Skript Elektrische Antriebstechnik
Skript Elektrische Antriebstechnik
Skript Elektrische Antriebstechnik
Universitt Paderborn
Fachgebiet Leistungselektronik und
Elektrische Antriebstechnik
Dieses Skript ist vornehmlich fr die Studenten der Universitt Paderborn als vorlesungsbegleitende Unterlage gedacht. ber das Internet
steht es auch anderen Interessierten zur Verfgung. In jedem Fall ist nur die private, individuelle, nicht-kommerzielle Nutzung gestattet.
Insbesondere ist nicht gestattet, das Skript oder dessen Bestandteile weiter zu verbreiten, zu vervielfltigen oder fr andere Zwecke zu
nutzen. Ausnahmen bedrfen der Genehmigung des Verfassers. Der Verfasser ist fr Hinweise auf Fehler oder Unzulnglichkeiten dankbar.
Inhalt
S. 2
Inhalt
1
Einleitung
2.1
Grundbegriffe
2.2
Trgheitsgesetz
2.3
Antriebstechnische Aufgabenstellungen
10
2.4
11
2.5
Lastkennlinien
26
2.6
Schwingungsfhiger Antriebsstrang
33
2.4.1
2.4.2
2.4.3
2.4.4
2.4.5
2.4.6
2.4.7
2.5.1
2.5.2
2.5.3
2.5.4
2.5.5
Getriebe
Translatorisch-rotatorische Anpassung
Getriebebemessung fr durchlaufende Antriebe fr einen Arbeitspunkt
Getriebebemessung fr durchlaufende Antriebe fr einen Arbeitsbereich
Getriebebemessung fr reine Beschleunigungsvorgnge
Getriebebemessung fr Beschleunigungsvorgnge mit Lastdrehmoment
Getriebebemessung fr durchlaufenden Betrieb und Beschleunigungsvorgnge
Trockene Reibung
Viskose Reibung
Lfter
Wickler, Haspel
Traktionsantrieb
Gleichstrommotor
11
12
12
15
18
22
25
26
27
28
29
31
37
3.1
Wirkprinzip
37
3.2
Aufbau
39
3.3
40
3.4
41
3.5
45
3.6
Mathematische Modellierung
46
3.7
49
3.8
49
3.9
50
3.10
Nebenschlussmotor
54
3.11
Reihenschlussmotor
55
3.12
Geregelter Betrieb
58
3.13
65
Gleichstromsteller
4.1
4.1.1
4.1.2
4.1.3
Tiefsetzsteller
Funktionsprinzip
Tiefsetzsteller mit Kondensator zur Spannungsglttung
Schaltungstechnische Realisierung
69
69
69
74
76
Inhalt
S. 3
4.1.4
77
4.2
Hochsetzsteller
81
4.3
86
4.2.1
4.2.2
4.2.3
4.2.4
4.3.1
4.3.2
4.3.3
Funktionsprinzip
Hochsetzsteller mit Kondensator zur Spannungsglttung
Schaltungstechnische Realisierung
Lcken beim Hochsetzsteller
Bidirektionaler Gleichstromsteller mit Umkehrung der Stromrichtung
Bidirektionaler Gleichstromsteller mit Umkehrung der Spannungsrichtung
Vier-Quadranten-Steller
Fremdgefhrte Umrichter
81
82
83
84
86
87
88
89
89
5.2
Umkehrstromrichter
92
5.3
Wechselspannungssteller
94
5.1
Wechselstromtransformatoren
98
6.1
6.2
101
6.3
102
6.3.1
Transformation der sekundrseitigen Gren auf die Primrseite im Verhltnis der
Windungszahlen
6.3.2
Transformation auf eine primrseitig konzentrierte Streuung
6.3.3
Transformation auf eine sekundrseitig konzentrierte Streuung
Drehstromtransformatoren
98
103
104
105
107
107
7.2
107
7.3
Stern-Dreieck-Schaltung
110
7.4
112
7.5
113
7.1
Asynchronmotoren
114
8.1
Aufbau
114
8.2
115
8.3
Drehmoment
117
8.4
Stromortskurve
124
8.5
Wechselstrom-Asynchronmotor
126
8.5.1
8.5.2
Spaltpolmotor
Kondensatormotor
127
129
Synchronmaschinen
131
10
Thermisches Verhalten
136
10.1
136
Inhalt
S. 4
Betriebsarten
141
10.3
Detaillierte Wrmeleitungsmodelle
147
11
10.2
151
11.1
Spannungsklassen
151
11.2
Schutzklassen
151
11.3
Schutzarten
152
11.4
Betriebsarten
152
11.5
Isolationsklassen fr Motoren
153
11.6
153
12
155
13
Literatur
157
1 Einleitung
S. 5
1 Einleitung
Elektrische Antriebe werden heute fr vielfltige Funktionen eingesetzt:
Man schtzt, dass etwa 60% der gesamten elektrischen Energie letztendlich in elektrischen
Antrieben genutzt wird. Elektrische Antriebe werden gegenber anderen Antriebsarten
(hydraulisch, pneumatisch) aufgrund ihrer hervorragenden Steuerbarkeit bevorzugt. Diese
Steuerbarkeit von Drehmoment, Drehzahl oder Position kommt durch die Speisung eines
Motors als elektromechanischer Energiewandler durch eine steuerbare Leistungselektronik
zustande.
Umrichter
Elektrische
Energieversorgung
Sensoren
un , in
Getriebe
Motor
,T
Mechanischer
Prozess
Steuersignale
Sollwerte
ProzessLeittechnik
Steuerung
Regelung
Messwerte
Rckmeldungen
Bild 1-1: Typische Struktur eines elektrischen Antriebs mit seinen Schnittstellen
zur elektrischen Energieversorgung, zum anzutreibenden mechanischen Prozess
und zur bergeordneten Prozessleittechnik
S. 6
Grundbegriffe
u (t )
x(t )
VerbraucherZhlpfeilsystem
(gleichsinnige Zhlpfeile)
ErzeugerZhlpfeilsystem
(gegensinnige Zhlpfeile)
i (t )
u (t )
VerbraucherZhlpfeilsystem
(gleichsinnige Zhlpfeile)
T (t )
(t )
ErzeugerZhlpfeilsystem
(gegensinnige Zhlpfeile)
Kinematische Gren
Verschiebung, Winkel
Geschwindigkeit
Beschleunigung
Ruck
Dynamische Gren 2
Kraft, Drehmoment
mechanische Leistung
S. 7
Translatorisch
rotatorisch
x
v = x
a = v = x
r = a = v = x
=
= =
= = =
F
Pme = vF
T
Pme = T
t
Arbeit
Masse, Massentrgheitsmoment
Impuls, Drehimpuls
kinetische Energie
W [t0 , t ] = P(t ) dt
W [t0 , t ] = P(t ) dt
m
p = mv
1
E = mv 2
2
J
D = J
1
E = J 2
2
t0
t0
(2.1)
wobei Pel = ui die zugefhrte elektrische Leistung, Ei die im Wandler gespeicherte innere
Energie und Pi die im Wandler in andere Energieformen (Wrme) umgesetzte Leistung ist.
Pi sind also die Verluste des Wandlers.
Der Wirkungsgrad wird blicherweise nur fr den stationren Betrieb definiert, also fr
E i = 0 . Der Wirkungsgrad ist das Verhltnis von genutzter zu eingesetzter Leistung. Fr den
Fall des Antriebs betrachten wir die mechanische Leistung als Nutzleistung. Dann ist
mot =
Pme
P
=1 i
Pel
Pel
(2.2)
Wird der Wandler zum Zwecke der Erzeugung elektrischer Energie eingesetzt, also als
Generator, wird der Wirkungsgrad entsprechend zu
gen =
Pel
P
=1 i
Pme
Pme
(2.3)
definiert.
die Kinematik ist die Lehre der Bewegung, ohne dass dabei die Ursachen der Bewegungen ergrndet werden
im ursprnglichen engen Wortsinn ist die Dynamik die Lehre von den Wirkungen der Krfte, griechisch
= Kraft
2.2
S. 8
Trgheitsgesetz
Fa
Fl
Ta
m
J
Tl
x
Bild 2-3:
Newtonsches Trgheitsgesetz:
p = mv = Fa Fl
(2.4)
D = J = Ta Tl
(2.5)
Fa = Fl
(2.6)
Ta = Tl
(2.7)
bzw.
Arbeit:
t
t0
t0
x0
t0
t0
x0
W [t , t0 ] = P dt = Fv dt = F dx
(2.8)
bzw.
W [t , t0 ] = P dt = T dt = T d
(2.9)
S. 9
geleistete Arbeit als Funktion der momentanen Zustandsgren eines Systems schreiben,
handelt es sich um eine Energie.
2.3
S. 10
Antriebstechnische Aufgabenstellungen
2.4
S. 11
2.4.1 Getriebe
T1 1
2r1
Antriebsseite
Abtriebsseite
2r2
Verbraucher-Zhlpfeilsystem
2 T2
Erzeuger-Zhlpfeilsystem
r1 , r2
z1, z2
1 r2 z2
= =
2 r1 z1
(2.10)
effektive Radien
Zahnzahlen
Bei stationrer Betrachtung bzw. bei Vernachlssigung der Getriebetrgheit und Reibung
folgt fr die Drehmomente
iG =
T2
T1
(2.11)
S. 12
P2 = P1
(2.12)
(2.13)
T = Fr
(2.14)
bzw.
(2.15)
Der Antrieb liefere dagegen bei der Frequenz 1max das Drehmoment T1max bzw. die
Leistung
P1max = 1maxT1max
(2.16)
Dieser Bemessungspunkt sei der Eckpunkt aller mglichen Betriebspunkte des Antriebs
(Beschrnkung auf den motorischen Fall):
T1 T1max , 1 1max
S. 13
T1
T1max
Betriebsbereich
des Antriebs
1max 1
Bild 2-6: Betriebsbereich des Antriebs
Voraussetzung fr die weitere Auslegung ist, dass der Antrieb ber eine Leistungsreserve
verfgt, wenigstens aber den Leistungsbedarf der Last aufbringt:
P1max P2 erf
Unter Vernachlssigung der Getriebeverluste lassen sich nun zwei bersetzungsverhltnisse
finden, einmal aus dem Verhltnis der Drehmomente, sowie aus dem Verhltnis der
Drehzahlen:
iG1 =
T2 erf
,
T1max
iG 2 =
1max
2 erf
(2.17)
T1, T2 / iG
S. 14
P = P2 erf = const.
iG = iG1
T1max
iG = iG 2
Betriebsbereich
des Antriebs
1max
1, iG2
Bild 2-7:
Die Auslegung iG = iG 2 fhrt zur grtmglichen Reserve im Drehmoment, hat aber keinerlei
Reserve in der Drehzahl. Umgekehrt fhrt die Auslegung iG = iG1 zu grtmglichen
Drehzahlreserve, die aber nur dann genutzt werden kann, wenn das Lastdrehmoment mit
steigender Drehzahl nicht noch weiter ansteigt, da keine Drehmomentreserve mehr vorhanden
ist. Die Wahl einer kleinen bersetzung in der Nhe von iG1 ist insbesondere dann von
Vorteil, wenn beim Getriebe eine bersetzungsstufe eingespart werden kann und dadurch ein
kleineres und kostengnstigeres Getriebe verwendet werden kann.
Jede der Getriebeauslegungen iG1 iG iG 2 fhrt nicht nur im betrachteten Bemessungspunkt, sondern im gesamten Drehzahlbereich zu einer geeigneten Anpassung sofern
gewhrleistet ist, dass die Drehmoment-Drehzahl-Charakteristik der Last eine monoton
steigende Kennlinie aufweist.
T1, T2 / iG
P = P2 erf = const.
iG = iG1
T1max
iG = iG 2
Bild 2-8:
1max
1, iG2
S. 15
der
daraus
ermittelten
iG opt =
(2.18)
Geschwindigkeit
2 max
1max
2 max
Punkt
die
(2.19)
iG opt = iG1iG 2 =
T1, T2 / iG
T2 erf 1max
T1max 2 erf
(2.20)
P = P2 erf P = P1max
iG = iG1
T1max
optimale bersetzung
bei linearer
Lastcharakteristik
iG = iG 2
optimale bersetzung
bei allgemeiner
Lastcharakteristik
1max
1, iG2
Bild 2-9:
2.4.4 Getriebebemessung fr durchlaufende Antriebe fr einen Arbeitsbereich
Hufig ist der Arbeitsbereich eines elektrischen Antriebs nicht nur durch ein maximales
Drehmoment und eine maximale Drehzahl, sondern zustzlich auch durch eine maximale
Leistung charakterisiert, welche kleiner ist als das Produkt von maximalem Drehmoment und
maximaler Drehzahl.
T1
S. 16
P = P1max
T1max
Betriebsbereich
des Antriebs
1max
Bild 2-10: Beschrnkung von Drehmoment, Drehzahl und Leistung des Antriebs
Dementsprechend ist die Last ggf. nicht nur durch einen einzigen stationren Arbeitspunkt
wie im vorangegangenen Abschnitt, sondern durch mehrere Arbeitspunkte oder durch einen
Arbeitsbereich charakterisiert:
T2
P = P2 max
T2 max
Betriebsbereich
der Last
2 max
Bild 2-11: Betriebsbereich der Last
T1, T2 / iG
T1max
S. 17
P2 max
P1max
iG = iG1
iG = iG 2
1max
1, iG2
Bild 2-12: Anpassung der Betriebsbereiche von Last und Antrieb fr zwei verschiedene
bersetzungsverhltnisse,
dargestellt im Drehmoment-Drehzahl-Bereich des Antriebs
T2 , iGT1
iG 2T1max
T2 max = iG1T1max
P = P2 max
P = P1max
Betriebsbereich
der Last
1max
iG 2
= 2 max
1max
iG1
2 ,
1
iG
Bild 2-13: Anpassung der Betriebsbereiche von Last und Antrieb fr zwei verschiedene
bersetzungsverhltnisse,
dargestellt im Drehmoment-Drehzahl-Bereich der Last
iG1 =
T2 max
T1max
(2.21)
iG 2 =
1max
2 max
(2.22)
S. 18
1
T1
J1
m
2
T2 0
J2
m
Getriebe
1
T1
J1
m
TG1
2
J2
m
TG 2
T2 0
freigeschnitten
(2.23)
J 2 2 = TG 2 = iGTG1
(2.24)
(i
2
G J1 +
J 2 2 = iGT1
2 = 2 =
iG
2
iG J1 +
J2
T1
(2.25)
Der Term
J1 = iG2 J1
(2.26)
ist die auf die Lastseite umgerechnete effektive Motortrgheit. Die Frage nach dem
grtmglichen Beschleunigungsvermgen fhrt nun auf die Extremwertaufgabe
0=
S. 19
d 2
i 2 J + J 2 iG 2iG J1
= T1 G 1
2
diG
i2 J + J
G 1
iG2 J1 = J 2
und zur Bestimmung der beschleunigungsoptimalen Getriebebersetzung
J2
J1
iG opt =
(2.27)
In diesem Fall sind die auf eine Getriebeseite umgerechneten Drehtrgheiten gleich, also
J1 = J 2
Bei gegebenem Antriebsdrehmoment T1 ergibt sich bei optimaler Getriebebersetzung also
eine Lastbeschleunigung von
2 opt =
T1
2 J1J 2
(2.28)
Das notwendige maximale Antriebsdrehmoment T1max ergibt sich demnach ber diese
Formel aus der gewnschten Lastbeschleunigung a 2 max . Zunchst fhren wir aber nun als
Antriebs-Kenngre das Beschleunigungsvermgen
D1max =
T12max
J1
(2.29)
ein (auch als dynamisches Leistungsvermgen bzw. power rate bezeichnet). Diese Kenngre
ist nur von den Parametern des Antriebs, nicht von der Last abhngig. Interessanterweise ist
diese Gre hnlich wie die Leistung invariant gegenber einer Umrechnung ber das
bersetzungsverhltnis, da sich beide Gren des Quotienten mit dem Quadrat des
bersetzungsverhltnisses transformieren. Damit lsst sich nun die Lastbeschleunigung bei
optimaler bersetzung als
a 2 opt max =
1 D1max
2
J2
(2.30)
ausdrcken. Auch der Beschleunigungsbedarf der Last lsst sich durch die Kennzahl
D2 erf = 4 22erf J 2
(2.31)
a 2 max = a 2 erf
(2.32)
S. 20
bzw.
D1max = D2 erf
(2.33)
schreiben. Wie bei der Leistungsanpassung im Fall von durchlaufenden Antrieben wird sich
meist nicht ein exakt passender Antrieb finden oder es soll ohnehin eine
Beschleunigungsreserve vorgesehen werden, so dass
A=
a 2 max
D1max
=
>1
a 2 erf
D2 erf
(2.34)
In diesem Fall besteht wieder ein Spielraum in der Festlegung des tatschlichen Getriebebersetzungsverhltnisses iG . Um diesen Spielraum zu ermitteln, soll zunchst die Gleichung fr
2 in eine auf die optimale Auslegung bezogene Form gebracht werden:
2 =
iG
2
iG J1 +
J2
T1 =
iG
1
T1 =
J 2 i 2 J1 + 1
G
J2
iG
J1
J2
T1
J1 J 2 i 2 J1 + 1
G
J2
iG / iG opt
2i
2
=2
= 2
2
2 opt
(iG / iG opt ) + 1 i + 1
(2.35)
wobei
i =
iG
iG opt
(2.36)
die Abweichung von der optimalen Auslegung bezeichnet. Die Auflsung der Gleichung
1
i
=2 2
A
i + 1
nach i liefert
i2 2 Ai + 1 = 0
i1, 2 = A A2 1
(2.37)
iG 3 = iG opt A A2 1 , iG 4 = iG opt A + A2 1
(2.38)
bzw.
S. 21
Jede Auslegung
iG 3 iG iG 4
erfllt die Beschleunigungsanforderung.
2
2 opt
2 erf
mglicher
Auslegungsbereich
0
iG 3
iG opt
iG 4
iG
T12max
J1
(2.29)
soll noch nher betrachtet werden. Wie schon erwhnt, ist diese Gre invariant gegenber
einer Umrechnung von Drehmoment und Trgheit ber ein Getriebebersetzungsverhltnis.
Interpretiert man in obiger Definition den Quotienten T1max / J1 als Beschleunigung a1max ,
die sich ergibt, wenn der Motor ohne Last nur seine eigene Drehtrgheit beschleunigen muss,
lsst sich Dmax als Produkt von Beschleunigung und Drehmoment,
D1max = a1maxT1max
(2.39)
schreiben. Auch diese Darstellung ist weiterhin invariant gegenber Umrechnungen ber ein
bersetzungsverhltnis. Eine weitere Interpretation des Beschleunigungsvermgens D1max
gewinnt man aus
D1max = 1maxT1max =
d1max
d(1maxT1max ) dP1max
=
= P1max
T1max =
dt
dt
dt
(2.40)
S. 22
Das Beschleunigungsvermgen gibt also auch an, mit welcher nderungsrate die
mechanische Leistung beim Beschleunigen ansteigt. Das erklrt die englische Bezeichnung
power rate. Dementsprechend ist die Maeinheit
W
[D1 max ] = 1 Nm
=
1
2
s
Hier wird eine wichtige Analogie sichtbar. Whrend bei der Bemessung fr den
durchlaufenden Antrieb die Leistung des Antriebs P1max passend zur Last zu whlen ist, tritt
bei der Auslegung des Beschleunigungsantriebs an diese Stelle die Zeitableitung der Leistung
D1max = P1max . Wie die Leistung selbst, die einer Bilanzgleichung gehorcht, kann auch die
nderungsrate bilanziert werden. Die vom Antrieb abgegebene nderungsrate wird von der
Trgheit der Last aufgenommen.
(2.41)
J 2 2 = TG 2 T2 = iGTG1 T2
(2.42)
(i
2
G J1 +
J 2 2 = iGT1 T2
2 =
iGT1 T2
iG2 J1 + J 2
(2.43)
Die Suche nach der grtmglichen Lastbeschleunigung wird wieder ber eine
Extremwertbestimmung gelst:
0=
G 1
T2
J
iG 2 = 0
T1
J1
S. 23
Die quadratische Gleichung hat eine positive und eine negative Lsung,
2
T
T
J
~
iG opt 1, 2 = 2 2 + 2
T1
J1
T1
(2.44)
wobei fr den normalen Fall des Antriebes nur die positive Lsung relevant ist. Auf einen
Index zu Unterscheidung beider Lsungen kann also verzichtet werden:
2
T
T
J
~
iG opt = 2 + 2 + 2
T1
J1
T1
=
J 2 J1T22
+
J1 J 2T12
D2
= iG opt
+
D
1
J1T22
+
1
J 2T12
D2
+ 1
D1
wobei
D1 =
T12
T2
, D2 = 2
J1
J2
D2
~
+
iG opt = iG opt
D
1
D2
+ 1
D1
(2.45)
(2.46)
~2 opt =
T1
2 J1 T
2
T22 J 2
+
+
T12 J1
T1
1
T12
2
2
2 J1 J 2 T
2 + T2 + T1
J 2 J1
J2
D1
2 J2
= 2 opt
1
D2 + D1 + D2
D1
D2 + D1 + D2
(2.47)
S. 24
Wird der Antrieb nicht genau auf das optimale bersetzungsverhltnis bemessen, sondern soll
eine Beschleunigungsreserve vorgesehen werden, bietet sich folgendes Vorgehen an: Bei
konstanter Beschleunigung kann das Lastdrehmoment in eine quivalente zustzliche
Lasttrgheit umgerechnet werden. Hierfr wird die minimale erforderliche Beschleunigung
benutzt:
T
J2 = J2 + 2
2 erf
(2.48)
2
D2 erf = 4 erf
J 2 = 4 2 erf ( 2 erf J 2 + T2 )
(2.49)
T12max
D2 erf
J1
aufweisen. Der Spielraum fr die Wahl der Getriebebersetzung bei einer Beschleunigungsreserve
A=
D1 max
D2 erf
(2.50)
iG 3 = iG opt A A2 1 , iG 4 = iG opt A + A2 1
(2.51)
wobei aber
iG opt =
J2
J1
(2.52)
~
zu verwenden ist, nicht etwa iG opt . Durch die Verwendung einer zustzlichen Ersatz-Trgheit
statt des eigentlich vorhandenen Lastdrehmoments wird die tatschliche Beschleunigung fr
2 > 2 erf unterschtzt, fr 2 < 2 erf dagegen berschtzt, da zur Beschleungiung der
Ersatztrgheit mit einer Winkelbeschleunigung 2 > 2 erf ein hheres Drehmoment als das
ersetze Lastdrehmoment bentigt wrde (und umgekehrt). Die Auslegung fr 2 = 2 erf
liefert jedoch exakte Werte (s. Bild 2-16).
S. 25
Berechnung mit
Lastdrehmoment
~2 opt
2 opt
2 erf
Berechnung mit
Ersatztrgheit
~ ~
iG 3 = iG 3 iG opt iG opt
~
iG 4 = iG 4
iG
~ ~
bzw. I = [iG1, iG 2 ] [ iG 3 , iG 4 ]
(2.53)
Parameter der Motorauswahl sind dabei zunchst die Leistung P1max und das
Beschleunigungsvermgen D1max , die in einem ersten Entwurfsschritt mglichst mit nur
geringer Reserve gewhlt werden. Ergibt sich dann kein gemeinsamer Lsungsbereich fr
beide Anforderungen, sollte im Fall iG 2 < iG 3 zunchst versucht werden, Motoren gleicher
Leistungsdaten, aber grerer Frequenz 1max bzw. geringeren Drehmoments T1max bzw.
grerer Trgheit J1 zu whlen, im Fall iG1 > iG 4 umgekehrt. Fhrt das nicht zum Erfolg,
mssen grere Reserven fr Leistung und Beschleunigungsvermgen in Kauf genommen
werden, wobei eine groe Reserve immer auch eine berdimensionierung darstellt, die sich in
Gre und Kosten des Antriebs bemerkbar machen wird. Falls sich zu groe Diskrepanzen
herausstellen, mssen ggf. die Anforderungen berdacht und korrigiert werden.
2.5
S. 26
Lastkennlinien
In diesem Abschnitt sollen exemplarisch einige Beispiele fr das stationre DrehmomentDrehzahl-Verhalten verschiedener Belasteungen dargestellt werden.
2.5.1 Trockene Reibung
Die trockene Reibung ist durch eine geschwindigkeitsunabhngige Kraft gekennzeichnet,
F = F0 sgn(v)
(2.54)
T = T0 sgn( )
(2.55)
bzw.
P = T = T0 sgn( ) = T0
(2.56)
T0
T0
P
S. 27
(2.57)
P = D 2
(2.58)
S. 28
2.5.3 Lfter
Lfter und andere aero- und hydrodynamische Prozesse (z. B. Windwiderstand) haben
quadratische Lastkennlinien:
T = c 2 sgn( )
(2.59)
P = c 3
(2.60)
S. 29
,T
r
(2.61)
wobei T rF die Summe der am Wickel angreifenden Drehmomente und k die materielle
Zufuhrrate des Drehimpulses ist. Diese bestimmt sich fr ein aufzuwickelndes Element der
infinitesimalen Lnge dx , welches den linearen Impuls dp = v dx trgt, zu
k=r
dx
dp
= rr l v
= rr l v 2 = r l 2 r 3
dt
dt
(2.62)
Hierbei ist l = dm / dx die lngenspezifische Dichte des Materials. Der Zusammenhang zur
blichen volumenspezifischen Dichte = dm / dV ergibt sich mit der Dicke d und der Breite
b des Bandmaterials als l = b d .
Die Auswertung der Drehimpulsbilanz fhrt also zu
J + J = T rF + r 2 r 3
(2.63)
Hier steht der Buchstabe D fr den Drehimpuls. Leider lsst sich die mehrfache Verwendung eines Buchstaben
fr verschiedene Bedeutungen nicht immer vermeiden.
S. 30
Wird angenommen, dass das bereits aufgewickelte Gut durch zustzliche Lagen nicht weiter
komprimiert wird, wird die Zunahme des Massentrgheitsmoments durch
dm
= 2 v = 3
J = 2
dt
(2.64)
beschrieben, wodurch sich die betreffenden Terme auf beiden Seiten der Gleichung aufheben
und so trotz vernderlichem Massentrgheitsmoment die Gleichung
J = T rF
(2.65)
folgt. Der ber das Bandmaterial zugefhrte Impuls entspricht also genau der Massenzufuhr.
Vernachlssigt man bei einer quasistationren Betrachtung die zeitliche nderung der
Drehfrequenz, folgt
T = rF
(2.66)
vF
(2.67)
Beim Aufwickeln muss der Antrieb motorisch, beim Abwickeln generatorisch arbeiten.
(2.68)
S. 31
2.5.5 Traktionsantrieb
Die Bercksichtigung von Luftwiderstand Fl , Rollreibung Fr , Hangabtriebskraft Fg fhrt
auf die Widerstandskraft
Fw = Fl + F + F
= 12 l cw AF v 2 + c m cos + m sin
(2.69)
Die Darstellung der Widerstandskraft ber der Geschwindigkeit wird als WiderstandsGeschwindigkeits-Diagramm bezeichnet.
l
AF
cw
cr
g
(2.70)
(2.71)
S. 32
2.6
S. 33
Schwingungsfhiger Antriebsstrang
Jeder Antriebsstrang ist aufgrund der mechanischen Elastizitt mehr oder weniger
schwingungsfhig. Die einfachste Modellierung ist die als Zwei-Massen-System:
2 , 2
1, 1
J1
m
T1
J2
m
C, D
T2
2 , 2
1, 1
T1
J1
m
TC
C, D
TC
J2
m
T2
1 = 1 , 2 = 2
(2.72)
J11 = T1 TC
(2.73)
J 2 2 = TC T2
(2.74)
Dynamische Gleichungen:
(2.75)
(2.76)
s 2 J 2 2 ( s ) = TC ( s ) T2 ( s )
(2.77)
TC ( s ) = (C + sD )( 2 ( s ) 1 ( s )) = (C + sD )D ( s )
(2.78)
S. 34
mit
( s ) = 2 ( s ) 1 ( s )
(2.79)
Zusammenfassung:
s 2 D ( s ) =
(J s
D ( s ) =
T1 ( s ) T2 ( s ) 1
1
+ (C + sD )D ( s )
J1
J2
J1 J 2
+ sD + C D ( s ) =
J
J
T1 ( s ) T2 ( s )
J1
J2
J 2T1 ( s ) + J1T2 ( s )
J
1
1
T1 ( s ) + T2 ( s )
= 2
2
J1 + J 2 J s + sD + C
J2
J s + sD + C J1
(2.80)
bzw.
TC ( s ) =
sD + C
J
J T1 ( s ) + J T2 ( s )
J s + sD + C 1
2
(2.81)
mit
J =
J1 J 2
J1 + J 2
(2.82)
D
C D2
j
= d0 02 d 2
2
J 4J
2J
(2.83)
C
J
(2.84)
mit
0 =
d=
D
D
=
2 J 0 2 J C
0
= 5...50 Hz
2
(2.85)
S. 35
( s ) =
1
1
T ( s ) + T2 ( s )
2 J 1
J2
s + 2 sd0 + 0 1
1
= G ( s ) T1 ( s ) + T2 ( s )
J2
J1
TC ( s ) =
2sd0 + 02 J
J
(
)
+
(
)
T
s
T
s
1
2
J2
s 2 + 2sd0 + 02 J1
J
= GT ( s ) T1 ( s ) + T2 ( s )
J2
J1
(2.86)
(2.87)
mit
G ( s ) =
1
s + 2 sd0 + 02
(2.88)
GT ( s ) =
2 sd0 + 02
s 2 + 2 sd0 + 02
(2.89)
und
G ( j 0 )
1
2d 02
(2.90)
1
2d
(2.91)
und
GT ( j 0 )
Ge ( j 0 ) Ge ( j 0 )
1
Ge (0)
G e ( 0)
2d
(2.92)
S. 36
3 Gleichstrommotor
S. 37
3 Gleichstrommotor
3.1
Wirkprinzip
iE
iL
iL
uE
b
PermanentMagnet
elektrische
Erregung
permanente
Erregung
F = i L bl
l : Lnge des Leiters
(3.1)
3 Gleichstrommotor
S. 38
iE
iL
TL
uE
d
b
d
= Fd = i L b d l
2
(3.2)
(3.3)
u LiL = TL = iL b d l
(3.4)
uL = b d l
(3.5)
0 = b d l
(3.6)
Der Term
lsst sich als der magnetische Fluss deuten, der die Leiterschleife bei senkrechter Ausrichtung
und bei homogener Flussdichte durchdringen wrde. Hiermit:
u L = 0
(3.7)
TL = 0 i L
(3.8)
3 Gleichstrommotor
3.2
S. 39
Aufbau
Erregeroder Hauptpol
Erregerwicklung
Ankerwicklung
Stnderjoch
Anker,
Lufer oder
Rotor
Brste
Ankerwicklung
Luftspalt
Stnder oder
Stator
3 Gleichstrommotor
3.3
S. 40
10
11
12
13
14
15
16
Pol
iL
Kommutator
Brste
iA
iA
iL
13
14
12
15
1
3
2
4
1
8
10
11
12
13
15
12
14
13
14
15
1
4
2
3
iA
Bild 3-6: Wicklungsschema des Ankers
Wellenwicklung , hier fr p = 2 ,
Zahl der parallelen Zweige 2a = 2
iA
3 Gleichstrommotor
3.4
S. 41
Bislang wurde die Kommutierung stark vereinfacht als pltzliche Umschaltung der
Stromrichtung in den Ankerschleifen betrachtet. Bei nherem Hinsehen ist diese Vorstellung
nicht haltbar, denn die Wicklungen besitzen induktives Verhalten, so dass sie sich einer
sprungfrmigen Stromnderung widersetzen. Daher soll die Kommutierung im Folgenden
genauer analysiert werden.
Zunchst soll festgestellt werden, dass durch die rumliche Ausdehnung einer Brste diese
typischerweise nicht nur einen Kommutatorsteg kontaktiert, sondern zumindest zeitweilig
zwei, oder bei entsprechender Brstenbreite, womglich sogar mehrere Stege gleichzeitig.
Wir wollen nur von zwei gleichzeitig kontaktierten Stegen ausgehen. Mit dem Schema der
Schleifenwicklung in Bild 3-5 ist gut zu erkennen, dass auf diese Weise gerade die
Ankerschleife kurzgeschlossen wird, in der der Strom kommutiert werden soll. Sei uL die
Spannung dieser Schleife, so wird diese mit Eintritt des Kurzschlusses gleich Null.
Vernachlssigt man den Einfluss des Innenwiderstands, wird die Spannung dieser Schleife
nur durch das Induktionsgesetz bestimmt
uL = L
(3.9)
Der mit dieser Leiterschleife verkettete magnetische Fluss L setzt sich aus dem Anteil der
Selbstinduktion und der Flussverkettung mit den anderen Wicklungen zusammen. Hierbei ist
neben dem Erregerfeld das Ankerquerfeld zu beachten, also das Feld, welches durch die
Ankerstrme hervorgerufen wird. In Bild 3-7 sind Erreger- und Ankerquerfeld separat
dargestellt. Das daraus entstehende Gesamtfeld ergibt sich durch vektorielle berlagerung.
2
1
L = LLiL + L, A + L, E ,
(3.10)
3 Gleichstrommotor
S. 42
wobei der erste Termin der rechten Gleichungsseite den Fluss aufgrund der Selbstinduktion
und die anderen Terme die Verkettung mit dem Erregerfeld und dem Ankerfeld angeben,
wobei beim letzten der Beitrag der gerade betrachteten Spule nicht bercksichtigt wird, weil
dieser bereits durch den ersten Term ausgedrckt wird. Fragen wir nun nach der
Stromnderung whrend der Kommutierung. Wegen des Brstenkurzschlusses gilt uL = 0 :
0 = L = LLiL + L, A + L, E
(3.11)
Die zeitliche Integration ber die Dauer des Kurzschlusses zwischen den Positionen 1 und
2 liefert
0 = L = LL iL + L, A + L, E
(3.12)
iL =
1
( L, A + L, E )
LL
(3.13)
Zum Beginn der Kommutierung fhrt die Leiterschleife den Ankerstromanteil i A / 2a , zum
Abschluss der Kommutierung sollte sich der Strom genau umgekehrt haben, also
1
a
iL = i A
(3.14)
Betrachtet man aber das Feldbild in Bild 3-7, stellt man zwar fest, dass das Erregerfeld keinen
Einfluss hat, also L, E = 0 , dass aber die nderung der Flussverkettung mit dem
Ankerquerfeld negativ ist, L, A < 0 , so dass die nach (3.13) zu erwartende Stromnderung
nicht wie nach (3.14) gewnscht negativ, sondern positiv ist. Bestenfalls kann man hoffen,
dass die Flussverkettung L, A verhltnismig klein ist, so dass sich der Leiterstrom
gegenber seinem Anfangswert nur wenig ndert. (Allerdings bewirken der bislang
vernachlssigte Innenwiderstand und die Brstenspannung eine gewisse Stromnderung in
der gewnschten Richtung.) Wird nun der Kurzschluss der Kommutatorstege durch die Brste
beim Drehen ber die Position 2 hinaus wieder aufgehoben, wird sich der Strom dennoch
nicht sprungfrmig auf den Wert i A / 2a verndern, sondern der Strom fliet zunchst ber
einen dann entstehenden Lichtbogen 4 weiter, man spricht vom Brstenfeuer. Erst diese dem
Stromfluss entgegen gesetzte Lichtbogenspannung bewirkt dann gem (3.9) die gewnschte
Fluss- bzw. Stromnderung. Der Lichtbogen bricht zusammen, sobald der Strom den iL den
Wert i A / 2a erreicht hat. Da die Lichtbogenspannung in Nherung nicht von der Hhe des
Stroms abhngt, sondern als ungefhr als konstant angenommen werden kann, ist die Zeit fr
die Stromkommutierung abhngig von der Gre des zu kommutierenden Ankerstroms. Bei
sehr groen Ankerstrmen, z.B. whrend einer berlast, kann der Lichtbogen womglich
solange stehen bleiben, bis bereits der nchste Lichtbogen zwischen den folgenden
4
Genau genommen entsteht der Lichtbogen nicht erst zu diesem Zeitpunkt, sondern bereits beim normalen
Kontakt der Kohlebrste mit dem Kommutator fliet der Strom in dem mikroskopischen Spalt ber einen
Lichtbogen.
3 Gleichstrommotor
S. 43
Kommutatorstegen entsteht. Im extremen Fall setzen sich diese Lichtbgen so weit fort, bis
sie sogar die nchste Brste erreichen, wodurch ber die Lichtbgen ein hchst
unerwnschter Kurzschluss der Ankerspannung entsteht. Dieses Phnomen wird wegen seines
optischen Erscheinungsbilds als Rundfeuer bezeichnet.
Bei Kleinmotoren luft die Kommutierung in der Regel nach der beschriebenen Art ab. Bei
greren Motoren setzt man eine elegantere Methode ein, den Strom ohne einen Lichtbogen
zu kommutieren. Dies erreicht man durch die sogenannte Wendepolwicklung, siehe Bild 3-8.
Die Wendepolwicklung ist in Reihe mit dem Anker geschaltet und wird folglich wie diese
durch den Ankerstrom durchflossen, doch ist der Wicklungssinn dem des Ankers entgegen
gesetzt. Dadurch wird das Ankerquerfeld kompensiert. In der Gleichung (3.12) tritt also eine
weitere Flussverkettung mit dem Wendepolfeld hinzu,
0 = L = LL iL + L, A + L, E + L,W ,
(3.15)
wobei, wie schon gesagt, L, E als Null genommen werden kann. Wird nun die
Wendepolwicklung so bemessen, dass ihr Beitrag den des Ankerquerfeldes, welcher aus den
ersten beiden Termen besteht, kompensiert,
L,W = LLiL L, A =
LL
i A L, A
a
(3.16)
stellt sich genau die gewnschte Stromnderung ein. Bereits zum Zeitpunkt des
Brstenabrisses fhrt die Leiterschleife den gewnschten Stromendwert und es entsteht kein
Lichtbogen. Man beachte, dass alle in (3.16) auftretenden Terme proportional zum
Ankerstrom sind sofern man von der magnetischen Sttigung absieht. Deshalb funktioniert
die Wendepolkompensation unabhngig von der Gre des Ankerstroms.
Man beachte, dass die Flussnderung L als Fluss des magnetischen Feldes durch die
Kommutierungszone zwischen den Winkeln 1 und 2 betrachtet werden kann. Diese
Manahme luft also darauf hinaus, dass dieser magnetische Fluss in der Kommutierungszone
zu Null gebracht wird. Man spricht von der neutralen Zone. Das fhrt direkt zu der
Dimensionierung der Wendepolwicklung: Deren magnetische Spannung als Produkt der
Windungszahl mit dem Ankerstrom muss diejenige des Ankers aufheben, was zu einer
direkten Relation zwischen den Windungszahlen von Anker- und Wendepolwicklung fhrt.
Mit dieser Sichtweise erkennt man, dass eine Lichtbogen-freie Kommutierung auch ohne
Wendepolwicklung mglich ist, wenn man die Brsten und damit 1 und 2 jeweils in die
neutrale Zone bringt, in der also das aus Erreger- und Ankerquerfeld bestehende Gesamtfeld
Null ist. Diese Position verndert sich jedoch abhngig vom Ankerstrom. Obwohl das
Auffinden der passenden Brstenstellung sehr einfach durch Beobachtung des Brstenfeuers
gefunden werden kann, ist diese Manahme sehr aufwndig, da sie einen manuellen Eingriff
erfordert. Maschinen mit manueller Brstenverstellung finden sich heute nur noch in
technischen Museen.
3 Gleichstrommotor
S. 44
Erregerwicklung
Kompensationswicklung
Wendepolwicklung
Haupt- oder
Erregerpol
Kompoundwicklung
Ankerwicklung
Wendepol
3 Gleichstrommotor
3.5
S. 45
Im Bild 3-7 ist eine weitere Auswirkung des Ankerquerfeldes zu erkennen. Das
Ankerquerfeld verndert auch das Feld in den Erregerpolen. In der dort dargestellten Situation
wird das Feld am rechten Rand des oberen Pols verstrkt, whrend es am linken Rand
abgeschwcht wird. Diese Feldverzerrung wrde sich auf den Gesamtfluss durch den
Erregerpol nicht auswirken, wenn man von einer linearen Superposition der Felder ausgehen
drfte, denn dann gleicht die Feldverstrkung am rechten Rand die Feldabschwchung am
linken Rand genau aus. Tatschlich muss aber die magnetische Sttigung bercksichtigt
werden. Das bedeutet, dass die Erhhung der der magnetischen Spannung bzw. der
magnetischen Flussdichte im Sttigungsbereich nur zu einer unterproportionalen
Flussdichteerhhung fhrt, whrend sich die Feldabschwchung am linken Rand weitgehend
proportional auswirkt. In der Summe resultiert aufgrund der einseitigen Erregerpolsttigung
eine Abschwchung des Erregerflusses, was zu einer Verringerung sowohl des Drehmoments
als auch der induzierten Ankerspannung fhrt, also insgesamt zu einer schlechteren
Maschinenausnutzung. Diesen Effekt bezeichnet man als Ankerrckwirkung.
Mgliche Gegenmanahmen sind (vgl. Bild 3-8):
Erhhung der magnetischen Spannung im Erregerkreis durch eine Kompoundwicklung,
welche vom Ankerstrom durchflossen wird. Diese Wicklung kann auch als zustzliche
Nebenschlusswicklung angesehen werden und gleicht die Schwchung des Erregerflusses
durch die Ankerrckwirkung aus.
Alternativ kann eine Kompensationswicklung in den Erregerpolen vorgesehen werden. Diese
wird auch vom Ankerstrom, aber in dem der Ankerwicklung entgegen gesetzten Sinn
durchflossen. Auf diese Weise wird die Ankerrckwirkung auf die Erregerpole aufgehoben
und die einseitige Sttigung vermieden. Diese Manahme ist aber recht aufwndig.
Sowohl die Kompensationswicklung als auch die Wendepolwicklung dienen der
Kompensation des Ankerfeldes in verschiedenen Raumbereichen des Motors. Man beachte
den Wicklungssinn dieser beiden Wicklungen im Vergleich mit der Ankerwicklung. Wird ein
Motor mit diesen beiden zustzlichen Wicklungen ausgestattet, ist bei der Bemessung der
Wendepolwicklung zu bercksichtigen, dass ein Teil des Ankerquerfeldes bereits durch die
Kompensationswicklung kompensiert wird.
3 Gleichstrommotor
3.6
S. 46
Mathematische Modellierung
Bezeichnungen:
TL
T
NA
NE
2a
p
E
bE
l
d
Apol
(3.17)
1
iA
2a
E = bE Apol =
p d l
2p
(3.18)
bE
(3.19)
Damit:
T=
p NA
E i A = c E i A = E i A
ap
(3.20)
NA
a
(3.21)
E = c E
(3.22)
wobei
c=
3 Gleichstrommotor
S. 47
Die induzierte Spannung (elektromotorische Kraft, EMK) folgt wieder aus der
Leistungsbilanz,
ui = c E = E
(3.23)
oder alternativ durch Summation der induzierten Spannungen der in Reihe geschalteten
Leiterschleifen.
Spannungsgleichung des Ankerkreises unter Bercksichtigung des Ankerwiderstands RA , der
Ankerinduktivitt LA und des Brstenspannungsabfalls u B :
u A = u i + L A iA + R A i A + 2u B
(3.24)
Mit guter Genauigkeit kann der Brstenspannungsabfall u B also eine konstante, vom
Ankerstrom unabhngige Spannung von etwa 1 V angesetzt werden.
Erregerstromkreis:
u E = LE iE + R E i E
(3.25)
E =
1
RgE
0 APol 0 l 0 l
=
=
2
2 2
4
(3.26)
Induktivitt:
N E2
N E2
p
=
L
E
p
p2
(3.27)
NE
L
p d l NE
iE = E iE = 0
iE
p
NE
4 p 2d
(3.28)
LE = LE
Erregerfluss:
E = LE
cLE
iE = LE iE
NE
(3.29)
cLE 0 l N E N A
=
NE
4 p
(3.30)
E = cE =
LE =
3 Gleichstrommotor
S. 48
iA
LA
T = E i A
(3.20)
E = LE iE
(3.29)
u A = E + LA iA + RA i A + 2u B
(3.24)
u E = LE iE + RE iE
(3.25)
RA
iE
ui = E
uA
LE
RE
uE
A =
LA
RA
(3.31)
E =
LE
RE
(3.32)
und
3 Gleichstrommotor
3.7
S. 49
(3.33)
(3.34)
pel = w A + w E + pV + pmech
(3.35)
(3.36)
Energiebilanz:
Verlustleistung:
Innere Energien:
wA =
1
LAi A2
2
(3.37)
wE =
1
LE iE2
2
(3.38)
Pmec
T
T
T
1
=
=
=
=
=
R T
R
PelA U A I A (R A I A + E )I A
T
T
+ A2 T 1 + A2
R A
+ E
E
E
E
E
3.8
(3.39)
3 Gleichstrommotor
S. 50
Wicklung
Ankerwicklung
Wendepolwicklung
Kompensationswicklung
Erregerwicklung fr Reihenschlussschaltung
Erregerwicklung fr Nebenschlussschaltung
Erregerwicklung fr Fremderregung
Klemmen
A1, A2
B1, B2
C1, C2
D1, D2
E1, E2
F1, F2
A1
Anker
D1
D2 E1
E2 F1
Erregerwicklungen
(alternativ)
F2
A2
B1
Wendepolwicklung
B2
C1
Kompensationswicklung
C2
Bild 3-10:
3.9
3 Gleichstrommotor
S. 51
iA
uA
,T
iE
uE
(3.40)
UA
>0
RA
=0
IA ~ T
<0
UA =
RA
T + E
E
(3.41)
U A RAT
E E2
(3.42)
3 Gleichstrommotor
S. 52
E 2
RA
UA > 0
UA < 0
UA = 0
Bild 3-13: Stationre Kennlinien von Drehmoment und Drehzahl bei konstanter
Ankerspannung
T
T0
U A = const.
(3.43)
U A E
RA
(3.44)
I A0 =
T0 =
3 Gleichstrommotor
S. 53
Leerlaufdrehzahl ( T = 0 bzw. I A = 0 )
0 =
UA
E
(3.45)
RV 2
iA
U
,T
iE
uE
I max
RA
RA + RV 1 + RV 2
RA + RV 1
UA
E
3 Gleichstrommotor
S. 54
3.10 Nebenschlussmotor
iA
iE
u
uA
uE
,T
(3.46)
u E = R E i E + LE iE
(3.47)
T = E i A = LE iE i A
(3.48)
u = u A = uE
(3.49)
i = i A + iE
(3.50)
Nebenschluss:
Stationres Verhalten:
U
RE
(3.51)
U LE I E U LE U / RE 1 LE / RE
U
=
=
RA
RA
RA
(3.52)
IE =
IA =
1
1
L
+
E U
I = IE + I A =
RA RE RA RE
T = LE I E I A =
1 LE / RE 2
U
RA RE
(3.53)
(3.54)
3 Gleichstrommotor
S. 55
3.11 Reihenschlussmotor
u A = RAi A + E + LAiA = RAi A + LE iE + LAiA
u E = R E i E + LE iE
(3.56)
T = E i A = LE iE i A
(3.57)
i
u
(3.55)
uE
uA
,T
Reihenschluss:
u = u A + uE
(3.58)
i = i A = iE
(3.59)
R = RA + RE
(3.60)
L = LA + LE
(3.61)
u = R i + LE i + Li
u = (R + LE )i + Li
(3.62)
u = R( ) i + Li
Drehzahlabhngiger effektiver Widerstand:
R( ) = R + LE
(3.63)
T = E i = LE i 2
(3.64)
Quadratische Abhngigkeit des Drehmoments vom Strom, nderung des Vorzeichens ist nur
durch Wechsel der Verschaltung von Erreger- und Ankerwicklung mglich, i = i A = iE .
3 Gleichstrommotor
S. 56
U
R( ) + jel L
(3.65)
(3.66)
LE U 2
R 2 ( ) + el2 L2
(3.67)
Drehmoment-Drehzahl-Charakteristik:
(R
( ) + el2 L2 T = LE U 2
((R + L )
E
+ el2 L2 T = LE U 2
(3.68)
Wird der Reihenschlussmotor mit konstanter Spannung betrieben und dabei mechanisch
entlastet, T 0 , wchst die Drehzahl ber alle Grenzen, (s. Bild 3-19).
3 Gleichstrommotor
S. 57
>0
R
=0
= R / LE
I
<0
3 Gleichstrommotor
S. 58
U dc
uA
,T
U dc
uA
,T
3 Gleichstrommotor
S. 59
s* (t )
s1 (t )
1
-1
s2 (t )
1
-1
3 Gleichstrommotor
S. 60
G A (s )
uA
ui
iA
1
RA + sLA
1
sJ
EMK
ui
elektrisches
Teilsystem
mechanisches
Teilsystem
Koppelkonstante
zwischen
den Teilsystemen
(3.69)
i A ( s ) = G A ( s )(u A ( s ) ui ( s ) )
(3.70)
1
1
1
=
sLA + R A R A s A + 1
(3.71)
A =
LA
RA
(3.31)
Mechanisches Verhalten:
1
(T ( s) TL ( s) )
sJ
(3.72)
1
( E i A ( s) TL ( s) ) = 1 E (u A ( s) E ( s) ) 1 TL ( s)
sJ
sJ sLA + R A
sJ
(3.73)
(s) =
Gesamtsystem:
(s) =
3 Gleichstrommotor
S. 61
( s )1 + E 2
1
1
1
1
1
= E
u A ( s ) TL ( s )
sJ
sLA + R A
sJ sLA + R A sJ
(3.74)
1
1
1
E
u A ( s ) TL ( s )
sJ sLA + R A
sJ
u ( s ) (sLA + R A )TL ( s )
( s) =
= E A
1
1
sJ (sLA + R A ) + E2
1 + E2
sJ sLA + R A
R L
1
u A ( s ) A2 s A + 1TL ( s )
A R A
= E
JL
JR
s 2 2A + s 2A + 1
E
E
=
1
E s 2
02
1
+ 2d
u A ( s)
+1
(3.75)
RA
s A + 1
TL ( s )
2 2
A s
s
+ 2d
+1
2
Gu ( s ) u A ( s )
GT ( s ) TL ( s )
mit
0 =
d=
=
(3.76)
JLA
JRA0
R
= A
2
2 E
2 E
J
LA
(3.77)
20 A
Ist das System schwch gedmpft, also d < 1 , treten bei Ausgleichsvorgngen Schwingungen
auf. Die Pole der bertragungsfunktionen Gu ( s ) , GT ( s ) liegen bei
s1,2 = d0 0 d 2 1
(3.78)
jd
(3.79)
3 Gleichstrommotor
S. 62
d = 0 1 d 2
(3.80)
d =
1
d0
=2
LA
= 2 A
RA
(3.81)
Ja nach Dmpfung und Anregung tritt somit ein mehr oder weniger heftiges berschwingen
in der Drehzahl auf, dass ggf. sicherheitsrelevant sein kann, wenn bei einem solchen Vorgang
die spezifizierte Maximaldrehzahl berschritten werden wrde. Typischerweise kann bei
kleinen Motoren von wenigen Watt Leistung davon ausgegangen werden, das der Fall starker
Dmpfung vorliegt, so dass nur exponentiell verlaufende Ausgleichvorgnge, aber kein
Schwingen zu beobachten sein wird. Bei Motoren greren Leistung, die typischerweise mit
deutlich kleineren Ankerwiderstnden einhergehen, oder insbesondere bei trgheitsarmen
Motoren muss aber mit schwacher Dmpfung, also mit berschwingen gerechnet werden.
Konsequenz dieser Betrachtung ist, dass es sich in vielen Fllen nicht empfiehlt, den Motor
rein gesteuert zu betreiben und seiner eigenen Dynamik zu berlassen. Die entsprechende
Manahme ist also die Einfhrung eines geschlossenen Regelkreises zur Regelung der
Drehzahl. Vorteile einer Regelung sind:
3 Gleichstrommotor
S. 63
udc
Drehzahl-
Du*A
u*A
u 0A
PWM
iA
uA
EMKKompensation
(Vorsteuerung)
T ,
Bild 3-27: Drehzahlregelung ohne unterlagerte Ankerstromregelung
udc
Drehzahl-
Strom-
T*
1
E
i*A
iA
Du*A
u*A
u 0A
EMKKompensation
(Vorsteuerung)
PWM
s
iA
uA
T ,
iA
3 Gleichstrommotor
S. 64
Drehzahl-
T * 1 i*A
E
TL
Strom-
uA
EMK-
ui
E
iA
1
RA + sLA
1
sJ
EMK
Regelung
Regelstrecke
T*
1
E
TL
Du A
i*A
1
RA + sLA
iA
Gc (s )
T*
1
E
i*A
Gci (s )
1
sJ
TL
GT (s )
G A (s )
iA
Gme (s )
(3.82)
J = T TL
(3.83)
3 Gleichstrommotor
S. 65
Laplace-Transformierte:
sLAi A = u A ( s ) RA i A ( s ) ui ( s )
(3.84)
sJ ( s ) = T ( s ) TL ( s )
(3.85)
bertragungsfunktionen:
bertragungsfunktion des elektrischen Teilsystems (Ankeradmittanz):
G A ( s ) = YA ( s ) =
1
i A (s)
=
u A ( s ) ui ( s ) R A + sLA
(3.86)
Drehmoment-Fhrungsbertragungsfunktion
GT ( s ) =
Gci ( s )G A ( s )
T (s)
=
*
T ( s ) 1 + Gci ( s )G A ( s )
(3.87)
A (s)
T ( s ) TL ( s )
1
sJ
(3.88)
Drehzahl-Fhrungsbertragungsfunktion
G ( s ) =
Gc ( s )GT ( s )Gme ( s )
1 + Gc ( s )GT ( s )Gme ( s )
(3.89)
GTL ( s ) =
Gme ( s )
1 + Gc ( s )GT ( s )Gme ( s )
(3.90)
Strbertragungsfunktion
u A = RA i A ( s ) + E
(3.91)
T = E i A
(3.92)
3 Gleichstrommotor
S. 66
Das Drehmoment ist (bei konstantem Erregerfluss) durch die Stromgrenze des Motors bzw.
des speisenden Umrichters
i A I max
(3.93)
Tmax = E I max
(3.94)
Tmin = E I max
(3.95)
begrenzt,
u A U max
(3.96)
1 =
U max R A i A U max R A
R
=
2 T = 0 A2 T
E
E E
E
(3.97)
ihre Begrenzung. Die Drehzahl kann darber hinaus bei gleichbleibendem Fluss nicht weiter
gesteigert werden. Die Drehzahl 0 ist die Leerlaufdrehzahl, die als ungefhre Abschtzung
der Drehzahlgrenze dienen kann. Die exakte Grenzdrehzahl 1 hngt aber nicht nur vom
Erregerfluss, sondern auch vom Ankerstrom bzw. vom Drehmoment ab. Bei Betrieb mit
maximalen Strom i A = I max resultieren fr den motorischen und generatorischen Fall die
Grenzdrehzahlen
1mot =
U max RA I max
E
(3.98)
1gen =
U max + RA I max
E
(3.99)
Hhere Drehzahlen als 1mot bzw. 1gen sind jedoch mglich, wenn der Erregerfluss
verringert (geschwcht) wird. Der Fluss muss im Wesentlichen umgekehrt proportional zur
Drehzahl reduziert werden,
E =
U max RA I A
U max
(3.100)
3 Gleichstrommotor
S. 67
Dazu bedarf es natrlich einer steuerbaren Erregerspeisung (PermanentmagnetGleichstrommotoren sind nicht flussschwchbar). Das verfgbare Drehmoment reduziert sich
nun umkehrt proportional zur Drehzahl,
Tmax =
U max RA I max
I max
U max I max
(3.101)
U max + RA I max
I max
U max I max
(3.102)
(3.103)
(3.104)
(3.105)
bzw.
Dieser Bereich heit Anker-Stellberich oder Spannungs-Stellbereich bzw. KonstantDrehmoment-Bereich. Der Flussschwchbereich wird hufig als dimensionsloses Verhltnis
der Drehzahl 1 zur maximalen Drehzahl max , welche in der Regel aus mechanischen
Grenzen resultiert, angegeben.
3 Gleichstrommotor
S. 68
Tmax = const.
Spannungsgrenze
bei konstantem Fluss
Stromgrenze
Tmax ~ 1 /
SpannungsStellbereich
Flussschwchbereich
E = const.
E U max /
1mot 0
1gen
Tmin ~ 1 /
Pmax = const.
Pmax ~
1mot 0 1gen
Pmin ~
Pmin = const.
Pmin < Pmax
Bild 3-31: Verlufe von verfgbarem Drehmoment und verfgbarer Leistung ber der
Drehzahl
4 Gleichstromsteller
S. 69
4 Gleichstromsteller
Gleichstromsteller werden fr verschiedene Anwendungen und Leistungsklassen mit
Spannungen von wenigen Volt bis zu einigen 100 V oder sogar kV und Leistungen von einem
Watt und darunter bis zu einigen 100 kW oder darber eingesetzt.
4.1
Tiefsetzsteller
4.1.1 Funktionsprinzip
i1
u1
iL
us
uL
i2
u2
u1 (t ) = U1 ,
u2 (t ) = U 2 .
(4.1)
Te
Ts
(4.2)
(4.3)
4 Gleichstromsteller
i1 = iL
S. 70
i2
i1 = 0
uL
u s = u1
u1
u2
iL
u1
us = 0
i2
uL
u2
(4.4)
(4.5)
U
U U2
U2
(t Te ) = iL (0) + 1
Te 2 (t Te )
L
L
L
(4.6)
iL (t ) = iL (0) +
(4.7)
Daraus folgt:
iL (0) +
U
U1 U 2
Te 2 (Ts Te ) = iL (0)
L
L
U 2 Te
= =D
U1 Ts
(4.8)
Das Tastverhltnis bestimmt hnlich wie das bersetzungsverhltnis beim Transformator das
Verhltnis der Spannungen!
4 Gleichstromsteller
S. 71
us (t )
U1
U2
t
Ta
Te
Ts
iL (t ) = i2 (t )
U1 U 2
L
iL max
U2
L
i2
iL min
t
i1 (t )
i2
i1
t
(4.9)
(4.10)
us (t ) = u L (t ) + U 2
(4.11)
Maschengleichung:
(4.12)
4 Gleichstromsteller
S. 72
TU
1 s
u s = u s (t )dt = e 1 = DU1
Ts 0
Ts
(4.13)
u s = U 2 = DU1
(4.14)
U2
=D
U1
(4.15)
Daher folgt
bzw.
T
T
1 s
1 e
i1 = i1 (t )dt = iL (t )dt = e iL = e i2
Ts 0
Ts 0
Ts
Ts
(4.16)
i1 = D i2
(4.17)
Also
D=
U 2 i1
=
U1 i2
(4.18)
Der Strom des Tiefsetzstellers ist also niemals konstant, sondern schwankt stets nach einem
dreieckfrmigen Verlauf hin und her. Fr die Schwankungsbreite des Stroms iL folgt
D (1 D ) Ts U 1
U2
Ta =
L
L
(4.19)
(4.20)
(4.21)
iL max =
Damit:
4 Gleichstromsteller
DiL max
S. 73
DiL
0,5
I L2
1
=
Ts
Ts
(iL (t ) iL ) dt
2
(4.22)
bezeichnen. ber diese Gre knnen die durch die Stromschwankung entstehenden
zustzlichen Verluste bestimmt werden. Beispielsweise liee sich die in einem Widerstand
umgesetzte Leistung durch den arithmetischen Mittelwert und die quadratische Abweichung
nach
P = RiL2 + RI L2
(4.23)
DI L =
DiL
2 3
1
4 D(1 D)DiL max
=
2 3
(4.24)
4 Gleichstromsteller
S. 74
iL (t ) iL
DI L =
DiL
2 3
DiL
Ts
i1
U1
iL
us
I2
C
iC
uC = u2
(4.25)
iL = I 2
(4.26)
uC (t ) =
1
1
iC (t ) dt = (iL (t ) I 2 ) dt
C
C
(4.27)
4 Gleichstromsteller
S. 75
u C = u C max u C min =
Betrachtung
aus
den
dreieckfrmigen
T
1 2
(i L (t ) I 2 ) dt = 1 1 1 i L (t 2 t1 ) = 1 i L s
4C
2
Ct
C22
(4.28)
D (1 D ) Ts2 U 1
Du C =
8 LC
(4.29)
u C max =
Ts2 U 1
32 LC
(4.30)
4 Gleichstromsteller
S. 76
us (t )
U1
u2
u2 (t )
Te
Ta
Ts
iL (t )
I2
U1 u2
L
iL max
u2
L
Rckwirkung der
Spannungsschwankung
auf den
Stromverlauf
DiL
t1
i1 (t )
t2
iL min
t
Ts / 2
I2
i1
t
u2 (t ) = uC (t )
u2
uC max
DuC
uC min
4 Gleichstromsteller
S. 77
i1
iL
u1
us
i2
u2
Te
U2
=
D
U 1 Te + Ta
(4.31)
4 Gleichstromsteller
S. 78
us (t )
U1
U2
t
Ta Ta
Te
Ts
U1 U 2
L
iL (t ) = i2 (t )
U2
L
i2
t
i1 (t )
i1
t
i2
i1 = 0
U2
u s = U1
U1
whrend
iL
us = 0
whrend
Ta
Te
i2
i1 = 0
U2
U1
iL = 0
us = U 2
whrend
Ta
Transistor leitet:
Diode leitet:
Te
Ts
T
Ta , D' = a
Ts
Te , D =
i2 = 0
U2
4 Gleichstromsteller
S. 79
Lckgrenze:
i2 = i L
1
DiL = 2 D(1 D)DiL max
2
(4.32)
Ts U1
4L
(4.33)
mit
iL max =
U1 U 2
U U2
Te = 1
DTs
L
L
U
U
DiL = 2 Ta = 2 D'Ts
L
L
Di L =
(4.34)
T + Ta 1
U
1
1
Di L e
= Di L ( D + D' ) = Di L D 1
2
2
2
U2
Ts
D 2Ts
1 U 1 (U 1 U 2 ) 2
D Ts =
=
2L
2L
U2
U 12
2 U1
U U 1 = 2 D U 1Di L max
2
2
(4.35)
Durch Auflsung nach dem Spannungsverhltnis erhlt man die Beziehung fr die bezogene
Ausgangsspannung in Abhngigkeit vom mittleren Laststrom:
U2
=
U1
1
1
=
iL
i2
1+
1+
2
2DiL max D
2DiL max D 2
(4.36)
(4.37)
4 Gleichstromsteller
S. 80
4 Gleichstromsteller
4.2
S. 81
Hochsetzsteller
4.2.1 Funktionsprinzip
i1
U1
iL
is = i2
U2
us
u1 (t ) = U1 ,
u2 (t ) = U 2 .
(4.38)
us (t )
U2
U1
Ta
Te
Ts
iL (t ) = i1 (t )
t
iL max
U1 U 2
L
U1
L
i1
iL min
t
i2 (t )
i1
i2
t
4 Gleichstromsteller
S. 82
Die Intervalle Te und Ta werden hier anders definiert als beim Tiefsetzsteller. Die Motivation
dazu ergibt sich erst beim Blick auf die Realisierung des Schalter durch Transistor und Diode
(s. Bild 4-16).
Tastverhltnis:
D=
Te
Ts
(4.2)
U1 i2
=
U 2 i1
(4.39)
DTsU1 D (1 D ) Ts U 2
U1
=
Te =
L
L
L
(4.40)
i1
U1
iL
us
is
C
I2
iC
u2 = uC
i2 (t ) = I 2
(4.41)
(4.42)
I DT
D (1 D ) Ts i1
I2
Te = 2 s =
C
C
C
(4.43)
Spannungsschwankung:
Du C = u C max u C min =
4 Gleichstromsteller
S. 83
us (t )
U1
Ta
Ts
Te
iL (t )
iL max
U1 u2
L
U1
L
Rckwirkung der
Spannungsschwankung
auf den
Stromverlauf
i1
iL min
t
is (t )
i1
I2
u2 (t ) = uC (t )
uC max
u2
uC min
I2
C
t
4 Gleichstromsteller
S. 84
i1
U1
iL
i2
us
U2
Te
Ta
Ta
Ts
iL (t ) = i1 (t )
i1
t
i2 (t )
i2
t
4 Gleichstromsteller
i1
U1
S. 85
iL
us = 0
whrend
Te
i2 = 0
U2
i1
U1
i2 = iL
us = U 2
i1 = iL = 0
U1
whrend
Ta
i2 = 0
us = U1
whrend
Ta
U2
4 Gleichstromsteller
4.3
S. 86
i1 (t )
T1
i2 (t )
u1 (t )
T2
u2 (t )
T1
D1
i2 (t )
u1
T2
D2
u2
4 Gleichstromsteller
S. 87
Die Schaltung mit zwei MOSFET wird sogar mit Vorteil fr den Ein-Quadranten-Betrieb
eingesetzt, da ein leitender MOSFET einen geringen Spannungsabfall als eine Diode aufweist
und anders als ein Bipolartransistor den Strom auch in inverser Richtung fhren kann. Bei
positivem Strom i2 leitet dann der MOSFET T2 in umgekehrter Richtung. Dadurch knnen
die Verluste insbesondere bei kleinen Betriebsspannungen erheblich reduziert werden.
Obwohl die Diode D2 bei angesteuertem Transistor T2 also keinen Strom fhrt, sollte zum
Zwecke einer geordneten Kommutierung unter Einhaltung der Wechselsperrzeit auf diese
nicht verzichtet werden (ggf. sowieso vorhandene interne Body-Diode). Die Diode D1 wre
fr den Ein-Quadranten-Betrieb allerdings entbehrlich.
i1
T1
u1
u2
T2
i2 > 0 , u1 > 0
(4.44)
s (t ) {1, 0, + 1}
(4.45)
u2 (t ) = s (t )u1 (t )
(4.46)
i1 (t ) = s (t )i2 (t )
(4.47)
Schaltfunktion
4 Gleichstromsteller
S. 88
s
+1
1
0
0
T1
1
0
1
0
T2
1
0
0
1
u2
+ u1
u1
0
0
i1
+ i2
i2
0
0
4.3.3 Vier-Quadranten-Steller
Einsatzgebiete:
T21
i2 (t )
u1 (t )
T12
T22
u2 (t )
5 Fremdgefhrte Umrichter
S. 89
5 Fremdgefhrte Umrichter
Im Gegensatz zu selbstgefhrten Umrichtern, bei denen die Kommutierung allein durch die
Ansteuerung des leistungselektronischen Schalters ausgelst wird, bentigen fremdgefhrte
Umrichter zur Kommutierung eine passende Gegenspannung. Je nach Einsatzbereich spricht
man von netzgefhrten oder lastgefhrten Stromrichtern.
Die folgenden Schaltungen knnen dazu eingesetzt werden, eine Wechsel- oder
Drehspannung in eine Gleichspannung umzuformen.
5.1
id
u1
ud
id
L1
L2
L3
ud
5 Fremdgefhrte Umrichter
S. 90
Allgemein: p-pulsige Schaltung. Die maximale mittlere Ausgangsspannung wird ber die
Mittelung ber einen Puls der Lnge 2p / p bestimmt
p
U d max
1
=
2p / p
pu cos d = u p sin p = U
2p
sin
(5.1)
p
p
(5.2)
U d = U d mx cos
(5.3)
ud (t )
= t
5 Fremdgefhrte Umrichter
S. 91
ud (t )
= t
= t
ud (t )
Bild 5-5: Spannungsverlauf einer sechspulsigen Schaltung
hier: Steuerwinkel = 165
5 Fremdgefhrte Umrichter
5.2
S. 92
Umkehrstromrichter
id
L1
L2
L3
id
L1
L2
L3
ud
5 Fremdgefhrte Umrichter
S. 93
Beim kreisstromfreien Umkehrstromrichter darf jedoch immer nur eine Brcke aktiv sein, da
andernfalls ein Kurzschluss entsteht. Jede der beiden Brcken ist fr eine Stromrichtung
zustndig. Der Wechsel der Brcken, also dann, wenn eine Umkehrung der Stromrichtung
notwendig wird, erfolgt nach folgendem Schema:
Steuerwinkel der aktiven Brcke in Wechselrichterendlage stellen (Thyristoren
mssen wegen Gefahr des Wechselrichterkippens solange weiter gezndet werden, bis
der Strom erloschen ist)
Abwarten, bis der Strom erloschen ist
Sperren der bislang aktiven Brcke, d.h. keine weiteren Zndimpulse erzeugen
Aktivieren der anderen Brcke
Der kreisstrombehaftete Umkehrstromrichter kann dagegen sehr schnell von einer
Stromrichter zur anderen umgeschaltet werden. Durch gleichzeitigen Betrieb beider
Brcken im Bereich kleiner Strme kann man durch einen Kreisstrom auch das Lcken
vollstndig vermeiden.
5 Fremdgefhrte Umrichter
5.3
S. 94
Wechselspannungssteller
i
un
uE
uA
,T
5 Fremdgefhrte Umrichter
S. 95
un
Strom bei u = un
= el t
(5.4)
L = LA + LE
(5.5)
wobei der Ersatzwiderstand R von der Drehfrequenz me abhngig ist. Bei stationrer
sinusfrmiger Speisung
u ( ) = un ( ) = u sin
(5.6)
(5.7)
nach
an =
el L
= el
R(me )
(5.8)
L
R(me )
(5.9)
5 Fremdgefhrte Umrichter
S. 96
(5.10)
R2 (me ) + el2 L2
Bei Speisung durch die Phasenanschnittsschaltung ergibt sich der Stromverlauf durch eine
Superposition eines sinusformigen Abschnitts mit einem mit der Zeitkonstante expontiell
abklingenden Anfangswertanteils:
i ( ) = i sin( ) sin( )e el
fr t +
(5.11)
i ( + ) = i sin( ) sin( ) e el
sin( ) = sin( ) e
=0
+
el
bestimmen, was allerdings eine transzendente Gleichung darstellt, die nicht geschlossen
gelst werden kann. Unter der Annahme, dass der Winkel nicht viel von abweicht (s.
Zeitverlufe im obigen Bild), also << 1, lsst sich eine Nherungslsung entwickeln:
sin( ) = sin( )e
= sin( )e
+
el
el
+
el
el = el sin( )e
+
el sin( )e el
1 +
el
+
el
(el + )
el
( + )
= el sin( )e
el sin( )e
+
el
el sin( )e
( + )
+
el
(5.12)
5 Fremdgefhrte Umrichter
S. 97
2
2
u1 = u ( ) sin d = u u sin 2 d = u 1 (1 cos 2 ) d
0
1
(5.13)
(sin 2 sin 2 )
+
= u 1
2
= u 1
+ cos( + ) sin( )
6 Wechselstromtransformatoren
S. 98
6 Wechselstromtransformatoren
6.1
m
i1
u1
i2
1 2
u2
6 Wechselstromtransformatoren
S. 99
RL
N1i1
RLs1
N 2i2
RLs 2
RFe1
RFe 2
RFe3
Bild 6-2: Reluktanzmodell mit Luftspalt und Streuwegen.
Rm
R 1
N1i1
R 2
N 2i2
m
Bild 6-3: Vereinfachtes Reluktanzmodell
Berechnung des magnetischen Kreises:
1 =
N1i1
R 1
(6.1)
2 =
N 2i2
R 2
(6.2)
N1i1 + N 2i2
Rm
(6.3)
1
1
1
N1i1 +
N 2i2 = (m + 1 )N1i1 + m N 2i2
+
Rm
R 1 Rm
(6.4)
m =
1 =
N 2i2 +
+
2 =
N1i1 = (m + 2 )N 2i2 + m N1i1
Rm
R 2 Rm
(6.5)
6 Wechselstromtransformatoren
S. 100
Matrixschreibweise:
m N1
1 m + 1
=
m + 2 0
m
2
0 i1
N 2 i2
(6.6)
bzw.
= N i
(6.7)
i
i = 1 ,
i2
= 1 ,
2
N
N = 1
0
m
+ 1
= m
m + 2
m
0
,
N 2
(6.8)
wobei
m =
1
,
Rm
1 =
1
1
, 2 =
R 1
R 2
(6.9)
die magnetischen Leitwerte der Haupt- und Streuwege sind. Die magnetische Leitwertmatrix
ist symmetrisch,
(6.10)
= T
bergang auf mehrfach verkettete Flsse:
1 N1
= 0
2
0 1
N 2 2
(6.11)
= N N i=Li
(6.12)
Die Matrix
L
L = N N = 11
L21
L12
L22
(6.13)
heit Induktivittsmatrix. blicherweise verwendet man statt der statt der Matrixindizierung
der einzelnen Elemente L jk folgende alternative Bezeichnungen:
L
L = 11
L21
L12 L1
=
L22 Lm
Lm Lm1 + L 1
=
L2 Lm
Lm
Lm 2 + L 2
(6.14)
(6.15)
6 Wechselstromtransformatoren
S. 101
Lm = N1 N 2 Lm
Primre Hauptinduktivitt
Lm1 = N12 Lm
Sekundre Hauptinduktivitt
Lm 2 = N 22 Lm
Primre Streuinduktivitt
1 = N12 1
Sekundre Streuinduktivitt
2 = N 22 2
1 = m1 + 1 = N12 (m + 1 )
Primre Selbstinduktivitt
2 = m 2 + 2 = N 22 (m + 2 )
Sekundre Selbstinduktivitt
(6.16)
L1 L2 L2m
L2
L L
= 1 m = 1 m1 m 2 = 1 2
L1 L2
L1 L2
L1 L2
(6.17)
=
Die Streuung oder Streuziffer ist
Bei idealer Flussverkettung (keine Streuung) zwischen den beiden Wicklungen ist = 1 und
= 0.
6.2
Dynamische Gleichungen:
1 = u1 R1i1
(6.18)
2 = u2 R2i2
(6.19)
1 = L1i1 + Lmi2
(6.20)
2 = L2i2 + Lmi1
(6.21)
Daraus folgen die Spannungsgleichungen, die man in einem Ersatzschaltbild darstellen kann
u1 = R1i1 + L1i1 + Lmi2
(6.22)
(6.23)
6 Wechselstromtransformatoren
S. 102
R1
i1
L1 Lm
R2
L2 Lm
u1
i2
u2
Lm
6.3
stationren
Gleichungen,
hier
dargestellt
in
Form
von
U 1 = R1 I 1 + j (L1 I 1 + Lm I 2 )
(6.24)
U 2 = R2 I 2 + j (L2 I 2 + Lm I 1 )
(6.25)
u2 = u2
i2 =
i2
(6.26)
(6.27)
(6.28)
= R1i1 + L1i1 + Lm i2
mit
Lm = Lm
(6.29)
6 Wechselstromtransformatoren
S. 103
(6.30)
L2 = 2 L2
(6.31)
R2 = 2 R2
(6.32)
mit
i1
L1 Lm
R1
u1
L2 Lm
R2
i2
i2
u2
Lm
:1
u2
bertrager
Lm
=
L1 L2
Lm
L1 2 L2
Lm
=
L1 L2
(6.33)
In gleicher Weise knnen auch die Primrgren transformiert werden, was hier nicht
dargestellt ist.
Verschiedene Anwendungen dieser Transformation sind in den folgenden Abschnitten
beschrieben:
6.3.1 Transformation der sekundrseitigen Gren auf die Primrseite im
Verhltnis der Windungszahlen
N1
N2
(6.34)
6 Wechselstromtransformatoren
S. 104
Es ergibt sich:
Lm =
N1
Lm = Lm1
N2
(6.35)
N12
L2
N 22
(6.36)
L2 =
und
L1 Lm = L 1
L2 Lm =
i1
u1
R1
(6.37)
N12
L 2 = L 2
N 22
L 2
L 1
Lm = Lm1
(6.38)
R2
i2
u2
i2
N1 : N 2
u2
bertrager
L2 Lm = 2 L2 Lm = 0
(6.39)
Daraus folgt
Lm
L2
(6.40)
6 Wechselstromtransformatoren
S. 105
sowie
L 1 = L1 Lm = L1
L2m
L2
= L1 1 m = L1
L2
L1L2
L2m
L2
(6.42)
L2m
R2
L22
(6.43)
Lm =
R2 =
i1
u1
R1
(6.41)
L 1 = L1
R2
Lm
i2
u2
i2
Lm : L2
u2
bertrager
(6.44)
Daraus folgt
L1
Lm
(6.45)
6 Wechselstromtransformatoren
S. 106
sowie
Lm = L1
L 2 = L2 Lm =
LL
L12
L2 L1 = L1 1 2 2 1 =
L1
2
Lm
1
Lm
R2 =
i1
u1
R1
(6.46)
L 2
Lm = L1
(6.47)
L12
R2
L2m
R2
(6.48)
i2
u2
i2
L1 : Lm
u2
7 Drehstromtransformatoren
S. 107
7 Drehstromtransformatoren
7.1
Einen Drehstromtransformator kann man sich funktionell zunchst aus drei Wechselstromtransformatoren zusammengesetzt denken:
ma
i1a
u1a
i2 a
u2 a
i1b
mb
u1b
i2b
u2 b
i1c
mc
u1c
i2c
u2 c
7.2
m 0 (t ) = ma (t ) + mb (t ) + mc (t )
(7.1)
Dadurch beeinflussen sich zwar die Einzeltransformatoren, diese Verkopplung ist aber sehr
gering, da der magnetische Spannungsabfall entlang der freien Schenkel klein ist.
7 Drehstromtransformatoren
S. 108
i1a
1
m 0
2
i2 a
u1a
i1b
u1b
i1c
ma
mb
u2 a i2b
u2b i2c
u1c
mc
1
m 0
2
u2 c
(7.2)
i2 a (t ) + i2b (t ) + i2c (t ) = 0
(7.3)
resultiert unter der Vorraussetzung, dass alle drei Hauptflsse der Einzeltransformatoren
durch eine gleiche und konstante Reluktanz bzw. magnetische Leitfhigkeit m beschreiben
werden,
ma = m (N1i1a + N 2i2 a )
(7.4)
mb = m (N1i1b + N 2i2b )
(7.5)
mc = m (N1i1c + N 2i2c )
(7.6)
(7.7)
Das bedeutet, dass auf den magnetischen Rckschluss ber freie Schenkel verzichtet werden
kann, da diese keinen magnetischen Fluss fhren mssen, was zum dreischenkligen
Drehstromtransformator fhrt. Allerdings ist diese Annahme in der Praxis nicht exakt erfllt:
Die Schenkel haben nicht exakt gleiche magnetische Widerstnde und somit die gleiche
Hauptinduktivitt, insbesondere weicht aus konstruktiven Grnden der mittlere leicht von den
ueren ab. Auerdem ist aufgrund der magnetischen Sttigung die Hauptinduktivitt nicht
konstant, sondern die Flsse der einzelnen Schenkel ergeben sich ber die nichtlineare
Magnetisierungskennlinie ( ) :
7 Drehstromtransformatoren
S. 109
ma = (N1i1a + N 2i2 a )
(7.8)
mb = (N1i1b + N 2i2b )
(7.9)
mc = (N1i1c + N 2i2c )
(7.10)
( )
7 Drehstromtransformatoren
S. 110
i1a
m 0
i2 a
u1a
i1b
u1b
i1c
ma
mb
u2 a i2b
u2b i2c
u1c
mc
u2 c
7.3
Stern-Dreieck-Schaltung
u1ab
i1a
u1a
u1bc
u1b
i1b
ma
i1c
mb
i2 a
mc
i2b
i2 ab
i2c
i2bc
u2 a
u1c
i2ca
u2 b
u2 c
Bild 7-5: Drehstromtransformator mit drei Schenkeln
in Stern-Dreieck-Schaltung
7 Drehstromtransformatoren
S. 111
Die
i2 a , i2b , i2c
und
Auenleiterstrmen
iab = ia ib
(7.11)
ibc = ib ic
(7.12)
ica = ic ia
(7.13)
ia = i0 + 13 (iab ica )
(7.14)
ib = i0 + 13 (ibc iab )
(7.15)
ic = i0 + 13 (ica ibc )
(7.16)
i0 = 13 (ia + ib + ic )
(7.17)
wobei
Die Dreiecksschaltung kann dann anders als eine Sternschaltung einen Kreisstrom i0
fhren, welcher sich in den Auenleiterstrmen nicht bemerkbar macht. Dieser verndert aber
die Magnetisierung aller drei Schenkel derart, dass der Nullsystemfluss unterdrckt wird. Fr
das Verhalten kann ein vereinfachtes Ersatzmodell betrachtet werden:
i0
m 0
ma
mb
mc
R0
u0 = 0
Der Index fr die Sekundrseite wird im Folgenden im Hinblick darauf weggelassen, dass die
Dreiecksschaltung auch primrseitig ausgefhrt werden knnte; die Beziehungen gelten also sowohl fr Index
1 oder 2
7 Drehstromtransformatoren
S. 112
(7.18)
m 0 = Nm 0 = 0
(7.19)
Der Kreisstrom i0 ist eine freie Gre im Transformator, die von den Auenleiterstrmen
nicht beeinflusst wird. Bei sekundrseitiger Dreieckschaltung stellt sich i0 so ein, dass
ia = i0 + 13 (iab ica ) , ib = i0 + 13 (ibc iab ) , ic = i0 + 13 (ica ibc )
[
]
+ (N1i1c + N 2 [i20 + 13 (i2ca i2bc )])
=0
Bei Speisung eines Transformators mit einem symmetrischen Drehspannungssystem zeigt der
Kreisstrom i0 hauptschlich eine 3. Harmonische. Im brigen stellt sich auf der Sternseite
des Transformators durch die nichtlineare Magnetisierung eine Sternpunktverlagerung ein,
d.h. eine Potentialverschiebung des Sternpunkts, die von einem symmetrischen linearen
Drehstromsystem unbekannt ist. Da der Sternpunkt blicherweise nicht herausgefhrt wird,
bleibt die Sternpunktverlagerung wie der Kreisstrom nach auen unbemerkt und ohne
Wirkung.
7.4
7 Drehstromtransformatoren
7.5
S. 113
D, d
Y, y
Z, z
III,iii
N, n
k = 012
Die Oberspannungsseite wird mit groen Buchstaben, die Unterspannungsseite mit kleinen
Buchstaben gekennzeichnet
Die Kennziffer in der Schaltgruppenbezeichnung gibt die Phasendrehung
Unterspannungsseite in Bezug auf die Oberspannungsseite in 30-Schritten an.
der
Beispiele:
Yy0: Transformator in Sternschaltung auf Ober- wie auf Unterspannungsseite. Dadurch
entsteht keine Phasendrehung zwischen den Drehspannungssystemen.
Yd5: Durch die Stern-Dreieckschaltung ist das Drehspannungssystem der Unterspannungsseite um 5*30=150 gegenber der Oberspannung nacheilend.
8 Asynchronmotoren
S. 114
8 Asynchronmotoren
8.1
Aufbau
Doppelt-gespeiste Asynchronmaschine
Das Wicklungssystem des Rotors wird ber Schleifringe herausgefhrt. Dieser Typ
findet sich beispielsweise in Windkraftanlagen oder anderen greren
Energiewandlungsanlagen. Die Wicklungen des Stators und des Rotors werden
blicherweise im Stern oder Dreieck geschaltet.
Kurzschlusslufer-Asynchronmaschine
Das Wicklungssystem des Rotors wird im Kurzschluss betrieben. Die Rotorwicklung
wird gar nicht herausgefhrt, sondern bereits im Rotor kurzgeschlossen. Diese
Wicklung wird auch nicht im herkmmlichen Sinn als Spulen gewickelt, sondern es
werden Stbe aus Kupfer in die Nuten des Rotors getrieben, die an den Stirnflchen
des Rotors mittels Kurzschlussringen kurzgeschlossen werden. Man bezeichnet dies
als Kurzschlusskfig, engl. squirrel cage. Dies ist der am hufigsten anzutreffende
Typ. Insbesondere bei kleineren Motoren ist die Verwendung von Aluminiumguss an
Stelle von Kupfer sehr verbreitet. Da dieser Motortyp keine anflligen Schleifringe
bentigt, ist er sehr robust und weitgehend wartungsfrei. Strungen knnen ggf. durch
Bruch des Aluminimumgusses auftreten.
isa
isb
ira
isc
irb
irc
irb
isb
rs
irc
ira
isc
isa
8 Asynchronmotoren
8.2
S. 115
Rs
Ls
Us
Lr
Rr
Ir
Lm
Ur
(8.1)
U r = Rr I r + j s Lsr I r + j s Lm (I s + I r )
(8.2)
Nun wird der drehende Motor betrachtet: Der Stnder werde weiterhin mit einer Frequenz s
gespeist. Dreht sich der Rotor mit einer Kreisfrequenz
rs = rs
(8.3)
so ist die Frequenz des Rotors im stationren Zustand nicht mehr s , sondern
r = s rs
(8.4)
Der Grund liegt darin, dass der mit der Frequenz s gespeiste Stator ein sich mit dieser
Frequenz drehendes Feld (also eine Welle) erzeugt. Bewegt sich nun auch der Rotor mit der
Drehfrequenz rs , nimmt dieser als Drehfrequenz dieses Feldes nicht mehr s , sondern nur
die Differenzgeschwindigkeit wahr. Die Frequenz s wird Statorfrequenz, r Rotorfrequenz
genannt.
8 Asynchronmotoren
S. 116
Is
Us
Rs
Ls
Rr
Lr
Lm
Ir
Ur
(8.5)
U r = Rr I r + jr Lsr I r + jr Lm (I s + I r )
(8.6)
Ersatzschaltbild
r
s
herzuleiten,
wird
die
(8.7)
(8.8)
Die Terme fr die Spannungsabflle an den Induktivitten zeigen nun die gleiche Frequenz
wie im Stnderkreis. Wie bei der stationren Wechselspannungsrechung blich, kann man
nun dazu ein Ersatzschaltbild zeichnen, in dem alle beteiligten Strme und Spannungen mit
dieser Frequenz s oszillieren. In diesem Ersatzschaltbild treten nun aber ein vernderter
Rotorwiderstand und eine vernderte Rotorspannung auf:
8 Asynchronmotoren
S. 117
Rs
Is
Ls
Us
Rr
s
Lr
Ir
Ur
s
Lm
8.3
Drehmoment
(8.9)
dargestellt.
Is
Us
Rs
Ls
Lr
Rr
1 s
s
Rr
Ir
Lm
(8.10)
8 Asynchronmotoren
S. 118
Die Energie Emagn ist die in den Induktivitten gespeicherte Energie. Die zugefhrte
elektrische Leistung eines Drehstromsystems ist
Pel = 3 Re U *s I s
(8.11)
(8.12)
Die hier auftretende mechanische Drehfrequenz mech ist gleich rs , sofern der Motor, wie
im obigen Prinzipbild skizziert, mit einem einfachen Wicklungssystem ausgestattet ist.
Vielfach werden die Motoren jedoch so aufgebaut, dass sich ber den Umfang des Motors
mehrere Wicklungen desselben Strangs wiederholen. Dies wird durch die sogenannte
Polpaarzahl p angegeben. Fr die Betrachtung der elektrischen Vorgnge kann man die
Vorstellung eines Motors mit Polpaarzahl p = 1 beibehalten; der Zusammenhang zwischen
der Frequenz rs und der tatschlichen mechanische Drehfrequenz ergibt sich dann nach
rs = pmech
(8.13)
Wird die mechanische Leistung mit Hilfe der Frequenz rs ausgedrckt, folgt
Pmech =
1
rsT
p
(8.14)
(8.15)
Identifiziert man die bekannten elektrischen Leistungsterme Pel , Pv und E magn im elektrischen
Ersatzschaltbild (im stationren Betrieb ist Emagn = const. , also E magn = 0 ), ergibt sich
zwangslufig die Identifikation der mechanischen Leistung:
wie blich bezeichnen Grobuchstaben ohne Unterstrich die Betrge der komplexen Effektivwertzeiger, also
reelle Effektivwerte
8 Asynchronmotoren
S. 119
Pv
Pel
Ls
Us
1 s
s
Rr
Rs
Is
Rr
Ir
Lr
Lm
E magn
Pmech
1
1 s 2
rsT = 3Rr
I r = 3Rr rs I r2
r
p
s
(8.16)
I r2
(8.17)
Fr das Folgende ist es einfacher, auf das Modell mit rotorseitig konzentrierter Streuung
berzugehen, welches im Kapitel ber Transformatoren hergeleitet wurde:
Is
L r
Rs
Us
Rr / s
I r
Ls
Ls r =
Rr =
s
Ls
1s
(8.18)
L2s
Rr
L2m
(8.19)
8 Asynchronmotoren
S. 120
I r =
Us
U
r
= s
j s Ls r + Rr / s s jr Ls r + Rr
(8.20)
U s2
1
T = 3p 2
= 3p 2
2
2
s (r Ls r ) + Rr
s Ls r r Lsr + Rr
Rr
r Ls r
r Rr
(8.21)
Bei konstanter Stnderspannung und -frequenz findet sich das Maximum des Drehmoments
bei der Kippfrequenz
Rr
R
= r
L r Lr
(8.22)
rk
Rr
=
s ssLr
(8.23)
rk =
bzw. dem Kippschlupf
sk =
wie sich durch Extremwertbestimmung ergibt. Das Drehmoment an dieser Stelle wird als
Kipp-Drehmoment bezeichnet. Es betrgt
Tk =
3 p U s2
2 Ls r s2
(8.24)
Mit Hilfe der Gren des Kipppunktes lsst sich die Klosche Drehmomentbeziehung in der
bersichtlichen Form
T
2
2
=
=
s
s
Tk
r
+ rk
+ k
rk r
sk
s
(8.25)
(8.26)
8 Asynchronmotoren
S. 121
Tk
s
rs +
rk
rk
s rs
(8.27)
T0
2
=
2 rk = 2 sk
s rk
s
Tk
+
rk
(8.28)
8 Asynchronmotoren
S. 122
T
Tk
T0
rs
T
Tk
Rr
rs
(8.29)
Man erkennt an, dass ein groer Schlupf bezglich der Verluste ungnstig ist. Um einen guten
Wirkungsgrad zu erreichen, sollte der Motor auf geringen Kippschlupf sk = Rr / ssLr
ausgelegt werden, was einen kleinen Rotorwiderstand erfordert. Dies steht im Zielkonflikt mit
einem groen Anlaufdrehmoment.
8 Asynchronmotoren
S. 123
RechteckStab
KeilStab
DoppelrundStab
RundStab
8 Asynchronmotoren
S. 124
T
Tk
Anlauf mit kleiner
Stnderfrequenz
s
rs
s2
s
rs
8.4
Stromortskurve
Die Hauptinduktivitt ist gegenber den Streuinduktivitten meist recht gro, so dass der
Strom ber die Hauptinduktivitt gegenber dem Stromfluss ber den ueren Kreis
verhltnismig klein ist. Dann kann das Ersatzschaltbild (wobei wieder von dem
8 Asynchronmotoren
S. 125
Us
L = L r
Rs
Is
Rr / s
I r
Ls
1
1
I
=
+
U j L R + Rr / + j L
(8.30)
Die Ortkurve der Admittanz Y s in Abhngigkeit vom Schlupf s bzw. die Ortkurve des
Stromzeigers I s bei Speisung mit konstanter Spannung U s und Frequenz s muss aus
prinzipiellen Grnden ein Kreis sein. Folgende spezielle Betriebspunkte sollen besonders
diskutiert werden:
Leerlauf, d.h. s = 0 :
Im Leerlauf ist der Motor unbelastet, das Drehmoment ist Null und er dreht mit synchroner
Drehzahl, also rs = s . Als Leerlaufstrom ergibt sich.
I s0 =
Us
js Ls
(8.31)
Stillstand, d.h. s = 1 :
Der Zustand des stillstehenden Motors, sei es, dass er zu Versuchszwecken fest gebremst ist,
oder gerade aus diesem Zustand heraus anluft, wird gelegentlich als Kurzschluss bezeichnet.
Der Anlaufstrom ist
I 1 = I 0 +
U
R + Rr + j L
(8.32)
8 Asynchronmotoren
S. 126
Re
grte
mech. Leistung
Us
U
R + j L
Kipppunkt
Is
grter
Leistungsfaktor
Im
~ Pme
Schlupfgerade
I s1
~T
~ Pvr
I s0
(8.33)
~ Pvs
Stillstand
Leistungsgerade
Drehmomentgerade
I s
~s
ideeller
Kurzschluss
Leerlauf
Wechselstrom-Asynchronmotor
8 Asynchronmotoren
S. 127
8.5.1 Spaltpolmotor
Der Wechselstrom-Asynchronmotor kann zunchst gedanklich durch Superposition zweier
Drehstrom-Asychronmotoren entwickelt werden, die gegensinnig drehende Felder
entwickeln. Die berlagerung beider Statorfelder ergibt das ozillierendes Feld eines
Wechselstrom-Asynchronmotors.
isa
isa
isb
isc
isc
isb
linksdrehendes
Feld
rechtsdrehendes
Feld
isc
isb
isb
isc
isa
isa
Drehstrom-ASM
mit linksdrehendem Feld
Drehstrom-ASM
mit rechtsdrehendem Feld
2isa
isb isc = isa
isa
isa
oszillierendes Feld
isa
2isa
Wechselstrom-ASM
mit oszillierendem Feld
8 Asynchronmotoren
S. 128
T+
T
s
s
rs
8 Asynchronmotoren
S. 129
Kurzschlussring
h
s
Stnderwicklung
8.5.2 Kondensatormotor
Der Kondensatormotor ist ebenfalls ein WS-Asychronmotor. Anders als der Spaltpolmotor
besitzt jener zwei orthogonal angeordnete Stnderwicklungen, wobei die sogenannte
Hilfswicklung ber einen Kondensator gespeist wird, um einen Phasenvorhalt gegenber der
und somit ein Drehfeld zu erzeugen. Haupt- und Hilfswicklungen sind hufig unterschiedlich
bemessen. Ggf. wird die Hilfswicklung nur whrend des Anlaufs zugeschaltet oder nach dem
Anlauf auf einen kleineren Kondensator umgeschaltet.
Es ist auch denkbar, einen normalen Drehstrommotor mit Hilfe eines Kondensators am
Wechselspannungsnetz zu betreiben. Dies bezeichnet man als Steinmetz-Schaltung.
Da das Drehfeld beim Kondensatormotor ber ein LC- und nicht wie beim Spaltpolmotor
ber ein verlustbehaftetes RL-Glied aufgebaut wird, besitzt der Kondensatormotor einen
besseren Wirkungsgrad. Er findet sich deshalb im oberen Leistungsbereich der
Wechselstrommotoren bis etwa 1-2 kW. Bei hheren Leistungen kommen ohnehin fast
ausschlielich Drehstrommotoren zum Einsatz.
8 Asynchronmotoren
S. 130
is1
L1
is 2
Hauptwicklung
Hilfswicklung
linksdrehendes
Feld
is 2
is1
Bild 8-19: Kondensator-Wechselstrom-Asynchronmotor
U1
U2
V1
V2
W1
W2
9 Synchronmaschinen
S. 131
9 Synchronmaschinen
Drehstrom-Synchronmaschinen besitzen im Stator ein dreiphasiges Wicklungssystem hnlich
wie auch Asynchronmotoren. Dieses Wicklungssystem erzeugt ein umlaufendes Drehfeld.
Der Rotor wird durch ein Gleichfeld magnetisiert. Dies kann durch einen
Permanentmagneten 7 oder aber eine Erregerwicklung (Fremderregung) erfolgen. Bei
fremderregten Maschinen wird der Erregerstrom I E ber Schleifringe zugefhrt.
isa
isa
isb
isc
iE
isb
isc
iE
iE
isb
iE
isc
isc
isb
isa
Schenkelpolmaschine
isa
Vollpolmaschine
Auf Permanentmagnet-Synchronmotoren wird hier nicht weiter eingegangen. Interessierte seien auf die
Lehrveranstaltung Geregelte Drehstromantriebe verwiesen, wo dieser Motortyp ausfhrlich diskutiert wird.
9 Synchronmaschinen
S. 132
Leistungen liegen im Bereich von einigen 100 MVA bis hin zu den weltweit grten
elektrischen Maschinen mit Leistungen von etwa 1,5-1,7 GVA und Wirkungsgraden von ca.
99%.
Als Motoren werden fremderregte Drehstrom-Synchronmaschinen vorrangig im Bereich
grerer Leistungen oberhalb einiger MVA eingesetzt. Hier verwendet man in der Regel die
Schenkelpolausfhrung.
Eine Synchronmaschine als Generator wird meist direkt an das Stromnetz angeschlossen,
dagegen werden Synchronmotoren heute in aller Regel frequenzvariabel ber Umrichter
gespeist.
Im Folgenden soll nur auf das stationre Verhalten eingegangen und hierfr ein
Ersatzschaltbild entwickelt werden. Es werde angenommen, dass der von der
Erregerwicklung erzeugte magnetische Fluss p die Stnderwicklung durchsetzt. Dreht sich
nun der Rotor mit der mechanischen Winkelgeschwindigkeit me , induziert dies nach dem
Faradayschen Induktionsgesetz in den Stnderwicklungen ein Drehspannungssystem, welches
mit der Frequenz = p me oszilliert bzw. umluft. Hierbei ist p die schon von den
Asynchronmotoren bekannte Polpaarzahl:
U p = j
(9.1)
Bei dieser Schreibweise manchen wir von der komplexen Darstellung symmetrischer
stationrer Drehstromsysteme Gebrauch. Durch die Winkel der komplexen Zeiger U p bzw.
p kann eine Anfangstellung ausgedrckt werden. Die Spannung U p wird innere Spannung,
EMK oder auch Polradspannung genannt.
Die Stnderwicklungen besitzen darber hinaus eine Induktivitt und einen Innenwiderstand.
Diese Komponenten fhren direkt zum Ersatzschaltbild:
Is
Rs
Ls
Us
Up
(9.2)
9 Synchronmaschinen
S. 133
bzw.
Is =
U s U p
Rs + jX s
(9.3)
Us U p
jX s
Us U p
= I k0 I k
jX s jX s
(9.4)
In der obigen Gleichung knnen die neu eingefhrten Gren I k 0 und I k als
Abkrzungssymbole verstanden werden. Diese sind aber auch technisch zu interpretieren: I k
ist der Kurzschlussstrom; also der Strom der sich einstellt, wenn die erregte, rotierende
Maschine an den Statorklemmen kurzgeschlossen wird. Dagegen stellt sich der Strom I k 0
ein, wenn eine nicht erregte oder stehende Maschine, die also keine Polradspannung induziert,
an eine uere Spannung angeschlossen wird. Dies kann man als inneren Kurzschluss
verstehen.
Unter Annahme einer linearen Magnetisierung durch den Erregerstrom
p = LE I E
(9.5)
Up
Xs
p LE
IE
=
Ls
Ls
(9.6)
9 Synchronmaschinen
p =
S. 134
Up
IE
Bild 9-3: Erregerfluss bzw. Polradspannung in Abhngigkeit des Erregerstroms
Fr die Entwicklung des stationren Zeigerdiagramms fhren wir den Winkel zwischen
den Zeigern der ueren Spannung U s und der Polradspannung U p ein. Ein positiver Winkel
soll bedeuten, dass die Polradspannung gegenber der ueren Spannung nacheilt, wie es fr
den motorischen Betrieb typisch ist, wie sich weiter unten zeigen wird. Dies fhrt unmittelbar
zum Zeigerdiagramm.
Re
Kipppunkt
Us
Up
Is
Im
Ik =
LE
I E e j
L
I k0
Ik
9 Synchronmaschinen
S. 135
Aus dem Zeigerdiagramm lassen sich die Wirk- und die Blindleistung ablesen:
P = 3 Re U s I *s = 3U s I s cos = 3U s I k sin = 3
= 3 Im U s I *s
]= 3U I sin = 3U [I
s s
k0
U sU p
I k cos ] = 3
Xs
sin
U s2 U sU p cos
Xs
(9.7)
(9.8)
Bei entsprechenden Polradwinkeln und Polradspannungen sind alle Vorzeigen der Wirk- und
Blindleistung mglich. Der motorische Betrieb ist durch positive Polradwinkel , der
generatorische Betrieb durch negative Winkel charakterisiert. Durch Vernderung der
Polradspannung kann aber auch das Vorzeichen der Blindleistung verndert werden. Stellt
man die Polradspannung
Up =
Us
(9.9)
cos
ein, arbeitet die Maschine blindleistungsfrei, also mit Leistungsfaktor 1 bzw. = 0 . Durch
eine grere Polradspannung wird negative, also kapazitive Blindleistung erzeugt. Hiervon
macht man in Kraftwerken Gebrauch, um den induktiven Blindleistungsbedarf der
bertragungsleitungen, der Transformatoren und der Verbraucher zu kompensieren. Dieser
Betrieb heit bererregt. Der Generator zeigt dann kapazitives Verhalten; er liefert induktive
Blindleistung. Als untererregt wird der Betriebszustand bezeichnet, bei dem die Maschine
induktive Blindleistung aufnimmt.
Da Verluste vernachlssigt wurden, ist die mechanische Leistung gleich der elektrischen
Wirkleistung und das Drehmoment resultiert demnach zu
T=
me
pP
3 pU sU p
X s
sin = Tk sin
(9.10)
3p
3 pLE
U sU p =
UsIE
X s
Ls
(9.11)
welches beim Polradwinkel von = 90 erreicht wird. Bei grerem Winkel nimmt das
Drehmoment wieder ab, die Maschine kippt und fllt auer Tritt. Fr den normalen Betrieb ist
daher eine Sicherheitsmarge einzukalkulieren.
10 Thermisches Verhalten
S. 136
10 Thermisches Verhalten
Energieumformung und -wandlung mit leistungselektronischen Komponenten und elektromechanischen Wandlern erreichen teilweise beachtliche Wirkungsgrade von 90-99%. Die
entstehenden Verluste mssen dennoch als Wrme abgefhrt werden, da sonst Schden
verursacht werden knnen. Folgende Komponenten antriebstechnischer Systeme sind
gegenber hohen Temperaturen besonders empfindlich:
In Motoren darf die Isolation der Wicklungen (Isolierlack, Harz und Bandagen) je
nach Isolationsklasse (s. Anhang 11.5) nicht heier als 100-180C werden. Die
Isolation wird durch bertemperatur ggf. nicht sofort zerstrt, aber geschdigt, so dass
sich die Lebensdauer verkrzt.
Ein hoher Wirkungsgrad ist demnach nicht nur wegen der Energiekosten, sondern auch
bezglich des ntigen Khlungsaufwands wnschenswert.
10.1 Grundlagen der Wrmeleitung
Energiebilanz
Als fundamentales physikalisches Prinzip gilt die Erhaltung der Gesamtenergie in einem
abgeschlossenen System (1. Hauptsatz der Thermodynamik). In offenen Systemen wird die
gesamte innere Energie W ber Zu- und Abfuhrterme bilanziert:
W = Pel Pme P
(10.1)
Die Gren Pel , Pme und P sind die elektrische, mechanische und thermische Leistungen,
die dem System zugefhrt bzw. aus dem System abgefhrt werden. Die Wahl der
Zhlrichtungen in der Bilanzgleichung und unten stehenden Bild ist willkrlich. Die
thermische Leistung P wird auch als Wrmestrom bezeichnet.
10 Thermisches Verhalten
S. 137
Wir nehmen, dass sich die gesamte innere Energie W in einzelne Anteile separieren lasse,
also z. B. in einen elektromagnetischen Anteil Wel , in einen mechanischen Teil Wme sowie in
eine Wrmemenge Q :
W = Wel + Wme + Q
(10.2)
Pel me
Pel
Wel
Wme
Pv,el
Pv,me
Pme
Q = Pv ,el + Pv ,me P = Pv P
(10.3)
Im stationren Zustand mssen demnach die im Innern anfallenden Verluste als Wrmestrom
ber die Oberflche abgefhrt werden:
P = Pv
(10.4)
10 Thermisches Verhalten
S. 138
Tauschen mehrere Krper ber ihre Oberflchen Wrmestrme aus, so mssen diese aufgrund
der Energieerhaltung von gleicher Gre und gegensinniger Orientierung sein.
Wrmekapazitt
Fhrt man einem Krper eine Wrmemenge Q zu, erhht sich in der Regel seine
Temperatur 8. Der Differenzialquotient von Wrmemenge und Temperatur heit
Wrmekapazitt 9:
C =
dQ
d
(10.5)
Die Wrmekapazitt C ist zwar allgemein wiederum von der Temperatur und anderen
Variablen wie z. B. dem Druck abhngig, kann aber fr viele technische Probleme als
Konstante angesehen werden. Das Verhltnis von Wrmekapazitt und Masse m heit
spezifische Wrmekapazitt
c=
C
m
(10.6)
Wrmewiderstand
Wird ein Krper an zwei Stellen seiner Oberflche unterschiedlichen Temperaturen 1 , 2
ausgesetzt, so wird sich ein Wrmestrom (Leistung) P von der hheren zur niedrigeren
Temperatur einstellen, der in vielen Fllen durch das lineare Gesetz
P =
2 1
R
(10.7)
2 1
P
(10.8)
heit Wrmewiderstand. Fr homogene prismatische Krper, die nur ber ihre Stirnflchen
im Wrmeaustausch mit der Umgebung stehen, lsst sich aus dem Wrmewiderstand der
spezifische Wrmewiderstand bestimmen, wobei A die Gre der Stirnflche und l die
Lnge des Krpers ist.
R A
l
(10.9)
Eine Ausnahme sind Phasenbergnge, bei denen Wrmezufuhr oder -abfuhr zu einer Phasenumwandlung
fhrt, ohne dass sich dabei die Temperatur ndert, z.B. beim Schmelzen bzw. Gefrieren von Eis.
9
In der Thermodynamik bzw. der Technischen Wrmelehre wird zwischen zwei verschiedenen Wrmekapazitten unterschieden, je nachdem, ob bei der Wrmezufuhr Druck oder Volumen konstant gehalten werden.
Hier ist die Wrmekapazitt bei konstantem Druck gemeint, wie dies bei flssigen und festen Stoffen blich ist.
10 Thermisches Verhalten
S. 139
bzw.
R =
(10.10)
G = 1 / R
und spezifischer
P
Al
=
2 1
l
(10.11)
2 1
c in
Wasser
trockene Luft
Steinwolle
Kupfer
Eisen
Silizium
0,385
0,444
0,700
W
mK
0,58
in
0,035-0,04
401
80,2
148
10
10 Thermisches Verhalten
S. 140
Neben den Analogien der Gesetzmigkeiten der einzelnen Elemente (der konstitutiven
Gleichungen) ist noch festzustellen, dass das erste Kirchhoffsche Gesetz, die Knotenregel,
beim thermischen Netzwerk aufgrund der Energieerhaltung bzw. der Energiebilanz als
Analogon zur Erhaltung bzw. Bilanz der elektrischen Ladung folgt. Das zweite Kirchhoffsche
Gesetz leitet sich im elektrischen Fall aus der Existenz eines elektrostatischen Potenzials ab;
im thermischen Fall entspricht diesem Potenzial die Temperatur.
Die Zuordnung ist also wie folgt:
elektr. Gre
elektrischer
Strom
elektrische
Ladung
elektrische
Spannung
elektrostatisches
Potenzial
Ohmscher
Widerstand
Kondensator
Symbol Maeinheit
thermische Gre
Symbol Maeinheit
1A
Wrmestrom
1W
1 As
Wrmemenge
1J
1V
Temperaturdifferenz
1K
1V
Temperatur
T , 11
1 K, 1C
Wrmewiderstand
As
V
Wrmekapazitt
K
W
J
1
K
Die thermische Modellierung und Berechnung kann der Elektrotechniker dann mit den ihm
gewohnten Elementen und Rechentechniken durchfhren.
11
Es ist blich, die thermodynamische Temperatur, also die auf den absoluten Nullpunkt bezogene Temperatur,
mit dem Symbol T, die Temperaturen der Celsius-Skala aber zu bezeichnen. Der Zusammenhang lautet: T =
273,15 K + . Da es in diesen Betrachtungen ohnehin nur um Temperaturdifferenzen geht und das Symbol T in
diesem Skript schon fr andere Gren mehrfach verwendet wurde, wird hier durchgehend als Symbol fr
Temperaturen benutzt.
10 Thermisches Verhalten
S. 141
10.2 Betriebsarten
Als Beispiel werde ein thermisches Modell mit einer einzigen Wrmequelle, welche durch
ohmsche Verluste gespeist wird, einer Wrmekapazitt und einem Wrmewiderstand
betrachtet (s. Bild 10-3). Genauere thermische Modelle z.B. von Motoren sind deutlich
aufwndiger. Fr eine erste einfhrende Betrachtung ist dennoch ein solch einfaches Modell
hilfreich:
Wrmequelle, Wrmeeintrag in Abhngigkeit des elektrischen Stroms:
Pv = Ri 2
(10.12)
Dynamisches Verhalten der Wrmekapazitt, i ist die innere Temperatur des Widerstands:
C i = Pv P
(10.13)
i u
(10.14)
Pv = Ri 2
C
10 Thermisches Verhalten
S. 142
mehr. Die Gre der Wrmekapazitt ist fr den stationren Zustand ohne Belang. Der
Zusammenhang zwischen den Temperaturen und der Verlustleistung ergibt sich nach
Pv = P =
i u
=
R
R
(10.15)
i u max
max
R
(10.16)
Der Betrieb muss so gefhrt werden, dass dieser Wert nicht berschritten wird
2. Bei vorgegebener Betriebstemperatur i und maximaler Verlustleistung Pv max ist die
maximal zulssige Umgebungs- bzw. Khlmitteltemperatur zu bestimmen:
u max = i Pv max R
(10.17)
i u
Pv max
(10.18)
Pv max
= R C
(10.19)
( ) = i ( ) u = 0e
+ 1 e
(10.20)
10 Thermisches Verhalten
S. 143
Hierbei sind
0 = (0)
(10.21)
= lim (t ) = Pv R
(10.22)
0 = 0
Wird nun das Gert nur fr eine Betriebsdauer tb eingeschaltet, wird die stationre
Endtemperaturdifferenz nicht erreicht, sondern nur
max
= (b ) = 1 e
max
= 1 e
(10.23)
(10.24)
Lst man nach der Leistung auf, erhlt man als maximal mgliche Leistung
Pv max, S 2 =
max / R
1 e
Pv max, S 1
1 e
(10.25)
Man erkennt, dass die maximal mgliche Verlustleistung grer ist als bei Dauerbetrieb. Der
mgliche berlastfaktor
Pv max, S 2
Pv max, S1
1 e
(10.26)
hngt von der thermischen Zeitkonstante und der Betriebsdauer tb ab. Als Faustregel kann
man sich merken, dass dies nur dann einen nennenswerten Unterschied ausmacht, wenn die
Betriebsdauer kleiner als die dreifache Zeitkonstante ist:
b < 3
Andernfalls handelt es sich quasi um Dauerbetrieb S1 ( e 3 = 5% ).
10 Thermisches Verhalten
S. 144
Beim S2-Betrieb geht man davon aus, dass nach dem Ausschalten bis zum nchsten
Einschalten gengend Zeit vergeht, so dass sich das Gert wieder bis auf die
Umgebungstemperatur abkhlen kann. Als Faustregel fr die notwendige Betriebspause t p
kann gelten:
p > 3
(10.27)
Nach dem erstmaligen Einschalten wird die Temperatur ansteigen, sich aber in einer kurzen
Pause nicht wieder auf den Anfangswert abkhlen (s. Bild 10-4). Auf diese Weise steigt die
mittlere Temperatur ber einige Ein- und Ausschaltphasen hinweg an, bis sich ein
Gleichgewicht einstellt und sich der Vorgang periodisch wiederholt. Die Temperatur
entwickelt sich abschnittsweise nach Exponentialfunktionen. Denkbar ist, dass whrend des
Betriebs und in der Pause unterschiedliche thermische Zeitkonstanten b und p mageblich
sind, z.B. wenn es sich um einen Motor mit Selbstbelftung handelt, so dass whrend des
Stillstands auch keine Khlluft zugefhrt wird. Die Bestimmungsgleichungen fr die
minimale und die maximale Temperatur im periodischen Zustand lauten dann
folgendermaen:
max = min e
b
+ 1 e
min = max e
tp
(10.29)
tp
max = max e
b p
b p
max 1 e
b
+ 1 e
= 1 e
(10.28)
10 Thermisches Verhalten
S. 145
max
1 e
=
t
1 e
tb
tb
(10.30)
tp
tb t p
1 e
tb
tb
tp
tb t p
1 e
(10.31)
tb
ber
min = e
1 e
1 e
(10.32)
b p
b
1 e
1 e
p
1 e
(10.33)
b p
Selbst wenn die maximal zulssige Temperatur eingehalten wird, altern viele
elektrotechnische Komponenten aufgrund der thermischen Wechselbelastung. Eine hohe, aber
gleich bleibende Temperatur kann bezglich der Lebensdauer gnstiger sein als zahlreiche
thermische Wechselbeanspruchungen.
10 Thermisches Verhalten
D
D
S. 146
D max,S1 = D
tb
S1-Betrieb
D max,S 3
D min,S 3
S3-Betrieb
D max,S 2
S2-Betrieb
tb t p
tp
t
tb
Bild 10-4: S1-, S2- und S3-Betrieb
Temperaturverlufe bei jeweils mit gleichem Wrmeeintrag whrend der Betriebsphase,
hier: tb / t b = 0,7; t p / t b = 0,3; t p / t b = 2
10 Thermisches Verhalten
S. 147
R2
Pv
C1
C2
i ( s)
Pv ( s )
(10.34)
Nachteilig beim Kettenbruchmodell ist die unhandliche Form der Wrmeimpedanz, die dem
Modell seinen Namen gibt. Die Impedanz entwickelt man am besten beginnend vom rechten
Rand des Netzwerks durch sukzessive Parallel- und Reihenschaltung der hinzuzufgenden
Widerstnde und Kapazitten:
10 Thermisches Verhalten
Z ( s ) =
S. 148
1
1
1
1
1
|| R1 +
|| R2 +
|| ... +
|| RN 1 +
sC1
sC2
sC3
sC N 1
sC N
=
sC1 +
R1 +
sC2 +
(10.35)
1
R2 +
sC3 +
1
...
R1
R2
C1
C2
Pv
Z ( s ) =
i (s)
Pv ( s )
= Z k (s) =
k
Rk
1
=
1 / Rk + sCk
k 1 + s K
(10.36)
k = Rk Ck
(10.37)
Das Partialbruchmodell hat gegenber dem Kettenbruchmodell den Vorteil der einfacheren
Darstellung der Wrmeimpedanz. Die darin auftretenden Widerstnde und Kapazitten sind
aber nicht mehr den einzelnen Schichten direkt physikalisch zuzuordnen.
Beide Modelle knnen aber ineinander umgerechnet werden. Halbleiterhersteller geben
hufig die Parameter des Partialbruchmodells an. Beim Partialbruchmodell kann man
auerdem die Sprungantwort im Zeitbereich, also die zeitliche Entwicklung des
Temperaturverlaufs beim sprungfrmigen Einschalten der Wrmequelle
Pv (t ) = P0 (t )
(10.38)
10 Thermisches Verhalten
S. 149
tk
= Z (t ) = Rk 1 e
P0
k
(t )
(10.39)
12
Z (t ) ist aber nicht die zu Z (s ) korrespondiere Zeitbereichsfunktion, diese wre die Impulsantwort. Die
Sprungantwort ist das Integral der Impulsantwort. In der Literatur wird Z (t ) gelegentlich als
Wrmeimpedanzkurve bezeichnet, was aber fr die Sprungantwort im Zeitbereich kein glcklicher Begriff ist.
10 Thermisches Verhalten
S. 150
Umgebung
CGehuse
PFe
Wrmebergangswiderstnde
Luftspalt
Stator
RGehUmg RFeGeh
entsprechenden
CFe
Rotor
RRotor Fe
Pv ,r
RNut Fe
CRotor
CCu
Pv ,s
Nut
und
S. 151
Begriffe der
elektrischen
Energietechnik
Schutzkleinspannung
Niederspannung
Hochspannung
< 1 kV
Mittelspannung
1-50 kV
Hochspannung
50-150 kV
Hchstspannung
> 150 kV
11.2 Schutzklassen
Schutzklassen elektrischer Betriebsmittel zur Verhinderung der Berhrung elektrischer
Spannungen nach DIN 40100:
Schutzklasse
0
I
II
III
Bedeutung
kein Schutz
mit Schutzleiter (PE-Leiter)
doppelte oder verstrkte Isolierung, kein PE-Leiter
Gert mit Schutzkleinspannung, bentigt keinen weiteren Schutz
S. 152
11.3 Schutzarten
Schutzarten nach DIN EN 60529 mit der Bezeichnung IPxy (IP: internal protection). Die
Ziffern x und y haben folgende Bedeutungen
Ziffer x
0
1
2
3
4
5
6
Ziffer y
0
1
2
3
4
4k*
5
6
6k*
7
8
9k*
* fr Straenfahrzeuge
11.4 Betriebsarten
Betriebsarten nach IEC 34 Teil 1
S1
S2
S3
S4
S5
S6
S7
S8
S9
Dauerbetrieb
Kurzzeitbetrieb
Aussetzbetrieb ohne Einfluss des Anlaufvorganges
Aussetzbetrieb mit Einfluss des Anlaufvorganges
Aussetzbetrieb mit Einfluss des Anlaufvorganges und der
elektrischen Bremsung
Durchlaufbetrieb mit Aussetzbelastung
Ununterbrochener Betrieb mit Anlauf und elektrischer Bremsung
Ununterbrochener Betrieb mit periodischer Drehzahlnderung
Ununterbrochener Betrieb mit nichtperiodischer Drehzahl- und
Momentennderung
S. 153
max.
Motortemperatur
90C
105C
120C
130C
155C
180C
>180C
Y
A
E
B
F
H
C
max.
Umgebungstemperatur
40C
40C
40C
40C
40C
60C
60C
braun
schwarz
grau
blau
gelb-grn
Bei der lteren Farbkodierung (schwarz/braun/schwarz) fr die Leiter L1, L2, L3 ist die
Phasenfolge nicht eindeutig erkennbar.
L1
L2
L3
= t
S. 154
L1
U1
U2
L2
V1
V2
L3
W1
W2
L1
U1
U2
L1
U1
U2
L2
V1
V2
L2
V1
V2
L3
W1
W2
L3
W1
W2
S. 155
P
2 n
(12.1)
In dieser Gleichung lsst sich beispielsweise die Drehzahl n je nach Geschmack oder
Zweckmigkeit in 1/s oder 1/min 14 ausdrcken, das Drehmoment in Nm, kNm oder mNm.
Die Gleichung selbst bedarf in keinem der Flle einer Vernderung.
Im Gegensatz dazu findet man beispielsweise die Zahlenwertgleichung
T=
P 9549
n
(12.2)
mit der Angabe, dass das Drehmoment T in Nm, die Leistung P in kW und die Drehzahl n
in 1/min einzusetzen ist. Die Nachteile sind offensichtlich:
13
Die notwendige zustzliche Angabe der Maeinheiten ist schwerfllig, darf aber
keinesfalls entfallen, da sonst schwere Missverstndnisse und falsche Ergebnisse
resultieren. 15
Grengleichungen bleiben selbst dann unverndert, wenn andere als die im internationalen Masystem
vorgeschlagenen kohrenten Maeinheiten (SI-Einheiten) verwendet werden.
14
Auch wenn die Zahl der Umdrehungen pro Minute gemessen wird, hat die Zahl 60 in dieser Grengleichung
nichts verloren, wie man es leider flschlicherweise immer wieder antrifft.
15
Katastrophales Beispiel missverstndlicher Maeinheiten ist der Verlust des Mars Climate Orbiter im Jahr
1999, wo Newton und Pound als Kraftmaeinheiten verwechselt wurden, was zu einer viel zu starken
Kurskorrektur fhrte.
S. 156
13 Literatur
13 Literatur
Wilfried Hofmann
Elektrische Maschinen
Pearson, 2013
Dierk Schrder
Elektrische Antriebe Grundlagen
Springer Verlag, 3. Aufl., 2007
Germar Mller, Bernd Ponick
Grundlagen elektrischer Maschinen
Wiley-VHC, 9. Auflage, 2006
Germar Mller, Bernd Ponick
Theorie elektrischer Maschinen
Wiley-VHC, 4. Auflage
Germar Mller
Elektrische Maschinen
VDE-Verlag, 6. Auflage, 1985
Wiley-VHC, 4. Auflage
Klaus Fuest, Peter Dring
Elektrische Maschinen und Antriebe
Vieweg Verlag, 6. Auflage, 2004
Hans-Dieter Stlting, Eberhard Kallenbach
Handbuch Elektrische Kleinantriebe
Hanser Verlag, 3. Auflage, 2006
Rolf Fischer
Elektrische Maschinen
Hanser Verlag, 7. Auflage, 1989
Germar Mller
Elektrische Maschinen Betriebsverhalten rotierender elektrischer Maschinen
VDE-Verlag, 1990
W. Nrnberg,
Die Asynchronmaschine
2. Auflage, Springer, 1962
Hans-Ulrich Giersch, Hans Harhus, Norbert Vogelsang
Elektrische Maschinen Prfung, Normung, Leistungselektronik
Teubner, 5. Auflage, 2003
S. 157