Jan Keupp/Romedio Schmitz-Esser (Hg.)
Neue alte Sachlichkeit
Studienbuch Materialität des Mittelalters
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JAN KEUPP/ROMEDIO SCHMITZ-ESSER (HG.)
Neue alte Sachlichkeit
Studienbuch
Materialität des Mittelalters
Jan Thorbecke Verlag
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Gedruckt mit Unterstützung
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Gestaltung, Satz und Repro: Schwabenverlag AG, Ostfildern
Druck: Memminger MedienCentrum, Memmingen
Hergestellt in Deutschland
ISBN 978-3-7995-0629-8
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Inhalt
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Vorwort
9
Einführung in die „Neue alte Sachlichkeit“:
Ein Plädoyer für eine Realienkunde des Mittalters in
kulturhistorischer Perspektive
JAN KEUPP UND ROMEDIO SCHMITZ-ESSER
47
Verselbständigter Sinn: Die Wiener Adlerstola
JAN KEUPP
77
Kommunikation mit wem?
Die Bleitafel des Bremer Bischofs Leuderich
ROMEDIO SCHMITZ-ESSER
101
Pilgerzeichen
Zwei Bleitäfelchen zwischen Erinnerungsstück und
quantifizierter Glaubensleistung
JOCHEN JOHRENDT
117
Kostbare Seide als Zeichen rechtmäßiger Gewalt:
Das Kölner Stadtbanner
MALTE PRIETZEL
141
Die Wiener Neustädter Wappenwand
JÖRG SCHWARZ
163
Ein mittelalterlicher Zentralbau
MATTHIAS UNTERMANN
191
Alle über einen Kamm geschert?
Zwei Kämme im Vergleich zwischen Gebrauchs- und
Prestigeobjekt
THOMAS KÜHTREIBER UND ELISABETH VAVRA
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221
Gebrauchsgegenstand und Symbol.
Die Unterhose (Bruoch) aus der Gewölbezwickelfüllung
von Schloss Lengberg, Osttirol
BEATRIX NUTZ UND HARALD STADLER
251
Wenn der Geist aus der Flasche gelassen wird:
Eine kleine tragbare Flasche und ihre vielen
Deutungsmöglichkeiten
CHRISTINA SCHMID
285
Text und Schrift als „Realien“: Intermedialität und
Innovation in einem Göttweiger Kopialbuch
ANDREAS ZAJIC
309
Die Realie im Text, oder:
Wie man auch ohne Beine nach Rom kommt
ACHIM THOMAS HACK
335
Die Konstruktion des Wissens:
Eine römische Gemme aus einem mittelalterlichen Grab
vom Petersberg bei Flintsbach/Inn, Oberbayern
THOMAS MEIER
367
Eine Warnung zu guter Letzt:
Der Ring von Paußnitz
JAN KEUPP UND ROMEDIO SCHMITZ-ESSER
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Vorwort
Mit dem vorliegenden Band freuen wir uns, die Erträge einer dreijährigen inspirierenden Arbeit im Netzwerk ‚Neue alte Sachlichkeit. Realienkunde des Mittelalters
in kulturhistorischer Perspektive‘ in gedruckter Form dingfest, greifbar und hoffentlich auch handhabbar machen zu können. Zugleich hoffen wir mit den Worten
von Michel Foucault, dass „die materielle Einheit des Bandes“ tatsächlich eine
„schwache, nebensächliche Einheit“ bleiben möge „im Hinblick auf die diskursive
Einheit, der sie Unterstützung verleiht“. Denn dieses Studienbuch soll die mediävistische Sachkulturforschung gerade nicht in monumentaler Nachhaltigkeit zum
Abschluss bringen, sondern eine andauernde Debatte stimulieren, an der sich die
Netzwerkteilnehmerinnen und -teilnehmer auch in Zukunft gerne beteiligen.
Neben den – hier ausnahmsweise einmal nicht berücksichtigten – materiellen
Netzwerkentitäten haben zahlreiche Akteure und Institutionen in dankenswerter
Weise am Entstehen dieses Studienbuchs mitgewirkt. Idee und Zuschnitt des Vorhabens nahmen während der gemeinsamen Tätigkeit der Herausgeber am Münchner Lehrstuhl von Prof. Dr. Knut Görich Gestalt an, wo eine stets anregende Atmosphäre unsere Arbeit ins Rollen brachte. Seine Realisierung im Format eines
‚Wissenschaftlichen Netzwerks‘ verdankt sich der großzügigen Förderung durch
die Deutsche Forschungsgemeinschaft, nicht zuletzt aber den spontanen und enthusiastischen Zusagen aller hier versammelten Autorinnen und Autoren. Dankbar
blicken wir auf die herzliche und zuvorkommende Aufnahme an unseren vier Tagungsorten zurück: Zum Auftakt fanden wir am vertrauten Münchner Institut für
mittelalterliche Geschichte wohlwollende und kollegiale Unterstützung. Herrn
Prof. Dr. Stefan Tebruck (Gießen), der uns mit einem Impulsreferat vor den Fährnissen zirkulärer Objektdeutung warnte, schulden wir an dieser Stelle besonderen
Dank. Die Münze Hall in Tirol und die Stadtarchäologie Hall in Tirol gaben uns
beim zweiten Arbeitstreffen in Hall in Tirol die Gelegenheit, in den historischen
Mauern der Burg Hasegg zu tagen und hier die Arbeit mit Realien an der Kontaktstelle zwischen Geschichte und Archäologie direkt in situ kennenzulernen. Eine
ideale Arbeitsatmosphäre gewährte uns das Internationale Wissenschaftsforum
Heidelberg – den begehrten Blick aufs Schloss eingeschlossen, wo uns Frau Dr. Elisabeth Huwer im Deutschen Apothekenmuseum die enge Interdependenz von
Menschen und Dingen einmal mehr vor Augen führte. Besonderer Dank gebührt
schließlich dem Institut für Realienkunde des Mittelalters und der Frühen Neuzeit
an der Universität Salzburg für die umfangreiche Organisation des vierten Arbeitstreffens in Krems an der Donau mit einem Einblick in die Arbeit in und mit den
Denkmälern vor Ort in Krems und Stein wie der Gozzoburg und dem Dominikanerkloster. Die großzügige und herzliche Unterstützung vor Ort hat uns bei allen vier
Zusammenkünften ein Arbeitsklima ermöglicht, in dem intensiv, beizeiten auch
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durchaus kontrovers, vor allem aber sehr offen und konstruktiv über die materielle
Kultur des Mittelalters nachgedacht werden konnte.
Die Übersetzung der Manuskriptfassungen in das Format eines Sammelbandes wäre nicht ohne die tatkräftige Mithilfe des Jan Thorbecke Verlags und insbesondere seines Leiters Jürgen Weis gelungen. Zahlreiche Institutionen haben uns
durch die Bereitstellung von Bildrechten unterstützt. Bildrecherche und Vorlektorat lagen in den Händen von Frau Theresa Rudolph, deren Engagement und Exaktheit uns mehr als einmal bewunderndes Erstaunen abgenötigt hat. Die Abrechnung der Kosten erledigten schließlich Frau Barbara Kober (München) und Frau
Manuela Brück (Münster) mit routinierter Gründlichkeit. Ihnen und allen Beteiligten sprechen wir unseren sehr herzlichen Dank aus!
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Einführung in die „Neue alte Sachlichkeit“:
Ein Plädoyer für eine Realienkunde des Mittalters
in kulturhistorischer Perspektive
JAN KEUPP UND ROMEDIO SCHMITZ-ESSER
„Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu
binden, im Lande Mordor, wo die Schatten drohn.“1 Der hiermit für jeden TolkienFreund klar umrissene Ring entscheidet das Schicksal einer ganzen Welt; in diversen Ausfertigungen gibt es den ‚einen‘ Ring für Fantasy-Fans zu kaufen und die Verfilmung des „Herrn der Ringe“ durch Peter Jackson hat diesem Hype erst richtig
Schwung gegeben. Solche magischen Ringe hat auch das Mittelalter hervorgebracht: Der Ring von Paußnitz, über den wir am Ende dieses Bandes noch nachdenken wollen, lässt sich ebenfalls als Replik an der Hand tragen.2 Doch mittelalterliche Objekte verfügen in der Regel nicht über eine beigegebene Prophetie wie
diejenigen, die aus der literarischen Realie einen in seiner Sinngebung klar entschlüsselbaren Gegenstand machen. Dringend wird eine versachlichte Debatte
über die materielle Kultur des Mittelalters in der Mediävistik benötigt und der vorliegende Band möchte dazu einen Beitrag leisten. Er soll Studentinnen und Studenten verschiedenster historischer Fachgebiete einen Leitfaden an die Hand geben,
wie man kulturhistorische Studien mit und aus Objekten heraus schreiben kann.
Dieser Band entstand als Ergebnis der Arbeiten des von den beiden Herausgebern geleiteten DFG-Netzwerks „Neue alte Sachlichkeit. Realienkunde des Mittelalters in kulturhistorischer Perspektive“. Die hierin behandelten Objektbeispiele
spannen dabei einen großen Bogen zwischen sehr verschiedenen Objekttypen: Es
handelt sich – vom Kirchenkomplex bis zum Schmuckstein – um sehr große und
sehr kleine Realien, die unterschiedlichste Stofflichkeit besitzen und sehr unterschiedliche Fundkontexte, Objektgeschichten und Aufarbeitungsgrade in der Mediävistik aufweisen. Nur eines haben die Objekte gemeinsam: Ihre dingliche Existenz muss gewährleistet sein; ein rein literarischer Gegenstand wie der Ring aus
Tolkiens Mittelerde findet sich hier nicht. Allerdings betrachtet Achim Hack in seinem Beitrag ein Artefakt, an dessen Existenz im 15. Jahrhundert zwar kaum ein
Zweifel bestehen kann, das aber nur mehr textuell überliefert wird und somit nicht
mehr direkt sensorisch erfahrbar ist. Damit zeigt sich zugleich die methodische
Vielfalt der Zugriffe, für die wir Leserinnen und Lesern mit dieser Einleitung ein
zusätzliches theoretisches Rüstzeug bereitstellen möchten. Gerade durch die Vielfalt von Ansätzen und Exempeln hoffen wir, einen möglichst breiten Einblick zu
gewähren, der eine eingehende Beschäftigung mit der materiellen Hinterlassenschaft des Mittelalters ermöglicht. Ein kulturgeschichtlicher Ansatz kombiniert mit
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