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Dirk Meier, Süderbusenwurth

L; ;7- Neue Forschu ngsergebn isse zur nordwesteu ropäischen Frü hgesch ichte unter besonderer Berücksichtigung der altsächsischen Kultur im heutigen N iedersachsen Studien Zur Sachsenforschung 15 Süderbusenwurth Vorbericht der Ausgrabungen auf einer Marschensiedlung der Römischen Kaise rzeit in Dithmarschen Von Dirk Meier, Vesselburen 1. Einleitung Die Marschen gehören zu denjenigen Räumen in Mitteleuropa, in denen für umwelt- und siedlungsgeschichtliche lJntersuchungen die besten Voraussetzungen gegeben sind. In Fortsetzung eines zwischen 1991 und 1996 durchgeführten Forschungsprogramms zur Landschaftsentwicklung und Siedlungsgeschichte des südlichen schleswig-holsteinischen Küstengebietes (Maren 2001a/b) erfolgen sett 1996 durch die Arbeitsgruppe Küstenarchäologie Ausgrabungen in Süderdithmarschen mit dem ZieI, die eng miteinander verbundene lJmweltentwicklung und Siedlungsweise von der römischen Kaiserzeit bis in das Mittelalter erstmalig für diesen Küstenabschnitt zu dokumentieren. Nachdem 1996 mit Norderbusenwurth und 1,997 mit Lütjenbüttel je eine mittelalterliche \7urt in Süderdithmarschen untersucht wurden (Abb. 1; Mrmn 2003), konzentrierten sich die Aktivitäten zwischen 1998 und 2OO2 erstmals auf die flächenhafte Ausgrabung einer Marschensiedlung der Römischen Kaiserzeit. Die archäolbgischen lJntersuchungen wurden durch den Verein zur Förderung von Arbeitsstätten e.V. des Kreises Dithmarschen und das Arbeitsamt Heide finanziert. Auf den Ausgrabungen waren im Rahmen von ABMaßnahmen zehn Arbeiter beschäftigt. Die wissenschaftliche Leitung des Projekts und der Ausgrabungen obiag dem Verfasser, Jens-Detlef Pauksztat hatte in bewährter \(eise die technische Leitung inne. Im Rahmen einer Dissertation bearbeitete Ralf \flitt das archäozoologische Fundmaterial der Ausgrabungen. Bodenkundliche Untersuchungen des Umlandes führte im Rahmen eines Stipendiums Stephan Schwank, Universität Hamburg, durch. 2.Lage Im §Testen der Seemarsch Süderdithmarschens liegt, einbezogen in den mittelalterlichen Deichverlauf, die Dorfwurt Süderbusenwurth (Abb. 1; 2). Etwa einen Kilometer nördlich befindet sich das Wurtendorf Norderbusenwurth. Beide \flurten gehören zu einer Gruppe weiterer §Turtendörfer in der küstennahen von Prielen durchzogenen Seemarsch mit ausgedehnten Salzwiesen, die im 1 . nachchristlichen Jahrtausend westlich eines weitgehend vermoorten Sietlandes lagen (Mrrrn 2001c). Süderbusenwurth, 1855 Teil der Südervogtei Meldorf, umfasste Mitte des lg.Jahrhunderts 17 Höfe und fünf Stellen ohne Land, insgesamt 27 Gebäude (v. Scunöonn 1855, 280). Heute befinden sich auf der bis NN +4,80 m hohen Dorfwurt mehrere Höfe, die nicht Über mehr alle landwirtschaftlich genutzt "rerden. den östlichen Teil der alten Dorfwurt verläuft die Bundesstraße 5. Die einzige größere, unbebaute Fläche liegt im Nordwesten der im Durchmesser etwa 250 m großen, ovalen Dorfwurt (Abb. 2; 3). Nordwestlich der Dorfwurt befinden sich zwei kleine Hofwurten nahe des nach Norderbusenwurth führenden mittelalterlichen Deiches. Den ehemaligen Vedauf markiert der landwirtschaftliche Nebenweg. Auch der südliche Deich einer jüngeren Vordeichung nach §Testen ist nicht mehr erhalten und lässt sich nur noch anhand der Flurformen erkennen. Ehemals reichten beide Deiche bis an den \(estrand der \7urt heran, wobei der älteste mittelalterliche Deich sich nach Süden weiter fortsetzte. Reste dieses Barlteraltendeiches sind noch östlich der Bundesstraße 5 zu erkennen. Nördlich der Dorfwurt liegt eine tiefere Fläche, bei der es sich um eine alte Auskolkung infolge eines Deichbruches handeln mag. Auch an einen Späthing wäre zu denken, dessen Erdmaterial zum Bau der §7urt oder der Deiche Verwendung fand. Süd- lich der Dorfwurt verläuft der Brustwehrstrom, bei dem es sich um einen kanalisierten älteren Prielverlauf handeln könnte. Ehemals erstreckte sich westlich der §flurt ein breites Vorland, das erst im 16. Jahrhundert eingedeicht wurde. Bis in diese Zeit konnten höher auflaufende Sturmfluten die §7urt erreichen. 344 Süderl:uscnrvurth. \brbericht dcr Ausgrabungen auf ciner l\{arschensicdluns tler Römischcn K.riserzeit in Dithn:rrschen Abb. 1 Küstengebiet von Süderdithrnarschen mit Wurten und Dcichverlauf dcs Mittelalters. Grafik:Dirk Meier. 345 Süderbusenwurth. \brberichi der Ausgrabunqcn euf einer N4arschelsiediung dcr Römischen Kaiserzeit in I)ithmarschen 4. Bohruntersuchungen und 3. Altere lJntersuchungen Südlich des die \[urt in west-östlicher Richtung überquerenden §7eges führte A. BaNtr,ruANN (1949, ff.) 1948 eine kleine Sondage zur Klärung des Schichtenaufbaus durch. Der mit Hilfe von zwei Arbeitern vom 1. bis 22.Juni 1948 ausgeschachtete 12 m lange, oben 2 m, unten 0,60 bis 0,70 m breite und bis 84 3,80 m tiefe Schnitt am §(estrand der Dorfwurt zeigte, dass an der Basis der Wurt etwa 1 m mächtige Mistschichten lagen, die Kleiaufträge bedeckten (Abb. 3). Aus den Dungschichten stammte Keramik des l./2. bis 3. Jahrhunderts n.Chr. Hausreste wurden in dem schmalen Schnitt nicht angetroffen, sind jedoch weiter östlich zu vermuten. Einen darüber, in einer Höhe von NN +1,50 m abgelagerter Klei interpretierte BaNTsrMANN (1,948,84 ff.) als Überflutungssedimente. Darüber folgten bis zur heutigen Höhe der \Wurt mehrere Kleiaufträge, die nach Ausweis harter Grauware in das hohen und späten Mittelalter wiesen. Wie Bantelmann weiter vermutete, bestand in der Römischen Kaiserzeit eine Siedlung, die möglicherweise überflutet wurde. Vie die weiteren Funde zeigten, erfolgte eine Neubesiedlung der'üurt, verbunden mit größeren Kleiaufträgen, erst im hohen Mittelalter. Da L948 keine Grabungsgenehmigung zu erhalten war, den Kern der Dorfwurt nahe der Bundesstraße zu untersuchen, wurden die archäologischen IJntersuchungen nicht weiter fortgesetzt. Dies gelang erst mit den 1998 durch die Arbeitsgruppe Küstenarchäologie eingeleiteten archäologischen Grabungen. Um möglichst einen Teii der kaiserzeitlichen Siedlung zu erfassen, erfolgten nach Bohrsondagen in den Jahren 1998 bis 2002 flächenhaften lJntersuchungen auf der nordwestlichen, nicht bebauten, zum Hofgrundstück von HansJürgen Dahl gehörenden §flurtkuppe. Anlage der Ausgrabung Auf der nordwestlichen Bohrkuppe wurden in 5 m Abständen in west-östlicher und nord-westlicher Richtung je ein Bohrprofil angelegt. Die Ergebnisse der insgesamt 21 Bohrungen stimmten mit den älteren lJntersuchungen von Bantelmann überein, nach denen an der Basis im \flestteil der \[urt größere Dungmengen lagen, die von Kleiaufträgen bedeckt wurden. In den Bohrprofilen zeichnete sich aber nicht in der Deutlichkeit eine differenzierte Schichtenfolge von Mistschichten, ab- deckenden schmalen Kleilagen und Brandschichten ab, 1. nachchristlichen Jahrtausends so charakteristisch sind. Der untere Teil der Schichten in den Bohrprofilen bestand aus Brandschichten, Klei und Mist. Muschellagen deuteten auf einen Priel hin, der in west-östlicher Richtung an der Basis der heutigen \[urt verlief. Die Bohrungen ließen vermuten, dass der obere Teil der Dorfwurt erst im Mittelalter infolge der Sturm- wie sie für §flurten des flutgefährdung in schneller zeitlicher Folge aus Klei aufgetragen worden war. Diese Kleiaufräge bedeckten ein Siedlungsareal der römischen Kaiserzeit. Hinweise auf Hausbefunde und Ho{platze ließen sich aus den Bohmngen nicht entnehmen. Zwischen 1998 und 2002 erfolgten auf dem nordwestlichen, unbebauten Teil der Dorfwurt die Aniage von 6 Grabungsschnitten mit insgesamt 2.200 m2, damit etwa 3,5 oÄ der etwa der insgesamt etwa 62.500 m2 großen Dorfwurt (Abb. 3; 4;Tab. 1). Die bis zu 4 m tiefen Schnitte mussten am Ende der jeweiligen Kampagne wieder verfüllt werden, da man diese nicht über den §flinter offen lassen konnte. Bei der Eintiefung neuer Schnitte waren zur Standsicherheit der Profile jeweils 1-2 mbreite Stege notwendig. Die oberhalb der kaiser- Tab. 1 Süderbusenwurth (Busenwurth 8), Dithmarsciren" Größe 61.. $-vzbungsschnitte. Grabungsjahr Schnitt Länge Nord-Süd Breite V/est-Ost l-lache 1ö rn '5U m- J 25m 17m 25m 30m 30m 6 30 1.7 t998 1 1,999 2 1999 2000 20oL 2002 J Summe + E rl ) ) 15m l)3 m' 15m )/) m m- l ) 12m .J6U 15 rn 45U m- rn 5iu m22aA m2 346 Südcrbusenn urth. \'orbericht cler Äusgrabungcn aul cincr lllarschensiedluug .ler zeitlichen Siedlungsschichten an den Profilen endang laufenden Stege boten zugleich die Möglichkeit, die Deckschichten der \[urt nachzuputzen. Um die Grabungsflächen verliefen entlang der Profile bis 0,60 m breite Gräben, die das Regenwasser abführten und zBgleich einen besseren stratigraphischen Einblick der \üurtschichten ermöglichten. Die Grabungsarbeiten dauerten durchschnittlich von Anfang Mai bis Ende Oktober. \Mie die Befunde zeigten, war in den Schnitten 1-3 der randliche Bereich einer Hofwurt der römischen Kaiserzeit aufgedeckt worden, deren Kern mit den Schnitten 4-6 in den Jahren 2000 bis 2Oa2 untersucht wurde. Nach Analyse der Bohrungen wurde in den jeweiligen Schnitten der obere Kleiauftrag des hohen bis späten Mittelalters mit dem Bagger bis zu einer Ränischin 1(aiscrzcit in I)ithmarscher Tiefe von maximal 1,5 m entfernt, während der untere Teil der \(urt mit dem oberen Teil der hoch- bis spätmittelalterlichen Aufträge und den älteren Siedlungsschichten auf herkömmliche Weise in einzelnen Plana mit dem Spaten abgetragen wurde. Alle archäologischen Befunde wurden mit laufenden Nummern versehen, die.Funde nach den Schichten vereinnahmt. 5. Naturräumliche Voraussetzungen Wie die Ausgrabungen zeigten, lag der älteste Teil der Siedlung auf einem bis NN +1,80 m hohen, vor Anlage der Siedlung bei höheren Sturmfluten überschwemmten Uferwall nahe eines Priels, der nach Abb.2 Dorfwurten von Süder- und Norderbusenwurth mit Deichverlauf des Mittelaltcrs. Ausschnitt der Topograpl-risch-Militärischen Charte des Herzogtums Holstein (1789-171)6), Varcndorfsche Karte. Süderbusenr.urth. Vorbcricht der Äusgrabungen,rui cincr Marschensiedlung cler Ri-irnischcn Kaiserzeit Osten hin abfiel. Die Marsch des Umlandes lag auf einer Höhe von NN +0,80 m. Der Untergrund des Uferwalles bestand aus schluffigen Sedimenten über einer bis 1,50 m mächtigen Lage von Muschelschalen. Diese waren vor allem nahe des Priels stark zerrieben. Reste des alten Marschbodens zeichneten sich als schwarzer Streifen nur am nordwestlichen Rand der'ü/urt ab. In den tieferen Teilen der Marsch war der Oberboden meistens zur Gewinnung von Soden entfernt worden. Teilweise ließen sich jedoch auf der östlichen, abfallenden Seite des Uferwalls über schluffigen Sedimenten Reste von mit Pflanzenresten und kleinen \flurzeln durchsetzte Bodenbildungen nachweisen, die auf eine erste Verlandungsphase hindeuten (Abb. 4). Durch den Schnitt 2 zog sich in südwest-nordöstlicher Richtung ein etwa 6 m breiter, später zusedimentierter und mit Mist verfüllter Priel, der westlich der \(urt vermutlich in einen größeren Priel oder direkt in die Nordsee mündete. Die Unterkante des Priels lag auf einem Höhenniveau von etwa NN +0 m. Geht man davon aus, dass der Priel während der Flut voll mit'ü/asser gefüllt war, lässt sich ein Mittleres Tide- hochwasser (MThw) von maximal NN +0,80 m für die ältere Römische Kaiserzeit angeben. Das MThw ist jedoch niedriger aufgelaufen, da sich im Bereich von durchschnittlich NN +0,80 m auch die Bodenbil- dung der alten Marsch mit ihren Salzwiesenhorizon' ten abzeichnet, also ein Bereich, der über dem damaligen MThw lag. Dies bestätigen die Diatomeenuntersuchungen aus Ablagerungen des oberen Eulitorials und Strpralitorials von H. Freund, \7ilhelmshaven, die auf ein Mthw von NN +0,30 m bis +0,40 m um Chr. Geb. hindeuten. Die nur geringere Höhe der die Siedlung umgebenen Seemarsch hatte zur Folge, dass schon niedrig auflaufende Sturmfluten das Wirtschaftsland überschwemmen konnten. So sind teilweise Nachweise dünner sandiger Sedimente in den ältesten Mistschichten der Siedlung am nördlichen Rand der \(urt belegt. Höhere Sturmfluten hatten vor der Anlage der Siedlung sogar den Uferwall überschwemmt, wie dünne Anwachsschichten zeigen. Am Rande des Priels iagen über den schluffig bis sandigen Kleischichten des Untergrundes von der Brandung zerriebene Muscheln. Dieses Muschelpaket war weiter im §Testen im Bereich des Uferwalles mächtiger. Hier fielen die teilweise von Sedimentbändern durchzogenen Muschellagen in west-östlicher Richtung ab. Die höchste Lage der Muschelansammlungen befand sich mit NN +1,30 m im Nordwesten 347 ir I)ithmarschcn unter dem auslaufenden Rand der \flurt. Darüber waren sandig bis schluffige Sedimente und ein erneuter Anwachs abgelagert. Der schnell verlandete Priel wurde vermutlich schon kurz nach der Anlage der ältesten Hofstellen zur Schaffung einer begehbaren Oberfläche auf einer Höhe von NN +1,30 m mit Kleisoden bedeckt. 6. §Turtaufbau und Siedlungsh orizonte Der obere Teil der Dorfwurt besteht aus Kleiaufträgen des Mittelalters, die Schichten der Römischen Kaiserzeit bedecken. Die verschiedenen Schichten lassen sich insgesamt 4 Siedlungshorizonten (SH) zuweisen. Der SH 1 umfasst denZeitraum erster auf §flurten errichteter Hofstellen, der SH 2 die Herausbildung ei- ner größeren Gesamtwurt. Eine absolutchronologische Einordnung des SH 1 erlauben die zahlreichen dendrochronologischen Altersdatierungen, die bislang eine Zeitspanne von 50 bis 150 n.Chr. belegen (Tab.2);der SH 2lässt sich bislang nur anhand der kaiserzeitlichen Keramik zeit]tch näher fixieren. Dieser dürfte in eine Zeitspannevon frühestens 150 n.Chr. bis um 300 n.Chr. gehören. Die darüber liegenden Kleiaufträge der Siedlungshorizonte 3 und4 konnen dem hohen und späten Mittelalter zugewiesen werden. 6.1 Dendrochronologische Altersbestimmungen Zur absoluten Datierung lassen sich vor allem die dendrochronologischen Altersdatierungen heranziehen, die von S. \flrobel, Ordinariat für Holzbiologie der lJniversität Hamburg, durchgeführt wurden. Deren Ergebnisse können hier erst teilweise vorgelegt werden. Von den Pfosten der auf der Hofwurtlkurz hintereinander errichteten Häuser ließen sich bislang aus den östlichen Stallenden 16 zeitlich einordnen. Da keines der Hölzer noch Splintrestre enthielt sind die Fälldaten als terrninws postquenx zu verstehen. Die tatsächlich vorhandenen, zuletzt gebildeten Jahrringe liegen in einem engen zeitlichen Rahmen, so dass von einem homogenen Kollektiv ausgegangen werden kann. Erstaunlicherweise sind die Datierungen etwa 100 Jahre älter als die des Spaltbohlenzauns. Die Spannbreite der Jahrringe zeigt, dass etwa 100 Jahre alte Bäume gefällt worden waren. Die ältesten Fälldaten aus dem östlichen Ende des Hauses 2 stammen aus den Jahren um oder nach 53 n.Chr., die jüngeren aus dem Stallende von Haus 3 aus den Jahren um oder 348 Schnitt 1 ) Sriderbusen*'tLrth. Vorbcricht der Ausgrabunqen auf einer l\{arschensicdlung dcr Rä,mischen Kaiserzeit in 1)ithnarschen Befund zaun J.f Zaun lTT (Forts. 35) Zaun Datierung Probenanzahl Winter 119/15a n.Chr. 11 Sommer 147 n.Chr. Sommer i48 n.Chr. 146+5i-0 Jahre Haus 2 (östliches St:rllende) Spaltbohie 255 um oder Spaltbohlc 273 um oder Spaltbohle 269 um oder Spaltbohle 268 um oder Spaltbohle Spaltbohle Spaltbohle Spaltbohle 257 258 260 261 Spakbohle262 Spaltbohle 264 Spaltbohle 265 nach nach nach nach 1 3 1 53 n.Chr. 1 62 n.Chr. 62 n"Chr. 63 n.Chr. 1 um oder nac}r 53 n.Chr. urr odcr n.rch 5J n.Chr. i.rn ,.)dcr uach 5-J n.Chr. um otlt'r rr.rch 65 i].Chr. unr odcr n,rch 65 n.Chr'. urn odcr naclr 65 rr.Chr. um oder-nach 6i n.Chr. Haus 3 östliches Stallende um oder nacl-r 63 n.Chr. Spaltbohle 249 Spaltbohle277 um oder nach 63 n.Chr. 1 1 I 1 1 1 1 1 1 1 Tab. 2. Säderbusenwurth (Busenwurth 8), Dithrnarschcn. Dendrochronologischc Altersbestirnmunsen. nach 65 n.Chr. Allerdings steht noch die Ergebnisse der Altersbestimmungen aus dem Mittelteil des Stallteiles und aus dem \X/ohnteil der Häuser aus, so dass ner-r. können (Tab.2). 6.2 Siedlungshorizont Von den 20 Hölzern eines die Hofwurt I umgebenen Zaunes nebeneinander gesetztü Spaltbohlen ließen sich 11 datierten. Das Ergebnis zeigte einen homogenen Befund; durch eine vollständige Probe ließ sich der Holzeinschlag dabei auf den \Tinter 149/150 festlegen. §fleitere Fälldaten stammen aus der Forrsetzung des Umfassungszaunes, der im Schnitt 3 freigelegt wurde. Datierbar von diesen s7'aren fünf Proben aus der Fortsetzung des Spaltbohlenzaunes aus Schnitt 1; diese enthalten eine ähnliche Jahrringstruktur wie die Proben von 1998. Vier Hölzer des lJmfassungszaunes enthalten die Waldkante, so dass ihre Fällung jahrgenau in dieZeiten Sommer 147 (Befund 177),Sommer 148 (177) und Sommer 1,48 (177) datiert werden kön- Dem 19,18 von Bantelmann angelegten Profilschnitt, den Bohruntersuchunger-r und neueren Grabungen nach zu sch1ieI3en, nahm das an cinem Priel gelegene Siedlungsareal der Römischcn Kaiserzeit zumindest dcr-r westiichen Teil der heutigcn Dorfwurt ein. Hier erstreckte sich ein bis NN +1,80 rn hoher Uferwall, der flach naci-r Ostcn hin abfiel. Auf diescm höheren Marschrücken entsranden die ältesten Hofplätze (Abb. 4). Das in den tieferen Bcreichen der Seemarsch sich noch Verschiebungen hinsichtlich der absolut chronologischen Einordnung der Gebäude ergeben Ein anl-rar.rd äu13erer, im Norden angeschnittene Zaun ist dreier Proben nach dcr Fällzeit nach um 146+5/-A Jahren errichtet worden. 1 feuchte Siedeiareal wurde teilwcise mit parallel laufenden Gräben cntwässert. Verschiedene schmale, nach dem Ende ihrer Nutzungszeit rnit Mist verlüllte Gräben führten das Oberflächenwasser zum Rande der Siedlung im Norden ab. Erst danach trug man hier Südcrbusens'urth. Vorbericht eler Ausgrabungcn auf cincr r\{arschensiedlung cler Rümischen Kaiserzeit in Dithmarschcn Abb. l Süderbusenwurrh (Busenwurth 8), Dithmarschen. Vereinfachter Höhcnplan dcr Dorfr,vurt mit Lage der archäologischen Grabungen. Grafik: Dirk Meier. 349 Sriderbusenw'urth. Vorbericht cler Ausgrrbungen auI einer \{arschensiecllung der Riimischen Kaiserzeit jn I)ithnrarschen 350 Ä o'-'-.,!,.,,,,,,.-1,.! * Schnltl'319? i46 At) I48AD r 49lr 50 AD Schnill6102 \\ \ ö § \ \ § Schnili zilOü A) Schnit+ 2/99 Abb.1 Süderbusenrvurth (Busenwurth 8), I)ithmarschen. Grabungsschnitte 1-6 mit archäologischen Befunden dcr Römischen Kaiserzeit (vereinfacht). Grafik: Dirk Mcier. Süderbuscnu,urrh. \'orbcricht der Arisgrabungen auI einer Marschensiedlung dcr Rümischen Kaiserzeit in Dithrnarsciren etwa 0,40 m mächtige Lagen aus Kleisoden auf. An den Rändern der Hofwurten abgekippter Mist wurde zur Schaffung einer begehbaren Oberfläche mit Soden bedeckt. Darüber lag teilweise Siedlungsschutt. 351 fassungsgraben der Hofwurt. §Teiter östlich, im zen- tralen Bereich der Hofwurt fand dieser Sodenwall keine Fortsetzung. 6.2.2Häuser 6.2.1 Aufbau der Hofwurten Die Höfe selbst waren auf \(urten errichtet. Die Schnitte 4 bis 6 erfassten nahezu vollständig eine der Hofwurten (Hofwurt I), deren Ausbau entsprechend der sich in der Längsachse stallwärts verschobenen §(ohnstallhäuser vor allem nach Osten hin erfolgte (Abb. 5-Z). Unterhalb der §Tohnteile der Häuser bestand der eigentliche §flurtenkern aus einem Auftrag aus Kleisoden, im Stallbereich aus Mist, der von Kleisoden bedeckt wurde. Entlang der Mistpackungen verliefen Sodenwälle. Das §Tohnniveau des ältesten auf der Hofwurt I errichteten §(ohnstallhauses (Haus 1) lag bei NN +2,20 m im Wohnteil und fiel nach Osten zum Stallteil um 0,50 m ab. Die \7urt umgab teilweise, ein später mit Mist verfüllter Graben. Nach dem Abbrand des ersten Hauses erfolgte eine Erhöhung und ein Ausbau der §(urt mit Klei und Mistaufträgen. Der aus übereinander gepackten Kleiso. den bestehende Rand der nun größeren Hofwurt fiel nach tü/esten hin steil ab. Auf der erhöhten Hofwurt entstand wiederum ein §üohnstallhaus (Haus 2), dessen Fußboden im §flohnbereich auf einer Höhe von NN +2,60 m lag. Nach dem Abbrand dieses Gebdudes erfolgte die Anlage eines dritten Flauses. Der bei der Viehhaltung anfallende Mist wurde aus dem östlichen Stallende des Hauses gekippt und damit die §(urt vergrößert. Die randlichen Ausbaustadien zeichneten sich jeweils als Sodenwälle ab. Der jüngste, östliche Ausbau der Hofwurt wies einen Durchmesser von annähernd 30 m auf und war etwa 0,70 m hoch aus Mist aufgeworfen. Um dem Mistauftrag eine zusätzliche Stabilität zu verleihen, umgab ein breiter \7a11 aus gepackten Soden den östlichen, vor allem aus Mistaufträgen bestehenden jüngsten Ausbau der Hofwurt (Abb. 6; 7). Diesen begrenzten auf jeder Seite ein gut erhaltener Flecht- wandzaun, der unter der Last der jüngeren §7urtaufträge umgeknickt war. Teilweise sind auch zwei äußere, parallel nebeneinander verlauf ene Flechtzäune erhalten. Neben den runden Staken, meist Birke (äe- twla), fanden auch Spalthölzer Verwendung. Der \ü/urtenausbau bedeckte zugleich den älteren Um- Die auf der Hofwurt I errichteten §Tirtschaftsgebäude präsentierten den Typ des dreischiffigen §(ohnstallhauses mit'Wohnraum und Stall, Flechtwänden und das Dach tragenden, in Pfostengruben eingelassenen Spaltbohlen. Diesen waren teilweise durch die Auflast der jüngeren \Turtschichten verdrückt. Bei allen drei nachgewiesenen Gebäuden la-Wohnteile im §7egen die Stallteile im Osten und die lVohnteil sten. Einen Schnitt durch den der Häuser 1-3 dokumentieren das Westprofil des Schnittes 5 und das Ostprofil des Schnittes 6 (Abb. 5; 8). Die das Rähm tragenden, meist 1 m auseinander stehenden Pfosten standen dabei außerhalb der gegen Regen empfindlichen Flechtwände. Die Staken der Häuser in Süderbusenwurth bildeten meist Spalthölzer. Die Hausabschlüsse wiesen an den Enden jeweils leicht gebogene Flechtwände auf. Die jeweils nach einem Abbrand des Vorgängerbaus neu errichteten Gebäude verschoben sich stallwärts nach Osten, so dass es teilweise schwierig war, die einzelnen Hausphasen voneinander zu trennen, zumal da häufiger Pfosten nach- und umgesetzt wurden. Zudem waren in den höher liegenden §flohnteilen nur die Holzpfosten des ältesten Hauses erhalten. Somit ließen sich von den jüngeren Gebäuden nur die Stallteile eindeutig fassen. Da eine dendrochronologische Auswertung der Proben aus den Schnitten 5 und 6 noch aussteht, können sich hinsichtlich der Datierung der Häuser noch Anderungen ergeben. Haws 1 Das Haus 1 besaß eine Breite von etwa 5,40 m und eine Länge von etwa 20 m. Die Höhe des Fußbodens im \flohnteil des Hauses 1 lag etwa bei NN +2,20 m und fiel nach Osten zum Stallteil etwa auf NN +1,50 m ab (Abb. 5-9). Im Inneren des \flohnteils befand sich eine Feuerstelle, dessen Scherbenpflaster noch erhalten war. §7ie mehrere, dicht beieinander liegende \Webgewicht e zeigen,hatten die Bewohner nach einem Brand das Haus offenbar fluchtartig verlassen. 352 Süderbuscnu,urth. Vorbcricht dcr Ausgrabungen auI einer \'[arschensicdlung clcr Rü,nischen Kaiserzeit in ])ithnrarschen 0 5m /-/-"-§ /r/1\\ uf111 )ll l//--\\§--/,/l tlFr -^\*-/ ',i, l'_- -l-- ..s*-"=-.'---- f L= Hous € = i f# i= * - :." ;.=-*.--_, i'i: ,€ =c '\ I ! 2 Hous \ ,2,r0 i:i: !.:i :-r:-':: :.-.---,.--...,.-i_-- 1 i.;I i: ilii des vlrlielollers Grub+ d*i rcm. kJis*Eei'i i i-'1 i: - :ts: , -i:,.:'-ar ! ti.t!1+.51=t:: ;e-:r-=::=-:;::'r ,+1 ! ==-:::.:-==.=::=:r ::====--::+:== =, =-.:-: =" €: i==-:i:i-:---=--=E= l§ rE = +2.17 €t Brunnen , : i - = : § i'1 § r- € I Eä o c I' E. a Gr ( &E*-=+ € ;t.; Mifi( =:+2,35 r*l § -' Hsus €'I 3c b€ i € +^ UU '1,V4 !--flit€ Cei iai-n. (cis€!rzeit 53 !"-_§ AD 62 AD s3AD i;-:= l:.:1ä f-( ) !- __ 55 AU 65r \t.H Fious ffi li =? 63AD 3b/ t^\ \ .:=:jj:.- a::::--.' -' t-'t-:'" Brunnen =€ F-\ (',4" des I'iitielclt+rs Abb.5 Süderbusenwurth (Busenwurth 8), Dithmar:schen. Hofwurt I mit §Tohnstallhäusern tr-3 (Plan vereinfacht ohne Schnittgrenzen). Grafik: Dirk Ivleier. 353 Süderbusenwurth. \rorbericht der Ausgr,rbungcn aul cincr N'larschcnsicdlung dcr Römischcn Kaiscrzcit in Dithmarschcn Haus 2 Nach dem Abbrand des Hauses 1 wurden die Pfosten abgeschlagen und die Reste der Flechtwände beseitigt. Nur die Reste der Pfosten und die Staken, die fast so tief wie die Pfosten eingelassen waren, ließ man stecken. Der Schutt des Hauses wurde planiert und teilweise auch in Gruben gekippt. Danach brachte man neue Kleisodenlagen auf. Der Fußboden des Hauses 2lagnun im §Tohnteil etwa 0,40 m höher, so- mit bei NN +2,60 m (Abb.5; 8). Die westliche Querwand des Hauses lässt sich nicht bestimmen, da entsprechende Pfosten und Flechtwände nicht erhalten sind. §flährend man die Breite dieses Haus beließ, wurde der Stallteil offensichtlich verlängert. Das Stallende dieses Hauses kam im Schnitt 4 zutage. Auch dieses Haus brannte ab und wurde planiert. Haws 3a/b Nach dem Abbrand des Hauses 2 wurde nochmals auf der Hofwurt I ein §Tohnstallhaus (Haus 3) errichtet, dessen Planierschicht im §Tohnteil auf einer Höhe von NN +2,60 bis + 2,80 m lag (Abb. 5-7). Das nach Osten verschobene Haus wies bei einer gleichbleibenden Breite nun eine Länge von etwa 22 m auf .In einer Ausbauphase erfolgte eine Verlängerung des Stalles um2m (Haus 3b). Das östliche Hausende des Hauses 3 wurden durch zwei Sodenbr-unnen geschnitten, die von den mittelalterlichen Siedlungshorizonten (SH 3 oder 4) der \flurt eingetieft worden waren. Eine, weitere gfoße mit Mist verfüllte Grube störte die südliche Längswand des Hauses. Ebenfalls der mittelalterliche Sodenbrunnen schnitt in den Baubefund der Römischen Kaiserzeit etn. Nicht ganz auszuschließen ist auch, dass ein ganz neues Gebäude errichtet wurde, dessen östliche Querwand im Schnitt 5 und dessen §flohnteil somit gegenüber den Vorgängerbauten sich erheblich nach Osten verschoben hat. Bei einigen Pfosten ließ sich keine eindeutigeZuord- rllrng zu einer der Hausphasen treffen. Ein Teil der Pfosten war gezogen. Im Inneren der Häuser 1-3 wurden im Stallteil ferner eine Reihe von Scherbenpflastern aufgedeckt, bei denen nicht sicher ist, ob es sich um Feuerstellen handelt. Möglichweise war der Stallgang mit Scherbenpflastern ausgelegt, da sich diese in einer langen Reihe erstreckten (Tab. 3). In den Häusern kamen ferner neben zahlreicher Keramik und Tierknochen auch mehrere Webgewichte und ein Mahlstein zu Tage, der in einer der Scherbenpflasterungen lag. Südlich der beschriebenen Häuscr 1-3 lag cin wcitercs \Tohnstallhaus (Haus 4), dcsscn nördliche Längswand und lnr.rcnpfostenrcihc nur irn Schnitt 5 crfasst wurdc. Ln Südprofil dcs Schr-rittcs 5 ist cin zugehöriger Klcifußbodcn ir:r Form cincr Sodcnlagc crfasst. Rot verziegelter Vandlehrn und eine Br:rndschicht zcigcn, dass das Haus abbrannte. Beide Hofplätzc lagcn auf ciner gerneinsamen Hofwurt (Abb. 5). Auch westlich der Hofwurt I kamen Wandrestc cincs Gebäudes zu Tage, die möglicherweise zu einem Kleinbau gehören, der auf einer eigenen Vurt errichtet war. Dieses :rus Flechtu,-änden und dachtragenden Spaltboh1en bestehende Gebäude könnte ein Nebenbau der \(/ohnstallhäuscr auf Hofwurt I gewesen sein. Dieses stand ganz in-r Nordv-esten des Siedlungsareals. Im Zuge des Ausbaus der Hofwurt I wurde der Bereich zwischen bcidcn Wurtcn n-rit Mist aufgefü1lt und mit Kleisoden abgcdeckt. Zwischcn beidcn Bauten wurdc cin Flcchtwerkzaun doppelt gesctzter Staken errichtet. Weitere eingcticftc Spaltbohlen am Rand der erweitcrten Hofwurt I lassen sich nicht zu Baubelunden ergänzen. Auf vergleichende Betrachtungen der Baubefunde sei hier verzichtet, da die Wohnstallhäuser zu den viel- fach im Nordseeküstenraum gut dokumentierten Bauten gehören, wie sie in Dithmarschen in Tiebensee (Mrrrn 2001a, 15 ff.) und Ostermoor (B.tNrrrlt,tNN 1957/58), Tofting in Eiderstedt (B.tNlrI-rrr,rNN 1955) oder auf dcr Fcddersen Wicrdc im Land Wursten (Ha,a.nNacrL 1979) in grolSer Zahl freigelegt wordcn sind. In:r Unterschied zu Tiebensee lagen dic Stalltcilc dcr in Südcrbuscnwurth dokumcnticrtcn FIäuser ausnahmslos im Ostcr-r. Auch besal3cn die Häuser anders als in Tiebcnscc keinc an die Flechtwände angeböschten Sodcnwälle. 6.2.3'üTeitere Befunde Außerhalb der beiden Häuser auf den Hofplätzen I und II kamen mehrere Scherbenpflaster, wohl Herdstcllen oder Abfallhaufen, sowie einige, isoliert stehende Pfosten, Gruben mit Ablaufgräber.r sorvie rnit Mist und Klei verfüllte Gruben zutage. In den Sodenlvall, der de n östlichen Ausbau der Hofwurt I umg;rb, lvaren zwei stark z-crschcrbtc GcfälJe mit Tierknochen eingetieft, r,ermutlich Urnen. An den Schnittgrenzen der Schnitte 1 und 3 wurde im \(estprofil eine im Durchmesser mehr als 5 m 354 Silderbuscn"vurth. Vorbcricht dcr Ausgraburger auf einer \'{rrschensiecllunq dcr Römischcn Kaiserzeit Schcrben flaster Höhe in m 430 429 476 474 475 469 +2,67 +2,60 +2,44 +2,40 625 +2,04 NN ir l)irhmarschen Haus aus 3 Haus 3 FIaus 2 Haus 2 Haus 2 +2,35 +2JA Haus 1 oder Haus 1 2 Tab. 3 Süderbusenwurth (Busenwurth 8), Dithmarschen. Scherbenpflaster. __. ::t: :: :: - tt',:; _- -a:::::t:t:t:--:: "::5,"-.:-"--,i:,-j::*i-." t:a a :_ ._, "cta:aEt:::-a::a:a::tl -*i-::- '-'-->=:--: #,.:'-":'= Abb.6 Süderbusenwurth (Busenwurth 8), Dithmarschen. Luftbild des Schnittes 4/2000 mit östlichem Rand der erweiterten Hofwurt I. Der §Turtausbau mit Mist ist mit einem Sodenwall umgeben, der zu beiden Seiten mit einer Flechrwand eingefasst ist. Foto: Dirk Meier. Süclerbusenwurth. Vorbericht der Ausgrabungcn au{ cincr N{arschensiedlung der Rtirrischen Kaiserzeit in Dithmarschen 355 ffi Abb. Z Südcrbuscnwurth (Busenu,urth 8), Dithmarscl-ren. Blick in clen Schnitt 1/2AAA.In clcr Mitte ist der östlichc Rarrd dcr Flofwurt I mit dem darauf errichteten jüngsten Vohnstalll-raus crkcnnbar. Foto: Dirk Meier. große, mit Klei verfüllte Grube dokumentiert. Am südlichen Rand des Schnittes 3 befand sich eine große, im Verlauf des SH 2 mit Klei verfüllte Viehtränke. Eine weitere große, mit Mist und Klei verfüllte und in den Untergrund eingetiefte Viehtränke kam im Schnitt 6 zutage. Diese wurde von der Hofwurt I und derem'ü/urtenausbau bedeckt (Abb. 5; 9). Das die \(urt umgebene Hofareal fasste um1.49/150 n.Chr. ein Spaltbohlenzaun ein (Abb. 4). Die Errichtung der Zäune erfolgte meist in der §(eise, dass zunächst schmale Gräben ausgehoben wurden, in die man Spaltbohlen einschlug. Einer dieser Zäune wurde im nördlichen Randbereich der heutigen \ü/urt ange- schnitten; dieser reichte bis zum Sodenwall der Hofwurt L An diesen in §7est-Ost Richtung verlaufenden Zaun schlossen in süd-nördlicher Richtung zwei weitere an. Die Errichtung dieses Zaunes erfolgte nach Ausweis der Fälldaten frühestens im §finter desJahres 149/150 n.Chr. Die Breite des umzäunten Areals betrug annähernd 25 m. Nördlich dieser Einfriedungen begrenzte ein weiterer Spaltbohlenzaun das Siedlungsareal. Südlich des von Zäunen eingefassten Hofplatzes I verlief ein §Tirtschaftsweg (Abb. a; Abb. 10). Der 3 m breite, mit Flechtmatten ausgelegte, randlich vermutlich mit Rundhölzern aus Eiche befestigte, in südwest- 356 Siidcrbusens'urth. Vorbericht rlcr Ausgr,rbungen auf einer Marschensiedlung; cler Rämischcn Kaiserzeit in 1)ithmarschcn :a:: rc . Abb.8 Süderbusenwurth (Busenwurth 8), Dithmarschen. Profil Ost des Schnittes 6/2002. Schnitt durch die Hofwurt I mit §Turterhöhungen, Fußböden und Brandschichten dreier übereinander errichteter \üohnstallhäuser. Foto: Dirk Meier. nordöstlicher Richtung verlaufende Wirtschaftsweg erinnert an ähnliche Beispiele von der umfassend freigelegten Feddersen §Tierde in den äußeren Seemar- ren ebenso wie die Fußwege wesentlich schmaler. Die §7ege lagen meist am Rande der §Turtenkerne oder entsprechend ihrem Verwendungszweck oft eine un- \Tierde die Flechtmatten der \(ege durch die ständige Benutzung nur an wenigen Stellen gut erhalten. Diese wurden offenbar zunächst geflochten und dann auf schen des Landes \trursten (HaanNacrL 1979,163 ff; Taf. 145,1). Dort begrenzten ebenso wie in Süderbusenwurth \üege oft die daran gelegenen Besitzstücke. Sie besaßen als Zugang zum Dorf und zu den einzelnen bäuerlichen Betrieben eine große Bedeutung. \[ie Beispiele von der Feddersen \Wierde zeigen, hatten sie terschiedliche Breite. Die Hauptwege, die zum Auftrieb des Viehs oder als Fahrwege genLttzt wurden, waren meist 3,00 bis 3,50 m breit, konnten aber auch noch größere Breiten aufweisen. Die Nebenwege s/a- verliefen in Mulden zwischen einzelnen Gehöfrwurten. Sie zeichneten sich in den Grabungsflächen zunächst durch ein völlig durchmischten Boden ab und traten meist erst erwas tiefer durch die Flechtmattenbedeckung oder durch die Zaunp{osten des Begretzungszaunes klar hervor (ebd. Taf. 143,1). \X/ie in Süderbusenwurth waren auch auf der Feddersen den §7egen verlegt. Dabei verwendete man starke Rundhölzer, um die kräftige Ruten gewunden wur- 357 Süderbusenwurth- \brbericht der Ausgrabungen auf einer Nlarschensiedlung dcr Rirmischcn Kaiscrzcit in Dithm,rrschen S:äF *ä-:=--- >:l::-:€.=, :=:=-==.-E======== : -*€ . - *5:-E==€ = Abb. e Süderbusenwurth (Busenwurth 8), Dithmarschen. §flestlicher Abschluss des \flohnstallhauses auf Hofwurt I und mit Mist verfüllte Viehtränke. Foto: Dirk Meier. den. Die Ruten lagen quer, die RundhalzerTängs zum til/eg. Über den an den Enden teilweise übereinander liegenden Flechtmatten lag eine Decke von Grassoden, die durch den Viehvertritt stark in Mitleidenschaft gezogen war und haufig erneuert oder geflickt werden musste. Zerstörungen richteten auch die §7agen mit ihren Rädern an, die tief in den Untergrund eindrückten. Den abgerissenen alten \Weg in Süderbusenwurth bedeckten geringmächtige Mistaufträge. Darüber wurde ein jüngerer, schlechter erhaltener, etwa 4 m breiter §7eg errichtet, den zu beiden Seiten Flechtwände begleiteten, von denen nur noch der untere Teil 1 der Staken erhalten war (Abb. 10). Der'ü/eg bestand aus einer Kleiabdeckung, die sich zwar im Ost- und Westprofil erkennen lässt, aber in der Fläche nur in Resten verfolgt werden konnte. Bei der weiteren Erhöhung der \(urt wurde der Weg an dieser Stelle aufgegeben. Ein weiterer \(eg lässt sich indirekt am nördlichen Rand der \flurt erahnen. Diesen begrenzte auf beiden Seiten eine Reihe von Spaltbohlen. 6.3 Siedlung shorizont 2 Mit dem SH 2 ensteht durch umfassende ErhöhunAuf- gen mit Klei eine umfassende Gesamtwurt. Diese 3s8 Südcrbuscnp'urth. Vorbericht der Ausgrabungcn auf cincr.Nlarschcnsiedlung cler Rirnrischen Kaiserzcit in Dithmarscheu -€ -i - ;'=§ =: -i1,.-: :*€c-::i=:- : :i .,=.='#= { . :.-.:j= :.:--i>-==:: :_: r=:=:= =.<+ :,. F a.. ".' -' <-i:: =:.. :1=. ' = =,i Abb. 1o Süderbusenwurth (Busenri,-urth 8), Dithrnarschen. N{it Flechtwerkmatten ausgelegter .ü/irtschaftsweg. Foto: Dirk N{eier. träge überdeckten am nördlichen \üurtrand um 150 n.Chr. errichtete Zäune, die die Hofwurt I umgaben. Demnach dürfte die Au{höhung nach der Mitte des 2. Jahrhunderts, spätestens wohl um 200 n.Chr. erfolgt sein. Dabei erfolgte keine isolierte Aufhöhung einzelner Wohnplätze, sondern das gesamte Siedlungsareal wurde um bis zu 0,80 m aufgehöht. Dieser Auftragerfolgte mit Mist, humosem Siedlungsmaterial und vor allem Klei. Der teilweise durch jüngere Gruben und Gräben gestörte Lauiltorizont einer schmalen tiefschwarzen Kulturschicht oder von Kleisodenlagen lag im \flesten auf einem Höhenniveau von NN +3,00 m und fiel nach Osten auf NN +2,00 m, am nördlichen Rand der \(urt auf NN +1,40 m ab. Eindeutige Baubefunde ließen sich dieser Siedlungsphase im Bereich der Grabungsschnitte 1.-6 nicht zuweisen. Zu den eindruckvollsten Befunden gehört ein schacl-rtförmiger, mit Spaltbohien ausgcklcidctcr Brunnen am nords,estlichen Wurtrand, dcr bis in die Grundx,asser führenden Muschellage eingctieft ist. Dic Brur-rner-rsrube wurde nach Ende der Nutzungszeit mit Klci r.crfü1lt (Abb. 11). In'r Schnitt 4 fanden sich mehrere, isolierte Pfosten und Pfostcngruben, Reste von kreisförmig gesetzten Sp,rltbohlcn, cinc runde Ansammlung von Steinen, Grubcn, Gräbcn und cine zisternenrrtige, mit Mist verfüllte runcie Grube. Veitere Gruben und Pfostengruben w-urden in den Profilen des Schnittes 6 angetroffen. Stcllcnwcisc fandcn sich auch Plar-ricrschichten, die auf abgebrannten Bauten schiießen lassen. Im nWestprofil des Schnittes 1 lässt sich die rnit KIei verfülIte Pfostengrube dieser Siedlungsphase zuordnen. Eine mit Mist vcrfü11ter Graben oder Grube Süclerbusenv'urth. \'orbericht cler Ausgrabungen auf cincr Marschcnsiecllunq der Riinrischen K;rjserzeit in Dithmarschcn Abb. 359 11 Süderbusenwurth (Busenwurth 8), Dithmarschen. Schachtbrunnen mit Holzwänden. Foto: Dirk Meier. wurde im Profil Nord des Schnittes 5 erfasst. Im Schnitt 5 deutet der halbrunde Abschluss einer Flecht- wand auf einenZaun hin. Dieser Befund findet aber im Schnitt 6 keine Fortsetzung. allen Schnitten deutlich ausgeprägt und wenn, dann nur in Resten als Planierschicht, seltener als Sodenlagen, erhalten. In einer Planierschicht fanden sich Reste eines Mahlsteins. Nach einer groben Einordnung der kaiserzeitlichen Keramik endet diese Siedlungphase und damit die Besiedlung der kaiserzeitlichen §flurt um 300 n.Chr. Das Fundgut aus den Aufträgen ist teilweise vermischt, neben wenigen Scherben der Römischen Kaiserzeit gehört die Masse der Funde bereits dem Hochmittelalter an. In diese Siedlungsphase fällt ferner die Ein- 6.4 Siedlungshorizont 3 flächen- und Regenwassers gedient haben mögen, sowie verschiedener Gräben und Gruben. An der Basis eines mit Mist verfüllten Grabens lag das Skelett einer Katze. Im \flestprofil des Schnittes 2 ist eine weitere \Tassergrube erfasst. Möglicherweise gehört in diese Phase auch eine kleine, mit Klei zugefüllte Grube. Ein beim Ausbaggern des Schnittes 1 in der Fläche erfasster, bis NN +2,75 m eingetiefter Pfosten deutet auf einen Pfos- tiefung von Mulden, die der Sammlung des Ober- Über den Schichten der Römischen Kaiserzeit erfolgten Aufträge mit Mist durchsetztem, dunkelbraunem Boden und Klei. Diese erreichten im §flestprofil des Schnittes 1 eine Höhe zwischen NN +2,50 bis +3,40 m und im Südprofil des Schnittes 6 von NN +3,50 m. Eine zugehörige Siedlungsschicht ist nicht in 360 tenbau Süderbusenmrth. Vorbericht der Ausgrabungen auf einer Marschensiedlung der Römischen Kaiserzeit in Dithmrschen in dieser Periode hin. Hinweise auf weitere, große Pfostenbauten kamen in den Schnitten 5 und 6 zu' tage. Die verschiedenen Hauspfosten lassen zwei zwei' schiffige, in \(est-Ost Richtung erbaute Häuser vermuten. Zahlreiche Flechtwandstaken, die ebenfalls nahe dieser Häuser dokumentiert wurden, erlauben keine eindeutige Zuordnung. Sie könnten Teile von Zäune gewesen sein. Die \[asserversorgung der hochmittelalterlichen §7urt stellten mehrere Sodenwandbrunnen sicher, die teilweise auch vom SH 4 eingetieft sein mögen. Mit Ausnahme eines Befundes erreichten alle Brunnen die Grundwasser führenden Schichten im IJntergrund. Lediglich der Bau eines Brunnens wurde aufgrund einer zu kleinen Baugrube nicht fortgeführt. Alle genannten Brunnen weisen die typische Bauweise hoch- und spätmittelalterlicher Brunnen mit senkrecht stehenden Soden auf. Der Brunnen besitzt als einziger im unteren Teil zur Aussteifung zwei in 0,70 m Abstand errichtete Holzrahmen und reichte bis in eine Tiefe von NN -0,60 m hinab. Der Bau so vieler Brunnen verdeutlicht, dass die §flasserversorgung ein zentrales Problem der Besiedlung in den Marschen ist. Da die Sodenbrunnen oft zusedimentierten, mussten häufig neue errichtet werden. Auch dürfte jeder Hofplatzüber einen eigenen Brunnen verfügt haben. 6.5 Siedlungshorizont 4 Mit Klei erfolgte im späten Mittelalter (SH 4) eine weitere Aufhöhung der Dorfwurt bis etwa zu ihrer 'heutigen Höhe von bis zu NN +4,80 m. In den Profilen erfasste Pfostengruben deuten an, dass auch im späten Mittelalter noch Pfostenbauten auf der'§üurt standen. Zur Sicherstellung der'§Tasserversorgung der mittelalterlichen \üurt wurden bis in den Untergrund reichende Brunnen errichtet, die mit ihren Baugruben verschiedentlich erfasst wurden. Belegt sind dabei Sodenbrunnen oder Sode. Im lJnterschied zu den Sodenwandbrunnen, die das tWasser aus dem lJntergrund bezogen, dienten die flaschenförmigen Sode dem Auffangen des Regenwassers. Diese waren an der Basis und zu den Seiten mit Sodensetzungen abgedichtet, wie ein Befund im Nordprofil des Schnittes 3 zeigt. Eine weitere muldenförmi ge Eintie f:ur;,g zur §(asserversor gung wurde im Südprofil des Schnittes 3 angeschnitten. Drei mit Klei verfüllte Baugruben - vermutlich von Brunnen - erfassten die Schnittprofile nur randlich. Im Schnitt 2 lag ein mit Klei verfüllter Graben. Je eine weitere Grube wurden im Schnitt 4 und Schnitt 5 dokumentiert. 6.6 Archäologische Funde Neben Tierknochen bildet die Keramik den größten Teil des archäologischen Fundgutes, wobei eine detaillierte Ansprache hier nicht erfolgen kann. Die Masse der im Hauswerk gerfertigten Tonware gehört der Römischen Kaiserzeit an. Nachgewiesen sind vor allem weit- und kleinmündige Töpfe einer groben Gebrauchsware, einige Kümpfe sowie Trichter- und Schulterschalen und Henkeltöpfe, weit seltener Standpokale, die eine Datierung in das l./2. bis 3. Jahrhundert zulassen. Elemente der jüngsten Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit fehlen. Die Feinware der Siedlung weist Verzierungen in Form waagerechter, schräg oder senkrecht verlaufender Riefen, Stiche, Kerben, Striche, Punkte oder Bögen auf. Anzahl und Kombination der Muster sind außerordentlich vielschichtig. Ein ganz erhaltener sog. Eddelaker Topf stammt aus einer Brunnengrube im Schnitt 3. 'Während der SH 1 anhand dendrochronologischer Altersdatierungen zwischen 50 und 150 n.Chr. zeitlich gut fixiert werden kann, liegen für den SH 2 bislang keine naturwissenschaftlichen Altersangaben vor. Somit lässt sich auch der Abbruch der kaiserzeitlichen Besiedlung nur anhand der Keramik daderen. Erst eine genauere Analyse der stratigraphisch geborgenen Tonware wird jedoch eine nähere zeitliche Datierung zulassen. Reste von verbrannten Bruchstücken eines Ofens deuten an, dass die Keramik auf der'§7urt selbst gefertigt wurde, römischer Import wurde nicht nachgewie- in weiteren gut untersuchten Siedlungen des Dithmarscher Küstengebietes, so vor allem in der zwischen Chr" Geb. und 200 n.Chr. datierten Siedlung von Tiebensee (Meren 2001.a,34 ff.) und der zwischen 150 n.Chr. bis an das Ende des 4. Jahrhunderts reichenden §trurt von Haferwisch (Melen 2001.a,56 ff.) in Norderdithmarschen sowie den Marschensiedlungen von Eddelak (NrcrsrN 1989) und Ostermoor (BaNrrrrvrar.w 1957 / 58) in Süderdithmarschen. sen. Entsprechungen findet die Keramik Bruchstücke von Mahlsteinen und ein gut erhaltenes Exemplar zeigen, dass Getreide auf der \(urt zu Brot verarbeitet wurde. Spinnwirtel und §(ebgewichte belegen die Verarbeitung von §7o1le; Schlackereste deuten auf Eisenverarbeitung hin. Ferner ist ein kleines Holzrad erwähnenswert. Horn und Knochen wurden gleichfalls verarbeitet. \Teitere Beachtung verdient ein Dreilagenkamm mit geradem Rücken. Im Mistauftrag Süclerbuserrl urth. \brbcricht tlcr Ausgrebruigen dcr Floflvurt I kam ein Teil eines mcnschlichcn Untcrkiefers zut;1ge. Die rnittelalterliche Keramik, vor allcm harte Graul,ereinzelt auch Stcinzcug, aus den abdechenden r,vare, nem Priel gelegeneq auf Wurtcr.r crrichteter und mit Zäunen eingefasster Virtschaftsbetriebe. Eine dieser F{ofs,urten wurd€ r-oi1ständig lrcigelegt. Die Grabunge n zeigten, dass ,luf der Hofwurt I nache inander z\\.ischen 50 uncl 150 n.Chr. drei \flohnstal1häuser errich- Klciaufträgen der Dorfwurt gehört dcm hohen bis späten Mittclaltcr an. An der Basis eines mittelaltcrii- tet wurden. Die Bauten branntcn chen Sodenbrunnens fand sich ein Vagenrad. (Siedlungshorizcsnt 6.7 -\r chäozo ol o gi s ch e Fuircie Im Rirhmen der Dissertation von R. Witt (2002) cr folgte eine Auswertung des umfangreichen archtic,zoologischer-i Fundm;rterials der Schnitte 1--l der 'ü7urt" \bn insgesamt 3392 Knochen konnten 2865 ticrartlicl-r bestimmt rverden. Davon entstammen 2390 (70,5"h\ dcn Siedlungsschicl-rten de r Römischen Kais- erzeit. Dic lJntcrsuchungen zeigten, dass mit 67,3"/n die Rinderhaltung bei rveitem überwog (\(/trr 2002, 59 ff.). Neben Rindcrn wurden aucl-r Sc1-rafe/Zregen (12,3o/"), Schweine (9,4"/.), Pferdc (9,7"/,) und Ilunde (1,3%) als Nutztiere gehalten. Ferner fandcn sich Knochen von Vildschweinen, Rothirschen, Seehunden, Kleinem und Großem Tümmler, Kleinwalen, Stören, Graugänsen, Graureiher und Stockenten die zcigen, class neben der überrr-iegenden Nutztierhal- tung auch Jagd und Fischf:rng betrieben wurden. Seehund, vcrschiedene \flalarten und Stör belegen das die Siedler auch auf dic Nordsee herausfuhren; Vildschweinen und Rothirschen wurde wohl ,ruf dcr Gccst nachgestellt. Die Jagd nach Zugvögc1n crgänztc das Nahrungsangebot. 7 361 auf eiuer NfarschensieLllung cler Rünrischen Kaiserzeit in 1)ithm:rrschcn . Zusammenfassende Ergebnisse durcl-rschnittlicire Sre dlungsflivcau i):ruf je.,veils ab. Das der Hofw-urt I dem Uferwall iag bei einer Höhe von NN +2,2C rn. die jüngeren Ausbaustadien im Osten n,iesen bei einer Er:höhung der \flohnteile bis um NN +2,80 m niedrigere Stalltciic auf. Die IJäuser- -!varen entsprechencl der l.orhcrrschcr.rden \\rir-rdrichtung mit ihrer Längsseite rr,est-östlich orienticrt, v,'obei die §iohnteile im Vesten lagen. Im Zuge des \\urtcn,rusbaus mit Mist vcrschober-r sich clie Häuser staliri'.irts Richtung Osten. Die bisherigen dcndrochronoiogischen Aitersbestimmungcn des iistlichen Stallendes de s Hauses 3 in dic Jal-rrc urr.r oder nach 53 n.Chr" und 55 n.Chr.. Etwa l0OJahre später nurcle drrs Hofarcal mit cincm Umfassungsz;run umgeben, deren Hölzer tiberwicgcnd im \üinter 146 und 119/159 geschlagen wurden (AbLr. 12). Dic nicdrig gelegenen Marschflächen zwischen den Hofwurten wurden mit Mist geringfügig erhöht, wobci vcrlegtc Kleisoden eine Begel-rungsoi:erfläche schufen. Das Sicdlungsareal durchzogen Gräben, die der Ab- fühmng des Regen- und Oberflächenx.assers dicntcr-r. Die \ü/asservcrsorgung der älterkaiserzeitlichen Sied- lung stellten zwei größere Vichtränken sicher. Ein angeschnittener Flechtweg sowie Reste eincs weiteren mit Klei ausgelegten und mit Flechtzäuncn cingefassten Weges deuien deuten auf breitc. bcfestigte 'Virtschaftsrvege hin, welche die Siedlung durchzogen. Frühestens ab der Mitte dcs 2. Jahrhunderts (Sied- lungshorizont 2) erfolgte eine umfasscndc Erhijhune Nachdem bereits ein 1948 r.on BANTELT\{ANN (1949) angelegter Grabungsscl-rnitt am Rande der Dorfwurt Süderbuscnwurth in-r südlichen Dithir-iarscher Küstengebiet auf Kulturschichten der Römischen Kaiscr- zeit irn unteren Teil der rrittelalterlichen Dorfwurt traf, erfolgte von der Arbeitsgruppe Küstenarchäo1ogie umfangreichere lJntersuchungen. Diesc bildetcn Teil eincs Forschungsprogrelrilns zur cng miteinander verbundenen l,andschaftsentwicklung und Siedlungsgeschichte der Marschen. \flie die Ergebnisse sechs großer, zwischen 1998 und 2002 angelegter Grabungsschnitte im Nord»'esten der Dorfrv'urt zeigen, entstand auf einem nacir Osten hin abfalienden, bis NN +1,80 rn hohen Ufcrwall eine Siedlung, mehrerer an ci- cies Siedlungsareals rnit Mist und Klci bis zu einer Höhe zwischcn NN +2,00 m und NN +3,00 m. Eindeutige Baubefunde ließen sich clieser Phasc nicl-rt zuweisen. Ver:mutlich erhöhte rnan einen Teil dcr Wurt auch ftir die Anlage ...on Ackerbeeten, da die rnit NN +0,80 m nur niedrig aufgelandete Marsch des Urnlan- des häufiger von Salzwasser überschwernlnt gewesen scin dtirftc. Dcr \üasscrvcrsorgung dicntc u.a. cir-r bis in die Grund§'asser führenden Schichten eingetiefter Schachtbrunnen. Die Funde beiegen, dass die Bevölkerung auf der V'urt überr'viegend von Viehhtrltung lebte. Die Auss"rertung clcs arcl-räozoologischen Fundmaterials bc- 362 Süderbuscnü,urth. \'orbericht cler Ausgr;rbungen aul einer Ntarschcnsiccllunq clcr Rirnrischen Kriserzeit iu l)irhnarschen \f,rest*r Osten :.1.I !;i,r-: Nlri Nl'..I +.L{ I n'1 -ü.8m I ,..,,,,,' , .1:':'::1-;'.: 'r. I : Ni*t'.';:;1: Abb. 12 Süderbusenwurth (Busenrvurth 8), Dithmarschen. Idealisierter Schnitt durch clic N4arschensiedlung der Rörnischen K:.riserzeit. Die ältcstcn Höfe entstanden auf einem Ufcrn.all und wurden stalhvärts nach Ostcn hin verlagert. Grafik: Dirk N{eier. legt, dass zt 67,3Y" Rinder und zu 12,37u Sch:rfe und Ziegen auf der tüurt gehalten wllrden. Im H:rusu,erk wurde Volle der Schafe zu Textilien verarbeitet und Leder von Rir-rdern gegerbt. Ebenfalls im Hiruswcrk entst,rnd Kerarnik, sowohl größere VorratsgefäIle a1s rruch bessere Tonwarc. V'ie die Funde von Eiscnschlacken zeigen, wurdc auch Eisen geschmiedct. Dic Virtsch:rftsweise dcr Sicdlung blieb iänd1ich, Tcil' nahme am Fcrr-rhandel ist nicht i:elegt. Rirmischer Imp,-.,rt wtn'dc rrie ht rrachgeu ie:<r'r. Eine Neubesiedlung dcr Wurt erfolgte erst seit clem Mit der mittelaltcrlicl'ren Besiedlung sincl bis zur heutigen Höhe r.on Nt.i- +-{,8C n"i mrichti12. Jahrhundert. gere Klei:rufträge verbunden (Siccllungshorjzonte 3 bis a). Eingegrabene Pfosten großcr zs.-erschiffiger Häuser zeigen, class im ho1-ren \,{ittcl,r1ter (SH 3) noch Pfostenbauten in Busenwurth errichtet r-urclcr-r. Durcl-r dcn Bau grolier Brunnen- r,rn.l Abfallgrubcn sor.vie tiefer Gräben n urden c'lie k:riserzeitlichen Sicc'lI ungsschichterr teil wcisc gcstör't. Süderbusenwurth bildet somit kein char..ikteristisches Beispicl ciner über mehrerc Jahrhunderte besie- delten, kontinuicrlich erhö1-rten Dorfwurt, sondcn.r unter dcn Kleiaufträgen dcs Hoch- und Spätrnittelaltcrs licgt eine in der N1ittc des 1. Jahrhunclcrts ange- legtc Sicdlung, deren Siedlungsareal nach 150 n.Chr. flächenhaft um fast cinen Meter erhöht rvurdc. Vcrrnutlich um 300 n.Cl-rr. erfolgte eine Aufgabe dcs in dcr äußeren Seemarsch gelegenen Siedlungs- und 'fi/irt- schaftsare;rls. Dic hcutrgc Y,urt bewahrt somit unter ihrer Obcrfläche ein 2CCO Jahre :rltes, hervorragcnd konserviertes kulturelles Erbe . Summary In this tlrticie excavations of a Rorlan period settlement in the salt marshcs of the south part of Dit}rmarschen, Schlcswig-Holstein, are represented. The \7urt of Südcrbusenwtlrth belong to a group of largc Dorfwurtcn, which were erected in the first millcnniurr-r AD near tlic medieval dike, which r,vas built around the i2tl' ccntur'\- AD. The Vurten rvere surroundcd during thc first rnillennium AD bi, a salt marsh, thc landrvarcl part of the old marsh ri.as swamp\/ and could c:.rttle grazing. The first houscs in Südcrbusens-urrh §.ere erectecl around 50 AD on a higir bank near a ticlai channel. T1-re Hofnurten were raised n'ith dung and cL.n'. Thr:ee houses, rvhich wcrc shortly crcctecl after ,lnothe r in a tirle bctl.ccn 50 :rnd 150 AD not bc usccl fc,r on a Hofs-urt ,rncl surroundcd br- tences, r,ere docu- mentcd. The laising of the sea lcvcl forced the settlers to raise their Hofwurtcn trfrer 150 AD. Around IOO AD the settlemcnt was ab:rndoned, probablv because salt u,atcr floociing re:rchecl verv often the low iying salt marshcs around the Vurt. During the high Middle ages the Wurt was settled tri.,ice and raiscd u,'ith clar.. Because of the good conserv:rtion of the archacological la,vers the Vurt Südcrbusenwurth belong to rhe important culturai herirage of Dithn-rarsciren. 363 Sli.lcrbusens.urth. Vorbcricht cler Ausgraburger auf eincr \lrrschensiecllun5; dcr Rirnischen Kaiscrzcit in Dithnrarschtn 2OO3: l)crs., Ausgrabungen auf dcr-r mitteialterlichen \flurten Norderbusen\\rllrth u n d Lüt j enbü t- Nlcier Literatur Bantelmanr-r 1949: A. 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Hcft 3, Anschritt cles Vcrfassers: Dirk NIcicr Nordstranclcr Stralle 3 D-257 61\S'esselburen I nte rne t : http / /h o n-re. arc o r. cl e / clr. d irkm : cic r "... tbe sun v:Das darbened by day and tbe moon by night ... there zaas d.istress arnong n1.en ..." - on social and political development in 5'h- to 7th=centlrrf southern Scandinavia Karen Hailund Nielsen, Ärbus . .247 Invading tribes, advancing forests. A witness to the decline of economic activity in Flanders, circa200 AD .. Lwc Van Impe, Ingrid In't Ven, Paul De Paepe, Anton Eruynck G Konjeo Desender, Brussel and Gent Neue Beobachtungen zur Fossa Carolina Karls des Großen ....287 . .307 Rob ert Koch, H erold.sb erg Sächsische Gruppen und Fremde zwischen §7eser und Elbe im ausgehenden Ein Beitrag zur ethnischenZusammensetzung der Bevölkerung. Frie dricb Laux, Bwchbolz 8. Jahrhundert. Frühe Brandgräber aus dem,,spätsächsischen" Friedhof von Halberstadt-\(ehrstedt. Bemerkung en zur Sachsenfrage im östlichen Nordharzvorland Babette Ludouici, Hannover, Friedricb Kunkel, Halberstadt, und Vera Brieske, Münster Süderbusenwurth. Vorbericht der Ausgrabungen auf einer Marschensiedlung der Römischen KaiserzeitinDithmarschen Dirk . . . .317 . . . . . 329 .......343 M eier, We sselburen Lwtz E.v.Padberg, Paderborn Fragment einer -ü/eltanschauung. Goldbrakteaten aus Liebenau, Alexan dra P e s cb, M ünst er Überlegungen zu dem winzigen Überrest eines IK292 . . .377 DieBildurnevonCostedt.... h rist op h R iclt mann, Kr ef ld .C e ...389 e Sächsische, angelsächsische und skandinavische Einflüsse in Mitteldeutschland während T.Jahrhwderts.. des 6.und B erth old S cb midt, H alle / S aale Turned and coopered vessels of wood inLate Roman and Migration period graves in Norway B erglj ot Solb erg, B .....403 . .421 ergen Die angeblich und die tatsächlich frühesten Nennungen des Namens der M atthias Springer, M agde burg Sachsen . . 437 Pearl-edged basins from the Late Roman and Migration Periods in Norway. Spectrochemical elemental analysis of the Norwegian basins and of some related basins from Belgium and Germany... .......457 E.M. Straume, Oslo, H.J. Bollingberg, Copenhagen, and. A.E. Christensen, Oslo Zu einigen Kleinfunden aus der spätsächsischen Siedlung Daerstorf, Ldkr. Wwlf Thieme, Hamburg Harburg The study of Early Medieval markets: are we rewriting the economic history of Middle Anglo-Saxon England? Kat h arina U lm s ch n e id er, O xfor d Cremation in Early Anglo-Saxon England - past, present and future H ozuard Wi[ I iam s, E xeter research . . . . .507 . . .51,7 . . . . .533