Ausland

Ein Gericht hat eine Abschiebung des propalästinensischen Aktivisten Machmud Chalil aus den USA erlaubt. Eine Richterin im US-Bundesstaat Louisiana hielt die Begründung der US-Regierung für die umstrittenen Abschiebepläne für ausreichend, wie gestern mehrere US-Medien übereinstimmend aus der Anhörung in der Stadt Jena berichteten.

Die US-Regierung beruft sich in dem Fall auf eine selten genutzte Regelung, die es dem Außenminister erlaubt, Abschiebeverfahren gegen Personen einzuleiten, wenn ihre Anwesenheit als Bedrohung für die außenpolitischen Interessen der USA gewertet wird. Chalils Anwälte kündigten umgehend an, die Entscheidung der Richterin anzufechten.

Umstrittener Fall

Chalil war im März in seinem Wohnhaus in New York festgenommen und von dort aus in eine Haftanstalt nach Louisiana gebracht worden. Der Absolvent der New Yorker Columbia-Universität besitzt laut seinen Anwälten eine Greencard und damit eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung in den USA. Er ist mit einer US-Staatsbürgerin verheiratet und wird bald Vater.

Der palästinensische Uniaktivist, der in Syrien geboren wurde, hatte eine prominente Rolle bei den propalästinensischen Protesten an der Columbia-Universität gespielt.

Die US-Regierung wirft ihm unter anderem vor, antisemitische Ansichten und Positionen der Terrororganisation Hamas vertreten sowie Protestgruppen organisiert zu haben. Diese hätten den Universitätsbetrieb gestört und jüdische Studierende belästigt. Chalils Anwälte bestreiten das. Der Aktivist ist nicht wegen einer Straftat angeklagt.

Fall sorgt für großes Aufsehen

Sein Fall sorgt in den USA seit Wochen für großes Aufsehen. Es war die erste öffentlich bekannte Festnahme eines propalästinensischen Aktivisten in der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump. Seitdem folgten weitere.

Kritiker und Kritikerinnen sind alarmiert. Sie befürchten, dass die US-Regierung mit vagen Anschuldigungen einen Präzedenzfall schaffen wolle, um unliebsame Kritiker mundtot zu machen.

Die „New York Times“ zitierte einen der Anwälte Chalils nach der Anhörung mit den Worten: „Wenn Machmud auf diese Weise ins Visier genommen werden kann, nur weil er sich für die Palästinenser einsetzt und sein verfassungsmäßig geschütztes Recht auf freie Meinungsäußerung ausübt, kann das jedem passieren – bei jedem Thema, das der Trump-Regierung missfällt.“

Für zwei laufende Gerichtsprozesse gegen den inhaftierten und abgesetzten Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu sind weitere Verhandlungstage angesetzt worden. Das bestätigte Imamoglus Anwalt Kemal Polat gestern nach zwei Prozessterminen.

In beiden Fällen drohen dem Kontrahenten von Präsident Recep Tayyip Erdogan Haftstrafen und ein Politikverbot. Die Verfahren haben inhaltlich nichts mit der jüngsten Festnahme Imamoglus wegen Korruptions- und Terrorvorwürfen zu tun.

„Ich bin hier, weil ich Wahlen in Istanbul dreimal gewonnen habe“

Die Opposition sowie Kritiker und Kritikerinnen werfen der Regierung vor, den Erdogan-Rivalen durch die Verfahren gegen diesen kaltstellen zu wollen. „Ich bin hier, weil ich die Wahlen in Istanbul dreimal gewonnen habe“, sagte Imamoglu vor Gericht in Silivri westlich von Istanbul, wie die Zeitung „Cumhuriyet“ berichtete.

Dort begann ein Prozess, in dem Imamoglu die Bedrohung eines Staatsanwalts vorgeworfen wird. Der Politiker wies die Vorwürfe zurück: „Ich bin immer jemand, der versöhnt“, sagte er. Gefordert werden in dem Fall eine Freiheitsstrafe von bis zu sieben Jahren und vier Monaten sowie ein Politikverbot. Ein weiterer Prozesstag wurde für den 16. Juni angesetzt.

Verfahren wegen Betrugsvorwürfen zieht sich weiter hin

In dem zweiten Verfahren geht es um Betrugsvorwürfe bei Ausschreibungen im Jahr 2015, als Imamoglu Bezirksbürgermeister im Istanbuler Stadtteil Beylikdüzü war. Eine Entscheidung fiel in diesem bereits laufenden Prozess auch gestern nicht. Ein weiterer Prozesstag wurde für den 11. Juli angesetzt, wie Imamoglus Anwalt sagte. Dieser warf der Anklage vor, ein Urteil hinauszuzögern, da es auf Freispruch hinauslaufe. In diesem Fall nahm Imamoglu nicht persönlich an der Verhandlung teil.

In einem dritten Prozess gegen seine Oppositionspartei CHP ist Imamoglu als Zeuge geladen, war bei einem Gerichtstermin am Freitag aber nicht anwesend. Imamoglu wurde 2022 bereits in einem anderen Verfahren wegen Beamtenbeleidigung zu einem Politikverbot verurteilt. Die Entscheidung ist aber nicht rechtskräftig.

Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro ist gestern wegen starker Unterleibsschmerzen in ein Krankenhaus gebracht worden. Das hänge mit der Stichwunde zusammen, die er bei einem Attentat während des Wahlkampfs 2018 erlitten hatte, teilte der Oppositionsführer im Senat, Rogerio Marinho, auf der Plattform X mit.

Marinho begleitete Bolsonaro auf einer Parteiveranstaltung im nordöstlichen Bundesstaat Rio Grande do Norte. Der Ex-Präsident sei am Morgen zunächst in ein städtisches Krankenhaus gebracht und anschließend per Hubschrauber in eine Privatklinik in die Stadt Natal verlegt worden.

Der Zustand des 70-Jährigen sei stabil, hieß es in einem ersten medizinischen Bericht. Er müsse „im Moment“ nicht operiert werden, sagte ein behandelnder Arzt.

Seit Attentat schon mehrfach operiert

Bolsonaro wurde im September 2018 in Juiz de Fora im Bundesstaat Minas Gerais als Präsidentschaftskandidat von einem Attentäter mit einem Messer in den Bauch gestochen und schwer verletzt. Seitdem musste er bereits mehrmals operiert werden.

Der Ex-Präsident muss sich derzeit wegen des Vorwurfs verantworten, nach seiner Wahlniederlage im Oktober 2022 einen Staatsstreich gegen die Regierung seines Nachfolgers Luiz Inacio Lula da Silva geplant zu haben.

Im März hatte der Oberste Gerichtshof eine entsprechende Anklage gegen den ehemaligen Staatschef und sieben mutmaßliche Mitverschwörer zugelassen. Im Fall einer Verurteilung könnten ihm mehrere Jahre Haft drohen.

Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump hat bekanntlich Hunderte mutmaßliche Gangmitglieder in ein Hochsicherheitsgefängnis in El Salvador abgeschoben. Im Mittelpunkt steht die international agierende kriminelle Organisation Tren de Aragua (TdA). Doch im Kampf gegen die Bande wurden etliche Fehler begangen, wie etwa die BBC gestern berichtete.

So tauchte ein Mann aus dem britischen Derbyshire nun in einem Dokument des US-Heimatschutzministeriums auf. Das Bild des 44-jährigen Pete Belton wurde zur Identifizierung mutmaßlicher Mitglieder von Tren de Aragua verwendet.

Belton habe keinerlei Verbindung zu der venezolanischen Gang. „Ich bin ein ganz normaler Mann mittleren Alters aus Derbyshire“, sagte er gegenüber der Verifikationsabteilung der BBC. Bei der Tätowierung handelt es sich um ein Zifferblatt mit Datum und Uhrzeit der Geburt seiner Tochter; es war Teil einer Serie von neun Bildern zur „Erkennung und Identifizierung“ von Verbrechern der US-Behörden. Weitere Tätowierungen, die das Ministerium zur Illustration heranzog, zeigten Sterne und Kronen.

Verwechslungsgefahr

Die Anwälte mehrerer Abgeschobener hatten bereits angeführt, dass ihre Mandanten fälschlicherweise ins Visier der Behörden geraten waren, oftmals aufgrund ihrer Tattoos. US-Medien berichteten etwa über einen Mann, der laut Anwälten wegen einer Kronentätowierung abgeschoben wurde.

Sie sei in Wahrheit aber vom Logo des Fußballvereins Real Madrid inspiriert gewesen. In einem anderen Fall wurde ein Maskenbildner nach El Salvador abgeschoben, da seine Kronentätowierung mit den Worten „Mum“ und „Dad“ von US-Behörden als Beweis für eine Gangmitgliedschaft gegolten habe, so seine Anwälte.

Angst vor „Urlaub in Guantanamo“

Per Mail erklärte das Heimatschutzministerium gegenüber BBC Verify, man vertraue auf die Erkenntnisse der Strafverfolgungsbehörden. Ihre „Bewertungen gehen weit über Tätowierungen von Gangmitgliedern und soziale Netzwerke hinaus“.

Laut einer Stellungnahme eines Beamten der Einwanderungs- und Zollbehörde schob die US-Regierung tatsächlich niemanden allein aufgrund seiner Tätowierungen ab. Es wird Gerichtsakten zufolge ein Punktesystem („Alien Enemy Validation Guide“) angewendet, um festzustellen, ob jemand mit der venezolanischen Gang in Verbindung steht.

Allerdings blieb unklar, wie Beltons Tätowierung in die US-Dokumente gelangte. Belton selbst fand es anfangs nur seltsam, doch nun befürchtet er, dass die Familienreise, die er im August mit seiner Frau und seiner Tochter nach Miami gebucht hat, zu einem „sechsmonatigen All-inclusive-Urlaub in Guantanamo“ werden könnte, wie er sagte.

Inland

Walter Rosenkranz (FPÖ) wird sich als Vorsitzender des Nationalfonds für NS-Opfer „gesamthaft vertreten“ lassen. Das bestätigte der Nationalratspräsident gestern der „Kronen Zeitung“. Den Vorsitz auf dem Papier gibt Rosenkranz zwar nicht ab, allerdings überlässt er die Geschäfte künftig entweder dem Zweiten Nationalratspräsidenten Peter Haubner (ÖVP) oder der Dritten Präsidentin Doris Bures (SPÖ).

Rosenkranz habe in der Präsidiale „klargemacht, dass er auch gesetzeskonform vorgeht, aber auch dem nachkommen wird, was er angekündigt hat, also zur Seite zu treten“, berichtete Bures gegenüber dem Ö1-Mittagsjournal. Der Nationalratspräsident muss allerdings, wie er schon mehrmals betont hatte, die Kundmachung des neuen Gesetzes abwarten. Erst damit wird die Möglichkeit geschaffen, den Vorsitz überhaupt abgeben zu können.

In der Verfassungsbestimmung wird festgehalten, dass sich der Nationalratspräsident als Vorsitzender des Kuratoriums des Nationalfonds vom Zweiten bzw. Dritten Präsidenten auch „gesamthaft“ vertreten lassen kann. Er wolle „zur Seite“ treten, sagte er. Konkret meint Rosenkranz damit, dass er zwar offiziell Vorsitzender des Fonds bleiben, aber nicht mehr nach außen auftreten wolle.

Auch Abwahl möglich

Zudem kann der Zweite Nationalratspräsident, also aktuell Haubner, vom Hauptausschuss zum Vorsitzenden gewählt werden. Das wäre dann der Fall, wenn es die politischen Mitglieder des Kuratoriums, aktive und ehemalige Nationalrats- und Bundesratsabgeordnete, entsprechend beantragen. Gäbe es gegen den Zweiten Präsidenten auch Einwände, könnte auch die Dritte Präsidentin bestimmt werden.

Nach Kritik von Opferverbänden

Dass der schlagende Burschenschafter Rosenkranz von Gesetzes wegen als Nationalratspräsident auch Vorsitzender des Nationalfonds ist, war unter anderem von Opferverbänden und der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) kritisiert worden. Als Reaktion darauf wurde auf Initiative der Grünen im Nationalrat die Möglichkeit geschaffen, das Amt an den Zweiten Präsidenten oder die Dritte Präsidentin zu übertragen. Von der FPÖ gab es scharfe Kritik an der „Anlassgesetzgebung“.

Nicht ganz zufrieden mit der Lösung zeigten sich die Grünen, Rechtsextremismussprecher Lukas Hammer vermisst „Klarheit“. „Entweder Walter Rosenkranz lässt sich gesamthaft für die Dauer der Legislaturperiode als Kuratoriumsvertreter vertreten, oder wir werden seine Abwahl einleiten“, so Hammer.

Die ÖVP goutierte den Schritt grundsätzlich. „Walter Rosenkranz tritt vom Vorsitz des Nationalfonds zurück – auch wenn ich diesen Schritt nicht mehr erwartet hätte, möchte ich im Sinne der Opferverbände Danke sagen“, schrieb der Abgeordnete Wolfgang Gerstl in seinen Social-Media-Kanälen.

Die Bundesregierung will wie angekündigt deutlich mehr Geld für die Deutschförderung in Schulen in die Hand nehmen und das Förderangebot künftig nicht mehr deckeln, sondern dem Bedarf anpassen. Das kündigte Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) gestern bei einer Pressekonferenz an.

Konkret werde mit kommendem Schuljahr die Zahl der für die schulische Deutschförderung vorgesehenen Planstellen von derzeit 577 auf 1.324 mehr als verdoppelt. Die dafür vorgesehenen finanziellen Mittel werden den Angaben zufolge zunächst um 62 Millionen Euro auf 108 Millionen erhöht. In der Folge sollen die Ressourcen für schulische Deutschförderung jedes Schuljahr neu an den Bedarf angepasst werden.

Mehr Förderung in allen Bundesländern

Wiederkehr setzt damit jenes Modell um, das er in seiner Zeit als Wiener Bildungsstadtrat vehement vom Bildungsministerium gefordert hat. „Ich hab das immer als ungerecht empfunden, dass es diesen Deckel gibt, nämlich dass nicht jedes Kind gleich viel wert ist, nicht jedes Kind gleich gefördert werden kann und man damit den Schulen das Problem nur übergibt.“ Das werde mit diesem Paket endlich behoben.

Von der Neuerung werden laut Wiederkehr alle Bundesländer profitieren, besonders groß falle das Plus in Bundesländern mit sehr vielen außerordentlichen Schülern aus. Die Zahl an außerordentlichen Schülerinnen und Schülern, deren Deutsch nicht reicht, um dem regulären Unterricht zu folgen, sei bundesweit an den Pflichtschulen und vor allem in den Ballungsräumen gestiegen. Deshalb ist es laut Wiederkehr „notwendig, jetzt eine Aufholjagd zu starten.“

Grüne: „Mogelpackung“

Die Grünen bewerteten die Aufstockung der Mittel und die Verteilung unter den Bundesländern nach tatsächlichem Bedarf grundsätzlich positiv. Allerdings sah Bildungssprecherin Sigrid Maurer eine „Mogelpackung“, weil die bisherigen befristeten Sonderpakete für Ukraine-Flüchtlinge und den Familiennachzug im Umfang von knapp 60 Millionen Euro darin aufgehen.

Angesichts der vielen Schüler mit Deutschförderbedarf seien die Mittel „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, solange die Ursachen nicht bekämpft würden, sagte FPÖ-Bildungssprecher Hermann Brückl, der dazu einen „umfassenden Zuwanderungsstopp“ forderte.

Die Arbeiterkammer (AK) sprach von einem wichtigen Schritt in Richtung wirksamer Deutschförderung. „Nun muss es darum gehen, diese Planstellen zu besetzen und Schulen die Autonomie zu geben, dieses Personal flexibel entsprechend den Bedürfnissen am Standort einsetzen zu können“, so Ilkim Erdost von der AK Wien.

Wirtschaft

Angesichts der desolaten wirtschaftlichen Lage Argentiniens haben mehrere internationale Organisationen Hilfspakete in Höhe von insgesamt bis zu 32 Milliarden Dollar für das Land verkündet.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) gab gestern (Ortszeit) ein Paket in Höhe von 20 Milliarden Dollar (17,6 Milliarden Euro) über einen Zeitraum von vier Jahren bekannt.

Die Weltbank steuerte 12 Milliarden Dollar (10,6 Milliarden Euro) bei. Die Interamerikanische Entwicklungsbank kündigte zusätzlich ein Finanzpaket in Höhe von bis zu 10 Milliarden Dollar (8,8 Milliarden Euro) über einen Zeitraum von drei Jahren an.

„Vertrauensvotum“ für Reformbereitschaft

Der IWF erklärte, 12 Milliarden Dollar würden Argentinien sofort zur Verfügung gestellt werden. Die Entscheidung über das Hilfspaket sei „in Anerkennung des beeindruckenden Fortschritts in der Stabilisierung der Wirtschaft des Landes“ durch die argentinische Regierung getroffen worden, erklärte die Chefin der Organisation, Kristalina Georgieva, im Onlinedienst X. „Es ist ein Vertrauensvotum für die Entschlossenheit der Regierung, Reformen voranzutreiben, Wachstum zu fördern und höhere Lebensstandards für das argentinische Volk zu erzielen“.

Die Weltbank bezeichnete ihr Hilfspaket auch als „starkes Vertrauensvotum für die Bemühungen der Regierung, die Wirtschaft zu stabilisieren und zu modernisieren“. Von den 12 Milliarden Dollar würden 1,5 Milliarden (1,3 Milliarden Euro) sofort freigegeben werden. Ziel sei, „private Investoren anzuziehen“.

Die Unterstützungspakete stellen einen großen Erfolg für den argentinischen Präsidenten Javier Milei dar, der Argentinien seit seinem Amtsantritt im Dezember 2023 einem harten Sparkurs unterzieht. Die Wirtschaft des Landes werde wachsen „wie nie zuvor“, sagte Milei im Anschluss an die Bekanntgabe der Finanzspritzen in einer Rede im argentinischen Fernsehen. „Argentinien wird das in den nächsten 30 Jahren das Land mit dem stärksten Wachstum sein“.

Ukraine-Krieg

Nach Angaben aus US-Kreisen kämpfen mehr als hundert chinesische Staatsbürger als Söldner ohne direkte Verbindung zum chinesischen Staat für das russische Militär gegen die Ukraine. Die chinesischen Söldner hätten anscheinend nur eine minimale Ausbildung und keinen erkennbaren Einfluss auf die russischen Militäroperationen, sagten zwei mit US-Geheimdiensterkenntnissen vertraute Personen.

Ein ehemaliger westlicher Geheimdienstmitarbeiter sagte der Nachrichtenagentur Reuters, etwa 200 chinesische Söldner seien ohne Auftrag ihres Heimatlands für Russland im Einsatz. Dagegen studierten chinesische Offiziere mit Zustimmung ihrer Regierung in der Nähe der russischen Frontlinien das Kriegsgeschehen.

Eine Woche nach einem tödlichen russischen Raketenangriff mit 19 Toten hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gestern den Ort des Geschehens in seiner Heimatstadt Krywyj Rih besucht. „Ein gewöhnlicher Stadtbezirk. Ringsherum sind nur Wohnhäuser, nur zivile Gebäude“, sagte der Staatschef gemäß einer Mitteilung. Die Welt dürfe nicht vergessen, dass für Russland Menschenleben nichts wert seien.

Ein veröffentlichtes Video zeigt, wie der Präsident auf einem Spielplatz einen Plüschteddybären niederlegte und Blumen an provisorischen Gedenkstätten in der Nähe einer Schule deponierte. Unter den Opfern waren neun Kinder und Jugendliche im Alter zwischen drei und 17 Jahren.

Bei einer anschließenden Beratung mit Militärs und der Regionalverwaltung ging es Selenskyj zufolge vor allem um die Stärkung der Flugabwehr in der Region Dnipropetrowsk. „Allein seit Jahresbeginn gab es mehr als 2.000 Luftangriffe“, schrieb das Staatsoberhaupt. Das seien fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Selenskyj besuchte zudem ein örtliches Militärkrankenhaus, wo er Soldaten mit Orden auszeichnete.

Chronik

Unbekannte haben gestern einen mutmaßlichen Bombenanschlag auf die Büros der griechischen Bahngesellschaft Hellenic Train im Zentrum von Athen verübt. Die Bombe war nach Berichten des griechischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf einem Motorrad angebracht, das direkt vor dem Gebäude geparkt war. Die Polizei sperrte den Tatort ab, wie Augenzeugen berichteten. Wie es aus Kreisen der Polizei hieß, gab es keine Toten oder Verletzten.

Warnung vor der Explosion

Kurz vor der Detonation habe ein anonymer Anrufer eine linke Zeitung über den bevorstehenden Anschlag informiert, berichtete der griechische Rundfunk. Die Explosion war so stark, dass sie im gesamten Stadtzentrum zu hören war, wie Augenzeugen berichteten.

Kritik an Hellenic Train nach Zugsunglück mit 57 Toten

An Hellenic Train gibt es anhaltende Kritik. Vor gut zwei Jahren starben 57 Menschen bei einem schweren Zugsunglück in Mittelgriechenland. Damals kollidierte ein Intercityzug frontal mit einem Güterzug. Die Untersuchungen des Unglücks laufen noch. Zahlreiche Angehörige der Opfer sowie politische Parteien werfen dem Bahnunternehmen und der konservativen Regierung vor, das Eisenbahnsystem vernachlässigt zu haben.

In Griechenland verüben autonome Gruppen immer wieder Anschläge mit Sprengsätzen. Diese Aktionen verstehen sie häufig als eine Art Kommentar zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen.

Ein Kleinflugzeug ist gestern mitten in der Stadt Boca Raton im US-Bundesstaat Florida abgestürzt und explodiert. Ersten Medienberichten zufolge hatten sich drei Menschen an Bord befunden, die keine Überlebenschance hatten.

Die Cesna sei am Vormittag ganz in der Nähe des Flughafens auf Bahngleise gestürzt, die parallel zu einer Straße verlaufen, berichteten örtliche Fernsehsender. Der Pilot soll kurz vor dem Absturz ein mechanisches Problem gemeldet haben.

Polizeiauto bei der Absturzstelle in Florida
Reuters/TMX/Ray Daily

Die Maschine soll aus bisher ungeklärter Ursache in Turbulenzen geraten sein und mehrere Minuten am Himmel gekreist sein, ehe sie am Boden zerschellte. TV-Sender zeigten Bilder eines in Feuer und Rauch gehüllten Straßenzugs, der großräumig abgesperrt war. Zwei Leichen sollen mittlerweile auf Bahngleisen geborgen worden sein.

Der Bürgermeister von Boca Raton, Scott Singer, zeigte sich erschüttert: „Unsere Gedanken sind bei allen, die von diesem tragischen Ereignis betroffen sind“, erklärte er laut CNN. Boca Raton liegt etwa eine Stunde nördlich von Miami.

Im US-Bundesstaat South Carolina ist wieder ein zum Tode verurteilter Häftling durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden. Der verurteilte 42 Jahre alte Mörder sei durch mehrere Schüsse getötet worden, teilten die Behörden und mehrere offizielle Zeugen der Hinrichtung bei einer anschließenden Pressekonferenz mit.

Erst Mitte März war in South Carolina ein Verurteilter auf diese Weise getötet worden – es war damals die erste Hinrichtung in den USA durch ein Erschießungskommando seit 15 Jahren. Beide Todeskandidaten hatten sich selbst für die Methode als das geringere Übel entschieden, wie ihre Anwälte mitteilten.

Schüsse durch Schlitze

Bei einer solchen Hinrichtung wird der Todeskandidat den Zeugenaussagen zufolge auf einem Sessel festgeschnallt. Eine Kapuze wird ihm über den Kopf gestülpt und dann wird sein Herz als Ziel markiert. Drei Freiwillige, die in der Haftanstalt arbeiten, stehen hinter einem Sichtschutz und feuern dann durch Schlitze heraus auf den Verurteilten.

Der Hingerichtete hatte im Jahr 2004 als 21-Jähriger zunächst im Bundesstaat Virginia ein Auto gestohlen, dann in North Carolina einen Ladenmitarbeiter erschossen, der seinen Ausweis sehen wollte, als er ein Bier kaufen wollte. Schließlich habe er in South Carolina einen Polizisten, in dessen Schuppen er sich versteckt hatte, erschossen und verbrannt, berichtete die Zeitung „South Carolina Daily Gazette“.

Nach Angaben der gemeinnützigen Organisation Death Penalty Information Center erlauben außer South Carolina noch die Bundesstaaten Idaho, Mississippi, Oklahoma und Utah Hinrichtungen durch Erschießungskommandos. Insgesamt sind in den USA in diesem Jahr nach Angaben der Organisation bisher noch 13 Hinrichtungen geplant, die nächste am 23. April in Texas.

Medien

Der gemeinsame Kampf gegen Falschinformationen ist das Ziel des neuen Faktencheck-Netzwerks der Vereinigung öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten Europas (EBU), das gestern vorgestellt wurde.

Auch die ORF-Information ist Teil der „Eurovision News Spotlight“-Initiative. Ziel ist die internationale Zusammenarbeit im Kampf gegen Fake News und Desinformation, bei der Ausbildung der Journalistinnen und Journalisten und beim gemeinsamen Einsatz von Ressourcen.

Die digital dominierte Welt sei mit einer stärker werdenden Krise ungenauer, falscher oder künstlich generierter Informationen konfrontiert, die unsere Gewissheit von Wahrheit und Realität auf die Probe stelle, sagte EBU-News-Chefin Liz Corbin.

18 Mitglieder

Vertrauenswürdige Informationen zu verbreiten, bezeichnete Corbin als Kernauftrag öffentlich-rechtlicher Medien. Auch der ORF hat zuletzt mit der „ORF-defacto-Initiative“ den Kampf gegen Falsch- und Desinformation deutlich verstärkt.

Der ORF-Newsroom vernetze sich mit internationalen Faktencheck-Expertinnen und -Experten, um Falschinfos noch besser aufdecken und einordnen zu können, so Helene Voglreiter, Redaktionsleiterin für Verifikation.

Zum Start zählt die „Eurovision News Spotlight“-Initiative 18 Mitglieder, neben dem ORF sind das unter anderem BBC, ZDF, Radio France, SVT (Schweden), Yle (Finnland) und RTVE (Spanien).

Kultur

Einen Monat vor dem Eurovision Song Contest in Basel hat der österreichische Teilnehmer JJ gestern ein Duett mit Conchita Wurst präsentiert. Im Rahmen der Song-Contest-Aktion „Eurovision. A Little Bit More“ nahm das Duo ein Mash-up aus Österreichs Gewinnersong „Rise Like a Phoenix“ und dem heurigen Beitrag „Wasted Love“ aufgenommen. Das Video dazu wurde im Wiener Theatermuseum produziert.

Er hätte nie geträumt, einmal mit Conchita Wurst performen zu dürfen, so JJ – „ich hatte Gänsehaut, und wir hatten auch eine richtige Gaudi dabei". Auch die Gewinnerin von 2014 schwärmte von der Zusammenarbeit: „Mit JJ zusammenzuarbeiten ist ein echtes Privileg. Seine Professionalität ist beeindruckend – und wenn er singt, ist es, als würde die Zeit stillstehen.“

Schwedens Comedy-Finnen und JJ als Favoriten

Den Auftakt seiner internationalen Promotiontour absolvierte JJ am Wochenende bei „Eurovision in Concert“ in Amsterdam vor rund 5.000 Fans. Österreich gilt heuer als eines der Favoritenländer: Schon seit der Präsentation des Songs liegt JJ auf Platz zwei der Wettquoten. Vor ihm hält sich stabil Schweden, das heuer das finnland-schwedische Comedy-Trio KAJ mit „Bara bada bastu“ („Einfach nur in die Sauna gehen“) in den Bewerb schickt.

Nach dem Vorjahressieg von Nemo mit „The Code“ richtet heuer die Schweiz den Song Contest aus. Das Motto des musikalischen Großevents lautet auch heuer wieder „United by Music“. Die drei Shows – am 13., 15. und 17. Mai – in der St. Jakobshalle werden von Michelle Hunziker, Hazel Brugger und Sandra Studer moderiert.

Eigentlich hat Lana del Rey den Song bereits vor mehr als einem Jahr angekündigt. Gestern kam nun überraschend „Henry, Come On“ tatsächlich heraus. Es ist ein Vorbote des am 21. Mai erscheinenden Albums „The Right Person Will Stay“.

US-Musikerin Lana Del Rey
IMAGO/Avalon/Justin Ng

Stilistisch überrascht das Lied nach einem kurzen Country-Flirt der Sängerin nicht. Zu hören gibt es melancholischen Pop mit düsterem Americana-Einschlag, getragen von einer akustischen Gitarre und der wunderbaren Stimme des Popstars.

„Lasso“ sollte das kommende Album ursprünglich heißen und in Richtung Country gehen. Dieser Genreeinfluss ist in „Henry, Come On“ nur in Ansätzen herauszuhören. Im Sommer gibt die Künstlerin mehrere Konzerte in Großbritannien. Ihr bisher einziges Österreich-Konzert datiert aus dem Jahr 2013.

Leute

Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger und seine Lebensgefährtin, Melanie Hamrick, sind verlobt. Die 37-Jährige plauderte das in „Paris Match“ aus, wie das französische Magazin gestern bekanntgab. Jagger habe ihr den Antrag schon vor „zwei oder drei Jahren“ gemacht, so genau wisse sie das gar nicht mehr.

Eilig habe man es nicht, ein Termin stehe nicht fest. „Vielleicht heiraten wir eines Tages, vielleicht nicht“, so Hamrick: „Wir sind so glücklich in unserem jetzigen Leben, dass ich zu viel Angst hätte, etwas zu ändern.“

Der 81-Jährige und Hamrick sind seit rund zehn Jahren ein Paar. 2016 kam ihr gemeinsamer Sohn Deveraux auf die Welt.

Für Jagger wäre es die zweite Hochzeit, für Hamrick die erste. Der Sänger war von 1971 bis 1978 mit Bianca Jagger verheiratet. Zudem hat er insgesamt acht Kinder mit fünf Frauen.