Ausland

Im Streit über die versehentliche Abschiebung eines Mannes in ein berüchtigtes Gefängnis in El Salvador hat der Oberste Gerichtshof gestern der Regierung von US-Präsident Donald Trump kurz vor Auslaufen einer Frist zur Rückholung des Migranten eine Atempause verschafft. Die Regierung hatte sich mit einem Eilantrag gegen den Entscheid einer Bundesrichterin im Bundesstaat Maryland gewandt.

Eine Bundesrichterin hatte zuvor angeordnet, dass Kilmar Abrego Garcia, der aus El Salvador stammt, bis spätestens Mitternacht (Ortszeit) in die USA zurückgebracht werden müsse. Diese Frist ist nun hinfällig. Der Vorsitzende Richter des Supreme Court, John Roberts, sagte zu dem Eilantrag, dass sich der Gerichtshof mit dem Fall nun noch einmal ausführlicher beschäftigen werde.

Beide Seiten hätten damit mehr Zeit, ihre Argumente vorzulegen, berichtete der Sender ABC. Die „Washington Post“ zitierte den Anwalt des Mannes mit den Worten, das sei nur ein vorübergehender administrativer Aufschub. Das Justizministerium hatte in dem Eilantrag an die obersten Richter argumentiert, dass die Richterin ihre Befugnisse überschritten habe, als sie die Rückführung in die Vereinigten Staaten angeordnet hatte, berichteten „Washington Post“ und der Sender ABC.

Bei einem Gipfeltreffen in Kairo haben Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, sein ägyptischer Kollege Abdel Fattah al-Sisi und der jordanische König Abdullah II. eine Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde über den Gazastreifen gefordert. Die im Westjordanland ansässige Behörde müsse „gestärkt“ werden und „in allen Palästinensergebieten“ regieren, hieß es gestern in einer gemeinsamen Erklärung der drei Staatschefs.

Später telefonierten sie nach Angaben aus Paris mit US-Präsident Donald Trump über die „Situation im Gazastreifen“. Im Gespräch mit dem US-Präsidenten hätten sie die Notwendigkeit des sofortigen „vollen Zugangs“ von Hilfslieferungen in den Gazastreifen betont sowie die Freilassung der verbliebenen israelischen Geiseln. Zudem müssten „günstige Zustände für einen echten politischen Horizont“ geschaffen werden.

Die drei Staatschefs forderten in ihrer gemeinsamen Erklärung eine „sofortige Rückkehr“ zur Waffenruhe im Gazastreifen. Mit der Wiederaufnahme der israelischen Angriffe auf das Palästinensergebiet habe sich die Situation dort „dramatisch“ verschlechtert, erklärte Macron und lobte die „unermüdlichen Bemühungen Ägyptens“ als Vermittler im Gaza-Krieg.

US-Präsident Donald Trump hat direkte Gespräche zwischen den USA und dem Iran angekündigt. „Wir werden am Samstag ein sehr großes Treffen haben“, sagte Trump gestern und betonte, die Gespräche würden direkt und „fast auf höchster Ebene“ zwischen den Ländern geführt.

Der iranische Präsident Massud Peseschkian hatte direkte Verhandlungen mit der US-Regierung zuletzt zwar abgelehnt, sich aber offen für einen indirekten Dialog gezeigt. Seinen Angaben zufolge hat Teheran über Oman auf ein Schreiben Trumps geantwortet.

Die wegen Beihilfe zum Massenmord verurteilte frühere KZ-Sekretärin Irmgard F. ist tot. Sie sei am 14. Jänner im Alter von 99 Jahren gestorben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Itzehoe in Deutschland gestern. Mehrere Medien hatten zuvor über ihren Tod berichtet.

Das Landgericht Itzehoe hatte F. am 20. Dezember 2022 wegen Beihilfe zum Mord in 10.505 Fällen sowie zum versuchten Mord in fünf Fällen zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil am 20. August vergangenen Jahres.

Im Herbst 2021 hatte sich der Prozessbeginn gegen F. verzögert, weil sie vor dem ersten Termin von ihrem Seniorenheim nach Hamburg geflüchtet war. Das Gericht ließ die damals 96-Jährige für fünf Tage in Untersuchungshaft nehmen.

Schreibtischarbeit als Beihilfe

Irmgard F. war als 18- bis 19-jährige Frau zwischen Juni 1943 bis April 1945 als Stenotypistin in der Kommandantur des Konzentrationslagers bei Danzig beschäftigt. Fast die gesamte Korrespondenz des Lagers ging nach Überzeugung der Gerichte über ihren Schreibtisch. Sie war eine enge Vertraute des Lagerkommandanten Paul Werner Hoppe.

Der Sekretärin wurde die Tötung von Häftlingen durch die lebensfeindlichen Bedingungen in dem Lager, bei Todestransporten sowie in einer Gaskammer angelastet. Im KZ Stutthof und seinen 39 Außenlagern waren nach Angaben des Dokumentationszentrums Arolsen Archives zwischen 1939 und 1945 etwa 110.000 Menschen aus 28 Ländern inhaftiert. Fast 65.000 überlebten nicht.

Ukraine-Krieg

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erstmals Aktivitäten ukrainischer Truppen in der russischen Region Belgorod bestätigt. In seiner abendlichen Videoansprache sagte Selenskyj gestern, der ukrainische Oberbefehlshaber habe einen Bericht „über die Frontlinie, unsere Präsenz in der Region Kursk und unsere Präsenz in der Region Belgorod“ vorgelegt. Die Ukraine setze ihre „aktiven Operationen in den Grenzgebieten des Feindes fort“.

Das sei gerechtfertigt, denn der Krieg müsse dorthin zurückkehren, von wo er ausgegangen sei. „Unser Hauptziel bleibt dasselbe: unser Land und unsere Gemeinden in den Regionen Sumy und Charkiw vor den russischen Besatzern zu schützen.“

Russischer Vorstoß in Luhansk

Unterdessen brachten russische Truppen nach Berichten beider Seiten zunehmend die letzten ukrainischen Verteidiger des Gebietes Luhansk in Bedrängnis. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau nahm für seine Truppen in Anspruch, den kleinen Weiler Kateryniwka im äußersten Norden des Gebietes Donezk erobert zu haben.

Ukrainische Militärblogger sahen den Ort auf ihren Karten zwar noch unter Kontrolle Kiewer Truppen. Sie bestätigten aber die russischen Vorstöße in dieser Richtung. Auch der ukrainische Generalstab meldete Gefechte in der Gegend.

Sollten russische Truppen Kateryniwka und das Nachbardorf Nowomychajliwka erreichen, geraten sie in den Rücken der Ukrainer, die in der Nähe den letzten Rest des Gebietes Luhansk verteidigen. Russland hat dieses ostukrainische Verwaltungsgebiet 2022 zu seinem Territorium erklärt und will es ganz erobern.

EU

Laut einem gestern veröffentlichten Bericht des Europäischen Rechnungshofs (ERH) ist die Vergabe von EU-Geldern an Nichtregierungsorganisationen (NGOs) nicht transparent.

Die EU-Kommission habe bestimmte, von der EU finanzierte Tätigkeiten der Interessenvertretung wie etwa Lobbying nicht korrekt offengelegt, und es werde nicht kontrolliert, ob die finanzierten NGOs die Werte der EU achten, kritisieren die Prüfenden. Auch österreichische NGOs wurden geprüft.

„Unscharfes Bild“ trotz Fortschritten

„Transparenz ist entscheidend, um eine glaubwürdige Beteiligung von NGOs an der Politikgestaltung der EU sicherzustellen“, so Laima Andrikiene, das für den Bericht zuständige ERH-Mitglied.

„Zwar wurden seit unserer letzten Prüfung einige Fortschritte erzielt, doch ergibt sich weiterhin nur ein unscharfes Bild, welche Summen an NGOs fließen, da die Informationen über die EU-Mittel – auch die für Lobbying – weder zuverlässig noch transparent sind.“

NGOs und andere Organisationen der Zivilgesellschaft sollten die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am demokratischen Willensbildungsprozess in der EU sicherstellen. Um öffentliche Entscheidungsträger zur Rechenschaft ziehen zu können, müssten die Bürger aber wissen, an wen EU-Mittel fließen, wie sie verwendet werden und ob die Empfänger die Werte der EU achten.

Seit dem „Katargate“-Skandal im Jahr 2022, bei dem Mitglieder des EU-Parlaments der Bestechung beschuldigt wurden, sei das öffentliche Interesse an Transparenz gewachsen.

NGOs erhielten Milliardensummen

Zwischen 2021 und 2023 hätten NGOs in zentralen Politikbereichen der EU wie Kohäsion, Forschung, Migration und Umwelt 7,4 Milliarden Euro erhalten – davon 4,8 Milliarden Euro von der EU-Kommission und 2,6 Milliarden Euro von den Mitgliedsstaaten.

Der ERH kritisiert, dass es keinen zuverlässigen Überblick über diese EU-Mittel gebe. Es sei daher nicht vollständig klar, welche Rolle NGOs in der EU-Politik spielten. Zwischen 2021 und 2023 erhielten mehr als 12.000 NGOs laut ERH-Bericht solche EU-Hilfen.

Kommission: NGOs müssen Fördervoraussetzungen erfüllen

„Wenn es um den Erhalt von EU-Mitteln geht, unterscheiden sich NGOs nicht von anderen Antragstellern“, sagte die EU-Kommission. Sie müssten die notwendigen Fördervoraussetzungen erfüllen – der NGO-Status bringe keine Vorzugsbehandlung mit sich und sei auch kein Förderkriterium, abgesehen von einigen wenigen, sehr spezifischen Fällen.

Die Kommission habe keine Anhaltspunkte, dass der NGO-Status mit einem besonderen (oder höheren) Risiko für den EU-Haushalt im Vergleich zu anderen Empfängern von EU-Mitteln verbunden wäre.

Inland

Nur eines von drei aktuellen Volksbegehren hat hat bis zum gestern Abend zu Ende gegangenen Eintragungszeitraum die Hürde von 100.000 Unterschriften für eine Behandlung im Nationalrat übersprungen. 119.368 Unterstützerinnen und Unterstützer zählt jenes gegen die ORF-Haushaltsabgabe.

Gescheitert sind hingegen ein eher ungewöhnliches Volksbegehren, das sich für ein Bereicherungsverbot für Volksbegehreninitiatoren einsetzte, sowie „Autovolksbegehren: Kosten runter!“. Dieses zielte auf eine Senkung der Autos betreffenden Steuern und erhielt laut Innenministerium 58.201 Unterschriften. Die Initiative gegen die Bereicherung mit Volksbegehren kam auf 33.185 Unterschriften.

Der niederösterreichische Gemeindemitarbeiter Manuel Plöchl, der dieses Begehren ins Leben gerufen hatte, hatte kritisiert, dass immer mehr Privatpersonen Volksbegehren als „Geschäftsidee“ entdecken würden. Schließlich erhalten Initiatoren erfolgreicher Volksbegehren die geleisteten Kostenbeiträge in fünffacher Höhe zurück. Das Scheitern der beiden Volksbegehren konnte allerdings auch eine Allianz zwischen Plöchl und Gerhard Lustig vom „Autovolksbegehren“ nicht verhindern.

Hinter dem Volksbegehren „ORF-Haushaltsabgabe NEIN“ steht Robert Marschall, der selbst bereits für mehrere Volksbegehren verantwortlich zeichnete, darunter eine Initiative gegen CoV-Maßnahmen.

Die Regierung startet morgen in eine zweitägige Klausur mit Fachleuten. Ungewöhnlich dabei ist, dass die letzte erst drei Wochen her ist.

Geplant ist, nach einer Einigung bei der Messengerüberwachung von Gefährdern zu suchen. Ob das gelingt, war bis heute noch offen. Ansonsten stehen die Themen Außenpolitik, Wirtschaft und Arbeit im Mittelpunkt, wie es in einer Aussendung des Kanzleramts hieß. Zudem soll ein Arbeitsplan bis Sommer erstellt werden.

Abzuwarten bleibt, ob morgen und am Mittwoch tatsächlich Beschlüsse vorgelegt werden. Bei der ersten Klausur war die größte Ankündigung, dass man eine Industriestrategie erarbeiten wolle.

Vorhofer, Draxl, Kopf und Oberhofer bei Klausur

Wieder beigezogen werden Fachleute. Für den Sicherheitsbereich zur Klausur gebeten wird der seit vorigem Sommer amtierende Regierungsberater für Krisenvorsorge und -bewältigung, Peter Vorhofer. Weiters eingeladen sind die Vorstände des Arbeitsmarktservice (AMS), Petra Draxl und Johannes Kopf, sowie der Ökonom Harald Oberhofer.

Gestartet wird morgen Mittag mit einem Doorstep der zwei Parteichefs und der Parteichefin. Über die Ergebnisse des ersten Klausurtags soll zweieinhalb Stunden danach informiert werden. Ebenfalls zwei Presseinformationen sind am Mittwoch geplant, eine am Rande des Ministerrats und eine im Anschluss an die Regierungssitzung.

Wirtschaft

Kanada hat die Welthandelsorganisation (WTO) wegen der von den USA verhängten Zölle auf Kraftfahrzeuge und Autoteile angerufen. Wie die Organisation gestern in Genf mitteilte, ging der entsprechende Antrag am Donnerstag ein. Kanada habe die Aufnahme von Konsultationen mit den USA im Rahmen des WTO-Streitbeilegungsmechanismus über die Maßnahmen der Vereinigten Staaten beantragt.

Kanada blieb von der neuen Welle von Zöllen verschont, die US-Präsident Donald Trump vergangene Woche gegen viele Länder der Welt angekündigt hatte. Ottawa, Washingtons größter Handelspartner, ist jedoch bereits von zusätzlichen US-Zöllen auf Stahl und Aluminium sowie auf Autos betroffen. Am 3. April traten dort Zuschläge in Höhe von 25 Prozent auf alle Autos in Kraft, die nicht in den USA hergestellt wurden.

Das von Kanada gestellte Konsultationsgesuch wurde heute an die anderen WTO-Mitglieder verteilt. Er stellt den formellen Ausgangspunkt für das Streitbeilegungsverfahren dar.

Kultur

US-Schauspieler Robert De Niro (81) erhält beim diesjährigen Festival von Cannes die Goldene Ehrenpalme. Dem zweifachen Oscar-Preisträger werde die Auszeichnung für sein Lebenswerk bei der Eröffnungsfeier des Festivals am 13. Mai überreicht, teilten die Organisatoren im südfranzösischen Cannes gestern mit.

Er fühle sich dem Festival von Cannes sehr verbunden, zitierten die Filmfestspiele De Niro. „Gerade jetzt, wo uns so vieles in der Welt auseinanderreißt, bringt Cannes uns zusammen – Geschichtenerzähler, Filmemacher, Fans und Freunde.“ Nach Cannes zu reisen sei ein Nachhausekommen.

Clem Burke, Schlagzeuger der erfolgreichen US-Band Blondie, ist tot. Er verstarb im Alter von 70 Jahren an Krebs. Das gab die Band rund um Sängerin Debbie Harry gestern bekannt. Burke stieß 1975, ein Jahr nach ihrer Gründung, zur Band und war seitdem fixer Bestandteil: Burke war an allen Studioalben und damit an allen Hits der Band wie „Heart of Glass“, „Call Me“ und „Atomic“ beteiligt.

Nach der Auflösung und vor der Reunion von Blondie spielte Burke unter anderen für die Eurythmics, Bob Dylan, Iggy Pop und Joan Jett. Er war auch Gründungsmitglieder der US-Supergroup The Empty Hearts.

Trauer um Bassisten von Gang of Four

Die Musikwelt trauert zudem um David Allen, Bassist der einflussreichen britischen Postpunkband Gang of Four. Er starb mit 69 Jahren nach einer schweren Demenzerkrankung, wie die Band mitteilte.

Die britische Band hatte, ohne selbst kommerziell besonders erfolgreich zu sein, maßgeblichen Einfluss auf spätere Bands wie Red Hot Chilli Peppers, für die der 2020 verstorbene Sänger Andy Gill auch als Produzent tätig war. Allen verließ die Band 1981 und gründete die Band Shriekback, die über Jahre als Lieblinge von Musikkritikern galten, dem breiten Publikum aber eher verschlossen blieben. Bei der Reunion von Gang Of Four 2004 war Allen wieder mit von der Partie, 2008 schloss er das Kapitel aber ab.