Faun Oekol Mitt - 6 - 0409 0438
Faun Oekol Mitt - 6 - 0409 0438
Faun Oekol Mitt - 6 - 0409 0438
Summary
409
Cluster- and Canocial Correspondence Analysis demonstrate that the investigated fauna
is mainly dependent on the soil type. Furthermore the kind of cultivation and the planted
fruits influences the structure of the community A carefull and preserving cultivation
shows a positive influence on the community of Carabidae, Araneida and Empidoidea.
Einleitung
Die intensive landwirtschaftliche Produktion wirkt sich in zunehmendem Maße auf die
ökologischen Kreisläufe in der Kulturlandschaft aus und hat in vielen Bereichen eine
negative Beeinflussung der Umwelt zur Folge. Negative Faktoren stellen in diesem
Zusammenhang z. B. die Beeinträchtigung der selbstregulatorischen Prozesse der Agrar-
zönosen dar, die zu einem bedeutendem Anteil von zahlreichen räuberisch oder para
sitisch lebenden Arthropoden getragen werden. Die Erhaltung und der Schutz der
Bodenbiozönosen und Böden ist aber für jede Form der Landwirtschaft eine Grund
voraussetzung, auch in Zukunft ausreichende Erträge zu gewährleisten.
Ein vom Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) gefördertes Pro
jekt befaßte sich deshalb mit den Auswirkungen der landwirtschaftlichen Bodennutzung
auf Bodenfruchtbarkeit, Bodenorganismen und Grundwasserbelastung typischer Böden
Schleswig-Holsteins. Schwerpunkt dieser Untersuchungen waren dabei der Vergleich
von konventionell und alternativ bewirtschafteten Äckern auf Parabraunerden im östli
chen Hügelland sowie auf Podsolen auf der Geest. Bei konventioneller Bewirtschaftung
werden auf den untersuchten Äckern Mineraldünger und chemische Pflanzenschutz
mittel sowie bei alternativer Bewirtschaftung nur organischer Dünger und Kalk eingesetzt.
Die ökosystemaren Untersuchungen wurden im Zeitraum von 1987 bis 1989 von der
Forschungsstelle für Ökosystemforschung und Ökotechnik in Zusammenarbeit mit dem
Institut für Bodenkunde der Universität Kiel durchgeführt, das die Untersuchungs
flächen nach bodenkundlichen Gesichtspunkten auswählte (Blume et al. 1991).
Ziel dieser Arbeit ist es, den Einfluß unterschiedlicher Bewirtschaftsintensitäten in
Hackfrucht- bzw. Getreidekulturen auf die räuberisch lebende Arthropodenfauna bezüg
lich Artenzusammensetzung und Herkunft sowie ihrer Mengenverhältnisse zu doku
mentieren und zu bewerten.
Hackfrucht- und Getreidekulturen stellen Ökosysteme dar, die als Agro- bzw. Kultur
biozönosen bezeichnet werden, da ihnen dauerhafte Beständigkeit sowie eine umfas
sende Selbstregulationsfähigkeit fehlen (P otts & V ickerman 1974). In eingeschränkter
Form sind aber auch in den Agro-Biozönosen noch selbstregulatorische Prozesse wirk
sam, die überwiegend von räuberisch oder parasitisch lebenden Arthropodengruppen
getragen werden (Stark 1990). In der vorliegenden Arbeit werden schwerpunktmäßig
die räuberisch lebenden Gruppen der Laufkäfer (Carabidae) und Spinnen (Araneida)
sowie die der Langbein- und Tanzfliegen (Empidoidea) untersucht.
Durch Literaturauswertungen der bisher bekannten Hauptverbreitungsschwerpunkte
wurde eine ökologische Klassifizierung der Arten durchgeführt, um die Herkunft und
die ökologische Präferenz der Agrarbiozönose darzustellen.
Untersuchungsgebiete
410
21 22 23 24 25 26 27 28 30 31 32
Parabraunerde
z. T. staunaß
Eutrophe Parabraunerde
g! Podsol - Pseudogley
mäßig bis schwach podsoüert
Mergel-Gley,
nicht und schwach podsoüert
411
Abbildung 1 dargestellt. Als „Hackfrüchte" werden in unseren Untersuchungen
Kartoffeln, Raps und Erbsen, als „Getreide" Winter- und Sommerweizen sowie Winter-
und Sommerroggen zusammengefaßt, während Mais als eigenständige Kultur abgehan
delt wird.
1. Siggen: Parabraunerde - konventionelle Bewirtschaftung
Dieser Betrieb wird als viehloser Marktfruchtbaubetrieb mit einer dreigliedrigen Frucht
folge geführt, bei der in der Regel Weizen, Gerste und Raps angebaut werden.
2. Dannau: Parabraunerde - alternative Bewirtschaftung
Der seit zehn Jahren biologisch-organisch bewirtschaftete Betrieb arbeitet mit einer
siebengliedrigen Fruchtfolge aus Futterpflanzen, Hackfrüchten und Getreide.
3. Heidmühlen: Podsol - konventionelle Bewirtschaftung
Dieser Standort gehört zu einem Futterbaubetrieb mit Mais und Sommergetreide in
unterschiedlicher Anbaufolge.
4. Hasenmoor: Podsol - alternative Bewirtschaftung
Dieser Betrieb wird seit 40 Jahren biologisch-dynamisch bewirtschaftet und arbeitet
mit einer achtgliedrigen Fruchtfolge aus Futterpflanzen, Hackfrüchten und Sommer
roggen.
Methoden
Die Laufkäfer- und Spinnenfauna wurde mit Bodenfallen, die Langbein- und Tanz
fliegenfauna mit Fotoelektoren auf den jeweiligen Versuchsfeldern erfaßt. Bodenfallen (je
4) und Fotoelektoren (je 2) wurden in der Feldmitte bzw. bei größeren Schlägen etwa
60 Meter vom Feldrand entfernt auf einer Fläche von zehn mal zehn Metern in den
Kulturen aufgestellt. Die halbmonatlichen Probenwechsel wurden im Zeitraum vom
Anfang Mai bis Ende August in den Jahren 1987 bis 1989 durchgeführt. Die Fotoelektoren
wurden monatlich umgesetzt.
Nomenklatur und Determination erfolgte bei den Laufkäfern (Carabidae) nach F reu
de, H arde & L ohse (1976), L ohse & L ucht (1989) sowie bei den Spinnen (Araneida)
nach R oberts (1985, 1987) und W iehle (1956, 1960). Bei den Langbein- und Tanzfliegen
(Empidoidea) wurde die Nomenklatur nach C hvála (1989) und N egrobov (1991) ange
wandt. Die Determination der Empidoidea erfolgte für die Dolichopodidae mit den
Arbeiten von D 'A ssis-F onseca (1978), Parent (1938), N egrobov & Stackelberg
(1971-79) und Stackelberg (1930-40) sowie für die Empididae, Hybotidae und Micro-
phoridae nach C hvála (1975, 1983, 1989a) und C ollin (1961). Für die Angaben zur
Biotoppräferenz sowie die Einteilung der Ackerfauna in Ökotypen wurden eigene
Untersuchungen sowie die nachfolgend genannte Literatur zugrunde gelegt:
Araneida: B raun & Rabeler 1969; H eimer & N enntwig 1991; R oberts 1985, 1987;
T retzel 1952
Coleóptera: K irchenhofer 1989
Empidoidea: B ährmann 1984,1984a, 1991; Bährmann & Stark 1990; E meis 1962,1964,
1970; K rogerus 1932, 1948, 1960; K ühner 1992; M euffels et. al. 1989;
M eyer & H eydemann 1990; P ollet 1992; P ollet & Grootaert 1987;
P ollet et. al. 1988, 1988a, 1989; Roggenkamp 1990; R ief 1991; Sommer
1978
Die Agrarsynusien auf Parabraunerden und Podsolen mit konventioneller bzw. alterna
tiver Bewirtschaftung wurden über das Artenspektrum und über die Dominanzver
hältnisse verglichen. Die Artenidentitäten wurden nach dem J accARD-Index berechnet und
mit einer ungewichteten Average-Clusteranalyse nach Sneath & Sokal (1973) dargestellt.
412
Eine Korrespondenz-Analyse (CA) der Synusie wurde mit dem Programm „Canoco"
durchgeführt (Ter B raak 1988). Diese indirekte Gradientenanalyse stellt ein Ordina
tionsverfahren dar, mit dem nach den Hauptgradienten für die Abundanzen der einzel
nen Arten unabhängig von Umweltvariablen, wie z. B. abiotische Parametern gesucht
wird. Die CA geht dabei von einem unimodalem Modell für die Beziehung zwischen der
ökologischen Reaktion jeder einzelnen Art und den Ordinationsachsen aus.
In den hier dargestellten Ordinationsdiagrammen sind die theoretischen Variablen als
Achsen 1 und 2 repräsentiert sowie die Standorte entlang der Achsen auf Grund von
Gesamtabundanz und Artenzusammensetzung ihrer jeweiligen Synusie angeordnet. Die
Angabe der kumulativen Varianz für die Ordinationsachsen ist ein Maß für die
Bedeutung der jeweiligen Achsen zur Erklärung der beobachteten Varianz zwischen den
Standortsynusien (Pollet 1992, T er B raak 1988).
413
Tab. 1: Durchschnittliche Anzahl der Spinnen (Araneida) je Bodenfalle und Monat sowie deren öko
logische Eingruppierung, (alt = alternative, kon = konventionelle Bewirtschaftung)
A R A N E ID A Podsol P a ra b ra u n e rd e
m ittle re A n z a h l/ B o d e n fa lle / M o n a t
i x = < 0 ,0 5 ) G e tre id e H a c k fru c h t M a is G e tre id e H a c k fru c h t
A r te n u n d B io to p p rä fe re n z alt | kon alt | kon kon alt | kon alt | kon
eurytop
Achaearanea riparia (Bl.) 0,1 0,1 X
Araeoncus humilis (Bl.) 1,8 6,2 0 ,5 1,2 1,8 4 ,3 0,1 0,5 0,2
Bathyphantes gracilis (Bl.) 4,5 9,9 10,3 9,7 15,9 9,7 38,5 8,8 60,1
B. approximatus (Camb.) X X
B. nigrinus (W estr.) X
B. parvuius (W estr.) X X
Ceratinella brevipes (Westr.) X 0,1 0,1
Diplocephalus cristatus (BL) X X 0,1 0,1 0,9 0,1
Diplostyla concolor (Wider) 0,2 1 1,6 0,1 X 1,1 1,1 0,5 0,8
Dismodicus bifrons (Bl.) X
Enoplognatha thoracica (Hahn) X
Episinus truncatus Latr. X
Erigone dentipalpis (Wider) 0,3 3,8 0,8 0,4 0,7
E. atra (Bl.) 33,5 87,7 72,4 61,5 58,3 77,2 45,2 37,6 48,5
Lepthyphantes tenuis (Bl.) 0,2 1 0,4 1 0,3 0,2 1,6 0,3 1,3
L mengei Kulcz. 0,1
L. flavipes (Bl.) X 0,1 X 0,1 X
Lophomma punctatum (BL) 0,1 0,2 0,1
Meioneta rurestris (Koch) 3 0,8 0,3 0,5 0,2 1,7 1,1 2,5 0,9
Micaria pulicaria (Sund.) X
Microlinyphia pusilla (Sund.) 0,1 X X X
Porrhomma pygmaeum (BL) 0,2 0.1 0,1 0,1 0,1 1,3 2,2 4 1,6
P. egeria Simón X X
Savignya frontata (BL) 0,3 0,2 0,2 0,2
Steatoda phalerata (Panz.) X
Stemonyphantes lineatus (L.) X X
Tiso vagans (BL) 0,3 X
Trochosa terrícola Thor. 0,1 0,2 X
T. ruricola (Deg.) 0,1 0,1 X X 0,1
Walckenaeria stylifrons (Camb.) 0,1
W. furcillata (Menge) X
W. acuminata BL X
W. atrotibialis (Camb.) 0,1 0,1
Xerolycosa nemoralis (Westr.) X
Xysticus cristatus (Clerck) X X X
Zelotes latreillei (Simón) X X
Sum m e 77 1 ,7 46 118,9 87,2 76,1 77,6 1 0 2 ,2 91,8 56 115,9
A r te n z a h l 50 24 35 11 27 21 21 16 15 20
414
A R A N E I D A (F o rts e tz u n g ) Podsol P a ra b ra u n e rd e
m ittle re A n z a h l/ B o d e n fa lle / M o n a t
(X = < 0 ,0 5 ) G e tre id e H a c k fru c h t M a is G e tre id e H a c k fru c h t
A rte n u n d B io to p p rä fe re n z alt I kon alt I kon ko n alt I kon alt I ko n
a r e n ic o l
Arctosa perita (Latr.) 0,2
Pardosa agrícola (Thor.) X X
Haplodrassus signifer Koch X
Sum m e 0,3 - - - X 0,2 - X - -
A rte n z a h l 3 - - - 2 2 - 1 - -
p r a t ic o l
Erigone vagans Audouin 0,2 0,3 0,1 0,1 0,2 0,1
Oedothorax fuscus (Bl.) 2,7 11,9 7,3 20,4 12,8 9,1 0,3 2,5 2,5
Oe. apicatus (Bl.) 1,2 20.0 1,6 5,3 32,1 30,7 8,5 14,8 18,5
Oe. retusus (Westr.) 0,1 2,4 0,1 0,2 0,2 1,1 0,1 0,1 0.1
Pachygnatha clercki Sund. 0,2 0,1 0,1 1 0,1 X 0,1
Sum m e 20 9 ,2 4,2 34,8 9,2 26,1 45,1 42,1 9,1 17,4 21,2
A rte n z a h l 5 4 5 5 5 3 5 5 4 4
r ip ic o l
Allomengea vidua (Koch) X
C. lutescens Westr. X X
Sum m e 10,2 1,7 4,8 0,7 0,3 0,4 0,8 0,8 0,1 0,6
A rte n z a h l 17 8 11 4 4 6 5 5 3 6
h a lo t o p o p h il
Erigone longipalpis (Sund.) 0,8 0,3 1,4 0,4
Sum m e 2,9 - 0,8 - 0,3 1,4 - 0,4 - -
A r te n z a h l 1 - 1 - 1 1 - 1 - -
415
auf konventionell genutzten Feldern größer zu sein (Ausnahme Getreide auf Parabraun
erde).
Die nächst größere Gruppe ist die der Silvicolen mit 17 Arten (= 20 %), die jedoch nur
einen Dominanzanteil von einem Prozent ausmacht. Am häufigsten kommen Micrargus
herbigradus und Diplocephalus latifrons (Linyphiidae) sowie Robertus lividus (Theridiidae)
vor. Der Getreide-Biotop des Podsols besitzt hier die größte Aktivitätsdichte. Auf Grund
der vielen hygro- und hemihygrophilen Arten dieser Gruppe wäre dies eher für die
feuchtere Parabraunerde zu erwarten gewesen. Die Podsolfelder liegen jedoch in einem
von Wald geprägten Umfeld, so daß von dort aus eine größere Zahl von Arten in diese
Felder einwandern kann. Insgesamt sind jedoch die silvicolen Spinnen in den Feld
biotopen nicht stark vertreten.
Dies gilt in noch stärkerem Maße für die als ripicol eingestuften Arten, die zwar fast
zehn Prozent der Arten ausmachen aber nur zufällig auf den Äckern anzutreffen sind.
Anders verhalten sich die Praticolen, zu denen nur fünf Arten (6 %) gezählt wurden.
Neben den eurytopen Spinnen erreichen sie jedoch die höchste Aktivitätsdichte (21 %),
was vor allem auf die beiden Oedothorax-Arten O. fuscus und O. apicatus zurückzuführen
ist. Die Abundanzen auf Podsol und Parabraunerde sind insgesamt kaum verschieden.
Die mikroklimatischen Ansprüche auch dieser fast nur aus hygrophilen Arten bestehen
den Gruppe scheinen auf dem leichtem Boden besser auf Feldern konventioneller
Nutzung erfüllt zu werden. Auf Parabraunerde sind möglicherweise die dichten Halm
fruchtbestände unter konventioneller Bearbeitung schon wieder zu feucht, so daß hier
geringere Abundanzen erreicht werden, während die Hackfrucht ausgeglichenere
Mengenverhältnisse zeigt. Auffallend sind die hohen Aktivitätsdichten im Maisfeld, wo
die beiden Oedothorax-Arten 36 % der Abundanz ausmachen. Die als arenicol einge
stuften Arten spielen als Zufallsfunde in der Acker-Spinnensynusie keine Rolle.
Erigone longipalpis ist in Schleswig-Holstein hauptsächlich in Salzwiesen und Kögen der
Westküste zu finden (halotopophil), in zweiter Linie folgen die Äcker des Binnenlandes.
In weiteren untersuchten Biotoptypen ist sie nur subrezedent vertreten. Als feuchtelie
bende Art wurde sie in diesen Untersuchungen nur auf konventionell bewirtschafteten
Flächen gefunden.
Die Lebensgemeinschaft der Spinnen unserer Äcker wird also überwiegend von
eurytopen Arten bestimmt. Daneben spielen nur noch die praticolen in Bezug auf die
Dominanz und die silvicolen Arten hinsichtlich der Artenzahl eine Rolle.
Aus der Tabelle 2 wird deutlich, wie stark das Dominanzspektrum von nur wenigen
Arten bestimmt wird. In dieser Tabelle ist die Anzahl der Arten eingetragen, deren
kumulative Dominanz die abgestuften Dominanzgrenzen zwischen 50 % und 80 % errei
chen oder überschreiten.
Bei den Spinnen reichen meist zwei Arten aus, um die Dominanzgrenze von 60 % zu
erreichen, wobei Erigone atra immer eine der beiden Arten ist. 80 % Dominanz wird meist
schon mit einer weiteren Art erreicht. Insgesamt sind es vier Arten, die auf den Äckern
die Lebensgemeinschaft der Spinnen in Schleswig-Holstein dominieren. Neben E. atra
(52 %) sind es Bathyphantes gracilis (17 %), Oedothorax apicatus (13 %) und Oe. fuscus (8 %).
Zwei weitere Arten treten rezedent auf, Areoncus humilis und Meioneta rurestris.
Entsprechend hoch ist der Anteil der subrezedenten Arten mit Dominanzen unter einem
Prozent (78 Arten mit einem Anteil von 7 % an der Gesamtabundanz).
416
Tab. 2: Dominanzstruktur der einzelnen Ackerbiotope. Artenzahlen der Spinnen (Araneida), deren
kumulative Dominanz Werte zwischen 50 % und 80 % erreichen bzw. überschreiten. Der Artenrest
beinhaltet die Anzahl der übrigen Arten (n) und deren Anteil an der Gesamtdominanz.
(a = alternative, k = konventionelle Bewirtschaftung)
Podsol Getreide a 1 1 2 3 35 20 %
k 1 2 3 4 53 17%
Mais k 2 2 2 3 31 14 %
Hack- a 1 1 1 2 20 25%
frucht
k 1 1 2 2 38 20 %
Para Getreide a 1 2 2 3 30 19 %
brauner
k 2 2 2 2 28 18%
de
Hack a 1 2 2 3 19 17%
frucht
k 2 2 2 3 32 8 %
Auf den fünf untersuchten Flächen der Parabraunerde- und Podsolfelder wurden im
Untersuchungszeitraum insgesamt etwa 17.800 Laufkäfer gefangen. Sie verteilen sich auf
79 Arten, wovon auf dem Podsol 68 und auf Parabraunerde 51 Arten vorkamen, 40 Arten
waren beiden Boden typen gemeinsam (Artenidentität = 51 %).
Bei der Gesamtartenzahl ergab sich für die Carabidae mit Ausnahme der Halmfrucht
auf Parabraunerde ein einheitliches Bild ohne nennenswerte Unterschiede zwischen den
Anbaumethoden (Tab. 3). Unterschiede waren jedoch in der Gesamtabundanz zu er
kennen, bei der die alternativ bewirtschafteten Böden bis zu maximal 150 % höhere Werte
als die konventionell bewirtschafteten Felder aufwiesen. Auf alternativ genutzten Feldern
ist daher generell von einer höheren Aktivitätsdichte der Laufkäfer auszugehen. Die ver
glichenen Parameter dokumentieren auch hier die Ähnlichkeit der Laufkäferzusammen
setzungen zwischen Mais- und Hackfruchtfeldern.
Die ökologische Zuordnung der Arten zu ihren bevorzugten Lebensstätten (Tab. 3)
gestaltete sich oft schwierig, da fast alle hier gefundenen Arten von K irschenhofer
(1989) als eurytop eingestuft werden. So wurde versucht, die Laufkäfer denjenigen
Lebensräumen zuzuordnen, die sie überwiegend bewohnen. Danach unterteilt sich die
Artenzahl insgesamt auf sieben Gruppen: arenicol (22 %), silvicol (19 %), phytodetriticol
(11 %), arvicol (8 %), ripicol und praticol (je 6 %). Der größte Anteil der Arten (28 %) ent
fällt auf die Gruppe, die keinem Hauptlebensraum schwerpunktmäßig zugeordnet
werden konnte und deshalb hier als eurytop bezeichnet wird.
417
Tab. 3: Durchschnittliche Anzahl der Laufkäfer (Carabidae) je Bodenfalle und Monat sowie deren
ökologische Eingruppierung.
(alt = alternative, kon = konventionelle Bewirtschaftung)
C A R A B ID A E Podsol P a ra b ra u n e rd e
m ittle re A n z a h l/ B o d e n fa lle / M o n a t
(x = < 0 ,0 5 ) G e tr e id e H a c k fru c h t M a is G e tr e id e H a c k fru c h t
A r te n u n d B io to p p rä fe re n z alt | ko n alt | kon kon alt | kon alt | kon
eurvtop
Acupalpus meridianus (L.) 0,1 0,1
A. micans Nicol. 0,1
A. mülleri (Hbst.) 2 ,8 1,7 0,3 0,3 0,1 1,6 X 0.8 X
A. sexpunctatum (L.) X X
Amara aulica (Panz.) 0,1 X
Ca. violaceus L. X X
Harpalus affinis (Sehr.) 5,3 0,2 1,7 0,3 2,7 X 0,5 X
Trechus guadristriatus (Sehr.) 0,1 X 0,2 0,1 0,5 1,1 7,7 5,8 7,8
Sum m e 19 2,3 16,5 4,2 21,7 1,1 2,3 36 34,2 38,6 37,7
A rte n z a h l 22 15 13 9 8 7 13 8 8 8
arvicol
Bembidlon lampros (Hbst.) 11,2 6,8 13 1,2 6,7 8 ,8 0,3 11,7 0,2
B. obtusum Serv. 0,1
B. quadrimaculatum (L.) 0,1
Carabus auratus L. 5 X 2,3 X
Harpalus rufipes (Deg.) 2 ,9 2,2 1,7 0,2 0,4 2,3 3,6 X
Poecilus cupreus (L.) 0,5 0,4
Sum m e 8 1 ,7 14,2 9 14,7 1,4 7,1 16,6 0,3 18,1 0,3
A rte n z a h l 6 3 2 2 2 2 4 2 5 3
arenicol
Amara aenea (Deg.) 0,2 0,1 X 1,1
Am. apricaría (Payk.) 0,6 0,1 0,1 0,5 0,1 X 0,1
Am. bifrons (Gyll.) 0,3 0,4 0,3 0,2 0,1 0,3
Am. consularis (Duftschm.) 0,1 X
Am. fulva (Müll.) 4 ,8 3,4 1,6 14 7,2
Am. spreta Dej. 1,8 0,4 0,1 0,1 0,4
Bembidion femoratum Sturm 0,4
Broscus cephalotes (L.) 4,7 0,8 17,2 0,3 1,2
Calathus ambiguus (Payk.) 0,1
C. erratus Sahlb. 0,3 0,1 0,1 X
C. fuscipes (G oeze) 0,9 0,4 1,7 0,5 0,1 1 0,9
Calosoma auropunctatum (Hbst.) 0,4
CHvina fossor (L.) 6,4 1,5 2,9 0,6 0,3 3,6 0,3 2,7 0,9
Dyschiríus globosus (Hbst.) X X
Harpalus frólichi Sturm X
Poecilus lepidus (Leske) X
Syntomus foveatus (Fourc.) 2,2 X 0.1
418
C A R A B I D A E (F o r ts e tz u n g ) Podsol P a ra b ra u n e rd e
m ittle re A n z a h l/ B o d e n fa lle / M o n a t
(x « < 0 ,0 5 ) G e tr e id e H a c k fru c h t M a is G e tr e id e H a c k fru c h t
A r te n u n d B io to p p rä fe re n z alt | kon alt | kon kon alt | ko n a lt | ko n
a r e n ic o l ( F o r t s e t z u n g )
Sum m e 9 1 ,3 23,2 7,3 24,2 16,3 9 ,4 6 0,3 3,7 0,9
A rte n z a h l 17 15 11 10 10 7 5 2 3 1
p r a t ic o l
Am ara communis (Panz.) X 0,1
Carabus cancellatus lllig. 5,5 0,5 1,6
Notiophilus palustris (Duftschm.) 0,1
N. aquaticus ( L ) X
A rte n z a h l 5 2 4 1 2 2 2 - 1 -
r ip i c o l
Agonum pelidnum (Payk.) X
Lasiotrechus discus (Fabr.) 5,8 3,8 2,5 2,1
Leistus terminatus (Hellw.) X 0,1
Pterostichus nigrita (Payk.) X X
419
Deutliche Unterschiede bezüglich der Besiedlung der beiden Bodentypen liegen bei
den ripicolen Arten vor, die als hygrophile Tiere die feuchtere Parabraunerde bevorzu
gen, sowie bei den praticolen und arenicolen, die auf Podsol mit mehr Arten vertreten
waren. Bei den übrigen Gruppen zeigten sich nur geringe oder keine Unterschiede.
Die Gruppe der eurytopen Arten enthielt nicht nur die meisten Arten sondern hatte
auch die größte Laufaktivitätsdichte je Falle und Monat. Dies ist in großem Maße auf die
Art Pterostichus melanarius zurückzuführen, die allein in dieser Gruppe mit 74 % sowie an
der Gesamtabundanz mit 25 % beteiligt war. Ihr Auftreten bestimmte deshalb sehr stark
das Verhalten der ganzen Gruppe. P. melanarius ist ein Ubiquist, der jedoch bindige Böden
bevorzugt und hier auf den alternativ und konventionell genutzten Parabraunerden recht
gleichmäßig vertreten war. Auf Podsolen besaß er in den Feldern alternativer Bewirt
schaftung eine höhere Laufaktivitätsdichte. Die gilt gleichermaßen für Harpalus affinis.
Die Mehrzahl der übrigen Gruppenmitglieder reagierte in der gleichen Weise. Eine Aus
nahme machte Trechus quadristriatus, der häufiger auf Parabraunerdefeldern zu finden
war und sowohl dort wie auch auf Podsolen höhere Aktivitätsdichten auf Feldern kon
ventioneller Nutzung aufwies.
Die arenicolen Arten sind erwartungsgemäß auf den sandigen Podsolfeldern wesent
lich häufiger anzutreffen. Die Gesamtdominanz dieser Käferarten lag bei 16 %. Sie
zeigten eine deutlich höhere Laufaktivitätsdichte auf den alternativ genutzten Flächen.
Dies gilt besonders für die Arten Syntomus foveatus, Broscus cephalotes und Calathus
fuscipes. Da die meisten Arten dieser Gruppe xero- oder thermophil reagieren, scheinen
auf diesen Feldern ihre mikroklimatischen Ansprüche besser erfüllt zu werden. Auf
Grund der geringeren Halmdichte herrscht dort eine etwas niedrigere Luftfeuchte und
höhere Temperatur als auf den entsprechend konventionell bearbeiteten Flächen. Die
hygrophile Art Clivina fossor erreichte auch auf Parabraunerde nennenswerte Laufakti
vitätsdichten, bevorzugte aber auch dort die alternativen Felder. Sie bewohnt selbstge
grabene Erdgänge, und es scheint, daß sie auf die Bodenverdichtung, die oft bei kon
ventioneller Nutzung auftritt, negativ reagiert. Amara fülva ist die einzige Art dieser
Gruppe, die auch unter konventioneller Bewirtschaftung hohe Aktivitätsdichten er
reichte.
Auch die speziell den Agrarökosystemen zugeordneten arvicolen Spezies erreichten
mit etwa 15 % eine recht hohe Gesamtdominanz. Sie besaßen generell und zum Teil sehr
deutlich auf den alternativen Flächen größere Aktivitätsdichten. Bis auf Bembidion lampros
und Poecilus cupreus gelten diese Arten als xero- oder thermophil, sie reagieren daher
ähnlich wie viele arenicole Arten. Auch der ehemals auf bindigen Böden häufige Carabus
auratus hat sich fast ganz auf die Flächen unter alternativer Nutzung zurückgezogen. Nur
B. lampros und zum Teil auch Harpalus rufipes kamen aus dieser Gruppe noch auf kon
ventionell bewirtschafteten Flächen vor.
Einen Dominanzanteil von 18 % hatte die Gruppe der phytodetriticol lebenden Arten,
die insgesamt häufiger auf konventionell genutzten Äckern gefunden wurde. Hier traten
im Vergleich zur alternativen Bewirtschaftung durchschnittlich 88 % höhere Aktivitäts
dichten auf. Die Hauptvertreter sind Bembidion tetracolum, der bindige Böden zu be
vorzugen scheint, sowie Platynus dorsalis und der Collembolen jagende Loricera pilicornis.
Die Gruppe der Praticolen umfaßt nur fünf Arten, die überwiegend auf den Podsolen
vertreten sind. Sie erscheinen dort häufiger auf den feuchteren Biotoptypen mit konven
tioneller Nutzung. Allein Poecilus versicolor geht auch nennenswert auf Parabraunerde
über, wo er besonders im Getreide auf alternativen Anbauflächen häufiger vorkommt.
Der Anteil dieser Gruppe an der Gesamtaktivitätsdichte beträgt etwa vier Prozent.
Indifferent gegenüber der Bewirtschaftungsweise verhalten sich die Gruppen der
420
ripicolen und silvicolen Laufkäfer. Da bei ihnen die hygrophilen Arten überwiegen,
treten sie wesentlich häufiger auf den Parabraunerden auf. Die ripicole Gruppe ist mit
insgesamt fünf Arten und einer Dominanz von ca. drei Prozent die kleinste der ökolo
gischen Gruppen, wogegen die silvicole mit 15 Arten und etwa 12 % wesentlich häufiger
ist. In der silvicolen Gruppe befinden sich vor allem die größeren Laufkäfer wie viele
Arten der Gattung Carabus. Sie wandern aus ihren Überwinterungshabitaten in Wald
rändern und Wallhecken in die Felder ein.
Insgesamt ergibt sich somit, daß die Biozönose der Halm- und Hackfruchtfelder hin
sichtlich der Laufkäfer neben überwiegend eurytopen Arten in der Hauptsache aus
phytodetriticolen, arenicolen, arvicolen und silvicolen Arten besteht. Die ripicolen und
praticolen Arten spielen dagegen in ihrer Artenzahl und Abundanz auf den untersuchten
Flächen keine wesentliche Rolle.
Vergleicht man die Dominanzstruktur der Laufkäfer (Tab. 4) mit der der Spinnen
(Tab. 2) wird deutlich, daß zum einen eine wesentlich größere Anzahl von Arten im
Dominanzgerüst bis 80 % auftreten. Zum anderen sind meist auf den alternativ bewirt
schafteten Flächen mehr Arten am Dominanzgerüst beteiligt als auf den konventionell
genutzten Äckern. Bei den Araneida zeigte sich diese letztere Tendenz nicht.
Die Dominanzsequenz aller Proben der Parabraunerde- und Podsolfelder wird von
Pterostichus melanarius mit über 25 % angeführt. Auf ihn folgen Bembidion lampros (11 %),
Tab. 4: Dominanzstruktur der einzelnen Ackerbiotope. Artenzahlen der Laufkäfer (Carabidae), die
Dominanzgrenzen zwischen 50 % und 80 % erreichen bzw. überschreiten. Der Artenrest beinhaltet
die Anzahl der übrigen Arten (n) und deren Gesamtdominanz.
(a = alternative, k = konventionelle Bewirtschaftung)
Podsol Getrei- a 5 6 8 12 39 19 %
de
k 4 5 6 9 41 20 %
Mais k 1 1 2 5 18 20 %
Hack- a 2 2 3 4 26 20 %
frucht
k 1 2 4 7 26 19 %
P ara Getrei- a 4 5 7 9 32 19 %
brauner de
k 2 3 4 6 19 17 %
de
Hack- a 2 3 5 7 22 18%
frucht
k 2 3 4 6 23 17 %
421
Platynus dorsalis (9 %), B. tetracolum, Pt. niger und die nur auf Podsol vertretene Amara ful-
va (je 6 %) sowie Broscus cephalotes, ebenfalls nur auf Podsol, und Trechus quadristriatus (je
4 %). Oberhalb der Marke von 3 % liegen ferner Clivina fossor und Carabus gramdatus, so
daß das Dominanzgerüst, wie bei den Empidoidea, aus zehn häufigen Arten besteht.
Auf den Feldern der Parabraunerde ist Pt. melanarius mit über 35 % die dominierende
Art. PL dorsalis und Pt. niger schließen sich mit je 9 % an. In Abständen von je einem
weiteren Prozentpunkt folgen die Arten B. tetracolum, T. qudristriatus, B. lampros, C. granu-
latus und Lasiotrechus discus. Die relativ häufigste Art auf Podsolen ist B. lampros, sie ist
mit 17 % jedoch nicht so beherrschend wie Pt. melanarius auf der Parabraunerde. Dadurch
gestaltet sich hier die weitere Abstufung der Dominanzen gleichmäßiger. Es schließen
sich an Amara fulva (13 %), Pt. melanarius (12 %), B. cephalotes (10 %), PL dorsalis (8 %),
Clivina fossor (5 %), sowie Carabus cancellatus, Harpalus affinis, H. rufipes, Poecilus versicolor,
B. tetracolum und Loricera pilicornis (je 3 %).
Wie die Average-Clusteranalyse der Artenidentität nach J accard zeigt, grenzten sich
die Arteninventare von Laufkäfern und Spinnen der Parabraunerden und Podsole gut
gegeneinander ab (Abb. 2). Auf dem bindigen Boden ließen sich darüberhinaus ebenfalls
%
50
56
54
52
50
48
46
44
42
40
38
422
Podsol Parabraunerde
Empidoidea
Ma-kon Ha-kon Ge-kon G e-a lt H a -a lt G e -a lt H a -a lt Ge-kon Ha-kon
20
Abb. 3: Average-Clusterdiagramm der Artenidentitäten nach JACCARD von Langbein- und Tanz
fliegen (Empididae) aus Fotoelektoren im Vergleich verschiedener Ackerbiotope Schleswig-Holsteins
1987-89 (Abkürzungen wie in Abb. 2).
die beiden Bewirtschaftungsweisen voneinander trennen, obwohl sie sich in recht hohem
Maße ähnlich waren. So hatten auf Parabraunerde die Bewirtschaftungsweisen einen
größeren Einfluß auf die Artenzusammensetzung der Prädatoren der Bodenoberfläche als
die untersuchten Kulturfrüchte. Für die Podsolfelder trifft diese Aussage nur bedingt zu.
Sie standen sich mit einer Ähnlichkeit von unter 45 % nicht so nahe wie das Arteninven
tar der Parabraunerden. Es trennen sich im Dendrogramm eher die Kulturfrüchte von
einander als die Bewirtschaftungsweisen. Diese wirken sich daher auf diesem Bodentyp
wahrscheinlich nicht so stark auf die Biozönose aus wie auf den bindigen Böden.
Auffallend ist, daß das Arteninventar des Maisfeldes eher dem des Hackfrucht- als dem
des Halmfruchtfeldes glich.
Die Gradientenanalyse mit C anoco nach T er B raak (1988) auf der Basis der Tabellen
1 und 3 für Laufkäfer und Spinnen ergibt eine Aufteilung in vier Bereiche (Abb. 4). Dabei
erklären die Ordinationsachsen 1 und 2 zusammen 55,5 % der Gesamtvarianz zwischen
den untersuchten Synusien dieser Bodenarthropoden (Tab. 7). Die Synusien der zwei
Bodentypen und Bewirtschaftungsweisen werden deutlich voneinander getrennt. Die des
alternativ bewirtschafteten Getreidefeldes auf Parabraunerde liegt in der Ordination sehr
zentral. Sie ist damit am wenigsten von den übrigen unterschieden. Die deutlichste
423
Trennung besteht zwischen den Lebensgemeinschaften auf Podsolen mit konventionel
lem und alternativem Anbau, die sich sowohl untereinander als auch von der Parabraun
erde stark absetzen.
Die Korrespondenz-Analyse macht deutlich, daß die Zönose der untersuchten Präda-
toren der Bodenoberfläche hauptsächlich vom Bodentyp abhängig ist, in zweiter Linie
von dem Faktorenkomplex der Bewirtschaftungsweise und danach von der Kulturfrucht.
Abb. 4: CA-Korrespondenzanalyse der Ackerbiotope nach der Spinnen- und Laufkäferfauna (Ara
neida, Carabidae) aus Bodenfallen 1987-89.
424
Nach diesen Ergebnissen können im Agrarbereich vier voneinander getrennte Lebens
gemeinschaften der Laufkäfer und Spinnen unterschieden werden:
1. Podsol unter alternativer Bewirtschaftung
2. Podsol unter konventioneller Bewirtschaftung
3. Parabraunerde unter alternativer Bewirtschaftung
4. Parabraunerde unter konventioneller Bewirtschaftung
425
Tab. 5: Durchschnittliche Emergenzdichte der Langbein- und Tanzfliegen (Empididae) pro m2 und
Mont sowie deren ökologische Eingruppierung.
(alt = alternative, kon = konventionelle Bewirtschaftung)
E M P ID O ID E A Podsol P a ra b ra u n e rd e
m ittle re A n z a h l/ q m / M o n a t
(x = < 0 .0 5 ) G e tr e id e H a c k fru c h t M a is G e tr e id e H a c k fru c h t
A r te n u n d B io to p p rä fe re n z alt | kon alt | kon kon alt |kon alt | kon
e u ry to p
Bicellaria sulcata (Zett.) X
A rte n z a h l 5 2 4 1 3 2 - - - -
p r a t ic o l
Crossopalpus humilis (Frey) X
426
E M P I D O I D E A (F o r ts e tz u n g ) Podsol P a ra b ra u n e rd e
m ittle re A n z a h l/ q m / M o n a t
i x = < 0 ,0 5 ) G e tr e id e H a c k fru c h t M a is G e tr e id e H a c k fru c h t
A r te n u n d B io to p p rä fe re n z alt | kon alt |kon kon alt | kon alt | kon
p r a t ic o l (F o rts e tz u n g )
Medetera micacea Loew 0,1
Microphor holosericeus (Meig.) 0,3
Platypalpus articulatus Macq. 0,2 0,7 1,4 1,3 1,7 1,6 0,3
P. pallipes (Fall.) 0,1 0,1 0,1
P. praecinctus (Coli.) 0,2 0,1
P. pseudofulvipes (Frey) 0,1 0,1
P. pulicarius (Meig.) 0,4 0,2 0,2
P. rapidus (Meig.) 0,3 0,1
Sciapus longulus (Fall.) 2,1 2,2
S. vialis Radd. 0,1
S. wiedemanni (Fall.) 1,3 0,9 0,3 0,9 1,7
Sum m e 2 4 ,6 1,7 2 0,3 3,5 3,6 6,3 1,4 4,4 1,4
A rte n z a h l 18 4 5 1 5 3 8 7 6 7
r ip i c o l
Dolichocephala irrorata (Fall.) 0,2 0,3
Dolichopus cilifemoratus Macq. 0,3 0,1 0,1
D. linearis Meig. 0,1 0,1 2,6 1,3
D. occultus Beck. 0,1
D. trivialis Hai. 0,1 0,1
Hilara hirtella Coli. 0,1
H. lurida (Fall.) 0,1
Platypalpus annulatus (Fall.) 0,8 0,3 0,6 0,8
Sum m e 8,1 1,1 0,5 0,6 3,4 1,3 0,4 0,1 0,2 0,5
A rte n z a h l 8 3 3 1 2 1 2 1 2 3
s il v ic o l
Campsicnemus scambus (Fall.) 0,1
Chrysotimus molliculus (Fall.) 0,1
Dolichopus pennatus Meig. 0,1 0,1
Drapetis ephippiata (Fall.) 0,1
Empis nuntia Meig. 0,5 1,8
Hilara cingulata Dahlb. 0,1 0,1 0,1
H. flavipes Meig. 0,1 0,8 0,1
H. litorea (Fall.) 0,1 0,7 0,2
H. maura (Fahr.) 0,2 1,2
H. obscura Meig. 0,1 1 0,8
Medetera jacula (Fall.) 0,1 0,5
Phyllodromia melanocephala (Fahr.) X
Platypalpus australominutus Groot. 0,2 1,2 0,4 0,7 0,1 0,8 0,1 0,8
P. cothurnatus Macq. 0,3
P. luteicornis (Meig.) 0,1
P. maculipes (Meig.) 11,1 0,1
P. stabilis (Coli.) X 0,1 0,2
Rhamphomyia crassirostris (Fall.) 0,1
R. sulcata (Meig.) 0,7 0,1 0,2
Sciapus platypterus (Fahr.) X
427
E M P I D O I D E A (F o r ts e tz u n g ) Podsol P a ra b ra u n e rd e
m ittle re A n z a h l/ q m / M o n a t
(x = < 0 ,0 5 ) G e tr e id e H a c k fru c h t M a is G e tre id e H a c k fru c h t
A r te n u n d B io to p p rä fe re n z alt | kon alt | kon kon alt | kon alt | kon
silvicol (Fortsetzung)
Tachypeza nubila (Meig.) 0,1 0,1 X 0,9 0,1 0,1
Xanthochlorus tenellus Wied. X
A rte n z a h l 2 - - - - - 1 1 - -
Gesamtsumme 194,2 10,2 10,1 9,3 52,5 28,7 28,2 16,1 20,5 18,4
Gesamtartenzahl 81 24 35 16 43 27 26 22 25 25
indigen nachgewiesene Arten 17 22 11 35 19 24 15 18 17
nativer Bewirtschaftung erhöht. Bei den Kulturen auf Parabraunerde wurden dagegen
gleiche Artenzahlen bei den Hackfruchtfeldern sowie erhöhte Artenzahlen beim Alter-
nativanbau von Getreide festgestellt (Tab. 5).
Im Gegensatz zum Artenspektrum war der Schwerpunkt der durchschnittlichen Emer-
genzdichte pro Monat zu den eurytopen Arten hin verschoben, die mit einem Anteil von
61 % an der Gesamtemergenz (100 % = 194 Ind./m2 x 30 Tg) in den Fotoelektorfängen ver
treten waren. Bei den übrigen ökologischen Gruppen erreichte die Gesamtemergenzdichte
ihr Maximum bei den silvicolen (14 %) und praticolen (13 %) Arten, gefolgt von arvicolen
(6 %), ripicolen (4 %), arenicolen (1 %) und halotopophilen (< 0,5 %) Artengruppen.
Auf Podsolboden waren die durchschnittlichen Emergenzdichten mit 111 Ind./m2 und
Monat deutlich gegenüber den Werten für die Parabraunerden mit 83 Ind./m2 erhöht. Die
Emergenz erreichte auf Podsol im Getreide etwa gleich hohe Werte zwischen konventio
nell und alternativ bewirtschafteten Feldern sowie im Hackfruchtanbau deutlich höhere
Werte bei konventioneller Bewirtschaftung. Auf Parabraunerde wurde eine wesentlich
höhere Emergenz im Getreide sowie in der Hackfrucht eine leicht angestiegene Emergenz
bei alternativer Bewirtschaftung festgestellt (Tab. 5).
428
Tab. 6: Dominanzstruktur der einzelnen Ackerbiotope. Artenzahlen der Langbein- und Tanzfliegen
(Empididae), deren kumulative Dominanz Werte zwischen 50 % und 80 % erreichen bzw. überschrei
ten. Der Artenrest beinhaltet die Anzahl der übrigen Arten (n) und deren Anteil an der Gesamt
dominanz.
(a = alternative, k = konventionelle Bewirtschaftung)
Podsol Getrei- a 5 6 7 8 16 17 %
de
k 5 6 8 11 24 18 %
Mais k 4 6 8 11 16 18 %
Hack- a 3 4 5 7 9 19 %
frucht
k 4 6 8 11 32 18 %
Para Getrei- a 4 5 6 8 18 15 %
brauner de
k 1 2 4 6 16 16 %
de
Hack- a 4 4 5 7 18 14 %
frucht
k 4 4 5 6 19 18 %
ventris (7 %), Tachydromia aemula (7 %), P longiseta (5 %) sowie die silvicole Art P maculipes
(7 %), die arvicole Art P articulatoides (6 %) und die praticole P articulatus (4 %).
Bei den Podsolen zeigte die Dominanzstruktur in Hackfrucht- und Getreidekulturen in
der Verteilung der Individuenmengen auf die dominanten Arten relativ geringe Unter
schiede innerhalb der Bewirtschaftungsweisen. Betrachtet man aber das gesamte Arten
spektrum, fällt auf den konventionell bewirtschafteten Getreide- und Hackfruchtkulturen
der deutlich höhere Anteil rezedenter Arten im Vergleich zur alternativen Bewirtschaf
tung auf (Tab. 6).
Bei alternativ bzw. konventionell bewirtschafteten Kulturen auf Parabraunerde waren
die Unterschiede in der Dominanzstruktur am deutlichsten im Getreide ausgeprägt. In
konventionell bewirtschafteten Getreidefeldern war eine extreme Konzentration von
Individuen auf nur wenige Arten festzustellen, während bei alternativer Bewirtschaftung
deutlich ausgeglichenere Dominanzverhältnisse herrschten. In den unterschiedlich be
wirtschafteten Hackfruchtkulturen bestanden dagegen nur geringe Differenzen in der
Dominanzstruktur.3
429
B raak 1988) durchgeführt wurde, ergab deutliche Unterschiede in der zönotischen Zu
sammensetzung der Empidoidea (Abb. 3, 5).
Der größte Unterschied bestand bei der Empidoidea-Fauna zwischen Podsol und Para
braunerde, womit die primäre Rolle des Bodentyps auf die Faunenzusammensetzung
Abb. 5: CA-Korrespondenzanalyse der Ackerbiotope nach der Langbein- und Tanzfliegenfauna (Em
pidoidea) aus Fotoelektoren 1987-89.
430
Tab. 7: Varianz der faunistischen Daten nach der CA-Korrespondenzanalyse mit Angabe der Pro
zentsätze, die durch die jeweiligen Achsen als kumulative Varianz erklärt werden (alle Arten gleich
gewichtet).
E igen valu es A ra n e id a / 0 .2 5 2 0 .1 5 6 0 .7 3 6
C arab id ae
Em pidoidea 0.591 0 .3 4 5 1 .8 2 4
K um ulative A ra n e id a / 3 4 .3 5 5 .5
V a ria n z der C arab id ae
faunistischen
E m pidoidea 3 2 .4 5 1 .3
D aten [%]
deutlich wird. Bei gleicher Gewichtung aller Arten erklärt die Achse 1 bereits 32,4 % der
Varianz zwischen den Ackersynusien (Tab. 7). Die Synusien ordnen sich dabei auf der lin
ken Seite für Podsol und auf der rechten Seite für Parabraunerde an (Abb. 5). Als zweiter
differenzierender Faktor tritt die Bewirtschaftungsweise auf. Die Achse 2 erklärt dabei
zusätzlich 18,9 % der Varianz der Ackerfauna und trennt die Standorte unterschiedlicher
Nutzung. Insgesamt wurde durch die Ordinationsachsen 1 und 2 ein Anteil von 51,3 %
der Varianz zwischen den Synusien erklärt. Im Vergleich zur Carabidae- und Araneida-
Fauna war die Gesamtvarianz der Empidoideasynusie mit 1,8 deutlich höher (Tab. 7).
Eine Herabwichtung der rezedenten Arten ergab nur geringfügige Abweichungen in der
Varianz.
Auf Parabraunerde bestanden die größeren Unterschiede zwischen alternativen und
konventionellen Anbauverfahren. Diejenigen zwischen den Kulturen mit Hackfrucht und
Getreide waren dagegen deutlich geringer ausgeprägt. Auf Podsol traten die Differenzen
durch unterschiedliche Bewirtschaftungsweisen dagegen stark zurück, während die
zwischen Hackfrucht- und Getreidekulturen etwas deutlicher waren (Abb. 3, 5).
Auf Grund dieser Untersuchungen lassen sich im Agrarbereich vier deutlich voneinan
der abgegrenzte Lebensgemeinschaften der Empidoidea unterscheiden:
1. Parabraunerde mit Getreide und Hackfrucht alternativer Nutzung
2. Parabraunerde mit Getreide und Hackfrucht konventioneller Nutzung
3. Podsol mit alternativ und konventionell angebautem Getreide
4. Podsol mit alternativ und konventionell angebauter Hackfrucht inclusive Mais.
Diskussion
431
kant unterschiedliche Zusammensetzung der Fauna gekennzeichnet (Irmler & H eyde-
mann 1988, M eyer & H eydemann 1990).
Dies gilt hinsichtlich der Spinnen und L au fk äfer auf Ackerböden in erster Linie
für die Bodentypen, auf denen sich unterschiedlich zusammengesetzte Lebensgemein
schaften aufbauen (H eydemann 1964, 1983). Auf Parabraunerde haben bei den Spinnen
speziell Bathyphantes gracilis und Porrhomma pygmaeum ihren Verbreitungsschwerpunkt,
Erigone dentipalpis, Oedothorax fuscus und Pachygnatha degeeri bevorzugen dagegen Pod-
sole. Mit der Ausnahme von P. pygmaeum bestätigen dies auch Untersuchungen auf dem
Versuchsgut Hohenschulen (westl. von Kiel) sowie bei Bollingstedt und einem weiteren
Betrieb in Hasenmoor (H ugenbusch , mdl. Mitt.). Meioneta rurestris und Erigone atra
können als in allen Biotoptypen gleichmäßig vertreten bezeichnet werden, wobei E. atra
die häufigste aller Spinnenarten der Bodenoberfläche unserer Ackerbiotope darstellte.
Die Untersuchungen von N yffeler (1982) in der Nähe von Bern bestätigen E. atra als die
dominierende Linyphiidae der Bodenoberfläche.
Die häufigsten Spinnen des Ackers kennzeichnet eine eurytope Verbreitung. Daß keine
nennenswerten Unterschiede bezüglich der Aktivitätsdichte auf konventionell bzw. alter
nativ genutzten Flächen auftraten, unterstreicht diese Eigenschaft. Für die große Anzahl
der subrezedenten Spinnenarten kann wegen ihres nur sporadischen Auftretens keine
Aussage über die Bevorzugung der einen oder anderen Bewirtschaftungsform gemacht
werden. Die gemeinsame Ordinierung der Bodenoberflächenfauna (Laufkäfer und Spin
nen) ergibt für die Feldbiotope jedoch eine deutliche Trennung in Bezug auf die Anbau
methoden. Dies wird somit in erster Linie durch die Verteilung der Laufkäfer bestimmt. -
Auch eine Herabwichtung der subrezedenten Laufkäfer- und Spinnenarten zeigte in der
Korrespondenz-Analyse keine nennenswerten Abweichungen im Ergebnis.
Die Laufkäfer sind in etwa gleicher Artenzahl wie die Spinnen auf den Äckern vertre
ten. Auch bei ihnen ist die Mehrzahl der Arten eurytop. Im Vergleich zu der Arbeit von
H eydemann (1953), der ca. 90 Laufkäferarten auf Feldern bindiger und sandiger Böden
nachweisen konnte, wurden in unseren Untersuchungen mit 79 Arten etwa 11 Arten
weniger festgestellt. Eine Analyse der Artenübereinstimmung ergab, daß insgesamt
31 Arten der Liste H eydemanns (1953) in unseren Felduntersuchungen nicht aufgetreten
sind, während 20, meist subrezedente Arten, von H eydemann nicht gefunden wurden.
Hier deuten sich langfristige Verschiebungen in der Artenzusammensetzung an. Ge
nauere Auswertungen dazu sind an einem umfangreichen Probenmaterial der 70er und
80er Jahre bereits begonnen worden (Blume et al. 1993).
Ein Vergleich mit anderen mitteleuropäischen Regionen zeigt, daß allgemein die
Herbstart Pterostichus melanarius einen wesentlichen Anteil am Dominanzgerüst der
Acker-Laufkäferfauna bildet (Müller 1968, Basedow et al. 1976, L ienemann 1982, Topp
1982, T haler et al. 1977). Zu diesem Dominanzgerüst gehören auch Bembidion lampros
und Platynus dorsalis, der im Norden Europas jedoch nicht stetig auf den Feldern vertre
ten ist (Wallin 1985). In Schweden spielen darüberhinaus noch Poecilus cupreus und
Harpalus rufipes auf Getreidefeldern eine entscheidende Rolle. In den Untersuchungen
von E ricson (1978) waren sie zusammen mit Pt. melanarius die drei häufigsten Arten auf
Wintergetreidefeldern. P. cupreus, der in Oberfranken mit die häufigste Art auf einem
Sommergerstefeld war (Topp 1982), und H. rufipes sind in Schleswig-Holstein nur unwe
sentlich am Dominanzgerüst beteiligt. Dies bestätigt auch die Arbeit von B asedow &
Rzehak (1988). Die zuletzt genannten vier Laufkäferarten sind, mit Ausnahme der
Herbstart H. rufipes, Frühjahrsarten, die sich bis in den Herbst auf den Äckern halten.
Broscus cephalotes, Calathus melanocephalus und Syntomus foveatus sind typische Vertreter
auf den Podsolen, die in dieser Untersuchung häufiger auf den alternativ genutzten
Schlägen auftraten. Carabus hortensis und C. cancellatus sowie Amara fulva waren dagegen
432
auf konventionellen Flächen häufiger. Für die Carabus-Arten ist jedoch zu vermuten, daß
für ihr bevorzugtes Auftreten hier eher die an diese Felder grenzenden Waldbiotope und
Feuchtwiesen als die Bewirtschaftungsweise eine Rolle spielte. Basedow (1987) gibt an,
daß C. cancellatus fast ganz aus den Feldern verschwunden ist, dieser Laufkäfer scheint
sich hier als praticole Art aus dem an das Untersuchungsfeld angrenzenden Grünland
rekrutiert zu haben. Sandbodenarten, die auf die Bewirtschaftungsform nicht reagierten,
waren Amara bifrons, A. spreta und A. apricaria.
Auf Parabraunerde bevorzugten Carabus auratus, C. nemoralis, Bembidion lampros, Harpa-
lus affinis, H. rufipes, Poecilus versicolor und Clivina fossor Felder mit alternativer Nutzung.
Die Untersuchungen von B asedow & Rzehak (1988) zeigen für C. auratus das gleiche
Ergebnis, auf organisch-biologisch bewirtschafteten Winterweizenfeldern gehörte er dort
zu den drei häufigsten Arten. Eine so große Dominanz kann aus unseren Untersuchun
gen nicht bestätigt werden. Mit Ausnahme von CI. fossor wird das Verhalten dieser
Laufkäfer auch von H ugenbusch (mdl. Mitt.) bestätigt. Die hygrophilen Arten Nebria
brevicollis und Platynus assimilis traten in unseren Untersuchungen häufiger auf Feldern
konventioneller Bearbeitung auf. Dies scheint jedoch eher ein Zufallsergebnis zu sein, da
dies weder mit Ergebnissen von H ugenbusch noch mit denen von B asedow & Rzehak ,
die beide ebenfalls in Schleswig-Holstein stattfanden, übereinstimmt.
Unabhängig vom Bodentyp verteilten sich die phytodetriticolen Arten Loricera pilicornis
und Platynus dorsalis, jedoch mit einer Tendenz zu konventionell bearbeiteten Feldern.
Für diese Tiere scheint das Habitat Phytodetritus eher der entscheidende Faktor zu sein
als der Biotoptyp.
Ein Vergleich der Laufkäfer-Zönose in Maisfeldern der pannonisch-kontinentalen Re
gion Ungarns (L övei 1984) mit Schleswig-Holstein ergab erwartungsgemäß nur eine
geringe Übereinstimmung. Harpalus rufipes, Broscus cephalotes und Pterostichus melanarius
sind die einzigen häufigeren Arten, die in beiden Regionen Vorkommen. Sie gehörten auf
dem ungarischen Maisfeld mit 50 %, 6 % bzw. 5 % zu den vier dominierendsten Arten,
während in Schleswig-Holstein dies die Arten Amara fulca (27 %), Bemdidion lampros
(22 %), B. tetracolum (9 %) und Platynus dorsalis (8 %) waren. Danach folgten Br. cephalotes
und Pt. melanarius mit auch etwa 5 %.
Der hohe Indigenitätsgrad der E m pidoidea von mindestens 83 % bezogen auf das
gesamte Arteninventar belegt den hohen Nutzungsgrad der Agrarökosysteme durch die
se Dipterengruppe. Als Rekrutierungsquelle dienen ihnen hauptsächlich die in Feldnähe
gelegenen Wald- und Rasenbiotope, was aus der festgestellten Dominanz silvicoler und
praticoler Artenzahlen deutlich wird. Eine hohe Dominanz praticoler Arten im Agrar
bereich wird auch durch die Untersuchungen von F roese (1983) in Süddeutschland auf
Parabraunerde belegt.
Podsole mit niedrigem Sorptionsvermögen bzw. hoher Perkolationsrate weisen deut
lichere Unterschiede zwischen den angebauten Kulturen im Vergleich zu unterschied
lichen Bewirtschaftungsweisen bei gleichem Kulturfruchttyp auf. Die bei konventioneller
Bewirtschaftung eingesetzten Agrochemikalien haben gegenüber den Parabraunerden
vermutlich kürzere Einwirkungszeiten auf die Larvenpopulationen im Oberboden, so
daß die Beeinflussung der Emergenzraten geringer ist.
Für die merkliche Erhöhung der Artenzahlen bei konventioneller Bewirtschaftung von
Getreide sowie für die deutlich erhöhten Artenzahlen und Emergenzdichten im konven
tionellen Hackfruchtanbau müssen allerdings noch andere Faktoren ausschlaggebend
sein. Möglicherweise spielen hier Temperatur und Trockenstress eine Rolle, die in den
alternativ bewirtschafteten Feldern auf Grund geringerer Pflanzendichten deutlicher in
Erscheinung treten als auf den konventionell bewirtschafteten Feldern (H ugenbusch
mdl. Mitt.).
433
Parabraunerden mit hohem Sorptionsvermögen zeigen bei den Emergenzfängen der
Langbein- und Tanzfliegenfauna dagegen deutliche Unterschiede hinsichtlich der Bewirt
schaftungsweisen. Sie beruhen vermutlich auf einer gewissen Empfindlichkeit der Lar
valstadien gegenüber Agrochemikalien, denen sie besonders lange ausgesetzt sind.
Da die Larvalentwicklung der meisten Empidoidea zwischen April/Mai und Juni be
endet wird, wirken sich besonders die Pflanzenbehandlungsmaßnahmen des Frühjahrs in
den Getreidekulturen negativ auf Artenzahlen und Gesamtemergenzen aus. Nach
H eynen & W übbeler (1990) besiedeln die Empididae recht gleichmäßig den Pflug
horizont von 0-30 cm Tiefe, der auch als Hauptsorptionsraum für Agrochemikalien anzu
sehen ist. Im Gegensatz zu den Saugfangergebnissen von K lumpp (1990), die in der Vege
tationsschicht von Winterweizen und Betarübenfeldern durchgeführt wurden, ist der
Kulturtyp bei Parabraunerden also hier nicht der entscheidende Faktor für die Emergenz-
dichte.
Diese Unterschiede beruhen vermutlich auf der Schwierigkeit, Saug- und Emergenz-
fänge miteinander zu vergleichen, da bei Saugfängen nicht zwischen larvalen und imagi-
nalen Lebensraumzugehörigkeiten unterschieden werden kann. Bei den Fotoelektoren ist
dagegen die eindeutige Zuordnung der indigenen Fauna zumindest für die zweite
Fangperiode nach der Aufstellung möglich.
Auch das Beuteangebot an Dipteren, das für den Aufbau überlebensfähiger Hybotidae-
Populationen erforderlich ist, zeigt nach K lumpp (1990) eine Abhängigkeit von der Be
wirtschaftungsintensität. Ein ausreichendes Angebot und damit hohe Abundanzen der
Hybotiden wurden von K lumpp (1990) stets nur auf mäßig konventionell bzw. auf alter
nativ bewirtschafteten Weizenfeldern festgestellt. Intensive konventionelle Bewirtschaf
tung vermindert dagegen deutlich das Beuteangebot und damit die Populationsdichte
nützlicher Prädatoren im Agrarbereich, was ebenfalls der von uns festgestellten Tendenz
einer Emergenzminderung bei konventioneller Nutzung auf Parabraunerde entspricht.
Eine Anzahl von Arten bevorzugt zur optimalen Populationsentwicklung eine mittlere
Bodenfeuchte und nicht zu hohe Bodentemperaturen. Auf Podsolen werden deshalb
leicht die konventionell bearbeiteten Bereiche bevorzugt, die nach H ugenbusch (mdl.
Mitt.) durch höhere Halmdichten und dadurch etwas niedrigere Temperaturen und
höhere Feuchte gekennzeichnet sind. Auf Parabraunerde bevorzugen diese Arten, falls
sie dort vertreten sind, dagegen häufig die etwas trockneren alternativ bewirtschafteten
Felder. Beispiele dafür sind die hier nur auf Podsol nachgewiesenen Arten Dolichopus
linearis (ripicoll) und Platypalpus maculipes (silvicol) sowie die auf beiden Bodentypen vor
kommenden Arten Hercostomus praeceps (praticol), Platypalpus articulatoides (arvicol) und
P. articulatus (praticol).
Viele der hier untersuchten Räuber kamen mit hoher Abundanz in den untersuchten
Agrarökosystemen vor und stellen deshalb ein bedeutendes Potential zur Selbstregula
tionsfähigkeit von Schädlingspopulationen dar. Als Beispiele seien dafür bei den Dip
teren die Tanzfliegengattung Platypalpus mit 23 Arten, deren Imagines sich hauptsächlich
durch den Fang von Weizengallmücken, Halmfliegen, Minierfliegen und Ephydriden er
nähren (Klumpp 1990, Stark 1990, Stark & W etzel 1987) genannt.
Ein Vergleich von Parabraunerde-Agrarökosystemen in Schleswig-Holstein mit solchen
in Mittel- und Süddeutschland sowie in England bestätigt die bedeutende Rolle der
Hybotidae, die auch dort artenreich vertreten sind. Das Arteninventar ergab auf den
Parabraunerden eine recht gute Übereinstimmung zu den Untersuchungen bei Halle
(Stark 1990, Stark & W etzel 1987), Gießen (Klumpp 1990), bei Neckarsulm (F roese
1993) und bei Rothampsted (Jones 1976). Die Artenidentität erreichte nach dem Jaccard-
Index Werte zwischen 31 % in Mitteldeutschland, 36 % in Süddeutschland und 35 % in
England. Bei der Familie der Dolichopodidae traten dagegen mit 7 % Artenidentität zu
434
Süddeutschland deutliche Unterschiede auf. Ein Vergleich der Familien Dolichopodidae
und Empididae in den übrigen Regionen ist wegen zu unvollständiger Angaben in den
bisherigen Untersuchungen nicht möglich. Ebenso bestehen keine Vergleichsmöglich
keiten zu Agrarökosystemen auf Podsol. In den Agrarökosystemen Schleswig-Holsteins
bilden aber auch diese Gruppen deutliche Schwerpunkte und sind deshalb ebenfalls von
ökologischer Bedeutung für die Agrarsynusie.
Zusammenfassung
435
Danksagung
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Anschriften der Verfasser:
Dr. Hein-Arnold Steinborn
Zoolog. Institut - Abtlg. Angew. Ökologie/Küstenforschung