hauptprovinzen o)
Talmat,
m) Hr. Tbummann a. O.S. 145. Der Name Hungerie
ist vom gleichzeitigen englischen Könige Aelfred infeinen
Schriften gebraucht.
n) Charte in Banduri Imp. Orient. undHr. Pr. Schlözer
31 Th.der allgem. Welthifi. S. 513. Confantinus
Porph. c. 37. verglichen mit Hr. Pray Annal. S.
323. Die Chafaren hatten vermuthlich durch die Em
pörung der Kavaren, und durch diese patzimazitische
Wanderung ihre Herrschaft zwischen dem Dneper und
Don eingebüßet.
o) Tauer, r&röv, wer und wer ), r&g,
priju, yya, 2xapaßöy, xoröv. Giazichoponwird
- geschrie
-
Bulgaren
Griech LIN,
und dem sie gewachsen zu sein schien,gegen Morgen auf,
und
Allgem.WeltgXV. B.I.Abth. Dd
413 XXXIV.Buch. Aelteste
unrechten Gesichtspunkte, undhielt ihnfür ihrengrößten
Feind, weil er ihr ihrenGötzendienst undihre Raubbe
gierde nahm, und fiel gewöhnen wollte, in Häusern
zu wohnen, und bürgerliche Gewerbe nebst dem Land
haushalte zu treiben. Daher rottete sie sich unterder
Anführung großer und kleiner einzelner Fürsten oder
Oberherren öfters zusammen; allein Stephan war
fetsglücklich, demüthigte die Misvergnügten endlich
durch eine Schlachtbey Veszprim, einer neuen Festung,
die fie belagerten, und entkräftete sie völlig durch die
Besiegung des schimegher Fürfen Kupa, welcher den
Anschlaggefaffet hatte, fich mit Geisas Wittwe zu
vermählen, und die Oberherrschaft an sich zu reißen. -
- -
Hungarische Geschichte. 441
meiner Freyer war, s Kühe, nicht als eine Strafe für
ein begangenes Verbrechen, sondern als ein Wehr
geld, welches den Verwandten der Erschlagenen gege
ben werden mußte. Die Schwängerung einer Magd
ward dem Mordegleichgeschätzt;dennwenn die Magd
über der Geburt starb, so mußte der Verbrecher ih
rem Herrn eine andere Magd schaffen; und war der
Verbrecher ein Knecht, so warder verkauft, und sein
Werth zwischen einem und derMagdHerren geheilt.
Die Entführung einer Jungfrau ward, auch wenn
fie zurückgeliefert war, und die Aeltern sich mit dem
Mädchenräuberausgesöhnet hatten, mit einem Wehr
gelde von zehn bis fünf Kühen gebüßet. Die Er
mordung einesFreyen durch einen Knecht kostete dem
Herrn desKnechts 110 Kühe. Die Raubung eines
freyenMenschenwarmitder Strafe desMordesbelegt.
Andere Arten von Diebereyen wurden vorzüglichbey
FrauenundKnechtengeahndet. Jeneverloren,wennsie
zum drittenmale ergriffen wurden, ihre Freiheit,diese
aber bei dem erstenmale die Nase, oder fünfKühe,
bey dem zweytenmale dieOhren, und bey dem dritten
male das Leben. Ein Graf, der königliche Gelder
unterschlug, mußte das Entwandte dreyfach ersetzen.
Nahm er aber feinem Miles etwas, so ward er zu
zweyfacherErstattung verurtheilt. Eine Hofverleum
dung von der Art, die ein Paar Grafen in Zwist
bringen konnte oder gebracht hatte, wurde mit Ab
schneidung der Zunge, und, wenn sie zum Nachtheil
desKönigs geschehen war, mit dem Verlust des Le
bensbestraft. Wandte sich ein Miles von dem Ur
theilsspruche seinesGrafen ohne rechtmäßige Ursache
an den König, so mußte er dem Grafen eine Strafe
von zehn Pensen geben. Ein Meineid kostete die
Hand, aber der Reichere konnte diese mit 50, und der
Aermere mit 12 Kühen lösen. Aufder Schändung
Ee 5 einer
442 XXXIV.Buch. Aelteste
einer Magd haftete die Strafe des Haarabscherens.
Ein Mordbrenner erstattete nur den Werth des einge
äscherten Hauses undHausgeräths, nebst einer Strafe
von 16Kühen. Ueberfall im Hause ward von einem
Miles mit 10, von einem andern mit 5 Kühen, und
wenn der Miles nicht felbst, sondern durchfeine Leute
die Gewaltthätigkeit verübt hatte, mit 100 Kühen
gebüßt. Hexen und Zauberer waren der Züchtigung
der Priester ihrer Gemeine unterworfen, und empfien
gen, wenn siezum zweitenmale bey der That ergriffen
wurden, ein Brandmark der Kirche. Bey dem drit
tenmale wurden sie bey dem Bischofe gepeitscht oder
dem Richterzu einer willkührlichen Strafe übergeben.
Glaubte man aber,daß sie einen Schaden erreget hät
ten, so überließ man fiel den Beschädigten zu einer
Selbstrache. Fast alle Verbrechen wurden zugleich
auch von der Kirche mit Verurtheilung zum Fasten,
nicht aber mit Gelde, wie in neuern Zeiten, gerüget.
Münzwesen. Aus denStrafen, die in diesem Gesetze bestimmet
wurden, erhellet, daßHungarn nocharm amGelde
war, ohngeachtet seit langer Zeit die Münzen derGrie
chen, Römer und Deutschen in beträchtlicher Menge
hineingebracht waren.t) Eine Kuh galt eine Unze,
oder
t) Das Decretum S. Stephani gebraucht den Ausdruck
p. 13O.fedecimjuvencos, qui valent fexaginta folidos.
Es fetzt ferner den Mord bey einem Freyen auf 110
penfas auri, und bey einem Knechte auf eben fo viele
Kühe. Ein Pensum, welches eine Unze Gold (die
Mark zu 10 Unzen gerechnet) war, schien daher 60fo
lidos zu enthalten, und folidus und denarius müffen
in diesem Decreto gleichgültige Ausdrücke feyn. Der
deutsche Münzfuß war von dem hungarischen etwas
verschieden; denn er zählte 12 Unzen auf die Mark,
heilte jede in zwey Goldschillinge, und jeden dieser in
40 Silberdenarios. Nach der hungarischen Mark
fcheidung hätten 66 denarii, oder nach S. Sie:
UH
--
Hungarische Geschichte. 443
oder ein Zehntheil Pfund Gold, und der Wertheimes
Menschen ward auf 110 Kühe angeschlagen. Vom
geprägten Gelde findet man nur eine Spur, nämlich
die Erwähnung der Solidorum oder Schillinge.
Diese Schillinge, oder richtiger Pfennige, ingleichen
güldene Solidos, ließ S. Stephan selbst zu Stuhl
weißenburgprägen u), und er wählte dabei die deut
- fchen
Ausdrucke solid eine Pensa ausmachen müssen, wenn
der Stephanische Münzfuß vollkommen deutsch gewe
- fen wäre. Die neuern hungarischen Rechtsgelehrten
rechnen für eine Kuh eine Mark, oder 4 Gulden, oder
400 denarios, (CorpusJuris Hung.T.I. p. 143. 160.)
theilen aber die Mark bald in 10,bald in 12 Unzen.
Jetzt hält sie in Ungarn 7bis 8 Unzen. Vermuthlich
waren die Silbermünzen des H. Stephans und feiner
nächsten Nachfolger, die noch vorhanden sind, Dena
rii oder hungarische Solidi; denn sie betragen ohnge
fährden 66Theil einesGoldschillings, oder einen meiß
nischen Grofchen.
u) Münze in M. Belii Exercit. de Vet. Literatura Hun
no-Scythica Tab.aen. n. 3. Auf einer Seite ist zwar
dasPatriarchalkreuz, allein dieses scheint aus einem
Irrthum des Kupferstechers entstandenzufeyn. Die
Legenden heißen: Stephanus rex. Regia civitas. Aehn
licher Münzen der nächsten Könige, und der Gold
münzedesKönigsStephans,gedenktHr. D.Schwarz
in feiner Abhandlungvom K.Samuel, S. 14, 52, 53.
und Joachims neueröffnetes Münycabinet 1 Th.
S.327. Die altesten Bucaten sind vom KönigLude
wig, der am Ende desXIV.Jahrhundertsherrschte,nach
venetianischem, und die ältesten Thaler von Vladis
lav II. 1506 nach böhmischem Fußgeprägt. Der K.
Karl Robert (jenes Ludwigs Vater) setzte das Geprä
ge venetianischer Ducaten auf feine Silbermünzen.
Zanetti de Nummis regum Myfie feu Rafiae pag.28.
Andere Veränderungen findet man in Joachims neuer
&ffneten Münzcabinet a. O. und III Tb. S. 24, im
zweyten Supplement des neueröffneten Groschenca
binets, Leipzig 1750, undin Hac.a Mellen Series regum
Hunga
444 - XXXIV. Buch. Aelteste
fchen Münzen zum Muster. Seine Nachfolger ge
brauchten nach etwa hundert Jahren bei den größern
kupfernen Pfennigen griechische Vorbilder, und wand
ten sich in einer noch spätern Zeit zum neapolitani
fchen und venetianischen Münzfuße. Dieser ward
endlich wieder mit dem böhmischen und deutschen ver
taucht, oder vielmehr vermischt, und daher findet
man jetzt Ungrische, Pulgroße und hungarische Gul
den, neben Ducaten, Thalern, rheinischen Gulden,
Groschen und Kreuzern. -
d) Chartuitiusp.423.
e) Ioh. Archid. de Kikillew Chron. ap. Schwandtner.S.
R. Hung.T. I. p. 97.
f) Das Jahr der Verschwörung läßt sich nicht angeben;
weil aber Chartuitiusfagt, S. Stephan fey in den letz
ten3Jahren feines Lebens nicht vom Bette gekommen,
fo mag es das Jahr 1034gewesen feyn. Stephans
Todeszeit bestimmet Wippo. Von einer feiner Reli
quien handelt. Herr Pray in einer besondern Abhand
lung de facra dextra S.Stephani.Vien. 1771. -
Hungarische Geschichte. 449
zu sich, und herrschte selbstg). Einige der Vor-Petrus wird
nehmsten widersetzten sich; allein Budo, der dama-König.
lige Pfalzgraf, stärkte den Petrus in seinem Vorfaße.
Darüber entstand ein Auflauf, in welchem Gisela be
freyet ward. Diese Prinzessin verlor nunmehr den
Geschmack an der Regierung, und begab sich nach ei
niger Zeit(042)nach Baiern, wo sie in einem Klo-,
fer zu Paffu als Aebtiffin ein sehr hohes Alter er
reicht haben soll h). Ihr Mitregent überließ sich al
len Ausschweifungen der Wollust, und keine wohlge
bildeteFraufandvor ihm und seinenHöflingen Schuß.
Er liebte die Pracht und fieng den Bau einer Kirche
S.Petrizu Bozvar mit einem solchen Aufwande an,
daß seine Nachfolger sich nicht getrauerten ihnzu vol
lenden. Zu diesem und andern Ausgaben erpreffte
er vielesGeld, und wenn dieses nicht zureichte, zog
er fremde Güter an sich. Um das Maaß der Unge
rechtigkeiten gleichsam voll zu machen, begegnete er
den Eingebornen mit größter Verachtung, und zog
ihnen feine Landesleute die Venetianer vor. Dieses
Betragen ward einer Nation, die bisher gewohnt ge
fen war, andern die Beleidigungen zuzufügen, die sie
nun selbst erdulden mußte, äußerst unerträglich, und
esfanden sich sehr bald einige Aufwiegler, die ein in
merlichesKriegesfeuer zu entzünden fuchten. Dieses
geschahe nicht so geheim, daß es nicht verrathen wer
den konnte. Allein der König hielt sich für stark ge
nug, nichtdaraufachten zu dürfen, und mischte sich
als Bundesgenoffe des böhmischen Herzogs Brziec
zislaw inden Krieg, den dieser Fürst mit dem deut-J.Chr. 1040
fchen
Z Hr.
g - Pray An. reg. Hung. I.p.44fequ.
Hund Metrop.Salisb, T.II. p. 585. Ihr Sterbetag
wird aufNonas Maji 1C95 gefetzet. Bis zum 15ten
Jahrhundert hielt sie das Volk für heilig. - -
Allgem. Peltg.XV.B. I.Abth, Ff
456 XXXIV.Buch. Aelteste
fchen Kaiser Henrich führte i). Seine Reichsstände
verlangten die Abstellung der Ausschweifungen und
Unterdrückungen feiner ausländischen Räthe; alleiner
antwortete ihnen so hart, daß sie den Schwager des
Samuel Abaverstorbenen Königs, oder den Pfalzgraf Ovo Sa
wird", muel,zuihrem König wählten. Dieser Mann be
"“zeigte sichsopatriotisch,daß erden Namen Obo(Apa)
oder Vater k) vom Volke erhielt, griff seinen König
an, fiegte, und ließ den Budo, der ihn von derPfalz
grafenwürde verdränget hatte, lebendig zerreißen.
Eben so grausam verfuhr er erst mit den ausländi
fchen Freunden des Königs, bald aber auch mit an
dern Mächtigen, die ihn einstfürzen konnten. Denn
von diesen ließ er alle, die in feine Gewalt geriethen,
spießen ) Darauf zog er mitfeinen Anhängern zum
J. Chr. 1042.Krönungsorte, und weilder Bischofvon Kalocsafich
weigerte, so übernahmen einige andere Bischöfe das
Geschäffte der Krönung.
Der König Petrus flohe aus dem Reiche zu fei
nemSchwager,dem Markgrafen von Oesterreich, und
ward durch diesen mit dem Kaiser ausgesöhnt. Er
erhielt auch von selbigem Hoffnungzu einer Unterstü
zung. Allein diese konnte nicht eher erfolgen, bisdaß
der obengedachte Krieg mit Böhmen geendiget war.
Der KönigSamuel befürchtete, daß ihm des Kai
fers Heer zu schwer fallen möchte, und suchte seinen
Gegner durch einen Einfallin Baiern und derzu die
fem Herzogthum gehörigen Markgrafschaft Oesterreich
1N
Nach
462 XXXIV. Buch. Aelteste
Der König Nach feinem Entwurfe sollte von seinen drey
Salomon
kommt auf Söhnen, welche Joas oder Geisa, Ladislav und
den Thron. Lamperthießen, der älteste ihm aufdem Throne fol
gen; allein dieser Prinz war entweder zu tugendhaft,
oder auchzufurchtsam, um dem rechtmäßigen Thron
erben das Reich zu vorenthalten. Er trugdaher dem
Kaiser und dem Könige Salomon das Reich und
feine Unterhänigkeit unter der Bedingung an, daß
man ihm eine anständige Ehrenstelle geben sollte,f)
und die hungarischen Stände verbürgten fich für die
Erfüllung seines Anerbietens. Der Kaiser begab
sich aufdiese Einladung mit einem Heere, dem Kö
nige Salomon und seiner Schwester Judith So
phia g) nach Hungarn, fahe der Salomonischen Be
fiznehmung des Throneszu, vermählte seine Schwes
fer mit dem Könige, und schaffte die Männer, die
dem Könige durch bösen Rath oder durch Falschheit
und Untreue gefährlich werden konnten, aus dem
Reiche. Die Geschichte meldet nicht, ob Geisa und
die übrigen Söhne des Königs Bela zu diesen Per
fonen gezählet find, oder ob sie eine größere Beloh
nung ihrer Unterwürfigkeit erwartet, als erhalten ha
- ben,
f) Lamb. Schafmab. ad An. 1063, ap.Pftorium S. Rer.
Germ.T. I.p. 170. Der Ausdruck: Ita rex Henricus
Ungariam--- ingreffus,Salomoneminfoliumpatris re
fituit---blatique omnibus quae regiferupulum moue
re, vel regni fatum labefacare poterant, in pace
reneauit Gallias, wird von einigen übersetzt: nachden
er die alte Lehnshoheit und Ansprüche aufdas Erb
recht und den Zins, welche dem Könige Unruhe und
im Reiche Empörungen erregen konnten, vernichtet
hatte, gieng er zurück. Mir scheint es, daß diese
Stelle fich auf die Hinwegschaffung der verdächtigen
Personen, und einiger Fehler in der Verfaffung, die
zum Zwist zwischen König und Ständen Anlaß geben
konnten, beziehet.
g) Koeler de familia augusta Franconica p. 57.
Hungarische Geschichte. 463
ben, und daher in Unwillen gegen das Reichgerathen
find. Man weiß nur dieses, daß sie im folgenden J. Chr. 106,
Jahre zu ihres Vaters altem Freunde, dem polni
fchen Herzoge Boleslav, flohen, von diesem bald
mit einem Heere zurückkamen, und weil ihnen viele
Hungaren zuliefen, dem Könige Salomon entgegen
giengen. h) Der König schloß sich in Mosony oder Der König
Wieselburgein, und erbot sichzum Vergleich. Die "
fer wardvon den Bischöfen endlich vermittelt. Bey-Geist.
de Theile legten die Waffen nieder. Die drey Prin
zen des Bela bekamen ein Drittheil des Reichs als
ein Lehnherzogthum, und der KönigSalomon wurde -
- , /
-
-
480 XXXIV.Buch. Aelteste
Die kleinern gewonnen, und die Gefangenen bekamen die Wahl,
“ zwischender Annehmungder christlichen Religion und
nach Hungarn der
verfehlt.
Knechtschaft.
erklärten, Die,
wurden in dasdie
altesich fürder
Land dasChristenthum
Jazygen zwi
fchen der Theiß und Donau versetzt, und scheinen die
Stammväterderheutigen kleinen Komanen, und der
mit ihnen vermischten Ulzen oder neuern Jazygen
zu feynf). Ihre zurückgebliebenen Landesleute such
ten sie zubefreien. Allein der König Ladislav wies
ihre drohenden Abgesandten mit Verachtung zurück,
und schlugfie, als sie wirklich einen Zugunter derAn
führung eines gewissen Akus unternahmen, an der
Donau. Diese Siege setzten ihn in den Stand, sich
des Kaisers Alexios Kommenos zu erwehren, wel
cher vergeblich sich bestrebte, ihm Kroatien wieder zu
J.Chr,1091. entreißen. Dennoch blieben die dalmatischen großen
Seestädte, die bisher die Schutzhoheit derKönige von
Kroatien und des griechischen Kaisers zugleich erkannt
hatten, noch in ihrer Freyheit. -
- Der ältere Sohn, Geiza II, welcher ihm auf13 Febr. 14.
dem Throne folgte q), scheint dasReichgegenMorgen Gefan König
ausgedehnet, und die Patzinaziten enger eingeschränkt
zu haben; denn er riefviele Sachsen, Flandrenfer
und andere Deutsche indas Land, und gabjenen ver
schiedene Wüsteneyen an der Gränze der Biffener (Pa
zinaziten)undKumaner r)zum AnbauderAecker und
* Wein
p) Fundatio Mon.S. Mariae Katharienfis. ap. B. Pez'Thef
anecdotorum T.VI. P. I. p.355. Geiza gab nachher
dem Belos von Servien feinem Oheim das Herzog
thum; ib. Eben dieser Geisa hatte den Boritzes, ei
nen Fürsten von Bothna in Dalmatien zum Bum
desgenoffen, welches Bofibna von den Serviern durch
den Fluß Drüna abgesondert ward, und dem Archizu
pan von Servien nicht unterworfen war, sondern ei
ner besondern Nation gehörte, die ihre eigene Sitten
und Gebräuche hatte. Dieser Bericht des Cinamus
(p. 102. 103. 142.) enthält die erste Nachricht von Bof
nien, und berechtiget uns zu der Muthmaßung, daß
Bosnien von Kroaten den Serviern entzogen, undauf
den Fuß der dalmatischen Seestädte mit Hungarn ver
einigt gewesen fey. -
--
520 XXXIV Buch. Aelteste
das Reich für Stephan den ältern. Allein die
hungarischen Stände wiesen ihn mit der Entschuldi
gung ab, daß sie keinem Prinzen, der eine griechische
Gemahlin habe und ein kaiserlicher Unterthaney, ihr
Reich anvertrauen könnten. Diese Erklärung diente
zum Aufbruchszeichen für dasgriechische Heer, wel
ches sogleich bis Branizoba und Belgrad vorrückte.
Neben selbigem sandte derKaiser feinen Vetter Alexios
Kontoftephanos mit Geld und Vollmachten zu den
Hungarn, und dieser Prinz wußte die Stände durch
glatte Worte dahinzu bringen, daß sie zwar nicht den
Stephan, aber dennoch dessen Bruder Ladislav
zum König annahmen. Dem Kaiser gefiel diese
Wendung, die ein Antrag genommen hatte, weil La
dislav gleichfalls ein Bedienter war und ihm gehor
chen mußte. Dennoch drang er darauf, daß Ste
phan der ältere zum Thronfolger h) ernannt werden
follte, welches auch geschahe. Der König Ladislav
zerfiel mit feiner Nation gleich nach feiner Krönung
und begab sich nachKonstantinopel. In dieserStadt
14. Jan. 1162, büßte er bald sein Leben ein i), und nun bestieg Ste
phan der ältere oder vierte nach desKaisersWun
fche den Thron k).
Dieser
Maria Connena, war des Kaisers Manuels Bruders
Tochter. Ihr Vater Isaak hatte sich, ohngeachtet er
alter als der Kaifer war, durch fein unordentliches Le
ben um die Thronfolge gebracht. Sie starb unbeerbt.
h) Cinamus fchreibt den Titel Urum, und Hr.Pray be
merkt S. 148, daß er Urunk (Unser Herr!)geschrieben
werden müffe.
i) Schier p. 127.
--
k) Dieser Königgebrauchte in einer Urkunde die Benen
-
nung: Stephanus Belae regis filius. Die Urkunde ist
gegeben. 1163 Ind. XI. anno II. Er muß also über
fünf Monat regiert haben, ohngeachtet Job.de Rikul
lew ihm diese Zeit nur bestimmt. Dieser Johann#
nicht
-
Hunnorum. p.387, -
--------
-
---
->
--
-
-
54g XXXIV. Buch. Aelteste
von Waradein Peter, ermordetefie,als derKönig mit
an Sept. 1a13. einem HeerenachHalicz gezogen warz). DieserMord
- Award nicht gerächt, sondern einer der wirksamstenMit
wiffenden, nämlich der Ban von Szlavonien Banko,
wurde vielmehr zum Pfalzgrafen erhoben. Der Kö
nig schien auch durch nichts gerührt zu feyn, außer
durchdie Flucht des Erzbischofsvon Koloksa, der mit
dem Schatze, den feine Schwester für ihre Kinderzu
rückgelegt hatte, nach Deutschland entwichen war.
DochdieserwurdedurchdesPabstsMachtwiederherbey
geschafft, und der Verlust einer Gemahlin ward durch
Beh' die Vermählung mit Jolanthen, einer Tochter der
griechischen Kronprinzefin Jolantha von Flandern
und des französischen Prinzen vom Geblüte Peter von
Courtenay, wieder ersetzeta). Der KronprinzBela,
welcher bey feiner Mutter Ermordung das fiebente
Jahr erreicht hatte b), ward durch seines Vaters
Gleichgültigkeit sehr aufgebracht, undfand viele geist
liche und weltliche Stände, die feine feindselige Ge
finnungen gegen seinen Vater zu vergrößern suchten
und für ihn fechten wollten, bis daßder Pabst sie auf
desKönigs Gesuch durch einen Bannfluch schreckte.
Hallen und Co. Der Zug, den der König nach Halicz unter
än „nahm, hatte zur Absicht, Koloman, seinen zwei
Reich. ten Sohn aufden haliczischen Thron zu bringen, und
- die Rechte wieder gültig zu machen, welchen er als
ehemaliger Regent von Halicz hatte entsagen müffen.
Nach dem Tode des Wlodimirs, der ihn, wie oben
erzählet ist, ausHalicz oderGalizien verdränget hatte,
war durch die Anordnung des polnischen Herzogs Ka
fimirs ein russischer Prinz Romanus zum halie
zischen Reiche gelanger, und hatte mit selbigem ein
bish
a) Schierp.186, 190. Hr. Prayp.203.
e) Schier p. 197. -
b) Id. p. 193.
Hungarische Geschichte. J49
bisheriges Erbland Wlodomir oder Lodomirien ver»
einigt. DieserFürst empörte sichgegen feinen Ober
herrn,denpolnischen Herzog, ward aber in einerbluti
gen Schlacht (1205) bey Zavichot erschlagen c).
Nun drängte sich Mßislav Mfzislaviz, der fein
Enkelgewesen sein soll, durch die Hülfe verschiedener
rufichen Fürstenzuder halizischen Regierung. Allein
er gefiel den Unterthanen nicht, und die galizischen
Fürsten und das Volk baten den hungarischenKönig,
ihnen feinen Sohn Koloman zum Regenten zu ge- J.Chr. 1atz.
bend). Der König kam mit einem Heere und dem
Prinzen zu ihnen, vertrieb den Mßislav, und ver
sprach den Haliczern, einen Vergleich zwischen ihnen
unddem Pabstzu vermitteln; denn sie wollten sichdem
päbstlichen Stuhl unterwerfen, wenn man ihnen ihre
griechischen Kirchengebräuche ließe. Dieses that er
gleich nachfeiner Rückkunft, undzugleich verlangte er J. Chr,rang
eine päbstliche Vollmachtfür den Erzbischofvon Gran
zu der haliczischen Krönung seines Sohns Koloman,
in einer Zuschrift, in welcher er zuerst Galizien und
Lodomirien zu seinen übrigen Titeln fetzte. Der Pabst
bewilligte das Gesuch, und der König machte nun die
Einrichtung, daß sein ältester Sohn Hungarn und
Dalmatien, der mittlere, Koloman, Galizien und
-
Lodomirien, und der dritte, Andreas, einige Land
Mm 3 fchaften
c) Albericus in Leibnitil Acceff, T.I. p.438. Bogupha
lus ap.Sommersberg. S. R.Sileflar.T. II.p. 51. Dlu
offus L.VI. ad ann. 1195, 12.05, 12c8. Des H. Ne
jährlich der ' Geschichte, Leipzig 1774
S.263-265, welche Stellen vor dem Gebrauche mit
den hungarischen Urkunden verglichen find, und durch
diese ihre scheinbaren Widersprüche verlieren.
d) Epift. Andreae R. ad Papam ap. D. Prayp. 204. Um
die Zeitrechnung des Dlugoffus beurtheilen zu können,
bemerke ich, daß Koloman 1213 erst fünf Jahr alt
war. Schier p. 193.
- -
556 XXXIV.Buch. Aelteste
fchaften im Reiche haben sollte." Damit aber der
PrinzKoloman bey dem Besitze eines kleinen Reichs
vollkommen gesichert sein möchte, so brachte er die
Ansprüche, die der HerzogvonPolen von feinem müt
terlichen Großvater Wsewolod (jenes haliczischen Kö
nigs Wlodomirs Bruder) geerbt zu haben glaubte,
vermittelt einer Vermählung an sich; denn er ver
.. mählte den Prinzen Koloman mitder wenigstens sech
- zehn Jahr ältern Schwester des polnischen Herzogs
- - - - - - Salome. Diese Verbindung veranlaßte den vertrie
benen russischen Fürsten Mßislav, daß er ganz Reus
fen durchzog und alle kleine russische Könige oder Für
fen um Hülfe ansprach. Diese, die aus der haliczi
fchen Eroberung eine Geschlechtsangelegenheit mach
ten e), riefen die Polowzer zu Hülfe und folgten dem
- - - - Mßislav
'' - - e) Gruber. Origines Livoniaeferae et civilisad an. 1216.
p. 117. Daß damals in Rußland mehrere Fürften,
- als man in den rufffchen bisher bekannt gemachten Ur
- Kunden findet,vorhanden gewesen sind, sieht man aus
der Nachricht des gleichzeitigen Annalistens in diesem
Buche S. 51, daß 1221 in einer Schlacht, aus wel
cher der König Mstislav von Galizien entrann, allein
funfzig Köuge umgekommen sind. Weil Mfislav
noch 1221 in Galizien herrschte, und der Friede,
durch welchen Koloman das Reich feinem Bruder ab
treten mußte, in eben diesen Jahre geschloffen ist:
“ (Bullapapalis dataVIKal.Febr. 1222 ap.Gruber.p.254.)
fo-find Dlugloffus Erzählungen, die er bey den Jah
ren 1218, 220, 12:21 und 1222 beibringt, wohl nicht
für zuverläßig zu halten. Der Name des Reichs wird
verfchiedentlich geschrieben, nämlich Halitsch, Halicz,
Galicz, Galitien und Galatien. Es heißt auch Po
cutien. Die Geschichte des Reichs findet man auf
verschiedene Meife vorgetragen, in den Recherches fur
Halicz etVlodzimirz, indesHerrn Benczur vorläufigen
Ausführung der Rechte des Königreichs Hungarn
auf Klein- oder Rotbreußen und Podolien, YOien
1772, und in des Hrn. Rath Curtius zwey
e. -
“
- - US
Hungarische Geschichte. 551
Mßislav mit solchem Eifer, daß ihr Großfürst von
Novogorod seine Regierung einem andern Prinzen ab- J. Chr. 1a16.
trat, um nur dem Zuge beiwohnen zukönnen. Auf
diesem ward Kolomans Heer geschlagen, und Kolo
man selbst mit feiner Gemahlin bey der Eroberungdes
Hauptschloffes Halicz gefangen. DerhungarischeKö
nig Andreas bemühete sich einen Prinzen zu befreien;
allein da erdamalsfosehrvom Geldeentblößt war,daß
er kein Heer ins Feldführen konnte, so mußte er sich
mit dem Regenten Mßislav auf sehr nachtheilige Be- -
den
n) Schier p. 203.
o) Albericus ad An. 1236.
Hungarische Geschichte. 561
den er mit einer reichen Venetianerin erzeugte, seiner
Nation den letzten König des männlichen arpadischen
Stammes zu geben.
- Der neue König Bela warzwar geneigt den Zu- Belavin
fand seiner Nationzu verbeffern, allein er folgte den
Anschlägen
lin zu sehr,seiner sehr stolzen und
und veranlasfete grausamen
dadurch Gemah-Staatsverfass
viele Begeben: fung. -
n) Rogerius p. 298. - - - - -
Hungarische Geschichte. 563
der königlichen fast gleichwar, unterhielten, und fer- -
Schadloshaltungforderten. - - -
HungarischeGeschichte. 585
neuerten die Tataren den vorhingeäußerten Vorschlag,
und äußerten, da er abgelehnt ward, daß sie im Be
griffe wären Hungarn zu überfallen. Beide Könige
zogen daher an die Gränze, und blieben daselbst, bis
daß sie gewisse Nachricht vom Rückzuge der Tataren
- - erhielten. Aufdieser Unternehmung geriethen die Kö
nige in neue Mishelligkeiten. Denn Stephanus hat
te seiner Mutter Dotalgüter Bistritz, Zolos und Ki
raly an fich gezogen, weil sie innerhalb seinem Landes
theile lagen, und wollte ein Unrecht nicht erkennen.
Daher rüstete sich der Vater, und rief sogar die heid
mischen Liven gegen feinen Sohn zuHülfe. Stepha
mus fuchte im Gegentheil Unterstützung bey den asiati
fchenKumanern, und es schien schon ein bürgerlicher
Krieg unvermeidlichzu sein, als es dem Pabfe ge
lang, den Stephanvon seiner Forderung abzubringen.
Seine Mutter, die durchden Vorzug, den sie ihrem
jüngern Sohne Belagab,vieleszu dem Zwiste bey
getragen hatte, erhielt für diesen das große Szlavo
nien oder Kroatien und Dalmatien, und begieng im
folgenden Jahre, da sie ihren Sohn bei der Besitz
nehmung begleitete, sehr große Ungerechtigkeiten ge -
gen einige Seestädte g). Nicht lange hernach soll J.Chr. 1266
der König Stephan ein Heer Bulgaren, wel
Oo 5 ches
g) Hr. Abt Krefelichp.338. Bela starb 1269. Ver
möge einiger Urkunden müßte Stephanus 1268 ein
Heer nach Schweden gesandt (Hr. Pray Diff p. 55),
und K. Bela 1263 Krain von der Herzogin von Kärn
then, feiner Matertera, als nächster Vetter geerbt,und
an einen Tobias von Bogud verschenkt haben ( Hr.
Kercflich p. 509). Allein diese Urkunden sind Fa
milienurkunden, und wo nicht erdichtet, wenigstens
- verfälscht. Wenigstens ist es gewis, daß die Herzo
gin nicht des Königs Matertera war,felbst einenSohn
und mehr nähere Anverwandten hatte, und Krain
nicht veräußern konnte.
-
m) Schier p. 224.
n) Io.de Kikullen» legt p. 152 diesem Prinzen den Na
men Kun Laczlo bey, der von feiner Neigung gegen die
Chmnen oder Kumanen herkommen foll. Deutsche
Schriftsteller heißen ihn Ludovicus und Claudius. Co
dex Epift. Rudolphi I Ron R. editus ab M. Gerberti
p. 154. Das Chron.Auftrale giebt p. 464das Jahr
1262, der zuverläßigere kolmarische Annalif(p.46.)
aber 1260,zu feinem Geburtsjahre an. Man findet
feine Begebenheiten mit den dazu gehörigen Beweisstel
len bey dem Hrn. Pray p. 333 u.f.
o) Schier p. 226.
Hungarische Geschichte. 589
Unthätigkeit, und folgte dann den Vorschlägen lüder
licher Weiber, und eigennütziger und unwiffender Be
dienten, diejenen gerade entgegenarbeiteten, und ihn
und das Reich in das Verderben brachten. Er hatte
nicht nur mit der offenbarenGewalt einiger benachbar
ten Fürsten und verschiedenerfeiner Unterthanen, die
zu mächtiggeworden waren, sondern auch mit der fein
ften Staatslistdespäbstlichen Hofes und des Königs
Karls von Sicilien zu kämpfen. Aber fast immer
fiegte er durch seinen Muth, durch einen guten Ver
fand, und durch den Beifand erfahrner Freunde des
Vaterlandes. Dennoch war er leichtsinnig genug,
Handlungen, die feiner als eines Königs würdigwa
ren, in Urkunden die Benennung jugendlicher Strei
che beizulegen, wenn ihm ein päbstlicher Abgeordneter -
p)Schier p.229.
590 XXXIV.Buch. Aelteste
vvn Almiffa, die Ladislavs Unterthanen waren q).
Durch diesen Bund hoffte er eine Herrschaft in Dal
matien zu erlangen, zumal wenn er in dem Kriege,
wie es sehr wahrscheinlich war, das almiffanische Ge
biet erobern sollte. Allein dieser Entwurf misrieth.
Die Spalatrenfer setzten in die Verabredungsurkunde,
daß der Vergleich nichtgültigfeyn folle, wenn derKö
nig Ladislav feine oberherrliche Einwilligung nicht er
theilte, und Ladislav weigerte sich diese zu ge
-
ben. Bald nachher fandten die Venetianer nach Al
J. Chr. 1274, miffa eine Flotte, die den Seeraub wenigstens auf
einigeZeit hemmete, und es fehlte nun dem Könige
Karl an einer Veranlassung zum Kriege aufder dal
matischen Küste. Karl soll daher eine Absicht durch
ein anderes Mittelzu erreichen getrachtet, und Dal
matien zum Witthum für seine Tochter gefordert ha
ben. Aber auch dieses hatte die erwartete Wirkung
nicht. Denn Ladislav weigerte sich nicht nur dieses
Witthumzu bewilligen, sondern verstieß sogar seine
Gemahlin,und verheirathetefich miteiner kumanischen
J.Chr. 1279. Königin Avar), welches Unternehmen ihm den Haß
des neapolitanischen Hofes zuzog.
Krieg mit K Einen mächtigern und nicht so geheimen Feind
Ottokar von als Karl war, hatte der König Ladislav an Ottokar
Böhmen.
von Böhmen; allein auch dieser ward, ohne daß
es ihn viel Blut kostete, nicht nur gedemüthiger, son
dern völlig erlegt. Ottokar hatte zwei mächtige hun
gari
q) Lucius de R. Dalmatiaep.290.
" r) Hr.Abt Kerfelich de Corbavia Notit.p. 512. Daß
Ladislav, welcher schon 1275 feine Gemahlin verlaffen
haben soll, feine Beyschläferin Ava wirklich geheira
ehet habe, meldet das Chron. Salisburg. ap. Pez'Script.
rer. Austriac.T. I. p. 381 ad An. 1279. Hungari
fche Scribenten nennen die Ava, Edua. S. Hr. Pray
1. P. 359
Hungarische Geschichte. 591
garische Herren in Schutz genommen, nämlich Hen
rich den Obergespan oder Grafen von Güzingen oder
Nemeth -Ujvar, und Aegidius einen Baron. Der
Letztere, der des verstorbenen Königs Günstling ge
wesen war, und von der verwitweten Königin eine
üble Behandlung erwartete,hatte sich desSchloffes
Presburg bemächtigt, und dieses dem Könige Otto
kar übergeben. Die verwitwete Königin war zu
schlau undzu staatsklug, als daß siehier Gewalt ge
brauchen, und ihrem Haffe da nachgeben sollte, wo
Herablaffung und verstellte Zuneigung fiel geschwinder
zum Ziel ihrer Wünsche bringen konnte. Daher trat
fie mit den Misvergnügten in geheime Unterhandlun
gen, und hatte das Vergnügen, daß beyde nach ei
nem halben Jahre den KönigOttokar verließen, und
Presburg nebst andern Schlöffern ihr öffneten. Der
Grafvon Güfingen ermordete gleich hernach einen J. Chr. 127a.
mächtigen hungarischen Magnaten, nämlich Bela
den Herzogoder Ban von Madschow, der des Kö
nigs Ottokars Frauenbruder war s), und veranlafete
einen hungarischen Einfallin Steiermark, Kärnthen
und Mähren, um die Zurüfungen, die Ottokar zu
der Rächung des Bela und der Wiedereroberungdes
Schloffes Presburg machte, zu vernichten. Allein
Ottokar ließ sich dadurch nicht irren, sondern brach in
Hungarn ein, und brachte Presburg, Tyrnau, Oe
denburg und Raab in seine Gewalt. Die Hungaren
versuchten diese Oerter durch eine Verheerung öster
reichischer Gegenden wieder zu erlangen t). Alleinfie J. Chr. um.
gewannen nichts außer der Beute einiger Dorfschaft
ten,
s) Schier p.225.
t). Schier (p.226)gedenkt einer Friedensurkunde, welche
die verwitwete Königin mit dem Könige foll besiegelt
haben. Aber die Folge zeige,daß diese nicht gültig
geworden ist. -
592 XXXIV. Buch, Aelteste
ten. Der König Ladislav hatte zu dieser Zeit sichbe
reits den Ausschweifungen in der Liebe so sehr ergeben,
daß feine Nation laut über ihn zu murren anfieng.
Seine Mutter leitete, vielleicht aus Geschlechtsliebe,
vielleicht auch aus andern Absichten, feine Begierden
aufkumanische Gegenstände; und diese bemächtigten
sich feiner so sehr, daß er alles hat, was sie nur ver
langten. Die Kumaner waren größtentheils noch
Heiden und Feinde der Hungaren und Christen. Sie
begiengen daher manchen Unfug, und störten den Land
frieden und die öffentliche Sicherheit. Sie blieben in
ihren Zelten und beweglichen Filzhütten, hielten ihre
fieben Stämme oder Geschlechtsordnungen nach der
alten Weise,gehorchten nur ihren sieben Stammfür
fen, und betrachteten die Hungaren, als eine ihnen
entgegengesetzte Nation, mit der fie weiter keine Ver
bindung als die Gemeinschaft eines Königs hätten.
Daher entriffenfie den hungarischen Landeigenthümern
Kirchen und Klöster, Land und Leute, hielten die letz
ten als Knechte und Sklavinnen, zwangen sie auch
wohlzu ihrem Götzendienste, und bemüheten sich recht
vieles christliches Blut bey ihren Befehdungen zu ver
gießen. Die Hungaren forderten Schutz und Gerech
tigkeit von ihrem Könige. Allein sie konnten selten
mit ihren Beschwerden biszu dem Throne gelangen;
und wenn dieses einmal geschahe, so sorgten die ver
witwete Königin, deren nächste Vettern selbst heidni
fche Geschlechtsfürsten waren, und die kumanischen
Beyschläferinnen schondafür, daßder König unthä
tigblieb. Diese schlimme Verfassung erleichterte Ot
tokars Unternehmung, und dieser versuchte Regent
machte von den Blößen, die ihm selbige darbot, den
allerbesten Gebrauch. Er ließ sie durch einen mähri
schen Bischofdem Pabste anzeigen, und vergaß nicht
in dem Briefeauch der Schwägerschaften des Königs
. . . Mit
- Hungarische Geschichte. 59
mit dem Könige von Serbien und dem griechischen
Kaiser Andronikus Paläologus zu gedenken, die beyde
der griechischen Kirche zugethan, und weil sie die
päbfliche Hoheit nicht erkannten, in Rom verhaßt
waren, und bemühete sich die Gefahr der katholisch
hungarischen Kirche so übertrieben zu schildern, daß
der Pabstglauben mußte, Hungarn werde innerhalb
kurzer Fristvölligkümanisch-heidnisch werden. De
Pabst Gregorius X erschrack über diesen Bericht um
"so vielmehr, da die Lage des Reichs ihn damals hin
"derte, einen mächtigen Fürsten hinein zu finden, der
den Ladislavfürzen und die Kumaner vertilgen könnte.
"Er nahm inzwischen feine Zuflucht zu Ermahnungs
briefen, und bat den König Karl von Sicilien, daß
er feinen Schwiegersohn auf einen beffern Weg leiten
möchte. Aber dieser Fürst warin Italien zu sehr be
fchäftigt, und außerdem noch nicht stark genug, um
diese Leitung mit dem entblößten Schwerdte in der - - -- -- - - -
\
606 XXXIV.Buch. Aelteste
verlaffen, und flohe zu dem Herzog von Oesterreich,
der nebst seinem Vater dem römischen König Rudolf
. . . . . nicht abgeneigt war, ihn gewaffnet aufden Thron zu
-
bringen. Der Pabst Honorius IV nahm jene Klage
, --
der Hungaren mit sehr großer Freude an, und schickte
12. März 1287. dem Könige ein hartes Schreiben, worin er von ihm
forderte, daß er die eingesperrte Königin Elisabeth
loslaffen, und sich desUmganges mitden Heiden,Sa
razenen, Tartaren und Nogayern, und der von diesen
angenommenen Sitten entschlagen sollte. Auch dro
hete er ihm mit dem Banne, den Nogayern aber mit
einer Kreuzfahrt, wenn er fortführe die Königin ge
fangen zu halten, oderdie Nogayer sichankatholischen
Christen vergreifen würden, und gab nicht undeutlich
zu verstehen, daß er schon Mittel wife, die Herzoge,
Grafen, Baronen und das Volk zu der Vollziehung
des apostolischen Bannfluchs anzuhalten h). - - -
: DieseDrohungen schrecken weder den König noch
feine tartarischen und kümanischen Freunde, und der
3. August 1288. päbstliche Befehl, derbald daraufzum Untergang der
Tartaren ausgefertigt ward, hatte keine Wirkung.
Denn der Erzbischof Lodomir von Gran, der vermöge
deffelben das Kreuz gegen des Königs unchristliche
Freunde in Hungarn,Polen, Böhmen, Oesterreich,
Steier, Kärnthen, Istrien und Szlavonien solltepre
digen laffen, unterließ entweder diese Predigt, oder
fand auch kein Gehör. Wenigstens zeigte sich kein
--
. . . - - - - er,
h) Bulla Honorii ap. Dn. Pray p. 356. Die Mogeri
find gewiß die Nogaier, die ihren Namen von dem mo
golischen Feldherrn Nogaya, welcher 1259 Hungarn
angriff, erhalten haben, und mit felbigem an den Ufern
des schwarzen Meeres zurückgeblieben fern können.
Für die Tartaren der Bulle muß man wohl Mogo
len verschiedener Horden, die in der Moldau umher
schwärmten, halten. Unter den Heiden können die
Ueberreste der Kumaner verstanden werden. - -
Hungarische Geschichte. 67
Heer,welches die Tartaren zu beunruhigenfischte. Der
König ergab sich nun gänzlichfeiner alten Neigung ge“
gen die Kumanerinnen, und vergriff sich an den Weis
bern der Kumaner. Drey der edelsten Kumaner Art
buz, Turtule und Kemenech, die durch diese Gewalt
thätigkeit
Rache von ihm
in seinem beleidiget
Blutezu waren,
sättigen, undbeschloffen
erstachen ihre
ihn“ K. ''EUy
W) Skier p. 235. -
- Q q4 Bey
e) Vermuchlich bekam durch diesen Vertrag die
PEKE
616 . XXXIV, Buch, Aelteste
Bey dem deutschen Reichsheere hielt sich ein Fürst
auf,welcher inden Verdachtgerieth, daß er dem böh
mischen Könige günstigfey, und eine Nebenveranlas
fungzu dem schlechtenAusgange der Unternehmungge
gen Böhmen gegeben habe. Dieser war der Herzog
Otto von Niederbaiern, ein Herr, der als der
Sohn der Vaternschwester des Königs Ladislavs, ein
näheres Rechtzu der hungarischen Krone als Wen
zeslav zu haben glaubte, zumal, da Wenzeslav eine
Braut oder die Prinzefin des Königs Andreas nicht
heirathen wollte. Er bemerkte an dem Könige Wen
zeslav, daß er wohl geneigt fey, die hungarische Kö
nigswürde ihm abzutreten, und bewarb sich vorläufig
bey Wenzeslavs hungarischenAnhängern um ihre Ein
willigung. Diese versprach ihm in ihrem Namen der
GrafYvanvon Güfingenunter der Bedingung,daßer
zuvor ihnendie Krone desheiligen Stephans verschaft
fen sollte. Er tratdaher mit dem Könige Wenzeslav
in Unterhandlungund bekam die Krone zugleich mit
allen Gerechtsamen,die Wenzeslav aufHungarn hat
te u). Allein weil er den König Wenzeslav von ei
ä ner völligen Aussöhnung mit dem österreichischen Her
"zog Rudolfabgehalten hatte, so erschwerte ihm dieser
J. Chr. 13.05. aus Rache den Rückzug, und nöthigte ihn einen wei
ten Umweg zu nehmen, und sich unter der Larve ei
nes Kaufmannszu verbergen. Seine Freunde em
pfiengen ihn mit vieler Freude in Ofen, und zwey
Bischöfe von Vesprin und Canad krönten ihn zu
" - Stuhl
wete Königin Presburg wieder, denn sie wohnte von
13c 5 bis 1308 in Hungarn, und überließ Presburg
tauschweife ihren Brüdern Henrich und Friedrich, die
es 131; halb durch Gewalt nnd halb für die Hülfe
gegen Friedrichs Gegenkönig an den KönigKarl abtre
" ten mußten.
u) Der König Wenzeslav warb im August des nächsten
Jahrs ermordet, und hinterließ keinen Sohn.
Hungarische Geschichte. 617
Stuhlweißenburg, nachdem er von den siebenbürgi
fchen Nationen als König erkannt worden war. Er
vertauschte darauf seinendeutschen Namen mit dem
den Hungaren bekannten Namen Bela.
Sein erster Feind, mit dem er als König eine
Fehde bekam, war der eben genannte Herzog Rudolf
von Oesterreich, welcher als ein Bundesgenoffe des
Königs Karl Roberts eine Veranlassungzum Kriege
gegen Hungarnzu habenglaubte. Dieser streifte bis
an den Raab, und zog sich daraufzurück. Otto
rächte diese Feindseligkeit sogleich durch einen ähnli
chen Reuterzug nach Oesterreich. Rudolf wollte fei J. Chr. 13o6.
nen Streifim nächsten Jahre wiederholen; allein da
der KönigWenzeslavvon Böhmenunvermuthetstarb,
und ihn sein Vater der römische König Albrecht, mit
deffelben Ländern beliehe, so fand er es nöthiger, fich
mit feiner gesamten Macht nach Böhmen zu wen
den, wo der HerzogHenrich von Kärnthen, des Kö
nigs Wenzeslav Schwager, sich aufden Thron zu
drängen und zu erhalten trachtete. Der römische
König suchte bei dieser Gelegenheit die altenAnsprü
che feiner Vorweser aufHungarn hervor, und gab
Hungarn, als ein eröffnetes Reichslehn, nordlich
der Donau dem Könige Rudolf, und südlich derselben
den Herzogen von Oesterreich Friedrich, Leopold,
- Henrich und Otto. Gegen diese Verleihung regten
sich die baierischen Staatsbedienten. Allein der rö
misch- königliche Hof antwortete ihnen: Hungarn
könne, alseindeutschesFürstenlehn, nichtaufdie Prin
zefinnenfallen, und also auch nicht von dem Herzoge
von Baiern, weil er der Sohn einer hungarischen
Prinzessinn fey, in Anspruch genommen werden.v)
Qq 5 Das
v) Briefe in Pez: Thesauro anecdotor. noviff. T. VI.
p. 204. Weil dieses Formulare sind, fo fehlen darin
Jahr
618 XXXIV. Buch. Aelteste
Das Glück der Waffen und andere Zufälle entschieden
diese Zwistigkeit aber aufeine solche Weise, daß keine
der theilnehmenden Personen etwas von Hungarn er
hielt. Denn derrömischeKönigward nachzwey Jah
ren erschlagen; der böhmische König verstarb nach
einem Jahre; und der baierische Prinz Otto verlor
dashungarische Reichzu gleicher Zeit. Der letztere
fuchte dem Könige Rudolf so viele Hindernisse, als er
konnte, inden Weg zu legen, und ließinseinem Erb
lande ein Heer an der Ems zum Einbruche in Oester
reich versammlen; durch feinen Bruder Stephan
aber eine beträchtliche Verstärkung dem böhmischen
Gegenkönige Henrich zuführen. Er selbst wagte es
aber nicht nach Böhmen zu gehen, so lange fein Geg
ner KarlRobert noch in Hungarn war. Die Par
they dieses Herrn war noch immer mächtig, allein
nicht unbeweglich treu; daher beschloß er eine Reise
zu unternehmen, um durch Schrecken oder Ueberre
dung die Mächtigen insgesamt an fich zu ziehen.
Aufdieser Reise kam er zu dem Woiwoden Lacz oder
Ladislav von Siebenbürgen, den er für feinen Ge
treuen und Freund hielt. Aber dieser Mann, der
der Reizung,zu dem Gebrauche der schönen Gelegen
heit eine Umstände zu verbeffern, nicht widerstehen
November
13.07.
konnte, nahm ihn plötzlichgefangen, und bemächtigte
fich der heiligen hungarischen Krone, die er bey fich
führte. Vermuthlich geschahe dieses blos in der Ab
ficht, große Vorrechte von ihm oder auchfeinemGeg
ner zu erpreffen; denn eine der ersten Bedingungen
der Loslaffung war die, daß der König Otto feine
Toch
Jahrzahl und Namen des Kaisers und der Prinzen.
Allein außer dem Jahre 1306, oder 1307, findet sich
keines, in welchem ein König von Böhmen auf diese
Art Hungarn annehmen konnte.
Hungarische Geschichte. 619
Tochter heirathen sollte, welche Otto aber verwarfx)
Nach einiger Zeit gelang es dem gefangenen Könige,
einen Schloßbedienten zu gewinnen, durch desselben
Hülfe zuentkommen, und unter der Larve eines Eben
theurers,der Dienstesuchte,sichdurchRußland,Preus
fen und Schlesien zu schleichen. In dem letzten Lande
warder zwar entdeckt, undzu Breslau von dem re
gierenden Herzoggefangen gesetzt. Allein diesesmal
war er nicht so ekel in Absicht seiner Ehe: denn er
erkaufte sich die Freiheit durch die Vermählung mit -
-
Hungarische Geschichte. 647
Todes würdig erkläret ward, befand blos darin, daß
er die Ausrufung und Krönung des Königs Andreas
mit hatte verzögern helfen, und daßdes Andreas Er
mordung nachdes Königs Vorgeben ohne diesen Auf
schubnicht hättevollzogenwerdenkönnen. Diese Zurech
nung war übertrieben, denn blosdie jugendlicheUn
vorsichtigkeit des Andreas, der sich auf ein entferntes
Jagdschloß vermittelt vorgeschlagener Lustbarkeiten
hatte bringen laffen, gab den Mördern Gelegenheit
den Mordzu unternehmen, den sie sich nicht getraut
ten inNeapelselbstzuvollziehen; und man konntewohl
den Mördern nicht so viel Ehrfurcht gegen die Krö
nungzutrauen, daß sie sich dieser Gelegenheit, wenn
fie ihnen nachher gegeben wäre, nicht würden bedie
net haben. Man wußte in Neapel, daß die hunga
rischen ReichsgenoffendemKönige die Hinrichtungdes
Herzogs aus mancherley Gründenwiderrathen hatten,
und daß sie erst am folgenden Tage, da die aufwal
lende Hitze, die den König einigermaßen hätte ent
schuldigen können, bey dem Könige schon verraucht
gewesen seynmußte, vollzogen war. Alles dieses,und
außerdem die Regungder Freundschaft, die sehr viele
Neapolitanerfür den unglücklichen Prinzengehabt hat
ten, und die wohlärgere undwahre Verbrechen würde
entschuldiget haben, veranlaßte die sehr schlimmen
Vorstellungen von der natürlichen Beschaffenheit des
Königs Ludewig, den man nun für einen sehr rach
begierigen und blutdürftigen Fürsten zu halten anfieng.
Zum Glück für Ludewigs Unterthanen war diese Vor
stellungfalsch. Denn die Geschichte des Königs ent
hält kein zweites Beispiel eines Blutdurstes, wohl
aber viele Anekdoten von einer außerordentlichen Treue
gegen feine Unterthanen, und einer nicht gemeinen
Grosmuth und Menschenliebe. Von dieser letztern
waren viele Beyspiele vorhanden, und die neapolita
Ss 4 nischen
643 XXXIV.Buch. Aelteste
nischen Kriegsleute unterhielten sich öfters damit, daß
der König felbst in einen Flußstrudel gesprungen war,
und einen geringen Bedienten mit größter Lebensge
fahr gerettet hatte, weil dieser auf sein Geheiß in den
Strom zu Ergründung der Tiefe geritten war; inglei
chen daßer bey Stürmen aufdie erste Leiter geklettert
war, und denen die ihn warnetengeantwortet hatte, er
fey unterfeinen Leuten nimmer in Gefahr. Daß er
fichzu Averso so sehr vergaß, kam wohlvon seiner zu
lebhaften Empfindsamkeit, und von einer mislungnen
Liebe her. Er sahenämlich damals, als er den Herzog
tödten ließ, züm erstenmal die Zimmer, in welchen
fein Bruder ermordet war, und bekam dadurch die
färksten Eindrücke von Schmerz und Rachbegierde.
Er erinnerte sich ferner, daß der Prinz von Durazzo
ihm die Prinzessin Maria hinterlistig geraubt hatte,
welche ihm von ihrem Grosvater im Testamente zu ei
ner Gemahlin bestimmet war, und die er als feine
Braut von ihrer ersten Kindheit an betrachtet hatte.
Des Königs Kanzler und Abgesandte beschuldigten in
Avignonden ermordeten Prinzen von Durazzo zwar
verschiedener sehrgefährlicher Anschläge gegen desKö
nigs Leben, und fuchten die Eroberungdes neapolita
mischen Reichs gegen des Pabsts Verbot und Bann
durch mancherlei Gründe zu vertheidigen. Allein dem
päbstlichen Hof, der von den kleinsten Begeben
heiten sehr umständliche Nachricht erhalten hatte, war
es leicht, dieseszu widerlegen. Der König erklärte,
er wolle das Reich demjenigen, dem es der Pabstver
keihen würde, abtreten, sobald nur die Königin Jo
hanna des Mordes wegen bestraft fey; denn derPrinz
Karl Robert war bald nachfeiner Ankunft in Hungarn
verstorben, und der König konnte nun als sein Vor
mund nicht mehr das Reich beherrschen. Allein der
Pabst, der der Königin Johannafehr verpflichtetwar
und
Hungarische Geschichte. 649
und fie stets bey fich hatte, antwortete nur, er wolle
versuchen, ob er die Königin zu einem Verzichte auf
ihr Reich überreden könnte. Darauf verlangte der J. Chr. 1349.
König eine Dispensationfür seinen Bruder Stephan,
den er mit der verwitweten Prinzessin von Durazzo
vermählen wollte. Allein diese ward abgeschlagen;
und da man in Provence und Avignon merkte, daß
der Unwillen der Neapolitaner über die hungarischen
Beamten zu einer beträchtlichen Größe gewachsen war,
Neapel wird
fowardJohanna mit ihrem GemahlLudewig nachNe verloren und
apelgesandt. DasVolkempfiengfiemitoffenenArmen. wieder gewon
Derhungarische Statthalterzogzwar seine Leutezusam-men.
men, und erfocht über den Gegenkönig Ludewig einen
entscheidenden Sieg. Allein da fast alle Städte, sobald
ihre Besatzungen geschwächet waren, die zurückgeblie
benenHungarenausstießen,und sichderJohannaerga
ben, folgerieth der Statthalter in eine Hungersnoth,
und mußte mitfeinem Heere nach Hungarn zurückge
- hen. Der König war gar nicht geneigt, eine Ero-
berung, die ihm sogroße Summen gekostet hatte, fo
geschwind fahren zu laffen, und gieng im nächsten
Jahre mit feiner gesamten Reichsmacht wieder nach J.Chr. 1350.
Neapel. Hier fand er abermals alle Thore offen,
und fein Geschäffte bestand in Verzeihung, nicht
aber in Anordnungen zu Schlachten und Stürmen.
Sein Gegenköniggerieth in eine folche Verzweiflung,
daß er ihn nachalter Ritter Weise zu einem gerichtli
chen Zweikampf herausforderte, der aber nicht er
folgte, weil man sich über den Ort des Gefechtesnicht
vergleichen konnte. Endlich rückte der König vor
Neapel. Allein weil er einige Bedingungen, dieihm
die Bürger vorschlugen, nicht bewilligen wollte, so
- mußte er eine Belagerungwagen, die ihm entweder
zu schwer wurde, oder auch zu lange aufhielt; denner 1.April 1351
gieng unvermuthet einen Stillstand ein,der von fol
Ss 5 cher
650 XXXIV.Buch. Aelteste
cher Beschaffenheit war, daßer seine Absichten, Nea
pelzu behalten und mit Hungarnzu verbinden, gänz
lich vernichtete. Er stellete nämlich die Entscheidung
feinesZwistesmit der Königin Johanna gänzlich in
die Gewalt desfür die Johannapartheyischen Pabstes.
Würde dieser erkennen, daß Johanna an dem Morde
ihres ersten Gemahls Theilgenommen habe, so sollte
Neapel ihm zum Lehn gereicht werden. Würde der
Pabst aber die Johanna für unschuldig erklären, so
wollte er ihr eine Eroberungen zurückgeben, und diese
sollte ihm 3co,000 Dukaten zu Ersetzung der Krie
geskosten zahlen. o) Die Entscheidung fiel, so wie
man es erwarten konnte, zum Vortheil der Königin
' aus, und der Königlieferte nun sein erobertes König
"“ reich ab, und entsagte nebst seinem Bruder Stephan
nicht nur allen Ansprüchen auf Neapel, mit Vorbe
halt des väterlichen Erblandes Salerno und Monte
St. Angelo, sondern schenkte der Johanna sogar die
Summe der Kriegeskosten, um zu zeigen, daß er
nicht aus Eigennutz, sondern aus Gerechtigkeitsliebe
den Krieg geführet habe. Sein Bruder hatte sich
kurz zuvor mit Margarethen, einer Tochter des ver.
I-Chr. 33 storbenen Kaisers Ludewig vermählt, starb aber im
dritten Jahre der Ehe, und hinterließ die Herzogthü
mer Szlavonien, Kroatien und Dalmatien seinem
Sohne Johann.
zä Sobald der neapolitanische Krieg geendiget war,
", dachte der König auf die Eroberung anderer Provin
von Polen.
zen, die feinem hungarischen Reiche entriffen waren.
Zu diesen gehörte Rußland oder Rohreußen, Lodo
mirien und Halicz, welche drey Reiche die Lithauer
kürzlich erobert hatten. Der KönigKasimir von Po
len, der schon lange mit den Lithauern fochte, verei
nigte sein Heer mit dem hungarischen Heere, besiegte
die
o) Dipl. ap. Dn. Prayp. 89.
Hungarische Geschichte. 651
die Lithauer, und trieb sie größtentheils aus ihren un
rechtmäßigenBesitzungen. Für diesen Dienst war
der König nicht undankbar: denn er schenkte ihm auf
feine Lebenszeit den Genuß deshungarischen Rußlands,
und versprach, daß,wenn Kasimir einen Sohn erhal
ten würde, dieser von ihmfürdieses Landbey derRück
gabe 100,000 hungarische Gulden erhalten sollte. p) 16. April 1352.
Wie es scheint, hatten beide Könige den Vorsatz, ihr
Rußland noch weiter auszudehnen; denn der König
Kasimir bedungfich drey Jahr nachher aus, daß der
KönigLudewig, vor der gänzlichen Eroberung Ruß
lands, eine gewife daraufhaftende Schuld nicht ab
tragen sollte. Die Lithauer hoffen ihr verlornes Land
durch die Tartaren wieder zu erlangen, und rückten
mit einer unermeßlichen Menge dieser unfäten Leute
gegen die polnische Gränze. Aber der König Ludewig
fandte ihnen den fiebenbürgischen Woiwoden Andreas
entgegen, welcher fiel in Podolien erlegte, gänzlichzer
freuete, und bisanden Dneeper verfolgete. Er wollte
ihnen noch weiter nachsetzen, und das schismatische
östlichere Land, welchesPabst Clemens schonvorläufig
dem Könige geschenkt hatte, erobern; allein er mußte
aus Mangel an Lebensmitteln zurückkehren. Dieser
Zugbefestigte die genaue Freundschaft der Königevon
Polen und Hungarn noch stärker. Beyde schenkten
dem Kaiser Karl IV, als Könige von Böhmen, die J.Chr, 1353.
Ansprüche ihrer Reiche an Schweidnitz, Jaur, Beu
J.Chr. 1354.
ten und Kreuzburg, und giengengemeinschaftlichüber
den Bog, um die krimmische Tartarey zu erobern.
Allein da der Chander daselbst herumirrendenHorden Erneuerung
der polnischen
ihnen einen Zins versprach, und sich bereitwillig zu Erbfolge.
der Annehmungdes christlichen Glaubens bezeigte, so
giengenfie, ohne dasSchwerdtzuzucken,zurück. Dar
auf
p) “Sommersberg Script. rer. Silefiac,T.II. Mantifa
P. 8I
652 XXXIV. Buch. Aelteste
v. 24 Junius auferneuerten sie q) die alte Erbverbrüderung, oder
" dehnten vielmehr des Königs Erbfolgerecht aufden
Fall, wenn Kasimir ohne Söhneversterben würde,auf
Königs Stephans Bruderssohn Johann den Herzog
von Szlavonien aus, und setzten fest, daß, wenn auch
dieser oder KönigLudewigkeine Söhnezeugen würden,
der ganze Vertrag erloschen, und die älteste hungari
fche Prinzessin nur mit einer Brautsteuer von 5000
Schock böhmischerGröschgenabgefundenwerden sollte.
Dieser Vergleich erinnerte den König an die Pflicht
feinem Reiche einen Erbenzu verschaffen und sich wie
derzu vermählen, denn seine erste Gattin war schon
vor sechs Jahren verstorben. Er wählte dazu Elisa
bethen, eine Tochter eines fast unabhängigenStatthal
ters von Bosnien Stephans, und der polnisch-gnie
kowischen Prinzessin Elisabeth, welche aber die Wün
fche der Nation nicht erfüllete, denn sie gebar nur
drey Prinzessinnen, aber keinen Sohn. Der vorge
dachte Herzog Johann starb einige Jahre nachher, r)
wo nichtunvermählt,dennochwenigstensunbeerbt, und
also erlosch der neapolitanisch-hungarische Stamm
schon mitdem zweiten Könige.
Die glücklichen Heereszüge gegen die entfernten
heidnischen Tartaren und Lithauer ermunterten den
König,fich gegen die nähern Schismatiker oder grie
chischen Christen in das Feldzu wagen, und derPabst
InnocentiusVI gabsich alle Mühe ihnin diesemVor
- fatze
q) Hr. P. Dogiel Cod. dipl. Poloniae,T. I. p. 38.
r) Johann muß 1360 gestorben seyn, weil er in den
Bündnißunterhandlungen mit Oesterreich, die 1359
in feinem Namen mit angefangen wurden, nicht nach
diesem Jahre genannt wird. S. Hr. Pray II.p. 113 q.
Im Jahre 1364 bekam seine Schwester Elisabeth das
Erbfolgerechtauf Oesterreich, zum Beweise, daß er da
mals gewiß todt gewesen ist. -
HungarischeGeschichte. 653
saße zu bestärken. Wie es schien, beschloß er zuerst
Rafien wieder zu erobern, und er ließ, um feinem
l f Kriege das Ansehen eines Kreuzzugeszugeben, durch
feinen Abgesandten am päbstlichen Hofe beschwören, J.Chr. 1356
daß er den Zug nach dem Willen des Pabstes und des
Confitori einrichten wolle. Dafür erhob ihn der
Pabstzum Fähndrich der Kirche, und befahl der ge
famten Christenheit,für das Glück seiner Waffen und
für die ErzeugungeinesSohns,der in seine Fußstapfen
treten könne, zu beten. Aber diesmal hintergienger
die listigstenStaatsmänner feiner Zeit, oder dieRäthe
zu Venedig und Avignon. Denn seinewahre Absicht
war, wie die Folge zeigte, nicht auf Rafien, fon- Venetianischer
dern aufdas venetianische Dalmatien gerichtet. Er Krieg.
wußte,daß die Venetianer fich erstkürzlich mit denfast J.Chr.1354.
freyen Städten und mächtigen Herren von Trau, Se
benico, Kliffa und Scardona, ingleichen mit dem
Ban von Bosnien und dem Könige von Rafien, zu
einem wechselsweisen Angriffs- und Vertheidigungs
bündniffegegen ihn vereiniget hatten, und vermuthete,
daß sie den Königvon Rafien, wenn er ihn angriffe,
unterstützen würden. Er konnte dieses um so viel fi
cherer erwarten, weil die Zeit einesachtjährigenStill
fandes, den er mit ihnengeschloffen hatte, sichendig
te, und weil er ihnen erkläret hatte, daß er, ehe sie
nicht Zara und Istrien zurückgegeben hätten, keinen
Frieden mit ihnen schließen wollte. Denn bei diesen
Umständen war es nöthigden rafischen König genau
in das venetianische Intereffe zu ziehen; und dieses
konnte nicht nachdrücklicher geschehen, als wenn die
Venetianer ihn durch ihre Soldaten von der nichtge
ringen Gefahr, die ihm der Königdrohete,befreyeten.
Thaten fieldieses, so wurden sie Uebertreter despäbst
lichen Befehls, und folglich Feinde der Kirche; und
dann durfte der Pabst sich ihrer nicht so annehmen,
- - W96
654 XXXIV.Buch. Aelteste
wie es in jedem andern Falle gewiß geschehen feyn
J.Chr. 1356. würde. Diese Vermuthungen trafen ein. Kaum
- hörtendieVenetianer,daßdasKreuzgegendieRacier
geprediget ward, fo sandten fiel auch schon ein beträcht
liches Hüfsheer diesen Schismatikern zu. s). Nun
wandte sich der König plötzlich nach Dalmatien, ließ
vorjeder venetianischen Stadt eine zureichende Anzahl
Kriegsleute um sie zu belagern, und führte selbst das
Hauptheer durch Istrien vor Friaul. Er schloß ein
Bündniß mit Franz von Carara, dem paduanischen
Herrn und Vicarius des heiligen römischen Reichs,
und bekam die wichtige Stadt Padua zum Waffen
platze. Darauf breitete er sich weiter in Oberitalien
aus, und nahm dasganze platte Land von Trevigo in
Besitz. Einen sofeinen Staatsstreich hattendie Ve
netianer nicht erwartet. Denn da ihr Herzog eine
starke Flotte, der Königaber kein einziges Schiffzu
feinem Gebote hatte, und ihr festes Land durch Strö
me und Alpen vom hungarischen Gebiete abgesondert
ward, so kamen fielgar nicht aufden Gedanken, daß
der König sie in Nothbringen könnte, oder ihnen ihr
festes Land abnehmen wolle, um sie zu zwingen, #
diesesdas ihnen weniger wichtige Dalmatien auszu
tauschen. Daher war im trevigischen und venetischen
Gebiete keine folche Anstaltgetroffen, daß man sich
eines so glücklichen und erfahrenen Kriegesmannes, als
der Königwar, erwehren konnte. Die Bestechun
gen wollten nichtgelingen. Man riefden Pabst um
Hülfe an. Allein der König wollte ich es nicht be
greiflich machen laffen, daß er nur die Griechen in
Rafien zurUnterhänigkeitgegenden päbstlichen Stuhl
zwingen, nicht aber den Ungehorsam der Venetianer
trafen sollte. Und kurz! die Venetianer geriethen
IN
kern im Lager aus, die ihm die Fortsetzung des Krie- *** - -
ges bedenklich machen konnte. Allein er ließsichnicht
irre machen; lohnte die Deutschen ab, und sandte fiel
in ihre Heimath, verheilteseine Nationalvölker invier
Haufen, und ließ ein Viertheil davon im Felde bleiben
und nach drei Monaten durchein anderesablösen, und
trafsolche Verfügungen, daßer sicher den Winter in „“.
Hungarn zubringen konnte. Von seinem dalmat- “:.….
fchen Heereward inzwischen die Stadt Zara erobert,
und die Besatzungin das Schloßgetrieben. Darauf aber
geriethen Spalatro und Trau durch Meuterey der
Bürger in die Gewalt der Hungaren, und es ergaben
sich nach und nach alle entfernte venetianisch-dalma
tische Inseln. Der venezianische Herzog, Johann
Delphino, eilte mit einem sehr großen Heere nach Tre-
vigo,ward aber bey Nervefa geschlagen und nach Ve
nedigzurückgetrieben. Daher war nun kein anderes
Mittel vorhanden, als daß man aufdas eilfertigte
Dalmatien weggab, damit man nicht gezwungen wer-
den möchte, allesfeste Land fahren zu laffen. Dieses
geschahe am Ende desJahres vorläufig, und im An-,
fange des folgenden bündiger und umständlicher. Der ä."
* Herzog und die Republik entsagte demherzoglich-dal
AllgemweltgxvB., Abb. - Tt - matisch
656 XXXIV.Buch, Aelteste
Das vene matisch-kroatischen Titel und allem Rechte aufZara,
tianische Dal
matien kömmt Nona, Scardona, Sebenico, Trau, Spalatro, Ra
an Hungarn. gua, Chero, Veglia, Arbe, Pago, Brazza, e
zina und Kurzola, und versprach bei künftigen Zwi
sigkeiten mit den Hungaren nichtzu den Waffen, fon
dern zu dem Ausspruche des Pabstes ihre Zuflucht zu
nehmen. „DerKönig sorgte darauffür die Sicherheit
dieses Vergleichs durch die Erneuerung des wechsels
5 May 1358. weisen Hülfsbündniffes mit dem Reichsvicarius von
Padua, der, wenn etwa die Venetianer sich wieder
an Dalmatien vergreifen sollten, ihnen in den Rücken
fallen konnte. . . . ." -
J, Chr, 1359. ... Nachdem dieser Krieg geendiget war, fandte der
König einen Theil seines Heeres unter der Anführung
feines Pfalzgrafen, Nicolaus Konth, und des Erzbi
schofs Nicolausvon Gran, nach Kascien, mehr um
fein dem Pabste gegebenes Versprechen zu erfüllen,
als um dieses Land in eine Provinz seines Reichs zu
Servien und verwandeln. Diese Feldherren belagerten die Stadt
Bulgarien wird
erobert, Strebernik, und wurden abgeschlagen. Der Landes
herr Uroscius führte zwar den prächtigen Titel eines
- -- - 33 U Kaisers vonServien, allein er hatte erst kürzlich durch:
blutige Kriege mit den Griechen und Türken, und
nachher durch Feindseligkeiten mit seinem Oheim Si
niffa, der sich in die Mitregierung drängen wollte, fo.
schwere Niederlagen gelitten, daß er in die Gebirge
fliehen und einflaches Land den katholischen Christen
preisgeben mußte, welche es arg genug verwüstetent).
Daraufgieng der Kreuzzug gegen die Bulgaren, der
ren Festungen nicht so unüberwindlich waren. Stra
fimir, der König dieses Landes, ein Kumaner von
Geburt, fiel mit seiner Residenz Widin den Hunga
- - - - - -- - - ren,
z)Racham
1o. de Kikulew, meldetbekrieget,
oder Rasien S. 193, daß
und der König
einen öfters
Ban dar
über verordnet habe. --
Hungarische Geschichte. 657
ren in die Hände, wardnachGomnechin Slavonien
abgeführer, und bequemte sich, nachdem er in diesem
Schloffe einige Jahre zugebracht hatte, zu der Huldi
gung, und wie es scheint auch zu dem Uebergange zu
der lateinischen Kirche. Der König erlangte also
durch diese Unternehmung eine Art von Hoheit über
alles das Land, was ehedem zu dem römischen Illyrien
gehöret hatte; allein er gab sich in der Folge keine
Mühe es gegen die Türkenzu behaupten. Daher ge
schahees, daß etwa vierzehn Jahre nach dieser Ero
berung Sisman Marcus, der Bruder und Nachfol
ger des Strafcimirs, von den Türken überwältigt,
und Bulgarien in eine türkische Provinz verwandelt
wurde. Daß ein großer Eifer für die Ausbreitung
des Christenthums lateinischer Kirche den König zu
diesem Kriege nebenher veranlasfethatte, erweitet sein
Verfahren gegen alle, die von dieser Kirche abwichen;
denn er vertrieb alle Juden aus feinen Reichen, ohn
geachtet sie durch ihren Wucher große Reichthümer
zusammengescharret hatten, die sie nun nachBöhmen
und Oesterreich brachten. Er ließ die Patarener oder
Waldenser in Bosnien durch den BischofPeregrin
vonBosnien, und die heidnischen Wenden zu Lipnica
oder Lipna im hungarischen Rußland mit Gewalttau
fen, und sandte auchbewaffnete Minoriten zu den ko
manischen Tartaren, die folche zum Christenthume
brachten und ihr Land in Kirchspiele verheilten.
Diese Tartaren wohnten, wie es scheint, an den bey
den Ufern der Ausflüffe der Donau; denn das Land
zwischen der Donau und dem Dneefer, welches noch
kürzlich von Komanern bewohnt gewesen war, lag innehmunze.
diesen Zeiten wüste, und bekam zufällig neue walachi- Moldan.
fche christliche Einwohner u). Esbegab sich nämlich
- Tt 2 - ein
u) Io. de Kikulen p. 196. M. Cromerus de Origine Po
lonorum
658 XXXIV. Buch. Aelteste
ein walachiser Woiwode, Namens Bogdan, wel
cher bisher an den Quellen der Theiß und aufden Ge
birgen in der hungarischen Gespannschaft Marmarosch
gewohnet hatte, unvermerkt an denMoldaustrom,und
errichtete eine kleine Monarchie, über welche er unab
ängig zu herrschen gedachte. Allein weil er viele
flanzbürger feiner Nation aus Hungarn, der Wala
chey und der Bulgarey anfich zog, auch viele Kuma
men und Hungaren, die als Hirten in dem wüsten
Lande umher geirrt waren, fich zu ihm begaben, so
ward sein kleiner Staat von den hungarischen Beam
-
-
ken
- - -"
Nach diesem Zuge brach ein neuer Krieg mit Ve Dritter venes
nedig aus, welcher die letzte Hoffnung des Pabstes"
zum Kreuzzuge vertilgete. Die Venetianer hatten -
Hungarische Geschichte. 67
diesem Unglücke gerieth die Königin Johanna in eine
fo große Verzweiflung, daß sie sich dem Könige Karl
ergab, welcher fiel in das Zimmer zu Aversa, in wel
chem ihr erster Gemahl getödtet war, bringen, und
aufeben die Art erdrosseln und herabstürzen ließ, wie
es mit diesem Prinzengeschehen war. Der Prinz Lu
dewigvon Anjou landete nicht lange hernach mit einer - -
-- -
678 XXXIV. Buch. Aelteste
mit Polenzuverbinden versprach, wenn man ihm die
Hedewig und die Königswürde geben wollte. Die
Königin Hedewigkonnte sich lange nicht entschließen,
ihrer Würde dieses Opfer zu bringen, denn sie liebte
den Prinzen, der sehr wohl gebildet war, undvon ih
rer ersten Jugend an mit ihr aufeinen sehr vertrauten
Fußgelebt hatte, sehr heftig, und man hatte ihr den
Magello als einen fehr ungestalten und ungezogenen
Mann beschrieben. Allein da ihre Mutter ihre Ein
willigung gab, so bequemte siesichendlich, und reichte
dem Yagellooder Vladislav, wie erbey der Taufe am
14. Febr. 1386. Tagevor der Vermählung genannt ward, ihre Hand.
König Karl
bon Neapel er Der KönigKarlvon Neapelgieng, nachdem er
bert Hungern sein Reich genugfam gegen feines Gegenkönigs An
J. Chr. 385 griffe gesichert hatte, nach Dalmatien, und landete
bey Zeng. Seine Freunde hatten schonfür ein Heer
geforget; und da diesesfich immer vergrößerte, fowie
er fortrückte, so kam er plötzlich in die Gegend von
Ofen. Die Königin Elisabeth ließ Maria sogleich
mit dem Markgrafen Sigismundvermählen, unddie
fen aufdas eilfertigte nach Böhmen gehen, um ein
Heer zu der Wiedereroberungdes Reichs aufzubrin
gen. Daraufbeschickten beyde Königinnen den Kö
nig, um ihn zu befragen, ob er mitfreundschaftlichen
oder feindlichen Gesinnungen zu ihnenkäme? Und da
er sich für ihren Freund ausgab, so holten sie ihn mit
größter Prachtein. Er versprach ihnen, Hungarn zu
verlaffen, sobald er nur die ihnen Widerspenstigen un
terdrückt hätte, und sie boten ihm mit eben so vieler
Verstellung die königlichen Zimmer im Schloffe an,
- U1N1
is
T
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