Bachelorthesis

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Bachelorthesis

Stefan Riess
Untersuchung und Vergleich verschiedener
isolierter Gate-Treiberschaltungen zur
Ansteuerung von Leistungs-MOSFETs

Fakultät Technik und Informatik Faculty of Engineering and Computer Science


Stefan Riess
Untersuchung und Vergleich verschiedener
isolierter Gate-Treiberschaltungen zur Ansteuerung
von Leistungs-MOSFETs

Bachelorthesis eingereicht im Rahmen der Bachelorprüfung


im Studiengang Mechatronik
an der Fakultät Technik und Informatik
der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg

Betreuender Prüfer : Prof. Dr. -Ing. Hans-Joachim Beyer


Zweitgutachter : Dipl. -Ing. Olaf Bartz

Abgegeben am 29. August 2017


Stefan Riess

Thema der Bachelorthesis


Untersuchung und Vergleich verschiedener isolierter Gate-Treiberschaltungen zur
Ansteuerung von Leistungs-MOSFETs

Stichworte
Isolierte Gate-Treiber, Power MOSFETs-Treiber, Gate-Treiber-Transformator und
Bootstrap

Kurzzusammenfassung
Moderne Leistungs-MOSFETs erhöhen die Anforderungen an Gate-
Treiberschaltungen wie die steigende Betriebsspannung, Schaltfrequenz sowie
Leistung und Effizienz. Dazu sollen in der Bachelorthesis verschiedene Schaltungen
mit unterschiedlichen Eigenschaften untersucht werden.

Stefan Riess

Title of the paper


Investigation and comparison of different insulated gate driving circuits to control
power MOSFETs

Keywords
Isolated gate driver, Power- MOSFET drivers, Gate drive transformer and Bootstrap

Abstract
State-of-the-art power MOSFETs increase the demands on gate driver circuits such
as the rising operating voltage, switching frequency, power and efficiency. For this
purpose various circuits with different characteristics are to be investigated in Bache-
lorthesis.
Bachelorthesis
Herr Stefan Riess
Matrikel-Nr. 2189798

Untersuchung und Vergleich verschiedener isolierter Gate-Treiberschaltungen


zur Ansteuerung von Leistungs-MOSFETs

Die Firma Panasonic Industrial Devices GmbH hat ihren Hauptsitz in Lüneburg. Für die Branchen
Automobil, Industrie und Energiemanagement werden System-Lösungen und Produkte erforscht
und entwickelt. Für die Entwicklung neuer Produkte ist es wichtig, auf dem neuesten Stand der
Technik zu bleiben. In den Produkten zum Beispiel in einem DC/DC-Wandlers, werden meist
Hochleistung MOSFETS verbaut. Moderne Leistungs-MOSFETs erhöhen die Anforderungen an Gate-
Treiberschaltungen wie die steigende Betriebsspannung, Schaltfrequenz sowie Leistung und Effizienz.
Dazu sollen in der Bachelorthesis verschiedene Schaltungen mit unterschiedlichen Eigenschaften
untersucht werden.

Aufgabenstellung

Die Bachelorthesis umfasst folgende Teilaufgaben:

1. Recherche Gate-Treiberschaltungen
2. Simulation verschiedener Schaltungen mit vorhandenen Simulationswerkzeugen und erster
Vergleich
3. Entwurf geeigneter Schaltungen
4. Layout und Aufbau der Schaltungen
5. Messung und Vergleich der Schaltungen

Betreuer:
HAW Hamburg: Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Beyer
(Prof. für Konstruktion und Mechatronisches Design)

Firma Panasonic Industrial Devices Europe GmbH Dipl. -Ing. Olaf Bartz
(PIDEU-TC Manager)

Beginn der Bachelorthesis: 30.05.2017 Ende der Bachelorthesis: 30.08.2017

25.05.2017 ________________________
Datum 1. Prüfer: Prof. Dr.-Ing. Beyer
Vorwort

Ich möchte zunächst an dieser Stelle den Menschen danken, die mich nicht nur während
meiner Bachelorthesis, sondern auch während meines kompletten Studiums unterstützt ha-
ben. Ein besonderer Dank geht an:

• Meiner Freundin Kathrin Polak für die liebevolle Unterstützung des gesamtes Studiums
und vor allem besonders im letzten stressigen Abschnitt des Studiums.

• Meine Eltern Andreas und Ute Riess sowie meinem Bruder Sebastian Riess für das
volle Vertrauen und das sie immer an mich geglaubt haben.

• Herrn Hieu Dang und Herrn Johannes Janssen für eine angenehme und erfolgreiche
Zusammenarbeit während der gemeinsamen Studienzeit.

Darüber hinaus möchte ich mein Professor, meiner Deutschlehrerin und meinen Betreuern
bei Panasonic besonderen Dank aussprechen:

• Herrn Prof. Dr.-Ing. Hans Joahim Beyer für die sehr gute Betreuung während der Ba-
chelorthesis.

• Frau Heike Wahne, die mir bei der Rechtschreibung und der Grammatikkorrektur ge-
holfen hat.

• Herrn Dipl. Ing. Olaf Bartz für die Rolle des Zweitgutachters und als sehr netten und
Kompetenten Abteilungsleiter.

• Herrn Dipl.-Ing. Farid Yousif für die freundliche Unterstützung und Zusammenarbeit
während der Praxisarbeit.
Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis VI

1 Einführung 1
1.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
1.2 Vorstellung des Unternehmens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

2 Grundlagen 2
2.1 Galvanische Trennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
2.2 Leistungsschalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2.2.1 Der MOSFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2.2.2 Inversdiode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2.2.3 Ersatzschaltbild des MOSFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2.2.4 Ausgangskennlinienfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2.2.5 Dynamischer Betrieb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
2.3 High-side und Low-side MOSFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2.4 Gate-Treiber ICs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.4.1 Begriffserklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
2.4.2 Schematischer Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2.5 Gate-Treiberschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.5.1 Treiberschaltung mit Bootstrap . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.5.2 Treiberschaltung mit Potentialtrennung . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

3 Vergleich verschiedener Treiber 17

4 Simulation 19
4.1 Einbindung unbekannter Bauteile in LTspice . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
4.2 UCC21520 Treiberschaltung mit Bootstrap . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
4.2.1 Schaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
4.2.2 Auswahl der Bauteile für die UCC21520 Treiberschaltung . . . . . . . 22
4.2.3 Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Inhaltsverzeichnis V

4.3 Gate Driver Transformer (GDT) Treiberschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . 27


4.3.1 Schaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
4.3.2 Auswahl der Bauteile für die GDT Treiberschaltung . . . . . . . . . . 29
4.3.3 Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

5 Praktische Versuchsdurchführung 32
5.1 Schaltplan und Board-Erstellung in Eagle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
5.1.1 Eagle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
5.1.2 Schaltpläne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
5.1.3 Richtlinien für die Erstellung der Leiterplatten . . . . . . . . . . . . . 35
5.1.4 PCB Erstellung, Bestellung und Bestückung . . . . . . . . . . . . . . 36
5.2 Test des UCC21520-Treibers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
5.2.1 Messergebnisse vom UCC21520-Treiber . . . . . . . . . . . . . . . 38
5.3 Test des Gate Driver Transformers (GDTs) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
5.3.1 Messergebnisse vom GDT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

6 Zusammenfassung 45

Literaturverzeichnis 47

Abbildungsverzeichnis 49

Tabellenverzeichnis 50

Stefan Riess
Abkürzungsverzeichnis

CMTI Common-mode transient immunity

DT Dead-Time

EAGLE Easily Applicable Graphical Layout Editor

EDA Electronic Design Automation

EMV Elektromagnetische Verträglichkeit

EUTC European Technology Center

GDT Gate Driver Transformer

IC Integrated Curciuts

IGBT Insulated Gate Bipolar Transistor

MOSFET Metal Oxide Semiconductor Field-Effect Transistor

PCB Printed Circuit Board

PWM Pulsweitenmodulation

SiC Siliciumcarbid

SMD Surface-Mounted Device

TI Texas Instruments

UVLO Under Voltage Lock Out


1 Einführung

1.1 Einleitung

Durch die Energiewende wächst die Elektroautomobilbranche von Jahr zu Jahr stark an.
Bis 2025 sollen 15 bis 25 Prozent der Neuzulassungen elektrisch unterwegs sein. Um den
Komfort zu steigern und Elektroautos noch interessanter für den Kunden zu machen, wollen
die großen Automobilhersteller wie Daimler, BMW, Volkswagen und Ford, dass die Batterie-
spannung der Elektroautos von 400V auf 800V angehoben wird. Durch eine Erhöhung der
Batteriespannung kann die Ladezeit der Batterien verkürzt werden und zusätzlich verringert
sich das Gewicht der Kabel im Fahrzeug. Allerdings bedeutet dies, dass die Anforderungen
an die Bordelektronik des Elektroautos steigen und angepasst werden müssen. Panasonic
Industrial Devices Europe GmbH hat für die momentane 400V Spannung der Batterie eine
Lösung für die Wandlung zur Bordnetzversorgungsspannung entwickelt. Um weiterhin gut für
die Zukunft aufgestellt zu sein, soll diese Lösung weiterentwickelt werden. Dafür werden in
der Bachelorthesis aktuelle MOSFET-Treiber, die für eine Arbeits-Spannung von mindestens
800V ausgelegt sind, untersucht und miteinander verglichen. Der zurzeit beste Treiber-IC
wird mit LTspice simuliert und in der Praxis getestet. Des Weiteren wird ein diskreter Aufbau
mit einer GDT Lösung untersucht und ebenfalls einem Praxistest unterzogen.

1.2 Vorstellung des Unternehmens

Weltweit arbeiten ungefähr 250 Tausend Mitarbeiter bei Panasonic. Das im März 1918 von
Konosuke Matsushita gegründete Unternehmen wird momentan von Kazuhiro Tsuga geleitet
und hat seinen Hauptfirmensitz in Kadoma (Osaka), Japan. Die Bearbeitung der Bachelor-
thesis wurde in der Hauptzentrale von Panasonic Industrial Devices Europe in Lüneburg, in
der Abteilung European Technology Center (EUTC) durchgeführt. In Lüneburg sind ungefähr
230 Mitarbeiter angestellt, die hauptsächlich an Forschung und Entwicklung von neuen Pro-
dukten arbeiten. Weitere Firmensitze von Panasonic Industrial Devices in Europa liegen in
Deutschland, Österreich, der Slowakei und in der Tschechischen Republik.[20]
2 Grundlagen

2.1 Galvanische Trennung

Koppelmechanismus

Leitungsgebunden Feldgebunden

Galvanisch Nahfeld Fernfeld

Induktiv Kapazitiv Strahlung

Abbildung 2.1: Koppelmechanismus

In Abb. 2.1 wird verdeutlicht, dass eine Kopplung durch eine galvanische Verbindung nur
dann vorliegt wenn, zwei Stromkreise mit einer Leitung verbunden sind und Leistung oder
Daten zueinander übertragen werden. Im Umkehrschluss bedeutet das, wenn zwei Strom-
kreise Daten oder Leistung ohne eine direkte Leitung übertragen, sind sie voneinander
galvanisch getrennt. Galvanische Trennung kann induktiv (Magnetisches Feld), kapazitiv
(Elektrisches Feld) oder mit elektromagnetischer Strahlung gewollt oder ungewollt (Elektro-
magnetische Verträglichkeit (EMV)) zwischen zwei Stromkreisen aufkommen. Dabei sind die
Potentiale der beiden Stromkreise voneinander getrennt und zueinander potentialfrei. Der
Effekt des Potentialunterschieds durch galvanische Trennung kann zur Ansteuerung von
high-side Metal Oxide Semiconductor Field-Effect Transistor (MOSFET) 2.3 oder Insula-
ted Gate Bipolar Transistor (IGBT) genutzt werden und dient zusätzlich der Sicherheit vor
Überspannung für die Logikbausteine. Eine galvanische Trennung kann zum Beispiel mit
optischen Isolatoren (Optokopplern) realisiert werden. Der Nachteil von Optokopplern ist,
dass sie bei hohen Frequenzen mit mehr Strom versorgt werden müssen, wodurch ihre Le-
bensdauer verkürzt wird und der Energieverbrauch ansteigt. Eine induktive Kopplung kann
mit Gate Driver Transformer (GDT) umgesetzt werden. GDT haben gegenüber Optokopp-
lern einen Geschwindigkeitsvorteil aufgrund kürzerer Verzögerungszeiten und genauerem
Timing der Ein- und Abschaltvorgänge der MOSFETs. Die kompakteste Lösung für MOSFET-
Treiber sind digitale Isolatoren. Die Technik beruht auf kleinen Mikrotransformatoren oder
auf Siliziumdioxid-(SiO2-)Kondensatoren, diese können direkt in die Standard-Silizium-ICs
integriert werden. [2][15]
2 Grundlagen 3

2.2 Leistungsschalter

2.2.1 Der MOSFET

Drain

Gate

Source

Abbildung 2.2: Schaltbild eines N-Kanal Leistungs-MOSFET

Ein Metal Oxide Semiconductor Field-Effect Transistor (MOSFET) ist ein aktives Bauelement
mit mindestens drei Anschlüssen (Elektroden): G (gate, dt. Steuerelektrode), D (drain, dt. Ab-
fluss), S (source, dt. Quelle) Abb. 2.2. Bei einigen Bauformen wird ein zusätzlicher Anschluss
B (bulk, dt. Substrat) nach außen geführt, der mit der Chiprückseite verbunden ist. Meistens
ist das Substrat intern mit der Quelle verbunden. Es gibt vier Grundtypen: selbstleitende und
selbstsperrende in einer P-Kanal- oder N-Kanal-Ausführung. Vorwiegend wird der N-Kanal
genutzt, aufgrund seiner kleineren Chip-Fläche bei annähernd gleichen Kenndaten und dem
daraus resultierenden geringeren RDS(on) sowie einer Preisersparnis gegenüber dem P-Kanal
MOSFET. Der MOSFET unterscheidet sich zum Bipolartransistor im Arbeitsprinzip, in Leis-
tungsfähigkeit, in den Spezifkationen und der Robustheit. Er kann des Weiteren mit einer
höheren Arbeitsfrequenz und mit weniger Leistung angesteuert werden.[19][22]

2.2.2 Inversdiode

In jedem Leistungs-MOSFET, in denen der Bulkkontakt mit dem Sourcekontakt verbunden


ist, gibt es aufgrund des internen Aufbaus ein P-N-Übergang zwischen Drain und Source.
Dieser P-N-Übergang wird Inversdiode genannt. Wenn in umgekehrter Richtung eine Span-
nung an den MOSFET angelegt wird, wird dieser leitfähig. Dieser Effekt des MOSFET kann
in einigen Schaltungen genutzt werden, um Kosten zu sparen, allerdings ist es häufig sinn-
voll, eine schnellere Diode mit besseren Eigenschaften zum MOSFET parallel zu schalten.
Zusätzlich dient die Diode als Überspannungsschutz in Sperrrichtung. Dabei arbeitet der
MOSFET in Sperrrichtung wie eine Zener-Diode, die ab der Durchbruchspannung leitet und
nicht zerstört wird, solange nicht eine gewisse Energie überschritten wird. Diesen Effekt
nennt man Avalanche -Effekt.

Stefan Riess
2 Grundlagen 4

2.2.3 Ersatzschaltbild des MOSFET

RLast
UV

CGD

CDS
RG
USt

CGS

Abbildung 2.3: Ersatzschaltbild eines MOSFET

In dem in Abb.2.3 gezeigten Ersatzschaltbild des MOSFET sind alle parasitären Kapazitäten
eingezeichnet. Wird der MOSFET für den statischen Schaltvorgang verwendet, kann dieser
nahezu leistungslos angesteuert werden, weil die Kapazitäten nur einmal geladen werden
müssen, damit der MOSFET voll leitfähig ist. Bei einer Verwendung als schnellen Schalter
treten hingegen nicht zu vernachlässigende Ladeströme auf, weil die Eingangskapazitäten
bei jedem Schaltvorgang geladen und entladen werden müssen. Des Weiteren wurden ein
Gate-Widerstand zur Strombegrenzung und ein Last-Widerstand eingezeichnet. Anhand die-
ses Schaltbildes kann das Schaltverhalten des MOSFET erklärt werden und die Schaltzeiten
berechnet werden. [14]

2.2.4 Ausgangskennlinienfeld

In Abb. 2.4 ist das Ausgangskennlinenfeld eines N-Kanal-MOSFET dargestellt. Grund-


sätzlich wird der MOSFET in drei Bereiche eingeteilt: Sperrbereich, ohmscher Bereich
(Anlaufbereich) und Abschnürbereich.

• Sperrbereich UGS < Uth Es fließt kein Strom


• ohmscher Bereich UGS > Uth und UDS < UGS - Uth
• Abschnürbereich UGS > Uth und UDS >= UGS - Uth

Stefan Riess
2 Grundlagen 5

Abbildung 2.4: Ausgangskennlinienfeld eines MOSFET [8]

Uth ist die Schwellenspannung (threshold voltage), die am Gate überwunden werden muss,
damit sich im MOSFET ein Kanal bildet und der MOSFET leitfähig wird. Im Sperrbereich ist
der MOSFET ein Isolator. Im ohmschen Bereich kann der MOSFET als spannungsgesteuer-
ter Widerstand genutzt werden. Wie man in Abb. 2.4 links von der gestrichelten Linie sieht,
steigt der Drainstrom linear an, wenn die angelegte Drain-Source-Spannung (Lastspannung)
bei einer gleich bleibenden Gate-Source-Spannung (Steuerspannung) am MOSFET erhöht
wird. Das liegt daran, dass der Widerstand RDS(on) (Widerstandstrecke von Drain zu Sour-
ce) immer kleiner wird. Die gestrichelte Linie in der Abbildung nennt man Sättigungslinie,
sie teilt den ohmschen Bereich und den Abschnürbereich. In diesem Bereich bewirkt eine
weitere Erhöhung der Drain-Source-Spannung nur noch eine geringfügige Erhöhung des
Drainstromes, weil RDS(on) annähernd gleich bleibt. In der Leistungselektronik versucht man
im Abschnürbereich zu bleiben, um den kleinstmöglichen Widerstand (RDS(on)) auf der Drain-
Source-Strecke zu haben. Das hat den Hintergrund, dass im leitenden Zustand die Verlust-
leistung des MOSFETs vom RDS(on) abhängig ist und somit Einfluss auf die Erwärmung des
MOSFET nimmt. [14]

Stefan Riess
2 Grundlagen 6

2.2.5 Dynamischer Betrieb

Abbildung 2.5: Einschaltverhalten eines MOSFETs[3]

Bei einem pulsgesteuerten MOSFET bestimmen die internen parasitären Kapazitäten


(Abb.2.3) des MOSFETs das zeitliche Verhalten beim Ein- und Ausschalten. Dabei ist die
sogenannte Miller Kapazität (CGD zwischen Gate und Drain) die parasitäre Kapazität, die
einen großen Einfluss auf das Schaltverhalten des MOSFET hat. Der Einschaltvorgang ist in
Abb.2.5 zu sehen. Dabei können drei Zeitintervalle ausgemacht werden:

t1<t<t2 Kondensator CGS wird bis zum Erreichen Uth geladen.

t2<t<t3 Kondensator CGD wird umgeladen (Miller-Plateau)

t3<t<t4 Kondensator CGS wird voll geladen.

In der ersten Phase sperrt der MOSFET und CGD wird geladen. Wird eine Spannung am
Gate angelegt (Phase zwei), lädt sich der Kondensator CGS bis zum Erreichen der Schwell-
spannung Uth auf. Ab diesem Punkt beginnt die Drain-Source-Strecke durchzusteuern und
der Kondensator CGD wird umgeladen. Dabei fließt ein Entladestrom in umgekehrter Rich-
tung vom Gate weg zum Treiber. Der Treiber muss den Entladestrom abführen, um nicht
zerstört zu werden (Schutzbeschaltung). Dabei stellt sich ein Gleichgewicht ein, je höher
UGS steigt, desto schneller fällt UDS und damit UDG, wodurch ein höherer Entladestrom fließt.
Die Gate-Source-Spannung bildet zeitlich ein Plateau (Miller-Plateau), weil die Drain-Gate-
Spannung einem weiteren Anstieg entgegenarbeitet. Die Stärke des Miller-Effektes hängt
direkt mit der Höhe der Versorgungsspannung zusammen. In der letzten Phase wird UGS
vollständig aufgeladen und der MOSFET schaltet vollständig durch. Ist dies erledigt, wird

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2 Grundlagen 7

der kleinstmöglichste Drain-Source-Widerstand (RDS(on)) des MOSFETs erreicht, die ohm-


schen Verluste verringern sich und ein hoher Wirkungsgrad wird erzielt. Die Schaltzeiten
des MOSFETs hängen vom Miller-Plateau ab, dabei sollte das Plateau so kurz wie möglich
sein, um schnell einen kleinen RDS(on) zu erzielen. Die Umladezeit wird mit der Ladung

Q = CGD UDS und dem Einschaltstrom IG berechnet.

ton = IQ = CGD I UDS (2.1)


G G

Wenn die Formel umgestellt wird, kann der benötigte Treiberstrom für eine bestimmte Ein-
schaltzeit berechnet werden.

IG = tQ = CGDt UDS (2.2)


on on

Aufgrund dessen, dass der Ladestrom und Entladestrom unterschiedlich groß sind, läuft der
Ausschaltvorgang umgekehrt zum Einschaltvorgang ab. Jedoch sind die Schaltzeiten nicht
gleich. Der Abschaltvorgang dauert immer etwas länger als der Einschaltvorgang.

ILade = UGSR Uth


(2.3)
G

IEntlade = URth (2.4)


G

In Schaltungen (zum Beispiel Halbbrückenschaltungen), bei denen zwei MOSFETs abwech-


selnd ein- und ausgeschaltet werden, muss dieser Effekt berücksichtigt werden, damit ein
gleichzeitiges Einschalten beider MOSFETs zur jeder Zeit verhindert wird (Kurzschluss). Es
sollte eine Totzeit zwischen dem Einschalten des einen und dem Ausschalten des anderen
berücksichtigt werden. [14]

Stefan Riess
2 Grundlagen 8

2.3 High-side und Low-side MOSFET

(a) Gatespannung= 10V, Arbeitspunkt= 1V (b) Gatespannung= 810V, Arbeitspunkt= 800V

Abbildung 2.6: High-side und Low-side Switch

In der Abb. 2.6 sind zwei unterschiedliche MOSFET-Schaltungsarten zu sehen, jede Schal-
tungsart benötigte eine andere Treiber-Schaltung zur Ansteuerung aufgrund der unterschied-
lichen Gatespannungen. Für ein ”low-side-MOSFET” kann ein N-Kanal MOSFET mit einer
normalen Drainschaltung (low-side-Driver) genommen werden. Der Gatetreiber muss eine
Spannung in etwa von 10V liefern, damit der MOSFET voll leitfähig wird. Der Nachteil dieser
Beschaltungsart liegt in der Tatsache, wenn der MOSFET zerstört wird, liegt die Lastspan-
nung weiterhin am Verbraucher an und wird nicht unterbrochen. Des stellt ein Sicherheitsri-
siko da, welches in vielen Anwendungen nicht erlaubt ist. Deswegen wird oft die ”high-side-
MOSFET” Schaltung eingesetzt, um bei einer Zerstörung des MOSFETs keine Spannung
mehr an der Last anliegen zu haben. Das Problematische an dieser Schaltung ist, dass
die Gatespannung des MOSFETs mit einer 10V höheren Gate-Spannung betrieben werden
muss als die Schaltspannung. Man könnte einen P-Kanal MOSFET nehmen, um weiter mit
einer niedrigen Gatespannung arbeiten zu können. Aber weil der P-Kanal MOSFET teurer
ist und schlechtere Eigenschaften als ein N-Kanal MOSFET hat, wird oft weiterhin ein N-
Kanal MOSFET benutzt, was einen Mehraufwand in der Beschaltung nach sich zieht. Der
Grund für die hohe Spannung wie im Abb 2.6b ist, dass im ausgeschalteten Zustand am
Source-Kontakt das Potential der Schaltspannung anliegt und um den MOSFET leitfähig zu
machen, muss die Gatespannug ungefähr 10V höher sein als das Source-Potential. Abhilfen
zur Problemlösung und zur Nutzung eines N-Kanal MOSFETs sind zum Beispiel Bootstrap-
Treiberschaltungen (Kapitel: 2.5.1) oder eine Treiberschaltung mit Potentialtrennung (Kapitel:
2.5.2).

Stefan Riess
2 Grundlagen 9

2.4 Gate-Treiber ICs


2.4.1 Begriffserklärung

VCC und VDD


Aufgrund der Potentialtrennung der Primär- und Sekundärseite werden zwei separate Span-
nungsquellen benötigt. VCC ist dabei für die primäre Spannungsversorgung zum Beispiel für
die Spannungsversorgung des Treibers zuständig und VDD für die sekundäre Spannungs-
versorgung (Ladung Bootstrap Kondensator).

Level shifter
Der level shifter (dt.Pegelumsetzer) wird zur Spannungshebung der PWM vom Mikrocontrol-
ler benötigt, um besser mit dem Signal arbeiten zu können.

Under Voltage Lock Out (UVLO)


UVLO (dt. Unterspannung Abschaltung) ist eine Sicherheitssteuerung, die bewirkt, dass alle
Ausgänge abgeschaltet werden, wenn eine der Gate-Spannungen mit zu wenig Spannung
versorgt wird. Würde das nicht passieren, könnten die zu kleinen Spannungen dazu führen,
dass der MOSFET im linearen Bereich arbeitet und somit der MOSFET einen zu hohen
Einschaltwiderstand (RDS(on)) hat. Dadurch erwärmt sich der MOSFET stärker als normal,
dies kann zu einer thermischen Überlastung bis hin zur Zerstörung führen.[13]

Source and sink current


Source current (dt.Quellstrom) nennt man den Strom, den ein Treiber maximal liefern kann,
um einen MOSFET anzusteuern. Sink current (dt. Senkstrom) nennt man den Strom, den der
Treiber aufnehmen kann, wenn der MOSFET ausschaltet. Beide Ströme werden meistens als
Spitzenströme in Datenblättern angegeben.

Dead-Time (DT)
Deadtime (dt.Totzeit) ist die Zeit zwischen zwei Signalen am Ausgang, wenn ein Signal abge-
schaltet wird, bevor das andere eingeschaltet werden kann. Diese Zeit ist besonders wichtig
bei Halbbrückenschaltungen, weil dort zu jeder Zeit sichergestellt werden muss, dass nie-
mals beide MOSFET/IGBTS gleichzeitig eingeschaltet werden. Würde dies passieren, führe
dies zu einem Kurzschluss der Schaltspannung. Die Totzeit kann entweder softwaremäßig
mit der Pulsweitenmodulation (PWM) eingestellt werden oder einige Integrated Curciuts (IC)
bieten durch eine externe Beschaltung eine Einstellung der Totzeit über ihre Hardware an.

Stefan Riess
2 Grundlagen 10

Shoot-Through Protection
Mit einer Shoot-Through Protection (dt. Durchschuss Sicherheit) wird sichergestellt, dass
beide Ausgänge ausgeschaltet werden, wenn an beiden Eingängen ein high-Signal anliegt.
Erst sobald an einem Eingang ein low-Signal anliegt und die Totzeit verstrichen ist, kann ein
Ausgang wieder eingeschaltet werden.

Abbildung 2.7: Shoot-Through-Protection

Propagation delay und Rising and Falling Time


Propagation delay (dt. Gatterlaufzeit) wird die interne Laufzeit des Treibers bezeichnet, wenn
dieser ein Eingangssignal verzögert am Ausgang wieder abgibt. Oft wird die Zeit separat für
beide Eingänge (PWMA und PWMB) angegeben und unterschieden in Einschalt- und Aus-
schaltsignal. Die Bezeichnungen variieren von Hersteller zu Hersteller und sind zum Beispiel
für das Einschaltsignal (ton oder tPDLH) und für das Ausschaltsignal (toff oder tPDHL). Ri-
sing time (dt. Anstiegzeit) und Falling time (dt. Abfallzeit) ist die Zeit, die ein Signal benötigt,
den Wechsel von 10% seines alten Zustandes bis 90% seines neuen Zustandes zu vollzie-
hen, siehe 2.8.

Abbildung 2.8: Propagation delay und An- und Abstiegszeit[11]

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2 Grundlagen 11

Common-mode transient immunity (CMTI)


CMTI ist ein wichtiger Kennwert für die Robustheit der Isolation des Treibers. Er gibt an,
welche Spannungsdifferenz (Delta(V)/Delta(t)) der Treiber maximal toleriert und dabei einen
konkreten Ausgangspegel hält, ohne dass dabei die Isolation durchbricht.

Active Miller Clamp


Die Active Miller Clamp (dt. aktive Miller-Klemme) ist eine interne Schutzmaßnahme, die
beim Einschalten des high-side-MOSFETs verhindert, dass ungewollt der low-side-MOSFET
eingeschaltet werden könnte. Das kann passieren, wenn durch eine Spannungsänderung
dVDS =dt am low-side-MOSFET ein Strom von der Miller-Kapazität zum Treiber über den
Gate-Widerstand zurückfließt. Der Spannungsabfall am Gate-Widerstand könnte ausrei-
chen, die Schwellspannung am low-side-MOSFET zu übersteigen und somit den MOSFET
ungewollt wieder einzuschalten. Eine oft verwendete Lösung für dieses Problem, ist einen
Transistor zwischen Gate und Source zu schalten, der beim Unterschreiten der threshold
Spannung eingeschaltet wird und das Gate kurzschließt.[6]

Stefan Riess
2 Grundlagen 12

2.4.2 Schematischer Aufbau

Abbildung 2.9: Interner Aufbau eines Treiber ICs

Der schematische Grundaufbau eines Isolierten Gate-Treibers ICs für ein high- und low-side
MOSFET ist in Abb 2.9 zu sehen. Der Gate-Treiber ist in drei Bereiche unterteilt: Primärseite,
Galvanische Trennung und Sekundärseite. Von Hersteller zu Hersteller können noch Unter-
schiede auftreten und Zusatzfunktionen eingebaut sein.
Auf der Primärseite des Gate-Treiber ICs ist zum Beispiel ein Pegelwandler verbaut, der
die PWM- Spannung anhebt. Der Pegelwandler kann zum Beispiel mit einer Operationsver-
stärkerschaltung oder einer Open-collector (dt. offener Kollektor)- Schaltung umgesetzt sein.
Zur Sicherheit und zur Vermeidung, dass zwei Ausgänge gleichzeitig eingeschaltet werden,
ist oft eine interne Shoot-through-Schaltung aus Logik-Gattern umgesetzt. Zur weiteren Si-
cherheit, dass kein MOSFET mit zu wenig Spannung versorgt wird, ist eine UVLO Schaltung
integriert, die auf der Primärseite die Ausgangssignale regelt. Wann ein Signal auf einem
Ausgang auf der Sekundärseite übermittelt werden soll, wird über einen Controller geregelt,
der auch meist die Totzeit steuert.
Die Galvanische Trennung zwischen Primärseite und Sekundärseite wird in Isolierten Gate-
Treiber ICs mit Mikrotransformatorn oder Siliziumdioxid-(SiO2-)Kondensatoren ausgeführt.
Mikrotransformatoren und Siliziumdioxid-(SiO2-)Kondensatoren sind kleiner als Optokoppler
und können in ICs integriert werden. Dabei haben die mit Mikrotransformator-Technik ver-
bauten Gate-Treiber den Nachteil, empfindlicher gegen elektrische und magnetische Felder
zu sein. Grundsätzlich sind aber beide Lösungen klar im Vorteil gegenüber Optokopplern.
Auf der Sekundärseite wird meist das übertragene Signal nochmals aufbereitet und ver-
stärkt. Direkt vorm Ausgang des Treibers ist oft eine Push- und Pull-Stufe (auch Totempole
genannt) verbaut, um einen großen Quellen- und Sinkstrom zu liefern beziehungsweise auf-

Stefan Riess
2 Grundlagen 13

zunehmen. Dadurch wird allerdings eine zusätzliche Spannungsversorgung benötigt, die von
der normalen Spannungsversorgung potentialfrei sein muss. Außerdem wird auf der Sekun-
därseite die Ausgangsspannung überwacht und über eine weitere Galvanische Trennung
auf die Primärseite der UVLO-Regelung zurückgeführt. Des Weiteren ist der Transistor für die
aktive Miller-Klemme auf der Sekundärseite verbaut.[4]

Stefan Riess
2 Grundlagen 14

2.5 Gate-Treiberschaltung

2.5.1 Treiberschaltung mit Bootstrap

Abbildung 2.10: Treiberschaltung mit Bootstrap [14]

In der Abb 2.10 ist eine Halbbrücke von zwei N-Kanal MOSFETs zu sehen, die von einem
Gate-Treiber (IR2151) versorgt wird. Zusätzlich ist für den high-side-MOSFET eine Ladungs-
pumpe (Kondensator und Diode), auch Bootstrap genannt, für die Spannungsversorgung
integriert. Bootstrap beschreibt den Effekt, der auftritt, wenn auf eine Seite des Kondensa-
tors eine schlagartige Potentialänderung stattfindet, diese auch auf die andere Seite des
Kondensators übertragen wird. Diese Potentialänderung wird genutzt, um das Gate vom
high-side-MOSFET mit einer höheren Versorgungsspannung (Schaltspannung plus die Kon-
denstorladespannung) zu versorgen als die Schaltspannung. Bei dieser Beschaltung vom
Treiber-ICs kann das Tastverhältnis (engl. Duty-Cycle) nur kleiner 100% betragen, was be-
deutet, dass ein kontinuierliches Einschalten der Last mit dieser Schaltung nicht realisiert
werden kann. Der Grund dafür ist, dass zwar der MOSFET nur beim Einschalten Strom ver-
braucht, aber der Bootstrap-Kondensator über den Treiber ICs entladen wird, was dazu führt,
dass die Gatespannung des MOSFETs zusammenbricht. Damit die Spannung nicht unter die
Schwellspannung sinkt, muss der Kondensator durch einen Umschaltvorgang erneut gela-
den werden. Zur Steuerung der Gate-Treiber ICs wird meistens eine externe Pulsweitenmo-
dulation (PWM) von einem Mikrocontroller genutzt, dies kann aber auch durch eine Oszillator-
Beschaltung erfolgen, womit allerdings das Tastverhältnis fest eingestellt ist.[14][17]

Funktionsprinzip
Beim low-Pegel der PWM wird der low-side-MOSFET angesteuert und leitfähig. Dadurch
liegt am Punkt A (Punkt zwischen den beiden MOSFETs) das GND-Potential der Schaltung.

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2 Grundlagen 15

Der Kondensator wird durch die leitende Diode auf Versorgungsspannung (VCC) geladen.
Ändert sich nun der Spannungspegel der PWM, schaltet der low-side-MOSFET ab und der
high-side-MOSFET wird leitfähig. Am Punkt A steigt die Spannung schlagartig auf Schalt-
spannung (hier 400V) an und der Bootstrapkondensator erfährt eine Potenialänderung. Am
Punkt B (zwischen Diode und Kondensator) liegt jetzt eine Spannung von Versorgungsspan-
nung + Schaltspannung. Diese gibt das Treiber-IC am Ausgang ab und versorgt das Gate
vom MOSFET und der high-side-MOSFET bleibt leitfähig bis zum nächsten Pegelwechsel
der PWM. Bei einem erneuten Wechsel der PWM wird der Kondensator wieder auf Versor-
gungsspannung aufgeladen, was wichtig ist, weil er durch das Treiber-IC entladen wird. Es
ist drauf zu achten, dass die Bootstrapdiode mindestens eine Sperrspannung der Schalt-
spannung plus der Versorgungsspannung aufweist [17].

Bootstrapkondensator
Für die Auslegung des Bootstrapkondensators muss der Energiebedarf des MOSFETs be-
rechnet werden.
CB = (3:::8)U Qgate (2.5)

Dabei ist Qgate die gesamte Ladung des MOSFETs und U der maximal zulässige Span-
nungsabfall am Gate des MOSFETs. Der errechnete Wert sollte aber etwa um den Wert drei
bis acht erhöht werden, um eventuelle Leckströme und den Energieverbrauch des Treibers
zu berücksichtigen. Zu groß sollte der Wert des Kondensators allerdings auch nicht gewählt
werden, weil dieser nur während der Ausperiode des high-side-MOSFETs über die strom-
begrenzende Diode geladen wird. Somit wird durch die höhere Kapazität eine längere Zeit
zum Laden benötigt.

Bootstrapdiode und Vorwiderstand


Wie oben schon beschrieben, muss die Diode eine höhere Spannungsfestigkeit aufweisen
als die Maximalspannung des Lastkreises. Außerdem sollte die Recovery-Zeit der Diode
mindestens um den Faktor 10 kürzer sein als die ”on”-Zeit des low-side-MOSFETs. Die
Recovery-Zeit sollte so klein wie möglich sein, weil sie im Umschaltvorgang bei beginnender
Leitfähigkeit des high-side-MOSFETs verhindert, dass der Bootstrapkondensator ungewollt
entladen wird, so lange die Diode noch nicht sperrt. Der Vorwiderstand dient zur Strom-
begrenzung, damit die Diode nicht zerstört wird. Mit dem Vorwiderstand (RB ), dem Boot-
strapkondensator (CB ) und dem Tastverhältnis D kann die minimale ”on”-Zeit des low-side-
MOSFETs berechnet werden und wiederum daraus die maximal mögliche Schaltfrequenz
der Bootstrapschaltung bestimmt werden.

ton = RB D CB fmax = t1 (2.6)


on

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2 Grundlagen 16

2.5.2 Treiberschaltung mit Potentialtrennung

Abbildung 2.11: Treiberschaltung mit Potentialtrennung

In Abb. 2.11 ist dargestellt, wie alternativ eine Halbbrücke ohne Bootstrapschaltung ange-
steuert werden kann. Es können dazu, wie in der Abbildung gezeigt, als Treiber zwei kosten-
günstige low-side-Treiber wie der LM5134A benutzt werden und zur Potentialtrennung kann
ein Gate Driver Transformer (GDT) verwendet werden. Für den low-side-MOSFET der Halb-
brücke wird normalerweise keine galvanische Trennung benötigt, aber aus symmetrischen
Gründen und um Laufzeitunterschiede zwischen den low- und high-side-MOSFETs zu ver-
meiden, wird dies meistens trotzdem umgesetzt.
Der Nachteil der Schaltung ist, dass der maximale Duty-Cycle < 50% betragen muss, weil
nach jedem high-Signal das aufgebaute Magnetfeld sich komplett entmagnetisieren muss,
bevor ein erneutes Aufmagnetisieren stattfinden kann. Wird das nicht eingehalten, kann der
Transformator in Sättigung geraten, wodurch sein Wirkungsgrad und die übertragende Leis-
tung verringert werden. Ein weiterer Nachteil ist die Baugröße, die diejenige des IC-Treiber
bei Weitem übersteigt. Der Vorteil liegt im einfachen Aufbau der Schaltung und darin, dass
eine weitere Spannungsversorgung auf der Sekundärseite, die ebenfalls Potential getrennt
sein muss, nicht benötigt wird. Um die Primärseite vor Überspannungen zu schützen, muss
die Isolationsfestigkeit des GDTs höher als die Schaltspannung auf der Sekundärseite sein.
Wird ein Transformator mit einer primären- und zwei sekundären Wicklungen verwendet,
müssen die beiden Sekundärwicklungen zueinander isolationsfest sein.

Stefan Riess
3 Vergleich verschiedener Treiber

In der nachfolgenden Tabelle 3.1 werden Gate-Treiber mit ihren Spezifikationen von ver-
schiedenen Herstellern aufgelistet. Die Tabelle soll dazu dienen, den derzeit besten isolier-
ten Gate-Treiber-IC auf dem Markt zu ermitteln. Dieser wird später in der Praxis untersucht
und getestet. Der FAN7391 ist der aktuelle isolierte Gate-Treiber, der momentan oft in Schal-
tungen von Panasonic eingesetzt wird und als Referenzmodell dient. Der FAN7391 ist für
eine Schaltspannung von maximal 600V geeignet, ohne dabei zerstört zu werden. Aufgrund
der neuen Anforderung muss die Schaltspannung erhöht werden, darum weisen als minima-
le Anforderung alle isolierten Gate-Treiber in der Tabelle eine Arbeitsspannung von 1200V
auf und können mindestens einen low-side und einen high-side MOSFET ansteuern.
Die beiden Gate-Treiber IR2214SSPBF und IX2120 besitzen gegenüber dem Referenzmo-
dell zu niedrige Quellenströme und Senkströme. Das hätte die Folge, dass die Eingangs-
kapazitäten der MOSFETs bei hohen Frequenzen eine lange Ladezeit benötigen. Darum
kommen die beiden Gate-Treiber nicht weiter in Betracht. Beim FAN73912 von Fairchild
ist die Verzögerungszeit vom Eingangssignal zum Ausgangssignal (Propagation-delay) zu
lang und der Quellenstrom sowie der Senkstrom sind zu gering gegenüber den beiden ver-
bleibenden Gate-Treibern. Beim direkten Vergleich ist der UCC21520 Texas von Instrument
besser als der BM60210FV-CE von Rohms. Bei der Auswahl sollte berücksichtigt werden,
dass der UCC21520 Treiber mehr als doppelt so teuer ist, als der BM60210FV-CE Treiber.
Eine Besonderheit des IC von Texas Instrument (UCC21520) ist, dass dieser entweder zwei
low-side-MOSFETs, zwei high-side-MOSFETS oder eine Halbbrücke treiben kann, je nach
externer Beschaltung des Treibers. Dieses macht ihn universell einsetzbar. Möglich gemacht
wird es dadurch, dass beide internen Treiber auf der Sekundärseite kapazitiv-galvanisch ge-
trennt von der Primärseite sind und zusätzlich zueinander funktional isoliert sind. Aufgrund
der funktionalen Isolierung intern und den zwei nicht benutzten Ausgangspins zwischen den
beiden Ausgängen kann der UCC21520 mit einer Betriebsspannung von bis zu 1500Vdc ar-
beiten. Ein weiterer Vorteil ist, dass man die Totzeit (DT) mit einer hardwaremäßig externen
Beschaltung durch einen Kondensator und einen Widerstand einstellen kann, was den Vor-
teil bringt, dass man die Totzeit beim Einstellen der PWM nicht berücksichtigen muss. Der
Eingangsspannungsbereich des Gate-Treibers erlaubt Spannungen von 3V bis 18V . Dies
macht ihn auch in Anbindung von digitalen und analogen Controllern universell einsetzbar.
Seine Ausgangsspannung kann mit bis zu 25V betrieben werden, was für jegliche Art an Ga-
tespannung für MOSFETs ausreicht. Alle Spannungsversorgungspins besitzen eine Under
Voltage Lock Out (UVLO) Schutzvorrichtung, die bewirkt, dass alle Ausgänge bei zu niedriger
Spannung abgeschaltet werden.
Aufgrund der vielen Vorteile des UCC21520 und des guten Preisleistungsverhältnisses wird
dieser Gate-Treiber weiter in der Bachelorthesis untersucht.
Schaltkreis FAN7391 UCC21520 BM60210FV FAN73912 IR2214SSPBF IX2120

Stefan Riess
Texas ROHM Semi-
Hersteller Fairchild Fairchild Infineon IXYS
Instruments conductor
Arbeitsspannung 600V 1500V 1200V 1200V 1200V 1200V
Ausgangsspannung 10V...20V 25V 24V 12V...20V 10,4V...20V 15V...20V
Versorgungs-
10V...20V 3V...18V 30V 3V...20V -0,3V...20V -0,3V...20V
spannung
Quellenstrom 4,5A 4A 4,5A 2A 1A 2A
3 Vergleich verschiedener Treiber

Senkstrom-
4,5A 6A 3,9A 3A 1,5A 2A
ausgangsspitze
Anstiegszeit 25ns...50ns 6ns...16ns 50ns 25ns 24ns 9,4ns
Abfallzeit 20ns...45ns 7ns...12ns 50ns 15ns 7ns 9,7ns
Verzögerungs-
15ns...50ns 5ns 25ns 50ns 75ns 60ns
anpassung
Totzeit - 8ns 15ns - 200ns...450ns 330ns -
Verzögerungszeit
zw. Ein- und Ausgang 150ns...220ns 19ns...30ns 35ns...75ns 500ns 220ns...660ns 254ns
beim Einschalten
Verzögerungszeit
zw. Ein- und Ausgang 150ns...220ns 19ns...30ns 35ns...75ns 550ns 220ns...660ns 213ns
beim Abschalten
Verlustleistung 1W 1,05W - 1,3W 1,5W 1,3W

Tabelle 3.1: Vergleichstabelle von isolierten Gate-Treibern


18
4 Simulation

Um den Schaltungsaufbau und eine Vorab-Untersuchung des UCC21520 und des GDT
durchzuführen, werden diese mit der Software LTspice von der Firma Linear Technology
virtuell aufgebaut und simuliert. LTspice ist eine kostenlose und für jeden verfügbare Soft-
ware, mit der verschiedene Schaltungen virtuell aufgebaut werden können. Dabei werden
die Bauelemente durch Modelle physikalisch beschrieben oder können abstrakt program-
miert werden. Beim abstrakten Aufbau eines Bauelementes ist das Bauelement nur mit Ein-
/Ausgängen extern beschrieben und intern mit Gleichungen versehen. Durch Simulation kön-
nen Fehler im Schaltungsaufbau frühzeitig erkannt und behoben werden. Das verkürzt den
Entwicklungsprozess und spart Kosten ein. Des Weiteren ist eine Simulation gut bei der Aus-
legung von Schaltungen, um ohne Zerstörung von Bauteilen das Verhalten der Schaltungen
zu testen.[10][21]

4.1 Einbindung unbekannter Bauteile in LTspice

Für eine Benutzung des UCC21520 in LTspice muss dieses erst in LTspice eingebunden
werden. Die hierfür nötigen Schritte sind:

• PSpice-Model von der Texas Instrument-Webseite herunterladen


• Zip-Datei entpacken
• Lib-Datei in Bibliotheksordner verschieben und öffnen
• Rechtsklick auf der blauen Schrift .SUBCKT UCC21520_TRANS DISABLE DT GND
INA INB OUTA OUTB VCCI_0 VCCI_1 VDDA VDDB

• Create Symbol auswählen, danach wird der Baustein automatisch mit allen Ein-
/Ausgängen von LTspice erstellt.

• Den Baustein nach eigenem Belieben in Größe und Anordnung der Ein/Ausgänge
manipulieren.

• Nach dem Speichern kann der Baustein unter AutoGenerated oder durch die Such-
funktion gefunden werden.

• Als letzter Schritt muss der Datei-Pfad mittels ”.include C:\...” Befehl eingebunden wer-
den.

Weil es keine passenden Bauteile in der Bibliothek für Halbbrücken Siliciumcarbid (SiC)-
MOSFETs und der Bootstrap-Diode für eine ausreichend hohe Spannung gibt, müssen diese
ebenfalls von den Hersteller-Websites heruntergeladen und eingebunden werden.[10]
4 Simulation 20

4.2 UCC21520 Treiberschaltung mit Bootstrap

4.2.1 Schaltung

Abbildung 4.1: Simulation einer Bootstrap-Schaltung mit dem UCC21520 Treiber

Texas Instruments (TI) hat im Datenblatt des UCC21520 ein typisches Anwendungsbeispiel
für eine Benutzung des IC als Halbrücken-Treiber abgebildet. Mit dieser Konfiguration des
ICs gibt Texas Instrument an, den IC getestet zu haben und dass dieser mit der Konfigurati-
on einwandfrei funktioniert.
Die simulierte Schaltung in Abb.4.1 wurde modifiziert und ist ähnlich der Vorgabe im Daten-
blatt von Texas Instruments. Die Parameter, wie die eingestellte Versorgungsspannung und
Schaltfrequenz, können der Tabelle 4.1 entnommen werden. Nach der Einbindung des Trei-
bers, waren die Ein-/Ausgänge nicht in ihrer normalen Pinbelegung angeordnet. Um nichts
durcheinanderzubringen wurden die Ein-/Ausgänge der realen Pinbelegung in LTspice an-
gepasst. Eingangsseitig wurde vor den Eingängen der PWMs jeweils ein Tiefpass geschal-
tet, um hochfrequente Störung zu filtern. Die Totzeit zwischen den Ausgangssignalen kann
mittels Widerstandänderung am Widerstand ”R3” am DT-Pin eingestellt werden. Über den
Disable-Eingang können zusätzlich die Ausgänge bei einen high-Signal ausgeschaltet wer-
den, beziehungsweise mit einen low-Signal freigegeben werden. Wird der Disable-Eingang
nicht benutzt, sollte dieser auf Masse-Potential gezogen werden, damit eine bessere Störfes-
tigkeit der Schaltung erreicht werden kann. Ausgangsseitig ist eine Bootstrapschaltung durch
eine Diode, Widerstand und einen Kondensator für den high-side SiC-MOSFET verbaut. Das

Stefan Riess
4 Simulation 21

eingebundene Modell vom Hersteller der Bootstrap-Diode hat zwei Kathoden-Ausgänge, die
einfach zusammengeschlossen werden können. Für die Strombegrenzung im Einschaltmo-
ment des SiC-MOSFETs sind die Widerstände R6 und R9 zuständig. Diese sollten für eine
schnelle Ladung der Miller-Kapazität des SiC-MOSFETs nicht zu groß gewählt werden. Zu
klein sollten die Widerstände allerdings auch nicht gewählt werden, um die Verlustleistung
in den Widerständen geringzuhalten P = U 2 =R. Die Dioden D1 und D3 hinter den Wider-
ständen sperren im Abschaltmoment den Rückstrom des SiC-MOSFETs, damit dieser nicht
auf den Treiber zurückgeführt wird, sondern über die beiden PNP-Transistoren Q1 und Q2
abgeleitet wird. Das vermindert die internen Treiberverluste und die Gateladung des SiC-
MOSFETs kann schneller entladen werden. Dies hat zur Folge, dass der normalerweise et-
was langsamere Ausschaltvorgang schneller wird als der Einschaltvorgang. Nebeneffekt der
Dioden der berücksichtigt werden muss ist, dass ihre Durchlassspannung die Gatespannung
des SiC-MOSFETs verringert. Die Zener-Dioden D2 und D4 sind zur Sicherheit vor Über-
spannung am Gate des SiC-MOSFETs geschaltet. Die verwendeten SiC-MOSFET-Modelle
für die Halbbrücke besitzen fünf Pins statt wie gewohnt drei für Gate, Drain und Source.
Mit den zwei zusätzlichen Pins Tj (junction temperature, dt. Stellentemperatur) und Tc (ca-
se temperature, dt. Gehäusetemperatur) kann zusätzlich das thermische Verhalten simuliert
werden. Wird keine thermische Analyse benötigt, müssen diese auf Massen-Potential gezo-
gen, werden weil sonst die Simulation in LTspice nicht funktioniert.

Tabelle 4.1: Parameter für die Simulation der UCC21520 Treiberschaltung


Parameter Wert Einheit
VCC 5 V
VDD 20 V
Enable/Disable 0-5 V
PWMA / PWMB 5 V
Duty-Cycle 50 %
Schaltfrequenz 100 kHz
Schaltspannung 800 V

Stefan Riess
4 Simulation 22

4.2.2 Auswahl der Bauteile für die UCC21520 Treiberschaltung

Totzeit (DT)

Für eine Einstellung der Totzeit tDT ist der Widerstand RDT zuständig. Sie ist unabhängig
von der Totzeit, die über der PWM eingestellt wird. Das bedeutet, dass nach jedem Flan-
kenwechsel am Eingang mindestens diese Zeit gewartet wird, bis der Flankenwechsel am
Ausgang geschieht. Wird der DT-PIN nicht beschaltet, beträgt die Totzeit <15ns. Für eine
bessere Störfestigkeit bei Totzeiten größer 300ns, sollte ein Kondensator CDT parallel hin-
zugefügt werden.

tDT [ns ]  10  RDT [k ] (4.1)

INA/INB Eingangsfilter

Vor den Eingängen von INA/INB befindet sich jeweils ein Tiefpass, der so ausgelegt werden
muss, dass die Eingangssignale nicht verzerrt werden. Die Grenzfrequenz fG des Tiefpasses
sollte um einiges größer sein als die Schaltfrequenz.

fG = 2  pi 1 R  C (4.2)

Mit R = 50 und C = 330pF ist fG  10MHz

Halbbrücken N-Kanal SiC-MOSFETs

Für die Halbbrücken wurden zwei N-Kanal SiC-MOSFETs C2M008012D von Wolfspeed aus-
gewählt. Die maximale Drain-Source Spannung ist mit 1200V ausreichend groß und der
RDSon Widerstand ist mit 80m klein. Von normal MOSFETs geht die Drain-Source Span-
nung bis etwa 700V und deswegen wurde SiC-MOSFETs verwendet.

Bootstrap(BT) Diode und Vorwiderstand

Wie in Kapitel 2.5.1 beschrieben, muss die Diode eine höhere Sperrspannung als die
Schaltspannung aufweisen und eine kleine Durchlassspannung besitzen. Dadurch wird der
Bootstrap-Kondensator nahe zu auf VDD-Spannungspegel aufgeladen. Darum wurde die
Diode (C4D02120E) von Wolfspeed ausgewählt. Diese hat eine hohe Sperrspannung von
1200V hat und der Hersteller stellt ein Ltspice-Model bereit. Um die Diode vor Überstrom zu

Stefan Riess
4 Simulation 23

schützen, braucht diese einen Vorwiderstand. Weil der Spitzenstrom der Diode 8; 4A beträgt
wurde ein Widerstandswert von 3 ausgewählt. In der Simulation lag die Wirkleistung mit
dem gewählten Bauelemente bei P = 5; 32mA.

RBT = IVDD = 820 V


; 4A
= 2; 38 ) 3 (4.3)
peak

Bootstrap Kondensator

Der Bootstrap Kondensator kann mit der Formel 2.5 berechnetet werden. Die totale Gate La-
dung des SiC-MOSFETs (C2M008012D) beträgt 62nC laut Datenblatt. Der Korrekturfaktor
wurde mit 8 ausgewählt, weil die Ausperiode lang genug ist, um den Kondensator jedes Mal
voll zu laden. Der Kondensatorwert von 22nF wurde ausgewählt, bei einer Nennspannung

= 8 2062VnC = 24; 8nF ) 22nF


von 25V.
CBT (4.4)

Ein- und Ausschaltung der SiC-MOSFETs

Für den Einschaltvorgang ist ein kleiner Widerstand mit 2 und eine schnelle Schottky-
diode (PMEG6010CEH, 115) ausgewählt worden. Die Schottkydiode hat eine Sperrspan-
nung von 60V . Beim Abschaltvorgang wird der Strom über den ausgewählten PNP-Transitor
FZT790ATA geleitet, der geeignet ist für den hohen Spitzenstrom.

Tabelle 4.2: Verwendeten Bauteile für die UCC21520 Treiberschaltung


Referenz Wert Beschreibung Bezeichnung
U1 - High/low-side-Treiber UCC21520
R1 & R2 50 Eingangsfilter-Widerstand -
C1 & C2 330pF Eingangsfilter-Kondensator -
R3 0 bis 100k Potenziometer für Totzeit -
R4 & R6 2 Vorwiderstand Einschalten -
R5 & R7 3,3 Vorwiderstand PNP-Transistor -
D1 & D3 - Sperrdiode bei Abschaltung PMEG6010AED
Q1 & Q3 - PNP-Transistor FZT790ATA
Q2 & Q4 - Halbbrücken SiC-MOSFETs C2M0080120D
RBT 3 Bootstrap-Widerstand -
DBT - Bootstrap-Diode C4D02120E
CBT 22nF Bootstrap-Kondensator -

Stefan Riess
4 Simulation 24

4.2.3 Auswertung

Abbildung 4.2: Eingangssignale und Ausgangssignale der UCC21520 Treiberschaltung

Der UCC21520 funktioniert in der Simulation mit LTspice einwandfrei. Leichte Probleme gab
es mit der Einbindung der weiteren, nicht in der Standardbibliothek vorhandenen, Bauteile
(SiC-MOSFET und Bootstrap-Diode). Durch diese Bauteile wurde die Simulationsgeschwin-
digkeit erheblich verlängert und die Einbindung selbst ins Programm klappte nicht auf An-
hieb. In der Abb.4.2 sind Eingangs- und Ausgangssignale des UCC21520 zu sehen über eine
Simulationszeit von 40s . Im oberen Drittel der Abbildung sind die Eingangssignale PWMA
(blaue Signalfarbe) und PWMB (rote Signalfarbe) zu sehen, die beiden Signale wechseln
sich alle 5s ab (50% Duty-Cycle dt. Ein-/Ausschaltverhältnis), mit einer Periode von 10s ,
was einer Frequenz von 100kHz entspricht. Das Disable-Signal (grüne Signalfarbe) wird bei
30s bis 40s eingeschaltet, damit die Ausgänge aktiv ausgeschaltet werden.
In der Mitte der Abbildung sind die Ausgangssignale UGH (rosa Signalfarbe) und UGL (graue
Signalfarbe) des Treibers, die mit dem Gate des SiC-MOSFETs verbunden sind, abgebil-
det. Zwischen den Ausgangssignalen ist eine Totzeit von 300ns eingestellt, die mit dem
Widerstand R4 von 30k eingestellt wurde (Formel 4.1). Bei einer Veränderung des Wi-
derstandswertes ändert sich stets das Ergebnis auf die erwartete Totzeit. Somit kann die
Totzeit zur Sicherheit der SiC-MOSFETs gut über den Widerstandswert von R4 eingestellt
werden, damit ein gleichzeitiges Einschalten zu jeder Zeit vermieden wird. Außerdem gut
zu sehen ist, dass die Ausgangssignale des Treibers einen unterschiedlichen Spannungs-

Stefan Riess
4 Simulation 25

pegel besitzen. Der Unterschied kommt von der Schwellenspannung (Vorwärstsspannung)


der Bootstrap-Diode für den high-side SiC-MOSFET. Je größer die Schwellenspannung der
Diode ist, desto kleiner ist die Gatespannung und der Drainstrom ID der durch den high-side
SiC-MOSFET fließt, was den Wirkungsrad der Schaltung verschlechtert (2.4). Die verwen-
dete Bootstrap-Diode ist eine SiC-Diode und besitzt eine Schwellenspannung von 1; 4V bis
1; 9V , dieser Spannungsunterschied wurde auch in der Simulation gemessen. Um die in-
ternen Verzögerungszeiten des Treibers zu messen, wurde eine PWM angeschlossen und
der DT-Pin plus der Enable-Pin auf Massepotential gezogen. Die Messung erfolgte direkt am
Treiberausgang. Dabei wurde eine Zeit von 17ns gemessen, wenn das Eingangssignal von
low-Pegel zu einem high-Pegel gewechselt hat. Die Änderung von high-Pegel zu low-Pegel
dauerte in der Simulation etwas länger mit 26ns . Durch diese kurze Verzögerungszeit kann
sehr präzise ein- und ausgeschaltet werden.
Im Unterteil der Abbildung ist die Schaltspannung zwischen den Halbbrücken zu sehen. Die
Einschaltdauer der Schaltspannung ist ungefähr so lang wie eine halbe Periode der PWMA
minus der Totzeit (4; 7s ). Der Spannungspegel wechselt von 0V auf 800V und ist rechte-
ckig, weil der Miller-Effekt, durch den kleinen Vorwiderstand, kaum Auswirkung auf das Si-
gnal hat. Um die Auswirkung des Miller-Effekts zu zeigen, wurde der Gate-Vorwiderstand von
2 auf 10 ; 100 und 200 erhöht, damit der Strom zum Gate begrenzt wird (Abb.4.3). Zu
erkennen ist, dass je höher der Vorwiderstand ist, desto kleiner ist der Gatestrom und um-
so mehr Zeit wird benötigt, die Miller-Kapazität umzuladen. Dadurch wird das Miller-Plateau
größer und die erwünschte Einschaltzeit kleiner. Dieser Effekt sollte vermieden werden, weil
das Ausgangssignal verändert wird und Schaltverluste ansteigen. Die erhöhten Schaltver-
luste kommen dadurch zustande, dass der SiC-MOSFET länger braucht, bis er in seinem
Abschnürbereich arbeitet (kleinster RDSon ). Deswegen ist es essentiell wichtig, dass der
Treiber einen hohen Quellenstrom liefert, sonst würde dieser den Strom begrenzen und ein
schnelles Laden der Eingangskapazität verhindern.

Abbildung 4.3: Miller-Effekt

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4 Simulation 26

Die Under Voltage Lock Out (UVLO)-Abschaltung kann durch eine Erhöhung des Duty-Cycle
auf 100% (PWMA kontinuierlich angeschaltet und PWMB ausgeschaltet) getestet werden.
Der Bootstrap-Kondensator wird zu Beginn, wenn der high-side SiC-MOSFET noch ausge-
schaltet ist, aufgeladen. Sobald der high-side SiC-MOSFET eingeschaltet wird, entlädt sich
der Kondensator stetig über den Treiber. Durch die Entladung des Kondensators sinkt die Ga-
tespannung unter die UVLO-Sicherheitsspannung von 8; 5V . Bei Erreichen dieser Spannung
schaltet der Treiber alle Ausgänge aus und der Bootstrap-Kondensator wird wieder geladen.
Das ist auch gleichzeitig die Erklärung, warum mit einer normalen Bootstrap-Schaltung kein
100% Duty-Cycle umgesetzt werden kann. Mit dieser Schaltung ist es immer nötig den high-
side SiC-MOSFET abzuschalten und eine Mindesteinschaltzeit des low-side SiC-MOSFET
einzuplanen, um den Kondensator erneut aufzuladen.
Der Plot aus Abb.4.4 wurde mit der folgenden Bootstrap Konfiguration durchgeführt:

• Bootstrap-Widerstand 3
• Bootstrap-Kondensator 22nF
• Schaltfrequenz 100kHz
Zu sehen sind die Spannungen am Bootstrap-Kondensator und am Ausgang des Treibers. Ist
der high-side SiC-MOSFET ausgeschaltet, ist die Spannung am Ausgang des Treibers gleich
null und der Kondensator lädt sich auf eine Spannung von 19; 12V auf. Im Einschaltmoment
benötigt der high-side SiC-MOSFETs einen großen Strom und die Spannung vom Konden-
sator sinkt schlagartig auf 16; 5V . Nachdem der high-side SiC-MOSFET eingeschaltet ist,
benötigt dieser nahezu keinen Strom mehr, aber durch Verluste vom Treiber entlädt sich der
Kondensator linear weiter auf 8; 5V . Bei Erreichen der Spannung tritt die Sicherheitsabschal-
tung ein und die Spannung fällt auf null. In dieser Zeit wird der Kondensator erneut geladen
auf 19; 5V und alles fängt von vorn an. Eine Erhöhung des Kondenstorwertes würde zwar
die Einschaltzeit verlängern, allerdings auch die benötigte minimale Abschaltzeit verlängern.

Abbildung 4.4: UVLO Abschaltungtest

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4 Simulation 27

4.3 Gate Driver Transformer (GDT) Treiberschaltung

4.3.1 Schaltung

Abbildung 4.5: Aufbau eines GDT mit diskreten Bauteilen

Die Schaltung in Abb.4.5 wurde ebenfalls mit LTspice simuliert und so, bevor es in der Pra-
xis aufgebaut wurde, getestet. Die Schaltung ist mit zwei einzelnen Gate Driver Transfor-
mer (GDT) aufgebaut. Der Abstand zwischen low-side-Schaltung und high-side-Schaltung
kann individuell gewählt werden. Dadurch kann eine hohe Spannungsfestigkeit erreicht wer-
den. Bei einem Trafo zum Beispiel mit einer Primärwicklung und zwei Sekundärwicklungen
müssen die Sekundärwicklungen eine hohe Isolierung zueinander aufweisen, um interne
Spannungsüberschläge im Transformator zu vermeiden. Der Grundaufbau der Schaltung ist
so einfach wie möglich gehalten worden, um eine preisgünstige Alternative zu einer ferti-
gen Chiplösung zu zeigen. Allerdings sind bei der Schaltung keine Logikbausteine verbaut
worden und dadurch besitzt die Schaltung keine UVLO-Sicherheitsabschaltung und Shoot-
Through Protection.
Als Betriebsspannung wurde auf der Primärseite 18V ausgewählt, aufgrund dessen, dass
die eingesetzten Transformatoren ein Übersetzungsverhältnis von ü = 1 : 1 besitzen. Damit
liegt die Betriebsspannung minus der Schwellspannung (= 0; 7V ) einer Diode (D1 oder D3)
an den Gates der SiC-MOSFETs an (UGAT E  17; 3V ). Die Spannung ist ausreichend, um

Stefan Riess
4 Simulation 28

die SiC-MOSFETs im Abschnürbereich zu betreiben und die maximal zulässige Gatespan-


nung wird dabei nicht überschritten. Zur Sicherheit, falls die Spannung über 20V an einem
der Gates ansteigt, sind die Zenerdiode (D2 und D4) verbaut worden. Am Eingang der PWMs
sind einfache RC-Tiefpassfilter vorgesehen, um hochfrequente Störungen auf den Eingangs-
signalen herauszufiltern. Hinter den Tiefpässen befinden sich die Pegelwandler (MOSFET
Q1 und Q4) die die Signale der PWMs auf Betriebsspannungspegel anheben. Dadurch, dass
es heutzutage MOSFETs mit einer sehr kleinen Schwellspannung gibt, ist es möglich, dass
PWMs mit einer Spannung von 3,3V angeschlossen werden können, um die GDTs zu steu-
ern. Durch die Pegelanhebung gibt es den Nebeneffekt, dass das Eingangssignal invertiert
wird. Die MOSFETs Q2/Q3 und Q5/Q6 bilden Push- und Pullstufen. Diese haben die Auf-
gaben, das Spannungssignal zurück zu invertieren und den Strom für die GDTs zu verstär-
ken. Der maximal zulässige Spitzenstrom für die GDTs hängt von den MOSFETs der Push-
Pullstufe ab. Er kann in etwa dem doppelten Wert des maximal zulässigen Drainsstrom, der
im Datenblatt steht, betragen, weil der Stromfluss sehr kurz ist und zur keiner Überlastung
der MOSFETs führt.
Die Schaltung der Sekundärseite ist, bis auf zwei Unterschiede, identisch der Schaltung des
UCC21520 Treibers (Kap.4.2). Der PNP-Transistor wurde durch ein P-Kanal MOSFET er-
setzt und die Bootstrap-Stufe wurde entfernt. Beide Gatespannungen haben den gleichen
Spannungspegel und es kann individuell zwei high-side, zwei low-side oder eine Halbbrücke
angesteuert werden. Beim Anschluss der Transformatoren muss die Wicklungsrichtung be-
achtet werden. Dafür muss für den unteren Transformator die Sekundärwicklung gedreht
werden.[1]

Tabelle 4.3: Parameter für die Simulation des GDT Treiberschaltung


Parameter Wert Einheit
VCC 15 V
PWMA / PWMB 5 V
Duty-Cycle 45 %
Schaltfrequenz 100 kHz
Schaltspannung 800 V

Stefan Riess
4 Simulation 29

4.3.2 Auswahl der Bauteile für die GDT Treiberschaltung

Bei der Auswahl der Bauteile der Schaltung wurden auf der Sekundärseite (Ein- und Ab-
schaltnetzwerk der Halbbrücken SiC-MOSFETS und die Halbbrücke SiC-MOSFETs selbst)
nahezu die gleichen Bauteile genutzt wie beim UCC21520 Treiber (Kapitel 4.2.2). Bei einem
Vergleich der beiden Schaltungen liegt der Unterschied, nicht an den bereits verwendeten
Bauelementen und kann besser eingegrenzt werden.

Transformator

Wie oben in der Schaltung beschrieben, reicht es aus, einen Transformator mit einem Über-
tragungsverhältnis von ü = 1 : 1 zu wählen, damit die Gatespannung für die Halbbrücken
SiC-MOSFETs ausreichend groß ist. Die Isolationsspannung des Transformators zwischen
Primär- und Sekundärseite muss größer sein als die Schaltspannung. Aufgrund des nied-
rigen Stroms können die Leitungsquerschnitte dünn gewählt werden. Dies lässt eine kleine
Baugröße zu. Der hoch isolierte Leistungstransformator PH9185.011NL von der Firma Pulse
Electronics erfüllt alle Anforderungen.

N-Kanal-MOSFET (2N7002) und P-Kanal-MOSFET (BSS84)

Die verwendeten MOSFETs wurden ausgewählt aufgrund ihrer niedrigen Schwellenspan-


nung (typischerweise 2V), der ausreichend hohen zulässigen Drain-Source-Spannung, so-
wie des maximal zulässigen spitzen Drain-Stroms und ihrer Schaltgeschwindigkeit fmax . Das
Gehäuse für beide MOSFETs ist ein SOT23, welches sehr klein und kompakt ist.

Tabelle 4.4: Verwendeten Bauteile für die GDT Treiberschaltung


Referenz Wert Bezeichnung Beschreibung
R1/R4 50 - Eingangsfilter-Widerstand
C1/C3 33pF - Eingangsfilter-Kondensator
C2/C4 10nF - Koppelkondensator
R2/R5 500 - Drain-Widerstand
Q1/Q3/Q4/Q6 - 2N7002 N-Kanal
Q2/Q5/Q7/Q9 - BSS84 P-Kanal
R5/R7 2 - Vorwiderstand Einschalten
R6/R8 3; 3 - Vorwiderstand P-Kanal
D1/D3 - PMEG6010AED Sperrdiode bei Abschaltung
D2/D4 - SMBZ5932B-E3/52 Zener-Dioden
L1-L2 & L3-L4 1:1 PH9185.011NL Gate-Driver-Transformer
Q8/Q10 - C2M0080120E Halbbrücken SiC-MOSFETs

Stefan Riess
4 Simulation 30

4.3.3 Auswertung

Tabelle 4.5: Messergebnis GDT


Messwert Datenblatt Messwert Datenblatt
Pri. Induktivität 656H 750H Pri. Widerstand 0:419 0 :5
Sek. Induktivität 655H 750H Sek. Widerstand 0:465 0:55
Leakage 0; 718H -
Bei der GDT-Simulation wurden wie zuvor die Halbbrücken SiC-MOSFETs in LTspice ein-
gebunden. Für den Transformator fehlte die Angabe des Leakage (dt. Streuinduktivität) im
Datenblatt, darum wurden zunächst mit den im Datenblatt angebenden Werten simuliert.
Nach der Lieferung wurden die Transformatoren mit ein LCR Messgerät durchgemessen
und die gemessenen Werte in die Simulation eingearbeitet und verbessert. Dabei wichen
die Induktivitäten und der Gleichstromwiderstand der Primär- und Sekundärwicklung von
den Datenblattwerten ab (Tabelle:4.5).
Die Ein- und Ausgangssignale in Abb.4.6 sind mit den eingearbeiteten Transformatorwerten
simuliert worden. Im oberen Drittel sind die Eingangssignale der PWMs zu sehen, welche
eine Periode von 10s besitzen und jedes Signal ist für 4; 7s Eingeschaltet. Dadurch ist
eine Totzeit von 0; 3s zwischen den eingangssignalen als softwaremäßiger Schutz für die
Halbbrücken SiC-MOSFETs vorgesehen.

Abbildung 4.6: Eingangssignale und Ausgangssignale der GDT Treiberschaltung

Stefan Riess
4 Simulation 31

Im mittleren Drittel sind die Eingangssignale der Gates von den Halbbrücken SiC-MOSFETs
zu sehen. Die Amplitude ist mit 19,2V etwas höher als die Betriebsspannung auf der Primär-
seite. Die Verzögerungszeit von PWM-Ausgang bis zum Gate-Eingang der SiC-MOSFETs
war bei beiden Signalen in etwa identisch, mit der Einschaltzeit von 90ns und der Abschalt-
zeit von 40ns . Auswirkung auf die Schaltzeiten haben die Widerstände R2 und R5 . Diese
sind für die Pegelwandlung der PWMs nötig, aber begrenzen auch den Strom für die Ein-
gänge der Push-und Pullstufen. Wird der Widerstand zu groß gewählt, dauert das Laden der
Eingangskapazitäten zu lang und das Ein- und Abschaltverhalten des GDT verändert sich
(Unterer Plot in der Abb.4.7). Wird er zu klein gewählt, kann der Widerstand zerstört werden,
weil die Leistung im Widerstand zu groß ist. Bei 500 sieht das Signal korrekt aus und die
Leistung im Widerstand beträgt 203; 5mW und ist nicht zu hoch.
Im unteren Drittel ist der Ausgang der Halbbrücke zu sehen, dabei ist das Schaltsignal für
4; 7s eingeschaltet und für 5; 3s ausgeschaltet. Das Signal ist rechteckig, was für eine
gut dimensionierte Treiberschaltung spricht.

Abbildung 4.7: Miller-Plateau der Push- und Pullstufe

Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung

5.1 Schaltplan und Board-Erstellung in Eagle

5.1.1 Eagle

Für die Erstellung des Schaltplans und der Leiterplatte wurde Easily Applicable Graphi-
cal Layout Editor (EAGLE) verwendet. EAGLE ist ein Electronic Design Automation (EDA)
Software-Paket aus dem Hause CADSoft. Für die Erstellung von Printed Circuit Board (PCB)
(dt. gedruckte Schaltung) müssen zunächst die Schaltpläne der beiden Schaltungen erstellt
werden. Dafür stellt Eagle eine große Bauteilbibliothek zur Verfügung, in der die Symbole der
Bauteile für den Schaltplan mit deren dazu gehörigen package (dt. Gehäuseform) fürs Layout
der Platine vorhanden sind. Bauteile, die nicht in der Bibliothek sind, können eigenständig in
EAGLE erstellt und in die Bibliothek eingefügt werden.[18]

5.1.2 Schaltpläne

Für die Erstellung der Schaltpläne müssen zunächst die benötigten Bauteile bekannt und
richtig dimensioniert sein. Dafür wurde in der Simulation überprüft, wie viel Leistung zum
Beispiel ein Widerstand verbraucht und so seine Baugröße bestimmt. Für die weitere Di-
mensionierung wurden die Datenblätter der einzelnen Bauteile analysiert und überprüft, ob
diese die nötigen Voraussetzungen der Schaltung erfüllen. Des Weiteren musste vorab die
Verfügbarkeit der Bauteile überprüft werden, weil für die Prototypen nur eine kleine Stückzahl
benötigt wird und es bei manchen Herstellern nur große Mengen zu kaufen gibt. Bauteile wie
die Bootstrap-Diode oder der UCC21520-Chip wurden in die Bibliothek eingepflegt. Dafür
konnte zum Beispiel für die Bootstrap-Diode das herkömmliche Schaltsymbol einer anderen
Diode, die bereits in der Bibliothek vorhanden ist, verwendet werden. Bei Bauteilen wie dem
UCC21520-Chip, musste zusätzlich das Symbol erstellt werden. Aus den Datenblättern der
Bauteile kann ein vorgeschlagenes Lötpadlayout von den Herstellern für das Package ver-
wendet werden.
Auf Seite 33 ist der Schaltplan des UCC21520 Treibers mit Bootstrap zu sehen. In die Schal-
tung wurden zusätzliche Entkoppelkkondensatoren für die Spannungsversorgung VCC und
VDD gegenüber der Simulation eingefügt. Die Entkoppelkkondensatoren sollten im Layout
so dicht wie möglich am Treiber positioniert werden.
Auf Seite 34 ist der Schaltplan des GDT zu sehen. Dort wurden noch Tiefpassfilter für die
beiden PWMs eingearbeitet. Für beide Schaltungen wurden direkt vor den Leistungs SiC-
MOSFETs am Gate noch Ferritperlen eingeplant, um weitere hochfrequente Störungen auf
den Leitungen des Gates zu dämpfen und Schwingungen zu unterdrücken.
1 2 3 4 5 6
Stefan Riess

5 Praktische Versuchsdurchführung
A A

P$1
P$2
P$3
1
2
3

C2
1

CASE
2
3

1 INA VDDA 16
B B
2 INB OUTA 15

3 VCCI VSSA 14

4 GND NC#13 13

5 DISABLE NC#12 12

6 DT VDDB 11

7 NC OUTB 10

8 VCCI#8 VSSB 9

1
2
C 3 C

1
2
3
3

2
1

D D

33
1 2 3 4 5 6
5 Praktische Versuchsdurchführung 34
Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung 35

5.1.3 Richtlinien für die Erstellung der Leiterplatten

Für die Erstellung der beiden Platinenlayouts wurde nach den folgenden Richtlinien vorge-
gangen und die Vorschriften eingehalten:

1. Puffer-/Entkoppelkondensatoren zur Stabilisierung der Versorgungsspannung einpla-


nen und so dicht wie möglich an das IC positionieren, um Störimpulse zu dämpfen, die
durch Umschaltvorgänge hervorgerufen werden.

2. Alle Winkel von Leiterbahnen sollten 45 betragen, um die Stromdichte in Eckpunkten
gering zuhalten.

3. Spitze Winkel an Lötpads sind zu vermeiden, da es sein könnte, dass der Lötstoplack
sich in den spitzen Ecken sammelt und nach Abnahme der Lötstopmaske das Lötpad
überschwemmt. Somit würde das Pad überdeckt werden und ein Löten unmöglich
machen.

4. Nicht gewollte Einflüsse durch kapazitive Kopplung können verringert werden:

• durch Verkürzung der Länge der störenden und gestörten Leitungen


• durch großen Abstand zwischen den sich störenden Leitungen
• durch Schirmung der betroffenen Leitungen
• durch Vermeidung, dass sich störende Leitungen parallel verlegt werden
5. Nicht gewollte Einflüsse durch induktive Kopplung können verringert werden:

• durch Vergrößerung des Abstandes zwischen den sich störenden Maschen


• durch Verkleinerung der Schleifenfläche
• durch räumlich benachbarte Verlegung von Hin-und Rückleitern oder Verkürzung
der Leitungen

• durch eine Orientierung der Schleifen so zueinander, dass jeweils das Feld der
einen Schleife die andere Schleife nicht durchsetzt

6. Der Abstand zwischen Niederspannung und Hochspannung sollte ausreichend groß


sein, um Gleichtaktrauchen zu unterdrücken.[24]

7. Die Leitung (Miller Lade-/Entladeschleife) für die Ansteuerung der Halbbrücken SiC-
FETs sollten so kurz wie möglich gehalten werden. Damit saubere Schaltimpulse an
den Gates der SiC-FETs ankommen.[24]

8. Zur Vermeidung des Versagens durch Kriechwegbildung, muss für 1000V nach DIN
EN 60664-1 für Verschmutzungsgrad zwei 5mm betragen.

Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung 36

5.1.4 PCB Erstellung, Bestellung und Bestückung

Erstellung

Nach dem die Schaltpläne fertig erstellt waren, wurden die Abmaße der Platine festgelegt.
Dafür wurde bei der GDT-Platine eine Länge von 20mm mehr beaufschlagt als bei der
UCC21520-Platine, weil für die GDT-Platine mehr Bauteile auf der Primärseite positioniert
werden müssen. Grundsätzlich könnten die Abmaße der Platinen groß gewählt werden, weil
diese für einen Testaufbau erstellt werden. Das hat den Vorteil, dass für ein späteres Messen
jeder Kontakt gut zu erreichen ist, ohne einen Kurzschluss zu verursachen. Die einzige Vor-
gabe an die Dimensionierung war, dass die Maße einer Europlatine von 160mm x 100mm
nicht überschritten werden, um Kosten bei der Bestellung zu sparen. Damit das Messen
noch leichter und ohne Risiko ablaufen kann, wurden spezielle Messpins für die wichtigen
Signale in die Schaltung eingebracht. Die Bohrungen in den Ecken sind für Abstandshalter
vorgesehen, damit die Kontakte der Platine den Boden nicht berühren. Im Grundaufbau bei-
der Platinen befindet sich links die Primärseite und rechts die Sekundärseite. Der Abstand
zueinander ist so groß wie möglich, um gegenseitige Störungen zu vermeiden. Außerdem
wurden die Hochspannungsanschlüsse für die Platinen an der Oberseits positioniert, um
mehr Bewegungsfreiheit und einen besseren Überblick direkt vor den Platinen zu haben. Für
beide Platinen wurde der gleiche Kühlkörpertyp (graues großes Rechteck auf der Topsei-
te) ausgewählt, um die Leistungs SiC-MOSFETs zu kühlen. Die Befestigung der Kühlkör-
per kann mit jeweils drei Schrauben an der rechten Seite durchgeführt werden. Für mehr
Sicherheit vor Spannungsüberschlägen wurde das mittlere Bein der SiC-MOSFETs nach
vorne gebogen und um die Kriechstrecke weiter zu erhöhen, wurde zwischen den Beinen
und unter dem UCC21520-Treiber Schlitze (kleine graue Rechtecke) ausgefräst. Die ferti-
gen Platinenlayouts sind in der Abb. 5.1 (UCC21520 Treiber Platinen-Layout) und 5.2 (GDT
Platinen-Layout) zu sehen.

(a) Top-Seite (b) Bottom-Seite

Abbildung 5.1: UCC21520 Platinen-Layout

Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung 37

(a) Top-Seite (b) Bottom-Seite

Abbildung 5.2: GDT Platinen-Layout

Bestellung

Die Platinen wurden beim Leiterplatten Hersteller Leiton mit den folgenden Eigenschaften
aus Tabelle 5.1 angefertigt.

Tabelle 5.1: Platinen Eigenschaften


UCC21520 GDT
Art der Platine Prototypen(starr) Prototypen(starr)
Lagenzahl 2-lagig 2-lagig
Maße 100x 65mm 120x 65mm
Materialstärke 1; 55mm 1; 55mm
Oberfläche RoHS-konform RoHS-konform
Kupferstärke 35m 35m
Lötstopp Beidseitig (grün) Beidseitig (grün)
Bestückungsdruck Top nur tName Top nur tName
E-Test Ja Ja

Bestückung der Platinen

Um die Surface-Mounted Device (SMD) Bauteil zu verlöten, wurde zunächst eine Lötpaste
auf allen Kupferpads mittels Spritze aufgetragen. Danach wurden die Bauteile per Hand
positioniert. Durch die Lötpaste behielten diese ihre Position bei, ohne zu verrutschen. Im
nächsten Schritt wurde durch einen Heißluftfön die Lötpaste erhitzt, dadurch bildete sich
eine gute elektrische Lötverbindung zwischen Bauelement und Lötpad. Die Bauteile, die eine
Durchkontaktierung zur anderen Seite der Platine haben, wurden herkömmlich mit einem
Lötkolben gelötet. Allerdings wurden die SiC-MOSFETs erst am Kühlkörper befestigt und
danach gelötet, um mechanische Spannungen in den Lötverbindungen zu senken.

Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung 38

5.2 Test des UCC21520-Treibers

Abbildung 5.3: Bestückte UCC21520 Treiberplatine

5.2.1 Messergebnisse vom UCC21520-Treiber

Verzögerungszeiten

Die Verzögerungszeiten wurden direkt am Eingang und Ausgang des Treibers gemessen,
um ein genaues Messergebnis zu erzielen, ohne dass weitere Verzögerungen und Störun-
gen durch andere Bauteile hervorgerufen werden können. Für die Messung wurde der DT-
Pin mit dem Massenpotential verbunden und der Treiber mit Versorgungsspannung (VCC
und VDD) versorgt. Im Anschluss wurden die PWMs eingeschaltet, die Verzögerungszeiten
mit einem Oszilloskop gemessen und in die Tabelle 5.2 eingetragen. Die Zeit der steigenden
Flanke von INA war etwas länger als die vom Hersteller angegeben Zeit im Datenblatt. Die
anderen Zeiten waren im angegebenen Zeitbereich vom Herstellen und konnten nachgewie-
sen werden.

Tabelle 5.2: Verzögerungszeiten des UCC21520


INA INB Datenblatt
steigende Flanke 32,1ns 21,2ns 19...30ns
fallende Flanke 27,6ns 24,8ns 19...30ns

Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung 39

Totzeit

Die Totzeit des UCC21520-Treibers wurde ohne Hochspannung getestet, um ohne Gefahr
durch Spannung beim Einstellen des Potentiometer zu arbeiten. Für den Test wurde die
Versorgungsspannung (VCC und VDD) an den Treiber angelegt. Am INA-Eingang wurde
eine PWM mit einer Spannung 5V, Frequenz 100kHz und Tastverhältnis 50% angelegt. Der
INB-Eingang wurde mit dem invertierten PWM-Signal von INA betrieben und der Enable-
Eingang wurde mit einer Brücke auf Masse Potential gezogen.
Tabelle 5.3: Messergebnis Totzeit
Totzeit Poti R4
100ns 9,75k
200ns 19,98
300ns 31,2k
400ns 41,4k
500ns 53,5k

Die Testergebnisse für die Totzeit sind in Tabelle 5.3 aufgelistet. Für den Test wurde zuerst
die gewünschte Zeit von zum Beispiel 300ns durch den Abstand der Horizontalen-Cursor
am Oszilloskop eingestellt. Im Anschluss wurde das Potentiometer eingestellt, bis circa 50%
des Signals der Gatespannungen die Cursors Linien kreuzen (Abb. 5.4). Zum Schluss wurde
der Widerstandswert vom Potentiometer (RDT ) mit einem Multimeter gemessen. Dabei zeigt
das Ergebnis der Messung, dass die Formel 4.1, um die Totzeit zu bestimmen, sehr gut mit
der Praxis übereinstimmt.

Abbildung 5.4: UCC21520-Treiber Totzeit

Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung 40

Under Voltage Lock Out (UVLO)

Der UVLO Test muss mit Schaltspannung (Hochspannung) durchgeführt werden. Zu erken-
nen ist, dass im Abb. 5.5 der Treiber abschaltet, wenn der Ausgang 5V erreicht. Der Grund
dafür, dass im Praxisversuch der Treiber bei 5V abschaltet und in der Simulation (Kap. 4.2.3)
bei 8.5V besteht darin, dass es zwei verschiedene Versionen vom UCC21520 Treibern gibt.
Weil die Halbbrücken SiC-MOSFETs (C2M0080120D Rev.C) eine Gate Schwellspannung
von typischerweise 2,6V besitzen, reicht eine Sicherheitsabschaltung bei 5V aus. Bei einer
höheren Schwellspannung sollte auf die 8.5V Variante zurückgegriffen werden. Die Messung
bestätigte das gleiche Verhalten des Treibers, wie in der Simulation. Der Kondensator lädt
sich auf dem Spannungspegel von 19,27V auf und sinkt schlagartig auf 17,2V beim Ein-
schalten des high-side SiC-MOSFETs. Danach wird der Kondensator linear über den Treiber
entladen, bis er seine UVLO-Spannung erreicht hat und abschaltet.

Abbildung 5.5: UCC21520 UVLO Abschaltung Test


Abschlusstest des UCC21520 Treibers

Im Abschlusstest wurde das Schaltverhalten der Halbbrücken SiC-MOSFETs getestet und


welche Verluste dabei auftreten, untersucht. Dazu wurde ein Lastwiderstand von 75; 5 an-
geschlossen und die Schaltspannung wurde von 150V auf 400V in 50V Schritten erhöht.
Die Versorgungsspannungen betrugen V CC = 5V und V DD = 18V und die PWMs waren
gleich eingestellt, wie beim Totzeit-Test. Die Totzeit betrug 300ns und könnte für spätere An-
wendungen noch präziser angepasst werden. Für diesen Tests wurde sie recht hoch gewählt,
um zu jeder Zeit sicherzustellen, dass ein gleichzeitiges Einschalten beider SiC-MOSFETs
nicht im Testversuch vorkommen kann. Dadurch, dass Panasonic zur Zeit keine passenden
Last und Spannungsquelle für 800V Anwendungen bereitstellen konnte, musste die Schalt-
spannung für den Test auf 400V begrenzt werden. Für den Funktionstest der Schaltung
ändert sich nichts, bis auf die Tatsache, dass die Isolationsfestigkeit bei 800V nicht überprüft
werden konnte. Die Messergebnisse sind in Tabelle 5.4 eingetragen und ein Plot von der

Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung 41

Messung ist in Abb.5.6 zu sehen. Die Tabelle zeigt, dass bei einer Erhöhung der Schalt-
spannung der benötigte Strom für den Treiber erhöht wird (IV DD und IV CC ). Das bedeutet,
je höher die Schaltspannung, desto größer sind die internen Verluste des Treibers. PIN ist
die Eingangsleistung der Schaltspannung. Diese wurde direkt von der Spannungsquelle ab-
gelesen. VOUT ist der Effektivwert der Ausgangsspannung und wurde mit dem Oszilloskop
gemessen. Um den Effektivwert des Ausgangsstroms zu messen wurde eine Stromzan-
ge benutzt. Die Ausgangsleistung wurde aus den beiden Effektivwerten errechnet und im
Anschluss der Wirkungsgrad bestimmt. Weil beide SiC-MOSFETs schnell im Abschnürbe-
reich arbeiten und so sehr schnell ein kleiner Einschaltwiderstand RDSon wirkt, wird ein sehr
hohe Wirkungsgrad von im Durchschnitt 98% erzielt. Das zeigt, dass der Treiber die Halb-
brücken SiC-MOSFETs sehr gut ansteuert und somit wenig Schaltverluste entstehen. Dies
wurde auch durch eine thermische Messung mit einem IR Pyrometer (Strahlungsthermome-
ter) sichtbar. Die Halbbrücken SiC-MOSFETs mit dem recht kleinen Kühlkörper erwärmten
sich auf 43.0 C.
Tabelle 5.4: Messung der Ausgangsleistung des UCC21520 Treibers
Eingang Ausgang
VIN PIN IV DD IV CC VOUT IOUT POUT Wirkungsgrad 
150V 146,6W 5mA 12mA 102V 1,4A 142,8W 0,974
200V 260W 5mA 13mA 137V 1,87A 256,19W 0,985
250V 406W 5mA 13mA 171V 2,35A 401,85W 0,990
300V 584W 10mA 14mA 202,3V 2,82A 570,486W 0,977
350V 805W 10mA 14mA 244V 3,21A 783,24W 0,973
400V 1073W 20mA 15mA 276V 3,77A 1040,52W 0,970

Abbildung 5.6: UCC2152 Treiber Test

Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung 42

5.3 Test des Gate Driver Transformers (GDTs)

Abbildung 5.7: Bestückte GDT Platine

5.3.1 Messergebnisse vom GDT

Verzögerungszeiten

Die Verzögerungszeiten des GDTs (Tabelle 5.5) sind um den Faktor vier bis fünf größer als
die vom UCC21520 Treiber. Dennoch sind die Zeiten sehr schnell und um einiges schneller
als die meisten Optokoppler-Lösungen.

Tabelle 5.5: Verzögerungszeiten des GDT Treiber


INA INB
steigende Flanke 113,1ns 128,2ns
fallende Flanke 116,3ns 125,7ns

Abschlusstest der GDT Treiberschaltung

Der Abschlusstest für den GDT, um das Schaltverhalten und die Verluste zu untersuchen,
wurde identisch wie beim UCC21520 Treiber durchgeführt. Dazu wurde ebenfalls der gleiche
Lastwiderstand von 75; 5 verwendet und die Lastspannung gleichmäßig in 50V Schritten
erhöht, bis zu einer Spannung von 400V. Die Versorgungsspannung (V CC ) betrug 15V
und die PWMs wurden einzeln eingestellt. Für die PWMA wurde ein Tastverhältnis von 47%

Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung 43

gewählt bei einer Frequenz von 100kHz. Das bedeutet, dass eine Periode der PWM 10s
dauerte und das Signal für 4; 7s eingeschaltet war. PWMB hatte die gleiche Einstellung,
aber mit einer Eingangsverzögerung von 5s , somit ist zwischen den Signalen eine Totzeit
von 300ns. Die gewählte Totzeit war ausreichend groß, wie in der Abb.5.8 zu sehen ist. Dabei
entspricht der PWMA das gelbe Signal und der PWMB das rote Signal. Das grüne Signale
ist die Gatespannung für den high-side SiC-MOSFET und das blaue für den low-side SiC-
MOSFET. Zu erkennen ist, dass zwischen den Gatespannungssignalen eine ausreichende
Zeitspanne vorliegt, ohne das beide gleichzeitig eingeschaltet sind.

Abbildung 5.8: PWMA, PWMB und Gatespannungen für high/low-side SiC-MOSFETs

Die Messergebnisse für den GDT Treiber sind in Tabelle 5.6 eingetragen. Zu sehen ist, dass
der Strom IV CC konstant auf einem Niveau bleibt, egal, wie sich die Schaltspannung än-
derte. Der benötigte Strom ist höher als der beim UCC21520 Treiber, dafür wurde nur eine
Spannungsquelle benötigt. Erstaunlich ist der sehr hohe Wirkungsgrad der Schaltung, der
auf eine sehr gute Ansteuerung der Halbbrücken SiC-MOSFETs zurückzuführen ist.

Tabelle 5.6: Messung der Ausgangsleistung des GDT


Eingang Ausgang
VIN PIN IV CC VOUT IOUT POUT Wirkungsgrad 
100V 65,2W 0,074A 69,1V 0,94A 64,954W 0,9962
150V 146,6W 0,074A 103,7V 1,413A 146,5281W 0,9995
200V 260,3W 0,074A 138,2V 1,876A 259,2632W 0,9960
250V 406,3W 0,074A 172,9V 2,34A 404,586W 0,9958
300V 585,1W 0,074A 207,1V 2,81A 581,951W 0,9946
350V 801W 0,074A 241V 3,3A 795,3W 0,9929
400V 1051W 0,074A 275V 3,79A 1042,25W 0,9917

Stefan Riess
5 Praktische Versuchsdurchführung 44

Im Vergleich zum UCC21520 Treiber ist der Wirkungsgrad um 1% höher. Dadurch, dass
nahezu keine Verluste in den Halbbrücke SiC-MOSFETs entstanden sind, spiegelte sich
das auch in der thermischen Messung wider und diese fiel etwas geringer aus als die beim
UCC21520 Treiber.

Abbildung 5.9: GDT Treiber Test

Abbildung 5.10: Thermische Messung des GDT

Stefan Riess
6 Zusammenfassung

Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei unterschiedliche Konzepte der Ansteuerung von Leis-
tungs SiC-MOSFETs untersucht. Dabei war gefordert, dass die Leistungs SiC-MOSFETs
eine Hochspannung von mindestens 800V schalten können. Die Konzepte basieren auf:

• einer Treiberschaltung durch einen IC mit Bootstrap


• einer Treiberschaltung mit einem Gate Driver Transformer (GDT)

Dafür wurden zunächst die benötigten Grundlagen erläutert, die notwendig sind, um den
Aufbau der Schaltungen und deren Schaltungsprozesse zu verstehen. Im ersten Kapitel
der Grundlagen wurden verschiedene Koppelmechanismen und die Nachteile von Opto-
kopplern erklärt. Nachteile des Optokopplers bestehen in einem hohen Stromverbrauch, ei-
ne begrenzte Lebensdauer und eine zu niedrige Geschwindigkeit, gegenüber den anderen
Koppelmechanismen. Im Kapitel MOSFET wurde der zu treibende MOSFET erläutert, um
die Eigenschaften von MOSFETs als Leistungsschalter zu verstehen. Hierzu wurde das Er-
satzschaltbild mit parasitären Kapazitäten gezeigt, welches für eine schnelle dynamischen
Ansteuerung eine wichtige Rolle spielt. Insbesondere wurde dabei auf den Miller-Effekt ein-
gegangen und wie groß der benötigte Treiberstrom sein muss, damit eine bestimmte Ein-
schaltzeit des MOSFETs erreicht wird. Das Problem beim Einsatz eines N-Kanal MOSFET
als high-side MOSFET wurde ebenfalls dargestellt. Will man dennoch ein N-Kanal MOSFET
verwenden, kann dieser mit den oben genanten Treiberschaltungen angesteuert werden.
Für ein besseres Verständnis, wurden die verschiedenen Begriffe von Treiber-ICs erklärt.
Zum Schluss dieses Kapitels, wurde genauer auf die Schaltungskonzepte eingegangen und
deren Funktionsprinzip erläutert. Unter anderem wurde bei beiden Schaltungen darauf ein-
gegangen, dass kein Tastverhältnis von 100% möglich ist.
Im nächsten Kapitel wurden verschiedene Treiber-ICs verglichen, um den geeignetsten iso-
lierten Gate-Treiber-IC zu ermitteln. Mit dem Ergebnis, dass der UCC21520 Treiber-IC von
Texas Instruments der beste Treiber aufgrund seiner Spezifikation ist. Er ist universell Ein-
satzbar, seine funktionale Trennung der beiden Sekundärtreiber erlaubt Arbeitsspannungen
von bis zu 1500V, die Ausgänge können über einen separaten Eingang deaktiviert werden
und die Totzeit kann extern eingestellt werden.
Um den Schaltungsaufbau zu testen und eine Vorab-Untersuchung der beiden Treiberkon-
zepte durchzuführen, wurden diese im darauf folgenden Kapitel simuliert. Durch die Simu-
lationen konnte das Verhalten der Schaltungen getestet und die benötigten Bauteile für den
Praxisaufbau richtig dimensioniert werden. Die Auswirkung des Miller-Effekt konnte mit der
Simulation untersucht werden. Des Weiteren wurde nachgewiesen, dass der UCC21520
Treiber bei Unterschreitung einer bestimmten Ausgangsspannung die Ausgänge aktiv ab-
schaltet. In der Simulation für die Treiberschaltung mit dem GDT konnte experimentell un-
tersucht werden, wie eine preisgünstige Alternative zum fertigen Treiber-IC aufgebaut sein
kann.
6 Zusammenfassung 46

Als Resultat der Simulation wurden für beide Treiberschaltungen Platinen-Layouts erstellt.
Für den Praxistest wurden die angefertigten Platinen mit den nötigen Bauteilen bestückt und
verlötet. Die Praxistests ergaben für beide Treiberschaltungen einen sehr hohen Wirkungs-
grad, weil die Schaltverluste, durch die gute Ansteuerung der Halbbrücken SiC-MOSFETs,
gering sind.
Die Praxistests bestätigten, dass der UCC21520 Treiber für die in Zukunft erforderlichen
800V in der Elektroautomobilbranche geeignet ist. Durch seine Parameter, wie kurze Verzö-
gerungszeiten, hohe Ausgangsströme und universellen Einsetzbarkeit, bei einer Arbeitss-
pannung von 1500V, ist er sehr gut geeignet für die Ansteuerung von Leistungs SiC-
MOSFETs geeignet. Sein großer Nachteil ist die Notwendigkeit einer weiteren Spannungs-
quelle auf der Sekundärseite, welche galvanisch getrennt von der primären Spannungsquelle
sein muss.
Die in der Arbeit behandelte Treiberschaltung durch einen GDT bietet eine kosten günstige
Alternative unter folgenden Bedingungen:

• Es wird keine weitere Logikschaltung benötigt.


• Es kann auf Sicherheitsschaltungen verzichten werden.
• Der Bauraum muss ausreichend groß sein.
Dabei wird nur eine Spannungsquelle auf der Primärseite benötigt und um weitere Kosten
einzusparen, kann ein Trafo mit zwei Sekundärwicklungen verwendet werden. Die Erweite-
rung um eine Sicherheitsabschaltung ist möglich.

Stefan Riess
Literaturverzeichnis

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Stefan Riess
Abbildungsverzeichnis

2.1 Koppelmechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
2.2 Schaltbild eines N-Kanal Leistungs-MOSFET . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
2.3 Ersatzschaltbild eines MOSFET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
2.4 Ausgangskennlinienfeld eines MOSFET [8] . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
2.5 Einschaltverhalten eines MOSFETs[3] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
2.6 High-side und Low-side Switch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
2.7 Shoot-Through-Protection . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.8 Propagation delay und An- und Abstiegszeit[11] . . . . . . . . . . . . . . . . 10
2.9 Interner Aufbau eines Treiber ICs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
2.10 Treiberschaltung mit Bootstrap [14] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
2.11 Treiberschaltung mit Potentialtrennung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16

4.1 Simulation einer Bootstrap-Schaltung mit dem UCC21520 Treiber . . . . . . 20


4.2 Eingangssignale und Ausgangssignale der UCC21520 Treiberschaltung . . . 24
4.3 Miller-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
4.4 UVLO Abschaltungtest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
4.5 Aufbau eines GDT mit diskreten Bauteilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27
4.6 Eingangssignale und Ausgangssignale der GDT Treiberschaltung . . . . . . 30
4.7 Miller-Plateau der Push- und Pullstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31

5.1 UCC21520 Platinen-Layout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36


5.2 GDT Platinen-Layout . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
5.3 Bestückte UCC21520 Treiberplatine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
5.4 UCC21520-Treiber Totzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
5.5 UCC21520 UVLO Abschaltung Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40
5.6 UCC2152 Treiber Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
5.7 Bestückte GDT Platine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
5.8 PWMA, PWMB und Gatespannungen für high/low-side SiC-MOSFETs . . . . 43
5.9 GDT Treiber Test . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
5.10 Thermische Messung des GDT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44
Tabellenverzeichnis

3.1 Vergleichstabelle von isolierten Gate-Treibern . . . . . . . . . . . . . . . . . 18

4.1 Parameter für die Simulation der UCC21520 Treiberschaltung . . . . . . . . 21


4.2 Verwendeten Bauteile für die UCC21520 Treiberschaltung . . . . . . . . . . 23
4.3 Parameter für die Simulation des GDT Treiberschaltung . . . . . . . . . . . . 28
4.4 Verwendeten Bauteile für die GDT Treiberschaltung . . . . . . . . . . . . . . 29
4.5 Messergebnis GDT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30

5.1 Platinen Eigenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37


5.2 Verzögerungszeiten des UCC21520 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
5.3 Messergebnis Totzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
5.4 Messung der Ausgangsleistung des UCC21520 Treibers . . . . . . . . . . . 41
5.5 Verzögerungszeiten des GDT Treiber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
5.6 Messung der Ausgangsleistung des GDT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43
Versicherung über die Selbstständigkeit

Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit im Sinne der Prüfungsordnung nach
§16(5) APSO-TI-BM ohne fremde Hilfe selbstständig verfasst und nur die angegebenen Hilfs-
mittel benutzt habe. Wörtlich oder dem Sinn nach aus anderen Werken entnommene Stellen
habe ich unter Angabe der Quellen kenntlich gemacht.

Hamburg, 29. August 2017


Ort, Datum Unterschrift

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