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Jenseits der Kennerschaft 35

A RW ED A R N U LF Jenseits der Kennerschaft Intentionen gelehrten Grafiksammelns Kennerschaftliches und gelehrtes Grafiksammeln, Formen und Funktionen der Objektdokumentation Im Zentrum grafikbezogener Sammlungsgeschichte steht jene seit Michel de Marolles etablierte,1 von Kunsthändlern wie Edmé-François Gersaint durch die Entwicklung von MarketingInstrumenten, wie den Werkverzeichnissen,2 offensiv beworbene Art des Grafiksammelns. Diese zielt auf repräsentative Vollständigkeit; künstlerorientiert und rein ästhetisch ausgerichtet, diente sie vor allem der Repräsentation des Sammlers als Kenner; die mit der Erfindung so bezeichneter Kennerschaft einhergeht, und bis heute in der Ausrichtung grafischer Kabinette und diesbezüglicher Forschung fortwirkt.3 Daneben stehen im 17. und 18. Jahrhundert andere Intentionen des Erwerbs und Sammelns grafischer Darstellungen. Dies betrifft natürlich auch die Vielfalt der Thematik und Funktion des Sammelgutes. So sind es mengenmäßig wohl die Porträts, die meist als Kupferstich, das Angebot des Grafikmarktes dominierten. Ob in Publikationen genealogischer Art, als Bildnisfolge ehemaliger oder aktueller Herrscher, als Sammlungen verstorbener oder noch lebender Gelehrter, häufig auch postum, im protestantischen Bereich gern der gedruckten Leichenpredigt illustrativ beigegeben, man strebte nach Anfertigung und Verbreitung von Bildnissen, handelte und sammelte diese in schwer nachvollziehbarem Umfang, wobei selten die künstlerische Qualität den Erwerb begründete. Formal und künstlerisch ist das Spektrum ebenso groß wie die Spannweite des Anspruchs- und damit Preisniveaus. Zeugnis dieser Bildnisbesessenheit sind nicht nur die enormen Mengen erhaltener grafischer Bildnisse in Kabinetten und Bibliotheken oder der Umfang des Digitalen Porträt-Index,4 sondern auch diesbezügliches Schrifttum; wichtigstes Beispiel ist wohl Siegmund Jacob Apins Anweisung zum Sammeln grafischer Bildnisse von 1726.5 Dieser hatte nach Nürnberger Zeit in Braunschweig an der Aegidien-Schule gelehrt.6 Apin war nicht nur ein manischer Sammler von Gelehrten-Bildnissen mit systematisch-statistischen Neigungen – er schätzte und zählte alles, so etwa die zu seiner Zeit in Nürnberg öffentlich ausgestellten Bildnisse auf über 1.6007 – sondern stand auch dem eigentlichen Kunstsammeln fern und gehörte in die Welt der Gelehrsamkeit. Andere Texte aus seiner Feder beschäftigten sich mit dem Sammeln akademischer Dissertationen und Gelehrtenviten.8 In diesem Streben nach vollständiger Erfassung existierender Druckwerke, Biographien und Bildnisse ist er ganz Vertreter zeittypischer Paradigmen der Historia literaria, der zu seiner Zeit aktuellen Mode gelehrter Beschäftigung.9 Kupferstiche dienten natürlich auch der Illustration und bildlichen Dokumentation in den verschiedenen, sich differenzierenden Disziplinen, wobei hier von Medizin, Zoologie, Botanik und Naturwissenschaften aller Art abgesehen,10 dafür aber, thematisch nahe, der Grafikgebrauch im Feld historisch-antiquarischer Forschung in den Blick genommen wird. Dabei sollen drei Aspekte besondere Aufmerksamkeit erhalten: erstens die Spannweite der Verwendung derartiger grafischer Abbildungen, zweitens deren Nutzung und Sammelpraxis, also auch die Diversität des sammlerischen Umgangs mit grafischen Blättern im Bereich historischer Beschäf- Jenseits der Kennerschaft 35 tigungen, und drittens, die zugrunde liegenden bzw. daraus resultierenden theoretischen Äußerungen und Anleitungen der Zeitgenossen zum Umgang mit dem Bildmedium, Zeugnisse also zum Sammeln und Ordnen der Bilder, zu Nutzung und Auffinden derartiger Sammlungen. Bevor ich nun diesen Bereich erkunde, zu charakterisieren und zu umreissen versuche, muss der Blick noch einmal auf das andere, zumindest scheinbar vertrautere kunstorientierte Grafiksammeln, dahinter stehende Intentionen und zugehörige Kommunikationsmittel gerichtet werden, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten schärfer hervortreten zu lassen. Nachdem bekanntlich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts das nach Künstlern sortierende, auf Vollständigkeit zielende Sammeln grafischer Blätter etabliert, dies durch Marolles Abgabe seiner Sammlung an Ludwig XIV. als königliche Beschäftigung nobilitiert und durch Marolles Kataloge publiziert worden war,11 breitete sich der Zeitvertreib aus. Wesentliche Rollen spielten dabei Kunsthändler und deren Publikationen, die das Grafiksammeln propagierten und auch erst ermöglichten: Marolles eigene Kataloge waren nicht mehr als Auflistungen der Klebebände und der Anzahl enthaltener Blätter verschiedener Künstler. Ihr einziger Nutzen lag in der Repräsentation des Sammlungsumfangs, worin das Ziel möglichst umfassenden und umfangreichen Grafiksammelns zu Tage tritt, dessen Funktion als Repräsentations- und soziales Distinktionsinstrument sich in aller Deutlichkeit zeigt.12 Wollte man diesem so angezeigten Vorbild folgen, bedurfte es zum einen der Händler, die das Sammelgut anbieten konnten, zum anderen der Hilfsmittel, die überhaupt erst die Kenntnisse vermittelten, was zu sammeln und in welcher Seltenheit zu bekommen war, Instrumente, die vor allem auch Bewertungskriterien kommunizierten, und einen wertenden Vergleich der Sammlungsgüte ermöglichten. Konkurrenz der Sammlungen aufgrund vergleichender Bewertung aber war für die Nutzung als Repräsentationsinstrument unbedingt notwendig. Diesen Zwecken dienten zuerst Auktionskataloge,13 die bei Veräußerung einer vollständigen Sammlung deren Art, Umfang und Gewichtung überhaupt 36 Arwed Arnulf erst abbildeten und auf diese Weise Vorbild, Anreiz und Angebot vermittelten. Hinzu kamen die aus Händlerperspektive noch weit effektiveren Werbemittel, die Werkverzeichnisse: Deutlich lässt sich das an dem ersten selbstständig publizierten Werk dieser Art, Gersaints RembrandtVerzeichnis von 1751,14 demonstrieren. Von einem Kunsthändler verfasst, an dessen Kunden gerichtet, das grafische Werk eines berühmten, lange verstorbenen und krisenfest nachgefragten Künstlers im Hochpreissegment erfassend, werden darin die Blätter thematisch sortiert, gezählt und griffig betitelt, wobei Varianten und Druckzustände gelistet, vor allem aber Seltenheit und Grad der Gesuchtheit Herausstellung erfahren.15 Die beigegebenen Beschreibungen belegen in ihrer Anlage, Gewichtung und sprachlich-stilistischen Reduktionsform deutlich die Intentionen: Äußerst kurz, syntaktisch simpel, der Umgangssprache nahe, das Dargestellte nicht vollständig erfassend, sondern nur den jeweiligen Druck durch Nennung der Besonderheit identifizierend, verzichtete Gersaint auf jegliche Topik der Kunstbeschreibung, also auf jene Mittel der literarischen Tradition der Ekphrasis,16 die in der zeitgenössischen Kunstliteratur so hoch geschätzt wurden. Bezweckt war eine Auflistung sämtlicher Rembrandt-Drucke in allen Zuständen, um so den Sammlern und Kunden vor Augen zu führen, was sie zu sammeln und zu erstreben hatten, auch um sie darauf vorzubereiten, welche Blätter besonders selten, besonders prestigeträchtig und natürlich auch besonders teuer waren. Diese Eigenheiten gelten auch für die anderen Grafikverzeichnisse, die im 18. Jahrhundert fast ausschließlich von Kunsthändlern verfasst wurden. Der Verzicht auf Topik des Kunstlobs und der Kunstbeschreibung einerseits grenzt diese Verzeichnisse deutlich von der Kunstliteratur der Zeit ab; der Verzicht auf möglichst umfassende dokumentierende Beschreibung der erfassten Darstellungen unterscheidet diese Grafikverzeichnisse andererseits von der Tradition gelehrter Objektkataloge. Anders als oft zu hören und zu lesen, haben die frühen Grafikverzeichnisse nämlich mit Traditionen gelehrt-wissenschaftlicher Objekterfassung so gut wie gar nichts gemein, und dies auch dann nicht, wenn ein Autor in beiden Welten daheim war. Carl Heinrich von Heineken etwa, Leiter des Dresdner Kabinetts bis 1763,17 verfasste mit seiner Idee generale von 1771 bekanntlich die Konzeptschrift zur Anlage einer idealen Grafiksammlung kunstorientierter Prägung,18 publizierte aber auch Grafikkataloge, so den der Reproduktionsgrafik nach Raffael,19 und, Zeugnis auch landwirtschaflich-botanischer Interessen, den mehrbändigen Katalog der in der Lausitz kultivierbaren Kern- und Steinobstsorten.20 Während der Grafikkatalog am Gersaintschen Prinzip der bloßen Druckidentifizierung orientiert ist, wird im Obstkatalog in akribischer Ausführlichkeit Form, Farbe, Konsistenz Geschmack und Variantenspielraum einzelner Birnen-, Apfel-, Kirsch- oder Pflaumensorten beschrieben. Eine derartig dokumentierend ausführlich beschreibende und erklärende Objektbehandlung lässt sich in allen Bereichen gelehrter Objekterfassung seit dem 16. und besonders im 17. Jahrhundert nachweisen, egal ob es um Mirabellen, Mineralien, Muscheln oder Münzen geht – nur eben nicht bei der Erfassung von Druckgrafik, jedenfalls nicht vor dem mittleren 19. Jahrhundert. Wie aber betrieb man nun auf anderen Feldern die erfassende Dokumentation historischer Artefakte, wenn es nicht um künstlerorientiertes Grafiksammeln ging, aber um Gegenstände, die man als sammelnswert ansah, doch auch als historische Zeugnisse ernst nahm?21 Als Beispiel bieten sich Johann David Köhlers22 Publikationen zu historischen Münzen und Medaillen an. Der in Wittenberg, Straßburg und Altdorf ausgebildete Historiker erhielt 1737 den Ruf an die neugegründete Göttinger Universität. Er beschäftigte sich dort auch mit mittelalterlicher Geschichte, zog in besonderer Weise Artefakte als Zeugnisse heran. Über die zeittypische Begeisterung für Diplomatik23 hinaus stützte er sich etwa auf Grabmäler und Münzen. Ausführliche beschreibende und erläuternde Behandlungen historischer Artefakte prägen seine wissenschaftlichen lateinischen Publikationen24 und an ein größeres Publikum gerichteten deutschsprachigen Schriften. Die Beschreibung einer Schaumünze Herzog Wilhelms III. von Bayern [Abb. 1], die zwischen 1407 und 1417 Abb. 1 Johann David Köhler, Historische Münzbelustigung 1750, Nr. 1, Schaumünze Herzog Wilhelms II. (VI.) von Bayern. (Archiv des Autors) geprägt wurde, und ihre grafische Darstellung in Köhlers „Historischer Münzbelustigung“ von 1750, die bereits 1729 erstmals erschien,25 eignet sich besonders als Beispiel wissenschaftlicher Objektdokumentation in katalogartigem Kontext – besonders da sich die Objektgruppe der Münzen in mehrfacher Hinsicht zum Vergleich mit Grafik anbietet, da Münzen bildkünstlerisch gestaltet, Zeugnisse vergangener Zeit, meist in zahlreichen Exemplaren überliefert und gesuchtes Sammelgut waren. Gegenüber den genannten Grafikverzeichnissen zeigt bereits die Münzbeschreibung Detaildichte, sprachliche Durchformung, stilistischen Anspruch, Vertrautheit mit dem Gegenstand und das Bemühen um möglichst exakte Erfassung des auch abgebildeten Objekts: Der beidseitigen grafischen Reproduktion des Objekts folgt eine akribische Beschreibung unter Interpretation und Erklärung ikonografisch-heraldischer Details, gefolgt von ausführlicher historischer Kontextualisierung des Dargestellten und der Entstehungsumstände.26 Hier steht nicht, wie bei Gersaint, die Reduktion auf Benennung identifizierender Details, sondern die Erfassung und historisierende Erläuterung möglichst vieler Merkmale im Zentrum. Nimmt man die sich anschließenden Jenseits der Kennerschaft 37 Abb. 2. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Codex Juridicus 383, S. 345. (Archiv des Autors) 38 sieben Seiten historischer Erklärung hinzu, so werden die Unterschiede der Anspruchsniveaus zwischen Gersaintscher Grafikerfassung und Köhlerscher Münzvorstellung sowie intendierte Funktionen deutlich. Doch beruhen die Unterschiede nicht nur auf der unterschiedlichen Funktion der Texte, sondern auch auf sehr verschiedenen Informationserwartungen der anvisierten Leser: Offensichtlich sorgten ältere Traditionen und historisch-wissenschaftlicher Anspruch bei der Beschäftigung mit Münzen und Medaillen für eine ungleich tiefere Erschließung und Dokumentation des Gegenstands.27 Gesammelt, gehandelt und erfasst wurden Münzen ebenso wie Druckgrafik, doch zeigt unser Beispiel auch, dass Münzen nicht nur exakter und umfassender sprachlich dokumentiert, sondern sogar grafisch reproduziert, also in Kupfer gestochen wurden. Daraus ergeben sich Fragen: Welche Objekte antiquarisch-historischen Interesses wurden im 17. und 18. Jahrhundert noch Arwed Arnulf zum Gegenstand grafischer Darstellung und Vervielfältigung, findet man solche auch außerhalb der Buchillustration, wenn ja, wie wurden sie, zu welchem Zweck mit welcher Intention gesammelt und verwendet? Wer zeichnete, wer stach, wer bezahlte, wer kaufte, und, wer sammelte die Stiche, wie und für welchen Zweck? Collectaneen, Kupferstiche und frühe mediävistische Forschung Aus dem weiten Feld historisch-antiquarischer Verwendung grafischer Medien ist allein der Bereich der Antiken-Rezeption wissenschaftlich erschlossen und durchdacht worden, zuletzt grundsätzlich im Rahmen einer Göttinger Ausstellung.28 Vergleichsweise vertraut sind die Serien und Einzelblätter, illustrierten Bücher und Abbildungsbände zu antiker Architektur und Skulptur, Numismatik und Epigrafik, die auch durch die immer hohe Aufmerksamkeit, die ihnen Künstler entgegenbrachten, nie so aus dem Blick der Kunstgeschichte gerieten wie andere Formen wissenschaftlicher Kupferstichverwendung. Lenkt man den Blick auf die gelehrte Auseinandersetzung mit nachantiker Vergangenheit, so sind es neben Münzen auch Siegel, Urkunden, Grabmäler, Skulpturen, Buchmalereien oder Kirchenräume und Ausstattungsteile, die mit dokumentierender Intention abgebildet und als Kupferstich auch gezielt gesammelt wurden.29 Der Göttinger Codex Juridicus 383 stellt ein Zeugnis solch mediävistisch ausgerichteten Gelehrtensammelns dar [Abb. 2].30 Carl Heinrich Dreyer, seit 1744 Rechtsgeschichtler in Kiel, seit 1753 Ratssyndicus in Lübeck, behandelte besonders die deutsche Rechtsgeschichte.31 Der genannte Codex, eine Sammlung von 384 Blatt, zusammengestellt um die Mitte des 18. Jahrhunderts und kleiner Teil des mehrheitlich in Lübeck verwahrten Nachlasses,32 ist laut Titel von Dreyers Hand eine Collectio picturarum in usum illustrationis juris germanici, eine Bildersammlung zur deutschen Rechtsgeschichte. Sie enthält Zeichnungen nach unterschiedlichen Vorlagen und bisher nicht gezählte, doch sehr zahlreiche Kupferstiche äußerst disparater Herkunft, die alle in unterschiedlicher Ausführlichkeit von Dreyer handschriftlich kommentiert wurden. Die Kupferstiche wurden häufig ausgeschnitten, um sie mit anderen kombiniert auf einer Seite aufzukleben. Als Beispiele können Kupferstiche von mittelalterlichen Siegeln, Skulpturen, Buchmalereien und Kirchenbauten dienen [Abb. 3]. Neben kleinen ausgeschnittenen Stichen von Siegeln stehen großformatig eingefaltete von Buchseiten, wie die Darstellung des thronenden Karl des Kahlen aus dem Codex Aureus von St. Emmeram [Abb. 4]. Die Darstellungen sind systematisch geordnet in Kapiteln, etwa zu Rolandsfiguren [Abb. 5], Körperstrafen, Insignien, Wappen oder Siegelbildern, meist recht ausführlich kommentiert, gelegentlich durch nachgewiesene Textexzerpte bereichert; mitunter wird auf die Herkunft der Stiche hingewiesen. Im Fall der besonders auffälligen Miniatur des thronenden Karl aus dem Codex aureus von St. Emmeram33 wird allerdings nicht mitgeteilt, dass sie für Abb. 3 Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Codex Juridicus 383, S. 326/7. (Archiv des Autors) Abb. 4 Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Codex Juridicus 383, S. 363 (Nicolaus Seeländer, Kupferstich des Widmungsbildes des Codex aureus von St. Emmeram. (Archiv des Autors) Jenseits der Kennerschaft 39 Abb. 5. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Codex Juridicus 383, S. 27. 40 eine der diplomatisch-archivalischen Publikationen im Rahmen der Forschungen Gottfried Wilhelm Leibniz’ und seiner Mitarbeiter zur mittelalterlichen Geschichte des Welfenhauses angefertigt wurde.34 So stellt sich überhaupt die Frage, woher die Kupferstiche stammen, ob diese aus Büchern geschnitten oder als Einzelbilder bzw. in Reihen gehandelt worden waren? Der enorme Umfang ist besonders bedenkenswert, wenn man in Betracht zieht, dass Dutzende ähnlicher Sammelbände Dreyers in Lübeck ruhen. Unter mediengeschichtlicher Perspektive stellt Dreyers Band ein typisches Gelehrteninstrument des 17. und 18. Jahrhunderts dar, bereits zeitgenössisch als Collectaneum bezeichnet,35 meist Exzerptsammlung mit enzyklopädischer Ausrichtung, um als Handbuch und Nachschlagewerk zu dienen, im Bereich antiquarisch-historischer Gelehrsamkeit häufig mit Zeichnungen und Kupferstichen versehen, worauf unten noch zurückzukommen ist. Natürlich stellen solche thematisch sortierten Collectaneen zugleich eine Sammlungsform dar, in der systematisiert Druckgrafiken und Zeichnungen mit Texten verbunden wurden. Derartige Bände unterscheiden Arwed Arnulf sich durch ihre Verschränkung von Text und Bild sowie ihre thematische Zusammenstellung grundsätzlich von den kunsthistorisch bislang allein in den Blick genommenen Klebebänden, die bekanntlich nur grafische Blätter mit minimalen Beschriftungen enthalten.36 Neben diesem untersuchenswerten und wissenschaftlich kaum wahrgenommenen Sammlungsmedium ist es vor allem die Vielfalt von Kupferstichen nach mittelalterlichen Artefakten in Dreyers Band, die überraschen dürfte. Da weder kunsthistorische noch historische oder historisch-hilfswissenschaftliche Literatur das Phänomen berühren, die Existenz solcher Stiche nach mittelalterlichen Objekten in der Forschung ohnehin eher unbemerkt scheint, seien hier einige Rechercheergebnisse zusammengefasst, die bei Untersuchungen zur Rezeption mittelalterlicher Kunst im 17. und 18. Jahrhundert anfielen: Einhergehend mit dem Boom genealogischer Forschungen und Publikationen entsteht in den Jahrzehnten um 1600 bei einigen zunächst reichsfürstlichen Geschlechtern der Wunsch nach möglichst geschlossenen Bildnisreihen ihrer Ahnen bis hin zu den häufig erfundenen frühmittelalterlichen Geschlechtsbegründern, die je nach regionaler Herkunft mit Karl dem Großen oder Sachsenherzog Widukind zu verbinden waren.37 Historiker wie Meibom, Peccenstein, Sagittarius, Spangenberg, Reineccius und viele andere lieferten die echten und vermeintlichen Zeugnisse,38 Künstler mühten sich um die Erfindung von Bildnisfiktionen. Friedrich der Weise und Maximilian I. hatten ähnliches um 1500 betrieben, man denke an wettinische Stammbücher,39 das Maximiliansgrab und Vorarbeiten dazu,40 etwa die originalformatige gemalte Kopie der Grabplatte Rudolfs I. vom Hofmaler Kölderer,41 doch versuchte man um 1600 die genealogischen Bildnisserien zunehmend durch das umfassende Studium mittelalterlicher Grabmäler abzusichern. Besonders eifrig waren die durch den Verlust der Kurwürde genealogisch dünnhäutigen und herkunftsbewußten Ernestiner. Seit den 1620er Jahren und verstärkt unter Ernst dem Frommen ab 1640 ließ man gezielt Grabmäler von Vorfahren suchen, abzeichnen und stechen. Beauftragt wurden ver- schiedene Nürnberger und Augsburger Stecher. Deren Stiche wurden über Jahrzehnte als Reihe und einzeln vertrieben, wurden mehrfach in Bänden zusammengefasst und erst 1692 veröffentlichte der aus Gotha stammende und in Kiel lehrende Samuel Reyher seine Monumenta Landgraviorum Thuringiae, eine Genealogie der ernestinischen Wettiner seit Karl dem Großen und Widukind, die durch die gesammelten Kupferstiche ernestinischer Grabmäler und Stifterbilder illustriert wurde,42 so das Widukind-Grabmal aus Enger [Abb. 6] oder Eckard und Uta aus dem Naumburger Westchor. Aufscheinende Methoden und Modi der Stilnachahmung und Kürzelfindungen zum visuellen Ausdruck hoher Altertümlichkeit sind aufschlussreich, aber hier nicht zu behandeln. Wie sich herausstellte, arbeitete man ab 1600 an vielen derartigen Unternehmen, und so unterschiedliche Auftraggeber wie Habsburger, Hohenzollern, Welfen als Reichsfürsten, doch auch geringer mächtige Häuser und Institutionen, wie die Grafen von Nassau oder die Quedlinburger Äbtissinnen, ließen die Grabmäler der Vorfahren bzw. Amtsvorgänger zeichnen und stechen.43 Um 1700 kursierte so eine beachtliche Anzahl derartiger Blätter, die als Sammelgut genealogisch-historisch Interessierten zur Verfügung stand. Der kunsthistorischen Aufmerksamkeit und Erfassung sind diese in vielerlei Hinsicht interessanten Stiche nach mittelalterlichen Grabmälern und Stifterbildern bislang fast vollständig entgangen, sicher auch weil sie aus dem künstlerisch orientierten Kanon sammelnswerter Grafik herausfielen und den etablierten ästhetischen Setzungen nicht entsprachen. Dennoch waren derartige Blätter im 17. und 18. Jahrhundert in Gelehrtenkreisen gesucht, wie etwa der zuvor gezeigte Göttinger Sammelband bezeugt. Doch nicht nur auf Grabmälern suchte man Bildnisse der Vorfahren, sondern auch auf Siegeln und Münzen. Das Bemühen um Rückgewinnung historischer Physiognomien von Ahnen, die vor dem 15. Jahrhundert und damit vor Verbreitung der gemalten Porträts individualisierten Anspruchs lebten,44 führte zu Abzeichnung, grafischer Vervielfältigung und gezieltem Sammeln solcher Bildträger.45 Das nach meinen Erkenntnissen erste Beispiel konsequenter Nutzung in Kupfer gestochener Siegel als Bildnisquellen ist die Genealogia Comitum Flandriae des Olivarius Vredius von 1643.46 Die von einem unbekannten Stecher geschaffenen Kupferstiche mittelalterlicher Siegel dienen hier als Illustration der Stammbäume und Viten. Drei Jahr zuvor hatte Vredius bereits die gleichen Stiche verwendet für eine Publikation der Siegel und Urkunden der Grafen von Flandern, worin die Siegel als Echtheitszeugnisse der edierten Urkunden dienen und die Abbildungen in den erklärenden Text eingefügt sind.47 Auch diese Stiche begegnen als Einzelblätter und wurden vermutlich auch unabhängig vom Buch gehandelt. Wie groß das Interesse an mittelalterlichen Urkunden und Siegeln um 1640 war, zeigt eine Reihe von Veröffentlichungen dieser Jahre, die sich im Zuge juristischer Auseinandersetzungen mit der Echtheit bestimmter Dokumente und der darin bezeugten Rechtstitel beschäftigen, als Argument gerne Textform und Siegelgestalt nutzen und letztere Abb. 6 Grabplatte Widukinds, Kupferstich von N. Schütz (Inv.) und J. Göbel (Sc.) (Foto aus: Samuel Reyher, Monumenta Landgraviorum Thuringiae et Marchionum Misniae, Gotha 1692, S. 88.) Jenseits der Kennerschaft 41 Abb. 7 Nicolaus Seeländer, Kupferstich des Grabmals Heinrichs des Löwen (Foto aus: Scheidt, Christian Ludwig (Hg.): Origines Guelficae, Band 3, Hannover 1752, Tab. XIV ad paginam 157.) 42 abbilden. Stellvertretend sei hier die knapp 400-seitige Streitschrift des Nikolaus Zyllesius für die Rechte der Abtei St. Maxim bei Trier gegen den Mainzer Erzbischof angeführt.48 Siegelabbildungen sollen hier den Leser von der Echtheit zitierter Dokumente überzeugen. Derartig dokumentierende Siegelverwendung und deren Abbildung in Kupferstichen nimmt während des 17. Jahrhunderts stark zu und führt schließlich zu dem großen Handbuch der Siegelkunde des Johann Michael Heineccius von 1709, das Siegel in großer Zahl abbildet, zu Vergleichen von deren formalen Eigenschaften anleitet und auf dieser Grundlage stilistisch begründetes Datieren empfiehlt.49 Anfangs des 18. Jahrhunderts dürften Kupferstiche nach Siegeln zu Hunderten verfügbar gewesen sein, entsprechend häufig ist deren Sammlung nachweisbar, so in Dreyers Sammelband oder als weiteres Beispiel aus dem Kreis Braunschweig-Lüneburgischer Hofgelehrsamkeit, in der 31-bändigen handschriftlichen Urkundensammlung des Justizrates Gruber, die im frühen 18. Jahrhundert in Hannover angelegt, heute in Göttingen aufbewahrt wird.50 Als Exempel spezialisierten Gelehrtensammelns sind Grubers Bände besonders aufschlussreich in Hinsicht auf Methode und Mediengebrauch: Der Jurist und Historiker sammelte mittelalterliche Urkunden des Welfenhauses in Abschriften und fügte, wo vorhanden, Kupferstiche nach den Siegeln der Urkundenaussteller hinzu. Dies zeigt nicht nur, wie hoch die Verfügbarkeit von Kupferstichen nach Siegeln um 1700 war, sondern auch, wie gezielt das grafische Medium im Kontext eines juristischen Instruments genutzt wurde. Obendrein präsentiert sich eine hoch spezialisierte Form des Grafiksammelns in ihrem funktionalen Kontext. Im Umfeld der herzoglichen, später königlichen Bibliothek in Hannover und des Braunschweig-Lüneburgischen Hofes scheint die Sichtung mittelalterlicher Zeugnisse und deren bildliche Dokumentation besonders eifrig verfolgt worden zu sein. Leibniz, seit 1676 Bibliothekar in Hannover, seit 1691 auch in Wolfenbüttel, erforschte unter drei Herzögen die mittelalterliche Geschichte des Welfenhauses.51 Archiv- und Bibliotheksreisen führten ihn durch Arwed Arnulf Europa und schließlich zu Quelleneditionen und umfänglichen Vorarbeiten, die aber erst ab 1750 von Christian Ludwig Scheidt in den fünf Prachtbänden der Origines Guelficae herausgegeben wurden.52 Von Anfang an sollten darin Siegel und andere Zeugnisse der älteren Welfengeschichte als Kupferstiche abgebildet werden. Leibniz bemühte sich um einen Spezialisten und fand ihn in Nicolaus Seeländer, einem gelernten Kupferstecher und Medailleur, der aber selbst in der Gelehrsamkeit zu Hause war, lateinische und französische Texte rezipierte, als Numismatiker zu mittelalterlichen Münzen und Ikonographien publizierte, katalogisierte, Münzen, Siegel und Miniaturen stach, aber auch Medaillen anfertigte und historische Münzen fälschte.53 Als erster Bibliothekskupferstecher seit 1715 in Hannover fertigte Seeländer über 800 Kupferplatten, die sich heute in der Landesbibliothek Hannover befinden, numismatisch berücksichtigt, kunsthistorisch und medien- und sammlungsgeschichtlich bislang aber nicht beachtet wurden.54 Für Leibniz, dessen Mitarbeiter und Nachfolger lieferte Seeländer faksimilierende Darstellungen von Siegeln, Münzen, Schriften, Miniaturen und Grabmälern [Abb. 7/8], die in verschiedenen mediävistischen Publikationen dokumentierend Verwendung fanden. Durch Leibniz sensibilisiert und Seeländers Kupferstiche mit bildlicher Dokumentation vertraut, entwickelten sich die jüngeren Leibniz-Mitarbeiter wie Johann Georg von Eckardt55 und Daniel Eberhard Baring56 zu quellenorientierten Mediävisten, die sich für Urkunden, Siegel und Paläographie begeisterten und in ihren Werken abbildeten. Baring verfasste etwa mit seiner Clavis diplomatica von 1737 ein Handbuch zu mittelalterlichem Urkundenwesen und Paläographie,57 Eckard publizierte zahlreiche Quellen,58 beide nutzten Kupferstiche und Radierungen zur Wiedergabe von Schriftproben und Siegeln in ihren Publikationen. Vor allem lassen sich zahlreiche Zeugnisse einer mediävistisch-sammelnden Interessenkonzentration aufspüren. In der Gottfried Wilhelm Leibniz-Bibliothek in Hannover fand sich unter vielen anderen Zeugnissen objektbezogener Mittelalterforschung der Zeit um 1700 eine Akte, die mit dem 1675 herzoglich geäußerten Wunsch nach einer Auflistung aller Bildnisse welfischer Familienmitglieder bis in älteste Zeit einsetzt.59 In der Folge finden sich über Jahrzehnte hinweg reichende Korrespondenzen über Bildnisse in den verschiedenen Residenzen, über grafische Bildnisse, besonders in Buchpublikationen, aber auch über solche auf mittelalterlichen Ausstattungsstücken in Kirchen der welfischen Territorien.60 Dies geht einher mit genealogischen Tabellen, in denen nachweisbare und fehlende Darstellungen erfasst, vor allem auch deren Abbildungen in Kupferstichen verzeichnet werden. Leibniz konzipierte auf dieser Grundlage die Ahnengalerie für den Rittersaal des Schlosses zu Hannover,61 Kanzler von Praun ließ Kupferstiche der gelisteten Darstellungen sammeln.62 Das Konvolut ist umfangreich und kleinteilig, bislang nicht untersucht, doch besonders vielversprechend hinsichtlich der daraus zu erschließenden Vorstellungen über Bildnisse mittelalterlicher Ahnen.63 Krönender Abschluss des Vorgangs ist ein schließlich im Jahr 1750 bei dem oben zitierten Göttinger Historiker Johann David Köhler angefordertes Gutachten zu historischen Wel- fenbildnissen, überschrieben „Gehorsamster Vorschlag wie die Bildnisse der durchlauchtigsten Herzoge zu Braunschweig-Lüneburg etwa können füglich in Kupfer gestochen werden“.64 Das tatsächlich ausgeführte und erhaltene Gutachten listet in chronologischer Reihe Bildnisse auf Münzen, Siegeln, liturgischen Geräten, in Handschriften und Wandmalereien auf, darunter vieles heute Verlorene, und weist akribisch nach, was davon als Kupferstich verfügbar war. Für die Objekte, die noch nicht reproduziert waren, empfiehlt der Gutachtende mit höchstem Nachdruck eilige Kupferstichreproduktion durch geeignete Künstler. Ein Nachvollzug der Köhlerschen Kupferstichnennungen ist mühsam, doch möglich: Die von ihm hierfür zitierten Buchpublikationen befinden sich in genau jenen Exemplaren, die Köhler benutzte, in der Göttinger Universitätsbibliothek, mitsamt seiner Randnotizen; die zahlreichen erwähnten Einzelkupfer- Jenseits der Kennerschaft Abb. 8 Nicolaus Seeländer, Kupferstich des Widmungsbildes der Vivianus-Bibel, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Codex Juridicus 383, S. 341. (Archiv des Autors) 43 stiche sind schwerer aufzuspüren, da sie später vermutlich Teil einer sehr speziellen Sondersammlung wurden, die hier besonderes Interesse verdient. Gemeint ist der sogenannte GattererApparat, ein Musterbeispiel gelehrter Sammlung in höchst funktional bestimmter Gestalt.65 Deren Urheber, Johann Christoph Gatterer,66 war Schüler des über Welfenbildnisse gutachtenden Johann David Köhler und ab 1756 ebenfalls Professor der Geschichte in Göttingen, gilt als Begründer der modernen historischen Hilfswissenschaften, lehrte besonders Diplomatik und Paläographie67 und entsprach damit der zeittypischen Nachfrage nach Erfassung und Systematisierung mittelalterlicher Quellen und Rechtszeugnisse, die in juristischen Auseinandersetzungen des 18. Jahrhunderts eine erstaunlich große Rolle spielten. Sein für unsere Fragen wichtigstes Werk sind die Elementa artis Diplomaticae, ein Lehrbuch der mittelalterlichen Paläographie und Urkundenlehre.68 Als wichtigstes Lehrmittel diente in seiner akademischen Lehre ein von ihm selbst aufgebauter diplomatischer Apparat, eine Sammlung von schließlich ca. 6.000 Objekten, hauptsächlich mittelalterlichen Urkunden seit dem 9. Jahrhundert, ferner Siegel, Münzen und Handschriften.69 Für unseren Zusammenhang besonders wichtig: Die Sammlung enthielt faksimilierende Nachbildungen von ca. 300 mittelalterlichen Urkunden in Kupferstich und Radierung, eine nicht bekannte, doch sicher weit größere Anzahl nach Siegeln und solche nach Handschriften und Miniaturen. Wie wir aus einer Vorlesungsankündigung wissen, war jedes Blatt angeblich in sechs bis acht Exemplaren vorhanden, auf Pappe aufgezogen und mobil verwendbar, um sie den Studenten in der Veranstaltung vorlegen zu können. Diese nun wirklich ungewöhnliche Sammlung, die vermutlich die allermeisten Kupferstichreproduktionen nach mittelalterlichen Objekten enthielt, die bis zu Gatterers Zeit entstanden waren, existiert noch, ist allerdings nicht mehr in Göttingen, und wurde in Hinblick auf ihre grafischen Teile noch nie untersucht. Mit Gatterers Sohn gelangte der diplomatische Apparat nach Heidelberg, später nach Luzern und 1987 schließlich ins Landesarchiv Speyer.70 Nachfragen ergaben, dass Kup- 44 Arwed Arnulf ferstiche und Radierungen zwar noch vorhanden seien, aber weder gesichtet noch erfasst wurden, eine Erfassung damit größeren Aufwand erfordern würde und allein die Originalurkunden der Sammlung historische Aufmerksamkeit erhielten. Wenn nun derzeit noch nichts über Gestalt und Aufbau dieser der mediävistischen Lehre dienenden Grafiksammlung bekannt ist, so bleibt doch das Phänomen der in Stich oder Radierung faksimilierten Urkunde oder Handschriftenseite zu betrachten, das ebenfalls noch keinerlei wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf sich zog. Als sedimentierte Einschätzung findet sich in der historischen und kunsthistorischen Literatur lediglich, dass seit Mabillons De re diplomatica von 168171 die Reproduktion mittelalterlicher Schriften und Buchmalereien vorkämen,72 was eine Fehleinschätzung ist, da bereits in den 1660er Jahren der Wiener Hofbibliothekar Peter Lambeck in seinem Katalog der spätantiken und mittelalterlichen Manuskripte Textund Bildseiten mittelalterlicher Handschriften abbilden ließ,73 und andere, frühere Beispiele beizubringen sind, die, wie oben nachgewiesen, in flämischen und oberdeutschen Beispielen mindestens in die 1640er Jahre zurückreichen.74 Dessen ungeachtet bleibt zu verfolgen, wie sich solcherlei Nachbildungen von Schrift und Bild in der Folge entwickelten. Seit dem späteren 17. Jahrhundert gibt es immer wieder Schriftproben u. ä. in historischen Publikationen, etwa seit den 1730er Jahren entstehen Handbücher mit Vergleichsreihen. So publizierte Gotthilf von Bessel im allein erschienenen „Prodromus“ seines geplanten Chronicon Gottwicense 1732 paleographische Vergleichsreihen und eine durchgehende Reihe von Königs- und Kaiserurkunden, um Vergleichsmaterial für die Echtheitsbeurteilung von Urkunden zu liefern.75 Daniel Eberhard Baring ließ in seiner Clavis diplomatica von 1736 Musteralphabete, Textproben und Abkürzungen auf insgesamt 74 Tafeln veröffentlichen,76 Johann Christoph Gatterer bildete in seiner Geschichte der Nürnberger Familie Holzschuher von Epitaph und Stifterbild über Siegel und Wappen bis hin zur Urkunde so ziemlich jedes Objektzeugnis ab,77 versah vor allem sein Hauptwerk, die Elementa artis diplomaticae, mit zwölf Falttafeln von Schriftproben, Siegeln und Abkürzungen.78 Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts werden Publikationen zur mittelalterlichen Geschichte beinahe grundsätzlich mit zumindest einer faksimilierenden Urkunden-Abbildung versehen, ein Schwerpunkt scheint bei den Mediävisten der neugegründeten Göttinger Universität zu liegen, doch ist dies ein weites Feld ausstehender Archivforschung, das noch zu leisten ist. Insbesondere ist den beteiligten Kupferstechern nachzuspüren, da hier mit Spezialisierungen, etwa bei den Universitätskupferstechern, wie im erwähnten Fall Seeländers, zu rechnen ist. Sammlungstypen, Anleitungen für reisende Gelehrte, Erkenntnispotentiale Was lässt sich nun hinsichtlich des historischgelehrten Grafiksammelns allgemein destillieren, folgern und zusammenfassen? Zunächst ist festzuhalten, dass die Herstellung des Sammelguts, also Stiche und Radierungen nach Handschriften, Urkunden, Siegeln, Münzen, Wappen, Grabmälern, Stifterbildern usw. seit dem späten 17. Jahrhundert explosionsartig zunimmt und die Zeugnisse in Büchern, als Serie oder Einzelblätter gehandelt werden. Es finden sich zwei Typen des Sammelns: Zum einen der für universitäre Lehre und Forschung bestimmte diplomatische Apparat, also Sammlungen, die neben Originalurkunden, Siegeln, Münzen und ähnlichem durch grafische Reproduktionen auf repräsentative Vollständigkeit zielen sowie solche Abbildungen mobil und mehrfach für den Lehrbetrieb bereitstellen. Einige Sammlungen dieses Typs scheinen bestanden zu haben, der Gatterer-Apparat ist wohl die umfangreichste; eine Erschließung wäre wünschenswert und vielversprechend. Neben dieser großen Form der historischdiplomatischen Sammlung für die universitäre Lehre existierten in großer Zahl private Gelehrtensammlungen, die grafische Darstellungen in thematisch sortierten Bänden versammelten durch Texte und Exzerpte, aber auch durch Zeichnungen ergänzten, so dass ein themati- scher Medienmix entstand, der bestimmte Aspekte und Themenfelder illustrierte, seien es nun mittelalterliche Rechtsaltertümer in Zeichnung, Kupferstich und Kommentar, mittelalterliche Urkundenabschriften, die durch Kupferstiche der zugehörigen Siegel Komplettierung erfuhren, oder grafische Abbildungen älterer Ahnenbildnisse in genealogischen Kontexten. Gerade die private Sammelpraxis der thematisch ausgerichteten Text-Bild-Verbindung, besonders in Hinblick auf den so dokumentierten Willen zur Illustration historischer Phänomene, aber auch hinsichtlich der Wertschätzung materieller Relikte sollte kunsthistorisches und wissenschaftsgeschichtliches Interesse auf sich ziehen. Collectaneen konnten neben Kupferstichen und ergänzenden Abzeichnungen auch umfangreiche zeichnerische Dokumentationen künstlerisch gestalteter Artefakte enthalten. Deren Intention und sammlerische Organisation lässt sich an einem besonders umfangreichen Beispiel gelehrt-historischer Sammlung im Medienmix aufzeigen. Der sammelnde, kompilierende und zeichnende Ludwig Albrecht Gebhardi lehrte nach seinem Studium in Göttingen ab 1765, wie sein Vater vor ihm, Geschichte an der Ritterakademie zu St. Michael in Lüneburg.79 Vor allem sammelte er Zeugnisse zur Geschichte der Region und seiner Institution. Das Benediktinerkloster St. Michael hatte nach der Reformation als protestantisches Männerkloster weiter bestanden, bis es 1655 in eine Ritterakademie, also eine akademische Lehrstätte für den regionalen Adel und städtische Patrizier, umgewandelt wurde.80 Bibliothek, Archiv, Kirchen- und Klosterausstattung blieben erhalten, darüber hinaus erhielten sich in Lüneburg besonders viele mittelalterliche Archivalien. Gebhardi sammelte auf Grundlage seiner Vorgänger; aus seiner Lüneburger Zeit erhielten sich allein 15 Foliobände mit bis zu 600 Blatt, in denen Exzerpte, Kupferstiche, Flugschriften, Abschriften, Pläne, Aufrisse und unzählige Abzeichnungen von Gebhardis Hand erhalten sind [Abb. 9/10].81 Neben kleineren Publikationen zu Klöstern und Kirchen des Herzogtums Lüneburg plante er eine große Monographie zur Geschichte, Gestalt und Ausstattung von St. Michael, von der nur eine Minimalform tatsächlich Jenseits der Kennerschaft 45 Abb. 9 Kreuzfuß, Zeichnung, (Foto aus: Ludwig Albrecht Gebhardi: Collectanea, Band VI, 1772, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover, Ms. XXIII, 853, S. 511.) Abb. 10 Deckel, Ornamentdetail und Schriftseite eines Evangeliars, Zeichnung, (Foto aus: Ludwig Albrecht Gebhardi: Collectanea, Band VI, 1772, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover, Ms. XXIII, 853, S. 489.) postum erschien.82 Beabsichtigt war offensichtlich eine ausführliche Kirchenmonografie, wie sie im protestantischen Bereich seit des Hosea Schadeus Werk zum Straßburger Münster von 161783 häufiger entstanden. Als Beispiele sei auf Johann Meissners Descriptio der Wittenberger Stifts- und Schlosskirche,84 Elias Frickes Buch zum Ulmer Münster85 und Conrad Matthias Habers Gründliche Erklärung des Halberstädter Doms86 hingewiesen,87 allesamt kunsthistorisch unbeachtet, doch für Gebhardi Vorbilder, die er durch einen wesentlich ausführlicheren Kupferstichgebrauch wohl zu übertreffen gedachte. Er zeichnete Kirchenräume, Ausstattungstücke und Epitaphien, zeichnete, schrieb und vermaß als Lutheraner den Reliquienschatz der Goldenen Tafel von St. Michael, rekonstruierte liturgische Dispositionen und nachreformatorische Veränderungen, all dies mit höchstem dokumentarischen Anspruch. In der Literatur werden einige wenige dieser Zeichnungen seit knapp 100 Jahren immer dann genannt und abgebildet, wenn es um die Rekonstruktion der Goldenen Tafel, eines Reliquienretabels der Zeit um 1400 geht.88 46 Arwed Arnulf Der Wert der Sammlung Gebhardis als wissenschaftsgeschichtlich erstaunliche Mischung von Zeichnungen, Stichen, Plänen, Rissen, Kommentierungen, Beschreibungen und Exzerpten blieb vollkommen unbeachtet, ein Umstand der gerade vor dem Hintergrund inflationärer Selbstbespiegelung der Kunstgeschichte in wissenschaftsgeschichtlicher Perspektive verwundert. Doch ist der Weg zu historischen Sammlungskontexten und den Formen sammelnder Vergangenheitserforschung ohnehin schwierig. Das scheint bereits im 17. und 18. Jahrhundert ähnlich aufgefallen zu sein, da eine ganze Reihe erschließender Hilfsmittel in Buchform erschien, die heute vollkommen vergessen sind. Als der Frankfurter Patrizier und Extrembüchersammler Konrad Zacharias Uffenbach 1710/11 unter anderem auch durch Niedersachsen reiste, besuchte er in jeder Stadt Buch- und Kunsthändler sowie einen oder mehrere Gelehrte mit Kunst-, Naturalien-, Geräte- oder Siegel-, Münz- und Urkundensammlungen, wie sein postum veröffentlichter Reisebericht sorgfältig dokumentiert.89 Die Vielfalt der besuchten Sammlungen überrascht und wirft die Frage auf, wie Uffenbach Kenntnis so vieler privater Sammlungen haben konnte. Gelegentliche Nennungen und inhaltlich korrigierende Hinweise führen zu Uffenbachs Handbüchern der Reisevorbereitung. Er zitiert neben Merians Topographie, Paul Jakob Marpergers Vornehmste europäische Reisen von 1709 und den Neu vermerhten curieusen Antiquarius des Paul Ludoph Berckenmeyer von 1709, wovon vor allem die beiden letztgenannten auf Sammlungen unterschiedlichster Art hinweisen.90 Ab 1740 vereinfachten sich derartige Reisevorbereitungen erheblich, da Johann Georg Keysslers Neueste Reisen durch Deutschland erschienen, 1741 bereits die Fortsetzung der neuesten Reisen in weiterem europäischen Ausgreifen.91 Neben Verkehrswegen und geografischen und politischen Abrissen, werden darin Sehenswürdigkeiten vorgestellt, Sammlungen und Sammler, Buch- und Kunsthändler ebenso wie gastronomische Angebote ausgebreitet. In der Folge werden diese sehr erfolgreichen Reiseführer, die aber eben auch als Findmittel des Buch- und Kunsterwerbs sowie besuchenswerter Sammlungen dienten, zu systematischer Effizienz umgeformt: Der oben genannte Daniel Eberhard Baring veröffentlichte 1744 eine Museographia Brunsvico-Luneburgica, worin sämtliche Sammlungen und Kabinette des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg beschrieben werden, eine regional konzentrierte Handreichung.92 Überregionalen Anspruch vertrat die 1762 erschienene Anweisung für reisende Gelehrte, Bibliotheken, Münz-Cabinette, Antiquitäten-Zimmer, BilderSäle, Naturalien- und Kunst-Kammern mit Nutzen zu besehen des bereits mehrfach erwähnten Johann David Köhler.93 Nach Sammlungstyp sortiert werden darin die Grundlagen der jeweiligen Gattung, im Anschluss berühmte und besuchenswerte Sammlungen vorgestellt. In der Bearbeitung seines Sohnes und Amtsnachfolgers Johann Tobias Köhler und dessen Schüler Kinderling wuchs das Werk von 284 Seiten auf zwei Bände mit insgesamt knapp 1.000 Seiten an. Als Anweisung zur Reiseklugheit für junge Gelehrte von 1788 bietet das vermehrte Werk Einleitun- gen in die verschiedenen Objekt- und Kunstgattungen, thematische Bibliographien sowie Kataloge besuchenswerter Sammlungen.94 Das Werk liefert neben der Auflistung besuchenswerter Sammlungen eine Art Modernisierung älterer museografischer Werke, also vor allem des umfangreichsten Sammlungsüberblicks, der Museographia des Caspar Friedrich Neickelius von 1727.95 Friedrich Karl Gottlob Hirsching brachte 1786 –1789 sein dreibändiges alphabetisch sortiertes Nachschlagewerk zu Sammlungen und Kabinetten heraus, das Reiseplanungen noch weiter erleichterte.96 Welchen Nutzen könnte man hinsichtlich der Sammlungsgeschichte nun aus diesen Werken ziehen? Zunächst ließen sich statistische Aufschlüsse zur Häufigkeit bestimmter Sammlungstypen und ihrer regionalen Verbreitung erlangen; Sammler ließen sich identifizieren, deren Nachlässe könnten gezielt gesucht werden, wobei, wie Stichproben zeigen, Sammlungsbände, wie der Dreyers oder die 31 Bände Grubers, aus ihren Bibliotheksgräbern zu erheben sind. Weiß man um Sammlernamen, Interessen, Tätigkeitsbereich und Wirkungsort, lassen sich auch archivalische Bestände gezielt durchsuchen. Ein Verschieben des Blickes von Stempel, Benutzungsspur und Klebeband, auf die zeitgenössischen Äußerungen zum Sammeln und zu dem jeweiligen Sammelgut, seien es Anleitungen zur Kupferstichkunde für junge Gelehrte oder Gutachten zu Bildnissen welfischer Herzöge im Kupferstich, ermöglicht vor allem, weit mehr über historische Interessenhorizonte und Intentionen, Sammlungstypen, deren Funktion und Nutzung zu erfahren. Allein der Hinweis des jüngeren Köhler an seine Leser, beim Besuch Grafischer Sammlungen am besten gleich nach Rembrandts Hundertguldenblatt zu fragen, da so am besten Kennerschaft und Fachkenntnis zu demonstrieren sei,97 zeigt das Erkenntnispotential der vorgestellten Texte und schlägt die Brücke vom thematisierten gelehrten Sammeln historisch-antiquarischer Ausrichtung hin zu kennerschaftlich-kunstinteressiertem Grafiksammeln, das meist allein wahrgenommen wird. Jenseits der Kennerschaft 47 Anmerkungen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 48 Marolle 1666. Zu Marolle, seiner Sammlung, deren Verkauf an Ludwig XIV. 1668 und Nachwirkung: Brakensiek 2003A, S. 17–39; Brakensiek 2006. Gersaint 1751. Zu Gersaint, seinem Rembrandt-Verzeichnis und dessen Intentionen: Bader 2016; Arnulf 2016A; Arnulf 2016B. Dazu die Beiträge in Ausst.kat. Göttingen 2016. https://www.uni-marburg.de/de/fotomarburg/recherchieren/portraitindex [Zugriff 20.01.2019]. Apin 1728A. Puchner 1953, S. 327. Apin 1728A, S. 9, Fußnote (p). Apin 1719; ders. 1721; ders.:1728B. Werner 2011, Sp. 36 –365; Grunert/Vollhardt 2007. Exemplarisch sei hier für den naturwissenschaftlichen Bildgebrauch hingewiesen auf: Holländer 2000. Brakensiek 2003A, S. 17–39. Vgl. Anm. 1. Lugt 1938 –1987; Pallach 1980; Loh 1995 –1999; Stockhausen 2005. Vgl. Anm. 2. Gersaint 1751, S. 1 f.: „Le buste de un jeune homme ressemblant à Rembrandt. Sa tête est vue de face, et placée un peu sur la gauche d’ou vient le jour, ses cheveux sont crêpus, courts et élevés sur le sommet. On voit au haut de son habit un petit collet blanc, ouvert par le milieu. Le fond est clair, à la exception d’un ombre légere qui occupe le bas de la partie droite; oú on lit en petit caractere Rt. sans année. Sa hauteur est 2. pouces 1 lignes, il n’est pas commun, et jamais on ne le trouve d’une belle épreuve.“ Zur Tradition der literarischen Kunstbeschreibung: Arnulf 2004; Arnulf 2017A; Brassat/Squire 2017. Dittrich 1969; Ketelsen/Schuster 2018. Heineken 1771. Heineken 1769, S. 315 –524. Heineken 1773/74. Untersuchungen zu Traditionen, Intentionen und Modi objekterfassender Texte, also Inventare, Kataloge und ähnliches, aus objektwissenschaftlicher Perspektive fehlen. Zwei Studien des Verfassers zur Geschichte monografischer Texte, die Artefakte behandeln, und zu den Typen inventarisierender Dokumentation von Objektsammlungen sind für den frühneuzeitlichen Zeitraum in Vorbereitung. Zu der seit den 1980er Jahren in verschiedenen Disziplinen und perspektivischen Ausrichtungen explosionsartigen Vermehrung der Literatur zur Geschichte des Sammelns, die meist auf Kunstkammer, Naturaliensammlung, Museum und Theoretisierung des Sammelns gerichtet scheint, verweise ich auf das sorgfältige und rezente Forschungsreferat bei: Häner 2017, S. 11–34. Rotermund 1810, Sp. 623 – 624; Wegele 1882; Nicklas 1996; Arnulf 2019C. Zur Geschichte der Diplomatik: Vogtherr 2017, S. 17– 23; Dorna 2019. Arwed Arnulf 24 So z. B. in: Köhler 1726. 25 Köhler 1750, S. 1– 8. 26 Als Beispiel sei hier der Anfang der Beschreibung zi- 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 tiert: „Die vordere Seite zeiget das unter einem mit vielen Thürmgen nach Gothischer Bauart ausgezierten Thronhimmel vorwärts stehende ganze Bildnüs dieses Fürstens, im blossen Haupte, ganz geharnischt, mit Wappenrock, welcher von dem Bayerischen und Pfälzischen Wappen geviertheilet, und mit einem umhangenden Fürstenmantel, mit der rechten Hand dem zu Füssen gestellten und gegen die rechte Seite gekehrten gekrönten Turnierhelm oben beym Federstutz haltend, und mit der lincken das angegürtete Schwerd anfassend, mit dem unter zu lesenden Titul WILH.elmus DUX: BAVa.riae. Co.mes Han.oniae Hol. landiae. Zel.landiae Z.(et) D:ominus. Fr.isius.“ Es folgt die Behandlung der Rückseite mit thronender Maria, anschließend die historische Erklärung mit Anführung chronikalischer Quellen. Berghaus 1995; Albert/Cunz 1995; Dekesel /Stäcker 2005. Ausst.kat. Göttingen 2013. Zum Phänomen: Arnulf 2009. Kat. Göttingen 1893, S. 384 f. Brandt 1959; Fürsen 2011. Archiv der Hansestadt Lübeck, Museum Dreyerianum, Signatur 08.01/0703 – 0751. München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 14000. https://opacplus.bsb-muenchen.de/search?oclcno=645077575&db=100&View=default [Zugriff 21.01.2020].Mit den zahlreichen und frühen Kupferstichen nach mittelalterlichen Miniaturen, die in deutschsprachigen Territorien entstanden, beschäftigte sich leider nicht: Braesel 2009. Ebd., S. 62 –155 wird zwar die französische Seite des Phänomens behandelt, die deutsche aber bleibt unbedacht. Exempel bei: Arnulf 2009. Kupferstich von Nicolaus Seeländer, Kupferplatte in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover: http://echo.mpiwg- berlin.mpg.de/ECHOdocuView?url=/mpiwg/online/permanent/echo/ copperplates/Leibniz_cup5/pageimg&mode=imagepath&pn=3 [Zugriff 22.01.2010]. Meyer 1998, S. 1125 –1130; Cevolini 2006; Cevolini 2018, S. 149 –166. Aus der inzwischen umfangreichen Literatur zum Thema sei genannt: Brakensiek 2003B, S. 23 –26; Schnitzer 2010, S. 50 – 61; Vogel 2011, S. 23 – 40. Das Thema ist Gegenstand eines Forschungsprojektes des Verfassers: „Historisierende Fiktion und genealogische Repräsentation in Bildnissen, Bildnisserien und genealogisch-panegyrischen Allegorien. Fiktion, Rekonstruktion, Authentisierung und Autorisierung bildlicher Darstellungen nachantiker Personen und Ereignisse in den Bildmedien der Frühen Neuzeit in Deutschland.“ In der Forschung wurde das Phänomen 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 vernachlässigt, Schürmeyer 1933, Sp. 221–228; Heck 2005, S. 271–273. Bauer 2013. Untersucht wurden bisher nur drei Unternehmungen zur Schaffung historisierender Ahnenreihen: Comblen-Sonkes/Van den Bergen-Pantens 1977; Ausst.-Kat. Dresden 2006. So ließ Reiner Reineccius die figürliche Tumbenplatte, die erst im 12. Jahrhundert für das Grab des im frühen 9. Jahrhundert verstorbenen Sachsenherrschers Widukind gefertigt wurde, im Holzschnitt abbilden: Reineccius 1581. Diese Idee perfektionierte Peccenstein 1597, wenige Jahre später, indem er gezielt die Ernestiner ansprach und ausgehend von Reineccius’ Holzschnitt der Tumba „lebendige“ Porträts in Holz schneiden ließ. Sächsisches Stammbuch, 1546, illuminierte Handschrift, in: Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Mscr. Dred. R 3; Digitalisat: http://digital.slub-dresden.de/id280736444 [Zugriff ##]. Scheicher 1999; Schauerte 2001, S. 36 – 42; Ausst.kat. Wien 2003, S. 550 –561; Haidacher/Diemer 2004. Ausst.kat. Magdeburg 2006, S. 543 f.; Arnulf 2009, S. 210 f. Reyher 1692; Bildnüssen 1624; auch: Arnulf 2009, S. 198 –201. Hocker 1731; Reineccius 1731; Genealogia 1632; Kettner 1712. Ausst.kat. Basel 2006. Arnulf 2014, S. 71–79. Vredius 1643. Vredius 1639. Zyllesius 1638. Heineccius 1709. Kat. Göttingen 1893B, S. 1–5. Reese 1995, S. 41– 47. Scheidt 1750 –1780. Seeländer in https://www.deutsche-biographie.de/ pnd123771331.html [Zugriff 15.01.2020]).; Bodemann 1890; Oxfort 1987, S. 35 – 46. 78 – 82; Thiel 1990; Klüßendorf 2006/07. Oberschelp 2002; ders. 2005. Brill 1959, S. 270 –271. Meyer 1953, S. 589 f. Baring 1737. Z B. Eccard 1729. Landesbibliothek Hannover, Handschriftenabteilung, HS XXIII, 32, a–c. Bodemann 1867, S. 403. Ebd., 32, a: J.H.Hoffmann’s Bericht von fürstlichen Bildnissen, wo solche anzutreffen 1675. Ebd., 32, b: „Nachricht, wo Gemälde hoher Personen aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg anzutreffen, nebst Vorschlägen von Leibniz, wie solche in dem Rittersaal zu Hannover zu stellen sind.“ Ebd., 32, b (s. o.) und 33: „Leibniz, Imagines insigniores Serrenissimae et Potentissimae Familiae BrunsvicoLuneburgicae.“ Ebd., 35: „G.S.A.v. Praun, Sammlung derer Porträts 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 von deren fürstlichen Personen aus dem Haus Braunschweig-Lüneburg … soviel davon in holtz- und kupfferstich auch schwarzer Kunst zu finden.“ Eine Untersuchung des Verfassers ist in Vorbereitung. Landesbibliothek Hannover, Handschriftenabteilung, HS XXIII, 32, c. Goetting 1969, S. 1– 46; Mersiowsky 2000, S. 229 – 241; Petke 2002, S. 123 –148; Bölling/Röckelein 2013, S. 24 –25. Dohna 1964, S. 89 – 91 https://www.deutsche-biographie.de/pnd115367918.html#ndbcontent [Zugriff 12.12.2019]. Gierl 2012. Gatterer 1765. Vgl o. Anm. 23. Debus 1998; Mersiowsky 2010: „so wohl ihr Auge zu üben, als ihr Urtheil durch sichere Kenntnisse zu schärfen“, S. 18 –29. Mabillion 1681. Bickendorf 1998, S. 123 –224. Lambeck 1665 –79. Vgl. o. S. ***. Zyllesius 1638; Vredius 1639. Bessel 1732. Baring 1737, z. B. S. 19 –21 und im Anhang „Alphabeta varia et specimina medii aevi scriptuarum“ 27 Tafeln ab S. 197. Gatterer 1755, z. B. S. 103, 273, 453, 481, 483, 485, 487, 489, 491 u. ö. Gatterer 1765. Krause 1878, S. 483 – 484 https://www.deutsche-biographie.de/pnd116473797.html#adbcontent [Zugriff 24.01.2020]. Reinhardt 2012, 947–960; Rümelin 2018. Gebhardi 1762 –1798, Niedersächsische Landesbibliothek Hannover, Ms. XXIII, 848 – 862. Gebhardi 1857. Schadeus 1617. Meissner 1668. Fricke 1718. Haber 1728. Zur Gattung protestantischer Kirchenmonografien: Arnulf 2009; Arnulf 2017; Arnulf 2019A. Zu Gebhardis Dokumentationen und der diesbezüglichen Forschungslage: Arnulf 2019B; ders., ebd., S. 148. Jung 1895, S. 135 –137 https://www.deutsche-biographie.de/pnd118803107.html#adbcontent [Zugriff 31.01.2020]; Uffenbach 1753 –54. Marberger 1703; Berckemeyer 1709. Keyssler 1740/1741. Baring 1744. Köhler 1762. Köhler 1788. Neickelius 1727. Hirsching 1786 –1789. Köhler 1788, S. 697–724 (zu Kupferstichen), S. 718 (zum Hundertguldenblatt). Jenseits der Kennerschaft 49 Bibliografie ALBERT/CUNZ 1995 Rainer Albert/Reiner Cunz (Hg.): Wissenschaftsgeschichte der Numismatik. Beiträge zum 17. Deutschen Numismatikertag 3.-5. März 1995 in Hannover ( = Schriftenreihe der Numismatischen Gesellschaft Speyer e. V. 36), Speyer 1995. APIN 1719 Siegmund Jacob Apin: Unvorgreifliche Gedanken wie man Dissertationes Academicas sammeln soll, Nürnberg 1719. APIN 1721 Sigmund Jacob Apin: Vitae et effigies procancellariorum Academiae Altorfinae, Nürnberg 1721. APIN 1728A Siegmund Jacob Apin: Anleitung wie man die Bildnüsse berühmter und gelehrter Männer mit Nutzen sammlen und denen dagegen gemachten Einwendungen gründlich begegnen soll, Nürnberg 1728. Permalink zum Digitalisat: http://mdz-nbn-resolving. de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10646069-2 [Zugriff: ##] APIN 1728B Sigmund Jacob Apin: Vitae professorum phil. Academiae Altorfinae, Nürnberg 1728. 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