Papers by Achim Szepanski
Das Glas ist nach Benjamin der Feind des Geheimnisses. Der Wunsch des Glasfetischisten verendet w... more Das Glas ist nach Benjamin der Feind des Geheimnisses. Der Wunsch des Glasfetischisten verendet wie das Begehren der TherapieKonsumenten ohne Erinnerung, denn dem Objekt, das den Wunsch auslöst, haftet ein eigentümlicher Mangel an. Das gläserne Material trübt die reine Durchsichtigkeit und Unsichtbarkeit, deren Herstellung es doch dienen soll, zumindest leicht und ist daher nicht eben so unsichtbar wie der reine Raum, der die Form der reinen Anschauung re präsentiert. Diese Form enthält ein bestimmtes Prinzip, nach dem das Erkenntnisvermögen die äußeren Eindrücke ordnet. Für Kant stellt sich die Erfahrung der äußeren Gegenstände, ja des Raumes, aber nie selbst räumlich dar, so daß wir den leeren Raum nicht sichten. Wenn man durch das Glas aber hindurchsieht, sieht man es noch selbst. So füllt der Glasbau im Jetzt eine Leere aus, deren Wahrheit verborgen werden soll. Ähnlich ist der Wertgegenständlichkeit, der Fülle 'durch sichtiger Arbeitsgallerte' (Marx) eine diffuse T...
Financial Capital in the 21st Century, 2022
Kapital und Macht im 21.Jahrhundert, 2018
Achim Szepanski
Kapital und Macht im 21. Jahrhundert
Achim Szepanski legt eine umfassende S... more Achim Szepanski
Kapital und Macht im 21. Jahrhundert
Achim Szepanski legt eine umfassende Studie zur Logik und Existenzweise des Kapitals im 21. Jahrhundert vor. Er bemüht sich um ein radikal marxistisches Verständnis der intrinsischen Rolle, welche das moderne Finanzsystem für den gegenwärtigen Kapitalismus spielt. Wenn das Kapitalprinzip der Motor des atmenden Monsters namens Gesamtkapital ist, dann ist das finanzielle System dessen Zentralnervensystem.
Das neoliberale Modell der Finanzialisierung erweist sich als ein Bündel von effektiven Strategien, durch die seit den 1970er Jahren die ökonomische Weltordnung umstrukturiert, globalisiert und vertieft wird. Diese Ordnung besteht aus komplexen Netzwerken, in denen die Großbanken mit ihrer Potenz zur Kreditschöpfung, die Versicherungen und die Hedgefonds wichtige Positionen einnehmen. Diese Institutionen betreiben im 24/7-Modus die Vermehrung des spekulativen Kapitals, dessen Instrumente die Derivate sind.
Selbst in ihren differenziertesten Versionen stehen die Derivate für eine neue Form des spekulativen Geldkapitals und eine Technologie des abstrakten Risikos, das die kapitalistischen Machtbeziehungen weltweit organisiert. Das spekulative Kapital produziert nicht nur die Bedingungen der eigenen Kreisläufe, sondern dringt tief in die Strukturen der industriellen Produktion und in das alltägliche Leben ein. Das Finanzsystem muss schließlich in der Funktion eines führenden produktiven Players in der Weltökonomie untersucht werden, um die Logik und Existenzweise des globalen Kapitals zu verstehen.
Achim Szepanski is presenting an extensive study on the logic and the existence of the capital in the 21st century. He strives for a radically Marxist understanding of the intrinsic role that the modern financial system plays for present capitalism. If the capitalist principle is the engine of the breathing monster called total capital, then the financial system is its central nervous system.
The neoliberal financialization model proves to be a bundle of effective strategies through which the economic world order has been restructured, globalized and developed. This order consists of complex networks where large banks, with their power of credit formation, insurance companies and hedge funds occupy important positions. These institutions drive the increase of speculative capital on a 24/7 basis, the instruments of which are derivatives.
Even in their most exotic forms, derivatives represent a new form of speculative money capital and a technology of abstract risk, which organizes capitalist power relations worldwide. Speculative capital not only creates the conditions of its own cycles, but also deeply penetrates the structures of industrial production and man’s everyday life. The financial system must finally be examined as a leading player in world economy, in order to understand the logic and the existence of global capital.
Financial Capital This is a very short summary of the analysis financial capital, which i explore... more Financial Capital This is a very short summary of the analysis financial capital, which i explored en detail in my books Capitalization1 & 2 and in Non-Marxism. Capital is a social-economical relationship, which is driven by the profit motive. A huge range of economical phenomena is determined by a small set of operative principles, in which actual events circulate around the always moving centers of gravitation. This could be named as the systemical modus of a turbulent regulation. To understand the term capital we use the vocabulary of the french philosopher François Laruelle. He speaks about the logic of unilateral duality, in which two terms ars subsumed not by a third term, but by the one term. The two terms and the relation are immanent to the one term. The second term is a clone of the one. Two or more terms are always determined by the one. This includes the principle of idempotency 1+1=1. For a defintion of capital this could mean to understand capital itself as a unilateral logic, within the term capital (and labour) is not unified by a third term (abstract work), but is determined by the first term (Gesamtkapital)-besides class struggle is the determinating instance. All terms (the second term stands for commodity, money, production, labour power etc.) and the circulaton of capital (Money-Commodity-Production-Commodity`-Money`), which affects the individual capital, are immanent to the first term (capital as Gesamtkapital). Capital can not be understood as a positive value, but as a virtual process, whereby the negative-debt-is the positive condition for capitalist production and circulation; capitalization or capital is the production of debt sui generis.The first M of the circulation M-C-M` has to be differentiated even more. The place of capital, with wich every circulation of individual capital starts, is occupied by two capitalists: the money capitalist and the industrial capitalist. Within the big stock corporations the industrial capitalists are at the same time the holder of fictitious capital, which makes them at once financial capitalists. As capital has the capacity to be an end in itself, it is without measure. The famous formula M-C-M` signifies, that the surplus is injected as a quantity into the tautological chain M-M`. On the hyphen of M and M` a mediation must take place, which is for Marx the difference between the exchange value and the use value of labour power, whereby at the end of the process more money is written in the books than it was written in the beginning. With the term »Gesamtkapital« the excess of capital is limited. Quasi-transcendentality of capital (capital as a whole) means, that corporations apriori are subsumed under the logic of surplus, which sets conditions through competition.
In dieser Besprechung des Buches von Moore geht es darum, einige wichtige Linien der Argumentatio... more In dieser Besprechung des Buches von Moore geht es darum, einige wichtige Linien der Argumentation nachzuzeichnen. Kritik an seinem Theorieansatz wird dabei nur am Rand vermerkt, wie es hier auch unmöglich ist, auf das reichhaltige empirische Material einzugehen, das Moore heranzieht, um seine grundlegenden Thesen zu stützen.
Was würde es bedeuten, wenn Marxens Problematik im Kapital, entgegen der üblichen Interpretations... more Was würde es bedeuten, wenn Marxens Problematik im Kapital, entgegen der üblichen Interpretationsversuche, mit der asketischen Existenzaussage »Es gibt Kapital« beginnt? Könnte dann die Reproduktion des Kapitals noch die eines »automatischen Subjekts« meinen? Oder bezeichnete sie eben nur dieselbe Reproduktion, d. h., die Wiederholung der impliziten Formen kapitalistischer Produktion, dies allerdings nicht allein im Sinne einer nackten Wiederholung, welche die Invarianz hervorhebt, sondern auch in jenem einer komplexen Wiederholung, mit deren Begriff das Kapital als differenzielle Gesamtheit zu konstruieren ist. In diesem Kontext wird zu diskutieren sein, ob sich der Term ökonomische Basis als »Determination-in-der-letzten-Instanz« mit dem Begriff der Quasi-Transzendentalität des Kapitals und schließlich der Kontingenz des gegenwärtigen spekulativen Kapitals verträgt.
En passant führt Szepanski im ersten Band der Schrift »Kapitalisierung« in einige der wesentlichen Begriffe der »Non-Philosophie« von Deleuze/Guattari und François Laruelle ein. Im Zuge der Konstruktion eines Non-Marxismus versucht Szepanski im Durchgang durch die Marx'schen Texte eine Beschreibung des Phänomens der Kapitalisierung vorzunehmen. Dies bedeutet, spezifische Marx'sche Problematiken, die mit Begriffen wie Wert, Geld, Mehrwert, Kapital etc. konnotiert sind, als begriffliches Material zu verdichten, um sie im Kontext diverser marxistischer Theorieansätze auf ihre immanenten und transzendenten Momente hin zu untersuchen. Herangezogen werden u. a. die um das ökonomische Mathem und die Aktualisierung des Differenzianten Wert kreisende semio-ökonomische Analyse von Harald Strauß, die von Derrida inspirierte Lesart eines Marx der unabschließbaren Texte bei Hans-Joachim Lenger oder die fragmentarischen Passagen eines Hans-Dieter Bahr zum maschinellen Mehrwert.
Für François Laruelle ist die Philosophie definitiv das älteste Vorurteil. Natürlich haben die Ph... more Für François Laruelle ist die Philosophie definitiv das älteste Vorurteil. Natürlich haben die Philosophen etwas ganz anderes im Blick, wenn sie sich immer wieder die Frage »Was ist Philosophie?« stellen; oft genug wollen sie sich mit der Beantwortung dieser Frage erneut dem Ursprung des Denkens zuwenden oder zu den ersten Prinzipien der Philosophie zurückkehren oder die Philosophie zumindest von diesem Ursprung aus neu interpretieren. Fast alle Philosophen, von Kant über Foucault bis hin zu Deleuze/Guattari haben sich obige Frage gestellt, um sie bis in die unterschiedlichsten Verästelungen und Faltungen hinein zu beantworten, nicht so aber Laruelle, der die Frage nicht nur nicht beantworten will, sondern sich sogar weigert, diese Frage überhaupt zu stellen. Wenn Laruelle sich eine Frage stellt, dann ist es die fast schon vulgäre Frage »Warum Philosophie?«, um aber im gleichen Atemzug die Frage zu stellen »Warum nicht keine Philosophie?«. Und Laruelle fragt, wenn überhaupt, nicht nach den ersten Prinzipien der Philosophie, sondern er spricht stets von den letzten Prinzipien, genauer von der letzten Instanz. Das laruellsche Eine, sein wichtigster Name für das Reale, dem zentralen Begriff der Nicht-Philosophie, ist weder ein erster Beweger noch eine erste Substanz. Umgekehrt ist das laruellsche Eine der letzte Beweger, ein Endliches und immanent Reales. Laruelle tendiert also keineswegs dazu, zu den Ursprüngen oder zu den ersten Prinzipien der Philosophie zurückzukehren, und wenn Laruelle sich der Philosophie zuwendet, dann macht er sich auf die Suche nach den letzten Prinzipien, was allerdings nicht chronologisch zu verstehen ist oder etwa als ein letzter Trumpf ausgespielt werden könnte. Laruelles letzte Philosophie fungiert immer nur im Sinne der Determinationin-der-letzten -Instanz; es geht ihm um die immanente und endliche Letzlichkeit, die nichts zu übersteigen braucht und die keine philosophische Mediation im Sinne der Reflexion auf etwas oder des Bewusstseins hinsichtlich etwas bedarf. In seiner Schrift Non-Photographie/Photo-Fiktion behauptet Laruelle, dass die Philosophie permanent das Spiel der Spiegelung der Welt betreibe, der Verwechslung zwischen dem Spiegel, der Dubletten erzeuge, und dem Bildschirm der Theorie, der ja nur Klone anzeige. (Laruelle 2014: 157) Und zugleich sei die Philosophie nur in der Lage zu sagen, was sie tut, wenn sie sagt, was sie sagt. Philosophie funktioniert hier als ihr eigenes formal-pragmatisches Metavokabular. Diese mehr oder weniger Hegel`sche Struktur einer praktisch-theoretischen Suffizienz zeigt die operative Geschlossenheit des philosophischen Denkens an. Für Alexander Galloway ist die Philosophie sui generis in der Unterscheidung begründet und das macht sie digital (das selbst und der andere) -die Teilung von Eins in Zwei wuchert in den philosophischen Begriffen wie Opposition, Reflexion oder der Relation zwischen zwei oder mehreren Elementen fort. (Vgl. Galloway 2014: 25f.) Laruelle setzt gegen die Dualismen der Philosophie (Denken/Sein, Erscheinung/Wesen, Sein/Seiendes, Reales/Repräsentation, Subjekt/Objekt etc.), die alle eine ontologische Ambiguität inhärieren, fast schon dogmatisch auf die Immanenz des Einen, ja die Totalität des Einen, die aber eine quasi-Totalität oder eine falsche Totalität ist, insofern sie ohne einen zureichenden Grund bleibt. Das Eine ist niemals das Ganze LARUELLE UND DIE NON-PHILOSOPHIE VON ACHIM SZEPANSKI Für François Laruelle ist die Philosophie definitiv das älteste Vorurteil Laruelle zufolge stellen bisher ausnahmslos alle Philosophien, die an der Schnittstelle von Metaphysik und Epistemologie verweilen, die Frage nach dem Realen im Zuge einer begrifflichen Repräsentation folgendermaßen: Epistemologie als die Analyse des Problems, wie man erkennt, was ist, kreuzt sich je schon mit Metaphysik, der Exploration dessen, was ist. Im Zuge der Transzendentalphilosophie eines Kant wird nicht die Frage präferiert, was etwas ist, sondern, was die Bedingungen der Möglichkeit für die Erkenntnis eines X sind. Wenn Platon noch nach der Wahrheit fragt, so fragt Kant nach den Bedingungen der Möglichkeit von Wahrheit. Für Laruelle zeichnet sich der Großteil der kontinentalen Philosophien gerade dadurch aus, dass sie Entscheidungen darüber treffen, was für sie eine Bedingung der Möglichkeit (von Wahrheit) darstellen könnte.
Frieden -je näher man hinschaut desto fremder schaut es zurück. Zur Kritik einer deutschen Friede... more Frieden -je näher man hinschaut desto fremder schaut es zurück. Zur Kritik einer deutschen Friedensbewegung Freiburg (ça ira-Verlag 1984), S. 37 -50. Wer Zukünftiges, das als eine Vision des Schreckens den Bedrohten begegnet, nur noch verhindern will, fällt in das Kontinuum linearer, entqualifizierter Geschichtszeit. Obgleich jede gesellschaftliche Struktur in der geschichtlichen Zeit existiert, produziert der Mechanismus des Kapitals seine eigene, objektive Zeit. Zeit ist eingelassen in die Reproduktion einer Produktionsweise, deren innerer Motor, Verwertung von Kapital, kein Ende kennt. Im Zeitbild der modernen Uhr, an dem die Zahl als Zeichen linearer Bewegung fungiert, wird dies augenscheinlich. Lineare Zeitausdehnung und irreversible Zeitfolgen verweisen auf die Präsenz der gleichförmigen Bewegung. Noch das Imago des Fortschritts reflektiert das Neue im Medium des Immergleichen. Die Kapitalmaschinerie bildet den inneren Antrieb der gesellschaftlichen Zeit. Sie bewegt diese Zeit, ohne selbst zu vergehen. Kapital stellt die Vergegenständlichung abstrakter Zeitquanta dar, an ihnen findet die dem Begriff nach maßlose Verwertung des Kapitals ein Maß. Zeit ist als Arbeitszeit selbst Maß des Werts und was als gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit gilt, ist bestimmt durch die Bewegung des Werts. Dessen Bewegungsmaschinerie konstituiert Zeitlichkeit. "Die Zeit ist alles, der Mensch ist nichts mehr, er ist höchstens noch die Verkörperung der Zeit" 1 , hatte Marx bemerkt, und damit in der (Arbeits-)zeit ein Mittel zur psychischen Disziplinierung des Menschen erkannt. Jene Zeiten, in denen die individuellen Begierden gestillt und die als 'eigene' Lebenszeiten erfahren werden, vergehen. Zwischen Begierde und Befriedigung schiebt sich die Produktion, die deren Wechselspiel dominiert, und so die lebenszeitlichen Erfahrungen an die objektivierte Arbeitszeit-Logik angleicht. Werden die Ausstöße der Produktion als Mittel erneuter Produktion gesetzt, so integriert die Gleichförmigkeit der maschinellen Bewegung die individuelle Arbeitszeit in die Reproduktion der Reproduktionsverhältnisse, die noch den Erwartungshorizont der Individuen lenkt. 2 Der Fortschritt, den der Kapitalkörper setzt, wird mit seinen Objekten, den Subjekten, dann fertig, wenn für diese am Horizont des Fortschritts keine Brüche, geschweige denn ein Ziel mehr aufscheinen, sondern nur tödliche Bedrohung, die all-täglich wird. Die Idee einer Orientierung zur menschlichen Emanzipation, die die Möglichkeit offener Geschichte experimentell denken will, wandert in das Antiquariat. Transzendenz, Gedanke, der die Wirklichkeit übersteigt, wird zur intellektuellen Attitüde abgestempelt. Dies ist jedoch nicht ausschließlich Reflex der sozialen Bewegungen auf die indifferente Dynamik des Werts, Wiederholung, die Transzendenz bricht, sondern enthält auch die Quittung für die marxistische Revolutionstheorie. Indem der Wert sein Dasein in die maschinelle Reproduktion hineinverlängert, entgegenständlicht, entsinnlicht er die lebendige Arbeit, die von nun an ein nur vergeistigtes Leben in der Revolutionstheorie führt.
Aus: Initiative Sozialistisches Forum, Diktatur der Freundlichkeit. Über Bhagwan, die kommende Ps... more Aus: Initiative Sozialistisches Forum, Diktatur der Freundlichkeit. Über Bhagwan, die kommende Psychokratie und Lieferanteneingänge zum wohltätigen Wahnsinn, Freiburg: ça ira 1984, S. 144 -157. Das Glas ist nach Benjamin der Feind des Geheimnisses. Der Wunsch des Glasfetischisten verendet wie das Begehren der TherapieKonsumenten ohne Erinnerung, denn dem Objekt, das den Wunsch auslöst, haftet ein eigentümlicher Mangel an. Das gläserne Material trübt die reine Durchsichtigkeit und Unsichtbarkeit, deren Herstellung es doch dienen soll, zumindest leicht und ist daher nicht eben so unsichtbar wie der reine Raum, der die Form der reinen Anschauung re präsentiert. Diese Form enthält ein bestimmtes Prinzip, nach dem das Erkenntnisvermögen die äußeren Eindrücke ordnet. Für Kant stellt sich die Erfahrung der äußeren Gegenstände, ja des Raumes, aber nie selbst räumlich dar, so daß wir den leeren Raum nicht sichten. Wenn man durch das Glas aber hindurchsieht, sieht man es noch selbst. So füllt der Glasbau im Jetzt eine Leere aus, deren Wahrheit verborgen werden soll. Ähnlich ist der Wertgegenständlichkeit, der Fülle 'durch sichtiger Arbeitsgallerte' (Marx) eine diffuse Trübung eigen. Scheitert damit schon der Versuch ein Material bzw. einen Gegenstand zu finden, das der Darstellung reiner Transparenz genügt, weil man es nicht sieht? Laufen "Communication Control Inc.", ein USUnternehmen für die Durch leuchtung jeglicher Lebensregung, und Therapie, in der die Teilnehmer freiwillig herstellen, was früher Justiz und Polizei forderten -Transparenz -vergeblich um die Wette? Sobald der private Verfassungsschutz, Communication Control Inc. ist ein Überwachungsunternehmen mit rapide wachsenden Umsatzraten, mit der staatlichen Polizei in Konkurrenz tritt, weiß man, daß die Existenz von Communication Control Inc. sich auf die Furcht des Einzelnen gründet, der Ehemann oder die Ehefrau könnte nur kriminelles oder ungewünschtes im Sinn haben. Für einige Dollars läßt man den Partner Tag und Nacht überwachen und erhält so die erhoffte Information, die zwar keine Alpträume, aber doch ein dumpfes Unwohlsein auslöst: der andere probiert sich am Part nertausch. Weil die Ehe nun kriselt, besucht die Ehefrau den Therapeuten, zieht nach wenigen Wo chen in dessen Appartement ein, worauf sich der Ehemann aus Liebeskummer oder aber aus der Enttäuschung darüber, daß genau das eintrat, was er schon wußte, das Leben nimmt. Therapie und Communication Control Inc. intensivieren so jene gespenstlose Sicherheit, die das Halbbewußte im zwischen von Schlafen und Wachen trifft, und dieses in seinem somnambulen Zustand noch ahnen läßt, daß man vor dem Tod nichts mehr versäumt. Kann der aufmerksame Blick dem reinen, ungetrübten Verhältnis in der Dämmerung noch folgen und schließlich ihm entweichen? 1 Zitiert nach Castel, F., u.a., Psycihatrisierung des Alltags, Frankfurt 1982, S. 310.
Leseprobe. Erschienen im Laika-Verlag 2014.
Das Autorenteam Sotiropoulos/Milios/Lapatsioras (S/M/L) stellt in seiner Schrift A political econ... more Das Autorenteam Sotiropoulos/Milios/Lapatsioras (S/M/L) stellt in seiner Schrift A political economy of contemporary capitalism and its crisis (Sotiropoulos/Milios/Lapatsioras 2013a) generell die Frage, was die Marx`sche Theorie für die Analyse des gegenwärtigen Kapitalismus noch leisten könnte, und dabei setzen sich die Autoren unbedingt von in der Linken derzeit vielbeachteten theoretischen Positionen ab, wie sie etwa David Graeber oder Maurizio Lazzarato referieren, die beide das Gläubiger-Schuldner-Verhältnis als eine historisch-logisch vorrangige und zugleich als eine herausragende soziale Relation im Kapitalismus begreifen, was ihnen zudem das Paradigma einer allgemeinen Subjektivitätsform an die Hand gibt, nämlich das des universell verschuldeten Menschens. Dieser asymmetrischen Gläubiger-Schuldner-Relation seien heute sämtliche sozialen Beziehungen und Aktivitäten im Kapitalismus entweder subsumiert oder die Gläubiger-Schuldner-Relation koexistiere mit jeglichen politischen und sozialen Aktivitäten in einer zum Teil allerdings antagonistischen Art und Weise. S/M/L wenden sich jedoch ganz entschieden von diesen Positionen ab und weisen mehrfach darauf hin, dass auch die Marx`sche Theorie sich beträchtlich von den Positionen von Graeber & Co unterscheide. (Ebd.: 178) Um die Argumentationslinie von S/M/L hinsichtlich der neuen Mechanismen der Finanzialisierung besser zu verstehen, gilt es zunächst in aller Kürze deren Interpretation der Marx`schen Wertformanalyse zusammenzufassen. (Wir hatten die Marx`schen Wertformen schon in Band1 unserer Schrift ausführlich problematisiert.) Die Marx`sche Konzeption des Werts/Geldes und insbesondere die des Kapitals als durch-und umgreifende soziale Beziehungen bilden den Ausgangspunkt der Überlegungen von S/M/L. Die Autoren weisen zunächst darauf hin, dass ganz im Gegensatz zur Marx`schen Geldtheorie ein Teil des Mainstreams der Wirtschaftswissenschaften das Geld im Zuge des Metallismus rein als ein zweckdienliches Medium oder Mittel, ja als ein knappes Gut versteht, das vor allem dazu dient, den Tausch von präeexistierenden Waren zu erleichtern, ja man zelebriert das Geld als eine brilliante Erfindung, die signifikant die Kosten, die bei den verschiedenen Marktransaktionen anfallen, zu reduzieren hilft. [Obgleich der Metallismus noch immer die Basis der neoklassischen Geldtheorie darstellt, definiert die Neoklassik das Geld nur noch anhand seiner Funktionen: a) Wertaufbewahrungsmittel, a) Tausch-oder Zahlungsmittel und c) Recheneinheit oder Wertmaßstab. Oder wie Heidenreich/Heidenreich es kurz und knapp resümieren, Geld funktioniere als »Zahlen, Speichern und Bewerten«. (Heidenreich/Heidenreich 2008: 9)] In der Tat sei das Geld, so werfen S/M/L an dieser Stelle ein, ein machtvoller »Faktor«, der ganz leicht die Gleichgewichtsbedingungen in einer Ökonomie stören könne und daher gälte es heute nach wie vor als eines der wichtigsten geldpolitischen Ziele von Regierungen, die ökonomische Funktion des Geldes so gut wie möglich zu neutralisieren. Die Gegenposition zur metallistischen Hypothese nehmen die Chartalisten ein, die das Geld als universelle Schuldenbeziehung konzipieren, als Kredit, der den Austauschprozessen von Waren und Geld logisch und historisch vorausgeht. Dabei fasst man die verschiedenen Kreditformen als integrale Teile eines strukturierten hierarchischen Systems, als dessen Basis gemeinhin der Staat gilt. Es ist also hier die Souveränität des Staates, welche das Geld generiert, indem der Staat als ein Vereinahmungapparat (Deleuze/Guattari) für ausnahmslos jeden Bürger eine Steuerpflicht ausspricht und diese qua Gewaltmonopol auch durchzusetzen in der Lage ist. Diese beiden Denkweisen zum Geld besitzen unabhängig von ihren jeweiligen Differenzen doch einen gemeinsamen Kern: Beiden Theorieansätzen erscheint es nicht möglich, den Wert oder das Geld im Kapitalismus als eine soziale Relation zu begreifen. Im Fall der Metallismus steht die Ware logisch vor dem Geld und der Begriff des Werts erhält bezüglich der Tauschbeziehung voll und ganz den Status der Exteriorität zugesprochen (Geld und Wert fallen unvermittelt auseinander), während die Chartalisten die kausale Beziehung von Ware und Geld geradezu umkehren, wobei hier wiederum das Geld, das man als eine Verpflichtung von Schuldnern gegenüber Gläubigern auffasst, aus der Austauschbeziehung herausgerechnet wird. Bei Marx, so sehen es jedenfalls S/M/L, inhärieren die Begriffe Ware und Geld eine soziale Beziehung, in die sie integriert sind: Das Wertverhältnis. (Sotiropoulos/Milios/Lapatsioras 2013a: 32f.) Beide Begriffe, Ware und Geld, können keinesfalls autonom, also außerhalb des Wertverhältnisses anwesend sein, obgleich dieses selbst keine logisch vorrangige Bedeutung gegenüber den ökonomischen Kategorien wie Ware, Geld und vor allem Kapital besitzt, da es sich nur in diesen Begriffen ausdrücken kann. An dieser Stelle beziehen sich S/M/L auf Althussers Begriff der strukturellen Kausalität, der besagt, dass die Ursache ihren Effekten immanent ist, ja die Struktur selbst ist nichts außerhalb der Effekte, oder besser gesagt, sie ist diese Effekte. (Ebd.: 34) Das Konzept der strukturellen Kausalität, die Idee, dass eine Ursache nur in ihren Effekten existiert, die schon von Spinoza benutzt wurde, um die Relation zwischen Gott und Universum, Kreator und Kreation zu verstehen, löst für Althusser das Problem, wie exakt der Wert im Kapitalismus in nichts anderem als in seinen Effekten bestehen kann, oder, um es anders zu sagen, der Wert existiert nicht unabhängig von seinen Formen, i.e. der Waren-, Geld-und Kapitalform. Dabei sagt laut S/M/L die einfache Wertform im Kapital im wesentlichen aus, dass eine Einheit der Ware A den Wert von y/x Einheiten von B hat. Die Autoren gehen hier von einer einzigen Ware aus, die sich in zwei Komponenten ausdifferenziert. (Ebd.: 31) (Wir haben das im ersten Band unserer Schrift genauer problematisiert.) Wenn das Geld auch eine spezifische Materialität besitzt (und diese kann man heute nicht mehr unabhängig vom institutionellen Kontext des finanziellen Systems verstehen), so verdankt es doch seine Existenz der Immanenz der Wert-und Kapitalrelation selbst, es ist als ein Effekt des Kapitals (soziale Beziehung) aufzufassen, wobei das Geld das Potenzial zur jederzeitigen Konvertabilität der Waren besitzt, was für die Ware heißt, dass sie je schon einen Preis hat, bevor sie überhaupt in die Austauschprozesse eintritt; die Ware wird somit einzig und allein für den Austausch produziert und existiert in ihm niemals außerhalb ihrer (fiktiven) Relation zum Geld. (Ebd.: 63) Marx, wie im übrigen in dieser Frage weitestgehend auch Keynes, bestand damit auf dem nicht-neutralen Charakter des Geldes, dessen Bedeutung keineswegs darin besteht, als bloßes Tauschmittel, das die Transaktionen an den Märkten erleichtert, zu fungieren. Die erste »Funktion« des Geldes bestimmt Marx als die des allgemeinen Äquivalents bzw. des äußeren Maßes der Werte, womit die allgemeine Austauschbarkeit der Waren untereinander nur durch das Geld ausgedrückt und vermittelt werden kann. Marx konzipiere also, so sehen es jedenfalls S/M/L, von vornherein eine monetäre Werttheorie (Theorie der kapitalistischen Ökonomie), insofern er das Geld als eine immanente und notwendige Relation innerhalb der kapitalistischen Wirtschaftsbeziehungen interpretiere. Demzufolge kann es im Marx`schen System kein anderes (äußeres) Maß des Werts als das des Geldes geben, das keinen Preis hat, sondern der Preis ist. Und last but not least ist das Geld als Kapital die Kapazität sich als Selbstzweck zu setzen, womit es umfassend die Produktionssphäre beherrscht, um diese in die primärmonetäre Zirkulation G-W-G` zu integrieren, oder anders gesagt, das Geld fungiert als Kapital, innerhalb dessen selbstreferentieller Relation G-G` es zirkuliert. (Ebd.: 43) Die Warenproduktion und -zirkulation sind S/M/L zufolge rein als integrierte Teile (sowohl strukturell als auch temporär) der kapitalistisch-monetären Ökonomie aufzufassen, das heißt als Teile des Umlaufs des Geldkapitals. S/M/L schreiben: »In the Marxist theory of the capitalist mode of production both value and money are concepts that cannot be defined independently of the notion of capital. They contain (and are contained in) the concept of capital. Being a monetary theory of value, Marx's theory is at the same time a monetary theory of capital.« (Ebd.: 32-33) Und Marx habe gezeigt, so schreiben S/M/L, dass auf der Ebene des individuellen Kapitals die Formel G-W-G` den entscheidenden Ausdruck aller ökonomischen Relationen im Kapitalismus darstelle, und damit selbstverständlich die Warenproduktion als eine Phase miteinschließe, die nun ein rein funktionaler Prozess, ein Prozess für den Tausch bzw. für den Profit geworden sei. Im Kontext der kapitalistischen Ökonomie und deren sozialer Relation bindet das Geld als Kapital den Produktionsprozess also je schon an die (monetäre) Zirkulation, i .e. die Warenproduktion regrediert rein zu einer Phase oder zu einem Moment der Zirkulation des (individuellen) Kapitals, die sich schließlich in folgender Formel weiter ausdifferenzieren lässt: G-W -… P … W` … G` (Ebd.: 43) Damit muss jedes singuläre kapitalistische Unternehmen als gleichwertig mit jedem anderen gelten, und diese Gleichwertigkeit bezieht sich auf das Unternehmen als einem struktural-funktionalen »Ort«, an dem und von dem aus die wichtigsten Aktivitäten des Geldkapitals generiert werden. Jedes kapitalistische Unternehmen, egal welchem ökonomischen Sektor es angehört (primärer, sekundärer oder tertiärer Sektor, Zirkulation, Finance), muss strukturell gleichwertigen Kapitalprozessen nachgehen, angefangen vom Kauf der Waren, der Kosten generiert (Kauf von Produktionsmitteln und Anmietung von Arbeitskräften), um dann im Zuge einer temporären Differenz, also nach dem Produktionsprozess Waren, die einer differenten Quantifizierung gegenüber den eingekauften Waren angehören und zudem einen...
Mit der Darstellung der vier Wertformen bei Marx wollten wir zeigen, dass man durch den Versuch d... more Mit der Darstellung der vier Wertformen bei Marx wollten wir zeigen, dass man durch den Versuch der »Entfaltung« der einfachen Wertform nicht zum allgemeinen Äquivalent gelangt und in der Folge auch nicht zur Geldform vordringt, insofern sie als existent ausgewiesen werden soll. Die Analyse steht nun vor der dringlichen Aufgabe, nach den Bedingungen der Geltung des Geldes zu fragen. Geld kommt von gelten, spielt darauf an, dass etwas Bedeutung erlangt, egal was es bedeutet. Das Geld nimmt die Funktion des Maßes (von Warenwerten) nicht nur einfach passiv in Anspruch, sondern es nutzt die Kraft einer Geltung, die seine Funktion auszeichnet, und zwar so, als hätte es diese Funktion der Gleichsetzung je schon erlangt, und dies kann es, weil seine Funktionen -des Maßes und des Zirkulationsmittels -selbst Resultate des Geldes als Kapital sind. (Hier ist das "Es gibt" einzuführen, aber nicht im Sinne eines Abgebens eines Maßes ("Es gibt Geld"). Wir sprechen mit Laruelle dagegen von der letzten Instanz. ("Es gibt Kapital") In der letzten Instanz ist das Kapital gegeben, und zwar als eine auktoriale Existenzaussage, die aber in einem radikal de-onotologierten Kontext verbleibt. Oder um es anders zu sagen, die Kapitalfrage (Kapital als Realität) wird dem Theoretiker aufgezwungen als in der letzten Instanz determinierende Bedingung, genauer gesagt als eine unter-determinierende Bedingung, als eine unter-fundierte Kausalität. Dies ist die Voraussetzung, um eine unilaterale Logik in Gang zu setzen. Laruelles unilaterale Logik geht nicht davon aus, dass zwei Terme durch einen dritten Term synthetisiert werden, sondern durch den ersten Term determiniert werden. Oder um es anders zu sagen, der zweite Term und die Relation zwischen dem ersten und dem zweiten Term sind immanent in Beziehung zum ersten Term. Der zweiter Term ist der unilaterale Klon des ersten Terms. Letztendlich werden sowohl Analyse als auch Synthese durch die Methode der unilateralen Dualysis ersetzt. Das Eine ist das endliche a priori des Realen. Für eine begriffliche, nicht-dialektische Bestimmung des Kapitals könnte dies heißen, das Kapital als eine radikal unilaterale »Logik« zu begreifen, bei der zwei Terme nicht durch einen dritten Term (abstrakte Arbeit) vereinheitlicht werden, sondern durch den ersten Term (Geld als Kapital) determiniert werden. Der beiden Terme (der zweite Term ist eine Ware, Produktion, Arbeitskraft etc.) und die Relation Geld-Ware-Produktion-Ware-Geld` sind dem ersten Term (Kapital) immanent. Der zweite Term ist immer schon ein unilateraler Klon des ersten Terms, was nichts anderes bedeutet, als dass man je schon von einer monetären Werttheorie bzw. Kapitaltheorie auszugehen hat. Und dies als Determination-in-der-letzten-Instanz, sodass das Kapital a priori als Gesamtkapital zu denken ist (und nicht vom individuellen Kapital auszugehen ist). Es gibt Kapital heißt dann, es gibt das Kapital nur als Gesamtkapital, das wir als quasi-transzendental bezeichnen, quasi. insofern es nicht nur bedingend ist, sondern auch bedingt wird (qua Einzelkapitale). Und dem Begriff des Kapitals wäre das Mathem des Kapitals hinzuzufügen, das heißt das (begriffliche) Kapital und sein ökonomisches Mathem (Differenzkalküle) wäre auch zu superponieren. Die vektoriale Dimension des Kapitals wird also durch das Mathem der Ökonomie komplementiert. Die informatorische Entropie, die der Gesamtheit der Produktion von Einzelkapitalen oder der Bildung von Durchschnittsgrößen (Profitrate) entspringt, muss einer Reduktion unterliegen, die unweigerlich das ökonomische Mathem als Codierung ins Spiel bringt, eine Formalisierung, die mit Wahrscheinlichkeiten rechnet; damit, dass Systeme der Wahrscheinlichkeit die Gleichwahrscheinlichkeiten von Größen korrigieren, indem Messungen durch das Geld vorgenommen werden, die verifizieren, dass eben Durchschnitte hergestellt werden wie eben auch Abweichungen vom Durchschnitt stattfinden. Es wird dabei mit dem Geld als Code gerechnet, der die Durchschnittsbildungen ausdrückt, d. h., man rechnet mit einer spezifischen Syntax der Austauschrelationen, in der die besonderen Arbeiten ganz und gar nichtig sind. Dbnei gilt es festzuhalten, dass der Kult um »die« Dialektik als Ariadnefaden zur Beherrschung des Labyrinths des Kapitals im Grunde immer versucht hat, das Algebraische als vom Sprachlich-Begrifflichen abgeleitet zu denken. Darin liegt zwar eine gewisse Notwendigkeit des Zugangs, doch wurde dabei die Polarität dieser Opposition zugunsten des logos verschoben. Seine Geltung erreicht das kapitalistische Geld als eine symbolische Markierung, die reine Kaufkraft darstellt -mit einem Schlag (Konvertabilitat an sich) verweist Geld auf die unterschiedlichsten Waren, die dem Geld als sämtliche Inhalte gegenüberstehen, und damit sind Waren eben nicht Geld und Geld nicht sie. Der Geldbegriff lässt sich also nicht aus der Warenform/Wertform ableiten, er holt auch nicht die Wertformen ein, vielmehr zeichnet sich das kapitalistische Geld, das von vornherein als ein Resultat des Kapitals zu verstehen ist, at once als symbolisches Geld aus (allein der Name reicht dann schon hin, um seine Wirksamkeit zu setzen) und zieht dafür ein allerdings nicht beliebiges Material aus den Warensammlungen zu seiner Verkörperung heran. Dieses Schlagartige des Einschlagens, mit dem das symbolische Geld, das zugleich messendes Geld ist, allen Waren gegenüber steht, womit diese in die unmittelbare Austauschbarkeit versetzt sind, wird supplementiert, wenn das Geld sich in ein quasi tautologisches Verhältnis (Verwertung) zu sich selbst setzt (Der einzige Sinn dieser Relation kann nur in der quantitativen Vermehrung bestehen. Unilateration, die der quantitativen Addition fähig ist.).
Was würde es bedeuten, wenn Marxens Problematik im Kapital, entgegen der üblichen Interpretations... more Was würde es bedeuten, wenn Marxens Problematik im Kapital, entgegen der üblichen Interpretationsversuche, mit der asketischen Existenzaussage »Es gibt Kapital« beginnt? Könnte dann die Reproduktion des Kapitals noch die eines »automatischen Subjekts« meinen? Oder bezeichnete sie eben nur dieselbe Reproduktion, d. h., die Wiederholung der impliziten Formen kapitalistischer Produktion, dies allerdings nicht allein im Sinne einer nackten Wiederholung, welche die Invarianz hervorhebt, sondern auch in jenem einer komplexen Wiederholung, mit deren Begriff das Kapital als differenzielle Gesamtheit zu konstruieren ist. In diesem Kontext wird zu diskutieren sein, ob sich der Term ökonomische Basis als »Determination-in-der-letzten-Instanz« mit dem Begriff der Quasi-Transzendentalität des Kapitals und schließlich der Kontingenz des gegenwärtigen spekulativen Kapitals verträgt. En passant führt Szepanski im ersten Band der Schrift »Kapitalisierung« in einige der wesentlichen Begriffe der »Non-Philosophie« von Deleuze/Guattari und François Laruelle ein. Im Zuge der Konstruktion eines Non-Marxismus versucht Szepanski im Durchgang durch die Marx'schen Texte eine Beschreibung des Phänomens der Kapitalisierung vorzunehmen. Dies bedeutet, spezifische Marx'sche Problematiken, die mit Begriffen wie Wert, Geld, Mehrwert, Kapital etc. konnotiert sind, als begriffliches Material zu verdichten, um sie im Kontext diverser marxistischer Theorieansätze auf ihre immanenten und transzendenten Momente hin zu untersuchen. Herangezogen werden u. a. die um das ökonomische Mathem und die Aktualisierung des Differenzianten Wert kreisende semio-ökonomische Analyse von Harald Strauß, die von Derrida inspirierte Lesart eines Marx der unabschließbaren Texte bei Hans-Joachim Lenger oder die fragmentarischen Passagen eines Hans-Dieter Bahr zum maschinellen Mehrwert.
Neben der Unterscheidung zwischen der überhistorischen Dimension des Gebrauchswerts, die darin ih... more Neben der Unterscheidung zwischen der überhistorischen Dimension des Gebrauchswerts, die darin ihren Ausdruck findet, dass es überhaupt Objekte gibt, die Bedürfnisse befriedigen (eine schlechte Abstraktion), und der Dimension des durch und durch kapitalistisch strukturierten Gebrauchswerts qua Wertabstraktion (der von Adorno in seinen kulturkritischen Schriften ständig als Schein denunziert wird: Gebrauchswertsorientierung als Ideologie im "totalen Verblendungszusammenhang"), sollte man eine weitere Dimension vor allem darin sehen, dass jenseits der Wertbestimmung der Ware, die ja einer ganz speziellen Formatierung von Objekten gleichkommt, der Ware noch etwas weiteres aufgepropft wird, ein Par-Ergon im Derridaschen Sinne1, das "durch eine formale, allgemeine und prädikative Struktur" charakterisiert ist; es handelt sich hier um ein Supplement, mit dem der Ware als sinnlich-übersinnlichem Ding zusätzlich noch weitere Eigenschaften zugeschrieben werden, unter anderem ästhetische, kulturelle, phantasmatische und soziale "Qualitäten", mit denen die Waren designt werden, beispielsweise als Bild, Image, Kunst, Diskurs, Visiotype oder Schmuck. Man darf hier Propfung aber nicht im Sinne eines nachträglichen Zuschreibens verstehen, sondern man sollte sie als eine direkte Affizierung der Ware oder als Einschreibung in die Ware auffassen, als das Un-Unsinnliche der Warenform, das jedoch vom Objekt in keinster Weise abgetrennt werden kann2. Hier spielt die Prädikation eine wichtige Rolle, insofern die Waren schon mit ihrem bloßen Angebot bzw. mit ihrer Ausstellung ein Prädikat oder ein Urteil über sich anbieten, und dies nicht im Sinne einer Aussage S ist P, sondern im Sinne des Designs oder Arrangements von P selbst. 3 Benjamin war es, der eines der Geheimnisse des Geldfetischs nicht im Gold, sondern in der "Ornamentik der Banknoten" entdeckt haben wollte, deren drucktechnische »Echtheit« wiederum nur insofern funktioniert, als Banknoten auf dem Markt akzeptiert werden, womit sie weitergegeben werden können und zwar unter endlosem Aufschub ihrer Einlösung, die ja stets durch die Hyperinflation gefährdet bleibt. Benjamin schafft es den sich zu den Banknoten ähnlich verhaltenden Grünton des Schaufensters als stets prekäre Parallelität der beiden Inflationsspiralen des Begehrens und des Geldes quasi von außen, quasi mit fremden Augen zu beobachten.4 Um nun von hier aus einen Bogen zu Klossowski zu schlagen: Während man in der Epoche der handwerklichen Produktion die Instrumente und Werkzeuge der sog. Suggestion, seien es nun Buch, Bild oder Theater, noch wesentlich höher
Die traditionelle Fraktion der marxistischen Ökonomen spricht hinsichtlich der unaufhörlichen Dur... more Die traditionelle Fraktion der marxistischen Ökonomen spricht hinsichtlich der unaufhörlichen Durchsetzung der Finanzialisierung nach wie vor von einer bloßen Anomalie, vom Aufschub von Entwertungsprozessen, der durch den langfristigen Fall der Profitrate seit dem Ende des Fordismus in den 1970er Jahren dokumentiert wird, von einer fortschreitenden Untergrabung der Wertproduktion durch das Abschmelzen der Wertsubstanz qua lebendiger Arbeit, was durch die Akkumulation von fiktivem Kapital nur hinausgeschoben würde. In dieser Denkweise gründet der Kapitalismus vor allem auf der Produktion von Waren und der Ausbeutung der Arbeitskraft. Auf der anderen Seite gibt es eine marxistische bzw. postoperaistische Fraktion, die in der Finanzialisierung eine völlig neue Phase des Kapitalismus sieht; der sog. kognitive Kapitalismus basiert nach dieser Auffassung auf einer Strukturalität, die nicht nur den Modus der Produktion, sondern auch den der Akkumulation permanent verschiebt; das Kapital gründet nicht mehr in erster Linie auf der Produktion von Waren und Dienstleistungen, sodass die Akkumulation auch nicht ausschließlich auf der Extraktion des industriellen Mehrwerts beruht. Christian Marazzi gesteht dem finanziellen Kapital eine real-dominierende und nicht primär abgeleitete Rolle zu. Er beschreibt die Finanzialisierung als die Kehrseite der Entmaterialisierung des fixen Kapitals sowie als Folge der gestiegenen Bedeutung der kognitiven Arbeiten, die mit einer Freisetzung enormer Mengen Liquidität einhergeht, um in erster Linie der fallenden Profitrate entgegenzuwirken, wobei der Marktkapitalisierung der dominanten Unternehmen der Vorzug gegenüber der industriellen Produktion gegeben wird. Allerdings bezieht sich Marazzi nach wie vor affirmativ auf die marxistische Position, die den Mehrwert ausschließlich als ein Produkt der lebendigen Arbeit auffasst; den unaufhörlichen Siegeszug der Finanzialisierung begleitet lut Marazzi die non-industrielle Extension der Wertproduktion, die zum einen auf der Koproduktion des Wertes durch den Konsumenten selbst beruht, der immanenter Teil der Wertproduktion wird (z.B. das IKEA Modell, wo der Konsument das Produkt findet, um es zu transportieren und selbst zusammenzubauen), und zugleich findet eine Inwertsetzung von freiwilliger Arbeit statt, z.B. durch die Betätigung des Konsumenten in sozialen Netzwerken. Alternativen zu den beiden marxistischen Positionen scheinen die machttheoretisch konzipierten Analysen von Bichler/Nitzan (Capital as power) anzubieten, die ihr Augenmerk weniger auf die industrielle Akkumulation von Mehrwert legen, sondern das Maß der konstitutiv monetären kapitalistischen Akkumulation in der Marktkapitalisierung eines Unternehmens fundieren,
Es geht hier in diesem durchaus polemisierenden Abschnitt vor allem um die therapeutisierte und z... more Es geht hier in diesem durchaus polemisierenden Abschnitt vor allem um die therapeutisierte und zugleich therapeutische Arbeit der neuen prekären Mittelklasse, die vielleicht eine Art Extremsport darstellt, und es geht damit weniger um jene krankmachende Verarmungsmaschinerie für Billigarbeitskräfte und Sozialhilfeempfänger, die heute durch den Besuch der "stalinistischen" Zwangsernährungs-, Bekleidungs-und Ein-Euro-Ketten (Seeßlen) ihr Leben phasisch sichern müssen; also nicht um arbeitende und nichtarbeitende Objekte, bezüglich derer sowohl die Finanzunternehmen, Industriekonzerne als auch die neoliberalen Regierungstechniken des Staates jene Durchführung des Experimentes "coporate identity" für wenig hilfreich oder aussichtsreich halten -"corparate identity" im Sinne einer unbedingten Verpflichtung, sich mit den jeweiligen Unternehmenszielen zu identifizieren, als sei das Unternehmen eine überdimensionale Großfamilie (dort, wo es nicht um Identifizierung oder Gegenidentifizierung, sondern nur um Entidentifizierung gehen kann). Sozialhilfeempfänger von heute werden integriert, indem sie an den Staat eine Garantie zur Rückzahlung ihrer Alimente geben, dies allerdings nicht in der Form von Geld, sondern durch die permanente Abgabe von Aktivitätsprotokollen, der kontinuierlichen Anstrengung, die darin besteht, seinem Status als Schuldner zu entkommen, indem man selbst noch die vageste Einsatzbereitschaft zu jeder Art von Beschäftigung affirmiert -, es geht hier um die permanente Bereitschaft zur freien Disponibilität, eine Art Vollzeitaktivität oder verkehrter Autonomie, die ihren Sinn darin findet, alle Zwänge auszuhalten, so zum Beispiel die konstante Beratung durch Coaching, E-Mails der Jobcenter und Fortbildung; Maßnahmen, die im besten Falle so etwas wie die Erfahrung der Sinnlosigkeit hervorbringen. Was Lazzarato bezüglich der Verwendung elektronischer Chips bei Schafherden bemerkt hat, könnte man in bezug auf die tatsächliche stattgefunden Ausstattung von Hartz4 Leuten mit Schrittzählern zur Körperertüchtigung dann folgendermaßen formulieren: "Der Schrittzähler verwandelt die Akteure in Fleischströme, deren Zahlen, Verteilung, Gesundheitszustand etc. in Echtzeit bekannt ist. Das industrielle in Bewegung-Halten der Menschenströme (bei so gering wie möglicher Lagerhaltung) transformiert die Akteure in Datenbanken und die Jobcenteraufseher in Kontrolleure technisch ökonomischer Prozesse, die sie im Auftrag des Staates durchführen."1 Je weniger heutzutage die Arbeit noch vorhanden ist, desto stärker soll die Nachfrage nach Arbeit zum ubiquitären Modell gerinnen, wobei man die sog. Produzenten über die diversen Vermittlungsdienste der Jobcenter in die Rolle von Konsumenten von "Arbeit" versetzt, was der Vernetzung und der Kontrolle von Körper, Sprache, Affekt und Wissen im
edition-mille-plateaux.de
Frieden -je näher man hinschaut desto fremder schaut es zurück. Zur Kritik einer deutschen Friede... more Frieden -je näher man hinschaut desto fremder schaut es zurück. Zur Kritik einer deutschen Friedensbewegung Freiburg (ça ira-Verlag 1984), S. 37 -50. Wer Zukünftiges, das als eine Vision des Schreckens den Bedrohten begegnet, nur noch verhindern will, fällt in das Kontinuum linearer, entqualifizierter Geschichtszeit. Obgleich jede gesellschaftliche Struktur in der geschichtlichen Zeit existiert, produziert der Mechanismus des Kapitals seine eigene, objektive Zeit. Zeit ist eingelassen in die Reproduktion einer Produktionsweise, deren innerer Motor, Verwertung von Kapital, kein Ende kennt. Im Zeitbild der modernen Uhr, an dem die Zahl als Zeichen linearer Bewegung fungiert, wird dies augenscheinlich. Lineare Zeitausdehnung und irreversible Zeitfolgen verweisen auf die Präsenz der gleichförmigen Bewegung. Noch das Imago des Fortschritts reflektiert das Neue im Medium des Immergleichen. Die Kapitalmaschinerie bildet den inneren Antrieb der gesellschaftlichen Zeit. Sie bewegt diese Zeit, ohne selbst zu vergehen. Kapital stellt die Vergegenständlichung abstrakter Zeitquanta dar, an ihnen findet die dem Begriff nach maßlose Verwertung des Kapitals ein Maß. Zeit ist als Arbeitszeit selbst Maß des Werts und was als gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit gilt, ist bestimmt durch die Bewegung des Werts. Dessen Bewegungsmaschinerie konstituiert Zeitlichkeit. "Die Zeit ist alles, der Mensch ist nichts mehr, er ist höchstens noch die Verkörperung der Zeit" 1 , hatte Marx bemerkt, und damit in der (Arbeits-)zeit ein Mittel zur psychischen Disziplinierung des Menschen erkannt. Jene Zeiten, in denen die individuellen Begierden gestillt und die als 'eigene' Lebenszeiten erfahren werden, vergehen. Zwischen Begierde und Befriedigung schiebt sich die Produktion, die deren Wechselspiel dominiert, und so die lebenszeitlichen Erfahrungen an die objektivierte Arbeitszeit-Logik angleicht. Werden die Ausstöße der Produktion als Mittel erneuter Produktion gesetzt, so integriert die Gleichförmigkeit der maschinellen Bewegung die individuelle Arbeitszeit in die Reproduktion der Reproduktionsverhältnisse, die noch den Erwartungshorizont der Individuen lenkt. 2 Der Fortschritt, den der Kapitalkörper setzt, wird mit seinen Objekten, den Subjekten, dann fertig, wenn für diese am Horizont des Fortschritts keine Brüche, geschweige denn ein Ziel mehr aufscheinen, sondern nur tödliche Bedrohung, die all-täglich wird. Die Idee einer Orientierung zur menschlichen Emanzipation, die die Möglichkeit offener Geschichte experimentell denken will, wandert in das Antiquariat. Transzendenz, Gedanke, der die Wirklichkeit übersteigt, wird zur intellektuellen Attitüde abgestempelt. Dies ist jedoch nicht ausschließlich Reflex der sozialen Bewegungen auf die indifferente Dynamik des Werts, Wiederholung, die Transzendenz bricht, sondern enthält auch die Quittung für die marxistische Revolutionstheorie. Indem der Wert sein Dasein in die maschinelle Reproduktion hineinverlängert, entgegenständlicht, entsinnlicht er die lebendige Arbeit, die von nun an ein nur vergeistigtes Leben in der Revolutionstheorie führt.
Wenn wir Deleuze lesen, begegnen uns Sätze wie: «Das Unhörbare hörbar machen … Der Klang erschein... more Wenn wir Deleuze lesen, begegnen uns Sätze wie: «Das Unhörbare hörbar machen … Der Klang erscheint in seiner reinen Form … Im Klang zählt allein die Intensität, die in der Regel monoton und stets asignifikant ist … Wir hören Diesheiten, Singularitäten, Intensitäten, Kräfte und Affekte.» Und Deleuze spricht nicht nur von der Zeit, denn alle Musik ist Zeitkunst, sondern auch von klanglichen Räumen. Wenn das Schnelle sich mit dem Langsamen verbindet, bestenfalls ein ungeheuer Molekulares aufzieht, gerät nicht nur die Zeit aus den Fugen -sie ordnet sich dann die Bewegung unter -, sondern auch die Räume werden porös und von Wirbeln durchlaufen.
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Papers by Achim Szepanski
Kapital und Macht im 21. Jahrhundert
Achim Szepanski legt eine umfassende Studie zur Logik und Existenzweise des Kapitals im 21. Jahrhundert vor. Er bemüht sich um ein radikal marxistisches Verständnis der intrinsischen Rolle, welche das moderne Finanzsystem für den gegenwärtigen Kapitalismus spielt. Wenn das Kapitalprinzip der Motor des atmenden Monsters namens Gesamtkapital ist, dann ist das finanzielle System dessen Zentralnervensystem.
Das neoliberale Modell der Finanzialisierung erweist sich als ein Bündel von effektiven Strategien, durch die seit den 1970er Jahren die ökonomische Weltordnung umstrukturiert, globalisiert und vertieft wird. Diese Ordnung besteht aus komplexen Netzwerken, in denen die Großbanken mit ihrer Potenz zur Kreditschöpfung, die Versicherungen und die Hedgefonds wichtige Positionen einnehmen. Diese Institutionen betreiben im 24/7-Modus die Vermehrung des spekulativen Kapitals, dessen Instrumente die Derivate sind.
Selbst in ihren differenziertesten Versionen stehen die Derivate für eine neue Form des spekulativen Geldkapitals und eine Technologie des abstrakten Risikos, das die kapitalistischen Machtbeziehungen weltweit organisiert. Das spekulative Kapital produziert nicht nur die Bedingungen der eigenen Kreisläufe, sondern dringt tief in die Strukturen der industriellen Produktion und in das alltägliche Leben ein. Das Finanzsystem muss schließlich in der Funktion eines führenden produktiven Players in der Weltökonomie untersucht werden, um die Logik und Existenzweise des globalen Kapitals zu verstehen.
Achim Szepanski is presenting an extensive study on the logic and the existence of the capital in the 21st century. He strives for a radically Marxist understanding of the intrinsic role that the modern financial system plays for present capitalism. If the capitalist principle is the engine of the breathing monster called total capital, then the financial system is its central nervous system.
The neoliberal financialization model proves to be a bundle of effective strategies through which the economic world order has been restructured, globalized and developed. This order consists of complex networks where large banks, with their power of credit formation, insurance companies and hedge funds occupy important positions. These institutions drive the increase of speculative capital on a 24/7 basis, the instruments of which are derivatives.
Even in their most exotic forms, derivatives represent a new form of speculative money capital and a technology of abstract risk, which organizes capitalist power relations worldwide. Speculative capital not only creates the conditions of its own cycles, but also deeply penetrates the structures of industrial production and man’s everyday life. The financial system must finally be examined as a leading player in world economy, in order to understand the logic and the existence of global capital.
En passant führt Szepanski im ersten Band der Schrift »Kapitalisierung« in einige der wesentlichen Begriffe der »Non-Philosophie« von Deleuze/Guattari und François Laruelle ein. Im Zuge der Konstruktion eines Non-Marxismus versucht Szepanski im Durchgang durch die Marx'schen Texte eine Beschreibung des Phänomens der Kapitalisierung vorzunehmen. Dies bedeutet, spezifische Marx'sche Problematiken, die mit Begriffen wie Wert, Geld, Mehrwert, Kapital etc. konnotiert sind, als begriffliches Material zu verdichten, um sie im Kontext diverser marxistischer Theorieansätze auf ihre immanenten und transzendenten Momente hin zu untersuchen. Herangezogen werden u. a. die um das ökonomische Mathem und die Aktualisierung des Differenzianten Wert kreisende semio-ökonomische Analyse von Harald Strauß, die von Derrida inspirierte Lesart eines Marx der unabschließbaren Texte bei Hans-Joachim Lenger oder die fragmentarischen Passagen eines Hans-Dieter Bahr zum maschinellen Mehrwert.
Kapital und Macht im 21. Jahrhundert
Achim Szepanski legt eine umfassende Studie zur Logik und Existenzweise des Kapitals im 21. Jahrhundert vor. Er bemüht sich um ein radikal marxistisches Verständnis der intrinsischen Rolle, welche das moderne Finanzsystem für den gegenwärtigen Kapitalismus spielt. Wenn das Kapitalprinzip der Motor des atmenden Monsters namens Gesamtkapital ist, dann ist das finanzielle System dessen Zentralnervensystem.
Das neoliberale Modell der Finanzialisierung erweist sich als ein Bündel von effektiven Strategien, durch die seit den 1970er Jahren die ökonomische Weltordnung umstrukturiert, globalisiert und vertieft wird. Diese Ordnung besteht aus komplexen Netzwerken, in denen die Großbanken mit ihrer Potenz zur Kreditschöpfung, die Versicherungen und die Hedgefonds wichtige Positionen einnehmen. Diese Institutionen betreiben im 24/7-Modus die Vermehrung des spekulativen Kapitals, dessen Instrumente die Derivate sind.
Selbst in ihren differenziertesten Versionen stehen die Derivate für eine neue Form des spekulativen Geldkapitals und eine Technologie des abstrakten Risikos, das die kapitalistischen Machtbeziehungen weltweit organisiert. Das spekulative Kapital produziert nicht nur die Bedingungen der eigenen Kreisläufe, sondern dringt tief in die Strukturen der industriellen Produktion und in das alltägliche Leben ein. Das Finanzsystem muss schließlich in der Funktion eines führenden produktiven Players in der Weltökonomie untersucht werden, um die Logik und Existenzweise des globalen Kapitals zu verstehen.
Achim Szepanski is presenting an extensive study on the logic and the existence of the capital in the 21st century. He strives for a radically Marxist understanding of the intrinsic role that the modern financial system plays for present capitalism. If the capitalist principle is the engine of the breathing monster called total capital, then the financial system is its central nervous system.
The neoliberal financialization model proves to be a bundle of effective strategies through which the economic world order has been restructured, globalized and developed. This order consists of complex networks where large banks, with their power of credit formation, insurance companies and hedge funds occupy important positions. These institutions drive the increase of speculative capital on a 24/7 basis, the instruments of which are derivatives.
Even in their most exotic forms, derivatives represent a new form of speculative money capital and a technology of abstract risk, which organizes capitalist power relations worldwide. Speculative capital not only creates the conditions of its own cycles, but also deeply penetrates the structures of industrial production and man’s everyday life. The financial system must finally be examined as a leading player in world economy, in order to understand the logic and the existence of global capital.
En passant führt Szepanski im ersten Band der Schrift »Kapitalisierung« in einige der wesentlichen Begriffe der »Non-Philosophie« von Deleuze/Guattari und François Laruelle ein. Im Zuge der Konstruktion eines Non-Marxismus versucht Szepanski im Durchgang durch die Marx'schen Texte eine Beschreibung des Phänomens der Kapitalisierung vorzunehmen. Dies bedeutet, spezifische Marx'sche Problematiken, die mit Begriffen wie Wert, Geld, Mehrwert, Kapital etc. konnotiert sind, als begriffliches Material zu verdichten, um sie im Kontext diverser marxistischer Theorieansätze auf ihre immanenten und transzendenten Momente hin zu untersuchen. Herangezogen werden u. a. die um das ökonomische Mathem und die Aktualisierung des Differenzianten Wert kreisende semio-ökonomische Analyse von Harald Strauß, die von Derrida inspirierte Lesart eines Marx der unabschließbaren Texte bei Hans-Joachim Lenger oder die fragmentarischen Passagen eines Hans-Dieter Bahr zum maschinellen Mehrwert.
The book introduces the concept of the ‘over’ as a lens through which to reflect on capitalist excess and its negative consequences, such as over-accumulation of goods, over-pollution of the environment, and over-speculation of capital. In particular, it shines a light on the trends of financialization and stagflation, with chapters examining increasingly embedded features of the world economy such as hyper-inflation, the dominance of advanced economy central banks, the phenomenon of repurchase agreements, new asset managers for the ultra-wealthy and index funds to show how capitalist structures continue to drive inequality, ecological breakdown, and geopolitical precarity on a global scale. With a rigorous philosophical and theoretical framework, this book will appeal to political economists, Marxist economists and scholars interested in theories of capitalism.
https://non.copyriot.com/ltrablack-of-music-vorwort-technokulturen-unmenschliche-rhythmusmaechte-und-das-ultra-schwarz-der-nicht-musik/
The Force was always-there. When Mille Plateaux says, »when we look back it seems that MP was always dark. We never confirmed techno-utopism, accelerationism or Eshun’s afrofuturism.«, it sounds like a dark precursive dream working itself through, confronting intelligibility, without fully showing itself, subtracted from plain recognizability.1
A haunting rhythm – vibrating, pulsing, humming under the route of immanence, cutting through the concrete, when you listen close enough. The endeavour of Non-Music weaponized itself some time ago2 with the thought-synthesizing inventiveness3 and toolkit experimentality, so wildly performed by Deleuze and Guattari as a new generic mode of thinking and its ten thousand millions lines of flight, billion de/terretorialising wish-vectors – a conceptual bestiary sicced on the (geo)political, economic, aesthetic, cosmological and social problematics of their time. In a sense, D&G inaugurated a thought not cut off but deeply pierced, chaosmotically informed by the real, operating in, against, through, amidst it and becoming-other thereby.
On the other side:Non-Music experiences also how the ‘beautiful souls’ or pigs4 of our contemporary age, in their philistine ambitions, lace up one’s neck when they joyously whisper: we are different, but not opposed5… The celebration of difference, the search of immanence (the production of difference) bastardized into the cult of the new, myriad of lifestyles, ways of life and individuations locked up into narcisstic fever dreams whirling around in frenetic standstill.6
Toxic imaginative refluxes of Capital’s tendency to plunge everything into its horrible music of a harmonies-of-harmonies-in-the-last-instance: »The monstrous flesh of capital is the horizon, or the matrix, or the underlying location and container of our experience, as producers and consumers.«7 Society trapped in the chronosick cage of eternal capitalist malaise – accompagnied by the woke, numbing sound/procedures (standardized, well-calculated, dosed) of today’s automated, globalized techno-cultures and its proxies (club culture, sound production mechanisms etc.), stuck in a state of endless retro-necrophilia. Time is consequently whitened out, the world turned black.8
Against this backdrop Ultra-Black of Music speculates on the manifold ways in which the objective, inhuman soundworlds, which roar underneath humans’ sensological apparatus, pervade and smoothly colonize our humanoid-alien, affective and cognitive capacities – and how to construct ways out of the mess of the Master Rhythms of Sonic Thanaticist Capital and its stratagems of annihilation and pulpification.
Ultra-Black of Music is therefore also radical fictioning in a Laruellian sense: it is non-standard practice that encompasses artifact, performativity and construction, but in a non-expressive, non-representational and ultrablack sense.9 Speculative rhythm productions drive the mathematical ope-rationality and its decisional self-amputations to the edge and create the missing corporeality that rewires our affective capacities and inhibitions by un-mooring, alienating/de-realizing our relations to the killing abstractions (reductive Binarism, identitism/autism), the techgnostical mindset and its mystifications.10
Non-Frequency-Politics gears up for the Counter-Count. Jan Heintz
Finance is stealthily and dramatically affecting the global landscape and the lives of every ordinary person, but is mysterious because of its complexity. Achim Szepanski, a German Marxist economist, wrote this book with the aim of developing a new theory of financial capital.
The book states that „since interest-bearing, virtual and speculative capital in the form of loans, bonds, equities and derivatives is growing much faster today and far outstrips priced industrial and commercial capital, at least in nominal terms, the growth of assets cannot be based on the accumulation of capital in the ‚real economy‘ alone. Speculative capital structures also control so-called ‚real capital‘.“ The book distinguishes credit and virtual capital from speculative capital to highlight its place in today’s capital markets.
Xie Fusheng, Distinguished Cheung Kong Scholar Professor at the School of Economics of Renmin University of China, explained in his speech that Capital (Volume 1) analyzes the characteristics of financial capital based on the circulation process of „commodity-money-commodity,“ which constitutes the basic mode of financial analysis in current political economy. This book inherits the academic tradition of Marxism, captures the phenomena of capital market fund idle and capital speculation, and successfully expands the innovation of this theoretical system.
Participating scholars paid attention to the practical significance of Financial Capitalism in the 21st Century. An Hexin, a professor at the Business School of the Central University of Finance and Economics, believes that the book has important policy value for improving financial regulation and ensuring financial services to the real economy under the socialist market economic system.
With Marx it is to be noted that with such an annihilation of times and spaces inequalities break open, which are still to be located in the context of the inner limits of capital. The financial markets have to test the real economy again and again, so that one cannot speak of an absolute detachment of financial capital from industrial capital.
The globe mutates into a networked and continuously open financial, trading, purchasing and production center, with an abundance of derivatives, products, things and information (and garbage). The over rules: Over-speculation, Over-accumulation, Over-debt and Over-pollution. It is speculative capitalization – inextricably linked to the rise of networked computers – that has led to the over as a result of ecstatic excesses of increase: Too much capital, but also too many images and too many signs that neutralize any historical sense and exercise a white censorship through excess.
An economy filled with more and more promises to pay for the future that are unlikely to be honored is a grotesquely bloated economy that will not be able to unload the abundance and garbage accumulated in it. The resulting current economic, social and geopolitical tensions and conflicts, for the labeling of which the term „polycrisis“ is used, point to a catastrophic capitalism; think of global financial capital and its bubble formations, debt and inflation, the smoldering conflict between the U.S. and China, the tendencies of increasing fascism, or climate change.
Limits are tearing open everywhere: Pandemic outbreaks, fires, floods, superstorms, droughts, and heat waves all point to global warming today as a „wild ecology.“ The globe has long since become a hot dumping ground for manufacturing plants and hypermarket consumer processors.
Spekulativer als spekulativ, das ist die Ekstase des spekulativen Kapitals. Mit einem Blick auf Baudrillard erweist sich die Spekulation als der Modus einer schwindelerregenden Vervielfältigung des Kapitals, als eine transfinite Pornographie des Geldes, die uns totalitär in Beschlag nimmt. Es kündigt sich ein schwereloses Finanz-Kapital an, das in einer Orbitalbewegung mit Lichtgeschwindigkeit zirkuliert.
Mit Marx gilt es festzuhalten, dass mit einer solchen Vernichtung von Zeiten und Räumen Ungleichzeitigkeiten aufbrechen, die immer noch im Kontext der inneren Grenzen des Kapitals zu verorten sind. Die Finanzmärkte müssen die Realökonomie immer wieder testen, sodass von einer absoluten Loslösung des finanziellen Kapitals gegenüber dem Industriekapital nicht gesprochen werden kann.
Der Globus mutiert zum vernetzten und durchgehend geöffneten Finanz-, Handels-, Einkaufs- und Produktionszentrum, mit einem Überfluss von Derivaten, Produkten, Dingen und Informationen (und Müll). Das Über regiert: Überspekulation, Überakkumulation, Überschuldung und Überverschmutzung. Es ist die spekulative Kapitalisierung, die – untrennbar verbunden mit dem Aufstieg der vernetzten Computer – in Folge von ekstatischen Steigerungsexzessen zum Über geführt hat: Zu viel Kapital, aber auch zu viele Bilder und zu viele Zeichen, die jeglichen historischen Sinn neutralisieren und eine weiße Zensur durch Exzess ausüben.
Eine Ökonomie, die mit immer mehr Zahlungsversprechen auf die Zukunft gefüllt ist, welche wahrscheinlich gar nicht eingelöst werden können, ist eine grotesk aufgeblähte Ökonomie, die nicht in der Lage sein wird, den in ihr angesammelten Überfluss und Müll zu entladen. Die daraus resultierenden gegenwärtigen ökonomischen, sozialen und geopolitischen Spannungen und Konflikte, für deren Kennzeichnung der Begriff der »Polykrise« gebraucht wird, weisen auf einen katastrophischen Kapitalismus hin, man denke an das globale finanzielle Kapital und seine Blasenbildungen (die durch Zentralbanken gefördert wie reguliert werden), an die Verschuldung und Inflation, den schwelenden Konflikt zwischen den USA und China, die Tendenzen einer zunehmenden Faschisierung oder an den Klimawandel.
Überall reißen Grenzen auf: Pandemieausbrüche, Brände, Überschwemmungen, Superstürme, Dürren und Hitzewellen zeigen die globale Erwärmung heute als eine »wilde Ökologie« an. Der Globus ist längst zu einer heißen Müllhalde der Produktionsstätten und der Konsumprozessoren der Hypermärkte geworden.
Und nicht nur an den Rändern, sondern in den Zentren selbst kommt es immer häufiger zu Aufständen, die von einer globalen Surplusbevölkerung getragen werden.
https://non.copyriot.com/die-ekstase-der-spekulation-kapitalismus-im-zeitalter-der-katastrophe-2/
Mit Marx gilt es festzuhalten, dass mit einer solchen Vernichtung von Zeiten und Räumen Ungleichzeitigkeiten aufbrechen, die immer noch im Kontext der inneren Grenzen des Kapitals zu verorten sind. Die Finanzmärkte müssen die Realökonomie immer wieder testen, sodass von einer absoluten Loslösung des finanziellen Kapitals gegenüber dem Industriekapital nicht gesprochen werden kann.
Der Globus mutiert zum vernetzten und durchgehend geöffneten Finanz-, Handels-, Einkaufs- und Produktionszentrum, mit einem Überfluss von Derivaten, Produkten, Dingen und Informationen (und Müll). Das Über regiert: Überspekulation, Überakkumulation, Überschuldung und Überverschmutzung. Es ist die spekulative Kapitalisierung, die – untrennbar verbunden mit dem Aufstieg der vernetzten Computer – in Folge von ekstatischen Steigerungsexzessen zum Über geführt hat: Zu viel Kapital, aber auch zu viele Bilder und zu viele Zeichen, die jeglichen historischen Sinn neutralisieren und eine weiße Zensur durch Exzess ausüben.
Eine Ökonomie, die mit immer mehr Zahlungsversprechen auf die Zukunft gefüllt ist, welche wahrscheinlich gar nicht eingelöst werden können, ist eine grotesk aufgeblähte Ökonomie, die nicht in der Lage sein wird, den in ihr angesammelten Überfluss und Müll zu entladen. Die daraus resultierenden gegenwärtigen ökonomischen, sozialen und geopolitischen Spannungen und Konflikte, für deren Kennzeichnung der Begriff der »Polykrise« gebraucht wird, weisen auf einen katastrophischen Kapitalismus hin, man denke an das globale finanzielle Kapital und seine Blasenbildungen (die durch Zentralbanken gefördert wie reguliert werden), an die Verschuldung und Inflation, den schwelenden Konflikt zwischen den USA und China, die Tendenzen einer zunehmenden Faschisierung oder an den Klimawandel.
Überall reißen Grenzen auf: Pandemieausbrüche, Brände, Überschwemmungen, Superstürme, Dürren und Hitzewellen zeigen die globale Erwärmung heute als eine »wilde Ökologie« an. Der Globus ist längst zu einer heißen Müllhalde der Produktionsstätten und der Konsumprozessoren der Hypermärkte geworden.
Und nicht nur an den Rändern, sondern in den Zentren selbst kommt es immer häufiger zu Aufständen, die von einer globalen Surplusbevölkerung getragen werden.
With Marx it is to be noted that with such an annihilation of times and spaces inequalities break open, which are still to be located in the context of the inner limits of capital. The financial markets have to test the real economy again and again, so that one cannot speak of an absolute detachment of financial capital from industrial capital.
The globe mutates into a networked and continuously open financial, trading, purchasing and production center, with an abundance of derivatives, products, things and information (and garbage). The over rules: Over-speculation, Over-accumulation, Over-debt and Over-pollution. It is speculative capitalization – inextricably linked to the rise of networked computers – that has led to the over as a result of ecstatic excesses of increase: Too much capital, but also too many images and too many signs that neutralize any historical sense and exercise a white censorship through excess.
An economy filled with more and more promises to pay for the future that are unlikely to be honored is a grotesquely bloated economy that will not be able to unload the abundance and garbage accumulated in it. The resulting current economic, social and geopolitical tensions and conflicts, for the labeling of which the term „polycrisis“ is used, point to a catastrophic capitalism; think of global financial capital and its bubble formations, debt and inflation, the smoldering conflict between the U.S. and China, the tendencies of increasing fascism, or climate change.
Achim Szepanski is the founder of the Electronic Music Labels Force Inc., and Mille Plateaux. His research focuses on speculative capital. His recent publications are Capitalisation 1 & 2, Non-Marxism, Capital and Power in the 21st Century, Imperialism, State-Fascism and the War Machines of Capital, and Ultrabablack of Music. He is the Editor of the online magazine NON. https://link.springer.com/book/9783030931506
Against this backdrop Ultra-Black of Music speculates on the manifold ways in which the objective, inhuman soundworlds, which roar underneath humans’ sensological apparatus, pervade and smoothly colonize our humanoid-alien, affective and cognitive capacities – and how to construct ways out of the mess of the Master Rhythms of Sonic Thanaticist Capital and its stratagems of annihilation and pulpification.
Speculative rhythm productions drive the mathematical ope-rationality and its decisional self-amputations to the edge and create the missing corporeality that rewires our affective capacities and inhibitions by un-mooring, alienating/de-realizing our relations to the killing abstractions (reductive Binarism, identitism/autism), the techgnostical mindset and its mystifications.
Ultrablackened music confronts and pushes us also into the experimentation with this nameless in-between, in which new temporalities can emerge whose winding paths and outcomes can neither be predicted nor guaranteed.
Its cruel love vigorously informed and fueled by the hate in ending this world, as we know and sonically experience it.
Ab einem gewissen Zeitraum in der Historie des Kapitalismus war das Kapital nicht mehr zufrieden damit, mit dem Staat und seinen Kriegsmaschinen eine gleichberechtigte Allianz aufrechtzuerhalten. Die Konstruktion einer eigenen Kriegsmaschine durch das Kapital integrierte den Staat, seine politische, militärische und symbolische Souveränität und all seine administrativen Apparate und modifizierte sie unter den Imperativen des finanziellen Kapitals. Die Ausdehnung der Kapitalisierung auf den ganzen Planeten, leichtgläubig »Globalisierung« genannt, tendiert heute zum Zusammenbruch der staatlichen Souveränität, sie drängt zumindest zu einer globalen Governance ohne Souveränität, ohne dass die Staaten von der Bildfläche verschwinden würden. Auf internationaler Ebene können die USA ihre Funktion des globalen Sheriffs, des globalen Bankers und des Treibers der Kapitalakkumulation nur zum Teil noch wahrnehmen. Auf nationaler Ebene muss der Staat, der zwischen den Funktionen eines teils auch gegenüber den Bevölkerungen großzügigen ideellen Gesamtkapitalisten und der stärker repressiven sozialen Polizei oszilliert, letztgenannte Funktionsweise ausbauen, indem er – seit der Finanzkrise des Jahres 2008 – einerseits die Austeritätspolitik weiter verschärft, andererseits die Interventionsbreite seiner sozialen Polizeien erheblich ausweitet. Damit gelangen wir zum dritten Essay.
Der kommende Faschismus, der als solcher in Anführungszeichen zu setzen ist, wird durch die staatliche Politik des präemptiven Krisen- und Risikomanagements forciert, das, angetrieben von Präventionspolitiken und hypertechnologisierten Paranoia-Aggregaten, das Chaos oder einen Systemfeind überall und nirgends vermutet und deshalb mit immer drastischeren Mitteln eingreifen muss, um das – nach Ansicht des Staates Schlimmste – zu verhindern. In Engführung mit den globalen Kriegsmaschinen des Kapitals adressiert der Staat längst nicht nur die Terroristen als Feinde, vielmehr sichtet er überall und nirgends Feinde, und das heißt, in der Gestalt eines Unternehmens sowie einer motorisierten Exekutivmaschine von Direktiven fungiert er als ein Instrument der Ausbeutung, der Kontrolle und der Disziplinierung einer längst globalisierten Arbeitskraft. Und es kommt, was kommen musste: Die nach der Finanzkrise von 2008 von den Staaten selbst institutionalisierte Klaviatur der Rassismen und Nationalismen wird heute immer stärker von den rechtspopulistischen Bewegungen bespielt, welche die Staatsfaschisierung in Richtung eines offenen Bürgerkrieges treiben wollen, der als seine primären Feinde Flüchtlinge, Muslime und die Fremden im Generellen definiert, um schließlich, im engen Schulterschluss mit dem Staat, einen derart hochexplosiven Zustand zu erreichen, an dem die Politik der Gefühle um des eigenen Glücks willen den Genozid an der Surplus-Bevölkerung im globalen Süden einfordert.
Ab einem gewissen Zeitraum in der Historie des Kapitalismus war das Kapital nicht mehr zufrieden damit, mit dem Staat und seinen Kriegsmaschinen eine gleichberechtigte Allianz aufrechtzuerhalten. Die Konstruktion einer eigenen Kriegsmaschine durch das Kapital integrierte den Staat, seine politische, militärische und symbolische Souveränität und all seine administrativen Apparate und modifizierte sie unter den Imperativen des finanziellen Kapitals. Die Ausdehnung der Kapitalisierung auf den ganzen Planeten, leichtgläubig »Globalisierung« genannt, tendiert heute zum Zusammenbruch der staatlichen Souveränität, sie drängt zumindest zu einer globalen Governance ohne Souveränität, ohne dass die Staaten von der Bildfläche verschwinden würden. Auf internationaler Ebene können die USA ihre Funktion des globalen Sheriffs, des globalen Bankers und des Treibers der Kapitalakkumulation nur zum Teil noch wahrnehmen. Auf nationaler Ebene muss der Staat, der zwischen den Funktionen eines teils auch gegenüber den Bevölkerungen großzügigen ideellen Gesamtkapitalisten und der stärker repressiven sozialen Polizei oszilliert, letztgenannte Funktionsweise ausbauen, indem er – seit der Finanzkrise des Jahres 2008 – einerseits die Austeritätspolitik weiter verschärft, andererseits die Interventionsbreite seiner sozialen Polizeien erheblich ausweitet. Damit gelangen wir zum dritten Essay.
Der kommende Faschismus, der als solcher in Anführungszeichen zu setzen ist, wird durch die staatliche Politik des präemptiven Krisen- und Risikomanagements forciert, das, angetrieben von Präventionspolitiken und hypertechnologisierten Paranoia-Aggregaten, das Chaos oder einen Systemfeind überall und nirgends vermutet und deshalb mit immer drastischeren Mitteln eingreifen muss, um das – nach Ansicht des Staates Schlimmste – zu verhindern. In Engführung mit den globalen Kriegsmaschinen des Kapitals adressiert der Staat längst nicht nur die Terroristen als Feinde, vielmehr sichtet er überall und nirgends Feinde, und das heißt, in der Gestalt eines Unternehmens sowie einer motorisierten Exekutivmaschine von Direktiven fungiert er als ein Instrument der Ausbeutung, der Kontrolle und der Disziplinierung einer längst globalisierten Arbeitskraft. Und es kommt, was kommen musste: Die nach der Finanzkrise von 2008 von den Staaten selbst institutionalisierte Klaviatur der Rassismen und Nationalismen wird heute immer stärker von den rechtspopulistischen Bewegungen bespielt, welche die Staatsfaschisierung in Richtung eines offenen Bürgerkrieges treiben wollen, der als seine primären Feinde Flüchtlinge, Muslime und die Fremden im Generellen definiert, um schließlich, im engen Schulterschluss mit dem Staat, einen derart hochexplosiven Zustand zu erreichen, an dem die Politik der Gefühle um des eigenen Glücks willen den Genozid an der Surplus-Bevölkerung im globalen Süden einfordert.
Er ging dabei nicht kaputt, aber die Geste war unmissverständlich.
Das Buch gliedert sich in mehrere Teile. Auf die als Einführung konzipierten Annäherungen, die einen ersten Überblick über das Thema beinhalten, folgt ein längerer, chronologisch aufgemachter Bericht, der die Ereignisse der Protestwoche in Hamburg ausführlich schildert und die dortige Atmosphäre lebendig werden lässt. Es folgen kürzere Beiträge, die sich, unmittelbar aus dem Eindruck des Geschehens heraus entstanden, mit dem riot beschäftigen, und weitere, die ihn aus unterschiedlichen Blickwinkeln thematisieren. Enthalten sind identitäts- bzw. ideologiekritische medientheoretische, diskursanalytische, politische, soziale, subjektive und philosophische Ansätze und Herangehensweisen. Anschließend folgen zwei längere Texte, die den riot im Kontext der politökonomischen Entwicklung analysieren, indem sie insbesondere auf seine Beziehung zu den Produktions- und Arbeitsverhältnissen in der kapitalistischen Ökonomie hinweisen und ihn auch sozialgeschichtlich verorten. Der Artikel von Joshua Clover wurde eigens für dieses Buch übersetzt und liegt damit erstmals in deutscher Sprache vor. Achim Szepanski folgt der Sichtweise Clovers und untersucht den riot als Teil der globalen Zirkulationskämpfe. Den letzten Teil des Buches nehmen Beiträge ein, die die andere Seite der Barrikade analysieren, das staatliche Vorgehen gegen den Protest. Abgeschlossen wird das Buch durch den Versuch, die staatliche Repression, welche wir in Hamburg deutlich beobachten konnten, als Teil einer umfassenden, aber weniger sichtbaren Tendenz zu begreifen, sie in in einen breiteren Kontext von technologischen, gesellschaftlichen und politischen Prozessen einzuordnen sowie geeignete theoretische Begrifflichkeiten zu finden, welche die Vorgänge und Entwicklungen möglichst adäquat erfassen können.
Das neoliberale Modell der Finanzialisierung erweist sich als ein Bündel von effektiven Strategien, durch die seit den 1970er Jahren die ökonomische Weltordnung umstrukturiert, globalisiert und vertieft wird. Diese Ordnung besteht aus komplexen Netzwerken, in denen die Großbanken mit ihrer Potenz zur Kreditschöpfung, die Versicherungen und die Hedgefonds wichtige Positionen einnehmen. Diese Institutionen betreiben im 24/7-Modus die Vermehrung des spekulativen Kapitals, dessen Instrumente die Derivate sind.
Selbst in ihren differenziertesten Versionen stehen die Derivate für eine neue Form des spekulativen Geldkapitals und eine Technologie des abstrakten Risikos, das die kapitalistischen Machtbeziehungen weltweit organisiert. Das spekulative Kapital produziert nicht nur die Bedingungen der eigenen Kreisläufe, sondern dringt tief in die Strukturen der industriellen Produktion und in das alltägliche Leben ein. Das Finanzsystem muss schließlich in der Funktion eines führenden produktiven Players in der Weltökonomie untersucht werden, um die Logik und Existenzweise des globalen Kapitals zu verstehen.
Achim Szepanski is presenting an extensive study on the logic and the existence of the capital in the 21st century. He strives for a radically Marxist understanding of the intrinsic role that the modern financial system plays for present capitalism. If the capitalist principle is the engine of the breathing monster called total capital, then the financial system is its central nervous system.
The neoliberal financialization model proves to be a bundle of effective strategies through which the economic world order has been restructured, globalized and developed. This order consists of complex networks where large banks, with their power of credit formation, insurance companies and hedge funds occupy important positions. These institutions drive the increase of speculative capital on a 24/7 basis, the instruments of which are derivatives.
Even in their most exotic forms, derivatives represent a new form of speculative money capital and a technology of abstract risk, which organizes capitalist power relations worldwide. Speculative capital not only creates the conditions of its own cycles, but also deeply penetrates the structures of industrial production and man’s everyday life. The financial system must finally be examined as a leading player in world economy, in order to understand the logic and the existence of global capital.
https://non.copyriot.com/das-kapital-im-21-jahrhundert-2/
Autori: Simon Reynolds, Katja Diefenbach. Traduttori: Massimiliano Guareschi, Letizia Rustichelli, Paolo Davoli. Editori: Letizia Rustichelli, Paolo Davoli. Grafica: Gabriele Fantuzzi.
Achim Szepanskis Projekt einer nicht-marxologischen Auseinandersetzung mit Marx’ Kritik der Politischen Ökonomie unternimmt im zweiten Band der Schrift »Kapitalisierung« den Versuch, die rasenden Gegenstandswucherungen globalisierter Sozio-Ökonomiken radikal als Phänomene monetärer Kapitalisierung zu lesen. Gegen die Hegemonie der in aktuellen Vielfachkrisenzeiten wieder herumgeisternden Modernisierungsversuche kapitalistischer »Real-Ökonomie« wird eingewandt, dass die moderne Finance keine Entstellung darstellt, sondern selbst noch in ihren exotischsten Instrumenten sich in die Logik des Kapitals einpasst. Szepanski untersucht aktuelle Trends der finanziellen Innovation, das neue Übergewicht der Derivatmärkte, den rasanten Anstieg der Verschuldung und die Beschleunigung der Finanzmaschinen. Als neue Formen des Geldkapitals operieren Derivate zugleich als Technologien der Macht, die eine wesentliche Rolle in der Organisation der sozialen Beziehungen im Kapitalismus spielen. Es zeigt sich, dass Marx’ Kategorien nach wie vor essenziell für das Verständnis der finanziellen Maschinen sind, die Analyse der Realität des gegenwärtigen Kapitalismus aber auch neue Konzepte benötigt, die über die Marx’schen Texte hinausreichen.
Analysen, wie sie etwa von Elie Ayache, Bichler/Nitzan, Christian Marazzi, John Milios und Elena Esposito zu den Finanzmärkten vorgetragen werden, nutzt Szepanski als Material, um seine Analyse des finanziellen Kapitals und die wichtige Rolle der Finanzderivate voranzutreiben. Gegen die heterodoxen Ansätze, in denen Finance vornehmlich als parasitäres Monstrum auftaucht, bietet Szepanski ein prägnantes »Mapping« des finanziellen Kapitals im gegenwärtigen Kapitalismus.
En passant führt Szepanski im ersten Band der Schrift »Kapitalisierung« in einige der wesentlichen Begriffe der »Non-Philosophie« von Deleuze/Guattari und François Laruelle ein. Im Zuge der Konstruktion eines Non-Marxismus versucht Szepanski im Durchgang durch die Marx'schen Texte eine Beschreibung des Phänomens der Kapitalisierung vorzunehmen. Dies bedeutet, spezifische Marx'sche Problematiken, die mit Begriffen wie Wert, Geld, Mehrwert, Kapital etc. konnotiert sind, als begriffliches Material zu verdichten, um sie im Kontext diverser marxistischer Theorieansätze auf ihre immanenten und transzendenten Momente hin zu untersuchen. Herangezogen werden u. a. die um das ökonomische Mathem und die Aktualisierung des Differenzianten Wert kreisende semio-ökonomische Analyse von Harald Strauß, die von Derrida inspirierte Lesart eines Marx der unabschließbaren Texte bei Hans-Joachim Lenger oder die fragmentarischen Passagen eines Hans-Dieter Bahr zum maschinellen Mehrwert.
Achim Szepanski, geboren bei Karlsruhe, hat in Frankfurt/Main Wirtschaftswissenschaften und Soziologie studiert. Ab 1991 gründete und leitete er international erfolgreiche Labels der elektronischen Musik wie Force Inc., Mille Plateaux und Ritornell. In dieser Zeit erschienen eine Reihe von Essays, Interviews und Statements zur Medientheorie, Deleuze/Guattari und Theorie der elektronischen Musik, u.a. 1995 die CD/Text Compilation In Memoriam Gilles Deleuze, 2003 als Herausgeber mit Markus S. Kleiner das Buch Soundcultures. Danach schrieb er eine Roman Trilogie (Saal 6, Pole Position und Verliebt ins Gelingen) – ein literarisches Monument zur Lage des gegenwärtigen Kapitalismus.
Es ist Laruelles Ziel, die philosophische Komponente des Marxismus so zu reduzieren, dass aus dem Zirkel eines auf sich selbst bezogenen Marxismus ausgebrochen werden kann, um zu einer generischen Wissenschaft zu gelangen. Allerdings konzipiert Laruelle seine eigene Science-Fiction immer noch auf dem Terrain der Philosophie.
In Abgrenzung zu Laruelle zielt Szepanskis Interesse stärker auf die Ökonomiekritik als generische Wissenschaft, auf die kritische Analyse der immanenten »Gesetzmäßigkeit« des Kapitals und der Relationen zur modernen Finance. Die Analyse betont die entscheidende Rolle der neuen Form des spekulativen Geldkapitals (Derivate) für die Aufrechterhaltung der kapitalistischen Machtbeziehungen.
Im Abschnitt über die Maschinen widerspricht Szepanski der geläufigen Postion, die Technik als ein neutrales Instrument aufzufassen, das vom Kapital oder alternativ postkapitalistisch angeeignet werden kann. Vielmehr geht es um das Spezifische des Einschreibens des Kapitalverhältnisses in die Verkettungen von Menschen-Maschinen und Maschinen-Maschinen, die beide auf einer gewissen Nicht-Linearität insistieren. Das in den Kapitalmaschinen funktionierende Subjekt heißt Dividuum.